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Tagträume und die bittersüße Realität

Trafalgar Law x OC
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Anmerkung zu Yumes Angriffsbezeichnungen: Mizu bedeutet "Wasser", bei dem Rest handelt es sich um eine Bezeichnung einer Technik aus dem Kampfsport Karate. Ich habe sie noch nicht hinsichtlich richtiger Schreibung überprüft, da mir die Zeit dazu fehlte. Bin für Hinweise dankbar und werde das, sobald wie möglich, nachrecherchieren! ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Damit wäre auch diese FF abgeschlossen. Nach so vielen Kapiteln endlich das Ende... kaum zu glauben. Das Schreiben dieser FF hat wirklich unheimlich Spaß gemacht, mehr als alle meine bisherigen FFs davor. Ich hoffe, sie war ebenso spannend zu lesen. An dieser Stelle bedanke ich mich bei allen Lesern und Interessierten! Ihr wart ein tolles Publikum *applause* *Kaffee, Tee und Kekse dalass* ^_^ Komplett anzeigen

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Die Nomadenpiratin Day Yume

Mein Leben war nicht so von Schmerz und Leid geprägt, wie das der Meisten in dieser Welt. Na ja, meine Eltern lebten nicht mehr. Aber das traf auf mehr Menschen in der Welt zu, als mir wahrscheinlich bewusst ist. Irgendwo, in einem der vier Meere oder auf der Grande Line, lebten noch zwei Schwestern von mir, beide jünger als ich. Da sie jedoch nach dem Tod unserer Eltern in verschiedene Pflegefamilien gekommen waren, hatte ich keine Ahnung, wie es ihnen ging oder was sie gerade machten. Geschweige denn, ob sie überhaupt noch am Leben waren. Wir verloren unsere Eltern, da war ich zwölf, Ai war zehn und Chikara war erst sieben Jahre alt. Unser Vater starb bei einem schrecklichen Unfall während seiner Arbeit als Schiffszimmermann, während unsere Mutter, die immer ein schwaches Herz gehabt hatte und seinen Tod einfach nicht verkraften konnte, ihm nur Tage später in den Tod folgte. Der Bürgermeister unseres Städtchens entschied daraufhin, uns Drei auf getrennte Pflegefamilien aufzuteilen. Noch dazu sollten zwei dafür die Insel verlassen. Den Grund dafür nannte er uns nie. Ich kam zu einem Ex-Piraten, der vor etlichen Jahren mit der Liebe seines Lebens ein Café im Stadtzentrum meiner Heimatinsel eröffnet hatte. Also durfte ich bleiben, Ai und Chikara mussten unsere Heimat jedoch verlassen. Das fand ich einfach nur unverständlich, war ich doch die Älteste und Reifste. Außerdem hatte mich mein Vater bereits in Fischmenschenkarate ausgebildet, als ich noch klein war. Mein Vater war ein Meerjungfraumann gewesen, demnach trage ich zur Hälfte die Gene einer Meerjungfrau in mir. Die Genetik hatte es jedoch so vorgesehen, dass ich nicht die äußerlichen Eigenschaften einer Meerjungfrau besaß – also von wegen Fischschwanz und dergleichen – aber ausgesprochen gut und schnell schwimmen konnte und mich gegen Teufelskraftnutzer mit meiner besonderen Verbindung zu Wasser erfolgreich wehren konnte. Diese bestand darin, dass ich das Wasser kontrollieren, es als eine Art Rüstung einsetzen und sogar ein Schwert daraus formen konnte, wenn ich wollte. Ich kombinierte diese Fähigkeit aber meist mit Fischmenschenkarate, das ich als Einzige von meinen Schwestern von meinem Vater erlernen hatte wollen. Als ich dann zu besagtem Ex-Piraten und dessen Frau kam, erzählte der Alte immer wieder von seinem Piratenleben, während er sich volllaufen ließ. Und das machte er fast jeden Tag, rund um die Uhr, während seine Frau – eine herzensgute Seele – das Café im Prinzip allein führte. Er beschränkte sich meistens darauf, die Gäste mit seinen Geschichten je nachdem zu unterhalten, zu langweilen oder zu ängstigen. Ich hatte öfters im Café als Bedienung ausgeholfen und hatte daher sehr schnell begriffen, dass es dennoch hauptsächlich an seiner Ehefrau lag, dass das Café jahrelang von Touristen, Piraten und auch einheimischen Stammgästen regelmäßig und gern besucht wurde. Doch diese Zeiten der Sicherheit, in denen ich den Gesprächen zwischen unterschiedlichsten Cafégästen lauchste und Speisen und Getränke auf einem Tablett von Tisch zu Tisch brachte, waren lange vorbei. Jetzt war ich 23 Jahre alt. Und selbst Piratin. Meine Mission bestand darin, alle Geschichten, die sich in dieser Welt ereignen, zu Papier zu bringen. Und zusätzlich auch fiktive Geschichte niederzuschreiben und sie an andere weiterzugeben. Ich wollte mindestens so berühmt werden, wie der Autor des Buches „Nolan, der Lügner.“ Mit 16 Jahren segelte ich zunächst allein mit einem winzigen Boot, später jedoch merkte ich schnell, dass ich so nicht lange überleben würde. Daher hängte ich mich an die eine oder andere Piratenbande dran, jedoch nur für eine begrenzte Zeit. Dann musste ich meist gehen. Und ich wollte es dann meistens auch. Ansonsten hätten mich meine eigenen Crewmitglieder wahrscheinlich umgebracht. Das war mir schon so oft passiert, dass ich das meist gleich von vorne herein annehme, wenn ich einer neuen Bande beitrat. Um überhaupt so weit zu kommen, wendete ich meist immer dieselbe Strategie an: Ich stahl einige wertvolle Besitztümer und händigte sie ihnen aus. Dann demonstrierte ich meine Fähigkeiten im Kampf und trumpfte zum Schluss noch mit meinem unsagbar großen Wissen über das Piratenleben und die größten Gefahren auf der Grand Line auf. Eine Weile wurde ich dadurch als Vorteil für eine bestimmte Zeit lang gesehen, doch irgendwann wollten sie mich loswerden, weil sie Angst hatten, dass ich sie hintergehen könnte. Stets misstraute man mir. Dabei war es bei einigen Piratenbanden sogar irgendwie mein Wunsch gewesen, als fixes Crewmitglied aufgenommen zu werden. Doch die Welt ist nun mal kompliziert. Wie gesagt, so schlimm steht es nicht um mich. Eigentlich führte ich ein zwar unstetes, aber unabhängiges Leben von allem und jedem und überlebte dank meiner Fähigkeiten einen Tag nach dem anderen. Und dennoch fühlte ich mich oft allein, ungewollt, ausgegrenzt oder sogar verstoßen, je nachdem, wo ich welche Erfahrungen machte. Meine Vergangenheit klammerte sich an mir fest und ließ mich nicht los. Ständig holte sie mich ein, bis ich alle Erinnerungen und schrecklichen Erlebnisse, die mit ihr in Zusammenhang standen, fast nicht mehr ertragen konnte. Und das war die größte Gefahr, der ich zusätzlich zu allen anderen tagtäglich ausgesetzt war.

Anheuern bei den Mugiwaras

Über die Mugiwara no kaizoku oder Strohhutbande existierten die unterschiedlichsten Geschichten. Meistens handelte es sich dabei um Positives, wie etwa Luffys fulminantem Sieg über Sir Crocodile und die damit in Zusammenhang stehende Rettung des Königreichs Alabastas. Als negativen Aspekt dagegen könnte man die Steckbriefe bezeichnen, die inzwischen alle Crewmitglieder besaßen. Auf den Großteil dieser Bande war bereits ein ansehnliches Kopfgeld ausgesetzt worden. Doch für mich war das nicht unbedingt schlecht – immerhin wurde ich ja selbst steckbrieflich gesucht. Mein Kopfgeld betrug 170 Millionen Berry. Außerdem war eine alte Freundin von mir bei den Mugiwara no kaizoku Mitstreiterin geworden: Nico Robin. Ein Pirat, bei dem ich vor einigen Jahren untergekommen war, gehörte zur Baroquefirma und war so weit oben in der Hierarchie, dass Robin selbst sich seiner entledigen musste, als ihr Boss es verlangte. Normalerweise überprüfe ich alle Banden, bei denen ich befristet anheuerte auf Herz und Nieren, um keine bösen Überraschungen zu erleben. Von der Baroquefirma hatte ich zwar im Vorfeld schon etwas gehört, hatte jedoch keine Informationen dazu erlangt, dass ausgerechnet jener Pirat dort Mitglied war. Eines Nacht erledigte Robin als Miss Bloody Sunday die gesamte Crew und mir wurde sofort klar, dass ich sofort verschwinden musste. Doch sie entdeckte mich als letzte noch kampffähige Person auf dem Schiff. Gegen ihre Teufelskraft war ich mit meinen Karatetechniken beinahe machtlos und sie war auch viel zu schnell, als dass ich sie mit Meerwasser hätte außer Gefecht setzen können. Sie hätte mich auf der Stelle töten können, sie hielt mich auch schon im Klammergriff und ich war innerlich auf das Ende vorbereitet. Doch sie tat es nicht. Stattdessen entließ sie mich irgendwann aus ihrer lebensgefährlichen Technik und ich sank schweratmend zu Boden. Natürlich hatte sie mir sämtliche Muskeln verspannt. Gleich darauf hatte sie sich zu mir begeben und mich gefragt, ob wir uns unterhalten wollten. Als ich sie fragte, warum ich ihr vertrauen sollte, nachdem sie mich gerade beinahe umgebracht hätte, lachte sie. „Ich wollte dich schon immer kennenlernen, Nomadenpiratin Day Yume“, erklärte sie mir, „In der einen oder anderen Piratenbande stößt man bereits auf deinen Namen.“ Da ich keine andere Möglichkeit sah, lebend von dem Schiff runterzukommen, ging ich ihrer Bitte nach. Wir erzählten einander von unseren Leben, bis der Morgen anbrach. Es war eine willkommene Abwechslung gewesen, dass sich mal jemand für mich und meine Vergangenheit interessierte. Das Gespräch mit Nico Robin war wirklich erfrischend gewesen und erstaunlicherweise war sie über meine Geschichte genauso geschockt, wie ich über ihre. Uns schien etwas zu verbinden, von dem wir nicht genau wussten, was es war. Irgendwann, noch bevor die Sonne den Horizont komplett erklommen hatte, verließ sie das Schiff und ließ mich am Leben. Zuvor jedoch versprach sie mir noch, dass sie immer für mich da sein würde, wenn ich sie brauchte. Nachdem sie das ausgesprochen hatte, war mir klar, dass sie mir nie wieder etwas Böses tun wollte. Seit jener Nacht waren wir Freundinnen. Und jetzt, Jahre später, nahm ich sie sozusagen beim Wort und fragte bei den Mugiwara no kaizoku um eine befristete Mitgliedschaft an. Der Käpt’n, Monkey D. Luffy, grinste mich gleich übertrieben fröhlich an, nachdem ich ihm meine Bitte vorgetragen hatte. „Ja, klar! Wenn du eine Freundin von Robin bist.“ Das machte mich sogleich stutzig. Wollte der Käpt’n denn gar keine Schätze von mir oder meine Kampfkünste sehen oder mein Wissen über die aktuellen Vorgänge in der Piratenwelt testen? Ich fragte ihn sofort danach. „Was? Schätze?“, rief die Navigatorin Nami erfreut aus und ihre Augen glichen sogleich Berryzeichen. Auf ihre Reaktion hin bekam ich einen Schweißtropfen am Hinterkopf. Luffy jedoch schüttelte nur den Kopf. „Nö, ist nicht notwendig.“ Ehe ich mich versah, hatte Nami ihrem Käpt’n eine Kopfnuss verpasst und ihn ordentlich zusammengestaucht. Ich beobachtete das alles mit verklärter Miene. Da Luffy mich nun offiziell in seine Bande aufgenommen hatte, und eben weil ich mit Robin befreundet war, begegneten mir die anderen Mitglieder gleich von Anfang an erstaunlich freundlich. Sofort durfte ich ins Mädchenzimmer ziehen, mit ihnen am selben Tisch essen und mich frei auf dem Schiff, der Thousand Sunny bewegen. Das waren alles Dinge, die ich bei den Banden, in denen ich bisher untergekommen war, niemals für selbstverständlich nehmen durfte. Die Strohhüte unterschieden sich so sehr von allen Piraten, bei denen ich bisher war. Jeden Tag glänzte das Schiff vor Abenteuerlust und Freundschaft, was mein oft grundlos schweres Herz um so Vieles leichter machte. Zudem war immer etwas los an Bord, Langeweile war hier ein Fremdwort. Einmal backte ich Kuchen mit Smutje Sanji, der sich über die Hilfe in der Küche sehr freute und mir stets Komplimente machte, nur weil ich eine Frau war. Ein anderes Mal half ich Piratenjäger Zoro bei seinem alltäglichen Training. Er bat mich, ihn mit meinen Karatetechniken anzugreifen, die er wiederum mit seinem Drei-Schwerter-Stil bekämpfen wollte. Ich willigte ein und trainierte stundenlang mit ihm. Es machte Spaß, auch wenn es mir irgendwann den Atem raubte und ich völlig nassgeschwitzt war. Auch wenn Zoro stets einen finsteren Blick aufsetzte, und sich jedes Lächeln zu verbeißen schien, bedankte er sich aufrichtig bei mir, als wir das Training beendeten. Die restliche Zeit verbrachte ich mit Lesen und Schreiben an Deck in der Sonne, wobei mir meistens Robin Gesellschaft leistete. Auch mit den restlichen Crewmitgliedern verstand ich mich prächtig und sie schafften es sehr oft, mich zum Lachen zu bringen. So lange war es her, dass ich ohne Grund gelacht hatte. All diese positiven Eindrücke führten dazu, dass ich mich richtig auf all die Abenteuer freute, die ich mit dieser so außergewöhnlichen Bande erleben durfte. Und ebenso freute ich mich, dass sie dabei ein Teil der Erfüllung meines Traumes sein konnten. Ein Teil meiner Geschichte.

Seit einiger Zeit gab es eine Piratenallianz der Strohhutbande mit der Heart-Piraten-Bande. Natürlich hatte ich mich bereits im Vorfeld auch darüber genauestens informiert. Die Heart-Piraten segelten zurzeit einen anderen Kurs, doch bald würden wir uns mit ihnen auf einer verlassenen Insel treffen, um Pläne für eine erneute gemeinsame Mission zu schmieden. Zunächst war mir das noch egal, da mich die herzensguten Strohhüte genug ablenkten, doch kurz bevor dieser Tag gekommen war, wurde ich nachdenklich. Denn ich wusste genau, wem ich bei diesem Treffen zwangsläufig begegnen musste.

Trafalgar Law

Am Strand der verlassenen Insel „Lonesome“ ankerte die Sunny nur wenige Tage später. Wir waren anscheinend vor der Heart-Piraten-Bande eingetroffen, da deren gelbes U-Boot noch nicht zu sehen war. Daher wurde beschlossen, erst einmal die Insel zu erkunden und die Vorräte aufzustocken. Bevor es losging, schnappte mir meinen kleinen, schwarz-rot karierten Rucksack, packte das Nötigste ein und verließ mit Sanji, Nami und Chopper das Schiff. Auch Luffy wollte sich natürlich sogleich auf der Insel umsehen und war vor uns losgestürmt. Mit verständnislosem Kopfschütteln hatte Nami daraufhin erklärt, dass er das bei so ziemlich jeder Insel tat und sie dadurch auch schon öfters in Schwierigkeiten gebracht hatte. Zoro, Usoppu, Robin, Franky und Brook wollten vorerst auf dem Schiff bleiben und sich dann später umsehen. Unsere kleine Gruppe machte sich also auf den Weg. Während Sanji nach Proviant suchte, wollte Nami die Insel vermessen und eine Karte davon anfertigen und Chopper sah seine Aufgabe natürlich darin, Heilpflanzen für diverse medizinische Verwendungen aufzuspüren. Ich machte mir Notizen über das Aussehen der Insel, da ich sie später vielleicht in meine Geschichte über meine Abenteuer mit den Mugiwara no kaizoku einbauen wollte. Auf unserer Wanderung blieben wir immer wieder aus den verschiedenen Gründen stehen, etwa weil Nami etwas vermessen oder Sanji und Chopper eine Pflanze oder ein Tier genauer unter die Lupe nehmen wollten. Doch das störte mich nicht weiter. Im Gegenteil, ich freute mich sogar, weil ich ihnen bei ihren Aufgaben behilflich sein und somit etwas Dankbarkeit für die Aufnahme in ihre Bande zeigen konnte. Die Insel „Lonesome“ bestand aus einem spärlichen Wald mit niedrigen Bäumen und teilweise sogar ganz kahlen Büschen. Es trieben sich nur wenige Vögel und einiges an Kleingetier herum, ansonsten wurde die Insel jedoch ihrem Namen gerecht: Sie war absolut verlassen. Und auch winzig. Früher, als ich angenommen hatte, befanden wir uns am Strand auf der anderen Seite. „Interessant“, murmelte Nami und trug etwas in ihr Notizbuch ein. „Namilein, du siehst sooo toll aus, wenn du dir Sachen notierst“, fing Sanji sofort an zu schwärmen und seine Augen verwandelten sich prompt in rosa Herzchen. Da blieb mir nichts anderes übrig, als meine zu verdrehen. So sehr ich Sanji inzwischen mochte: Seine Schwärmereien waren nur bedingt zu ertragen. Auch Chopper drehte neugierig den Kopf von einer Richtung in die andere und sah sich neugierig um. Zwei Riesenschildkröten trotteten gerade aus dem Meer, wohl um nach ihren Eiern zu sehen. Ein leichter Wind wehte vom Meer her und ein paar Möwen kreisten um die gleißende Sonne, sonst war es ziemlich ruhig um uns. Plötzlich hörten wir jedoch jemanden unsere Namen rufen. „Saaanjiii! Naaamiii! Chooopper! Yuuumeee!“ Ich wendte mich sofort in die Richtung, aus der die Rufe gekommen waren und sah gleich Luffy auf uns zu stürmen. Mit einem Mal dehnte er seinen Arm und katapultierte sich regelrecht zu uns hin. Er hatte wohl in genau entgegengesetzter Richtung die Insel umrundet und war gerade erst auf uns gestoßen. „Tra und seine Bande sind da!“, berichtet er begeistert, als er sich erhob und sich den Sand von der Kleidung klopfte. Er hatte wohl seine Dehnkraft etwas unterschätzt und war recht unsanft im Sand gelandet. Aber sofort rappelte er sich wieder hoch und grinste uns an. „Alles klar“, antwortete Nami ihm und steckte ihr Notizbuch zu den anderen Sachen, die Sanji schon die längste Zeit für sie getragen hatte. Und das neben dem Proviant, den er bereits auf der Insel gefunden hatte! Dieser Mann war wirklich ein Gentleman. Wir machten uns auf dem Rückweg und je näher wir der Sunny kamen, desto mehr verfiel mein Körper in eine Art Anspannung. Auch mein Herzschlag beschleunigte sich leicht. Gleich würden wir einander gegenüberstehen.

Er verschwendete keine Zeit. Kaum waren Luffy, Sanji, Nami, Chopper und ich zur Thousand Sunny zurückgekehrt und hatten unsere Sachen verstaut, war er an Deck seines U-Bootes aufgetaucht. Seine weiße Pelzkappe mit den braunen Flecken warf einen Schatten auf sein Gesicht, sodass nicht zu erkennen war, was er gerade für einen Gesichtsausdruck hatte. Als ich ihn so sah, steigerte sich meine Anspannung noch mehr und lähmte mich förmlich. „O mein Gott“, schoss es mir durch den Kopf. Alle Strohhutpiraten näherten sich schließlich der Reling, die seinem Standort auf seinem Schiff am nächsten war. Ich aber blieb wie angewurzelt stehen, auch, als schon fast alle an mir vorbeigegangen waren. Stocksteif verharrte ich auf meiner Position ein paar Meter hinter der Reling. „Kommst du auch mal?“, zischte Zoro plötzlich im Vorbeigehen in mein Ohr und ich zuckte zusammen. Manchmal erschreckte mich der Schwertkämpfer, wenn er sich so lautlos an mich heranschlich. Normalerweise bemerkte ich nämlich, wenn sich mir jemand auf diese Art und Weise näherte. Doch seit einigen Tagen war ich etwas unkonzentriert und unerklärlich müde, weshalb er mich auch dieses Mal erschreckt hatte. Es hatte es jedoch etwas Gutes, denn ich konnte mich plötzlich wieder bewegen. Rasch stellte ich mich zu den anderen und spürte sofort einen fragenden Blick von Robin, die sich neben mir befand. Gerade wollte ich ihr einen Blick zuwerfen und ihr signalisieren, dass alles in Ordnung war, doch dann wurde ich gleich abgelenkt. Beinahe geräuschlos war Trafalgar Law, Käpt’n der Heart-Piraten-Bande, auf der Sunny gelandet. Er musste eben erst von seinem U-Boot gesprungen sein. Als er sich wieder aufrichtete, konnte ich zum ersten Mal in sein Gesicht sehen. Ein kühler, berechnender Blick. Genauso, wie ich ihn in Erinnerung hatte. „Mugiwara-ya“, begrüßte Law meinen derzeitigen Käpt‘n, „sind allen alle Einzelheiten unserer Mission klar?“ „Ja, Tra, alles klar“, erwiderte Luffy mit einem breiten Grinsen und verschränkten Armen, woraufhin Law kurz nickte. Dann ließ er seinen Blick umherschweifen, wohl um zu sehen, ob alle Strohhüte den Plan ebenso verstanden hatten. An mir blieb sein Blick jedoch länger haften. Auf der Stelle. „Wer ist das?“, fragte er kalt und mit einem Kopfnicken in meine Richtung. „Ich bin Day Yume, Nomadenpiratin“, antwortete ich ihm mit fester Stimme, obwohl sich in mir nach wie vor Sämtliches in Unruhe befand, „Ich bin gegenwärtig Mitglied der Mugiwara no kaizoku wurde von Luffy und den anderen bereits eingeweiht. Zuerst erfolgt ein dreitägiges Kampftraining hier auf Lonesome, bis der Logport aufgeladen ist. Alles Weitere ist für mich erst danach relevant.“ Für einen ganz kleinen Augenblick blitzte ein vielsagender Ausdruck in Laws dunklen, gefährlichen Augen auf. Zu kurz, als dass ihn jemand außer mir hatte bemerken können. Da war ich mir ganz sicher. Doch innerhalb einer Sekunde hatte er sein Pokerface zurückerlangt. „Sie wird uns also beim Kampf unterstützen, Mugiwara-ya?“ Obwohl er die Frage an Luffy richtete, starrte er immer noch mich an. Klitzkleine Schweißperlen bildeten sich auf meine Stirn. „Das wird sie. Sie ist eine super Kämpferin!“ Wäre ich von Trafalgar Laws Präsenz nicht so abgelenkt gewesen, wäre ich jetzt sich rot geworden. Es gefiel mir mehr, als ich mir eingestehen wollte, wenn jemand meine kämpferischen Fähigkeiten schätzte. Wieder nickte Law kurz und schritt dann ohne ein weiteres Wort wieder auf die Reling zu. Erst jetzt bemerkte ich, dass seine Bande sich auf der „Death“, wie sich ihr Schiff nannte, versammelt hatten. Sie hatten wohl das Gespräch zwischen den beiden Kapitänen mitverfolgen wollen. Wahrscheinlich hatte Law unter seinem Federkragenpulli eine Teleschnecke getragen und diese auf Empfang geschaltet. Anders konnte ich mir nicht erklären, wie sie von ihrem Deck aus das Gespräch hatten hören können. Der „Chirurg des Todes“, sie Law auch genannt wurde, hob im Vorbeigehen ein kleines Stück Holz vom Deck der Thousand Sunny auf. Gekonnt warf er es auf das Deck seines Schiffes und wartete, bis es mit einem dumpfen Laut an Deck gelandet war. Dann streckte er drei Finger seiner rechten Hand aus und sagte vernehmlich: „Room.“ Eine durchsichtige Membran bildete sich um die beiden Schiffe. Obwohl ich Laws Teufelskräfte kannte, jagte es mir einen Schauer über den Rücken, seinen „Operationssaal“ live und in Farbe vor mir zu sehen. „Shambles.“ Noch bevor ich es realisiert hatte, tauschten das Holzstück und Law den Platz und es fiel ein paar Meter vor mir klappernd zu Boden.

Nächtlicher Besuch

„Was war das denn?“, fragte mich Robin am Abend, als wir uns im außergewöhnlich geräumigen und wunderschön eingerichteten Badezimmer für ein gemeinsames Bad trafen. Ich badete oft allein, manchmal jedoch leisteten mir Nami oder Robin oder auch beide weiblichen Crewmitglieder Gesellschaft. Dieses Mal war ich ganz sicher, dass Robin hauptsächlich deswegen mitgekommen war, um mich zu meiner angespannten Haltung gegenüber Law zu befragen. „Was war was?“, fragte ich vorsichtig nach, obwohl ich bereits wusste, was jetzt kommen würde. „Du und Tra-kun. Kennt ihr euch?“ Es war sinnlos, Nico Robin anzulügen. Diese Frau war nicht zu täuschen. Das war mir schon nach unserer stundenlangen Unterhaltung damals klar gewesen. „Ja. Nein. Es… ist kompliziert.“ Inzwischen war der Schaum in der Badewanne bis zum Rand gestiegen und wir entledigten uns unserer Bademäntel und ließen uns in das heiße, dampfende Wasser gleiten. Ich nahm einen tiefen Atemzug, da ich heißes Wasser sehr mochte und mich sofort ein wenig entspannte. „Darf ich fragen, wie ihr euch kennengelernt habt?“, hakte die Archäologin sofort nach, kaum dass wir in der Badewanne saßen. Unangenehm berührt blickte ich zur Seinte. Ich konnte ihr nicht ins Gesicht sehen, nachdem sie mir diese gefürchtete Frage gestellt hatte. Es drängte sich mir sogar in jenem Moment die Befürchtung auf, dass mir bald die gesamte Strohhutbande diese Frage stellen würde. Doch dieser Gedanke wurde sogleich von unzähligen Erinnerungen verdrängt. Erinnerungen an meine erste Begegnung mit dem Chirurg des Todes. Schon vor einer Ewigkeit hatte ich mir geschworen, nicht mehr an diese Zeit zu denken. Jetzt aber schossen all diese Bilder von damals gleichzeitig in meinen Kopf und bewirkten sogar ein leichtes Schwindelgefühl. „Darüber möchte ich nicht reden“, antwortete ich schließlich entschlossener, als ich tatsächlich war und konnte meine Freundin erst dann wieder ansehen. Robin respektierte meine Antwort sofort und wollte stattdessen wissen, wie es mir in all den Jahren, in denen wir beide uns nicht gesehen hatten, so ergangen war. Darüber zu erzählen fiel mir wesentlich leichter und so begannen wir wieder einmal eine lange Unterhaltung. Wir befanden uns noch im Austausch, als Nami sich überraschenderweise zu uns gesellte und sich an unserem Gespräch beteiligte. „Ach, du bist aus dem North Blue? Da kommt Sanji auch her!“, sagte die Navigatorin interressiert, als ich ihr den Ort meiner Herkunft verraten hatte. „Wirklich? Interessant“, erwiderte ich, war jedoch mit den Gedanken ganz woanders. Ich fragte mich zunächst für den Bruchteil einer Sekunde, von welcher Insel im North Blue der Smutje genau stammte. Aber ich behielt die Frage letztendlich für mich. Im Laufe der Unterhaltung glitten meine Gedanken ständig weg vom Gespächsthema und blieben immer wieder an Trafalgar Law hängen. Zunächst an seinem kalten, berechnenden Gesichtsausdruck. So musste er beinahe alle in seiner Umgebung ansehen, außer vielleicht seinen eigenen Crewmitgliedern. Dafür war der Chirurg des Todes berühmtberüchtigt. Sein Pokerface, der er für den Bruchteil einer Sekunde verlor, als er mich erblickt hatte. Was war in diesem Moment nur in seinem Kopf vorgegangen? Schon damals war es für mich schwer gewesen, seine Absichten zu durchschauen. Er war noch genauso undurchschaubar, wie bei unserer ersten und bisher einzigen Begegnung. Und das machte es unmöglich für mich, ihn wieder aus meinem Gedächtnis zu streichen, zumal ich ihn jetzt für einige Zeit ständig um mich haben würde.

Es war die erste Nacht auf der Thousand Sunny, in der ich nicht schlafen konnte. Egal, wie sehr ich es versuchte, ich fand den Weg ins Land der Träume einfach nicht. „Komisch“, dachte ich und warf mich resigniert auf den Rücken, „Wo ich doch „Yume“ heiße, was ja „Traum“ bedeutet. Na ja, was soll’s. Vielleicht hilft ja ein mitternächtlicher Kräutertee.“ Mit dem Entschluss, einen Beruhigungstee in der Kombüse zu trinken schwang ich mich aus dem Bett. Ich hoffte, dass ich danach endlich einschlafen konnte. Immerhin stand mir in den nächsten Tagen hartes Kampftraining bevor. Und ich fühlte mich in letzter Zeit nicht so stark, wie ich mich fühlen sollte. Daher war ein guter Schlaf für mich umso wichtiger. Leise, um die anderen beiden Frauen nicht zu wecken, tappte ich zu dem Stuhl, über dem tagsüber getragene meine Kleidung hing. Ich zog mir schwarze Shorts an und warf ein langärmliges, schwarz-violett kariertes Hemd über mein schwarzes Schlaftop. Da es sich bei „Lonesome“ um eine Sommerinsel handelte und gerade auch noch Sommer war, herrschten auch in der Nacht recht warme Temperaturen vor. Daher entschied ich mich auch, barfuß in die Kombüse zu gehen. Das war für mich nichts Ungewöhnliches, lief ich tagsüber auch oft ohne Schuhe herum. Als ich an Deck trat, meldete sich jedoch meine über Jahre trainierte Übervorsichtigkeit. Ich musste einfach überprüfen, ob alles in Ordnung war. So flink ich konnte, umrundete ich einmal das Deck. Dabei entdeckte ich Usoppu, der für die Nachtwache eingeteilt war und an einem unauffälligen Punkt des Schiffs vor sich hinträumte. Lächelnd schlich ich mich an ihm vorbei. Wahrscheinlich war er stundenlang in Panik herumgewandert und dann irgendwann vor Erschöpfung eingeschlafen. So gut kannte ich den Scharfschützen inzwischen, dass ich mir erklären konnte, warum er an die Reling gelehnt an einem relativ geschützten Platz vor sich hinträumte. Als Letztes auf meiner Patrouille an dem Teil des Schiffes vorbei, der an das U-Boot der Heart-Piraten grenzte. Sein U-Boot. Laws U-Boot. Käpt‘n Laws U-Boot. Käpt‘n Trafalgar Laws U-Boot. Sein Name setzte sich aus diesen Bausteinen in meinem Gehirn zusammen und löste in mir noch mehr Unruhe aus. Langsam begann ich mich zu fragen, ob ich überhaupt je wieder schlafen könnte. Die Anwesenheit dieses Mannes setzte mich ständig unter Anspannung. Und dafür musste er anscheinend nicht einmal in unmittelbarer Nähe sein. Mit einem Mal mischte sich ein anderes, unangenehmes Gefühl unter meine Aufregung, das ich nur zu gut kannte. Jemand schlich sich von hinten an mich ran. Im Laufe der Jahre hatte ich dahingehend einen Instinkt entwickelt, da ansonsten meine Überlebenschancen drastischen gesunken wären. Und zwar mit jedem Mal, in dem mir das passiert war. Ich streckte langsam die Finger meiner rechten Hand nach vorne über die Reling. Daraufhin schlängelte sich das Meerwasser unter mir zu meiner Hand hinauf. Es umschloss meine Hand wie einen Handschuh. Kaum war ich mit dieser Prozedur fertig, hörte ich auch schon die Schritte des vermeintlichen Feindes. Ohne zu zögern begab ich mich in Kampfposition. Als ich den Gegner nahe genug wähnte, zog ich meine Faust zurück und holte aus. „Mizu Oitsuki!“ Es dauerte nicht lange, da stieß ich auf einen harten, metallenen Gegenstand. Ein menschlicher Körper war das auf keinen Fall. „Verdammt“, stieß ich leise zwischen den Zähnen hervor und zog meine Faust zurück. „An eine Piratentochter kann man sich wohl nie heranschleichen.“, sprach mein Gegenüber mit einem Mal mit gedämpfter Stimme. Dennoch erkannte ich sie sofort. Aus Gewohnheit stöhnte ich verächtlich und verließ meine Kampfposition. „Tochter eines Ex-Piraten. Wie oft muss ich dir das denn noch erklären?“ Mit einer eleganten Bewegung steckte Trafalgar Law sein Schwert weg. Mit Diesem schien er meinen Angriff gekonnt geblockt zu haben. Er trat näher an mich heran, bis wir nur noch wenige Schritte voneinander entfernt waren. „Ich bin froh, dass ich das überhaupt noch hören kann.“, antwortete er emotionslos. Dann herrschte Stille. Seine Worte bewegten etwas in mir. Ich wusste nicht, ob das positiv oder negativ war. Um uns herum schien daraufhin alles stehen zu bleiben. Nur die leichte Meeresbrise fühlte ich auf meiner Haut, wie sie durch meine langen, blonden Locken und mein offenes Hemd fuhr. Ebenso versetzte sie seinen langen schwarzen Mantel in Schwingungen. Im fahlen Mondlicht glänzten sein Brust- und Bauchmuskeln. Er war unverkennbar der starke Piratenkapitän von damals. Wenn er nicht inzwischen seine eigene Stärke schon bei weitem übertraf. „Es ist schön, dich wiederzusehen“, sagte ich endlich, als ich die Stille um uns nicht mehr ertragen konnte. Ich liebte die Stille. Aber irgendwann wurde sie mir zu viel. Anstatt zu antworten griff Law sich an seine weiße Pelzkappe. Bei unserer ersten Begegnung hatte er noch einen Hut in derselben Farbe und mit denselben braunen Flecken getragen. Ich fand jedoch, dass ihm die Kappenversion noch besser stand. Wir verharrten eine Weile in der Finsternis. Der Mond stellte die einzige Lichtquelle dar und tauchte alles um uns in schemenhafte Umrisse. Ich hatte sofort bemerkt, dass sich jemand aufs Schiff geschlichen hatte. Nur hatte ich nicht gleich begriffen, dass es sich dabei um Law gehandelt hatte. Hatte ich nicht kurz davor noch intensiv an ihn gedacht? Dieser Gedanke durchfuhr mich wie ein Blitz und ich schaffte es nur mit Mühe, ihn wieder bei Seite zu schieben. Ich hatte gedacht, wir würden uns nie wieder sehen. Und jetzt stand er vor mir, nach all den Jahren, unverändert und doch anders. Ich dagegen hatte mich nicht geändert. Wusste er das? Erwartete er, das Mädchen zu treffen, das er damals getroffen hatte? So viele Fragen und doch schaffte ich es nicht, auch nur eine davon auszusprechen. Nach einer Weile ließ ich mich auf dem Boden nieder, da mich das Herumstehen langsam anstrengte. Ich hoffte inständig, dass diese Schwäche wieder weggehen würde. Etwas Schlaf hätte mir eindeutig gutgetan, zumal ich nicht ganz auf den Beinen war. Aber wenigstens schaffte ich es einigermaßen, mir die Müdigkeit nicht anmerken zu lassen. Es kam nicht infrage, vor Trafalgar Law Schwäche zu zeigen. Er setzte sich ebenfalls hin und stütze den Arm, der sein Schwert hielt, auf sein Knie. Noch immer sagte er nichts. Ich war ein Mensch, der zwar nicht nonstop redete, doch auch Schweigen nur begrenzt ertragen konnte. Wenn ich etwas zu sagen hatte, dann sprach ich es auch aus. Es bei mir zu behalten, tat mir irgendwann weh. Wahrscheinlich, weil ich bereits so Vieles für mich behalten musste. „Wie geht es dir so?“, fragte ich schließlich, als ich die Stille nicht mehr aushielt. „Kann mich nicht beklagen.“, kam die Antwort prompt. „Eine tolle Crew hast du“, versuchte ich mich an einem Kompliment, gespannt, wie er darauf wohl reagieren würde. „Scheint so“, meinte er achselzuckend. „Wie kam es zur Allianz mit den Strohhüten?“ Obwohl ich die Antwort bereits aus der Zeitung und auch aus den Erzählungen der Mugiwara no kaizoku selbst kannte, musste ich einfach seine Version der Geschichte erfahren. Wir beide wären uns vielleicht nie wieder begegnet, hätten seine Bande und die Strohhüte sich nicht zusammengetan. „Vor zwei Jahren hab ich Mugiwara-ya das Leben gerettet. Danach haben wir die Allianz gegründet, um Kaidou zu besiegen. Doch zuvor müssen wir noch einige Informationen von einem Piraten einholen, der Kaidous Befehle ausführt. Sein Name ist One Eye.“ Ich hatte schon von One Eye gehört. Seine Bande bestand hauptsächlich aus Teufelskraftnutzern und kaltblütigen Schwert- und Messerkämpfern, sowie ein paar Nahkampfspezialisten. Die One-Eye-Piraten besaßen allesamt eine unheimliche Stärke, weshalb Law und Luffy (oder wohl eher Nami) entschieden hatten, vorab auf „Lonesome“ zu trainieren, bevor es zum Kampf kam. Eine kluge Entscheidung, wie ich fand. „Und wie willst du an die Informationen rankommen? Ich nehme nicht an, dass One Eye sie dir auf dem Silbertablett servieren wird“, neckte ich ihn, einfach um zu testen, wie er darauf reagieren würde. Ich wusste so Vieles über ihn und kannte ihn doch nicht. Daher spielte ich ein bisschen mit ihm. Er stieg sofort darauf ein. Langsam sah er zum Himmel, wodurch das Mondlicht sich in seinen grauen, kalten Augen widerspiegelte. „Wenn’s sein muss, mit Gewalt.“ Als er dann wieder mich anblickte, erkannte ich unverkennbare Tötungslust in seinen Augen. „Natürlich“, erwiderte ich verächtlich, sagte dann aber nichts mehr. Trotz seiner unheimlichen Aura klang seine Stimme ruhig und angenehm. Wie ich sie in Erinnerung hatte. Von ihm hatte ich jedoch auch gelernt, dass es manchmal guttat, keine sinnlosen Unterhaltungen zu führen und einfach die Ruhe zu genießen. So viel Kühle, Berechenbarkeit und Tötungslust ihn auch umgab – unter all dem schlug ein warmes Herz. Das musste er mir nicht mehr zeigen, denn er hatte das bereits getan. Bei unserer ersten Begegnung. Zudem glaubte ich, dass er an mir mochte, dass ich sowohl reden, als auch schweigen konnte. Oder zumindest störte es ihn nie, wenn ich die Stille durchbrach. Nach einiger Zeit erhob er sich wieder, elegant und beinahe lautlos. „Ich verschwinde jetzt. Du solltest schlafen. Morgen trainieren wir alle den ganzen Tag.“ „Ich werde es versuchen“, gab ich ironisch zurück und stand ebenfalls auf. Die Atmosphäre spannte sich zum Zerreißen. Ich hatte das Gefühl, dass gleich irgendetwas in unserer Nähe explodieren würde – auch wenn das völlig absurd war. Obwohl er gerade meinte, er würde jetzt gehen, bewegte Law sich nicht von der Stelle. Und ich auch nicht. Wir standen uns gegenüber, beschienen vom weißen Mondlicht, umringt vom Meeresplätschern und den Geräuschen einiger nachtaktiver Tiere auf der Insel. Doch wir selbst hüllten einander in Schweigen. „Wie immer“, dachte ich, obwohl wir uns erst zweimal im Leben gesehen hatten. Es hatte so etwas Vertrautes und Tröstliches für mich, dass ich mir fast wünschte, dass dieser Moment nie enden würde. Seine Präsenz beschleunigte meinen Herzschlag und verlangsamte ihn kurz darauf wieder. Ohne, dass ich etwas dagegen tun konnte, lächelte ich in die Finsternis. Ich hatte keine Ahnung, welche Art Lächeln es war. Doch er erwiderte dieses Lächeln. Sehen konnte ich das zwar nur schwer, weil der Mond die einzige Lichtquelle darstellte. Doch ich konnte es fühlen. Mit meinem ganzen Körper. Das Nächste, woran ich mich erinnerte, waren die kalten Metallstreben der Reling, die ich durch Hemd und Schlaftop auf meinem Rücken spürte.

Was?

Als ich wieder erwachte, lag ich in meinem Bett im Mädchenzimmer. Franky hatte es nach meiner Ankunft für mich gebaut und es an die gegenüberliegende Wand zu Namis und Robins Bett gestellt. Abrupt setzte ich mich auf. War ich nicht an Deck gewesen und hatte mich an die Reling gelehnt? Nachdem ich Law in der Nacht begegnet war und wir uns lange angeschwiegen hatten? Ich brauchte eine wenig, um meine Gedanken zu ordnen. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, doch irgendwann begriff ich, was passiert sein musste. Nach unserem Treffen war ich wohl an die Reling gelehnt vor Erschöpfung eingeschlafen und Law hatte mich in mein Bett getragen. Ja, so musste ich gewesen sein. Froh darüber, mir selbst den Sachverhalt erklären zu haben, schwang meine Beine über die Bettkante. Erst dann durchfuhr mich die Erkenntnis. Trafalgar Law hatte mich in mein Bett getragen. Und ich konnte mich daran nicht erinnern. Erschrocken blickte ich an mir herab. Ich trug immer noch die Shorts, die ich mir übergezogen hatte. Normalerweise schlief ich bei sommerlichen Temperaturen ohne Shorts nur in einem Top. Mein Hemd, das ich mir in der Nacht übergestreift hatte, hing über meinem Kleidungsstuhl. Also musste er mir das Hemd noch ausgezogen haben, jedoch nicht die Hose, weil er ja nicht wissen konnte, dass ich ohne Hose schlief. Mal abgesehen davon, dass das äußerst bedenklich gewesen wäre. Diesen Gedanken verdrängte ich sofort und bekam stattdessen eine Art schlechtes Gewissen. Law hatte sich schon wieder um mich gekümmert. Nach all der Zeit, die inzwischen vergangen war. Zwar fühlte ich mich nicht hilflos wie damals, aber es machte mich ein bisschen wütend. Auf mich selbst. Solange war ich ohne die Hilfe des Chirurgs des Todes ausgekommen und jetzt sollte es wieder so sein wie vor sieben Jahren?! Das konnte doch nicht wahr sein! Ich war so mit mir selbst beschäftigt, dass ich erst jetzt registrierte, dass Namis und Robins Bett leer war. Wahrscheinlich hatte ich extrem lange geschlafen und die beiden waren vor mir aufgestanden. Das wunderte mich wiederum gar nicht, war ich doch über die Hälfte der Nacht wach gewesen. Die Wut verstärkte sich, als mir klar wurde, dass Law mich berührt und ich nicht davon mitbekommen hatte. Wieso mich das wütend machte, konnte ich allerdings nicht bestimmen. Offensichtlich hatte er keine krummen Sachen mit mir gemacht, sondern mich einfach nur in mein Bett gelegt. „Egal. Lass dich nicht von ihm ablenken, Yume!“, rief ich mich selbst zur Ordnung. Ich wechselte von meinem schwarzen Schlaftop in ein smaragdgrünes Top mit einer violetten Gitarre drauf und band meine Haare, aufgrund ihrer morgendlichen Unordentlichkeit, zu einem Pferdeschwanz zusammen. Da ich auf der Thousand Sunny oft barfuß unterwegs war und es draußen bestimmt unerträglich heiß war, verzichtete ich auf Schuhe. Die schwarzen Shorts tauschte ich gegen abgeschnittene, dunkelblaue Jeans. Nachdem ich mir die Zähne im Bad geputzt und mich ein wenig frisch gemacht hatte, suchte ich die Kombüse auf. Dort schien gerade eine detaillierte Lagebesprechung zwischen den Strohhut- und den Heart-Piraten stattzufinden. Neben den Mugiwara no kaizouku befanden sich auch alle sechzehn Mitglieder der Heart-Piratenbande im Raum. Ich kannte jedoch außer Law nur vier beim Namen. Der Käpt’n der Heart-Piraten saß auf der Tischseite an der linken Seite des Eingangs und stopfte sich gerade einen Nigiri in den Mund, als ich eintrat. „Ach ja, er mag ja kein Brot“, erinnerte ich mich und setzte mich auf einen freien Platz, der ausgerechnet gegenüber von Law war. Ich unterließ es, die anderen in ihrer regen Besprechung zu stören und verzichtete daher auf eine Begrüßung. Luffy war gerade dabei, sich sämtliches Essen auf dem Tisch einzuverleiben und nuschelte mit vollem Mund etwas, dass wohl „Guten Morgen, Yume“ heißen sollte. Alle anderen hatten mein Eintreten zwar registriert, fuhren jedoch mit der Besprechung fort. Wortlos, jedoch mit einem übertriebenen Lächeln servierte mir Sanji wenig später in geübter Manier grünen Tee und Pancakes mit Schokosirup. Mein Lieblingsfrühstück. Da er sich besonders um die weiblichen Crewmitglieder kümmerte, hatte er auch binnen kürzester Zeit erfahren, was ich am liebsten zu essen hatte. Mir huschte ein Lächeln übers Gesicht, als ich die Pancakes probierte. Während ich schweigend mein Frühstück genoss, lauschte ich gespannt dem Gespräch am Tisch. „Also, wie Tra und ich ermitteln konnten, steht One Eye einer relativ großen Bande vor, die unter Kaidous Herrschaft steht“, fasste Nami zusammen und wies auf eine weiße Tafel, die wohl eigens für die Lagebesprechung aufgestellt worden war. „Und unsere Aufgabe ist es, ihn dazu zu bewegen, uns alle Informationen über Kaidou zu geben. Damit wir beim Kampf gegen ihn im Vorteil sind.“ „Ganz genau“, erwiderte Law, nachdem er einen Schluck Kaffee genommen hatte, „Wer von uns wen der One-Eye-Piraten bekämpft, haben wir ja im Grunde schon besprochen. Und da sie jetzt endlich zu uns gestoßen ist, möchte ich dazu noch eines sagen: Yume-ya-“ - Er wies mit dem Zeigefinger auf mich – „Du wird gegen Kaarna, den Ummantelten, kämpfen. Da er die Kraft der Rindenfrucht besitzt und sich mit dieser sozusagen ständig „ummantelt“, halten Nami-ya und ich deine Fähigkeiten als am gefährlichsten für ihn. Ich dagegen werde mich Bliznets kümmern, eine abartige Fabrikation aus Hogbacks Werkstatt. Und du, Mugiwara-ya-“ Jetzt wandte er den Blick von mir zu Luffy, „Du wirst One Eye bekämpfen. Da ich schätze, dass Bliznets nicht so ein großes Problem für mich darstellt, werde ich dich im Kampf unterstützen können, nachdem ich sie besiegt habe.“ Ich aß zwar weiter, als wäre nichts gewesen, doch innerlich schrie mein ganzer Körper: „Waaaaas?!“ „Was?“, kam es zeitgleich mit meinen Gedanken verwundert von Chopper, der sogar von seinem Stuhl aufgesprungen war. „Was?“, fragte nun auch Sanji und hielt beim Nachschenken von Robins Kaffeetasse inne. „Waff?“, stieß auch Luffy hervor, der wohl gerade ausprobierte, wie viele Pancakes tatsächlich in seinen Mund passten. Auch Usoppu, Franky, Brook und sämtliche Mitgliedern der Heart-Piratenbande ließen ein verständnisloses „Was?“ vernehmen und stoppten in ihren Bewegungen, was auch immer sie gerade hatten machen wollen. Law jedoch erhob sich und griff nach seiner Pelzkappe, die er wohl aus Höflichkeitsgründen im Inneren des Schiffes abgesetzt hatte. Mit einer Serviette wischte die Reiskrümel seines Frühstücks aus dem Gesicht und warf diese dann wieder auf den Tisch. „Sie ist sehr stark im Kampf. Ihr Fähigkeiten, Meerwasser als eine Art Haki einzusetzen werden es Kaarna unheimlich schwer machen, sich gegen sie zu wehren. Immerhin ist er ein Teufelkraftnutzer.“ Während Law in Richtung Tür marschierte, befahl er noch: „Beeilt euch! Das Training fängt bald an!“ Nachdem sich alle anwesenden Mitglieder von Laws Bande mit einem lautstarken „Ay Ay Captain!“ erhoben hatten und ebenfalls durch die Tür verschwunden waren, starrten die übriggebliebenen Strohhüte ihnen mehr oder weniger verblüfft hinterher. Ich dagegen war absolut ratlos. Warum zum Teufel wollte Law, dass ich ausgerechnet gegen die Nummer 2 in dieser Bande im Kampf antrat?!

Kampftraining

Gleich nachdem alle aufgegessen hatten, verteilten wir uns über die ganze Insel, um zu trainieren. Während Laws Truppe im nördlichen Teil ihr Trainingslager aufschlug, trainierte ich mit den Strohhüten im Süden. So hatten wir alle genug Platz, um unsere Stärke unter Beweis zu stellen. Zunächst machte ich einige Aufwärmübungen, dann stellte sich mir Brook als Trainingspartner zu Verfügung. „Yohohoho! Dann legen wir mal los!“, rief der Musiker voller Tatendrang und zückte sein Schwert. Bei meinen ersten Versuchen blockte er jeden Angriff erfolgreich und attackierte mich auch gekonnt. Der fehlende Schlaf machte mir eindeutig zu schaffen. Außerdem fühlte ich so eine eigenartige Müdigkeit in den Gliedern, die mich langsamer machte. Das lenkte mich dermaßen ab, dass ich Brooks Klinge irgendwann nicht mehr erfolgreich ausweichen konnte, und sie mich quer an der Stirn streifte. Diese Berührung jedoch bewirkte, dass ich den nächsten Hieb gezielt abwehren konnte und es durch den zusätzlichen Adrenalinschub schaffte, das Skelett von mir zu stoßen. Als Brook mich dann erneut attackieren wollte, hielt er plötzlich inne und rief entsetzt: „Yohohoho! Du blutest, Yume!“ „Was?“, entfuhr es mir und ich griff mir an die Stirn. Tatsächlich, ich blutete. Jetzt merkte ich auch, wie ein paar kleine Blutstropfen langsam mein Gesicht hinabrannen. Brook wollte mich gleich zu Chopper Bescheid sagen, doch der war gerade damit beschäftigt, all seine neuen Erscheinungsformen durchzuprobieren und bekam überhaupt nicht mit, dass sein Mitstreiter ihn brauchte. Gerade, als er es aufgegeben hatte, Chopper um Hilfe zu bitten und mich selbst verarzten wollte, kam plötzlich Law auf uns zu. „Was will er hier?“, dachte ich und spürte wieder Wut in mir, „Er sollte doch mit seinen Leuten am anderen Ende der Insel trainieren!“ „Was ist los?“, fragte der Käpt’n der Heartpiraten sofort, nachdem er Brooks beinahe panisches Verhalten bemerkte. Doch ehe das Skelett antworten konnte, entdeckte Law schon meine Wunde auf der Stirn. Er versah sie mit seinem berühmten Todesblick. Auf der Stelle war ich genervt davon. „Trainier weiter“, befahl der Chirurg des Todes Brook, „Ich kümmere mich um Yume-ya.“ Da Law Arzt war, schien Brook ein Stein vom nicht mehr vorhandenen Herzen zu fallen und er stimmte sofort zu. Ich dagegen schien erst gar nicht gefragt zu werden. „Komm mit“, sagte der Chirurg des Todes in unverkennbarem Befehlston zu mir und ich folgte ihm zu seinem U-Boot. Fast hätte ich gesagt, er solle mir gefälligst keine Befehle erteilen. Doch im selben Moment wurde mir bewusst, dass er das sehr wohl durfte. Schließlich waren die Strohhut- und die Heartpiraten eine Allianz eingegangen und demzufolge hatte ich jetzt zwei Kapitäne. Und einer davon war nun mal er. Bei der Death angekommen holte er seinen Arztkoffer von Bord und untersuchte meine Wunde unter dem Licht der gleißenden Mittagssonne. „Nicht schlimm“, murmelte er sogleich, „Eine eher oberflächliche Wunde. Aber der Schnitt ist ziemlich lang. Ich werde ihn desinfizieren und dir ein Pflaster draufkleben.“ Mit einem Schnappen öffnete er seinen Koffer und begann wenig später, meine Stirn mit Jod zu betupfen. Es war mir schon unendlich peinlich, als Brook wegen dieser Lappalie eine Panikattacke bekommen hatte, aber jetzt auch noch ausgerechnet von Law verarztet zu werden, war wirklich das Letzte. Ich schämte mich so sehr, dass ich das Brennen, dass das Jod auf meiner Wunde verursachte, kaum spürte. „Mir geht es gut“, knurrte ich unfreundlicher als ich gewollt hatte, konnte aber nicht verhindern, dass meine Wangen sich röteten. Seine Hand mit den coolen Tätowierungen so nah an meinem Gesicht… So sehr ich es auch wollte, das ließ mich einfach nicht kalt. „Ich weiß“, antwortete Law konzentriert und klebte schließlich mit größter Vorsicht ein Pflaster auf meine Stirn. „So, fertig. Jetzt setzte dein Training fort.“ „Du hast mir keine Befehle zu erteilen“, erwiderte ich sauer, „Das darf nur mein Captain und das ist Luffy.“ Auch wenn ich mir zuvor geschworen hatte, das nicht zu sagen, nervte mich seine Anwesenheit gerade so sehr, dass ich nicht anders konnte. Ihn schien meine Aussage überhaupt nicht zu kümmern, denn er packte in aller Ruhe seinen Arztkoffer wieder zusammen und würdigte mich keines Blickes mehr. „Dann wird es Mugiwara-ya sicherlich interessieren, dass du dich nicht von mir verarzten lassen wolltest, obwohl du dich verletzt hast.“ Genervt knirschte ich mit den Zähnen. Das war ein Punkt für ihn. Ich kannte Luffy inzwischen gut genug um zu wissen, dass er niemals zulassen würde, dass einer seiner Kameraden verletzt kämpft. Wenn Law mich also verpetzen wollte, musste ich mir den anderen Strohhüten bestimmt was anhören. Na super. Schließlich erhob ich mich und sprach das aus, was ich als Einziges noch sagen konnte: „Danke.“ Ohne auf ihn zu warten schritt ich einfach davon. Beinahe jedoch hätte ich innegehalten, als ich von ihm wider Erwarten eine Antwort bekam: „Immer wieder gerne.“

Zum Mittagessen gab es ein paar gegrillte Vögel, die auf der Insel heimisch waren, mit allen essbaren Pflanzen, die es auf „Lonesome“ gefunden werden konnten. Shachi und Sanji schienen das Training gleich dazu genutzt zu haben, alles für das Mittagessen zusammenzusuchen, was sie nicht bereits in ihren Kombüsen vorrätig hatten. Das war natürlich für uns andere sehr praktisch. Da wir alle vom Training regelrecht ausgehungert waren, wurde das reichhaltige Essen rasch dezimiert. Alle konzentrierten sich auf das Essen, auch unser Meisterstratege Law. Er saß mir wieder gegenüber und ich zerstach ihn richtig mit meinen Blicken. Eigentlich hatte er es ja überhaupt nicht verdient, dass ich ihn so strafend ansah. Schließlich hatte er mich in mein Bett getragen, als ich draußen eingeschlafen war. Und als ich mich verletzt hatte, hatte er mich gleich verarztet. Ich war auf mich selbst wütend, weil ich mich in solchen Situationen so hilflos fühlte. Sein Charakter lud mich förmlich dazu ein, meine Wut an ihm auszulassen. Seine Überheblichkeit und seine kalte Ader. Nach dem Essen stellten Law und Nami einen Trainingsplan für den Nachmittag auf. Luffy war immer noch zu beschäftigt mit Essen, als das er sich darum hätte kümmern können. Außerdem war es ihm wahrscheinlich auch lieber, wenn Nami diesen Part übernahm. Ihm war wahrscheinlich nur wichtig, dass er irgendwann One Eye verkloppen durfte. Ich unterdrückte ein Kichern, als ich dem Käpt‘n der Strohhutpiraten beim Schlingen zusah und erst die Aufmerksamkeit auf Law und Nami richtete, als sie darum baten. „Wir werden die Trainingsteams nun vermischen“, kündigte Nami an und wies auf eine Tafel, die eigens für die Mittagsbesprechung aufgestellt worden war. „Tra, Luffy und Yume – ihr werdet euch nun gemeinsam auf den Kampf gegen One Eye, seinen Stellvertreter Kaarna, sowie auf Bliznets vorbereiten. Zoro, Sanji, Franky, Brook und Robin, ihr nehmt euch die nächsten in der Rangordnung vor. Usoppu, Chopper und ich, wir nehmen uns die Nächstschwächeren vor. Heartpiraten, ihr wisst ja, wer ungefähr eurer Stärke entspricht, da ihr One Eyes Bande ohne hin viel besser kennt, als wir. Ihr seid ihnen ja schon einmal über den Weg gelaufen, wie Tra mir berichtet hat. Also, ist jedem klar, was er zu tun hat?“ „Jaaa!!!“, schallte es durch die ganze Kombüse, dass die Wände wackelten und wenig später befanden wir uns schon wieder mitten in unserem Kampftraining. Dieses Mal musste ich auch noch mit Law trainieren. Wenigstens konnte ich so dem Ärger in mir besser Luft machen. Sogleich schwor ich mir, dass ich mich von nun an besser auf den Kampf konzentrieren würde. So nah wie Brooks Schwert würde ich das von Law nicht an mich heranlassen! Ich tat alles, was in meiner Macht stand, um mir Law und Luffy vom Leib zu halten. Luffys Fausthiebe und Tritte abzuwehren stellte sich dabei wesentlich einfacher da, als gegen den Chirurg des Todes zu kämpfen, wenn man sich in dessen „Room“ befand. Irgendwann hatte Law Luffy etliche Meter weit zurückgeschleudert und ich war plötzlich sein einziger Gegner. „Verdammt“, fluchte ich leise und rüstete mich an beiden Armen und Beinen mit Meerwasser. „Mizu Multiple Tsuki!“ Ich versuchte es mit einer meiner stärksten Attacken. Eine Salve an Faustschlägen prasselte auf Law ein. Der jedoch wich jedem gekonnt mit einem seitlichen Flick-Flack aus. „Shambles!“ Mit einem Mal durchstieß ich mit meiner Faust einen Felsbrocken, mit dem er den Platz getauscht hatte. Es war nicht das erste Mal gewesen, dass er das getan hatte. Verdammtes „Shambles“! Gleich nachdem ich mich zu der Stelle begeben hatte, wo sich Law jetzt befand, startete ich einen erneuten Angriff. „Mizu Yokugeri keikomi!“, rief ich aus und attackierte ihn mit einem gestoßenen Fußtritt. Ich hatte so schnell reagiert, dass ich das Gefühl hatte, er wäre überrumpelt. Nur noch weniger Millimeter und ich würde ihn endlich erwischen! Mein Tritt saß und Laws Schwert flog in hohem Bogen davon. Ich vernahm ein Knurren von ihm. Innerlich führte ich einen Freudentanz auf, doch ich wusste, dass der Kampf noch nicht vorbei war. „Mizu Oitsuki!“ Mit dieser Attacke wollte ich Law niederstrecken. Gleich hatte ich es geschafft. Ich war schon vollkommen auf Sieg eingestellt. „Tact!“, sagte Law plötzlich mit einer Seelenruhe und sein Schwert kam zurück. Es landete geradewegs in seiner rechten Hand und er holte gleich damit aus. Ich war viel zu geschockt davon, dass er seine Waffe wieder hatte, dass ich gerade noch rechtzeitig dem Schwerthieb ausweichen konnte. Schwer atmend rutschte ich auf dem sandigen Boden entlang. Mit einem Knie im Sand blieb ich schließlich stehen und sah zu ihm auf. Eine Schweißperle nach der anderen bahnte sich den Weg über mein und ich hoffte, er würde nicht gleich zum neuerlichen Angriff starten. Genau das tat er aber. Ehe ich mich versah, war er ganz nahe bei mir, und holte erneut mit dem Schwert aus. Jetzt war ein Ausweichen nicht mehr möglich. Entsetzt starrte ich ihn an, obwohl ich wusste, dass er mich nicht töten würde. Es handelte sich hier um einen Trainingskampf. Doch in diesem Moment vergaß ich das schlichtweg. In seinen grauen Augen blitzte wieder diese Lust zu töten auf. Dieser Ausdruck zog mich so in seinen Bann, dass ich alles um mich herum nicht mehr mitbekam. Ich dachte, er würde mir jetzt endgültig den Kopf abschneiden. Im letzten Augenblick stoppte er seinen Hieb und schnitt mir eine Haarsträhne auf der Seite ab. Sie segelte wie in Zeitlupe zu Boden. Law grinste mich verwegen an. Gleich darauf vernahm ich ein „Gumo Gumo no – Pistoru!“ und Luffys gedehnter Arm schoss heran. Anscheinend hatte er eine Ewigkeit gebraucht, um wieder zu unserem Trainingsplatz zurückzukehren. Wie weit hatte Law ihn denn weggeschleudert? Darüber konnte ich jedoch nicht weiternachdenken, da auch ich Luffys Angriff ausweichen musste. Ich katapultierte mich durch einen gewaltigen Sprung zur Seite. Law dagegen wandte sich geschickt um und blockte Luffys Faust mit seinem Schwert. Dann holte der Chirurg des Todes aus und zerteilte Luffy in der Mitte. Obwohl ich wusste, dass Law ihn auf diese Weise nicht verletzt hatte, jagte es mir einen Schauer über den Rücken. Ich hatte ganz vergessen, wie stark Trafalgar Law war. Verwirrt versuchte Luffy, die obere und die untere Hälfte seines Körpers wiederzusammenzusetzen, als seine Beine einfach von alleine davonrannten. „Oooiii!“, schrie er und eilte ihnen mit dem Oberkörper nach. Ich war keuchend hocken geblieben, auf ein Knie gestützt und merkte, das mich meine ganze Kraft verlassen hatte. Und das von dem bisschen Training. War ich tatsächlich so aus der Übung? Plötzlich knickte mein zweites Knie ein und ich vornüber auf den boden. Sofort war Law bei mir und fing mich auf. Er hielt mich an den Oberarmen fest und setzte mich auf. „Alles okay?“, flüsterte er mir ins Ohr, woraufhin mir ein erneuter Schauer über den Rücken lief. Er war zu nah. „Nein“, antwortete ich wahrheitsgemäß, „Ich hatte ganz vergessen, wie stark du bist.“ Lächelnd half er mir auf die Beine und lugte siegessicher unter dem Rand seiner Kappe hervor. In diesem Moment kam Luffy wieder auf uns zugestürmt, immer noch in zwei Hälften geteilt. „Traaa!!!“, schrie er schon von weitem, „Das zahl‘ ich dir heim!“

Notoperation

In der darauffolgenden Nacht schlief ich zwar wie ein Stein, hatte aber dennoch unruhige Träume. Zuerst tauchten One Eye und sein Gefolge als schemenhafte Schatten in meinem Traumland auf. Da ich sie noch nie in meinem Leben gesehen hatte, waren sie natürlich nicht vollends sichtbar, sondern quasi Geister. Die Schatte griffen mich an und ich musste harte Schläge im Kampf gegen sie einstecken. Der Schmerz und die Anstrengung, die ich dabei fühlte, schienen sich tatsächlich auf meinen Körper zu übertragen. Irgendwann ging mir die Kraft aus und ich wusste nicht mehr, was ich noch tun sollte, damit meine Gegner endlich von mir abließen. Schließlich holte One Eye zum finalen Schlag aus. Woher ich wusste, dass es der letzte, der vernichtende Schlag war? Keine Ahnung. Aber es fühlte sich in meinem Traum so an. Plötzlich warf sich Law zwischen mich und One Eye und konterte seinen Angriff erfolgreich. Ehe ich mich versah, hatte der Chirurg des Todes alle Gegner zur Strecke gebracht. Ich hatte mich währenddessen nicht mehr von der Stelle bewegt, weil ich es einfach nicht mehr konnte. Meine ganze Kraft war aufgebraucht. Laws langer schwarzer Mantel wehte im Wind und aus irgendeinem unbekannten Grund trug er seine weiße Pelzkappe nicht. Sein schwarzes Haar stand nach allen Seiten ab, als er mit dem Rücken zu mir stand und alles abwehrte, was ihm in die Quere kam. Währenddessen begann meine alte Narbe längs unter meinem Bauchnabel zu schmerzen. Mit dieser Narbe verband ich ein einschneidendes Erlebnis, über dass ich nie wieder nachdenken, geschweige denn sprechen wollte. Als ich mich halbwegs gefangen hatte, wandte sich Law zu mir um. Unsere Gesichter waren mit einem Mal nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Er küsste mich. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. Leidenschaftlich. Mit einer Hand umschlang er meinen Körper, mit der anderen stützte er meinen Nacken Noch während des Kusses zerrte ich an seinem langen, schwarzen Mantel und löste ihn schließlich von seinem Körper. Der Stoff glitt mir aus den Fingern. Die Hitze seines nackten, stählernen Oberkörpers drang durch meine Kleidung an meine Haut. Schließlich sah ich nach oben und blickte in sein für mich vollkommenes Gesicht. Ich nahm es in beide Hände und erwiderte den Kuss, so gut ich konnte. Nach einer gefühlten Ewigkeit lösten sich unsere Münder wieder voneinander. Dann nestelte er plötzlich an meinem Hemd herum. Aus irgendeinem Grund konnte er es mir einfach nicht ausziehen. Im Endeffekt zerriss es, das Geräusch erklang ich deutlich in meinen Ohren. Er hauchte mir meinen Namen ins Ohr: „Yume…“ und legte eine Hand auf meinen Hintern. Diese Berührung löste in mir kleine, angenehme Elektroschocks aus. Mit der anderen Hand streichelte er mir die Wange. Die Hand an meinem Hintern rutschte in meinen Hosenbund. Gerade wollte ich den nächsten Schritt unternehmen, als – ich den dumpfen Schmerz in meiner Bauchgegend wieder deutlich spürte. Zunächst versuchte ich nun, ihn zu ignorieren, aber er wurde immer stärker, und schließlich fand ich mich nicht mehr in Laws Armen, sondern in meinem Bett wieder. Kerzengerade bäumte sich mein Körper auf und genau an der Stelle, wo meine Narbe war, fühlte ich einen brennenden Schmerz. Alarmiert schlug ich die Bettdecke zur Seite. Es war stockdunkel im Zimmer, daher stürzte ich, ohne darüber nachzudenken, ins Badezimmer, und machte dort Licht. Ich erschrak so sehr, dass ich fast bewusstlos geworden wäre. Unter meiner Narbe hatte sich ein bedenklicher, violetter Fleck gebildet. Als ich mit dem Finger ganz sanft darauf tippte, fuhr ich vor Schmerzen zusammen und hätte beinahe geschrien. Panik stieg in mir auf und ich rannte, ohne zu wissen, warum und ohne zu wissen, warum ich das trotz der Schmerzen überhaupt noch konnte, an Deck. Von dort verschlug es mich an den Strand und weiter in den kahlen Wald hinein, bis mich meine Beine nicht mehr trugen und ich stolpernd hinfiel. Meine Arme und Beine zerkratzte ich dabei fürchterlich an den verdorrten Ästen des Buschwerkes, doch das bekam ich nur am Rande mit. Ich krümmte mich vor Schmerzen zusammen und wünschte mir sehnlichst, dass mich jemand hier finden würde. Gleichzeitig verfluchte ich meine unheimliche Dummheit. „Ich hätte Chopper wecken und ihn um eine Behandlung bitten sollen. Stattdessen laufe ich in Panik auf die Insel, wo mich wahrscheinlich niemand findet, obwohl es mir schlecht geht. Gut gemacht, Day Yume.“ Wenn ich in Gedanken so mit mir redete, fühlte ich mich danach immer noch schlechter. Aber es war mir auch nicht möglich, anders über meine Situation zu denken. Das Einzige, was noch vollständig in mein Bewusstsein drang, war der Schmerz. Aufs Schiff zurück schaffte ich es nicht mehr, das war mir sofort klar. Plötzlich hörte ich ein Knacken im Unterholz. Dann noch ein weiteres. Und noch eines. In regelmäßigen Abständen. „O Gott“, schoss es mir durch den Kopf, „Freund oder Feind?“ Wenn jetzt irgendeines der wilden Tiere auf der Insel beschlossen hatte, mich als Mitternachtssnack zu verspeisen, würde ich es wohl geschehen lassen müssen. Zum Kämpfen war ich nicht mehr in der Lage. Eine neue Panikwelle überrollte mich, jedoch nicht stark genug, dass ich aufspringen und weglaufen konnte. Nur eine Minute später sah ich die Umrisse, langer, dünner Beine auf mich zu stapfen. Es war ein Mensch, der da auf mich zukam! Und da Lonesome unbewohnt war, brauchte ich nach dieser Erkenntnis auch nicht mehr lange, um zu erkennen, wer da vor mir stand. „Law“, hauchte ich so schwach, dass ich es selbst kaum hörte, und hockte sich zu mir auf den Boden. „Was hast du, Yume-ya?“, fragte er scheinbar sachlich, doch ich konnte diesmal echte Sorge heraushören. „M-meine Narbe“, presste ich hervor und versuchte, meine verkrampfte Körperposition etwas zu öffnen, damit er sich meine Wunde näher ansehen konnte. Er war schließlich Arzt, er musste mir doch helfen können! „Hier ist es zu dunkel. Warte kurz.“ Ich hörte ihn weggehen, aber wenig später gleich wieder zurückkommen. Als seine Schritte schon ganz nah waren, blendete mich plötzlich ein Licht. Eine Laterne. Die musste er wohl von seinem Schiff geholt haben. Das Licht schmerzte in meinen Augen, weshalb ich diese gleich wieder schloss. Dann begann er mit der Untersuchung. Er betastete den violetten Fleck wirklich nur ganz sanft und trotzdem brach mir bei jeder Berührung der Schweiß aus. Allerdings diesmal aus einem anderen Grund, wie beim Kampftraining. Ich hörte ihn Zähne knirschen, was mich zutiefst schockierte. Stand es so schlimm um mich? Law atmete scheinbar ruhig ein und wieder aus und erklärte mir dann: „Ich muss dich sofort operieren. Eine Narkose ist in deinem Zustand undenkbar. Aber ich kann dir eine örtliche Betäubung geben. Schaffst du es, noch ein bisschen durchzuhalten, Yume-ya?“ Seine Stimme war so sanft. Fast zerbrechlich. Das machte mir furchtbare Angst. Dann dachte ich aber: Wenn ich schon so viel Angst hatte, wie musste es dann erst für ihn sen? „O-okay, L-law. Ich… schaffe das.“ Ich hatte so kläglich geklungen, dass ich selbst von mir gar nicht überzeugt war. Aber Law schien diese Aussage zu reichen. Ich hatte nicht die Kraft, Law bei der Operation an meinem Körper zuzusehen. Die örtliche Betäubung wirkte zum Glück schnell und der Schmerz verminderte sich augenblicklich, bis er fast nicht mehr zu spüren war. Dafür bemerkte ich jetzt, dass mir viel zu heiß war und ich mich schwach fühlte. Ich fieberte wohl. Der Eingriff schien eine Ewigkeit zu dauern. Mich verließ zusehends die Kraft, doch ich wollte unbedingt bei Bewusstsein bleiben, um Law nicht sich selbst zu überlassen. Das hätte ich mir nie verzeihen können. Obwohl reden mich sehr anstrengte, fragte ich ihn „W-wie damals,…nicht wahr?“ Wohl auf seine Arbeit konzentriert presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: „Nein. Nicht wie damals.“ „W-warum?“, brachte ich gerade noch so hervor. Law arbeitete eine Weile weiter, ehe er antwortete: „Dieses Mal lasse ich dich nicht wieder gehen, ohne dir etwas Wichtiges zu sagen.“ „Eh?“, dachte ich bei mir, nicht fähig, dies noch laut auszusprechen. Es dauerte noch ein wenig, dann hörte ich seinen Arztkoffer zuschnappen. Alle anderen Geräusche und Vorgänge während der Operation waren für mich untergegangen, doch dieses vertraute Geräusch drang in mein Bewusstsein durch. Ein kleiner Stein fiel mir vom Herzen und ich atmete kurz erleichtert aus. „So. Yume-ya, ich bringe dich jetzt in das Krankenzimmer auf meinem Schiff. Dort kann ich dich am besten behandeln. Danach werde ich gleich Strohhut-ya wecken, und ihm sagen, dass du operiert werden musstest.“ Als er das sagte, tat er dies wieder im Tonfall eines Arztes. Die Sorge aus seiner Stimme war beinahe verschwunden. Und trotzdem wollte ich nicht, dass er Luffy etwas über meinen Zustand verriet. „Nein“, rief ich in Gedanken und bekam jedoch noch gerade so mit, wie er mich hochhob. Sofort merkte ich, dass vollkommen nassgeschwitzt war. Das dunkle Hemd klebte förmlich an seinem Oberkörper. Der Geruch seines Schweißes stieg mir in die Nase und erinnerte mich für den Bruchteil einer Sekunde an meinen Traum zuvor, bevor ich sanft in die Ohnmacht glitt.

Bettruhe

Lauter heruntergebeugte Köpfe mit besorgten Gesichtern starrten mich an. Luffy. Nami. Robin. Sanji. Chopper. Und Law, der jedoch wie immer sein Pokerface aufgesetzt hatte. Sein Blick war kalt. Trotzdem fragte ich mich ganz kurz, was wohl gerade in seinem Kopf vorging. Ich musste mehrmals blinzeln, bevor ich die Augen ganz öffnen konnte. Ich stellte fest, dass ich mich nicht auf der Thousand Sunny befand. Das musste wohl das Krankenzimmer auf der Death sein. Erst dann fiel mir ein, dass Law mich ja operiert hatte. Wie stand es denn nun um mich? Bevor ich jedoch etwas sagen konnte, ging Chopper dazwischen: „Bitte nicht sprechen, Yume. Spar deine Kraft.“ Das in seiner menschlichen Erscheinungsform am Bett stehende Rentier sagte das mit solcher Besorgnis in der Stimme, dass ich gar nicht anders konnte, als zu schweigen. Stattdessen blickte ich mich kurz um. Zu meiner Linken stand ein Tropf, anhand dessen irgendeine Flüssigkeit in meinen Arm geleitet wurde. Auf meiner Stirn lag ein feuchter Lappen, wohl um mein Fieber zu senken. Um meinen Bauch spürte ich einen dicken Verband. In der Zwischenzeit hatten sich die anderen etwas weiter von meinem Bett entfernt und erst als ich das registrierte, war ich klar genug im Kopf, um Teile ihres Gesprächs mitverfolgen zu können. „Aber wie kann denn das sein?“, kam es gerade völlig fassungslos von Nami. „Sie ist zur Hälfte Meerjungfrau“, hörte ich daraufhin die kühle, sachliche Stimme von Law sagen, „Ich habe schon einmal davon gelesen, dass das bei Fischmenschen und Meerjungfrauen auftreten kann.“ „Jetzt, wo du es sagst“, mischte sich nun auch Chopper ein, „Auch ich habe in Torino Kingdom davon gehört. Ich wusste nur nicht, dass Yume die Genetik einer Meerjungfrau in sich trägt.“ Jetzt hörte ich Sanji hörbar nach Luft schappen. „Y-Yume-chawwwn… Eine… Meerjungfrau?!“ „Scht“, zischte Law scharf, „Sie kann gerade keine lauten Geräusche vertragen. Sie braucht Ruhe.“ Ich bekam mit, wie alle den Raum verließen und die Tür geschlossen wurde. Dann war ich allein. Ganz allein. Zuerst wusste ich nicht, ob ich glücklich oder frustriert deswegen sein sollte. Ich konnte mich kein bisschen bewegen. Alles an mir war schwer wie Blei. Etwas Gesellschaft hätte mir vielleicht gut getan, doch wie Law schon betont hatte, war Ruhe vielleicht doch besser. Der Schmerz, der mich solange gequält hatte, war verschwunden. Laws Operation musste wohl erfolgreich gewesen sein. Plötzlich fiel mir ein so winziges und doch so bedeutendes Detail der vergangenen Nacht ein. Als Law mich gefragt hatte, was ich mit mir los war, hatte ich nur „Meine Narbe“ herausgebracht. Aber eine Narbe kann man an den unterschiedlichsten Stellen haben. Und da ich die Narbe immer, so gut es ging, vor allen versteckte, konnten nur Nami und Robin darüber Bescheid wissen. Mit ihnen hatte ich schließlich öfters gebadet, es wäre möglich, dass sie die Narbe dabei gesehen hatten. Doch wenn sie sie kannten, hatten sie mich nie darauf angesprochen. Das konnte mir auch nur recht sein, wollte ich doch daran, wie sie entstanden ist, niemals wieder denken. Law hatte sofort gewusst, welche Narbe ich meinte. Natürlich hatte ich die Arme von meine Körper weggenommen und meine Schutzhaltung verlassen, damit er sich meinen Bauch ansehen konnte, doch die Narbe hätte sich auch an einer anderen Stelle an meinem Oberkörper befinden können. Oder ich hätte mehrere Narben haben können. „Ihm war sofort klar, welche Narbe ich meinte“, schoss es mir nach all diesen Gedanken durch den Kopf, so schnell und unvermittelt, dass es fast wehtat. Das ließ für mich nur einen Schluss zu: Er hatte diesen Tag damals stärker in Erinnerung behalten, als es mir bewusst war. Mit einem Mal ging die Tür wieder auf und Law trat ein. Er überprüfte kurz, ob ich wach war und erläuterte mir dann: „Deine alte Narbe hat sich entzündet. Wahrscheinlich, weil du längere Zeit nicht im Meer warst und mit dem dortigen Wasser in Kontakt gekommen bist. Und damit meine ich nicht das bisschen Wasser, dass du für deine Attacken einsetzt. Meerjungfrauen unter 30 Jahren sind eigentlich nicht dafür gemacht, solange über Wasser zu leben, wie du es tust. Da du jedoch zur Hälfte ein Mensch bist, ist das wahrscheinlich der Grund, warum bei dir diese Symptome erst jetzt nach deinem 20. Lebensjahr aufgetreten sind. Alte Narben oder auch noch nicht ganz verheilte Wunden brechen auf und entzünden sich entsetzlich, was ohne Behandlung bis zum Tod führen kann. Das ist das Endstadium des Mareinopia, oder auch „Meerwassermangel“ genannt. Hast du dich in letzten den Wochen erschöpft und antriebslos gefühlt?“ Jetzt, wo er danach fragte: Das hatte ich tatsächlich. Und ich hatte schon an meinen Fähigkeiten gezweifelt, als ich am Vortag im Übungskampf so schändlich gegen ihn verloren hatte. Da ich ja laut Choppers Anweisung nicht sprechen sollte, nickte ich kurz. „Meist beginnt Mareinopia ganz harmlos“, setzte der Chirurg des Todes fort, „Die Patienten fühlen sich zunächst nur müde und antriebslos. Es kann auch sein, dass andere Symptome wie Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen auftreten können. Hattest du eine dieser beiden Beschwerden?“ Erst nickte ich und schüttelte dann den Kopf. Sollte heißen: Schlaflosigkeit ja, Kopfschmerzen nein. „Deine Entzündung war schon so weit fortgeschritten, dass sie dein Gewebe angegriffen hat. Ich musste daher sofort handeln und sämtliche Beschädigungen aus deinem Körper holen. Es sah… wirklich nicht gut aus.“ Den letzten Satz hatte er nicht ganz so sachlich ausgesprochen, wie die anderen davor. Es hatte ihn offensichtlich nicht kaltgelassen, dass er mich operieren musste. Er hatte tatsächlich noch mehr Angst gehabt als ich. „Aber jetzt hast du es geschafft. Du bist nicht mehr in Lebensgefahr. Da du jedoch nicht transportfähig bist, wirst du hier auf meinem Schiff bleiben. Tony-ya und ich werden abwechselnd nach dir sehen und auch Schwarzbein-ya und Nico-ya haben angeboten, immer wieder bei dir vorbeizuschauen.“ Die Sprechpause, die er jetzt machte, nutzte ich aus und versuchte, meinen rechten Arm zu heben. Nach einigen Mühen schaffte ich es und griff nach dem Ärmel seines Hemdes. Es war immer noch dasselbe schwarze Hemd, das er getragen hatte, als er mich auf der Insel gefunden hatte. Er starrte mich an, als würde er mich gleich töten. „Was ist mit dem Kampf gegen One Eye?“, wollte ich ihn fragen, „Wie soll ich in diesem Zustand Kaarna, den Ummantelten besiegen?“ Doch nicht eine einzige dieser Fragen brachte ich über die Lippen. Verzweiflung machte sich in mir breit. Ich fühlte mich so schwach und krank und wollte nicht mehr allein sein. Meine Hand rutschte tiefer und packte sein Handgelenk. So fest ich konnte umschloss ich es. Ich wünschte mir, dass er bei mir blieb und ich ihm die Fragen irgendwann stellen konnte. Und dass ich meine Genesung nicht allein bewältigen musste. Auf meinen Griff nach seiner Hand tat er etwas, das ich ihm nie vergessen würde. Er nahm meine Hand in seine. Sie war so kalt im Vergleich zu meiner. Aber immerhin litt ich ja auch an Fieber. Es fühlte sich so gut an. Ich betete innerlich, dass er sie nicht wieder loslassen würde.

Stundenlang saß er neben mir am Bett. Ich wusste gar nicht mehr, wann er sich eigentlich hingesetzt hatte. Zuerst war lange daneben gestanden. Als ich mich fragte, wie lange er das noch aushalten würde, ließ er sich endlich neben mir auf dem Bett nieder. Aber meine Hand befand sich die ganze Zeit über in Seiner. Er hatte sie leicht umschlossen, als könnte sie durch zu starken Druck zerbrechen. Weder lockerte, noch verstärkte er den Griff, er hielt sie einfach in einer angenehmen, aber sicheren Haltung. Allerdings hatte er nach seiner Diagnose nicht ein Wort mit mir gesprochen. Wir hatten uns lange schweigend angesehen und dann den Blick irgendwo anders hingerichtet. Ich hatte mehrmals versucht einzuschlafen, aber ich konnte es nicht. Das musste wohl auch zum Mareinopia gehören, wie Law vorhin gesagt hatte. Schon die ganze Zeit über hatte ich das Gefühl, dass Law mir etwas sagen wollte. Er wirkte in den letzten Stunden, in denen wir alleine waren, nicht mehr so selbstsicher, so arrogant und so kaltblütig wie zuvor. Ich konnte seine Unsicherheit und seine Sorgen regelrecht spüren. Und doch blieb alles, was wir beide einander mitteilen wollten, in jener Nacht unausgesprochen.

Genesung

Am nächsten Tag ging es mir schon etwas besser. Das stellte ich bereits fest, nachdem ich aufgewacht war. Ich konnte mich wieder bewegen, mich sogar strecken und hatte zum ersten Mal einen klaren Blick. Das Fieber und die Wirkung der Schmerzmittel schienen langsam nachzulassen. Mit einem Mal schien die Decke festzuhängen, als ich meine steifen Beine bewegen wollte. Sie wurde durch irgendetwas zurückgehalten. Der Grund dafür war, dass Law im Sitzen auf meinem Bett eingeschlafen war. Sein Oberkörper hing schlaff nach vorne über, einen Arm hielt er im Schoß. Nicht ein Laut war von ihm zu hören, er atmete im Schlaf wohl sehr leise. Sein Schwert lehnte an seiner Schulter, wahrscheinlich war seine Hand irgendwann abgerutscht und in seinem Schoß gelandet. Mit der Hand seines zweiten Arms hielt nach wie vor meine Hand. Als mir das ins Bewusstsein drang, errötete ich unwillkürlich. Diesmal aber nicht aufgrund des Fiebers. Vorsichtig, um Law nicht zu wecken, löste ich meine Hand aus seiner und setzte mich im Bett auf. Gerade rechtzeitig, denn es klopfte kurz an der Tür und Sanji und Chopper traten ein. „Guten Morgen, Yume-chan“, begrüßte mich der Frauenliebende Koch überschwänglich, aber warmherzig, „Hier, ein kräftigendes Frühstück für dich.“ Er stellte mir ein Tablett mit lauter leckeren Sachen auf meinen Schoß und stieß dabei an den schlafenden Law. Der schreckte sofort auf und sah sich kurz verwirrt um. „Law, du kannst gehen“, meinte Chopper zu ihm, „Ich führe die weitere Behandlung durch.“ Gähnend nickte der Chirurg des Todes, streckte sich, kratzte sich unter der Pelzkappe am Hinterkopf und verließ den Raum. Verwundert blickte Sanji ihm hinterher. „Sag mal, Yume… war Law etwa die ganze Nacht über bei dir?“ Wieder stieg mir die Röte ins Gesicht, die gerade verschwunden war, als die beiden Mitstreiter hereingekommen waren. „Ja“, antwortete ich schlicht und spürte einen kleinen Stich, als Chopper mir eine Spritze in den Arm jagte. Dieser kurze, aber prägnante Schmerz irritierte mich genug, sodass mein Gesicht wieder seine gewöhnliche Farbe bekam. „Das nenne ich einen verlässlichen Arzt“, lobte Chopper und begann, die Verbände um meinen Bauch zu lösen. Äußerlich ließ ich mir nichts anmerken, aber innerlich lächelte ich. Es war ein erleichtertes Lächlen. Die beiden hielten den Grund für Laws Wache seinen ärztlichen Stolz. Ich jedoch glaubte nicht daran, dass das allein der Grund war, warum er die ganze restliche Nacht und den darauffolgenden Vormittag über bei mir geblieben war. Doch das wollte ich Sanji und Chopper auf keinen Fall mitteilen. Still ließ ich die Behandlung über mich ergehen, bekam einen neuen Verband um meinen Bauch und wurde an eine neue Infusion angeschlossen. Das Fieber schien weit unten zu sein, denn die Schwäche, die ich so lange gefühlt hatte, war beinahe weg. „So, das war es vorerst“, schloss das gerade große Rentier seine Behandlung ab, „Es ist wichtig, dass du wieder zu Kräften kommst. Deshalb…“ Er stoppte in seiner Erklärung und sah Sanji auffordernd an. „…musst du alles aufessen, was sich auf diesem Tablett befindet!“, vollendete der Koch Choppers Satz. Zum ersten Mal seit ich im Krankenzimmer der Death lag, konnte ich wieder lächeln. „Alles klar. Das werde ich. Vielen Dank, Sanji-kun. Vielen Dank, Chopper-kun.“ Sofort vollführte Sanji einen Liebestanz, während Chopper, der ganz geschmeichelt von meiner Dankbarkeit war, ebenso im Raum herumtänzelte. Ich konnte ein amüsiertes Kichern nicht unterdrücken. Dann verabschiedeten sie sich und ließen mich allein. Ich gehorchte den Anweisungen und verschlang ein Joghurt mit Müsli und geschnittenen Früchten, zwei Croissants, die mit Marmelade gefüllt waren und trank die ganze Kanne Jasmintee leer. Der Hunger war größer, als zunächst von mir angenommen und es fiel mir nicht schwer, alles aufzuessen. Etwas Später kam Robin vorbei, um mir ein paar meiner Bücher und meine Schreibutensilien zu bringen. Da ich aber noch zu schwach zum Schreiben war, ließ Robin eine Hand aus meiner Schulter sprießen und schrieb alles auf, was ich ihr diktierte. Egal, was für ein Blödsinn es war. Irgendwann mussten wir nur mehr kichern und ich konnte ihr nicht einen vollständigen Satz mehr sagen. Bevor sie ging, fragte ich sie noch schnell: „Eines noch, Robin: Was wird jetzt aus unserem Kampf mit One Eye? Eigentlich sollten wir doch heute ablegen und mit seiner Bande auf der nächsten Insel zusammentreffen.“ Mit einem warmen Lächeln antwortete sie: „Wir haben uns entschieden, dass du zuerst gesund werden musst, bevor wir den Kampf mit One Eye eingehen. Schließlich brauchen wir dich unbedingt, um ihn und seine Crew besiegen zu können.“ Sie wandte sich schon zur Tür, fügte dann aber noch hinzu: „Tra-kun hat uns alle davon überzeugt, dass das das Beste wäre. Und Luffy hat ihn bei dieser Entscheidung sehr unterstützt. „Was?“, dachte ich, als meine schwarzhaarige Freundin verschwunden war, „Law hat… dafür plädiert, auf meine Genesung zu warten? Hat er das vielleicht aufgrund seiner Ehre als Arzt getan? Oder weil… er sich so sehr um mich sorgte?“ Da fiel mir mein Traum wieder ein, den ich in der Nacht vor meiner Notoperation gehabt hatte. Der leidenschaftliche Kuss, seine schön geformten Hände mit den coolen Tattoos überall, seine zerzausten, schwarzen Haare… Ich musste schlucken, um dieses Bild wieder verdrängen zu können. Und gleichzeitig wurde ich mir bewusst: Nicht nur er war mir zu nah. Ich ihm genauso.

Geborgenheit

Nach etlichen Tagen hatte sich mein Gesundheitszustand deutlich verbessert. Mittlerweile konnte ich schon lange aufrecht sitzen und brauchte keine Infusionen mehr. Alle Mitglieder der Strohhutbande kamen abwechselnd zu mir, um mit mir Zeit zu verbringen. Solange ich im Bett liegen musste, versuchten sie alles, um für mich die Zeit totzuschlagen. Diejenigen, die gerade nicht bei mir waren, setzten das Kampftraining mit Laws Crew fort. Es war lange her, dass sich jemand so liebevoll um mich gekümmert hatte. Luffy und Usoppu brachten mich mit ihrer Dämlichkeit ständig zum Lachen; Nami und Robin lasen mir vor oder halfen mir beim Aufschreiben von Ideen für neue Geschichten, solange ich zu schwach dafür war; Franky erzählte mir ständig, wie super er war und vollführte Tricks mit seinen Cyborgfähigkeiten, Brook kam jedes Mal mit einem anderen Instrument herein und trug mir dann ein atemberaubend schönes Musikstück vor, Sanji bekochte mich fürstlich und Chopper versorgte mich mit Medizin. Auch Zoro ließ sich ein, zweimal blicken, wobei er mir meistens seine Stärke beweisen wollte und im Handstand oder auf den Fingerspitzen Liegestütze vollführte. Ich musste ihm dann immer sagen, wie viele er machen sollte und wa s er, abgesehen davon, noch trainieren sollte. Es war eben seine Art, mit mir umzugehen. Egal ob ich krank war, oder nicht: Ich war immer noch sein bevorzugter Trainingspartner. Ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus, ein Gefühl der Geborgenheit. Das hatte ich zuletzt gefühlt, als ich noch mit meinen leiblichen Eltern und meinen Schwestern vereint gewesen war und das war wirklich lange her. Ich liebte die Strohhüte über alles. Jedes einzelne Crewmitglied. All die positiven Geschichten, die rund um sie in der Weltgeschichte erzählt wurden, waren wahr. Jetzt hatte ich endgültig in sie Vertrauen gefasst. Denn, wenn sie gewollt hätten, hätten sie mich einfach sterben lassen können. Fast wünschte ich mir, ich könnte für immer in ihrer Bande bleiben. Aber ich war nun mal die Nomadenpiratin. Irgendwann würde die Zeit kommen, in der ich gehen musste, in der ich gar nicht anders konnte, als sie zu verlassen. Doch noch verdrängte ich diese Gedanken, so gut ich konnte. Aufgrund der hochfrequenten Besuche der Strohhüte war ich kaum jemals allein. Denn in der restlichen Zeit besuchte mich… Law. Mitglieder seiner Crew hatten mich auch besucht, doch da ich weder zu ihrer Bande gehörte, noch sie an meinem Leben interessiert waren, beließen sie es meistens bei einem Höflichkeitsbesuch. Nur Bepo blieb meist etwas länger. Wir beide konnten uns gut unterhalten, und dass er sich für alles entschuldigte, fand ich herzallerliebst. Aber ansonsten besuchte mich nur Law. In jeder freien Minute, die ihm sein Kampftraining und mir meine häufigen Besuche erlaubten, damit wir allein sein konnten. Meist redeten wir nicht viel, er erklärte mir den nächsten Schritt meiner Behandlung, doch den erfuhr ich meist davor schon von Chopper. Daher war es eigentlich überflüssig, mir diesen mitzuteilen. Und trotzdem tat er es. Er erzählte mir auch, wie es mit dem Training voranging und schien dabei sehr zufrieden zu sein. Jedoch fragte ich mich immer mehr, wie sehr meine Krankheit wohl seine Pläne durchkreuzt hatte, zuerst One Eye auszuquetschen und dann Kaidou zu besiegen. Ich sprach es aber nicht aus. Ich hatte zu große Angst vor der Antwort. Nach diesen beiden Gesprächsthemen schwiegen wir meistens. Mir war in seiner Gegenwart nicht oft nach reden zumute. Ich war einfach froh, dass er da war und dass er sich um mich kümmerte Und dass er mich wieder gerettet hatte. Wie damals. Ich wusste, dass er das nicht hören wollte, deshalb erwähnte ich auch das nie. Unser gemeinsames Erlebnis in der Vergangenheit. Warum wollte er nicht darüber sprechen? Würde ich das jemals erfahren? Seine Besuche liefen also immer nach folgendem Schema ab: Er informierte mich über den Stand meiner Genesung (den ich fast immer schon kannte), setzte sich zu mir aufs Bett, wir wechselten kaum ein Wort miteinander, schwiegen uns einfach an, und - hielten unsere Hände. Manchmal fuhr ich mit meinem Finger auch die tätowierten Buchstaben auf seinen Fingerknöcheln nach: „DEATH“. Der Name seines U-Bootes. Und auch das Symbol seiner Bande auf dem Handrücken wurde von mir des Öfteren mit den Fingern nachgezeichnet. Das schien ihn nicht im Geringsten zu stören. Auch sein Gesichtsausdruck war nicht mehr so berechnend wie zuvor. Meist schenkte er mir ein leichtes Lächeln, zart wie die Blüte eine Blume, und doch für mich erkennbar und unterscheidbar von der Kälte, die sonst von ihm ausging. „Mehr will ich nicht“, dachte ich jedes Mal, wenn ich dieses Lächeln sehen durfte und seine Hand halten durfte, „Mehr muss nicht sein. Hauptsache, er geht nie wieder weg von mir.“

Auszeit

Wieder verstrichen einige Tage, doch bei der nächsten größeren Lagebesprechung durfte ich wieder dabei sein. Die Bettruhe war somit offiziell vorbei. Ich hatte von meinen beiden Ärzten grünes Licht bekommen und durfte die Death endlich verlassen. Da ich jedoch noch etwas wackelig auf den Beinen war, weil ich wochenlang fast ausschließlich im Bett gelegen hatte, musste Bepo mich stützen und zur Thousand Sunny begleiten. Dort angekommen suchte ich gleich mein Zimmer auf und wechselte meine Kleidung. Irgendwie hatte alles, was ich auf der Death in meinem Krankenzimmer getragen hatte, den Geruch von Desinfektionsmittel angenommen. Das konnte ich einfach nicht mehr riechen, also musste ich dringend etwas anziehen, dass erträglicher roch. Ich zog mir ein blauviolettes Top, eine helle Jeansjacke, lange, dunkelblaue Jeans und schwarze Sneakers an. Damit man meine ungesunde Gesichtsfarbe nicht so sah, setzte ich mir eine schwarze Kappe auf. Wahrscheinlich kannte mein kränkliches Aussehen zwar inzwischen jeder, der mich auch nur einmal besucht hatte, jedoch wollte ich einfach keinen schwachen Eindruck erwecken. Ich wollte alle davon überzeugen, dass ich jetzt für den Kampf gegen Kaarna gewappnet war. Meine langen, blonden Locken hatte ich mir schon zuvor mit Robins Hilfe zu zwei Zöpfen geflochten. Durch die Herumliegerei waren sie ganz strähnig geworden, egal, wie oft ich sie mir von waschen habe lassen. Aber vielleicht würden sich meine Haare erholen, wenn der nächste Schritt meiner Behandlung begann. Da meine Wunde jetzt schon ganz gut verheilt war, sollte ich mich so oft wie möglich im Meerwasser aufzuhalten. Chopper und Law hatten mir erklärt, dass Mareinopia äußerst selten bei Meerjungfrauen und Fischmenschen auftritt, auch bei jenen, die eher an Land als im Wasser lebten. Das Rentier fand es daher erstaunlich, dass auch ich als Halbmeerjungfrau an dieser seltenen Krankheit leiden konnte. Mit dieser Diagnose musste ich einfach leben und das Beste daraus machen. Entschlossen trat ich den Weg in die Kombüse an. Sofort stellte ich fest, dass wir noch nicht vollzählig waren. Sämtliche Mitglieder der Heart-Piraten fehlten noch, unter anderem Penguin und auch Law. Ich nahm zwischen Sanji und Robin Platz und wurde sofort mit einem freundlichen Lächeln seitens des liebestollen Kochs begrüßt. „Yume-chan! Schön dich zu sehen! Geht es dir schon wieder so gut, dass du mit uns hier sitzen kannst?“ „Ja, danke, Sanji-kun“, antwortete ich mit einem ebenso freundlichen Lächeln, „Die Bettruhe ist offiziell vorbei. Meine beiden wunderbaren Ärzten haben mir das Okay gegeben, dass ich das Bett verlassen darf.“ „Trotzdem musst du dich noch schonen“, meldete sich Chopper zu Wort, der etwas weiter entfernt von mir schräg gegenüber saß, „Kampftraining kommt nach wie vor nicht infrage.“ Ich konnte eine gewisse strenge in seiner Stimme hören, weswegen ich einfach nur zustimmend nickte. Innerlich dachte ich aber etwas genervt: „Ja, ja. Schon gut.“ Als hätte Law mir nicht ein- und dasselbe mehrere Male eingetrichtert, bevor er mich mit Bepo auf die Sunny geschickt hatte. Manchmal nervte es mich dann doch, jeden kleinen Schritt meiner Behandlung doppelt zu hören. Immerhin hatte ich Luffy und Law davon überzeugen können, dass es gut wäre, wenn sie mich nun nicht mehr ausgrenzen würden, sondern ich wenigstens an den Lagebesprechungen teilnehmen durfte. Natürlich, sobald ich nicht mehr dauerhaft im Bett liegen musste. Aber das war jetzt ja vorbei. Mein Drang danach, endlich zu wissen, was los war, war mittlerweile ins Unermessliche gestiegen. Auch wenn mich die Strohhüte immer wieder auf dem Laufenden gehalten hatten, war es doch etwas ganz anderes, selbst bei den Besprechungen dabei zu sehen. Vor allem interessierte mich dabei, wie sehr ich die Pläne der Strohhut-Heart-Piratenallianz vereitelt hatte. Und wie der Käpt’n der Heart-Piraten tatsächlich darüber dachte. Endlich trafen die fehlenden Heart-Piraten ein. Law stellte sich gleich zu Nami und Luffy, die bereits vor der Besprechungstafel standen. Die anderen Heart-Piraten setzten sich auf freie Plätze und die Besprechung begann. Leider bekam ich am Anfang weniger davon mit, als ich mir gewünscht hatte. Der Grund dafür war, dass Laws Anwesenheit mich dermaßen ablenkte, dass ich mich nur schwer auf das konzentrieren konnte, was er sagte. Ständig lugte ich unter dem Rand meiner Kappe hervor, um ihn zu beobachten. Er wirkte an jenem Tag nicht so kalkulierend. Nicht so aufmerksam. Eine gewisse Unruhe und Fahrigkeit ging von ihm aus. Auffällig war auch, dass den größten Teil der Lagebesprechung Nami übernahm, die nur hin und wieder sie von Luffy unterbrochen wurde. Im Verhältnis zu den Besprechungen, bei denen ich davor anwesend gewesen war, hatte Law viel mehr die Führungsrolle dabei übernommen. Und wenn, dann waren es meistens nur zustimmende Kommentare oder weitere Anmerkungen zu Namis Ausführungen. Was war nur mit ihm los? Irgendwann konnte ich meinen Blick von ihm lösen und ließ ihn über die Tischrunde schweifen. Auch Chopper und Bepo schienen mehr auf den Käpt‘n der Heart-Piraten als auf die Planung des bevorstehenden Kampfes konzentriert. Beide sahen etwas besorgt aus. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis alles besprochen worden war, was besprochen werden musste. Soweit ich mitbekommen habe, hatten die anderen die Tage, in denen ich ans Bett gefesselt war, optimal für ihr Training nutzen können und waren dadurch sogar noch stärker geworden. Das erleichterte mir mein schlechtes Gewissen schon mal um Vieles. Dennoch wusste ich immer noch nicht, wie vor allem Law über die Verzögerung in seinem Plan dachte. Kaum war die Besprechung zu Ende, verließ Law sofort den Raum. Ich hatte nicht einmal die Chance, ihn aufzuhalten und darauf anzusprechen. Daher beeilte mich, ihm zu folgen. Irgendetwas stimmte mit ihm nicht. Das konnte ich deutlich spüren. Es war eine Gabe von mir, die Gefühle oder die Stimmung anderer einschätzen zu können. Gleich nachdem ich aus der Tür der Kombüse getreten war, konnte ich ihn schon nicht mehr sehen. Wo war er nur abgeblieben? Ich war ihm doch gleich hinterher gelaufen! Weit konnte er demnach nicht sein. Kurz nach mir traten Bepo und Chopper aus der Tür. „Weißt du, wo der Käpt‘n ist?“, fragte mich Laws treuer Navigator sogleich. Nachdem ich verneint hatte, beschlossen wir uns aufzuteilen, um ihn zu suchen. Bepo wollte nachsehen, ob der sein Käpt’n bereits auf die Death zurückgekehrt war, Chopper nahm sich einen Teil der Sunny vor und ich den anderen. Ich beschloss mich vom Deck abwärts zu arbeiten, da ich keine Ahnung hatte, wie gut Law sich auf dem Schiff der Mugiwara no kaizoku auskannte. Ich war zwar immer noch ein bisschen wackelig auf den Beinen und hatte noch nicht die Kraft mich allzu rasch zu bewegen, aber dennoch hatte ich den vorderen Teil des Schiffdecks schnell abgesucht. Leider erfolglos. Law schien spurlos verschwunden zu sein. Nachdenklich griff ich mir an den Schirm meiner Kappe (Ja, diese Bewegung hatte ich mir unterbewusst von ihm abgeschaut – verklagt mich!) und ging auf das Hinterdeck. Und da entdeckte ich schließlich Law auch. Zum Glück. Völlig erschöpft saß er an die Reling gelehnt, einen Arm locker um sein Schwert gelegt – und schlief. Tief und fest. Er atmete gleichmäßig und absolut geräuschlos, wie ich nach kurzer Überprüfung feststellte. So friedlich wie er wirkte, wenn er schlief, konnte man kaum glauben, dass er als der Chirurg des Todes bekannt und gefürchtet war. „Law“, schoss mir sein Name durch den Kopf und ich betrachtete sein Gesicht ganz genau. Unter seinen Augen hatten sich dicke, violette Ringe gebildet. Ich wusste, dass er immer leichte Schatten unter den Augen hatte, aber die Schatten an jenem Tag sahen wirklich schon ungesund aus. Hatte er in letzter Zeit überhaupt geschlafen? Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, kniete ich mich vor ihm hin. Behutsam nahm ich seine Hand, wie er es so oft bei mir getan hatte und streichelte sanft über seinen Handrücken. Wahrscheinlich hatte er weitgehend auf Schlaf verzichtet, um bei mir sein zu können. Und die restliche Zeit hatte er wahrscheinlich mit Trainieren und Planen verbracht. Er war schlichtweg total übermüdet und musste jetzt wohl endgültig den Schlaf nachholen. Armer Law. Er tat mir wirklich unendlich leid. Mein schlechtes Gewissen meldete sich nun wieder, lauter als zuvor. Daher beschloss ich, jetzt für ihn da zu sein, wie er es in letzter Zeit für mich getan hatte. Ich saß bei ihm, bis Chopper um die Ecke kam. „Pst!“, zischte ich dem kleinen Rentier sogleich zu und deutete mit einem Kopfnicken auf den seelenruhig vor sich hinträumenden Law, „Er hat sich eine Auszeit verdient.“

Die Behandlung

„Lonesome“ wurde immer kleiner und kleiner, bis unsere „Trainingsinsel“ schließlich am Horizont verschwunden war. Nachdenklich stand ich am Heck der Sunny und sah ich ihr hinterher. Viel hatte ich von der Insel ja nicht gesehen, da ich ab dem zweiten Tag im Krankenzimmer der „Death“ ans Bett gefesselt gewesen war. Lediglich unserem letzten Tag hatte ich mich noch etwas umgesehen und mir Notizen für meine Geschichten gemacht. Ich griff mir an meine schwarze Kappe, die ich an jenem Tag trug und grüßte so die Insel zum Abschied. Gerade, als ich mich von dem Anblick der schwindenden Insel abwenden wollte, rannten Usopp, Luffy und Chopper an mir vorbei. „Ein Monster!“, brüllte der Scharfschütze gerade, und war schon um die nächste Ecke gebogen, ehe ich begriff, was überhaupt los war. Dann erst bemerkte ich, dass unmittelbar neben dem Schiff ein riesiger Seekönig aufgetaucht war, dem unübersehbar eine Angel aus dem Maul ragte. Offenbar hatten die Drei es nicht lassen können und hatten wieder einmal geangelt, ohne sich der Konsequenzen bewusst zu sein. Ich seufzte laut auf und langte nach etwas Meerwasser. „Mizu… Kyako tsuki!“ Mit einem gewaltigen Sprung und einem gezielten Faustschlag griff ich das Monstrum an. Usopp und Chopper versteckten sich hinter der nächsten Ecke, wie ich aus dem Augenwinkel sehen konnte, während Luffy gleich nach mir selbst eine Attacke startete. „Gumo Gumo no Jet Gatling!“ Von einer Sekunde auf die andere prasselten etwa tausend Faustschläge auf den Seekönig ein. Gleich nach meinem Angriff war er bereits mit einem unheimlichen Stöhnen eingeknickt und hatte daraufhin die Angel ausgespuckt. Aber als mein derzeitiger Käpt‘n auch noch eine Salve an Faustschlägen auf ihn niederließ, ging er endgültig k.o. Mit gewaltigen Klatschen schlug er auf die Wasseroberfläche auf und Luffy sprang zur Seite, als ein riesiger Wasserschwall auf der Sunny landete. Dann lag das Monstrum auf der Wasseroberfläche und rührte sich nicht mehr. „Danke, Yume“, sagte der Strohhutjunge grinsend, „Obwohl ich den auch allein fertiggemacht hätte.“ „Schon klar“, entgegnete ich ihm und zog mein rot-schwarz kariertes Hemd zurecht. Usopp und Chopper kamen wieder zu uns und Usopp begann auf der Stelle, die Erledigung des Seekönigs als seine Heldentat darzustellen. Ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, als ich die vollkommen erfundene Geschichte dazu hörte. In diesem Moment trat Law an Deck. Er hatte beschlossen, bis zur nächsten Insel auf der Sunny mit zu segeln, da er sich selbst davon überzeugen wollte, dass ich auch täglich mehrere Stunden im Meerwasser verbrachte. „Yume-ya“, sprach er mich an, als er näher kam, „Es wird Zeit für deine Behandlung.“ Schon gefühlte hundert Mal hatte ich ihm gesagt, dass er das nicht „Behandlung“ nennen sollte, doch es war vergeblich. Er konnte so ein Sturkopf sein! „Alles klar“, erwiderte ich unfreundlicher, als ich wollte und ging an ihm vorbei. Ich setzte mein Kappe ab, warf mein Hemd und meine Jeanshotpans ab. Wie meistens auf der Sunny war ich auch an jenem Tag barfuß unterwegs. Unter meiner Kleidung trug ich einen smaragdgrünen Bikini. Zurzeit hatte ich immer Badekleidung an, um sofort Folge leisten zu können, wenn Law mich zu meiner „Behandlung“ aufforderte. Alleine, dass er überhaupt Anweisungen gab, nervte mich schon genug, da wollte ich nicht noch mehr Ärger auf mich ziehen, indem sich die „Behandlung“, verzögerte. Ohne auf eine Wiederholung seiner Anweisung zu warten köpfelte ich gekonnt ins Meer. Das Wasser war ziemlich kalt und raubte mir kurz den Atem. Doch nach wenigen Sekunden hatte ich mich an die Temperatur gewöhnt und tauchte wieder auf. Law, Luffy, Usopp und Chopper hatten sich über die Reling gebeugt und sahen zu mir herunter. Mein derzeitiger Käpt’n winkte mir begeistert zu. Das Schiff bewegte sich weiter vorwärts, bald würde ich sie verlieren, wenn niemand etwas unternahm. Dann jedoch warf Law mir ein Seil hinunter, das mit der Sunny verbunden war. Das machten wir immer so, damit ich die anderen nicht verlieren konnte, sie aber auch nicht zu viel Zeit verloren, weil sie wegen mir zwischendurch ankern mussten. Außerdem war es auch nicht besonders klug, auf offener See den Anker zu werfen. Der Aufenthalt auf „Lonesome“ hatte ohnehin länger gedauert als vorgesehen. Ein zweiter Zwischenstopp war unter keinen Umständen drin, wie ich stark vermutete. Zumindest nicht, wenn es nach Law ging. Flink band ich mir das Seil um die Hüften und tauchte wieder ab. Eine Vielzahl an bunten Fischen querte meinen Weg, auch ein Tintenfisch schwamm an mir vorbei. Sie alle schienen von meiner Anwesenheit nicht sonderlich beeindruckt. Das lag aber wohl daran, dass ich wie eine Meerjungfrau auf sie wirkte. Obwohl ich die äußerlichen Merkmale eines Menschen hatte. Während ich so vor mich hinschwamm, und die Lebewesen, die mir begegneten beobachtete, überlegte ich, wie wohl mein Vater so gelebt hatte, bevor er meine Mutter kennengelernt hatte. Er stammte von der Fischmenscheninsel, so viel wusste ich. Jedoch hatte ich nicht die geringste Ahnung, was er dort alles erlebt hatte und warum er sie überhaupt verlassen hatte. Ich wusste nur, dass er irgendwann auf seiner Reise meine Mutter getroffen, sich in sie verliebt und sie geheiratet hatte. Dann war er auf ihre Heimatinsel gezogen, wo meine Schwestern und ich auch aufgewachsen waren. Als ich langsam wieder aus meinem Gedankenstrom fand, merkte ich erst wie sehr mich das Wasser stärkte. Es kam mir so vor, als würde es mich permanent mit Energie versorgen, indem es durch die Poren meiner Haut direkt in meine Blutbahn gelangte. So konnte ich also selbst dem Mareinopia entgegenwirken. Chopper und Law lagen mit ihrer Diagnose goldrichtig. Obwohl ich rational gesehen wusste, dass sie Recht hatten, wollte ich es ihnen bis jetzt nicht glauben. Ich hatte mich immer eher als Mensch als als Meerjungfrau gesehen und konnte daher zunächst nicht ganz nachvollziehen, wie ich an einer seltenen Krankheit leiden konnte, die nur Fischmenschen betraf. Die Welt war kompliziert. Schließlich tauchte ich wieder aus den Untiefen des Meeres auf und blickte hoch zur Sunny. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich unter Wasser gewesen war, aber es war wohl lange genug. Law deutete bereits mit seinem Daumen nach oben, was wohl bedeutete, dass ich auf das Schiff zurückkehren durfte. Ich nickte zum Zeichen, dass ich verstanden hatte und streckte zusätzlich ebenfalls einen Daumen nach oben. Daraufhin wurde eine Strickleiter hinuntergeworfen, an der ich problemlos hochklettern konnte. Nami reichte mir sogleich ein Handtuch, kaum hatte ich das Deck betreten. Noch während ich mich abtrocknete, fragte Chopper mich: „Wie war es, Yume? Hat dir das Meerwasser gutgetan?“ „Und wie!“, antwortete ich überschwänglich, „Es fühlt sich so an, als hätte es Sämtliche meiner Energiereserven wieder aufgefüllt.“ „Das ist gut“, erwiderte das kleine Rentier freudestrahlend, „Die Therapie scheint anzuschlagen.“ Dieses Wort hasste ich noch mehr als „Behandlung“, doch dem kleinen, süßen Arzt konnte ich deshalb einfach nicht böse sein. In der Zwischenzeit hatte und Law sich an Nami gewandt. „Wann werden wir in Dschungelland angekommen, Nami-ya?“, fragte Law gerade heraus. „In drei Tagen“, kam es von der Navigatorin, nachdem sie einen kurzen Blick auf ihren Logport geworfen hatte. Dann trat der Chirurg des Todes auf mich zu und sah mich an, als würde er mich am liebsten an Ort und Stelle sezieren. Das nervte mich unheimlich „Yume-ya, wir gehen jetzt in Tony-yas Arztzimmer. Ich möchte genau untersuchen, was das Meeresbad bei dir bewirkt hat.“ Da er zur Abwechslung einmal richtig höflich geklungen hatte, folgte ich ihm ohne Widerworte gleich in Choppers Behandlungszimmer. Auch der kleine Arzt begleitete uns, immerhin war es ja sein Zimmer. Zunächst nahmen mich die beiden so genau unter die Lupe, dass es mir peinlich war. Bei dem im Moment in seiner menschlichen Form präsenten Rentier konnte ich noch etwas darüber hinwegsehen, aber Laws prüfende, fachmännische Blicke machten mich ungeheuer nervös. Gab es eigentlich irgendein unangenehmes Gefühl, dass dieser Mann nicht in mir auslöste? Nach der Erstuntersuchung meinte Chopper, dass es gut wäre, wenn er und Law meinen ganzen Körper in Augenschein nehmen konnten und bat mich zu diesem Zweck, meinen Bikini auszuziehen. „Was?“, rutschte es mir heraus, obwohl ich mir eigentlich hätte denken können, dass diese Bitte kommen würde. Entsetzter, als ich wollte, sah ich Law an, der genervt aufstöhnte. „Ich bin Arzt, Yume-ya“, knurrte er, „Glaubst du, du bist die erste Frau, die ich nackt sehe?“ Chopper blickte verwirrt von einem zum anderen. Natürlich wusste ich, dass er Arzt war und dass er auch schon Frauen behandelt hatte. Aber… Mir fiel kein stichhaltiges Gegenargument ein, so sehr ich auch überlegte. Also zog ich mit etwas Widerwillen den Vorhang des Krankenbettes zu und zog mich aus. Wenigstens die Freiheit, mich unbeobachtet meiner Kleidung zu entledigen, wollte ich mir herausnehmen. Schweren Herzen zog ich den Vorhang wieder zur Seite, als ich fertig war. Augenblicklich zog Law seine Pelzkappe tiefer ins Gesicht. Jedoch einen Moment zu spät. Ich hatte die fast unsichtbare, leichte Rötung in seinem Gesicht schon gesehen. Sofort errötete auch ich, deutlich mehr als er, und verschränkte die Arme vor der nackten Brust. Zum Glück ließ sich Chopper von meinem Scham nicht irritieren und untersuchte mich gleich. Etwas verzögert beteiligte sich auch Law daran. Die beiden Ärzte begutachteten meine Haut, besonders meine Narbe am Bauch, nahmen mir Blut ab, steckten mir dieses grausame Holzstäbchen in den Mund und führten noch einige andere übliche Untersuchungen durch. Dabei ließ Law aber hauptsächlich Chopper arbeiten. Er fasste mich nur an, wenn es unbedingt sein musste. Zumindest kam es mir so vor. Dann kam die Sache mit dem Stethoskop. Da Chopper gleich mein Blut untersuchen wollte, beauftragte er Law damit, meine Lunge abzuhören. Der Chirurg des Todes hängte sich daraufhin das medizinische Gerät um, schob sich die Ohrenstöpsel in die Ohren und griff nach dem runden Metallding an einem Ende. Langsam streckte er die Hand aus und hielt es mir an die nackte Brust. Seine perfekt geschnittenen Fingernägel berührten meine nackte Haut. Das „DEATH“-Tattoo der rechten Hand blickte mir verkehrt entgegen. Fasziniert sah ich auf seine schöne, weiche, gebräunte Haut. Ich kam nicht umhin, seine Hand regelrecht anzustarren. Für mich fühlte es sich wie eine Ewigkeit an, in der mein Blick darauf haftete, als er beinahe flüsterte: „Ganz ruhig, Yume-ya. Dein Herzschlag beschleunigt sich gerade ziemlich.“ „O mein Gott“, schoss es mir durch den Kopf und eine unbändige Hitze stieg mir ins Gesicht. Er war sowas von attraktiv. Und cool. Ich konnte einfach nicht anders, als mich zu ihm hingezogen zu fühlen. Ohne, dass ich die Kontrolle darüber hatte, näherte sich mein Gesicht dem Chirurgen des Todes. Ich war absolut machtlos, ich konnte mich nicht zurückhalten. Was mich überraschte, war allerdings: Auch er kam meinem Gesicht langsam näher. Wesentlich langsamer als ich und doch bildete ich mir ein, auch von ihm würde eine Art Intention ausgehen. Seine Hand ließ er trotzdem auf dem Stethoskop und hielt es nach wie vor an meine Brust. Die metallene Kälte, die davon ausging, spürte ich auf meiner heißen Haut überdeutlich. Law sah unter dem Rand seiner Kappe hervor und seine Augen glänzten wie flüssiges Silber. „O mein Gott“, dachte ich wieder, als unsere Münder nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. In dem Moment rief Chopper allerdings aus: „Das sieht ja schon viel besser aus! Und das gleich beim ersten Bad im Meer! Sehr gut!“ Sofort fuhren Law und ich auseinander und blickten in völlig unterschiedliche Richtungen. Das inzwischen wieder kleine Rentier trat an uns heran und notierte etwas auf einem Klemmbrett. „Wie sieht es mit Yumes Lungenfunktion aus?“, fragte er, ohne aufzusehen. Law schluckte so leise, dass es kaum zu hören war und antwortete dann selbstsicher wie immer: „Alles in Ordnung. Die Atmung erfolgt regelmäßig.“ „Ausgezeichnet“, kommentierte Chopper und schrieb erneut etwas auf. Dann blickte er uns freudestrahlend an. „Wenn du weiterhin jeden Tag ein Bad im Meer nimmst, dürftest du dich bald wieder wie neugeboren fühlen, Yume.“ „Das… das…ist…gut“, stotterte ich, „Darf…ich…ich mich jetzt wieder…anziehen?“ „Ja, natürlich“, kam es von Chopper, der jetzt allerdings etwas verwirrt aussah. Nur wenige Sekunden später jedoch schien ihm ein Licht aufzugehen. „Ach so, dir ist kalt! Na, kein Wunder, du bist auch noch ein bisschen nass und hattest eine Weile lang nichts an. Am besten du springst gleich unter die Dusche, damit du dich nicht erkältest.“ „Mache…ich“, brachte ich mühsam hervor, zog mir in Windeseile den Bikini wieder an und flüchtete ins Badezimmer. Als ich das heiße Wasser auf meiner Haut spürte, atmete ich erst mal tief aus. Es gab keinen Zweifel mehr. Ich war hoffnungslos und rettungslos in den Chirurgen des Todes verschossen.

Unter vier Augen

Bei der Insel, auf der sich One Eye laut Law und Nami aufhalten sollte, handelte es sich um eine Frühlingsinsel mit atemberaubender Flora. Sie bildete das krasse Gegenteil zu Lonesome und trug ihren Namen „Dschungelcamp“ zu recht. Als wir sie erreichten, befand ich mich gerade wieder im Meer und wurde von der Sunny mitgezogen. Ich war mittlerweile vollständig genesen und hatte meine alte Kraft zurückgewonnen. Jeden Tag, den ich ein paar Stunden geschwommen war, war ich stärker geworden und meine Narbe am Bauch sah wieder so aus, wie vor der Entzündung. Es war für mich fast so, als wäre ich nie krank gewesen. Das verminderte mein schlechtes Gewissen aufgrund der Verzögerungen, die durch mich entstanden waren. Chopper zeigte sich sehr zufrieden mit meinem Genesungsfortschritt und gab mir schon am Tag vor unserer Ankunft auf Dschungelcamp grünes Licht für den Kampf mit Kaarna, dem Ummantelten. Kaum hatte Zoro das mitbekommen, überredete er mich zu einem letzten gemeinsamen Training. Ich stimmte sofort zu, mochte ich es doch sehr mit dem Schwertkämpfer zu trainieren. Er war unglaublich fähig und von ihm konnte ich mir Einiges abschauen, auch wenn ich nicht mit dem Schwert kämpfte. Meine Schnelligkeit im Training beeindruckte ihn sogar ein bisschen. Glaube ich. Sicher kann man sich bei jemandem, der ständig denselben Gesichtsausdruck hat und nur selten offenkundig Emotionen zeigt, ja nie sein. Ach ja, in diese Kategorie fiel ja noch einer. Law. Seit der peinlichen Situation im Arztzimmer war er mir aus dem Weg gegangen. Nur, wenn es Zeit für meine „Behandlung“ war, ließ er es sich nicht nehmen, mir dies persönlich mitzuteilen. Ansonsten aber hielt er sich an Deck auf, wenn ich im Wasser oder unter Deck war und blieb in den Schiffräumen, wenn ich draußen war. Es war so offensichtlich und doch schienen es die anderen Strohhüte kaum mitzubekommen, dass unser Verhältnis anders ar. Bei den Nachuntersuchungen war er nach wie vor dabei und es schien ihn nach diesem einen Erlebnis nie wieder zu irritieren, wenn ich nackt vor ihm saß. Das nagte eine Zeit lang an meinem Selbstbewusstsein. Ich hatte nicht so einen formvollendeten Körper wie Nami oder Robin. Meine Körbchengröße war nicht wirklich der Rede wert und auch, wenn mein Körper vom Fischmenschenkarate durchaus athletisch war, war ich doch recht schlank, beinahe zu schlank, gebaut. Außerdem war da ja noch diese hässliche Narbe unter meinem Nabel. Die er bereits zweimal behandeln musste. Wenn ich nachts im Bett lag, kämpfte ich oft gegen meine Sehnsucht, ihn zu berühren. Seit ich mir meiner Gefühle ihm gegenüber bewusst geworden war, hatte ich auch wieder Träume in diese Richtung. Noch intensivere, als in der Nacht, in der meine Narbe aufgebrochen war. Wenn ich dann erwachte, fühlte ich mich so leer und suchte tagsüber seine Nähe. Aber er zog sich vor mir zurück. Das quälte mich so sehr. Ich war doch so verliebt… Mittlerweile versuchte ich, meine Gefühle einfach zu unterdrücken und das gelang mir am besten, wenn ich neben der Sunny schwamm. Er konnte nicht zur mir runterkommen. Der einzige Vorteil für mich, dass er ein Teufelskraftnutzer war. Hier unten war ich ganz für mich. Eigentlich war ich es auch nicht gewohnt, ständig so viele nette Menschen um mich zu haben. Die meisten Piratenbanden, denen ich früher befristet beigetreten war, wechselten nur wenige Worte mit mir oder ignorierten mich sogar ganz. Außer, wenn ich ihnen gefährlich wurde. Dann waren sie alle ganz plötzlich buchstäblich an meinem Kopf interessiert. Auf der Sunny hingegen bekam ich jeden Tag zu essen. Ich konnte mit den anderen an Deck abhängen, mit den Frauen baden oder mit den anderen Crewmitgliedern trainieren, ohne ständig aufpassen zu müssen, ob mich nicht doch einer aus der eigenen Mannschaft tot sehen wollte. Und als ich krank war, hatte man sich liebevoll um mich gekümmert. Die gesamte Strohhutbande. Und Bepo. Und… Law. Verdammt! Schon wieder waren meine Gedanken beim Chirurgen des Todes. Unter Wasser schüttelte ich den Kopf und beschloss gleichzeitig, wieder an Bord zu gehen. Selbst geographisch gesehen von ihm getrennt, waren meine Gedanken doch zu vernebelt von ihm, als dass ich meine Ruhe hätte finden können. Außerdem würden wir jeden Moment die Insel erreichen. Kurze Zeit später trocknete ich mich an Deck ab und folgte, ohne dass es eine Aufforderung gebraucht hätte, Chopper und Law ins Arztzimmer. Nach den üblichen Untersuchungen nickte das kleine Rentier zufrieden und grinste mich voller Zuversicht an. „Ich sehe nun keine Gefahr mehr in deinem Kampf gegen Kaarna“, verkündete er fröhlich, „Du bist so fit wie nie zuvor.“ „Vielen Dank für alles, Chopper-kun“, sagte ich aufrichtig, „Du bist der beste Arzt der Welt.“ Sofort begann er herumzutänzeln und mein Kompliment abzustreiten. Diese Eigenschaft liebte ich sehr an ihm. Da ich wieder einmal nackt auf dem Bett im Arztzimmer saß, wollte ich gerade den Vorhang zuziehen und mir meinen dunkelblauen Bikini wiederanziehen. „Einen Moment. Tony-ya, könnte ich kurz mit Yume-ya unter vier Augen sprechen?“ Verdutzt unterbrach Chopper seinen Geschmeichelt-Tanz und sah mich fragend an. „Ja, das ist okay“, antwortete ich etwas verwundert, da mir nicht klar war, warum Chopper mein Einverständnis dafür wollte. „Okay“, sagte das kleine Rentier noch und verließ dann den Raum. Erst als die Tür zu war, realisierte ich es. Law und ich waren allein. Und ich hatte absolut nichts an. Sofort stieg mir die Röte ins Gesicht. Was hatte Law vor? „Zieh dich an.“ „Was?“, dachte ich, sprach es aber nicht aus. Dann tat ich aber wie geheißen. Mit einer unsagbaren Enttäuschung in mir. Aber was hatte ich auch erwartet? Vor mir saß der Chirurg des Todes. Wenn er eine Frau haben wollte, bekam er sie. Und ich war mir plötzlich sicher, dass, wenn ihm eine Frau gefiel, er sie körperlich an sich ranlassen und sie dann fallen lassen würde wie eine heiße Kartoffel. Ja, so schätzte ich ihn mittlerweile ein. Ich meine, was dachte ich mir? Dass er mich tagelang ignorieren würde und jetzt plötzlich- „Da gibt es eine Sache, die du wissen solltest. Eine Sache, über die ich mit dir schon lange sprechen will“, sprach er plötzlich weiter. „O mein Gott“, schoss es mir wieder durch den Kopf. Wie vor einer Weile in einer ähnlichen Situation. Nur waren wir da nicht unter uns gewesen. Law verschränkte die Arme vor der Brust. Er trug an jenem Tag seinen schwarz-gelben Pullover mit dem Symbol seiner Piratenbande auf der Brust. Den hatte er auch getragen, als wir uns zum ersten Mal begegnet waren. In mir weckte das viele Erinnerungen. Gute und Schlechte. Doch ehe ich in Gedanken versinken konnte, sprach er meinen Namen aus: „Yume-ya“. Fast so, als wäre mein Name von großer Bedeutung. Aber dann sagte er nichts mehr. Keinen Ton. Vor Spannung platzte ich fast. Ich krallte meine Finger in die Matratze des Bettes, auf dem ich immer noch saß. Jetzt allerdings im Bikini. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. Wir hatten wieder einmal zu lange schweigend miteinander verbrachte. „Law, ich glaube, ich weiß, worüber du mit mir sprechen willst.“ Anstatt zu antworten hob er den Kopf und lugte mit seinem allseits bekannten Todesblick unter seiner Kappe hervor. „Du willst mit mir darüber reden, was vor ein paar Tagen hier passiert ist.“ Ich wusste nicht, woher ich plötzlich die Selbstsicherheit nahm, alles auszusprechen, was ich mir in letzter Zeit gedacht hatte. Aber ich hatte damit begonnen. Und ich war niemand, der aufhörte, wenn er einmal angefangen hatte. Ich sah wie sich sein Mund langsam öffnete. Wie er ansetzte, mir zu antworten. Innerlich machte ich mich für jegliche Art von Antwort bereit. „Wir sind daaaaaa!!! Jaaaaaa!!! Endlich!“, schallte es plötzlich vom Frontdeck der Sunny her und riss uns aus unserem Gespräch.

Sprich es aus!

Es stellte sich heraus, dass die Insel eine unglaubliche Größe besaß und es mehrere Tage dauern konnte, bis wir sie vollständig durchkämmt hatten. Als die Thousand Sunny angelegt hatte, war nur wenig später die „Death“ aus den Untiefen des Meeres aufgetaucht und die Heart-Piraten hatten sich zu uns gesellt. Zuerst wunderte ich mich darüber, dass ich das U-Boot nie zu Gesicht bekommen hatte, wenn ich unter Wasser war. Doch dann erklärte mir Sanji auf meine Nachfrage hin, dass Law in ständigem Teleschnecken-Kontakt mit seiner Crew stand und ihnen immer mitgeteilt hatte, auf welcher Seite ich gerade schwamm. Bepo hatte daraufhin das U-Boot auf die andere Seite der Sunny navigiert, um mich nicht zu gefährden. Nach dieser Erklärung hielt ich kurz inne. Kaum hatte ich das erfahren, beschleunigte sich mein Herzschlag wieder. Wie vor kurzem im Arztzimmer. Doch jetzt konnte ich mich einfach nicht mehr ablenken lassen. Bei der nächsten Lagebesprechung wurden wir genauestens über Dschungelcamp informiert. Früher hatten hier wohl mal Menschen gelebt, aber irgendwann war der Urwald zu dicht geworden, um ein dauerhaftes Leben darin zu ermöglichen. „Es handelt sich wahrscheinlich um eine ähnliche Insel, wie die, auf der ich zwei Jahre lang trainiert habe“, meldete sich Usoppu zu Wort, „Wie gut, dass ich mich zwei Jahre lang mit der dortigen Flora beschäftigt habe. Ich werde mir das gleich genau ansehen.“ Seine Ansprache hatte sich so mutig angehört, doch ich merkte genau, wie unter seinem Tisch die Knie zitterten. Ich konnte es ihm nicht verdenken, dass er Angst hatte. Die Mitglieder der One Eye-Piratenbande waren bestimmt keine einfachen Gegner. „Gut, Usoppu“, stimmte Nami ihrem Mitstreiter zu, „Dann sehen wir zu, dass wir die Insel genau unter die Lupe nehmen, bevor wir One Eye begegnen. Laut Tra und meinen Informationen liegt sein Schiff auf der anderen Seite der Insel, weshalb wir uns auf dieser Seite befinden. Schließlich wollten wir ihm ja nicht ins offene Messer laufen. Bepo und ich haben die Sunny und die „Death“ also absichtlich hierhin navigiert. Aber das haben wir davor ja schon einmal erwähnt.“ „Wichtig ist, dass wir uns an den Plan halten“, fuhr Law fort, „Männer, ihr kümmert euch um die eine Hälfte der Bande, die Strohhüte kümmern sich um die andere Hälfte. Die Aufteilung wird sich aus den jeweiligen Kräften ergeben, mit denen die jeweiligen Piraten zu kämpfen pflegen. Leider konnten Nami-ya und ich nicht zu allen Mitgliedern Informationen dahingehend bekommen.“ Während er eine Sprechpause machte, blickte ich in die Runde. In verschiedensten Gesichtern sah ich von Neugier, über Angst bis hin zu purer Kampfeslust einfach alles. Noch bevor ich mich fragen konnte, wie wohl mein eigenes Gesicht aussah, sprach Law schon weiter. „Ich bin mir sicher, dass wir ihn und seine Leute besiegen können. Meiner Ansicht nach ist ein Kampf leider unausweichlich. Wie ihr wisst, sind One Eye und seine Leute in der Neuen Welt dafür bekannt, nicht lange zu verhandeln sondern gleich jeden umzubringen, der unangenehme Fragen stellt. Doch wir sind darauf vorbereitet. Die Chance, dass wir sie besiegen, liegt bei 60%.“ Augenblicklich rollte ich die Augen. Law und seine Zahlen. Das war etwas, womit ich nichts anfangen konnte. Ein Kampf war für mich etwas Unberechenbares, dass man nicht in Zahlen erfassen konnte. Aber das war auch gleich wieder nebensächlich für mich. Die Besprechung dauerte noch kurz an und ich stand auf, um mit den anderen die Insel zu verlassen. „Yume-ya“, sagte Law plötzlich und ich wandte mich zu ihm, „Ich würde gerne kurz mit dir reden.“ „Was kommt denn jetzt?“, schoss es mir durch den Kopf und ich erinnerte mich sofort an all die Träume, die ich in letzter Zeit gehabt hatte. Es dauerte noch eine Weile, bis alle außer mir und Law den Raum verlassen hatten. Im Vorbeigehen warf Robin mir einen vielsagenden Blick zu. Ich konnte diesen jedoch nur erwidern. Als alle gegangen waren, zog ich mein hellblaues Jeanshemd zu recht und stellte mich Law gegenüber hin. „Es gibt da etwas, dass du unbedingt wissen musst“, begann der Chirurg des Todes und sah mich dabei direkt an. Seinen Blick konnte ich nicht deuten. Es war nicht der berühmte Todesblick, aber es war auch nicht sein sorgenvoller Blick. Ich hatte keine Ahnung, was er in diesem Moment dachte. Schweigend standen wir uns gegenüber. Wie schon so oft in letzter Zeit. Die Spannung war wieder einmal unerträglich. Dieses Mal aber füllte sich mein Körper plötzlich mit Wut. „Kannst du mir nicht einfach sagen, was du mir sagen willst?! Ist das wirklich so schwer?“ Er verzog keine Miene aufgrund meines Zornausbruches. Das machte mich noch rasender. „Sag doch einfach, dass du meine Gefühle nicht erwiderst und dass der Vorfall im Arztzimmer nur ein Versehen war! Sprich es aus! Das kann doch nicht sein, dass du die Herzen von hundert Piraten an die Weltregierung schicken kannst, aber nicht in der Lage bist, einer Frau einen Korb zu geben! Du elender Mistkerl!“ Ich starrte ihn so wutentbrannt an, dass ich das Gefühl hatte, ich würde gleich explodieren. Der Ausdruck in seinem Gesicht war nun in blankes Entsetzen umgeschlagen. Obwohl er nach wie vor sein Pokerface aufgesetzt hatte, hatte ich ihn für den Bruchteil einer Sekunde gesehen. Doch das kümmerte mich gerade nicht. Ohne ein weiteres Wort stürmte ich aus dem Raum und beschloss, keinen unnötigen Gedanken mehr an diesen Mann mehr zu verschwenden.

Aufeinandertreffen

Schon bei etlichen Besprechungen davor hatten wir uns in Erkundungsteams aufgeteilt. So, wie wir dann auch kämpfen wollten. Die Heart-Piraten und der Großteil der Strohhüte waren gleich zusammen in den Urwald aufgebrochen. Da die stärksten Mitglieder der One Eye-Piratenbande jedoch Luffy, Law und mir zufielen, musste ich leider in der Nähe des Mannes bleiben, der mir vor kurzem indirekt das Herz gebrochen hatte. Das hörte sich vielleicht dramatisch an, aber es tat mir so unendlich weh, als er es nicht aussprechen konnte. Dass er zu feige war, es auszusprechen. War ich es etwa nicht wert, Klartext mit mir zu reden? Ich wusste einfach nicht, was dabei in ihm vorgegangen war und das nagte entsetzlich an mir. Das einzige Positive war, dass Luffy mit von der Partie war. Er turnte sogleich in den dichtbewachsenen Bäumen herum und brüllte dabei wie ein Affe. Da sich aber Affen und anderes Getier in den Baumkronen der Urwaldriesen aufhielt, konnte ich irgendwann nicht mehr sagen, welcher Schrei von Luffy kam und welcher nicht. Law und ich schlugen uns in der Zwischenzeit auf dem Boden durch die Lianen und Pflanzen, die uns den Weg versperrten, in dem er sein Schwert und ich meine mit Wasser verstärkten Karatetechniken einsetzte. Ich hatte vorsichtshalber eine Flasche mit Meerwasser befüllt uns sie an meinen grauen Jeans befestigt, damit ich immer eine Waffe dabeihatte. Schließlich wollte ich mich nicht darauf verlassen, dass ich in unmittelbarer Nähe des Meeres kämpfte – was auch eher unwahrscheinlich war, da mein Gegner ja ein Teufelskraftnutzer war. Mit gezielten Handkantenschlägen schnitt ich das Unkraut vor mir durch, sodass ich weitergehen konnte. Auf diese Weise konnte ich mich auch prima abreagieren. „Dieser elende Chirurg des Todes“, fluchte ich innerlich, hackte eine imposante Liane um und versah den Rücken des vor mir schreitenden Käpt‘ns der Heart-Piraten mit wütenden, stechenden Blicken. „Könntest du aufhören, mich so anzustarren?“, knurrte Law nach einer Weile und drehte sich abrupt zu mir um. „Erst, wenn du mit der Sprache rausrückst“, antwortete ich giftig und sah ihn mindestens genauso genervt und böse an, wie er mich. „Das ist nicht so einfach“, presste er zwischen den Zähnen hervor und ich hatte das Gefühl, er würde gleich explodieren. Doch ich war so in Rage, dass es mir egal war. „Ach nein? Du machst das doch bestimmt nicht zum ersten Mal!“ „Yume-ya, ich-“ „Ach, halt doch die Klappe!“ Ohne ihn ausreden zu lassen, schritt ich an ihm vorbei und kämpfte mich weiter durch den Urwald. Ich hörte ihn hinter mir Seufzen – ein verärgertes, gefährliches Seufzen – dann, wie er sich mit seinem Schwert wieder an die Arbeit machte. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis mein derzeitiger Käpt‘n rief: „Hey, da ist ja ein Strand! Juhuuu!!!“ Tatsächlich erreichten wir bald eine Lichtung, die in einen Strand mündete. Die Meereswellen schlugen gleichmäßig im Sand auf und das Gekreische in den Bäumen war tatsächlich auch noch zu hören, wenn man bereits ein Stück vom Wald entfernt in Richtung Meer stand. Ich hockte mich in den Sand und entdeckte mit einem Mal mehrere Fußspuren, die in Richtung Osten den Strand entlangführten. „Luffy, Law, seht mal hier!“ Nur wenig später besahen sich auch die beiden Kapitäne die Spuren. „Diese schweren Stiefelabdrücke“, murmelte Law in seinen nicht vorhandenen Bart und fasste sich an seine Pelzkappe, „Meinen Informationen nach stammen sie von One Eye. Er ist dafür bekannt, schwere Lederstiefel zu tragen.“ „Und diese merkwürdigen Schleifspuren hier stammen wohl von Kaarna“, ergänzte ich wissend, „Immerhin ist er ja Besitzer der Rindenfrucht.“ „Hihihi“, kicherte Luffy, griff sich an seinen Strohhut und blickte in die Richtung, in die die Spuren führten. „Das heißt, sie sind ganz in der Nähe.“ „Woher willst du das wissen?“, fragte ich gleich nach, doch da deutete Law mit seinem Schwert schon nach vorne. Tatsächlich war etliche Meter entfernt eine dünne Rauchsäule zu erkennen. Ein Lagerfeuer. Es wunderte mich nur, dass dieses mitten am Tag brannte. „Wahrscheinlich um die Tiere aus dem Dschungel vom Lager fernzuhalten“, sagte Law sachlich, als hätte er meine Gedanken erraten. Ich erwiderte nichts darauf und folgte Luffy, der mal wieder vorausgestürmt war, so schnell ich konnte, dorthin, wo der Rauch aufstieg.

„Hey, hey, trinkt den ganzen Sake gefälligst nicht alleine!“, dröhnte mit einem Mal eine unheimlich tiefe Stimme zu uns herüber. Wir befanden uns nicht mehr weit entfernt von dem Lagerfeuer, daher konnten wir die Gestalten, die sich dort vorne aufhielten, auch schon hören und etwas später bereits ihre Umrisse erkennen. „Hier, Käpt‘n, es ist ja noch genug da“, antwortete eine hohe Fistelstimme, woraufhin die tiefe Stimme ein dreckiges Lachen ausstieß. „Hahaha! So gefällt mir das!“ Wenig später hörten wir das Klirren von Glas auf Glas, kurz darauf weiteres Gelächter von mehreren Personen. Vorsichtshalber legte ich eine Hand schon auf meine Wasserflasche. Ich wollte jederzeit zum Kampf bereit sein. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Luffy leise mit den Fäusten knackte und plötzlich ganz ernst aussah. Noch vor wenigen Minuten hatte er sich mit den Tieren des Urwaldes vergnügt. Doch wenn es darauf ankam, verhielt er sich wie ein richtiger Käpt’n und erkannte den Ernst der Lage. Ich warf auch einen kurzen Blick auf Law. Der Griff um sein Schwert hatte sich verstärkt, so sehr, dass die Fingerknöchel ganz weiß hervortraten. Im Gegensatz zu Luffy wirkte er fast ein bisschen… angespannt. Gerade so viel, dass jemand, der ihn zumindest ein bisschen kannte, es bemerken konnte. Jetzt lag nur noch eine kurze Strecke zwischen uns und den Unbekannten. Noch schienen sie uns nicht bemerkt zu haben. Aber genau in dem Moment, in dem ich mir das dachte, rief jemand: „Käpt‘n! Wir bekommen Besuch!“

Zunächst ließ sich die One Eye-Piratenbande nicht von uns aus der Ruhe bringen. Erst, als wir schon ganz nahe bei ihnen waren, schenkten sie uns wieder Beachtung. Umringt von nur zwei Mitgliedern seines Gefolges kippte sich der Kapitän jener Piratenbande eine weitere Flasche Sake in den Mund. Er war überdimensional groß, mit buschigem Haar- und Bartwuchs, altmodischem Piratenhut und ein paar Zahnlücken. Und natürlich fehlte ein Auge, nämlich das Linke. Wie ein Bilderbuchpirat. Es war fast schon ein Klischee. Neben ihm hockte ein Typ, der wie ein Baum aussah. Dass er verstrubbeltes, blattgrünes Haar, in dem noch dazu ein Vogel sein Nest erbaut hatte und einen braunen Mantel trug, verstärkte diesen Eindruck auch noch. Kaarna, der Ummantelte. So viel hatte ich schon von ihm gehört und doch war es das erste Mal, dass ich ihn leibhaftig vor mir sah. Ebenso mit von der Partie war eine seltsame Mischgestalt aus Mann und Frau. Sie war vertikal geteilt in einen Männer-und Frauenkörper. Die einzelnen Körperteile wirkten sogar halbwegs attraktiv, meiner Meinung nach hätten die beiden, wären sie ein „ganzer“ Mann und eine „ganze“ Frau gewesen, durchaus gewisse Chancen beim jeweiligen Geschlecht gehabt. Blondes, lockiges Haar auf beiden Seiten, seine Hälfte trug einen blauen Pullover und eine lange, graue Hose, ihre einen roten Pullover und einen grauen Minirock. Sein Fuß endete in einem schlichten, blauen Halbschuh, ihrer in einem roten Stöckelschuh. Nur, was die Köpfe anging, besaß jeder seinen eigenen. Während er gerade einen Schluck Sake nahm, warf sie ihm böse Blicke zu. Hierbei handelte es sich um Bliznets, ein Mischwesen aus Doktor Hogbacks Werkstatt. Law und Nami hatten uns auch über dieses äußerst starke Crewmitglied informiert. „Hör gefälligst auf, unseren Körper durch Alkohol zu zerstören!“, keifte die weibliche Hälfte plötzlich und riss der Männlichen die Flasche aus der Hand. „Aber O-nee-san…“ „Nichts aber!“, keifte sie zurück und schmiss die Flasche weg. „Ri ri ri ri“, meldete sich plötzlich der Ummantelte zu Wort, „Was verschafft uns die Ehre… Strohhut Luffy… Chirurg des Todes Trafalgar Law… und… Nomadenpiratin Day Yume?“ Es überraschte mich, dass er so gut über uns Bescheid wusste. Aber noch mehr überraschte mich, dass Law gleich nach Kaarnas Aussage mit den Zähnen knirschte. War er etwa nervös? Das konnte nicht sein. Trafalgar Law war nie nervös. One Eye stellte seine inzwischen leere Sakeflasche weg und erhob sich. Zu voller Größe aufgerichtet wirkte er noch imposanter. Ich konnte nicht umhin, hart zu schlucken. „Zwei Kapitäne und eine kleine Wanderpiratin“, fasste er zusammen und musterte uns mit seinem dunklen Auge. „Das bedeutet, dass sich zu viele Leute auf unserer Insel befinden. Kaarna!“ Er wandte sich an sein Crewmitglied. „Schicke ein paar Männer zur Erkundung der Insel.“ „Ri ri ri ri, ay ay Captain!“ Auch Kaarna stand auf und schritt ein paar Meter von uns weg, wahrscheinlich, um seine Kameraden mittels Babyteleschnecke zu kontaktieren. Schon kurze Zeit später kam er wieder zurück. „One Eye“, sagte Law in seiner bedrohlichen Manier, „Wir sind hier, weil wir nähere Informationen über Kaidou brauchen.“ Das Lachen, dass der einäugige Pirat ausstieß, war so laut und so voller Boshaftigkeit, dass mir ein Schauer über den Rücken lief. „Nach Doflamingo jetzt also Kaidou? Und du glaubst wirklich, dass ich dir diese Informationen so einfach gebe? Es ist nämlich so, Trafalgar Law-“, er spie jeden einzelnen Buchstaben des Namens förmlich aus, „Doflamingo und ich waren enge Freunde. Es tat mir sehr weh, als er aufgrund deines Verrats im Kampf gegen Strohhut Luffy-“ – wieder betonte er jeden einzelnen Buchstaben – „im Kampf verloren hat.“ Vielleicht merkte es nicht jeder, doch Luffy und ich taten es. Wir stellten durch kurze Blicke zu ihm fest, dass Law den Griff um sein Schwert noch weiter verstärkt hatte. Aber gegenüber den Piraten ließ er sich nichts anmerken. „Rück die Informationen raus, One Eye!“, knurrte der Chirurg des Todes. Daraufhin lachte der Pirat wieder. „Hahaha! So wie ich dich einschätze, müsstest du doch besser über uns Bescheid wissen.“ Ehe wir uns versahen stieß One Eye eine unheimliche Menge an Bumerangen aus seinem Körper hervor. Sie alle flogen direkt auf uns zu! „Gumo Gumo no“, rief Luffy gleich, „Kalaschnikow!“ „Room“, sprach Law und bewegte seine linke Hand, „Tacto!“ „Mizu“, sagte auch ich vernehmlich und holte mein Meerwasser hervor, „Agiyoke!“ Luffys Faustschläge trafen jeden einzelnen Bumerang und schleuderten ihn zurück. Law hatte einen in der Nähe liegenden Felsbrocken als Schutzschild verwendet und ich hatte mit meinem mit Wasser verstärkten Unterarm alle Bumerange ebenfalls geblockt. „Zwei Teufelskraftnutzer und eine Fischmenschenkaratemeisterin“, höhnte One Eye und begab sich in Kampfhaltung, „Das ist mal eine willkommene Abwechslung!“ Auch Kaarna und Bliznets erhoben sich und grinsten dabei dreckig. Es gab nun keinen Zweifel mehr. Der Kampf hatte begonnen.

Law vs. Bliznets und Yume vs. Kaarna

Mit einem unheimlich dreckigen Grinsen im Gesicht ging One Eye plötzlich wieder aus der Kampfstellung und lehnte sich an einen Baumstamm, den er wohl extra dafür hinter sich platziert hatte. „Ich glaube, ich werde mich doch nicht gleich einmischen, sondern erst mal zu sehen. Kaarna, Bliznets: Ich überlasse die Arbeit erst mal euch!“ Obwohl er so gesagt hatte, als wäre es ein großzügiges Geschenk, konnte man den Befehlston deutlich heraushören. Kaarna, der Ummantelte, erhob sich mit einer beschwingten Leichtigkeit und scheuchte den Vogel aus dem Vogelnest auf seinem Kopf. „Ri ri ri ri ri! Am besten du machst erst mal einen Spazierflug, Miroslav“, sagte er zu dem Vogel, „Das könnte dich in deiner Ruhe stören!“ Von ein auf die andere Sekunde wurde Kaarna seinem Namen gerecht und hüllte beinahe seinen gesamten Körper in eine Rüstung aus Rinde. Dann hob er einen Arm, schloss die zu einer Faust und attackierte Law. „Room“, kam es vom Käpt’n der Heart-Piraten und sofort bildete sich sein „Operationsraum.“ „Shambles!“ Er tauschte mit mir Platz, wie wir es im Training geübt hatten. Uns war natürlich allen sofort klar gewesen, dass Kaarna als die Nummer Zwei in One Eyes Bande sich einen der beiden Kapitäne würde vorknöpfen wollen. Daher hatten wir diese Taktik gleich beim ersten Training zu Dritt einstudiert. Ich umschloss meinen Körper nun meinerseits mit einer aus Meerwasser bestehenden Hülle und blockte seinen Angriff mit beiden überkreuzten Armen. „Mizu Oitsuki!“, rief ich gleich danach aus, hielt mir seine Faust auf und zielte gleich danach mit einem Faustschlag auf sein Kinn. Doch die Rindenrüstung war stärker, als ich angenommen hatte, und ich schaffte es nicht, sie zu durchbrechen. Ich war gezwungen, den Rückzug anzutreten und knirschte aufgrund meines Misserfolges mit den Zähnen. In der Zwischenzeit hatte Law mit Bliznets zu kämpfen. Die beiden hatten sich gleich auf ihn gestürzt, nachdem er mit mir den Platz getauscht hatte. Law hatte mich aus seinem Operationsraum rausbefördert und ihn verengt, sodass er mit der Nummer Drei der One Eye-Piraten innerhalb des Rooms kämpfen konnte, mich jedoch nicht in meinem Kampf gegen Kaarna störte. Unzählige Schwerthiebe wurden in der Kuppel reflektiert und schnitten die Felsbrocken, die überall am Strand verteilt lagen, in winzig kleine Stücke. Die beiden Köpfe von Bliznets stritten unentwegt miteinander und versuchten gleichzeitig, den Chirurgen des Todes mit ihrer Nahkampftechnik anzugreifen. Doch so weit ließ Law es gar nie kommen. Scheinbar hatten die beiden genug damit zu tun, seinen Schwertattacken auszuweichen und kamen nicht dazu, einen Gegenangriff durchzuführen. „Day Yume, du bist unkonzentriert“, ließ Kaarna plötzlich vernehmen und baute sich vor mir auf. Ehe ich mich versah, schnellte er vor und packte mich mit seinen zu Wurzeln gewordenen Zehen. Da ich jedoch immer noch mit Meerwasser umhüllt war, zuckte er auf der Stelle wieder zurück und taumelte geschwächt ein paar Schritte von mir weg. Wieder knirschte ich mit den Zähnen und sogar ein leiser Fluch kam mir über die Lippen. Kaarna hatte Recht! Ich war so fasziniert von Laws Kampf gegen Bliznets gewesen, dass ich Kaarna für einige Minuten vollkommen ignoriert hatte. Noch einmal so ein Fehler und ich würde mit dem Leben bezahlen. „Mizu Heitouchi!“ Mit einem Handkantenschlag zielte ich auf Kaarnas Kopf ab. Dieses Mal versuchte ich, mehr Kraft in die Attacke zu legen und so meinem Gegner zuzusetzen. Es gelang mir und Kaarna strauchelte und fiel sogar rückwärts in den Sand. Eine mächtige Sandwolke wirbelte auf und beraubte mich kurz meiner Sicht. Dann spürte ich plötzlich eine Attacke von hinten, wandte mich um und wehrte mit meinem Unterarm einen Schlag von Kaarna ab. Er hatte meine kurze Orientierungslosigkeit im Sandsturm ausgenutzt und versucht, mich aus dem Hinterhalt anzugreifen. Ein Glück, dass ich Anschleicher sofort wahrnahm. Plötzlich fing der Ummantelte an zu lachen und kriegte sich fast nicht mehr ein. „Ri ri ri ri ri! Es ist schon erstaunlich, welche Parallelen sich erkennen lassen“, verkündete er laut, als wäre dies eine wichtige Information für mich. In dem Moment sah ich gerade, wie Bliznets laut aufschrien und ebenfalls zu Boden gingen. Was dann geschah, lenkte mich zwar kurz ab, da jedoch auch kein Angriff von Kaarna kam, schien ihn das Folgende genauso zu schockieren. Bliznets war… zerteilt! Mann und Frau hüpften nun auf ihrem jeweiligen Bein separat wieder in die aufrechte Position. „Nets, er hat uns zerteilt!“, jammerte er kläglich, woraufhin sie ihn anherrschte: „Das ist alles deine schuld!“ Plötzlich war der Chirurg des Todes nahe bei ihnen und steckte sein Schwert wieder in die Schwerthülle zurück. So langsam, dass es regelrecht ein Genuss war, ihm dabei zuzusehen. Vorausgesetzt, man war nicht sein Gegner. „Das war ja einfach als gedacht“, hörte ich ihn sagen und im nächsten Moment hielt er beide Daumen quer vor die zerteilte Missgestalt, deren Hälften sich gerade wieder nebeneinander platziert hatten. Während sie Law nur geschockt ansah, entfuhr dem männlichen Teil ein gellender Schrei des Entsetzens. Innerhalb von wenigen Sekunden schossen Blitze aus Laws Daumen und er hielt sie noch demonstrativer von sich weg auf seine Gegner. „Counter Shock!“ Eine unglaubliche Ladung fuhr in die beiden Gestalten. Sie verkokelten und fielen geschlagen zu Boden. Ein paar äußerliche Wunden waren zu erkennen, doch der meiste Schaden war wohl innerlich erfolgt. Laws „Room“ löste sich auf und der gefürchtete Käpt’n der Heart-Piraten grinste One Eye herausfordernd an. Kaarna und ich waren immer noch so beeindruckt von Laws raschem Sieg über Bliznets, dass wir immer noch nicht weiterkämpften. Mit einem Seitenblick registrierte ich, dass Luffy es One Eye gleichgetan und sich die Kämpfe angeschaut hatte. Ich wusste, dass mein derzeitiger Käpt’n es einzig und allein auf den Kopf der Piratenbande abgesehen hatte, jedoch nicht die Kämpfe, die Law und ich ausfochten, unterbrechen wollte. Zumal ja auch One Eye beschlossen hatte, erstmal seine Treuergebenen die Arbeit machen zu lassen. Law und Luffy waren in der Allianz zwar gleichgestellt, doch Law war oft gegen Luffys Sturheit machtlos. Ich fragte mich kurz, was Law wohl darüber dachte, dass Luffy One Eye nicht gleich angegriffen hatte. Doch viel Zeit blieb mir dazu nicht, denn auch Kaarna war wieder aus seiner Starre erwacht und versuchte mich mit beiden Rindenarmen zu packen. So schnell ich konnte, wich ich aus und sprang einige Meter zur Seite. Gekonnt landete ich im Sand und startete einen Gegenangriff. Noch während ich auf den Rindenmenschen zu rannte, spürte ich regelrecht, wie sich die Atmosphäre veränderte. One Eye knurrte wie ein wildes Tier. Dann brüllte er auf. Gleich nachdem ich Kaarna mit einem Fußtritt erwischt hatte und er zurücktaumelte, sah ich, dass Law wieder seinen „Room“ gebildet und One Eye mit dem Schwert die Brust durchstoßen hatte. Der Pirat heulte auf und Ein richtig irrer Blick zeigte sich auf seinem Gesicht und ehe ich mich versah, schossen lauter Bumerange von der Größe eines Riesen aus seinem Körper. Law hielt seinen Room nach wie vor aufrecht und „shamblete“ sich von einem Ort zum Nächsten, doch One Eye hörte nicht auf, anzugreifen. Auch Luffy musste ständig nach allen Seiten springen. One Eye ließ die beiden Kapitäne nicht zur Ruhe kommen. Plötzlich hörte ich auch Kaarna vor Wut schnauben, doch anstatt mich anzugreifen, kam er bedrohlich langsam auf mich zu. Das verstand ich überhaupt nicht. Er war bestimmt wütend, weil Law Bliznets so schnell ausgeschaltet hatte. Aber was bezweckte er damit, so langsam auf mich zuzuschreiten? Da ich nicht wusste, was er als Nächstes tun würde, umhüllte ich mich noch stärker mit Meerwasser. „Ich werde dir jetzt eine Geschichte erzählen“, begann der Ummantelte drohend und näherte sich mir wie in Zeitlupe, „Vor langer Zeit war einmal ein Mann, der das Schiff einer Piratenbande reparieren sollte. Er war ein fähiger Schiffzimmermann, weshalb es sich von selbst verstand, dass er vom Käpt’n eben dieser Bande dazu auserkoren wurde, deren Schiff wieder in Stand zu setzen. Wie es für Piraten so üblich ist, weigerten sie sich natürlich nach getaner Arbeit den Zimmermann zu bezahlen. Leider wehrte sich dieser, als sie ihn einfach von Bord verjagen wollten. Schade eigentlich. Sonst hätte er in Frieden weiterleben können. Ri ri ri ri ri!“ Ich verstand kein einziges Wort von dem, was Kaarna da von sich gab. In mir herrschte totale Verwirrung. Er hatte mich immer noch nicht ganz erreicht, während er mir diese für mich keinen Sinn ergebende Geschichte erzählt hatte, daher hatte er wahrscheinlich auch noch nicht wieder angegriffen. In meinem Kopf ratterte es. Die Geschichte hatte etwas in mir ausgelöst, obwohl sie für mich so zusammenhangslos erschien. „Yume-ya!“, rief Law auf einmal und rannte auf mich zu. Er schien schon ziemlich außer Atem zu sein, sein „Room“ flackerte schon ein wenig. Mit einem Mal durchdrang einer der Riesenbumerange seine Kuppel und er war nicht schnell genug damit, sich wegzuteleportieren. Als er wieder auftauchte, knirschte er mit den Zähnen und hielt sich die rechte Schulter. Ein Rinnsal aus Blut rann seinen rechten Arm hinab. „Die Bumerange sind ja schärfer als Messer!“, schoss es mir durch den Kopf und weil ich von Laws Ruf so abgelenkt gewesen war, übersah ich Kaarnas endlich erfolgende Attacke. Er packte mich mit seinen Fußwurzeln und riss mich in die Höhe. Gerade als ich mich fragte, wieso ihm das Meerwasser, das mich umgab, nichts ausmachte, sah ich, dass er auf einmal Spezialhandschuhe trug. Auch er schien sich auf ein Aufeinandertreffen mit mir vorbereitet zu haben, auch wenn er wohl eher mit Law als Gegner gerechnet hatte. „Es ist so, Day Yume“, höhnte Kaarna schadenfroh und fuhr mit seinen Wurzeln über meine Wange, „Warte!“, rief Law mit blankem Entsetzen in der Stimme und hielt den Operationsraum immer noch aufrecht, obwohl er bestimmt unsagbare Schmerzen in der Schulter hatte. In dem Moment streifte ihn ein weiterer Bumerang an der Taille. Ihm entfuhr ein erstickter Laut und er sprang, so gut er konnte aus der Gefahrenzone. Trotzdem war sein Blick nach wie vor auf mich und Kaarna gerichtet. „Gumo Gumo no“, mischte sich Luffy nun endlich ein, „Hawk Whip!“ Mit seinem mit Haki verstärkten Fußtritt traf er Kaarna an der Seite. Gegen Luffys Haki half die Rindenummantelung gar nichts. Kaarna röchelte, spukte Blut und ließ mich abrupt los. Gekonnt landete ich im Sand und atmete schwer. Dieser Mistkerl hatte meinen Körper ziemlich fest zusammengedrückt. Ich sah kurz unter meine Kleidung und stellte fest, dass ich an den Armen und den Körperseiten von Blutergüssen übersät war. Außerdem hatte ich mir auf die Lippe gebissen und der metallische Geschmack von Blut drang in mein Bewusstsein. Aber im Moment interessierte mich, wie es Law ging. Als Kaarna von mir abgelassen hatte, hatte Law sich zu mir stellen können. Er atmete schwer und hielt sich die beiden Schnittwunden. Immer noch hagelte es eine unglaubliche Salve an Bumerangen, denen Law, Luffy und auch ich ausweichen mussten. Zuerst hatte hauptsächlich Law die messerscharfen Wurfgeschosse abbekommen, wahrscheinlich, weil er sich in den Kampf zwischen Kaarna und mir eingemischt hatte. „Gumo Gumo no“, kam es von Luffy, der es irgendwann geschafft hatte, sich One Eye ausreichend zu nähern, „Jet Stamp!“ Mit einem mit Haki verstärkten Fußtritt schleuderte er One Eye schließlich mehrere Meter von uns weg. Die Bumerangattacken stoppten und wir konnten endlich kurz aufatmen. Dafür schoss Kaarna jetzt wieder heran. „Ich werde alle mit dem Namen Day auslöschen! Ihr hört einfach nicht auf zu nerven!“, brüllte er und hatte plötzlich wieder einen Ausdruck in den Augen, der einen in Todesangst versetzte. Mein Körper reagierte seltsam auf diese Sätze. Er erstarrte zur Salzsäule, ohne dass ich etwas dagegen unternehmen konnte. Auf einmal war Law bei mir und presste ein „Shambles!“ hervor, um uns etwas weiter weg von Kaarna zu bringen. „Law, warum-“, wollte ich ihn fragen, doch er unterbrach mich keuchend, „Yume-ya… es…gibt da etwas, dass du… über Kaarna, den Ummantelten wissen solltest.“

Die Wahrheit

„Yume-ya“, keuchte Law vollkommen erschöpft noch einmal meinen Namen und sein „Room“ löste sich vollständig auf. So lange hatte er ihn aufrechterhalten. Ich war wirklich beeindruckt. „Er hat den Schiffszimmermann Day Ki umgebracht. Deinen Vater.“ Um mich herum blieb alles stehen. Alles. One Eye erhob sich gerade nach Luffys starker Attacke. Luffy unterband seinen neuerlichen Angriff, den er gerade hatte durchführen wollen. Mein derzeitiger Käpt’n starrte Law und mich an. Kaarnas Blick wiederum haftete fassungslos auf dem Chirurgen des Todes. Das alles bekam ich noch mit. Und dann sah ich alles nur noch verschwommen. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich weinte. Nach so langer Zeit. Bilder von meinem Vater schossen mir durch den Kopf. Day Ki, der Schiffzimmermann. Unter unglücklichen Umständen verstorben, als ihn der Mast eines Schiffes, dass repariert hatte, tödlich verletzt hatte. So hatte es der Bürgermeister meiner Familie damals erklärt. Dann dachte ich an meine Mutter. Day Ringo. Wie sie nach dieser Nachricht einen psychischen Zusammenbruch erlitt und nur wenige Tage später starb. Und an meine Schwestern Ai und Chikara. Die mir weggenommen wurden, bevor sie das alles überhaupt realisiert hatten. Bevor ich selbst das alles begriffen hatte. Das alles spielte sich innerhalb des Bruchteils einer Sekunde vor meinem inneren Auge ab. Dann wurde ich wie automatisch zurück in die Realität katapultiert. Die Tränen hörten nicht auf zu fließen und ich wollte auch nicht, dass sie stoppten. „Du hast… meinen Vater… auf dem Gewissen?“, brüllte ich so laut, dass ich mich selbst erschreckte. Der Ummantelte stand wieder direkt vor mir und begann dreckig zu lachen. Er schien überhaupt nicht mehr damit aufzuhören. Das machte mich rasend vor Schmerz und Wut. Schreiend legte ich noch mehr Meerwasser um meine Fäuste und holte zum Schlag aus. Ich hörte gerade noch so, wie Law „Yume-ya!“ rief, dann wurde meine Attacke aufgehalten. Ein Arm aus Rinde hatte meine Attacke abgewehrt. Beinahe mühelos. Und nur eine Sekunde später durchstach mich der zweite Rindenarm. Er fuhr durch meine Haut, als wäre sie aus Papier. Genau an der Stelle, wo sich meine Narbe befand. Es tat unheimlich weh, aber nicht so sehr, wie mein Herz schmerzte. Ich spukte Blut und stieß einen erstickten Laut aus. „Tja ja ja“, murmelte Kaarna in sich hinein und zog seinen Rindenarm ruckartig aus meinem Körper. Als ich schwer verletzt zu Boden fiel, fügte er hinzu: „Wie leicht sich naive, kleine Mädchen doch von alten Geschichten vom Hier und Jetzt ablenken lassen.“ Verzweifelt versuchte ich mich aufzurichten. Ich spürte das unbändige Verlangen diesen verdammten Baum in seine Einzelteile zu zerhacken. Doch die Schmerzen in meinem Unterleib waren ebenfalls fast unerträglich. „Yume-ya“, schrie Law voller Entsetzen und stand mit einem Mal neben mir. Er schlang einen Arm um meine Schultern und half mir mich aufzusetzen. Seine zweite Hand legte sich auf meine Wunde, woraufhin ich schmerzerfüllt aufstöhnte. „Room“, sagte er vernehmlich, und plötzlich fühlte sich die Wunde etwas Erträglicher an. Er musste die Rindenstücke, die sich wahrscheinlich noch in meiner Wunde befunden hatten, entfernt haben. Erleichtert atmete ich aus. „Danke, Law“, flüsterte ich und er wand seinen Blick daraufhin sofort zu mir. „Trafalgar Law, hier spielt die Musik“, kam es plötzlich von One Eye und mit einem Mal flog ein riesiger Bumerang auf uns zu. „Verflucht“, knurrte der Chirurg des Todes und nahm seinen linken Arm von meiner Wunde. „Room“, sagte er noch einmal, „Shambles!“. Mit einem Mal hatten wir mit zwei Pflanzenstücken zu unserer Rechten die Plätze getauscht. Gerade noch rechtzeitig, denn kaum eine Sekunde später wurden die Pflanzenteile vom Bumerang durchbohrt. Fast nichts blieb von ihnen übrig. Ich erstarrte vor Angst. Und schluchzte laut auf. „Law, warum hast du mir das denn nicht früher gesagt?!“, heulte ich auf und krallte mich in seinen Pullover. „Ich konnte es nicht“, kam prompt die Antwort. Sofort sah ich zu ihm auf, doch seine Kappe verdeckte seine Augen. Er hatte den Kopf gesenkt. „Ich hab mein Bestes gegeben, aber ich konnte es dir einfach nicht sagen. Ich dachte… es könnte dich im Kampf zu sehr ablenken. Aber gleichzeitig fand ich auch, du hast ein Recht, es zu erfahren. Jetzt weißt du es immerhin.“ Wieder schluchzte ich und schrie dann auf. Mit einem Mal hatte ich wieder genug Kraft um aufzustehen und wand mich aus Laws Armen. In dem Moment schnellte Luffy heran, der wohl von meiner Reaktion so geschockt gewesen war, dass er sich erst jetzt wieder einmischen wollte. „Gumo-Gumo-no“, rief er bedrohlich aus und ließ sein Haki in seine Faust ströhmen. „Jet Pistol!“ Dieser gezielte Faustschlag traf One Eye genau auf die Brust. Kaidous Untergebener spukte Blut und wurde etliche Meter nach hinten geschleudert. Mit diesem plötzlichen Angriff schien er nicht gerechnet zu haben. „Boss“, knurrte Kaarna daraufhin und holte zum neuerlichen Schlag aus. Zähneknirschend versuchte ich die Tränen runterzuschlucken. Ich musste den Angriff abwehren! „Mizu...“, sagte ich selbstsicher, „Soto Uke!“ Mit dem Unterarm wehrte ich die Attacke des Rindenmenschen ab, schnellte gleich danach vor und holte zum Gegenschlag aus. Zuvor hüllte ich meine linke Faust in noch mehr Meerwasser. „Mizu Kisame Tsuki!“ Urplötzlich durchfuhr ich mich ein grässlicher Schmerz im linken Unterarm. Geschockt starrte ich auf den langen Schnitt, der genauso lang wie mein Unterarm war. Eime Menge Blut spritzte heraus. Dann sah ich, wie ein Bumerang, etwa so groß, wie er normalerweise sein sollte, zurück zu One Eye flog und von dessen Körper aufgesaugt wurde. Der Pirsat war gerade wieder auf dem Weg zurück zum Schlachtplatz und hatte mich mit einem seiner Geschosse anvisiert und getroffen. Das wollte Kaarna sofort ausnützen und attackierte mich erneut. Ich war so schwer getroffen, ich konnte den Angriff niemals abwehren. „Room.“ Die Kuppel, die Laws Operationsraum bildete, war wieder zu sehen. Jedoch flackerte sie bedenklich. Ihm schien langsam die Kraft auszugehen. „Tact!“ Er traf Kaarna mit einem Felsbrocken, den er aus der näheren Umgebung hergeschleudert hatte. Der Ummantelte schrie vor Schmerzen auf und brach seinen Angriff ab. Zum Glück. Wie ein nasser Sack landete ich auf dem Boden. Inzwischen wehrte Luffy einen Bumerang nach dem anderen ab. Egal von welcher Größe. Zwischendurch sah er kurz zu mir. Dabei sah mein derzeitiger Captain noch furchterregender aus, als Law sonst immer. „Yume-ya“, erklang es plötzlich dicht neben meinem Ohr. Augenblicklich spürte ich, wie zwei starke Arme meinen Körper hochhoben. Law hielt mich in seinen Armen. Aus seinen Mundwinkeln tropfte Blut. Er sah sehr geschwächt aus. „Law“, versuchte ich zu sagen, aber es war nicht mehr als ein Hauchen, dass ich noch zustande brachte. Vorsichtig warf ich einen Blick auf meinen Arm. Er war voller Blut. Man sah nicht ein bisschen Haut. Und ich konnte ihn nicht mehr bewegen. Mein linker Arm war nun völlig unbrauchbar für den Kampf geworden. Verdammt. Mittlerweile hatte Luffy One Eye wieder etwas zurückgedrängt, doch Kaarna schien sich von Laws Attacke wieder halbwegs erholt zu haben. „Grrrrrr!“, entfuhr es ihm und er ließ Speere aus Rinde auf uns regnen, ehe wir uns versehen konnten. „Room“, keuchte Law und brauchte ein paar Sekunden, um seine Kuppel zu bilden. Er musste fast am Ende seiner Kräfte sein! In letzter Sekunde gelang es ihm aber und er knurrte: „Shambles!“ Ehe ich mich versah, hatte der Chirurg es Todes die auf uns niederprasselnden Rindenstücke mit den Blättern vertauscht, die aufgrund unseres Kampfes neben dem Urwald ständig durch die Luft wirbelten. Gleich nachdem er dies getan hatte, löste sich sein „Room“ auf und Law knickten die Beine ein. Geschwächt fiel er auf die Knie, ließ mich aber nicht los. Lange würden wir alle das nicht mehr durchhalten, so viel war klar.
 

*
 

„Yume-chan, nicht so verkrampft“, ermahnte mich mein Vater und drückte zum wiederholten Male meine Schultern nach unten, „Du blockierst dich selbst. Es ist wichtig, dass du locker bleibst, aber schnell reagierst. Hast du das verstanden?“ „Ja, Vater, aber…“ Zögernd machte ich noch ein paar Faustschläge. Ganz langsam. Schließlich wollte ich diesmal alles richtig machen. Mein Vater nickte bedächtig. „Schon viel besser. Was du auch noch bedenken solltest, ist: Schalt im Kampf deinen Kopf weitgehend aus und lass deinen Körper reagieren. Die Planungsphasen finden in den Kampfpausen statt, nicht im Kampf selbst. Aber Vorsicht, das bedeutet nicht, dass du dich ausschließlich von deinen Gefühlen leiten lassen sollst! Gefühle haben im Kampf nichts verloren! Hast du auch das verstanden, meine Tochter?“ „Ja, Vater.“ Nachdem ich noch ein paar Armtechniken geübt hatte, huschte meinem Vater plötzlich ein warmes Lächeln über die Lippen. Er wischte sich mit der Hand die Schweißperlen von seiner Spiegelglatze. Seine hellgrüne Fischhaut glänzte in der Sonne. „Ich glaube, das war genug Training für heute“, verkündete er, „Lass uns deine Mutter, Ai und Chikara holen und eine Runde schwimmen gehen! Was sagst du dazu?“ „Hurra!“, rief ich überschwänglich aus und machte so einen gewaltigen Luftsprung, dass meine schulterlangen, blonden Locken danach ganz zerzaust waren. „Meine kleine Kriegerin“, sagte mein Vater, trat an mich heran und streichelte mir über den Kopf. Seine wachen blauen Augen, die meinen so sehr ähnelten, strahlten vor Liebe und Glück.
 

*
 

„Vater“, schluchzte ich laut und krallte mich in Laws Pullover. „Ich hatte ja keine Ahnung. Es tut mir so leid, Vater. Und es tut mir so leid, Law.“ Beinahe erschrocken drehte Law den Kopf zu mir. Da war wieder sein Todesblick. Doch dieses Mal wusste ich, was er zu bedeuten hatte. „Es tut mir so unendlich leid, Law“, presste ich hervor und schrie dann schmerzerfüllt auf. Meine Familie war alles für mich gewesen. Ich hatte gedacht, dass das Schicksal sie mir genommen hatte, weil das in dieser Welt nun einmal so war. Ich hatte gedacht, dass ich nicht das Recht hatte, mich so schrecklich zu fühlen, nachdem es zu dem Zwischenfall vor einigen Jahren gekommen war. Der Zwischenfall, bei dem Law mich gerettet hatte. Ich hatte gedacht, ich wäre verwöhnt und würde gleichzeitig nirgends dazugehören. Ich hatte gedacht, ich würde mir die Schmerzen nur einbilden. Jetzt begriff ich, dass dem niemals so war. Mein Vater war umgebracht worden. Und das hatte all die anderen schmerzlichen Situationen ausgelöst. Es gab jemanden, der für all das Unglück in meinem Leben verantwortlich war. Auch, wenn mir das so lange nicht bewusst gewesen war. „Lass mich bitte los, Law“, knurrte ich unter Tränen, musste aber so überzeugend geklungen haben, dass er dies ohne Wiederworte tat. Ganz sanft legte er mich auf dem Boden ab. So schnell ich konnte, rappelte ich mich auf. „Yume-ya, lass dich nicht ablenken“, sagte Law daraufhin zu mir und zückte sein Schwert. „Niemals wieder“, antwortete ich und langte nach etwas Meerwasser aus meiner Flasche.

Elephant Gun!

„Mizu Nukite!“ Meine mit Wasser umschlossenen Fingerspitzen schossen auf Kaarna zu. Der Ummantelte hatte sich in den Boden verwurzelt und wiederum einen Großteil seines Körpers in Rinde verwandelt. Das war durchaus zu meinem Vorteil. Wenn Teufelskraftnutzer ihre Kraft anwendeten, wirkte meine Wasserverstärkung umso besser. Mit aller Kraft versuchte ich, die Schutzrüstung des Piraten mit meinen Fingern zu durchbohren. Und diesmal schaffte ich es auch. „Urgh!“, brüllte Kaarna auf, spukte Blut und wich vor mir zurück. Diese Gelegenheit nutzte ich, um weiterzumachen. „Mizu… Urakanuji!“ Mit einem gezielten Faustschlag auf die Seite seines Gesichtes beförderte ich Kaarna noch weiter nach hinten. Er blieb regungslos liegen, doch ich wollte erneut einen Schlag gegen ihn ausüben. „Aaargh!“, hörte ich plötzlich hinter mir, stoppte meinen Angriff und drehte mich abrupt um. Der Schrei war von Law gekommen. Er kniete gerade auf dem Boden und spukte Blut, als ich zu ihm sah. „Law!“, schrie ich verzweifelt auf und lief sofort zu ihm. Dass mein eigener Arm dabei vor Blut regelrecht triefte, bekam ich in diesem Moment gar nicht mit. Ich fasste ihn an den Schultern und versuchte, ihm hoch zu helfen. „Was ist passiert?“ „D-dieser verdammte One Eye…“, wollte Law erklären, wurde jedoch von einem lauten Lachen seitens des Angesprochenen unterbrochen. „Glaubst du etwa, ich kann nicht gegen zwei Gegner gleichzeitig kämpfen? Trafalgar D. Water Law?“ Der Chirurg des Todes zuckte unter meinem Griff zusammen. Sein wahrer Name. Woher kannte One Eye ihn? Das dunkle Auge im Gesicht unseres Gegners funkelte böse. „Ja, Doflamingo und Kaidou erzählen mir alles.“ Wieder folgte ein Lachen und ehe wir uns versahen, schleuderte er zwei Riesenbumerange in unsere Richtung. Mit allem, was ich an Kraft noch aufbieten konnte, zerrte ich Law aus der Schusslinie und warf uns in den Sand. Keine Sekunde später hörte ich: „Gumo Gumo no… Red Hawk!“ Offenbar hatte sich Luffy von One Eyes letzter Attacke gegen ihn wieder erholt und startete nun erneut einen Gegenangriff. Das konnte mir nur recht sein. Law krümmte sich vor Schmerz, als wir im Sand lagen und erst jetzt bemerkte ich die unzähligen Schnittwunden auf seiner Brust und seinen Armen. One Eye musste ihn mit seinen Bumerangen regelrecht massakriert haben, als ich für kurze Zeit vollständig auf Kaarna konzentriert gewesen war. „Law, alles in Ordnung?“, sagte ich sorgenvoll und bereute es im selben Moment. Nichts war in Ordnung. Es konnte doch nicht sein, dass die gesamte Strategie der Heart-Piraten und der Strohhut-Piraten, das ganze Training auf Lonesome, all das, umsonst gewesen war! „Y-Yume-ya“, keuchte der Chirurg des Todes und versuchte sich aufzurappeln. Er schaffte es nicht. Nach einem kurzen Blick registrierte ich, dass Kaarna noch immer nicht wieder zum Gegenschlag bereit war. Noch immer lag er ohnmächtig im Sand. Und auch One Eye hatte sehr mit Luffy „Red Hawk“ zu kämpfen. Dadurch blieb uns etwas Zeit. So gut ich konnte, hob ich meinen verletzten Arm. Es tat höllisch weh. Aber ich wollte das jetzt einfach tun. Da ich halb hinter Law lag, umarmte ich ihn von hinten. Mit beiden Armen schlang ich mich um seinen schlanken, aber muskulösen Körper und drückte ihn so fest an mich, wie ich glaubte, dass er es aushalten würde. Ich hörte ihn für eine kurze Zeit stoßweise atmen, aber ich konnte ihn nicht loslassen. Endlich konnte ich ihm nah sein, ohne das Gefühl zu haben, dass das nicht gerechtfertigt war. Das war mehr als Verliebtsein. Egal, ob überströmt mit Schweiß und Blut, egal in welcher Situation: Law war mir so unglaublich wichtig. Er war alles, was mir von meinen geliebten Personen von früher geblieben war. Mein Lebensretter. Irgendwie auch mein großes Idol (zumindest das Kalkül und auch irgendwie den Kleidungsstil betreffend, trug ich doch, seit ich ihn kannte, vorwiegend Kappen auf meinem Kopf). Dann ließ ich ihn aber doch irgendwann los. Ich wusste schließlich, dass ich noch einen Job zu erledigen hatte. Kaarna, der Ummantelte bewegte sich nach wie vor keinen Millimeter. Meine Attacken schienen ihm sichtlich zugesetzt zu haben. Jetzt gab es nur noch eines, was ich zu tun hatte. „Mizu Multiple Tsuki!“ Eine Salve von Faustschlägen ließ ich auf ihn nieder. Auf den Mörder meines Vaters. Auf den Auslöscher meiner Familie. Auf den, der dafür verantwortlich war, dass ich all die Jahre so unglücklich gewesen war. Natürlich hatte ich wieder mit Meerwasser gearbeitet. Es bedeckte fast seinen ganzen Körper, nachdem ich meine Faustschläge gestoppt hatte. Es war so befreiend. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Kaarna, der Ummantelte war besiegt. Gerade wollte ich mich zu Law umdrehen – da kamen die beiden Riesenbumerange von vorhin zurück. Natürlich. Bumerange waren schließlich dafür bekannt. Und ich hatte das im Eifer des Gefechts natürlich vollkommen vergessen. Ich bekam noch mit, wie Luffy und Law gleichzeitig meinen Namen schrien, als ginge es um ihr eigenes Leben. Einer der beiden Geschosse streifte meinen Oberschenkel zum Glück nur und dürfte wohl nur eine geringfügige Schnittwunde hinterlassen haben. Doch der andere rotierte an mir vorbei durchbohrte die schon zuvor zugefügte Wunde in meinem Bauch noch einmal und ich hatte das Gefühl in tausend Einzelteile zu zerspringen.

Es tat so weh. Mit aller Kraft versuchte ich, aufzustehen. Das von mir verwendete Wasser versiegte im Sand. Ich müsste nur nach meiner Flasche danach greifen… doch ich konnte kaum die Hand bewegen. Es handelte sich um meine verletzte Hand, die andere gehorchte mir gar nicht mehr. Das Blut in meiner Wunde fing langsam an zu klumpen und erst jetzt drang der Schmerz wieder in mein Bewusstsein. Das war jedoch alles nichts im Vergleich zu meiner ehemaligen Narbe. Woher ich sie hatte, das wussten nur zwei Menschen. Einer davon war ich. Und der andere war Trafalgar Law. Woher One Eye so gut über meine Schwachstelle Bescheid wusste, blieb mir ein Rätsel. „Grrrrr“, hörte ich Luffy plötzlich bedrohlich knurren und nahm an, dass er sich zum nächsten Angriff bereitmachte. Ein wenig konnte ich mich noch drehen und sah, wie mein derzeitiger Captain da gerade einer Salve an normalgroßen Bumerangen auswich. Auch Luffy hatte bereits einiges abbekommen, kleinere und größere Schnittwunden bedeckten seinen Körper. Etwas weiter entfernt von ihm befand sich Law. Schweratmend und blutend. Aber wieder auf den Beinen. Er erhob sich gerade taumelnd und versuchte, sein Schwert gerade zu halten. Es war klar, was er machen wollte. „Mugiwara-ya“, schrie er, so laut er konnte, woraufhin er einen bedenklichen Hustenanfall bekam. „Nein!“, dachte ich mir, konnte es aber nicht aussprechen. Wenn er so weitermachte, dann würde er… „Uh… ah“, stöhnte ich, aber ich schaffte es einfach nicht, mich aufzurichten. Schließlich schleppte sich Law an mir vorbei, Blut tropfte aus den Schnittwunden an seinem Oberkörper, seinem rechten Oberschenkel und seinen Armen. „Yume-ya…“, hauchte er nur für mich hörbar und meine Augen füllten sich wieder mit Tränen. Es war schon so lange her, dass ich geweint hatte. Und an jenem Tag tat ich es so oft und so lange. Irgendwann hatte ich einfach damit aufgehört. Zu weinen machte mich nur schwach und ich wäre bestimmt schneller tot gewesen, hätte mich einer der früheren Piraten, bei denen ich gewesen war, dabei erwischt Aber wie Law meinen Namen aussprach, voller Schmerz und Angst, voller Sorge und Wut, das regte so Vieles in mir. Jedes Gefühl, dass ich jemals in seiner Gegenwart gefühlt hatte, brach aus mir heraus und ich konnte nicht anders: Ich musste schluchzen. Er senkte den Blick, so dass sein Hut sein Gesicht verdeckte und ich seinen Blick nicht mehr sehen konnte. Aber zwei Wörter hörte ich noch von ihm. „ Room. Shambles“. Mit einem Mal lag ich nicht mehr in der Reichweite von One Eye, sondern weiter hinten, an der Grenze zwischen Strand und Wald. Im nächsten Moment sah ich, wie Luffy einige Meter weiterwegflog und im Sand landete. Das vernichtete mich fast. Ich hatte meinen derzeitigen Captain so lieb gewonnen, dass ich ihn in jenem Moment um eine dauerhafte Aufnahme in seine Bande bitten hatte wollen. Doch so viel Zeit um über diesen plötzlichen Gedanken nachzudenken, blieb mir leider nicht. Denn One Eye griff wieder an. Law hatte bereits das Schwert gehoben mit dem Ziel, ihn zu vernichten. Und dann passierte es. Ein messerscharfer Bumerang flog an ihm vorbei und in Laws Brust. Ich hatte gar nicht bekommen, wann dieser an uns vorbeigesegelt war. Er durchbohrte den Chirurg des Todes wie nichts und blieb auf der Höhe seines Herzens stecken. Mich durchfuhr ein noch grausamerer Schmerz, als in meinem Unterleib. Einer, den ich am ganzen Körper spürte. „Laaaaaawwwww!!!“, brüllte ich aus Leibeskräften, auch wenn mir alles entsetzlich wehtat. Verzweifelt robbte ich in seine Nähe, während er fassungslos nach seiner Wunde tastete und danach beinahe verwundert auf seine bluttriefende Hand sah. „Law“, sagte ich nun wesentlich leiser, da ich nicht mehr die Kraft hatte, zu schreien. Nur am Rande bekam ich mit, wie One Eye zum Finalschlag ausholte. „Das ist das Ende, Trafalgar Law! Grüß Corazon von mir!“ Das Entsetzen über diese Aussage war deutlich an Laws Körperhaltung zu erkennen. Es traf ihn mehr, als der Bumerang, der ihn durchbohrt hatte. Nur wenig später wurden gefühlte tausend Bumerange wurden auf uns geschleudert und wir hatten nicht die geringste Chance sie aufzuhalten. Ich nicht, weil ich nicht mehr aufstehen konnte. Auch, wenn ich es noch schaffte, ganz dicht neben Law zu robben. Und Law nicht, weil er soeben in sich zusammensackte und sich nicht mehr rührte. Der Bumerang ragte seitlich aus seinem Körper, dann wurde er von One Eye zurückgerufen. Ruckartig verließ er Laws Körper, woraufhin dieser gequält aufstöhnte. Eine Blutlache bildete sich dort, wo er lag. Jetzt war alles aus. Ich war mir so sicher, dass ich jetzt sterben würde, dass es mir fast schon egal war. Wenn nur diese Schmerzen aufhören würden. Und wenn Law mir nicht in den Tod folgen würde. Gleichzeitig war ich jedoch auch froh, dass ich nicht allein sterben musste. Nie wieder musste ich allein sein. Verstoßen. Ausgegrenzt. Endlich gehörte ich dazu, wurde akzeptiert und auch gemocht. Die nächste Erkenntnis durchfuhr mich wie ein Blitz. Law musste es mir nicht sagen, ich hatte es endlich begriffen. Er war in mich verliebt. Ich hatte keine Ahnung, wie lange er schon so fühlte, vielleicht bereits so lange wie ich, aber es spielte für mich auch keine Rolle. Er war meine erste große Liebe gewesen. Niemals hatte ich diese Erlebnisse damals vergessen. Er hatte mir das Leben gerettet, als ich selbst nicht konnte. Als ich selbst den Abzug betätigen wollte. Die blutende Wunde am Bauch hat er behandelt, fachmännisch, wie es ihn als fabelhaften Arzt auszeichnete. Auf mich eingeredet hat er auch, so viel hatte er wahrscheinlich noch nie in seinem Leben mit jemandem gesprochen. Dass ich meine Schwestern irgendwann wiedersehen würde. Dass ich die Geschichten dieser Welt irgendwann alle aufgeschrieben hätte und sie dann jeder lesen könnte. Auch er würde sie lesen, das hatte er damals versprochen. Dass ich mich nicht so unter Druck gesetzt fühlen müsste. Nicht im Kampftraining, nicht im Schreiben. Und dass ich irgendwann nicht mehr allein sein würde. Dass ich irgendwann bei einer Piratenbande bleiben könnte und nicht mehr weiterziehen müsse, wie bisher. Er hatte so viel gesagt und es hatte so gut getan. Wegen ihm hatte ich bis jetzt gelebt. All diese Erinnerungen lief wie ein Spielfilm vor meinem inneren Auge ab. Als ich dann bereit war, diese Welt zu verlassen, flüsterte ich in Laws Richtung „Ich bin nicht mehr allein.“ Falls er es noch hören konnte, war ich mir sicher: Er wusste, was gemeint war. „Gumo Gumo no Elephanto Gun!“ „Luffy?“, war der letzte Gedanke, den ich noch wahrnahm, doch dann versank ich endgültig in die Bewusstlosigkeit.

Auf der Kippe

Ein gleichmäßiges Piepen drang an mein Ohr. Monoton und penetrant. Es machte mich wahnsinnig. Ich verweilte an der Grenze zwischen Schlaf- und Wachzustand und spürte ganz langsam lähmende Müdigkeit im gesamten Körper. Konnte nicht jemand dieses grausame Gepiepe abstellen und mich in Ruhe weiterschlafen lassen? Unendlich schwerfällig schlug ich die Augen auf. Ich lag auf einem Bett im Halbdunkeln. Soweit ich erkennen konnte, war die Decke über aus Metall. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, aber dann begriff ich, dass ich mich wohl im Krankenzimmer auf der „Death“ befinden musste. Dann realisierte ich, dass wir gegen die One Eye-Piraten gekämpft hatten. Luffy, Law und ich. Zuerst hatte Law Bliznets besiegt, dann ich Kaarna. Vor meinem geistigen Auge liefen all die Erinnerungen an die beiden Kämpfe im Bruchteil einer Sekunde ab. Aber hatte Luffy One Eye zur Stecke gebracht? Ich wusste es nicht. Da musste ich schon bewusstlos gewesen sein. Vorsichtig drehte ich meinen Kopf zur Seite. Neben meinem befand sich noch ein Bett. Mit einer Person darin. Ich musste etliche Male blinzeln, bis ich erkennen konnte, wer dort lag. Und als ich es endlich konnte, durchfuhr mich ein leichter Schock. Wahrscheinlich wäre er noch größer gewesen, wäre ich nicht vollgepumpt mit Medikamenten gewesen. Das würde auch die lähmende Müdigkeit in meinem Körper erklären. Auf dem anderen Bett lag Law. Bandagiert. Mit unzähligen Schläuchen im Körper. Und am Beatmungsgerät. Das war das Piepen, das mich gestört hatte. Ich selbst hatte kein Beatmungsgerät um. Aber auch mein Körper war größtenteils verbunden: Ein dicker Verband zierten meinen Unterleib und meinen linken Arm, und auch mein rechter Oberschenkel war verbunden worden. Und ich musste voll mit Schmerzmitteln sein. Ich sah alles durch einen seltsamen Schleier und fühlte mich schwer und leicht zugleich. Die Tür öffnete sich und Chopper trat ein. In seiner großen Gestalt. Er trug einen Arztkittel und ein Klemmbrett. Auch er hatte Verbände um Kopf und Brust. Sicherlich hatten alle im Kampf gegen die One Eye-Piraten viel einstecken müssen. Sein Gesichtsausdruck war todernst. So hatte ich das kleine Rentier noch nie gesehen. Er trat an Laws Bett und überprüfte sämtliche Geräte. Dann ging er auf die andere Seite und wandte sich um. Erst jetzt begriff ich, dass neben Laws Bett noch eines stehen musste. Nach einer Weile trat Chopper auch an mein Bett. „Yume-chan“, flüsterte er überrascht, als er merkte, dass ich wach war. Zum Sprechen war ich zu schwach, aber ich schaffte es, meine Augen demonstrativ in die Richtung von Laws Bett zu bewegen. Ich musste dabei verzweifelt aussehen. Und ich spürte auch die Tränen, die mir in die Augen stiegen. Doch selbst um zu weinen fehlte mir die Kraft. „Luffy hat es geschafft“, sagte Chopper leise und auch ihm stiegen Tränen in die Augen, „One Eye ist besiegt. Allerdings hat er ihn zuvor ganz schön übel zugerichtet. Doch mach dir keine Sorgen. Luffy steckt das weg.“ Natürlich steckte Luffy das weg. Er war der Mann der Wunder. Zumindest für mich. „Er ist bereits über dem Berg. Er wird es schaffen.“ „Ein Glück“, dachte ich bei mir. „Mein Captain war gerettet.“ Kaum hatte ich die Tränen erfolgreich zurückgedrängt, fuhr Chopper fort: „Bei Law aber… sieht es nicht so gut aus.“ „Was?“, schoss es mir durch den Kopf, doch da sprach Chopper schon weiter. „Er… schwebt nach wie vor in Lebensgefahr. Dabei hat er sich selbst noch operiert, bevor er endgültig bewusstlos wurde. Und… auch dich hat er noch operiert. Er… er hat alle Rindenstücke aus deinen Wunden entfernt. Ein wirklich fähiger Arzt.“ Je mehr Chopper sprach, desto brüchiger wurde seine Stimme. Er wischte sich die Tränen aus den Augen. Es dauerte etwas, bis sich der Schiffsarzt der Strohhüte wieder gefangen hatte. „Yume-chan… du wirst es auch schaffen. Du bist wirklich eine Kämpferin. Im Verhältnis betrachtet bist sogar noch schwerer verwundet als Law. Aber… du machst das wirklich gut.“ Das hörte ich doch nur so nebenbei. In meinen Gedanken drehte sich alles und ich musste die Augen wieder schließen. „Nein“, dachte ich nur, während sich zwei einzelne Tränen den Weg über meine Wangen bahnten, „Nein, nein, nein, nein, nein, nein.“

Etliche Tage später durfte ich mein Bett endlich verlassen. Jedoch durfte ich noch nicht laufen. Chopper meinte, dass wäre mit der schweren Wunde um meinen Bauch zu gefährlich. Franky war unglaublich lieb gewesen und hatte mir daraufhin einen Rollstuhl zusammengezimmert. Einen, den ich mit einem Hebel bewegen konnte, da auch mein linker Arm immer noch nicht genug verheilt war, um damit die Räder des Rollstuhls anzuschieben. Überall, wo ich damit nicht hinfahren konnte, wurde ich von Sanji getragen. Der Smutje ließ sich das einfach nicht nehmen und irgendwie gefiel mir die Aufmerksamkeit, die er mir tagtäglich entgegenbrachte, auch sehr. Es führte dazu, dass sich meine Beziehung zu ihm noch besser entwickelte. Dabei hatte der Smutje eine ziemlich schwere Beinverletzung davongetragen und durfte selbst erst seit ein paar Tagen wieder gehen. Die Strohhüte waren einfach der Wahnsinn. Am ersten Tag, wo ich wieder ins Bad durfte, wusch Robin mir mit ihrer Teufelskraft die Haare und band sie zu einem Dutt zusammen. Auch Tage darauf kümmerte sie sich immer um eine anständige Frisur, da ich mich darum mit meinem verletzten Arm noch nicht kümmern konnte. Essen durfte ich nur gewisse Sachen, um meinen Körper nicht über zu strapazieren. Sanji hatte dafür von Chopper einen genauen Diätplan erhalten. Doch das war mir alles ziemlich egal. Die Zeit, die ich nicht mit Essen, Schlafen oder anderen Grundbedürfnissen zubrachte, verbrachte ich bei Law. Selbst als ich es konnte, weigerte mich einfach, die „Death“ zu verlassen. Die Strohhutpiraten machten das Beste daraus und besuchten mich jeden Tag. Ich benutzte einfach Laws privates Badezimmer und schlief in meinem ehemaligen Krankenbett. Sanji lieferte täglich etwas zu essen und trug mich durch das U-Boot, wenn ich woanders hinwollte. War er gerade nicht zur Stelle, übernahm Bepo die Rolle meines Trägers. Auch der Eisbär hatte Einiges abbekommen und wirkte noch nicht so energiegeladen wie sonst immer. Ich hatte Mitleid mit allen, deren Wunden ich sehen konnte – aber auch mit jenen, die sie nicht offensichtlich zeigten. Die anderen Heart-Piraten störte mein Daueraufenthalt nicht weiter, ich dachte, sie waren sogar froh, dass sich jemand so sehr um ihren Captain kümmerte. Bepo kam manchmal zu mir und setzte sich ebenfalls neben Laws Bett. Am Anfang stellte ich mich mit meinem Rollstuhl auch immer wieder vor Luffys Bett. Meistens las ich den beiden aus meinem Geschichtebuch vor, in denen ich alle realen und nicht realen Geschichten festhielt, die ich bis jetzt aufgeschrieben hatte. Ich glaubte, dass ich ihnen damit die Zeit vertreiben und die Schmerzen, die sie offensichtlich durchlitten erträglicher machen konnte. Vor kurzem hatte Luffy bereits wieder angefangen, im Schlaf zu essen. Von den anderen Strohhüten hatte ich erfahren, dass das ein gutes Zeichen für seine Genesung war und es ihm dann bald wieder so gut gehen würde, dass er das Bett verlassen könnte. Das beruhigte mich ungemein. Ich freute mich schon, wenn er wieder fit genug sein würde, mit Usoppu und Chopper an Deck herumzutollen und Chaos anzurichten. Als dieser Tag endlich gekommen war, beschloss Luffy, sofort auf die Sunny zurückzukehren. Er war schließlich der Käpt’n und musste sich um seine Crew kümmern. Zuvor bedankte er sich bei der gesamten Crew der Heart-Piraten. Besonders Shachi und Bepo rührte diese Dankbarkeit zutiefst. Bevor Luffy die Death jedoch endgültig verließ, wandte er sich noch einmal an mich. „Yume“, sagte er fröhlich und zeigte sein warmes Grinsen, „Vielen Dank, dass du mir immer vorgelesen hast. Manchmal hab ich die Geschichten sogar mitgekriegt. Das war lustig. Danke.“ Auch ich lächelte ihn an. „Das hab ich gern gemacht, Luffy-sencho (Käp‘tn auf Japanisch?). Dann warf Luffy einen sehr ernsten Blick zu Law, der nach wie vor bewusstlos war und am Beatmungsgerät hing. Mittlerweile hatte er eine aschfahle Hautfarbe und hatte deutlich an Gewicht verloren. Ich mochte mir gar nicht ausmalen, wie es um ihn stand. Tag für Tag drängte ich die Gedanken daran zurück. „Tra ist immer noch nicht aufgewacht?“ „Nein. Aber er kämpft sehr hart. Vor allem nachts hört man ihn oft vor Schmerz stöhnen. Luffy, er… er hat uns beiden das Leben gerettet.“ „Ich weiß“, antwortete Luffy und zog seinen Strohhut tiefer ins Gesicht, „Mir sogar schon zum zweiten Mal.“ Ich seufzte und fasste mir an meinen immer noch in dicke Verbände gehüllten Bauch. „Mir auch.“
 

*
 

„Komm schon, Yume, du schaffst das. Bald ist alles vorbei.“ Meine Hände zitterten entsetzlich, als ich mir das lange Schwert an den Bauch hielt. Das kalte Metall jagte mir eine Gänsehaut über den Körper. „Du gehörst nicht in diese Welt. Niemand will dich haben. Du hast alles verloren. Also, was zum Teufel, willst du noch hier? Setze dem selbst ein Ende, bevor es jemand anderes tut“, flüsterte ich mir selbst zu, doch darin, mich selbst zu etwas zu ermutigen, war ich schon immer grottenschlecht gewesen. Ich saß im feuchten Gras in der Abenddämmerung auf dem Hügel einer Insel mitten auf der Grand Line. Am Fuß des Hügels befand sich ein Wirtshaus, in dem Licht brannte und in dem reges Treiben herrschte. Zuvor war ich dort selbst Gast gewesen und hatte aus irgendeinem Grund einem Piraten, der stockbesoffen unter dem Tisch geschlafen hatte, sein Schwert gestohlen. Es war reichlich verziert, aber ein Fluch schien nicht darauf zu lasten. Andererseits wäre ich wohl schon längst tot. Zurzeit gehörte ich mich zu einer richtig Piratenbande, die vor meinen Augen auch Unschuldige umbrachten, ohne mit der Wimper zu zucken. Dem Wirt des Gasthauses am Hügel hatten sie ebenso gleich mit dem Tod bedroht, sollte er Geld von ihnen für Speis und Trank verlangen. An jenem Abend hatte ich diese Kaltblütigkeit und Mordlust um mich schließlich nicht mehr ausgehalten und war auf den Hügel geflohen. Mit besagtem Schwert. In solchen Momenten fehlte mir meine Familie. Vor allem meine Schwestern, die ja noch irgendwo da draußen waren. Oder auch nicht. Vielleicht hatten die beiden mich auch schon verlassen, ohne dass ich es wusste. Ich hatte nicht die Kraft, sie zu suchen, weil ich zu viel Angst davor hatte, jemand würde meine Seifenblase platzen lassen und sagen: „Ai und Chikara sind tot.“ So starb wenigstens meine Hoffnung nie, dass die beiden vielleicht doch am Leben waren. Zu dieser Zeit litt ich außerdem an einer Art Schreibblockade. Meine Texte wurden immer schlechter, zusammenhangslos, unlogisch, emotionslos. Mein großer Traum, die Ereignisse der Welt in einen spannenden Roman zu fassen, schien mir zu entgleiten. In letzter Zeit machte ich auch häufig Fehler beim Kämpfen. Meine Schultern verkrampfen sich, ich hatte eine schlechte Haltung oder schlug grundlos daneben. Beinahe hätte mich das mein Leben gekostet. Mein Selbstvertrauen schwand mit jedem einzelnen Tag und das machte mir bewusst, dass es nicht mehr lange dauern konnte, bis diese Welt mich brechen würde. Und an diesem Tag war es soweit, wie ich glaubte. Der Druck, überleben zu müssen. Der Druck, gut schreiben und gut kämpfen zu müssen, damit das gelingen konnte. Die Einsamkeit, die mich Tag und Nacht umgab. Niemand, dem ich mich anvertrauen konnte, weil alle zunächst meine Fähigkeiten und dann meinen Tod wollten. Ich hielt das einfach nicht mehr aus. Also wollte ich hinter dem Wirtshaus Harakiri begehen. Ganz klassisch. Mir war auf die Schnelle auch kein anderer Weg eingefallen. Als ich das riesige Schwert dieses einen Piraten gesehen hatte, konnte ich einfach nicht anders. Er schien die perfekte Waffe zu sein. Das perfekte Instrument zum Zweck. Ein Schwert war eine unglaublich mächtige, jedoch auch ästhetische Waffe. Wenigstens die Art, wie ich starb, wollte ich mir aussuchen. Doch als ich dann im Gras hockte und die Messerspitze meine Haut berührte, bekam ich unglaubliche Angst. So Große, dass ich zitterte wie Espenlaub. Typisch. Selbst dafür, meinem Leben selbst ein Ende zu setzen, schien ich zu schwach zu sein. Gerade wollte ich all meinen Mut erneut zusammennehmen, als ich plötzlich bemerkte, wie jemand an mir vorbeilief. Eine große, schlanke Gestalt, vermutlich ein Mann. Er war bereits ein, zwei Meter von mir entfernt, als er mit einem Mal stehenblieb und sich umsah. Und dann bemerkte er mich. Er hielt kurz inne. Ich zitterte noch mehr, obwohl ich in der Abenddämmerung nicht mehr als seine Umrisse erkennen konnte. Dann kam er plötzlich näher. „Gut“, dachte ich, „Er war bestimmt ein Pirat. Einer von der Sorte, wie in der Bande, der ich gerade angehörte. Er würde mich einfach töten. Dann müsste ich das nicht selbst erledigen.“ Ich war von meinem fehlenden Mut so deprimiert, dass es mir einfach nur gelegen kam, dass er auf mich zutrat. Langsam schritt er auf mich zu und ich konnte endlich erkennen, wie er aussah. Er hatte einen weißen Hut mit braunen Flecken auf dem Kopf. Jeweils zwei Goldene Ohrringe glänzten in seinen beiden Ohren. Er hatte schwarze Haare, die unter dem Hut hervorlugten und stechende, graue Augen. Schwarze Koteletten, die ihm bis zum Mundwinkel reichten. Er war bestimmt über 1,90 Meter groß und schlank, aber athletisch gebaut. In der einen Hand hielt er ein Schwert, das in etwa so lang war, wie er groß. „Was machst du hier, Mädchen?“, fragte er mich mit einer unheimlich sanft klingenden Stimme und setzte sich neben mich auf den Boden. Ich sagte nichts. Ich hatte nicht die Lust, mich mit einem Fremden zu unterhalten. Erstens, weil ich nicht wusste, was das sollte, und zweitens, weil ich es endlich hinter mir haben wollte. Also holte ich endlich mit dem Schwert aus. Ich kam von einer Sekunde auf die andere zu dem Schluss, dass es keine Rolle spielte, ob der Unbekannte früher oder später mein Leben auslöschte oder ob ich das gleich selbst erledigte. „Warte!“, rief der Mann plötzlich, doch es war zu spät. Woher ich die Entschlossenheit plötzlich hergenommen hatte, wusste ich nicht, doch ich hatte tatsächlich zugestochen. Ein scharfer Schmerz durchfuhr mich und ich zog geistesgegenwärtig das Schwert wieder heraus. Beinahe erleichtert fasste ich mir an die Wunde. Ich hatte es geschafft. Der Mann knirschte mit den Zähnen. Er griff nach meinem Schwert und wollte es mir entreißen! „Nein, lass mich!“, röchelte ich ihm entgegen und spuckte Blut, „Ich will endlich sterben!“ „Warum willst du sterben?“, fragte er mich zwischen zusammengebissenen Zähnen, doch ich klammerte mich so an meine Waffe, dass er sich schwertat, sie mir wegzunehmen. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, warum den Fremden das etwas anging, aber ich war gerade dabei, den Löffel abzugeben. Da war es auch schon egal, was er über mich dachte. „Weil ich ganz alleine bin! Weil ich alles verloren habe! Weil ich weder schreiben, noch kämpfen kann! Weil ich nirgends hingehöre und mich ohnehin genug Leute tot sehen wollen!“ Das alles hatte ich geschrien und dabei zu weinen angefangen. Mein gesamtes Gesicht war binnen Minuten tränenüberströmt. Wieder spuckte ich Blut. „Room“, knurrte der Mann, kaum hatte ich das alles ausgesprochen und eine seltsame Kuppel bildete sich um uns. „Tacto!“ Mit einem Mal wurde mir das Schwert aus der Hand gerissen. Ich konnte nichts dagegen machen, die Kraft, die daran zog, war einfach zu stark. Dann löste sich die Kuppel so schnell wieder auf, wie sie erschienen war. Ich fühlte mich von einer Sekunde auf die andere unheimlich schwach. Daher legte ich mich ins Gras. Der Mann holte plötzlich einen Koffer hervor, den er wohl die ganze Zeit über bei sich getragen hatte. Ich hatte den Koffer gar nicht gesehen. Er begann meine Wunde fachmännisch zu desinfizieren und zu verbinden. Die Schwäche und der Schmerz lähmten meinen Körper und meinen Verstand, sodass ich nicht in der Lage war, mich gegen die Behandlung zu wehren. Als er mich meine Wunde verband, sah ich, dass auf seinen Fingerknöcheln der linken Hand das Wort „DEATH“ tätowiert war. Und dann erkannte ich sofort, wen ich da vor mir hatte. Als Nomadenpiratin musste man sich stets über alle Piratenbanden informieren, bevor man Unterschlupf suchte. Vor allem über die Bekanntesten. „D-du bist… Trafalgar Law. Der Chirurg des Todes“, flüsterte ich erschrocken und fühlte den Impuls, aufzuspringen. Dem Chirurgen des Todes wollte ich meinen Körper dann doch nicht überlassen! Nach all den Gerüchten, die sich um ihn rankten, wünschte ich mir plötzlich, dass er mich einfach ignoriert hätte und weitergegangen wäre. „Bleib gefälligst liegen“, knurrte er, drückte mich sanft, aber bestimmt auf den Boden zurück und arbeitete weiter. Als er fertig war und den Koffer zugeklappt hatte, blickte ich ihn verwirrt an. Er erwiderte meinen Blick mit einem emotionslosen, gleichgültigen Ausdruck in seinen grauen Augen. „Danke“, hauchte ich, auch wenn ich das nur tat, weil ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte. Dann stiegen mir erneut Tränen in die Augen. „Siehst du?“, flüsterte ich, „Ich bin sogar zu schwach, um mich selbst zu töten.“ Law setzte sich neben mich ins Gras und ich setzte mich auf, so gut ich konnte, was mit der Bauchwunde wirklich nicht einfach war. „Wer schwach ist, kann sich seine Todesart nicht aussuchen.“ „Was?“ „Ach, vergiss es. Also, wie war das nochmal? Du bist allein?“ „Ja.“ „Du gehörst nirgends hin?“ „Ja.“ „Du kannst nicht mehr schreiben oder kämpfen?“ „Ja.“ Schluchzend versuchte ich die Tränen zu stoppen. Es war nicht unbedingt hilfreich, sich die eigenen Verfehlungen von so einem berühmten Piraten vorgehalten zu bekommen. Es machte mich sogar noch trauriger. Noch hilfloser. Plötzlich legte der Chirurg des Todes einen Arm um meine Schultern. Mit dem anderen umschlang er meinen Oberkörper. Er drückte mich an mich, vorsichtig, und doch mit einer gewissen Stärke. Er hielt mich so fest, dass ich nicht die Kraft hatte, mich aus der Umarmung zu befreien. Ich war total überfordert mit dieser Reaktion. Wollte er mich nun töten? Langsam und qualvoll? Aus irgendeinem Grund spürte ich jedoch keine Angst mehr. Eher so etwas wie… Zuneigung. Ich schluchzte. „Wie heißt du?“, fragte er leise. „D-Day Y-yume.“ „Okay, Day Yume-ya“, sprach er weiter, so ruhig, als wäre es ein alltägliche Konversation, die wir hier führten. „Du bist ganz bestimmt nicht allein. Was ist mit deiner Familie?“ Erstaunlich bereitwillig erzählte ihm davon. „Eben. Du hast noch deine Schwestern. Meine Schwester ist tot.“ Als er diesen Satz ausgesprochen hatte, erschrak ich kurz. Doch ich war zu verwirrt, um ihn nach seiner Schwester zu fragen. „Du gehörst nirgends hin? Bist du Piratin?“ Ich skizzierte ihm kurz das Leben einer Nomadenpiratin. Mittlerweile hatte ich fast ganz aufgehört, zu schluchzen, ohne dass es mir bewusst war. „Ich verstehe“, antwortete er ruhig, „Aber irgendwann wirst du eine Bande finden, die dich dauerhaft aufnimmt. Ganz sicher.“ Das nahm ich langsam nickend zur Kenntnis, weil ich nicht wusste, was ich sonst machen sollte. „Und jetzt zum Schreiben. Was schreibst du denn so?“ Ich berichtete ihm von einer meinen Geschichten und meinem Traum. „Das hört sich doch interessant an. Mach weiter und gib nicht auf!“ Auch das quittierte ich nickend. Ich fühlte mich von Minute zu Minute besser. Dabei lag ich in den Armen des Chirurgen des Todes, verwundet und ihm schutzlos ausgeliefert! „Und was das Kämpfen angeht: Du hast bis jetzt überlebt. Also musst du dich gut verteidigen können. Anders kann man als Pirat nämlich nicht überleben. Zweifel nicht an dir.“ „Warum sagst du das alles, Trafalgar Law?“, fragte ich ihn schließlich und fühlte mich schließlich so wohl bei ihm, dass ich die Umarmung nach einigem Zögern erwiderte. Erfüllte er mir etwa eine Art letzten Wunsch, bevor er mich um die Ecke brachte? Bei diesem Gedanken erschauderte ich. „Die Welt ist voller Grausamkeit, Yume-ya“, antwortete er und strich mir mit seinen Fingern über den Kopf, als würden wir uns schon ewig kennen und als wäre dies eine vertraute Geste zwischen uns, „Auch ich bin ein grausamer Pirat. Hätte mir die Weltregierung nicht alles genommen, wäre das wohl anders. Aber so ist es eben. Doch ich lasse bestimmt nicht zu, dass ein unschuldiges, offenbar liebes Mädchen wie du sich das Leben nimmt, weil diese grausame Welt sie erdrückt.“ Wow. Solche Worte von so einem berühmten Piraten. Damit hatte er mein Misstrauen endgültig gebrochen. Ich fragte ihn nach seiner Vergangenheit und er berichtete mir jedes noch so kleine Detail davon. Dann fragte er mich nach meiner und auch ich erzählte ihm alles von mir. Wir redeten und redeten und ließen uns dabei nicht los. In der Umarmung verweilend sprachen wir miteinander und hörten einander zu, als wären wir beste Freunde. Es war eine der schönsten Nächte meines bisherigen Lebens. Bis spät in die Nacht hinein saßen wir so da, bis die Lichter im Wirtshaus unter uns erloschen und der Mond aufging. Hin und wieder streichelte er mir über den Kopf, hin und wieder fuhr ich die Tattoos auf seinen Armen mit den Fingern nach. Es schien ihn nicht zu stören. Irgendwann erhoben wir uns, er gab mir ärztliche Anweisungen zur Behandlung meiner Wunde und wir trennten uns. Wir gingen unseres Weges und glaubten, uns danach nie wieder zu sehen und dass uns nicht bleiben würde, als diese gemeinsame Nacht. Doch diese Begegnung hatte uns so gestärkt, dass wir in den folgenden Jahren viel erreichen sollten.
 

*
 

Nachdem ich Luffy die ganze Geschichte erzählte hatte, trat er an Laws Bett. Er nahm seinen Strohhut vom Kopf und legte ihn auf Laws bandagierte Brust. Dann trat er auf mich zu und legte mir eine Hand auf die Schulter. Diese Bewegung ließ mich erstarren. Er verweilte solange mit der Hand auf meiner Schulter, dass ich fast begonnen hätte, die Sekunden mitzuzählen. „Yume“, sagte er in einem selbstsicheren Tonfall, der keinen Widerspruch duldete, jedoch mit viel Wärme in der Stimme, „Du gehörst zu uns. Zu uns und… Tra.“

Für mich

Die Zeit schritt weiter voran. Unsere Wunden heilten langsam, doch sie heilten. Das war das Wichtigste. Luffy war inzwischen wieder so fit, dass er nicht auf der Sunny, sondern auch auf der „Death“ Unruhe zu stiften begann. Mehr als einmal versuchten die Heart-Piraten daraufhin, ihn von Bord zu werfen, doch ohne ihren Käpt’n wirkten sie längst nicht so furchteinflößend als dass irgendjemand – geschweige denn Luffy – auf sie hörte. Während ich Tag für Tag an Laws Bett saß, hörte ich meinen derzeitigen Käpt‘n oft durch das U-Boot toben. Und meistens gleich darauf auch die Stimmen der wütenden Heart-Piraten. Ich war meinen Rollstuhl endlich los, da meine Wunde im Bauch endlich genug verheilt war. Anfangs hatte ich riesige Schwierigkeiten damit, wieder selbstständig zu gehen. Da Luffy auch sehr viel Zeit auf der Death verbrachte, half er mir meistens auf das U-Boot und machte dann das ganze Gefährt unsicher. Ich wollte wieder mehr Zeit mit den Strohhüten verbringen und mich nicht mehr von ihnen von vorne bis hinten bedienen lassen. Daher verließ ich zu den Essenszeiten die Death, um auf der Sunny mit den Strohhüten gemeinsam in der Kombüse zu sitzen. Einige Mitglieder der Heart-Piraten, insbesondere Bepo und Shachi, begleiteten mich auch hin und wieder. Wahrscheinlich, um der nach wie vor gedrückten Stimmung auf der „Death“ zu entgehen. Ihr Käpt‘n war immer noch nicht aufgewacht. Es schien so, als würde er sämtlichen versäumten Schlaf nachholen und sich weigern aufzuwachen. Chopper hatte mir zwar immer wieder mitgeteilt, es würde ihm von Tag zu Tag besser gehen, doch ich glaubte ihm schon lange nicht mehr. Wenn dem wirklich so wäre, wäre Law längst wieder auf den Beinen. So wie Luffy. Laws ehemals gebräuntes Gesicht war nach wie vor kalkweiß. Das Beatmungsgerät piepte tagtäglich monoton vor sich hin und ersetzte die Aufgabe seiner Lungen. Die Schnittwunden in seinem Oberkörper und auf seinen Armen wurden jeden Tag neu verbunden. Zum Glück hatten auch sie längst zu heilen begonnen. Ich las ihm weiterhin aus meinem Geschichtebuch vor, hielt seine rechte Hand stundenlang, fuhr die tätowierten Buchstaben auf seinen Fingern nach. So wie er es getan hatte, als es mir schlecht ging, wich ich ihm nur von der Seite, wenn ich mich mit den Mugiwara no kaizoku zum Essen traf. Auch wenn ich keinerlei Gesangstalent besaß, sang ich ihm manchmal auch Lieder vor, die mir einst meine Mutter beigebracht hatte. Und wenn ich ihn verließ, bekam er immer einen Kuss auf seine Stirn. Es war mir egal, wie er im Wachzustand reagiert hätte. Ich war mir so sicher über seine Gefühle für mich. Mit einem Mal mitten im Kampf hatte ich es begriffen. Dass er für mich mehr fühlte, als Freundschaft. Er konnte es mir nicht sagen und wahrscheinlich hätte er es auch nicht getan, wenn er es gekonnt hätte. Doch das war mir egal. Er brauchte mich gerade sehr. Deshalb ließ ich ihn niemals unnötig allein. Und wenn ich es tat, sah ich stets zu, dass jemand bei ihm war. Oft war es Bepo. Manchmal sicherte mir auch Robin ihre Unterstützung zu. Sogar Zoro hatte einmal eine Nacht lang auf Law aufgepasst. Das hatte der schweigsame Schwertkämpfer zwar wohl eher für mich, als für Law getan, doch für mich war die Hauptsache, dass der Käpt’n der Heart-Piraten nicht lange alleine war. Der Kampf, den er gerade ausfechten musste, jener zwischen Leben und Tod, war bestimmt hart genug. Das durfte er einfach nicht alleine durchstehen. Ein paar Mal hatte ich Chopper gefragt, warum es eigentlich so schlecht um den Chirurgen des Todes stand. Aber der Schiffsarzt der Strohhüte hatte sich immer nur rausgeredet und mir keine klare Antwort gegeben. Ich war zwar kein Arzt, doch ich wusste, dass da etwas nicht stimmen konnte. Natürlich war er relativ schwer verwundet gewesen. Aber Luffy war, soweit ich wusste, noch schwerer verletzt gewesen und der tollte schon wieder durch die Gegend – wenn auch noch mit gewissen Einschränkungen. Da war etwas, dass der kleine Arzt mir verschwieg und ich konnte es einfach nicht aus ihm herauskitzeln. Eines Nachts saß ich wieder an Laws Bett. Ich streichelte seine Hand und las ihm eine Geschichte vor, die ich an jenem Tag geschrieben hatte. Als ich geendet hatte, fragte ich ihn nach seiner Meinung. „Wie findest du sie?“ Dann machte ich eine kurze Pause. „Ja, da stimme ich dir zu. Der Ausdruck könnte noch etwas feiner sein. Ich werde daran arbeiten.“ Wieder machte ich eine Pause. „Wie fühlst du dich? Chopper meint, er kann nicht genau sagen, ob und wie viele Schmerzen du hast. Ist es noch erträglich für einen starken Mann wie dich?“ Jetzt schwieg ich für längere Zeit. Währenddessen öffnete sich die Tür und Chopper trat wieder einmal ein. „Yume-chan, hier, deine Medikamente.“ Er reichte mich eine Handvoll Tabletten und einen Becher mit Wasser. Das machte er jede Nacht. Er wusste, dass ich erst schlafen ging, wenn mir die Augen zufielen. Deshalb hatte er mich medikamentös so umgestellt, dass ich auch nachts Medizin von ihm bekam, damit ich am Tag in Ruhe schlafen konnte, ohne dass er mich deswegen wecken musste. Ich erhob mich und trat an das andere Ende des Raumes. Nach wie vor hielt ich es nicht aus, wenn Chopper Law untersuchte. Das setzte meinem weichen Herzen einfach zu sehr zu. Als Chopper fertig war, stellte ich wieder meine übliche Frage: „Chopper-kun, willst du mir nicht endlich sagen, warum es ihm so schlecht geht?“ Das kleine Rentier antwortete nicht und notierte sich etwas auf seinem Klemmbrett. „Bitte, Chopper-kun“, wiederholte ich eindringlich und spürte plötzlich heiße Tränen in meinen Augen. Als er aufsah und das bemerkte, traten auch ihm die Tränen in die Augen. „Es muss so hart für dich sein, Yume-chan“, sprach er aus und wischte sich mit der Hand über die Augen. Auf meinen verständnislosen Blick hin fügte er hinzu: „Robin hat uns alle eingeweiht. Sie hat die starke Vermutung, dass du und Law euch… sehr nahe steht. Dass ich das nicht gemerkt habe, bei all den Anzeichen zuvor… Aber das ist auch nicht mein Gebiet.“ „Chopper-kun“, schluchzte ich und wischte hektisch über mein Gesicht, „Ist es, weil er sich rund um die Uhr um mich gekümmert hat? Hatte er deswegen gesundheitliche Probleme?“ Chopper-kun schluchzte nun ebenfalls und wurde vom Rentiermenschen zum kleinen Rentier. Mit der nun zum Huf gewordenen Hand versuchte er nach wie vor, seiner Tränen Herr zu werden. „Yume-chan…. Law hatte Nächte lang überhaupt nicht geschlafen. Er hat kaum etwas gegessen. Außer nach dir zu sehen und zu trainieren hat er kaum etwas gemacht. Den Rest der Zeit über hat er die Kampfstrategien mit Nami geplant. Bepo hat mir erzählt, dass er immer wieder heimlich auf der Sunny war, um nach dir zu sehen. Deswegen hat er dich wahrscheinlich auch so schnell gefunden, als du mit deiner aufgebrochenen Wunde auf der Insel zusammengebrochen bist. Law hat… seine eigene Gesundheit für dich aufs Spiel gesetzt. Und das in einem Ausmaß, dass es ihn das Leben kosten könnte.“ Langsam und mit geschocktem Blick wandte ich meinen Kopf zu Law. „Nein“, dachte ich wieder einmal, wie so oft in letzter Zeit. Nein. Nein. Nein. All meine Beherrschung der letzten Zeit löste sich binnen einer Sekunde in Luft auf. „Laaawww!!!“, heulte ich auf und stürzte zu ihm. Ich packte seine Hand und hielt sie mir an das tränenüberströmte Gesicht. „Bitte wach auf! Seit ich dich kenne, will ich nicht mehr sterben! Bitte lass mich nicht allein in dieser grausamen Welt! Zusammen können wir alles schaffen! W-weißt du noch…“ Ich musste mich unterbrechen und schniefen. Dann wiederholte ich: „Weißt du noch, als du zu mir gesagt hast, dass sich jemand, der schwach ist, seine Todesart nicht aussuchen kann? Du bist so stark, dass du wählen kannst! Und nicht nur, wie du stirbst, sondern auch wann! Bitte bleib hier! Tu’s für mich!“ Schluchzend drückte ich seine schlaffe Hand gegen meine tränennasse Wange. Nur am Rande nahm ich wahr, wie Chopper einige Meter von mir entfernt ebenfalls hemmungslos heulte. Und dann fühlte ich plötzlich etwas. Eine Art Zucken. Verwundert starrte ich auf meine Finger. Zitterte ich etwa, weil ich mich gerade so aufregte? Nein, meine Hand war ganz ruhig. Aber Laws Hand nicht. Die Fingerkuppen bewegten sich. In unregelmäßigen Abständen bog und streckte sich das letzte Fingergelenk. „Chopper!“, rief ich aus, „Law… bewegt seine Hand!“ „Was?!“, schrie Chopper fassungslos und eilte sofort zu mir. Vorsichtig legte ich Laws Hand wieder aufs Bett. Die Finger zuckten weiter, schneller, öfter. Und dann zuckten auch seine Augenlider. Es dauerte ewig, aber irgendwann schlug er sie flatternd auf. Er starrte gegen die Decke und röchelte merklich. „Einen Moment!“, sagte das kleine Rentier hastig, stellte die Beatmungsmaschine ab und befreite Law davon. Der Chirurg des Todes hustete erst einmal lautstark, kaum war er die Maschine los. Dann atmete er einige Male tief durch. Dabei hielt er die Augen fest zusammengekniffen. Chopper und ich starrten ihn nur an, da wir nicht wussten, ob er bei Bewusstsein bleiben würde. Doch kaum hatte er genug Kraft zu sprechen, sagte er: „Danke… Yume-ya.“

Der Sturm der Tränen

Es zog ein Sturm auf. Noch bevor man es am Himmel klar gesehen hätte, hatte uns Nami schon davor gewarnt. Sie war wirklich Navigatorin mit Leib und Seele. Daraufhin wurden die Sunny und die Death an zwei geschütztere Stellen der Insel verlegt, um den Sturm abzuwarten. Jenen Tag verbrachte ich wieder einmal größtenteils auf der Death. Law war endlich wach und durfte an jenem Tag des Sturms das Bett endlich verlassen. Zumindest laut seiner eigenen Diagnose. Chopper war da anderer Meinung. Doch das kleine Rentier wagte es nicht, dem Chirurgen des Todes zu widersprechen. Hätte Chopper sich nicht von selbst zurückgehalten, hätte ich es getan – zu seinem Schutz. Noch immer hatte ich jeden Tag hatte ich bei Law im Krankenzimmer verbracht, ihm vorgelesen, ihm Ideen über meine zukünftigen Geschichten verraten und ihn darüber unterrichtet, dass Luffy One Eye besiegt hatte und wir jetzt alle Informationen über Kaidou hätten. Das hatte Law unheimlich zufrieden gemacht. Das hatte ich deutlich gespürt. Dann hatte ich mich ungefähr eine Million Mal dafür bedankt, dass er mir das Leben gerettet hatte, weil er mich, trotz seiner eigenen schweren Verletzungen, noch operiert hatte. Er meinte, ich müsste mich ihm nicht verpflichtet fühlen, er hätte das gerne getan. Diese Antwort hatte ich bereits erwartet. So gut kannte ich ihn inzwischen, dass ich gewisse Reaktionen von ihm vorhersehen konnte. An jenem Tag, an dem er endlich wieder aufstehen konnte, trat er sofort an Deck seines U-Bootes. Es strengte ihn mehr an, als er zugab. Sein Atem ging stoßweise und er hielt sich ständig den rechten Arm. Vielleicht war die alte Wunde aus dem Kampf gegen Doflamingo wieder aufgegangen und setzte ihm jetzt zu. Ich wusste es nicht genau, nur, dass ihn ein Bumeranghieb ungefähr an der Stelle getroffen hatte. „Käpt’n“, kam es besorgt von Bepo, der sich, wie auch einige andere Heart-Piraten an Deck befand, „Du solltest noch nicht aufstehen.“ „Ich bin hier der Arzt, Bepo“, knurrte Law unfreundlicher, als er vielleicht gewollt hatte, „Keiner kann besser bestimmen, wann er aufstehen darf, als ein Arzt selbst.“ „Ja, stimmt. Es tut mir leid, Käpt’n Law“, entschuldigte sich der Bär sofort und ich hatte Mitleid mit ihm. In meinem Rollstuhl schob ich mich neben Law und wir sahen auf das weite Meer hinaus. Das Wasser kräuselte sich bereits und ein scharfer Wind fuhr uns durch Haar und Kleidung. Der Sturm würde uns wohl bald erreicht haben. „Aber Käpt’n“, konnte sich nun auch Shachi nicht zurückhalten, „Es kommt bald ein Sturm auf und-“ Ein ganz kurzer Todesblick seitens des Chirurgen des Todes reichte und Shachi verstummte augenblicklich. Die Heart-Piraten sahen wohl ein, dass ihr Käpt’n offensichtlich allein sein wollte und verließen das Deck. Auch ich wollte mich bereit machen und mich an eine geschütztere Stelle rollen, als Law sagte: „Ich möchte, dass du bei mir bleibst, Yume-ya.“ Verwundert hielt ich in meiner Bewegung inne. Hatte er mich gerade tatsächlich gebeten, zu bleiben? Ich konnte es nicht glauben. Obwohl es eher wie ein Befehl als wie eine Bitte geklungen hatte. Doch war das bei Law nicht immer so? Mit einer schwungvollen Bewegung wendete ich den Rollstuhl und rollte zu ihm. In dem Moment tauchte Bepo noch einmal auf. „Hier, Käpt’n“, verkündete er und stellte eine einfache Holzbank vor die Reling, „Damit du dich wenigstens hinsetzen kannst.“ Er wartete Laws Kommentar dazu gar nicht ab, sondern verschwand gleich wieder unter Deck. Sofort ließ sich Law auf die Bank nieder und stützte sich schweratmend auf sein Schwert, dass er immer bei sich trug. Ich rollte neben ihn und blickte ihn besorgt an. „Alles in Ordnung?“ - „Es geht schon.“ Er sah mich ebenfalls an. „Was ist mit dir?“ – „Mit mir? Mir geht es gut.“ Seine Augen verengten sich deutlich. „Du wurdest aufgespießt. Dein Leben stand auf dem Spiel.“ „Ich… weiß.“ Was wollte er damit sagen? Doch ehe ich ihn fragen konnte, redete er schon weiter. „Ich konnte es auch nicht glauben, als ich es erfahren hab.“ - „Was?“ Er machte eine Pause, ehe er weiterredete. Reden strengte ihn offenbar sehr an. Und trotzdem schien er mit mir sprechen zu wollen. „Dass Kaarna, der Ummantelte, der Mörder deines Vaters ist.“ Die Dinge einfach beim Namen zu nennen war Laws Art. Ich wusste, dass er nicht gerne um den heißen Brei herumredete. Und doch durchfuhr mein Herz ein unsagbarer Schmerz, ähnlich einem Blitz, der in einen Baum einschlug, als er es ausgesprochen hatte. Aber ich wollte ihm das auf keinen Fall zeigen. Meine Schmerzen waren unbedeutend im Vergleich dazu, was er in seinem ganzen Leben hatte durchleiden müssen. Er starrte mich an, jedoch nicht mit seinem Todesblick. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Anscheinend wollte er, dass ich etwas dazu sagte. „Ich dachte, es wäre ein Unfall gewesen“, gab ich dann endlich zu, nachdem wir uns einige Minuten lang in Schweigen gehüllt hatten, „Ein schrecklicher, dummer Unfall. Ein Unfall, der mir Tage später auch noch die Mutter genommen hat. Vielleicht wollte ich es einfach nur nicht wahrhaben. Aber eigentlich hab ich immer gespürt, dass da etwas nicht stimmen konnte.“ Ohne dass ich es wollte, kamen mir die Tränen. Der seelische Schmerz drang allmählich an die Oberfläche. Meine Sorge um Law hatte mich solange davon abgelenkt, dass ich ihn erst jetzt spürte. „Law“, schniefte ich um wischte mit meiner Hand über mein Gesicht, „Für mich ist die Sache mit dem Sieg über Kaarna noch nicht erledigt! Es tut immer noch so weh!“ Ich heulte auf und begann so sehr zittern, dass er mich in die Arme nahm. Ich fühlte all die Verbände, die noch um seinen Körper gewickelt waren. Wir saßen mitten im Tropensturm, der von Minute zu Minute schlimmer wurde, an Deck der Death auf der kleinen Holzbank. Der Sturm rüttelte inzwischen an den Bäumen und an unseren Kleidern, doch wir ließen uns nicht aus der Ruhe bringen. Ich weinte mir den Schmerz aus der Seele, den Schmerz, den ich erst jetzt verstehen konnte. Mein Herz hatte immer gewusst, dass an der ganzen Geschichte etwas faul gewesen war. Mein Vater war einer der besten Schiffszimmermänner in dieser Welt gewesen. Niemals hätte er einen tödlichen Unfall bei der Arbeit gehabt. Das hätte mir klar sein müssen. Ich fragte mich auch, ob Ai und Chikara das damals schon kapiert hatten, und nur ich zu blöd gewesen war, zu begreifen. Auf diese Erkenntnis hin schluchzte ich noch lauter, sodass selbst der orkanartige Wind mein Heulen nicht mehr übertönen konnte. „Er hat mir alles genommen“, schluchzte ich in Laws Brust, „Einfach alles!“ „Ich weiß, Yume-ya“, antwortete mir Law seelenruhig und doch merkte ich, wie es in ihm arbeitete. Meine Verzweiflung hatte auch bei ihm alte Wunden wieder aufbrechen lassen. „Es tut mir leid, Law“, entschuldigte ich mich sofort und blickte ihn tränenüberströmt an. „Du musst dich nicht entschuldigen. Im Gegensatz zu mir hast du Kaarna ganz alleine besiegt. Ich musste Doflamingo letztendlich Mugiwara-ya überlassen.“ „Wow“, dachte ich und schaute ihn groß an. Er hatte Recht. Ich hatte meine Familie gerächt. Ganz alleine. „Nein“, schoss es mir durch den Kopf, „Das hatte ich nicht.“ „Ohne dich und Luffy hätte ich das nie geschafft. Danke.“ Er drückte mich näher an seine verbundene Brust und lächelte hörbar. „Law?“, fragte ich etwas später, während die Tränen immer noch unaufhörlich sich den Weg über mein Gesicht bahnten. Inzwischen hatte der Wind etwas nachgelassen und zehrte nur noch sanft an unseren Kleidern und Haaren. Dem Chaos, das auf der Insel angerichtet hatte und dem immer wieder auftretenden Schaukeln der Death im Wind schenkten wir keine Beachtung. Law schaute mich an. Mit einem warmen und erwartungsvollen Blick. Das hatte ich noch nie bei ihm gesehen. „Wolltest du deswegen, dass ich gegen Kaarna kämpfe, obwohl du der Stärkere von uns beiden bist? Damit ich meinen Vater rächen kann?“ Anstatt zu antworten griff er sich kurz an seine Pelzkappe. Wieder schwiegen mir einige Minuten. Eigentlich wollte ich es gut sein lassen und die Stille mit ihm genießen. Sofern man das, was der Sturm gerade angerichtet hatte, als Stille bezeichnen konnte. Doch eine Frage brannte mir noch auf der Zunge und ich musste sie ihm einfach stellen. Die Tränen brannten noch in meinen Augen, als ich ihn fragte: „Bin ich dir wichtig?“ Zunächst sagte er nichts. Währenddessen stoppte bei mir nach und nach der Tränenfluss. Er ließ mich nicht aus den Augen, sah dabei zu, wie meine Tränen der Trauer langsam versiegten. Erst als, nur noch Spuren der salzigen Tränen in meinem Gesicht zu sehen waren, antwortete er: „Ja, das bist du. Yume-ya.“

Vergangenheit und Gegenwart

Nachdenklich stand ich mitten in der Nacht an die Reling der Sunny gelehnt und ließ den Anblick des sternenklaren Nachthimmels auf mich wirken. Ich konnte mal wieder nicht schlafen. Hoffentlich machte sich der Mareinopia nicht wieder auf diese Weise bemerkbar. Jedoch hatte Chopper mir noch an jenem Tag versichert, dass mein Körper genug Energie aus dem Meerwasser gezogen hatte, dass ich noch eine Zeit lang ohne Meerwasser auskommen müsste. Also musste meine Schlaflosigkeit einen anderen Grund haben. Es war komplett windstill und doch hatte ich das Gefühl, hin und wieder einen Luftzug zu spüren. Ich trug eine schwarze Kapuzenweste über einem türkisen T-Shirt und hatte lange, hellblaue Jeans an und doch fröstelte es mich leicht. In meinem Herzen brannte immer noch dieser furchtbare Schmerz, diese Erkenntnis, dass Kaarna meinen Vater getötet hatte. Ich hatte nach wie vor nicht die geringste Ahnung, wie ich mit diesem Wissen leben sollte. Gedankenverloren wanderte mein Blick irgendwann fast automatisch zur Death. Das U-Boot schaukelte im Wellengang, ansonsten war alles relativ ruhig (von den Schreien der wilden Tiere im Urwald abgesehen, die immer wieder durch die Stille der Nacht hallten). Im Unterdeck des U-Bootes in seinem Kapitänszimmer lag Law gerade und schlief vermutlich. Chopper hatte seinem Wunsch (oder, wie man es von Law erwarten würde, wohl eher Befehl) nachgegeben und ihn mithilfe von Bepo in sein eigenes Zimmer verlegen lassen. Ansonsten hatte das Rentier seinem Kollegen strengste Bettruhe verordnet, weil Law so lange ohne Bewusstsein gewesen war. Er schlief immer noch recht oft, er musste seine alte Kraft erst wieder sammeln. Jede Stunde, in der er wach war, war ich bei ihm. Ich las ihm meine Geschichten vor oder wir unterhielten uns ein wenig. Oder schwiegen. Es war mir ganz egal, ich wollte einfach nur bei ihm sein. Insgeheim wartete ich schon ein wenig ungeduldig darauf, dass er sich zu seinen Gefühlen mir gegenüber bekannte. Er wusste um meine Gefühle schon lange Bescheid – dessen war ich mir absolut sicher. Doch offenbar war es schwierig für ihn, es auszusprechen. Es hatte schon seinen Grund gehabt, warum ich damals geglaubt hatte, dass es das war, was er mir das nicht sagen hatte können. Ich hatte ja keine Ahnung, dass er mir in Wirklichkeit mitteilen hatte wollen, dass Kaarna der Mörder meines Vaters ist. Mein schlechtes Gewissen meldete sich wieder. Grundlos hatte ich den Mann, der mehr für mich fühlte, als Freundschaft, vor den Kopf gestoßen – und das, obwohl er mir zum damaligen Zeitpunkt zweimal das Leben gerettet hatte. Und jetzt sogar schon ein drittes Mal. Würde ich denn niemals etwas tun können, um diese Schuld zu vergelten? Immer noch hing mein Blick an der Death fest, während ich in einen endlosen Gedankenstrom abdriftete. Ich wusste nicht, wie lange ich dagestanden und das U-Boot angestarrt hatte, aber irgendwann hörte ich, wie sich eine Tür öffnete und erblickte wenig später Sanji, der zur Nachtwache eingeteilt war. „Yume-chan, kannst du nicht schlafen?“ Verwundert und sich müde die Augen reibend trat der Smutje zu mir. „Nein, Sanji-kun. Es gibt so Vieles, worüber ich nachdenken muss.“ „Ich verstehe.“ Einige Minuten lang sprachen wir nicht miteinander. Doch da Sanji nicht Law war, war er derjenige, der die Stille schon nach kurzer Zeit wieder durchbrach: „Das mit deinem Vater ist eine schlimme Sache. Wie geht es dir damit?“ Dass er mich so direkt danach fragte, wunderte mich fast. Aber wie gesagt: Sanji war ganz anders als Law. Er zeigte seinen Zuneigung offen – wenn auch vorwiegend den weiblichen Crewmitgliedern gegenüber. „Nicht gut“, antwortete ich wahrheitsgetreu und spürte den Schmerz in meiner Brust wieder stärker, „Ich habe doch all die Jahre geglaubt, es sei ein Unfall gewesen. Jetzt frage ich mich, wie ich so naiv sein konnte.“ Plötzlich legte Sanji eine Hand auf meine Schulter. Es war eine ganz vertraute Berührung – so hatte mich mein Vater oft berührt. Eine Welle der Geborgenheit strömte durch meinen Körper. „Du musst die Vergangenheit hinter dir lassen, Yume-chan“, sagte Sanji eindringlich und ich blickte über die Schulter hinweg in sein waches, blaues Auge, das im Mondlicht funkelte, „Sieh in das Hier und Jetzt. Was möchtest du jetzt machen? Was willst du unbedingt erreichen? Verliere deine Ziele nicht aus den Augen, nur weil du von etwas erfahren hast, das vergangen ist.“ Kaum hatte er es ausgesprochen, begann es in meinem Kopf zu arbeiten. Lange verharrten wir so, er hielt mit seiner Hand immer noch meine Schulter fest. Irgendwann konnte ich den Impuls nicht mehr unterdrücken, wandte mich um und umarmte ihn. Ich war nun mal jemand, der viel körperliche Zuneigung brauchte. Sanji hielt mich fest, nicht unangenehm und nicht mit irgendwelchen Hintergedanken, wie ich früher immer befürchtet hatte. Es war wie eine geschwisterliche Umarmung, die mir Halt gab, die so gut tat nach all den Dingen, die ich gerade verarbeiten musste. Und seltsamerweise tat es auch gut, dass die Zuneigung von jemand anderem als Law ausging. Mitten in der Umarmung bildeten sich kleine Tränen in meinen Augenwinkeln. Doch diese entstanden nicht aus Trauer um meinen Vater oder meine restliche Familie. Diese waren längst versiegt. Doch ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten, als mir Sanjis Worte erst so richtig bewusst geworden waren.

Es war nicht so, dass ich nach diesem Gespräch gleich einschlafen konnte. Aber ich machte mir plötzlich ganz andere Gedanken und versuchte herauszufinden, was mein nächster Schritt sein sollte.

Laws romantische Seite

„Komm mit, Yume-ya!“, forderte mich Law plötzlich auf. Es war ein wunderschöner Tag und ich befand mich wiedermal an Deck der Death, um dem Chirurgen des Todes Gesellschaft zu leisten. Gerade hatten wir eine Zeit lang auf der Holzbank gesessen, die Bepo für uns zuvor am Tag des Sturms dort aufgestellt hatte. Und jetzt wollte er plötzlich, dass ich mit ihm ins Innere des U-Bootes verschwand? Verwundert folgte ich ihm in sein eigenes Zimmer, das gleichzeitig die Kapitänskajüte war. Ich war so froh, dass er voranging, denn es passierte nach wie vor immer wieder, dass ich mich in den Gängen des U-Bootes verirrte und nicht dort ankam, wo ich eigentlich hinwollte. Kaum hatten wir die Kajüte betreten, schloss er sofort die Tür hinter mir, setzte seinen Hut ab und stellte sein Schwert neben seinen Schreibtisch. Er setzte sich in seinen Schreibtischstuhl und stöhnte kaum merklich. Stehen strengte ihn immer noch sehr an, daher versuchte er es immer noch auf das Nötigste zu beschränken. Dabei war er bereits all seine Verbände los. Nur um die Brust war noch einer gewickelt, hier hatte sich immerhin die schlimmste Verletzung befunden. Außer einem Immunaufbaumedikament, das er sich selbst verschrieben hatte, sobald er in der Lage dazu war, nahm er auch keine Medizin mehr. Ich dagegen war meine Medikamente ganz los und trug nur mehr den Bauchverband. Auf meinem linken Arm hatte sich ein hässlicher, langer Kratzer aufgrund der Schnittwunde gebildet. Das würde bestimmt eine deutlich sichtbare Narbe abgeben. Aber das war mir ziemlich egal. Ich konnte froh sein, dass der Arm überhaupt noch dran war. Law atmete kurz durch und winkte mich nach einigen Minuten zu sich. Er trug an jenem Tag wieder einen seiner Federkragenpullover, obwohl draußen relativ angenehme Temperaturen vorgeherrscht hatten. Aber er war, wie gesagt, noch nicht ganz fit. Langsam trat ich näher an ihn heran. Irgendwie machte es mich unsagbar nervös, wie er da so in seinem Stuhl saß und mich erwartungsvoll anstarrte. Gerade wollte ich ihn fragen, worüber er denn nun mit mir sprechen wollte. Ich war schon relativ nah bei ihm, da schlang er mir ohne eine Vorwarnung einen Arm um die Hüfte. Er zog mich auf seinen Schoß und zwang mich, mich zu setzen. Es fiel mir immer noch nicht leicht, wenn er mir so nah war. Mein Herz pochte wie verrückt und mein Gesicht wurde augenblicklich heiß. Ehe ich mich versah, packte er mich im Genick und presste seinen Mund auf meinen. Mein Körper durchfuhr eine Art Blitz. Der Kuss elektrisierte mich, setzte mich unter extreme Spannung, ließ mich sogar beinahe vergessen, wo ich mich gerade befand. Auf einmal öffnete Law seinen Mund und seine Zunge focht mit meiner Zunge einen unerbittlichen Kampf aus. Ich fühlte mich so machtlos und gleichzeitig so stark. Als ich mich endlich bewegen konnte, packte ich ihn an seinem Federkragen und zog ihn näher zu mir heran. Er griff nach meiner Hand und hielt mein Handgelenk fest, ohne meine Hand jedoch von dem Kragen wegzuziehen. Mit der anderen Hand krallte ich mich in Laws unbändiges, schwarzes Haar. Ich wollte, dass dieser Kuss nie endete, doch irgendwann tat er es. Dann lächelte Law mich an. Ein solches Lächeln hatte ich bei ihm noch nie gesehen. Es war warm und herzlich. Als hätte ich die Eisschicht, unter der sein Herz verborgen gewesen war, endlich zum Schmelzen gebracht. „Room“, ließ er dann jedoch plötzlich vernehmen. Mit einem Mal befanden wir uns in seinem „Operationsraum“ und ich blickte ihn verständnislos an. Was hatte er nur vor? „Mes“, flüsterte er und griff mir an die linke Brust. Ein schmerzhafter Ruck durchfuhr mich und ehe ich wusste, was gerade geschehen war, verlor ich das Bewusstsein.

Verschwommen nahm ich die Umrisse des Chirurgen des Todes war, der mit einer Mischung aus Sorge und Erheiterung auf mich herabblickte. Was für ein seltsamer Blick war das denn? Doch bevor ich mich weiter darüber wundern konnte, erschrak ich. Ich hatte mich noch nicht ganz von seiner „Attacke“ erholt, da erkannte ich mit Entsetzen, was Law mit mir gemacht hatte. Mein Herz pochte regelmäßig in der Hand des Arztes. Mein gesamter Körper schauderte. Aber merkwürdiger Weise auch in einem positiven Sinn. „Siehst du, Yume-ya“, erklärte er mir grinsend, „Ich hab dir dein Herz gestohlen.“ Unendlich verwirrt blinzelte ich gefühlte hundert Mal. Die ganze Situation war so grotesk, dass ich, sobald ich mir darüber halbwegsbewusst war, einen Lachanfall bekam. Einen hysterischen Lachanfall. Mühsam setzte ich mich in Laws Armen auf und erwiderte: „Also, an deinem schwarzen Humor und an deiner romantischen Ader müssen wir noch arbeiten. Das hier ist mir echt zu creepy“, Dann führte seine Hand mit meinem Herzen wieder an meine Brust und er ließ es ohne Widerstand geschehen. Mein Herz verschwand wieder in dem schwarzen Loch in meiner Brust, als wäre es nie weggewesen. Dann nahm ich sein Gesicht in beide Hände und hauchte ihm meinerseits einen leidenschaftlichen Kuss ein. „Aber ich liebe dich auch, Trafalgar Law.“

Planänderung

Es war noch früh am Morgen, als ich an die Tür des Kapitänzimmers der Death klopfte. Die restliche Crew schien noch im Land der Träume zu verweilen. Bis auf das Schwappen des Meerwassers, das an die metallene Wand des U-Bootes schlug, hallten keine Geräusche durch das Schiff. Da keine Reaktion auf mein Klopfen gezeigt wurde, zog ich die Tür einen Spalt weit auf. Ich konnte Law an seinem Schreibtisch sitzen sehen. Daher machte ich die Tür ganz auf, trat in den Raum und schloss sie sogleich wieder. Law wandte sich um und lächelte mich an. Das ließ mein Herz gleich schneller schlagen. Das Lächeln erwidernd trat ich auf ihn zu und er stand auf. Sofort zog er mich in seine Arme und drückte meinen Kopf gegen seine stählerne Brust. Dabei entfuhr ihm ein leises Seufzen. Ich lächelte in seine Brust hinein und sah dann auf. Er küsste mich leidenschaftlich. So lange, dass es mir fast den Atem nahm. Dann ließ er von mir ab, hielt mich aber weiterhin in seinen Armen. „Kannst du jetzt wieder gut schlafen?“, fragte er mich mit der Routine eines Arztes, ohne jedoch sein warmes Lächeln abzulegen. „Ja, danke der Nachfrage. Ich bin wieder gesund. Dank Chopper-kun und dir.“ Das schien er als eine Aufforderung zu verstehen. Ehe ich mich versah, drückte er mich an die nächste Wand und machte das mit mir, wovon ich schon in so vielen Nächten geträumt hatte.

„Was hast du jetzt vor?“, fragte ich meinen Freund. Dann stutze ich kurz. Ich hatte gerade anstelle von Law „meinen Freund“ gedacht. Das war seltsam für mich und ich errötete prompt bei dem Gedanken. „Was ist?“, kam es gleich vom Käpt’n der Heart-Piraten. Er hatte sich inzwischen wieder auf seinen Stuhl gesetzt und mir einen Weiteren angeboten. Weil mein Gesicht einer Tomate glich, schaute er mich prüfend an, was nicht gerade dazu beitrug, dass sich dieser Zustand verbesserte. „Ich… hab gerade festgestellt, dass du mein Freund bist.“ Für den Bruchteil einer Sekunde sah er verwirrt aus, doch dann lächelte er amüsiert. „Das fällt dir aber früh auf.“ Samt dem Stuhl, auf dem ich saß, zog er mich zu sich heran und fixierte mich mit seinen kalten, grauen Augen. Mit dem Unterschied, dass sie in diesem Moment fröhlich wirkten. „Sagst du mir jetzt endlich, was dein Plan ist?“, lenkte ich vom Thema ab, da ich es nicht mochte, wenn Law mit mir umging, wie mit einem kleinen Mädchen. Seufzend nickte er kurz zu dem Papierberg, der sich hinter ihm auf seinem Schreibtisch türmte. „Jetzt, wo Doflamingo und One Eye besiegt sind, wird Kaidou das sicher in Aufruhr versetzen. Diese Gelegenheit müssen wir nützen, um ihn zu brechen. Wir wissen ja jetzt, wo er sich gerade aufhält. In drei Tagen legen wir und die Strohhüte hier ab und machen uns gleich auf den Weg zu Kaidous Aufenthaltsort.“ „Ich verstehe“, antwortete ich nachdenklich und stützte mein Kinn in meine Hand, „Hast du mich in diesem Plan auch vorgesehen?“ „Natürlich“, erwiderte Law fast beleidigt. Spielte er jetzt etwa den kleinen Jungen? Ich hatte jedoch nicht die Lust, auf diese trotzige Antwort einzugehen. Immerhin hatte ich ihm etwas Wichtiges mitzuteilen. „Dann streiche mich bitte wieder. Ich habe andere Pläne.“ Law sah zuerst verdutzt aus, wie immer, wenn jemand es wagte, von seinen Plänen abzuweichen. Ich hatte das bereits einige Male von den anderen Strohhüten erzählt bekommen. Vor allem die Geschichte, als er entsetzt ausrief, dass er kein Brot mochte, war mir dabei in Erinnerung geblieben. „Hör zu, Law“, sagte ich bestimmt und legte meine Hände auf seine, die nach wie vor meinen Stuhl festhielten. Ich fixierte seinen Blick und hatte zum ersten Mal das Gefühl, eine Art Kontrolle über ihn zu haben. Dann erklärte ich ihm meine Pläne bis ins kleinste Detail.

*

„Freunde, ich muss euch ein paar wichtige Dinge mitteilen.“ Es war unser letzter Tag auf Dschungelcamp. Danach würden wir alle ablegen. Und es würde sich Einiges ändern. Auch für mich. Ich holte tief Luft. „Zunächst einmal wissen es bestimmt schon alle, weil sich so etwas ja bekanntlich schnell herumspricht. Aber ich will es trotzdem noch einmal in aller Deutlichkeit sagen. Law und ich… sind jetzt zusammen. Wir haben beschlossen, dass wir eine Beziehung miteinander versuchen wollen.“ Die Reaktionen der einzelnen Piraten hätte unterschiedlicher nicht sein können. Während Sanji einen Heulkrampf bekam, knurrte Zoro nur verächtlich und Usoppu, Nami, Franky und Brook verfielen synchron in ein langgezogenes „Eeeehhhh?!“. Robin lächelte nur warmherzig und Luffy lachte ausgelassen, wie es nun einmal in seiner Natur lag. Von den Heart-Piraten erntete ich gleich 16 mitleidige Blicke. Na, das konnte ja heiter werden. Als ich Law, der nach wie vor hinter mir stand, ansah, nickte er nur langsam. Das bedeutete, ich konnte weiterreden. „Das Nächste, was ich euch mitteilen möchte, ist… und das fällt mir jetzt wirklich nicht leicht…-“ „Du bist schwanger!“, platzte es aus Penguin heraus, bevor ich zu Ende hatte sprechen können. Geschockte Blicke trafen mich von allen Seiten. Zum ersten Mal zeigte ich nun den Todesblick. Und ich spürte, wie Law ihn seinem Crewmitglied ebenfalls zuwarf, der sicherlich viel bedrohlicher wirkte als meiner. „Wenn du noch einmal so einen Mist verzapfst, brech‘ ich dir alle Knochen!“, sagte ich so ruhig ich konnte und holte zum Beweis etwas Meerwasser an Deck und umschlang beide Hände damit. Meine Aura musste zum Fürchten aussehen, denn Usoppu, Chopper und auch Bepo hatten sich bereits weit von mir entfernt. Erst dann begriff ich, dass sie wirklich vor mir flüchteten, denn wie ich mit einem kurzen Blick über meine Schulter feststellte, hatte Law seinen Todesblick wieder abgelegt. Wieder atmete ich tief ein und aus. Da trat Law plötzlich heran und legte mir seine Hand auf die Schulter. Das machte es leichter, cool zu bleiben. „Tut mir leid“, flüsterte er mir ins Ohr und ich bekam eine Gänsehaut. O Gott, wie sehr war ich ihm doch verfallen. Da ich jedoch gerade etwas Wichtiges verkünden hatte wollen, riss ich mich zusammen. „Ich bin nicht schwanger! Darum geht es überhaupt nicht“, stellte ich klar. „Luffy“, wandte ich mich schließlich an meinen derzeitigen Käpt’n, „Ich werde euch für einige Zeit verlassen.“ Er verzog keine Miene. Das machte mich stutzig. Daher redete ich einfach weiter: „Ich danke euch allen für die tolle Zeit, die ich bei euch verbringen durfte. Ihr seid wirklich eine außergewöhnliche Truppe und ich habe die Erlebnisse mit euch sehr genossen. Glaubt an eure Träume und an eure Freundschaft und ihr werdet alles schaffen.“ Meine Worte schienen sofort zu wirken. Der Großteil der Strohhüte fühlte sich unheimlich geschmeichelt. Luffy zeigte wieder sein berühmtes breites Grinsen und griff sich an den Strohhut. „Ich werde meine Schwestern suchen“, sprach ich endlich aus, was mein innigster Wunsch seit langem gewesen war, „Ich habe keine Ahnung, wo ich sie suchen soll, geschweige denn, ob ich sie jemals finden werden. Aber ich vermisse sie und möchte daher nichts unversucht lassen, sie wiederzusehen. Ich hoffe, ihr versteht das.“ Zustimmendes Gemurmel war zu vernehmen. Erst jetzt merkte ich, dass Laws Hand immer noch auf meiner Schulter ruhte. Er ließ mich los und trat einen Schritt vor. „Ich werde Yume-ya auf ihrer Reise begleiten. Da wir nun ein Paar sind, sehe ich es als meine Pflicht an, sie zu beschützen.“ Die Heart-Piraten verstanden die Welt nicht mehr. Ein paar von ihnen kippten sogar um. Bei den Strohhüten konnte ich jedoch Respekt erkennen. Und Bewunderung. Ich vermutete, sie hatten Law so niemals eingeschätzt, dass er seine eigenen heiligen Pläne für die eines anderen ändern würde. In solchen Momenten war ich stolz auf meine Liaison mit dem Chirurgen des Todes. Ich griff nach seiner Hand, doch er zog sie zurück. Anscheinend hatte er es nicht gerne, wenn wir unsere Beziehung so offen zeigten. „Küssen!“, ertönte es plötzlich von Seiten der Heart-Piraten. „Was?“, schrie ich sofort und sah mich gleich nach dem Übeltäter um. Es war Shachi gewesen. Und sogleich stimmten Penguin und Jambaru mit ein. Es dauerte nicht lange, bis die ganze Heart-Piratenbande vor sich hinbrüllte: „Küssen! Küssen! Küssen!“ Ich musste ihn gar nicht ansehen, um zu wissen, dass Law wieder seinen Todesblick aufgesetzt hatte. Ich dagegen war viel zu perplex von der Forderung der Piraten, als dass ich selbst einen hätte aufsetzen können. „Käpt’n, wenn wir schon wieder eine Zeitlang ohne dich auskommen müssen, gönn‘ uns wenigstens den Spaß“, rief ein Crewmitglied zwischen den Forderungen eines Kusses, dessen Name ich nicht kannte. Noch immer hatte Law diesen bedrohlichen Blick aufgesetzt. Wenn ich nicht sofort etwas unternahm, würde er jedem Einzelnen seiner eigenen Crew persönlich den Hals umdrehen! Die Strohhüte hatten die groteske Szene schweigend verfolgt. Sie würden sich wohl nicht einmischen. Langsam hob Law seine Hand, wohl, um einen „Room“ zu erschaffen. Blitzschnell wandte ich mich zu ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Die Heart-Piraten verstummten, wahrscheinlich weil sie gespannt waren, was ich ihrem Käpt’n da gesagt hatte. Als ich fertig war, nickte Law kurz und wir drehten uns wieder zu den anderen. „Room“, kam es von dem Chirurgen des Todes kurz darauf und er erschuf einen gewaltigen Operationsraum, größer, als ich angenommen hatte. Dann stürmte er auf seinen eigenen Mann zu, der ihm gerade frech gekommen war. Er würde ihn umbringen! „Käpt’n! Neieieieiein!“, schrie dieser verzweifelt, wusste jedoch bestimmt, dass er gegen seinen Kapitän keine Chance hatte. Unmittelbar vor dem Mann blieb Law urplötzlich stehen. „Shambles!“ An Laws Stelle war nun Shachi getreten, der nun nur wenige Zentimeter vor seinem Kameraden stand. „Tact!“ Die beiden Heartpiraten trafen präzise mit ihren Mündern aufeinander, sodass es wirkte, als würden sie sich tatsächlich küssen! Alle um sie herum brachen in schallendes Gelächter aus, wobei Law nur boshaft lächelte und ich am lautesten von allen anderen lachte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das war jetzt nur mal die Vorstellung meines OCs. Wie gefällt sie euch? Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (27)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Chokkan7_12
2016-08-27T10:29:39+00:00 27.08.2016 12:29
Vielen Dank ^^
Von:  Finnair
2016-08-23T15:13:58+00:00 23.08.2016 17:13
Hammer geile story
Vielen dank dafür
Von:  Chokkan7_12
2016-07-15T07:34:44+00:00 15.07.2016 09:34
An dieser Stelle danke für deine vielen Kommentare! Ich mache jetzt erst mal so eine Art Sommerpause, dann überlege ich zwecks einer Fortsetzung. Ideen hätte ich schon noch ein paar, daran würde es nicht scheitern. ^^
Von:  Tuuli
2016-07-14T20:39:21+00:00 14.07.2016 22:39
Der Schluss :'D
Also so ein Tact ist schon praktisch.
Wirklich eine gelungene FF :)
Gibt es eine Fortsetzung?
Von:  Tuuli
2016-07-13T21:54:02+00:00 13.07.2016 23:54
Ok...das ist mal eine sehr "einfallsreiche" Liebeserklärung xD
Von:  Chokkan7_12
2016-07-07T15:46:35+00:00 07.07.2016 17:46
Vielen Dank, One-Piecefan ^^
Von:  Tuuli
2016-07-06T16:25:23+00:00 06.07.2016 18:25
Das sind wirklich weise Worte, Sanji ^^
Von:  Tuuli
2016-07-06T16:23:09+00:00 06.07.2016 18:23
Oh wie süß *-*
Aber ist das so eine gute Idee bei einem Sturm draußen zu bleiben?
Von:  One-Piecefan
2016-07-06T08:19:34+00:00 06.07.2016 10:19
Moin Moin, da ich ja ein Trafalgar Law Fan bin, bin ich über deine ff gestolpert, ich finde sie bis jetzt super 👍🏻
Von:  Tuuli
2016-06-24T17:58:43+00:00 24.06.2016 19:58
Gott sei Dank ist Law wieder bei Bewusstsein :)
Die Szene wie sie ihn aufweckt, ist wirklich gut gelungen ^^


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