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Make me Shining...

Ryuichi x Shuichi
von

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Track 8 ++++ Rockin' Station

Track 8 ++++ Rockin' Station
 

Warning: Shonen Ai! ...mal wieder : )
 

"Guuut!" schloss K letztendlich. "Dann wäre soweit alles geklärt. Shuichi ich zähle auf dich!" Er formte eine Pistole aus seiner Hand und zielte auf den pinkhaarigen Sänger.

"Ahahaha! Aber na klar doch K!" mit einem breiten Grinsen kratzte sich der Angesprochene am Hinterkopf und sah verlegen in die Runde.

Die letzte Besprechung für die Tour war somit beendet. Heute Nacht würde es losgehen, quer durch Japan und danach vielleicht sogar noch nach Europa. Shuichi platzte beinahe vor Vorfreude, er konnte es kaum erwarten den Leuten da draußen zu zeigen, was für ein Kaliber Bad Luck war. Dass ihn K noch einmal so direkt angesprochen hatte, verstand Shuichi nur zu gut, denn schließlich war er derjenige gewesen, der sich des Öfteren hatte tagelang nicht blicken lassen. Doch diese Zeit war ein für alle Mal vorbei, das hatte sich Shuichi geschworen.

"Hiro!" rief er seinem Freund hinterher als er sah, wie der sich erhob und den Raum verlassen wollte. Ein fragender Blick.

"Naaaaa, was machst du heute Abend noch Schönes...?" Shuichi war zu ihm gegangen und piekste ihm verräterisch in die Seite. Hiro errötete kaum merklich.

"Also, eigentlich hatte ich Ayaka-chan versprochen mit ihr zu telefonieren und du weißt ja wie lange das manchmal dauern..." Hiro druckste.

"Hiro... du... du hast heute Nacht also keine Zeit für mich...?" Shuichi setzte seinen altbekannten Dackelblick auf und schlug den "Du-hast-mich-so-verletzt-warum-tust-du-das?" Ton ein.

"Ne, Shuichi!" Jetzt lachten beide.

Hiro erkannte seinen Freund manchmal kaum noch wieder. Wirklich unheimlich. Nichts schien ihn mehr an Yuki zu erinnern, die letzten Wochen hartes Training hatten ihm wohl wieder auf die Beine geholfen. In einem kurzen Gespräch hatte er sogar gesagt, dass er ab jetzt seine ganze Energie in die Band stecken würde und sie nicht mehr unter seinem Privatleben leiden ließe. Irgendwie gefiel dem Gitarristen diese Aussage nicht. Das war nicht der Shuichi, den er kannte. Nicht zuletzt wunderte er sich zudem ziemlich über das Verhältnis zwischen Shuichi und Ryuichi. Shuichi wohnte schon eine ganze Weile bei dem älteren Sänger; eigentlich müsste er jeden Tag kleine Freudentänzchen machen, da er seinem Idol jetzt SO nahe war. Irgendwas ging da vor, von dem Hiro noch nichts wusste, denn die Blicke, mit denen sich die Sänger während der Proben manchmal heimlich gemustert hatten, waren ihm nicht entgangen. Er nahm sich vor, seinen Freund in einem ruhigen Augenblick zur Seite zu nehmen.

Die zwei verabschiedeten sich und gingen ihrer eigenen Wege; Shuichi wollte noch in die Stadt gehen um ein paar Kleinigkeiten zu besorgen.

Den Satz "Hey, Shuichi! Überanstreng dich nicht!" hatte Hiro ihm noch ganz bewusst zugerufen, doch er glaubte nicht, dass der pinkhaarige ihn richtig aufgefasst hatte.
 

Die Hände tief in den Taschen vergraben stapfte er durch das Menschengewühl; es war ein besonders kalter Tag im März. An einem Schaufenster blieb er stehen. Ein Breitbildschirm zeigte in leuchtenden Farben die neuste Neuigkeit - Nittle Grasper und Bad Luck würden morgen ihre Tournee starten. Als er Ryuichis Gesicht in Großaufnahme betrachtete, huschte ein Lächeln über seine Lippen und wurde nachdenklich. Manchmal würde er nur zu gern wissen, was ihm beim Singen durch den Kopf ging. Er sah immer so unnahbar und weit weg aus, als ob seine Gedanken an einem ganz anderen Ort verweilen würden.

Diese Frage hatte sich Shuichi in den letzten Wochen immer öfter gestellt. Dadurch dass sie nun mal eine gemeinsame Bühnenshow planen mussten, war hartes Training angesagt gewesen. Alle Mitglieder der beiden Bands mussten hart schuften, insbesondere Shuichi und Ryuichi, die sich gegenseitig aufeinander hatten einstellen müssen. Die Choreographie war hart, aber sie war gut und Ryuichi hatte ihm geholfen wo es nur ging. Er hatte deutlich zu spüren bekommen, dass er trotz der professionellen Proben immer noch ein Neuling in den Bereichen war, wo Ryuichi sich als "alter Hase" hervorragend meisterte. Er hatte all die nötige Routine und Erfahrung um ihn genügend einzuweisen. Dafür war Shuichi ihm sehr dankbar. Als Kollegen im Team waren die beiden einsame Spitze, selbst K hatte sie gelobt.

Doch wenn sie nach der harten Arbeit sehr oft erst spät nach Hause kamen, war alles anders. Seit dem Vorfall auf dem Balkon war nichts derartiges mehr passiert, nicht mal andeutungsweise. Irgendwie tat es Shuichi leid, denn er hatte das Gefühl Ryuichi mit seinem Verhalten verletzt zu haben. Der ältere Sänger war in irgendeiner Form verändert, denn Shuichi konnte mittlerweile sehr wohl hinter die fröhliche Fassade blicken. Ryuichi hatte auch nie mehr einen Ton über irgendwelche Intimitäten zwischen ihnen verloren; kein Wort mehr über das zwischen ihnen oder Yuki war gefallen. Stattdessen lief alles zwischen ihnen wie tägliche Routine beim Arbeitsplatz, nur dass Ryuichi ihn stets vorsichtiger behandelte als alle anderen. Shuichi bemerkte immer wieder aufs Neue, dass Ryuichi sich Mühe gab stets fröhlich zu wirken. Doch da Shuichi zumindest noch eins und eins zusammen zählen konnte, hatte er längst durchschaut, dass es nicht seine echten Gefühle waren. Er hatte oftmals heimlich beobachtet, wie Ryuichi abends auf dem Sofa saß und starr an die Wand gestarrt hatte, seinen Kumaguro fest an sich gedrückt. Shuichi liebte es ihm zuzuschauen, egal was er tat. Es wirkte beruhigend auf ihn. Doch sein Gesicht - es war von diesem Zeitpunkt an anders als sonst gewesen.

Shuichi wurde aprubt aus seinen Gedanken gerissen, als er eine Gruppe Mädchen hinter ihm aufgeregt tuscheln hörte. Schnell ging er weiter; das Letzte was er brauchte war eine aufgescheuchte Horde von Fans. Die Schattenseiten, wenn man berühmt war. Er wunderte sich insgeheim schon darüber, dass die Presse noch keinen Wind von seinem Zusammenleben mit Ryuichi bekommen hatte und der Name Thoma Seguchi tauchte in seinem Kopf auf.

Jedenfalls hatte sich Shuichi vorgenommen, etwas für Ryuichi zu tun. Er wusste nicht genau, ob er das aus Dankbarkeit tun wollte, oder weil ihn manchmal ein merkwürdiges Gefühl überkam, wenn er Ryuichi ansah. Er konnte es nicht wirklich einordnen; ein Kribbeln in der Magengegend mit einem Brett vor dem Kopf... ja,... so in etwa fühlte es sich an... Manchmal war es zum verrückt werden, weil er dann merkwürdige Sachen machte wie stolpern, vor die nächste Möbelecke rennen oder sinnloses Zeugs brabbelte, wenn Ryuichi bemerkte, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Der ältere Sänger lachte dann meistens und das waren die Momente, an denen Shuichi glaubte sein echtes Lachen zu sehen. Schon merkwürdig. Shuichi seufzte. Dieses Gefühl war in den letzten Wochen zwar immer stärker geworden, aber er traute sich nicht, dem näher auf den Grund zu gehen. Der Schock der Trennung von Yuki saß ihn noch immer tief in den Knochen, was er sich natürlich nicht eingestehen wollte. Aber der beste Beweis dafür war der Liedertext, den Shuichi stets mit sich herumschleppte. Außerdem überkam ihn eine nahezu panische Angst, wenn er daran dachte, Yuki noch einmal ins Gesicht blicken zu müssen. Doch das schob er immer weit von sich.
 

Shuichi grübelte. Was konnte man einem super-hyper-megareichen Popstar schenken? Der konnte sich doch sowieso alles leisten, was er gern haben wollte. Nah~ wenn er recht überlegte war Schenken ja auch irgendwie komisch. Das hörte sich so nach Liebesbeziehung an. Shuichis Wangen färbten sich bei diesem Gedanken rot. Was könnte man...- Plötzlich blieb er stehen; ein Mann beschwerte sich lauthals hinter ihm und rieb sich seine Nase, mit der er gerade ziemlich hart in Shuichis Rücken gerannt war.

"Ich hab's! Ich koche was!"

Dass Shuichi in allem anderen besser war als gerade im Kochen, ließ er mal ganz außer Acht. Auch den Mann, der ihn beim Vorbeigehen böse anstarrte und leise Flüche losließ.

Aber was mochte Ryuichi am liebsten? Tag für Tag gab es immer nur Fertiggerichte (mittlerweile vermisste Shuichi bereits das grottenschlechte Essen seiner Mutter...) und er hatte nie mit ihm über seine Leibgerichte gesprochen. Eigentlich redete Shuichi immer viel ~ wie schon immer ~ und wenn er richtig schloss - er wusste gar nicht viel über Ryuichi.
 

Das wollte er ändern! - und verschwand im nächsten Supermarkt.
 

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"Puhhhhh!" Ryuichi lehnte sich im Stuhl zurück und streckte sich genüsslich. Der Song war fertig, er konnte endlich nach Hause gehen. Mit einem Seitenblick auf die Uhr bemerkte er die fortgeschrittene Stunde und stöhnte. Nach acht - Shuichi musste sicherlich schon zuhause auf ihn warten und sich vor Aufregung auf die Tour die Fingernägel abknabbern. Der Arme war mit jedem Tag der verging immer aufgekratzter geworden. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen stand der Sänger auf, packte Kumaguro beim Arm, der auf dem Tisch zugesehen hatte und verließ den Arbeitsraum. Auf dem Weg zum Ausgang des NG Gebäudes traf er auf Thoma.

"Ryuichi! So spät noch hier?" mit einem Lächeln kam der blonde Mann auf ihn zu.

"Oh, hallo Thoma! Ich hab gearbeitet!"

"Du arbeitest in letzter Zeit ziemlich hart und ungewöhnlich viel. Das wundert mich ein bisschen."

"Mhh... kann schon sein na no da!"

Es stimmte; in letzter Zeit war Ryuichi oft lange bei der Arbeit gewesen, hatte seine volle Energie in die Band gesteckt. Vielleicht auch aus dem Grund, nicht zu oft mit Shuichi allein zu sein. Er hatte insgeheim Angst, dass er sich nicht zurückhalten konnte. Doch - er musste sich zurückhalten.

"Ist alles...soweit in Ordnung bei euch...?" Thoma sah verschmitzt in Ryuichi's plötzlich ernster werdendes Gesicht. Eigentlich stand es ihm gar nicht zu derartige Fragen zu stellen.

Ryuichi schien zu überlegen und spielte an seinem Kumaguro herum.

"Du musst mir nicht antworten, Ryuichi." Freundlich legte Thoma eine Hand auf die Schulter seines Freundes. "Ich hoffe nur, dass alles mit der Tour besser wird."

"Hai!" einen breites Grinsen machte sich auf Ryuichi's Gesicht breit. "Kumaguro hat gehört, dass Thoma mit Shuichi gesprochen hat, es ging ihm danach viel besser no da!"

Zur Antwort lächelte Thoma. Ja, er hatte sich Shuichi tatsächlich vor einigen Tagen zur Seite genommen, und sich für alles mehr oder weniger entschuldigt. Er hatte das Bedürfnis gehabt, etwas für dem Jungen zu tun. Seitdem war die Stimmung zwischen ihnen als auch zwischen allen Bandmitgliedern um einiges besser geworden. Aber was war nun mit Ryuichi?

"Ryuu-chan muss los, Kumaguro will zu Shuichi!" und ehe sich Thoma versah, war Ryuichi schon aus der Tür und Sichtweite. Einen Moment noch schmunzelte der blonde Mann, ehe auch er sich auf den Weg machte seine letzten Sachen zu packen und sich allmählich fertig zu machen.
 

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Die Tür öffnete sich einen Spalt breit; das grelle Licht aus dem Treppenhaus zog eine grade Linie hinein bis in das Wohnzimmer.

"Huh...?" machte Ryuichi verwundert als er bemerkte, dass kein Licht in der Wohnung brannte. War Shuichi gar nicht da?

"Shu-chan?" er knipste das Licht in Flur an und blickte neugierig ins Wohnzimmer. "Ah!" Ein Laut der Verwunderung entkam seinem Mund als er den komplett gedeckten Wohnzimmertisch entdeckte. Shuichi war eingeschlafen und stützte sich (in einer ziemlich ungesunden Position ^^;) am Tisch ab.

"Kuma, schau... kawaii!" flüsterte Ryuichi und drückte den rosa Hasen fest an sich. Shuichi hatte Essen für ihn gekocht und er war zu spät gekommen. Irgendwie hätte er sich in diesem Moment ohrfeigen können. Vorsichtig betrat er den Raum und betrachtete Shuichi gründlich von allen Seiten. Ihm beim Schlafen zuzuschauen war einfach eine Sensation! Schließlich setzte er sich hinter ihn und wusste erst nicht recht, was er tun sollte. Kitzeln? Neeeee, das war gemein. Schließlich umarmte Ryuichi seinen Freund von hinten und ein Seufzer der Entzückung entfuhr ihm. Wie gerne würde er das öfter mit ihm machen...? Er roch doch so gut. Ah - hatte er sich vorhin nicht noch mal deutlich gemacht, dass er sich zurückhalten wollte?

Aber was war schon ein Moment...? Eng kuschelte er sich an ihn. Wenn er es zugab, machte er das öfter heimlich im Schlaf, aber er hatte es nie gewagt auf andere dumme Gedanken zu kommen. Ryuichi hatte Angst vor der Reaktion seines Freundes. Aber wenn er ihn jetzt so betrachtete... Er stützte sein Kinn auf dem Rücken des jüngeren ab und begann fast unbemerkt seinen Nacken zu kraulen. Er unterdrückte das aufkommende Bedürfnis auf der hellen Haut einen Knutschfleck zu hinterlassen indem er sich einmal fest auf die Unterlippe biss. Er war einfach zum Anbeißen!

Plötzlich atmete Shuichi auf und hob langsam seinen Kopf vom Tisch.

"Ryuu-chan..." machte Shuichi verschlafen und realisierte erst gar nicht, wie schnell Ryuichi hinter ihm aufgesprungen war.

"Konban wa, Shu-chan!" mit einem unschuldigen Lächeln setzte sich der ältere Sänger auf die andere Seite des Tischs und betete, dass er nichts gemerkt hatte. Vielleicht hätte er besser Schauspieler werden sollen...?

Seine Gebete wurden erhört, denn Shuichi begann sofort wild mit den Armen zu rudern und lenkte das Thema auf das Essen.

"Ah-ano, ich hab Essen gemacht! Ich - ich wollte mich bedanken, weil du mir so bei der Arbeit geholfen-" Shuichi hielt inne und wurde auf der Stelle knallrot als er Ryuichis verträumten Blick bemerkte, mit dem er ihn maß. Er hatte eine Hand auf den Tisch abgestützt und lächelte.

"Shu-chan, du bist so süß!" Shuichi wurde noch um einige Rottöne dunkler. "Itadaki-masu!" Ryuichi begann die inzwischen kalt gewordene Misosuppe zu schlürfen.
 

Zwanzig Minuten später.
 

"Puhh, so gut hat Ryuu-chan schon lange nicht mehr gegessen!" sagte Ryuichi nachdem, er seine leere Suppenschüssel zufrieden von sich weg geschoben hatte.

"Na ja, ich bin zwar ein grottenschlechter Koch, aber immerhin besser als diese Fertiggerichte." Shuichi, mittlerweile um einiges wacher, machte ein angewidertes Gesicht und hielt sich lachend den Bauch.

"Ah! Sag doch so was nicht! Shu-chan kocht wunderbar!" lächelnd beugte er sich hinüber zu Shuichi und wuschelte ihm durch das Haar. Solcherlei Komplimente hatte der junge Sänger noch nie zuvor bekommen. Dieses merkwürdige Gefühl überkam ihn wieder, doch er versuchte sich diesmal nichts anmerken zu lassen. Es waren ja auch glücklicherweise, bis auf den Tisch, keinerlei Möbelecken in reichweite; hinfallen konnte er auch nicht, er saß ja.

"Schon halb zehn! Himmel!" rief Ryuichi plötzlich und sprang auf. "Ich muss ja noch packen! Und duschen wollte Kuma auch noch!"

Schmunzelnd sah Shuichi dem grünhaarigen Sänger nach, der wie von der Tarantel gestochen ins Schlafzimmer rannte. Wie hatte es dieser Mann geschafft bis jetzt alleine zu überleben?! In einer Stunde kamen schon die anderen um zum Flughafen zu fahren. Shuichi hatte seine Sachen in weiser Voraussicht schon vor ein paar Tagen gepackt (er war viel zu aufgeregt gewesen ^^) und duschen brauchte er enenfalls nicht mehr. In aller Seelenruhe erledigte er vor sich hinsummend den Abwasch und hörte interessiert Ryuichis Kampf mit seinem Reisekoffer und mit der Dusche zu. Kumaguro war es wohl zu heiß. Shuichi war nahe daran, einfach das Badezimmer zu stürmen, weil man hätte meinen können, jemand fechte dort seinen Todeskampf aus, doch dann schien es mit einem Mal in Ordnung.

Als Shuichi nach einiger Zeit Ruhe dann schließlich ein Geräusch hinter ihm hörte, wand er sich halbwegs erschrocken um. Was er sah gefiel ihm auf eine Art und Weise gar nicht, aber dafür auch wiederum verdammt gut. Patschnass stand Ryuichi im Kücheneingang, nur mit einem Handtuch um die Hüften gebunden und sich mit verzogenem Gesicht die Augen reibend.

"Mahhhh! Shu-chaaahaaan! Kumaguro hat mir Seife in die Augen gespritzt!"

Shuichi schluckte. Er schluckte noch einmal und starrte geistesabwesend den halbnackten Körper vor ihm an. Die Wassertropfen perlten langsam von dem Oberkörper ab, suchten sich ihren weg über einen durchtrainierten Bauch...

Nein, er korrigierte sich, es gefiel ihm durchaus ziemlich verdammt noch mal gut, was er da sah. Das Brett vor seinem Kopf schien diesmal besonders dick zu sein und auch sein Magen machte kleine Freudentänzchen. Sein Blick blieb irgendwie auf dem knappen Handtuch hängen.

Ryuichi hatte das Augenreiben aufgegeben und bemerkte die Blicke seines Gegenübers. Seine Augen blitzen und ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. Was war denn das...?

"Ka-kann ich etwas f-für dich tun?" stotterte Shuichi und hatte gar nicht bemerkt dass man IHN bemerkt hatte.

Einen Moment lang herrschte Stille. "Frag lieber, was ich mit dir MACHEN möchte."

Shuichi sah erschrocken auf und sein Magen machte satte 10 Salti, als er den Blick Ryuichis gewahrte. Dieser Ausdruck in ihm verschlug ihm glatt den Atem. Wo grade noch Kinderaugen waren, fand er jetzt die Blicke eines Raubtieres wieder. Er riss die Augen weit auf, als Ryuichi mit katzengleichen Bewegungen auf ihn zu kam.

"Ma-machen...?" Shuichi wich einen Schritt zurück, dann war er an der Arbeitsplatte angelangt. Mein Gott, wie zur Hölle bekam er das Brett da weg?! Doch Ryuichi kam immer weiter auf ihn zu. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals.

"Shuichi..." Mein Gott, dieser Blick, diese Stimme; das war einfach zu viel für ihn! Seine Hände krampften sich in das Geschirrspültuch, als Ryuichi sich mit den Armen auf der Arbeitsplatte abstützte und ihn so mit seinem eigenen Körper gefangen hielt.

"...was du willst..." hauchte ihm sein Gegenüber ins Ohr und war nur Millimeter mit seinen Lippen von der Haut seines Halses entfernt. Ryuichi bemerkte die Gänsehaut des jüngeren und lächelte als er diese vorsichtig mit seinen Lippen kostete.

Das war eindeutig zu viel - Shuichi verdrehte seine Augen und erschauderte unter einer weiteren Gänsehaut. Ein Stöhnen unterdrückend sackte sein Kopf nach hinten, während Ryuichi zärtlich den Rest seines Halses erkundete. Shuichi's Brust hob und senkte sich immer schneller als der ältere Sänger beim Kinn angelangt war und sich langsam aber zielstrebig auf seinen Mund zubewegte. Ryuichi stoppte nun fast, berührte ihn mit den Lippen nur noch flüchtig; ihre Münder nur noch Mikrometer voneinander entfernt. Ryuichi sah Shuichi tief in die Augen, legte sein ganzes Begehren in nur diesen einen Ausdruck. Lusttrunken erwiderte der jüngere den Blick (er konnte auch mittlerweile gar nicht mehr anders) und öffnete bereits seinen Mund um nach den Lippen seines Gegenübers zu schnappen - da klingelte es an der Tür.
 

(((( Gomeeeheheeeeen! Bitte, bitte, bitte nicht lynchen Devil!!!! >___<°°°°°°°)))
 

"Ryuichi! Shuichi! Seid ihr fertig?" Hiro's Stimme holte Ryuichi in die Wirklichkeit zurück. "Uwaaaaah! Ich hab ja gar nichts an!" und ward im Schlafzimmer verschwunden.

Vollkommen außer Atem rutschte Shuichi den Schrank herunter. Was-war-das? Solch ein Gefühl hatte er noch nie gehabt; er war fix und fertig. Sexbesessen? Entzug? - das musste es sein.

"Das....fällt dir früh ein....."
 

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Author's Note: Bitte...*wimmer* *fleh* Ich will euch nicht ärgern! ^^°°°° Ich kann die beiden nur nicht einfach so in die Kiste hüpfen lassen; das würde doch gar nicht in die Geschichte passen, wenn ich das alles einfach so kurz abhandle, oder...? Verzeiht ihr mir...? ^^ Eigentlich wäre jetzt hier ein neues Kapitel dran, aber ob ich da jetzt eins draus mache ist ja eigentlich egal. Es folgt nun wieder ein ziemlicher Zeitsprung, denn ganz so lange sollte es dann doch nicht werden.... *sniff*
 

Ah ja; bitte verstümmelt mich nicht! ^^ In diesem Teil der Geschichte folgt noch eine kleine Songfic. Es ist leider kein Lied von Gravitation, sondern eins von Siam Shade. Ich fand den Text so passend - und schön! ^^ Aber ich dachte, die Stimmen passen auch zu Ryuichi und Hiro, von daher hab ich einfach mal der Phantasie freien Lauf gelassen... *tüddlüüü* Es heißt "Kumori Nochi Hare", hört es euch unbedingt einmal an. : )
 


 

Die nächsten Tage vergingen wie im Flug - die Tour, ihre Fans, ihre Freunde. Alles war nahezu perfekt. Das Auftreten der beiden Bands war in Japan wie eine Bombe eingeschlagen. Ihre Platten verkauften sich derweil mindestens zehnmal so gut und auch die Anzahl der vor dem Hotel wartenden Fans wuchs mit jedem Tag. Shuichi fühlte sich, als ob er auf Wolken schweben würde. Sein größter Traum war in Erfüllung gegangen, für den er die letzten Wochen sehr hart hatte arbeiten müssen. Trotzdem - etwas fehlte ihm noch.
 

Außerdem lag gerade heute etwas in der Luft, das spürte er. Es sollte ihr letztes Konzert in Japan werden, der krönende Abschluss in der größten und noch dazu restlos ausverkauften Halle Kyotos. Eine merkwürdige Spannung lag zwischen den Bandmitgliedern, sie war fast greifbar. Vielleicht lag es auch nur an der Aufregung; die Fans erwarteten heute von ihnen, dass sie mehr als nur ihr Bestes gaben.

"Woahhhhhh! Das wäre geschafft!" Shuichi ließ sich hechelnd auf einen freien Sessel inmitten der luxuriösen Eingangshalle des Hotels fallen, nachdem sie den Spießrutenlauf quer durch die tobende Menge ihrer Fans gemeistert hatten.

"Die Kids werden immer aufdringlicher..." murrte Hiro neben ihm und zog sich sein halb zerfetztes T-Shirt zurecht, welches ein übereifriger Fan nur zu gern an sich gerissen hätte.

Shuichi lachte. "Hiro, der Herzensbrecher!"

"Na na, pass mal lieber auf, dass Ryuichi und du nicht bald alle Herzen brecht!" Noriko blinzelte ihm heimtückisch zu, die sich gegenüber von ihm mit einem Blatt Papier Luft zufächelte.

"Äh?"

"Na ja, eure Bühnenshow muss doch heute mal ein wenig ausgefallener sein, oder willst du die Fans enttäuschen?" Noriko gluckste.

"Ähhhh...." der pinkhaarige Sänger lief leicht rot an. "Ähhh, wir werden sehen." Abwinkend lachte er. War das eine Anspielung? Der junge Mann sinnierte.

Ryuichi und er - das war schon so eine Sache. Nach der "ich-mach-mit-dir-was-du-willst"-Aktion hatte er es nie wieder gewagt auch nur annäherungsweise in solch eine Situation zu kommen, was bei manchen Badezimmergängen (Ryuichi und er hatten meist im selben Hotelzimmer geschlafen) gar nicht so einfach gewesen war. Shuichi wusste, dass zwischen ihm und Ryuichi mehr als nur freundschaftliche Gefühle schlummerten - aber warum fühlte er noch immer diese Angst ihm näher zu sein? Warum zögerte er? Er hatte in letzter Zeit so oft sich selbst und auch Yuki dafür am liebsten zum Teufel geschickt, aber so stur wie er immer gewesen war, haftete auch dieses Gefühl an ihm wie Pech. Das Gefühl, dass noch irgendetwas da war, was ihn nicht so sein ließ wie er selbst. Der junge Sänger hasste sich dafür, doch kam nicht dagegen an.

Irgendetwas musste passieren, doch er wusste nicht wann und schon gar nicht was. Zudem zehrte die Tour an seinen Kräften, sodass er kaum Zeit gehabt hatte über seine Privatprobleme nachzudenken. Es war zum aus der Haut fahren!
 

Shuichi kippte fast vom Stuhl als er aus seinen Gedanken gerissen wurde.

"Shuuu-chaaaaaan! Lass uns das neue Zimmer erkunden, na no daaaa!" Ryuichi stand neben ihm und zerrte an seinem Ärmel. Er hatte gar keine andere Wahl als mitzukommen. "Hai!" und schon waren die Beiden verschwunden.

"Kindisch wie immer..." Noriko schüttelte den Kopf, während sie den Sängern nachsah.

"Meinst du? Ich finde Sakuma-san hat sich verändert seit der Geschichte mit Shuichi." Hiro wirkte nachdenklich.

"Ja, da hast du recht. Aber..." sie beugte sich zu dem Gitarristen hinüber und sprach etwas leiser. "... meinst du, zwischen den beiden läuft was...?" Hiro schmunzelte.

"Mh.... ich weiß nicht.... als wir die beiden damals zum Flughafen abgeholt haben, hätte ich fast meinen können, ich hätte sie in flagranti erwischt...aber...." Noriko unterbrach seine Überlegungen.

"Eiri-san wird heute hier sein."

"Was?!"

"Pschhht! Nicht so laut!"

"Mhhhhhhh..."

"Mh....."

Vielsagende Blicke wurden ausgetauscht.
 

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"Kumaaaaaa, sieh dir das an!!"

"Geilomaaat!"

Ryuichi und Shuichi quietschten vergnügt, als sie das einmalig ausgestattete Hotelzimmer begutachteten, dass für einen Tag nur ihnen gehören sollte. Das war mit Abstand das teuerste Hotel gewesen, das sie während der Tour besucht hatten.

Wie die Kinder - Noriko sollte vollkommen recht behalten - hüpften sie als erstes auf dem Bett herum. Der kleine rosa Hase flog wie ein Gummiball auf und ab.

Nach diesem ausgiebigen Belastungstest streckten sich die zwei schwer atmend darauf aus und stellten fest, dass man auf ihm nicht nur ausgesprochen gut hüpfen konnte.

"Ne, Ryuu-chan? Ich kann noch gar nicht glauben, dass alles so gut verlaufen ist. Und dieses Zimmer ist einfach ne Wucht!"

"Hai! Das alles nur, weil wir einfach umwerfend sind na no da!" Ryuichi warf Kumaguro einmal hoch in die Luft.

"Ryuu-chan, hast du Angst?" Der jüngere der beiden wurde nachdenklich.

"Ara? Angst? Wovor sollte Ryuichi Angst haben?" Große Kinderaugen sahen Shuichi verwundert an. Er redete wirklich über viel zu viel über solche verrückten Gefühle.

"Na ja... Angst vor dem, was noch kommen wird. Ich meine der Erfolg, die vielen Fans..."

Ryuichi verstand. "Shuichi muss keine Angst haben, er wird es schaffen! Pika Pika! Ryuu-chan wird ihm helfen!"

Der jüngere lächelte dankbar. Allein diese Worte nahmen alle Sorgen von ihm. Ja, er würde es schaffen, mit Ryuichi's Hilfe.

"Außerdem hat Ryuu-chan ein Geschenk für Shuichi na no da! Du wirst Augen machen heute Abend!" Verdutzt drehte er seinen Kopf in die Richtung des älteren. Hatte Shuichi da nicht ein verräterisches Funkeln in den Augen seines Kollegen gesehen?

"Was für eine-" Viel mehr Gelegenheit bekam er gar nicht Ryuichi über das "Geschenk", was auch immer es sein möge, auszufragen, denn der stand plötzlich vom Bett auf und begrüßte mit einem erfreuten Aufschrei die riesige Badewanne im nahe liegenden Badezimmer. Ryuichi liebte Badewannen - und Wasserschlachten. Shuichi sprang quiekend vom Bett auf, als er eine Ladung des kühlen Nass voll abbekam.
 


 

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"Yuki? Yuki Eiri?"

"Wie ist ihr Verhältnis zu Thoma Seguchi?"

"Und was ist mit Shindou-san, lebt er nicht mehr bei ihnen?"

"Bitte nehmen sie Stellung, Eiri-san!"

Geblendet und leicht genervt durch die vielen Fragen der Reporter die sich um ihn scharten, drängelte sich Yuki durch das Blitzlichtegewitter zum Eingang des Hotels. Hätte er doch lieber den Hintereingang benutzt. Er hatte keine Lust heute auch nur eine einzige Frage zu beantworten, mal ganz davon abgesehen, dass es die Reporter einen Scheiß anging, mit wem er Sex hatte oder auch nicht; allein der Flug war eine einzige Tortur gewesen. Hinter ihm versperrte das Security-Personal den aufdringlichen Reportern und Fernsehkameras den Zugang. Erleichtert zog sich Yuki den Schlips zurecht, während er sich aufmerksam umsah. Na, das konnte was werden.
 

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"Das soll ich anziehen?!"

Mit weit aufgerissenem Mund begutachtete der pinkhaarige Sänger den Fetzen Stoff vor seinen Augen.

"Haiii~!" Zuckersüß hielt es ihm K noch ein Stück näher. "Das wird die Fans glatt umhauen!"

"Ja, und mich auch..." grummelte Shuichi. Er gab es auf, gegen K's Meinung anzugehen. Was er sagte war Gesetz - basta. Mit einer halb gespielt zornigen Geste riss Shuichi das Kleidungsstück an sich und stapfte murrend ins Badezimmer. Er hatte nicht mehr viel Zeit, sie mussten gleich los. Glücklicherweise war die Konzerthalle nur wenige Minuten von hier entfernt.

Dieses Ding, eine andere Betitelung fand er für sein Bühnenoutfit nicht, war in seinen Augen nicht mehr als ein SM Dress... oder wie auch immer man das nannte. Knappe Hotpants, bis über die Knie reichende Stiefel (zu seinem Entsetzten auch noch hochhackig!) und ein sehr knappes Oberteil. Alles in schwarzem Latex - wohl bemerkt.

"Auch das noch..." grollte er, als er ein ebenfalls schwarzes Halsband fand.

"Bin ich ein Hund?!"

Mühevoll zog er es sich an; das alles war ziemlich eng; und besah sich im Spiegel.

"Suuuper meeegaaaklasse..." Er sah aus wie - wie - ein Wort musste erst noch erfunden werden um das in Worte zu fassen, was er sah. Aber dennoch, tuntig hin oder her; sein Hintern kam durch dieses Höschen besonders zur Geltung. Noch einmal zurrte er die Reißverschlüsse nach und freundete sich langsam mit dem Gedanken an, dieses Teil auf der Bühne zu tragen. Hoffentlich würde Ryuichi nichts sagen! Er schickte ein stilles Stoßgebet zum Himmel. Seufzend schwang er sich auch noch den gleichfarbigen langen Mantel um und machte sich auf den Weg.

Allerdings würde er sich garantiert nicht mit den Stiefeln anfreunden, denn als er die Treppe hinunterstürmte knickte er auf den letzten Stufen zur Lobby einmal heftig um und fiel ~
 

~ und landete genau vor den Füßen eines Mannes. Als Shuichi aufsah, setzte sein Herz einmal aus.

Yuki stand vor ihm und blickte verwundert auf ihn herab.

"Shuichi!" Etwas anderes konnte er nicht sagen, da ihn dieses schwarze Outfit seines Gegenübers doch sehr beschäftigte.

Shuichi lief auf der Stelle blutrot an und stand mühsam auf. Ausgerechnet ER musste in DIESEM Moment hier aufkreuzen und ihn in DIESEM Aufzug sehen. Er wusste nicht worüber er sich mehr ärgern sollte; darüber dass er Yuki nach so langer Zeit einmal wieder sah und er dieses Ding trug, oder diese seltendämliche Begrüßung.

Der Schriftsteller lächelte und ließ seine Hände in den Taschen seiner Hose verschwinden. "Gut schaust du aus." Ein alles sagendes Grinsen begleitete diesen Satz.

In Shuichi brodelte es. Am liebsten würde er - würde er-

"Danke, du auch..." Er sah zu Boden und hörte, wie sich Yuki eine Zigarette ansteckte.

"Wir sehen uns dann in der Halle." Mit diesen Worten wand sich der blonde Mann von ihm ab und ging die Stufen hinauf, die Shuichi gerade hinab gefallen war.

Der pinkhaarige Sänger verharrte noch eine Weile in dieser Position bis er schließlich in sein Oberteil griff und ein etwas mitgenommenes weißes Blatt Papier herauszog. Er war so ein Idiot - selbst jetzt noch hatte er Yuki's Liedertext dabei. Er hatte ihn wieder gesehen; nach so langer Zeit und dann das. Shuichi hatte sich ihr Wiedersehen in allen möglichen Farben ausgemalt, nur nicht so. Ein leiser Schmerz machte sich in seiner Brust breit. Warum quälte es ihn noch immer so?

"Shindou Shuichi...?" eine kleine piepsige Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und er versteckte das was er in den Händen hielt schnell.

"Ja?" eine schüchterne Angestellte des Hauses überreichte ihm mit einer tiefen Verbeugung einen Briefumschlag. Verwundert blickte er sie an.

"Für mich?" Ein heftiges Nicken des Mädchens war die Antwort, die sich nicht traute aufzusehen. Zögernd griff er nach dem Umschlag und öffnete ihn.
 

Komm nach dem Konzert in Suite No 1; ich erwarte dich
 

Kisses XXX
 

Äh? Also wenn das ein Fan gewesen war, dann hatte der sich aber wirklich etwas einfallen lassen. Oder könnte es vielleicht Yuki gewesen sein? Der Stich in Shuichi's Brust verschlimmerte sich und er schluckte nervös. Nein; so ein Typ war er nie gewesen - aber wer dann?

"Shuichi, bist du fe- wie siehst du denn aus?!" Der Angesprochene zuckte unter Hiro's Worten wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Klasse, der auch noch.

"Noch ein Wort...." grollte er zurück während er den Umschlag wieder schloss.

"Mah, ist ja gut, ist ja gut! Ein Liebesbrief von einem Fan?"

"Na ja, kann man so sagen..."

Hiro grinste, blickte kurz hinter sich in einen unbeleuchteten Flur und zwinkerte einmal.

"Lass uns gehen, Shuichi. Es wird Zeit." fügte der Gitarrist noch an und nahm seinen Freund mit gen Ausgang. Kurz hinter ihnen tauchte Noriko wie aus dem nichts auf und lächelte zufrieden.
 

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Noch nicht einmal im Auto hatte er Zeit gehabt weiter über diesen merkwürdigen Brief nachzudenken. Er wunderte sich nur weiterhin über sich selbst; über seine Reaktion gegenüber Yuki. Warum war er wütend geworden?
 

Ehe er sich versah stand er auch schon Backstage mit den anderen in der riesigen Konzerthalle. Alle machten sich derweilen über sein Kostüm lustig. Alle, bis auf Ryuichi, der sich mit dem merkwürdigen Kommentar "Hübsch, hübsch..." mehr auf das Betrachten eingeschränkt hatte. Der ältere Sänger konnte ihn erst jetzt in voller Pracht bewundern, da er schon einige Stunden vor Shuichi das Hotel verlassen hatte, um noch etwas Wichtiges zu erledigen. Shuichi fühlte sich unbehaglich unter solch einer eingehenden Betrachtung. Die anderen waren ihm ja mittlerweile egal, doch dieser Blick... Eine Gänsehaut lief seinen Rücken hinab.

"Nahhh, lass den armen Shuichi, Ryuu-chan und sieh lieber was die gute alte Nori-chan dir mitgebracht hat!"

"Uh? Ich dachte ich soll das hier anziehen?" verwundert sah Ryuichi an sich herunter. Ein Muskelshirt und eine Hose; der übliche Dress für eines ihrer Konzerte.

Noriko kicherte. "Nein nein, Ryuu-chan. Los, komm mit!" die Frau packte ihn beim Arm und zog ihn gen Umkleide.
 

10 Minuten später.
 

Ein Urschrei erschütterte den künstlichen Boden der Bühne.

"Ryuichi! Komm her!"

"Noriiiiii! Das tut weeheheeeeee!"

"Dir wird gleich noch viel mehr weh tun! Also komm her!"
 

Da stand er. Der begnadetste Sänger aller Zeiten; Sakuma Ryuichi. Shuichi musste erst zweimal hinsehen und sich die Augen reiben.

Ein Engel; ein weißer Engel stand vor ihm. Noriko hatte wirklich ganze Arbeit geleistet; Ryuichi sah einfach, einfach - Shuichi suchte nach Worten - zu gut aus um wahr zu sein. Eine weiße, knalleng anliegende Hose, die an den Unterschenkeln nur durch Schnüre zusammengehalten wurde. Alles weißes Leder. Sein Oberteil bestand vielmehr aus langen Stoffbändern, die sich sexy um seine Brust wickelten. Der Bauch lag stellenweise frei. Was das Image des Heiligen dann doch ein bisschen störte, waren die Utensilien, die er um die Hüften trug. Handschellen, feingliedrige Ketten...

"Die Schnüre sind zu eeeheeng..." maulte der ältere Sänger und zupfte unbeholfen an seinem "Oberteil" herum.

"Ahhh, stell dich doch nicht so an, Ryuu-chan! Du siehst gut darin aus; den Fans wird es glatt die Sprache verschlagen und auch Shuichi gefällt es auch, oder Shu-chan?"

"Wa-? Äh, jaja, natürlich...." Er merkte wie ihm die Röte ins Gesicht schoss und Ryuichi ihn merkwürdig ansah, als er Noriko antwortete. Natürlich gefiel ihm das.

"Na dann! Let's go! Die Fans warten schon!" K schoss mit seiner Magnum einmal in die Luft.

Die Gruppe trennte sich und Shuichi bemerkte das leichte Lächeln auf den Lippen seines älteren Kollegen, als er an ihm vorbeiging.
 

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
 

Das Konzert hatte begonnen. Die tobende Menge brachte die Halle zum Beben; ein lautes Kreischen raubte allen beinahe das Gehör, als Ryuichi und Shuichi zusammen auf die Bühne gingen; Ihr Outfit schien anzukommen. Sie ließen es langsam angehen; erst die ruhigeren Lieder, bis sie schließlich ihr Tempo immer weiter steigerten. Auch die beiden Sänger steigerten sich. Von Minute zu Minute bröckelte die Mauer um sie herum, die Shuichi heute morgen noch gespürt hatte. Mit jedem Satz den er sang fiel ihm alles leichter. Selbst die zweideutigen Blicke zwischen Ryuichi und ihm machten ihm mehr Spaß als sonst. Er genoss insgeheim jede Berührung von ihm; jeden Luftzug, der seinen Geruch an ihn herantrug. Es kam ihm selbst unheimlich vor, doch die ganze Umgebung gab ihm ein vertrautes Gefühl wieder, das er seit längerer Zeit vermisst hatte. Shuichi glaubte glücklich zu sein, wenn er zusammen mit seinem größten Idol auf der Bühne stand und die Massen der Fans vor ihnen zum toben brachte. Dennoch...

Sie waren bei "Shining Collection" angekommen und der pinkhaarige wusste, dass er sich nun einige Momente Pause gönnen konnte. Er sang bei diesem Song nicht mit.

Er hörte, wie Ryuichi den Song begann...
 

The motion of imprisonment in a bed of glass
 

... und gab sich seinem Rhythmus hin. Irgendwie mochte er dieses Lied. Der junge Sänger beobachtete sein Idol von der Seite aus, er liebte es, wenn Ryuichi es sang. Seine Gedanken glitten ab. Damals, beim Musicfestival hatte er es zum ersten Mal gehört, Yuki hatte es für Grasper geschrieben, doch im Nachhinein hatte es irgendwie mit ihm zu tun. Leichter Wehmut erfüllte ihn, als er an diese Zeit zurückdachte, schüttelte diesen Gedanken jedoch schnell wieder ab. Nein, das gehörte der Vergangenheit an; heute sang Ryuichi nicht wegen Yuki und ihm. Shuichi musterte den grünhaarigen eingehend und erhaschte einen Seitenblick von ihm, während der den Refrain anstimmte und ihn mit seinen stechenden Blicken zu durchbohren schien.
 

Kiss shining, we're kissing in my eyes

Melting away even the flower petals in our way
 

Shuichi wurde anders. Plötzlich fühlte er sich an ihren ersten Kuss zurück erinnert, als ob Ryuichi gemerkt hatte, auf welch trübsinnige Gedanken der junge Sänger gekommen war.
 

Make me shining, changing into the most exciting colors

That first shone in a vision
 

Wie eine verschlüsselte Botschaft drangen die Worte an sein Ohr; so anders als sonst. Make me shining... Ryuichi meinte sich selbst. Und er meinte auch gleichzeitig ihn.

Natürlich.

Langsam glitten seine Blicke zur Seite. Er wusste nicht, ob es die plötzliche Erkenntnis über das was Ryuichi sang, oder Yukis Gesicht inmitten der Menge war, welche ihn in diesem Moment so durcheinander brachte.
 

Please don't cryin', imitating loneliness

Cutting into space with entwined regret

Make me shining, fragments of my scattered heart

A radiance that surpasses hope
 

Yuki sah Shuichi an. Kein Zweifel, er sah genau ihn an. Sekundenlang starrten sie sich an doch er sah nicht weg. Er hielt, dem kalten, eisernen Blick, den er so oft schon auf sich gespürt hatte stand, während die letzten Töne des Outros langsam verklangen und Ryuichi das Mikrofon ergriff. Ihm war der Blickwechsel zwischen den beiden nicht entgangen.
 

"Als nächstes folgt ein brandneuer Song meinerseits; ich widme ihm, jemandem ganz besonderen. Hiro!"
 

Shuichi war so verkrampft damit beschäftigt, seine innere Stärke beizubehalten, dass er erst jetzt bemerkte, wo Ryuichi die ersten Zeilen eines neuen Liedes anspielte, dass er es noch nie zuvor gehört hatte. Stirnrunzelnd hörte er angestrengt zu, verlor Yuki jedoch keinen Augenblick lang aus den Augen.
 

Even though after clouds is rain

Even though after rain are clouds

Eventually, it'll clear into blue skies

There's just one thing

That I want to tell to you first

"Your dreams won't leave you"

Sadness will always

Steal away your tears

But one by one, all those insufficiencies

Will be hidden in my heart

Even that is a very important thing, isn't it?

Let's keep looking ahead
 

Shuichis Gesicht entspannte sich während er den Text hörte, ihn langsam verstand. Sogar sein Blick glitt zurück zu dem Mann auf der Bühne, der zusammen mit Hiro gefühlvoll das Publikum und auch ihn betörte. Die Botschaft - Die Worte, auf die er schon die ganze Zeit gewartet hatte, sie zu hören! Die Überraschung!

In diesem Moment zwinkerte ihm Ryuichi zu.
 

Even nights that seem too long

Even nights that seem too cold

They won't continue like that much longer

There's just one thing

That I want to tell to you first

"The sun will rise again"

Everytime you remember your pain

I'm sure you can become kinder

Even tears will always be the trick

For lighting up that gaze

Even that is a very important thing, isn't it?

Let's take a little rest
 

Das Herz des Jungen krampfte sich zusammen. Wieso wusste Ryuichi--- Das war er in dem Lied. Er und niemand sonst!

"Ryuichi..."

Er sah zurück zu Yuki und stand von seinem Platz auf.
 

Even though after clouds is rain

Even though after rain is clouds

Eventually, it'll clear into blue skies

There's just one thing

That I want to tell to you first

"I'm always by your side"
 

Shuichi's schwarzer Mantel flatterte hoch hinauf als er die Bühne verließ. Die Fans konnten kaum an sich halten, als er sich vor der ersten Reihe seinen Weg an der Bühne entlang bahnte. Irgendwo dahinten -

Herzklopfend erkannte er Yukis Gesicht in der Menge; der sich im VIP Bereich befand. Reflexartig zog er den Zettel aus seinem Oberteil; Hände griffen nach ihm, doch er beschleunigte seinen Schritt.

"Solltest du nicht auf der Bühne stehen?" war Yuki's Frage, als der pinke Schopf vor ihm auftauchte. Fest sah Shuichi den Mann vor ihm an. Jetzt oder nie. Mit einer entschlossenen Geste nahm der die Hand des blonden Schriftstellers und legte den Zettel hinein.
 

Even though after clouds are clear skies

Even though after clear skies are clouds

Your own heart decides on happiness

Because of that, don't be confused
 

Verwundert sah der Mann auf das Papier und faltete es auseinander. Seine Augenbrauen zogen sich nach oben und er hob den Kopf.

"Du hast null Talent, also lass es lieber sein!"

Yuki traute seinen Ohren nicht und blickte in ein selbstsicher grinsendes Gesicht.
 

By what you see around you and shine for me

"Brighter than anyone"

Even nights that seem too long

Even nights that seem too cold

They won't continue like that much longer

There's just one thing

That I want to tell to you first
 

Jetzt hatte er verstanden. Er lächelte, als sich Shuichi wortlos umwand und den gleichen Weg den er gekommen war wieder zurück ging.

"Na endlich hast du's kapiert, du Idiot."
 


 

"I love you more than anyone"
 


 

Author's note: Als nächstes folgt das Adultkapitel!!! ^^ *hüpf* Wer noch nicht berechtigt dazu ist, es zu lessen, der sollte einfach mal auf yaoi.de vorbei schauen... oder mir eine E-Mail schreiben! ^__^



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