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Verlass mich nicht!

von

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Das Licht hüllte sie ein und für einen Moment fühlte Sakura Kyoko sich vollkommen glücklich. Es gab nichts, was sie kümmerte, denn so wie immer spürte sie diese gütige Wärme in sich und all ihre Sorgen schienen auf einmal winzig und klein. Es fühlte sich an wie eine Umarmung, die sie von innen heraus wärmte. Und obwohl dieser Moment nur kurz war, so hatte Kyoko nie das Verlangen nach mehr. Das Licht heilte wie immer ihre Wunden nach dem Kampf gegen die Dämonen und reinigte ihren Soul Gem. Sie wusste, irgendwann würde sie in dem Licht verschwinden. Das war der Kreislauf der Puella Magis, aber heute, heute würde es noch nicht so weit sein.

“Das war doch wirklich ein guter Kampf, findest du nicht auch, Homura-chan?” Als das Licht schließlich verblasste, wendete sich Kyoko nach rechts, denn dort vermutete sie die dunkelhaarige Puella Magi. Doch dort stand nur Mami, die sie mit traurigen Augen ansah.

“Nein!” Kyoko erschrak und wirbelte suchend herum. “Du meinst doch nicht, dass…?”

“Oh doch!” Mami nickte und versuchte zu lächeln. “Für unsere geliebte Akemi Homura ist die Zeit gekommen weiterzugehen.”

“Verdammt!”

Wieder war da dieser Schmerz. Der Schmerz, den sie schon vor einem Vierteljahr gespürt hatte, als Miki Sayaka verschwand. Ihre wilde, stürmische Sayaka, mit der sie sich stundenlang streiten konnte. Ihre Sayaka, die die Inkarnation von Gerechtigkeit war. Wie schrecklich hatte Kyoko sich gefühlt, als Homura ihnen gesagt hatte, dass Sayaka fort war. Sie wusste, dass die Puella Magis verschwanden, sobald ihre Zeit gekommen war, doch trotzdem fühlte Kyoko manchmal Wut über dieses System. Wenn es nur den kleinsten Hinweis gegeben hätte, dann hätte sie sich von Sayaka verabschieden können.

Sie seufzte und verwandelte sich dann wieder zurück. Jetzt waren also nur noch sie und Mami übrig. Es würde einsam sein in der Klasse, Mami war schließlich eine Jahrgangsstufe über ihrer. Zwar war Homura immer ein ruhiger Mensch gewesen, aber trotzdem hatte ihre Anwesenheit gutgetan. Auch wenn Homura sie nie Hausaufgaben abschreiben ließ…

“Okay, ich mach mich dann mal los!”, erklärte Kyoko und winkte Mami zu, ehe sie ihr Tempo anhob und die Straße entlang rannte. Sie musste weg, denn sonst würde Mami sie noch heulen sehen.

 

~*♦♥♦*~

 

Sie war alleine.

Tomoe Mami schloss die Wohnungstür hinter sich und seufzte dann niedergeschlagen. Drei Teller standen auf dem kleinen Glastisch, darauf je ein Stück Schokoladenkuchen. Nur der von Kyoko war zur Hälfte schon aufgegessen - sie haute eigentlich immer rein, sobald es etwas zu essen gab. Homura hatte bisher nur einen kleinen Bissen genommen und ihren hatte sie noch gar nicht angerührt, schließlich war sie mit dem Zubereiten des Tees beschäftigt gewesen.

Dann hatte Kyubey sie telepatisch informiert, dass eine neue Gruppe Dämonen aufgetaucht war. Sie hatten Kuchen und Tee stehen lassen und sich in den Kampf geworfen. Ein Kampf, der leicht war, so schnell hatten sich die Dämonen noch nie besiegen lassen. Und dann war Homura verschwunden.

Mami stellte das dreckige Geschirr in die Spüle, darum würde sie sich später kümmern. Den Kuchen stellte sie in den Kühlschrank. Kyoko wäre ausgerastet, wenn sie den Kuchen einfach weggeschmissen hätte. Als sie alles weggeräumt hatte, ging Mami schließlich ins Bad. Wie immer schloss sie die Tür hinter sich ab, auch wenn sie hier alleine war. Das Bad war “Kyubey-freie Zone”, so hatte sie es dem magischen Wesen erklärt. Schließlich brauchte auch eine Puella Magi Zeit für sich und ihr Äußeres. Auch wenn Mami nicht eingebildet war, sie achtete auf gutes Aussehen. Mit ihren magischen Kräften konnte sie sich binnen Sekunden fertig machen - was manchmal wirklich hilfreich war, wenn sie am Abend zuvor mit Kyoko bis spät in die Nacht an der Konsole gespielt hatte und morgens einfach keine Lust hatte sich fertigzumachen - doch sie liebte es auch sich zurechtzumachen. Heute hatte sie nicht vor noch einmal rauszugehen, deshalb würde ein heißes Bad ausreichen, ehe sie sich dann ins Bett verkriechen würde. In ihr einsames, leeres Bett. Sie hatte vorgehabt die Mädchen zum Übernachten einzuladen. Eigentlich hatte sie sogar schon alles vorbereitet gehabt. Sie war sich sicher gewesen, dass zumindest Kyoko zugesagt hätte. Und Homura hätten sie schon überreden können. Sie war wirklich ein lieber Mensch, wenn man sie mal näher kennen gelernt hatte. Auch wenn sie Mami anfangs gegenüber sehr kühl gewesen war. Und trotzdem tat es Mami weh, dass nun auch Homura fort war. Sayaka war die Erste gewesen. Dieses burschikose Mädchen mit dem großen Gerechtigkeitssinn, dass so oft mit Kyoko aneinandergeraten war, dabei waren sie beste Freundinnen gewesen. Mami wusste, dass Kyoko nie wirklich über den Verlust hinweggekommen war, auch wenn sie es nie nach außen hingezeigt hatte. Ob es wirklich so gut war, alleine zu sein? Kyoko war viel zu schnell abgehauen. Sie wollte alleine sein, das hatte Mami gespürt. Doch sie selbst fürchtete sich vor der Einsamkeit.

 

~*♦♥♦*~

 

Immer schneller flogen die Pfeile über den Bildschirm, doch für Kyoko war es kein Problem zur richtigen Zeit auf die richtige Platte zu treten. Das Lied endete und ein lautes Jubeln verkündete, dass sie den High Score geknackt hatte - ihren eigenen. Die Menge, die sich um sie herumgebildet hatte, jubelte ihr zu und sie nickte einfach nur, ehe sie den Tanzautomaten wieder verließ. Früher hatte sie sich oft hier mit Sayaka hier getroffen. Und selbst nach ihrem Verschwinden war sie hierhergekommen, denn eines Tages hatte sie Mami im Publikum gemerkt. Mami war immer kurz nach ihrem Auftritt verschwunden und aus irgendeinem Grund hatte Kyoko sie nie danach gefragt, weshalb sie überhaupt da war. Aber sie hatte sich wohl gefühlt, wenn Mami im Publikum stand.

Kyoko schnappte sich ihre Tasche und ging ziellos durch das Einkaufszentrum. Sie lebte jetzt schon seit drei Jahren in Mitakihara und war eigentlich nur hierhergezogen, weil Mami sie darum gebeten hatte. Es hatte Spaß gemacht zusammen mit Sayaka, Homura und Mami gegen die Dämonen zu kämpfen. Sie lachte, als sie sich daran erinnerte, dass sie am Anfang gar nicht begeistert darüber war, dass noch zwei andere Puella Magis da waren. Mami hatte nichts darüber gesagt. Erst mit der Zeit waren sie ihr ans Herz gewachsen, auch wenn Kyoko es nie zugeben würde.

Sie waren zu Freundinnen geworden.

“Kyoko. Wie schön dich hier zu sehen!”

Sie blickte auf. Vor ihr stand Hitomi, eine gute Freundin von Sayaka und die Freundin von Kyousuke. Dem Kerl, in den Sayaka auch verliebt gewesen war. Kyoko lächelte freundlich und erinnerte sich daran, wie sie Sayaka getröstet hatte, als Hitomi ihr gesagt hatte, dass sie Kyousuke ihre Gefühle für ihn gestehen würde. Jetzt erinnerte sich Hitomi jedoch nicht mehr an Sayaka. Schon immer war es so gewesen, dass die normalen Menschen, solche die nichts über das Puella Magi-System wussten, die Puella Magi vergaßen, sobald diese verschwand. Sayaka hatte für Hitomi also nie existiert.

“Hitomi! Was machst du denn hier?”

“Ich habe nach einem Geschenk für Kyousuke gesucht”, antwortete ihre Klassenkameradin. “Und du?”

“Ich war … einfach nur so unterwegs”, meinte Kyoko und Hitomi blickte auf ihre Uhr.

“Oh! Kyoko, ich muss los. Meine Klavierstunde fängt gleich an. Tut mir leid, aber ich muss los”, verabschiedete sich Hitomi und eilte davon. Kyoko blickte ihr hinterher. Sayaka hatte ihr einmal erzählt, dass Kyousuke kaum Zeit für Hitomi hatte. Also hatte sie vorgeschlagen, dass diese doch einfach das Klavierspiel erlernte und so mehr Zeit mit ihrem Freund verbringen konnte.

Kyoko seufzte laut und blieb stehen. Sie hatte das Einkaufszentrum verlassen und stand nun vor der Bushaltestelle. Die Anzeigetafel sagte an, dass der kommende Bus in die Nachbarstadt fahren würde. Kyoko blickte nachdenklich in die Richtung in die der Bus fahren würde.

Vielleicht war es Zeit weiterzuziehen. Mami war stark genug, sie würde schon zurechtkommen. Es gab andere Orte an denen Dämonen lauerten. Sie warf noch einmal einen Blick auf die Anzeigetafel. Der nächste Bus kam schon in zehn Minuten, dass würde zu knapp sein. Dann blieben ihr anderthalb Stunden ehe der letzte Bus fuhr. Kyoko hatte sich entschieden. Zu vieles hier erinnerte Kyoko an Sayaka. Sie brauchte einen Tapetenwechsel.

 

~*♦♥♦*~

 

Die Zeit war wie im Flug vergangen. Sie hatte gerade einmal eine Stunde gebraucht um nach Hause zu gehen und ihre Sachen zu packen. Jetzt saß sie wieder an der Haltestelle und wartete darauf, dass der Bus kam.

Ihr Handy vibrierte und sie warf einen Blick auf das Display. Tomoe Mami. Sie seufzte und klickte auf Abweisen, ihr Handy verstummte.

“Tut mir Leid, Mami”, flüsterte sie leise und blickte mit trüben Blick in den wolkenbedeckten Himmel. Kyoko war kein Freund von großen Abschiedsszenen. Und Mami würde es bestimmt verstehen. Sobald sie aus Mitakihara raus war, würde sie es ihr in einer Nachricht erklären.

Der Platz war mit Menschen überfüllt, zum größten Teil Erwachsene. Arbeiter, die zurück nach Hause kehren wollten.

Der Bus fuhr ein und hielt an der Haltestelle. Eilig stiegen die Menschen ein und auch Kyoko gesellte sich in die Schlange der Einsteigenden. Aus ihrer Tasche holte sie ihr Portemonnaie heraus und warf dann noch einmal einen letzten Blick auf Mitakihara.

“Lebwohl!”, flüsterte sie leise.

“KYOKO!”

Gerade als sie einsteigen wollte, packte sie jemand an der Schulter und riss sie aus der Reihe. Sie wurde herumgewirbelt und sah auf einmal nichts mehr, denn jemand zog sie in eine feste Umarmung.

“Kyoko!” Schluchzend umklammerte Mami sie. “Kyoko … Kyoko … Kyoko ….”

“Was machst du denn hier?”, fragte Kyoko verwundert. “Du weißt doch, ich bin kein Freund von großen Abschieden.”

“Ich habe gespürt, dass du gehen willst, Kyoko”, flüsterte sie in ihr Ohr. “Und außerdem bin ich nicht hier um dich zu verabschieden… Kyoko, bitte verlass mich nicht. Ich bitte dich, bleib bei mir!”

Kyoko erstarrte und streichelte dann vorsichtig über Mamis blondes Haar. Mami, die immer so stark gewesen war. Wieso war ihr nie aufgefallen, dass Mami doch in Wirklichkeit die Schwächste war? Mami, die so viel Angst davor hatte, einsam zu sein.

Sie lächelte und drückte Mami an sich, hörte wie der Bus wieder abfuhr. Vielleicht hatte sie sich ja geirrt. Anscheinend gab es einen Grund für Kyoko hierzubleiben.

 

End.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Flaire
2017-04-17T12:56:44+00:00 17.04.2017 14:56
Bin während der Ostereier-Klickerei über deine FF gestolpert. ^^
Klein, aber sehr fein.

Ich finde, du hast die Gefühle von Kyoko und Mami echt super beschrieben. Auch ihr Verhalten war sehr realistisch. Auch der Verlust von Sayaka, was letzendlich der Dreh - und Angelpunkt war, kam sehr gut heraus.

Die FF hätte noch ein Stückchen länger sein können, dennoch hat es Spaß gemacht sie zu lesen. ^^
Von: Platan
2016-07-14T23:59:03+00:00 15.07.2016 01:59
Noch so ein Pairing, auf das ich bisher NIE gekommen bin, aber sich nun auch als wirklich süß herausgestellt hat. Q___Q
Arme Kyoko und arme Mami ... es muss echt hart sein, wenn man nach und nach die Mistreiterinnen und Freundinnen verschwinden sieht und sich als einzige an sie erinnert. In ihrer Haut möchte ich wirklich nicht stecken müssen.
Die letzte Szene, in der Mami weinend darum bittet, dass Kyoko nicht geht, war wirklich rührend. Mamis Angst vor der Einsamkeit kam auch gut zur Geltung und ich konnte auch Kyoko verstehen, warum sie erst abhauen wollte. Schön, dass es dann anders endete. :)
Nachdem ich nun ein paar Geschichten bei dir gelesen habe, wollte ich dir am Ende noch ans Herz legen, dir vielleicht einen Betaleser zu suchen (solltest du noch keinen). Dein Text ist zwar überwiegend fehlerfrei, aber hier und da habe ich doch immer wieder mal Flüchtigkeitsfehler entdeckt oder war etwas irritiert von dem Satzaufbau. Deine Storys würden dann nochmal an Potenzial hinzugewinnen.
Danke nochmal für die schöne Lesezeit und neuen Pairings, die mir überraschend gut gefallen haben. :D
Bleib fleißig am Ball~.
Von: abgemeldet
2016-07-04T13:51:44+00:00 04.07.2016 15:51
QAQ
Ich fand sie soooo zuckersüß vor allem weil ich mamis Schicksal sooo traurig finde bzw wie sie eine puella magi geworden ist Q.Q und es allgemein son Thema (einsamkeit) sehr gut nachvollziehen kann uxu

Fand die gefühle von kyoko sehr schön umschrieben und konnte auch ihre Beweggründe gut verstehen warum sie gehen wollte :) umso schöner fand ich das ende >///<

Antwort von:  CharleyQueens
04.07.2016 20:53
Hey ^^

Freut mich, dass dir das Pairing gefallen hat und nochmals ein Danke für deinen Kommi.
Und sehr schön, dass dir das Ende gefallen hat. Ich wollte dir nicht noch ein Sad End schreiben ^^


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