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Im Bann der Kaibas

Kaibabrüder X Joey Wheeler
von

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First and Only

Erschöpft gähnte Joey und rieb sich die Augen. Wie war er nur auf die Idee gekommen zu studieren? Achja, jetzt wusste er es wieder. Ohne ein gutes Studium kam man in Japan heutzutage nicht mehr sonderlich weit. Doch um dieses Studium antreten zu können hatte es ihn viele Nerven und Tränen gekostet. Letzten Endes hatte er es gerade so geschafft die benötigten Punkte in der Eignungsprüfung zu erreichen. Er war froh hier zu sein, doch ihm wurde schlecht bei dem Gedanken dass er das mindestens vier Jahre lang durchhalten musste. Zu seinem Leidwesen spielte da noch ein nicht ganz unwesentlicher Faktor mit. Dieser Faktor hieß Seto Kaiba. Nachdem er die High-School abgeschlossen hatte, war er froh gewesen den reichen Pinkel nicht mehr sehen zu müssen. Doch dann entdeckte er den Namen des CEO auf der Tafel, auf dem die Namen der bestandenen Prüflinge ausgeschrieben waren. Sein Name stand sogar kurz vor seinem. Ab den Zeitpunkt wurde ihm klar, dass er diesen schmierigen Typen noch weitere vier bis fünf Jahre an der Backe haben würde. Das einzige was ihn so halbwegs an der Situation freute war, dass er mit Kaiba nur einen einzigen Kurs zusammen hatte. Denn sie hatten komplett verschiedene Studienfächer belegt. Er hatte sich für Mediengestaltung entschieden und Kaiba…? Nun er wusste es nicht genau, denn er sprach mit dem Braunhaarigen kaum. Vermutlich hatte es irgendwas mit Computerkram zu tun. Denn sie saßen nur in ihrem IT-Kurs zusammen in einem Vorlese-Saal. Wobei Joey sich ernsthaft fragte, wozu Kaiba ein Studium benötigte. Er hatte doch schon das Knowhow um eine Firma zu leiten die Spiele herstellt. Vermutlich sah es einfach besser auf dem Papier aus, wenn er ein abgeschlossenes Studium besaß und das vermutlich als Jahrgangsbester.

„Joseph Wheeler? Es wäre nett wenn Sie meiner Lesung folgen würden, sonst müssen Sie sich das alles selbst erarbeiten.“ Die Stimme seines Professors holte den Blonden zurück in die Wirklichkeit. Joey hob seinen Blick, grinste etwas verlegen und nickte dann. Er konnte es sich wirklich nicht erlauben, mit den Gedanken wo anders zu sein. Also nahm er die Maus seines Notebooks in die Hand um wieder dem Skript folgen zu können, dass ihr Professor ihnen vor Beginn des Studiums ausgehändigt hatte.

„Studieren ist kacke und anstrengend“, murrte der Blonde genervt. Tristan saß neben ihm in der Mensa und nickte leicht.

„Ich wünsche es gäbe eine andere Möglichkeit“, stimmte sein Kumpel ihm zu. Auch Tristan hatte die Prüfung bestanden. Mehr oder weniger zumindest. Er bekam erst eine Absage, doch kurz vor Ende der Ferien war wohl ein Student abgesprungen und Tristan hatte als nächstes auf der Nachrückerliste gestanden. Der Größere war damals so ausgeflippt vor Freude, dass er die teure Vase seiner Mutter ihm Eifer des Gefechts zerstörte. Sie sprach dafür heute noch nicht wieder wirklich mit ihm, obwohl Joey sich sicher war, dass seine Mutter sich genauso darüber freute wie Tristan selbst.

„Es wäre vermutlich wesentlich leichter, wenn ihr beide mehr Griebs im Kopf hättet.“ Diese schnippische Aussage. Joey erkannte die Stimme und wusste wer da genau hinter ihm stand. Er drehte sich genervt zu dem CEO um und funkelte ihn wütend an.

„Nicht alle haben die Möglichkeit sich ihren Platz hier zu erkaufen.“ Der Blonde wusste genau, dass das nicht Stimme. Er wusste genau das Kaiba klug genug war um die Eignungsprüfung zu bestehen. Doch was Besseres viel ihm nicht ein. Denn es viel ihm zunehmend schwerer, sich gegen den Firmenchef zu wehren. Er studierte und musst dann spät abends noch arbeiten, um sich das Studium leisten zu können. Denn das Geld was sein Vater vom Staat bekam, ging für Wohnung und dessen Sucht drauf.

„Das habe ich nicht nötig“, kam es von Kaiba, der elegant seine Arme verschränkte und auf den Blonden herab sah. Joey seufzte und drehte sich weg. Dafür hatte er weder Lust noch Nerven. Tristan saß neben dem Blonden und klopfte diesem auf den Rücken. Er wusste von den Problemen seines Kumpels und es schmerzte ihn, dass er ihm nicht weiter helfen konnte, außer ihm regelmäßig bei sich nächtigen zu lassen.

„Von mir aus“, gab er noch als Antwort zurück und er hoffte Kaiba würde dann endlich abhauen. Dieser sah leicht verwundert drein, wendete sich dann aber ab und ging davon. Er hatte schon gemerkt das mit Wheeler was nicht in Ordnung war. Er sah genau wie eifrig der Blonde in ihrem Kurs war und wie verzweifelt Joey oftmals versuchte nicht einzuschlafen. Eigentlich sollte das Kaiba nicht verwundern, doch es war anders als in der Schule früher. Da hatte Joey geschlafen, weil es ihm so ziemlich egal war, was ihr Lehrer da quatschte. Doch jetzt schien der Blonde regelmäßig übermüdet zu sein. Vor allem der schlechte Versuch, mittels Make-Up die Augenringe zu verbergen war regelrecht erbärmlich. Kurz sah Kaiba von dem Essen auf seinem Tablett, rüber zu den beiden Freunden. Zudem wusste der CEO ja, das Joey regelmäßig die Fußballmannschaft an Mokubas Schule trainierte, da sein kleiner Bruder seitdem er davon wusste ebenfalls in der Mannschaft mitspielte. Auch von ihm hatte er gehört, dass Joey ziemlich sonderbar war in letzter Zeit. Kaiba legte die Stirn in Falten. Wo er an seinen kleinen Bruder dachte, musste er zugeben so klein war dieser nicht mehr. Mokuba war jetzt 15, fast 16 Jahre alt und war von seiner Körpergröße fast schon mit der von ihm gleichauf. Von Noah mal ganz abgesehen, der vielleicht gerade mal zwei bis drei Zentimeter kleiner war. Ja Noah lebte mit den beiden Kaibabrüder zusammen. Er hatte nie erzählt wie er zu diesem Körper gelangt war, der vor allem zu 100% menschlich war. Doch Mokuba hatte das herzlich wenig gestört, er empfing seinen älteren Adoptivbruder mit offenen Armen. Kaiba musste sich letzten Endes irgendwie damit arrangieren. Doch Noah war eigentlich ein wirklich angenehmer Zeitgenosse. Er gab Mokuba Nachhilfe und kümmerte sich um diesen, da er selbst ja durch das Studium und seine Firma ziemlich fest eingenommen wurde. Es tat ihm leid dass Mokuba zu kurz kam, doch dieser war mittlerweile erwachsen genug um das Ganze zu verstehen. Und der Schwarzhaarige schien von Noah und Wheeler genug Aufmerksamkeit zu bekommen, denn der Name des Blonden fiel ziemlich oft bei ihnen zu Hause. Der CEO hatte sich daran gewöhnt. Erst hatte er jedes Mal genervt die Augen verdreht, doch nachdem sein Studium begonnen hatte und er den Blonden in seinem Kurs sah, war ihm klar dass dieser Junge nicht so einfach aus seinem Leben verschwinden würde. Bedauerlicherweise.
 

„Los! Los! Nicht so lahmarschig, das Spiel ist am Wochenende!“, rief Joey und sah zu, wie die Mannschaft über das Feld hinter dem Ball her hetzte. Fußball war noch nie seine Stärke gewesen, allerdings hatte ihn ein Junge aus der Mannschaft darum gebeten. Da hatte er nicht nein sagen können. Vermutlich einfach weil er sportlich war und nicht so ein Arsch wie der letzte Trainer. Zudem hatte er sich natürlich die Regeln angeeignet und nun war er sich seiner Sache recht sicher. Sein Blick viel kurz auf Mokuba. Der kleine Bruder des egozentrischen Firmenchefs war gewachsen. Ziemlich gewachsen. Er trug die langen schwarzen Franzen zusammengebunden, war sportlich und wie von einem Kaiba zu erwarten, natürlich Jahrgangsbester. Joey fuhr sich durchs Haar. Wie schaffte Kaiba das alles nur? Er war jetzt schon an seinem Existenzlimit und machte das erst seit knapp einem halben Jahr. Ein erschrockener Aufschrei ließ ihn zusammenfahren. Er sah zu den Mädchen, die das Training beobachteten, dann zum Spielfeld auf dem sich der jüngere Kaiba auf dem Boden hin und her rollte und sich das Bein festhielt.

„Mist!“ Wie konnte er nur so mit den Gedanken abschweifen? Er lief zu seiner Mannschaft, schob diese Monster von Männer zur Seite und kniete sich neben Mokuba.

„Lass mich mal sehen“, kam es von dem Student, ehe er vorsichtig Mokubas Bein begutachtete.

„Wir gehen zur Schulärztin. Training ist beendet.“ Gemeinsam mit einem Mannschaftsmitglied schleifte der Blonde seinen verletzten Schützling auf die Krankenstation. Besagtes Mannschaftsmitglied entschuldigte sich währenddessen zick Mal bei Mokuba, der allerdings nur abwinkte.

„So was passiert.“ Damit war die Sache für den jungen Kaiba erledigt. Auf der Krankenstation besah sich die Ärztin das Bein.

„Nichts gebrochen, aber geprellt. Eine Woche Ruhe und schonen“, diagnostizierte sie, zog sich die Handschuhe aus und begann etwas in eine Krankenakte einzutragen.

„Oh nicht vor dem Spiel!“, jammerte Mokuba.

„Ist nicht zu ändern“, lächelte Joey, ehe er von der älteren Dame einen Zettel mit Kaibas Handynummer bekam. Wieso musste er dem CEO Bescheid geben? Kaiba würde ihm den Kopf dafür abreißen, dass sein so heiß geliebter kleiner Bruder verletzt war.

„Er wird dich kaum umbringen.“ Joey sah Mokuba an, der wohl an seinem Gesichtsausdruck seine Gedanken gelesen hatte.

„Ich wünschte ich könnte dir glauben.“ Der Blonde betrachtete die Nummer. Vermutlich Kaibas private Handynummer. Joey hatte mal beobachtet, dass der CEO zwei verschiedene Handys besaß. Das eine war wohl für geschäftliche Dinge und das andere für private. Resigniert tippte er die Nummer in sein Handy und drückte dann auf Wählen. Er hielt sich das Handy ans Ohr und nach kurzen klingeln ging ein ziemlich Miesgelaunter Kaiba ans Handy.

„Was?!“ Joey grinste, verbiss sich aber einen blöden Kommentar zu machen. Er wollte sein Glück nicht ausreizen.

„Wheeler hier. Kannst du deinen Bruder in der Schule abholen? Er hat sich beim Training das Bein verdreht.“ Schweigen am anderen Ende. Dann vernahm er wie Kaiba wohl einmal tief ein und aus atmete.

„Ich schicke einen Wagen. Kannst du ihn begleiten? Habe ein Meeting.“ Joey schaute kurz verwundert, sagte aber nichts dazu.

„Kann ich machen.“ Ohne ein Abschiedswort legte der CEO auf. Der Student sah seinen Schützling an, der ihn verlegen angrinste. Er schüttelte kurz den Kopf und verfrachtete Mokuba in den Wagen als dieser vor der Schule hielt. Das gestalte sich schwieriger als man glaubte. Mokuba war gut einen halben Kopf Größer als der Blonde. Doch irgendwie schafften sie es dann doch und Joey ließ sich erleichtert auf den Ledersitz nieder. Roland vergewisserte sich noch, dass alle Insassen angeschnallt waren und fuhr dann los. Es dauerte nicht lange bis sie vor der Villa der Kaibas stehen blieben. Roland half Mokuba aus dem Auto und Joey griff nach dessen Schultasche. Noch bevor Joey Klingeln konnte, wurde die Tür aufgerissen und ein grünhaariger junger Mann stand vor ihnen.

„Seto hat mir gesagt was passiert ist. Alles okay Mokuba?“, fragte Noah besorgt und stützte den Schwarzhaarigen.

„Klar, Unkraut vergeht nicht.“ Mokuba grinste und Noah schüttelte den Kopf.

„Tut mir leid für die Umstände Joey“, lächelte der Grünhaarige und sah nun zu dem Blonden. Dieser wedelte allerdings nur mit den Händen.

„Unsinn. Mir tut es leid. Ich hoffe dass du bald wieder auf die Beine kommst Mokuba“, lächelte Joey, reichte dem Dienstmädchen die Tasche und wandte sich dann zum Gehen ab.

„Wieso“, Joey blieb stehen und sah Noah an, der ihn sanft zulächelte, „kommst du nicht rein? Wir haben Kuchen da.“ Der Blonde zögerte. Er musste später noch Arbeiten und er war auch nicht scharf darauf, Kaiba zu begegnen.

„Nein, lieber nicht. Danke.“ Zudem würde sein Vater ausflippen wenn er nicht bald Nachschub brachte. Er hatte es bis jetzt geschafft es so zu händeln, dass sein Vater immer so betrunken war das es ihm scheiß egal war was Joey trieb.

„Komm schon Joey, Kuchen essen frei Haus lässt du dir entgehen?“, fragte Mokuba verdutzt. Wenn der Kleinere nur wüsste, dass er schon seit Tagen nichts mehr wirklich runter bekam. Die Typen mit denen er sich letztens angelegt hatte, hatten ganze Arbeit geleistet. Aber das war normal in seiner Gegend, diese Spießergegend hier wusste vermutlich nicht mal wie es im anderen Teil von Tokyo aussah. Den Schlag in die Magengrube spürte er noch immer und es war ihm schon schwer gefallen das Mittagessen drinnen zu behalten um Tristan keinen Grund zur Sorge zu geben.

„Eh ja… Ich muss später noch arbeiten“, begann der Blonde und versuchte sich irgendwie aus dieser Situation zu winden.

„Roland kann dich später gerne hinfahren.“ Joey sah Noah an. Er musste wohl annehmen.

„Wenn das so ist, nehme ich gerne an.“ Er folgte den beiden Kaibas mit einem üblen Gefühl im Magen. Hoffentlich kam der älteste Kaiba nicht nach Hause, bevor er gegangen war. Drinnen saßen die drei dann gemeinsam an einem Tisch. Etwas eingeschüchtert sah Joey sich in dem Raum um. So was einzurichten war doch sicher unglaublich teuer. Wenn er da an die miefige drei Zimmerwohnung dachte, in der er lebte, wurde im Speiübel. Das ganze Treppenhaus stank nach Pisse, überall klebte es und er wollte oftmals nicht daran denken wieso. In ihrer Wohnung waren überall Risse in den Wänden, hier und da hatte sich bereits schon der Schimmelpilz festgesetzt. Joey wusste, dass ihn diese Lebensweise eines Tages umbringen könnte. Darum nächtigte er so oft es ging bei Tristan und hielt sich von seinem Wohnviertel so lange wie möglich fern. Doch er musste ja regelmäßig nach seinem Vater sehen. Ein paar der Dienstmädchen und Butler begannen nun jede Menge verschiedener Platten auf den Tisch zu stellen. Zudem standen drei verschiedene Kannen vor ihm. Tee, Kaffee und Kakao. Er konnte sich also aussuchen was er trinken wollte. Sein Blick ging über die schön verzierten Törtchen, Torten, Muffins, Cupcakes und Kekse. Hätte er keine Bauchschmerzen, hätte er vermutlich alles verputzen können. Doch er musste sich zurück halten, er konnte es sich nicht leisten hier zusammen zu brechen.

„Greif zu. Nimm dir was du möchtest“, kam es von Noah, der kurz von seinem Gespräch mit Mokuba aufsah. So wie es aussah, hatten sie etwas Wichtiges zu bereden. Denn Mokubas Gesicht war vollkommen angespannt, aber er sollte sich da nicht reinhängen. Also griff er nach einem der Törtchen und begann zu essen. Das schmeckte wirklich fantastisch. Er wünschte er hätte jemand der ihm so was backen konnte. Aber in seiner Lage konnte er sich nicht mal eine Freundin anschaffen. Während die Butler versuchten Joey so gut es ging mit allem was sie hatten zu verwöhnen, wurde es spät. Also war es auch nicht verwunderlich, dass der älteste Kaiba bald darauf ebenfalls nach Hause kam und sich verwundert die Tee Party ansah, die seine Brüder und ein gewisser Köter da veranstalteten.

„Was ist denn hier los?“ Der CEO schien etwas genervt zu sein. Mokuba sah auf und grinste seinen so heiß geliebten Bruder an.

„Wir haben Joey eingeladen. Als Dankeschön für die Umstände“, antwortete der Grünhaarige und nahm einen Schluck des teuren Tees, denn sie extra aus Europa hatten importieren lassen. Der Braunhaarige biss sich auf die Zunge. Das war wohl angebracht. Er legte seinen Mantel ab und sagte nichts mehr dazu. Dafür sollte er Joey wirklich etwas Dankbarkeit zeigen. Doch es dauerte nicht lange und Joey sprang wie von der Tarantel gestochen auf.

„Ich komme zu spät!“ Sein Blick ging auf die Uhr. Es war kurz vor sieben Uhr und um Punkt würde seine Schicht beginnen.

„Roland wird dich fahren“, kam es beruhigend von dem Grünhaarigen. Joey sah den Jungen an. Das ging nicht. Er konnte nicht mit einer Luxuskarre in diese Gegend einfahren, da würde das Auto sicher in die Luft gejagt werden.

„Nein danke, ich laufe.“ Joey wollte schon ein paar Schritte Richtung Haustür tätigen, als ein stechender Schmerz von seinem Magen aus durch seinen ganzen Körper bis zu den Fingerspitzen schoss. Sein Bauch brannte und das trieb ihm die Tränen in die Augen. Er hatte zu viel gegessen. Hatte die pochenden Schmerzen in seiner Magenregion ignoriert. Nun zahlte er den Preis dafür. Er stützte sich mit einer Hand auf der Tischplatte ab und presste sich die Andere auf den Mund. Oh nein, er musste es drinnen behalten. Wenn er sich übergab, würde die Magensäure sein Leiden nur verstärken.

„JOEY!“ Der Blonde hörte Mokubas Stimme. Dann Schritte die zu ihm kamen. Er konnte hier nicht zusammen brechen. Nicht vor den Kaibabrüdern. Doch sein Magen verkrampfte sich, zumindest fühlte es sich so an. Der stechende Schmerz überwältige ihn. Er konnte nichts dagegen tun. Seine Umwelt drehte sich. Er versuchte halt zu finden denn seine Beine konnten der Schmerzattacke nicht mehr standhalten. Sie gaben einfach so urplötzlich nach. Er bekam nichts zu greifen. Er griff verzweifelt ins Leere. Doch dann spürte er wie ihn zwei Arme vor dem Schlimmsten bewarten. Verwirrt sah er auf. Doch er musste seine Augen schließen, ansonsten würde die Übelkeit nicht besser werden.

„Ruft einen Krankenwagen!“ Das war eindeutig die Stimme des Firmenchefs. Nein! Er konnte nicht ins Krankenhaus. Er war doch überhaupt nicht versichert.

„Nein! Keinen Krankenwagen! Es geht schon“ gab Joey von sich. Er versuchte wieder die Augen zu öffnen. Doch das war ein Fehler. Sein Kopf kippte leicht zur Seite. Er hatte jeglichen Orientierungssinn verloren. Es fühlte sich an, als hätte er zu viel Alkohol getrunken. Selbst die Schmerzen waren nur noch ein dumpfes Pochen.

„Das können wir nicht machen. Er braucht einen Arzt!“ Das war Mokubas Stimme. Sie war panisch und besorgt. Oder schon nahezu verängstigt.

„Es geht nicht anders“, antwortete Noah. Danach drangen die Stimmen nur noch dumpf an seine Ohren. Er war wie weggetreten. Langsam schloss er die Augen. Er wollte seine Ruhe.
 

Als er das nächste Mal die Augen öffnet, war es ziemlich dunkel. Doch er war dankbar darum, so sah er die Umwelt nicht wie sie sich drehte. Allerdings musste er feststellen, dass er in einem Bett lag. Zusammen gerollt lag er unter der Decke. Einen Arm über seinen nackten Bauch gelegt. Der Andere war ausgestreckt und in seinem Handrücken steckte ein kleiner Butterfly. Dieser war mit einem Schlauch an einem Tropf befestigt. Nun erregte das Gerät nebendran seine Aufmerksamkeit. Zwei Zahlen in grüner Schrift waren dort abgebildet. Ein graues Kabel führte von dem Gerät unter die Decke. Joey schob seine andere Hand unter der Decke hervor und betrachtete die Klemme die an seinem Zeigefinger angebracht war. Sein Pulsschlag wurde also kontrolliert. Der junge Student richtete sich langsam auf, doch das Schwindelgefühl war noch nicht verfolgen. Er hatte zwar keine Schmerzen mehr, doch er würde sich so sicher nicht auf den Beinen halten können. Also sank er zurück ins Bett und musste wohl oder übel warten, bis jemand nach ihm sehen kam. Es dauerte auch nicht lange und die Tür wurde langsam geöffnet. In einem war er sich klar, er befand sich nicht im Krankenhaus. Dafür war das Bett einfach zu riesig. Er richtete seinen Blick zur Tür und sah den Grünhaarigen. Dieser Lächelte, als er bemerkte das Joey wach war.

„Wie schön, dass du wach bist.“ Verlegen grinste der Blonde. Noah trat in das Zimmer und setzte sich zu ihm.

„Du hast uns ganzschön erschrocken. Kippst einfach so aus den Latschen“, tadelte der Schüler.

„Tut mir ehrlich leid. Wo bin ich?“

„Bei uns Zuhause. Du wolltest ja keinen Krankenwagen. Jetzt ist uns auch klar wieso.“ Joey schluckte. Klar? Sie hatten doch nicht etwa…

„Ihr habt euch über mich Informiert?“ Noah nickte.

„Ja, eigentlich war es mehr Seto. Joey? Du bist nicht Krankenversichert, geschweige denn das du überhaupt irgendwie versichert bist.“ Der Blonde schwieg. Das war wirklich ziemlich unangenehm, er musste das Weltbild der Kaibas sicher aufs tiefste erschüttert haben. Doch das ging sie nichts an, es war nett von ihnen, dass sie ihm geholfen haben.

„Ich kann die Kosten für die Behandlung bezahlen, nur nicht auf einen Schlag.“

„Darüber mach dir keine Gedanken Köter.“ Oh nein, der hatte noch gefehlt. Der CEO lehnte am Türrahmen und sah zu ihnen hinüber. Er hatte sich ausgiebig über Joey erkundigt. Mutter abgehauen, Vater Alkoholiker und Spielsüchtig. Das Geld was sie vom Staat bekamen konfiszierte der Vater und Joey bezahlte sein Studium durch einen Aushilfsjob. Zudem noch die zwielichtige Gegend in der der Blonde hauste. Kaiba kam näher ans Bett.

„War er das?“, fragte der CEO und deutete auf den riesigen Bluterguss auf Joeys Bauch. Da die Sache schon ein paar Tage her war, begann sich dieser bereits langsam gelblich zu verfärben. Joey schwieg kurz, schüttelte dann aber dem Kopf.

„Nein, das war eine Schlägerei“, antwortete er dann Kleinlaut. Noah sah ihn besorgt an. Kaiba dagegen seufzte leise, ehe er zu dem Blonden sah.

„Du kannst hier bleiben, bis es dir besser geht.“ Joey sah den Braunhaarigen an und lächelte matt.

„Das kann ich nicht annehmen.“

„Das solltest du aber Joey. Das war ziemlich heftig wie es dich umgehauen hat“, kam es von Noah.

„Zudem glaube ich kaum, dass du unter Einfluss des starken Schmerzmittels überhaupt lange stehen kannst.“ Joey murrte leise. Kaiba musste wirklich immer direkt sein. Konnte dieser Typ nicht einmal jetzt halbwegs freundlich zu ihm sein?

„Ja ist gut“, antwortete er dann. Sein Vater würde ihn umbringen sofern er merkte, dass nichts mehr zum Trinken da war. Bei dem Gedanken wurde ihm wieder mehr als schlecht.

„Noah, ich denke du solltest Mokuba Bescheid geben, ehe er in seinem Zimmer noch alles kurz und klein haut, weil er nicht weiß wie es Wheeler geht.“ Der Grünhaarige sah seinen großen Bruder an und nickte zustimmend. Daraufhin verließ er eilig das Zimmer. Der CEO dagegen setzte sich nun auf die Stelle, an der Noah vorher gesessen hatte.

„Mach dir keine Gedanken Köter. Dein Vater wird sein Zeug bekommen, ich werde Roland vorbei schicken. Allerdings solltest du dir überlegen, ob du dein Leben weiterhin so führen möchtest. Es wäre kein Problem für mich, mithilfe meiner Anwälte deinen Vater zur Entziehung zu schicken. Denn wenn du dein Leben bald nicht änderst, wirst du das Studium sicher nicht schaffen.“ Kaiba sah in die braunen Augen des Jungen, der im Bett seines Gästezimmers lag. Er hatte mit ruhiger und sachlicher Stimme gesprochen. Der CEO war sich nicht ganz sicher ob es daran lag was er gesagt hatte oder wie er es gesagt hatte, aber der Blonde presste plötzlich die Augen aufeinander, ehe er seine Arme über diese legte. Kurz darauf liefen schon die Tränen. Still betrachtete er Joey und legte seine Hand auf den Haarschopf des Jüngeren. Er war den Umgang mit weinenden verlorenen Kindern gewohnt. Mokuba hatte früher immer regelmäßig geweint, wenn Kaiba ihm wegen der Arbeit mal etwas mehr vernachlässigen musste. Trotzdem war er immer für ihn da gewesen. Aber bei Joey? Wer war für den Blonden da, wenn er Sorgen oder Angst hatte?

„Alles okay. Ich helfe dir.“ Der Firmenchef sah auf, als seine beiden Brüder ins Zimmer kamen. Naja Mokuba mehr gehumpelt. Denn der Arzt hatte ihm Krücken dagelassen, damit er sich ohne fremde Hilfe fortbewegen konnte.

„W-Was ist denn los?“, fragte der Schwarzhaarige sofort, als er die Tränen sah.

„Ich denke, ich habe eine Wand eingetreten.“ Kaiba machte Mokuba Platz, der von ihnen dreien Joey am besten kannte und vermutlich auch am meisten mochte. Joey ließ sich von dem jüngsten der Kaibas vorsichtig umarmen, ehe er sein Gesicht an dessen Schulter drückte.
 

„Hey Alter, wie geht’s dir? Schon nervös?“, fragte Tristan. Joey stand in der Toilette des Gerichtsgebäudes von Tokyo. Er rückte seine Krawatte zurecht und sah dann zu seinem besten Freund.

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Richtige tue.“ Der Größere trat nun ebenfalls gänzlich in den Raum und ging zu seinem Kumpel. Sanft legte er ihm die Hand auf die Schulter.

„Sicher es ist schwierig. Vor allem weil er dein Vater ist, trotzdem ist es für euch beide das Beste. Es wird Zeit, dass du beginnst egoistischer zu werden und mehr an dich selbst zu denken“, versuchte Tristan Joey aufzubauen. Dieser sah ihn an und nickte. Der Größere grinste breit und verließ dann mit Joey die Toilette. Draußen wartete dann ein erstaunlich geduldiger Kaiba auf den Blonden. Neben ihm standen seine beiden Brüder und daneben wiederum ihr Anwalt. Der Student war jedes Mal eingeschüchtert, wenn er diesen Kollos von einem Mann sah. Breite Schultern und ein stechender Blick. Kein Wunder, dass dieser Typ bis jetzt noch nie einen Fall verloren hatte, vermutlich erdolchte er hinter gängig seine Kontrahenten, wenn es nicht so lief wie er es wollte. Vor Kaiba blieb Joey dann stehen und sah diesen an.

„Bleib ruhig. Es wird schon gut gehen.“ Der Blonde nickte und sah dann Mokuba an, der ihn beruhigend anlächelte. Mokuba und Tristan bei sich zu wissen, beruhigte ihn. Kaiba und Tristan hatte für die Verhandlung heute sogar die Uni sausen lassen. Mokuba und Noah hatten sich ebenfalls für den heutigen Tag in der Schule abgemeldet.

„Entschuldigung?! Ich bin vom CNN, wir hätten ein paar Fragen an Sie Mister Wheeler!“ Erschrocken fuhr Joey zusammen, wo kamen diese Reporter nur immer so urplötzlich her? Er bekam das Mikrofon unter die Nase gehalten und die junge Frau in dem engen Kostüm mit den langen braunen Haaren sah ihn erwartungsvoll an. Seit die Presse mitbekommen hatte, das sich der große Seto Kaiba seiner annahm, dem Rivalen aus High-School Zeiten, stand die Medienwelt Kopf. Joey und Kaiba wurden regelrecht belagert und auch Mokuba und Noah blieben nicht verschont. Tausend Gerüchte und Spekulationen waren im Umlauf, warum sich der CEO um den Menschen kümmerte, den er neben Yugi eigentlich am meisten hasste.

„Lassen Sie ihn endlich in Ruhe verdammt!“ Damit zog der Braunhaarige den Jüngeren von der Dame weg und platzierte ihn hinter seinen Brüdern. Danach verschränkte er die Arme und sah die Reporterin miesgelaunt an. Als diese dann wieder ansetzten wollte, wurde Kaibas Blick so eiskalt, dass sie in ihrer Bewegung erstarrte. Ohne ein weiteres Wort ließ die Gruppe die junge Frau stehen um zu ihrem Gerichtsaal zu gehen. Bald müsste es losgehen. Joey kaute nervös an seiner Unterlippe, die eh schon ganz rau und aufgeplatzt war. Als er mit Kaiba und samt Anwalt bei seinem Vater erschienen war, ging da ziemlich die Post ab. Die Faust hatte ihn volle Kanne erwischt. Seine Wange war immer noch rot und kribbelte. Kaiba war nachdem er das gesehen hatte, beinahe selbst total ausgeflippt. Wäre ihr Anwalt nicht dazwischen gegangen wäre er heute vermutlich auf einer Beerdigung gewesen.

„Das ganze sollte nicht lange dauern“, kam es von Kaibas Anwalt, ehe er nochmal schnell ein paar Dokumente ordnete und dann seinen Chef ansah. Der CEO nickte.

„Beruhig dich Joey. Deine Lippe blutet schon wieder“, kam es von Noah. Er nahm ein Taschentuch und drückte es auf die blutende Lippe von Joey.

„Du brauchst gar nichts tun. Lass einfach Seto reden.“ Mokuba rückte ebenfalls schnell noch seinen Anzug zurecht. Kurz darauf traf auch sein Vater ein. Erstaunlicherweise mal nicht betrunken, aber miesgelaunter denn je. Sein Anwalt, den er gestellt bekommen hatte, behielt seinen Klienten im Auge damit dieser nicht auf seinen Sohn losging. Denn nach den Gesprächen mit dem älteren Herrn, war ihm bereits klar, dass dieser Fall nicht zu gewinnen war. Joey verkrampfte sich sichtlich, doch mit Tristan und Kaiba als Schutz an seiner Seite fühlte er sich relativ sicher. Sein bester Kumpel beachtete den Mann gar nicht, war aber jederzeit dazu bereit dem Typen die Zähne auszuschlagen wenn er Joey zu nahe kam. Kurz darauf wurden sie auch in den Gerichtsaal gelassen. Joey saß zwischen Kaiba und dessen Anwalt. Wie vorher besprochen würde er einfach still sitzen bleiben und das leidende Kind spielen. Und wie erwartet machte der CEO samt Anwalt seine Arbeit ausgesprochen gut. Nach knapp zwei Stunden zogen sich die Richter zur Beratung zurück. Ende der Geschichte war, dass sein Vater einen Entzug machen musste und Joey eine Wohnung gestellt bekam. Tristan klopfte dem Blonden auf den Rücken und grinste.

„Na? Alles gut gegangen.“ Der Student seufzte erleichtert, doch ob sein Vater ihm das jemals verzeihen würde? So ganz sicher war er sich da nicht. Joey sah zu dem CEO, der etwas mit seinem Anwalt bequatschte. Danach wandte er sich an den Jüngeren.

„In Ordnung, ich muss jetzt in die Firma. Ab hier solltest du alleine klar kommen. Ich bin mir sicher Mokuba wird dir anbieten bei uns zu wohnen, bis deine eigene Wohnung bezugsfertig ist. Nimm es ruhig an, auf ein paar Tage kommt es nun auch nicht mehr an“, meinte Kaiba. Joey nickte.

„Danke Kaiba.“ Der Braunhaarige schüttelte leicht den Kopf, ehe er mit seinem Anwalt das Gebäude verließ.
 

Kurz darauf durfte Joey nochmal mit seinem Vater sprechen, auf dessen Wunsch hin. Tristan war nicht wohl dabei gewesen, den Blonden mit dem alten Herrn in einen Raum zu lassen. Allerdings kam eine Polizeiwache mit, was ihn etwas beruhigte.

„Wir warten hier auf dich“, lächelte Noah und streichelte Joey übers Haar.

„Lass dir Zeit.“ Mokuba grinste und ließ sich dann aber auf einen Stuhl nieder. Er konnte schon wieder gut ohne Krücken laufen, aber beim Sport musste er immer noch langsam machen.

„Danke.“ Damit folgte er dem Wachmann. Sein Vater saß bereits an einem Tisch und Joey setzte sich ihm gegenüber. Lange schwiegen sie sich an, sahen sich nicht einmal mehr in die Augen.

„Mein eigener Sohn, das ist doch unfassbar.“ Der Student sah stur auf die Tischplatte vor sich.

„Es musste sein. So konnte es nicht ewig weitergehen“, antwortete er kurz angebunden. Ihm war das Ganze hier ziemlich unangenehm. Konnte er nicht einfach seine Ruhe haben? Leise lachte der Mann, was Joey einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Das Lachen war trocken und rau. Vermutlich vom vielen Rauchen.

„Du warst bloß ein Unfall. Du wurdest nur aufgrund deiner Mutter nicht zur Adoption freigegeben.“ Joey ballte die Hände zu Fäusten. Diesen Satz hatte er sooft gehört und er tat jedes Mal aufs Neue weh. Der Blonde erhob sich und sah seinen Vater an.

„Wir sind hier fertig.“ Damit verließ der Blonde den Raum. Draußen warteten seine drei Freunde auf ihn, die ihn erwartungsvoll ansahen.

„Und? Was wollte er?“ Joey zuckte mit den Schultern.

„Weiß nicht. Haben uns angeschwiegen.“ Innerlich seufzte der Student. Es gab Dinge mit denen er sich alleine auseinandersetzen musste. Er sollte seine Freunde nicht mit noch mehr Sachen belasten. Die drei sahen sich kurz an, entschlossen sich dann aber nach Hause zu gehen. Am Abend als Kaiba nach Hause kam, saßen Noah und Mokuba alleine am Tisch und aßen zu Abend.

„Wo ist der Köter?“, fragte der CEO direkt nach und streifte seinen Mantel ab.

„Er sagte er habe keinen Hunger“, antwortete der Grünhaarige und sah zu seinem Adoptivbruder. Kaiba sah kurz die Treppe hinauf, runzelte nachdenklich die Stirn und setzte sich letzten Endes zu den beiden um selbst etwas zu essen. Dann ließ er ein paar Sachen auf einem Tablett anrichten und marschierte damit nach oben. Ohne anzuklopfen öffnete er die Tür zu dem Gästezimmer. Joey saß auf einem der Sessel und starrte Gedankenverloren aus dem Fenster. Er bemerkte nicht einmal Kaiba der das Tablett auf den Tisch neben dem Sessel stellte. Erst als ihn die schwere Hand an der Schulter berührte, sah er auf.

„Kaiba? Du bist ja schon daheim.“ Der CEO ließ sich in den anderen Stuhl nieder und musterte Joey eingehend.

„Selten dass du keinen Hunger hast.“ Der Student lehnte sich zurück und sah Kaiba an.

„Der Tag war anstrengend. Das liegt mir schwer im Magen“, verteidigte er sich. Der Braunhaarige nickte leicht und stand dann wieder auf.

„Falls du doch Hunger bekommst.“ Damit deutete er auf das Tablett. Joey sah die fein säuberlich in Dreiecke geschnittenen Sandwisches an.

„Danke.“ Daraufhin verließ Kaiba wieder das Zimmer. Er sollte dem Welpen wohl wirklich seine Ruhe lassen. Er kannte das ja selbst, dass er gerne mal für sich alleine war. Als Kaiba die Tür hinter sich schloss, wendete Joey seinen Blick wieder nach draußen. Es regnete nun schon seit heute Mittag. Es war fast als versuchte die Natur ihm etwas von seiner Last abzunehmen, indem es das Wetter an seine Stimmung anpasst. Der Blonde senkte den Kopf. Das war alles so beschissen.

Am nächsten Morgen verbrachte der Blonde lange im Bett. Er war noch nicht bereit dazu, heute in die Uni zu gehen und so zu tun als wäre alles okay. Der CEO hatte das verstanden und ihm versprochen ihm die Notizen eines Studentenkollegens zu besorgen. Kaiba war unheimlich nett zu ihm. Es tat gut mal selbst etwas umsorgt zu werden. Es war absolut Still in der Familienvilla. Kaiba war in der Uni, Noah und Mokuba in der Schule. Nur ab und zu sah eines der Dienstmädchen mal nach ihm. Joey lag in dem riesigen Bett und starrte ins Leere. Sein Körper war bleischwer und er hatte auch so ziemlich auf nichts Lust. Er drehte sich von einer auf die andere Seite, doch er schaffte es nicht nochmal einzuschlafen. Dabei hatte er es bitter nötig. Bald würde er es nicht mehr schaffen die dunklen Augenränder mit Make-Up zu verdecken. Doch diese ganze Sache lastete so schwer auf seinen Schultern, dass es unmöglich war nicht mehr darüber nachzudenken. Dabei brauchte er dringend eine Pause. Nachdem er eingesehen hatte, dass es einfach keinen Sinn mehr hatte, erhob sich der Blonde. Unten ließ er sich in der Küche an den kleinen Tisch plumpsen, worauf er die Aufmerksamkeit des Koches auf sich zog.

„Morgen Joey“, lächelte dieser. Joey sah den Mann mit dem fransigen Schnurrbart und den grauen Haaren an. Nero war nett. Er hatte selbst auch einen Sohn und liebte diesen über alles. Irgendwie war Joey neidisch. Ob ihn wohl jemals jemand so lieben würde?

„Morgen.“ Mehr brachte er nicht zustande. Sein Hals war trocken und seine Stimmung am absoluten Gefrierpunkt. Nero lächelte aufmunternd, servierte dem Blonden dann aber erst einmal ein ordentliches Frühstück, welches er mehr oder weniger kurz ansah um dann etwas davon zu essen.

„Du musst essen Junge.“ Das wusste Joey. Doch das war nicht so leicht. Wenn er etwas aß, wurde ihm schlecht. Am liebsten würde er grade alles wieder…

Joey schüttelte innerlich den Kopf. Er durfte seine Gedanken nicht so gehen lassen. Er wollte hier niemanden eine Last sein. Der Student hob den Blick als sich Nero neben ihm niederließ. Da war dieser Blick den Nero besaß. Dieser Blick und es war vorbei. Joey brach in Tränen aus und alles was ihn die letzte Nacht verzweifelt wach gehalten hatte, gab er preis. Nero saß neben ihm, hörte einfach nur geduldig zu und strich ihm Trost spendend über den Arm. Nach außen hin war der ältere Mann ruhig. Doch in ihm drinnen tobte ein Sturm. Sein Sohn war kaum älter als Joey. Noch nie hatte er einen Gedanken daran verschwendet, dass es ihm ohne sein Kind vielleicht besser gehen würde. Er liebte ihn. Doch zum ersten Mal erkannte Nero, dass die Liebe die er seinem Sohn entgegen brachte und natürlich auch zurückbekam, nicht überall selbstverständlich war. Wie konnte ein Vater sein eigenes Fleisch und Blut nur so dermaßen mies behandeln? Wie konnte man einem Kind immer und immer wieder sagen, es sei nicht erwünscht? Das war grausam. Dabei war Joey so ein aufrichtiger und netter Mensch. Er kümmerte sich um andere, er strengte sich an und vernachlässigte sich dabei vollkommen selbst. Es dauerte eine Weile bis dich der Blonde beruhigt hatte. Es hatte gut getan sich alles von der Seele zu reden. Diese Gedanken hätte er niemals einem der Kaibabrüder anvertraut. Natürlich, er war dankbar für alles. Doch wenn er sich zu sehr daran gewöhnte, dass ihn jemand verhätschelte, dann würde er vielleicht einer dieser Schnorrer werden. Das war nun wirklich das absolut letzte was er tun würde.

„Ich setzte mich ins Wohnzimmer“, lächelte der Blonde, stand auf und schlurfte mit seinem Kaffee ins Wohnzimmer. Dort ließ er sich auf die Couch nieder und schaltete den Fernseher an. Es war ihm egal was lief, vielleicht schaffte er es bei einer dieser langweiligen Politiksdiskussionen doch noch einzuschlafen. Oder zumindest sich weiter zu bilden. Joey lag auf der Couch, die Augen halb geschlossen folgte er mehr oder weniger gespannt der Auseinandersetzung. Genervt schloss er die Augen letzten Endes dann doch. Reichte ja wenn er zuhörte.
 

„Sei leise.“ Joey vernahm das leise flüstern. Wann war das denn passiert? Er war wirklich auf der Couch eingeschlafen.

„Sollten wir ihn nicht ins Bett bringen?“ Der Blonde erkannte die Stimme. Es war Mokuba. Offensichtlich waren er und Noah von der Schule nach Hause gekommen.

„Nein, lass ihn hier in Ruhe schlafen.“ Es raschelte leise und eine Decke wurde über ihm ausgebreitet. Das tat so gut. Er hatte es wirklich geschafft ohne Probleme für ein paar Stunden zu schlafen. Langsam öffnete der Student seine Augen und beobachtete wie Noah leise das Zimmer verließ. Mokuba saß vor der Couch auf dem Boden und lehnte mit dem Rücken an dem schwarzen Leder. Er drehte den Ton am Fernseher leiser und begann dann durch die Sender zu flippern.

„Musst du keine Hausaufgaben machen?“ Sofort sah der Schwarzhaarige Joey an und grinste.

„Hab ich dich geweckt?“ Joey schüttelte leicht den Kopf. Mokuba kniete sich vor ihn und sah ihn besorgt an.

„Alles okay?“ Ein Nicken.

„Mach dir keine Sorgen.“

„Das tue ich aber.“ Verdutzt sah Joey den Jüngeren an. Ehe er leise lachte. Mokuba war so nett und großherzig. Ganz anders als Kaiba. Joey griff nach Mokubas Hand, eher er die Augen wieder schloss.

„Danke.“ Mokuba betrachtete den Studenten. Sanft drückte er seine Hand bevor er sich wieder an die Couch lehnte und fernsah. Allerdings hielt er Joeys Hand weiterhin fest in seiner.

Das nächste Mal als Joey aus seinem erholsamen und wohlverdienten Schlaf erwachte, spürte er immer noch den warmen und starken Händedruck von Mokuba. Wie lange hatte er dieses Mal geschlafen? Hatte er den Schwarzhaarigen von etwas abgehalten. Joey öffnete die Augen. Als er aus dem Fenster sah, dämmerte es bereits. Der Fernseher war ausgeschaltet und Mokuba döste mit geschlossenen Augen und Kopfhörern auf den Ohren vor sich hin. Noah saß in einem der Sessel und schien an seiner Hausarbeit zu schreiben. Selbst der CEO war bereits schon daheim und haute mit den Fingern auf der Tastatur seines Notebooks herum. Was eine seltsame Situation. Alle drei Kaibas die bei ihm saßen, obwohl er schlief. Vorsichtig richtete sich Joey auf, was ihm sofort die Aufmerksamkeit der anwesenden einbrachte.

„Na? Hast du endlich etwas schlaf nachholen können?“, fragte der Grünhaarige. Wie immer umspielte seine Lippen ein sanftes Lächeln.

„Ja, danke. Das war echt nötig“, antwortete Joey und rieb sich die Augen. Mokuba sah zu ihm auf, dennoch hielten sich ihre Hände immer noch fest.

„Geht es? Soll ich dich ins Bett begleiten?“ Joey schüttelte den Kopf.

„Ich mache mir was zu essen.“

„Nero ist noch da. Er wärmt dir sicher das Abendessen auf“, kam es von Kaiba, der von seinem Notebook aufsah. Argwöhnisch betrachtete er kurz die ineinander verschränkten Finger des Blonden und seines Bruders, bevor er begann den Blonden zu mustern. Nero hatte ihm von Joeys Gefühlsausbruch am Morgen erzählt. Offenbar hatte es dem Köter ganz gut getan sich mal ordentlich auszuheulen. Joey löste sich von dem Schwarzhaarigen, stand auf und trudelte in die Küche. Mokuba steckte die Kopfhörer ein und folgte seinem Trainer.

„Mokuba scheint sehr an Joey zu hängen“, kommentierte Noah das Verhalten des jüngsten Kaibas.

„Klar, Mokuba liebt ja Hunde.“ Der Grünhaarige betrachtete den CEO und grinste dann.

„Ich glaube das mögen dass du meinst und das was ich meine ist komplett unterschiedlich.“ Der Braunhaarige hob eine Augenbraue, ehe ihm klar wurde was Noah meinte. Sofort sah er in die Richtung der Küche. Konnte das wirklich sein? Naja so fixiert wie Mokuba auf Joey war, war es vorstellbar.

„Hm.“

„Du hast also Konkurrenz bekommen.“ Kaiba sah wieder zu Noah.

„Wheeler stellt keine Konkurrenz da.“ Der Grünhaarige schüttelte lächelnd den Kopf. Er sah wieder auf sein Notebook um an seiner Hausarbeit weiter zu schreiben.

„Ich meinte eigentlich Mokuba.“ Absolut unverständlich was Noah ihm gerade sagen wollte, gab der Braunhaarige ein murren von sich und widmete sich ebenfalls wieder seiner Arbeit. Mokuba sollte Konkurrenz sein? In was den bitteschön? Er verstand Noahs Gedankengänge gerade nicht wirklich. In der Küche wärmte Nero noch einmal schnell das essen auf dem Herd auf. Man sah ihm die Erleichterung an, dass Joey von alleine kam und nach Essen verlangte. Mokuba saß bereits schon mit dem Blonden am Tisch. Er wollte dem Älteren beim Essen etwas Gesellschaft leisten. Obwohl Joey noch ziemlich blass schien, hatte er sich wirklich gut erholt. Er hatte zwar einen kompletten Tag mit nichts tun verschwendet, dennoch hatte er das bitternötig gehabt.

„Seto hat vorhin mit dem Gericht telefoniert, es wurde bereits eine Wohnung für dich gefunden. Komplett möbliert, du brauchst nur noch einziehen.“ Joey sah den Schwarzhaarigen an. Er hatte ganz vergessen dass er hier nur zu Gast war. So sehr hatte er sich an die Gesellschaft der Kaibabrüder gewöhnt. Es würde sicher seltsam werden, plötzlich alleine zu leben. Nur halt ohne den Schmoder und Schimmel und in einer Wohngegend in der er keine Angst haben musste, in der nächsten Gasse vergewaltigt zu werden. Obwohl das alles Positive Aspekte waren, hatte er Angst vor dem alleine sein. Doch das würde er niemals laut aussprechen. Es war an der Zeit, dass sich ihr Leben wieder einem normalen lauf widmete. Auch Joey musste seinen eigenen normalen Ablauf finden. Keine 48 Stunden später konnte der Blonde sich die Wohnung ansehen. Sie besaß knapp 35m² und einen kleinen Balkon. Für eine Person definitiv ausreichend. Es war Sauber und bereits alles vorhanden was er benötigte. Jetzt gab es nur noch eine Sache zu tun und dass war vermutlich das schwerste an allem. Er musste seine Sachen aus der alten Wohnung holen. Es war nicht die Angst vor der Gegend, in die er da zurück musste. Es waren mehr die Erinnerungen an vergangene Tage. Doch er kam nicht drum herum. Am nächsten Morgen war Samstag, also hatte er das ganze Wochenende um alles zusammen zu packen und um zu ziehen. Dementsprechend stand er auch früh auf und zog ein paar alte Klamotten an. Die Kaibas schliefen noch und das war gut so. Er erwartete von dem CEO nicht nochmal, diesen Stadtteil zu betreten. In der Eingangshalle zog er sich leise die Schuhe an, nahm von einem Butler seine Jacke entgegen und machte sich dann schleunigst auf den Weg zur Bushaltestelle. Er hatte keine Lust auf laufen. Um von Nobelviertel ins selbsternannte Ghetto zu kommen, brauchte Joey knapp eine halbe bis dreiviertel Stunde. Trotz früher Stunde war in Tokyo schon so einiges los. In der Innenstadt stieg er in die U-Bahn um dann nach drei Stationen wieder auszusteigen. Natürlich war er einzige der an so einer Station ausstieg. Joey beeilte sich die Treppen nach oben, denn hier unten stank es entsetzlich. Die Straßen waren wie ausgestorben. Tagsüber trieben sich hier nur die Kinder und Berufstätigen rum. Dieser Ort hier erwachte erst nachts zum Leben. Mal von ein paar Sonderlingen wie ihm abgesehen. Von seiner Station brauchte er zehn Gehminuten zur Wohnung. Peinlichst versuchte der Blonde so wenig wie möglich zu berühren. Es klebte, es war dreckig und unter seinen Füßen knackte jeder Schritt als würde er über Kinderskelette laufen. Herrlich, er liebte diesen Ort. Die Wohnung seines Vaters sah nicht besser aus. Es war chaotisch und schmutzig. Joey hatte schon vor langen aufgegeben hier etwas Ordnung rein zu bekommen. Er lief in sein Zimmer und sah sich um. Viel besaß er nicht, damit ließen sich vielleicht maximal vier oder vielleicht auch fünf Kisten füllen. Diese zog er unter seinem Bett hervor. Der Student hatte vorgesorgt. Wenn es wirklich mal zum äußersten gekommen wäre, wollte er so schnell wie möglich verschwunden sein. Langsam begann er seine wenigen Sachen in die Kisten zu verstauen. Auch in der restlichen Wohnung suchte er ein paar Dinge zusammen. Nach knapp zwei Stunden war alles verstaut, doch jetzt kam ein Problem auf das er nicht bedacht hatte. Ohne einen Wagen bekam er die Sachen nicht von hier zur anderen Wohnung. Genervt legte Joey den Kopf in den Nacken. Er konnte sich einen Wagen für einen Tag mieten, das Geld dazu hatte er gespart. Doch er konnte kein Auto fahren.

„Verdammt!“ Jetzt musste er wohl oder übel Kaiba um Hilfe bitten. Dieser versuchte eh seit knapp ner Stunde ihn auf dem Handy zu erreichen. Nun endgültig schlecht gelaunt drückte er die Rückruftaste. Es dauerte keine drei Klingelzeichnen und es wurde abgehoben.

„Wheeler!“, schlug ihm die Stimme des CEOs entgegen. Kaiba war sauer und das zu Recht. Er hatte sich klammheimlich verpisst.

„Ich weiß.“ Mehr brachte er erst mal nicht hervor. Es war ihm so unangenehm Kaiba erneut um Hilfe zu bitten. Das würde er alles niemals zurückzahlen können. Kaiba entfuhr ein leises seufzten.

„Wo bist du?“, fragte der Braunhaarige als nächstes.

„Bei meiner alten Wohnung. Sachen packen, ich bekomme sie nur ohne Auto nicht hier weg.“ Erneutes Seufzen.

„Ich komme sofort.“

„Nein! Das brauchst du nickt. Schick mir einen Wagen her, dann packe ich das ins Auto und fahre weiter. Mehr brauche ich nicht, du musst nicht kommen!“ Er wollte doch nicht, dass Kaiba wieder hier her kam. Es war gefährlich hier.

„Red keinen Unsinn. Bis gleich.“ Damit legte der Firmenchef auf. Joey fuhr sich durchs Haar. Konnte er jetzt nicht ändern. Also schleppte er die Kisten nach unten und wartete. Halbe Stunde bis eine dreiviertel Stunde mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Mit dem Auto würde er sicher länger brauchen. Also lehnte er sich an die Hauswand und vertrieb sich die Zeit damit, leise vor sich hin zu summen.

„Joseph?“ Erschrocken zuckte der Blonde zusammen. Es gab nur sehr wenige Menschen, die ihn mit seinem korrekten Namen ansprachen. Sein Blick schnellte zur Seite und erblickte einen etwas jüngeren Herrn. Einer von den Saufkumpanen seines Vaters. Ein Zuhälter oder so was. Zumindest war er in einem Zwielichtigen Geschäft tätig.

„Ehm, hi. Was kann ich für Sie tun?“ Der Mann räusperte sich und zog sein Jackett zu Recht. In diesem Outfit passte er so gar nicht hier her.

„Dein Vater hat sich lange nicht mehr blicken lassen, da habe ich mir sorgen gemacht.“ Joey konnte nur ganz knapp ein verächtliches Schnaupen unterdrücken. Dieser Kerl vermisste mehr das Geld, dass sein Vater großzügig zwischen die Brüste seiner Schlampen steckte.

„Mein Vater ist nicht zu Hause“, antwortete Joey knapp. Damit hatte er die Information die er wollte.

„Ich verstehe. Oh, du ziehst aus?“ Die Kisten die neben Joey standen, sprachen ja wohl Bände. Was für eine unnötige Frage, trotzdem nickte er. Aus reiner Höflichkeit.

„Wie schön für dich. Wie läuft dein Studium?“ Meine Fresse, was hatte sein Vater diesem Kerl alles von ihm erzählt? Joey hob wieder den Blick.

„Gut.“ Der Mann lächelte ihn freundlich an. Doch irgendwas an diesem Lächeln ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.

„Vielleicht hast du ja Lust in den Semesterferien bei mir zu jobben.“ Beinahe hätte Joey seine Selbstbeherrschung verloren. Das war ja nun wirklich mehr als verabscheuungswürdig.

„Nein danke. Ich habe schon einen Job.“ Nun setzte sich der Mann wieder in Bewegung und blieb vor Joey stehen.

„Achso? Naja, aber was du da verdienst und was du bei mir verdienst, das sind Welten.“ Genauso wie die Arbeit. Die Körperhaltung des Studenten verkrampfte sich, als er die schwere Hand auf seine Schulter spürte. Dieser schmierige Typ sollte ihn nicht anfassen. Das fette Grinsen das sich ihm nun zeugte, ließ sein Blut kochen. Gleich würde ein Unglück passieren.

„Ich bin mir sicher, dass du gut darin bist die…“ Der Kerl brach ab, als der schwarze elegante Wagen hinter ihm hielt. Etwas verwirrt so eine Karre hier zu sehen, nutze Joey die Chancen und entfernte sich von seinem gegenüber. Kurz darauf öffnete sich die Autotür und Kaiba stieg heraus.

„Was ist denn hier los?“, fragte der Firmenchef und betrachtete den Mann, der Joey eben noch so auf die Pelle gerückt war.

„Nichts.“ Mit dieser mehr als nur sehr knappen Antwort, verschwand er dann auch so schnell wie möglich. Roland der ebenfalls ausstieg, begann jetzt die Kisten ins Auto zu laden.

„Was wollte der von dir?“ Joey sah zu Kaiba auf.

„Mich als Hure anheuern.“ Dem Kleineren entkam das, als wäre es das normalste der Welt. Für ihn war es das ja auch. Nicht zum ersten Mal, wurde er von einem Zuhälter angesprochen. Kaiba dagegen entglitten fast die Gesichtszüge.

„Bitte was?“ Joey sah den ältesten der Kaibas an. Vielleicht hätte er das etwas sanfter an den Mann bringen sollen.

„Nicht so wichtig.“ Damit stieg er dann in den Wagen ein, als die Kisten darin verstaut waren. Der Braunhaarige brauchte einen Moment um sich zu sammeln, stieg dann aber ebenfalls ein.

„Ist so was normal? Solche Angebote?“ Joey seufzte. Da hatte er ja nun ein echt tolles Thema angeschnitten.

„Ja schon. Manche versuchen es mit verschiedenen Angeboten, andere versuchen es mit Einschüchterung und andere mit Gewalt. Doch darüber solltest du dir nicht den Kopf zerbrechen Kaiba. Das ist es nicht wert.“ Der Blonde sah Kaiba an. Der Braunhaarige schwieg darauf. Klar er wusste wie stark die Kluft zwischen Arm und Reich war, doch nie hätte er gedacht das er so knallhart einmal damit konfrontiert werden würde. Joey sah aus dem Fenster. Er würde diesen Teil niemals mehr in seinem gesamten Leben betreten. An der neuen Wohnung angekommen, brachten Sie die Sachen nach oben so dass der Blonde alles in Ruhe auspacken konnte. Sie befanden sich hier im Herzen Tokyos, zur Uni war es nur ein Katzensprung. Alles lag in einer angenehm erreichbaren nähe.

„Die Wohnung ist… nett“, kam es von Kaiba, der sich umsah. Joey sah den Älteren an und schmunzelte. Man merkte einfach dass der CEO einen etwas anderen Lebensstandard gewöhnt war.

„Es reicht für mich alleine.“ Er schob sich an dem braunhaarigen vorbei in die Küche, wo er die Bilderrahmen aufstellte.

„Und du wirst alleine klar kommen?“ Kaiba ging zu dem kleinen Balkon und öffnete die Tür um dann hinaus zu treten. Es war verdammt laut hier.

„Muss.“ Wieso war der Braunhaarige eigentlich noch hier? Musste er nicht in die Firma?

„Wenn du fertig bist, fahren wir heim“, meinte Kaiba und sah von dem Balkon runter auf die Straße. Es war hier Tagsüber viel los, aber abends dürfte es ruhiger werden.

„Wir? Kaiba ich richte gerade meine Wohnung ein. Ich wollte morgen nur meine restlichen Sachen holen.“ Der CEO kam vom Balkon und sah Joey an. Das hatte er nicht bedacht. Es war einfach zur Gewohnheit geworden, der Gedanke dass der Blonde bei ihm zuhause lebte.

„Achja, richtig.“ Obwohl Kaiba nun bewusst war, das er nicht länger hierbleiben brauchte, machte er keine Anstalten zu gehen. Der Blonde sagte nicht dazu.

„Hast du Hunger? Wollen wir essen gehen?“ Kaiba nickte darauf. Joey verstaute die zusammen gefalteten Kisten ordentlich unter seinem neuen Bett. Danach verließ er gemeinsam mit Kaiba die Wohnung. Sie suchten sich ein nettes Restaurant, doch der CEO war ungewöhnlich schweigsam. Joey störte das nicht. Nachdem sie gegessen hatten, verabschiedete Kaiba sich letzten Endes dann doch.

„Pass auf dich auf“, kam es von dem Braunhaarigen.

„Du auch auf dich.“ Joey lächelte. Damit verschwand Kaiba und der Blonde blieb alleine zurück. Er betrat seine Wohnung und sah sich um. Obwohl er immer wusste, dass es nur vorrübergehend war, fühlte er sich im Stich gelassen. Es war angenehm gewesen, nicht alleine zu sein. Immer jemanden bei sich zu haben. Joey seufzte leise und lehnte sich hinter sich an die Tür.

„Verdammt.“
 

Am nächsten Tag packte Joey schweren Herzens seine sieben Sachen in der Kaiba Villa zusammen. Mokuba half ihm schweigend dabei.

„Ich werds vermissen“, gab der Schwarzhaarige ehrlich zu. Er kniete vor Joeys Tasche um dort alles zu verstauen was der Blonde ihm gab. Dieser stand vor dem Schrank und sah den Jüngeren an.

„Wir sehen uns noch im Training. Außerdem bin ich ja nicht aus der Welt. Du kannst gerne vorbei kommen, wenn du etwas brauchst.“ Das schien den Schwarzhaarigen nicht wirklich zu trösten. Joey lächelte und stopfte die restlichen Sachen hinein. Dann schloss er den Reisverschluss und ging nach unten, wo bereits Noah, Kaiba und Nero warteten.

„Pass auf dich auf Joey“, grinste der Grünhaarige und drückte Joey fest. Dieser lachte leise.

„Und du auf dich. Sorg dafür das Kaiba nicht so viel Arbeitet wenn er sich die Stadt unter den Nagel reist.“ Alle Anwesenden lachten, bis auf dem CEO selbst. Dieser verhielt sich immer noch seltsam ruhig. Auch seine Verabschiedung von Joey viel sehr knapp aus.

„Seto“, wollte Mokuba schon tadeln, doch der Blonde schüttelte den Kopf.

„Lass gut sein. Danke für alles ihr drei.“ Damit verließ er das Anwesen. Es brauchte eine Weile, bis er sich an sein neues Leben gewöhnt hatte, doch er schaffte es irgendwie. Die Wochen zogen dahin, Mokuba kam regelmäßig vorbei und übernachtete bei ihm. Noah war gerne auch einmal mit von der Partie. Joey freute sich, dass der Kontakt zu den beiden immer noch so vertraut und freundschaftlich war. Gerne hätte er auch Kaiba einmal zu sich eingeladen. Doch er traute sich nicht. Dafür war ihre Verabschiedung einfach zu kühl ausgefallen. Sie sahen sich nur noch ab und zu auf dem Universitätsgelände oder in ihrem gemeinsamen Kurs. Sie nahmen aber dann kaum Notiz voneinander. Genau wie vor der ganzen Sache. Doch der Blonde hatte Verständnis dafür. Kaiba war ein sehr beschäftigter Mann. Er hatte andere Prioritäten als eine Bekanntschaft mit ihm zu pflegen. Doch er fühlte sich seltsam Einsam. Obwohl er Tristan fast täglich bei sich hatte und Yugi ebenfalls oft vorbei kam, war es nicht dasselbe. Kaibas Gesellschaft war anders. Er fühlte sich wohl und beschützt.

„Seto ist ein Idiot. Seit Wochen ist er kaum noch daheim“, mäkelte Mokuba. Sie waren fertig mit Training und da Freitag war, hatten sich Mokuba und Noah angekündigt.

„Die Weltherrschaft benötigt eben seine Zeit“, lachte der Blonde. Mokuba musste darauf ebenfalls leise kichern.

„Oh man. Stell dir das mal vor! Überall Statuen und Plakate von Seto.“

„Keine schöne Vorstellung.“ Joey kringelte sich schon fast vor Lachen bei der Vorstellung. Er hielt sich an Mokubas Arm fest und versuchte sich einzukriegen. Langsam tat ihm der Bauch weh und er bekam nicht mehr genügend Luft. Der Schwarzhaarige schmunzelte. Sie kamen bei Joey daheim an und bereiteten sich einen gemütlichen Abend mit Noah. Filme schauen und Chips in Massen zu sich nehmen.

„Dieser Film ist widerwärtig.“ Noah verzog das Gesicht. Splatter war nun wirklich nicht sein Ding. Mokuba dagegen genoss diese Art der Unterhaltungskunst und Joey hatte ein Kissen umarmt und drückte sich an die Seite des Schwarzhaarigen während Noah beruhigend über sein Bein strich.

„Wieso so was? Wieso?“ Die Kaibas lachten leise. Dabei war Joey doch ein Horror Fan. Doch wenn sie dann einen sahen, schien es satte Selbstfolterung zu sein. Der Kleinste von ihnen hatte wohl einen ausgeprägten Selbstzerstörungsdrang. Nach dem Film kippte der Blonde das Bier auf Ex runter. Danach schüttelte er sich kurz. Jetzt wollte er die nächsten Stunden erst mal kein Blut mehr sehen.

„Was wollte ihr jetzt schauen?“ Noah betrachtete die Filme die er mitgebracht hatte.

„Keine Ahnung“, antwortete der Grünhaarige dann.

„Hast du Filme?“, fragte Mokuba. Joey deutete auf einen Schrank. Der Schwarzhaarige erhob sich und öffnete die Schranktür. Diverse Selbstgebrannte Filme waren fein säuberlich in Hüllen einsortiert. Mokuba ging diese durch, ehe seine Aufmerksamkeit auf die schwarzen Plastikhüllen fiel, die fein säuberlich aneinander gereiht waren.

„Was ist das?“, fragte der junge Kaiba. Joey sah in seine Richtung und als dieser eine davon heraus zog, sprang er sofort auf.

„Nicht!“ Doch es war zu spät. Mit hochrotem Kopf starrte Mokuba auf das Cover des Pornos den er da in der Hand hielt.

„D-Das ist…!“ Joey eilte zu dem Größeren und nahm es ihm aus der Hand.

„Du stehst auf Männer?“ Sofort stellte der Student die DVD zurück in den Schrank. Doch Mokuba ging das Bild, von dem Jungen er sich lasziv zwischen den beiden anderen Männer rekelte nicht aus dem Kopf. Noah hatte selbst einen kurzen Blick auf darauf erhaschen können.

„J-Ja.“ Eine sehr knappe Antwort.

„Und offensichtlich stehst du auf Dreier“, grinste Noah. Joey sah ihn an und wurde Knallrot.

„Noah!“ Der Grünhaarige stand auf, ging zu den Blonden und nahm dessen Kinn zwischen seine Finger.

„Lust es auszuprobieren?“ Joey stolperte gegen Mokuba der hinter ihm stand. Er spürte die Nähe der beiden Kaibas. Sie strahlten eine ungemeine Hitze aus. Noah leckte über seine Wange, was Joey erschaudern ließ. Mokuba entging nicht wie sich Joeys feine Nackenhärchen aufstellten. Es war wie ein Reflex. Mokuba strich sanft mit seinen Lippen über die Nackte Haut. Zusätzlich strich er mit seiner Hand über Joeys Hintern. Dieser konnte ein Aufkeuchen nicht unterdrücken. Noah nutze diese Chance und legte seine Lippen auf die des Studenten. Joeys Hirn klinkte sich aus. Eigentlich musste er das unterbinden. Die beiden gingen noch zur Schule und waren wesentlich jünger als er. Eigentlich war es seine Pflicht das Ganze zu stoppen. Doch er hatte das vermisst. Sanft berührt zu werden. Etwas Aufmerksamkeit und Zuneigung zu bekommen. Er sollte das eigentlich nicht tolerieren, doch er konnte nicht. Er ging darauf ein.

Der Morgen danach war ein wesentlich schöneres Erwachen als Joey noch am Abend davor gedacht hatte. Er lag zwischen den Brüdern Bett, vollkommen nackt. Doch Mokuba hatte sich an seinen Rücken geschmiegt und ihn um den Bauch herum umarmt. Noah lag direkt vor ihm. Sein Arm um seine Hüfte gelegt. Mit dem Kopf ruhte der Blonde auf dessen angewinkelten Arm, weshalb er direkt das schlafende Gesicht des Adoptivbruders betrachten konnte. Joey war sich nicht ganz sicher, wo er da jetzt hinein geschliddert war, doch er musste zugeben dass es ihm gefiel. Noch nie hatten ihm zwei Menschen eine derart sanfte und liebevolle Aufmerksamkeit geschenkt. Obwohl er zugeben musste, das sein Hintern doch etwas ziepte wenn er sich bewegte.

„Alles okay?“ Joey sah auf und wieder direkt in Noahs Gesicht. Obwohl der Kaibasprössling die Augen geschlossen hatte, wusste der Student dass sein Gegenüber wach war. Denn dieser strich zärtlich mit seinen Fingerspitzen über Joeys Hüfte und dessen Oberschenkel. Der Blonde wurde rot, schüttelte dann aber den Kopf.

„Alles okay, diese Situation ist nur etwas Suspekt. Das war ein seltsamer One-Nigth-Stand“, lachte er leise um den Jungen hinter sich nicht zu wecken.

„Ich hatte nicht vor, dass in einem One-Nigth-Stand enden zu lassen“, erwiderte Noah.

„Wie meinst du das?“ Der Grünhaarige seufzte leise, ehe er die Augen öffnete um Joey direkt ansehen zu können.

„Mokuba liebt dich und auch ich habe Gefühle dir Gegenüber, die ich nicht einordnen kann. Ich weiß nur dass es nicht Freundschaftlicher Natur ist.“ Daraufhin schwieg der Kleinere. Er verzog kurz nachdenklich das Gesicht und starrte auf Noahs Kinn, bevor er wieder den Kopf hob.

„Wieso?“ Nun war es an dem Grünhaarigen, leise zu lachen.

„Das ist eine seltsame Frage. Doch ich denke ich kann sie dir beantworten.“ Noah legte sich im Kopf die Worte zu Recht um es Joey verständlich zu erklären, ohne ihn noch mehr zu verwirren.

„Als du bei uns gelebt hast, hast du als ein Bindeglied zwischen uns dreien Gewirkt. Wenn es um dich ging, hatte Seto kein Problem damit, der Firma fern zu bleiben. Er kam täglich so früh wie möglich nach Hause. Er aß mit uns zusammen, er hat allgemein in diesen Wochen mehr Zeit mit uns verbracht als in unserem ganzen bisherigen Leben. Deine Art, dein Charakter, dein Wesen. All diese Dinge sind uns so fremd, aber dennoch war es faszinierend. Wie konnte ein so zerbrechlich aussehender Mensch, nur über eine derart lange Zeit unter solch miserablen Umständen Leben ohne dass es ihn zerstört? Seto hat sich das immer und immer wieder gefragt. Mokuba mochte dich ja eigentlich schon immer.“ Joey war verwirrt. Er verstand immer noch nicht so ganz das wieso. Noah der dem Kleineren das natürlich ansah lächelte.

„Du bist was Besonderes. Das war der Grund.“ Damit beugte er sich nach vorne und küsste den Blonden. Welchen dieser immer noch etwas irritiert, aber dennoch erfreut erwiderte.
 

Die Wochen darauf traf sich Joey regelmäßig mit Noah und Mokuba. Alleine oder mit Beiden, das spielte dabei nie eine Rolle. Obwohl es für Joey ziemlich ungewohnt war. Die beiden umgarnten ihn und es kam ihm so traumhaft unwirklich vor. Doch er spürte die warme Hand von Noah, die ihn sanft hinter sich her in das Kaiba Anwesen zog. Der CEO der heute von daheim aus arbeitete, staunte nicht schlecht als er die beiden durch die Villa huschen sah. Er verzog leicht das Gesicht, er hatte den Blonden letztens bereits gesehen, als sein kleiner Bruder diesen von der Uni abgeholt hatte. Ihn würde wirklich interessieren, was genau da zwischen den dreien ablief. Denn so Happy, hatte er die beiden Jüngeren noch nie gesehen.

„Noah? Macht Kaiba das nichts aus?“ Der Grünhaarige betrachtete den Jungen der auf seinem Schoß saß.

„Wieso? Ist ja nicht nur sein Zuhause.“ Joey war da doch etwas flau im Magen, doch kümmerte sich nicht weiter darum. Denn der Jüngere strich mit seiner Hand über seinen Hintern und küsste ihn zärtlich. Kaiba trommelte etwas genervt mit den Fingern auf seinem Arm herum. Er stand direkt vor Noahs Zimmertür und hörte genau die Laute, die der Blonde dahinter von sich gab. Er wusste nicht wieso ihn das so ankotzte, doch ihm war definitiv klar dass es ihm nicht gefiel was Noah da mit dem Blonden tat. Ob er dabei auf Noah oder auf Joey Eifersüchtig war, wusste er nicht. Doch seitdem ging der Student regelmäßig bei den Kaibas ein und aus. Mal mit Mokuba im Schlepptau, ein anderes Mal mit Noah. Der Braunhaarige betrachtete sich das jedes Mal mit schlechtester Laune, während Nero nur wissend vor sich hin Lächelte, wenn der Blonde verlegen mit einem der beiden Brüder bei ihm in der Küche stand. Doch dann kam die Zeit der Prüfungen. Noah schrieb seine Abschlussprüfung und musste für die Aufnahmeprüfungen lernen. Joey bewunderte Mokuba und Noah jedes Mal aufs neuste. Beide hatten bereits eine Klasse übersprungen, weshalb sich Noah mit seinen zarten 18 Jahren bereits für eine Universität bewerben konnte und Mokuba nun für die Aufnahmeprüfungen an der High-School lernte. Im Übrigen wollte er an dieselbe gehen, an die Kaiba bereits gegangen war und an der, an der der Grünhaarige nun seinen Abschluss machte. Noah dagegen war sich nicht ganz Schlüssig an welche Uni er gehen sollte. Joey saß also mit den beiden Brüdern im Wohnzimmer. Er saß mit den Rücken an Mokuba gelehnt, der wie verrückt am Pauken war. Dabei hatte er es gar nicht nötig. Wie zu erwarten waren alle drei Kaibas Überflieger und würden die Prüfungen mit Leichtigkeit bestehen. Joeys Beine lagen angewinkelt über denen von Noah. Dieser stütze seine Arme darauf ab und betrachtete sich mit den Blonden die Flyer der Unis.

„Haben die ganzen Universitäten damals auch so für Kaiba geworben?“ Mokuba seufzte leise und lehnte seinen Kopf an den von Joey.

„Nein. Seto wusste von Anfang an, an welche Universität er gehen wollte.“ Verwunderte sah der Blonde über seine Schulter zu Mokuba.

„Wieso wollte er unbedingt an diese Universität? Er hätte es locker an die Todai geschafft.“ Nun wechselten Mokuba und Noah einen flüchtigen Blick aus. Zuckten dann darauf aber mit den Schultern und beließen das Thema auf sich beruhen.

„Vielleicht gehe ich an dieselbe wie du Joey. Dann wärst du mein Senpai.“ Der Blonde blätterte gerade das Prospekt benannter Todai Universität durch. Wie gerne würde er an einer solchen Uni studieren. Doch dafür war er nicht schlau genug, obwohl das nun nicht ganz so stimmte. Er hatte nie die Zeit dazu aufgebracht genug zu lernen. Wäre sein Leben nicht so kompliziert gewesen, hätte er vermutlich einen besseren Abschluss hingelegt.

„Joey?“

„Hm?“ Mokuba sah von seinen Unterlagen auf, als der Blonde seinem Bruder mehr abwesend als Anwesend antwortete. Sein Vater. Er hatte oft an diesen gedacht. Wie gerne hätte er ihn besucht. Er vermisst ihn schmerzlich. Es war so grausam einsam in seiner Wohnung. Auch wenn sein Vater meist betrunken in einer Ecke lag, es war meist immer jemand zu Hause wenn er mal daheim vorbei sah. Am Abend verabschiedete sich Joey von den beiden. Kaiba war noch nicht daheim, also gab es auch keinen Roland und keinen Wagen der Joey nach Hause bringen konnte. Doch das war den Blonden recht. Das laufen würde ihm sicher nicht schaden. Doch gerade als er das Anwesen verließ, hielt benannter schwarzer Wagen direkt vor ihm. Kaiba stieg aus und sah den Blonden an.

„Steig ein. Um diese Uhrzeit zu laufen ist reiner Selbstmord.“ Damit stieg der CEO auch wieder ein. Joey zögerte. Ihm war klar, dass Kaiba die Sache zwischen ihm und seinen Brüdern mitbekommen hatte. In dieser Zeit hatte er nur das nötigste an Worten mit dem Braunhaarigen gewechselt. Doch Unrecht hatte er leider auch nicht. Also stieg er mit einem mulmigen Gefühl in den Wagen. Dieser setzte sich daraufhin auch sofort in Bewegung. Die beiden schwiegen sich an und sahen aus dem Fenster.

„Die Sache da, mit meinen Brüdern.“ Joey sah auf. War klar, dass der CEO das irgendwann ansprechen würden.

„Was ist damit?“, hackte der Blonde nach, da Kaiba keine anstalten machte weiter zu sprechen. Kaiba sah für ein paar Augenblicke aus dem Fenster und wandte sich dann Joey zu.

„Was genau läuft da?“ Doch unzufriedenerweise zuckte der Student nur mit den Schultern.

„Ich weiß es selbst nicht genau. Es hat einfach angefangen und jetzt läuft es so wie es läuft. Ich habe die beiden sehr gerne.“ Kaiba verschränke die Arme und lehnte sich zurück. Also hatte er das ganze richtig interpretiert.

„Du schläfst mit ihnen?“ Joey wurde rot, nickte darauf aber einfach nur. Es war irgendwie unangenehm dem ältesten Kaiba zu sagen dass er mit seinen jüngeren Brüdern schlief. Daraufhin trat für die restliche Fahrt schweigen ein. Vor Joeys Wohnung atmete der Blonde innerlich auf. Die Atmosphäre im Wagen war so angespannt gewesen.

„Also danke fürs fahren“, grinste Joey und stieg aus.

„Joey?“ Kaibas Stimme ließ ihn inne halten. Er beugte sich mit dem Oberkörper runter um ins innere des Wagens zu sehen. Kaibas Hand packte den Blonden am Nacken und keine zwei Sekunden später spürte er die warmen Lippen des CEOs auf seinen. Der Blonde war so überrascht von der Situation, das er nicht darauf reagieren konnte. Er wurde wieder in den Wagen hinein gezogen und landete auf dem Schoß des Braunhaarigen. Joey sah seinen Gegenüber an, als dieser den Kuss löste.

„Kaiba“, fing der Kleinere an, wurde dann aber nah an Kaibas Körper gedrückt. Joey entschied sich daraufhin einfach zu schweigen und das zu genießen. Immerhin war Kaiba ein wichtiger Mensch in seinem Leben. Auch wenn es nicht unbedingt die positive Richtung war. Joey trat erst knapp zwei Stunden später in seine Wohnung ein. Ihm war schlecht. Das ganze hier nahm Ausmaße an, die er nie für möglich gehalten hätte. Er war es nicht gewohnt derartige Aufmerksamkeit zu bekommen und das ihm gleich drei Menschen derart tiefgründige Gefühle entgegenbrachten. Der Blonde hatte sie nicht zurückweißen können. Dafür hatte er zulange auf Zuneigung warten müssen. Doch daraufhin wurde alles nur noch kurioser. Mokuba und Noah staunten nicht schlecht, als ihr Freund von dieser Sache Bericht erstattete. Noah zuckte mit den Schultern doch der Jüngste der Kaibabrüder, schien absolut nicht begeistert zu scheinen. Er verschränkte die Arme und lehnte sich zurück. Sein Bruder konnte noch nie die Finger von seinen Sachen lassen.

„Ist doch egal, ist ja nicht so das einer von uns mit dir zusammen ist Joey. Solange es für alle ok ist, gibt es keinen Grund sich gedanken zu machen“, kam es von Noah der dem Blonden durch die Haare wuschelte. Joey staunte nicht schlecht, nickte dann aber etwas beruhigter. Daraufhin widmeten sich die beiden Kaibas wieder ihren Unterlagen. Prüfungen waren bald und sie wollten mit dem bestmöglichen Ergebnis bestehen. Joey lächelte sanft und zog sich dann lieber zurück. Er wollte die beiden nicht noch länger aufhalten. Also machte er sich auf den Weg in die Spielehalle um sich dort etwas die Zeit zu vertreiben. Die Tage darauf war es relativ ruhig zwischen ihnen. Das Training der Fußballmannschaft viel auch über den Prüfungszeitraum aus. Also hatte der Blonde neben dem Studium nicht viel zu tun. Er besuchte mal Tristan, mal traf er sich mit Yugi um wieder etwas Duell Monsters zu spielen. Ansonsten verlief sein Alltag sehr eintönig. Selbst der älteste Kaiba schien ihn wieder während ihrer gemeinsamen Vorlesung zu ignorieren.

Genervt trommelte Joey mit seinen Fingern auf dem Tisch. Wochenende. Keiner hatte Zeit für ihn und das hieß er musste jetzt satte 48 Stunden bei sich daheim rumgammeln. Obwohl er eigentlich noch einkaufen musste, doch dazu fehlte ihm dann doch die Motivation. Er würde sich einfach Pizza bestellen, morgen konnte er ja auch noch gehen. Obwohl da ja noch diese andere Sache war. Sein Blick fiel auf den Brief, der vor ein paar Tagen bei ihm eingedrudelt waren. Der Arzt seines Vaters bat ihn darum, doch einmal vorbei zu schauen und seinen alten Herren zu besuchen. Es war nicht so, dass Joey nicht wollte. Er würde seinen Vater gerne wiedersehen. Trotzdem, nach ihrem Gespräch am Tag der Gerichtsverhandlung, war Senior Wheeler sicher nicht gut auf ihn zu sprechen. Er würde sich nur wieder eine Fangen. Doch ewig konnte er davon auch nicht davon rennen. Und er hatte so viel Schläge schon einstecken müssen, da kam es auf einen mehr auch nicht mehr an. Der Blonde stand auf, nahm den Umschlag und besah sich die Anschrift der Entzugsklinik. Sie lag etwas abseits von Tokyo, was sicher nicht ohne Grund der Fall war. Joey Blick viel auf die Uhr. Es war jetzt kurz nach 16 Uhr. Wenn er sich jetzt auf den Weg machte, konnte er so gegen 17:30 Uhr bei der Klinik sein. Dann vielleicht eine halbe Stunde seinen Vater anschweigen und am Ende auf dem Heimweg noch einkaufen gehen. Zögernd griff er also nach seiner Jacke und dem Haustürschlüssel. Dann zog er sich die Schuhe an und ging zur nächsten U-Bahn Haltestelle. Von dort aus fuhr er knapp 45 Minuten mit Umstieg zur Haltestelle, die sich gegenüber von der Klinik befand. Die Empfangsdame schaute ihn kurz verwundert an, rief dann aber nach besagtem Doktor der ihn um diesen Besuch gebeten hatte.

„Bitte warten Sie doch dort drüben. Er wird gleich kommen und Sie holen.“ Joey folgte der Deutung der jungen Rothaarigen und ließ sich am Eingang auf einen der Sessel nieder. Keine fünf Minuten musste er warte, da trat ein älterer Herr, vielleicht so mitte der Vierziger an ihn heran. Hier und da hatte er bereits graue Haare, doch er wirkte auf Joey sehr sympathisch und kompetent.

„Ich freue mich, dass Sie diesen Besuch einrichten konnten.“ Joey stand auf und nahm die ausgestreckte Hand entgegen.

„Ich kann nicht ewig davor davonlaufen“, entgegnete der Blonde, worauf er ein warmes Lächeln seitens des Arztes bekam.

„Das ist eine sehr Weise Erkenntnis. Sie sind sehr reif für Ihr Alter.“

„Ich hatte ja keine Andere wahl.“ Der Arzt nickte darauf. „Da haben Sie natürlich Recht.“ Kurz trat schweigen in.

„Wie läuft die Therapie?“

„Ah natürlich. Lassen Sie uns doch kurz in mein Büro gehen und ich beantworte all Ihre Fragen. Danach können Sie Ihren Vater gerne sehen, wenn Sie es möchten.“ Dieses mal war es Joey der nickte. Er folgte dem Mann in sein Büro und setzte sich in eine der beiden Stühle vor dem Schreibtisch.

„Die Therapie verläuft langsam, aber stetig. Ihr Vater war lange Alkoholiker, da braucht die Genesungszeit auch etwas länger. Doch es fällt ihm von Tag zu Tag leichter, 24 Stunden am Tag nüchtern zu verbringen.“ Joey musste sich ein auflachen verkneifen. Er stützte den Kopf auf seine Hand und verbarg mit seinen Fingern das ironische Lächeln, dass sich wie von selbst auf seine Züge schlich. Der Arzt sah über diese Reaktion hinweg, da ihm die Vorgeschichte seines Patienten und dessen Sohn sehr wohl bekannt war.

„Wie lange wird der Spaß noch dauern?“ Joey war dankbar für die Reaktion seines Gegenüber und fuhr mit seinen Fragen fort.

„Das können wir nicht genau sagen. Vermutlich sechs bis acht Monate.“

„Wird er danach ein normales Leben führen können?“ Der Arzt lehnte sich in seinem Sessel zurück und sah Joey an.

„Vermutlich. Es ist schwer für Ex-Alkoholiker trocken zu bleiben. Die Therapie ist nicht das Ende, sie ist lediglich der Anfang. Es kann sein das er Rückfällig wird oder es kann sein, dass Sie den Vater zurück bekommen, der er einst mal war.“ Wieder zuckten Joeys Mundwinkel. Ehrlich gesagt, konnte er sich kaum an die Zeit erinnern, in der er noch zu den Kindern mit einer glücklichen Familie gezählt hatte.

„Kann ich ihn sehen?“ Der Arzt nickte und stand auf.

„Aber erschrecken Sie sich nicht, wir haben ja erst vor kurzem mit dem Entzug begonnen. Er wird also nicht sonderlich gut aussehen, doch das ist normal.“ Als ob er noch schlimmer Aussehen konnte, als zu der Zeit wo Joey ihn vollgekotzt in einer Gasse aufgegabelt hatte. Joey setzte sich in den Besucherraum und wartete. Bald darauf brachte ein Pfleger seinen Vater zu ihm. Der Blonde erschrak wirklich für einen kurzen Moment. Das Blonde Haar hing glanzlos herab. Sein Gesicht war total blass und in sich zusammen gefallen. Die Augen waren leicht gerötet und wirkten leer und glanzlos.

„Sohn.“ Die Stimme klang schwach, verletzlich und verängstigt.

„Ja, ich bins Vater.“ Vorsichtig strecke Joey seine Hand auf, zögerte und legte sie dann aber auf die seines Vaters. Was diesem ein zeichen eines Lächelns entlockte. Das Gefühl was Joey durchströmte war unbeschreiblich. Zum ersten Mal seit langem glaubte er, dass wirklich alles gut verlaufen könnte. Das er mit seinem Vater ein Leben einer normalen Familie führe konnte.

„Ich…. Ich…“, die Stimme seines Vaters zitterte stark.

„Ja?“ So schnell konnte der Blonde gar nicht reagieren. Sein Vater umgriff sein Handgelenk, sprang über den Tisch so das Joey Stuhl nach hinten umkippte. Zwei Hände legten sich um seinen Kehle und schnürten ihm die Luft ab.

„Ohne dich wäre ich nicht hier! Ohne dich wäre mein Leben nicht so verlaufen!“ Joey war überrascht. Sein Vater wirkte so zerbrechlich, doch war immer noch genauso stark wie zu der Zeit als er ihn regelmäßig daheim zusammenschlug. Joey röchelte nach Luft. Er sah die Pfleger an seinem Vater zerren, doch dessen Griff lockerte sich kaum.

//Werde ich sterben?// Joeys sicht schwankte stark. Seine Kehle und seine Lungen schmerzten. Er hatte Angst. Wäre er doch nur fern geblieben, von seinem Vater. Er hätte es besser wissen müssen. Wie konnte er nach all der Zeit nur so naiv sein? Doch leider endete der Albtraum nicht. Einer der Pfleger griff nach einem Schlagstock und schlug damit auf seinen Vater ein. Dieser ließ ihn endlich los, kippte zur Seite und blieb liegen. Der Arzt zog ihn weg, brachte ihn aus dem Raum. Sein Vater lag immer noch am Boden. Regungslos. Um seinen Kopf bildete sich eine Blutlache. Er war tot.
 

„Joey?“, Mokuba betrat zusammen mit Noah das Krankenzimmer des Blonden. Dieser sah nach draußen und reagierte mit keinem Muskelzucken auf die Brüdern. Diese sahen sich an und gingen zum Bett des Kranken. Mokubas Blick fiel auf den Verband, der um Joeys Hals gebunden war. Er konnte genau die blauen Abdrücke erkennen die zum größten Teil darunter verborgen lagen. Vorsichtig berührte er den Kleineren an der Schulter. Dieser sah auf und richtete dann seinen Blick zu den Besuchern.

„Ah, Mokuba? Noah?“

„Wir sind hier um dich zu Besuchen Joey. Tristan hat uns angerufen. Warum hast du uns nicht bescheid gegeben?“ Mokuba sah den Blonden an der ihn schwach anlächelte.

„Ihr habt bald Prüfungen.“

„JA UND?“ Joey sah die beiden überrascht an, da es von beiden wie aus der Pistole geschossen kam.

„Wir schaffen unsere Prüfung locker! Zudem sind wir alt genug selbst entscheiden zu können, was für uns die höchste Priorität hat.“ Joey senkte den Blick. Mokuba hatte recht. Dennoch hatte er erst mal etwas Ruhe zum Nachdenken gebraucht. Zudem wollte er fit sein für die Beerdigung. Noah stellte eine Tüte auf den Tisch.

„Mit besten grüßen von Nero. Eine ganze Schüssel mit deinem Lieblingsnachtisch.“ Der Blonde sah die Tüte an und nickte dann.

„Danke.“ Eigentlich hatte er keinen Hunger mehr. Zurzeit war wieder einmal einfach alles fürn Arsch. Die Rechnungen für die Beerdigung trudelten sicher auch so langsam bei ihm ein. Joey fuhr sich durchs Haar. Das Geld was er jetzt mühselig zusammengesparrt hatte, konnte er grade in den Wind schießen. Der Staat würde die Kosten sicher nicht übernehmen. Die beiden Brüder sahen sich an. Lange blieben sie nicht. Sie merkten einfach, dass Joey noch nicht bereit war sich ihnen zu öffnen. Wenn er das überhaupt vor hatte. Die Tage verstrichen und die Beerdigung rückte näher. Der Blonde war schon wieder daheim und besah sich die Rechnungen. Sarg, Salbung, Verbrennung, Urne, Grab, Blumen. Es nahm einfach kein Ende. Er sollte sein Studium hinschmeißen und arbeiten gehen. Wäre von Anfang an die bessere Idee gewesen. Die Kaibas hielt er aktuell auch auf Abstand. Sie hatten ihn nun oft genug aus der Scheiße gezogen und er wollte auch nicht mehr, dass sich die Kaibabrüder um ihn sorgten. Sie konnten echt besseres als ihn finden.

Am Tag der Beerdigung regnete es. Wie hätte es auch anders sein sollen? Joey zog sich seinen schwarzen Anzug an, griff nach dem Bild seines Vaters für die Beerdigung und stiefelte dann los. Tristan, Yugi und die Kaibabrüder warteten bereits auf ihn. Er wahr froh, diese Sache nicht alleine durchstehen zu müssen. Sanft berührte Tristan ihn an der Schulter.

„Dann mal los, Kumpel.“ Joey nickte. Gemeinsam gingen sie nach drinnen, wo der Verbrennungsofen bereits angeschürt wurde und der Sag bereits zur Verbrennung stand. Sanft strich Tristen ihm die ganze Zeit über den Arm. Eigentlich war dem Blonden nach losheulen zu mute. Doch er konnte nicht. Er konnte einfach nicht. Nachdem sein Vater in einem der Urnengräber lag, gingen sie alle gemeinsam essen. Sie versuchten die Stimmung etwas zu heben, was ihnen mehr oder minder gelang. Joey aß nur wenig, er war allgemein viel zu blass.

„Joey, du hast noch fast nichts gegessen. Hast du denn gar keinen Hunger?“, fragte Yugis Großvater und sah den Jungen an. Joey blickte ihn kurz an, ehe er wieder auf seinen Teller sah.

„Nicht wirklich.“Die anderen sahen sich an.

„Willst du wieder ein paar Tage zu uns ziehen?“, fragte Seto und ignorierte bereits den Xten anruf der auf seinem Handy einging. Doch er erntete nur ein Kopfschütteln. Der Braunhaarige lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Sein Blick lag auf dem Blonden ihm Gegenüber. Wieso konnte Joeys sich nicht ein wenig auf sie verlassen? Wenn er Ihnen zur Last fallen würde, hätten sie es ihm doch längst gesagt. Nachdem alle aufgegessen und einen Kaffee getrunken hatte, steckten die Kaibas Joey in ihre Limousine.

„Habt ein Auge auf ihn. Er sollte direkt ins Bett und heute Abend was essen.“ Seto sah Tristan an.

„Ja, wir kümmern uns darum.“ Daraufhin stiegen sie ebenfalls ein und der schwarze Wagen fuhr los. Als er zu stehen kam, stieg Joey aus nur um festzustellen vor der Villa der drei Brüder zu stehen.

„Leute, ich wollte nicht…“, finger er an wurde allerdings unterbrochen.

„Das wissen wir. Es ist nur für eine Nacht“, beruhigte Noah ihn. Joey seufzte ergebens und fügte sich seinem Schicksal.

„Na gut.“ Drinnen wurde Joey direkt von Nero in den Arm genommen. Er war extra geblieben, um sein Beileid dem Blonden selbst überbringen zu können. Joey nahm dies dankend an. Regelrecht verzweifelt klammerte er sich an den älteren Mann der ihm sanft über den Rücken strich. Kurz darauf rollten die ersten Tränen. Still ohne einen Ton. Die Kaibas sahen sich kurz an. Offenbar war ihr Plan aufgegangen. Nero hatte schon immer diesen gewissen Draht zu Joey. Seine bloße Anwesenheit schien ihn zu beruhigen.

„Hast du was gegessen?“ Nero löste sich und strich die Tränen weg.

„Ja aber nicht viel“, kam es von Mokuba. Nero nickte.

„Gut, ich hab dein Lieblingsessen kalt gestellt. Soll ich es aufwärmen?“ Ein nicken Seitens den Blonden. Beruhigt lächelten die Beteiligten. Noah nahm Joey bei den Schultern und platzierte ihn auf ihrer Couch. Danach legte er ihm eine Decke um die Schulter und brachten ihm was bequemeres zum anziehen. Auch die Kaibas zogen sich in ihren Heimlook um. Gemeinsam schalteten sie einen Film an und Joey aß unter Neros Aufsicht einen ganzen Teller mit Lasagne. Er verabschiedete sich allerdings danach, da er immerhin eine Frau hatte die daheim auf ihn wartete. Joey sank gegen Kaibas Schulter und kuschelte sich in die Decke. Der Braunhaarige nahm dies zur Kenntnis, wendete aber nichts dagegen ein. Denn auch er legte bald seinen Kopf auf den des Jüngeren und legte den Arm um ihn.
 

Die Tage verstrichen ohne das Joey in seine Wohnung zurückkehrte. Nacht für nacht kroch er in das Bett von Seto und genoss es einfach nur, seine Nähe ein wenig zu spüren. Die Rechnungen hatte er auch abbezahlt, dafür war sein Konto und Sparbuch jetzt gähnend leer. Jeden Morgen stieg er vor den Kaibas auf, krallte sich die Zeitung und Schlug die Jobbörse auf. Nero machte schon das Frühstück und stellte ihm einen Kaffee hin.

„Du solltest dein Studium nicht abbrechen, Kleiner.“ Joey nahm einen Schluck vom Kaffee und umkringelte eine Anzeige.

„Mit meinem Studentenjob komm ich kaum über die Runden. Auch wenn die Wohnung vom Staat finanziert wird.“ Nero nickte verständlich. Er wusste ja selbst, das Leben war nicht billig.

„Aber die Kaibas…“ finge Nero an.

„Haben bereits genug in mich investiert. Allein der Anwalt für das Verfahren. Ich will die Rechnung gar nicht wissen.“ Joey lehnte sich zurück und führte die Zeitung näher an sein Gesicht. Ein Bürojob, gut bezahlt für Berufseinsteiger. Das wäre etwas für ihn. Er griff zum Telefon und wählte die Nummer. Danach tigerte er ins Wohnzimmer um in Ruhe das Gespräch führen zu können.
 

Als nächstes kam Seto in die Küche. Sein Blick fiel auf die offene Zeitung, dann auf den Blonden der im Wohnzimmer telefonierte.

„Hm.“ Er nahm den Kaffee von Nero entgegen und setzte sich auf einen der freien Stühle.

„Morgen Seto!“ Nach fünf Minuten kam der Blonde zurück in die Küche und setzte sich auf seinen Stuhl.

„Du suchst einen Vollzeitjob?!“ Joey nahm das Brötchen in die Hand und biss ab.

„Ja, schon.“

„Du weißt, das du mich nur fragen brauchst und ich helfe aus.“

„Ja, so wie immer. Das will ich nicht mehr.“ Seto seufzte leise und griff nach der Zeitung.

„Du bist mir wichtig. Da spielt Geld keine Rolle.“ Nero sah kurz zu den Beiden am Tisch. Auf Joeys Wangen legte sich eine dezente Röte. Seto betrachtete das mit einem zufriedenen Lächeln.

„Also bitte. Nimm meine Hilfe an und frag mich auch jederzeit danach, wenn du welche brauchst.“ Der Blonde knabberte verlegen an seinem Brötchen und nickte dann.

„Ok. Danke.“

„Joey.“ Als der Blonde aufsah, spürte er die weichen Lippen von Kaiba auf seinen. Sein Herz machte einen kleinen Satz. Er erwiderte den Kuss nur zu gern. Seto war ihm auch sehr wichtig. Schon immer. Oder zumindest mehr als er wahrhaben wollte. Sie lösten den Kuss und sahen sich an. Kaiba war ein Arsch und das würde sich auch nicht ändern. Immerhin brauchte er das. Dieser Schutzwall hinderte ihn daran falsche Entscheidungen zu treffen. Joey sah verlegen zur Seite.

„Ich will dass du aufhörst mit meinen Brüdern zu schlafen.“ Nero ließ vor Schreck bei dieser Aussage das Messer fallen und Joey verschluckte sich an seinem Kaffee. Seto schlug ihm sanft auf den Rücken.

„Bitte was?“ Der Ältere lehnte sich wieder in seinem Stuhl zurück und schlug den Wirtschaftsteil in der Zeitung auf.

„Ich will dass du nur noch mit mir schläfst.“

„Ok Kaiba und wieso sollte ich das tun?“ Seto strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und flog mit seinen Augen über die Artikel.

„Wie schon gesagt. Du bist mir wichtig und ich will nicht das du mit ihnen Sex hast.“ Joey war verwirrt. So genau verstand er es nicht. Nero kam zu Ihnen und schenkte beiden frischen Kaffee ein. Dabei lehnte er sich näher an Joey heran und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Blonde schaute erst überrascht und fing dann an zu grinsen. Kaiba quittierte das mit einem genervten Blick.

„In Ordnung Seto. Nur noch mit dir.“ Der Braunhaarige nickte und griff nach Joeys Hand. Jetzt war ihm das hier doch ein bisschen peinlich. Er hatte noch nie jemandem gesagt das er sich in ihn verliebt hat. Eigentlich hatte er Joey soviel verstand zugedacht, dass er zwischen den Zeilen lesen kann. Hatte er wohl falsch gedacht.

„Seto.“ Kaiba spürte wie der Kleinere ihn sanft auf die Wange küsste.

„Danke, dafür dass du da bist.“ Er antwortete darauf nicht, doch er drückte sanft die Hand von Joey. Er war auch froh, dass der Kleine da war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  -Pharao-Atemu-
2018-06-29T08:29:37+00:00 29.06.2018 10:29
Mir gefiel sie Idee das er einfach nur allen Kaiba Brüdern was hat 😅
Von:  Nezumi_Li
2017-07-28T09:13:08+00:00 28.07.2017 11:13
*____** Echt eine wunderschöne Story.. *hihi*
euinfach toll. Und natürlich mit einem Happ End! So muss das sein. War recht verwundert das Joey erstmal nen Dreier mit den beiden jungen Kaibas hatte ^^' war total neu für mich. Aber war auch mal toll sowas zu lesen.
Aber der Schluss war das beste *lach*
"Schlaf nicht mehr mit meinen Brüdern." Einfach herrlich.. Habbe sooo gegrinst.
Und ich kann mich den anderen nur anschließen. Eine Fortsetzung wäre richtig toll <3
Von:  Roxi_13
2017-03-04T23:12:27+00:00 05.03.2017 00:12
Fortsetzung! Fortsetzung! Fortsetzung! Bitte bitte! *mit Dackelblick anschaut* Diese Geschichte ist sooooooo schön
LG Roxi
Von: abgemeldet
2016-11-07T00:39:12+00:00 07.11.2016 01:39
ok ich sag das gleiche wie die andern kommischreiber...
FORTSETZUNG!!!!!!!!!!
büdde büddeee ;_;

die story is echt toll geschrieben und es is wirklich mutig von dir es so zu deikseln dass alle drei brüder voll auf den kleinen joey abfahren <3
ich musste so heulen als joey angefangen hat zu weinen!
genauso als sein vater ihn versucht hatte zu....grrr!!!
das war wirklich toll geschrieben ich hätt joey sooo gern getröstet und zur aufmunterung geknuddelt T_T
tolle fanfiction und nochmal, ne fortsetzung wär echt cool! x3

liebe grüße sagt das wolfi~

Von:  marronja
2016-10-06T00:18:12+00:00 06.10.2016 02:18
Ich möchte eine Fortsetzung
Von:  KariYagami1235
2016-06-30T10:11:06+00:00 30.06.2016 12:11
das schreit nach einer fortsetzung
Von:  Onlyknow3
2016-05-15T14:33:41+00:00 15.05.2016 16:33
Das kann nicht jeder schreiben, außerdem geht es hier um zwei Schüler die noch nicht 18 sind am Anfang.
Das Seto mit Eifersucht reagiert ist süß, das er aber es nicht über sich bringt Joey ganz offen zu sagen das er ihn liebt.
Wie wäre es mit einer Fortsetzung, wie es zwischen den drei weiter geht.
Mir hat es gefallen tolle Story. Weiter so.

LG
Onlyknow3
Von:  mor
2016-05-14T10:04:41+00:00 14.05.2016 12:04
die Story ist gut aber es ist schade das kein Lemon drin vorkommt


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