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Beyond the Soul

The Truth Within
von

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Schock

Aufgrund des Schlafmangels der letzten Tage, fielen Aram schon recht bald die Augen zu und er erwachte erst wieder früh am Morgen. Die ersten Sonnenstrahlen erhellten den sonst noch dunklen Himmel und gähnend setzte sich der junge Mann auf. Blinzelnd wanderte sein Blick durchs Zimmer, erreichte den Schreibtisch, auf dem noch immer das Glas mit der Aura stand, das er für die Recherche an „Aura belliatus“ vor einigen Tagen aus dem Labor geholt hatte, und schweifte darüber hinweg.

„Hm? WAS?“

Mit aufgerissenen Augen schnellte sein Kopf zurück zum Glas. Doch anstatt die blauleuchtenden Substanz darin wirbeln zu sehen, sah er nichts. Es war leer.

Blitzschnell hechtete er zum Tisch und nahm das Gefäß ungläubig in die Hände. Suchend schaute er sich nach jeder Kleinigkeit um, die erklären könnte, wieso die Aura verschwunden war, konnte jedoch nicht fündig werden. Die einzige mögliche Erklärung war die, die auf den letzten Seiten des Aura-Buches beschrieben worden war. Als ihm dies bewusst wurde, hielt er für einen Moment geschockt inne. Klirrend zerbrach das Glas auf dem Boden, während Aram bereits zur Tür hinaus gestürmt war.

So schnell er konnte, rannte er den Flur entlang und versuchte dabei, die anderen Studenten nicht allzu sehr anzurempeln, was ihm mal mehr, mal weniger gut gelang. Die darauf folgenden Rufe und Bemerkungen verstummten jedoch in seinen Ohren. Eilig lief er die Treppe hinunter und verließ das Gebäude über das Haupttor, um durch den Hof entlang zum anderen Gebäudekomplex und somit auch zu Tonys Wohnheim zu gelangen. Dieses war jedoch weiträumig von Absperrbändern umgeben, vor denen Aram abrupt zu Stehen kam.

„Nein, das kann nicht sein…“

Zögernd schritt er an der Absperrung entlang bis er zum Eingang gelangte, vor dem sich auch schon einige Studenten versammelt hatten.

„Bitte tu mir das nicht an…“

Die Ungewissheit nicht mehr ertragend, quetschte er sich durch die tuschelnde Menge, bis er erneut vor einer Absperrung angelangt war. Zitternd und mit rasendem Herzen sah er nun von dort aus zu, wie ein, komplett in einem weißen Tuch gehüllter, Körper in einen Wagen gehievt wurde.

„Tony?“

Unbewusst wollte Aram schon über die Absperrung springen, wurde jedoch sofort von einem Polizisten aufgehalten.

„Nichts da. Das hängt nicht ohne Grund hier. Und jetzt macht, dass ihr wieder zurück in eure Klassen kommt.“

Beim letzten Satz hob er die Stimme und richtete das Gesagte zur gesamten Gruppe, die sich daraufhin langsam auflöste. Nur Aram stand noch immer wie versteinert da und starrte dem Wagen hinterher, bis er nicht mehr zu sehen war.

„Das gleiche gilt auch für dich. Hier gibt es nichts mehr zu sehen, Junge.“

Doch noch immer drang keines der Worte zu Aram hindurch und den Blick noch immer in die Richtung gerichtet, in die der Wagen verschwunden war, formten sich seine Lippen zu einer zaghaften Frage.

„Wer war das?“

„Eure Dozenten werden euch da--“

„Wer war das?“

Mit einer Mischung aus Angst, Trauer und Ungewissheit blickte er nun endlich zum Polizisten um vielleicht doch noch eine Antwort aus ihm herauszubekommen.

„Dazu dürfen wi--“

„Anthony Cambell.“

„Was?“

„Das war Anthony Cambell, nicht wahr?“

Der Polizist stockte kurz und sein Blick wurde beim Anblick des jungen Mannes vor ihm wehmütig, bevor er schließlich nachgab und einmal nickte. Sämtliche letzte Hoffnung, seinen Freund doch noch einmal zu sehen, verschwand aus Arams Gesicht.

„Er beging scheinbar Selbstmord.“

Perplex richtete Aram seinen gesenkten Kopf wieder auf.

„Das… Nein, das hätte Tony nie gemacht.“

„Bisher deutet alles darauf hin. Und jetzt Abmarsch.“

Damit wandte er sich ab und schritt zu einem seiner Kollegen um sich wieder mit ihm auszutauschen und damit zu beginnen, den Schauplatz zu inspizieren. Aram stand danach noch ein paar Minuten regungslos da und versuchte, das alles zu begreifen.

„Das ergibt doch keinen Sinn…“

Zu sich selbst murmelnd machte er schließlich kehrt und schlurfte langsam wieder zurück, auf eine noch viel größere Menschenmenge zu, die sich in der Aula des Hauptgebäudes angesammelt hatte. Die Nachricht schien sich wie ein Lauffeuer verbreitet zu haben und Stimmengewirr hallte in den Mauern wieder. Kurz darauf trat der Direktor der Universität auf das Podest am anderen Ende des Raumes und richtete seine Stimme zu den Studenten.

„Wie ihr alle wohl schon mitbekommen habt, ist heute etwas Unerfreuliches passiert. Der Student Anthony Cambell weilt nicht mehr unter uns. Laut den Beamten vor Ort, hat es sich um einen Selbstmord gehandelt. Wir haben unverzüglich seine Familie kontaktiert und unser teuerstes Beileid ausgesprochen. Wer seiner Beerdigung innewohnen will, ist dazu herzlichst eingeladen, diejenigen sollen sich bitte bei mir in meinem Büro melden. Nehmen wir dieses Geschehen jedoch als Anlass…“

Aram stieß ein genervtes Stöhnen aus, wandte dem Redner seinen Rücken zu und trat aus der Aula hinaus in den Hof. Diese Art von Moralpredigt, die nun folgen würde, konnte er momentan überhaupt nicht gebrauchen. Zornig stapfte er umher, seine Gefühle sortierend, wobei ihm einfach viel zu viel im Kopf schwirrte.

„Das ergibt doch alles keinen Sinn! Tony hätte so etwas doch nie getan. Er hätte zumindest mal mit mir darüber geredet, er wusste, dass er auf mich bauen kann. Immerhin kam er wegen der Aura auch zu mir. Die Aura… war das der Grund? War das alles zu viel für ihn? Verständlich wäre es, nannte er sich doch selbst ein Monster… Aber es wirkte doch so, als hätte sich seine Einstellung zum Positiven gewandelt. Gerade gestern. Und er hat mir sein Wort gegeben, mich heute zu treffen. Solche Verabredungen hatte er noch nie verpasst. Ein Unfall war es aber scheinbar auch nicht, wenn man von Selbstmord ausgeht. War es dann also… Mord?“

Wie ein Gedankenblitz schoss eine Idee in seinen Kopf.

„Diese Männer im Café… Woher wussten sie von Auranutzern und warum suchen sie nach ihnen? Kann es sein, dass sie …“

Er hob seinen Kopf zum Himmel, bis er sein Gesicht schmerzverzerrt verzog und mit der geballten Faust, begleitet von einem unterdrückten Schrei, gegen den Baumstamm neben ihm schlug. Tränen rannen seinen Wangen hinab und Blut, das von der, durch die trockenen Rinde aufgescheuerten, Hand tropfte zu Boden. Einige Zeit verharrte er so, bis er mit einem leisen Schluchzen auf die Knie fiel und sich mit den Händen vorn über aufstützte. Erst als die Sonne schon recht hoch am Himmel stand und das Wimmern schon seit geraumer Zeit verstummt war, richtete er sich wieder auf und klopfte sich die Erde von den Klamotten und den Handflächen. Er warf der aufgeriebenen Hand einen flüchtigen Blick zu, ehe er sich schlendernd und mit gesenktem Kopf auf den Weg zurück ins Wohnheim machte. Dort angekommen wusch er sich erst einmal den Dreck aus der Wunde und verband die Hand anschließend mit einer Bandage aus seinem Erste-Hilfe Koffer.
 

Am nächsten Tag führte ihn sein erster Weg vor eine Tür des Hauptgebäudes, an die er nach kurzer Bedenkzeit klopfte. Erst herrschte eine angespannte Stille, bevor Aram kurz darauf auch schon hereingebeten wurde.

„Ah, Mr. Sheppard. Euch sieht man in letzter Zeit ziemlich selten.“

Der etwas kleiner gewachsene, dickbäuchige Mann, linste über seine Brille zu Aram hinauf.

Er saß auf einem großen Sessel hinter dem mächtigen, aus Mahagoni bestehenden Schreibtisch, auf dem unzählige Papiere und Akten unordentlich aufeinander gestapelt waren. Sein Blick wirkte strafend und fragwürdig, wie er starr auf Aram haftete und ihn zu durchbohren schien.

Dieser ignorierte jedoch die Bemerkung, sowie das Starren seines Gegenübers und setzte sich auf einen der Stühle, die vor dem Tisch bereit standen. Ohne auch nur einen weiteren Moment zu zögern und dem Direktor somit die Chance nehmend, ihn in eine Bredouille zu bringen, trat er mit seiner Bitte hervor.

„Mr. Bostwick, ich würde gerne auf die Beerdigung von Anthony.“

„Bei Eurer derzeitigen Arbeitshaltung könnte man meinen, Ihr wärt gern überall, nur nicht in den Vorlesungen.“

Bostwicks strafender Blick verfinsterte sich noch ein wenig, doch Aram schien es weiterhin nicht an sich heran zu lassen. Scheinbar war es nicht das erste Mal, dass er in einen Clinche mit dem Mann vor sich geriet. Zwar war Aram ein hervorragender Student, aber sein kühles, herablassend wirkendes Verhalten stieß viele vor den Kopf, allen voran natürlich dem Direktor, dem er, für sein Empfinden, zu wenig Respekt zollte. Um jedoch einer längeren Diskussion aus dem Weg zu gehen, hielt Aram es fürs Beste, nicht auf die Anmerkungen einzugehen, denn auch wenn man es ihm nicht ansehen konnte, nahm ihm das Passierte unheimlich mit und in dieser Verfassung wollte er sich nicht auf eine Reiberei einlassen.

„Anthony war mein bester Freund und ich will mich von ihm verabschieden. Mit dem Studium oder meiner Arbeitshaltung hat das nichts zu tun.“

„Das verstehe ich, Aram. Aber Ihr habt in den letzten Wochen keine einzige Vorlesung besucht. Euch dann auch noch für einen Tag freizustellen, wäre absurd. Ihr seid ein kluger Mann und Eure hervorragenden Noten sind der einzige Grund, wieso ich bisher noch nicht eingeschritten bin. Ich sehe aber auch die Wichtigkeit dieser Bitte und dass Ihr auch ohne Erlaubnis Euren Weg dorthin finden werdet, nicht wahr? Daher seid Ihr noch bis zur Beerdigung freigestellt, danach will ich Euch jedoch wieder mit Eurem gewohnten Eifer sehen, sonst erwarten selbst Euch Konsequenzen.“

Noch durchdringender als eben zuvor, richtete Bostwick seinen Blick auf den jungen Mann, während er ihm seine Hand entgegen streckte, in der sich eine Einladung zur Beerdigung befand. Dem Blick hielt er zwar Stand, senkte den Kopf jedoch um die Einladung zu betrachten und sie nickend entgegenzunehmen.

„Vielen Dank. Ihr könnt Euch auf mich verlassen.“

„Das hoffe ich. Euch auf dieser Universität verlieren zu müssen, ist nicht in meinem Interesse.“

Ohne dem etwas entgegenzusetzen, richtete sich Aram wieder auf und verbeugte sich vor dem Direktor. Er machte auf dem Absatz kehrt und schritt durch die Tür, erst danach blieb er erleichtert stehen und lehnte sich gegen die Mauer, wo er erst einmal die schlichte Einladung begutachtete. Nur die Adressdaten, sowie das Datum und die Uhrzeit standen darauf.

„Am Freitag um 10 Uhr. Auf dem Wolvercote Cemetery? Ich dachte Tony kommt aus Northampton, wieso wird er dann hier bestattet?“

Seufzend steckte die kleine Karte in die Brusttasche seines Mantels und setzte sich wieder in Bewegung, um zurück in sein Zimmer zu marschieren.

„Zumindest erspart mir das eine längere Reise...“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ExeonAureas
2016-05-18T22:17:28+00:00 19.05.2016 00:17
So, dann kommentier ich auch mal bei dir, damit du mir nicht dauernd ein schlechtes Gewissen machst. =P

Vorab: Ich liebe deinen Schreibstil. Ich sag es zwar immer wieder, aber ich finde deine Art die Dinge zu beschreiben und die Geschichte lebendig zu gestalten wundervoll, soweit, dass ich sogar ein wenig neidisch bin.

Nun aber zum eigentlichen: Mir gefällt die Geschichte bisher sehr gut. Ich mag Aram, er ist mir sehr sympathisch. Genauso wie Tony, umso trauriger, was mit ihm passiert ist. :'<
Der Verlauf der Geschichte ist flüssig, gut lesbar und schlüssig, auch die Interaktionen zwischen den Charakteren sind gut beschrieben. Vorallem Arams, man bekommt sofort ein gutes Bild von seinem Charakter.
Zwar sind die einzelnen Kapitel sehr kurz, aber das stört eher mich persönlich. Für die Geschichte selbst ist die Länge passend.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht und freue mich schon auf die nächsten Kapitel! Keep it up! °^°/
Antwort von:  Suiya
30.05.2016 16:42
Danke^^
Ich finde es lustig, weil genau die Sachen die du aufzählst, finde ich nicht gut bei mir. Meine Geschichten wirken auf mich immer so steif und trocken ><
Ich hoffe aber, dass sich das durch das Schreiben verbessert, Übung macht ja bekanntlich den Meister x'D
Aram ist ja auch mein Hauptcharakter und er ist mir schon sehr ans Herz gewachsen, deswegen versuche ich ihn so gut wie möglich rüberzubringen, bei den anderen Charakteren kommt es, meiner Meinung nach, aber leider noch etwas zu kurz, daran müsste ich auch noch arbeiten.
Aber es freut mich, dass dir die Geschichte gefällt x3


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