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Vienna Romance

Im Jahre 1670
von

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5: neue Kleider

Aya war schon lange aufgewacht, als Schuldig sich zu regen begann. Er vergrub sein Gesicht in Ayas Halsbeuge und Aya konnte nicht umhin, mit einzelnen Strähnen aus Schuldigs Haaren zu spielen.

Schuldig schien zu schnurren, und Aya seufzte. Er bemerkte, dass Schuldig wirklich munter zu werden begann und legte seine Hand wieder auf die Matratze zurück.

"Munter?", fragt er leise.

"Hmm?... hmmm... ja.", murmelte Schuldig verschlafen.

"Dann geh runter, du bist schwer."

Schuldig hob seinen Kopf und sah Aya mit einem Schlafzimmerblick an, wie er im Buche steht.

"Du bist schwer.", wiederholte Aya.

Schuldig rutschte schwerfällig weg und gab Aya somit frei.

Aya setzte sich auf und streckte sich erst einmal genüsslich. Schuldig kuschelte sich derweilen noch mal in die warme Decke. Dann stand Aya auf. Nach nochmaligem strecken zog er sich aus, ging zu seinem Kasten und suchte sich frische Sachen heraus.

Plötzlich war Schuldig putzmunter und sah Aya interessiert zu.

Aya hatte erst die Hose angezogen, als er Schuldigs Blick bemerkte. "Was ist?"

"Willst du nicht so bleiben?"

"Wie?"

"Na so."

Aya sah an sich hinunter und dann wieder zu Schuldig. "Das dürfte wohl kaum angemessene Kleidung sein, um herumzulaufen."

"Aber es steht dir. Du siehst gut so aus."

"Ich wette, das es in deinen Augen nichts gibt, das mir nicht steht."

"Ich denke, die Wette würdest du gewinnen."

"Und? Wie sieht es aus, gibt es etwas das dir nicht steht?"

Schuldig überlegte einen Augenblick bevor er antwortete: "Ein Kleid nehme ich an. Ich würde wohl etwas flach wirken... oder man könnte auch sagen zart gebaut.", mutmaßte Schuldig mit einem Schmunzeln.

"Oho! Soll das heißen, ein Kleid würde mir auch stehen?"

"Vielleicht... das herauszufinden währe nicht schwer."

"Untersteh dich!"

"Warum nicht? Währe doch amüsant."

Aya grinste schelmisch: "Wenn du eines anziehst, zieh ich auch eines an. Ich würde dich nur zu gerne einmal in einem Kleid sehen."

"Mit allem drum und dran?"

"Mit allem drum und dran."

"Versprochen?"

"Versprochen."

"Gut.", Schuldig schwang sich aus dem Bett, "Warte einen Moment."

Schuldig verschwand aus dem Zimmer und ließ einen stutzenden Aya zurück. Er fragte sich ob Schuldig das jetzt wirklich tun würde. Aber nein, so verrückt konnte doch nicht einmal ein Schuldig sein... oder?

Einige Zeit später kam Schuldig mit einer Magd und zwei Händen voll Gewändern zurück.

Aya sah ihn fassungslos an. "Du willst wirklich...?"

"Aber sicher doch. Du hast mir dein Wort gegeben.", erinnerte Schuldig.

"Ja schon aber...."

"Kein aber! Los! Du hast es versprochen."

"Aber du beginnst."

Schuldig sah ihn unschlüssig an, aber Ayas Blick ließ keine Widerworte aufkommen. Schließlich seufzte Schuldig: "Wenn es denn sein muss. Aber du gehst derweilen hinaus. Ich will dich überraschen."

Aya ging hinunter in die Küche und frühstückte. Es war zwar ungewöhnlich, dass der Gast in der Küche frühstückte, aber Aya hatte keine Lust zu warten, bis alles hergerichtet war.

Nachdem er fertig war ging er wieder hinauf.

Schuldig hatte inzwischen mit Hilfe der Magd das Kleid und auch alles andere das dazugehörte angelegt.

Aya klopfte an und fragte ob Schuldig schon fertig sei. Als ein ,ja' ertönte trat er ein. Er sah sich erwartungsvoll um, als Schuldig hinter einem Paravant hervortrat.

Aya prustete los vor Lachen, noch bevor Schuldig richtig vor ihm stand.

"Nein! So kannst du auf keinen Fall aus dem Haus gehen! Dich würde sofort die Polizei festnehmen. Und deine Tante würde dann wahrscheinlich einen Herzinfarkt bekommen."

"Bin ja nur mal gespannt wie du in einem Kleid aussiehst.", grummelte Schuldig.

Er schälte sich wieder aus seinem Kleid und zog sich seinen normalen Hausstaat an.

"Viel vergnügen.", schmiss er noch in den Raum, bevor auch er seinen Weg in die Küche nahm.

Aya ließ sich von der Magd einkleiden. Er war gerade fertig angezogen, als die Türe geöffnet wurde, und Schuldig hereinkam.

Als sein Blick auf Aya fiel, stockte er und blieb mit offenem Mund in der Türe stehen.

"Was ist denn?", fragte Aya nervös, "Du sahst auch nicht gerade bezaubernd aus."

Schuldig ignorierte Ayas Worte und deutete der Magd sich zu entfernen.

Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, trat Schuldig näher.

Aya sah ihn unsicher an.

"Darf ich?", fragte Schuldig, wartete jedoch keine Antwort ab, sondern ging um Aya herum und zupfte dort und da herum.

Aya fühlte sich unwohl in dem Kleid und sträubte sich ein Wenig.

Schuldig trat wieder zurück und sah Aya noch mal an.

"Du... du siehst nicht lächerlich aus...", sagte er fassungslos.

"Ja, schrecklich trifft es wohl eher." Aya sah an sich hinab. "Aber ich will ja auch nicht als Frau herumlaufen."

"Warte noch einen Moment."

Schuldig zwang Aya sich hinzusetzen und werkte an seinen langen roten Haaren herum.

"Was tust du?", protestierte dieser.

Schuldig sagte nichts, und so musste Aya warten, bis Schuldig ihn hochzog. Ihm einen Kuss auf die Schulter gebend führte er ihn zu dem mannshohen Spiegel. "Sieh selbst."

"Um Gottes Willen!", entfuhr es Aya, "Ich sehe aus wie... wie... lasst mich raus. Ich muss sofort raus aus diesem Kleid!"

"Nein... nein bitte... es... es steht dir."

"Nein! Ich will sofort aus diesem Ding heraus!" Ayas Stimme überschlug sich fast. Er bekam auf einmal keine Luft und ihm war unsagbar schlecht. Er taumelte und Schuldig musste ihn stützen, sonst wäre er gestürzt.

"Was ist denn los?", fragte Schuldig besorgt.

"Ich... ich sehe aus wie... wie... wie eine Frau.", keuchte Aya

"Wunderschön.", stellt Schuldig verständnislos fest.

"Nein... nein... ich...", Aya versuchte sich zu beruhigen. Er fasste sich so gut er konnte. "Du.. übertreibst.", wich er aus.

"Aber es stimmt. Ich habe noch nie etwas so Schönes gesehen." Schuldig ließ sich nicht beirren.

Sekunden starrte Aya in den Spiegel. Was er sah machte ihm Angst. Es erinnerte ihn an... Er sah Schuldig hinter sich - ihn beobachtend, mit leuchtenden und zugleich besorgten Augen. "Hilf mir aus dem Kleid. Mach es auf... bitte..."

"Willst du es nicht noch eine Weile anbehalten?"

"Wozu?"

"Du gefällst mir darin, du siehst gut aus."

"Und weiblich.", protestierte Aya weiter. Er konnte nicht länger in den Spiegel sehen.

"So könntest du dich das nächste mal anziehen, wenn wir meine Tante besuchen. Dann hätte sie ihre lang ersehnte Braut für mich."

Aya hatte sein Gesicht abgewendet und die Augen geschlossen.

"Ist es wirklich so schlimm, dass du in Frauenkleidern steckst?", fragte Schuldig ernst. Er sah noch immer in den Spiegel.

"Nun ja... etwas komisch.", wich Aya abermals aus.

Schuldig wendete sich um und suchte etwas in der großen ebenholzenen Kommode.

Aya sah Schuldig nach und fragte was er suche. Dieser bat ihn aber nur sich wieder umzudrehen und einen Augenblick zu warten.

Aya wendete sich widerwillig seinem Spiegelbild zu und wartete. Es erfüllte ihn wieder mit Angst was er sah. Aber jetzt war es weniger Angst was er fühlte. Sein Hals war wie zugeschnürt, aber er hielt dem Anblick stand.

Schuldig stellte sich hinter Aya und legte ihm etwas um den Hals. "Ist das nicht etwas übertrieben?", fragte er erschrocken, als er ein Diamantkollier erkannte.

Schuldig lächelte: "Es gehört zu dem Kleid."

"Darum liegt es ja auch hier in der Kommode.", Aya drehte sich zu Schuldig um. Er hatte seinen anfänglichen Schock überwunden. Auch wenn er aussah wie... NEIN!

ER war es, der hier stand! Es war SEIN Spiegelbild!

Außerdem wollte er vermeiden, dass Schuldig auf die Idee kam, zu fragen, was los sei.

Er warf den Kopf schauspielerisch in den Nacken, ließ einen lasziven Blick über Schuldig gleiten und hielt ihm erwartungsvoll die Hand entgegen. Er versuchte seiner Stimme einen weiblichen klang haben zu lassen: "...fehlt nur noch mein Ring werter Herr."

Schuldig ergriff die Hand und küsste sie ebenso hingebungsvoll, wie Aya sie ihm entgegen hielt. Er war zwar etwas verwundert über Ayas abermaligen Stimmungswechsel, beachtete diesen Umstand aber nicht weiter. "Wollt ihr einen mein Fräulein?"

Aya hob sein Kinn und sah von oben herab auf Schuldig. "Es würde Eure Tante sicherlich sehr erfreuen."

Schuldig hielt Ayas Hand noch immer fest als er erstaunt zu ihm hochsah.

Hätten Ayas Eltern die beiden gesehen, währe Aya wohl sofort in das nächste Kloster gekommen. Schuldig hätten sie wohl beim Hexenhammer wegen Kindesverführung angeklagt.

"So etwas kann ich nicht tun.", sagte Schuldig.

"Warum nicht? Dann währst du sie endlich los."

"Aber..."

"Willst du nicht endlich Ruhe haben?"

"Hmm.... aber... würdest du das für mich tun?"

Aya überlegte einen Augenblick. Sie war tot! ER stand hier. ER würde an Schuldigs Seite gehen. Sie gab es nicht mehr. "Sicher.", zwang sich Aya zu einem verschmitzten Lächeln, "Ich möchte doch wissen ob ich als Dame überzeuge."

Schuldig küsste Aya stürmisch, der schob ihn aber von sich. "Wann sehen wir deine Tante das nächste mal?"

"An dem besagten Ball."

"Gut. Dann stellst du mich ihr als..." Aya schluckte hart. Er zwang sich, sich einzureden, dass er sie nun endlich vergessen musste. "Stell mich als meine Schwester vor."

"Du hast eine Schwester?", stutzte Schuldig, "Wo hast du die denn gelassen?"

Ayas Blick wurde wieder wehmütig als Schuldig ihn so direkt darauf ansprach. "Meine Schwester... sie... "

In jenem Augenblick wurde die Türe geöffnet und Aya somit aus der Situation gerettet.

"Sir? Darf isch stören? Jemand möchte sie sprechen."

Schuldig entschuldigte sich und ging.

Aya drehte sich noch mal zum Spiegel und sah an sich hinunter.

"Wie ihr das Kleid wohl stehen würde?" Er strich sich sinnend über die Vorderseite des Kleides.

Vor seinen Augen verwandelte sich sein Spiegelbild in das eines Mädchens. Es hatte ähnliche Gesichtszüge wie Aya, nur waren sie noch weicher. Das Kleid betonte ihre Figur auf wunderbare Weise. Die ebenfalls roten Haare waren noch länger als die Ayas und leicht gelockt. Ihre Augen waren größer und trugen längere Wimpern. Doch der ängstliche Blick in den Augen des Mädchens passte nicht dazu.

"Ich werde dich schon nicht vergessen... aber es wird Zeit abschied zu nehmen..."

Das Wesen im Spiegel nickte nur. Es machte einen Schritt auf Aya zu und auch Aya näherte sich dem Spiegel. "Ich liebe dich... und es tut mir leid." Die Gestalt legte einen Finger auf ihre Lippen, dann streckte sie die Hand aus. Aya tat es ihr gleich. Für Sekunden war es ihm, als würde er wirklich eine andere Hand berühren. Dann aber verschwand mit einem Mal das Mädchen und Aya blieb alleine zurück, die Hand an den Spiegel haltend.

Er stand noch einige Zeit da und sah nur in den Spiegel. Dann löste er sich und begann sich auszuziehen.
 


 

tbc in 6: die Tante stört



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