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Doctor Who - H2, Oh

von

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Episode Fünf

Episode Fünf

Ich kratze mich einigermaßen Verlegen am Hals, lache dann jedoch aufgrund des Gesichtsausdruckes mit dem mich der Doctor ansieht und rücke meine Lederklamotten zurecht.

»Das lässt Sie nicht los, oder?«

»Ich verstehe nur nicht, was einen Mann wie Jack dazu bringt, solch einen Schritt zu gehen.«

Ich beobachte, wie der Doctor aufsteht und mit den Schuhspitzen seiner Chucks gedankenverloren gegen den Baumstamm tritt. Solange bis ein Stück der morschen Rinde abbricht und er sich unbehaglich abwendet.

»Also das war so«, beginne ich und krame meine beste Märchenerzählerstimme hervor, während ich mit der Keksdose zu unseren Füßen liebäugele. »Meine Mutter wollte ein Kind.«

»So weit komme ich noch mit«, sagt der Doctor emotionslos und sieht mich auch so an.

»Aber es fehlte immer der Richtige.«

»Jaaaa«, macht der Doctor und zieht das einfache Wort dabei so sehr in die Länge, bis es mehrere Silben hat.

»Eines Tages ging sie also in eine Bar«, erkläre ich und kratze mit dem Stiefel eine Rinne in den feinen Sand. »Mum nennt das gerne 'Den Tag, als sie der Teufel ritt.'«

Der Doctor macht ein angeekeltes Gesicht.

»Bitte keine Einzelheiten«, ruft er aus und ich boxe ihn in den Oberarm.

»Doch nicht was Sie denken! Es war eine spezielle Bar. Denn in dieser Bar verkehrten nur...«

Ich sehe den Doctor eindringlich und wie ich denke vielsagend an.

»Nur was?«, fragt dieser. »Karfelander? Raxacoricofallapatorianer? Vessicaner? Jetzt lassen Sie sich doch nicht alles aus der Nase ziehen. Sie sind doch kein Alien?« Er scannt mich kurz mit seinem Schraubenzieher und besieht sich die Ergebnisse. »Kein Alien. Durch und durch menschlich. Oh, ich liebe menschliche Menschen.«

»Männer«, beende ich meinen Satz endlich und kann nicht glauben, dass der Groschen noch nicht gefallen ist. »Es war eine Bar für Männer.«

»Macht das Sinn?«, will der Doctor ernsthaft wissen, redet jedoch offensichtlich nur mit sich selbst. »Oh, war wahrscheinlich eine dieser... dieser... » Er schnippt mit dem Finger, bis ihm das richtige Wort einfällt. »Stripbars! Davon habe ich einmal gehört, als ich auf Kahler war. Unschöne Sache. Damals ist ein Trionier einfach so implodiert. Das gab eine Riesensauerei.«

»Ja, so ähnlich«, lasse ich ihm in den Glauben. »Wie dem auch sei. Mum hat sich den ersten gutaussehenden Kerl geschnappt, den Sie finden konnte und so lange auf ihn eingeredet, bis er bereit war, seine... na Sie wissen schon... Freunde... zu spenden. Alkohol spielte dabei auch eine nicht ganz unwichtige Rolle.«

»Hat Ihre Mutter Haaren auf den Zähnen?«, fragt mich der Doctor und schaut aus zusammengekniffenen Augen auf mich hinab. »Nicht wortwörtlich natürlich.«

»Oh, ja, das hat sie!«

Der Doctor schnalzt mit der Zunge und fühlt sich offensichtlich bestätigt.

»Warum sind es immer die Mütter?«, murmelt er und sieht sich nach einer Sitzmöglichkeit um. Da keine andere da ist, macht er es sich wieder auf dem Baumstamm bequem und sieht mich abschätzend an. Ich fühle mich unwohl und werde mir meiner knotigen Haare nur allzu bewusst. »Sind Sie ausgerastet, als Sie das mit der Unsterblichkeit Ihres Vaters erfahren haben?«

»So ziemlich, ja«, bestätige ich, denke aber immer wieder belustigt daran zurück. »Ist schon eine irre Geschichte.« Tut jetzt aber nichts zur Sache.

Der Gesichtsausdruck des Doctors wird freundlich, als er mich weiter mustert.

»Sie können das gut.«

»Was denn?«, frage ich, weil ich wirklich nicht weiß, was er meint.

»Nur die Tür öffnen, auf die es ankommt«, meint er und deutet mit einem Finger kurz gegen seine Schläfe.

»Ja«, bestätige ich und erinnere mich an den Moment, als er in meinen Geist eindrang um zu überprüfen, ob meine Geschichte der Wahrheit entspricht. Ist das wirklich erst wenige Stunden her? »Ich lasse ja nicht jeden in meinem Geist herumspuken.«

»Hat Ihnen das Jack... hat Ihnen das Ihr Vater beigebracht?«

»Nein«, sage ich langsam und scharre die Furche zu meinen Füßen wieder mit Sand zu. »Das war ich selber. Wenn man eine rapdaische Folter überstehen will, darf man niemanden in seinen Kopf lassen.«

Der Doctor blickt überrascht auf und sieht mich mit großen Augen an.

»Die Rapda?«

»Hm«, mache ich nur und setze mich wieder neben den Doctor, vermeide jedoch jeden Blickkontakt und sehe hinaus auf das Meer. »Ich bin auch schon viel herumgekommen.«

»Die Rapda töten ihre Gefangenen. Ohne Ausnahme«, belehrt er mich und sieht mich dabei von der Seite her an, ich schaue jedoch weiter geradeaus.

»Da hatte ich wohl mehr Glück als Verstand«, sage ich schlicht und tue das Thema damit ab.

Der Doctor erwidert darauf nichts, und so sitzen wir schweigend ein paar Minuten da, während irgendwo in der Ferne ein Pterodactyloidea krakeelt.

Schließlich halte ich es nicht mehr aus. Da ist noch diese eine Sache. Sie nagt bereits an mir, seit ich in die Tardis gestolpert bin.

»Ich muss es einfach ansprechen«, platzt es daher aus mir heraus und ich klatsche auf meine Oberschenkel. Der Doctor sieht mich fragend an und ich ringe nach Worten. Als mir keine sonderlich blumigen Umschreibungen einfallen, beschließe ich, einfach mit der Tür ins Haus zu fallen. »Das mit Rose tut mir sehr Leid!«

Etwas blitzt in den Augen des Doctors auf. Nur ganz kurz, aber ich habe es trotzdem bemerkt.

»Danke«, sagt er schlicht, beugt sich nach vorn und stützt dann überlegend das Kinn in seine Hände.

»Ich weiß, dass Sie denken, es ist hoffnungslos, aber es gibt immer einen Weg«, spreche ich ihm Mut zu.

»Nicht dieses Mal«, nuschelt er in seine Hand.

»Es gibt IMMER einen Weg!«, wiederhole ich, diesmal noch nachdrücklicher und reibe mir zuversichtlich die Hände. »Haben Sie Vertrauen. Kommt Zeit, kommt Rat.«

»Das ist es!« Der Doctor springt so schnell auf, dass ich vor Schreck beinahe nach hinten überkippe. »Zeit! Das ist die Lösung! Oh, ich könnte Sie küssen!«

Ich halte dies allerdings nicht für sonderlich angebracht und will gerade meine Bedenken diesbezüglich äußern, als er bereits mein Gesicht in beide Hände nimmt und einen Kuss auf meinen Haaransatz drückt. Oh, okay.

»Ich verstehe nicht ganz«, äußere ich, als er von mir ablässt, sich um seine eigene Achse dreht und auf das Meer hinaus sieht.

Ich stelle mich sogleich neben ihn und sehe, dass er vor Freude strahlt.

»Die Tardis wird auf ganz natürlichem Weg wieder zu uns kommen. Ihre Schutzmechanismen lassen nicht zu, dass sie verdaut wird, das heißt...«

»Urgh«, rufe ich aus. »Sprechen Sie bloß nicht weiter!«

»Sie wird ausgekackt!«

»Sie sollten es doch nicht sagen!«

»Wie lange dauert so ein Verdauungsvorgang wohl bei einem Pliosaurus?«

»Hören Sie mir überhaupt zu? Und wieso sind Sie nicht gleich von selbst darauf gekommen? Habe ich Sie etwa mit meinem Gerede über Bars für Männer ganz aus dem Konzept gebracht?«

Die Augen des Doctors huschen kurz zu mir und er rückt seine Krawatte zurecht.

»Vielleicht«, gesteht er und ich beginne zu grinsen. »Hören Sie das?«

»Ein Pterodactyloidea«, sage ich und bin froh, dass es sich gelohnt hat, als Kind ohne Unterlass »In einem Land vor unserer Zeit« zu schauen. Ich hatte jede VHS-Kassette. »Jetzt lenken Sie nicht vom Thema ab.«

»Nein«, sagt der Doctor abwesend und wir schauen beide angestrengt in die Ferne, als würden wir dadurch besser hören können. »Klingt nach Maschinenlärm.«

Maschinenlärm?

»Im Oberjura?«

»Kommen Sie!«

Der Doctor ergreift meine Hand, schnappt sich die Eichhörnchenkeksdose mit der anderen und wir hetzen den Strand entlang, durchstreifen Dünen, einen Hügel hinauf, bis hin zu einer weiteren Hochebene, die sich schnell in einer exorbitanten Baugrube verliert.

»Das... ist Menschentechnologie«, sage ich schwer atmend und betrachte die monströsen Maschinen, die in der Grube vor sich hin werkeln. Ich fühle mich winzig, als ich die gewaltigen Apparaturen dabei beobachte, wie sie weiß Gott was abtragen. Unangebrachte Begeisterung steigt in mir empor und ich kann mich gerade noch davon abhalten, aufgeregt auf und ab zu hüpfen. »Das sind Bagger 288! Zweihundertzwanzig Meter lang und sechsundneunzig Meter hoch. Dreizehntausend Tonnen pure Schwerindustriegewalt!«

Der Doctor sieht mich mit erhobenen Augenbrauen von der Seite an und ich bemerke so ganz nebenbei, dass die Keksdose verschwunden ist.

»Ich... interessiere mich für... große... technische... Sachen«, fühle ich mich genötigt zu sagen.

»Sehr gut«, gesteht mir der Doctor zu. »Eigentlich sind es dreizehntausendfünfhundert Tonnen pure Schwerindustriegewalt. Aber wir wollen mal nicht so kleinlich sein, denn wir wissen auch, dass er erst im Jahr 1978 hergestellt wird. Soll heißen...«

»Was macht er im Oberjura?«, beende ich seinen Satz und der Doctor zeigt mit schnippendem Finger auf mich.

»Sehen wir uns das einmal genauer an«, meint er dann und hält mir seinen angewinkelten Arm entgegen.

Ich hake mich ein und wir schleichen gemeinsam an den Rand der gewaltigen Grube. Der Vredefort-Krater in Südafrika meiner Zeit ist ein Dreck gegen dieses Monument.

Wir haben den Rand des offensichtlichen Tagebaus kaum erreicht, als uns Schüsse um die Ohren fliegen.
 

~ Ende der fünften Episode ~



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