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Burning in the Skies

von

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Träume

In meinem Blick lag eine solche Entschlossenheit, dass es mich selbst wunderte, woher ich diese nahm. Ich kannte Alex nicht und doch wollte ich, dass es ihm gut geht. Herr Smith war der Einzige, der mir in dieser Sache weiterhelfen konnte. Noch immer hatte er nichts darauf geantwortet. Sein Blick ruhte auf mir, doch in seinen Augen hatte sich etwas geändert. Sie strahlten plötzlich eine Wärme aus, die ich vorher noch nicht bei ihm gesehen hatte, denn normalerweise war sein Blick streng und kalt. Keinerlei Emotionen ließ er zu.

»Du willst Alex zurück holen? Wie willst du das anstellen?«

Seine Frage überrumpelte mich etwas. Wirklich Gedanken darüber hatte ich mir bisher noch nicht gemacht. Eher war mein Auftreten eine Kurzschlussreaktion gewesen, doch wollte ich auf keinen Fall einfach so aufgeben, ohne es irgendwie versucht zu haben. Entschlossen lächelte ich Herr Smith an.

»Lassen Sie das mal meine Sorge sein, Herr Smith. Ich kriege das hin!«, antwortete ich selbstbewusst.

Dies entlockte meinem Gegenüber ein kurzes Lächeln, welches jedoch sofort wieder verschwand und er mich ernst ansah.

»Du wirst ihn im Park finden. Dort ist er fast jeden Tag. Wo er genau wohnt, weiß ich leider nicht.«

Ich lächelte ihn aufmunternd an. »Ich werde mein Bestes geben, um ihn zu finden. Versprochen!«

Somit drehte ich mich auf dem Absatz um und ging zurück zu Mia und Kim. Die beiden standen schon die ganze Zeit etwas Abseits und hatten scheinbar alles beobachtet.

»Was wollte Herr Smith denn von dir?«, fragte Mia neugierig.

»Nichts Besonderes. Er wollte sich nur erkundigen, ob gestern alles gut gelaufen ist«, erwiderte ich schulterzuckend.

Das schien Mia wohl als Antwort zu reichen, denn sie erwiderte darauf nichts mehr. Kim warf ihr einen merkwürdigen Blick zu, den ich gekonnt ignorierte.

»Kommt, wir schauen uns noch etwas um hier«, beschloss ich, hakte mich bei den beiden ein und lief die zahlreichen Stände mit ihnen ab.

 

*

 

»Ich habe noch etwas zu erledigen. Ich komme später nach Hause.«

Ich saß mit meiner Schwester im Auto. Ihre Freundinnen hatte ich bereits in ihrem Zuhause abgesetzt und war nun auf dem Weg zur Villa. Emily schaute mich fragend an.

»Wo willst du hin?«

Lächelnd blickte ich sie über den Rückspiegel an.

»Ich habe noch einen Auftrag von Herrn Smith bekommen.«

Nachdem ich an der Villa ankam und Emily ausgestiegen war, ließ ich noch einmal das Fenster runter.

»Sagst du Martha bitte Bescheid?«, rief ich noch einmal hinterher.

Nickend drehte meine Schwester sich wieder um und betrat die Villa.

Ich schloss das Fenster wieder, legte den Gang ein und machte mich auf den Weg zum Bahnhof.

 

Nachdem ich am Bahnhof ankam und mir ein Ticket besorgte, stieg ich in den Zug ein. Ich setzte mich an die Scheibe und lehnte meine Stirn dagegen. So langsam überkam mich Nervosität. Was sollte ich tun, wenn Alex wirklich auftauchen sollte? Wie sollte ich ihn ansprechen und sollte ich seinen Bruder erwähnen? Seufzend schloss ich meine Augen.

Der Zug hielt an meinem Ziel und ich stieg schnell aus. Mit langsamen Schritten ging ich die Straßen vom letzten Tag entlang. Immer in der Hoffnung, dass die Typen von gestern nicht noch einmal auftauchen würden. Nach wenigen Minuten kam ich zu dem heruntergekommenen Park. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen betrat ich diesen und schaute mich sorgfältig um.

Ich ging den steinernen Weg entlang und betrachtete die einzelnen Bänke, doch niemand war zu sehen. Schulterzuckend lief ich weiter und sah von weitem bereits, dass ein junger Mann auf einer Bank lag und scheinbar schlief.

Lächelnd und innerlich triumphierend, dass es so leicht war, ging ich auf die besagte Bank zu. Ich hatte die Bank noch nicht ganz erreicht, da öffnete Alex seine Augen und blickte mich etwas verwirrt an.

»Was willst du?«

Seine eiskalte Stimme ließ mich unwillkürlich zusammen zucken. Eine Gänsehaut breitete sich über meinem Rücken aus. In diesem Moment wurde mir erst wieder klar, wen ich gerade belästigte. Mutig holte ich den Apfel aus meiner Tasche und hielt ihn zitternd in meinen Händen.

Verwundert über meine Tat schaute er mir in die Augen.

»I-Ich wollte dir deinen Apfel zurück geben«, sagte ich. Meine Stimme klang nicht wirklich Entschlossen, aber sie hatte ihren Zweck erfüllt, denn auf Alex‘ Lippen schlich sich ein kurzes Lächeln, welches im nächsten Moment wieder verschwunden war. Diese Szene erinnerte mich an seinen Bruder und ich musste leicht schmunzeln. Die beiden waren sich wohl ähnlicher, als sie es wollten.

Ich war so in meine Gedanken versunken gewesen, dass ich gar nicht bemerkte, wie Alex sich auf die Bank setzte und mich stumm ansah. Auf was wartete er?

Mein Herz schlug in diesem Moment immer schneller. Ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen und ich hatte das Gefühl, dass ich innerlich verbrannte. Sein Blick ruhte so intensiv auf mir, dass es mir eine weitere Welle der Gänsehaut über den Rücken jagte. Was zum Teufel machte dieser Junge mit mir?

Plötzlich schlich sich ein Grinsen auf seine Lippen. »Mache ich dich nervös?«

Ich zuckte erneut zusammen. War ich so durchschaubar für ihn? Ein Lachen ertönte und riss mich aus meinen Gedanken.

»Du bist wirklich niedlich, wenn du so schaust«, kam es von ihm. Er stand auf und überbrückte die wenigen Meter zwischen uns mit nur einem Schritt. Nun stand er direkt vor mir. Ich blickte zu ihm hoch, denn er war ein ganzes Stück größer als ich selbst. Bei der plötzlichen Nähe von ihm wurde mein Gesicht ganz heiß.

»Hat es dir die Sprache verschlagen?«

Ich riss mich zusammen und blickte ihm in seine Augen.

»Nein«, flüsterte ich.

Im nächsten Moment spürte ich seine Hand auf meiner und ich schaute ihn erschrocken an, bis ich bemerkte, dass er den Apfel an sich genommen hatte. Mit einem Funkeln in den Augen biss er genüsslich davon ab und grinste mich an.

»Lecker, aber leider nicht der Apfel, den ich durch dich verloren habe«, sagte er.

Fragend blickte ich ihn weiterhin an. Meine Haut kribbelte noch etwas von seiner kurzen Berührung.

»Wie meinst du das?«, fragte ich.

Alex entfernte sich wieder von mir und lief einfach gemütlich aus dem Park. Ich stand verwirrt und ratlos an Ort und Stelle. Was sollte das denn wieder? Wütend ballte ich meine Hände zur Faust und rannte ihm hinterher.

Der Schwarzhaarige hatte mich natürlich sofort bemerkt und schaute mich über seine Schulter an.

»Hast du nichts Besseres zu tun, als mir hinterher zu laufen?«

Wütend funkelte ich ihn an. Wie konnte man von der einen Sekunden auf die andere so verschieden sein? Er war doch gerade noch total nett und jetzt war er so anders! Frustriert blieb ich stehen und ließ ihn gehen.

Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. So leicht werde ich es dir nicht machen, Alex!

Ich wartete einen Moment ab, bis Alex um die nächste Ecke bog und ging ihm dann langsam mit genügend Abstand hinterher. Nach einigen Minuten kam Alex an einem Wohnblock an, der ziemlich heruntergekommen aussah. Er schaute sich noch einmal nach rechts und links um, um sicher zu sein, dass ihn niemand verfolgte und trat dann in seine Wohnung ein.

Grinsend ging ich zu dem Wohnblock und suchte nach seinem Klingelschild. Echt super, dass ich durch unseren Lehrer automatisch seinen Nachnamen kenne und ihn so ganz leicht finden kann!

Ich betätigte die Klingel im unteren Stock und betrat das Gebäude, nachdem das Summen der Tür ertönte. Manche Nachbarn waren so naiv, dass sie einem Fremden einfach die Tür öffneten, ohne die Sprechanlage zu benutzen. Das war mein Vorteil! Denn durch die Klingelschilder wusste ich, dass Alex sich nun im 3. Stock befinden musste. Entschlossen stieg ich die Treppen hinauf und kam kurz darauf im besagten Stock an. Ich musste nicht lange suchen, da fand ich seine Wohnungstür.

Nun stand ich nervös davor. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und klingelte.

»Verschwindet! Ich will keine Reklame!«

Diese Aussage brachte mich wirklich zum Schmunzeln. Erneut betätigte ich die Klingel. Nach wenigen Sekunden wurde die Tür brutal aufgerissen. Ein wütender Alex stand darin, doch sein Gesichtsausdruck wurde schnell zu einem Entsetzten, der dann zu einem verwirrten wurde.

»Was machst du hier?!«

Ich zuckte mit den Schultern. »Du schuldest mir noch eine Antwort.«

Verblüfft schaute er mich an. Kurz darauf begann er zu grinsen.

»Du gefällst mir, Kleine«, sagte er.

Eine erneute Gänsehaut überfiel mich.

»Deine Hartnäckigkeit soll belohnt werden. Komm doch rein«, bot er an und trat ein wenig zur Seite, um mir Platz zu machen.

Unsicher blickte ich ihm in die Augen. Konnte allerdings keinerlei Regung in ihnen finden. Ich atmete noch einmal tief ein und aus und betrat dann die kleine Wohnung. Vom Flur aus konnte man zwei Türen erkennen. Am Ende des Flures sah man das Wohnzimmer mit angrenzender Küche. Alex berührte mich am Rücken und schob mich sanft ins Wohnzimmer.

»Fühl dich wie Zuhause«, sagte er und begab sich in die Küche.

Ich schaute mich in der Zeit in dem Raum um. In der Mitte des Raumes stand eine Couch, die aus schwarzem Leder war. Davor stand ein kleiner Tisch, auf dem eine Kerze seinen Platz gefunden hatte. Etwas weiter weg stand ein kleiner Fernseher auf einer Art Kommode. Ich ließ meinen Blick weiter durch den Raum schleifen. Überall lagen leere Flaschen und Männerzeitschriften auf dem Boden. Ich setzte mich auf die Couch und wartete darauf, dass Alex zurück kam.

»Es war ein Rubinapfel gewesen.«

Seine Stimme ließ mich kurz erschrocken zusammen zucken. Mein Blick huschte zur Küchentür, an der Alex nun angelehnt stand. In der Hand hielt er ein Glas Wasser, aus dem er nun einen Schluck trank.

»Es ist nicht leicht, an solch einen Apfel zu kommen. Er war sehr kostbar für mich«, sagte er, stieß sich von der Tür ab und kam zu mir.

Seufzend setzte er sich auf die Couch.

»Aber warum hast du ihn dann benutzt, um Carlos zu treffen?«

Alex zuckte mit seinen Schultern.

»Ich weiß es nicht.«

Eine ganze Weile schwiegen wir uns an. Mein Blick glitt in die Küche und ich stellte fest, dass diese sehr sauber war. Alles war sorgfältig an seinem Platz.

»Wofür brauchtest du den Apfel?«

Überrascht über meine Frage blickte er mich an. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen.

»Apfelkuchen«, war seine schlichte Antwort und ich wusste in dem Moment nicht, ob er das ernst meinte oder nicht. Ich wollte es aber nicht darauf ankommen lassen und beließ es dabei.

»Hast du Träume?«

Nun war ich diejenige, die überrascht schaute. Ich schüttelte mit dem Kopf. Alex schaute aus dem Fenster, als er wieder zu sprechen begann: »Mein Traum ist es irgendwann eine eigene Konditorei zu haben.«

Sein Blick wurde trauriger.

»Doch das wird immer ein Traum bleiben. Ich habe nur noch diese einzige Chance, doch die versaue ich mir selbst, weil ich einfach keine Lust mehr auf die Schule habe. Alle haben Angst vor mir, weil ich mir eine Mauer aufgebaut habe, um nicht verletzt zu werden.«

Er schüttelte wild mit dem Kopf. »Was erzähle ich dir das eigentlich? Ich kenne ja noch nicht mal deinen Namen!«

Lächelnd hielt ich ihm meine Hand hin. »Das lässt sich ändern.«

Verblüfft über meine Reaktion ergriff er schließlich doch meine Hand und lächelte mich an.

»Mein Name ist Marley.«

»Marley… ein sehr schöner Name«, sagte er, woraufhin ich etwas rot um die Nasenspitze wurde.

»D-Danke.«

 

Alex und ich verbrachten noch eine Stunde zusammen in der Wohnung, bis es langsam dunkel wurde.

»Ich glaube, es wird so langsam Zeit für mich zu gehen. Es wird bereits dunkel draußen«, sagte ich mit einem prüfenden Blick nach draußen. Ich stand auf und schnappte mir meine Jacke, als ich bemerkte, dass auch Alex aufgestanden war und sich ebenfalls seine Jacke überstreifte.

»Was wird das?«, fragte ich mit hochgezogener Augenbraue nach.

»Ich bringe dich nach Hause«, erwiderte er und ich freute mich sehr darüber.

In der letzten Stunde hatte ich viel von seiner Vergangenheit erfahren. Welche Gründe er hatte, sich so zu verändern und weshalb er von Zuhause abgehauen war. Noch immer wusste er nicht, dass ich seine Geschichte bereits vorher kannte und auch Kontakt mit seinem Bruder hatte. Das würde ich ihm ein anderes Mal besser erklären können, statt gleich mit der Tür ins Haus zu fallen.

Schweigend liefen wir nebeneinander her, bis wir am Bahnhof ankamen.

»Den Rest schaffe ich selbst, danke fürs begleiten«, lächelte ich sanft.

»Kein Problem.«

In diesem Moment kam mein Zug und ich stieg mit einem guten Gefühl ein. Als sich die Türen geschlossen hatten, blickte mich Alex noch immer an. Eine erneute Röte zierte meine Wangen. Als der Zug sich langsam in Bewegung setzte, hob Alex seine Hand zum Abschied und winkte mir.

 

*

 

»Wo warst du solange, Marley?«

Ich hatte kaum die Tür aufgeschlossen und den großen Eingangsbereich betreten, da wurde ich auch schon ins Kreuzverhör genommen. Martha und Emily hatten mich sofort ins Wohnzimmer geschleppt und mich ausgefragt.

»Jage uns bitte nie wieder einen solchen Schrecken ein, Schwesterherz!«, kam es von Emily, die sich wirklich ernsthafte Sorgen gemacht hatte.

»Macht euch keine Sorgen. Mir geht es gut!«, lächelte ich.

Nach einigem Überlegen entschied ich mich dazu, den beiden die Wahrheit zu sagen. Wenn ich jemandem vertrauen konnte, dann Martha und Emily. Die Gesichter der beiden wurden immer komischer, je mehr ich ihnen erzählte. Sie konnten gar nicht glauben, dass Alex ganz normale Träume hatte. Die Vergangenheit ließ ich bewusst aus.

Müde gähnte ich. »Ich bin dann mal oben. Es war wirklich ein anstrengender Tag gewesen.«

Somit stieg ich die Treppen hoch und schmiss mich sofort ins Bett. Als ich mich auf den Rücken drehte, fiel ein Zettel aus meiner Tasche. Neugierig schnappte ich ihn mir und öffnete ihn.

 

Ich möchte dich gerne wieder sehen! A.



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