Ein ganz anderes Weihnachten
Es war mal wieder Zeit für die jährliche Weihnachtsfeier des Karasuno Volleyball Teams. Dieses Jahr waren einige Neuzugänge dabei, die zum ersten Mal das Vergnügen hatten, an der Feier teilzunehmen. Der Kapitän des Teams, Sawamura Daichi, hoffte, dass alles klappte. Immerhin hatte er sich sehr, sehr viel Mühe gegeben, damit es allen gefiel. Denn dieses Jahr war etwas anders als letztes Jahr. Er war ganz schön aufgeregt bei dem Gedanken daran, dass etwas schief gehen könnte. Mit leicht zitternden Fingern war er gerade dabei, mit Sugawara den Weihnachtsbaum zu dekorieren und stellte sich dabei zu seinem eigenen Bedauern ziemlich tollpatschig an.
„Warte“, sagte Suga lächelnd und richtete die Kugel, die Daichi etwas lieblos an den Baum gehängt hatte, „so sieht es schöner aus“
„Ja stimmt“, erwiderte Daichi und grinste leicht, während sein Blick jede einzelne von Sugas Bewegungen verfolgte. Er hatte einen Blick für so etwas und es sah automatisch schön aus.
„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Suga plötzlich etwas irritiert, wahrscheinlich aufgrund der Tatsache, dass Daichi regungslos mit einer Kugel in der Hand stehen geblieben war, während Sugawara mit seiner Baumhälfte schon fast fertig war.
„Ah…eh, ja klar!“, erwiderte Daichi und fuhr sich etwas verlegen durchs Haar, während er sich schnell daran machte, den Baum weiter zu dekorieren.
„Beeil dich, die anderen kommen gleich!“, sagte Suga und lachte leicht und trat bereits an die Tür, um zu sehen, ob da schon jemand war.
„Fertig!“, rief Daichi kurz darauf erleichtert und grinste leicht. Man konnte durchaus am Baum sehen, wer für welche Hälfte zuständig gewesen war. Natürlich fiel es auch Sugawara auf.
„Warte“, mit ein paar Handgriffen beseitigte er die Ungenauigkeiten und blickte fröhlich lächelnd auf, als er die Stimmen der anderen hörte.
„Kommt rein!“, sagte Daichi und begrüßte Hinata und Kageyama, die die ersten waren und ziemlich fertig aussahen, da sie sich offenbar wieder ein Wettrennen geliefert hatten. Diese beiden… einfach unmöglich… Es gab sowieso noch kein Essen, bevor noch nicht alle da waren…
Wenig später kamen aber auch die anderen Spieler zur Feier, Tanaka, der direkt nach dem Essen fragte, Nishinoya, der sich wunderte, warum er Asahi nirgends entdecken konnte, Ennoshita, der eigentlich mit seiner Freundin verabredet war und sich erstmal entschuldigte, dass er nicht lang bleiben könne und letztendlich ein motivationsloser Tsukishima, der von einem fröhlich grinsenden Yamaguchi in den Raum geschoben wurde.
Als alle anwesend waren, nahmen sie am Tisch Platz und Coach Ukai servierte mithilfe von Takeda und Shimizu das Essen. Es war heute entsprechend weihnachtlich und das Coach/Manager-Team wollte damit die Spieler überraschen, die sich sehr darüber freuten und es sich schmecken ließen. Aber es sollte nicht die einzige Überraschung des Abends bleiben.
Denn Daichi hatte für seine tollen Spieler eine Überraschung vorbereitet. Dazu hatte er aber die Hilfe von jemandem gebraucht, da es sonst allzusehr auffallen würde, wenn er nicht am Tisch sitzen würde. Und so nahm er schließlich eine kleine Glocke, die da stand und läutete. Alle waren still und verdutzt, bis auf Hinata und Kageyama, die in eine etwas lebhaftere Diskussion vertieft waren, bis Tanaka sie anstupste.
Im nächsten Moment kam jemand von draußen herein. Aber nicht nur irgendjemand… sondern der Weihnachtsmann, oder…
„Asahi! Wo hast du gesteckt!?“, beschwerte sich Nishinoya direkt, „Und warum bist du so komisch angezogen.“
„Es gibt Geschenke“, nuschelte Asahi hinter seinem weißen Bart und wurde leicht rot, weil Nishinoya ihn als komisch betitelt hatte.
„Was?“, fragte dieser nur, weil er kein Wort verstanden hatte.
„Es gibt Geschenke! Von mir, für euch alle!“, verkündete Daichi und lächelte, „weil ich stolz auf euch bin, was ihr dieses Jahr geleistet habt! Frohe Weihnachten, mein liebes Team!“
„Uwaaaah! Geschenke!“, rief Hinata euphorisch und man konnte ihm bereits ansehen, dass das seine beste Weihnachtsfeier überhaupt war. Die anderen Erstklässler verhielten sich eher dezent. Yamaguchis verwunderter Blick, so als könnte er es nicht fassen, was los war, Tsukkis hochgezogene Augenbraue, die wohl eine Bemerkung à la Sind wir im Kindergarten?- und letztlich Kageyama, der nur Hinata wieder zurück auf seinen Platz zerrte.
Die Zweitklässler nahmen bereits ihr Päckchen von Asahi entgegen, als er zu den Erstklässlern ging und Daichi lächelnd beobachtete, wie Hinata auf und ab hüpfte mit dem Paket in den Händen, während die anderen es eher zögerlich entgegen nahmen, Tsukishima nahm es erst, als Yamaguchi ihm seins in die Hand drückte. Er bekam dann natürlich noch ein eigenes von Asahi überreicht, welcher sich nun am Kopf kratzte, als er zu Daichi und Sugawara hinüberging.
„Uhm, Daichi, da ist nur noch eins drin?“, fragte er unsicher und blickte zu Suga. Er wollte bereits das Päckchen herausnehmen und es ihm geben, auch wenn er dann selbst keins hätte.
„Ja, das ist eigentlich für dich, Asahi“, sagte Daichi und lächelte unsicher, „da ist wohl eines verloren gegangen…“, entschuldigend blickte er zu Sugawara hinüber.
„Ist schon gut. Ich brauche keins. Ich bin ja schon groß“, scherzte Suga und lachte, „Komm, iss was, Asahi, du hattest ja noch nichts“, sagte er und deutete auf den freien Platz neben sich.
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Sugawara betrachtete die anderen, wie sie sich über ihre Geschenke freuten. Es war nichts großes, sondern nur ein Handtuch, ein Schlüsselband und diverse Süßigkeiten, trotzdem freute sich vor allem Hinata sehr, aber auch den anderen schien es zu gefallen. Nicht dass Suga darauf bestanden hätte, auch so ein Päckchen zu bekommen, aber irgendwie machte es ihn schon etwas traurig. Im Grunde konnte er auch gar nicht verstehen, wie so etwas passieren konnte. Normalerweise war Daichi doch so bedacht und cool in den Sachen, die er tat. Wie konnte er sich bloß verzählen? Wenn er es so betrachtete, war Daichi den ganzen Tag bereits ziemlich unaufmerksam und sonderbar gewesen. Irgendetwas war anders als letztes Jahr. Suga machte sich wirklich Sorgen um ihn. Er atmete tief durch, nachdem er Daichi wahrscheinlich so lange angeblickt hatte, dass es aufgefallen sein musste.
„Es tut mir leid, dass ich es vermasselt habe“, sagte Daichi schließlich zögerlich.
„Hey! Mach dir jetzt bloß keinen Kopf. Doch nicht wegen sowas dämlichen“, sagte Suga und lächelte, auch wenn es ihm gerade sehr schwer fiel. Denn schließlich machte er sich selbst doch gerade so viele Gedanken.
„Vielleicht hab ich eines der Päckchen draußen im Schnee verloren. Hilfst du mir suchen?“, sagte Daichi und stand auf.
„Was haben wir? Weihnachten oder Ostern?“, witzelte Sugawara, stand dann aber auf, „klar, ich komm mit…“
Er blickte durch das Fenster und glaubte dort wirklich auch etwas im Schnee leuchten zu sehen, folgte dann aber Daichi nach draußen, nachdem er seine Jacke übergezogen hatte. Gemeinsam mit ihm lief er durch den Schnee, ohne zu reden, bis er das leuchtende Etwas im Schnee unter einem Baum wiederentdeckte. Nicht weit davon entfernt stand ein Päckchen.
„Du hast es wirklich verloren“, sagte Suga irritiert, bis ihm bewusst wurde, dass das kein Zufall sein konnte, dass eine angeschaltete Lichterkette im Schnee daneben lag. Er blickte verwirrt zu Daichi, der nur lächelte, und ging weiter auf das Päckchen zu.
Doch bevor er das Päckchen aufheben konnte, stellte er plötzlich fest, dass die Lichterkette um das Päckchen zu einem Herz geformt worden war. Erschrocken und verlegen zugleich hielt er sich die Hand vor den Mund und wusste gar nicht, was er jetzt sagen sollte.
„Du… du… bist doch…“, stammelte er und hob das Päckchen auf, um den Blick von Daichi abwenden zu können, bevor der seine roten Wangen wahrnahm, die aber auch nicht verschwinden wollten…
…ebenso wenig wie dieses verdammte Herzklopfen, dass sich eigentlich eher noch verstärkte, als Daichi ihm näher kam.
„Mach es auf…“, forderte Daichi ihn auf und Sugawara spürte, wie sich Daichis Hand vorsichtig an seine Hüfte legte. Mit leicht zitternden Fingern öffnete Suga das Päckchen und konnte nun verstehen, warum Daichi sich so ungeschickt mit dem Baum angestellt hatte. Als er es nicht hinbekam, riss Suga das Papier einfach ungeduldig ab, auch wenn er das normal nicht machte. Aber er war so aufgeregt, dass er überhaupt nicht mehr wusste, was er überhaupt machte. In dem Päckchen war nur eine kleine Schachtel. Als Suga sie öffnete, war darin eine silberne Kette mit einem Anhänger in Krähenform. Das hatte doch sicher ein Vermögen gekostet oder? Suga wollte protestieren, dass es nicht richtig war, dass er etwas so viel Wertvolleres als die anderen bekam.
„Daichi, ich…-“, setzte er an, doch Daichi legte ihm die Finger auf die Lippen.
„Keine Widerrede. Es ist von mir, für dich. Ich will es dir schenken“, sagte Daichi und lächelte sanft. Suga wollte nachfragen, warum, wurde sich dann aber mit hochroten Wangen bewusst, dass er die Antwort wahrscheinlich kannte. Also nickte er nur und stammelte ein Danke, woraufhin Daichi nur leicht lachte.
„Ach ja, hast du schon mal nach oben geguckt?“, fragte Daichi und zog Suga etwas näher an sich, „Was ist eigentlich mit meinem Geschenk? Bekomm ich jetzt vielleicht ein kleines bisschen mehr als ein Danke?“
„Mehr als ein…“, flüsterte Suga irritiert. Natürlich hatte er nicht nach oben geguckt. Er hatte nur auf den Boden gesehen, weil er nach dem Geschenk gesucht hatte – und musste jetzt – mit immer noch roten Wangen - feststellen, dass es doch wirklich ein Mistelzweig war, was da über ihnen am Baum hing…
„Du bist unmöglich“, erwiderte Suga und lächelte, auch wenn er in diesem Moment unheimlich aufgeregt war und sein Herz wild umherhüpfte. Und so fasste er seinen ganzen Mut zusammen und kam Daichi näher, wobei dieser ihm auch entgegen kam, bis sie sich in einem sanften Kuss verloren.
„…unmöglich verliebt in dich“, nuschelte Daichi und lächelte verlegen.
„Sag sowas nicht“, sagte Suga erst und wurde wohl noch verlegener, bis er schließlich ein leises „Es geht mir genauso“ hinterher hauchte. Suga lächelte glücklich darüber, wie Daichi ihn daraufhin anstrahlte und erwartete einen weiteren Kuss oder zumindest sowas in der Art, bemerkte allerdings nur wie sich Daichis Miene verzog, als plötzlich Stimmen im Hintergrund hörbar wurden.
„Ey, ihr Spanner!“, rief er lachend zu den anderen, die alle unweit von ihnen im Schnee standen. Suga war das mehr als peinlich und er versteckte schnell sein Geschenk in der Jackentasche.
„Ja was? Ihr habt zu lange gebraucht“, sagte Tanaka lachend und es ging ein Schwall von einerseits Glückwünschen aber andererseits auch blöden Sprüchen auf sie über. Suga hatte inzwischen wieder seine Fassung gewonnen und reagierte lächelnd und glücklich. Währenddessen hielt er Daichis Hand und ließ sie gar nicht mehr los.
Dieses Weihnachten war anders als das letzte. Und jetzt wusste er endlich auch, warum…
