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Minister

3 Million und ein Ziel
von

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Sie blieb geschockt in der Badezimmertür stehen. Da saß er, wie ein toter. Er war nackt, komplett nackt. Lebte er noch? Sie legte die Hand auf seine Schulter, er warm und wenn sie genauer hinsah konnte man sehen wie er atmete. Mit Erstaunen fuhr sie über die weiche, von Narben marmorierte Haut. Und zum ersten Mal, konnte sie sein Gesicht richtig sehen. Er sah krank aus, blass und tiefe schatten lagen unter seinen Augen. Und doch verleitete sein Anblick sie dazu, über ihn nach zu denken. Seine Gesichtsform war die eines Kindes, noch rundlich und keineswegs vollständig. Wie alt war er wohl? Höchstens so alt wie sie. Wie war überhaupt sein Name.

Auf einmal spürte sie etwas in sich, was sie noch nie für ihn gespürt hatte, Mitleid…

Und eine tiefe Verbundenheit im inneren.
 

„Er ist so wunderschön…“, hauchte sie leise. Was hatte ihm die Welt nur angetan, dass er so war, wie er war? Wie viel konnte ein Mensch ertragen?
 

Vorsichtig, hob sie ihn hoch, er war leicht, bestand er doch nur aus Haut und Knochen. Sein Haar ging ihm bis über die Schulter. Er hatte wohl aufgehört es sich schneiden zu lassen. Kein Wunder, so verwahrlost wie er lebte. Doch eins musste sie ihm lassen, er war sauber, sauberer als manch anderer Mann. Sie erschrak als er im Schlaf leise seufzte. Er wirkte unschuldig, wie ein Opfer. Doch das war er nicht, er war der Jäger in diesem Fall und sie die Beute, sie hatte sich von ihm fern zu halten, ob sie wollte oder nicht. Ja Chizuru hatte Angst vor ihm, aber gleichzeitig erfüllte sie eine wahnsinnige Faszination über diesen Mann. Sachte legte sie ihn ins Bett und deckte ihn zu. Sollte er doch ein wenig schlafen. Wer weiß wie lange er wieder durchhielt ohne zusammen zu brechen vor Müdigkeit. Doch ihr fiel etwas ein was sie an ihm gesehen hatte, Chizuru zog die Decke etwas von seinem Körper bis zu seiner Brust, ein Kratzer zog sich darüber hinweg. „Was hast du da gemacht?“, flüsterte sie, blickte ihm ins Gesicht. Sie bekam nur ein leises Schnarchen als Antwort. Auch gut. Sie berührte den Kratzer…
 

Als hätte man ihm einen Elektroschock verpasst, schrak er mit einem Satz hoch. „Fass mich nicht an!“, fauchte Vice sie an. Zitternd wich sie von ihm zurück. Er keuchte rau. „Bleib weg!“, knurrte er, seine Augen waren geweitet, ob vor Zorn oder Schreck vermochte sie nicht zu sagen. „Gomen…“, flüsterte sie, trottete zurück zu ihrem Fleckchen wo sie vorher angekettet war, aber nach einer Weile hatte Vice sie ja davon befreit. Er schüttelte den Kopf, strich sein dichtes Haar zurück und legt sich wieder hin. Zaghaft kroch sie näher. „Ich beiße nicht“, murrte er. So sicher war sich Chizuru da nicht, doch er blickte sie mit seinen blauen Augen an. „Wie….wie geht´s dir?“, fragte Chizuru, obwohl sie nicht wusste warum sie ihn duzte. „Ok“, meinte er, es war einfach das kürzeste was er zu seinem Zustand sagen konnte, er schloss die Augen. Sie nickte, obwohl er das nicht sehen konnte.
 

„Was mach ich nun….“, sie blickte sich um. Sollte sie abhauen? „Denk auch nicht nur einmal daran weg zu laufen“, knurrte er auf einmal. „V-…V-… Verzeihung“, flüsterte Chizuru. Vice blickte sie an, dann setzte er sich wieder auf. „Hast du Angst?“, fragte er. „Vor was?“, sie sah ihn an. „Vor mir“. „Nein“. Er schmunzelte. „Dummkopf“. Chizuru blickte ihn fragend an. Er lachte, während er nebenbei sich eine Zigarette nahm und jene anzündete. „Rauchen ist ungesund“, meinte sie dann. „Macht nichts“, antwortete er. „Doch, es ist nicht gut“, sie blickte ihn streng an. „Ganz wie der Vater…“, meinte er dann, blies den schlierigen Rauch langsam aus. „Wie meinst du das? Woher kennst du meinen Vater?“, fragte sie nun Tod ernst. „Die Klinik..“. „Was tust du in der Klinik?“. Hatte sie etwa recht? War Vice ein geistesgestörter Irrer. Er packte ihre Hand und auf einmal lag etwas Flehendes in den blauen Augen. „Stirb nicht“, sagte er. „Warum?“, fragte sie sanft, strich sein Haar erneut zurück. „Ich wollte das nicht tun, ich musste“, flüsterte er. „Warum?“. „Ich hab einen guten Freund. Er ist schwer krank und die Behandlung würde drei Millionen kosten“.
 

Das war sein Grund? Warum hatte sie das nicht früher gewusst. Sie fiel ihn um den Hals und fing an zu weinen. Er erschrak und zuckte heftig zusammen. „Das ist schrecklich“, meinte sie. Vice nickte. „Und niemand kann ihm helfen?“.

„Nein, niemand“.

„Es tut mir leid“.

„Warum?“.

„Mein Vater wird das Geld nicht bezahlen“.

„Ich kann dich umbringen!“.

„Aber das tust du nicht“.

„Nein“.
 

Nein ihr Vater konnte das Geld nicht bezahlen, sie blickte ihn an und ihr Blick blieb auf seinen Lippen hängen. Er war wie eine Droge. Umso länger sie wirkte, desto betörender wirkte sie. Und desto betörender wirkte Vice auf sie. „Ich will dich…“, sie fuhr nicht fort. „Ja?“, meinte er. „Küssen“. Vice beugte sich über sie und schließlich, küsste er sie. Ihre Lippen waren weich und warm, sie schmeckten süß.

`Er schmeckt nach Zigarette´, dachte sie. Doch irgendwie machte ihr das nichts aus, es war ein spannender Geschmack, leicht bitter. So wie er es war, süß und bitter zu gleich. Wie Zartbitterschokolade.

Abrupt stieß er sie von sich. „Lass das“, knurrte er. „Du…hast doch angefangen“, meinte sie, wich von ihm zurück. „Hab ich nicht!“, donnerte er. Dann stand er auf, ging zur Tür und verriegelte sie, warf den Schlüssel durch das Fach. Nur er wusste wie dieses Sicherheitssystem funktionierte. Er ging zurück zum Bett und legte sich hin. „Und jetzt halt die Klappe und lass mich schlafen“. Chizuru rührte sich kein Stückchen, setzte sich hin und kauerte sich zusammen. Warum musste er bloß ihr Entführer sein. Er verübte solch eine magische Anziehungskraft auf sie, dass sie sich ihn in freier Wildbahn sicher geangelt hätte. Das war doch nicht mehr normal, warum wirkte er so auf sie.

Doch ihr Entführer konnte ihr kaum Antwort geben. Er schlief bereits tief und fest und hatte sich mehr als nur einmal in die Bettdecke geschlungen. „Als ob man ihn klauen könnte“, murmelte sie.

Doch in Wirklichkeit war Vice mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Er träumte von damals.

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[Der Traum]

Sie rannten durch die Wälder, waren abgehauen aus dem scheußlichen Heim in das sie gesteckt wurden. Es war stock dunkel, die Wälder lagen vor ihnen, der Weg war im fahlen Mondlicht kaum einzuhalten. Kreuz und quer rannten sie. Vice kam als letzter an, gemeinsam liefen die vier in das Gebäude hinein. Hier konnten sie bleiben. Eine Weile, nicht lange. Er ließ sich die Wand hinunter gleiten, saß da, auf dem nassen, ekelhaft riechenden Betonboden der von feinen Algen überwachsen wurde. Koji ließ sich neben ihn sinken. Er war sein Freund und strich nun seine weißen Haare nach hinten. Feiko bekam sich eher weniger ein, er war sauer auf Vice, sie hatten mal wieder Streit da die beiden sich nicht leiden konnten. „Dämliche Kanalratte, wegen dir sind sie nun hinter uns her, du warst nicht schnell genug“, fluchte er, spielte an dem Feuerzeug in seinen Händen. „Wer ist denn auf die Fresse geflogen du oder ich?!“, entgegnete der schwarzhaarige. „Seid still“, sprach Kosu. Die beiden schwiegen und auch Koji. Vice stand auf, ging zu dem braunhaarigen hinüber, er hatte jetzt endgültig die Nase gestrichen voll und so holte er aus und schlug Feiko mit der Faust ins Gesicht. Der Braunhaarige fiel zurück, blieb auf dem Boden sitzen. „DU!!!“, schrie er auf. Doch Vice trat gegen seine Brust und setzte sich auf ihn. Feiko geriet ins stocken, blickte ihn geschockt an als der schwarzhaarige seine Hände an seine Kehle legte und zu drückte. Der Braune röchelte, versucht verzweifelt an Luft zu kommen, versuchte Vice von sich zu stoßen doch nichts gelang, das Feuerzeug fiel aus seiner Hand, schlitterte über den Boden bis zu den Kanistern, sie explodierten. Doch selbst dies ließ Vice nicht erschüttern, wie versteinert saß er auf ihm, drückte ihm die Kehle zu. Koji und Kosu wollten aus dem Gebäude fliehen, wollten Vice davon abringen doch sie rannten so schnell die Beine sie trugen, leider in die falsche Richtung, statt das Gebäude zu verlassen gerieten sie nur immer tiefer hinein.

Endlich ließ Vice von dem leblosen Feiko ab, erwachte aus der starre, sah den Braunhaarigen umringt von Feuer an. „F…Fei…ko..“, sagte er geschockt, rüttelte an ihm, schlug ihm ins Gesicht doch er lebte nicht mehr. Er hatte ihn umgebracht. Der schwarzhaarige würgte, sprang auf und lief aus dem Gebäude, kaum war er draußen, brach es krachend zusammen. „Koji? Kosu?“, rief er durch die Stille der Nacht, blickte sich um. Er hoffte, dass sie schon weit, weit weg gelaufen waren, doch tief im inneren wusste er, dass sie tot waren. Tot wie Feiko, den er mit seinen eigenen Händen umgebracht hatte.

Sein Magen krampfte zusammen, die Welt stellte sich Kopf, er übergab sich. Kotzte seinen leeren Magen aus bis er auf dem weichen Waldboden sackte. Auf allen vieren schleppte er sich zu einem Bach, spülte sich den Mund aus, wusch seine Hände immer und immer wieder.

Seit diesem Moment fühlte er sich dreckig bis an sein Lebensende. Als würde alles an ihm nach Blut, Leiche und Dreck stinken.

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Schweiß gebadet und mit einem entsetzlichen Aufschrei schrak Vice aus seinem Traum. Er zitterte am ganzen Leib, ihm war heiß und kalt gleichzeitig und dazu noch furchtbar schlecht. Sein Bauch schmerzte, doch er versucht krampfhaft sich wieder zur Ruhe zu bewegen.

Chizuru war hoch geschreckt, sah ihn an. Sie hatte ihn im Schlaf beobachtete, hatte gesehen wie er sich unruhig im Bett wälzte. Hätte sie ihn vorher wecken sollen? Vorsichtig stand die Braunhaarige auf, ging zu ihm und versuchte ihn zu beruhigen, bevor sie ihn auf die Beine verhilf und mit ihm zur Sicherheitstür torkelte, er öffnete sie und so gingen sie hinauf in die Wohnung. Die Braunhaarige brachte ihn ins Bad.

„Geh gefälligst vor die Tür“, knurrte er, schmiss sie aus dem Bad, dann ging er erst mal Duschen.

Das war ihre neue Chance, sie lief zur Haustür, rüttelte daran. Von innen abgeschlossen. „Mist!“, sie blickte sich um und lief zum Fenster. Kam aber nicht hoch, der Griff war zu weit oben um es zu öffnen. Erneut blickte sie sich um, versuchte ein offenes zu entdecken, doch sie waren alle geschlossen. Schnell holte sie sich einen Hocker herbei um es auf zu bekommen. Als die Badezimmertür aufging.

„Du elendes Miststück!“, schrie er, preschte auf sie zu und packte sie grob am Arm. „Dir werde ich Manieren bei bringen!“ Vice drängte sie die Treppe erneut herunter, öffnete die Tür und schubste sie in den Raum, danach verschloss er das geheime Sicherheitssystem wieder. Er war wütend, richtig wütend und so blickte er sich um, im ganzen Haus, verschloss alle Türen die er finden konnte, verriegelte jedes Fenster und ließ die Jalousien herunter fahren. „Oh man“, er seufzte. Doch die Türklingel ließ ihn heftig zusammen fahren.

Auf leisen Sohlen flitzte er zur Tür, blickte durch den Spion. Die Polizei. Hatten sie etwa Hinweise bekommen? Aber wer sollte ihn verraten haben? Sicher sie könnten seine Nummer auf Zenos Telefon heraus bekommen und somit seine Adresse, aber die Gespräche waren nicht aufgezeichnet und der Gute Doktor wird wohl kaum wissen welche Unterdrückte Nummer von den vielen nun er war. Außer er hatte auf die Uhr geschaut, aber das traute er ihm nicht zu.



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