Zum Inhalt der Seite

Befreiung

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog

Prolog
 

 

Ich zog den Reisverschluss meiner Reisetasche zu und warf sie mir über die Schulter. Ein letzter Blick aus dem Fenster und mein Entschluss stand fest – ich musste hier weg. Langsam und leise stieg ich die Treppen hinunter, um niemanden zu wecken. Fast lautlos drückte ich den Griff unserer großen Haustür nach unten und zog sie auf, doch ein Seufzen hinter mir riss mich aus meinem Vorhaben.  Ich fuhr herum und blickte in das besorgte Gesicht meines älteren Bruder Deegan.

"Lysander." sagte er mit einem tiefen Blick in meine Augen. Ich hatte immer einen besonderen Draht zu meinem Bruder, er hat mir immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden und hatte mir immer  aus jeder Scheiße die ich gebaut hatte geholfen,  ohne mir jemals eine Standpauke zu halten.  Und diese Situationen sind nicht gerade selten vorgekommen. Seit unsere Eltern vor 4 Jahren verstorben waren, war er es, der unsere Familie zusammen hielt und für uns sorgte. Wahrscheinlich hätte er es nie geschafft, diese Last zu stemmen,  wenn nicht seine Seelenverwandte Alienor an seiner Seite gewesen wäre.  

Deegan riss mich aus meinen Gedanken, indem er mich immer noch voller Sorge  ansah.  

"Du weißt, dass dein Vorhaben an Selbstmord grenzt.“ Ich seufzte.  

"Natürlich weiß ich es, mir wird seit 24 Jahren nichts anderes eingebläut." Ich machte eine kleine Pause, in der ich meinem Bruder fest in die Augen sah.   

"..aber was soll ich noch hier? Ich habe noch einen Monat zu leben und ich möchte nicht hier herumsitzend auf meinen Tod warten, der, wie es scheint, nicht aufzuhalten ist. Ich werde sie nicht finden. Und wenn doch, dann ganz sicher nicht hier…  Wer weiß, vielleicht habe ich durch meine Reise mehr Glück , 'Sie' doch noch irgendwie zu finden." Ich betonte das Wort stark, auch wenn ich selbst nicht an meine Worte glaubte. Der wahre Grund für diese Reise war es, noch etwas von der Welt zu sehen, als nur hier im Nirgendwo Norwegens festzusitzen.  

"Ich weiß…" fing ich an. "Dass du damals mit uns hier her gezogen bist, weil es in der Großstadt und in einem kleinem Land wie Deutschland zu gefährlich für uns geworden ist. Aber wie soll ich hier meine Ali finden? Selbst du musst zugeben, dass es unmöglich ist, seine Seelenverwandte in dieser Umgebung kennenzulernen, in der die nächsten Menschen Hunderte von Kilometern weit weg sind." ich lächelte ihn an und wusste, dass diese Worte ihn wenigstens ein bisschen überzeugen würden. Er nickte.  

"Na gut. Aber bitte komm zu uns zurück, bevor du irgendwo da draußen alleine stirbst und halt mich auf dem Laufenden. Es war nicht einfach, Netz in dieses Nirvana – Ähm, ich meine natürlich ‚Paradies‘ -  zu bekommen." Nun grinste auch er endlich. Sein Segen bedeutete mir sehr viel. Er stieg die Treppe zu mir herunter und nahm mich fest in seine Arme.  

"Sei vorsichtig, versprich  es mir. Und bitte  verkürze deine dir verbleibende Zeit nicht noch zusätzlich." Auch ich drückte ihn fest zum Abschied.  

"Ich verspreche es dir." Wir lösten uns und ich trat hinaus in die Nacht. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits 3 Uhr morgens  war, der Mond stand hell am Himmel und unser Land ertrank  in Dunkelgrünen Farben.  Lavendel und Farn wiegten sich in einer leichten Brise und ich verstaute -mit etwas Gewalt- meine Tasche in dem kleinem Fach meines Motorrads, zog mir meinen Helm auf und setzte mich auf meine Maschine.  

Noch einmal hob ich die Hand und streckte meine drei mittleren Finger dem Mond entgegen, zwinkerte meinem Bruder zu, der lachend den alten Gruß unserer Vorfahren erwiderte, und fuhr los.  

Während der Fahrt dachte ich an die Worte, die ich meinem Bruder soeben erzählt hatte und war mir immer noch sicher, dass es eine Lüge gewesen war -  doch ich sollte eines Besseren belehrt werden.
 

Ende Prolog



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  PerscenexArts
2015-11-11T16:03:46+00:00 11.11.2015 17:03
Ein sehr guter Prolog! Er ist verständlich, klar und deutlich formuliert.


Zurück