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Erwachen

Nichts ist, wie es scheint
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Moin, moin. ^^
Tja, es ist soweit.
Das vorletzte Kapitel ist endlich da.
Im nächsten Kapitel werden noch die letzten offenen Fragen beantwortet.
Und in diesem wird auch ein Teil aus Shins Sicht erzählt. *yay*
Ich wünsche viel Spaß beim Lesen.
LG,
BloodyRubin Komplett anzeigen

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Abschied

Shin blieb die ganze Nacht bei Kenjiro. Selbst als Kenjiro langsam in den Schlaf abdriftete, saß er weiterhin neben ihm und streichelte sanft seine Wange. Es hatte lange gedauert, bis der Braunhaarige sich wieder beruhigt hatte. Aber nun lag er vollkommen ruhig da. Vorsichtig lehnte Shin sich nach vorne und küsste den anderen auf die Wange. Dieser murmelte etwas und drehte sich um. Erst als die Uhr des Schwarzhaarigen anzeigte, dass es bereits früher Morgen war, stand er leise auf, um sich in der Kantine einen Kaffee zu holen. Wie er erwartet hatte, war die Köchin bereits fleißig bei der Arbeit, um das Frühstück für die Patienten vorzubereiten. Zusammen mit ihren Mitarbeitern wuselte sie von einer Ecke zur anderen und wieder zurück. Als sie Shin sah, lächelte sie und kam zu ihm. „Guten Morgen, Shin. Du bist aber früh dran.“ „Guten Morgen, Saika. Kann ich einen Kaffe haben? Ich war die ganze Nacht auf.“ „Wenig Milch, viel Zucker. Kommt sofort.“ „Vielen Dank.“ Nur kurz darauf stellte Saika ein Tablett vor den Schwarzhaarigen. Darauf war nicht nur der Kaffee, sondern auch einige selbstgemachte Brötchen, die noch dampften und einen herrlichen Duft verbreiteten.

„Ach, Saika.“ tadelte Shin, wobei er ein Lächeln nicht unterdrücken konnte. „Du sollst mich doch nicht immer so verwöhnen.“ „Keine Widerworte. Du bist schon dünn genug.“ Auch die Köchin strahlte. „Und schön aufessen, verstanden?“ „Sehr wohl.“ erwiderte der der Schwarzhaarige und verbeugte sich tief, ehe er mit dem Tablett zu einem Tisch am Fenster ging. Er hatte gerade begonnen zu essen, als neben ihm eine Stimme erklang. „Hallo, Shin. Darf ich mich zu dir setzen?“ Shin sah auf und erkannte Herrn Tanaka. „Natürlich.“ „Wie geht es Kenjiro?“ wollte der Klinikleiter wissen, kaum dass er Platz genommen hatte. „Besser. Er war ziemlich verstört, aber ist irgendwann doch eingeschlafen.“ „Das ist schön. Um ehrlich zu sein, hatte ich mit einer stärkeren Reaktion gerechnet. Umso besser, dass es nicht so gekommen ist.“ Er nahm einen Schluck von seinem Tee und blickte den Schwarzhaarigen dann ernst an. „Was ist mit dir? Wie kommst du mit allem zurecht?“ „Eigentlich ganz gut. Vielleicht liegt es an meinen Gefühlen für Ashiba-kun, aber ich glaube, dass ich von allem nicht so stark beeinflusst werde, wie ich befürchtet hatte. Was Ashiba-kun momentan am meisten braucht, ist jemand, der ihm hilft, auf seinem zukünftigem Weg die ersten Schritte zu machen.“ „Wirst du ihm sagen, dass du es warst, der ihn und seine Freunde damals gefunden hat?“

Darauf antwortete Shin nicht sofort. Zuerst nippte er an seinem Kaffee, ehe er leicht seufzte. „Ich weiß es nicht. Vielleicht irgendwann. Zunächst muss ich sehen, wie er mit seiner neuen Situation umgeht. Er war schließlich sein ganzes Leben lang alleine und weit weg von der Außenwelt. Es wird so schon schwer genug für ihn.“ „Und was ist mit der Tatsache, dass ich weiß, was zwischen dir und Kenjiro vorgefallen ist?“ „Hätte es etwas gebracht, das Ganze zu verschweigen? Er ist immer noch Ihr Patient und es ist sehr wichtig, dass Sie wissen, was vor sich geht. Außerdem sind Sie sehr klug. Es hätte nicht lange gedauert, dann hätten Sie auch ohne mich gewusst, dass wir miteinander geschlafen haben.“ „Herr Tanaka grinste nach Shins Worten. „Nun, spätestens nach gestern hätte ich dich gefragt, ob zwischen euch mehr ist. Schließlich habt ihr euch auch keine große Mühe gegeben, eure Beziehung zu verschleiern.“ „Wie gesagt, es hätte nichts gebracht, das Ganze zu verschweigen. So ist es besser, ebenso für Sie wie für mich.“ Shin stand auf und verneigte sich erneut. „Wenn Sie mich nun entschuldigen würden, ich muss zurück. Ashiba-kun wird sonst denken, ich hätte ihn alleine gelassen.“ „Es fällt mir immer schwerer zu glauben, dass du erst siebzehn bist. Nun, ich will dich nicht aufhalten. Wir sehen uns später.“ „Also stimmt es, dass Ashiba-kun morgen entlassen wird?“ „Ja. Solange er sich regelmäßig bei mir meldet, wird er uns morgen verlassen können. Aber warte bitte, bis ich es ihm selber gesagt habe.“ „Verstanden.“ Der Schwarzhaarige drehte sich um, brachte das Tablett zurück, wobei er Saika überschwänglich dankte, was ihr ein Lachen entlockte und kehrte dann zu Kenjiros Zimmer zurück.
 

***
 

Als er endlich wach wurde, spürte Kenjiro als Erstes, wie ihm eine warme Hand durch die Haare fuhr. Unbewusst kuschelte er sich an diese Hand und hörte ein leises Lachen. „Guten Morgen, Ashiba-kun.“ „Wie spät ist es?“ murmelte er verschlafen. „Fast zehn Uhr.“ Der Braunhaarige richtete sich auf und blickte zu Shin. „Warst du etwa die ganze Nacht hier?“ „Du glaubst doch nicht etwa, dass ich einfach nach Hause gegangen wäre?“ „Das wäre wirklich nicht nötig gewesen...“ begann Kenjiro und merkte, wie er rot wurde. „Ich hätte sowieso nicht schlafen können.“ unterbrach der andere ihn. Lächelnd fuhr er fort. „Mach dir keine Sorgen. Eine Nacht ohne Schlaf werde ich schon überstehen.“ Er beugte sich vor und legte seine Lippen auf die von Kenjiro. Eine Weile erwiderte der Braunhaarige den Kuss, ehe er sich zurückzog. „Danke.“ sagte er leise. „Gern geschehen. Wie fühlst du dich?“ Kenjiro zuckte nur mit den Achseln. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, klopfte es an die Tür und Herr Tanaka kam in den Raum.

„Hallo, Kenjiro. Ich habe gute Nachrichten für dich. Deine Tests sind allesamt recht gut ausgefallen und offenbar hast du dich auch von dem Rest erholt. Das bedeutet, dass du uns morgen verlassen darfst.“ „Ich...ich werde entlassen?“ „Ja. Die Behörden wissen auch schon Bescheid, dass du dann bei Herrn Namiyoka wohnen wirst.“ „Aber… was ist mit den anderen?“ „Sie werden bei uns bleiben müssen.“ erwiderte der Klinikleiter sehr ernst. „Du hast sie gesehen und wirst sicher verstehen, dass es unverantwortlich von mir wäre, sie ebenfalls zu entlassen.“ Dann lächelte er. „Aber du darfst sie natürlich jederzeit besuchen.“ „Ich verstehe...“ „Und falls etwas sein sollte, melde dich bitte bei mir. Ansonsten schicke ich dir die Termine für unsere Treffen zu.“ „Vielen Dank für alles.“ „Keine Ursache. Ich bin wirklich froh, dass wenigstens du wieder geheilt bist. Es kommt selten genug vor, dass wir jemanden entlassen können.“ Er streckte Kenjiro die Hand hin, der sie etwas verwundert ergriff und schüttelte. „Auf Wiedersehen, Kenjiro. Und alles Gute.“ Herr Tanaka ließ den Braunhaarigen los und wandte sich an Shin. „Ihnen ebenfalls alles Gute. Und dass Sie mir ja gut auf Kenjiro aufpassen.“ Shin verbeugte sich tief. „Sie können Sich auf mich verlassen. Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen.“ Kaum hatte Herr Tanaka das Zimmer verlassen, drehte sich Kenjiro zu dem Schwarzhaarigen. „Kommt Herr Tanaka nicht aus Japan?“ „Nein, aus Italien. Warum?“ „Ich hatte mich nur gewundert, weil er mir die Hand gegeben hat.“

Zu Kenjiros Überraschung begann Shin zu lachen. „Ach, das.“ sagte er schließlich, wobei er immer noch kicherte. „Ja, er hat mir mal gesagt, dass er zwar schon seit Jahren hier lebt, aber trotzdem manchmal einige alte Gewohnheiten bei ihm durchkommen. Er war es damals auch, der nach seiner Hochzeit den Nachnamen seiner Frau angenommen hat.“ „Das wusste ich gar nicht.“ murmelte Kenjiro. Dann lächelte er. „Das war das erste Mal, dass ich dich lachen gehört habe.“ Der Schwarzhaarige erwiderte das Lächeln sanft. „Tatsächlich. Ich bin einfach froh, dass du morgen entlassen wirst.“ „Geht mir genauso.“ Shin setzte sich zu ihm und nahm seine Hand. Kenjiro setzte sich auf, schwang die Beine über die Bettkante und legte seinen Kopf auf Shins Schulter. „Danke, dass du für mich da bist.“ „Immer wieder gerne.“ Den restlichen Tag saßen sie so da, bis sich der Schwarzhaarige am Nachmittag verabschiedete, um sich noch ein wenig hinzulegen. Auch der Braunhaarige ging früh schlafen, um für den nächsten Tag ausgeruht zu sein.

Als er am Morgen geweckt wurde, erhob er sich mit einem seltsam schwermütigem Gefühl. Shin und Herr Tanaka erwarteten ihn vor der Tür. „Nun, jetzt heißt es wohl Abschied nehmen.“ begrüßte der Klinikleiter ihn. „Ja, sieht so aus.“ sagte Kenjiro bedrückt. „Nun mach nicht so ein Gesicht. Schließlich sehen wir uns ja wieder.“ Trotzdem wurde der Braunhaarige das seltsame Gefühl nicht los, während er durch die Flure bis zu einer gläsernen Doppeltür geführt wurde. Dahinter lag ein steinerner Weg, der zu einer Straße führte. „Und, bist du bereit?“ fragte Shin leise. „Ich denke schon.“ Wieder nahm Kenjiro die Hand des Schwarzhaarigen und die beiden drehten sich noch einmal Herrn Tanaka zu. „Bis bald.“ „Bis bald.“ Zusammen mit Shin trat Kenjiro aus dem Gebäude, hörte die Vögel zwitschern und spürte die Sonne auf seiner Haut. Sofort verbesserte sich seine Laune und er warf nur noch einen kurzen Blick zurück. Auch wenn er nicht wusste, was ihn in der Zukunft erwartete, er würde es schon irgendwie schaffen. Ganz sicher.



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