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Star Trek - Timeline - 02-01

Das Sonneninferno
von

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Aussichten

Persönliches Logbuch

Commander Valand Kuehn

Sternenzeit: 44303.6

 

Bisher konnten Nan´Doraan und Varinea Thren nicht erreicht werden. Beide befinden sich seit Monaten nicht auf Andoria sondern erfüllen einen Auftrag der Andorianischen Garde. Sie wissen also weder von der Rückkehr der ALAMO, noch von dem Schicksal ihrer Tochter. Den Besuch bei meinen Schwiegereltern muss ich also noch etwas aufschieben.

Vor einiger Zeit habe ich die Haarsträhne von Ahy´Vilara in Kristall einschließen lassen, den ich seither stets bei mir trage.

Einige Wochen habe ich bei meinen Eltern zugebracht, die mir mit ihrem Trost und ihrer Liebe sehr geholfen haben. Leider ist Alana, an Bord der VANCOUVER, irgendwo am Rand der Föderation unterwegs. Erst im Herbst wird das Schiff im Sol-System zurückerwartet. Meine Eltern haben mir erzählt, dass Alana seit einigen Jahren fest mit einem Vulkanier namens Sonak liiert sei. Bei dieser nobelpreisverdächtigen Nachricht hätte es mir fast die Schuhe ausgezogen. Alana und ein Vulkanier...

Aber vermutlich hat sie seinerzeit bei der Beziehung zwischen mir und Ahy´Vilara dasselbe gedacht. Bei meinen Eltern scheint dieser Sonak einen guten Eindruck hinterlassen zu haben, und ich bin gespannt darauf ihn irgendwann persönlich kennenzulernen.

Da Andoria noch etwas warten muss, habe ich mich dazu entschlossen, die Einladung von Sylvie anzunehmen. Vor einer Woche bin ich in La Roche-Guyon angekommen. Die Gegend ist malerisch, besonders von der alten Höhenstraße aus, die heute als Allee dient, hat man eine beeindrucke Aussicht auf das Loire-Tal, an dieser Flussbiegung, und die alte Festungsruine, oberhalb des kleinen Ortes. Die Ruhe und die Abgeschiedenheit des alten Weinguts ihrer Eltern, die mich sehr herzlich empfangen haben, tut mir gut, und ich genieße diesen Urlaub, der mir Gelegenheit gibt alles was hinter uns liegt in Ruhe aufzuarbeiten.

Selbst Sylvie scheint ruhiger und gelassener zu sein als üblich. Auch an ihr sind die Ereignisse nicht spurlos vorüber gegangen. In den letzten sieben Tagen hat sie mir das Gut gezeigt. Wir haben lange Spaziergänge unternommen und mit einander geredet, wobei deutlich zu merken war, wie nahe wir einander mittlerweile stehen. Eine Tatsache die mich sehr freut denn ich sehe sie mittlerweile als einen wichtigen Teil meines Lebens an. Und manchmal denke ich, dass sie es genauso sieht. Zumindest hoffe ich das.

 
 

* * *

 

Neben einander saßen Sylvie LeClerc und Valand Kuehn auf einer Bank vor dem Haus des Weinguts, welches seit vielen Generationen in Familienbesitz war, und genossen die wärmende Frühlingssonne, die nun gegen Ende April bereits genug Kraft hatte, um angenehme Wärme zu verbreiten. Über die sanft geschwungenen Hänge der Weinberge blickend, sagte Valand schließlich: „Ich danke Dir, für die Einladung, Sylvie. Es tut sehr gut hier zu sein, und einfach die Ruhe und den Frieden dieser herrlichen Gegend zu genießen.“ Sylvie nickte zustimmend. „Ja, nach all den Aufregungen der letzten Jahre ist das genau das Richtige. Erst hier habe ich gemerkt wie entbehrungsreich die letzten Jahre gewesen sind und wie sehr sie an meinen Kräften gezehrt haben. Das alles hatte ich mir ein wenig anders vorgestellt bevor ich an Bord der ALAMO kam.“

„Ich weiß nicht was du hast. Immerhin hast du es dadurch bis zum Lieutenant-Commander gebracht und das weit vor der Zeit“, frotzelte Kuehn.

„Du hast es gerade nötig“, konterte die Französin. „Commander mit gerade neunundzwanzig Jahren. In deinem Alter sollte man bestenfalls Lieutenant Senior-Grade sein.“ Etwas nachdenklich erwiderte der Norweger: „Ich hätte gerne auf diese schnelle Beförderung verzichtet.“

Sylvie wusste, was er damit sagen wollte, und sie legte ihre Hand auf seinen Unterarm. „Ich wollte dich nicht daran erinnern“, antwortete sie leise.

Valand legte seine Hand auf ihre. „Mach dir keine Gedanken deswegen. Ich habe davon begonnen. Und mittlerweile kann ich auch frei darüber reden. Keiner von uns kann etwas für das, was passiert ist. Ich werde Ahy´Vilara ganz sicher niemals vergessen, doch ich werde auch nicht in der Erinnerung verharren. Das Leben geht weiter, und ich werde ebenfalls weiterleben. Für sie mit.“ Er blickte in die blau-grünen Augen der blonden Frau und für einen kurzen Augenblick berührten sich ihre Seelen.

Sylvie nickte und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. „Das ist die beste Entscheidung, die du treffen kannst, denke ich. Hast du schon etwas von deinen Schwiegereltern gehört?“

Valand schüttelte den Kopf. „Nein, bisher nicht. Ich habe mich beim Oberkommando der Andorianischen Garde erkundigt. Dort sagte man mir, dass es noch einige Monate dauern könne, bis die beiden wieder erreichbar sind. Ich wüsste zu gerne, was die beiden gerade unternehmen. Was mir das Oberkommando auf Andoria mitteilte klang ziemlich mysteriös.“ Sylvie blickte fragend: „Stimmt es eigentlich, dass die Garde, innerhalb der andorianischen Einflussgebiete noch immer uneingeschränkte Befugnis besitzt?“

„Ja, wenn ich Nan´Doraan richtig verstanden habe. Allerdings spricht sich die Regierung auf Andoria außenpolitisch mit der Föderation ab. Innenpolitisch hingegen hat Andoria freie Entscheidungsgewalt über sein Territorium.“

„Ein Vorteil, wenn man zu den Gründern der Föderation gehört.“ Valand nickte. „Ja, der Botschafter Andorias hat auf diesen Passus bestanden, bevor der Föderationsvertrag ratifiziert worden ist. Kein Wunder, wenn man bedenkt, wie eifersüchtig die Andorianer zu dieser Zeit über die Interessen ihrer Kolonien wachten.“

„Andererseits haben sie seitdem immer treu an der Seite der Menschen gestanden, wenn es hart auf hart ging“, bekannte die Französin. „Damit haben sie bewiesen, dass man solche Zugeständnisse machen kann, wenn der Verhandlungspartner weiß, was Ehre heißt.“

„In diesem Fall stimme ich Dir zu“, lächelte Valand. Dann wurde sein Blick etwas melancholisch, und er sagte bedauernd: „Schade, dass wir am Anfang des Jahres Tar´Kyren so knapp verpasst haben. Ich habe ihn nun seit annähernd sechs Jahren nicht mehr gesehen.

Was dieser Teufelskerl während der Schlacht bei Wolf-359 geleistet hat, das scheint mir typisch für ihn zu sein. Und da wollte er anfangs doch tatsächlich Wissenschaftler werden.“ Sylvie schmunzelte: „Im Nachhinein ist das wirklich kaum vorstellbar. Hast du etwas über unsere anderen Kameraden aus Akademietagen in Erfahrung bringen können?“

„Ja. Ich hörte, dass Alev Scenaris jetzt als Taktischer Offizier auf der FARRAGUT gedient. Dass John McTiernan und T´Rian mich vor einigen Wochen besucht haben, als ich noch bei meinen Eltern war, das weißt du ja bereits. Beide sind immer noch ein Paar.“

„Ich gönne es den beiden“, erklärte Sylvie, wobei sie es genoss, dass Valand immer noch ihre Hand hielt. Dann wechselte sie unvermittelt das Thema und erkundigte sich: „Weißt du schon, wohin Dich die Sternenflotte versetzen wird, sobald der Urlaub zu Ende geht? Ich habe heute Morgen eine Nachricht erhalten, dass ich wahrscheinlich zunächst dem Stab eines gewissen Admiral Sherman zugeteilt werde, da momentan, wegen der Verluste bei Wolf-359, kein Schiffskommando verfügbar ist.“

„Klingt doch gar nicht so schlecht“, versuchte Valand sie zu trösten. „Und ich bin sicher, dass man versuchen wird, die Verluste schnell zu ersetzen, und dann werden ganz sicher gute Offiziere benötigt. Und wer weiß, vielleicht gefällt Dir der Job ja auch. Ich selbst habe kurz vor meinem Aufbruch hierher Bescheid bekommen, dass ich Anfang des nächsten Jahres auf ein ganz neues Typenschiff versetzt werde. Die U.S.S. AKIRA. Momentan befindet sie sich kurz vor der Fertigstellung. Ich bin mal gespannt, wer auf diesem Schiff mein Captain werden wird.“

„Vielleicht wieder eine Tellaritin“, scherzte Sylvie, doch ihre Enttäuschung darüber, zuerst einmal im Stab Dienst tun zu müssen, konnte sie nur schlecht verbergen.

„Na, komm her“, meinte Valand aufmunternd und Sylvie ließ sich nicht zweimal bitten, näher zu rücken und sich an ihn zu kuscheln. Einen Arm um die Schulter der zierlichen Frau gelegt, blickte Valand wieder über die Weinberge. Dabei sagte er leise: „Ich habe keine Angst davor, was die Zukunft mir bringen mag. Aber ich wünschte, ich hätte den Moment, da ich auf Andoria vor Nan´Doraan und Varinea stehen werde, und den bitteren Besuch an der Mauer der Helden, schon hinter mir.

Sylvie schluckte. Dann versprach sie: „Egal wie auch immer dieser Besuch enden wird, Valand: Wenn du mich brauchst, dann werde ich für Dich da sein.“

Für einen Moment lang war sie entschlossen, ihm ihre Gefühle für ihn zu gestehen, doch der Moment verging, ohne dass sie den richtigen Ansatz dazu fand. Also schwieg sie.

„Danke, Cherie“, erwiderte Valand leise lachend, ohne von ihrem Gefühlschaos zu ahnen. „Ich werde mich daran erinnern. Denn neben Tar´Kyren bist du der beste Freund, den ich habe.“

Sylvie wusste, wie hoch diese Worte einzuschätzen waren, und doch konnte sie sich kaum darüber freuen. Sie hatte etwas anderes erhofft. Aber vielleicht würde Valand ja später begreifen, was er wirklich für sie bedeutete.

Fast gleichzeitig drückte Valand sie an sich und sagte sanft: „Egal wohin die Zeit uns treiben wird, Sylvie, wir werden in Verbindung bleiben. Du bist ein Teil meines Lebens geworden. Ein sehr wichtiger Teil, den ich nicht missen möchte.“

„Ich auch nicht“, antwortete Sylvie fast unhörbar.

Valand blickte sie kurz an und lächelte. Dann wandte er sein Gesicht der Sonne entgegen, schloss seine Augen und genoss einfach das Gefühl der Verbundenheit zwischen ihnen beiden.

 

 

ENDE



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sanguisdeci
2015-09-04T22:48:38+00:00 05.09.2015 00:48
Eine sehr schön zu lesende und interessante Geschichte. Die Entwicklung hat mir ausgesprochen gut gefallen, muss ich gestehen. Dir ist es gut gelungen, die lange Odyssee der ALAMO darzustellen, ohne dass du der Gefahr der Langatmigkeit erlegen bist. Gerade bei langen Zeiträumen droht diese meist aufzukommen. Mein Kompliment.
Antwort von:  ulimann644
05.09.2015 01:28
Vielen Dank. :)

Zu Beginn hatte ich Bedenken einen Zeitraum von fast 9 Jahren hier einzubinden. Dann kam mir die Idee, die Geschichte in mehrere Abschnitte zu splitten, die durch die längeren Log- bzw Tagebuch-Einträge verbunden werden.
Ich persönlich halte diese Geschichte für eine meiner besten, wenn nicht gar die beste überhaupt. Sie war mir andererseits sehr wichtig, da ich hier erstmals von meinem andorianischen Main-Character weg kam, hin zu einer Figur, die für ICICLE (nachdem sie zunächst nur ein Sidekick sein sollte) noch interessant werden wird - so hoffe ich.

Erst durch diese Geschichte fand ich überhaupt einen richtigen Zugriff, und mich hat beim Schreiben völlig überrascht, wie sehr mir die Figur des Valand Kuehn am Ende gefiel. (Hätte ich das vorher gewusst, so hätte ich sie vermutlich anders benannt. ;))


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