Zum Inhalt der Seite

Liebe macht blind

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

 

Jeder Mensch hat einen Schwachpunkt. Einen wunden Punkt. Einen toten Winkel. Jeder Mensch ist verletzbar. Egal wie stark er ist. Liebe macht uns blind.

 

„Los, Hinata! Noch einmal.“

„Ja.“ Sie stand auf und nahm wieder Haltung an. Unnachgiebig wie immer stand Neji ihr gegenüber. Sein strenger Blick schien sie beinahe zu durchbohren. Er hatte sein Byakugan aktiviert und einige Kunai gezückt. Die Wurfmesser zielten auf ihr Herz, doch noch bewegte er sich nicht. Er wartete ab. Wartete auf ihre Verteidigung.

Während er sie mit den Kunai angriff, aktivierte Hinata die ultimative Verteidigung ihres Clans, das Hakkeshô Kaiten. Eine wirbelnde Drehung, eine kurze Blockade der Sicht durch das austretende Chakra und die Kunai lagen am Boden.

Neji lächelte zufrieden. Hinata hatte beachtliche Fortschritte gemacht, seit er mit ihr trainierte.  Aber er hatte auch zugeben müssen, dass sie bereits ohne ihn zu einer beachtenswert starken Kunoichi geworden war.

Als das Ende des Tages näher rückte, trainierten sie den effektivsten Angriff des Hyuga-Clans, das Jûken. Neji, zwar Mitglied der Hyuga-Familie, jedoch in den Nebenzweig hineingeboren, beherrschte diesen Angriff bereits seit jungen Jahren. Eigentlich wurde er nur unter Mitgliedern der Hauptfamilie weitergegeben, er hatte  sich diese Technik jedoch selbst erarbeitet, was ihm einen gewissen Respekt gegenüber der Hauptfamilie eingebracht hatte.

Die Sonne war bereits dabei unterzugehen, als Neji den letzten Trainingsblock ankündigte. Hinata nickte, als ihr Cousin sich erneut mit Kunai bewaffnete. Diesmal sollte sie die Wurfmesser ohne das Kaiten abwehren, was ein hohes Maß an Konzentration erforderte. Sie schloss ihre hellen Augen, aktivierte das Byakugan und atmete einmal tief durch.

Sie spürte wie der kühle Wind ihre Luftröhre hinunter strömte, konzentrierte sich in diesem Moment nur auf ihren Körper und ihre Atmung. Sie versuchte alle negativen Gedanken, ihre Erschöpfung, ihre Sorgen und ihre Ängste aus ihrem Körper fließen zu lassen. Die Angst vor Akatsuki, die jeden Moment einen Angriff auf Konoha starten könnten um an den Kyubi in Naruto zu kommen. Ihre Sorge um den Blondschopf, dessen Leben davon abhing. Die Erschöpfung, die das wochenlange, erbarmungslose Training unter Neji und ihrem Vater mit sich brachte. Doch sie wollte es so. Sie wollte stark sein. Sie atmete erneut tief ein, ließ die Zuversicht mit der Luft durch ihren Körper gleiten, versuchte den unerschütterlichen Glauben an Naruto und seine Fähigkeiten in alle Zellen ihres Körpers zu transportieren.

Als sie die Augen öffnete,  griff Neji an.

Die ersten Angriffe blockte Hinata ohne Probleme, als plötzlich ein Ruck durch ihren Kopf ging. Ein scharfer Schmerz in ihrem Nacken ließ sie zusammen fahren.

Sie drehte sich um und betastete gleichzeitig die winzige Beule an ihrem Hinterkopf.

Neji schmunzelte, als er ihr erschrockenes Gesicht sah wurde jedoch wieder ernst, als er auf sie zutrat.

"Du solltest froh sein, dass es nur eine Eichel war. Wäre es ein Kunai, wärst du schon tot."

Hinatas Gesichtsausdruck entspannte sich,  sie nickte jedoch ernst. Sie musste besser werden. So etwas durfte nicht passieren.

"Das Byakugan hat eine Sicht von fast 360 Grad. Aber eben nur fast, deshalb musst du lernen deinen toten Winkel im Auge zu behalten. Sonst wird er sehr schnell deine Schwachstelle.", bläute er ihr erneut ein, dann erklärte er das Training für beendet.

Sie duschte und zog sich um, bevor sie sich auf einem hüfthohen Mauervorsprung niederließ,  der das Anwesen ihrer Familie umgab.

Sie blickte in den dunkler werdenden Himmel, der jetzt von einem satten Rot war, während die Sonne hinter dem Horizont verschwand. Sie hing ihren Gedanken nach und ihre blauen Haare, die durch das Rot des Himmels fast Lila erschienen, wehten sanft in einer Brise über ihren Rücken.

 

Seit Narutos Sieg über ihn in den Vorrunden der Chûnin-Auswahlprüfungen trainierte Neji immer öfter mit Hinata. Hiashi hatte ihm die Wahrheit über den Tod seines Vaters erzählt und dass es dessen freie Entscheidung war, sich für seinen älteren Bruder zu opfern. Seit diesem Tag hatte er versucht, das Verhältnis zu seiner Familie etwas zu entspannen. Er wusste nicht, ob er ihnen jemals voll und ganz vergeben konnte, denn trotz allem war die Trennung des Clans in Haupt- und Nebenfamilie und die Unterwerfung der Nebenfamilie mit Schuld am Tod seines Vaters. Aber er wusste, dass auch Hiashi, Hinata und Hanabi nichts anderes als Gefangene in dieser Gesellschaft waren, die sich den Regeln zu fügen hatte. Sie hatten die Regeln ihres Clans nicht gemacht, aber sie widersetzten sich ihnen auch nicht. Man lernte, die Dinge nicht zu hinterfragen, solange man nicht direkt betroffen war.

 

Er hatte jedoch gelernt, dass auch Hinatas Leben nicht einfach gewesen war. Schon im Alter von sieben Jahren war sie von ihrem Vater als Clanerbin ausgeschlossen worden, weil er Hanabi für die würdigere Hyuga hielt. Obwohl Hinata zur Hauptfamilie gehörte, war auch sie für lange Zeit allein gewesen.

Als Neji Hinata auf dem Vorsprung sitzen sah, trat er leise heran um sich neben ihr niederzulassen.

"Ein friedlicher Anblick, nicht?", fragte sie, wandte ihre Augen jedoch nicht von der untergehenden Sonne ab. Die letzten rötlichen Strahlen der Sonne spiegelten sich in ihnen.

Neji brummte zustimmend. Seit Akatsuki Jagd auf die Biju machte, hatten sie selten die Zeit solch friedliche Momente zu genießen, weshalb er diesen Einen umso mehr auskostete. Er schloss die Augen und  ließ den Wind durch seine braunen Haare wehen. Die Brise fühlte sich kühl auf seiner Haut an und bildete den Kontrast zu den letzten wärmenden Strahlen der Sonne.

Eine Zeit lang saßen sie in angenehmem Schweigen nebeneinander, während der Himmel in ein leuchtendes Lila und schließlich in ein dunkles Blau überging.Schließlich war die Sonne ganz verschwunden und überließ dem Mond den Himmel, der sich sichelförmig über ihnen erhob. Die ersten Sterne begannen zu leuchten und schon bald waren die ersten Sternenbilder und -konstellationen zu erkennen.

"Ich frage mich schon eine Zeit, wie lange wir diesen falschen Frieden genießen können. Wir leben derzeit in der Ruhe vor dem Sturm. In absehbarer Zeit wird Akatsuki versuchen den Kyubi zu fangen."

Hinata nickte stumm. Sie hatte die Beine an den Körper gezogen und die Arme darum geschlungen. Sie wusste, dass ihnen nicht mehr viel Zeit blieb. Sie wusste auch, dass sie kämpfen würde, koste es was es wolle. Denn dies war ihr Wille. Naruto zu beschützen und ihm den Weg zu seinem Traum zu ebnen. Es war ihr Weg.

"Wir sollten die Pause zur Erholung nutzen. Wir werden früh genug wieder kämpfen müssen.", antwortete sie und sah zum Firmament hinauf. Eine Sternschnuppe zog vorbei.

„Du darfst dir etwas wünschen.“, murmelte Neji leise und stand auf, um wieder reinzugehen. Als er im Haus verschwunden war, faltete Hinata die Hände als würde sie beten. Es war ihr sehnlichster Wunsch, ihre einzige Bitte an einen Gott, an den sie nicht glaubte. Denn ER hatte ihr erst die Kraft gegeben dieses Leben zu leben, dieses Leben zu schätzen und ihren Weg zu finden.

 

Ich möchte Naruto beschützen. Mit meinem Leben wenn es sein muss.

 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

 

„He! Hinata!“, rief eine Stimme hinter ihr, als sie gerade ihr Ziel erreicht hatte. Als sie sich herumdrehte, sah sie einen hochgewachsenen Blondschopf auf sich zu rennen. Seine mittlerweile kurzen Haare standen nach wie vor in alle Richtungen ab, aber seine Augen strahlten so blau wie immer. Ein Grinsen zierte sein Gesicht, während er zu ihr aufholte.

Hinata stand am Rande eines Weges, ihre langen blauen Haare locker zusammengebunden, in einem fliederfarbenen, ärmellosen Oberteil, das durch einen breiten Gürtel zusammengebunden wurde, und dunkelblauer Hose mit Kunaitaschen. Eine einzelne weiße Lilie lag in ihrer rechten Hand.

Trauer.

Als Naruto sie erreichte rieb er sich lächelnd den Hinterkopf. In der linken Hand hielt er einen Strauß voller Glockenblumen.

Dankbarkeit.

Sie drehte sich herum als er zu ihr aufgeschlossen hatte und stand einem flachen Grabstein gegenüber auf dem sie ihre Blume ablegte.

 

Neji Hyuga

 

Sie ließ den Kopf sinken und schloss die Augen. Sie hörte ein Rascheln, als auch Naruto seine Blumen auf das Grab des Hyugas legte. Es beruhigte sie, dass er hier war. So wusste sie, dass man ihn nicht vergessen hatte. Ihn. Neji Hyuga. Das Genie ihres Clans. Kriegsheld. Beschützer. Cousin. Und letzten Endes: ein freier Mann.

Aus ihrer Zeit in der Akademie, wusste Hinata, dass Glockenblumen für Dankbarkeit standen. Narutos Dankbarkeit dafür, dass er Hinata beschützt hatte. Und ihn selbst. Neji hatte sie beide gerettet. Sie beide verdankten ihm alles und diese Schuld würden sie niemals begleichen können. Es verband sie. Die Trauer und die Dankbarkeit.

Eine Träne schlich sich aus ihrem Augenwinkel, die sie rasch wegwischte. Ein kurzer Blick zu Naruto zeigte ihr, dass auch er die Augen geschlossen hatte.

 

Gemeinsam verließen sie den Friedhof. Keiner von ihnen verlor ein Wort, bis sie auf die Straße einbogen, die nach Konoha zurückführte. Erst als sie den Friedhof weit hinter sich gelassen hatten, riss Narutos Stimme Hinata aus ihren Gedanken.

„Weißt du denn, wieso Kakashi uns sprechen will?“, fragte Naruto und verschränkte die Hände hinter dem Kopf, während er zu seiner Begleiterin hinüber blickte.

Sie schüttelte den Kopf. „N-Nein. Vielleicht eine M-Mission.“, antwortete sie und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Eine leichte Röte zierte ihre Wangen, seit sie nebeneinander hergingen.

„Wäre auch mal wieder Zeit. Er hat mich schon lange nicht mehr eingesetzt.“ Leicht beleidigt starrte er zu dem neusten Steingesicht hoch, das die Felswand der bisherigen Hokage zierte. Kakashi Hatake, der Kopierninja. Narutos ehemaliger Sensei und Tsunades Nachfolger.

Hinata schmunzelte, als sie seinen Gesichtsausdruck sah. Der Blonde war wirklich erst zufrieden, wenn er auf hochrangigen Missionen zeigen konnte, was in ihm steckte. Das ließ er den Hokagen sehr oft spüren, denn selten war er zufrieden mit der Zuteilung.

Für heute Morgen, hatte er den Blonden erneut in sein Büro bestellt, gemeinsam mit Hinata, die beim Gedanken an eine Mission mit Naruto sehr nervös wurde und ein flaues Gefühl im Magen bekam.

Sie hatten mittlerweile das Gebäude des Hokage erreicht und stiegen die Außentreppe hoch, die zu Kakashis Büro führte. Statt zu klopfen öffnete Naruto schwungvoll die Tür, wodurch sie lautstark an die Wand krachte. Hinata folgte ihm verlegen dreinblickend.

Mit einem „Yo!“ und einer erhobenen Hand begrüßte sie Kakashi, woraufhin Hinata zurückgrüßte während Naruto direkt zur Sache kam. „Was gibt’s denn, Sensei Kakashi.“

Der Grauhaarige seufzte. „Ich bin nicht mehr dein Sensei, Naruto.“ Er deutete ihnen, an seinen Schreibtisch heran zu treten.

 

Ein Mann, der bis zu diesem Moment auf einem Stuhl an der rechten Wand des Büros gesessen hatte, erhob sich mit einem Räuspern.

Kakashis Blick huschte kurz zu ihm, bevor er sich wieder Naruto und Hinata zuwandte. „Das hier ist Izumi Ishida.“, stellte er den beiden den Unbekannten vor. Hinata nickte ihm freundlich lächelnd zu, bevor Kakashi weitersprach. „Er ist ein Geschäftsmann aus Iwagakure und aufgrund wichtiger Verhandlungen derzeit in Konoha. Iwagakure kämpft seit geraumer Zeit mit Aufständischen, die die Regierung umstürzen wollen. Da Herr Ishidas Geschäfte unter anderem mit der Regierung zusammen hängen, kann es durchaus zu Zwischenfällen bei seinen Reisen kommen. Deshalb sollt ihr ihn begleiten und ihn sicher nach Iwa bringen.“

Hinata sah zu dem Mann herüber. Er hatte kurze braune Haare und braune Augen, trug einen grauen Anzug, darunter ein weißes Hemd und eine blaue Krawatte. Sein Auftreten strahlte Selbstbewusstsein aus und wirkte respekteinflößend.

„Die beiden sind doch noch Kinder. Wollen sie mir wirklich solche Wachen zur Seite stellen, Hokage?“, fragte Ishida bissig und sah ungläubig zu Kakashi hinüber.

Kakashi schmunzelte unter seiner Maske, während Naruto empört aufschrie. „Ich bin doch kein Kind!“, rief er entrückt und starrte den Klienten wütend an.

„Herr Ishida. Naruto hat bereits im vierten Ninjaweltkrieg gekämpft und wird hierzulande als Held gefeiert. Er mag zwar nicht so aussehen, aber er zählt zu den stärksten Ninjas, die wir aufbieten können. Und sie haben schließlich nach den Stärksten verlangt.“, erklärte Kakashi. *Eigentlich ist er der stärkste Ninja, den wir überhaupt haben.*, fügte er in Gedanken hinzu.

Ishida sah den Hokagen ungläubig an. „Der da?“, fragte er skeptisch, deutete mit dem Finger auf ihn und musterte Naruto kritisch. Dann schweifte sein Blick zu Hinata hinüber die kurz erschauderte. „Das Mädchen auch?“, wollte er wissen, wobei seine Stimme einen fast ironischen Klang annahm.

„Auch sie hat im Krieg gekämpft. Sie ist eine starke Kämpferin und bewahrt immer einen kühlen Kopf.“, erläuterte Kakashi. Ishida schien noch nicht überzeugt, nickte schließlich jedoch ergeben. Hinata glaubte kurz ein zufriedenes Glitzern in seinen Augen zu sehen, als sie jedoch genauer hinsah, war es verschwunden. Sie musste es sich eingebildet haben.

„Na schön.“, er blickte zwischen den beiden jungen Shinobi hin und her. „Morgen früh um Acht möchte ich aufbrechen. Ich bin im Hotel am Markt abgestiegen. Ich erwarte, dass ihr beide mich morgen dort abholt.“

Mit diesen Worten verließ er das Büro. Hinata und Naruto sahen ihm nach, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Ein wahrer Sonnenschein.“, kommentierte Naruto missmutig und rümpfte die Nase. Hinata unterdrückte ein Kichern, Kakashi schmunzelte erneut.

„Ihr werdet schon zurechtkommen.“ Kakashi bedeutete ihnen, näher zu kommen. „Seid vorsichtig ihr beiden. Es ist wahrscheinlich, dass auch hochrangige Ninjas hinter ihm her sind. Lasst euch auf keinen überflüssigen Kampf ein, aber beschützt ihn.“

Naruto nickte entschlossen und auch aus Hinatas Blick war die Unsicherheit gewichen.

„Ich vertraue auf euch!“

 

Naruto und Hinata trafen sich am nächsten Morgen vor dem Hotel, in dem der Geschäftsmann nächtigte. Sie reisten mit leichtem Gepäck um im Falle eines Hinterhalts sofort angriffsbereit zu sein. Hinata hatte die Haare zu einem lockeren Zopf gebunden. Es war das erste Mal, dass Naruto sie so sah, aber es stand ihr gut, fand er.

Ein düster aussehender, schwarzhaariger Riese begleitete Ishida, einen schweren Koffer tragend, als sie das Hotel verließen.

„Das ist Masahiro. Er ist normalerweise mein Leibwächter. Angesichts der derzeitigen Lage erschien es mir jedoch ratsam, Ninjas zu konsultieren.“, erklärte Ishida sich und warf Naruto und Hinata einen herablassenden Blick zu. Naruto ballte eine Faust, sagte jedoch nichts. Er spürte Hinatas Blick auf sich ruhen und konnte fast ihre Gedanken hören, die ihn zur Vorsicht ermahnten. Sie durften ihn sich nicht zum Feind machen. Es war ihre Aufgabe ihn zu schützen.

„In Ordnung. Lassen Sie uns gehen.“, erwiderte Naruto gepresst und ging voraus. Hinata blieb hinter dem Klienten und seinem Leibwächter, sobald sie das Dorf verlassen hatten. Sie aktivierte ihr Kekkei Genkai, so würde sie Angriffe bereits aus weiter Ferne wahrnehmen können.

 

Am Abend hatten sie die Grenzen Konohas weit hinter sich gelassen. Die Sonne war bereits untergegangen und die Sterne funkelten verheißungsvoll am dunklen Himmel. Immer wieder hatte Hinata hinaufgeblickt, den Anblick genossen, die kühle Luft tief eingeatmet und beobachtet, wie immer mehr Sterne am Firmament sichtbar wurden.

Wären sie allein gewesen, hätten sie ihr Lager im Wald aufgeschlagen, etwas abseits des Weges, um nicht sofort sichtbar zu sein. Doch zur Sicherheit und zum Wohle ihres Auftraggebers, hatten sie sich entschlossen bis zur nächsten Stadt weiterzugehen. Ein Zimmer in einem Hotel war wesentlich einfacher zu bewachen, als ein Zelt auf einer Lichtung, mit zahlreichen Möglichkeiten, sich anzuschleichen und zu verstecken.

Naruto und Hinata hielten abwechselnd Wache, damit sie sich zwischenzeitlich erholen konnten. Während die Hyuga schlief, saß Naruto auf einem Vordach, direkt zwischen dem Fenster ihres Zimmers und dem des Klienten, und sah in den dunklen Himmel hinauf. Ihm war aufgefallen, dass die Blauhaarige ihren Blick auffällig oft nach oben gerichtet hatte. Nicht, dass sie nicht allen Grund dazu gehabt hätte. Es war ein wunderschöner Anblick in einer sternenklaren Nacht. Er fragte sich, ob seine Eltern ihm wohl von oben zusahen. Ob sie wohl stolz auf ihn waren? Doch dann schüttelte er irritiert den Kopf.

Er glaubte nicht an ein Leben im Himmel. Aber wenn es eins gäbe, dann wären seine Eltern wohl dort. Trotzdem war er sich sicher, dass sie über ihn wachten, von wo auch immer man hin ging, wenn man starb. Er musste beim Gedanken an sie lächeln. Sein Vater, der vierte Hokage und Held des Dorfes., dessen Aussehen er geerbt hatte. Auch, wenn er nie viel Zeit mit ihm hatte verbringen können, war er stolz darauf sein Sohn zu sein. Er dachte an seine Mutter, deren Charakter er geerbt hatte. Die ihm geraten hatte, immer gesund zu essen, keinen Alkohol anzurühren, nicht dem Glücksspiel zu verfallen, kein Perverser zu werden, so wie es Jiraiya gewesen war. Sie musste also über ihn wachen, denn ohne es zu wissen, hatte er die meisten ihrer Wünsche für ihn bereits erfüllt. Er trank keinen Alkohol, er hasste Glücksspiel, er rannte keinen leichtbekleideten Frauen hinterher, auch wenn er vielleicht einen Blick riskierte, wenn sich die Gelegenheit ergab. Und in Ramen war schließlich auch Gemüse enthalten, von daher konnte man es fast als gesund bezeichnen. Auch wenn sich nicht alle ihre Wünsche hundertprozentig bewahrheitet hatten, so gab er sich doch größte Mühe.

Er sollte Freunde haben. Nicht viele, aber dafür solche, auf die er sich immer verlassen konnte. Er sah durch das offene Fenster zu Hinata hinüber, die mit dem Rücken zu ihm, auf der Seite liegend und mit einer dünnen Decke zugedeckt, friedlich schlief. Er dachte an Sasuke, der zwar nicht endgültig zurückgekehrt, aber Frieden mit Konoha geschlossen hatte. Sakura, seine beste Freundin, hervorragende Ärztin und starke Kunoichi. Iruka und Kakashi, seine Lehrer. Shikamaru, Kiba, Choji, Lee, Ino, Tenten. Gaara, sein Leidensgenosse und schließlich Freund. Gaaras Geschwister, Kankuro und Temari. Und Shino. Nicht zu vergessen! Er raufte sich die Haare, denn für eine Sekunde spürte er Shinos vorwurfsvollen Blick auf sich ruhen.

Aber er hatte Freunde. Sogar sehr gute Freunde. Und nicht zu wenige.

Ein Punkt, von dem er noch weit entfernt war, war das Mädchen an seiner Seite. Seinem Vater hatte er während des Krieges Sakura als seine Freundin vorgestellt, wofür er prompt eine Kopfnuss kassiert hatte. Ihre Gefühle für Sasuke waren selbst nach all dieser Zeit nie weniger geworden. Sogar als er Konoha erneut verlassen und sie zurückgelassen hatte. Seltsamerweise hatte ihn diese Erkenntnis kaum getroffen. Im Gegenteil. Als Sasuke ihr versprochen hatte zurückzukehren, freute er sich aufrichtig für sie, denn er wusste wie viel er ihr bedeutete.

Es war auch nicht so, als hätte er nicht genügend Verehrerinnen. Er fand es seltsam, dass plötzlich scharenweise Mädchen hinter ihm her liefen, ihm Geschenke machten und ihm zujubelten. Viele Leute wollten seine Hand schütteln und dankten ihm, ohne ihm je zuvor begegnet zu sein. Es war ein ungewohntes Gefühl, so bekannt zu sein und so bewundert zu werden. Jetzt wusste er wie sich Sasuke all die Jahre gefühlt haben musste.

Es war auch nicht so, dass er es nicht genoss, im Gegenteil, es schmeichelte ihm sehr, aber trotz allem, kannte er diese Menschen kaum. Er war ein wenig überfordert mit den ganzen Mädchen, die ihn plötzlich um Date baten.

 

Er hörte ein Rascheln hinter sich. Als er sich umblickte, sah er Hinata, die sich auf die andere Seite gedreht hatte und nun mit dem Gesicht zu ihm lag. Die Decke lag nun zu ihren Füßen, sodass er sie ganz ansehen konnte. Sein Blick glitt über ihren Körper.

Ihre langen blauen Haare, hatte sie beim Schlafengehen aus dem Zopf gelöst, sodass sie jetzt ihr Gesicht umrandeten. Der Kontrast zu ihrer hellen Haut, ließ sie noch blasser aussehen, im strahlenden Licht des Mondes jedoch, schien sie fast zu leuchten.

Ihre Miene war entspannt und sie hatte den Mund einen kleinen Spalt breit geöffnet. Ihre Brust hob und senkte sich mit jedem Atemzug langsam. Ihr Anblick wirkte so friedlich, dass er lächeln musste, während sich ein warmes Gefühl in seinem Inneren ausbreitete.

Ihre Lider flatterten. Hastig drehte sich Naruto um, seine Wangen verfärbten sich ein wenig dunkler. Was sie wohl von ihm denken würde, wenn sie wüsste, dass er sie beim Schlafen beobachtet hatte. Er unterdrückte den Drang zurückzuschauen um nachzusehen ob sie wirklich aufgewacht war.

Wieder sah er in den Himmel hinauf. Er sollte sich lieber auf seine Umgebung konzentrieren, schließlich hatten sie eine Mission zu erledigen.

 

Am nächsten Morgen machten sie sich bereits in der Frühe auf den Weg. Der Himmel im Westen verfärbte sich zunehmend Orange und die Sonne schickte ihre ersten Strahlen auf den Weg als sie das Dorf verließen.

Der Wald den sie kurz darauf erreichten, wurde in goldenes Licht getaucht, bis sie schließlich in die Schatten der Bäume traten, deren Kronen so dicht waren, dass nur selten Sonnenstrahlen den Weg auf den dunklen Erdboden fanden. Die Bäume waren hochgewachsen, mit dicken Wurzeln, die entlang des Weges aus dem Boden ragten.

Gegen Mittag legten sie eine kurze Rast ein um zu Essen und zu Trinken, bevor sie das letzte Stück innerhalb des Waldes zurücklegten. Es war Nachmittag als sie zwischen den letzten Bäumen ins helle Sonnenlicht traten, das sie jetzt blendete. Vor ihnen lag eine Landschaft voller Felder und vereinzelter Bäume am Wegesrand. Eine große Felsgruppe befand sich zu ihrer Rechten dicht am Weg, die ersten Ausläufer eines Hügels, der sich weiter nach Norden erstreckte.

Naruto legte eine Hand schützend vor die Augen, um nicht weiter geblendet zu werden. Auch Hinata kniff die Augen zusammen angesichts des hellen Lichtes.

 

In diesem Moment hörten sie ein Rufen und hastige Schritte. Etwas surrte knapp an Hinatas Kopf vorbei und sie hörte Naruto wütend aufschreien. Die Schritte schienen aus der Richtung der Felsgruppe zu kommen und näherten sich nun rasch.

Die Blauhaarige aktivierte ihr Byakugan und konnte vier Ninjas ausmachen, die auf sie zu gerannt kamen. Mit ihrem Kekkei Genkai nahm sie gleichzeitig wahr, wie sich Narutos Chakra veränderte, als er in den Biju-Modus überging und sich die Chakrahülle des Kyubi um ihn legte.

So schnell sie konnte wandte sie sich um, suchte nach Ishida und stellte sich schützend vor ihn, um ihn vor den Ninjas zu beschützen. Sie warf mehrere Shuriken in Richtung der Angreifer, blockte zwei auf sie zuschießende Wurfmesser und warf ihr eigenes Kunai hinterher. Naruto, dessen Augen sich mittlerweile an die Helligkeit außerhalb des Waldes gewöhnt hatten, startete einen Angriff mit seinem Rasengan.

Als Hinata seinen Arm sah, stockte ihr kurz der Atem. Er war über und über versehen mit Brandblasen und eine gräuliche Flüssigkeit tropfte davon herab. Es sah fast so aus, als würde sie seinen Arm auflösen. Ihr dämmerte mit welchen Methoden ihre Gegner kämpften, als sie zwei weitere säuregefüllte Kugeln auf sich zufliegen sah. Schnell schnappte sie sich den Kopf ihres Klienten und drückte ihn nach unten, sodass die faustgroßen Kugeln an ihnen vorbeischossen.

Sie musste sich zwingen, nicht erneut nach Naruto zu sehen, um den sie sich große Sorgen machte. Aber sie musste vorsichtig sein und ihren Klienten um jeden Preis beschützen, das wusste sie. Persönliche Belange mussten hinten angestellt werden, solange Naruto nicht in Lebensgefahr war. Solange nur sein rechter Arm betroffen war, der sich aufgrund der Zellen von Hashirama Senju von allein regenerieren konnte, hatte er nichts zu befürchten. Er durfte nur keinen direkten Treffer einstecken.

 

Einige Kunai und Shuriken kamen auf sie zugeflogen und zogen ihre Aufmerksamkeit auf sich. Mit dem Kaiten war es ein Leichtes sie abzuwehren, doch die nächste Salve folgte sogleich. Sie schnappte sich zwei eigene Wurfmesser und warf in die Richtung in der sie ihren Angreifer ausmachen konnte, bevor sie erneut Abwehren musste.

Versteckt hinter der letzten Salve, stürzte sich einer der Angreifer auf sie und riss sie zu Boden. Er hob den Arm, in der Hand ein Kunai, und setzte dazu an, es ihr ins Herz zu stechen.

Sie ließ Chakra in ihre Handflächen fließen und versetzte ihm einen gezielten Schlag auf die Stelle, unter der einer der Lungenflügel saß, dann schubste sie ihn von sich herunter. Er röchelte und spuckte Blut, richtete sich jedoch wieder auf. Mit dem Jûken gab sie ihm den Rest, denn die Wucht des Angriffs ließ ihn einige Meter weit fliegen und schließlich auf dem Boden entlang schlittern.

Gehetzt sah sie sich um und suchte nach ihrem Teamkameraden und Ishida, sowie seinem Leibwächter. Naruto kämpfte gegen die drei anderen Gegner und hielt sie, noch immer im Kyubi-Modus in Schach. Ishida war zu seinem Leibwächter hinüber gerannt, der bei einem Baum Deckung gesucht hatte. Hinata entschied, dass die beiden dort vorerst in Sicherheit waren, da die Angreifer sich nur auf den Uzumaki konzentrieren und beschloss ihm zu helfen. Sie war nur noch wenige Meter entfernt, als ein Kunai angeschossen kam, das direkt auf Narutos Rücken zuhielt und nicht von den Angreifern stammen konnte. Hinata wehrte es mit einem eigenen Kunai ab, blieb abrupt stehen und sah zurück.

 

Ishidas Leibwächter hatte ein weiteres Kunai in der Hand und sah sie zornerfüllt an. Ishida selbst hatte sich schützend in seinen Schatten gestellt und die Augen zu Schlitzen verengt, während er das Geschehen verfolgte.

Masahiro fluchte und warf das zweite Kunai, diesmal direkt auf Hinata. Sie rannte ihnen entgegen, wehrte das Kunai mit einer einzigen Bewegung ihres Arms ab. Auf halber Strecke blieb sie stehen.

„Was soll das?“, fragte sie schlicht und musterte die Beiden.

„Misch dich nicht ein, Göre! Wir wollen den Fuchsjungen!“, zischte Ishida und bedeutete ihr mit einer Handbewegung zu verschwinden.

„Das werde ich nicht zulassen!“, erwiderte sie bestimmt und nahm die Kampfhaltung ihres Clans an. „Was w-wollt ihr von ihm?“

„Wir wollen gar nichts, wir sind angeheuert worden. Und wenn du uns nicht aus dem Weg gehst, dann wird es auch dich erwischen!“

Als sie keine Anstalten machte zur Seite zu treten, verdüsterte sich Masahiros Gesicht, doch auch die Entschlossenheit nahm zu. „Na schön.“ Mit diesen Worten griff er an.

 

Das Erste was Hinata ins Auge fiel: er war schnell! Noch bevor sie die Gelegenheit hatte zu reagieren, hatte er bereits den ersten Schlag gelandet und sie zurückgeworfen. Besser vorbereitet, konnte sie die nächsten beiden Schläge blocken, kam selbst jedoch nicht dazu anzugreifen.

Masahiro drängte sie immer weiter zurück, was in ihr erneut den Drang weckte, sich nach Naruto umzusehen. Er kämpfte nur wenige Meter hinter ihr und durch ihr Byakugan nahm sie ihn wahr, doch sie konnte nicht erkennen, wie es um ihn stand. Für sie war es nur ein Wirbeln von rotem und blauem Chakra.

Sie wich erneut aus, als sie sich plötzlich an das Training mit Neji erinnerte.

Vergiss nicht. Das Byakugan hat eine Sicht von fast 360°. Aber eben nur fast. Es gibt einen toten Winkel. Er ist unser Schwachpunkt.

Sie wusste nicht, wieso ihr der Gedanke ausgerechnet jetzt kam, aber durch ein ungutes Bauchgefühl bestätigt ließ sie alle Vorsicht fahren und drehte sich noch im Sprung. Geistesgegenwärtig leitete sie bereits Chakra in ihre Handflächen, sodass sie die Kunai mit denen sie sich plötzlich konfrontiert sah, mit den Händen abwehren konnte.

In diesem Moment spürte sie einen harten Schlag in den Rücken, der sie unsanft über den Boden schlittern ließ. Sie spürte wie sich ihre Kunaitasche von ihrem Bein löste und die Wurfmesser über den Boden verteilt wurden. Sie krallte sich ins weiche Gras um ihren Sturz abzufangen und ihre Lage zu stabilisieren. Schnell richtete sie sich auf und fing einen weiteren Schlag ab.

Dann sah sie ihre Chance. Beim Zurückweichen war Masahiro kurz aus dem Gleichgewicht geraten, was Hinata jetzt für ihr Jyûken nutzte. Es gelang ihr vierundsechzig Treffer zu landen und so die Tenketsu, die Öffnungen der Chakrabahnen zum Auslass von Chakra, zu schließen, sodass er kein Chakra mehr formen konnte. Während er zurücktaumelte stieß sie ihm mit der flachen Hand, umgeben von blauem Chakra, vor die Brust, direkt über dem Herzen.

Er ging zu Boden und krächzte, Hinata achtete jedoch nicht weiter auf ihn, richtete sich auf und sah sich nach Naruto um. Einen Gegner hatte er bereits ausgeschaltet, ein zweiter war schwer angeschlagen. Hinata setzte gerade dazu an ins Geschehen einzugreifen und Naruto zu unterstützen, als sie eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahrnahm. Sie sah Ishida, dem sie bisher keine weitere Beachtung geschenkt hatte.

Eine handtellergroße Kugel flog aus seiner Richtung geradewegs auf Naruto zu, der sich voll und ganz auf die Gegner vor sich konzentrierte. Sie lief los, im selben Moment, in dem sie realisierte, dass die Kugel an oder in der Nähe von Narutos Kopf aufprallen würde. So gut seine Regenerationsfähigkeiten auch waren, einen frontalen Treffer mit so ätzender Säure würde er nicht überleben.

Sie griff nach ihrer Kunaitasche, die sie jedoch beim vorherigen Angriff verloren hatte. Sie zu holen würde zu viel Zeit kosten, also musste sie die Kugel so abwehren.

Noch im Laufen wurde ihr klar, dass sie das Kaiten nicht anwenden konnte. Durch die Rotation würde sie die Säure trotzdem in Narutos Richtung schleudern, also musste sie die Kugel zerstören, bevor sie Naruto erreichte.

Sie setzte erneut Chakra aus den Händen frei, formte damit Chakraklingen und sprang ab. Mit einem gezielten Hieb gelang es ihr die Kugel zu zerschneiden. Sie explodierte und spritzte Säure in alle Richtungen. Aus den Augenwinkel nahm sie noch wahr, dass Naruto zu weit entfernt war um getroffen zu werden, was aufsteigende Erleichterung in ihr auslöste. Dann spürte sie den stechenden Schmerz in ihrer Hand und sie sah weißen Dampf von ihrer Haut aufsteigen. Graue Flüssigkeit spritzte an ihren Händen vorbei und obwohl sie versuchte den Kopf zu drehen, erfüllte ein schmerzhaftes Brennen ihre Augen.

Noch während alles Dunkel um sie herum wurde, erfasste sie ein weiterer Gedanke. Eine Erinnerung.

 

Ich möchte Naruto beschützen. Mit meinem Leben wenn es sein muss.

 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

 

„Was soll das heißen, ihr könnt ihr nicht helfen?“, brüllte er. Verzweifelt raufte er sich seine blonden Haare. Sie waren schweißnass, genau wie seine Kleidung, die vor Dreck starrte. Tsunade, in einen Heilermantel gehüllt und sichtlich erschöpft, stand vor ihm und sah ihm trotzig in die Augen.

„Das heißt, dass wir das Byakugan nicht genug kennen um ihre Augen in Ordnung zu bringen. Wir haben die Säure entfernt, wir haben die Wunden geschlossen, aber mehr können wir nicht tun. Wir brauchen einen Heiler vom Hyuga-Clan.“, schrie Tsunade zurück und stampfte bedrohlich mit einem Fuß auf.

„Gibt es nicht-“, setzte Naruto an, doch die ehemalige Hokage unterbrach ihn. „Nein, gibt es nicht! Wir haben ALLES versucht. Die Nervenstränge innerhalb des Byakugans sind sehr komplex. Wir würden mehr zerstören als wir retten.“

„Verdammt.“, Naruto raufte sich erneut die Haare. „Verdammt, verdammt, verdammt!“

Tsunade, obwohl sie die fünfzig bereits lange überschritten hatte, sah noch immer aus wie an dem Tag, an dem Naruto sie zum ersten Mal getroffen hatte. Die beiden blonden Zöpfe waren etwas länger geworden, doch abgesehen davon war ihr Erscheinungsbild dasselbe geblieben.

Ebenso ihr Charakter. Fest sah sie Naruto in die Augen und bei ihrem Blick wusste er, dass sie Recht hatte. Er konnte sehen, dass sie selbst unzufrieden mit dem Ergebnis war und wie sehr sie der Hyuga helfen wollte.

Verzweiflung kroch durch seine Glieder bis in die tiefsten Winkel seines Herzens. Sie war doch nur so schwer verletzt, weil er nicht aufgepasst hatte. Er hätte sie beschützen müssen, stattdessen hatte sie ihn beschützt. Er musste etwas tun!

„Na schön! Heiler des Hyuga-Clans!“, rief Naruto, schlug mit der Faust gegen die Wand zu seiner Rechten und richtete seinen entschlossenen Blick auf Tsunade. „Geh nicht weg! Bin gleich wieder da!“, versprach er und rannte so schnell er konnte den Gang entlang.

Er würde mit Hiashi reden. Er war Hinatas Vater und er würde ihr mit Sicherheit helfen. Es musste jemanden im Hyuga-Clan geben, der Hinatas Augen wiederherstellen konnte. Es musste einfach so sein.

Halt durch, Hinata.

 

Mit festem Blick, die Schultern gestrafft und entschlossen hier nicht eher wegzugehen, bevor er jemanden gefunden hatte der ihm half, klopfte Naruto. Endlose Sekunden vergingen in denen niemand öffnete und Naruto zunehmend nervöser wurde.

Es war Hanabi, die schließlich die Tür beiseite zog und ihn neugierig musterte. Sie war gewachsen, mindestens einen Kopf, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte. Außerdem trug sie ihre Haare wieder lang, jedoch zu einem lockeren Zopf zusammengebunden, ähnlich wie Hinata. Naruto fiel auf, dass er sie seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte, hielt sich jedoch nicht daran auf.

„Hanabi! Es geht um Hinata. Ich muss mit deinem Vater sprechen, sofort!“  Seine Worte waren laut, bestimmt, aber auch voller Angst. Das musste auch Hanabi aufgefallen sein, denn ihr Blick wurde besorgt.

„Was ist-“, setzte sie an, doch Naruto ließ sie nicht aussprechen.

„Sie ist verletzt. Hol ihn! Bitte!“ Sie hörte die Verzweiflung in seiner Stimme und endlich bewegte sie sich. Hastig rannte sie zurück ins Haus, er konnte ihre Schritte den Flur entlang eilen hören.

Naruto kam es vor, als wären Stunden vergangen, bis Hiashi endlich an der Tür auftauchte. Er war in seinen üblichen braunen Kimono gekleidet, sein Blick war abschätzend auf den Blondschopf gerichtet und er hielt die Arme verschränkt.

„Was ist?“, fragte er mit einem leicht abfälligen Unterton in seiner Stimme.

„Hinata! Sie wurde verletzt. Sie liegt im Krankenhaus. Wir waren auf einer Mission, sie hat Säure in die Augen bekommen. Wir brauchen jemanden vom Hyuga-Clan. Dieser Typ hat uns eine Falle gestellt.“, erklärte er wild durcheinander.

Hiashi zog eine Augenbraue hoch. „Wie konnte so etwas passieren?“, fragte er kühl. Seine Miene veränderte sich nicht.

Naruto verzog zerknirscht das Gesicht. „Sie hat mich gerettet. Die Säurekugel hätte mich treffen sollen. Bitte, schicken Sie einen Heiler, der sich mit den Augen Ihres Clans auskennt.“

„Wenn sie so etwas Dummes tut, sollte sie auch mit den Konsequenzen zurechtkommen.“ Narutos Gesichtsausdruck entgleiste. Mit offenem Mund starrte er den Hyuga an. Er konnte nicht fassen, dass er seiner Tochter nicht helfen wollte. Er musste ihr einfach helfen.

„Wie können Sie so etwas sagen? Sie ist ihre Tochter!“, wütend spuckte er ihm die Worte ins Gesicht.

„Und sie ist alt genug um auf sich selbst aufzupassen. Was geht dich das ganze überhaupt an?“, wollte er wissen, sein Gesicht noch immer zu einer emotionslosen Maske erstarrt.

„Sie ist meine Freundin! Ich will nicht, dass es ihr meinetwegen so geht.“, bekümmert schloss er die Augen.

„Dann ist es deine Schuld. Leb damit und lass meine Tochter zukünftig in Ruhe.“, antwortete Hiashi kalt.

Naruto ballte die Hand zur Faust. Am liebsten würde er Hiashi sprichwörtlich ins Gesicht springen, so wütend war er. Aber er wusste, dass der Hyuga Recht mit seiner Schuldzuweisung hatte. Er verstand nur nicht, wie er so kalt gegenüber seiner eigenen Tochter sein konnte. Er war doch ein Vater, sollte er seine Tochter nicht lieben?

Den Kopf gesenkt haltend und zitternd, überlegte Naruto was er als nächstes Tun sollte. Wenn Hiashi ihm nicht helfen wollte, was blieb ihm sonst noch? Ihm wollte partout nichts einfallen.

Plötzlich sank er auf die Knie. Er beugte den Kopf vor und verbeugte sich vor dem Clanoberhaupt. Überrascht sah dieser auf den Blondschopf hinab.

„Bitte!“, flehte er. Die Augen fest zugepresst, drückte er die Stirn auf den kalten Steinboden. „Bitte, helfen Sie ihr. Sie ist mir wichtig! Bitte lassen Sie sie nicht im Stich! Ich tue alles was Sie wollen!“

„Wieso ist sie dir so wichtig? Was hast du mit ihr zu schaffen?“, hakte Hiashi nach, die Arme weiterhin verschränkt und noch immer mit verächtlicher Miene.

„Sie ist eine unglaubliche Kunoichi. Sie ist schön und stark und gleichzeitig sanft und friedfertig. Sie will immer das alle glücklich sind, sie will alle beschützen und sie ist so aufopferungsvoll anderen gegenüber, dass sie es nicht verdient hat, ihr Augenlicht zu verlieren.“ Während er sprach kämpfte er damit die Tränen zurückzuhalten. Er war wahrhaftig keine Heulsuse, aber das gefühlskalte Verhalten von Hinatas Vater versetzte ihm einen gewaltigen Stich im Herzen. Er wollte nicht, dass seine Freundin seinetwegen leiden musste.

Während er immer noch zitternd auf dem Boden verweilte, löste Hiashi seine Arme aus der Verschränkung und gab Hanabi mit einem leichten Nicken ein Zeichen. Ein kaum wahrnehmbares Lächeln zierte sein Gesicht während er den Blonden betrachtete.

Er wusste schon lange wie sehr Hinata ihn bewunderte und liebte. Er war sich bis heute nicht sicher gewesen, ob er tatsächlich der Richtige für seine Tochter war. Auch wenn er mittlerweile keine Gefahr mehr durch den Kyubi darstellte, war er ein vorlauter, chaotischer, starrköpfiger Junge mit einer Zunge die schneller war als sein Gehirn.

Aber wie Hiashi feststellen musste, hatte er das Herz am richtigen Fleck. Er war bereit seinen Stolz zu vergessen und alles zu tun, um seinen Freunden zu helfen. Er konnte sehen wie sich der Blonde mit Schuldgefühlen quälte und sich schüttelte. Vielleicht wäre Hinata bei ihm doch gut aufgehoben.

„Steh auf!“, befahl er, woraufhin Naruto nur überrascht aufsah. „Ich werde Reishi mit dir schicken. Er ist der begabteste Medic-Nin aus unserem Clan.“ Er sah kurz Ungläubigkeit in den blauen Augen des jungen Mannes aufblitzen, die schließlich in überschäumende Erleichterung umschwenkte.

Erneut drückte er die Stirn auf den Boden. „Danke! Ich danke Ihnen!“

 

Ein leises Summen war zu hören, als sie langsam zu sich kam. Ihr Körper fühlte sich schwer an, als läge auf jedem ihrer Glieder eine tonnenschwere Last. Sie versuchte die Hand zu heben, doch sie wollte ihr nicht gehorchen.

Langsam atmete sie ein, tief und vorsichtig, denn ihre Brust schien wie zugeschnürt. Sie nahm einen leichten Duft nach Desinfektionsmittel nach, was sie vermuten ließ, dass sie im Krankenhaus untergebracht worden war.

Sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen, konnte jedoch nur wild durcheinander wirbelnde Fetzen von Erinnerungen vor ihrem inneren Auge vorbeirasen sehen. Es verursachte Kopfschmerzen und sie ließ es vorerst bleiben.

Das Summen war verstummt, vielleicht hatte sie es sich auch nur eingebildet, denn in ihrem Raum herrschte absolute Stille, bis auf das entfernte Zwitschern der Vögel, das flüsternde Rascheln des Windes, der durch Vorhänge blies und ihren leisen Atemzügen.

Ihre Augen schmerzten, obwohl sie sie noch immer geschlossen hielt. Sie konnte sich nicht erinnern wieso sie das taten und das angestrengte Suchen nach Antworten in ihren Erinnerungen ließ sie wieder wegdämmern.
 

Das Kratzen von Stuhlbeinen über gefliesten Boden schreckte sie aus ihrem leichten Schlaf. Sie hörte noch jemanden atmen, nur einen Meter von ihr entfernt. Jemand musste sie besuchen.

Noch immer taten ihre Augen weh, doch der Druck auf ihre restlichen Glieder nahm ab. Sie versuchte erneut die Finger zu bewegen, und dieses Mal schaffte sie es.

Langsam versuchte sie die Augen zu öffnen. Ihre Lider waren so schwer, dass sie mehrere Anläufe bräuchte. Als sie es geschafft hatte brannte sich helles, weißes Licht in ihre Netzhaut, woraufhin sie sie schnell wieder zukniff.

Sie spürte eine große warme Hand auf ihrer, die vorsichtig ihre Finger drückte.

„Hinata? Bist du wach?“, fragte eine sanfte, bekannte Stimme, die sie noch nicht zuordnen konnte. Sie spürte wie die warmen Finger sanft über ihren Handrücken strichen. Die Haut des Anderen war rau, jedoch nicht unangenehm.

Sie versuchte zu antworten, doch aus ihrem Hals kam nichts als ein Krächzen. Er fühlte sich trocken an und ihre Lippen waren rissig.

Vorsichtig, sehr behutsam, öffnete sie ihre Augen erneut. Zuerst einen winzigen Spalt breit, bis das Licht nicht mehr unangenehm brannte. Langsam konnte sie auch Umrisse erkennen, erst von den beiden Lampen an der Decke, dann von dem Fenster zu ihrer Linken, und einer Person zu ihrer Rechten.

„Hinata!“, rief die Person und sprang auf. Noch immer ihre Hand haltend beugte er sich über sie und warf einen Schatten, woraufhin sie die Augen ganz öffnete.

Sie erkannte blondes Haar und meerblaue Augen, die sie besorgt betrachteten.

Ein leises Keuchen entrann ihr, als die Erinnerungen auf sie einprasselten. Naruto! Er wäre beinahe getötet worden. Sie erinnerte sich an die Mission, an ihren Klienten, an den Hinterhalt und die Säurekugel.

Aber er war hier und er schien unverletzt. Eine Welle der Erleichterung durchströmte sie und wärmte sie von innen.

Sie wollte etwas sagen, doch wieder verließ nur ein Krächzen ihren Hals. Naruto warf ihr noch einen besorgten Blick zu und verschwand kurz aus ihrem Blickfeld.

Als er wieder auftauchte, hatte er ein Glas Wasser in der einen Hand und versuchte ihr mit der Anderen Halt zu geben, während sie sich vorsichtig ein wenig aufrichtete. Behutsam setzte er das Glas an ihre Lippen und ließ langsam die Flüssigkeit zwischen ihre Lippen gleiten.

Das Wasser kühlte ihre Mundhöhle und befeuchtete ihren Rachen. Nach mehreren Schlucken zog Naruto das Glas weg und stellte es zur Seite, während er sie unendlich langsam zurücksinken ließ.

„W- Wie geht… es… dir?“, fragte sie mit leiser Stimme.

Naruto blickte zuerst verwundert und lachte schließlich. Für einen Moment kam es Hinata wie das schönste Geräusch vor, das sie jemals gehört hatte und sie konnte nicht vermeiden, dass sich ein kleines Lächeln auf ihr Gesicht schlich.

„Du liegst im Krankenhaus. Du hast Säure abbekommen, im Gesicht und quer über Hand und Arm. Du lagst zwei Wochen im Koma. Und das Erste was du wissen willst, ist, wie es MIR geht? Wirklich! Ich habe noch nie eine so selbstlose Person erlebt. Echt jetzt!“ Während er sprach war sein Lachen aus seinem Gesicht verschwunden und einem traurigen Ausdruck gewichen.

„Mir geht es gut. Und das ist allein dein Verdienst. Aber viel wichtiger: wie geht es dir?“ Er drückte erneut sanft ihre Hand bei seinen Worten.

„G-Gut.“, flüsterte sie und vermied es, ihm in die Augen zu sehen. Ihr Gesicht war rot angelaufen, als sie realisiert hatte, dass Naruto ihre Hand hielt.

Der Blonde lachte leise und freudlos. „Lügnerin.“, flüsterte er zurück, woraufhin sie verwundert ihren Blick auf ihn richtete. Sein Gesichtsausdruck war ernst und traurig.

„Tu das nie wieder, bitte! Ich würde mir niemals verzeihen, wenn du meinetwegen stirbst! Nicht nach Nejis Tod, der sich für uns beide geopfert hat.“

Hinata lächelte traurig. „Du verstehst nicht. Das mag vielleicht egoistisch sein, aber mein einziger Wunsch ist es, dich zu beschützen. Mein Leben ohne dich wäre sinnlos.“

Naruto setzte zu einer Antwort an, doch das Mädchen unterbrach ihn mit einem Kopfschütteln. „Du wirst mich nicht umstimmen können. Das ist mein Ninjaweg.“

Naruto sah eine Weile zu Boden, während er ihre Worte auf sich wirken ließ. Er hatte die Arme auf die Knie gestützt und dachte darüber nach. Sie würde ihn beschützen?

Während er so in Gedanken versunken da saß, öffnete sich die Tür. Hiashi trat ein, begleitet von Hanabi, die ihre Schwester besorgt musterte.

Naruto stand auf, als sie an das Bett herantraten. „Hehe.“, machte er und kratzte sich grinsend am Hinterkopf. „Ich lasse Sie dann besser mal allein.“

Hiashi nickte und Naruto verließ das Zimmer.

Vor dem Krankenhaus setzte er sich auf eine Bank und blickte in den Himmel. Er war verwirrt und seine Gefühle waren wild durcheinander. Er erinnerte sich an den Moment an dem sie ihm ihre Liebe gestanden hatte. Im Kampf gegen Pain, wo sie ebenso bereit gewesen war ihr Leben für seines zu geben.

Er dachte auch daran, wie er in den letzten beiden Wochen an ihrem Bett gesessen hatte.

Er hatte das Gespräch mit Hiashi immer und immer wieder durchdacht. Und er hatte viel Zeit gehabt über das Mädchen nachzudenken, das sich so bereitwillig für sein Wohl geopfert hatte. Beim Gedanken daran sie zu verlieren, hatte sich sein Herz krampfhaft zusammen gezogen. Auch als feststand, dass sie überleben würde, vielleicht jedoch ihr Augenlicht verlieren würde, konnte er sich vor Schuldgefühlen kaum retten. Er konnte sich nicht erinnern, jemals so erleichtert gewesen zu sein, wie in jenem Moment, da Reishi ihm die gute Nachricht überbracht hatte.

Als Tsunade sagte, sie würden heute die Aufwachphase einleiten, war er den ganzen Morgen aufgeregt und hibbelig gewesen. Er konnte es kaum erwarten und beobachtete sie ununterbrochen, auf ein Zeichen des Erwachens wartend. Sie war so blass und wirkte so zerbrechlich, obwohl sie einer der stärksten Ninjas war, die er kannte. Ihre Haut hatte so weich ausgesehen, dass er irgendwann einfach begonnen hatte, ihre Hand zu streicheln. Es war ähnlich wie damals, als er sie während der Mission durch das Fenster beobachtet hatte.

Ihre Anwesenheit gab ihm immer ein gutes Gefühl und wenn er an sie dachte, breitete sich diese wohlige Wärme in seinem Inneren aus. Er fragte sich, was es wohl war, dass sie von den anderen Mädchen unterschied. Bei niemandem hatte er so ein Gefühl wie bei ihr.

Irgendwann hatte sein Herz begonnen aufgeregt zu schlagen, sobald er sie sah. Seine Hände wurden schwitzig und dann waren da noch die Momente in denen ihm klar wurde, dass er sie unentwegt anstarrte. Er konnte es sich einfach nicht erklären.

Ob sie dieses Gefühl auch hatte?

 

„Ich hoffe dir ist bewusst, wie knapp das war.“, ermahnte Hiashi seine Tochter.

Sie nickte. Er hatte ihr erzählt was während der Mission geschehen war, dass sie beinahe ihr Augenlicht verloren hätte und auch, dass es Naruto gewesen war, der flehend um Hilfe für sie gebeten hatte.

„Deine Liebe zu diesem Jungen hat dich für die Realität blind gemacht. Wenn du an deinen Gefühlen für ihn festhältst, wird er dein Schwachpunkt sein. Er wird dich angreifbar und verletzbar machen. Dein wunder Punkt.“

Hinata schüttelte bestimmt ihren Kopf.

„Nein, Vater. Er ist nicht mein Schwachpunkt. Er ist derjenige, der mich stark macht. Er ist derjenige, für den ich kämpfen möchte. Und wenn es mich angreifbar oder verletzbar macht, sei es drum. Das macht mich zu einem Menschen.“ Fest sah sie ihrem Vater in die Augen. Einige Momente blickte er zurück, dann schloss er lächelnd die Augen.

„So wie ich das sehe, habe ich bald zwei Sturköpfe in der Familie.“, deutete er an, dann stand er auf und verließ das Zimmer mit Hanabi, eine verwirrte Hinata zurücklassend.

 

Als Naruto Hiashi und Hanabi das Krankenhaus verlassen sah, machte er sich wieder auf den Weg zu Hinatas Zimmer. Er grübelte vor sich hin, bis er vor ihrer Tür stand und klopfte.

Sie bat ihn herein und er setzte sich wieder an ihr Bett.

„W-was ist los?“, fragte die Hyuga als sie Narutos nachdenklichen Gesichtsausdruck sah und riss ihn damit in die Gegenwart zurück.

„Hehe, entschuldige.“, sagte er und kratzte sich grinsend am Hinterkopf. „Ich bin nur froh, dass es dir gut geht. Echt jetzt!“

„Danke.“, erwiderte die Hyuga und lächelte verhalten. Dann wurde sie wieder ernst. „Es tut mir Leid, dass mein Vater dich so schlecht behandelt hat, als du ihn um Hilfe gefragt hast.“

Naruto winkte ab. „Er hat es mir erklärt. Ich bin nur froh, dass er dich nicht wirklich im Stich lassen wollte.“

Sie nickte und eine Weile war es still zwischen ihnen. Naruto warf einen verstohlenen Blick zu ihr hinüber und beobachtete sie. Sie hatte sich in einer sitzenden Position in ihr aufgeschlagenes Kissen zurücksinken lassen und blickte aus dem Fenster.

Ihr Blick war sanft und ihr Gesicht zierte eine leichte Röte. Er fragte sich woran sie wohl dachte.

„H-Hinata?“, fragte er vorsichtig und senkte den Blick zu Boden, weil ihm die nächste Frage ein wenig unangenehm war. Er war sich sicher, dass dies eines der Dinge war, die man eigentlich mit seiner Mutter besprechen sollte. Und es war der Gedanke an seine Mutter der ihm die Kraft gab fortzufahren.

„Wie… wie fühlt es sich an, wenn man verliebt ist?“ Er hob den Blick und sah in ihre überrascht dreinblickenden Augen. Ihr Gesicht war noch dunkler geworden und sie schlug die Augen nieder als sich ihre Blicke begegneten.

Es dauerte einen Moment bis sie zu einer Antwort ansetzte. „Nun, ja. A-also.“, sie stockte. „M-man fühlt sich immer wohl in der Nähe des… Anderen. Das Herz sch-… schlägt schneller. Man möchte den Anderen glücklich sehen, e-egal was passiert. M-man möchte i-immer in seiner Nähe sein. Es ist… als ob das Leben ohne den Anderen keinen Sinn mehr hat. Als würde die S-Sonne nur dafür aufgehen.“, versuchte sie es ihm zu erklären.

„Hm.“, machte Naruto und blickte wieder eine Weile zu Boden. War das dann tatsächlich Liebe die er fühlte? „Wird man dann auch nervös? Werden dann auch die Hände schwitzig?“, fragte er, ohne sie anzusehen.

„M-manchmal.“ Sie beobachtete Naruto verwundert. Warum fragte er das alles auf einmal?

„U-und man möchte der Person immer nahe sein?“, stellte der Uzumaki sicher, während er Hinata wieder ansah. Sie erwiderte seinen Blick und nickte erneut.

„Ich möchte dir nahe sein, Hinata.“, sagte Naruto plötzlich.

Hinatas Gesicht wurde sofort noch eine Nuance dunkler, doch sie sah nicht weg. Naruto schaute sie ernst an als er fortfuhr. „Du sagst, du möchtest mich um jeden Preis beschützen. Also machen wir einen Deal. Wir beschützen uns gegenseitig, ok?“ Er grinste.

„O-ok.“, gab die Hyuga zurück.

Für einen Moment war es wieder still, während sie sich nur ansahen. Dann legte Naruto seine Hand auf seine Brust, direkt an die Stelle, an der sein Herz saß. Es schlug unglaublich schnell.

„Mein Herz rast.“, stellte er leise fest, mehr für sich selbst, als für Hinata. „Und meine Hände sind schon wieder schwitzig.“ Er lachte und rückte etwas näher an sie heran.

Hinata sagte nichts, doch auch ihr Herz schlug schnell gegen ihre Brust. Wollte Naruto ihr wirklich sagen, dass er in sie verliebt war? Sie brachte kein Wort heraus, selbst wenn sie etwas hätte sagen wollen.

Er streckte die Hand aus und berührte sanft ihr Gesicht. Leicht fuhr er mit dem Daumen von ihrer Augenbraue bis zu ihrem Ohr und dann zu ihrem Kinn.  Dann ließ er seine Finger sachte auf ihrer Wange ruhen.

Langsam kam er ihrem Gesicht näher. Sie konnte seinen warmen Atem auf ihrer Haut spüren. Als ihre Nasen sich berührten, nahm Naruto all seinen Mut zusammen und überbrückte die letzten Zentimeter.

Als er seine Lippen auf ihre legte schloss er die Augen. Ein wohliges Gefühl breitete sich in seinem Inneren aus, während sein Herz schlug, als wäre er gerade einen Marathon gelaufen.

Auch Hinata hatte die Augen geschlossen. Sie war sich plötzlich nicht mehr sicher, ob sie tatsächlich schon wach war. Vielleicht träumte sie auch noch. Das ganze Geschehen kam ihr so surreal vor.

Als Naruto seine Lippen jedoch gegen ihre bewegte, schob sie die Gedanken zur Seite. Real oder nicht, es war das schönste Gefühl, das sie jemals durchflutet hatte.

 

In diesem Moment wurde die Tür zum Krankenzimmer aufgeschoben. Naruto und Hinata fuhren auseinander, beide mit roten Gesichtern. Narutos Gesichtsausdruck wirkte ertappt, als er sich zum Störenden umdrehte.

Sakura war eingetreten, mit frischen Laken und Kleidung für die Hyuga. Sie blickte verdutzt zwischen den beiden hin und her und fing schließlich an zu Grinsen.

„Also wirklich!“, fing sie mit gespielt strengem Ton an. „Hinata ist gerade erst wieder aufgewacht, du solltest sie wirklich schonen, Naruto. Zu viel Aufregung ist gar nicht gesund!“

Sie legte die Sachen auf dem Fußende von Hinatas Bett ab, während Naruto verlegen grinste. „Ähm.“, brachte er nur heraus.

„Jetzt raus mit dir! Die Besuchszeit ist zu Ende und ich soll Hinata beim Umziehen helfen. Also falls du nicht zuschauen willst…“ Die Rosahaarige beendete den Satz nicht, doch Naruto hatte schon abgewunken. Er drückte Hinatas Hand, lächelte ihr aufmunternd zu und machte sich auf den Weg zur Tür.

„Morgen komm ich wieder.“, versprach er und verließ schnell das Zimmer.

Als er draußen angekommen war, fuhr er sich verwundert mit den Fingern über die Lippen. Er wusste nicht einmal mehr genau, wie es zu dem Kuss gekommen war. Es hatte sich in diesem Moment einfach richtig angefühlt.

Als sich ihre Lippen berührt hatten, war ein wahres Feuerwerk an Gefühlen in ihm losgebrochen. Selbst jetzt raste sein Herz in einem besorgniserregenden Tempo. Seine Gefühle für Hinata kamen ihm immer noch seltsam vor, weil es anders war, als alles was er bisher gefühlt hatte.

Auch dieser Kuss war anders, als alles was er bisher erlebt hatte. So sanft. Und sie schmeckte so… süß, fast wie Honig.

Grinsend machte er sich auf den Heimweg, seine Vorfreude kannte einfach keine Grenzen.

 

Jeder Mensch hat einen Schwachpunkt. Einen wunden Punkt. Einen toten Winkel. Jeder Mensch ist verletzbar. Egal wie stark er ist. Liebe macht uns blind. Aber manchmal macht sie uns auch stark.

 

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, die Geschichte hat euch beim Lesen genauso viel Spaß gemacht wie mir beim Schreiben :)
Danke für euer Interesse, bei Fragen, Kritik, meldet euch gern bei mir. :)

Viele Grüße
Crystel Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kaninchensklave
2015-07-26T11:23:37+00:00 26.07.2015 13:23
Ha und jetzt kontere xDDDDDDDDDDDDDDDDDD


ein Klasse Os

na da war diese Mission doch zu etwas gut auch wenn Hinata verletzt wurde
denn die Aufständischen falls es welche waren haben wohl danach alle gemeinsam
den Löffel abgegeben

nun Hiashis aussage war klar nur wusste Hinata nicht was er damit meinte
aber er hat ja nur das gesehen was offensichtlich war der Held des Dorfes und des Krieges
sowie ein unverbesserlicher Sturkopf den sich Hinata abgeguckt hatte
wohl schon beschlossen als Schwiegersohn an zu sehen warum auch nicht

er ist der stärkste Shinobi den Konoha hat kann seinen stolz vergessen wenn es um seine Freunde geht
dazu bringt er noch Ruhm und ehre mit was will man mehr denn die Hyugas legen ja sehr viel wert darauf
außerdem hat er wohl nach dem Krieg eine Rang Sprung gemacht vom Genin zum Sanin

tja schon blöd wenn man gerade bei einem Lippen Training gestört wird von Sakura die nur Wissen grinst
und Hinata danach wohl ausfragen wird xD

GVLG Arata
Antwort von Crystel am 11.07.2015 | 18:39:17 Uhr
Hallo :)
Zuerst einmal: Vielen Dank für das Lob.

Jaa, ich fand es ein wenig dramatischer, an der Stelle der Verletzung abzubrechen als zu beschreiben, wie Naruto die feindlichen Ninjas vermöbelt. Der OS war ja auch so lang genug ;D
Und wenn er wütend wird, wird er ja meist noch stärker und er hatte ja im Kampf auch schon die Oberhand.
Ich habe auch bewusst die Ränge nicht erwähnt, weil ja nie geklärt wurde wann Naruto Chu- bzw. Jonin wird. Wobei das mal interessant zu wissen wäre :D

Vielen vielen Dank auf jeden Fall nochmal für Review und Lob. :)

Ganz liebe Grüße
Crystel



Zurück