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Adel Verpflichtet

von

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Adel verpflichtet 12

"Tante?" Schuldig trat in ihr Gemach und verbeugte sich.

"Schuldig?! Wie komm ich zu der Ehre, dass du mich freiwillig besuchst?"

Schuldig stand da und wusste nicht, wie er beginnen sollte. Seine Tante nahm ihm diese Bürde ab. Sie winkte ihm, sich zu ihr setzen.

"Welche Wolken überschatten dein sonniges Gemüt?"

Schuldig suchte nach Worten: "Du... warst doch schon dreimal verheiratet?"

Die Tante nickte nur, neugierig worauf Schuldig hinauswollte.

"Waren es immer nur ,Vernunftehen', oder warst du auch schon mal richtig... verliebt?"

Die Tante errötete leicht. "Wie kommst du auf so was, Junge?"

"Antworte mir einfach... bitte."

"Nun... einmal. Damals hatte ich zu wählen, zwischen ihm und der Hochzeit mit meinem ersten Mann. Es wurde mir damals von allen Seiten gesagt, ich habe zu heiraten, wen mir meine Eltern vorgeben. Ich bereue es heute noch, mich gefügt zu haben."

"Du hast ihn gehen lassen?"

Die Tante nickte traurig. "Ich hasse mich dafür, ihn nicht zurückgehalten zu haben.

Aber warum fragst du so etwas? Wegen Aschanti? Ist etwas geschehen?"

"Sie hat zu... ihrem alten Ich zurückgefunden. Sie hat jemanden anderes, den sie Heiraten wird... sie meint wir... passen nicht zusammen..."

"Oh... das ist aber schade, sie war so ein liebliche Wesen. Aber sieh mein Junge... du kannst niemanden zwingen dich zu lieben."

"Das ist ja das Problem. Wenn ich wüsste, dass sie diese andere Person, die sie heiratet, lieben würde... wenn ich sicher währe, dass sie mich nicht liebt..." Schuldig vergrub sein Gesicht in seinen Händen. "...oh Tante..."

"Warum fragst du sie nicht einfach?"

"Sie ist so... weit weg. Ich kann nicht einfach...."

Die Tante erhob sich langsam und ging zu Schuldig. Er sah mit geröteten Augen zu ihr auf und sie zu ihm hinab. Sie griff an seine Schultern und plötzlich schüttelte sie ihn durch.

"Junge! Wenn du es nicht einmal versuchst, wie kannst du dir dann so sicher sein? Wirf deinen verdammten Stolz über Bord, reit zu dem Mädel hin! LOS! Beweg deinen Arsch und frag sie!"

Schuldig sah seine Tante entsetzt an.

Als sie seinen Blick sah, bemerkte sie, dass sie sich hatte gehen lassen. Sofort ließ sie seine Schultern los und stellte sich erhoben Hauptes hin. "Verzeih Jungchen... ich habe mich vergessen. Aber bitte, schmeiß diese Chance nicht einfach weg. Du gibst doch sonst nicht so schnell auf. Sonst bist du auch nicht so verweichlicht, wenn es darum geht, mit mir anzubinden."

Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, rauschte sie davon und ließ Schuldig alleine mit seinen Gedanken. Ihr war es peinlich, sich so gehen gelassen zu haben.

-*-

Schuldig ritt in gestrecktem Galopp zu dem Anwesen, das Ayas Eltern gehörte. Aya hatte seinen Eltern gerade eine Gute Nacht gewünscht und ging jetzt in seine Gemächer.

Kaum zehn Minuten später erreichte Schuldig das Tor und bat um Einlass. Er wurde zu Ayas Eltern geführt und nach einigem Hin und Her erwirkte er die Erlaubnis, in Ayas Gemächer zu gehen.

Er klopfte an. Ein ,Ja' erscholl und Schuldig trat leise ein. Er verriegelte hinter sich die Türe, damit auch niemand überraschend eintreten konnte und drehte sich dann wieder zu Aya.

Aya war am Kamin gesessen und hatte gelesen. Beim Geräusch des Riegels, drehte er sich um. "Was... Schuldig?" Er sprang auf und das Buch fiel zu Boden. "Wissen meine Eltern hiervon?!"

Schuldig nickte: "Ich habe ihre Erlaubnis." Schuldig ging auf Aya zu, der einen Schritt rückwärts machte, ohne Schuldig aus den Augen zu lassen.

Schuldig stand vor ihm und sah Aya lange in die Augen bevor er anfing: "Sag mir ehrlich... willst du wieder so leben? Willst du wieder wie eine Marionette tun, was von dir verlangt wird? Sieh mir in die Augen und sag mir, dass du... mich nicht mehr sehen willst. Sag's mir ins Gesicht."

Aya wich Schuldigs Blick aus. "Ich... werde heiraten, dass muss dir genügen." Er versuchte an Schuldig vorbeizugehen. Aber Schuldig hielt ihn fest und zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen.

"Aya! Vielleicht kannst du damit leben, aber ich kann es nicht. Ich habe immer so gelebt, wie ich es wollte. Ich habe mir von niemandem Vorschriften machen lassen. Es war nicht immer leicht, aber ich bin mir treu geblieben. Ich bereue nichts - und ich will auch in Zukunft nichts bereuen. Also sag es mir... sag mir ins Gesicht, dass du mich hasst."

"Wieso sollte ich das? Ich...."

"Denkst du auch mal nicht nur an dich? Merkst du nicht, dass ich darunter leide?"

"Und was, bitteschön, gehen mich deine Probleme an? Jeder hat etwas, womit er zu kämpfen hat. Du hast eben dein freies Leben, dass nicht immer leicht ist und ich... ich..."

Aya fühlte sich dieser Situation nicht gewachsen. Und fast hätte er es verraten. Aber er hatte es gerade noch verhindern können.

"Was? Womit musst du leben?" Schuldigs Stimme war jetzt ganz leise. Er hatte auf einmal das Gefühl, dass hinter dem Ganzen noch mehr steckte, als er dachte. "Was quält dich? Sag es mir."

"Verdammt noch einmal! Lass mich in Frieden!" Aya schrie ihn an und stieß ihn gleichzeitig weg. "Es geht dich nichts an! Mein Leben nicht und was ich damit mache auch nicht! Wenn ich mich in diesem Moment umbringen würde, sollte es dir genauso egal sein, als wenn ich den Papst persönlich heiraten würde!" Aya rannte zum Fenster und sackte davor zusammen. "Lass mich doch in ruhe... siehst du nicht, dass es zu nichts führt?"

Schuldig schwieg. Er bemerkte das Bild eines Jungen Mädchens an der Wand. Ihre Ähnlichkeit mit Aya war verblüffend.

"Ist das die wahre Aschanti?"

Ayas Pupillen wurden zu winzigen Punkten. Er drehte sich um und warf sich mit aller Gewallt auf Schuldig. "Nimm ihren Namen nicht in deinen Mund! Du bist schuld! Wegen dir bin ich die letzten Monate durch die Hölle gegangen. Ich dachte ich hätte es endlich überwunden. Aber sie sind wieder da! Diese Träume sind wieder da und erinnern mich jede Nacht an damals..."

Seine Finger hatten sich um Schuldigs Hals gekrampft. Aber der Druck lies wieder nach und Aya saß zusammengesunken auf Schuldig und schluchzte.

Schuldig setzte sich auf und nahm Aya liebevoll in den Arm. Er strich ihm über den Rücken. "Scht... ganz ruhig... was für Träume... was ist geschehen...?"

"Sie...", stotterte Aya, "Sie hat... mich überredet, dass wir... in der Nacht... reiten... Vater hat es immer verboten... weil es gefährlich ist... Ich habe nicht auf ihn gehört... sie ist gestorben... weil ich nicht aufgepasst habe... weil ich nicht das tat, was Vater gebot... ich habe sie doch noch aufhalten wollen... aber sie hat mich überredet ungehorsam zu sein..."

Schuldig wiegte Aya in seinen Armen. "Darum tust du jetzt immer, was deine Eltern verlangen? Glaubst du wirklich, dass sie immer Recht behalten werden? Glaubst du, dass sie heute noch leben würde, wenn ihr nicht ausgeritten währt?"

Aya nickte in Schuldigs Schulter.

"Genauso gut hätte sie beim nächsten Ausritt vom Pferd fallen können, und..."

"Nein! Es war meine Schuld! Weil ich ungehorsam war!"

"Aya... das liegt so lange zurück... sie hat dir sicher schon lange vergeben... sie würde nicht wollen, dass du leidest, am wenigsten wegen ihr... Du hast ihr damals sicher eine Freude gemacht, dass du mit ihr mitgekommen bist... sie war glücklich... Und sie will sicher, dass du auch glücklich bist... komm mit mir mit."

"Und dann soll ich wohl wieder in einem Kleid herumlaufen?"

"Das mit dem Kleid, war ein Spiel. Mir ist es egal, was meine Tante sagt - soll sie mich verstoßen - und mir ist es egal, was die Gesellschaft denkt. Diese feinen Leute haben keine Ahnung, was es heißt zu leben. Die sind mir alle egal - verstehst du? ALLE! ...nur du nicht... sieh mir in die Augen, und sage mir, dass ich dir egal bin. Ich werde für immer aus deinem Leben verschwinden."

Aya sah Schuldig an, der ihn noch immer in den Armen hielt. Seine feuchten Augen glitzerten als er es aussprach: "Er... ist mir... egal..." Aya stand auf. "Egal! Hört Er es? ER IST MIR EGAL!"

Fassungslos sah Schuldig ihn an. Dann wurde sein Gesicht plötzlich zu einer eisernen Maske, und ebenso seine Stimme, als er aufstand. "Entschuldige Er mich." Er ging zur Türe und schob den Riegel bei Seite. Bevor er die Türe hinter sich schloss, flüsterte er noch einmal: "Ich werde verschwinden...", dann war er weg.

In Aya arbeiteten die Gefühle wie Dampfwalzen. Die Verzweiflung kroch in seinen Hals und erwürgte ihn fast. Er schmiss sich auf sein Bett und schrie es in sein Kissen, bis ihn seine Kehle schmerzte und noch weiter.

-*-

Schuldig ritt wieder zu seiner Tante. Warum, das wusste er selber nicht. Der Diener erklärte ihm, dass seine Tante schon zu Bett gegangen war, darum lies er ihr nur ausrichten, dass er weggehen würde und ihr alles Gute wünsche. Dann verließ er das Haus wieder, saß auf und ritt weg.

Die Tante hatte mitbekommen, dass jemand da gewesen war und ließ ihren Diener kommen. Er richtete ihr die Worte Schuldigs aus. Sie schickte ihn wieder weg.

Im ganzen Haus war es ruhig. Die Tante saß in ihrem großen Lehnstuhl und sinnierte über das nach, was Schuldig ihr hatte ausrichten lassen. Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Sie sprang auf und befahl sofort ihr Pferd satteln zu lassen.

Wie ein Racheengel stob sie davon und erreichte noch schneller als Schuldig zuvor das Anwesen Ayas.

Dort traf sie mit Ayas Vater zusammen, der sie aber abwimmeln wollte, da es schon spät war. Doch die Tante ließ nicht locker.

"... aber sie müssen mich zu ihrem Sohn lassen!", wurde sie laut.

Der Vater aber blieb sachlich: "Ihr Benehmen ist unangebracht. Ich bitte sie, mein Haus zu verlassen."

"Aber....!"

"Bitte!" Ayas Vater hatte noch immer leise, aber bestimmt gesprochen. Die Tante machte den Mund wieder zu und fügte sich dem Hausherren. Sie verbeugte sich höflich und ging.

Aber nur durch die Eingangstüre. Sofort, als diese zufiel, schlug sie sich in die Büsche, die das Haus umgaben.

Aya hatte den Tumult natürlich mitbekommen. Er suchte seinen Vater auf und erkundigte sich, was vorgefallen sei. Dieser fand die Angelegenheit nicht erwähnenswert.

Sein Vater stand mit dem Rücken zum Fenster, an dem plötzlich die Tante auftauchte, winkte wie eine Irre und sich dann wieder schnell versteckte.

Aya sah verblüfft zum Fenster. Als sein Vater dies bemerkte, drehte er sich um, um zu sehen, was sein Sohn da gesehen hatte - sah aber nichts.

Er schickte seinen Sohn wieder in sein Zimmer. Aber Aya dachte nicht daran, wieder in sein Zimmer zu gehen. Er schlüpfte durch die Küche ins Freie und sah sich um. Dann erspähte er zwischen den Sträuchern die Tante.

"Tante!?", raunte er, "Was tun sie hier?"

"Ha, erwischt." , raunte sie spitzbübisch zurück.

Aya lief etwas rot an. "Was tun sie hier um diese Zeit?"

"Bevor ich irgendetwas sage... bist du Aschanti?"

Aya prallte zurück. "Sie wissen....?"

Sie nickte. "Ich habe mir von Anfang an gedacht, dass da etwas faul ist. Dann hat meine vermeidliche ,Wundersalbe' - die eigentlich nur kaltes Fett war - so schnell geholfen... und als er dir am letzten Ball so Hals über Kopf nachstürmte, da war ich mir ganz sicher..."

"Mir?", Aya war sprachlos.

"Jaja... aber genug davon.", ihr blick veränderte sich. Er strahlte jetzt eine Härte aus, die Aya fast Angst machte. "Liebst du Schuldig?"

Aya zog sofort seine mentalen Schilde hoch. "Ich wüsste nicht was..."

"Lass den Blödsinn! Ja oder Nein?", fuhr sie ihn an.

Aya wich zurück. Schuldigs Tante war schon so eine imposante Erscheinung, aber wenn sie erst in Fahrt war, war sie fast furchteinflößend.

"Er ist ein Mann...", versuchte Aya noch einmal sich der Antwort zu entziehen. Plötzlich hatte er einen Handabdruck im Gesicht. Die Tante hatte ihm mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen. "Glaubst du, das weiß ich nicht? Und genauso weiß ich, was er für dich empfindet. Dass er mich hasst, das war schon immer so.

Aber dich... dich liebt er. Du bist der erst, dem er nicht nur Oberflächlich seine Aufmerksamkeit schenkt."

"Aber... ja... aber... wir haben doch keine Zukunft. Er... wird schon über mich hinwegkommen..." Aya trat zur Seite, und sah in den Himmel. "Wir werden uns nie wieder sehen... hat er gesagt."

"Weißt du was ,nie wieder' für ihn bedeutet? Ich kenne Schuldig seit er klein ist, seit seine Eltern damals starben. Er ist nicht der Typ von Mensch, die halbe Sachen machen. Er führt alles zu Ende... und wenn es sein Leben sein sollte."

"Aber... wegen mir...?"

"Nur wegen dir. Und diesmal währst du wirklich schuld."

Ayas Augen weiteten sich, als er sich langsam und ungläubig zu der Tante umdrehte.

"Ja, ich weiß was damals geschehen ist. Es wissen nicht viele, aber wenn es etwas zu wissen gibt, weiß ich es.

Aschanti ist der Name deiner Schwester, habe ich Recht? Sie ist damals gestorben, als ihr in der Nacht ausgeritten seit.

Gibst du dir noch immer die Schuld daran?"

Aya taumelte, ihm wurde schlecht. Jetzt so damit konfrontiert zu werden. Das zweite mal in einer Nacht, nachdem es so lange unausgesprochen geblieben war.

"Du kannst es nicht mehr ändern. Es ist vergangen, aber du kannst verhindern, dass Schuldig sich etwas antut. Du..."

Plötzlich war Aya an ihr vorbeigestürmt und hatte sie dabei fast umgestoßen.

Ohne zu fragen, sprang er auf ihr Pferd und stürmte davon.

Aber wohin sollte er sich wenden? Woher sollte er wissen, wo Schuldig war? Angestrengt überlegte er. Da fiel ihm ein Gespräch ein, das sie einmal geführt hatten. Schuldig hatte ihm von einer Klippe erzählt, die sich mitten in der Landschaft gebildet hatte. Die eine Seite war flach ansteigend, und mit einem Wald bewachsen. Die andere Seite fiel steil ab.

Die einzige Erhebung, in einem Umkreis von Meilen. Er hatte ihm erzählt, das seine Einzige Erinnerung an seine Eltern die war, dass sie dort ein Picknick gehabt hatten.

Aber wo war diese verdammte Klippe. Irgendwo im Norden? Aber wo?!

Er verlangte dem Pferd das letzte an Kraft ab und ritt einfach Richtung Norden.

"Herr im Himmel, lass es mich finden!", dachte er.
 

tbc
 

Gomen! Aber das ist jetzt dann das letzte Kapitel... versprochen >-<



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