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Vergangenheit im Herzen, Verstand in der Gegenwart

von

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Target 0: Prolog - ein explosives Paket

Wärmend schien die Sonne vom blauen, teilweise mit Wolken durchzogenen Himmel und schmolz den Tau der Nacht von den Wiesen und Bäumen Namimoris. Nach einem harten Winter kam lang ersehnte Frühling, in all seiner Pracht.

Munter zwitscherten die Vögel schon seit der ersten Sonnenstunde. Es war ruhig im Ort – wenn man gewisse Schicksale ausser Betracht liess. Gestresst, völlig ausser Atem kam ein Junge hektisch hinter einer Ecke hervorgeschnellt. Angetrieben von der Angst davor, bei der kleinsten Verspätung zu Tode gebissen zu werden, kam es ihm nicht einmal in den Sinn stehenzubleiben. Leider gingen seine Tollpatschigkeit und Eile nicht in Einklang, weshalb ihm ein mädchenhaftes Hiii entwich. Kopf voran fiel Sawada Tsunayoshi auf den harten Asphalt. Und das alles nur wegen einem blöden Stein, der Mitten auf der Wohnstrasse lag.

„Autsch“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und rieb sich die Nase. Da fiel sein Blick auf zwei bekannte Gestalten nur wenige Meter vor ihm. Sofort raffte er sich auf, ein Lächeln im Gesicht. Er wischte sich den Schmutz von den Knien und rief erfreut: „Gokudera-kun, Yamamoto! Guten Morgen!“

„GUTEN MORGEN JUUDAIME!“, kam es in Sekundenschnelle zurück. Einer der zwei Jungen vor ihm beugte sein silbernes Haupt ehrwürdig vor dem Tollpatsch. Tsuna, dem dies nicht allzu angenehm war, sprang auf und fuchtelte heftig mit den Armen. „Hii, Gokudera-kun, das, das ist nicht nötig…!“

„Yo, Tsuna!“, meldete sich der zweite Junge zu Wort. Er klopfte Tsuna zur Begrüssung kollegenhaft auf den Rücken. Ein breites Grinsen zierte stets sein Gesicht, begleitet von leuchtenden, karamellbraunen Augen.

Wenig später fand Tsuna sich zwischen seinen beiden Freunden, die über seinem Kopf ein heftiges, wenn auch einseitiges Streitgespräch führten. Erfolglos versuchte der Vongola Decimo die Zwei auseinanderzubringen, indem er ein gutes Argument einwandte. So kamen sie wenig später im Klassenzimmer an.

Keiner schenkte ihnen grosse Beachtung, als sie eintraten. Einzig ein Mädchen entgegnete ihnen ein warmes Lächeln. „Guten Morgen zusammen“, begrüsste sie die drei.

Stotternd brachte Tsuna ein „Ky-kyoko-chan! M-morgen“ zustande. Ein rosa Schimmer fand den weg in sein Gesicht und er blickte peinlich berührt zu Boden, bis er seinen Platz erreichte. Er war froh, dass sie trotz all ihren Erlebnissen in der Zukunft ihr normales Leben weiterführen konnten. Er war beinahe froh den missmutigen Lehrer hinein watscheln zu sehen, Bücher auf seinen Tisch klatschend, bevor die Schulglocke klingelte.
 

Zum fünften Mal klingelte die Schulglocke, es war Zeit wieder an den Platz zurückzukehren. Die nächste Stunde stand ihnen bevor, Mathematik. Wenigstens ein Fach, das sie einigermassen verstand, denn es wurden nicht allzu viele unnötige Kanjis verwendet, die sie eh nicht lesen konnte. Sich ihrem Schicksal hingebend rückte das Mädchen ihren Stuhl näher ans Pult, hoffend, die letzte Stunde vor dem Mittag ginge schnell vorbei. Schule war öde, besonders hier. Die meisten Japaner waren unglaublich scharf darauf, Bestleistungen zu erzielen. Selbst nach zwei Jahren hatte sie sich noch nicht mit den Sitten anfreunden können, ihre strikte Hauptsache-ich-komme-durch-Mentalität aufrechterhalten.

Die ersten zehn Minuten starrte sie aus dem Fenster, dann wandte sie die Aufmerksamkeit wieder der Klasse zu. Keine Sekunde zu spät, wie sich herausstellte. Der Junge in der Reihe vor ihr stammelte die Antwort auf das an der Tafel stehende Problem. Er brauchte eine Weile, löste es jedoch einwandfrei. Stolz bejahte der Lehrer seine Antwort und liess seinen Blick weiter gleiten.

„Hoseki, nächste Aufgabe“, forderte er. Das Mädchen am hintersten Fensterplatz seufzte erinnerlich, während sie die Stirn in Falten legte. Ihre grauen Hirnzellen kamen nur langsam in Schwung, doch sie brachte die richtige Lösung irgendwie zustande. Der Lehrer bejahte auch ihre Antwort und fuhr kommentarlos mit dem nächsten Schüler fort. Was für eine Massenabfertigung.

Beinahe kehrte das Mädchen ihre Aufmerksamkeit wieder dem Fenster zu, da blieb ihr Blick an einem braunen Schopf haften. Vergeblich versuchte Sawada Tsunayoshi, der als nächstes dran war, die ihm gestellte Aufgabe zu lösen. Er murmelte irgendetwas vor sich hin, worauf der Lehrer bloss den Kopf schüttelte. Irgendwie bemitleidete sie den Jungen. Dann spürte sie ein glühendes Augenpaar auf sich. Dafür hatte sie einen sechsten, antrainierten Sinn. Mit hochgezogenen Brauen schweiften ihre grasgrünen Iriden durch den Raum, woraufhin sie an einem Mitschüler gleich am Tisch rechts von ihr hängen blieben. Der asiatische Junge mit eindeutig westlichem Einschlag drohte sie mit seinen Augen in Flammen aufgehen zu lassen. Was für eine Ironie, besass sie doch selbst ihm ähnliche, exotische Gesichtszüge.

Das Mädchen strich sich eine kinnlange Locke hinters Ohr, die ihr vom durchwuschelten Kopf hing. Konnte ihr doch egal sein, wenn dieser Typ nicht mochte, dass sie Sawada anstarrte. Schulterzuckend wandte sie sich ab, um mit dem aus dem Fenster Blicken und Philosophieren weiterzufahren.

War es rein Zufall, dass Luca-sensei mich damals hierher geschickt hatte? Das würde sie wohl nie erfahren. Wenn sie den Mann jemals wieder zu Gesicht bekam, würde sie gar nicht mit ihm reden wollen, er konnte ihr gestohlen bleiben.
 

Genüsslich sog Tsuna den Duft der Freiheit ein, wenn auch diese nur eine Stunde andauern würde. Sein Magen knurrte bereits und er war froh, sich endlich dem köstlichen Bento, welches seine Mutter für ihn gemacht hatte, zu widmen. Mit seinen zwei Freunden spazierte er die Treppe hinauf aufs Dach der Schule. Hibari schien sich in sein Büro zurückgezogen zu oben, oder noch wahrscheinlicher war er auf der Suche nach Unruhestiftern, die er zu Tode beissen konnte.

Sie richteten sich häuslich ein, das erste Mal seit langem genügend Vitamin D tankend. Bei diesem wunderschönen Wetter hob sich die Laue automatisch um Weiten. Es war beinahe zu schön, um wahr zu sein, denn dreiviertel ihrer Pause war bereits vergangen ohne dass Reborn aufgetaucht war. Er nicht, und auch keine seiner halsbrecherischen Überraschungsaufgaben. Beinahe wagte Tsuna zu glauben, er könne eine friedliche Stunde verbringen, seine unschuldige Naivität übermannte dank Euphorie seine Hyperintuition.

Tsuna stopfte gerade die leer gefutterte Box zurück in seine Tasche, als sich die Tür zum Treppenhaus öffnete. Er hätte dem nicht weiter Beachtung geschenkt, käme das dort stehende Mädchen nicht direkt auf ihn zu. Vor dem Trio blieb sie stehen und fragte zögerlich: „Sa-Sawada-san?“

Tsuna starrte sie mit aufgerissener Mundklappe auf. Da lief etwas, und jetzt hörte er auf seine Intuition. Vorsichtig stand er auf. „Ja?“ Reborn. Das war auf Reborns Mist gewachsen.

Das Mädchen streckte ihm ein kleines Päckchen entgegen. Es besass die Grösse und Form eines Ziegelsteins. Nichts daran gab Aufschluss, was es sein konnte, von wem es stammte, oder an wen es ging. Obwohl letzteres ziemlich offensichtlich geklärt war.

„Ein kleiner Junge in Anzug kam gerade vorbei und hat mir das aufgehalst. Er meinte, es sei für dich.“ Natürlich war es Reborn. Fragend schaute der Vongola Decimo zwischen dem Päckchen und dem ihm bekannt vorkommenden Mädchen hin und her, machte aber keine Anstalten es entgegenzunehmen. Zu Freuden Gokuderas, der sich sogleich schützend vor ihn stellte.

„Was soll das?“, fauchte der Sturmwächter. Das Päckchen sank. Er erntete nur einen verwirrten Blick. „Hab ich doch gerade gesagt“, erklärte das Mädchen, „ein Junge wollte, dass ich es Sawada-san übergebe. Frag mich nicht, was drin ist, Gokudera-san.“

Der Angesprochene stutzte. „Woher zum Teufel kannst du meinen Namen?!“

„Wir gehen dieses Jahr in dieselbe Klasse? Letztes Jahr übrigens auch schon.“ Das erklärte zumindest, weshalb sie Tsuna so bekannt vorkam. Er schämte sich beinahe, nicht einmal ihren Namen zu kennen. Glücklicherweise musste keiner von ihnen die undankbare Aufgabe übernehmen, sie nach ihrem Namen zu fragen, den lieferte sie gleich selbst: „Hoseki Luchia. Aber ich nehm’s euch nicht übel, bin nicht gerade die Auffälligste.“ Damit schritt sie rechts an Gokudera vorbei und streckt Tsuna das Paket wieder entgegen.

Dies machte Gokudera so wütend, er war im Begriff ihr das Päckchen aus der Hand zu schlagen. Gerade noch rechtzeitig fischte Yamamoto, der zuvor interessiert blinzelnd zugesehen hatte, danach. „Maa, Tsuna, soll ich es für dich öffnen?“

„Oi, Baseballfreak!“

„Hii, Gokudera-kun, ganz ruhig! Es ist doch nur ein Paket!“, versuchte Tsuna seinen Sturmwächter zu beruhigen. Yamamoto lachte, sah dies als Erlaubnis, so machte er sich ans Werk. Sofort schenkten alle Anwesenden ihre Aufmerksamkeit dem Rascheln, das davon kam. Der Regenwächter löste die Schnur und holte aus dem Paket… Ein zweites, kleineres Päckchen. Munter legte er die leere Schachtel vor seine Füsse, dann machte er sich ans Öffnen der Zweiten. Er vergrub seine Hand erneut im Paket und holte etwas heraus. Ein unförmiges Ding in grün und schwarz, mit kompliziert verdrahteten Teilen.

„Haha, komisches Teil“, meinte er lachend und sah das Ding an. Eine Stille brach ein, unterbrochen von einem leisen Ticken. Es dauerte einen Moment bis die Umstehenden begriffen. Das Blut in Gokuderas Adern gefror. Bevor er realisierte was er tat schlug er das Ding so fest wie möglich aus Yamamotos Händen, es knalle in einigen Metern Entfernung auf den Boden. Gleichzeitig brüllte er: „Juudaime-“

Weiter kam er nicht. Ein hohes „Runter!“ fuhr durch die Luft. Gleichzeitig verschwanden sein Juudaime und der Baseballfreak aus seinem Sichtfeld. Den Kopf leicht drehend sah er aus den Augenwinkeln, wie seine beiden Freunde zu Boden gezerrt wurden. Versichert, dass Juudaime nicht mehr auf den Beinen war, warf er sich selbst ebenfalls auf die staubigen Steinplatten. Flach lagen sie auf dem Bauch, Arme schützend über den Kopf haltend, während das Ticken des Dings immer temporeicher wurde. Schlussendlich erreichte es seinen Höhepunkt, wurde zu einem einzigen, langen Piepsen, sie erwarteten das Schlimmste.

Doch… Nichts passierte.

Eine geschlagene Minute nachdem das Piepsen verstummt war, traute sich Tsuna unter seinen Fingern hervor zu spähen, nur um einen Schatten über sich zu sehen. Als nächstes spürte er eine kleine Schuhsole, die hart in sein Gesicht gedrückt wurde. „Hiiii!“

„Dame-Tsuna“, kam es vom kleinen Mann vor ihm. Reborn zog seinen Fuss vom Gesicht des angehenden Vongolaboss zurück und ging auf die grünschwarze Bombe zu. Sobald er den vermeintlichen Sprengkörper berührte, leuchtete dieser auf und transformierte sich in ein Chamäleon, das über den Arm des Arcobalenos den Weg auf dessen Hut fand. „Ciaossu“, begrüsste Reborn die Schüler mit seinem üblichen, spitzbübischen Grinsen.

Ehrfurchtsvoll hiess Gokudera Reborn-san willkommen, während Yamamoto sich mit „Yo, Kleiner!“ begnügte.

Tsuna Eeehhhh-te noch herum, da wandte sich Luchia an den Arcobaleno: „Hast du mich nicht darum gebeten, das Paket abzugeben?“



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