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Ein Deal

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Ein Deal

Tick. Tack.

Tick. Tack.
 

Leise bewegte sich der Sekundenzeiger weiter fort, während er hier auf einem harten Holzstuhl saß und sich gegen die Lehne drängte. Um seine Handgelenke lagen Handschellen, deren Ketten bis hinab auf den Boden reichten. Seine Füße in den schwarzen Springerstiefeln stemmte er gegen die kalten Betonplatten und versuchte sich zu befreien, indem er eine Hebelwirkung erzielen wollte.

Aber es gelang ihm nicht.

Stattdessen scheuerte er sich die Handgelenke auf und begann leise und grob zu fluchen, während ihm sein langes, violettes Haar in die Augen fiel. Wütend starrte er auf seine Zelltür.
 

Tick. Tack.

Tick. Tack.
 

Am liebsten hätte er diese verfluchte Uhr gegen die kahle Wand gedonnert, damit dieses nervige Geräusch aufhörte. Denn je mehr Zeit verging, desto weniger Möglichkeiten hatte er, um aus dieser Situation raus zukommen.

Und dabei hatte er sich selbst in diese gebracht!

Verfluchter Voltaire mit seinen Drohungen! Die Abtei war sein Meisterwerk und er würde es sich von niemandem nehmen lassen. Nicht einmal von dem alten Mann!

Harte Schritte auf dem kalten Boden holten ihn aus seinen düsteren Gedanken zurück in die Realität und seine lila Augen fixierten die Holztür.

Der Knauf drehte sich und die Tür schwang auf. Im Rahmen stand eine gerade, stolze Gestalt, dessen Blick kalt auf seinem Körper ruhte und auf dessen Lippen ein diabolisches Lächeln aufleuchtete.

„Du bist noch da.“

Mit wenigen, energischen Schritten war Voltaire eingetreten und ließ die Tür hinter sich aufs Neue ins Schloss fallen. Sein kalter Blick ruhte noch immer auf dem halb nackten Körper seines Untergebenen.

Es gefiel ihm, dass Boris sich unterordnen konnte. Unterordnen musste. Er unterdrückte ein Lachen, grinste stattdessen nur verächtlich und legte seinen Mantel auf dem einzig anderem Möbelstück in der Zelle ab – einem Stuhl.

Seine Augen wanderten über den trainierten Oberkörper seines Opfers und er gestand sich ein, dass Boris durchaus attraktiv war, wenn man von seinem verdorbenem Charakter absah.

Oder vielleicht gerade deswegen.

Sein Grinsen wurde etwas sadistischer und er schob den Stuhl direkt vor den seines Gefangenen.

„Wo soll ich schon sein, alter Mann?“

Hörte er da so etwas wie Wut aus Boris' Stimme? Sehr schön, Wut war immer gut. Wut, Abneigung und Hass waren seine liebsten Gefühlsregungen.

Amüsiert sah er auf ihn hinab.

„Eine Stunde, Boris. Bist du immer noch bereit für den Deal?“

Boris knurrte auf und verzog angewidert das Gesicht. Der alte Mann wusste doch nur zu gut, dass er nicht „Nein“ sagen konnte.

„Eine Stunde vollkommener Unterwerfung und Gefügigkeit. Vollkommener Kontrollverlust.“

Ohne Vorwarnung packte Voltaire Boris im Haar und zog seinen Kopf nach hinten, sodass er den Kopf überstrecken musste, wenn er nicht noch mehr Schmerz erleiden wollte. Schmerz schmeckte so köstlich auf der Zunge.

Dieses Spiel spielten sie schon lange miteinander. Aber Voltaire ließ sich stets etwas Neues einfallen, es sollte schließlich nicht langweilig werden.

„Dafür darfst du weiterhin mit den Jugendlichen machen, was du willst. Solange sie mir den Sieg bringen, werde ich alles akzeptieren.“

„Dafür brauch ich deine Erlaubnis nicht. Gib mir lieber mehr Geld für die medizinische Abteilung!“, verlangte Boris und lächelte leicht, während sich der Zug in seinem Haar erhöhte.

Schmerz schmeckte tatsächlich.

„Mehr Geld für die Medizin? Hast du nicht schon genug Möglichkeiten gefunden, um die Blader zu stärken?“

Voltaire schob sein Knie zwischen die gespreizten Beine seines Opfers und beugte sich mehr zu ihm hinab, während seine Augen ihn kalt musterten. Diese scharfen Züge, in denen so viel Grobheit und Boshaftigkeit lag, umrahmt von violettem Haar und immer mit einem dunklen Funkeln in den Augen. Es war das Gesicht so vieler Albträume.

Und er liebte die Macht über diesen Albtraum.

„Ich brauche mehr als das. Ich brauche alles.“

Voltaire lachte auf, bevor er seinen Mund hart und unnachgiebig auf den von Boris drückte und sich das nahm, was er selbst brauchte.

„Eine Stunde, dann bekommst du dein Geld.“

Boris holte tief Luft, während er den Druck des Schenkels zwischen seinen Beinen nur zu deutlich spüren konnte. Er wusste, was ihn erwartete, aber es war sowohl ein Genuss als auch eine schreckliche Pein. Wie konnte er sich einem anderen Mann ausliefern?

Er war immer der Dominante. Er gab niemals die Kontrolle ab und nun verlangte Voltair genau das von ihm. Die vollkommene Unterwerfung.

„Was hast du noch anzubieten, außer deinem Geld?“

Boris wusste, dass er nicht in der Position war, um Forderungen zu stellen und dass Voltair nur mit ihm spielte, aber das gehörte dazu. Das tat es schon immer.

Voltaire lachte wieder leise, während er die zweite Hand um seinen Hals legte und ihn gleich darauf diabolisch angrinste.

„Schmerz und Lust, mein alter Freund. Eine Stunde. Danach darfst du dich wieder deinen Zöglingen widmen.“

„Einverstanden!“

Was hatte er für eine andere Wahl? Er wusste nur zu genau, was geschehen würde, wenn er jetzt nicht nachgab. Die Konsequenzen würden verheerend für ihn sein. Er würde alles verlieren, was er aufgebaut hatte und das durfte niemals passieren.

Was war schon ein bisschen Kontrollverlust gegen sein Lebenswerk?

Es war alles und doch brach er eine weitere Grundregel in seinem Leben und ergab sich in das Unausweichliche.

„Sehr gut. Die Stunde beginnt.“

Und als sich dieses Mal der harte Mund auf seinen presste, erwiderte er den Übergriff und biss Voltaire sogar in die Zunge.
 

Tick. Tack.

Die Sekunden begannen zu rinnen. Und dieses Mal in seinem Sinn.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  KradNibeid
2015-02-07T21:58:24+00:00 07.02.2015 22:58
Endlich komme ich dazu, dir einen Kommentar auf diesen phantastischen Oneshot zu schreiben... und ich bin. Noch. Immer. BEGEISTERT!!!!!! O________________O


Du hast die beiden für einfach... perfekt getroffen. Es geht einfach nicht besser. Im Ernst. Diese FF ist, als hättest du in mein Gehirn geschaut, das Beste rausgepickt, und dann was Besseres draus gemacht. O____________O
Die Beziehung der beiden, wie du sie darstellst, ist so... intensiv. DIeses Spiel zwischen Lust und Schmerz, zwischen Macht und Unterwerfung... es läuft mir kalt den Rücken herunter. Es fängt mich einfach ein, es packt mich, und ich lese diese FF einfach immer wieder gern. (Und ich wünsche mir so dringend mehr... Q____Q)

Danke.

Danke für diese wunderbare FF, die einfach perfekt auf alles passt, was ich mir zu diesem Pairing hätte wünschen können. Danke, dass du dir die Mühe gemacht hast, trotz der ungewöhnlichen Kombination.

Danke. O_______________O
Von:  Phase
2015-02-03T15:01:17+00:00 03.02.2015 16:01
Ich bin wirklich begeistert, wie gut und eindringlich du die verschiedensten Situationen beschreiben kannst! Ich meine, ich war ja schon hellauf begeistert, wie wundervoll du die Figuren in der Johnny und Robert Geschichte für mich umgesetzt hast, weil einfach alles in sich stimmig war. Aber auch hier hast du wieder eine rundum passende Atmosphäre für das beschriebene Szenario geschaffen. Wahnsinn! Für mich als Leser ein Genuss!
Nun aber zur Geschichte selbst. Die Beziehung zwischen Voltaire und Boris wie du sie hier beschreibst - da hast du ja wirklich genau Kradis Vorstellungen getroffen und umgesetzt. Die Interaktion der beiden ist einfach von vorne bis hinten überzeugend und auch die Motive kristallisieren sich sehr schön heraus. Ich konnte zugegeben bis zum letzten Satz gar nicht aufhören zu lesen. :)
Dein Schreibstil lässt sich sehr gut lesen. Ich hoffe du beglückst das Beyblade-Fanfiction-Archiv bald mit noch mehr Werken von dir? :D Mich würde es sehr freuen!


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