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Wiedersehen

von

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Asami sah von ihrer abgegriffenen Zeitschrift, nach der sie hier - in dem Vorraum zu einer nobleren Gaststube der Stadt - vor einer gefühlten Ewigkeit gegriffen hatte, auf. Denn aus dem Augenwinkel sah sie, wie sich jemand näherte.

Den ungläubigen Blick jener Person entgegen richtend, ließ sie das dünne Magazin auf ihren Schoß sinken und ertappte sich erst Momente später dabei den Atem angehalten zu haben.

„Asami“, klang es so vertraut an ihre Ohren heran; in Korra's Stimme schwang eine gewisse Unsicherheit mit, als sie ihre Hand kurz und unbeholfen zum Gruß erhob.

Die Aufmerksamkeit nicht von der Braunhaarigen fort reißend, erhob sich die Angesprochene sofort und legte ihre Zeitschrift dabei lieblos zur Seite. Ihre rot geschminkten Lippen standen einen Spalt weit offen, als sie ihr Gegenüber von oben bis unten musterte. Nervös trat die unschlüssige Korra von einem Fuß auf den anderen und lächelte dabei so, als hätte sie ein schlechtes Gewissen.

So lange war sie fort gewesen; sie hatte sich verändert. Die Frau mit den blauen Augen war viel zu mager, ihre Haare hingen ihr kinnlang und fransig vom Kopf.

Asami verengte die forschenden Augen etwas und biss sich auf die Zunge.

Oh, was war bloß passiert?

Wo war Korra nur gewesen?

Die Stimmung, die sich zwischen den beiden aufbaute, war betreten und die Atmosphäre ungewohnt angespannt. Die Luft hier wurde seltsamerweise so dick, dass man sie wohl hätte schneiden können.

„Korra“, fing die Schwarzhaarige an und brach somit das Schweigen. „Du... siehst gut aus“, log sie und zwang sich dazu ihr Lächeln nicht mitleidig aussehen zu lassen. Korra wirkte erleichtert.

„Und die Haare... sie gefallen mir“, setzte Asami ihrer Ansprache noch nach und beobachtete, wie sich die andere verlegen über den Nasenrücken fuhr und ihrem starren Blick kurz auswich.

Die Schwarzhaarige atmete tief aus und ihr Lächeln wurde erst jetzt etwas breiter, sanfter.

Sie hatte Korra vermisst; der Avatar konnte sich gar nicht ausmalen wie sehr. Sie freute sich so unglaublich die andere wieder zu sehen!
 

Nach einem kurzen, beinah schon hilflosen, Zögern zog Asami ihr Gegenüber dann aberplötzlich in eine enge Umarmung. Fester, als sie es eigentlich wollte, drückte die Frau die ächzende Korra an sich und schlug dabei die Augen nieder. Ihre Finger gruben sich in den blauen Stoff des Oberteils der Kurzhaarigen und sie drängte sich dazu ruhig einzuatmen. Sie konnte den warmen Körper der anderen Frau spüren, wie der Atem eben jener über ihren Nacken strich; sie fühlte, wie sich der Brustkorb des Avatars bei jedem Atemzug hob und wieder senkte.

Und es fühlte sich gut an. So verdammt gut. Denn endlich, endlich, konnte sie ihre Freundin wieder in den Arm nehmen und sie an sich drücken anstatt nur vor einer kühlen Statue im Stadtpark zu stehen, um Korra dort zumindest symbolisch nahe zu sein.

Ihr verloren geglaubter Teil, ihr Herz, war zurück; und sie würde es so schnell nicht wieder loslassen.
 

Asami hatte das Treffen mit Korra in dem hiesigen Restaurant arrangiert, um ihr auf neutralem Grund zu begegnen. Denn sie hatte nicht gewusst, wie ihr Wiedersehen wohl ablaufen mochte. Zudem, und um sich nicht vollends dämlich zu fühlen, weil sie befürchtet hatte kein Wort heraus zu bekommen, hatte sie auch Mako eingeladen. Als seelischen Beistand hatte sie den gutmütigen Mann benutzen wollen.

Ja, benutzen.

Und nun, da fiel ihr erst auf, wie dumm diese Idee eigentlich gewesen war. Jetzt, da Mako Korra ebenso herzlich begrüßte, wie es Asami zuvor getan hatte, wünschte sie sich diesen Kerl weit fort. Ihre grünen Augen hingen unstet an den anderen beiden, als sich diese herzlichst in die Arme schlossen.

Es war vollends töricht, das wusste die Langhaarige, und dennoch konnte sie nichts dagegen tun, dass beißende Eifersucht ihre Eingeweide verknotete. Sie biss die Kiefer aufeinander und ballte die Hände unbewusst so fest zu Fäusten, dass ihre Knöchel weiß hervortraten.

Mako und Korra waren ein Paar gewesen, damals. Und auch Asami selbst hatte eine, nun ja, 'Liaison' mit dem besagten Freund gehabt. Doch dies aus völlig anderen Gründen als die naive Korra, die in dem Schwarzhaarigen die erste, große Liebe gesehen hatte.
 

Sie drei bezeichneten sich nun, da sie all dies hinter sich gelassen hatten, als gute Freunde. Und dennoch fühlte es sich unwohl an zwischen Mako und dem Avatar zu sitzen; in diesem noblen Lokal, zwischen überhöflichen Servierern, hübschen Vorhängen und edler Einrichtung.

Es passte nicht.

Eine tiefe Unzufriedenheit rüttelte am Geist Asamis und sie konnte nichts dagegen tun außer sich über irgendwelchen Smalltalk darüber hinwegzusetzen und sich von ihren trotzig-eingeschnappten Einstellungen abzulenken. Da keiner der Anwesenden zu sprechen beginnen wollte, nahm die Schwarzhaarige ihren Begleitern dies ab und holte Luft, um zu reden:

„Ich habe meinen Vater getroffen“, erzählte Asami an Korra gerichtet und erntete dafür sofort einen sehr skeptischen Blick „Ist relativ... gut verlaufen.“

Warum sah die andere sie nun so an?

Asami hätte ein anderes Thema wählen sollen, nicht wahr?

Sie wusste gerade eben nicht so wirklich, ob sie sich über sich selbst oder das verdammte Misstrauen im Ausdruck Korras ärgern sollte.

Ja, sie hätte irgendetwas Banales anschneiden sollen; nicht ihre fragwürdige Beziehung zu ihrem Erzeuger.

„So?“, hakte die Braunhaarige schließlich nach und runzelte die Stirn etwas, man konnte ihr ihren Argwohn nach wie vor ansehen „Bist du dir sicher, dass das eine gute Idee war? Ich meine, dein Vater-“

Weiter kam Korra nicht, denn die gereizte Asami unterbrach sie sofort. Übertrieben aufgebracht, fühlte sie sich in ihrer momentanen Situation auch so unglaublich dämlich und ohnmächtig, schnappte sie ein „Glaubst du etwa, ich wüsste nicht, wie manipulativ mein Vater sein kann?“

Oh, Mako sollte sie nicht so dumm von der Seite aus angaffen!

„Wie kannst du überhaupt glauben mich jetzt, nachdem du so lange fort warst, belehren zu können und zu wissen, was passiert ist? Du warst drei Jahre fort!“, blaffte Asami weiter und zog die Augenbrauen in ihrer grantigen Miene zusammen.

Tja. Was hatte sie sich, auf ihre Aussage hin, denn eigentlich vorgestellt? 

Ein verständnisvolles Nicken?

Ein 'Gut gemacht'?

„Ich... es tut mir leid“, sofort hob der irritierte Avatar die Hände abwehrend an „Es war nicht meine Absicht so lange-“

Ach nein?

„Ich war einfach nicht... bereit dazu, Asami“, meinte Korra mit gesenktem Ton und ihr Blick glitt nahezu enttäuscht zur Seite fort. Ja, enttäuscht. Worüber, das war Asami in diesem überspielten Augenblick vollends egal, doch sie würde sich später noch Gedanken darüber machen und sich eine Närrin schelten. Doch nun schnaubte sie bloß pikiert und wand ihren Blick störrisch ab. Am liebsten hätte sie diesen Ort hier am liebsten verlassen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2015-01-13T02:31:01+00:00 13.01.2015 03:31
Super Story.


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