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Finsterer Seelenmond mit Sahnehaube

oder: Der dunkle Lord und die süße Schnitte
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Jou, nachdem Creamy wieder vorgelegt hat, darf ich mich ja nicht lumpen lassen und zauber dann auch mal was aus dem Hut.
Um wilde Spekulationen in den Reviwes wird gebeten, sowas treibt mich doch immer zu kreativen Höhen ;). Viel Spaß beim Lesen!

Es gibt auf mexx nun zu der Geschichte nun ein Cover, das wir euch natürlich nicht vorenthalten möchten. Es stammt aus Creamys Feder.
http://animexx.onlinewelten.com/fanart/zeichner/188731/2593001/

~Seelenfinsternis Komplett anzeigen

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Kapitel 9 - Gestatten, mein Name ist Schicksal (Seelenfinsternis)

09 – Gestatten, mein Name ist Schicksal
 

Getrieben hetzte Inuyasha durch die sternenklare Nacht, seine Kameraden atemlos hinter ihm her. Endlich hatten sie wieder Sesshoumarus Spur gefunden und diesmal würde nichts in der Welt sie wieder davon abbringen. In die Fährte mischte sich noch immer der dunkle Hauch des Todes; also hatte er noch immer keinen Weg gefunden Kagome wieder in die Welt der Lebenden zu bringen. Was konnte dieser arrogante Drecksack überhaupt, überlegte Inuyasha zum wiederholten Male in dieser Nacht. Und warum konnte er nicht einfach von Kagome ablassen und es ihm überlassen eine Lösung für dieses Rätsel zu finden? Seine Wut stieg ins Unermessliche und er beschleunigte seine Schritte erneut. Langsam entfloh er den anderen und verschwand in der Schwärze des nächtlichen Waldes. „Tu nichts Unüberlegtes“, verfolgte ihn noch kurz die Mahnung Mirokus, dann war er auch der Stimme des Mönchs enteilt und nur noch das Flattern des Windes drang an sein Ohr.

Lange waren sie der Spur Narakus gefolgt, doch die hatte sich schließlich nur als ein Schwarm Saimyousho entpuppt. Inuyasha hatte den Schwarm in einem fürchterlichen Tobsuchtsanfall mit Hilfe Tessaigas pulverisiert. Ihm hatte sich der dringende Verdacht aufgedrängt, dass diese vermeintliche Spur Narakus nur eine Finte seines Bruders gewesen war ihn loszuwerden. Sich so zu irren sah seinem Bruder einfach nicht ähnlich. Er war zwar ein gehässiger Idiot, aber ein gehässiger Idiot mit einer guten Nase.

Kurz bevor der Morgen graute, hatte er ihn endlich eingeholt. Wieder einmal entdeckte er ihn auf einer Lichtung sitzend, während sein Halbbruder nachdenklich Kagomes toten Körper anstarrte. „Du mieser Hund, lass sie endlich in Frieden!“, schrie er wutentbrannt und schleuderte dem Daiyoukai die entfesselte Macht der Windnarbe entgegen. Gelangweilt sprang der Angegriffene in die Luft und wich dem Inferno aus. Das Spiel hatte sich in der letzten Zeit oft genug zugetragen, er war es langsam leid. Jedes Mal lief es gleich ab, jedes Mal holte ihn sein nutzloser Halbbruder ein, schrie ihm einen Haufen Beleidigungen entgegen, schlug hirnlos auf ihn ein und forderte Kagomes Körper zurück. Was sollte das bringen? Der Bastard hatte doch selbst keinen blassen Schimmer was zu tun war, warum sollte ein Halbblut wie er eher die Lösung finden als er? Sesshoumaru knurrte genervt und zog sein Schwert. „Wie oft willst du noch besiegt werden, bis du endlich verstehst, dass es sinnlos ist?“, fragte er mit gefährlich schneidender Stimme und schleuderte seinem Kontrahenten eine Salve Tokijins Zerstörungswut entgegen. Geistesgegenwärtig blockte Inuyasha den Angriff mit der mächtigen Breitseite Tessaigas und harrte hinter dem Schwert aus, bis der Angriff sich gelegt hatte.

„Keh, bisher hatte ich nicht Ernst gemacht und war tatsächlich so dumm zu glauben, dass du es mit Vaters Schwert auf die Reihe kriegen würdest sie zu retten. Aber wie immer bei dir hast du nur wieder große Töne gespuckt!“, antwortete Inuyasha seinem verhassten Halbbruder und schlug grimmig mit Tessaiga auf ihn ein. Sesshoumaru zog es vor nicht zu antworten und parierte schweigend. Sein Stolz verbot es ihm einfach in diese kindische Diskussion mit seinem kleinen Bruder einzusteigen; es war völlig sinnlos. Das gegenseitige Austauschen von Beleidigungen war zwar hin und wieder amüsant, aber die Häufigkeit in letzter Zeit raubte dem ganzen einfach jeden Reiz und langweilte ihn; außerdem fiel Inuyasha nie etwas Neues ein.

„Was sollte das eigentlich mit dieser falschen Spur von Naraku, du Penner?“, brüllte Inuyasha Sesshoumaru weiter an. Eine Antwort schien ihm egal zu sein, er musste einfach nur seinem Zorn Luft machen. „Für wie blöd hältst du mich eigentlich, dass ich nicht merke, dass du versuchst mich loszuwerden?“ Maliziös lächelte der Angeklagte. Das war sogar eine Antwort wert. „Es hat aber lange gedauert, bis du das bemerkt hast. Also lag ich gar nicht mal so falsch.“ Die so offen zur Schau gestellte Verachtung sprengte nun alle Ketten der Vernunft in Inuyashas Kopf, rasende Wut breitete sich wie ein Buschfeuer in seinen Gedanken aus. Einem Berserker gleich hieb er immer wieder kopflos auf Sesshoumaru ein, der Zorn vernebelte vollkommen seinen Verstand und trieb ihn in blinde Raserei.

Sesshoumaru reichte es langsam, aber sicher. Er hatte einfach keine Zeit dafür ständig das Mütchen seines Bastardbruders zu kühlen. Es nervte ihn schon gewaltig, dass er wohl oder übel seine Mutter aufsuchen musste, da brauchte er nicht noch diese ständigen Streitereien mit Inuyasha. Sein Geduldsfaden war durch die vergangenen Ereignisse bereits sehr stark strapaziert und er würde dieses Theater nun ein für alle Mal beenden.

Es war wirklich ein Jammer, dass dieser epische Kampf vor einem völlig uninteressierten Publikum stattfand. Kagome lag noch immer mit geschlossenen Augen an einen kleinen Fels unweit der beiden Kämpfer gelehnt und verpasste das Finale der uralten Feindseligkeit unter den beiden Söhnen des Inu no Taisho. Sesshoumaru hatte die Augen geschlossen und konzentrierte sein Youki an der Spitze seines Schwertes. Die dämonische Kraft waberte in Wolken um seinen Körper, die immer wieder von blauen Blitzen purer Energie durchzuckt wurden. Gleich hätte er es geschafft, dann würde seine Kraft soweit kanalisiert sein, um das elende Halbblut mit einem Streich zu vernichten.

Inuyasha bemerkte natürlich, was sein Bruder da gerade im Stande war vorzubereiten und seine Mundwinkel zuckten voller Vorfreude. Endlich gab er ihm eine Gelegenheit seine stärkste Technik einzusetzen, endlich konnte er das mächtige Bakuryuha zum Einsatz bringen! Der Wind rauschte um Tessaigas Klinge und nahm die dämonischen Auren auf. Sollte Sesshoumaru ihn doch angreifen, er würde schon sehen, was er davon hätte!

Mit einem mächtigen Donnern schickte Sesshoumaru den blauen Drachen los, alles, was von ihm berührt wurde, verschwand innerhalb von Bruchteilen von Sekunden in dem hellen Blitz. Doch bevor er sein Ziel erreichen konnte, traf ihn ein gigantischer Wirbelwind und umschlang den Körper des Drachen. Er rang mit der unbändigen Kraft des Windes, brach immer wieder aus dem Sog aus und wurde doch sogleich wieder eingefangen. Wind und Drache waren sich ebenbürtig und führten einen Abnutzungskampf, der schließlich in einem Patt endete. In einer alles vernichtenden Explosion verschwanden die beiden Attacken und hinterließen ein weites Feld der Verwüstung.

In sicherer Entfernung schwebte Kirara in der Luft, auf ihrem Rücken trug sie Miroku und Sango, auf deren Schoß wiederum Shippo Platz genommen hatte. Sie waren gerade noch rechtzeitig eingetroffen um Zeuge werden zu können vom finalen Angriff des Daiyoukai. Jetzt, wo sich der Staub langsam wieder gelegt hatte, suchten drei Augenpaare hektisch den Ort des Geschehens ab. Doch nichts außer Zerstörung und aufgewühlter Erde war zu entdecken. „Wo ist Kagome?“, fragte Shippo besorgt.
 

Kraftlos schlossen sich braune Augen und ergaben sich dem Wüten, das um sie herum tobte. So lange hatte sie im Zentrum des Juwels diesen Kampf gefochten, so lange hatte sie das Gleichgewicht bewahrt. Auch als sich das Juwel der vier Seelen immer weiter mit Düsternis erfüllte, hatte sie nie aufgegeben und tapfer gegen die darin gefangenen Dämon gekämpft. Doch dieser neuen, dunklen Kraft hatte sie nun nichts mehr entgegenzusetzen. Sie war erschöpft und geschlagen. Hatte sie ihre Aufgabe erfüllt oder würde nun ein anderer an ihrer Stelle weiterkämpfen? Sie würde es nicht mehr erleben. Sich ihrem Schicksal ergebend hatte Midoriko ihre Augen geschlossen und ließ dem Schicksal seinen Lauf.
 

Es war eine grandiose Idee gewesen, dachte Naraku zufrieden mit sich, dass er einen Teil seiner dämonischen Kraft in das Juwel hatte geben können. Er hatte lange gebraucht, bis er einen Weg gefunden hatte und musste immer wieder teils heftige Rückschläge hinnehmen. Doch endlich war es geschafft, das ureigenste Licht tief im Innern hatte aufgehört zu scheinen. Nichts würde ihn nun aufhalten können endlich das gesamte gewaltige Potential dieser Kraft für seine universelle Herrschaft zu nutzen. Der Trick war eigentlich recht simpel; er hatte mit ein wenig Anstrengung zusammen mit den Dämonen im Innern die nervige Priesterin besiegt. Da das Gleichgewicht der Seelen aber erhalten bleiben musste, da sonst das Juwel zu Staub zerfallen würde, hatte er einen Teil seiner eigenen dämonischen Seele dazu verwendet und war nun alleiniger Herrscher über das Juwel der vier Seelen. Warum war er nicht schon viel früher auf diese Idee gekommen? Immer nur schwarze Energie in das Juwel leiten war auf Dauer einfach zu ineffizient geworden; die Dämonen darin waren offensichtlich nicht in der Lage nachhaltig etwas damit anzufangen. Immer musste er alles selbst erledigen.

Leider war diese Prozedur nicht frei von Nebenwirkungen. Hatte er es zwar geschafft das Gleichgewicht im Juwel zu erhalten, so war sein eigenes Innenleben vollkommen aus der Balance geraten. Ein Teil seiner Youkaiseele fehlte nun, um den Dieb Onigumo in Schach zu halten. Dieser hatte natürlich gleich seine Chance bemerkt und so waren nun das Fühlen und die Triebe seines menschlichen Herzens wieder präsenter und lechzten nach Aufmerksamkeit. Insbesondere die Anwesenheit von Kikyou brachte sein Inneres immer wieder in Aufruhr. Es war anstrengend die ständig aufkeimende Lust niederzukämpfen, sein dämonischer Verstand empfand sie einfach als fremd und störend. Doch er wusste, dass er sie leider nicht ignorieren konnte. Der Waffenstillstand in seiner eigenen Seele war essentiell wichtig um seine Ziele erreichen zu können. Er hatte einfach keine Zeit und Kraft eine weitere Front in seinem Herzen zu eröffnen in diesem Kampf. Wenigstens kooperierte Onigumo, solange er seine quälende Lust befriedigt bekam. Es war zwar lästig, insbesondere die Häufigkeit, aber das kleinere Übel. Naja, dachte Naraku bei sich, der Wicht hat sich auch fünfzig Jahre nach der ehemaligen Hüterin des Juwels verzehrt. Der Bursche hatte definitiv etwas nachzuholen. Außerdem, Midoriko war endlich besiegt, Kagome tot…. Wer sollte ihn stören? Es war ja nicht wirklich alles schlecht an diesem Umstand, dachte er vergnügt und suchte zum wiederholten Male die Räumlichkeiten seiner Miko auf.
 

Lotus. Der Duft kitzelte Sesshoumaru unerträglich in der Nase. Wie konnte das sein? Sie war doch tot… und warum fehlte die süße Note von Kirschblüten, die ihren Geruch immer ausgemacht hatte? Die Staubwolke der Zerstörung hatte sich noch immer nicht ganz gelegt, aber inzwischen offenbarte sich die Verwüstung. Die beschauliche kleine Lichtung mit der saftigen grünen Wiese hatte sich in eine braune Kraterlandschaft verwandelt. Kagome, wo war sie? Maßlose Wut auf sich selbst stieg in ihm auf. Er war so ein Idiot! Der Hass auf seinen Bruder hatte ihn dazu gebracht sich hinreißen zu lassen die ganze Umgebung in Schutt und Asche zu legen. Er hatte vollkommen vergessen, dass auf dem Gras auch der zerbrechliche Leichnam Kagomes lag!

„Es ist beinahe ein Wunder, dass es solange gutgegangen ist ihren Körper euch zwei Hitzköpfen anzuvertrauen“, hallte plötzlich eine glockenhelle Stille durch die Einöde. Was war das? Angespannt sah Sesshoumaru sich um. Niemand war zu sehen, doch aus einem der tiefen Krater war ein schwaches Leuchten zu sehen. Das Licht stieg langsam aus dem Krater auf und verblasste dabei immer weiter.

Zum Vorschein kam schließlich die Gestalt einer eigenartigen jungen Frau. Eigenartig, da sofort offensichtlich war, dass sie kein Mensch war; aber es war völlig schleierhaft, was sie stattdessen war. Sie hielt den regungslosen Körper der jungen Miko in den Armen und es schien sie nicht im Geringsten anzustrengen. Und überhaupt, ihre Arme! Über und über waren sie mit Augen bedeckt, die neugierig in alle Himmelsrichtungen starrten. Sesshoumaru beschloss, dass es sinnvoll wäre, diese Erscheinung zunächst einmal ganz genau in Augenschein zu nehmen.

Die junge Frau war nur auf den ersten Blick wirklich jung, beim zweiten Hinsehen erschien sie seltsam alterslos und bei einem Blick in ihre leuchtend blauen Augen schien dem Daiyoukai die Weisheit von Jahrtausenden entgegen. Die Gestalt war zierlich und dennoch weiblich und ließ keinerlei Rückschlüsse darauf zu, welche Kräfte dieser Körper im Stande wäre zu entwickeln. Lange, honigbraune Haare ergossen sich einem seidenen Umhang gleich über ihren Rücken. Gekleidet war sie in einen schlichten, schwarzen Kimono ohne Ärmel, der ohne jegliche Zierde auskam und von einem violetten Obi zusammengehalten wurde.

Federleicht setzte sie auf der aufgewühlten Erde auf. Auch Inuyasha hatte sie sofort bemerkt, allerdings hielt er sich nicht mit stummer Beobachtung auf wie sein Bruder. Sofort kläffte er die Frau an: „Wer bist du und was willst du mit Kagome?“ Sofort zuckte eine Augenbraue in die Höhe und die Frau antwortete mit einem strengen Blick, der den geneigten Beobachter fast glauben ließ, dass sie die Manieren des Hanyou durch lange Erfahrung nur zu gut kannte. Vorsichtig legte sie Kagomes Körper auf den Boden, dann richtete sie sich stolz zu voller Größe auf. „Ich bin Schicksal.“
 

Fassungsloses Entsetzen gaffte Schicksal aus vielen weit aufgerissenen Augen an. Inuyasha schaffte es nicht einmal mehr den Mund zu schließen, aus dem unkontrolliert Wortfetzen plumpsten: „Was… aber wie… das kann doch nicht…“ „Mach den Mund zu, sieht intelligenter aus“, unterbrach Schicksal dieses unwürdige Schauspiel schließlich lakonisch. Gelangweilt ließ sie ihren Blick durch die Runde schweifen; Kirara war in der Zwischenzeit gelandet und die gesamte Gruppe stand versammelt um die junge Frau herum. „Schön, nachdem sich dann alle satt gegafft haben, könnten wir dann vielleicht mal zum eigentlichen Grund meines Besuchs kommen“, sprach sie schließlich in so unnachahmlich desinteressierter Art, dass Sesshoumaru glatt neidisch werden konnte. Doch plötzlich zuckte ihr Kopf blitzschnell herüber. „Wage es, Mönch!“, zischte sie bedrohlich und warf Miroku einen vernichtenden Blick zu. Überrascht und sogleich ertappt stolperte der Angesprochene einige Schritte zurück. Dabei fiel er über seine eigenen Füße und kam sehr unbeholfen hinterrücks auf dem Boden auf.

Wie konnte sie das wissen? Woher wusste sie, was er sie irgendwann ganz sicher gefragt haben würde? Die stechend blauen Augen durchbohrten ihn, er fühlte sich regelrecht von ihnen durchleuchtet. Ihr Licht schien in jede noch so verborgene und dunkle Ecke seiner Seele. „Ich werde ganz sicher nicht die Mutter deiner Kinder sein“, hallte die Stimme Schicksals in seinen Gedanken, „Mit dir habe ich etwas anderes vor.“ Kaum wandte sich ihr Blick ab, verschwand auch schon die Stimme in seinem Kopf. Er saß immer noch auf dem Boden und merkte vor lauter Furcht nicht, dass seine Hände zitterten. Das konnte nicht sein! Was machte eine Gottheit auf Erden? Im Laufe seines Schaffens als Mönch hatte er schon oft Legenden gehört, dass Götter die Menschen besucht hatten, direkt in das Geschehen auf der Welt eingegriffen hatten. Doch obwohl er ein Mann des Glaubens war, konnte er nie seine Zweifel an diesen Erzählungen ablegen. Auch über Schicksal hatte er schon Geschichten gehört.

Jedem Menschen, jedem Wesen wies Schicksal einen eigenen Weg zu. Nun ja, Weg war eigentlich das falsche Wort, korrigierte sich Miroku in Gedanken selbst. Es war vielmehr ein Ziel oder eine Aufgabe, sie gab jedem Sein einen Sinn mit auf den Weg. Jeder Mensch war wie eine Spielfigur auf einem großen Brett; ein Rädchen in einer perfekten Maschinerie, die sich Welt nannte. Dass sie auf Erden so plötzlich auftauchte, konnte nur heißen, dass etwas passiert sein musste, dass ihre Kreise störte und alles aus dem Gleichgewicht brachte. Und dass sie Kagomes Körper beschützt hatte, ließ nur einen Schluss zu: Kagome war der Trumpf in Schicksals Blatt.

Immer wieder wechselten die Blicke der anderen zwischen Miroku und Schicksal hin und her. Was ging da vor sich? Irgendetwas musste passiert sein, sonst wäre der Mönch nicht mit einem Male so blass geworden, kombinierte Sesshoumaru. Inuyasha dagegen wog ab, ob dies ein Kampf war und die seltsame Frau mit irgendeiner schwarzen Magie die Gedanken seines Freundes angriff. Sollte er auch nur ein Anzeichen dafür beobachten, beschloss er für sich, dann würde er ohne Rücksicht eingreifen! Shippo hatte sich unter Kiraras Schweif versteckt und Sango verfolgte einfach nur stumm das Geschehen. Schon bald würde es sich aufklären, das sagte ihr ihr Gefühl.

„Du… du bist es wirklich“, stammelte Miroku schließlich mit von Ehrfurcht erstickter Stimme. „Hab ich doch gesagt“, entgegnete Schicksal latent genervt. „Also, nochmal von vorne: Mein Name ist Schicksal. Ja, das Schicksal. ihr habt richtig gehört." Sie machte eine Pause, um ihren Worten mehr Gewicht zu verleihen und wegen des dramatischen Effekts. „Wie ihr euch sicher denken könnt, bin ich nicht aus Spaß hier. Und bevor einer das Offensichtliche fragt; ja, wegen Kagome.“ Bei der Erwähnung ihres Namens konnte Inuyasha nicht mehr an sich halten. „Was hast du mit ihr vor! Hast du sie getötet? Gib sie mir sofort zurück!“ Schicksal seufzte einmal ergeben und verdrehte die Augen inklusive der Dutzenden auf ihren Armen. Sterbliche…. Sie hatte völlig vergessen, wie nervig sie sein konnten. Sie schnippte einmal mit den Fingern und sofort knebelte ein dickes Bündel roter Fäden den Hanyou und brachten ihn erfolgreich zum Schweigen.

„Es wäre schön, wenn du erst zuhören würdest, bevor du dumme Fragen stellst, Köter“, wies sie Inuyasha zurecht. Dann setzte sie wieder ihre Erklärung fort. „Ja ich war es, die Kagomes Seele an sich genommen hat. Sie ist an einem sicheren Ort, da sie in der Unterwelt unseren Feinden in die Hände hätte fallen können.“ Mit einem seltsam verständnisvollen Blick sah sie Sesshoumaru an und fügte hinzu: „Deshalb konnte Tenseiga sie auch nicht ins Leben zurückholen.“ Irgendwie fühlte der Daiyoukai sich manipuliert. Woher kannte dieses Weib seine Gedanken? Es war ihm egal, wer sie war; wenn sie es mit ihren Spielchen übertreiben würde, wäre es ihm egal, ob sie ein Gott oder Mensch wäre. Dieser Sesshoumaru ließ sich von niemandem für seine Zwecke einspannen! „Sicher?“, kicherte eine glockenhelle Stimme in den Tiefen seines Verstandes.

„Ursache dieses ganzen Chaos ist das Juwel der vier Seelen“, fuhr sie nun wieder fort. „Wie ihr wisst, hat Naraku es in seinen Besitz gebracht und versucht es zu verderben. Das ist mir auch ziemlich egal, was dieser Hanyou treibt. Es ist mir allerdings nicht egal, dass er das Gleichgewicht von Gut und Böse in dem Juwel zerstört hat. Seitdem das Juwel entstanden ist, herrschte ein strukturelles Gleichgewicht in seinem Innern; die Seele der Miko Midoriko im endlosen Kampf gegen die Dämonen. Ein Kampf, der nie einen Sieger kannte. Der Besitzer war nur in der Lage, das Licht zu trüben oder den Schatten zu verdrängen durch seine eigene Kraft. Das Juwel wurde zu einer Art Werkzeug auf Erden und konnte so von jedem benutzt werden. So hatte ich das angedacht.“ Stumm lauschten alle gespannt ihrer Erzählung. Inuyashas Knebel war in der Zwischenzeit gelöst worden, da auch er schweigend zuhörte.

„Ich möchte, dass ihr ihn aufhaltet. Findet ihn, vernichtet ihn und erfüllt das Schicksal des Juwels, damit es endlich aus dieser Welt verschwindet. Die andere Hüterin des Juwels ist zu einer Sklavin Narakus geworden, das heißt, Kagome ist die letzte Miko, die das Juwel aus der Welt schaffen kann. Deshalb habe ich sie beschützt – vor Naraku, aber auch vor euch“, sagte sie und sah die beiden ewig zerstrittenen Brüder verächtlich an. „Keh, ich habe sie auch beschützt!“, kläffte Inuyasha sofort beleidigt. Das kalte Blau ihrer Augen bohrte sich in Inuyashas Blick. „Du hast es nicht geschafft sie vor Narakus Marionette Kaede zu beschützen, weil du noch immer in deinen Gefühlen für Kikyou gefangen bist. Und wenn ich ihren Körper nicht gerettet hätte, wäre er unwiederbringlich vernichtet worden wegen des ewigen Zanks mit deinem Bruder! Jetzt sag mir noch einmal, dass du sie immer beschützt hast!“, donnerte die Stimme Schicksals über den Hanyou hinweg, der in diesem Moment wie ein geprügelter Welpe aussah.
 

„Aber wie sollen wir Naraku aufhalten“, fragte Sango und rettete durch ihre Frage Inuyasha vor dem Jähzorn Schicksals. „Wie sollen wir Kagome denn beschützen und unterstützen?“ Sanft lächtelte Schicksal die Dämonenjägerin an. Die plötzlichen Stimmungswechsel der seltsamen Erscheinung waren wirklich beängstigend, dachte Sango. Das Schicksal war wirklich launisch und neigte dazu aus der Haut zu fahren. „Keine Sorge, ich habe Entsprechendes in die Wege geleitet… Kagome hat den mächtigsten Beschützer, den man auf Erden im Moment finden kann.“ Dabei lächelte sie kryptisch in Richtung Sesshoumarus.

„So, ich hole sie nun wieder zurück. Ihr wisst nun, was ihr zu tun habt. Enttäuscht mich nicht.“ Sie schnippte diesmal mit beiden Fingern. Kagomes Körper wurde von einer Brise in die Lüfte erhoben und tausende Lotusblüten umwirbelten ihren Leib. Der Farbenrausch verhüllte für einen Moment jede Sicht, dann ebbte der Wind wieder ab und ließ die junge Frau sanft zu Boden gleiten. Laut tat sie ihren ersten Atemzug und sog gierig die Luft in ihre Lungen.

Da war wieder dieser Geruch, durchzuckte es Sesshoumarus Gedanken. Kirschblüte und Lotus. Und sofort war sein inneres Biest in Bereitschaft. Das Schicksal war in der Tat eine miese Trickserin.


Nachwort zu diesem Kapitel:
„Es glaubt der Mensch, sein Leben zu leiten, sich selbst zu führen, und sein Innerstes wird unwiderstehlich nach seinem Schicksale gezogen.“ (Johann Wolfgang von Goethe)

Tja Sess, das gilt dann auch für Daiyoukai :>
Euer Schicksal ist es nun dieses Kapitel angemessen lang und mit viel Inhalt zu kommentieren und Creamys Schicksal ist es nun das alles irgendwie sinnvoll weiterzuschreiben! :> Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  KagomeKizu
2017-05-17T04:37:40+00:00 17.05.2017 06:37
Ein Mega Kapitel, ist es echt toll geworden.
Schicksal ist auch eine spitzen Frau, jetzt lebt Kagome auch endlich wieder.
War ja auch lange genug tot. (Gefühlte 20 Kapitel) 😅
Bin mal gespannt was Creamy draus gemacht hat.

Glg Kago
Antwort von:  Seelenfinsternis
18.05.2017 13:58
Danke! :) Schicksal wird noch öfters eingreifen. Ich habe mich ein bisschen in diesen Chara verliebt ^^°
Antwort von:  CreamOverMoon
18.05.2017 18:22
Ja, das fand ich auch! Ich war so geflasht nach dem ersten Lesen *_* Einfach eine brillante Idee, die unsere Seelenfinsternis da hatte <3 Ich LIEBE Schicksal *_*

Ach... was ist schon ein bisschen tot sein... XD
Von:  XxGirlyxX
2016-07-24T20:34:00+00:00 24.07.2016 22:34
Bomben Kapitel 😍
Schicksal ist mir irgendwie sympathisch 😁
Und endlich lebt sie wieder, finde ist gut gelöst werden 👍👍
Macht weiter so,freue mich schon aufs nächste Kapitel 😊
Glg XxGirlyxX
Antwort von:  Seelenfinsternis
25.07.2016 20:14
Du weißt schon, dass es immer ne blöde Idee ist mir von Lieblingscharakteren vorzuschwärmen? :>
Vielen Dank für das Lob! Irgendwer musste hier ja mal aufräumen :P


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