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Immer der Freiheit entgegen

von

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Zu Hause

Zu Hause
 

Mit Thatch trat die Rothaarige näher zu der Feuerstelle, an der sich bereits einige gesammelt hatten. Zu dem Smutje gewandt fragte sie: „Wohin damit?“, sie deutete dabei auf die Schüsseln in ihren Händen. Angesprochener stellte sein Hab und Gut auf einen provisorischen Tisch und sagte: „Stell es einfach dazu. Die eine Schüssel kannst du aber gleich behalten“, sie nickte und tat wie ihr angewiesen. Die eine abgedeckte Schale behielt sie und fragte sich, was es wohl sein mochte, was der Kommandant da vorbereitet hatte.
 

Zu zweit gesellten sie sich zu den Anderen, die schon munter Gespräche führten. In diesem Moment sprachen die zwei Kaiser ausgiebig über die Unfähigkeit der Marine. Lio musste schmunzeln, als sie die Beiden reden hörte. In diesem Punkt waren sie sich absolut einig, schließlich war es auch ihr gemeinsamer Feind.
 

Verwundert blickte sie auf den Löffel, den ihr der Brünette vor die Nase hielt. Sie nahm ihn diesen ab und sah ihn immer noch fragend an, bis er die Augen verdrehte und auf die Schüssel deutete, dabei sagte er: „Nun iss schon, sonst hast du dich auch nie geziert, wenn es um Pudding ging.“ Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als die Rothaarige die Augen weitete und die Folie runterriss. Ihre Augen strahlten wie so oft, wenn es um Essen ging und ohne eine weitere Sekunde zu vergeuden, genoss sie den ersten Happen, der in ihrem Mund verschwand. Genießerisch schloss sie die Augen und lächelte, bis sie schließlich grinsen musste. „Du bist und warst schon immer ein Genie!“
 

Belustigt wurde sie von manchen angeschaut, die bei ihrem Anblick nur lächelnd den Kopf schüttelten. Selbst Sam, der Smutje der Rothaarpiraten, schmunzelte. Was das Essen anging, war Lio alles andere als schwer zufrieden zu stellen, mit Pudding oder Kuchen konnte man bei ihr gar nichts falsch machen. Das hatten die beiden Smutje sehr schnell herausgefunden und somit ihre Sympathie gewonnen.
 

„Bei dir ist doch jeder ein Genie, der halbwegs kochen kann!“, lachte Lou, der sich bei diesem Thema nicht anders verhielt. „Das musst du gerade sagen“, witzelte Yasopp, der ihm grinsend den Ellbogen in die Seite drückte. „So verrückt nach Pudding bin ich doch gar nicht“, versuchte der Andere sich herauszureden, doch erwiderte Yasopp gekonnt: „Richtig, bei dir ist es Fleisch.“
 

Lio hatte die Beiden reden gehört und fragte rein rhetorisch: „Wie kann man bei Pudding auch nein sagen?“ Marco, der das Schauspiel sehr wohl mitbekommen hatte, mischte sich nun ebenfalls ein: „Pass lieber auf, sonst wirst du noch rund“, dabei konnte man ihm deutlich das provokante Grinsen ansehen.
 

Die Rothaarige, die die Schüssel inzwischen geleert hatte, sah ihn nur grimmig an. „Immerhin hab ich noch keine grauen Haare und Falten.“ Gekonnt holte sie mit ihrem rechten Arm aus und warf die Schüssel zu ihrem Kommandanten, der diese mit einer Leichtigkeit gefangen hatte. Kurze Zeit später folgte der Löffel, welchen er ebenfalls fing. Womit er allerdings nicht gerechnet hatte, war dass sie die wenigen Meter zwischen ihnen überwand und ihm erneut gegen die Stirn schnipste. Sein erst verwirrter und dann empörter Blick, ließ sie kichern. Früher hatte sie ihn nicht so schnell aus der Fassung bringen können, doch nun war es ein Leichtes, ihn zu reizen. Nicht nur sie lachte, auch die Anderen, die etwas davon mitbekommen hatten, taten es ihr gleich.
 

Nun war Marco es, der in Aktion trat. Er konnte es ihr unmöglich durchgehen lassen, ihn so zu blamieren, auch wenn sie nicht mal einen Tag bei ihnen war. Wer hätte auch damit gerechnet, dass sie ihn mittlerweile so leicht reizen konnte? Der Blonde verwandelte sich in seinen Phönix und packte das Mädchen, sodass sie sich nicht aus seinem Griff befreien konnte. Vor Schreck hatte sie kurz aufgeschrien, doch dann folgte wenig später ein Fluchtversuch. Allerdings war es zwecklos.
 

„Marco, lass los“, sagte sie unbeirrt, doch er ließ nicht locker. Hilfesuchend sah sie zu Thatch, der mit einem Lächeln nur den Kopf schüttelte. Das kam nun mal davon, wenn sie den Vizen der Whitebeardpiraten so sehr ärgerte. Lio suchte den Blick ihres Vaters, der sie nur anlächelte und weiter mit Whitebeard sprach. Bevor sie wieder etwas sagen konnte, war der Phönix mit ihr im Griff hochgeflogen.
 

Viel zu schnell entfernte sich der Boden unter ihnen und Lio spürte die Kälte, die sie in der Höhe empfing. Der Blick nach unten ließ das Mädchen kurz zusammenfahren. Wie konnten sie nur so schnell hier hochgekommen sein? Ihre Nakamas waren alle so winzig..
 

Wieder versuchte sie den Griff ihres Kommandanten zu lösen, doch keinen Zentimeter kam sie voran. „Marco verdammt, lass mich los!“, erschrocken sah sie in das Gesicht des Phönix und wünschte sich, sie hätte das Letzte niemals gesagt. Es schien, als würde der Phönix grinsen und tat, wie ihm befohlen.
 

Im nächsten Moment verspürte die Rothaarige Panik, unglaubliche Panik. Sie hatte noch versucht, nach dem blauen flammenlodernden Phönix zu greifen, doch sie war schon am Fallen.
 

Sie fiel und fiel und fiel, es schien keine Ende zu haben. Die Angst überrannte sie und ganz starr vor Schreck, schaffte sie es nicht, erneut nach ihrem Kommandanten zu rufen. Der Boden unter ihr kam immer näher, dass sie die starke Befürchtung hatte, in tausend Teile zu zerfetzen. Tränen bahnten sich bereits ihren Weg hinab und sie schloss die Augen, als es nur noch wenige Meter waren.
 

Gebannt wartete sie auf das Gefühl, welches überraschenderweise ausblieb. Marco hatte sie im letzten Moment aufgefangen und war schon wieder dabei in die Höhe zu fliegen. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, dennoch konnte sie ihm dennoch das Grinsen anhören, als er sprach: „Du bist ja wirklich 'ne Heulsuse geworden.“
 

Empört wischte sie die Tränen weg und sagte mit versucht fester Stimme: „Tze, das war der Wind“, der Phönix lachte nur, erwiderte allerdings nichts mehr darauf. Stattdessen flog er einfach durch den langsam dunkel gewordenen Himmel. Lio, die sich damit abgefunden hatte, genoss die Aussicht und das Gefühl, welches sich seit ihrer Ankunft ausgebreitet hatte.
 

Erst nach einer Weile flog der Phönix zurück zum Lagerfeuer. Er stellte die Rothaarige ab und verwandelte sich zurück in einen Menschen, dabei konnte er sich das Grinsen nicht verkneifen. „Soviel zu 'Von nun an solltest du wohl aufpassen, was du zu ihr sagst'“, neckisch grinste er die junge Piratin an. Undeutlich murmelt diese nur etwas in ihren nicht vorhandenen Bart und setzt sich zu dem vierten Kommandanten, der das Schauspiel beobachtet hatte.
 

„Du hättest ruhig helfen können“, sagte sie mürrisch und trank einen Schluck Sake. „Dir helfen? Dann hätte ich es abbekommen und du weißt doch, wie ich zur Höhe stehe“, redete der Smutje sich raus, musste allerdings über die Aktion grinsen. Andere, die es ebenfalls mitbekommen hatten, konnte sich das Lachen auch nicht verkneifen.
 

Lio fixierte jeden von ihnen mit einem bösen Blick und sagte: „Ihr seid richtige Nakamas, wisst ihr das?“, sie trank wieder einen Schluck und nuschelte in ihren Krug: „Da ist man mal ein Jahr weg und keiner hilft einem“, „Hab dich nicht so“, sagte Marco überraschend ernst, weshalb die Rothaarige aufblickte. Allerdings passte seine Stimmlage nicht zu seinem Gesicht, er grinste eindeutig zu sehr. Mit den Augen zu Schlitzen verzogen, wandte sie den Blick von ihm ab und gesellte sich zu ihren Vätern, welche lautstark lachten.
 

„Huh? Was verschafft uns die Ehre?“, fragte der Rothaarige sie und klopfte rechts neben sich, um sie zum Setzen aufzufordern. Kaum später saß sie und erwiderte: „Ach, die sind alle doof.“ „Eh? Hat dir der Flug nicht gefallen?“, bekam Shanks nur raus und sah sie fragend an. Whitebeard lachte „Gurarara, ich glaube eher, dass es an dem Sturzflug lag, nicht?“, grimmig schaute Lio an beiden vorbei und trank wieder einen Schluck.
 

Die Zeit über unterhielt sich ein Jeder gespannt, man spielte Kartenspiele, manch Andere tranken wie Verrückte um die Wette, wieder Andere sangen unbeschwert Lieder. Es herrschte eine rege Stimmung und jeder schien restlos glücklich.
 

Lio dagegen verlor in diesem Moment zu viele Gedanken an einen gewissen Kameraden, der nicht bei der Feier anwesend war, was sicherlich auch das Beste für ihn war. Was Shanks wohl tun würde, wenn er auf Teach treffen würde? Und vor allem, was würde Whitebeard tun, wenn jemand einen seiner Söhne angriff? Die Rothaarige war heilfroh, dass diese Person nicht anwesend war, zumal sie eh nicht wirklich wusste, was sie von ihm halten sollte. Schließlich kannte sie nur die Sicht ihres Vaters, die ihren Kameraden in ein sehr schlechtes Licht stellte. Wie konnte sie nun, nachdem sie gehört hatte, was passiert war, mit ihm umgehen? Würde es überhaupt jemals zu Konfrontationen kommen?
 

„Hörst du mir zu?“, riss Shanks' Stimme sie aus ihren Gedanken. Mehrere Male blinzelte sie und sah schließlich zu ihrem Vater, der mit seinem Arm vor ihrem Gesicht hin und her wedelte. „Ehh.. ja?“, fragte sie und verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse. Whitebeard lachte nur und beobachtete weiter die beiden Rotschöpfe, die sich so faszinierend ähnlich waren.
 

Shanks hob eine Augenbraue und sah sein Kind fragend an, sie hatte also nicht zugehört. Er seufzte einmal und wiederholte sich: „Wir werden morgen früh weiterfahren.“ Damit änderte sich schlagartig die Laune des Mädchens. Aus ihrer Grimasse wurde ein trauriges Gesicht. „Schon morgen?“, fragte sie mit leiser Stimme.
 

Shanks presste die Lippen aufeinander, als er den traurigen Blick seines Kindes sah. Er streckte seinen Arm aus und zog das Mädchen seitlich auf seinen Schoß. Schützend legte er seinen Arm um sie und zog sie nur noch näher an sich. Währenddessen vergrub sie ihr Gesicht an seiner Brust, sie wollte ihn bitten, länger zu bleiben, er sollte nicht schon am nächsten Tag verschwinden. Irgendetwas wollte sie sagen, ihn dazu bringen, nicht zu gehen, aber sie war nicht im Stande, etwas von sich zu geben. Nicht einmal weinen konnte sie, so geschockt war sie.
 

Der Piratenkaiser spürte, wie sie innerlich am Beben war und strich ihr beruhigend über den Rücken. „Ach Lio..“, seufzte er leise und starrte in das Feuer vor sich. Die ganze Zeit über waren sie getrennt, hatten es endlich geschafft sich zu finden und zu verstehen. Über ein Jahr sind sie zusammen gereist, haben sich kennengelernt und den jeweils Anderen zu schätzen gewusst. Er hatte endlich sein Kind wieder und nun sollten sie sich trennen. Wie könnte er sie nur jemals alleinlassen?
 

Der Stimmungswechsel fiel vielen von ihnen auf, doch keiner verlor ein Wort darüber. Sie wussten, dass der Abschied schwer fallen würde und keiner von ihnen wollte diesen nur noch unerträglicher machen.
 

Lio schien sich beruhigt zu haben und sah zu ihrem Vater auf, welcher sie mit ebenso traurigen Augen ansah. Er wollte sie aufmuntern, konnte es aber nicht. In seiner Umarmung merkte er, wie sie sich von ihm erhob und sich wieder neben ihn setzte, ihr Blick war zum Feuer gerichtet und plötzlich lächelte sie.
 

„Du hast gehört, was Marco vorhin gesagt hat..“, sagte sie mit sehr leiser Stimme, sodass die Wenigsten es hören konnten. Ihr Blick richtete sich wieder zu Shanks, der versuchte aus ihrem Stimmungswechsel schlau zu werden. Er sah noch, wie sie in ihrer Hosentasche nach etwas suchte und dann etwas Silbernes herauszog. Sie nahm sich mit ihrer linken Hand seinen Arm und hielt ihn fest, mit ihrer anderen Hand legte sie ihm die silberne Kette in die Hand. „Ich bin immer in deinem Herzen wie du in meinem“, sprach sie leise und ließ ihre Hände wieder von ihm ab.
 

Verwirrt blickte er die Kette in seinen Händen an. Mit großen Augen sah er darauf und erkannte ein rundes Medaillon, auf der sich die Karte des Westblues abzeichnete. Ein Versuch genügte, um das Schmuckstück zu öffnen. Ihm entgegen strahlte das lächelnde Gesicht Linas, welche so unbeschwert und froh in die Kamera blickte. Er kannte dieses Bild nur zu gut, hatte es doch sogar vor vielen Jahren selbst geschossen, sie hatten bis dahin erst wenige Monate zusammen auf hoher See verbracht. Das zweite Bild war von Lina, Lio und ihm. Auch dieses Bild kannte er bestens, zumal er es sich immer wieder anschaute, wenn er an die Beiden dachte. Neben dem rothaarigen Mann, der ein ebenso rothaariges Mädchen auf den Schulter trug, stand eine zierliche Brünette. Das Mädchen grinste genauso breit, wie ihr Vater es tat, sie müsste zu diesem Zeitpunkt vier gewesen sein.
 

Als Shanks von dem Medaillon aufblickte, sah er in das lächelnde Gesicht seiner Tochter. Unverkennbar erkannte man die Mutter des Mädchens in diesen Zügen. Es war ein warmes Lächeln, so gefühlvoll und aufmunternd.
 

Ja, es war aufmunternd.. Dabei sollte er doch derjenige sein, der sie aufmunterte, wenn es ihr nicht gut ging. In diesem Moment war er allerdings nicht in der Lage gewesen, sie aufzuheitern. Stattdessen hatte sie diese Aufgabe genommen und es war ihr wahrlich gelungen.
 

„In meinem Herzen“, flüsterte der Rothaarige. Er war so gerührt von ihrer Geste, dass er kaum ein Wort rausbekam. Lio dagegen lächelte unaufhörlich und nahm ihm die Kette wieder ab, um sie ihm umzulegen. Sie wäre zwar lang genug gewesen, um sie über den Kopf anzulegen, aber trotzdem wollte die Rothaarige ihm damit die Unbeholfenheit nehmen, die er gerade verspürte, da er nichts Gescheites zu Worte bringen konnte.
 

Noch immer berührt von ihrem Geschenk nahm er sie in den Arm und drückte sie fest an sich, beinahe zu fest. „Ich hab dich so unendlich lieb“, flüsterte er ihr zu, sodass nur sie es hören konnte. „Ich dich hab dich auch lieb“, war schließlich ihre Antwort, sie lösten sich wieder voneinander.
 

Innerlich ermahnte der Rote sich und erhob sich mit seinem Krug, der nicht weit von ihm entfernt stand. „Es ist etwas spät für einen Toast, aber lieber später als nie“, er räusperte sich einmal und hatte die Aufmerksamkeit aller auf sich.
 

Er wandte sich zu seiner Tochter und begann zu sprechen: „Lio“, kurz unterbrach er und lächelte sie an. „Es war ein langer Weg, aber letzten Endes haben wir uns doch noch getroffen. Darüber bin ich unglaublich froh! Wir haben ein Jahr miteinander verbracht, einander kennengelernt und einen Platz in jeweils des Anderen Herzen gefunden. Du bist so eine liebevolle Person, so herzensgut und unermesslich stark. Ich bin wirklich stolz, sagen zu dürfen, dass du meine Tochter bist.“ Kurz schwieg er und schloss die Augen, es schien als denke er gerade an etwas besonders Schönes. „Du bist eine wundervolle Piratin, hast Freunde und Familie, die mit vollem Einsatz hinter dir stehen. Deine Mutter wäre unsagbar stolz auf dich. Auf Lio!“, rief er und einstimmig hörte man die Anwesenden „Auf Lio“ rufen.
 

Mit geröteten Wangen sah sie ihre Nakamas an, welche zustimmend den Krug erhoben. Verlegen lächelte sie und sah auf, als ihr Vater vor ihr stand und sie nochmals fest an sich drückte. Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und zog sie wieder auf den Boden, um sich zu setzen.
 

Der Abend verging viel zu schnell und irgendwann war die Rothaarige an der Schulter ihres Vaters eingeschlafen. Als dieser ihr seinen Mantel umlegte, nuschelte sie irgendetwas und kuschelte sich nur weiter an seine Schulter. Shanks lächelte sie an und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
 

„Was hast du nun vor?“, fragte Whitebeard, der mit zu den Wenigen gehörte, die noch munter waren. „Ich schätze, wir werden noch ein Weilchen auf der ersten Hälfte bleiben, aber nicht mehr wirklich lange. Was ist mit euch? Willst du nicht langsam auch mal wieder in die Neue Welt?“, gab der Rote zur Antwort. Ehe der alte Piratenkaiser antwortete, trank er noch einen großen Schluck seines geliebten Sake „Ein Rookie besteht darauf gegen mich zu kämpfen. Er soll die Chance haben.“ Shanks zog eine Augenbraue hoch „Ein Rookie? Wie kommst du dazu, ihm eine Chance zu geben? Welcher ist es?“, fragend sah er den Älteren an. Er konnte nicht ganz nachvollziehen, was den Alten dazu bewegte, dem Jungspund eine Chance zu geben, zumal dieser doch eh verlieren würde.
 

„Gurarara, er soll ein wahrlicher Hitzkopf sein, Feuerfaust nennt man ihn auch. Vielleicht ist er bereit meiner Crew beizutreten?“, Whitebeard lachte und war überzeugt davon, dass sein Gedanke dahinter logisch war. Was der Rothaarige allerdings nicht wirklich verstehen konnte. Ein übermotivierter Rookie, der den Kaiser angreifen wollte, welcher ihn daraufhin in seine Bande aufnehmen wollte? Was war nur in Whitebeard gefahren, war ihm der Konsum an Sake zu Kopf gestiegen? Dennoch entschloss Shanks sich, einfach nicht zu fragen. Wenn der alte Hüne der Meinung war, das tun zu müssen, sollte er ruhig machen.
 

Im Schlaf kuschelte die Rothaarige sich nur weiter in den Mantel ihres Vaters ein und rückte dabei unbewusst näher an ihn. Shanks sah zu ihr und lächelte. Im Schlaf sah sie nur noch mehr aus wie ein unschuldiges Kind.
 

Whitebeard hatte den Blick seines Konkurrenten gesehen und sah das starke Band, welches die Rothaarigen miteinander verband. Es war wahre Liebe, so wie er sie ansah, so wie er über sie gesprochen hatte. Nein nein, nicht die romantische Art von Liebe. Viel mehr die Liebe, die einen im Innersten immer zusammenhielt.
 

„Ich werde gut auf sie aufpassen“, sagte der alte Hüne leise, war sich aber sicher, dass der Andere es hören konnte. „Ich weiß“, bekam er nur zur Antwort.
 


 

Der Morgen kam viel zu früh für die Piraten. Viele waren am Strand eingeschlafen und die helle Sonne am Morgen ließ jeden, der ausgiebig den Vorrat an Sake geleert hatte, halb erblinden. Mit Ächzen und Seufzer hatten sich Wenige bereits erhoben, um das Ausmaß der Feier zu betrachten. Glücklicherweise war dieses sogar erträglich klein gehalten.
 

Lio lag im Mantel ihres Vaters eingekuschelt neben diesem und schlief unbekümmert weiter. Allerdings hatte sie keinen so festen Schlaf, wie ihr Vater ihn hatte und schließlich wachte sie auf, als die Ersten über ihre Nakamas stolperten. Müde richtete sich das Mädchen auf und rieb sich die Augen. Ihre Hand hielt sie sich schützend vor die Augen und sah sich um. Nach kurzer Zeit erinnerte sie sich an den Abend und stand nun ebenfalls langsam auf. Den Mantel, den Shanks ihr schützend umgelegt hatte, legte sie nun auf den Rothaarigen, welcher leise vor sich hin schnarchte.
 

Beim Umschauen erkannte sie, dass ihr Kommandant auch noch am Schlafen war. Sollte sie ihm nun einen Streich spielen? Eigentlich war es doch zu verlockend, oder? Innerlich schüttelte sie den Kopf, das wäre viel zu viel Aufregung für einen so frühen Morgen.
 

Ihr erster Weg führte zu ihrer Kabine auf der Red Force. Die üblichen morgendlichen Abläufe hatte sie erledigt und nun war es an der Zeit, ihre Dinge einzuräumen. Schweren Herzens seufzte sie und begann damit, die Regale auszusortieren. Der Schrank folgte, ihren Schreibtisch räumte sie ebenfalls leer. Zu guter Letzt fehlten ihr die wenigen Dinge aus dem Bad.
 

Sie setzte sich nochmals auf das Bett und betrachtete die inzwischen kahle Kajüte. Ein Jahr hatte sie hier verbracht, die Zeit kam ihr in diesem Moment viel zu kurz vor. Aus einer Tasche kramte sie zwei der Bücher heraus und überflog jeweils die erste Seite. Ja, es waren die Richtigen. Mit ihrem Hab und Gut trat sie zur Tür und drehte sich ein letztes Mal um. Wann würde sie wieder hier sein? Sie öffnete die Tür und verschwand auf den Gang.
 

Eine Tür weiter, betrat sie den Raum und legte die Bücher auf den Schreibtisch ihres Vaters. Es war nichts Großes. Es waren lediglich ihre Tagebücher. Das Eine war das Erste, was sie auf der Red Force begonnen hatte zu schreiben. Das Andere war das Letzte, welches sie vor Kurzem beendet hatte.
 

Sie verließ auch diese Kajüte und machte sich wieder auf den Weg an Deck. Müde sah sie der Crew ihres Vaters zu, wie sie einige Dinge auf das Schiff trugen, es mussten wohl die Reste der Feier sein. Mit einem Nicken und einem Lächeln begrüßte sie jeden stumm und trat wieder an Land. Ein Blick zur gestrigen Lagerstelle genügte und sie wusste, dass ihr Vater immer noch am Schlafen war. Also hatte sie noch Zeit.
 

Ihr nächster Weg führte auf die Moby Dick in ihre Kajüte. Auch auf diesem Weg begegnete sie einigen Nakamas, welchen sie stumm zunickte. Nun stand sie vor der Tür ihrer Kajüte und zögerte kurzzeitig. Sie drückte die Klinke hinunter und trat ein. Glücklicherweise lag kein komischer Geruch in der Luft, den sie erwartet hatte. Es sah auch noch genauso aus, wie sie es damals verlassen hatte. Es schien, als wäre sie nie fort gewesen.
 

Sie verstaute ihre Taschen und entschied, diese später einzuräumen. An ihrer Wand entdeckte sie ihren Steckbrief. Jemand musste ihn dort hingehängt haben, direkt neben den ihres Kommandanten. Ein Grinsen breitete sich auf ihren Lippen aus. Es war ihr erstes Kopfgeld und dann kein kleines, sie war stolz darauf, das sah man ihr eindeutig an.
 

Auf der Uhr erkannte sie, dass es bereits neun Uhr war, inzwischen sollte ihr Vater wohl auch endlich aufgewacht sein. Es war Zeit für einen Abschied..
 

Lio lief zu dem erloschenen Lagerfeuer und sah vom Weiten, wie Shanks mit seinem Steuermann sprach. Er war also schon am Planen.. Die Rothaarige lief zu ihnen, blieb stehen und wartete, dass die Beiden alles Notwendige besprochen hatten. Shanks wandte sich schlussendlich auch zu ihr, sein Blick war immer noch müde, sein Umhang hing schief und seine Haare waren zerzauster, als sie es ohnehin schon waren. Sein schiefes Lächeln beruhigte sie.
 

„Ihr fahrt bald“, sagte das Mädchen leise und man konnte die Traurigkeit aus den wenigen Worten heraushören. Shanks wollte sie aufheitern, wie sie es am Abend zuvor gemacht hatte. „Ja, es ist das Beste“, antwortete er und lächelte sie weiterhin an. Lio drückte sich fest an ihn, als könne sie ihn damit zum Bleiben zu kriegen, doch sie wussten beide, dass es nicht ging.
 

„Du hast Marcos Karte noch, oder?“, „Ja und du meine“, die Rotschöpfe tauschten sich aus, was die Vivre-Card des jeweils anderen anging. „Und meine Teleschnecke hast du auch noch?“, erkundigte Shanks sich und zustimmend nickte seine Tochter. „Du kannst dich immer melden, egal was los ist, hörst du?“, „Du aber auch.. Und trink nicht zu viel“, sagte sie spaßeshalber, um die Stimmung zu lockern, was ihrem Vater ein Lachen entlockte. „Du kennst mich doch“, sagte er mit einem Zwinkern und sie erwiderte eher matt: „Ja, genau deswegen sag ich es ja.“
 

„Meld dich immer, ich will nicht nur aus der Zeitung von dir lesen!“, sagte er und drückte sie ein letztes Mal fest an sich. „Versprochen!“, gab sie zur Antwort und drückte ihn ebenso fest. Von den anderen Crewmitglieder hatte sie sich zuvor schon verabschiedet, der Letzte war ihr Vater, der sich wohl genauso wenig von seiner Tochter trennen wollte, wie sie von ihm. „Ich hab dich unglaublich lieb“, flüsterte er ihr ins Ohr und löste sich schließlich von ihr.
 

Er sprang an Deck der Red Force, die Männer bereiteten bereits das Schiff vor. Der Rothaarige stand an der Reling und ließ einen letzten Blick über sein Kind streifen. Ja, er war unglaublich stolz auf sie.
 

Lio sah noch lange dem Schiff hinterher, auch wenn es nur noch wenige Zentimeter groß war und man kaum noch unterscheiden konnte, ob es Fischkutter oder Kriegsschiff war. Der Abschied ihres Vaters fiel ihr letztendlich doch schwerer, als sie es bereits erwartet hatte. Wie konnte es aber auch anders sein? Schließlich war er nun mal, wie er eben war. Ein verpeilter Chaot, den man einfach mögen musste. Er war fürsorglich und liebevoll. Und sie vermisste ihn bereits jetzt. Dennoch rief sie sich die Worte ihres Kommandanten in den Sinn. Ihr Vater würde immer in ihrem Herzen sein.



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