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New Choice

von

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Zitternd stand Harry da. Unfähig auch nur einen Muskel zu bewegen. Sein Blick war starr auf die Tellerscherben vor ihm gerichtet. Schon konnte er die stampfenden Schritte seines Onkels hören. Seine Nackenhaare stellten sich auf und alles in ihm riet ihm zur Flucht. Doch das war zwecklos. Kurz nach beginn der Ferien hatte er schon einmal versucht abzuhauen. Die Folgen waren schrecklich gewesen.

Vernon erschien in der Küche und verpasste ihm eine Ohrfeige, dass er gegen die Küchenanrichte flog. Als er herunterrutschte landete er in den den Scherben. Er wurde an den Haaren gepackt und rum gezerrt, es kümmerte seinen Onkel nicht, dass er sich dabei das Fleisch an den Scherben schnitt.

„Was fällt dir eigentlich ein du Mistgeburt? Wir geben dir ein Dach über dem Kopf und zu Essen. Dafür erwarten wir lediglich, das du im Haushalt hilfst! Nicht nur das du die Aufgaben unsauber erledigst, jetzt zerstörst du auch noch das Geschirr! Aber warte, dass werde ich dir austreiben!“ Die Beschimpfungen und Vorwürfe, bemerkte Harry kaum noch. Voller entsetzten starrte er auf die Kellertür, die immer näher kam. Verzweifelt versuchte er sich zu wehren. Dadurch erreichte er nur, dass er zu Boden geworfen wurde. Sein Onkel trat ihm in den Bauch und Harry krümmte sich vor Schmerzen. Beim dritten Tritt, spürte er deutlich wie etwas knackte. Bevor er es jedoch wirklich realisieren konnte, wurde er erneut gepackt und die Kellertreppe hinunter geschmissen. Der Aufprall trieb ihm die Luft aus den Lungen und er hechelte um Sauerstoff. Jede Bewegung, jeder Atemzug schmerzte. Die alten Wunden waren wieder aufgeplatzt.

Drohend kamen die schweren Schritte seines Onkel wieder näher und er schleppte sich in eine Ecke und versuchte sich zusammen zurollen. Er wimmerte unterdrückt. Das Lachen seines Onkels erklang, dann wieder ein glühender Schmerz. Vernon hatte ihm direkt in eine der große Wunde auf seinem Rücken getreten. Dann ging es los, mit verschiedenen Werkzeugen, Händen und Füßen bearbeitet der Fette Mann seinen Neffen, bis der nur noch ein zitternder Haufen Fleisch war. Schließlich erschlaffte der junge Körper und entließ Harrys Geist in eine erlösende Ohnmacht.

Am nächsten Morgen erwachte der entkräftete Junge in seinem Zimmer, ohne zu wissen wie er dorthin gekommen war. Als er aufstand, wäre er beinah wieder zusammen gesackt. Sein Körper schmerzten und die Beschimpfungen hallten ihm immer noch im Ohr, dazu kam, dass er seit drei Tagen nicht mehr seine Scheibe Brot bekommen hatte. Dennoch schleppte er sich nach unten, bereitete das Frühstück und nahm dann seine Liste für den Tag entgegen. Wie immer war es viel zu viel und unmöglich zu schaffen, schon gar nicht zu Vernons und Petunias Zufriedenheit. Immer wieder musste er sich heimlich abstützen, weil ihm schwarz vor Augen wurde.
 

Es war schlimm. Schlimmer als die Jahre zuvor und schlimmer als sie es sich jemals hätte vorstellen können. Ihr Mensch lag zitternd und mühsam die Schluchzer unterdrückend in seinem Nest. Obwohl das den Namen kaum verdient hatte. Die Unterlage war flach und kaputt und die Decke löchrig. Nichts was irgendwie dazu geeignet wäre Wärme zu spenden oder eine weiche Unterlage zu bieten. Um den viel zu schmalen Kückenkörper breitete sie ein roter Fleck aus und überdeckte die, die schon in den Stoff eingetrocknet waren. Das ganze Zimmer roch nach Blut und Fieber. Leise schuhute sie und raschelte mit ihren weißen Federn. Darauf bedacht nicht zu viel Lärm zu machen versuchte sie dadurch den schwarzhaarigen zu trösten. Den ganzen Abend hindurch hatte sie das Geschrei unten hören können. Die Nestbauer hatten sie über den Jungen beschwert, vor allem der Dicke. Es war das einzige was sie taten. Egal wie sehr er sich anstrengte es war nie genug. Das dicke Eikücken hatte die ganze Zeit gelacht. Schließlich war es still geworden und ihre Brustfedern hatten sie gestäubt. Sie wusste was das bedeutete.

Die Zeit schien still zu stehen, bis ihr Mensch endlich ins Zimmer zurück gekommen war. Doch wie hatte er ausgesehen. Sein Körper war kaum mehr als eine einzige Wunde. Überall flossen Blut und Eiter, viele Stellen waren entzündet. Schon seit Beginn der Ferien lief es so und sie wusste das er nicht mehr lange durchhalten würde. Als er letztes Jahr angefangen hatte gegen den Phönixknechter zu rebellieren hatte sie schon ein ungutes Gefühl gehabt. Sie hatte sich bei ihm noch nie wohl gefühlt, doch das es so schlimm werden könnte hatte sie nicht für möglich gehalten. Erneut schuhute sie und ein trübes grünes Auge wurde geöffnet.

„Schon gut Hedwig, tut mir leid, dass ich dir nichts zu Essen besorgen konnte.“, hauchte Harry so leise, dass sie Mühe hatte ihn zu verstehen. Entrüstet raschelte sie mir ihrem Gefieder. Glaubte er wirklich, dass ihr das jetzt wichtig war? Die Zauberer gingen davon aus, dass ihnen die Eulen gehörten aber es war genau anders rum. Jede Eule hatte einen Menschen um den sie sich kümmerte und Harry war Hedwigs Mensch.

„Danke Kleines. Wenigstens dir bin ich wichtig.“, murmelte er, bevor er schließlich ohnmächtig wurde. Halb war sie froh darüber, konnte er doch auf diesem Weg den Schmerzen wenigsten eine Zeit lang entkommen. Sie blieb noch eine Weile wach und bewachte seinen Schlaf so gut sie konnte, doch schließlich übermannte auch sie die Müdigkeit und sie schlief ein. Bis zum Schluss überlegte sie Fieberhaft, wie sie Harry helfen konnte. Keiner bemerkte das Licht, das plötzlich im Zimmer erstrahlte.

Von einem Gewicht auf seinem Körper und einem ungewohnt sanften rütteln geweckt, öffnete Harry seine Augen. Seine Lider schienen ihm unendlich schwer doch schließlich schaffte er es sie einen Spalt zu öffnen.

„Harry, Harry.“, flüsterte eine Stimme. Er war sich sicher sie noch nie zuvor gehört zu haben, dennoch breitet sich ein warmes Gefühl in ihm aus. „Bitte wach auf, bitte.“, flehte die Stimme und etwas nasses, kühles tropfte auf seine Wangen. //Nicht weinen// ging es ihm träge durch den Kopf. Das denken fiel ihm so unendlich schwer. Die Wunden bereiteten ihm schmerzen und er war sich sicher, das er Fieber hatte. Trotzdem wollte er nicht, dass die Person traurig war, also kämpfte er sich immer weiter zu Bewusstsein und öffnete seine Augen ein Stück weiter. Halb rechnete er damit das es nur ein Traum war, wer sollte sich auch schon um ihn Sorgen. Vor dem fahlen Licht, das durch das Fenster fiel hob sich eine Silhouette ab. Leuchtende Augen musterten ihn sorgenvoll. Als seine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten, konnte er erkennen, das ein Mädchen auf seinem Bett saß - eine Brille brauchte er schon seit Monaten nicht mehr.

„We-wer …“, verzweifelt versuchte er zusammenhängende Wörter herauszubringen, doch sein Hals war staubtrocken. Es tat so weh. Doch sein Gast schien zu verstehen und ein erleichterter Ausdruck machte sich auf dem schmalen Gesicht breit.

„Harry ich, ich weiß nicht … wie das passiert ist.“ Sie knabberte an ihrer Unterlippe und schielte zu Hedwigs Käfig. Als Harry ihrem Blick folgte, wurde er panisch, der Käfig war leer. Seine treue Freundin war verschwunden. Verwirrt und traurig wanderte sein Blick zu dem Mädchen zurück. Die Frage wie und warum sie hier her gekommen war, interessierte ihn nicht sonderlich. Seine Aufmerksamkeit fiel auf das Ding, das ihn vorhin gekitzelt hatte. Es war eine Feder, die irgendwie in die vorderen Strähnen des Mädchens eingebunden war. Gedankenverloren griff er schwach danach und stockte. Sie fühlte sich genauso an wie die Federn seiner Schneeeule. Seine Augen huschten zwischen dem leeren Käfig und dem Mädchen auf seinem Bett hin und her.

„Hedwig?“, krächzte er schließlich leise. Das Mädchen nickte leicht.

„Ich weiß nicht genau wie das geschehen konnte. Es war so schlimm was sie mit dir gemacht haben.“, schluchzte sie und vergrub ihre Finger in ihren Haaren.

„Ich hatte- hatte es .. verdient.“, brachte Harry schwach hervor.

„Nein!“, brauste Hedwig auf. „Niemand hat so etwas verdient, schon gar nicht du. Du bist gutherzig und hilfsbereit, du willst die Last der Welt auf deinen Schultern tragen ohne zu wissen was du überhaupt tun kannst.“ Sie beugte sich vor, sodass sie sich ihre Gesichter fast berührten. „Ich konnte dir nicht helfen aber jetzt kann und werde ich. Ich bring dich hier weg.“ Damit stand sie auf und kroch unter das Bett. Die Dursleys hatten zwar seinen Koffer kaum das er durch die Tür war verbrannt doch wenigstens das Fotoalbum und den Tarnumhang hatte er retten können. Sein Zauberstab und die Karte der Rumtreiber aber waren für immer verloren.

Darum bemüht möglichst leise zu sein hob Hedwig das lose Dielenbrett an und holte die Schätze ihres Menschen hervor. Sie richtete sich wieder auf und blickte nocheinmal durch das Zimmer. Hier würde sie nichts vermissen. Auch wenn sie nicht wusste wieso sie aufeinmal diese Gestalt hatte aber sie war dem Verantwortlichen unendlich dankbar.

„Kannst du aufstehen?“, wandte sie sich besorgt an Harry. Dieser nickte und bewegte sich. Es gab ein ekliges, klebriges Geräusch, als er sich von der Matratze löste, dass ihr die Nackenhaare zu Berge stehen ließ. Er stöhnte unterdrückt und wäre wieder zurück gesackt, hätte sie ihn nicht abgestützt. Leider schien sie eine wunde Stelle erwischt zu haben, denn er stöhnte erneut, sein Atem ging immer schwerer und der Schweiß brach ihm aus. Ganz behutsam, um die Schmerzen wenigstens zu minimieren, half sie ihm sich aufzusetzen. Es schienen einige Rippen gebrochen zu sein, denn das atmen bereitet ihm sichtlich Probleme.

Als er saß, schlang sie die Arme vorsichtig um den schwachen Körper und konzentrierte sich. Ohne ein Geräusch verschwand Harry Potter aus dem Ligusterweg Nummer 4.

Hedwig hatte ein genaues Ziel vor Augen. Es war ein geheimer Ort. Ein Ort an dem Harry sicher sein würde und an dem man ihm helfen könnte. In einer steinernen Halle tauchten sie wieder auf. Einen Moment konnte der Junge sich noch auf den Beinen halten. Doch der Transport hatte ihm den Rest gegeben. Eine Rippe hatte sich anscheinend in seine Lunge gebohrt, denn das atmen war noch mühsamer als vorher. Schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen, seine Haut fühlte sich taub an, dann sackte er zu Boden. Die überraschten Rufe und Schreie hörte er überhaupt nicht. Auch nicht die von Hedwig, die sich besorgt über ihn beugte.

Gegen alle Anstrengungen driftete Harry immer weiter an die Oberfläche seines Bewusstseins. Er wollte die Schmerzen nicht mehr spüren, sowohl die körperlichen als auch die seelischen. Nur langsam realisierte er, dass er keine Schmerzen mehr hatte, zumindest keine körperlichen. Irgendjemand schien ihn geheilt zu haben. Doch wen kümmerte es schon ob er Wunden hatte oder nicht. Wahrscheinlich war das nur Einbildung, doch wenn es so war, wollte er es solange wie möglich genießen. Schritte erklangen und kamen näher. Ein Gewicht erschien neben ihm. Die Erinnerungen an letzte Nacht kamen wieder und er schlug die Augen auf. Hedwig. Eine menschliche Hedwig saß neben ihm und lächelte traurig.

„Wie geht es dir?“, fragte sie und reichte ihm ein Glas Wasser. Dankbar nahm er es an und trank es in großen Schlucken leer.

„So weit gut.“, meinte er und starrte auf seine Hände.

„Ich bin froh. Die Heilerinnen hatten eine Menge Arbeit um dich zu heilen.“, erwiderte Hedwig, Schweigen trat ein.

„Bist…bist du wirklich … wirklich meine Hedwig?“, stellte Harry schließlich die Frage, die ihm schon eine ganze Weile auf der Seele brannte.

„Ja, und wenn du mich lässt, würde ich gerne auch weiterhin bei dir bleiben.“ Eine Weile blickte der schwarzhaarige nur in die dunklen Augen. Schließlich nickte er und ein Lächeln machte sich auf dem blassen Gesicht breit.

„Sag mal. Wo sind wir hier eigentlich?“, fragte er und blickte sich um. Es war ein einfach eingerichtetes Zimmer mit mehreren Betten. Offensichtlich eine Krankenstation.

„Das hier ist die Insel Avalon.“, gestand sie nach kurzem Zögern. „Ich wusste das du hier absolut sicher sein würdest und man dir helfen könnte. Deine Verletzungen waren wirklich schlimm, ich dachte du stirbst.“ Tränen tropften auf das weiße Lacken und hinterließen nasse Flecken. „Ich hasse die Muggel, was sie getan haben ist unverzeihlich.“, presste sie hervor. Harry war hin und her gerissen und wusste nicht so recht, was er tun sollte. Plötzlich wurde die Tür geöffnet. Eine junge Frau in einfachen weißen Gewändern kam herein. Als sie Harry aufrecht sitzen sah, lächelte sie.

„Schön das es dir wieder besser geht. Du hast für einiges an Wirbel gesorgt.“, meinte sie und trat näher. Schnell senkte Harry den Kopf.

„Tut mir leid das ich Umstände gemacht habe.“, murmelte er und zog den Kopf ein. Er zuckte zusammen als er etwas auf seinem Kopf spürte und schaute verwirrt auf. Die Frau streichelte durch seine Haare und blickte ihn warm an.

„Mach dir deswegen keine Sorgen. Wir sind nicht wütend auf dich, sondern eher auf die, die dir das angetan haben.“, beschwichtigte sie ihn.

„Das war nur halb so schlimm. Ich hatte meine Aufgaben nicht erledigt und es verdient.“, widersprach Harry leise und seine Finger verkrampften sich in dem Lacken.

„Egal was du getan oder nicht getan hast, nichts rechtfertigt so etwas. Ich kann Menschen ziemlich gut einschätzen und du bist ein guter Junge.“ Sie strich ihm noch einmal über die Wange, dann erhob sie sich. Ihm wurde ganz leicht ums Herz und er lächelte leicht. Diese Freundlichkeit, war Balsam für seine Seele. Sie war fast zerbrochen doch noch war es nicht zu spät. Diese Frau hatte etwas an sich, dass er wirklich verstand und glaubte was sie sagte. Neben ihm lächelte auch Hedwig. Sie hatte gewusst, das Elena ihm gut tun würde. Die Frau hatte auf jeden eine beruhigende Wirkung und fand für jeden die richtigen Worte. Zielsicher griff sie in einen Schrank und holte verschieden Phiolen hervor.

„Em … ent-entschuldigen Sie aber … aber könnten Sie … mir sagen was es mit diesem Ort auf sich hat?“, fragte Harry schüchtern und blinzelte sie von unter herauf an. Elena musste ein seufzen unterdrücken. Dieser Junge war so unglaublich süß. Seine ganze Art sorgte dafür, dass man einen Beschützerinstinkt entwickelte. Nie im Leben könnte sie sich vorstellen, das man ihm etwas böses wollen könnte. Als er vor zwei Tagen mit seiner Begleiterin aufgetaucht war, war er mitten in eine Zeremonie geplatzt. Zuerst hatte ein Heilloses Chaos geherrscht und die Oberste Priesterin konnte erst nach einigen Minuten für Ordnung sorgen. Erst dann konnten sie sich auch um die Neuankömmlinge kümmern. Ein Mädchen mit weißen Haaren hatte über einem Jungenkörper gekauert und hemmungslos geschluchzt. Da erst bemerkten sie das Blut, das sich auf dem Boden ausbreitete. Danach musste alles ganz schnell gehen. Sie hatten so gut sie konnten den Junge behandelt und wollten das Mädchen eigentlich in ein Zimmer bringen, doch sie war nicht von der Seite des schwarzhaarigen gewichen. Die ganze Zeit war sie wach gewesen und war entweder im Zimmer auf und ab gegangen oder hatte zapplig auf einem Stuhl gesessen.

Als sie ihr mitgeteilt hatten, dass er außer Lebensgefahr war, hatte sie gelächelt und war danach sofort eingeschlafen. Sie schien vollkommen erschöpft zu sein, was aber auch nicht verwunderlich war, da es einiges an Magie kostete auf die Insel im Nebel zu gelangen.

„Nenn mich bitte Elena.“, sagte sie sanft und hielt ihm die Phiolen hin. „Trink, danach können wir reden.“ Gehorsam nahm er die Tränke, verzog aber das Gesicht als er sie hinter schluckte.

„Wir befinden uns hier auf Avalon, der Insel im Nebel. Es ist ein hoch magischer Ort. Wir, die Priesterinnen haben die Aufgabe die Magie zu beobachten. Hier wird jeder eine Zuflucht finden, solange er sie braucht und wir werden jedem helfen, der danach fragt. Deine Freundin hier, scheint das zu wissen, da sie dich hier her gebracht hat.“

„Hat… hat sie … hat sie euch erzählt woher ich …“, stammelte Harry.

„Woher du deine Verletzungen hast? Ja. Genauso wie sie uns deine Geschichte erzählt hat.“, unterbrach Elena ihn. „Du hast wirklich ein schweres Los gezogen und ich befürchte, dass es noch nicht das letzte war.“

„Wie meinst du das?“, fragte Harry verzweifelt. Was sollte den noch kommen? Sie zögerte kurz, dann seufzte sie tief, stand auf und holte einen Spiegel. Als sie wieder neben ihn trat, hielt sie ihn auf seinen Rücken.

„Sieh dir dein Schulterblatt an.“, bat sie. Zögernd kam Harry der Aufforderung nach und zog sich sein Hemd am Rücken hoch. Über sein rechtes Schulterblatt breitete sich ein verschlungenes Symbol aus, nur nebenbei registrierte er, dass seine Narben verlasst waren. Nervös richtete er sein Hemd wieder. Einige Zeit lang blieb er stumm und knabberte nur auf seiner Unterlippe, dann sah er wieder auf. Er atmete noch einmal tief durch.

„Was bedeutet das?“, fragte er schließlich. Irgendwie hatte er das Gefühl seine Seele zu verkaufen.

„Es ist das Zeichen des Lord Shaire. Er ist der legitime Anführer der Skeater. Diese Organisation existiert schon seit vielen Generationen und immer erkannte man ihren Anführer an diesem Zeichen. Sie sind dafür verantwortlich das Gleichgewicht zu halten. Ihre Methoden waren so unterschiedlich wie ihre Anführer, doch immer haben sie im verborgenen gearbeitet und nur wenigen ist bekannt das sie überhaupt existieren. Ich sage dir das alles, weil ich nicht will, dass du dich hintergangen fühlst. Es wird einiges auf dich zu kommen. Du bist der neue Anführer dieser Gemeinschaft. Es tut mir leid.“

Starr blickte Harry an die gegenüberliegende Wand. Eigentlich sollte ihn das nicht überraschen. Wie hatte er auch denken können, dass er seine Ruhe haben dürfte. Er musste natürlich immer eine Sonderrolle spielen. Es war wohl sein Schicksal Verantwortungen zu tragen, die viel zu groß für ihn waren. Immer weiter versank er in trüben Gedanken, bis ihm plötzlich etwas anderes durch den Kopf schoss. Die ganze Zeit hatte er dagegen angekämpft. Versucht sich aus allem raus zu halten und wenn es nicht anders ging, wenigsten die anderen zu verschonen. Er hatte nie wirklich versucht die Führerposition einzunehmen und entsprechend zu handeln. Noch einmal durchdachte er alle Gefahren und Kämpfe in die er je geschlittert war. Hätte er sich besser organisiert, wäre viele Dinge anders verlaufen. Vielleicht war das hier keine Strafe sondern die Chance es noch einmal zu versuchen. Doch diesmal wollte er für seine Ziele kämpfen und zwar so wie er es für richtig hielt. Niemand würde ihm mehr sagen was er zu hatte. Ein entschlossener Ausdruck trat auf sein Gesicht.

„Ich werde wohl nicht drum herum kommen, oder?“, meinte er seufzend und lächelte leicht. Elena schien sich zu entspannen. Auch bei ihr machte sich ein Lächeln breit.

„Nein. Aber das hat alles Zeit. Du musst erstmal gesund werden und danach wird sich alles zeigen.“

„Ich werde bei dir bleiben Harry und dir so gut helfen wie ich kann. Du musst das nicht alleine machen.“, meinte Hedwig entschlossen. Als Harry sich zu ihr umdrehte konnte er nichts als Loyalität in ihren Augen erkennen.

„Danke Hedwig.“ Er umarmte sie. „Danke das du immer für mich da bist.“ Zuerst war sie überrascht, dann aber erwiderte sie die Umarmung.

„Natürlich Harry, ich werde stets bei dir sein.“, murmelte sie. Elena lächelt und erhob sich leise. Sie war froh, dass der Junge das alles so gut aufgenommen hatte. Er war wirklich unglaublich stark, dass er nach allem immer noch so hoffnungsvoll war. Der Kleine war etwas ganz besonderes.

„Sag mal, möchtest du einen neuen Namen? Hedwig war immerhin der Name meiner Eule.“, wollte Harry wissen. Doch das Mädchen schüttelte den Kopf.

„Nein.“

„Wieso?“

„Er gefällt mir.“, erwiderte sie schlicht. Harry seufzte und lehnte sich erschöpft zurück.

„Schlaf. Du hast so viel durchgemacht und brauchst jetzt die Ruhe.“

„Es ist vorbei.“, murmelte er schläfrig. „Dank dir.“ Hedwig erwiderte nichts, sondern begann einfach ein Lied zu summen. Als sie die gleichmäßigen Atemzüge eines Schlafenden hörte, verstummte sie.

Als Harry am nächsten Tag die Augen aufschlug, fühlte er sich um einiges wohler. Genießerisch vergrub er das Gesicht in dem weichen Kopfkissen. Was für ein großer Luxus es doch war, einfach noch etwas im Bett liegen zu können. Ohne eine keifende Tante, die schreit man solle das Essen machen oder einen Onkel, der einen schlug, weil der Schinken angeblich angebrannt war. Als er das öffnen der Tür hörte, schlug Harry blinzelnd die Augen auf.

„Guten Morgen.“, trällerte Elena und stellte ein Tablett mit Frühstück neben ihm ab. Der Geruch des Essens, ließ seinen Magen knurren. Harrys Wangen wurden rot und er versteckte sich unter seiner Decke.

„Hier, trink das, damit behältst du das Essen. Dein Körper muss sich erst wieder daran gewöhnen.“, erklärte sie. Hastig nickte er und schluckte den gelben Trank.

„Wenn du gegessen hast, dachte ich mir könnten wir vielleicht etwas spazieren gehen. Du möchtest bestimmt wissen wie es hier so aussieht.“, plapperte sie drauf los und öffnete die Vorhänge. Nach einem Blick nach draußen stellte Harry fest, dass er ziemlich lange geschlafen hatte.

„Das hört sich gut an.“, stimmte er zu und nippte an seinem Kakao.

„Wo ist Hedwig?“

„Sie war heute morgen bei dir aber du hast geschlafen, danach ist sie, glaub ich, in den Trainingsraum gegangen.“

„Was passiert jetzt eigentlich weiter?“, fragte Harry.

„Erstmal musst du dich richtig erholen und danach … ich denke in unserer Bibliothek könnten noch einige Aufzeichnungen sein, vielleicht helfen sie dir.“, überlegte Elena.

„Na das klingt doch nach einem Plan.“, scherzte Harry und schluckte den letzten Bissen Brot hinunter.

Gemeinsam verließen sie die Krankenstation. Elena führte sie einige Gänge entlang. In unregelmäßigen Abständen hingen Bilder an den Wänden und die oberen Teile der Mauer waren mit Ornamenten verziert. Ab und zu begegneten ihnen einige andere Priesterinnen. Manchmal sprachen sie kurz mit Elena, manchmal liefen sie einfach nur mit einem nicken vorbei. Schließlich öffnete sie die Tür am Ende eines Ganges und sie traten in einen Arkadengang. Auf der linken Seite konnte man in einen Innenhof sehen. Harrys Augen strahlten, als er den wundervollen Garten sah. Dutzende von Blumen wuchsen auf dem Rasen verteilt, Bäume spendeten den darunter stehenden Bänken Schatten. In der Mitte erhob sich ein filigraner Brunnen. Fünf kleine Kinder, die um die Mitte tanzten, in der sich die Gestalt einer jungen Frau erhob. Sie stand aufrecht, stolz und wunderschön, die Arme empor gestreckt, während ein Vogel die Flügel spreizte. Das alles war so kunstvoll und detailliert dargestellt, das Harry glaubte, der Vogel würde jeden Moment davon fliegen und meinte das Lachen der Kinder zu hören. Jedes Kind trug einen schmalen Goldreif um den Kopf und in die Haare der Frau in der Mitte waren Goldfäden eingeflochten und schimmerten im Sonnenlicht.

Erst als ihm leicht schummrig wurde, bemerkte Harry, dass er aufgehört hatte zu atmen. Andächtig trat er näher und tauchte ein in den wundervollen Duft der Blumen. Er ließ sich unter einem der blühenden Bäume nieder und sog die friedvolle Atmosphäre dieses Ortes ein.

„Unglaublich, nicht wahr?“, flüsterte Elena neben ihm.

„Es ist wunderschön, einfach … magisch.“, erwiderte er genauso leise. Er hatte das Gefühl, das man diesen Ort nicht durch zu laute Geräusche aufschrecken dürfte.

„Hier hin kommen wir um zu meditieren und wenn man genau zu hört, kann man den Brunnen singen hören.“ Eine ganze Weile saßen sie einfach nur schweigend zusammen, bis sich Elena schließlich erhob.

„Komm, wir müssen weiter.“, meinte sie und streckte ihm ihre Hand entgegen. Harry nickte und ließ sich von ihr aufhelfen. Kurz strauchelte er, seine Kräfte waren bei weitem noch nicht wieder her gestellt und einige seiner Verletzungen waren so schwerwiegend gewesen, dass man sie nicht hatte vollständig heilen können. Er wäre gefallen, hätte Elena ihn nicht aufgefangen.

„Geht es? Willst du lieber zurück?“, fragte sie besorgt.

„Alles in Ordnung, bin nur zu schnell wieder aufgestanden.“, wehrte Harry ab. Ein paar Mal atmete er tief durch, dann nickte er Elena zu und sie gingen weiter. Als nächstes kamen sie an der Bibliothek vorbei. Hier befanden sich hunderte, wenn nicht tausende Bücher. Der Raum erstreckte sich über drei Etagen und endete in einer verglasten Kuppel, die soviel Licht hinein ließ, dass man überall lesen konnte. An den Wänden befanden sich Gänge und Leitern lehnten an den Regalen, sodass man auch an die höchsten Bücher mühelos gelangen konnte. Überall saßen oder standen Frauen verschiedener Altersstufen. Manche lasen oder schlenderten auf der Suche nach einem Buch die Reihen entlang. Abseits und etwas versteckt konnte Harry eine Gruppe von Frauen entdecken, die auf gemütlichen Sesseln saßen und anscheinend diskutierten.

„Komm als nächstes zeig ich dir …“ Doch sie wurde von einer lauten Explosion unterbrochen. Harry zuckte erschrocken zusammen und taumelte ein paar Schritte zurück. Elena jedoch stöhnte nur auf und rieb sich den Nasenrücken.

„Was war das?“, fragte Harry, unsicher ob der merkwürdigen Reaktion.

„Komm mit.“, meinte sie nur, lief den Gang entlang und bog dann nach links ab. Aus einer ziemlich ramponierten Tür quoll dicker schwarzer Rauch und eine junge Frau kam hustend heraus gestolpert.

„Marie. Was hast du denn jetzt schon wieder angestellt?“, fragte Elena genervt. Überrascht blickte die angesprochene auf und grinste dann verlegen.

„Tut mir leid, ich weiß auch nicht was schief gegangen ist, das hätte eigentlich funktionieren müssen.“, versuchte sie zu erklären, zuckte aber zusammen, als in diesem Moment erneut etwas laut knallte. Sie warf einen kurzen Blick zurück in den verwüsteten Raum.

„Wie gesagt eigentlich.“ Jetzt fiel ihr Blick auf Harry. „Hi, ich bin Marie eine der Novizinnen und du musst der Junge sein, der hier einfach so reingeplatzt ist. Gelungener Auftritt.“, grinste sie. Ein räuspern lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf Elena, die mit verschränkten Armen und hochgezogener Augenbraue da stand. Es folgte eine Strafpredigt, die selbst Harry die Ohren klingeln ließen - obwohl er diesmal gar nichts angestellt hatte. Selbst Hermine war nie so an die Decke gegangen. Kurz durchzuckte ein Stich sein Herz. Warum hatten seine Freunde ihn so leicht vergessen? Doch er konnte seinen trüben Gedanken nicht weiter nachhängen, da Elena sich endlich genug abreagiert zu haben schien.

„Du räumst das Chaos hier jetzt erstmal auf und dann gehst du zur obersten Priesterin, ist das klar.“, knurrte sie und stremmte die Fäuste in die Hüfte. Marie wurde augenblicklich kreidebleich.

„Ganz allein?“, quietschte sie entsetzt. Harry bis sich auf die Unterlippe um nicht laut los zu lachen. „Und ohne Magie.“ Unter dem strengen Blick von Elena trottete Marie wie ein geschlagener Hund zurück in das Zimmer.

„Warte ich helfe dir.“, rief Harry nach kurzem zögern schmunzelnd und lief ihr hinterher. Täuschte er sich oder lächelte Elena als sie sich zum gehen wandte?
 

Der Wind strich ihm die Haare aus dem Gesicht als er im vollen Galopp auf seinem Pferd über die Wiese preschte. Er liebte das reiten fast so sehr wie das fliegen, doch das hier war anders. Das Spiel der Muskeln unter seinen Beinen, das schlagen der Hufe und laute Atem des Tieres.

Erst als er den Kamm des Hügels erreichte, verlangsamte er sein Tempo. Für einen Moment genoss er den Ausblick, der sich im bot. Unter ihm erstreckte sich das Meer, rechts und links einfasst von Felshängen und in der Mitte, hinter einem flachen Strand, lag seine Zuflucht. Dieser Ort der Ruhe hatte ihm die Zeit und den Frieden gegeben zu heilen. Er hatte trainiert, sowohl seinen Körper als auch seine Zauber. Er war mächtiger geworden, mit dem Zeichen auf seinem Rücken war auch eine enorme magische Kraft in ihm aufgetaucht, und er war selbstbewusster. Seine neuen Fähigkeiten gaben ihm das Vertrauen, das er benötigte. In den Wochen, die er schon hier war hatte er oft Stundenlang studiert und die verschiedenen Bücher schier aufgesaugt, Zauber geübt oder mit den Priesterinnen diskutiert. Ohne die Erwartungen anderer erfüllen zu müssen war er über sich hinausgewachsen. Unter anderem hatte er entdeckt, dass er die Fähigkeit besaß stumm und stablos zu zaubern. Seine raschen Fortschritte zeigten ihm aber auch, dass in der Schule seine Arbeiten sabotiert wurden sein mussten. Auf der einen Seite erleichterte ihn das, war es doch sehr frustrierend gewesen, dass er machen konnte was er wollte und sich nicht verbesserte, auf der anderen zeigte es ihm wie sehr er sich in den Menschen um ihn herum getäuscht hatte.

Lautlos glitt ein weißer Vogel herum, er drehte einen Kreis über Harry und landete dann vor ihm auf dem Sattel. Er lächelte, seine Begleiterin schien wirklich immer zu spüren, wenn es ihm schlecht ging. Weiße Bänder erschienen und nahmen ihm kurzzeitig die Sicht, als sie verschwanden, saß Hedwig in ihrer menschlichen Gestalt vor ihm im Sattel. Mit Hilfe der Priesterinnen von Avalon hatte sie nun die Möglichkeit zwischen ihren zwei Gestalten zu wechseln. Zwar war es ihnen immer noch nicht gelungen heraus zu finden wie sie sich überhaupt verwandeln konnte, doch mittlerweile interessierte es Harry fast gar nicht mehr.

„Hey Harry, Elena schickt mich um dich abzuholen.“, meldete sie mit der ernsten Mine eines Boten. Harry grinste und trieb sein Pferd zu einem leichten Trab an.

„Hat sie auch gesagt weswegen?“, fragte er und veränderte unbewusst seine Position so, dass sie beide bequemer im Sattel saßen.

„Nein, sie meinte nur, dass Lady Astrea etwas mit dir besprechen möchte. Wir haben erst nach dir gesucht aber nachdem du an keinem der üblichen Orte warst habe ich mir schon gedacht das du wieder ausgeritten bist ohne jemandem etwas zu sagen.“ War da etwa ein leichter Vorwurf in ihrer Stimme?

„Was kann ich denn dafür, dafür das sie hier keine Besen zu fliegen haben?“, meinte Harry gespielt naiv unschuldig und grinste. Das weißhaarige Mädchen rollte mit den Augen und schlug ihm gegen die Schulter. Er erwiderte nichts darauf und richtete seine Aufmerksamkeit wieder nach vorn. Lady Astrea war die oberste Priesterinn auf der Insel. Sie war es, die die Zeremonien leitete und die Verantwortung trug. Als er sie damals das erste mal getroffen hatte, war er recht eingeschüchtert von der beeindruckenden Frau gewesen. Er hatte kaum ein Wort über die Lippen gebracht doch sie hatte ihm seine Scheu recht schnell genommen

„Beeil dich lieber, du solltest sie nicht warten lassen.“, meinte Hedwig als sie ankamen und sprang aus dem Sattel. „Ich glaub ich geh noch etwas trainieren.“ Damit verschwand sie aus seinem Blickfeld. Sie war, wie sich schnell gezeigt hatte, eine ausgezeichnete Kämpferin und ein wahres Naturtalent. Ihre Bewegungen waren schnell, gezielt und kraftvoll, als Gegner sollte man sie auf keinen Fall unterschätzen. Vor allem da die meisten Zauberer überhaupt keine Ahnung vom Nahkampf hatten. Dadurch hatten sie beide einen enormen Vorteile, denn auch Harry war mittlerweile ganz gut geworden.

Harry schaffte die braune Stute noch in den Stall und stellte sicher, dass sie versorgt war, dann machte er sich auf den Weg zu den Gemächern der obersten Priesterin. Er klopfte leise an und wartete bis er herein gebeten wurde. Lady Astrea saß in einem der geflochtenen Stühle und blickte gedankenverloren nach draußen. Sie hatte rotes, gewelltes Haar und graue Augen. Ihr Alter war schon schwieriger zu bestimmen doch Harry schätzte sie auf ende 30. Es war immer wieder beeindruckend sie zu treffen, da sie eine Aura von Stärke und Autorität ausstrahlte. Als oberste Priesterin war sie die Nachfolgerin von Morgan La Fay und die mächtigste Zauberin auf der Insel.

„Setz dich bitte Harry, es gibt etwas wichtiges zu besprechen.“, meinte sie und deutete auf den Platz ihr gegenüber. Wortlos kam Harry der Bitte nach, es hätte sowieso keinen Sinn zu versuchen sie zu drängen.

„Fühlst du dich hier wohl?“, stellte sie schließlich eine Frage mit der er nicht gerechnet hätte.

„Aber ja Lady Astrea auch bin ich äußerst Dankbar für die Hilfe, die ich hier erhalten habe.“, antwortet er sofort.

„Das freut mich und man sieht es dir auch an. Der Zauber dieser Insel hat dir sehr gut getan. Als du hier herkamst war du schwach, hilflos und verwirrt und jetzt … Aber es geht um etwas anderes. Man hat dir am Anfang doch erklärt was diese Insel darstellt.“

„Ja, eine Zuflucht für diejenigen, die Schutz brauchen.“, sagte Harry und runzelte die Stirn. Worauf sollte das hinauslaufen.

„Nun, du brauchst keinen Schutz mehr. Es ist Zeit das du gehst.“ Ihm stockte der Atem. Er sollte fort von hier? Aber wohin denn?

„Aber …“, wollte er protestieren wurde aber gnadenlos von der obersten Priesterin unterbrochen.

„Du bist bereit. Die Welt gerät immer weiter aus den Fugen, sie braucht dich. Du kannst dich nicht länger verstecken.“ Ihr Blick war so intensiv, dass Harry die Augen niederschlagen musste. Stoff raschelte und eine Hand hob sein Kinn wieder an. Er blickte in Augen aus flüssigem, warmen Silber. „Du schaffst das, ich weiß es.“, flüsterte sie eindringlich und Harry glaubte ihr. Er erhob sich, dann verbeugte er sich tief.

„Ich danke euch Lady Astrea, für alles.“ Damit verschwand er. Die Zeit der Ruhe war vorbei. Als er schon aus dem Zimmer verschwunden war, stand die oberste Priesterin immer noch im Raum und sah ihm nach.

„Zeige dich der Welt Harry James Potter und herrsche über sie.“
 

Er blickte sich noch einmal in dem Zimmer um, dass er die letzten Wochen bewohnt hatte. Alles war wieder so, wie er es vor gefunden hatte. Er wollte ihnen keine unnötige Arbeit machen. Seufzend wandte er sich zum gehen. Seit Sirius Tod hatte er hier zum ersten mal wieder lachen können. Es war schwer diesen Ort nun wieder zu verlassen. Draußen stand Hedwig an die Mauer gelehnt und blickte auf den Boden.

„Wir müssen jetzt also von hier verschwinden.“, stellte sie nüchtern fest.

„Sieht so aus,“, meinte Harry und fuhr sich durch die Haare.

„Wohin gehen wir als nächstes?“, fragte sie und blickte auf.

„Wir gar nicht.“ Verwirrt runzelte sie die Stirn was Harry zum schmunzeln brachte.

„Ich möchte das du nach Hogwards gehst.“ Er konnte förmlich in Zeitlupe beobachten, wie ihr die Gesichtszüge entgleisten.

Ihm klingelten immer noch die Ohren von Hedwigs Wutanfall. Man hatte die Frau eine Lautstärke drauf. Gut 10 Minuten hatte sie ihn angeschrien, was für ein verantwortungsloser und dummer Idiot er sei, das er doch nicht wirklich glauben könnte, dass sie ihn alleine lassen würde. Ohne sie würde er doch gar nichts auf die Reihe bekommen. Sie würde nicht im Traum daran denken ihn aus den Augen zu lassen, da er sich dann doch eh nur wieder in irgendwelche Gefahren stürzen würde. Zum Glück hatte er sie beschwichtigen können. So ungern er sich auch von ihr trennte, es konnte immer hilfreich sein, jemanden in Hogwards zu haben. Auf diese Weise konnte er direkt Informationen über die Pläne des Alten bekommen. Bei dem was er vor hatte, konnte das nur von Vorteil sein. Nachdem sie schließlich widerwillig nachgegeben hatte, war sie rauchend abgerauscht. Kopfschüttelnd schulterte Harry einen Seesack und ging Richtung Ausgang. Merkwürdig war allerdings, dass er niemandem begegnete. Als er aus der Tür trat wusste er auch wieso. Alle hatten sich draußen versammelt und warteten offensichtlich auf ihn. Ihm blieb der Mund offen stehen, damit hatte er nicht gerechnet. Jemand lachte und Elena trat nach vorne.

„Jetzt schau nicht so. Natürlich wollen wir uns ordentlich von dir verabschieden.“, meinte sie und umarmte ihn herzlich. Auch die anderen Priesterinnen lächelten. Sie alle kannten die Geschichte warum er hier her gekommen war und sie bewunderten ihn dafür, dass er immer noch fröhlich war. Nachdem sie ihn kennengelernt hatten, hatten sie ihn in ihr Herz geschlossen. Sogar die oberste Priesterin war gekommen um ihm auf wiedersehen zu sagen. Bevor es aber weiter gehen konnte, knallte es irgendwo in dem Gebäude hinter ihm. Harry schlug sich die Hand vor den Mund um sein Lachen zu dämpfen. Er konnte sich sehr gut denken was los war. Nach kurzem kam Elena, die sofort los gestürmt war, zurück. Im Schlepptau hatte sie, wie immer, Marie.

„Was hast du denn jetzt schon wieder angestellt?“, wollte Harry grinsend wissen und rückte sich den Sack auf seiner Schulter zurecht.

„Oh, hi Harry.“, meinte sie und ließ davon ab die ganze Zeit auf Elena einzureden. „Nun ja’, es könnte sein, dass ich in der Küche etwas Unordnung gemacht habe.“

„Ha, Unordnung. Die Küche ist komplett zerstört.“, schnaubte Elena.

„Ich wollte doch bloß einen Kuchen für Harry backen.“, maulte Marie.

„Junge Novizin,“, erklang Lady Astreas Stimme. „Was soll ich nur mit dir machen? Seit du hier her gekommen bist hast du nur Chaos angerichtet. Du hast mich damals gebeten dich aufzunehmen, weil du keinen anderen Platz hattest an den du gehen konntest. Ich habe dir sogar erlaubt mit deinen Versuchen fortzufahren obwohl viele dagegen waren. Doch jetzt geht es langsam zu weit. Es tut mir leid aber mir bleib nichts anderes übrig als dich zu bestrafen.“

„Aber Lady Astrea…“, begehrte Marie auf, wurde aber mit einer kurzen Handbewegung unterbrochen. Einen Moment blieb die oberste Priesterin stumm, ihr Blick wanderte über die wartenden Priesterinnen und Novizinnen. Bei Harry blieb sie hängen.

„Du wirst fortgehen. Du wirst den jungen Harry begleiten und ihn unterstützen. Vielleicht kannst du ja so einen Teil deiner überschüssigen Energie los werden.“

„Was?!“, rief sie aus und ihre Augen huschten immer wieder von der obersten Priesterin zu Harry, der genauso überrascht war. Bevor sie sich wieder sammeln konnte, hatte Lady Astrea Elena ein Zeichen gegeben, welche die geschockte hinter sich her zog. Sich ergebend griff Harry sich an den Kopf. Das würde noch ein riesiges Chaos geben.

„Was hab ich verpasst?“, fragte Hedwig und drehte den Kopf nach hinten als Elena mit Marie im Schlepptau an ihr vorbeilief.

„Erzähl ich dir später.“, seufzte Harry. Kurz darauf kam Elena wieder zurück. Entnervt strich sie sich eine Locke hinter das Ohr.

„So eigentlich wollte ich dir ja etwas geben, bevor das Chaos mal wieder zugeschlagen hat.“, meinte sie spitzbübisch. Von den anderen Priesterinnen wurde ihr ein Päckchen durchgereicht, welches sie Harry in die Hand drückte. Verwirrt riss er es auf und ein kleines Buch kam zum Vorschein.

„Da ist alles drin, was unsere Bibliothek über die Skeater enthält. Es ist zwar nicht viel aber alles kompakt und gut recherchiert. Ich denke, das könnte dir noch nützlich werden.“

„Danke Elena.“ Harry war überwältigt. Mit wenigen Schritten hatte er die Distanz überwunden und umarmte seine Freundin. Zuerst war sie überrascht, dann erwiderte sie die Umarmung aber schließlich warm.

„Pass auf dich auf und auf Marie.“ Harry nickte nur leicht. Auch die anderen verabschiedeten sich von ihm, zum Schluss trat Lady Astrea an ihn heran.

„Du wirst die Welt aus den Angeln heben.“, sagte sie kryptisch, dann beugte sie sich zu ihm hinunter und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Hinter ihnen hob Elena überrascht eine Augenbraue. Sie hätte nicht damit gerechnet, dass die oberste Priesterin den Jungen segnen würde. Lady Astrea musste wirklich etwas in ihm sehen, denn dieser Kuss, war eines der mächtigsten Schutzsiegel überhaupt. Hedwig trat jetzt näher.

„Komm Harry.“

„Ja … gleich.“, er seufzte und wandte sich ein letztes mal an die wartenden.

„Danke … für alles. Vielen Dank.“ Damit packte Hedwig ihn und Marie an den Armen und sie verschwanden.
 

In einer dunklen Ecke der Nokturngasse tauchten sie wieder auf. Durch die Schatten hatte niemand ihre Ankunft bemerkt. Harry zog sich die Kapuze tief ins Gesicht, dann traten sie auf die schmutzige Gasse. Wie schon bei seinem letzten unfreiwilligem Besuch liefen und schlichen allerhand merkwürdige Gestalten umher. Marie rümpfte die Nase, so hatte sie sich ihren ersten Ausflug von der Insel bestimmt nicht vorgestellt. Sie konnte es immer noch nicht fassen, das man sie einfach rausgeworfen hatte.

„Hedwig, Marie ihr bleibt hier. Ich muss als erstes zu Gringotts und herausfinden was Dumbledore alles angerichtet hat.“, flüsterte er.

„Vergiss es, hier bleib ich nicht alleine.“, kreischte Marie, bevor Hedwig ihr die Hand auf den Mund schlug.

„Sei still, aber sie hat recht. Wir kommen mit.“, knurrte sie. Harry knirschte mit den Zähnen. Allerdings konnte er auch nicht riskieren, dass sie ihm hier eine Szene machten.

„Na schön.“, presste er schließlich zwischen den Zähnen hervor und wandte sich mit wehendem Mantel ab. Hedwig grinste und folgte ihm, mit einigem Gemurre auch Marie.

Am Eingang zur Winkelgasse blieb Harry noch einmal stehen. Kurz vergewisserte er sich, dass sein Gesicht auch wirklich verdeckt war, dann trat er in einem unbeobachtetem Moment auf die belebte Einkaufsstraße hinaus. Zum Glück lag die Bank relativ nahe, sodass sie ohne großes Aufsehen hineingelangten.

Einer der Kobolde stieg gerade von seinem Podest hinunter, in den Händen ein Tablett mit Rubinen.

„Mister Gribhock.“, meinte Harry lächelnd und trat an ihn heran. Der Kobold blieb wie erstarrt stehen und hätte beinah sein Tablett fallen gelassen. Wie eine Erscheinung starrte er den Verhüllten vor sich an. Es war ihm noch nie passiert, dass sich ein Zauberer an seinen Namen erinnert geschweigeden ihn erkannt hatte. Die meisten Zauberer nahmen sie ja nicht mal wirklich wahr. Als er die belustigten und verwirrten Blicke der Mädchen hinter der Gestalt bemerkte, fand er seine Fassung wieder. Er trat einen Schritt näher und starrte der Person angestrengt ins Gesicht um etwas zu erkennen. Ein leises kichern erklang, bevor die Person ihre Kapuze kurz lüftete, sodass er erkennen konnte, dass es sich um niemand anderen als Harry Potter handelte, wenn auch deutlich verändert. Er sah nicht mehr wie der verschreckte, schüchterne Junge aus, den er damals zum ersten mal in sein Verließ gebracht hatte. Jetzt strahlte er Selbstbewusstsein und Kraft aus. Der Umhang konnte nicht verhindern, dass man sah, dass sein Körper muskulös und athletisch geworden war.

„Verzeihen Sie bitte den Überfall aber ich würde gerne mit dem Direktor sprechen, wenn das möglich ist.“, bat der junge Potter. Unachtsam stellte Gribhock die Rubine einfach irgendwo ab. Es war gut das der Junge endlich gekommen war. Da gab es einige Dinge im Bezug auf sein Verließ, die den Kobolden Kopfzerbrechen bereiteten.

„Folgen Sie mir bitte.“, sagte Gribhock und schritt schnell ans andere Ende der Bank. Er führte seine Gäste durch einige Gänge bis sie vor einer mit goldverziehrten Tür stehen blieben. Nachdem er angeklopft hatte wartete er bis ihn eine Stimme herein bat. Er führte die jungen Zauberer hinein und blieb selbst neben der Tür stehen. Hinter dem Schreibtisch saß der Direktor der Bank, Gerun, der überrascht aufsah, als er die drei Menschen herein kommen sah.

„Gribhock, was hat das zu bedeuten?“, verlangte er zu wissen und winkte den Kobold näher.

„Sir, das ist der junge Mister Potter, Sie wollten doch mit ihm sprechen.“ Gribhock beugte sich etwas näher. „Er hat mich wieder erkannt, Direktor Gerun.“ Die Augen des alten Kobolds weiteten sich.

„Setzen Sie sich doch bitte.“, meinte er nun weniger missmutig. Zögernd kamen die drei der Aufforderung nach.

„Vielen Dank Direktor. Allerdings würde ich gerne erfahren, was das alles zu bedeuten hat.“, erwiderte Harry höflich.

„Nun Mister Potter, ich muss ihnen leider mitteilen, dass Ihr Schulverließ gelehrt wurde.“ Harry hatte das Gefühl, man hätte ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Das war doch absolut unmöglich.

„Wie das?“, brachte er schließlich zischend hervor.

„Nun nach ihrem verschwinden wurde Dumbledore als ihr Vormund und Verwalter eingesetzt …“, begann der Kobold zu erklären.

„Dumbledore.“, knurrte Harry tief. Seine zu Fäusten geballten Hände zitterten und eine drückende Atmosphäre machte sich um ihn herum breit. Den anderen Anwesenden fiel das atmen zusehends schwerer und man konnte beobachten wie sich eine dunkle Aura um den schwarzhaarigen aufbaute.

„Harry.“, brachte Hedwig krächzend hervor. So wütend hatte sie ihren Freund noch nie erlebt. Es war furchteinflößend und unglaublich, wie stark seine Magie jetzt war. Mit einmal verschwand die Atmosphäre, die Luft beruhigte sich wieder und man konnte freier atmen. Harry hatte die Augen geschlossen und die Hände so fest geballt, dass kleine Blutrinnsale zwischen seinen Finger hervorquollen.

„Es tut mir leid Direktor, ich hätte die Beherrschung nicht verlieren dürfen. Wäre es möglich, dass ich einen Blick in mein Verließ werfe?“, meinte er betont ruhig, nachdem er ein paar mal tief durchgeatmet hatte.

„Aber … aber natürlich.“, räusperte sich der Direktor der Bank. Er kramte in einer Schublade seines großen Schreibtisches herum, bis er eine verkleinerte Tür hervor holte. Mit einer Handbewegung schwebte sie in der Luft und auf die Tür seines Büros zu. Als sie das Holz berührte, vergrößerte sie sich und verschmolz mit der anderen Tür. Das war ein Teil der besonderen Magie von Gringotts. Durch diese Türen konnte man augenblicklich in alle Verließe gelangen. Direktor Gerun stieg von seinem Stuhl und führte Harry und seine Begleiter zur Tür. Etwas zögernd folgten sie ihm.

Als sie durch die Tür traten, kamen sie in eine große Höhle, die auffallend leer war. Trauer, Wut, Enttäuschung und Zorn überkamen Harry. Das Geld, das seine Eltern für ihn gespart hatten war weg. Gestohlen von einem widerwärtigen, alten Greis, der ihm das Leben zur Hölle gemacht hatte. Als ob sie seine Stimmung gespürt hätte, trat Hedwig neben ihn, ergriff seine Hand und drückte sie leicht. Es war eine tröstende Geste und Harry war dankbar dafür. Er ließ seinen Blick über den leeren Steinboden gleiten, als ihm etwas ins Auge fiel. Mit raschen Schritten trat er näher, bückte sich und hob es auf. Es war eine einzelne Goldmünze, die letzte die noch übrig war. Mit einem traurigen Blick ließ er sie in seine Hosentasche gleiten und erhob sich wieder. Entschlossenen Schrittes ging er auf die Tür zu und verschwand aus dem Verließ seiner Eltern

Wieder im Büro des Bankdirektors, vergrub Harry das Gesicht in den Händen. Er musste sich stark zusammen reißen um nicht Gringotts oder gleich die ganze Winkelgasse dem Erdboden gleich zu machen.

„Mister Potter es tut mir leid was geschehen ist. Doch da sie nun wieder aufgetaucht sind, können wir verschiedene Schritte einleiten um …“

„Nein.“, unterbracht Harry Direktor Gerun. „Verzeihen Sie mir bitte meine Unhöflichkeit Direktor aber das wird nicht möglich sein.“, setzte er rasch beschwichtigend nach.

„Wie das?“, fragte der Kobold verwundert, auch Marie und Hedwig wusste nicht was Harry damit bezweckte.

„Nun ich habe nicht vor an die große Glocke zu hängen, dass ich wieder da bin. Niemand soll es erfahren, vor allem nicht Dumbledore - zumindest jetzt noch nicht. Daher wird es nicht möglich sein irgendetwas zu unternehmen. Jegliche Handlung im Bezug auf mein Konto würde Dumbledore sofort misstrauisch machen.“, erklärte er, der Kobold nickte zustimmend.

„Aber Harry.“, begehrte Hedwig auf, sie konnte nicht glauben das er dem Suppenhuhn das so einfach durchgehen lassen wollte. Am liebsten würde sie dem Kerl jede Feder einzeln ausrupfen. Als sie aufsprang, stieß sie an den Tisch und brachte damit ein altes, verziertes Kästchen zu Fall. Bevor es allerdings aufschlagen konnte, hatte Harry es blitzschnell aufgefangen. Dabei öffnete es sich allerdings und ein Schlüssel fiel klirrend heraus. Schlagartig gefror jegliche Bewegung der Kobolde. Von der Reaktion überrascht, verharrten auch die drei Menschen regungslos. Direktor Gerun glaubte ihm würden die Augen ausfallen. Dieses Kästchen war seit ewiger Zeit im Besitz des Leiters von Gringotts und es gab immer nur eine einzige Person, die es öffnen konnte. Inzwischen hatte der junge Potter sich aus seiner Starre gelöst und Schlüssel und Kästchen auf den Tisch zurück gelegt.

„Mister Potter, würde es ihnen etwas ausmachen, mir ihren Rücken zu zeigen?“, bat der alte Kobold scheinbar zusammenhanglos und schluckte hart. Harry verschränkte die Arme.

„Wieso?“, fragte er. Er wollte nicht, das jemand das Zeichen auf seiner Schulter sah - neben anderen Dingen - , seine Identität als Lord Shaire sollte ein Geheimnis bleiben.

„Weil es immer nur einen gibt, der diese Schatulle öffnen kann. Ich will nur sicher gehen, das Sie auch wirklich derjenige sind.“, meinte Gerun ungeduldig. Hedwig stieß Harry leicht in die Seite und nickte. Mit einem seufzen zog Harry sich widerwillig sein Oberteil aus und drehte sich in der gleichen Bewegung um. Das verschlungene Symbol auf seinem Schulterblatt war deutlich zu erkennen - genau wie die zurück gebliebenen Narben auf seinem Rücken.

„Ihr seit es tatsächlich,“, murmelte Gerun und sackte in seinem Stuhl nach hinten. „Lord Shaire.“ Harrys gesamter Körper spannte sich an.

„Woher kennt ihr diesen Namen.“, fragte er leise und beherrscht.

„Wir, die Kobolde von Gringotts hüten seit der Ersten Generation das was uns der Lord Shaire überträgt. Wir wahren sein Geheimnis und sein Vermächtnis. Schon seit langem warten wir darauf, das sich der neue Anführer erhebt. Die Zeiten für die Magie und die magischen Wesen sind so schlecht wie noch nie. Wenn nicht bald etwas passiert werden der dunkle Lord und Dumbledore die magische Welt zerstören. Dieser Schlüssel gehört zum Verließ des Lord Shaire. “, erklärte sein Gegenüber.

„Was für ein Vermächtnis.“, wollte Harry wissen.

„Jeder Lord Shaire hat etwas zu dem Verließ hinzugefügt. Zu dem Vermögen zählen Grundstücke, Gold, Marktanteile und seltene magische Artefakte. Bei ihnen kommt dann noch dazu die Black verließe und das Hauptverließ Ihrer Eltern.“, zählte der Kobold auf.

„Ich dachte Dumbledore hätte sich alles unter den Nagel gerissen.“, warf Harry stirnrunzelnd ein.

„Auf die Verließe der Familie Black sowie Potter wurden Blutzauber gelegt. Sie müssten anwesend sein damit man hinein gelangt.“, mischte sich Gribhock in das Gespräch mit ein.

„Das ist ziemlich viel auf einmal.“, meinte Harry und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht.

„Wenn sie wollen können wir bis übermorgen eine Aufstellung ihrer Vermögenswerte machen, Lord Shaire.“, bot der jüngere Kobold an.

„Das wäre nett, vielen Dank Mister Gribhock. Ich hätte nur noch eine Frage. Wohin ist mein Geld überall geflossen?“

„Nun Mister Potter,“, Gerun schnippte mit den Fingern und ein Pergament erschien vor ihm. Er rückte sich die Brille auf seiner krummen Nase zurecht und begann vorzulesen.

„Da wären zum einen 6.500 Galeonen Monatlich an das Konto der Weasleys seit etwa 5 Jahren plus Jährlich noch einmal 2.350 Galeonen. Dann noch 340.000 Galeonen Jährlich an das Verließ von Professor Dumbledore und mehrere unregelmäßige Abhebungen unterschiedlicher Höhe. Außerdem jährliche Zahlungen von 200.000 Galeonen an den Phönixorden und zum Schluss noch jährlich 120.000 Galeonen an die Familie Dursley und das seit ihrem 2. Lebensjahr.“, damit beendete der Kobold seinen Bericht und blickte wieder auf. Augenblicklich zuckte er wieder zurück. In den Augen des Junge vor ihm stand blanke Mordlust. Bei einem Zweiten Blick entdeckte er aber auch tiefen Schmerz.

Harrys Hände krallten sich so fest in die Stuhllehne, das das Holz gefährlich knarzte.

„Vielen Dank und entschuldigen Sie bitte die Umstände Direktor.“, presste er hervor. Damit erhob Harry sich ruckartig. Für einen Tag war das wirklich zu viel gewesen und er musste hier raus oder er konnte für nichts mehr garantieren. An der Tür drehte er sich noch einmal um.

„Ich kann mich doch auf die Diskretion der Bank verlassen, oder?“, versicherte er sich. Als er ein nicken bekam, lächelte er dankbar, zog sich die Kapuze wieder tief ins Gesicht und verschwand mit Hedwig und Marie.

„Ich hätte niemals damit gerechnet dem Lord Shaire jemals persönlich zu begegnen Vater.“, meinte Gribhock und wandte sich von der geschlossenen Tür ab.

„Hah, ich auch nicht mein Junge. Der Bursche tut mir leid, es ist eine schwere Last, die er zu schultern hat. Ich hoffe für uns alle, das er sie tragen kann. Allerdings ist ein wirklich ungewöhnlicher und bemerkenswerter Zauberer.“
 

Inzwischen waren sie in die Marmorhalle von Gringotts gekommen. Einige Zauberer blickten ihnen misstrauisch hinterher, wagten aber nicht irgendetwas zu unternehmen. Ohne auf sie zu achten, ging die Gruppe auf den Ausgang zu. Kaum waren sie aus der Bank hinausgetreten, verschwand Harry mit einem wehen seines Mantels.

„Wo ist er hin?“, fragte Marie und blickte sich besorgt um.

„Ich weiß es nicht aber keine Sorge, nach den Neuigkeiten muss er sich abreagieren. Er wird uns schon finden wenn er wieder bereit ist und jetzt komm. Wenn wir seinen dämlichen Plan tatsächlich in die Tat umsetzten wollen, müssen wir noch ein paar Sachen vorher erledigen.“, grummelte Hedwig, dann hellte sich ihr Gesicht wieder auf.

„Außerdem gibt es so viel, was ich dir zeigen möchte.“, meinte sie, schnappte sich Maries Hand und gemeinsam liefen sie schnatternd die Straße entlang. Letztere war von der Winkelgasse völlig begeistert. Es gab so viel zu sehen, dass sie das Gefühl hatte, ihr Kopf würde rotieren.

Von dem Säckchen Gold, das Harry noch in seinem Koffer gehabt hatte, bezahlten sie zunächst eine Eule um die Bitte um Aufnahme auf Hogwards zu überbringen. Es war zwar ziemlich kurzfristig doch sie war sich sicher, das Dumbledore nicht ablehnen würde.

Danach schlenderten sie die Winkelgasse entlang. Als erstes schleifte Hedwig das andere Mädchen zu Olivanders. Nach Dutzenden Zauberstäben und etlichen Scherben, fand sie den richtigen für sich. Kirschholz mit Drachenherzfaser, dünn und biegsam.

Da es darüber schon spät geworden war, beschlossen sie den Ausflug zu vertagen und sich lieber um eine Unterkunft für die Nacht zu kümmern. Marie jammerte zwar doch Hedwig zog sie erbarmungslos zurück in die Nokturngasse. Ohne einen Aufstand auszulösen konnte Harry sich nicht frei in der Winkelgasse bewegen.

Diesmal gingen sie jedoch weiter hinein. Bald ließen sie die düsteren, schmutzigen Gassen hinter sich und kamen in eine elegante Allee. Edle Geschäfte und Läden reihten sich aneinander und Familien schlenderten die Straße entlang. Sie sah fast so aus wie die Winkelgasse, nur das hier fast ausschließlich schwarzmagische Geschäfte waren und alles irgendwie gesitteter und edler wirkte. Auch war hier die Ausprägung von nicht-menschlichen-Signaturen viel stärker als Hedwig es je zuvor gespürt hatte.

„Was hat das zu bedeuten?“, keuchte Marie überrascht und sah sich staunend um.

„Anscheinend steckt mehr hinter der schwarzen Magie als wir dachten.“, grinste Hedwig. „Komm, wir müssen noch ein Gasthaus finden, in dem wir schlafen können.“

Eine Weile liefen sie die Schaufenster entlang, bis sie ein vielversprechendes Lokal fanden. Die Wirtsstube war einladend, sauber und warm. Ein paar Gäste waren schon da und tranken und unterhielten sich. Der Wirt sprach am Tresen mit eine, Mann, der seinen Hut tief ins Gesicht gezogen hatte. Als die beiden Mädchen näher traten, verstummte er.

„Wir hätten gerne zwei Zimmer für drei Personen, für eine Nacht bitte.“, meinte Hedwig.

„Ihr macht mir doch keinen Ärger oder? Wir haben hier in der Gegend schon genug Schwierigkeiten.“, erwiderte der Wirt nachdem er sie gemustert hatte und wandte sich zum Schlüsselbrett hinter ihm um.

„Kann ich mir vorstellen. Die schwarze Magie hat ja im Moment nicht sehr viele Fans.“

„Alles nur wegen diesen beiden Großkotzen.“ Der Besitzer zog seine Hand weg, als Hedwig nach den Schlüsseln greifen wollte. „Könnt ihr überhaupt bezahlen?“, fragte er misstrauisch.

„Ja doch.“, schnappte Hedwig und nahm die Schlüssel als sie in ihre Reichweite kamen. Zusammen mit Marie ging sie die Treppe hinauf und suchte nach ihrem Zimmer. Da es schon spät war, machten sie sich fertig und legten sich in ihre Betten.

„Und du bist sicher, das Harry uns finden wird?“, fragte Marie nach einer Weile des Schweigens.

„Bin ich, er hat sich bei euch auf Avalon ziemlich verbessert und einige neue Fähigkeiten entwickelt.“, meinte Hedwig. „Und jetzt schlaf, wir müssen morgen noch meine Schulsachen besorgen.“

„Ich mach mir Sorgen um ihn.“, murmelte Marie leise. Hedwig erwiderte nichts, doch im stillen dachte sie //Ich auch.//
 

Als die ersten Sonnenstrahlen auf das Holz vor ihm fielen, legte Harry die Blätter beiseite und streckte sich. Mit einem Wink seiner Hand löschte er die Kerzen. Nach gestern fühlte er sich wunderbar ausgeglichen, trotz des Schattens, der sich über seine Seele gelegt hatte.
 

*****Flashback*****
 

Kaum war Harry geräuschlos auf grasbewachsenen Ödland aufgetaucht, schleuderte er einen Zauber auf einige Steine in der nähe. Sie explodierten und Splitter und Trümmer flogen in alle Richtungen. Mit einer Rolle wich er den größten Stücken aus, erlitt dennoch einige kleinere Kratzer. Doch er genoss den Schmerz, lenkte er ihn doch von anderem ab. Mit immer mehr Flüchen und Zaubern warf er um sich - die Tiere waren schon längst geflohen. Sein Hass auf Dumbledore kannte keine Grenzen. Mit jedem Zauber, von denen längst nicht alle weiß magisch oder auch nur grau waren, stellte er sich vor wie er diesen alten Mann verfluchte. Doch auch Voldemort war ein beliebtes Ziel. An sich mochte er zwar für eine gute Sache kämpfen, doch die hatte er schon längst aus den Augen verloren und war dem Wahnsinn verfallen - möglicherweise wieder eine Tat Dumbledores. Der Tattergreis mochte mit daran Schuld sein, doch auch Tom Riddle hatte sein Leben zerstört.

Wut, Verzweiflung und Trauer, Schmerz, Enttäuschung und Zorn wirbelten seine Magie auf. Er ließ all seine Emotionen frei und hielt keine Magie zurück. Schließlich brach er in einem der zahllosen neu entstandenen Krater zusammen. Unter ihm lagen Steinsplitter, Erdklumpen und was seine Magie sonst noch so hervorgeholt hatte. Tränen liefen über seine Wangen. Er hatte damals, als er nach Hogwards kam, wirklich Hoffnung gehabt. Hoffnung auf ein eigenes Leben, weit weg von den Dursleys. Für seine Freunde war er bereit gewesen alles zu geben. Er hatte wirklich geglaubt. Doch sie hatten ihn verraten, nicht nur das, sie hatten ihn benutzt. Es tat weh zu wissen das alles, all die Freundlichkeit und Geborgenheit nur gespielt waren, das der Spaß nicht echt gewesen war.

Nur die leise Hoffnung blieb, dass Hermine nichts von alle dem wusste. Ein ironisches Geräusch, halb lachen halb schluchzen entkam ihm. Er war echt unverbesserlich, selbst jetzt wollte er noch Glauben. Eine Weile blieb er noch einfach so liegen, ohne sich zu regen. Als er schließlich aufstand taumelte er kurz, blieb aber stehen. Mit der nächsten Windbö war Harry Potter von der Ebene verschwunden.
 

*****Flashback*****
 

Das neue Gesicht der Nokturngasse hatte ihn zurrest irritiert und verwirrt, schließlich hatte er es aber einfach hingenommen. Ohnehin hatte er beschlossen noch einmal ganz von vorne zu beginnen. Er wollte alles noch einmal entdecken, aber diesmal auf seine Weise.

Nach einem kurzen Scan hatte er die Magiesignaturen von Marie und Hedwig gefunden. Als er die Wirtsstube betrat, war schon niemand mehr da und der Wirt sah auch so auf, als ob er eigentlich dicht machen wollte. Nachdem Harry eine Weile auf ihn eingeredet hatte, hatte er ihn schließlich in sein Zimmer gebracht und ihm sogar die Zeitungen der letzten Tage überlassen. Da Neuigkeiten nur schwer nach Avalon gelangten, hatte er einiges nach zu holen.

Tatsächlich waren die Überschriften der Artikel teilweise äußerst interessant.

‚Der Junge der lebt Märtyrer, Held oder Feigling?‘

Er schmunzelte. Solche Sachen war er ja inzwischen schon gewohnt doch diesmal traf es ihn irgendwie nicht. Es war als würden sie über irgendjemand anderen schreiben. Rasch überflog er eine Auswahl an Artikeln. Sie handelten von seinem plötzlichen Verschwinden, der Angst, die es nach sich gezogen hatte. Es wurde um mithilfe bei der Suche nach ihm gebeten. Herzzerreißende Kommentare der Weasleys und Dumbledores bekam er zu lesen.

#‚Ich mache mir schreckliche Sorgen um ihn. Ihm darf einfach nichts passiert sein. Er ist doch sonst auch immer aus allem raus gekommen.‘, meinte ein besorgte Ronald Weasley, bester Freund des Jungen der lebt, mit seiner Freundin Hermine Granger im Arm zu unserem Reporter.#

#‚Natürlich hoffe ich das es ihm gut geht. Auch werde ich alles in meiner Macht stehende tun um ihn zu finden und wohlbehalten zurück zubringen.‘, versichert Albus Dumbledore, Schulleiter von Hogwards, zuversichtlich, in seinen Augen ist die Sorge allerdings deutlich zu erkennen.#

Man glaubte Voldemort habe ihn entführt. Die wildesten Gerüchte entstanden. Schließlich ging man dazu über zu behaupten er wäre abgehauen, hätte sich einfach aus dem Staub gemacht. Immer wieder wurde seine Lebensgeschichte aufgerollt und Mutmaßungen angestellt, wie es so weit hatte kommen können.

Schließlich hieß es sogar, er hätte sich dem dunklen Lord angeschlossen. Die Reporter überboten sich gegenseitig in ihren Schimpftiraden. Mit einem verächtlichen Schnauben warf Harry die Zeitungen hinter sich. Das einzige was dabei herausgekommen war, war das die Welt immer mehr zu Grunde ging. Die Angriffe Voldemorts, die sich mit ihm die Titelseiten teilten, wurden immer zahlreicher. Dennoch wurde nichts an den Umständen geändert, die viele nicht-Menschen in zu den Todessern trieben.

„Am liebsten würde ich diese Schundblätter einfach in die Luft jagen.“, erklang Hedwigs Stimme. Verächtlich stieß sie mit ihrem nackten Fuß eine der Zeitungen aus dem Weg. Ihr Blick traf den von Harry.

„Wieso tust du dir das an?“, fragte sie schließlich und kam näher.

„Ich muss doch wissen was in der Welt passiert.“, erwiderte Harry leicht hin. „Außerdem … ich weiß nicht … es trifft mich nicht wirklich.“

„Trotzdem, du weißt doch, dass die kaum was sinnvolles schreiben. Kommst du mit in die Winkelgasse?“, wollte Hedwig hoffnungsvoll wissen und strich sich eine Strähne ihres weißen Haares hinters Ohr.

„Eine Weile werde ich euch sicher begleiten können, mit einem kleinen Zauber sollte das kein Problem sein. Allerdings muss ich heute noch einmal in die Bank.“ Bevor das weißhaarige Mädchen etwas erwidern konnte, klopfte es an die Fensterscheibe. Die Eule, die sie gestern los geschickt hatte, war wieder da. Rasch ließ sie sie rein und nahm ihr den Brief ab. Hedwig gab ihr noch einen Eulenkeks, nach einem dankbaren schuhu, raschelte sie mit ihren Federn und flog wieder aus dem Fenster. Ganz unzeremoniell riss sie den Umschlag auf und entfaltete den Brief. Sie überflog ihn nur rasch, ehe sie ihn zusammenknüllte und auf den Boden warf.

„Und was schreibt er?“, fragte Harry und trat näher.

„Ich wurde angenommen. Hoffentlich bist du jetzt zufrieden.“, fauchte das Mädchen und verschränkte die Arme. „Jetzt bist du mich endlich los.“

„Sei nicht albern, ich will dich doch nicht los werden. Du bist die einzige, die immer an meiner Seite war.“, widersprach Harry.

„Warum schickst du mich dann weg und dann auch noch zu diesem Mistkerl?“, beharrte sie.

„Hedwig bitte, das hatten wir doch alles schon.“, stöhnte er entnervt auf. „Du musst für mich auf Hogwards sein und im Notfall eingreifen können.“ Um ihr in die Augen sehen zu können, hob er sacht ihr Kinn an. Dunkle Augen blickten traurig in smaragdgrüne.

„Nagut, aber ich kann für nichts garantieren. Wahrscheinlich kratze ich ihm die Augen aus wenn ich den alten Mann sehe.“, brummte sie. Harry kicherte.

„Ich habe nichts anderes erwartet aber lass mir bitte auch noch was übrig.“ Er strich ihr über die Wange. Unwillig knurrte sie. Mit einer Handbewegung legte Harry eine Illusion über sich. Er war jetzt ein Stück größer und seine Schultern breiter. Die Wangenknochen waren höher und er hatte jetzt eisblaue Augen. Seine Haare reichten ihm bis zu den Schultern und hatten rote Strähnen. So würde ihn bestimmt niemand als Harry Potter erkennen.

„Ach ja, was ich noch sagen wollte, als Eule hast du mir wesentlich besser gefallen, da warst du bei weitem nicht so kompliziert.“, meinte er und duckte sich sofort unter einem Schlag weg. Lachend floh er aus dem Zimmer, eine zeternde Hedwig auf den Fersen.

Schließlich gelangten sie in den Schankraum, in dem sich auf Marie zu ihnen gesellte. Gemeinsam frühstückten sie, ehe sie sich auf den Weg zum Einkauf machten. Schnell stellten sie fest, das sie auch hier in der Nokturngasse alles bekommen konnten, was auf der Liste für die Schule stand. Es erstaunte und überraschte Harry immer noch, wie edel hier alles war. All die Geschichten über diese Gasse waren offensichtlich falsch. Von Leuten, die nur einige Schritte weit vor ihre eigenen Füße schauen konnten.

Kurz vor Mittag gönnten sie sich eine Pause in einem Eiscafe. Harry bekam glänzende Augen, als der Kellner sein Schokoladeneisbecher mit Erdbeeren und Sahne vor ihm abstellte. Hingebungsvoll löffelte er ihn bis zum Boden aus. Hedwig aß ebenfalls ein Eis, während Marie sich ein Stück Kuchen schmecken ließ. Als alle drei fertig waren, erhob sich Harry.

„Ich denke es wird Zeit, die Kobolde haben inzwischen die Auflistung bestimmt fertig.“, erklärte er und tippte sich an einen imaginären Hut. „Ladys.“ Grinsend zog er von dannen. Ein wenig besorgt blickte Hedwig ihm nach. Konnte er das alles wirklich so einfach hinter sich lassen? Er war zwar stark aber die Narben seiner Seele saßen tief.

Durch seine Illusion beachtete ihn niemand als er durch die Winkelgasse lief und schließlich bei Gringotts eintrat. Schnurstracks ging er auf Gribhock zu, sprach ein paar Worte mit ihm und folgte ihm dann in das Büro des Direktors. Was er nicht bemerkte war, dass er dabei von einem blonden jungen Mann beobachtet wurde.

Als er bei Direktor Gerun eintrat, wechselten sie einige höfliche Begrüßungsworte ehe er sich setzte.

„Nun Lord Shaire hier ist die Auflistung um die Sie gebeten haben.“, meinte der Kobold und überreichte ihm eine Pergamentrolle. Harry überflog sie größtenteils, bei der Höhe seines Vermögens stockte er allerdings und seine Augen weiteten sich. Damit könnte er ein halbes dutzend Leben in Saus und Braus führen. Auch die magischen Artefakte weckten sein Interesse, ebenso wie seine Grundstücke, irgendwo musste er ja schließlich wohnen. Besonders eines fiel ihm ins Auge. Anscheinend war dieses Manor der Hauptsitz des Lord Shaire, denn durch die vielen Banne, Zauber und Schutzkreise war es äußerst gut geschützt. Er grinste. Diese Villa musste er sich unbedingt ansehen. Sein Blick viel auf einige Einträge ganz am Ende der Rolle und seine Augen weiteten sich.

„Sind diese Einträge auch wirklich korrekt?“, versicherter er sich.

„Aber natürlich Lord Shaire.“, erwiderte der Kobold brüskiert. Wenn es um Geld ging, waren Kobolde äußerst genau und machten keine Fehler.

„Es tut mir leid. Ich wollte Sie wirklich nicht beleidigen Mister Gerun.“, lächelte Harry entschuldigend. „Ich war nur überrascht, dass ich anscheinend nicht alle Freunde verloren habe.“

„Schon in Ordnung.“, räusperte der Direktor sich. „Können wir sonst noch etwas für Sie tun?“

„Wenn es keine Umstände macht würde ich Gringotts auch gerne weiterhin mein Vermögen anvertrauen und könnten Sie mir die Koordinaten dieses Manors geben?“

„Es wäre uns eine Eher Lord Shaire.“ Rasch schrieb er auf einen Zettel die gewünschten Angaben.

„Könnten ich in das Verließ des Lord Shaire? Ich würde mich gerne ein wenig umsehen.“, bat Harry, nachdem er sich die Zahlen eingeprägt hatte.

„Aber natürlich.“ Wie schon ab Tag zuvor gelangten sie durch eine Tür direkt vor das Verließ. Die Tür war aus schwarzem Eisen mit kunstvollen Verzierungen, die in Spiralen der Mitte zustrebten. Harry erkannte verschiedene Schutzrunen und Bannzauber. Leicht nervös trat er vor, steckte den Schlüssel in die Tür und drehte ihn. Es knirschte als der Schlüssel einrastete doch sonst geschah nichts. Er sah sich die Tür noch einmal genauer an.

Rechts und Links vom Schlüsselloch, waren zwei Ausbuchtungen, in die seine Hände genau reinzupassen schienen. Entschlossen streckte er die Arme aus. Als seine Hände das kalte Metall berührten, schienen sie auf einmal festzukleben. Gleichzeitig begann ein unwiderstehlicher Sog, ihm seine Magie abzuziehen. Er versuchte sich dagegen zu stemmen, seine Magie bei sich zu behalten, doch egal was er tat, sie floss unaufhörlich weiter.

Schließlich versiegte die Kraft doch und seine Magie kam zur Ruhe.

„Vielleicht hätte ich Sie warnen sollen, dass die Tür von jedem Lord Kraft entzieht um den Schutz aufrecht zu erhalten.“, meinte Direktor Gerun und klang klang leicht sadistisch. Als Harry sich zu ihm umdrehte, konnte er ein schalkhaftes Funkeln in den Augen des Kobolds entdecken. Hatte dieser Kerl ihn gerade wirklich veralbert? Harry hätte nie für möglich gehalten, das Kobolde überhaupt einen Sinn für Humor hatten. Kopfschüttelnd wandte er sich der Tür zu, die nun langsam aufschwang. Als er eintrat konnte er zunächst nicht viel erkennen, doch als die Fackeln sich von selbst entzündeten, wäre ihm beinah der Mund aufgeklappt. Seiner neu erworbenen Selbstbeherrschung war es zu verdanken, das er zumindest nach außen hin Haltung bewahren konnte.

Überall lagen Gold und Edelsteine, Truhen und Kisten voll unbezahlbarer Artefakte. Andächtig schritt er durch die Gruft, denn anders konnte man diesen riesigen Raum nicht nennen. Schließlich kam er zu einer Vitrine in der ein kunstvoll gearbeitetes Schwert lag. Die Klinge war schwarz, wies einen Wellenschliff auf und verjüngte sich zur Spitze hin. Außerdem war sie hauchdünn geschmiedet und wenn er den Kopf drehte, schimmerte sie rot. Doch etwas machte ihn stutzig und er blickte noch einmal auf die Liste der Artefakte in seiner Hand und runzelte die Stirn.

„Dieses Schwert, die Nachtflamme, dabei handelt es sich doch um Kobold Arbeit oder?“

„Ja, ja in der Tat.“, antwortete Gerun, schien sich aber unwohl zu fühlen. Harry nickte und las das Pergament noch einmal genauer.

„Ich möchte es Ihnen zurück geben.“, sagte er unvermittelt.

„Wie- Wie bitte?“, stotterte der Kobold vollkommen überrascht.

„Hier steht, das es für ein Leben an den Lord Shaire übertragen wurde. So weit ich weiß bedeutete das, dass es danach zurück gegeben werden soll. Eben das habe ich gerade getan. Ich werde keine Dinge behalten die mir nicht gehören.“, erläuterte der junge Mann. „Und seien sie noch so schön und kostbar.“ Erstaunt blickte der Kobold den jungen Zauberer an. Noch nie war es vorkommen, das Zauberer freiwillig den Kobolden etwas zurück gaben, selbst wenn es rechtens war. Meist bezahlten sie ein Stück für ein Leben und vererbten es danach einfach weiter, ohne es erneut beim Erschaffer zu bezahlen. Dieser junge Mann steckte wirklich voller Überraschungen. Er war jetzt vollkommen überzeugt. Dieser Lord Shaire, würde einiges umkrempeln. Die Unterstützung der Kobolde hatte er sich zumindest soeben gesichert. Das Kairen, wie die Kobolde es nannten, war eines ihrer größten Schätze. Ein Werk des größten Schmiedes der Kobolde, Varres.

„Das kommt überraschend und im Namen aller Kobolde danke ich Ihnen Lord Shaire.“, erwiderte er schließlich und neigte den Kopf.

„Wieso das?“, fragte Harry stirnrunzelnd.

„Nun, die wenigsten Zauberer halten sich an eine Abmachung mit Kobolden und geben solche Artefakte wieder zurück, sie erscheinen ihnen viel zu kostbar.“ Harry schnaubte empört. Wenn man eine Vereinbarung traf musste man sich auch an diese halten, dass war zumindest seine Meinung.

„Dann möchte ich mich hiermit im Namen des Lord Shaire für das Versäumnis entschuldigen, dass man den Kobolden ihr Eigentum nicht vorher wieder ausgehändigt hat.“

Erneut war der Kobold überrascht wurden und konnte sich nur stumm verneigen.

Als nächstes ging Harry in einen angrenzenden Raum. Hier standen über ein dutzend Regale, alle bis an den Rand gefüllt und auch die Artefakte wurden hier aufbewahrt. Sobald er den Raum betreten hatte, war ein unangenehmes Summen in seinen Ohren erklungen. Er schüttelte ein paar mal den Kopf, doch es wollte einfach nicht verschwinden. Einer leisen Ahnung folgend, lenkte er seine Schritte auf den Ursprung des Geräusches zu. Vor einem Holzkistchen mit Goldbeschlägen und einer herausgearbeiteten Rose kam er zum stehen. Neugierig geworden öffnete er den Deckel, augenblicklich verstummte das Geräusch. Auf rotem Samt gebettet lag lediglich eine Kette mit einem in silbergefassten Edelstein. Der Stein war weiß und schien von innen heraus zu strahlen. Je genauer er hinsah, desto mehr Einzelheiten und Einfassungen glaubte Harry zu erkennen. Fast schon gewaltsam riss er sich von dem Anblick los und schloss das Kästchen, steckte es aber in seinen Umhang.
 

Zielstrebig ging Hedwig auf die Absperrung zum Gleis zu. Vor sich her schob sie einen großen Schrankkoffer. Harry hatte darauf bestanden ihr noch einige neue Kleidung zu schenken, sodass der Platz am Ende fast nicht gereicht hätte. Eben jener, natürlich unter einer Illusion, und Marie begleiteten sie jetzt um sie zu verabschieden. Als Eule war sie zwar schön öfter durch die Absperrung gegangen, doch nun wurde ihr doch ein wenig mulmig. Sie kniff die Augen zusammen und rannte einfach los. Dadurch entging ihr das belustigte Funkeln in Harrys Augen.

Doch auch Marie war nervös, sodass er sie schließlich am Arm nahm und einfach mit zog. Als tatsächlich nichts passierte, entließ sie die Luft, die sie unbewusst angehalten hatte und öffnete die Augen wieder.

Andächtig bestaunte sie die Lok und das geschäftige Treiben. Überall wurden noch schnell letzte Ratschläge und Abschiede ausgetauscht. Tiere aller Art liefen umher oder hockten in Käfigen. Alles war laut und unordentlich, Marie liebte es hier.

„Kommt ihr jetzt?“, rief Hedwig und winkte sie zu sich. Gemeinsam schlängelten sich Harry und Marie durch die Menge. Ein paar Mädchen drehten sich um und tuschelten über den gut aussehenden, unbekannten Jungen. Dieser beachtete die seufzenden jedoch gar nicht.

„Du schreibst doch oder?“, wandte er sich an Hedwig. Er war traurig seine Freundin jetzt wegzuschicken. Fast schon bereute er seine Entscheidung.

„Ja mach ich. Über Dumbledore, die Lehrer, die anderen Schüler, welche Meinung sie haben, was sie …“, wiederholte sie genervt, doch Harry unterbrach sie.

„Schon, aber ich möchte auch wissen wie es dir so ergeht und wenn irgendwas sein sollte, dann sag mir bescheid.“, verlangte er besorgt.

„Ich kann schon auf mich aufpassen.“

„Weiß ich doch.“

„Schreib bitte gleich in welches Haus du kommst und wie Hogwards so ist. Ich bin so neugierig.“, jammerte Marie. Harry lachte, doch als sein Blick auf rote Haare fiel verstummte er.

„Sorry Kleine, aber ich verschwinde lieber schon mal.“ Hedwig folgte seinem Blick und ihre Augen wurden hart.

„Ist ok und versuch nicht in irgendwelche geheimen Kammern zu rutschen oder Steine vor Wahnsinnigen zu retten während ich weg bin. Ohne mich wärest du doch komplett verloren.“, grinste sie. Marie fiel der weißhaarigen um den Hals.

„Vergiss mich nicht. Du bist eine der wenigen die nicht immer gleich meckern wenn ich was neues versuche.“, schniefte sie.

„Könnte ich doch gar nicht aber versuch bitte dich und Harry nicht in die Luft zu jagen. Denk an die, die Schweinerei wieder weg machen müssen.“, stichelte Hedwig und Marie musste kichern. Danach umarmte Harry sie noch einmal und verschwand dann mit Marie vom Gleis.

Seinen falschen Freunden musste er heute nicht unbedingt begegnen.
 

Im nächsten Teil trifft Harry endlich auf seine neuen Verbündeten. Wie sie ihn wohl empfangen?

Hat vielleicht einer ne Idee wie das erste Treffen von Hedwig mit Harrys alten Bekannten ablaufen könnte? Irgendwie bin ich grad total unkreativ. Ich würd mich freuen wenn ihr ein bisschen Input hättet. Ansonsten thx fürs lesen und bis zum nächsten mal.

Wichtelfee, InaBau ich möchte euch für eure tollen und regelmäßigen Kommentare danken. Als Belohnung sozusagen widme ich euch dieses Kapitel, ich hoffe es gefällt euch und ihr lest auch weiterhin mit. Auch allen anderen wünsch ich viel Spaß damit.
 

Kaum waren sie aus dem Bahnhof getreten, packte Harry Maries Arm.

„Ich denke es wird Zeit, dass wir uns mal unser neues Zuhause ansehen.“, meinte er und zog sie in eine schmale Seitengasse.

„Hast du alles dabei?“, fragte er noch einmal nach. Rasch klopfte sie ihre Hosentasche ab. Verkleinert steckte darin ihr Koffer.

„Von mir aus können wir.“, nickte sie. Im nächsten Moment wurde sie durch einen Schlauch gepresst. Sie bekam keine Luft mehr und schloss die Augen, während sie versuchte ganz ruhig zu bleiben und sich nicht zu übergeben. Schließlich war es vorbei und sie hatte endlich wieder festen Boden unter den Füßen. Ein paar mal atmete sie tief durch, dann sah sie sich um.

Der Boden bestand aus dunklem Marmor, während die Wände aus glattem, grauen Stein waren. In der Mitte lag ein dunkelroter Teppich mit schwarzen und goldenen Symbolen. Zwei Treppen führten geschwungen in das höhere Stockwerk. Dazwischen befand sich eine Tür mit hohen Doppelflügeln.

„Komm wir schauen uns mal ein bisschen um.“ Ohne auf eine Antwort zu warten zog Harry sie hinter sich her. Die nächsten zwei Stunden beschäftigten sie sich damit die Zimmer zu untersuchen. Danach waren sie zwar noch nicht fertig, doch Marie weigerte sich schlichtweg weiter herumzulaufen. Stattdessen bezogen sie Zimmer im Ostflügel und richteten sich ein.

Harry nannte es Zimmer aber eigentlich war es eher eine Wohnung innerhalb des Schlossartigen Gebäudes. Zuerst kam man in den Wohnbereich. Hier gab es einen Kamin und davor eine gemütliche Sitzgruppe, ein Bücherregal stand an der gegenüberliegenden Wand. Rechts davon gelangte man durch eine hohe verglaste Tür auf den ausladenden Balkon. Der obere Teil der Wände war mit kunstvollen Bildern verziert, Drachen und andere Fabelwesen umschlangen sich in einem ewigen Tanz. An der linken Wand befand sich noch eine Tür, durch die er in sein neues Schlafzimmer gelangte. Darin stand ein riesiges Bett mit Kissen aller Art darauf. Der Bereich um das Bett und darunter war mit einem dunklen Fell bedeckt. Die Bank unter dem Fenster war gepolstert, sodass man bequem hinaus sehen konnte. An der anderen Seit befand sich eine Tür, die in den begehbaren Kleiderschrank führte. Harry glaubte nicht, dass er ihn jemals würde füllen können. Zum Schluss gab es noch das Bad, das direkt an das Schlafzimmer anschloss. Auch hier wieder, geschmackvolle Eleganz und dezenter Reichtum. Der Boden war mit Marmor ausgekleidet, nur das eingelassene Becken war schwarz und an der Wand hing ein riesiger Spiegel.

Nachdem er sich alles angesehen und seine Habseligkeiten verstaut hatte, ließ Harry sich in einen der bequemen Sessel vor dem Kamin sinken. Kurz wiegte er das Buch, dass Elena ihm gegeben hatte, in der Hand, dann schlug er es auf. Es war wirklich nicht viel. Hauptsächlich Legenden und Geschichten. Eines allerdings war sicher. Er konnte über seinen Geist, seine Verbündeten zu sich rufen. Durch ein Mal auf ihrem Körper, waren sie alle mit ihm und miteinander verbunden. Es gab einige Familien, die seit Generationen dem Lord Shaire dienten. Manche waren verschwunden und neue waren hinzugekommen. Doch nicht nur die Eingeweihten würden den Ruf vernehmen, sondern auch diejenigen, die seinen Zielen treu waren, selbst wenn sie es nicht wussten.

Während Harry las, war es Abend geworden. Er klappte das Buch zu und trat ans Fenster. Hedwig würde bald in Hogwards eintreffen und eingeteilt werden. Hoffentlich ging alles glatt und Dumbledore würde nicht misstrauisch werden. //War es wirklich richtig gewesen sie in solche Gefahr zu schicken?// Doch eigentlich hatte er jetzt etwas anderes um das er sich sorgen musste. Kurz entschlossen wandte Harry sich ab und ging zurück in sein Schlafzimmer. Nachdem er Geld von Gringotts geholt hatte, hatte er sich erst einmal komplett neu eingekleidet - besser gesagt hatten Hedwig und Marie ihm das meiste aufgedrängt, sie konnten erschreckend hartnäckig sein. Alles Sachen von Dudley hatte er verbrannt, mit dieser Familie verband ihn nichts mehr. Zu seinen Errungenschaften gehörten auch ein Mantel aus Akrumantulaseide, eine enganliegende schwarze Hose und ein rotes Hemd mit gefächerten Ärmeln, darüber trug er eine dunkel Weste mit feinen Silberstickereien. Akrumantulaseide hat den Vorteil, dass sie dem Träger erlaubte, mit den Schatten zu verschmelzen. Alles in allem ließ ihn die Kleidung wie einen komplett neuen Menschen aussehen.

„Fast wie Dracula.“, murmelte er und schüttelte den Kopf. Hedwig hatte ihn solange bearbeitet bis er das Outfit gekauft hatte und die junge Verkäuferin hatte ihn fast mit Blicken ausgezogen. Noch einmal warf er einen Blick in den Spiegel, dann machte er sich auf den Weg zu Marie. Ein paar Zimmer weiter fand er sie schließlich. Als er ihr Zimmer betrat, wäre er am liebsten sofort wieder umgekehrt. Wie konnte man in so kurzer Zeit nur ein solches Chaos anrichten? Der Raum sah aus als hätte hier ein Sturm gewütet und die anderen wollte er gar nicht erst sehen. Die Verantwortliche dafür war über eine Truhe gebeugt, wühlte darin herum und warf hin und wieder etwas heraus.

„Kann es sein, dass du etwas suchst?“, hackte er vorsichtig nach und ging auf sie zu, darum bemüht auf nichts drauf zu treten.

„Mein Medaillon. Ich kann es einfach nicht finden.“, schniefte sie und fuhr sich über die Augen, ehe sie wieder in ihrem Koffer abtauchte und noch verzweifelter kramte. Harry ließ seinen Blick schweifen. Auf dem Tisch entdeckte er es schließlich, halb verdeckt von einem T-Shirt.

„Suchst du das hier?“, fragte er und hielt es in die Luft.

„Das ist es. Oh Harry, vielen Dank.“, strahlte sie.

„Kein Problem.“, wehrte er ab und trat hinter sie. Folgsam hob Marie ihr Haar hoch und Harry legte ihr die Kette um.

„Diese Medaillon bedeutet mir wirklich sehr viel. Es ist das einzige was ich von meinen Eltern noch habe. Sie sind gestorben als ich 7 war, danach bin ich nach Avalon gekommen.“, erklärte sie und berührte vorsichtig das Metall auf ihrer Brust.

„Dann solltest du besser darauf aufpassen.“, sagte Harry leise und legte ihr die Hände auf die Schultern. „Das ist etwas sehr kostbares, verlier es nicht wieder.“ Mit undefinierbarem Blick ließ er sie stehen und ging zur Tür.

„Kommst du? Wir sollten langsam mal meine Leute zusammentrommeln.“ Damit verschwand er aus der Tür, kurz darauf folgte Marie ihm. Sie gingen wieder hinunter in die Eingangshalle und verließen das Anwesen. Auf dem Platz davor blieben sie so stehen, dass sich der Springbrunnen in ihrem Rücken befand.

„Dann lass uns doch mal schauen wen ich erreichen kann.“ Damit blendete er alle Geräusche und störenden Gedanken aus. Seine Magie war das einzige worauf er sich konzentrierte. Schließlich landete er in Mitten eines Kreises. Die Umrisse waren nur schwach zu erkennen. Dutzende von dünnen Linien verliefen vom Rand aus in die Finsternis. Ganz automatisch hob er seine Hand und ließ die Magie fließen. Zuerst begann seine Haut zu glühen, die Energie verdichtete sich und schoss schließlich in den Kreis. Die Linien begannen zu leuchten und traten deutlicher hervor. Harry konnte beobachten wie sich das Licht immer weiter ausbreitet.

In dem Moment als die Linien zu leuchten begannen, hielten Menschen in ganz England in ihrem tun inne. Das Gefühl etwas verlorenes wieder gefunden zu haben erfüllte sie und eine gewaltige Kraft berührte ihre Geister. Ein Schauder durchfuhr sie, ihr Lord war erschienen und er war stärker als sie es jemals für möglich gehalten hätten. Ohne Zeit zu verlieren machten sie sich auf den Weg, dem Ruf folge zu leisten.

Kaum war Harry aus seiner Trance wieder erwacht, erklangen überall Apparationsgeräusche. Er konnte gar nicht genau sagen wie viel Personen schließlich auf dem Platz standen. Ein junger Mann löste sich aus der Gruppe und trat auf ihn zu. Als er vor ihm ankam, ging er sofort in die Knie.

„Mylord, wir haben gehofft, dass Ihr bald erscheinen würdet. Schon lange warten wir darauf endlich aktiv werden zu können.“, meinte er mit gesenktem Kopf. Harry wurde leicht nervös, mit so etwas hatte er nicht gerechnet.

„Stehen Sie schon auf.“, murmelte er verlegen.

„Mein Name ist Dorren, Mylord.“, stellte sich der Mann vor als er sich erhob. Schulterlange schwarze Haare fielen ihm ins Gesicht. Die Augen von Dorren weiteten sich kurz, als er erkannte, wer da vor ihm stand. Harry nickte und wandte sich an alle.

„Ich bin Lord Shaire. Man kannte mich unter dem Namen Harry Potter …“, er ignorierte das leise Gemurmel, damit hatte er schon gerechnet. „Doch Harry Potter ist tot! Ich wollte diese Rolle nie und habe sie nun endgültig hinter mir gelassen. Ihr habt sicher alle diese Artikel über mich gelesen. Ich kämpfe nicht mehr für irgendjemand anderen, ich kämpfe nur noch für mich und für meine Ziele. Ich kann euch nicht zwingen, und das will ich auch gar nicht, es ist eure Entscheidung ob ihr mit mir kämpfen wollt.“

„Mylord, manche von uns stehen schon seit Generationen hinter diesem Titel und einige haben schon verschiedene Lords gesehen. Wir alle werden für euch kämpfen und euch dienen.“, sagte Dorren entschlossen und sank wieder auf die Knie. Viele zustimmende Rufe wurden laut.

„Nein.“, widersprach Harry fest. „Ihr sollt mit mir kämpfen, als meine Kameraden, wenn ihr damit leben könnt.“ Er grinste und hielt dem Mann zu seinen Füßen die Hand hin. Überrascht starrte Dorren ihn einige Sekunden lang an, dann schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht und er ergriff die Hand. Mit einem Ruck wurde er auf die Beine gezogen.

„Wie Ihr wünscht … Mylord.“ Für einen Moment hatte ihm eine andere Bezeichnung auf der Zunge gelegen doch er hatte sich noch rechtzeitig gefangen.

„Ich danke euch.“, erwiderte Harry erleichtert
 

Mit einem wohligen seufzen ließ er sich das Wasser über den Körper fließen und genoss die Wärme. Es war schön mal nichts zu tun und sich einfach zu entspannen. Dennoch erhob er sich schließlich und trat aus dem Becken. Während das Wasser an ihm herunter lief, betrachtete er die Narben auf seinem Rücken. Die Wunden waren einfach zu tief gewesen, als das die Priesterinnen von Avalon sie vollständig hätten heilen können. Rasch warf er sich ein weites weißes Hemd über um sie zu verstecken und schlüpfte in eine schwarze Stoffhose. Danach begab er sich in den Ritualraum. Laut den Aufzeichnungen gab es einen Wächter, den er sich verpflichten musste. Der Raum bestand aus kaltem Stein und wurde lediglich von Fackeln erleuchtet. Auf den Boden war ein Runenpentagramm gezeichnet und sieben starke Hexen und Zauberer würden das Ritual einleiten. Harry ließ sich in der Mitte des Pentagramms im Schneidersitz nieder. Dorren trat zu ihm und übergab ihm einen Kelch, mit einem Zaubertrank. Nachdem was Harry erfahren hatte, war der junge Mann einer der besten Kämpfer seiner Gruppe und auch der Kommandant seiner ‚Leibgarde‘. Der Trank sollte ihn stärken und auf das kommende vorbereiten. Mit einem Zug schluckte er den Inhalt des Kelches. Im Gegensatz zu den bisherigen Tränken schmeckte dieser sogar ganz gut. Er war würzig und ein warmes Gefühl machte sich in ihm breit. Dann begann der Gesang. Die Stimmen hallten von den Wänden wieder und verstärkten sich. Immer weiter schwollen sie an, schließlich ritzten sich die sieben die Handflächen auf. Blut tropfte auf den Boden und lief die Linien entlang bis das gesamte Pentagramm rot umrandet war. Harry konnte die ungeheure Macht spüren, die hier am Werk war. Plötzlich schoss das Blut in die Luft und bildete eine Spähre, die Harry komplett einschloss, doch davon bekam er schon gar nichts mehr mit, denn kaum war das Pentagramm vollständig, schwand ihm das Bewusstsein.

In einem riesigen Raum, ohne Wände, Boden, Decke, kam er wieder zu sich. Um ihn herum war alles schwarz und er war allein, doch nicht lange. Aus einem Flammenstrudel ein Mann vor ihm. Muskulös und dennoch schlank, mit langen roten Haaren, die zu den Spitzen hin schwarz wurden. Als ihre Blicke sich begegneten, zuckte Harry zurück. Die Augen seines Gegenübers waren golden und schlitzförmig, wie bei einem Raubtier.

„Wer bist du?“, verlangte er zu wissen.

„Ich bin Kenroshu aber du wirst mich eher unter dem Namen Luzifer kennen. Aber wie kann so ein Winzling es wagen mich zu rufen.“

„Ich bin der 10. Lord Shaire und damit habe ich jedes Recht dazu.“, verkündete Harry.

„Jetzt schicken sie wohl schon Kinder in den Kampf. Dieser Titel den du da nennst hatte mal etwas zu bedeuten Bursche, doch das scheint Vergangenheit zu sein.“, spottete Luzifer.

„Ich mag vieles sein, aber ganz bestimmt kein Kind mehr.“, knurrte Harry.

„Soso, dann las mich dich mal testen Kleiner, ob du meiner würdig bist.“, meinte der Höllenfürst und schickte mit aller Macht seinen Geist aus. Ohne Schwierigkeiten überwand er die mentalen Mauern des Jungen.

„Unterwirf dich mir und zeig mir, dass du meine Macht halten kannst.“, säuselte er und drängte den anderen Geist immer weiter zurück. „Bist du bereit die Sünden deiner Vorgänger zu tragen, das Blut an deinen Händen zu haben?“ Er sandte ihm die Erinnerungen von allen Lords, denen er bereits gedient hatte. Die Toten, die Zerstörung, das Blut.

Keuchend ging der Junge vor ihm zu Boden und hielt sich den Kopf. Doch Luzifer spürte wie er kämpfte.

„Nein!“, schrie er mit einmal und entwand sich seinem Zugriff. Schwankend erhob sich der junge Lord Shaire. „Ich. werde. mich. niemandem. unterwerfen. Diese Zeit ist vorbei und die Schuld der Vergangenheit sollte genau da bleiben. Das hat nichts mit mir zu tun. Ich werde mich nur für meine eigenen Taten verantworten und auch nur vor mir.“ Luzifer war überrascht, verwirrt und verblüfft. Noch hatte er eine solche Antwort erhalten. Dieser Junge war stark und entschlossen. Er erinnerte ihn an den ersten Lord Shaire. Auch er war mächtig, stur und entschlossen gewesen, sonst hätte er sich niemals ihm und seinen Nachfolgern verschrieben.

Eine enorme Magie ging von dem Jungen aus. Bei jeder Welle musste Luzifer sich dagegenstemmen um nicht mitgerissen zu werden. „Hast du das verstanden? Ich bin frei, denn nur so kann ich etwas bewirken.“

Schließlich flaute die Magie wieder ab. Harry schwankte etwas, fing sich aber wieder.

„Ich denke das genügt. Von nun an werde ich dir folgen, Lord Shaire.“, beschloss Luzifer.

Im nächsten Moment waren sie wieder im Ritualraum und standen im Kreis der sieben Zauberer. Der Höllenfürst ging vor ihm auf die Knie.

„Von nun an bin ich Euer ergebenster Diener.“, erklärte er.

„Nein.“, widersprach Harry knapp und wandte sich ab. Luzifer erstarrte. Was sollte das werden? Harry wandte den Kopf nach hinten. „Du bist mein Freund.“ Dann verschwand er. Luzifer senkte den Kopf um sein Grinsen zu verstecken. Hatte er wirklich gedacht dieser Junge wäre wie der erste Lord Shaire? Nein. Dieser Junge, würde sie alle überflügeln.

Immer noch grummelnd ließ Hedwig sich in einem leeren Abteil nieder. Hoffentlich stellte dieser Typ nichts dummes an während sie weg war. Verdammt sie wusste ja noch nicht mal wo Harry sich im Moment befand. Nach allem was sie bisher erlebt hatte würde es sie nicht wundern wenn er gerade in einer alten Druidenhöhle festsaß und sich mit Inferi rumschlagen müsste. Um sich abzulenken holte sie ein Buch über verschiedene Schwerttypen hervor und begann zu lesen. Darüber verpasste sie sogar wie der Zug anfuhr und den Bahnhof Kings Cross verließ. Erst als die Abteiltür aufgemacht wurde, löste sie sich von ihrer Lektüre. Herein traten Draco Malfoy und Blaise Zabini. Hedwig merkte wie sie sich wieder entspannte. Halb hatte sie gehofft halb befürchtet es könnten Granger und Weasley sein. Der Halbitaliener stutze kurz ehe er charmant lächelte.

„Na aber hallo, wen habe ich denn da entdeckt.“, meinte er mit einer leichten Verbeugung. „Mein Name ist …“

„Blaise Zabini und Draco Malfoy. Slytherin, gute Familien, die einen Heiler, die anderen Politiker, Reinblüter. Einflussreich. In der Öffentlichkeit meist der dunklen Seite zugeschrieben. Ich weiß wer ihr seid danke schön.“, unterbrach sie ihn und wandte sich wieder ihrem Buch zu. Blaise und Draco tauschten einen kurzen Blick.

„Ist das ein Hobby von dir, Informationen über uns zu sammeln?“, fragte Blaise scherzend.

„Über Leute etwas zu wissen, bilde dir bloß nichts ein Zabini.“, erwiderte Hedwig ohne auf zu sehen.

„Sag mal wie redest du eigentlich mit uns?“, schnarrte Draco kalt und musterte dieses unverschämte Mädchen genauer.

„So wie es mir gefällt. Außerdem wundert es mich, dass ihr mit euren Egos überhaupt in Zug hinein passt. Wenn ihr Respekt wollt solltet ihr euch den schon verdienen.“, kam die prompte Antwort. Sie konnte es sich einfach nicht verkneifen die beiden zu ärgern.

„Du scheinst einen unfairen Vorteil zu haben. Zwar weißt du wer wir sind aber wir kennen deinen Namen nicht. Du bist neu auf Hogwards, oder? Eine solche Schönheit wäre mir doch nie und nimmer entgangen.“, versuchte Blaise es nun mit Schmeicheleien. Er wollte mehr heraus finden über dieses Mädchen das sich nicht von ihren Namen einschüchtern ließ und kein Blatt vor den Mund nahm. Einer solchen Person begegnete man nur selten. Die meisten kuschten schon wenn sie bloß die Namen ihrer Familien hörten oder versuchten sich einzuschmeicheln. Das war einer der Gründe weshalb Blaise und Draco lieber unter sich blieben. Sie kannten sich von klein auf und es ging bei ihnen schon lange nicht mehr um Vorteile, sondern wirklich nur noch um Freundschaft. Jeder der versuchte da dazwischen zu funken wurde gnadenlos von ihnen fertig gemacht. Selbst ihre Familien. Sie waren beide stark und wenn es sein müsste würden sie ihr eigenes Ding durch ziehen. Ihre Familien wussten das und versuchten deshalb auch gar nicht mehr sie zu irgendetwas zu zwingen. Die meisten Zauberer drehten sich immer mit dem Wind und auf so jemanden konnten sie verzichten. Deshalb hatte Draco auch immer Potters Nähe gesucht. Er war keiner dieser Heuchler sondern stand zu seiner Meinung. Und auch wenn der Blonde es niemals zugeben würde hatte er es genossen, dass es mal jemand gewagt hatte ihm kontra zu geben und nicht sofort klein bei gab.

„Und ich dachte darum geht es bei Slytherin. Immer einen Vorteil bei sich zu haben. Aber na gut, mein Name ist Hedwig und ja, ich bin neu an der Schule.“, stellte sie sich vor. Inzwischen hatten die beiden Jungen sich einfach nieder gelassen.

„Ein ungewöhnlicher Name aber er gefällt mir.“, grinste Blaise breit. Die Gegensätze an diesem Mädchen machten ihn neugierig. Die dunklen Augen bildeten einen herrlichen Kontrast zu den weißen Haaren, genauso wie der zierliche Körperbau und der starke Charakter. Hedwig stellte ihn vor ein Rätsel und Slytherins lösten jedes Rätsel das sich ihnen bot. Doch fürs erste ließ er sie in Ruhe und wandte sich an Draco.

„Meinst du Potter taucht wieder auf? Es ging ja in den letzten Wochen hoch her in den Zeitungen.“

„Ich weiß es nicht. Aber auf das Geschreibsel von diesen Pfuschern geb' ich eh nicht viel. Wahrscheinlich wissen Schlammblut und Wiesel mehr oder sind sogar bei ihm.“, schnaubte der Blonde.

„Eher nicht. Ich hab sie am Bahnhof gesehen. Waren gerade dabei gegenseitig ihre Mandeln zu untersuchen.“, widersprach Blaise grinsend.

„Urraks.“, ließ Draco vernehmen. „Ist ja widerlich. Aber es passt zu den beiden und ich hab Potter noch vor denen gewarnt.“

Obwohl Hedwig scheinbar in ihr Buch vertieft war, lauschte sie doch mit einem Ohr der Unterhaltung. Es stimmte Draco hatte Harry gewarnt, hatte ihm sogar seine Freundschaft angeboten. Wäre er damals nicht so überheblich gewesen hätte Harry sogar angenommen. Schließlich fasste sie einen Entschluss. Sie würde die beiden im Augen behalten. Wer weiß was sich daraus ergeben konnte.

„Harry wird dieses Jahr nicht in Hogwarsd sein.“, ließ sie verlauten und brachte damit die Slytherins zum schweigen. Als sie aufblickte begegnete sie misstrauischen Blicken.

„Und wie kommst du darauf?“, fragte Draco und versteckte seine neugier. Was konnte passiert sein, dass Potter nicht mehr zur Schule kam. Besser gesagt, was hatte überhaupt dafür gesorgt, dass er verschwunden war? Wollte oder konnte er nicht mehr nach Hogwards kommen? Ohne seinen Lieblingsstreitpartner würde das Schuljahr ziemlich langweilig werden. Er war einer der wenigen, die es wagten ihm Widerworte zugeben und dabei nicht nur seinen Familiennamen als Schimpfwort benutzte - so wie Weasley - sondern auch mal ganze Sätze rausbrachten. Ein ganz klein wenig machte er sich sogar Sorgen.

„Interessiert Malfoy?“, fragte Hedwig scheinheilig nach. „Alles weitere kostet aber. Ich kann doch nicht so freigiebig mit Informationen um mich werfen. Ein Mädchen muss sehen wo es bleibt.“ Da blieb dem Blonden doch tatsächlich einen Moment lang der Mund offen stehen. Dieses Mädchen wagte es doch tatsächlich ihn zu veralbern und mit ihm zu spielen.

Die Landschaft wurde immer wilder, schon seit einer ganzen Weile waren sie an keinem Ort mehr vorbei gekommen und es wurde Zeit sich die Hogwardsumhänge anzuziehen. Draco und Blaise holten sie aus ihren Koffern und verschwanden aus dem Abteil.

„Was meinst du?“, fragte Draco und musterte seinen besten Freund aus dem Augenwinkel.

„Ich meine du hast Recht. Hier ist irgendetwas faul und dieses Mädchen weiß mehr darüber. Ich wüsste nur zu gerne was hier vor sich geht. Potters Verschwinden hat definitiv etwas damit zu tun.“, bestätigte Blais die Gedanken des Blonden. Sie kannten sich mittlerweile so gut, dass sie fast immer sagen konnte was der andere gerade dachte.

„Dann sollten wir hoffen, dass sie nach Slytherin kommt. Auf jeden fall müssen wir sie im Auge behalten.“

„Mit dem größten Vergnügen.“, grinste Blaise breit, was Draco dazu brachte mit den Augen zu rollen. Sein Freund war ein echter Weiberheld aber er glaubte an dieser Blume würde Blaise sich ziemlich stechen.
 

Dumbledore saß zufrieden mit sich und der Welt in seinem Büro. Nun ja, fast zufrieden. Das Ministerium und die Öffentlichkeit fraßen ihm aus der Hand und verehrten ihn. Was seiner guten Laune einen Dämpfer versetzte war, dass diese Missratene Balg so einfach verschwunden war. Den ganzen Sommer über hatte er nach ihm suchen lassen. Immerhin sollte er noch Voldemort töten, danach könnte er von ihm aus verrecken. Dumbledore konnte sich immerhin unmöglich selbst in diese Gefahr begeben, das Land brauchte einen Führer und niemand war dazu besser geeignet als er, Albus Dumbledore. Wenigstens hatte er sich das Geld von dieser Kröte holen können. Es stand ihm schließlich zu, nach allem was er für den Jungen getan hatte. Mit einem Blick auf die Uhr erhob er sich. Zeit sich wieder diesen Plagen zu stellen. Ein weiteres Jahr hieß es den freundlichen Großvater spielen und auf diese Kinder aufpassen. Doch zum Glück würden seine Fähigkeiten nicht mehr lange hier verschwendet werden. Bald wäre er Minister und hätte alle Macht in seinen Händen. Und für das Problem mit Potter und Voldemort würde ihm auch noch eine Lösung einfallen. Immerhin war er ein Genie und der größte Zauberer seit Merlin. Im Moment jedoch musste sich damit begnügen die Schüler zu beeinflussen und zu treuen Anhängern zu erziehen. Er machte sich auf den Weg in die große Halle und wartete bis sich endlich alle Schüler gesetzt hatten. Danach gab er das Minerva das Zeichen die neuen Schüler herein zu holen. Unter den ganzen 11 Jährigen stach eine Person besonders hervor. Die neue Schülerin für die 6. Klasse. Doch nicht nur wegen ihres Alters fiel sie auf, sondern auch wegen ihrem Aussehen. Ihre weißen Haare schienen im Dämmerlicht der Kerzen zu leuchte. Am erschreckendsten für den Schulleiter war jedoch der Ausdruck in ihren Augen. Wut, Verachtung und Eiseskälte strahlten ihm entgegen und sie richteten sich explizit gegen ihn. Mit diesem Mädchen stimmte etwas nicht, das hätte er eigentlich schon bei dieser Kurzfristigen Aufnahmeanfrage merken müssen. Ohne sich etwas anmerken zu lassen erhob er sich.

„Als erstes möchte ich sie alle willkommen heißen. Ich freue mich sie alle hier zu sehen, trotz dieser dunklen Zeiten. Wie Sie alle sehen können haben wir dieses Jahr eine neue Schülerin. Miss Hedwig Enigma wird die 6. Klasse besuchen. Minerva, wenn ich bitten dürfte meine Liebe.“ Er ließ sich wieder sinken und die Verwandlungslehrerin trat vor. Mit einer kurzen Geste bedeutete sie dem Mädchen nach vorne zu kommen und sich auf den Stuhl zu setzten. Ohne umschweife wurde ihr der Hut aufgesetzt und rutschte ihr über die Augen. //Meine Güte welchem riesen Schädel hat der Hut den mal gehört.// grummelte sie in Gedanken.

//Da ist ja aber jemand gereizt.//, erklang eine piepsige Stimme in ihrem Kopf. //Aber was ich hier sehe … Hoch interessant und ungewöhnlich. So etwas hab ich noch nie erlebt. Ein Tier in Menschengestalt.//

//Du verrätst mich doch nicht?//

//Aber nein aber nein. Ich lass mir diese Vorstellung doch nicht entgehen. Außerdem bin ich erleichtert, dass es dem junge Potter gut geht.//

//Ja mit ihm ist alles in Ordnung aber du solltest mich langsam mal in ein Haus einsortieren. Ist doch immerhin deine Aufgabe oder?//

//Lass deine schlechte Laune nicht an mir aus junge Dame. Chrrm Chrrm, also gut was haben wir denn hier. Nun eigentlich relativ einfach. In Huffelpuffe und Ravenclaw würdest du dich nur langweilen und nach Griffindore so wie es jetzt ist passt du auch nicht. Bleibt also nur noch … Sylterin.// Das letzte Wort schrie er laut in die Halle hinaus und der grüne Tisch klatschte. Als sie zu den Schlangen ging, wurde sie umgehend von Blaise und Draco herangewinkt und ließ sich neben ihnen nieder. Das dadurch ihre Stellung unter den Schlangen festgelegt wurde, war ihr in diesem Moment nicht wirklich bewusst.
 

Es war früher Morgen, kurz nach Sonnenaufgang als Dorren die Leute zusammen trommelte. Da sie wohl bald aktiv in das Kampfgeschehen eingreifen würden, sollten sie ihre Fähigkeiten wieder auffrischen. Am Anfang stand das körperliche Training. Sie mussten flink und agil sein und auch ohne Zauberstab kämpfen können. Nach zwei Stunden intensivem Training, keuchten die meisten schon und der Schweiß lief ihnen in Strömen hinunter. Dorren hatte zum Beispiel einen Pancoure aufgebaut, bei dem immer wieder unvermittelt Hindernisse auftauchten denen man ausweichen musste. Außerdem musste man ihn in einer bestimmten Zeit absolvieren. Danach kam das Magietraining dran. Er erschuf mittels Magie einige Dummies. Das waren allerdings keine gewöhnlichen. Sie würden sie bewegen und ihre Zauberkraft immer ihrem jeweiligen Gegner anpassen. Eine halbe Stunde lang ließ er die Zauberer und Hexen gegen sie kämpfen.

Er rief ihnen gerade zu, dass sie eine Pause einlegen durften als der junge Lord Shaire am Übungsplatz vorbei kam, allerdings nicht aus der Richtung seines Anwesens. Respektvoll begrüßte er ihn und auch die anderen rappelten sich schleunigst auf. Er nickte ihnen freundlich zu und verschwand dann in der Villa.

Als Harry zum Frühstück erschien wartete schon eine Eule auf ihn. Bei dem Bild, dass sich ihm bot konnte er kaum einen Lachanfall zurück halten. Luzifer hatte anscheinend versucht den Brief an sich zu nehmen doch die Eule hatte etwas dagegen gehabt. Nun verfolgte sie ihn und traktierte seine Arme mit ihren Krallen.

„Kann ich dir vielleicht helfen Luzifer?“, brachte Harry schließlich zwischen seinem japsenden Lachen hervor. Die Eule ließ von ihrem Opfer ab und wandte sich Harry zu. Sie landete auf seinem ausgestreckten Arm und überreichte ihm den Brief.

„Vielen Dank das du so gut auf den Brief aufgepasst hast.“, meinte er leise und strich der Eule sanft über den Kopf. Sie schuhute zufrieden, schüttelte ihr Gefieder und verschwand aus dem geöffneten Fenster.

„Verdammt, was war das denn für ein Monster.“, knurrte Luzifer und rieb sich die übel zugerichteten Arme.

„Du hättest halt nicht versuchen sollen fremde Post zu lesen.“, grinste Harry süffisant und öffnete den Umschlag. Der Höllenfürst murrte etwas unverständliches.

„Er ist von Hedwig.“, rief Harry aus und ließ sich am Frühstückstisch nieder. Während er den Umschlag aufriss, knabberte er abwesend an einem Toast.

Anscheinend war sie gut in Hogwards angekommen und hatte schon Bekanntschaft mit Draco Malfoy und Blaise Zabini geschlossen. Seinen alten „Freunden“ hatte sie bis jetzt aus dem Weg gehen können. Sie war in Slytherin gelandet und teilte sich ein Zimmer mit Milicent Bullstrod, anscheinen gab es bei den Schlangen immer Zweierzimmer. Ansonsten gab es noch nicht viel zu berichten und sie würde sich bald wieder melden. Man konnte deutlich aus dem Brief heraus hören, dass Hedwig immer noch sauer war das er sie weggeschickt hatte. Er würde sich irgendwas einfallen lassen müssen um sie wieder milde zu stimmen. Aber im Moment lief alles nach Plan. Der Rest würde sich noch ergeben.

Ein neuer Versuch doch noch ein paar Kommentare raus zu kitzeln

Viel vergnügen.
 

Ohne zu wissen wodurch, wachte Dorren am nächsten Morgen noch weit vor Sonnenaufgang auf. Zwar drehte er sich immer wieder in seinem Bett umher, doch es nützte nichts. Schließlich ergab er sich in sein Schicksal und stand auf. Ohne Licht an zu machen bereitete er sich schnell einen Tee zu und setzte sich ans Fenster. Um ihn herum war noch alles dunkel, nirgends brannte ein Licht. //Kein Wunder. Wer ist schon so verrückt um die Zeit schon aufzustehen?// Da entdeckte er einen Schatten, der sich am Dorfrand entlang bewegte. Augenblicklich war er hellwach und in Alarmbereitschaft. Er stellte seinen immer noch dampfenden Becher ab und huschte aus seinem Haus. Von der Wand nahm er sich noch ein schmales Messer mit, man wusste ja nie. Seinen Zauberstab hatte er so wie so immer dabei.

Leise und geduckt folgte er dem Schatten. Schließlich erreichten sie einen See, an dem die Gestalt auch anhielt. Einen Moment lang blieb sie einfach nur reglos stehen und schien sich umzusehen. Obwohl Dorren nichts verdächtiges auffiel, drückte er sich noch tiefer in die Schatten. Als die Gestalt ihre Kapuze abnahm war er gleichzeitig erleichtert und überrascht. Harry stand mitten auf der freien Fläche und entledigte sich gerade seines Mantels.

Da Dorren nun wusste, dass keine Gefahr bestand, entspannte er sich, blieb aber dennoch an Ort und Stelle stehen. Sein Lord machte eine kurz Handbewegung und mehrere Puppen erschienen vor ihm. Diese begannen augenblicklich Flüche auf den jungen Zauberer zu schießen. Dorren war beeindruck, denn die Flüche waren mächtig und teilweise ziemlich gefährlich, dennoch wehrte Harry jeden einzelnen ab. Er wich aus, parierte und nutzte seine Umgebung. Tänzelnd entkam er, manchmal nur knapp, den Flüchen und schaltete die Puppen nach einander aus. Als alle zerstört waren, blieb er ruhig stehen und atmete in tiefen Atemzügen. Dann ging es weiter. Unermüdlich. Krafttraining. Ausdauertraining. Kampftraining. Mit ruhiger Konzentration widmete sich der Lord seinem Übungen ohne sich ein Zeichen von Erschöpfung anmerken zu lassen obwohl er schon seit 2 Stunden trainierte. Die Konzentration und die Entschlossenheit in seinem Gesicht waren beeindrucken, genauso wie die Stärke an Magie, die hier demonstriert wurde. Dorren bemerkte durchaus wie immer mehr Leute erschienen, wandte seinen Blick jedoch nicht ab. Nachdem er nicht zum Beginn des Trainings erschienen war, hatten die anderen anscheinend nach ihm gesucht und ihn schließlich auch gefunden.

Irgendwann zog er sich doch zurück und die anderen folgten ihm unauffällig. Das war eine der Fähigkeit der Skeater. Sie konnten jedes Zeichen ihrer Anwesenheit verbergen und sich lautlos fortbewegen. Als sie schon ein gutes Stück weg waren, trat Troy an ihn heran. Er war etwas älter als Dorren und einer derjenigen, die er vor ein paar Jahren von den Schattenkriegern erfahren und sich ihnen angeschlossen hatten.

„Der Lord ist ziemlich beeindruckend. Ich bekomm schon ein schlechtes Gewissen, weil ich dachte dein Programm wäre anstrengend und er zieht so was ganz alleine durch. Dorren, ich möchte ihm nicht nachstehen, ich möchte ihm im Kampf nicht zur Last fallen und ihn behindern.“, meinte er mit ernstem Gesichtsausdruck. „Ich kann doch nicht zulassen, das ein kleiner Junge mich aussticht.“, fügte er mit einem schalkhaften Lächeln hinzu. Bei den anderen entdeckte Dorren den gleichen Blick. //Lord Shaire//, dachte er //Ihr seid einfach unglaublich.//

Nachdem Harry sein Morgentraining beendet hatte, machte er sich wieder auf den Weg zurück zur Villa. Als er am Übungsplatz seiner Leute vorbeikam, konnte er nicht umhin zu bemerken, dass sich ihre Stimmung verändert hatte. Sie wirkten entschlossener und trainierten konzentrierter.

In seinen Zimmern angekommen, genehmigte er sich erstmal ein Bad um Schweiß und Staub loszuwerden. Doch die Entspannung hielt nicht lange, da Luzifer kam um ihn in die Aufgaben des Lord Shaire einzuarbeiten. Er führte ihn in ein altes Arbeitszimmer. Der Schreibtisch bestand aus rotbraunem Holz und dahinter stand ein bequemer Sessel mit breiter Lehne. Die Wand gegenüber der Tür wurde von einem hohen Regal eingenommen nur unterbrochen durch den Kamin. Gegenüber von Schreibtisch und Stuhl war ein Fenster eingebaut unter dem sich eine ausgepolsterte Sitzbank aus befand. Von dort aus konnte man bequem in den Garten sehen oder ein interessantes Buch lesen.

Die nächsten zwei Stunden konnte Harry allerdings weder aus dem Fenster schauen noch ein interessantes Buch lesen. Stattdessen ging er Berichte und Listen durch und versuchte sich einen Überblick zu verschaffen. Darin standen welche Dörfer und Kolonien unter seinem Schutz standen und in welchen Positionen er Spione hatte. Seine Plackerei fand abrupt ein Ende, als ein lauter Knall ertönte. Luzifer war sofort Kampfbereit und fixierte die Tür doch Harry rollte nur mit den Augen und vergrub stöhnend das Gesicht in den Händen. Das durfte doch nicht wahr sein.
 

Fluchend schlug Marie die Tür hinter sich zu um dem Gestank zu entkommen. Als sie das Labor und den dazu gehörigen Lagerraum entdeckt hatte, hatte sie sich sofort mit Feuereifer darauf gestürzt. Doch wie eigentlich immer hatte der Trank nicht ganz so funktioniert wie sie es gehofft hatte. Nun war die Luft in dem Raum verpestet, die Decke in Mitleidenschaft gezogen und durch die Erschütterung waren einige der vorrätigen Tränke zu Bruch gegangen.

Als jemand ihren Namen rief, blickte sie auf und wurde nun doch etwas unruhig. Harry lief auf sie zu und sah ziemlich genervt aus. Was würde er jetzt machen? Sie war sich unsicher wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte oder wie er sich verhalten würde. Er war nun der Lord Shaire. Ihre Positionen hatten sich verändert. Auch wenn sie älter war, so hatte er um einiges mehr Macht.

„Verdammt Marie. Was hast du denn jetzt schon wieder angestellt?“, verlangte er zu wissen und verschränkte die Arme als er bei ihr ankam. Der Höllenfürst blieb ein paar Schritte hinter ihm stehen und beobachtete wie sich die Situation entwickeln würde.

„My Lord, ich hatte nur vorhin einen Einfall und wollte ihn gerne testen.“, erklärte sie nervös. Doch Harrys Blick blieb unnachgiebig.

„Und dafür musst du das Haus in die Luft jagen?“

„Es tut mir aufrichtig leid.“, beteuerte Marie.

„Dann pass das nächste mal besser auf. Du musst vorher überlegen was die Zutaten bewirken können, die du da zusammen schmeißt. Mit dieser Aktion hast du dich und andere in Gefahr gebracht.“, knurrte er und sie ließ die Schultern hängen. Natürlich hatte er recht. Als Harry ihre Schuldbewusste Haltung sah, seufzte er ergeben.

„Na komm. Räum’ wir das Chaos mal wieder auf.“, meinte er und lief an ihr vorbei ins Zimmer. Überrascht blickte sie ihm kurz hinter her, dann lächelte sie. Alles war noch wie vorher.

Wieso hatte sie sich eigentlich Sorgen gemacht?

Harry würde sich nicht ändern, egal wie viel Macht er hatte.

Die Stellungen würde für ihn nie eine Rolle spielen.

Er würde immer das tun, was er für richtig hielt.

Erleichtert lief sie ihm hinterher um ihre Zerstörung wieder in Ordnung zu bringen.
 

Als sie aufwachte, hielt sie zunächst die Augen geschlossen. Ihrer Routine folgend, tastete sie ihre Umgebung mit ihren Sinnen ab. Sie lag in einem weichen Bett, um sie herum war alles still, der Geruch von Holz und frisch gewaschenem Bettzeug umgab sie. Die gleichmäßigen Atemzüge verrieten ihr, dass sich nur noch eine weitere Person im Raum befand, was ihre Aurengespür ihr bestätigte.

Hedwig schlug die Augen auf und erhob sich aus ihrem Bett. Leise, um Millicent Bulstrot nicht zu wecken, ging sie zu ihrem Schrank und holte ihren Umhang und ihre Uniform heraus. Ihr seidenes Nachthemd glitt zu Boden und sie schlüpfte rasch in ihre Sachen. Danach ging sie ins Badezimmer und machte sich noch fertig. Sanft strich sie über die Feder, die mit ihrem Haar verbunden war. Sie war das einzige was sie noch mit ihre Eulengestalt verband.

Als sie wieder aus dem Bad kam, erhob sich gerade ein zerzauster Kopf aus einem Kissenberg. Offensichtlich kam Miss Bulstrot nicht gerne aus ihrem warmen Bett heraus. Das Mädchen hatte sich sehr zu ihren Gunsten verändert. Sie war ein Stück gewachsen und hatte ihre überflüssigen Pfunde verloren. Das früher kurze, platte Haar fiel ihn nun bis zur Mitte des Rückens. Im Moment sah sie allerdings noch eher aus wie ein wandelnder Zombie, kleine Augen, verwuschelte Haare und mehr torkelnd als laufend. Doch nach fast 30 Minuten im Badezimmer, hatte sie sich wieder in einen Menschen verwandelt. Ihr Gesicht war sauber und dezent geschminkt und ihre Haare zu einem lockeren Zopf geflochten.

Zum ersten mal schien sie Hedwig wirklich wahr zu nehmen. Mit kritischem Blick musterte sie sie, ließ sich auf einem Stuhl nieder und schlug die Beine übereinander.

„Wir sind gestern nicht mehr dazu gekommen dich richtig einzuführen. Hier in Slytherin gibt es bestimmte Regeln an die sich alle zu halten haben. Wir werden von den anderen Häusern gemieden, darum ist es um so wichtiger, dass wir zusammen halten. Sollte es doch mal Streitigkeiten geben, dann klär das innerhalb der Kerker, sobald wir durch das Portrailoch treten sind wir eine Einheit. Wenn du Probleme hast kümmern wir uns darum, du kannst auch jeder Zeit zu Professor Snape, unserem Hauslehrer, gehen. Und damit eins klar ist, solltest du Slytherin Schande machen wirst du es bereuen, ist das klar?“, meinte sie und blickte Hedwig kalt an.

„Selbstverständlich und dieses arrogante Getue kannst du dir sparen.“, erwiderte sie neutral und betrachtete scheinbar gelangweilt ihre Finger. Sie würde sich nicht einschüchtern lassen und kuschen, damit würde sie jeden Anspruch auf Respekt bei den Slytherins verlieren. Noch einige Augenblicke lang starrten sie sich einfach nur stumm an, ehe Bulstrot sich entspannte und sogar leicht lächelte.

„Dann ist ja alles in Ordnung und jetzt komm, die anderen warten sicher schon.“ Damit erhob sie sich und rauschte aus der Tür hinaus. Hedwig schnappte sich noch schnell ihre Tasche und folgte ihr. Tatsächlich war der Gemeinschaftsraum schon ziemlich voll.

„Mili, Schönste aller Sterne. Welch Glück, dass dein Strahlen auch heute unsern Tag versüßt.“, säuselte eine Stimme vom Eingang her. Milicent rollte mit den Augen und murmelte etwas unverständliches. Im nächsten Moment stand auch schon Blaise Zabini vor ihnen. //Na klar, wer würde sonst solchen Quatsch laut durch die Gegend schreien?// Am liebsten hätte Hedwig sich jetzt dezent zurück gezogen, doch da hatte der Halbitaliener sie auch schon entdeckt. Doch bevor er irgendeinen Spruch ablassen konnte, erschien Draco hinter ihm.

„Komm schon, wir sind jetzt vollzählig und wollen los.“ Blaise nickte und lief nach vorne zum Eingang. Einen Augenblick schien Draco zu überlegen, dann winkte er Hedwig ihm zu folgen. Verwundert tat sie wie geheißen und wurde zwischen den beiden Jungen ganz an der Spitze platziert. Misstrauische, verwunderte, neidische und auch wütende Blicke folgten ihr. Vom Eisprinzen von Slytherin persönlich an die Spitze geführt zu werden war etwas von dem die meisten Schüler ihre ganze Schulzeit über träumten.

Zabini wollte gerade einen Arm um sie legen und Hedwig hatte sich schon bereit gemacht ihm gleichen zu brechen, als sich ein Körper zwischen sie schob.

„Sorry Süßer, aber die Kleine gehört schon mir.“, meinte Milli, zwinkerte ihm zu und schon setzten sich alle in Bewegung.

Wie immer bekamen die Schlangen alle Aufmerksamkeit als sie als geschlossene Gruppe die große Halle betraten. Vor allem die neuen Schüler blickten ihnen beeindruckt hinter her. Bis jetzt hatte Hedwig höchstens von einem Fenstersims hoch oben aus beobachten können. Jetzt selbst ein Teil davon zu sein, sogar an der Spitze mit zu laufen, war eine vollkommen neue Erfahrung.

Sie ließen sich am Tisch nieder und noch immer trafen sie vereinzelte missgünstige Blicke. Einer war besonders intensiv. Der von Pansy Parkinson, aus ihr sprachen purer Hass und Verachtung. Doch Hedwig ignorierte sie einfach. Es war uninteressant für sie, sie könnte ihr eh nichts antun.

Ein lautes Rauschen über ihr, riss sie von ihrem Toast los. Die Morgenpost war da. Hunderte von Eulen kreisten über ihren Köpfen und suchten nach den Empfängern ihrer Briefe. Eine schlanke rote Eule schoss plötzlich aus dem Wirrwarr hervor und landete elegant vor Hedwig. Es war eine weibliche Athen-Eule. Nur noch wenige von ihnen existierten. Einst lebten sie in den Tempel der Griechischen Metropole und galten als Boten der Göttin. Eigentlich gab es nur einen, der ihr schreiben konnte, doch sie fragte sich wie Harry an ein solches Tier gekommen war.

Sanft strich sie über das zarte Gefieder der Eule die viele Bewunderungsrufe einheimste. Schließlich nahm sie ihr das kleine Päckchen ab und ließ sie von ihrem Teller naschen. Danach erhob sich die Eule wieder und verschwand aus den oberen Fenstern.

„Wer hat dir denn geschrieben?“, fragte Blaise neugierig und reckte ein wenig den Kopf. Doch auf dem Päckchen stand nichts. Hedwig riss es einfach auf und ein Schachtel kam zum Vorschein. Verwirrt und ein wenig misstrauisch runzelte sie die Stirn. //Harry, was hast du dir jetzt schon wieder ausgedacht?//

Als sie die Schatulle öffnete, breitete sich ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht auf. Darin lag eine Kette aus Weißgold. Sehr fein gearbeitet. Der Anhänger bestand aus dem gleichen Material schien aber besonders bearbeitet zu sein. Er hatte die Form einer kleinen Eule und die Federn funkelten leicht im Licht. Es sah fast so aus, als würde das Tier im nächsten Moment ihr Gefieder schütteln und sich in die Luft erheben.

//Da will wohl jemand Entschuldigung sagen.// dachte sie und ein warmes Gefühl breitete sich in ihr aus.

„Das ist ja absolut wundervoll.“, hauchte Milicent und betrachtete verzaubert das kleine Schmuckstück.

„Das ist es allerdings.“, stimmte Hedwig ihr zu.

Ein kleiner Zettel war auf den Tisch gefallen und Blaise, der hinter sie getreten war, schnappte ihn sich.

„Ich hoffe doch sehr, dass mein unhöfliches Verhalten unsere Beziehung nicht beeinflusst. Als Zeichen der Entschuldigung nimm bitte dieses Geschenk an. In tiefer Freundschaft und Verbundenheit und mit den besten Wünschen, L.S.“ Er ließ den Zettel sinken und blickte sie an. „L.S. wer soll das sein?“, wollte er wissen und verschränkte die Arme. Ein Lächeln huschte kurz über Hedwigs Gesicht. Sie erhob sich und stellte sich dicht vor Blaise. Von unten herauf warf sie ihm einen Blick durch ihre Wimpern hindurch zu.

„Du bist doch nicht etwa eifersüchtig oder? Du weißt doch“, meinte sie und legte sacht ihre Fingerspitzen an seine Brust. „Ein Mädchen wird nur durch ihre Geheimnisse reizvoll.“ Damit drehte sie sich um und ließ ihn stehen. Millicent erhob sich ebenfalls und folgte ihr. Blaise ließ sich wieder auf seinen Platz neben Draco sinken. Der Blonde musterte ihn kurz und seine Mundwinkel zuckten. Er beugte sich ein wenig zur Seite und flüsterte: „Die ist wohl ne Nummer zu groß für dich Blaise.“ Dann setzte er sich wieder aufrecht hin, den gespielt beleidigten und bösen Blick seines Freundes ignorierend.

Millicent und Hedwig hatten inzwischen die Eingangshalle betreten und die schwarzhaarige konnte nur mühsam ein Lachen unterdrücken - Slytherins lachten nicht ausgelassen in aller Öffentlichkeit.

„Oh man, das Gesicht von Zabini … genial … herrlich … einfach unbezahlbar. Dem hast du’s ganz schön gegeben. Der war so baff, dass er keinen Ton mehr rausbekommen hat.“ Hedwig grinste. Ja, dieses kleine Spiel mit dem Slytherin begann ihr immer mehr Spaß zu machen.

Gemeinsam stiegen die beiden Mädchen die Treppen in die Kerker hinab. Vor dem Tränkeklassenzimmer warteten sie und unterhielten sich gedämpft. Die anderen Slytherins kamen nach und nach an, die Griffindors gemeinsam als großer Haufen kurz vor Unterrichtsbeginn. Hermine und Ron gingen an der Spitze. Hedwig verspannte sich sofort und musste sich anstrengen, die beiden nicht zusammen zuschlagen. Sie flanierten den Gang entlang als würde er ihnen gehören, lachten und trugen Umhänge aus bestem Stoff. Tief durchatmend lehnte sie sich gegen die Wand und verschränkte die Arme. Zwar hatte sie gewusst, dass diese Individuen Harry nur ausgenutzt hatten, doch so vor Augen geführt zu bekommen wie wenig er sie interessiert hatte war ziemlich hart. Keiner der beiden sah so aus als hätte er auch nur eine Träne um ihn vergossen. Stattdessen taten sie großspurig, kauften sich teure Sachen - wahrscheinlich von seinem Geld - und hatten offensichtlich das Kommando in Griffindor an sich gerissen.

„Sag mal Weasley, hast du ne Bank ausgeraubt oder tatet ihr den Leuten so leid das sie euch was zugesteckt haben, damit du und dein kleines Schlammblut wenigstens ein paar guter Klamotten habt?“, schnarrte Malfoy verächtlich und musterte sie herablassend. Zum ersten mal hatte Hedwig nicht das Gefühl ihm dafür die Augen aushacken zu wollen. Rons Kopf schoss bei der Bemerkung sofort herum.

„Sag das noch mal Malfoy.“, fauchte er und trat einen Schritt auf ihn zu.

„Und was dann?“, fragte Draco gedehnt und hob eine Augenbraue. „Willst du mich mit deinen kümmerlichen Fähigkeiten verhexen? Da hab ich aber Angst.“ Einige Slytherins kicherten und Rons Ohren wurden Feuerrot.

„Ich schlag dir die Fresse ein du arroganter Mistkerl.“, schrie er und hob auch schon die Faust. Da beschloss Hedwig einzuschreiten und stellte sich ihm in den Weg.

„Du hast wohl gar keine Kinderstube genossen was Weasley?“, meinte sie und ahmte damit perfekt Dracos gedehnten Stil nach. „Aber was soll man auch schon anderes erwarten, bei so vielen Kindern muss ja ein faules Ei dabei sein. Wenn man dir so zuhört und dich ansieht, erkenne ich nichts anderes als einen Bauern. Unzivilisiert, tölpelhaft und ungebildet. An deiner Stelle hätte ich mir, anstatt neuer Kleider, lieber ein bisschen Stil gekauft, das hätte dir bestimmt mehr geholfen.“ Die Farbmischung die soeben auf Weasleys Gesicht entstand, war äußerst interessant. Er war gleichzeitig blass vor Entrüstung und rot vor Wut. Da ihm die Worte offenbar abhanden gekommen waren, versuchte er auf andere Weise sein vermeintliches Recht einzufordern. Er holte aus und zielte auf ihr Gesicht. Die Bewegung war unkoordiniert und viel zu ausgreifend. Mit einer leichten Drehung wich Hedwig zur Seite aus und durch den Schwung wäre Weasley beinah auf dem Steinboden gelandet. Wieder Gekicher von Seiten der Slytherin. Er wirbelte herum, doch bevor er einen erneuten Angriff starten konnte, erklang Snapes schnarrende Stimme.

„Was soll das werden Weasley? 30 Punkte Abzug für Griffindor.“

„Aber Professor, Malfoy hat …“

„Ruhe Miss Granger, noch mal 10 Punkte Abzug und jetzt rein mit euch sonst werden es noch mehr.“, unterbrach er sie unnachgiebig. Jetzt mit weit weniger erhobenem Haupt schlichen die beiden am Lehrer vorbei in das Klassenzimmer. Die Slytherin grinsten und Hedwig merkte, dass es von der anderen Seite aus ganz lustig war zu zusehen wie der Professor die anderen Schüler runter machte. Etwas entspannter folgte sie Millicent und setzte sich mit ihr an einen Tisch, am Tisch neben ihnen saß Pansey und vor ihnen Draco und Blaise.
 

Irgendwie hatte Harry es geschafft alle Arbeit auf Luzifer abzuwälzen und sich dann zu verdrücken. Wenn er vorher gewusst wie viel Arbeit und Papierkram auf ihn zu kam, hätte er den Lord Posten niemals angenommen.

Als er gerade am Salon vorbei kam, bekam er Lust auf ein Eis. Durch eine kleine Nebentür gelangte er in eine Küche. Zwar gab es auch eine große Küche, in der die Hauselfen arbeiteten, doch man konnte sich auf selbst etwas zu essen machen. Daran war allerdings im Moment nicht zu denken, denn schon als er den Raum betrat, entdeckte er Marie. Sie stand am Herd und rührte hektisch in einem Topf herum. Das wäre ja noch in Ordnung gewesen. Wäre da nicht der Umstand, dass um sie herum überall Überreste von Lebensmitteln verteilt waren. Am Topfrand und am Herd waren die Spuren von übergekochtem Essen fest gebrannt. Mehrere Knöpfe waren vollgeschmiert und auf dem Boden lag ein abgesenkter Topflappen. Vor dem Kühlschrank lag ein zerbrochenes, halb aufgewischtes Ei. Marie selbst standen die Haare zu berge, von den Dämpfen war ihr Gesicht gerötet und auf ihrer Nase klebte etwas gelbes.

„Will ich wissen was du da gerade machst?“, fragte er zweifelnd und lehnte sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen.

„Pudding.“, murmelte sie ohne sich um zu drehen und versuchte hektisch zu verhindern, dass der Inhalt des Topfes überkochte. Kurz beobachtete er sie noch, dann schob er sie kurzerhand zur Seite. Mit wenigen Handgriffen nahm er einen neuen Topf, maß Milch ab und ließ sie kochen. Er schmiss noch eine Vanilleschote mit hinein und verrührte dann in einer anderen Schüssel Eigelb und Salz. Nachdem alles gut aufgeschlagen war, rührte er noch Zucker, Speisestärke und die restliche Milch darunter. Gerade als er damit fertig war, begann die Milch zu kochen und er goss den Inhalt der Schüssel dazu. Geübt verrührte er alles mit einem Schneebesen. Als der Pudding langsam feste wurde, stellte er den Herd ab und goss die warme Masse in zwei Schalen. Aus dem Kühlschrank holte er noch schnell einige Kirschen und stellte dann alles auf den Tisch, an dem Marie sich nieder gelassen hatte. Mit einer kurzen Handbewegung begann die Küche leise damit sich selbst aufzuräumen.

„Iss. Ich finde ja, dass Pudding warm am besten schmeckt.“, schmunzelte er als er Maries überraschtes Gesicht sah.

„Danke.“, murmelte sie. Als sie sich einen Löffel in den Mund steckte, schloss sie genießerisch die Augen. „Mmhh, lecker. Das ist richtig gut.“, meinte sie und aß noch einen Löffel. Plötzlich schallte eine laute Stimme durch das ganze Haus bis zu ihnen in den kleinen Raum.

„Ups.“, zwinkerte Harry verschmitzt und sprang auf. „Ich glaub das ist mein Zeichen zu verschwinden.“ Bevor Luzifer ihn fand und wieder zurück an den Schreibtisch zerrte, wollte er lieber eine Runde spazieren gehen. Er rauschte in die Eingangshalle und mit einem Wehen seines Mantels war er disappariert.

In einer schmalen Seitenstraße der Winkelgasse tauchte er wieder auf. Mit einem Schnipsen legte er eine Illusion auf sich. Etwas größer, das gleiche Alter, braune Haare und dunkle Augen. So verkleidet trat er auf die belebte Einkaufsstraße hinaus und mischte sich unters Volk. Es war schön sich mal frei bewegen zu können ohne das einen jeder sofort erkannte. Doch anstatt sich die Läden und Schaufenster anzuschauen, steuerte er direkt auf einen beliebten Laden der Winkelgasse zu. Er war noch recht neu doch sein umfangreiches und ausgefallenes Sortiment hatte ihm schnell zu Berühmtheit verholfen. Doch etwas war seltsam. Die sonst so aufgedrehte und chaotische Stimmung um Weasleys Zauberhafte Zauberscherze war eigentümlich gedrückt. Selbst als er den Laden betrat änderte sich daran nicht viel. Noch immer lagen überall die ausgefallensten Scherzartikel herum, aber die Farben leuchteten weniger, die war Lautstärke gedämpft. Selbst die Kunden waren weniger aufgeregt und liefen geordneter umher. Die Stimmung war nicht so wild und verrückt wie es sich eigentlich gehörte. Als Harry schließlich die Zwillinge entdeckte, war bei ihnen das gleiche. Fast als hätte der Laden ihre Stimmung übernommen. Nur was konnte den beiden Chaoten, die nie aufhörten Unsinn auszuhecken, dermaßen die Stimmung verderben? Nachdenklich spielte er mit dem weißen Stein seiner Kette. Er trug die Kette seit dem er offiziell der Lord Shaire war.

Kurz haderte er noch mit sich selbst ob er sich den Zwillingen wirklich zeigen sollte. Andererseits hatten sie ein Konto für ihn eingerichtet und Monatlich Geld überwiesen. Nachdem er ihnen den Start ihres Ladens finanziert hatte, hatten sie ihn als Teilhaber eingetragen und einen Teil der Einnahmen zu kommen lassen - wahrscheinlich um ihre Schulden abzuzahlen und ihm zu Danken. Wenigstens sie schienen es mit ihm ehrlich gemeint zu haben.

Fred stand gerade etwas abseits und schien nach etwas in den Regalen zu suchen während sein Bruder und ein Mitarbeiter sich um die Kunden kümmerten. Unbemerkt trat Harry hinter ihn.

„Was ist denn hier los? Soweit ich weiß ist das hier ein Scherzladen, müsste es dann hier nicht fröhlicher zu gehen?“, fragte Harry gespielt unwissend. Fred drehte sich zu ihm um und lächelte, doch es sah geübt aus.

„Tut mir leid, meinem Bruder und mir geht gerade viel im Kopf herum. Aber an der Qualität unserer Ware ändert das nichts.“, meinte er und versuchte zu seiner üblichen spielerischen Form zurück zu finden.

„Ich hoffe doch es ist nichts schlimmes.“, erkundigte Harry sich besorgt.

„Ein Freund wird vermisst aber er kann auf sich aufpassen, da bin ich mir sicher. Doch genug davon. Womit kann ich dir helfen? Du bist doch sicher nicht hergekommen um dir das Jammern eines Schulabbrechers anzuhören.“, versuchte der Weasley schnell das Thema zu wechseln.

„Nu da gibt es tatsächlich etwas. Habt ihr zufällig eine Karte der Rumtreiber?“, raunte Harry leise und zwinkerte ihm verschmitzt zu. Wie in Zeitlupe konnte er beobachten wie sich auf Freds Gesicht erst Überraschung, dann Erkenntnis und schließlich Freude ausbreitete. Und noch etwas passierte. In dem Moment in dem Fred begriff, schien der Laden förmlich zu explodieren. Die verschiedenen Waren und Scherzartikel begannen verrückt zu spielen. Frisbees, Papierflieger, Feuerwerkskörper, Hasen die sich in Zylinder verwandelten, Regenschirme aus denen es in Strömen goss und noch anderes flog wild durch die Luft. Es war laut und chaotisch, so wie es in einem Scherzartikelladen der Weasley Zwillinge sein sollte. Die Kunden waren völlig überrumpelt, manche lachten, machen schrieen, viele versuchten sich vor den wahnsinnig gewordenen Waren zu retten und einige flohen so schnell sie konnten aus dem Laden.

Verwirrt blickte George sich in dem Chaos um, konnte sich nicht erklären was plötzlich los war und suchte nach seinem Bruder. Schließlich entdeckte er ihn bei einem braun haarigen Jungen, der sich vor Lachen kaum noch halten konnte. Er schlug sich zu seinem Bruder durch, der immer noch sprachlos den Jungen anstarrte. Gerade als er den Mund aufmachen wollte, fing Fred sich wieder, packte ihn und den Jungen am Arm und zog sie in das obere Stockwerk, wo sich ihr Büro und ihre Wohnung befanden. So schnell konnte er gar nicht reagieren, da standen sie schon in ihrem Wohnzimmer. Er riss sich von seinem Bruder los und stolperte einige Schritte zurück.

„Was zum Teufel …“, begann er, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken. Denn plötzlich stand mitten in ihrem Wohnzimmer Harry Potter und richtete seine Weste. Er hatte seine Illusion fallen lassen, nachdem er den Raum auf Überwachungszauber geprüft hatte.

„Luzifer hat damit nichts zu tun, der ist im Moment anderweitig beschäftigt aber ja, ich bin wirklich hier.“, meinte er gelassen, seine Nervosität geschickt überspielend. Im nächsten Moment hingen ihm Fred und George um den Hals. Erst nach einigen Minuten hatten sie sich wieder so weit gefangen, dass sie sich auf das Sofa setzten konnten. Harry erzählte in Kurzform seine Geschichte, wobei er die Ereignisse bei den Dursleys soweit wie möglich außen vor ließ. Auch erzählte er nichts von seinem Titel und seiner neuen Stellung. Für die Zwillinge war er einfach nur untergetaucht und wollte nichts mehr mit dem Krieg zu tun haben. Fred und George stellten keine unnötigen Fragen, das war das besondere an ihnen. Sie verstanden wenn er über eine Sache nicht reden wollte und drängten ihn zu nichts, sie waren einfach nur froh, dass er wieder da war.

Irgendwann verabschiedete er sich dann.

„Aber du kommst doch wieder, oder? Du verschwindest nicht schon wieder einfach.“, wollten sie wissen und wirkten etwas nervös. Als ihr Wunschbruder so plötzlich verschwunden war, hatten sie sich schreckliche Sorgen gemacht. Auch wenn Harry kein Weasley war, fühlten sie sich mit ihm mehr verbunden als mit Ron oder Percy. Sie wollten ihren kleinen Bruder nicht schon wieder verlieren.

„Ich meld' mich bei euch, solange ihr niemandem was sagt.“ Die empörten Blicke der beiden sprachen für sich. Aus einer Eingebung heraus nahm Harry Fred und George in den Arm.

„Danke das ihr zu mir gehalten habt.“, murmelte er. Rasch trennte er sich wieder von ihnen, machte einen zwei-Finger-Gruß und verschwand.

Auf Avalon hatte Hedwig festgestellt, dass sie ein Talent für Zaubertränke besaß, während Harry dem Fach immer noch nichts abgewinnen konnte. Zum Meistergrad würde es wohl nicht reichen doch für die Tränke im Unterricht genügte es allemal. Für die heutige Stunde hatte Snape sich sich einen Trank zum heilen gebrochener Knochen ausgesucht. Nach einer halben Stunde dampften überall die Kessel und gerötete Gesichter starrten angespannt auf die Zeilen des Rezeptes. Ihr Sud musste erstmal ein paar Minuten kochen und so hatte Hedwig Zeit sich ein wenig umzusehen. Es war erstaunlich wie unterschiedlich die Tränke der Schüler aussahen obwohl alle das gleiche Rezept und alle die gleiche Ausbildung gehabt hatten. Was Weasley in diesem Kurs verloren hatte verstand sie so wieso nicht. Er hatte es fertig gebracht, dass der Inhalt seines Kessels dunkellila färbte, obwohl er rot und durchscheinend sein sollte. Hermine zischte ihn irgendetwas ins Ohr - wahrscheinlich die Schritte um seinen Trank zu retten - als sie von Snape scharf ermahnt wurde. Sie zuckte zusammen und beugte sich hastig wieder über ihren eigenen Kessel. Aus dem Augenwinkel sah Hedwig, wie sich Pansey zur Seite beugte. In Richtung ihres Kessels.

Sie fuhr herum, packte ihren Arm, drehte ihn ihr auf den Rücken und zwang sie mit dem Gesicht auf meinen Tisch. Schlagartig wurde es still und alle Bewegung erstarrte. Sie war sich durchaus bewusst, dass sich alle Blicke auf sie richteten.

Snape war der erste, der sich wieder rührte. Mit dramatisch wehendem Umhang rauschte er auf Hedwig zu.

„Was soll das hier werden?“, schnarrte er und man konnte deutlich erkennen, dass er empört darüber war, dass sich Mitglieder seines Hauses öffentlich so aufführten.

„Gute Frage. Willst du dem Professor nicht zeigen, was du gerade in meinen Trank werfen wolltest Pansey?“, fragte Hedwig mit Zuckersüßer Stimme. Wer sie kannte wusste, dass man jetzt ganz genau aufpassen sollte was man sagte - zumindest wenn einem etwas daran lag nicht so heftig verflucht zu werden, dass man nicht mal mehr seinen eigenen Namen wusste.

„Keine Ahnung wovon du redest Miststück.“, zischte die Parkinson gepresst und bedachte ihre Angreiferin mit ihrem besten Todesblick - nicht, dass das Hedwig irgendwie juckte. Sie verdrehte den Arm ihrer Gefangenen noch etwas mehr, bis diese vor Schmerzen aufkeuchte und sich ihre Hand öffnete. Eine kleine, in sich verschlungene Wurzel rollte auf den Tisch. Hedwig bedachte Pansey mit einem verachtendem Blick und stieß sie dann von sich. Mit dieser Afrodillwurzel wäre ihr Trank mit Sicherheit explodiert. Allerdings bezweifelte sie, dass das Mädchen gewusst hatte was die Zutat bewirken würde. Sie hatte einfach nur ihren Trank ruinieren wollen.

Widerwillen war in Snapes Gesicht zu erkennen als er sagte: „20 Punkte Abzug Miss Parkinson und sie werden nach der Stunde kurz hier bleiben.“ Er wandte sich ab und das Gemurmel der Griffindors, von wegen Unfairness, wurde von ihm mit einem knappen Blick zum verstummen gebracht. Den Rest der Stunde blieb es relativ ruhig, von den gelegentlichen Explosionen abgesehen.

Danach ging es für Hedwig zu Arythmantik, Pansen begleitete sie, genauso wie einige andere Slytherins, während Draco und Blaise zu anderen Fächern mussten. Hier bekam Hedwig zum ersten mal wirklich zu spüren, wie sehr die Slytherins selbst von den Lehrern benachteiligt wurden. Sie meldete sich bestimmt ein dutzend mal ohne dran genommen zu werden und für richtige Antworten von Slytherins gab es in den seltensten Fällen Punkte. Als Grangers Hand zum wiederholten in die Luft und sie selbst vor Eifer fast vom Stuhl flog, konnte sie sich einen Kommentar nicht mehr verkneifen.

„Oh, ist es etwa die Möglichkeit, Granger weiß eine Antwort. Wie ein dressierter Welpe, der nach Aufmerksamkeit lechzt aber wenn sie es so dringend braucht.“, zischte sie Millicent so laut zu, dass das Mädchen es ganz sicher mit bekam. Rot vor Zorn und Scham ließ sie sich wieder auf ihrem Stuhl nieder als die Schlangen anfingen zu lachen. Unterm Tisch schlugen Hedwig und Millicent ein, vor der Besserwisserin würden sie jetzt wohl erstmal Ruhe haben. Nach dem Unterricht fing die Griffindor die beiden Mädchen allerdings ab. Wutschnaubend baute sie sich vor Hedwig auf, die sie gelangweilt musterte.

„Was bildest du dir eigentlich ein wer du bist Neue? Eine Slytherin sollte aufpassen was sie hier in Hogwards sagt. Du hast keine Ahnung mit wem du dich hier anlegst. Ich verlange, dass du dich entschuldigst.“

Hedwig ignorierte sie einfach und wandte sich an Millicent.

„Es dürfen doch nur Haustiere in die Schule rein oder?“

„Ja, wieso?“, wollte Millicent wissen und strich sich eine Strähne ihres schwarzen Haares hinter ihr Ohr. Sie wusste zwar nicht was ihre neue Freundin vor hatte, doch sie spielte einfach mal mit.

„Na weil hier ein Eichhörnchen ist und uns anschnattert. Man sollte es lieber nach draußen schaffen. Wer weiß was es für Erreger mit sich herum schleppt.“, erklärte sie und rauschte an Hermine vorbei, die puterrot wurde, den Mund stumm öffnete und dann davon stapfte. Auf dem Weg schnauzte sie einen kleinen Huffelpuff an, der verschreckt an die Wand zurück wich.

„Das war einfach genial. Wenn du so weiter machst, sind die beiden noch vor den Weihnachstferien reif für das Mungos.“, grinste Millicent, während sie zum Mittagessen gingen. Hedwig warf ihr einen hochmütigen Blick zu doch ihre Augen funkelten spöttisch. Während des Essens fiel Hedwig Panseys Verhalten auf. Nach dem Vorfall in Zaubertränke, war sie ruhig gewesen und hatte versucht keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Jetzt war jegliche Form von Zurückhaltung wieder von ihr abgefallen. Sie fauchte gerade eine Viertklässlerin an, da ihr darauf hin erschrocken Platz machte und ließ sich gegenüber von Draco nieder. Hedwig warf Millicent einen verwirrten Blick zu, doch sie schien ebenso Ahnungslos zu sein wie sie selbst.
 

Jetzt hatte er ihn also doch erwischt. Mit wütend pulsierender Schläfenader zog Luzifer Harry hinter sich her. Er konnte sich wirklich nicht erinnern, dass sie jemals zuvor ein Lord Shaire dermaßen angestellt hatte. Im Arbeitszimmer angekommen, verfrachtete er ihn in seinen Stuhl und baute sich mit verschränkten Armen vor ihm auf.

„Listen durcharbeiten. Jetzt.“, befahl er knapp.

„Aber ich …“, setzte Harry an und seine Augen huschten hilfesuchend durch das Zimmer.

„Nichts da. Was glaubst du eigentlich was du dir alles erlauben kannst? Ich bin der Höllenfürst und nicht dein Sekretär. Ich hab besseres zu tun als Schreibtischarbeit.“ In dem Moment erschien ein in Mitten des Zimmers ein Dämon. Er sah annähernd menschlich aus, hatte allerdings Hörner und seine Finger wirkten eher wie Krallen. Er ging sofort auf die Knie.

„Mein Fürst. Es tut mir schrecklich leid, doch Kybeen schickt mich. Sie sagt, dass sich die Dokumente inzwischen auf Eurem Schreibtisch stapeln.“ Einen Moment lang war es still, dann brach Harry in lautes Gelächter aus. Er krümmte sich über seinen Schreibtisch und Fegte dabei einen Stoß Pergamente zu Boden. Luzifer funkelte ihn wütend an und signalisierte dem Dämon, dass er gehen könnte. Mit einem letzten Blick auf den lachenden Menschen leistete er dem Befehl folge und verschwand. Harry hatte seinen Anfall inzwischen zu einem Kichern herab geschraubt.

„Soso, du machst also keine Schreibtischarbeit.“, grinste er, doch jetzt platzte Luzifer der Kragen.

„Verdammt Harry, das ist kein Spiel. Du kannst nicht einfach tun und lassen was du willst. Es geht hier um Leben, um sehr viele Leben. Das Gleichgewicht ist so gestört wie noch niemals zuvor in der Geschichte nur weil einige Zauberer meinen ihre Ansicht sei die einzig richtige. Es ist deine Aufgabe wieder Ordnung zu schaffen aber dafür musst du die ganze Sache ernst nehmen. Das hier ist kein Spaß, es ist Krieg.“

Ganz langsam erhob Harry sich. In seinen grünen Augen loderte Feuer und die Luft um ihn herum knisterte vor Energie.

„Seit meinem elften Lebensjahr kämpfe ich um mein Leben. Jedes Jahr aufs neue musste ich Aufgaben bewältigen vor denen selbst erfahrene Zauberer zurück schrecken. Mir hat nie jemand etwas erklärt, ich musste immer selbst sehen wo ich bleibe. Ich habe Basiliken bekämpft, Dementoren vertrieben und mich mit Werwölfen angelegt und ich bin immer noch hier. Ich wurde vergiftet, verflucht, gejagt und gefoltert und ich bin immer noch hier. Ich habe Menschen verloren, die mir alles bedeutet haben, ich habe mich Lord Voldemort entgegen gestellt da war ich gerade 11 und ich bin immer noch hier. Also erzähl mir nicht was auf dem Spiel steht.“ Luzifer rührte sich nicht, die Spannung in der Luft schien diese zu verflüssigen denn das atmen fiel ihm schwer.

Mit einem Ruck wurde die Tür aufgerissen und die Situation entspannte sich augenblicklich. Harry schloss die Augen und schüttelte langsam den Kopf um wieder klar zu werden. Dorren zögerte als er den Raum betrat, er spürte, dass etwas nicht stimmte.

„My Lord.“, wandte er sich schließlich an Harry, nachdem er Luzifer respektvoll zugenickt hatte.

„Sprich Dorren, was gibt es?“, wollte Harry wissen und ließ sich wieder auf seinem Sessel nieder.

„Unser Spion im Ministerium hat soeben von einem geplanten Angriff auf ein Dorf im Wald berichtete. Dort leben hauptsächlich Elfen und andere Naturgeister. Nachdem was der Mann gehört hat, wollen sie heute Nacht angreifen. Sie verkaufen es so, als wäre es ein Dorf Schwarzer Magier.“ Harrys Blick verdunkelte sich augenblicklich.

„Sag deinen Leuten sie sollen sich bereit machen. Wir werden dem Dorf zu Hilfe kommen. Wird Zeit, dass sie merken, dass es einen neuen Spieler gibt.“, grinste er und erhob sich wieder. „Sorry Luzifer, der Papierkram wird warten müssen.“

„Sicher, das ist wichtiger, aber deswegen ist es noch lange nicht aufgehoben, die Arbeit muss gemacht werden.“, stimmte der Höllenfürst zu. Er war immer noch beeindruckt von der Macht, die Harry zur Schau gestellt hatte.

„Dorren, du suchst dir 20 Mann aus, du kennst ihre Stärken und Schwächen besser als ich. Sie sollen sich fertig machen, in zwei Stunden treffen wir uns vor dem Haus.“, gab Harry seine Anweisungen und rauschte aus dem Zimmer. „Luzifer du kommst auch mit.“, rief er noch, dann war er verschwunden. Dorren schickte seinen Geist sofort über den Pfad der sie alle verband, er wusste genau wenn er wählen würde, fünf der Männer und Frauen stammten aus diesem Dorf. Luzifer folgte Harry zu seinem Zimmer. Der neue Lord Shaire stand am großen Fenster und blickte hinaus in den Garten.

„Harry, ich habe dich nicht nach deiner Vergangenheit gefragt, weil ich glaube, dass das keine Rolle spielt. Aber wenn du reden möchtest bin ich da. Ich habe schon so einiges erlebt und werde versuchen dir zu helfen.“ Harry drehte sich zwar nicht um, nickte aber leicht.

„Ist gut, doch jetzt sollten wir uns erstmal um diesen Angriff kümmern. Ich werde nicht zulassen das Dumbledore und Fudge Unschuldige töten nur weil sie keine Menschen sind.“ Damit drehte Harry sich schließlich doch um, Entschlossenheit lag in seinem Blick. „Also lass mal hören, was hast du für einen Vorschlag. Bisher bin ich immer nur in solche Dinge rein gerasselt und hatte keine Zeit großartig zu planen.“

„Nun, die Kranken, Kinder und die, die nicht kämpfen wollen sollten wir vor dem Angriff in Sicherheit bringen.“

„Aber würde es die Auroren nicht misstrauisch machen wenn niemand mehr da ist?“, warf Harry ein.

„Natürlich würde es das. Naturwesen sind zwar eher pazifistisch veranlagt, doch wenn sie ihre Familien beschützen werden sie zu exzellenten Kämpfer, viele werden bleiben. Das sollte zumindest genügen um sie in Sicherheit zu wiegen.“

Harry nickte. „Gut und wie wollen wir genau vorgehen?“

Die nächste Stunde verbrachten sie damit eine Strategie zu entwickeln, die gewährleisten sollte, dass möglichst niemand starb. Die Skeater waren gut ausgebildet, jeder trainierte seine Stärken und bekam Hilfe bei seinen Schwächen, das hier würde ihr erster Auftrag werden. Eine Feuerprobe.

Schließlich war es soweit und sie mussten runter um sich mit den anderen zu treffen. Kurz überlegte Harry und legte dann eine Illusion über sich. Harry Potter war tot und er würde es für die Öffentlichkeit auch bleiben. Er war jetzt älter, größer, schlank aber muskulös. Seien schwarzen Haare wurden an den Spitzen rot, als würden sie brennen und er hatte strahlend eisblaue Augen. Luzifer musterte ihn wohlwollend und nickte dann.

„Damit wirst du auf jeden Fall Eindruck machen.“

„Gut so.“, grinste Harry. Er hatte sich schon umgezogen. Eine enge schwarze Hose und ein rotes Hemd, darüber eine Weste aus verstärktem schwarzem Stoff. Sie würde ihn vor schwächeren Zaubern und Aufprallverletzungen schützen. Sie wollten sich gerade zum gehen wenden, als die Tür aufgerissen wurde.

Marie stürmte in das Zimmer, blieb aber fast sofort wieder stehen. Sie war kurz verunsichert wegen dem fremden Mann, doch sie erkannte schnell, dass es Harry unter einer Illusion war.

„Gut das ich dich noch erwische.“, keuchte sie etwas atemlos.

„Was gibt’s denn?“, fragte Harry und grinste schief.

„Musst du wirklich mitgehen Harry? Das wird gefährlich … wenn dir was passiert. Du bist der Lord Shaire, du musst in Sicherheit sein, du wirst gebraucht.“ Seit sie von dem Angriff gehört hatte, nagte diese Befürchtung an ihr. Sie wollte nicht, dass Harry etwas geschah, das er noch mehr litt. Auf seinen Lippen erschien ein sanftes Lächeln.

„Gerade weil ich der Lord Shaire bin muss ich mit. Wie kann ich von anderen verlangen, dass sie ihr Leben riskieren, wenn ich selber dazu nicht bereit bin.“

Marie öffnete ihren Mund, brachte aber kein Wort heraus und schloss ihn schließlich wieder. Es gab nichts was sie dagegen sagen konnte um ihn umzustimmen. Er hatte ja Recht. Stattdessen trat sie auf ihn zu und umarmte ihn.

„Pass auf dich auf.“, murmelte sie.

„Mir passiert nichts, keine Sorge. Luzifer würde mir sonst die Hölle heiß machen.“, kicherte Harry leise, allerdings hatte er es dennoch gehört.

„Darauf kannst du wetten.“, knurrte der Höllenfürst. „Keine Sorge. Ihm wird nichts passieren.“ Danach wurden die beiden Männer wieder ernst und wandten sich zum gehen.

„Ach und Harry.“, fing Marie an und er drehte sich, schon halb in der Tür, noch einmal um. „Tritt ihnen kräftig in den Arsch.“ Ein kurzes schiefes Grinsen war ihr Antwort genug.
 

Harry schloss seine Augen und schärfte seine Sinne. Nur auf der gegenüberliegenden Seite des Dorfes konnte er zwei unbekannte Auren ausmachen, alle anderen befanden sich in seinem Rücken und gehörten zu ihm.

„Zwei Leute, wahrscheinlich sind sie als Wachposten hier, bis die restlichen Auroren eintreffen.“, vermutete er. Mit einer knappen Handbewegung gab er den Skeatern das Zeichen ihre Plätze einzunehmen. Danach wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Dorfplatz zu, über den einige der Zurückgebliebenen spazierten um keinen Verdacht zu erregen. Es dauerte noch ein paar Minuten, doch dann tauchten die Auroren um das Dorf herum auf. Die wartenden Skeater wurden von den Neuankömmlingen nicht bemerkt. Über die geistige Verbindung spürte er die Verachtung und den Spott über so viel Inkompetenz, die von den Skeatern ausgingen. Im Stillen konnte er ihnen nur zustimmen. Auf ein Zeichen, welches Harry allerdings nicht bemerkte, stürmten die Angreifer das Dorf. Seine Muskeln spannten sich automatisch an, jegliche Freundlichkeit war aus seinen Zügen gewichen.

Entgegen der Erwartungen der Auroren brach keine Panik in dem Dorf aus. Die Männer und Frauen, die ihre Heimat verteidigen wollten, beschworen Schilde kaum das die ersten Flüche geflogen kamen. Doch die Angreifer ließen sich nicht beirren und drängten weiter vorwärts. Harry wartete noch einen Herzschlag lang, dann nickte er Dorren zu. Geschmeidig und vollkommen geräuschlos glitten die Skeater aus ihren Deckungen und umzingelten die Ministeriumsmitarbeiter, zeigten sich aber noch nicht. Er sammelte sich kurz, schloss die Augen und mit einem lauten Knall erschien Harry mitten auf dem Dorfplatz. Sofort erstarben alle Bewegungen, auf den Gesichtern der Waldbewohnern machte sich Erleichterung breit. Kalt und hart blickte Harry in die Runde, ließ einen Teil seiner Macht um sich wallen. Einige der jüngeren Auroren traten unbewusst einen Schritt nach hinten. Ihr Unterbewusstsein schrie sie an, dass sie hier einen Gegner vor sich hatten, dem sie nicht gewachsen waren. Harry grinste kalt und erhob die Stimme, durch die Stille schien sie über den ganzen Platz zu hallen. „Was wollt ihr hier auf meinem Land?“

„Deinem Land? Wer bist du, dass du so etwas behauptest?“, kam die geknurrte Antwort. Langsam wanderte Harrys Blick zu dem Sprecher.

„Oh Mad Eye Moody, welch eine Ehre. Nun, ich bin eine interessierte Partei, die will, das dieser Krieg so schnell wie möglich beendet wird. Es haben genug Menschen gelitten, genug ihre Familien verloren. Es reicht.“, erwiderte er und seine Stimme war zum Ende hin kalt wie Eis.

„Und deshalb schlägst du dich auf die Seite der Schwarzmagier?“, schnaubte Moody verächtlich. Harry hob ob dieses Vorwurfs eine Augenbraue.

„Das hier sind meine Leute und ich beschütze meine Leute. Das ist alles was ihr wissen müsst.“

„Hah, etwa du ganz alleine?“, rief einer der anderen Auroren. Moody hingegen wirkte nachdenklich und sein magisches Auge rotierte in seiner Höhle.

„Nein.“, war alles was Harry sagte, schnippte mit den Fingern und seine Kämpfer erschienen aus ihren Verstecken. Sie zögerten nicht, sondern deckten ihre Gegner sofort mit Flüchen ein. Nach ein paar Sekunden hatten sich auch die letzten Auroren wieder soweit gefasst, dass sie zur Gegenwehr ansetzten. Harry schickte Zauber in alle Richtungen, konzentrierte sich auf den Kampf und versuchte gleichzeitig seine Leute und die Dorfbewohner im Auge zu behalten und erschuf im Notfall Schilde um sie zu schützen. Die Skeater benötigten diese Hilfe allerdings nur selten, denn jeder von ihnen war ein gut ausgebildeter Kämpfer. Vor allem beherrschten sie nicht nur Zauber sondern griffen die Auroren auch körperlich an. Harry beobachtete, wie Dorren einen Gegner nach einem kurzen Duell besiegte. Allerdings hatte sich ein zweiter Mann von hinten an ihn heran geschlichen. Harry wollte gerade einschreiten, als Dorren herumfuhr und ihm einen kräftigen Tritt vor die Brust versetzte. Der Mann taumelte keuchend zurück und Harry wandte sich beruhigt wieder ab.

Um Luzifer brauchte er sich überhaupt keine Gedanken zu machen. Dem Höllenfürsten schien das ganze hier sogar Spaß zu machen. Wie der Dämon, der er war, fuhr er unter seine Feinde. Plötzlich züngelten Flammen aus dem Boden und umschlangen einen jungen Auroren. Das Gesicht des Mannes war schreckensbleich und seine Augen weit aufgerissen. Als Harry das bemerkte, kämpfte er sich schnell zu ihm durch und packte Luzifer am Arm.

„Keine Toten wenn es sich vermeiden lässt.“, zischte er. Sie lieferten sich ein kurzes Blickduell, doch dann schien Luzifer wieder zu bemerken wo sie sich befanden. Er schüttelte kurz den Kopf, dann schnipste er mit den Fingern und die Flammen erstarben.

Aus dem Augenwinkel sah Harry einen roten Zauber auf sich zu rasen und wich zur Seite aus, gleichzeitig schickte er einen Entwaffnungszauber in Richtung des Urhebers.

Schließlich merkte Moody, dass sie hier nicht gewinnen konnte und bellte zum Rückzug. Innerhalb weniger Augenblicke waren alle Auroren vom Dorfplatz verschwunden. Diesmal hatten sie den Überraschungseffekt auf ihrer Seite gehabt, doch Harry konnte sich denken, dass ihre Gegner das nächste mal besser vorbereitet sein würden.

Er atmete ein paar mal tief durch um seinen Herzschlag wieder zu normalisieren und verschaffte sich dann einen Überblick. An vielen Häusern waren Brandspuren zu sehen, manche Mauern waren völlig zerstört und gewährten Einblick in die Räume dahinter.

Die Verteidiger versammelten sich erwartungsvoll um Harry. Sie wollten die nächsten Schritte erfahren. Die Skeater hatten inzwischen die weißen Netzmasken wieder abgelegt, die ihre Gesichter verborgen hatten. Auch Luzifer und Dorren waren wieder neben ihm aufgetaucht. Soweit Harry das überblickte, hatte es keine Verluste gegeben und es waren nur einige Verletzungen zu beklagen.

„Ok, wir verschwinden wieder. Sollte es noch einmal Probleme geben, dann schickt mir sofort eine Nachricht.“ In den Gesichtern der Dorfbewohner sah er Erleichterung und Dankbarkeit. Er nickte ihnen kurz zu, dann wandte er sich ab.

„Wer Familie oder Freunde hier hat, hat für drei Tage frei.“, meinte er noch beiläufig. Die Überraschung und Freude auf den Gesichtern der Skeater, die aus dem Dorf waren, sah er schon nicht mehr, da er direkt disapparierte.
 

Mit übereinander geschlagenen Beinen saß Hedwig auf dem Sofa im Slytheringemeinschaftsraum und beobachtete ihre Mitschüler. Draco hatte eine Art Versammlung einberufen und in den letzten Minuten war es immer voller geworden. Schließlich erhob Draco sich und das gedämpfte Gemurmel ebbte ab. Es war interessant zu beobachten wie viel Einfluss der Blonde hatte.

„Pansey.“, sagte er und die Parkinson erhob sich. Mit übertriebenem Hüftschwung, bei dem Hedwig sich einen Lachanfall verkneifen musste, stolzierte sie nach vorne. Nach einem Seitenblick wusste sie, dass Millicent das ganze genauso lächerlich fand wie sie. Ihr kam eine Idee und sie drehte sich noch ein Stück weiter zu der Schwarzhaarigen. Diese hob überrascht eine Augenbraue, sagte aber nichts, nachdem Hedwig ihr verschwörerisch zu gegrinst hatte. Mit einem leisen Murmeln schickte sie einen kleinen Zauber los und tat dann rasch so, als würde sie Millicent etwas zu flüstern. Als der Fluch ihre Beine traf, stolperte Pansey über ihre Absatzschuhe und legte sich beinah auf den Teppichbelegten Boden. Für ihre Grazie erntete sie verhaltenes Gelächter und ihr Gesicht färbte sich puterrot. Millicent schüttelte sich vor Lachen und signalisierte Hedwig verstohlen, wie genial sie ihre Aktion fand. Hedwig lächelte Großmütig und lehnte sich dann wieder ins Sofa zurück um zu genießen was auch immer kommen würde.

Draco musterte das Mädchen vor sich mit einem kalten Blick. Ihre dauernden Annäherungsversuche und Wahnvorstellungen, dass sie heiraten würden nervten ihn schon seit einer geraumen Zeit. Doch das sie jetzt noch eine Slytherin in aller Öffentlichkeit sabotierte ging eindeutig zu weit.

„Ich hoffe du weißt, das dein Verhalten heute absolut inakzeptabel war. Nicht nur, dass du eine andere Slytherin angegriffen hast, du hast uns alle vor einem anderen Haus lächerlich gemacht. Du musst bestraft werden.“ Zustimmendes Gemurmel der umstehenden und niemanden schien es besonders zu stören. Auch wenn dieses Haus nach außen hin zusammenhielt, wenn man dem Ansehen schadete verstanden die Schlangen keinen Spaß.

„Nichts der gleichen werdet ihr tun.“, erwiderte Pansey überzeugt und völlig gelassen. „Meine Familie hat einen mächtigen Freund und der wäre gar nicht froh, wenn mir etwas passieren würde.“ Sofort kippte die Stimmung in der Schlangengrube. Niemand sagte ein Wort doch Hedwig konnte sich denken um wen es ging. Draco hatte die Augen verengt und seine Hände zu Fäusten geballt. Selbstsicher stolzierte Pansey durch den Raum.

„Wenn ihr mich sabotiert, wird er das gleiche mit euren Eltern machen. Wenn ihr mich angreift, wird das euren Eltern schlecht bekommen. Ihr könnt nichts tun, dass nicht auf eure Familien zurück fällt. Euch bleibt nichts anders übrig als die ganze Sache auf sich beruhen zu lassen und zu akzeptieren, dass ich diese Schlampe niemals als eine Slytherin

sehen und sie auch weiterhin bekämpfen werde.“, erklärte sie und beugte sich zum Schluss ganz dicht über Hedwig, ein siegessicheres Funkeln in den Augen. Ein unangenehm intensiver Geruch schlug ihr entgegen und aus der Nähe konnte sie die vielen verschiedenen Lagen Make up fast schon zählen.

Noch immer wagte niemand etwas zu sagen, doch Blaise hatte sich neben seinen Freund gestellt. Da er der Anführer der Slytherins war, musste er in dieser Sache eine Entscheidung treffen. Blaise beneidete ihn wirklich nicht, denn er steckte in einer ziemlichen Zwickmühle. Zum einen hatte Pansey eindeutig die Regeln übertreten und das konnte man ihr nicht so einfach durchgehen lassen - außerdem war es eine wunderbare Gelegenheit - andererseits konnten sie nicht riskieren ihre Familien in Gefahr zu bringen. Zwar waren nicht alle Slytherins Anhänger vom Dunklen Lord, viele Eltern und Geschwister allerdings schon und Pansey hatte Recht, momentan waren ihre Eltern bei ihm hoch im Kurs. Deshalb war Blaise umso erstaunter, als sich plötzlich ein diebisches Grinsen auf Dracos Gesicht stahl.

„Da hast du natürlich ganz recht und deshalb werden wir auch genau das tun. Gar nichts. Niemand von uns wird dich anrühren. Um die Wahrheit zu sagen wird sich dir niemand auch nur mehr nähern, niemand mit dir sprechen oder etwas mit dir unternehmen. Du wirst Luft sein, von niemandem beachtet.“ Panseys eben noch so sicheres Gehabe, fiel wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Sie wurde erst blass und bekam dann rote Flecken vor Aufregung.

„Das kannst du nicht tun.“, kreischte sie aufgebracht. Draco hob in seiner üblichen Manier eine Augenbraue.

„Ach kann ich nicht? Und wie genau willst du mich davon abhalten. Willst du etwa zu deinem mächtigen Freund rennen …“ Seine Augen huschten kurz zu Hedwig als er bei ‚Freund‘ zögerte und sie verstand. Sie redeten deshalb so um den heißen Brei herum, weil sie sie noch nicht einschätzen konnten. Die Slytherins wussten nicht auf welcher Seite sie stand und wie sie sich verhalten würde.

„Und dich beschweren?“, fuhr er fort. „Ich bin zu gespannt wie er reagiert wenn du ihn damit belästigst, dass wir nichts tun.“ Damit ließ er sich wieder auf seinen Platz sinken und widmete sich einem Buch, die anderen taten es ihm gleich und beschäftigten sich. Ein paar Sekunden blieb Pansey wie er starrt stehen, dann begann sie zu toben. Sie schrie und verwünschte alles und jeden. Als das aber niemanden interessierte, wollte sie auf den nächstgelegenen Schüler los gehen, doch wie zufällig, lief ihr immer wieder jemand in den Weg. Es beachtete sie in der Tat niemand. Fassungslos stand sie da und ihre Hände öffneten und schlossen sich immer wieder. Schließlich stürmte sie zornig aus dem Gemeinschaftsraum.

„Echt heftig.“, murmelte Hedwig, eigentlich zu sich selbst, doch Blaise, der sich zu ihr gesetzt hatte, hatte sie gehört.

„Sie hat es selbst herausgefordert.“, meinte er und zuckte mit den Achseln.

„Aber mal was anderes. Deine Moves im Unterricht waren echt klasse und wie du es Weasley gezeigt hast, einfach umwerfend.“ Blaise hatte einen fast schon verträumten Ausdruck, als er an Weasleys Gesicht dachte.

„Mich wundert’s nur immer noch woher er und Granger das Geld für solche Sachen haben. Ich habe heute die kleine Weasley gesehen und die hatte auch einen Umhang aus bestem Stoff.“, klinkte sich Millicent in das Gespräch ein. // Ich kann es mir denken.//, schoss es Hedwig durch den Kopf und ihre Hände ballten sich zu Fäusten.

Sorry ich hab das hier total vergessen hoch zu laden. Tut mir echt leid falls irgendeiner das liest und jetzt ewig drauf gewartete hat.
 

Am nächsten Morgen saß Hedwig mit den anderen Slytherin am Frühstückstisch und wollte gerade in ihr Toast beißen, als die Posteulen eintrafen. Viele Schüler blickten auf und suchten nach ihren Tieren doch sie nicht, sie erwartete nicht so bald wieder einen Brief. Hedwig griff nach dem Kürbissaft um sich nach zuschenken, da landete ein brauner Kauz vor ihr und stieß die Karaffe um. Sie warf dem Tier einen giftigen Blick zu und ließ die Flüssigkeit mit einem Schwenken ihres Zauberstabes wieder zurück fließen. Der Kauz war von ihren Dolchblicken allerdings wenig beeindruckt stattdessen streckte er ihr nur sein Bein entgegen, an dem der Tagesprophet hing. Nachdem sie ihm diesen abgenommen hatte, flog der Botenvogel wieder auf. Hedwig schlug die Zeitung auf und vergrub sich in den Artikeln, doch nach ein paar Minuten sog sie scharf die Luft ein.

„Was hast du?“, wollte Millicent wissen und versuchte einen Blick auf die Seite zu erhaschen, die Hedwig gerade las. Sie breitete die Zeitung auf dem Tisch aus, damit die anderen einen besseren Blick hatten und deutete auf den Artikel. Darin wurde von einer Razzia der Auroren berichtet, die durch eine bislang unidentifizierte Gruppe vereitelt wurden war. Klar Razzia, so wie sie das einschätzte, sollte das wohl eher ein Massaker werden.

„Was hat das denn jetzt schon wieder zu bedeuten.“, überlegte Millicent und nahm noch einen Schluck aus ihrem Kelch.

„Ich denke, dass es bald einigen Aufruhr in diesem Krieg geben wird.“, faste Hedwig ihre Gedanken zusammen.

„Mich würde ja mal interessieren wer so verrückt ist sich in diesen Kampf einzumischen.“, meinte Blaise, der mal wieder ungefragt der Unterhaltung gefolgt war. „Immerhin nimmt man es dann gleich mit zwei starken Zauberern auf.“

„Hoffentlich nicht noch so ein Größenwahnsinniger.“, erwiderte Millicent leise und warf Dumbledore einen vernichtenden Blick zu. Hedwig musste ein grinsen unterdrücken, trotzdem konnte sie sich einer gewissen Sorge nicht erwehren. Der Kampf hatte begonnen und Harry war mittendrin. Es war zum verrückt werden. Der Grund warum sie ein Mensch geworden war, war ihr Wunsch gewesen Harry zu helfen und jetzt konnte sie nichts tun um ihn zu beschützen. Es war schwer sich still zu verhalten und nicht eingreifen zu dürfen, während sich ihr Freund in Gefahr begab.

Mit einem genervten seufzen faltete sie die Zeitung wieder zusammen. Es war ohnehin Zeit, dass sie sich auf den Weg zu ihrer ersten Stunde machte. Verteidigung gegen die dunklen Künste und wie jedes Jahr gab es einen neuen Lehrer. Geschlossen standen die Slytherins auf und gingen zum Klassenzimmer. Sie hatten zusammen mit den Griffindors und die beiden Gruppen warfen sich gegenseitig Todesblicke zu, während sie auf dem Gang warteten. Nach ein paar Minuten wurde die Tür geöffnet. Ein Mann Mitte 30 mit braunen Augen und braunen Haaren, die von einigen silbernen Strähnen durchzogen waren, bat sie herein.

Sie wollten sich wie immer nach Slytherin und Griffindor getrennt setzten, als der neue Lehrer das Wort ergriff.

„Ich denke nicht, dass das nötig ist. Heute möchte ich mir erst einmal einen Eindruck von euren gegenwärtigen Fähigkeiten machen. Dazu werden wir kurze Duelle durchführen also macht hier bitte mal ein bisschen Platz. Übrigens ist mein Name Kyle Tyrel und für dieses Jahr werde ich es sein, der versucht euch ein paar Sachen in die Schädel zu hämmern - wenn es so läuft wie bisher werde ich die Aufgabe nächstes Jahr ja schon wieder jemand anderem aufdrücken. Ich konnte leider nicht am Festessen teilnehmen, da die Anfrage des Professors sehr kurzfristig kam und ich somit noch einiges vorbereiten musste.“ Stumm wurde die Erklärung hingenommen. Niemand wagte es sich zu Wort zu melden, denn dieser Mann war eine neue Konstante, die man noch nicht einzuschätzen wusste.

Nachdem die Mitte des Klassenzimmers frei war, ließ der neue Lehrer eine niedrige Bühne erscheinen. Sie war etwa 2 m breit und 5 m lang. Als erstes musste Blaise in den Ring steigen und ihm gegenüber stand Levenda. Es war ein kurzer Kampf und eigentlich hätte das Mädchen Hedwig sogar leid getan, doch als sie am Boden lag begann sie herum zu schreien und zu zetern und jegliches Mitgefühl löste sich in Wohlgefallen auf.

„Wie kann man sich nur so gehen lassen? Als Mädchen sollte man sich beherrschen können und solche hässlichen Seiten niemals zeigen.“, flüsterte Millicent und Hedwig konnte ihr nur zu stimmen. Im nächsten Moment wurde sie allerdings aufgerufen und ihr Gegner war Draco Malfoy.

„Das wird leicht für ihn.“, meinte Blaise, wohl eher an sich selbst doch Hedwig hatte ihn gehört.

„Du solltest Millicent nicht unterschätzen.“, erwiderte Hedwig gelassen. Sie hatte gleich am Anfang gespürt, dass Millicent großes Talent besaß. Diese Kampf würde sicher interessant werden.

Als Professor Tyrel den Kampf eröffnete, taxierten sich die beiden Kontrahenten erst ein paar Sekunden lang, dann flogen die Zauber in rasanter Abfolge. Mit einem hastig aufgezogenen Protego schütze Milli sich vor Dracos Stupor und schoss im nächsten Moment einen Eiszauber auf ihn ab. Der Wabbelbeinfluch, der darauf folgte, verfehlte sie nur um ein paar Zentimeter.

Das Klassenzimmer war außer den Kampfgeräuschen absolut still. Kaum einer wagte es zu blinzeln, aus furcht etwas zu verpassen. Nach Dutzenden weiteren Flüchen und Zaubern standen sie sich schweratmend gegenüber und wollten gerade zur nächsten Runde ansetzen, als ihr Verteidigungslehrer den Arm hob und damit den Kampf beendete.

„Danke das reicht. Das war wirklich ausgezeichnet ihr beiden. Als nächstes bitte Miss Granger und Miss Enigma.“ Ein Raubtierhaftes Lächeln erschien auf Hedwigs Gesicht. Mit einem Satz war sie auf die Duellbühne gesprungen und wartete, dass Granger sich zu ihr hinauf bequemte.

„Jetzt zahl ich es dir heim Miststück.“, zischte diese und grinste arrogant.

„Das werden wir sehen.“, erwiderte Hedwig gelassen.

Noch bevor der Lehrer das Startzeichen geben konnte, sprach Hermine ihren ersten Fluch. Millicent zischte empört und ihre Hand zuckte um dieser Göre ein paar Manieren beizubringen. Von so etwas wie Ehre und Tradition hatte dieses Schlammblut wohl noch nie gehört. Doch Hedwig wich dem Zauber ohne große Schwierigkeiten zur Seite aus.

„Ziemlich schwach.“, spottete sie und grinste. Man konnte deutlich beobachten, wie die Ader an Grangers Schläfe immer weiter anschwoll. Immer unkontrollierter feuerte sie ihre Flüche ab. Es waren viele verschiedene, das musste man ihr lassen, doch sie handelte strickt nach Lehrbuch. Kein bisschen Kreativität oder Eigeninitiative war zu erkennen. Alle beobachteten gespannt das Geschehen. Hedwig schien über die Duellbühne zu tanzen. Sie war ständig in Bewegung und feuerte ihre Zauber präzise und kraftvoll ab. Die Eleganz, die sie an den Tag legte war beeindruckend. Sie brachte die Bedeutung des Wortes Duell auf eine ganz neue Ebene.

Während Hedwig mit einer eleganten Drehung einem Zauber auswich, feuert sie noch in der Bewegung einen Gegenfluch ab. Er traf Hermine an der rechten Schulter und ließ sie sich um ihre eigene Achse drehen, bis sie schließlich wenig graziös auf dem Hinter landete. Der Lehrer hob die Hand um den Kampf zu beenden, doch die Griffindor achtete gar nicht darauf. Mit Wutverzerrtem Gesicht rappelte sie sich auf.

„Wie kannst du es wagen.“, rief sie und deckte Hedwig wahllos mit Flüchen ein. Sie wich allem aus oder blockte es ab. Als sie einen Eiszauber losschickte und der direkt an Hermine vorbei zischte, begann sie sie zu verspotten. Unbeeindruckt wehrte Hedwig die nächsten beiden Zaubersprüche ab und entwaffnete das andere Mädchen dann mit einem gut gezielten Expelliarmus. Durch die Wucht stolperte Hermine ein Stück zurück und geriet auf die vereiste Fläche, die Hedwig zuvor geschaffen hatte. Sie verlor das Gleichgewicht und fiel nach vorne. Doch noch immer wollte sie nicht aufgeben und langte nach ihrem Zauberstab. Im nächsten Moment stand Hedwig direkt vor ihr und hielt ihr ihren Zauberstab an die Kehle. Mit Blicken bescherte Hermine ihr tausend qualvolle Tode, doch das ließ sie kalt.

„Man sollte wissen wann es vorbei ist.“, zischte sie leise und beugte sich zu ihrer Gegnerin hinunter.

„Du kannst mich …“, setzte sie an, doch Hedwig unterbrach sie effizient, indem sie ihr einen Schlag in den Nacken versetzte. Wie ein gefällter Baum sackte Granger zur Seite und blieb liegen. Gelangweilt und mit einem verächtlichen Blick wandte sie sich ab. Dieses Mädchen konnte nur aus Büchern auswendig lernen, doch sie hatte keine Ahnung wie die Dinge anwenden musste. Dabei spielte sie sich auch noch auf als könnte sie alles perfekt.

„Ihr solltet sie besser in den Krankenflügel schaffen.“, meinte sie beiläufig zu den Griffindors und holte sie damit aus ihrer Erstarrung. Sofort stürmten zwei Mädchen nach vorne, besorgt um ihre Anführerin, und brachten sie aus dem Klassenzimmer. Von den Slytherins erklang Beifall, welchen Hedwig mit einem lächeln zur Kenntnis nahm.

„Ich denken diese Runde dürfte sehr eindeutig sein. Das war eine hervorragende Darbietung Miss Enigma. Obwohl ich denke, dass sie noch für die eine oder andere Überraschung gut sein werden.“, meinte Professor Tyrel. Hedwig nickte darauf nur und stellte sich wieder zu ihren Hauskameraden.
 

Tonks Atem ging keuchend, während sie sich durch den Wald schlug und dabei nicht auf die Äste achtete, die ihre Haut zerkratzten. Seit zwei Wochen war sie jetzt schon in den Highlands unterwegs. Es war ein Auftrag des Ordens und sie sollte versuchen, die Werwölfe auf ihre Seite zu ziehen.

So hatte es Dumbledore ausgedrückt. Doch die junge Aurorin wusste, dass sie abgeschoben worden war. Seit Harrys Verschwinden hatte sie begonnen Nachforschungen zu betreiben. Dabei war sie auf ein paar Ungereimtheiten gestoßen. Sie hatte versucht sie aufzuklären und war dabei anscheinend zu nah an eine Sache geraten, von der sie nichts wissen sollte.

Jetzt steckte sie hier mitten im Nirgendwo mit einem Himmelfahrtskommando fest. Auch wenn viele sie für naive und unbedarft hielten, so war sie doch eine ausgebildete Aurorin. Sie merkte wenn man versuchte sie los zu werden. Trotz allem hatte sie versucht ihren Auftrag zu erfüllen. Natürlich waren die Gespräche gescheitert, der Hass war zu tief verwurzelt, mehr noch, man hatte die Jagt auf sie eröffnet. Und jetzt hetzte sie durch den Wald auf der Flucht vor ein paar Mordlüsternden Werwölfen. Einer von ihnen besaß sogar einen Zauberstab und hatte sie vor zwei Tagen mit einem Schneidefluch übel erwischt. Sie war erschöpft, hungrig und von dem Blutverlust wurde ihr immer wieder schwarz vor Augen. Doch sie schleppte sich weiter. Sie wollte unbedingt herausfinden, was mit Harry passiert war. Der Junge war immer so freundlich und hilfsbereit und unschuldig, das sich automatisch ihr Beschützerinstinkt gemeldet hatte.

Leicht schwankend lehnte die Metamorphagie sich an einen Baum und holte japsend nach Luft. Als sie ein Stück entfernt Stimmen hörte, hielt sie sich die Hand vor den Mund um ihre Atemgeräusche zu dämpfen. Dabei fiel ihr Blick auf eine Weitere Merkwürdigkeit. Vor ein paar Tagen war plötzlich ein seltsames Zeichen auf ihrem Handgelenk erschienen. Es bestand aus drei gebogenen Linien, die sich schnitten und ein Dreieck einschlossen. Egal was sie versuchte, es ließ sich einfach nicht wegkriegen.

Plötzlich legte sich eine Hand schwer auf ihre Schulter und Tonks fuhr erschrocken herum. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie nah ihr ihre Verfolger mittlerweile gekommen waren. Bevor sie allerdings noch irgendetwas anderes tun konnte als zu starren, wurde sie in die Luft gehoben und gegen einen Baum geschleudert. Die Luft wurde ihr aus der Lunge gepresst und sie hörte deutlich wie ihre Rippen knacksten. Benommen sackte sie zu Boden. Unfähig sie zu bewegen, geschweige den sich zu wehren. Mit unscharfem Blick beobachtete sie wie die Männer sich auf sie zubewegten.

Aber sie wollte nicht sterben, noch nicht. Sie hatte die Wahrheit noch nicht herausgefunden, worin auch immer die bestehen mochte. Doch das war sie Harry schuldig, wenn sie ihn schon nicht beschützen konnte.

Sie spürte wie sich ihr Blickfeld verdüsterte und ihre Sinne schwanden. Bevor sie allerdings endgültig in der Schwärze versank, hatte sie kurzzeitig das Gefühl zu fliegen, völlig schwerelos. Bevor sie wieder auf hartem Boden aufkam. Nachdem was sie erkennen konnte, befand sie sich in einer Trainingsraum. Ein Mann mit roten Haaren, die zum Ende hin schwarz wurden, lehnte an der Wand. In der Mitte des Raumes stand ein mittzwanzig Jähriger mit dunklen Haaren und ihm gegenüber … Doch bevor sie die letzte Person vor sich genauer betrachten konnte, verlor sie endgültig das Bewusstsein.

Dumbledore war außer sich vor Zorn. In letzter Zeit schien alles und jeder es darauf angelegt zu haben sich in seine Pläne einzumischen. Zuerst verschwand Potter, bevor er Riddle aus dem Weg geräumt hatte, dann waren seine Untergebenen absolute Nieten und jetzt auch das noch. Der Angriff auf dieses Dorf von Freaks war ein kompletter Reinfall. Vereitelt durch eine paar unbedeutende Kakerlaken. Wieso um Merlins Willen war er nur von inkompetenten Idioten umgeben?
 

„Sagt schon, wer hat es gewagt sich mir in den Weg zu stellen?“, knurrte er und seine Magie wirbelte um ihn herum. Der Mann vor ihm kauerte sich noch tiefer auf den Boden. Seine Stimme zitterte als er sagte: „Nach unseren derzeitigen Informationen handelt es sich bei der Gruppe um die Skeater.“

„Mach dich nicht lächerlich, die Skeater sind eine Legende.“

„I-ich weiß Meister aber es bleibt nur dieser Schluss wenn- wenn man alle Fakten zusammen nimmt.“
 

„Dann sind sie also tatsächlich wieder aus der Versenkung der Geschichte aufgetaucht. Aber wieso gerade jetzt? Nun ja, am Ende ist es egal. Diese Maden werden meinen Plan nicht durchkreuzen können.“, meinte Voldemort, als er wieder alleine war.

Zischelnd schlängelte Nagini sich um die Beine ihres Herren.

*Unteschääätzzzt siiie lieber niccchhht. Die Ssskeater sssind eine äußßerssst mächtige Gruppe. Sssie exisstieren schon sseit langer Zzzeit und haben Wissssen, dasss schon ssseit Generationen verborgen gehalten wird.*

*Du machssst dir zzu viele Gedanken meine Ssschöne.*, zischte er und strich ihr über den schuppigen Kopf.

*Nicchtss issst gefählicchher alsss ein Feind, den man nicchht kennt.* Bei den Worten seiner Begleiterin wurde er nachdenklich.

*Vielleicht hasst du recht. Ich werde versssuchen mehr über sssie herausss zu finden und über ihren Anführer, der essss wagt Lord Voldemort herausss zu fordern.*
 

Nur langsam tauchte Tonks wieder aus der Bewusstlosigkeit auf. Was an sich schon erstaunlich genug war, hatte sie doch fest damit gerechnet tot zu sein. Es herrschte ein angenehmes Dämmerlicht als sie ihre Augen aufschlug. Nach einem kurzen Blick bemerkte sie, dass sie in einem weichen Himmelbett lag. Der Raum in dem sie sich befand war geschmackvoll eingerichtet und geräumig, man hätte locker zwei Zimmer draus machen können. Zu ihrer Linken befand sich ein Fenster, dessen Vorhänge allerdings zugezogen waren. Tonks tastete kurz ihren Körper ab und bemerkte, dass ihre Verletzungen geheilt worden waren. Nur die besonders schwerwiegenden schmerzten noch etwas.

Als die Tür aufgemacht wurde, fuhr sie herum und wollte automatisch nach ihrem Zauberstab greifen, doch sie fand ihn nirgendwo. Eine Frau mit kurzen schwarzen Haaren betrat das Zimmer. Ihr Blick fiel auf die aufrecht sitzende Tonks und wirkte kurz überrascht, ehe sie sich knapp verbeugte.

„Es freut mich, dass es Ihnen besser geht Miss. Ich bin Asha und für Sie verantwortlich. Wenn Sie einen Wunsch haben, zögern Sie nicht ihn zu äußern.“ Tonks war mit der gesamt Situation völlig überfordert.

„Wo bin ich?“, war das erste, dass sie raus brachte.

„Im Haus meines Herren. Sie sind plötzlich hier aufgetaucht, schwer verletzt. Unsere Ärzte haben sich um Sie gekümmert und seit dem haben Sie geschlafen.“

„Und wer ist dein Herr?“, fragte sie jetzt schon ungeduldiger.

„Der Lord Shaire.“, antwortete sie schlicht, bekam kurz einen verträumten Gesichtsausdruck, fing sich aber schnell wieder, sie verneigte sich hastig und verließ das Zimmer. Mit einem Schnauben warf Tonks die Bettdecke zurück und stand auf. Kurz war sie noch etwas wacklig auf den Beinen, doch sie fing sich wieder und trat ans Fenster. Mit einem Ruck öffnete sie die Vorhänge und blinzelte in das plötzlich grelle Licht. Dann blickte sie sich noch einmal in dem Zimmer um, konnte aber nichts verdächtiges entdecken. Wieso hatten diese Fremden ihr geholfen? Oder war das alles nur ein Trick um an Informationen zu kommen?

Eine Weile blieb sie in ihren Gedanken versunken, doch als sie die Tür ein weiteres mal öffnete, wandte sie sich augenblicklich um. Ein junger Mann mit schwarzen Haaren trat ein und ging schnurstracks auf die Sessel vor dem Kamin zu. Mit einer kurzen Handbewegung forderte er sie auf ihm zu folgen.

„Mein Name ist Dorren und ich bin ein Kommandant des Lord Shaire. Eins sage ich dir gleich, solltest du ihm in irgendeiner Weise schaden wirst du deines Lebens nicht mehr froh.“, begann er mit düsterer Stimme und ließ sie keinen Moment lang aus den Augen. Tonks hielt den Blick stand und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr.

„Ich werde ja wohl kaum dem etwas antun, der mir geholfen hat.“, erwiderte sie gelassen. „Und ich heiße Tonk.“ Allerdings beachtete Dorren sie gar nicht mehr sondern starrte auf etwas an ihrem Arm. Bevor sie noch etwas sagen konnte, wurde ihr Handgelenk gepackt und in die Höhe gehoben. Dorren musterte einen Augenblick lang das Symbol, ehe er sie wieder frei ließ. Allerdings lehnte er sich jetzt entspannt zurück und lächelte sogar leicht.

„Es scheint so.“ Daraufhin runzelte sie die Stirn. Wieso vertraute er ihr auf einmal?

„Und da wir nun schon mal dabei sind Tonks. Was hältst du von Dumbledore?“

In der nächsten Stunde durchlief Tonks alle Gefühle, die ihr bekannt waren. Wut, Trauer, Enttäuschung, Zweifel, Freude, Mitleid, Selbsthass und Bewunderung. Dumbledore hatte die gesamte Zaubererwelt von Anfang an belogen, er hatte Harry ausgenutzt, er hatte den Orden ausgenutzt. Er hatte ein kleines Kind gequält und manipuliert und dennoch war Harry daran nicht zerbrochen. Er hatte alles alleine durchgestanden, war gewachsen, stärker geworden und hatte die Wahrheit entdeckt. Und von all dem hatte Tonks nichts bemerkt. Ihr wurde schlecht bei dem Gedanken daran, was Harry alles durchleiden musste.

Später wusste sie nicht so genau wie sie hier hin gekommen war, doch zusammen mit Dorren stand sie nun vor einer schlichten Holztür. Sie war nervös, misstrauisch und wusste nicht was als nächstes kommen würde. Ihre gesamte Weltanschauung, alles woran sie geglaubt und wofür sie gekämpft hatte war eine einzige Lüge gewesen. Übrig blieb nur sie, die sehen musste, was sie mit den Überresten anfangen konnte.

Als die Tür geöffnet wurde, schob sie alle Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf das hier und jetzt. Das war alles was noch zählte, was sie jetzt und hier tat. Nach dem was sie verstanden hatte, würde sie gleich dem Lord Shaire gegenüberstehen, da konnte sie Ablenkungen nicht gebrauchen.

Bevor Dorren die Tür öffnete, wandte er sich noch einmal zu Tonks. Sein Blick war ernst und nichts war mehr von der vorherigen Freundlichkeit zu sehen.

„Ich sag es dir noch einmal. Wir alle lieben den Lord Shaire und du würdest keine 5 Schritte weit kommen, wenn du ihn in irgendeiner Weise verletzt.“ Tonks ließ sich von ihm allerdings nicht einschüchtern, sondern erwiderte seinen Blick.

Sie hatte mit vielem gerechnet und vieles erwartet aber nicht mit dem Bild, was sich ihr darbot, als Dorren die Tür schließlich öffnete.

„Hallo Tonks. Schön dich zu sehen.“

Als wäre sie gegen eine Wand gelaufen blieb Tonks abrupt stehen. Ihr Mund klappte auf und wieder zu. Vor ihr stand Harry und lächelte sie schwach an.

Wochenlang hatte sie nach ihm gesucht und jetzt bekam sie ein einfaches Hallo?!

Mit einem Schlag wurden ihre Haare kurz und rot und standen nach oben ab. Ihre Augen bekamen eine gelbe Farbe und die Pupillen wurden zu Schlitzen.

Mit einem Satz war sie bei ihm und Schlug ihm mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, ins Gesicht. Sein Kopf ruckte zur Seite und seine Augen wurden durch einige schwarze Strähnen verdeckt.

Aus dem Augenwinkel sah Tonks eine rasche Bewegung, doch bevor sie sich rühren konnte, hatte Harry die Hand gehoben.

Er richtete seinen Kopf wieder auf und befühlte sich mit der Hand den Kiefer. Ein paar mal ließ er ihn kreisen, dabei ließ er sie keinen Augenblick aus den Augen.

„Ich denke das hab ich verdient.“, grinste er. Von einem Moment auf den anderen waren Tonks Wut und ihre Enttäuschung verschwunden. Sie war nur noch erleichtert, dass sie ihn endlich gefunden hatte und das es ihm gut ging.

Mit einem Schluchzen zog sie ihn in ihre Arme. Sie spürte, wie er die Arme um sie schlang und sie näher zog.

„Es tut mir so leid Harry, verzeih mir. Ich hätte es merken müssen. Ich hätte dir helfen müssen. Es tut mir so leid, was du alles alleine durchstehen musstest.“, schniefte sie, als sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. Sie löste sich wieder von Harry, traute sich aber nicht, dem schwarzhaarigen in die Augen zu sehen. Doch dann spürte Tonks eine Hand an ihrem Kinn, die ihren Kopf leicht anhob. Sanft wurden ihr die Tränen von den Wangen gestrichen.

„ Es ist ok. Ich habe beschlossen nichts zu bereuen und weiter voran zu schreiten. Mein Vergangenheit hat mich geformt und zu dem gemacht der ich bin, doch sie hat mich nicht gebrochen. Es ist ok. Sei einfach normal. Zu ändern ist es jetzt ohnehin nicht mehr.“, sagte er mit weicher Stimme. Auch wenn Tonks sich dafür schämte, waren es doch genau die Worte, die sie zu hören gehofft hatte. Es war das was sie brauchte um die Schuldgefühle zu mildern.

Ein schwaches Lächeln schlich sich auf ihre Lippen und mit einer entschlossenen Geste wischte sie sich auch noch die letzten Spuren ihrer Tränen aus dem Gesicht.

„Na gut.“, sagte, entfernte sich ein paar Schritte von ihm und holte tief Luft.

„SAG MAL WAS FÄLLT DIR EIGENTLICH EIN MIR SOLCHE SORGEN ZU BEREITEN?! Du hättest dich melden können! Ich wusste nicht ob du tot, lebendig oder gefangen warst! Ich bin fast durchgedreht, weil ich nicht wusste wo du bist! 5 Wochen! 5 verdammte Wochen und du schaffst es nicht mir eine Nachricht zu schicken!“
 

Nachdem sich die Aufregung wieder gelegt hatte, holte Professor Tyrel Weasley und Thomas auf die Bühne. Hedwig runzelte die Stirn, als ihr auffiel, dass Ron etwas zu siegessicher aussah. Er war grad mal ein Mittelklasse Zauberer, wie konnte er da so dermaßen von sich überzeugt sein?

Doch schon als der Kampf anfing, spürte sie, dass etwas nicht stimmte. Thomas war nicht bei der Sache. Nein anders. Er war bei der Sache … dabei zu verlieren. Es schien als würde er sich absichtlich zurück halten. Hedwig konnte spüren, dass er deutlich mehr gekonnt hätte. Schon nach zwei Sekunden erlaubte Weasley sich eine Blöße, die jedem halbwegs vernünftigem Zauberer die Chance zum Sieg gegeben hätte. Doch Thomas tat nichts. Nach ein paar haarsträubenden Minuten, in denen Hedwigs Mine immer finsterer wurde, beendete Weasley den Kampf. Überheblich stand Ron über dem anderen Junge und warf ihm noch einen verächtlichen Blick zu. Dean ließ das alles über sich ergehen und stieg schweigend wieder von der Plattform hinunter.

Den Rest der Stunde war Hedwig in Gedanken versunken und bekam die anderen Kämpfe überhaupt nicht mehr mit. In ihren Gedanken zeichnete sich ein Bild ab, das ihr ganz und gar nicht gefiel. Nach Unterrichtsschluss lief sie sofort vor die Tür und wartete dort. Als Dean Thomas nach draußen trat ließ sie ihm keine Zeit überrascht zu sein, sondern zog ihn mit sich. Erst in einer Nische ließ sie ihn wieder los.

„Jetzt erklär mir mal was hier los ist.“, verlangte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ich hab keine Ahnung wovon du redest.“, erwiderte er und blickte sich um, um zu sehen ob jemand beobachtete, dass er mit einer Slytherin sprach.

„Na schön. Du musst nichts erzählen. Sag mir einfach nur, wenn ich falsch liege.“, schlug sie mit ihrer Geduld langsam am Ende vor. Sie hatte keine Lust sich länger mit ihm herum zu schlagen.

„Weasley und Granger haben Harry Potter von Anfang benutzt. Sie haben sich nur mit ihm angefreundet, um mehr Macht zu bekommen. Bei kleinsten Anzeichen von Schwierigkeiten haben sie ihn dann im Stich gelassen. Und jetzt, wo Harry nicht mehr da ist, haben sie die Kontrolle in Griffindore an sich gerissen.“, riet sie einfach mal drauf los. Doch nach allem was sie beobachten konnte, war die Wahrscheinlichkeit, dass sie richtig lag ziemlich hoch. Der entgeisterte Blick und die plötzliche Blässe von Thomas waren ihr Antwort genug.

„Und jetzt haben sie dich unter Druck gesetzt, damit Weasley gut dastehen konnte.“

Dean Thomas schien unter dessen immer kleiner zu werden und schien sich ganz dringend ganz wo anders hin zu wünschen.

„Lässt du dich wirklich so leicht unterkriegen? Willst du für den Rest deiner Schulzeit Duckmaus spielen? Von alleine wird sich nichts ändern und helfen wird dir garantiert keiner. Du musst schon aus eigener Kraft befreien. Oder steck den Kopf einfach in den Sand und tu so als ob du nichts sehen und hören würdest. Das ist bequemer und für so einen Waschlappen wahrscheinlich alles was er kann.“, schnaubte sie. Es war unglaublich, wie schnell dieser Junge eingeknickt war. Sie konnte solche Schwäche nicht ausstehen und nicht verzeihen. „Und jetzt verschwinde.“

Mit eine letzten Blick huschte er aus der Nische und mischte sich unter die anderen Schüler. Hedwig lehnte sich mit verschränkten Armen an die Mauer und dachte nach. Vielleicht war es von Harry doch richtig gewesen, sie nach Hogwards zu schicken. Offensichtlich gab es auch hier einiges, das getan werden musste. Sie konnte nicht zulassen, dass Weasley und Granger Griffindore auf diese Art tyrannisierten. Trotzdem fragte sie sich, wer wohl noch in dieses falsche Spiel verwickelt war.

„Ach hier bist du. Wir haben uns schon gewundert, wohin du so schnell verschwunden bist.“, holte Blaise sie aus ihren Gedanken. Sie wich seinem Arm aus, den er um ihre Schulter legen wollte. Er zog einen Schmollmund, war aber schnell wieder der Alte und lächelte sie charmant an.

„Ich musste nur etwas klären.“, meinte Hedwig ohne auf Blaise Verhalten ein zu gehen.

„Komm lieber, die nächste Stunde fängt bald an.“ Millicent packte ihre Hand und zog sie hinter sich her. „Und Severus mag es auch von Slytherins nicht, wenn sie zu spät kommen.“ Draco und Blaise folgten den Mädchen rasch in Richtung der Kerker
 

Nach einem langen Gespräch war Tonks schließlich eingeschlafen und zurück in ihr Zimmer gebracht wurden. Harry lehnte sich erschöpft in seinen Sessel zurück. Er musste sich eingestehen, dass es überraschend friedlich abgelaufen war.

Zuerst hatte Tonks ihn geschlagen, dann hatte sie ihn in ihre Arme gezogen nur um dann Übergangslos zu den Vorwürfen zu kommen. Er war froh zu sehen, dass er der jungen Frau offensichtlich so viel bedeutete und bekam gleich ein schlechtes Gewissen, weil sie sich wegen ihm und seinem Schicksal so gequält hatte. Dennoch war er erleichtert, das zumindest ein Teil seiner Vergangenheit keine Lüge gewesen war.

Tonks hatte die Offenbarungen, die er ihr geliefert hatte, erstaunlich gut aufgenommen. Anscheinend hatte sie schon seit einer Weile an Dumbledore und dem Orden gezweifelt und seine Geschichte hatte ihre Vermutungen nur bestätigt. Das sein Verschwinden es war, das sie stutzig gemacht hatte, rührte ihn auf seltsame Art und Weise.

Kurz fiel sein Blick auf den Stapel Papiere, der sich noch auf seinem Schreibtisch türmte und ein seufzen entwich ihm. Doch es musste sein und er sollte sich lieber beeilen, wenn er noch etwas trainieren wollte. Und das wollte er, denn er musste stark genug werden, um die anderen beschützen zu können.

Nach drei Stunden hatte er geschafft und streckte sich erleichtert. Danach erhob er sich und machte sich auf in Richtung des Trainingsraumes.

Es war ein ziemlicher Schock gewesen, als plötzlich eine Person mitten in der Trainingseinheit aufgetaucht war. Besonders, da es durch alte und mächtige Zauber unmöglich war unbefugt auf das Gelände des Anwesens zu kommen. Als er allerdings erkannt hatte, das es Tonks war, die da auf dem Boden seiner Trainingshalle verblutete, war Harry sofort zu ihr geeilt. Er hatte Dorren los geschickt, um nach einer Heilerin zu suchen. Es waren lange Minuten geworden. Die Fragen wie und warum sie hier her gekommen war, waren in den Hintergrund gerückt, als er die Schwere ihrer Verletzungen bemerkte.

Als Harry die Türen zur Halle öffnete, erwartete Dorren ihn schon mit erhobenem Schwert. Ab und zu fragte er sich, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war den anderen zu fragen ob er ihn im Schwertkampf unterrichten könnte. Er lernte zwar viel, doch Dorren war ein harter Lehrmeister. Sie fingen sofort mit dem Training an und Harrys Kopf wurde wunderbar klar. Er konzentrierte sich einzig und allein auf sich und seinen Gegner. Für Überlegungen und Erklärungen war später auch noch Zeit.

Nichts rührte sich in dem riesigen Anwesen. Alle Bewohner schliefen bereits tief und fest. Völlig lautlos huschte ein Schatten das Dach entlang. Hin und wieder hielt er inne, schien sich um zu sehen. Schließlich sprang er auf einen Balkon hinab und blickte durch das Fenster ins Zimmer hinein. Seine Augen glühten leicht in der Dunkelheit und waren das einzige, das man klar erkennen konnte.

Das Schlafzimmer war nur schwach von Mondlicht erhellt, doch für ihn reichte es. Er konnte alles genauso gut sehen, als wäre es heller Tag. Ein Junge mit verwuschelten schwarzen Haaren lag in einem viel zu großen Bett. Er versank beinah in der Decke und den Kissen. Gleichmäßig hob und senkte sich seine Brust und seine Lippen waren einen Spalt breit offen.

Doch plötzlich verzog der Junge das Gesicht. Lautlos murmelte er etwas und kniff seine Augen fest zusammen. Er zog den Kopf ein und seine Schultern zuckten. Hektisch huschten seine Augen unter den geschlossenen Lidern hin und her und seine Hände krallten sich fest in seine Decke. Besorgt trat der Schatten einige Schritte auf die Glastür zu, zögerte aber noch hinein zu gehen. Durch seine feinen Sinne konnte er die Angst des Schlafenden deutlich spüren. Als Dämon wurde er von ihr angezogen. Sie war das Lebenselixier seiner Rasse. Und so sehr er ihren Duft sonst liebte, diese Situation war anders.

Dieser Junge war anders.

Er sollte nicht leiden. Als er ihn getroffen hatte, hatte er sich geschworen ihn zu beschützen. Nicht weil es der Vertrag so verlangte, sondern weil er es selbst wollte. Dieser Junge hatte sich seinen Respekt verdient und mehr noch, er mochte ihn.

Lautlos öffnete er die Tür und trat ein. Das leise Wimmern wurde immer deutlicher und der Junge warf sich im Bett hin und her. Mit wenigen Schritten war der Schatten bei ihm und ließ sich auf der Bettkante nieder. Er legte dem Jungen die Hand auf die Stirn und fuhr ihm mit den Fingern durch das Haar. Zuerst zuckte er unter der Berührung zusammen. Ein unterdrücktes Schluchzen entkam seiner Kehle. Er versuchte sich unbewusst der Berührung zu entziehen, doch die Hand des Schattens folgte ihm. Schließlich beruhigte sich der Junge wieder und lehnte sich den sanften Händen sogar leicht entgegen. Ein leises Lachen war zu hören, das aber sofort mit einer Hand erstickt wurde.

Einfach unglaublich.

Diese Reaktion war völlig unnormal. Er müsste Angst haben, sich fürchten und sich nicht an ihn kuscheln. Ein Dämon war etwas, vor dem die meisten Lebewesen instinktiv zurück wichen, selbst andere magische Kreaturen mieden sie. Sie spürten, das sie gefährlich waren. Monster. Jäger. Geißeln der Unterwelt. Es gab viele Namen und Bezeichnungen für sie und alle trafen zu.

Nur dieser Junge weigerte sich partout das einzusehen. Er behandelte ihn wie einen völlig normalen Menschen ohne jedes Misstrauen. Wenn seine Untergebenen ihn jetzt so sehen könnten. Der große Höllenfürst, grausamer Herrscher und gnadenloser Kämpfer bei einem kleinen Menschen plötzlich ganz zahm. Luzifer schüttelte über sich selbst den Kopf.

Er blieb noch eine Weile an dem Bett sitzen, ehe er wieder durch das Fenster verschwand. Dieser Junge hatte etwas besonderes an sich, das sich jeder automatisch zu ihm hingezogen fühlte. Er würde noch viel erreichen und Luzifer war dankbar, dass er dabei sein konnte.
 

Mit festen Schritten ging Tonks auf das Haus der Familie Black zu. Nachdem die Tür erschienen war, atmete sie noch einmal tief durch. Sie brauchte jetzt volle Konzentration und durfte sich nichts anmerken lassen.

Mit einem Ruck öffnete sie die Tür und trat ein. Fast sofort kam jemand aus der Küche gehastet und stieß einen spitzen Überraschungsschrei aus. Im nächsten Moment fand Tonks sich in einer knochenbrechenden Umarmung wieder.

„Ich freu mich auch dich wieder zu sehen Molly.“, sagte sie zur Begrüßung und tätschelte der Frau den Rücken.

„Wir haben uns alle solche Sorgen gemacht. Dumbledore natürlich auch. Er ist gerade hier, wir haben im Moment eine Versammlung, er wird sicher erleichtert sein dich gesund wieder zu sehen.“, plapperte Molly Weasley drauf los und schob Tonks in Richtung Konferenzraum.

„Das glaub ich auch.“, stimmte sie ihr zu und kontrollierte zur noch einmal ihre Okklumentikschilde. Dann betraten sie auch schon das Zimmer und alle Blicke richteten sich sofort auf sie. Für einen Moment, nur für einen winzigen Augenblick, konnte Tonks in Dumbledores Augen Überraschung und Unglauben entdecken.

„Tonks, wie wunderbar Sie wieder bei uns zu haben. Wir können im Moment jede Hilfe gebrauchen. Aber erzählen Sie erst einmal, wie ist ihr Auftrag verlaufen? Wir haben uns schreckliche Sorgen gemacht, als wir nichts mehr von ihnen hörten.“, fing er sich aber gleich wieder und gab seiner Stimme einen besorgten Tonfall.

„Sicher Professor.“, antwortete Tonks und bemühte sich so wie immer zu klingen. „Die Verhandlungen sind leider gescheitert. Ich konnte die Werwölfe nicht überzeugen sich uns anzuschließen. Sie haben mich angegriffen und ich musste fliehen. Nur mit Mühe bin ich ihnen entkommen. Ein paar Tage lang musste ich mich bedeckt halten um meine Wunden zu heilen und neue Kräfte zu sammeln, danach bin ich sofort wieder zurück gekehrt.“

„Zum Glück ist Ihnen nichts weiter passiert Tonks. Ich bin Ihnen sehr dankbar für ihre Bemühungen, auch wenn Sie leider keinen Erfolg hatten. Sicher sind Sie noch erschöpft. Sie sollten sich ein wenig ausruhen. Molly wird Sie sicher mit Freuden über alles Neue informieren.“, meinte er und wandte sich dann wieder den anderen Anwesenden zu. Gemeinsam mit Molly verließ Tonks den Versammlungsraum, durchquerte die Halle und stieg die Treppe nach oben.

„Ich glaub wirklich langsam macht dieser Krieg alle verrückt.“, fing Molly schon wieder an zu reden. „Eine Neue Gruppe ist da draußen aufgetaucht. Niemand weiß wofür sie kämpfen oder was sie wollen. Nicht mal wer der Anführer ist, ist bekannt.“

„Tatsächlich?“, murmelte Tonks geistesabwesend und fuhr sich mit dem Daumen über das Symbol auf ihrem Handgelenk, ehe sie es rasch wieder unter ihrem Ärmel versteckte.

Bereits ein paar Tage später rief Dumbledore sie bereits wieder zusammen. Angeblich sollten sie einige Todesser gefangen nehmen. Doch da Tonks Harry bescheid gesagt hatte, war die Familie nicht da, als die Ordensleute auftauchten. Dennoch ließ es sich nicht ewig vermeiden und schließlich traf sie in einem Kampf auf die Skeater. Sie versuchte sich so unauffällig wie möglich zu verhalten, schoss nur ungefährliche Flüche ab und achtete darauf, dass niemand sie beobachtete.

Von Snape hatte sie gehört, dass es auch schon ein paar Zusammenstöße mit den Todessern gegeben hatte und Voldemort außer sich vor Wut war. Harry sorgte tatsächlich für einigen Wirbel in dieser Auseinandersetzung.
 

Nach dem Spektakel in Verteidigung gegen die dunklen Künste, versuchte Hedwig sich etwas bedeckter im Unterricht zu verhalten. Sie wollte nicht früher als unbedingt nötig die Aufmerksamkeit des Direktors auf sich ziehen. Doch da sie nun auf der Abschussliste von Weasley und Granger stand, gestaltete sich das etwas schwierig. Sie versuchten ständig sie aus ihrer Deckung zu locken und dazu zu verleiten gegen die Schulregeln zu verstoßen. Zu ihrem Maßlosen Entsetzten konnte Hedwig alles kontern was sie zu bieten hatten, sie es nun verbal oder durch Zauber.

So saßen Hedwig und Millicent einmal am See um die letzten warmen Strahlen zu genießen und unterhielten sich, als sich plötzlich ein Eimer Farbe über ihrem Kopf entleerte. Ihre Haare und ihr Mantel färbten sich rot und hinter sich konnte Hedwig schadenfrohes Gelächter hören.

„Oh nein.“, rief Granger gedehnt. „Das tut mir aber leid. Ich habe nur einen Zauber geübt.“ Das überhebliche Grinsen brauchte Hedwig gar nicht, um zu erkennen was sie hier versuchte. Millicent hatte schon ihren Zauberstab gezogen und wollte aufspringen, wurde aber von ihrer Freundin zurückgehalten.

Gemächlich erhob Hedwig sich und betrachtete mit scheinbar nachdenklichem Ausdruck ihre eingefärbten Haare. Mit einem kurzen Schnipsen ihres Zauberstabes war die Farbe großteils verschwunden, nur ein paar wenige Strähnen waren noch rot. Sie wandte sich an Millicent.

„Und wie sieht es aus? Ich hatte mir sowieso überlegt etwas mit meinen Haaren zu machen.“, fragte sie und deutete auf ihren Kopf.

„Steht dir.“, grinste die schwarzhaarige. Oh, ihre Freundin war gut.

„Dann sollte ich mich für die Hilfe wohl bedanken.“, überlegte Hedwig weiter und schritt langsam auf die zwei Griffindors zu. Inzwischen waren auch die anderen Schüler, die sich am See befanden, auf das Geschehen aufmerksam geworden. Gespannt beobachteten sie, was als nächstes passieren würde. Granger und Weasley, die inzwischen gemerkt hatten, dass ihr Plan fehl geschlagen war, verloren ihr spöttisches Grinsen. Direkt vor der Brünetten blieb Hedwig stehen.

„Ich weiß sogar schon, was dir bestimmt gut stehen würde.“, meinte sie schließlich und ein Funkeln trat in ihre Augen, das Granger unwillkürlich einen Schritt zurück weichen ließ. Doch es war zu spät. Hedwig schwang ihren Zauberstab, den sie immer noch in der Hand hielt, und murmelte einen Zauberspruch. Hermines Haut verfärbte sich grün und bekam einige Flecken und zwischen ihren Fingern spannte sich plötzlich dünne Häutchen. Mit Horror beobachtete das Mädchen die Veränderung an ihrem Körper. Schreiend lief sie davon und tauchte auch zum Abendessen nicht wieder auf.

„Sag mal was hast du mit ihr gemacht? Die ist ja gerannt als wäre der Lord hinter ihr her.“, flüsterte Millicent ihr ins Ohr. Hedwig grinste, während sie gemeinsam wieder zurück in die Kerker gingen.

„Och, sie sieht sich gerade nur so, wie es in ihrem Inneren aussieht. Anscheinend hat es ihr nicht gefallen - wie schade. Wann sie wohl merkt, dass sie die einzige ist, die das sieht?“ In Millicents Augen trat ein begeistertes Funkeln und sie kicherte.

„Wie sieht sie denn aus?“, wollte Millicent wissen und ihr Grinsen wurde breiter.

„Nun, ich würde sagen man könnte sie am ehesten als Kröte bezeichnen. Aber sie will bestimmt nicht, dass alle das wissen.“, erwiderte Hedwig gelassen.

„Also wird sie niemandem etwas sagen. Du bist genial. Woher kannst du das nur alles?“, fragte sie, erwartete aber keine Antwort. Sie hatte schnell gemerkt, dass ihre neue Freundin nicht viel über ihre Vergangenheit sprach. Hedwig überging die Frage einfach.

Am Abend konnte man dann ein frustrierten Schrei durch den den Slytherin Gemeinschaftsraum hallen hören. Draco versuchte Hedwig die tieferen Aspekte der Zaubertrankbrauerei bei zu bringen, doch sie schaffte es einfach nicht ihm zu folgen.

„Gib’s auf Draco. Ich versteh das einfach nicht, die Grundlagen mögen ja noch gehen aber alles weitere …“, versuchte Hedwig ihren Freund zu beruhigen. Normalerweise nahm der Malfoy alles recht gelassen hin und konnte immer seine Beherrschung waren. Doch wenn es um seine geliebten Tränke ging konnte er sich schnell aufregen.

„Aber wie kann man das nicht verstehen?“, stöhnte er und er konnte sich gerade noch abhalten sich die Haare zu raufen. Hedwig schmunzelte und hob eine Augenbraue.

„Nur weil du und Blaise solche Ausnahmetalente seit, heißt das noch lange nicht, dass da jeder mitkommt. Ihr habt einfach ein komplett anderes Verständnis für die ganze Sache.“

Das war eine ziemliche Untertreibung. Sie hatte schon ein paar mal überlegt, die beiden Freunde für ihre Seite zu gewinnen. Nur wusste Hedwig nicht, wo genau sie standen. Aus diesem Grund beobachtete sie sie im Moment nur. Draco Malfoy und Blaise Zabini, Erben zweier alter und einflussreicher Familien, noch dazu war jetzt schon zu erkennen, das sie das Zeug zu begnadeten Tränkemeistern hatten. Sie wären eine unglaubliche Bereicherung für die Skeater. Doch sie war nicht bereit ein Risiko ein zu gehen, wenn sie ihnen nicht völlig vertrauen konnte.

Mit Genugtum beobachtete sie auch, wie Dumbledore immer unzufriedener wurde. Jedes Mal, wenn ein Angriff vereitelt wurde, sank seine Laune weiter. Nach jedem Kampf schickte Harry ihr eine kurze Nachricht was passiert war und das es ihm gut ging. Er teilte ihr auch mit, dass Voldemort immer zorniger wurde und offenbar fieberhaft nach allen Informationen über die Skeater suchte, die er finden konnte.

Unter den Schülern kursierten die unterschiedlichsten Gerüchte und die meisten waren viel verrückter als die Realität. Doch gerade ein Mädchen, von dem sie es am wenigsten erwartet hatte, schien gerade in dieser Situation an Scharfsinn zu gewinnen. Luna Lovegood war die erste, die die Skeater zur Sprache brachte. Aber natürlich glaubte niemand dem verträumten Mädchen. Zumindest eine gewisse Zeit lang.

Das Dumbledore gut gelaunt die Halle betrat, hätte Hedwig bereits eine Warnung sein müssen. Doch sie war zu Beschäftigt damit, mit Blaise zu diskutieren. Erst die Ankunft der Posteulen unterbrach sie.

„Und nochmal, ich werde dir nicht sagen, wer mir die Kette geschickt hat.“

„Aber Schönheit. Ich mache mir doch bloß Sorgen um dich.“

„Wenn das so ist“, meinte Hedwig gespielt überlegend. „Dann versuch doch einfach es rauszubekommen. Sei mein Held in glänzender Rüstung.“ Mit diesen Worten schlug sie die Zeitung auf und widmete ihr ihre Aufmerksamkeit. Sie ließ einen verdatterten Blaise zurück und eine Millicent, die sich köstlich amüsierte. Allerdings hatte der Spaß schnell ein Ende, als sie einen Artikel entdeckte.
 

Legende aus den Schatten - Rückkehr der Skeater

Ihre Augen weiteten sich. Hastig überflog Hedwig den Artikel und sprang dann auf. Es war ihr egal, dass sie damit die Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Es war ihr egal, wie viele Blicke ihr folgten, als sie aus der Halle rannte. Sie hastete die Treppen zum Eulenturm hinauf, ohne ein einziges Mal langsamer zu werden. Die Worte des Artikels klangen ihr immer wieder in den Ohren.
 

Ein Schock ging durch die Zauberergemeinschaft, als bekannt wurde, dass sich eine neue Partei in den Krieg eingemischt hat. Verständlicher Weise wollen die Menschen wissen, ob sie nun noch einer weiteren Gefahr gegenübertreten müssen.

Nach neusten und verlässlichen Informationen handelt es sich bei dieser Gruppe um die Skeater, eine Geheimgesellschaft, die lange Zeit für einen bloßen Mythos galten wurde. Geschichten, die man sich in alten Bars zuraunte, scheinen mit einmal Realität geworden zu sein. Gestern am späten Abend konnten sie einen Angriff der Todesser auf das Dorf Berg abwehren noch bevor ernsthafte Schäden entstanden. Betroffen war offenbar die Muggelfamilie Rowling, die bisher noch als vermisst gilt. Dennoch stellt sich die Frage. Auf welcher Seite kämpfen sie? Oder verfolgen sie ihre eigenen Ziele? Wer ist ihr Anführer, der immer wieder gegen beide Fronten dieses Krieges kämpft? Bisher konnte noch keine dieser Fragen geklärt werden. Auch anderweitige Informationen sind bislang nicht bekannt. Man kann nur hoffen, dass das nicht der Anfang einer weiteren Spirale der Gewalt ist.

Die Skeater. Helfer oder Feinde? Wir werden sie auch weiterhin über alle Entwicklungen auf dem Laufenden halten.
 

Sie hörte schnelle Schritte hinter sich, eine Hand packte sie an der Schulter und drehte sie herum.

„Hedwig was ist los? Warum bist du so aufgebracht?“, fragte Blaise und diesmal konnte man in seinem Blick keinen Schalk erkennen, sondern nur ehrliche Sorge. Millicent und Draco waren auch da und musterten ihre Freundin. Sie atmete ein paar mal tief durch um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können.

„Das Dorf, dass angegriffen wurde, Breg, ich habe dort in der Nähe ein paar Freunde. Es ist zwar unwahrscheinlich, trotzdem möchte ich sicher gehen, dass es ihnen gut geht.“ Hedwig war bemüht ihrer Stimme einen besorgten Klang zu geben und es schien ihr zu gelingen, denn der Blick ihrer neuen Freunde wurde weicher.

„Ich bin mir sicher, dass es geht ihnen gut geht und du dir völlig umsonst Sorgen machst.“, versuchte Draco sie zu beruhigen.

„Ganz genau, in dem Artikel stand doch, dass der Angriff schon zu Beginn gestoppt wurde. Trotzdem kommen wir mit, nur damit du dich selbst überzeugen kannst. Professor Binns  wird es wahrscheinlich nicht mal bemerken, wenn wir ein paar Minuten zu spät kommen.“, bot Millicent an und legte ihr eine Hand auf den Arm.

In der großen Halle unterdessen kochte Pansey Parkinson vor Wut. Ihre Schuld. Es war ganz allein die Schuld von diesem verdammten Schlammblut, dass sie jetzt in dieser Lage steckte. Niemand beachtete sie, man ging ihr sogar aus dem Weg. Wäre sie nicht gewesen, wäre sie immer noch bei ihrem Draco, anstatt ganz am Rand des Haustisches sitzen zu müssen. Dieses Miststück wollte sich doch bloß wichtig machen und das schlimmste war, das auch noch alle darauf herein fielen. Nur weil sie plötzlich verschwand, machten sich die anderen sofort Sorgen und folgten ihr. Pah, die spielte sich doch nur auf und versuchte ihr ihren Draco weg zu nehmen. Aber so leicht würde sie ihr nicht davon kommen. Sie brauchte nur noch einen Plan. Direkt angreifen würde nichts bringen. Sie hatte gesehen was dieses Miststück konnte. Nein, sie würde einen anderen Weg finden müssen.
 

„In zwei Wochen sind Weihnachtsferien in Hogwards nicht wahr?“, überlegte Harry laut und hatte einen nachdenklichen Gesichtsausdruck aufgesetzt. Dorren und er waren eigentlich dabei ein paar Berichte durchzugehen, als sein Blick aus dem Fenster glitt. Dieser legte die Blätter auf den Tisch und dachte kurz nach.

„Ja, ich glaube schon. Wieso wollt Ihr das wissen?“

Harry musterte ihn kurz und lächelte dann leicht.

„Ich hab dir doch gesagt du sollst mich Harry nennen. Nun, ich denke, dass Hedwig in den Ferien zurück kommen wird. Ich vermiss sie ein bisschen. Seit wir uns kennen, waren wir noch nie so lange getrennt.“

Dorren blätterte schnell ein paar Pergamentbögen durch, ehe er einen hervorzog und ihn noch einmal schnell überflog.

„In ihren Berichten hat sie mehrmals Draco Malfoy und Blaise Zabini erwähnt.“, murmelte er nachdenklich und legte den Zettel wieder aus der Hand.

„Es wäre gut, wenn wir die beiden für unsere Seite gewinnen können. Sowohl ihr politischer Einfluss als auch ihre Talente als Tränkemeister wären von unglaublichem nutzen.“

Harry stützte sein Kinn auf der Hand ab und betrachtete Dorren mit einem undeutbaren Blick.

„Sie sind auch talentierte Zauberer. Du solltest sie nicht nur auf eine Fähigkeit reduzieren. Vergiss nicht Dorren, sie sind genauso Menschen wie du und ich. Und ob nützlich oder nicht, wenn sich uns jemand anschließen will, werden wir ihm helfen.“

Dorren verneigte sich zum Zeichen, dass er verstanden hatte. Ein Schmunzeln huschte über sein Gesicht. Der neue Lord Shaire war wirklich anders als alle, die es zuvor gegeben hatten. Die Skeater waren eigentlich dafür da, das Gleichgewicht der Magie zu bewachen. Harry jedoch hatte es zu einer Art Bürgerwehr gemacht. Er versuchte den Menschen zu helfen. Doch eins machte ihm Sorgen. Sein Lord sah erschöpft aus, egal wie sehr er es zu überspielen versuchte. Selbst wenn er gerade erst aufgestanden war, wirkte er erschöpft. Aber wieso? Was beschäftigte ihn so sehr?

Seine Gedanken wurden unterbrochen als ein junger Mann das Büro betrat. Er war nervös und ehrfurchtsvoll. Von so nah, hatte der ihren neuen Anführer noch nicht gesehen. Doch das beruhigende Lächeln auf Harrys Gesicht, ließ ihn sich entspannen.

„My Lord, soeben kam die Nachricht, dass eine Muggelfamilie von Todessern angegriffen wird. Offenbar handeln sie eigenständig, weshalb unsere Spione uns auch nicht vorher benachrichtigen konnten.“ Sofort war alles andere vergessen und Harry erhob sich.

„Wie viele sind es?“

„Nur 5 My Lord.“

„Dorren, such dir zwei Kämpfer und triff mich in fünfzehn Minuten vor dem Manor.“

„Zu Befehl.“, erwiderte Dorren und schloss die Augen, um mit den anderen Kontakt auf zu nehmen. Der junge Mann verschwand nach einer kurzen Verbeugung. Ohne zu zögern hatte der junge Lord darüber nachgedacht, wie er diesen Menschen helfen konnte. Eine andere Möglichkeit schien es für ihn überhaupt nicht zu geben. Der junge Mann lächelte. Es war wirklich die richtige Entscheidung gewesen zu den Skeatern zu zu gehen. Auch wenn seine Familie komplett hinter Dumbledore stand, er selbst konnte sich nicht mit dessen Idealen und Zielen identifizieren.

Als Harry den Ort des Angriffs erreichte, war der Schrecken noch in vollem Gange. Das Haus stand lichterloh in Flammen und im flackernden Licht des Feuers konnten sie die Familie im Garten entdecken. Vater und Mutter wurden auf das schlimmste gefoltert, während man im brennenden Haus ein Kind weinen hören konnte. Mit einer knappen Handbewegung schickte Harry seine Leute zu den Eltern und lief selbst ins Haus.

Hitze schlug ihm entgegen kaum das er durch dir Tür getreten war, das Fauchen wurde noch lauter und Qualm raubten ihm die Sicht. Nur durch einen Zauber konnte er überhaupt noch atmen. Zum wiederholten male verfluchte er sich, so überstürzt aufgebrochen zu sein. Hose, Hemd und Weste waren nicht gerade feuerfeste Kleidungsstücke. Er versuchte das Feuer zu löschen, doch es war  anscheinend magischer Natur. Erneute Rufe brachten ihn dazu die Treppe hinauf zu stürmen, ungeachtet der Flammen, die nach seiner Kleidung leckten. Das Weinen wurde immer lauter und er ließ sich einfach von seinem Instinkt leiten. Unter seinen Füßen knarzte das Holz und Harry konnte gerade noch rechtzeitig auf den Treppenabsatz springe, ehe es unter ihm nachgab und mit lautem Getöse in das Flammenmeer im Erdgeschoss stürzte. Der Rückweg war ihm versperrt, er würde sich einen anderen Weg nach draußen suchen müssen. Aber zu erst …

Er öffnete die Tür zu seiner rechten und spähte in den Raum. Dicker Qual lag in der Luft und es war niemand zu entdecken. Auch hinter der nächsten Tür befand sich niemand. Langsam wurde Harry nervös. Das Feuer kam immer näher und langsam wurde es wirklich eng. Wenn er das Kind nicht bald fand, könnte es zu spät sein.

Er öffnete die Tür am Ende des Ganges und betrat ein Kinderzimmer. Offensichtlich das eines Mädchens. Doch von der Bewohnerin war nichts zu sehen. Harry trat in die Mitte des Raumes und drehte sich im Kreis. Nichts. Nur Flammen und Qualm. Mit einem lauten Knall barst unten im Haus irgendetwas. Erschrockenes Schluchzen ließ ihn herumfahren und auf den Kleiderschrank zu stürmen. In der hintersten Ecke saß zusammen gekauert ein blondes Mädchen. Tränen liefen ihr übers Gesicht und sie hielt einen Teddy fest an ihre Brust gedrückt. Auch großen Augen starrte sie den Jungen an, der plötzlich vor ihr aufgetaucht war. Sie hatte schreckliche Angst. Vermummte Gestalten waren auf einmal aufgetaucht und taten ihren Eltern weh. Ihre Mama hatte ihr noch befohlen sich zu verstecken, ehe sie nach draußen gezehrt wurde. Jetzt brannte es überall um sie und es war heiß und stickig und sie wusste nicht was sie tun sollte. Sie vergrub das Gesicht im Fell ihres Teddys und kniff die Augen ganz fest zusammen.

„Hey kleine Lady.“, sagte der Junge plötzlich mit sanfter Stimme. Zaghaft blickte sie auf und begegnete wunderschönen grünen Augen. Sie schienen zu funkeln und ganz plötzlich hatte sie ein bisschen weniger Angst.

„Willst du da nicht lieber raus kommen? Deine Eltern warten schon auf dich.“, sprach er weiter und streckte ihr die Hand entgegen. Doch sie zögerte. Der Junge warf einen hastigen Blick über seine Schulter, ehe er sich wieder ihr zuwandte.

„Aber Mama hat gesagt ich soll mich verstecken.“, meinte sie leise und schniefte.

„Ich soll dich doch für Sie abholen.“, beteuerte der Junge.

„Wirklich?“ Sie war noch unsicher und misstrauisch. Vielleicht gehörte er zu diesen Männern, die ihr so schreckliche Angst machten und ihren Eltern weh taten. Der Junge ging auf ein Knie und hielt sich eine Hand vor die Brust.

„Wer würde es wagen eine Lady wie dich zu belügen?“, sagte er und hielt ihr die andere Hand hin. „Würdest du mir die Ehre erweisen mich zu begleiten?“ Sie spürte, wie ihre Wangen rot wurden und ergriff die dargebotene Hand. Sanft schlossen sich die Finger um ihre und er hob sie hoch. Wie eine echte Prinzessin lag sie in seinen Armen.Vertrauensvoll vergrub sie die Finger im Stoff seines Hemdes und lehnte ihren Kopf an seine Brust.

Harry ging mit schnellen Schritten auf das Fenster zu. Das Feuer war mittlerweile so nah, dass es gar keinen anderen Weg mehr aus dem Zimmer gab. An der Decke leckten schon die Flammen und verkohlte Fetzen der Tapete rieselten auf sie herab. Es knallte und der kleine Kronleuchter riss aus seiner Verankerung. Harry trat zur Seite, doch mit dem Mädchen auf dem Arm konnte er sich nicht frei bewegen. Das heiße Metall riss seinen Ärmel auf und versenkte ihm die Haut. Überall um sie herum fauchte, rauschte und knackte es. Das Haus würde bald einstürzen. Sie mussten so schnell wie möglich hier raus.

Mit einem Zauberspruch öffnete er das Fenster und sprang hinaus. Noch in der Luft wirkte er einen zweiten Zauber und sie sanken langsam zu Boden, wo sanft landeten. Seine Leute waren anscheinend ebenfalls schon fertig, denn die Todesser lagen entwaffnet und bewusstlos im Gras. Dorren und die anderen beiden standen um die verängstigten Eltern und wussten nicht so recht was sie tun sollten. Trotz seiner Verletzungen hatte der Mann sich vor seine Frau gestellt, um sie im Notfall beschützen zu können. Mit schnellen Schritten trat Harry auf sie zu. Als das Mädchen ihre Eltern entdeckte, schrie sie vor Freude auf. Harry setzte sie ab und sofort lief sie zu ihren Eltern. Auf deren Gesichtern breitete sich Erleichterung auf und die Augen der Frau schwammen in Tränen.

„Joanne.“, schluchzte sie und schloss ihr Kind in die Arme. „Oh Joanne. Mein Liebling. Ich bin so froh, dass es dir gut geht.“

„Mama, Mama. Ein Prinz hat mich gerettet.“, rief sie aus und ihre Augen strahlten.

„Ein Prinz?“, wiederholte sie verblüfft und wechselte einen verwirrten Blick mit ihrem Mann.

„Ja.“, bestätigte das Kind voller Überzeugung und deutete auf Harry. „Er hat mich auf Händen raus getragen und war total lieb. Wie ein echter Prinz eben.“ Auch wenn er versuchte es zu verstecken, bemerkte Harry, das Dorren ein Glucksen unterdrücken musste. Doch bevor Harry etwas sagen konnte, wurde er von einer Frau mit kurzen, dunklen Haaren angesprochen.

„My Lord, was soll mit ihnen geschehen?“, fragte sie und nickte zu den bewusstlosen Todessern. Harry bedachte sie mit einem kalten Blick, dann wandte er sich wieder ab.

„Schickt sie zum Ministerium.“ Inzwischen hatte sich die Familie wieder erhoben und stand dich beieinander.

„Vielen Dank. Ich weiß zwar nicht was hier gerade passiert ist, aber danke, dass Sie uns geholfen haben.“, meinte der Mann und versuchte sich an einem nervösen Lächeln. Harry betrachtete sie genauer. Sie waren sichtlich angeschlagen und verwirrt, so konnte er sie nicht zurück lassen.

„Wir nehmen sie mit.“, ordnete er an Dorren gewandt an, ehe er wieder zu der Familie sah. „Ich bitte Sie uns zu begleiten. Wir werden euch alles erklären und eure Wunden versorgen.“

„Heißt das, du nimmst uns mit auf dein Schloss?“, fragte Joanne ganz begeistert. „Oh, können wir gehen? Können wir? Oh bitte Mum?“, quengelte sie, doch ihre Eltern zögerten noch. Sie wussten überhaupt nichts von diesen Leuten, nur, dass sie offensichtlich etwas mit ihren Angreifern zu tun hatten. Sollten sie es wirklich wagen? Der Jugendliche vor ihnen sah freundlich aus, doch der Schrecken saß noch tief. Wieso passierte das alles?

„Wir wollen Ihnen nur helfen. Ich verspreche, dass Ihnen nichts geschehen wird.“, versuchte Harry ihnen die Entscheidung leichter zu machen. Anne wechselte einen kurzen Blick mit ihrem Mann und nickte ihm leicht zu.

„Dann denke ich, sollten wir Ihr Angebot annehmen. Wir sind noch neu hier und kennen sonst niemanden.“, meinte er und nahm Joanne auf den Arm, die immer stärker anfing zu husten. Besorgt strich er ihr über die Stirn. Harry nickte und hielt ihnen seinen Arm hin.

„Ich weiß, dass das alles im Moment ziemlich verwirrend ist. Bitte haben Sie noch ein wenig Geduld. Ich werde Ihnen alles erklären. Wenn Sie sich jetzt bitte fest halten würden.“

Als sie in der Eingangshalle seines Anwesens wieder auftauchten, waren die Muggel sichtlich blass um die Nasen. Sie atmeten hektisch und ihre Augen waren weit aufgerissen. Ihre Verletzungen machten ihnen sichtlich zu schaffen und dazu kamen noch die Strapazen der überraschenden Apparation. Harry hatte schon im Vorhinein die Heiler informiert, sodass sie sofort in Empfang genommen wurden. Marie war auch dabei und ihre Blick wurde panisch, als sie die Wunde an Harrys Arm sah. Unterdessen gab er schon wieder Anweisungen.

„Kümmert euch bitte sie. Da waren ein paar ziemlich üble Flüche dabei. Ich wünsche, dass alles getan wird um ihnen zu helfen.“ Joanne hustet heftig und er warf ihr einen besorgten Blick zu. „Und schaut euch auch sie hier mal an. Könnte sein, dass sie eine Rauchvergiftung hat. Ich weiß nicht genau, wie lange sie in dem Feuer war.“ Er wollte sich zum gehen wenden, als Marie ihm mit verschränkten Armen in den Weg trat.

„Und du wirst sie begleiten.“, stellte sie klar und tippte ihm vor die Brust. „Was auch immer Muggel hier zu suchen haben aber du wirst dir schon was dabei denken. Feststeht auf jeden Fall, dass du ebenfalls versorgt werden musst.“

„Aber ich…“, versuchte Harry sich zu wehren, doch Marie ließ keine Widerrede zu, sondern schleifte ihn hinter den Heilern her, die bereits die Familie in den Krankensaal gebracht hatten. Die früheren Lord Shaire hatten wirklich an nichts gespart, um ihn so ansprechen wie möglich zu gestalten. Der Raum war kreisrund mit hohen Fenstern an den Wänden und Ausblick auf den Garten. Über eine Glastür konnte man ihn sogar betreten. Die Decke war mit feinen Fresken versehen, die Vögel, Drachen und sogar Engel darstellten. In der Mitte waren in einer Steinsäule Kristallphiolen spiralförmig aufgereiht. Das einfallende Licht wurde von ihnen reflektiert und in den verschiedensten Farben an die Wände geworfen.

Doch dafür hatte Harry keinen Blick, sondern ließ sich missmutig auf eines der Betten fallen. Joanne und ihre Eltern waren schon da und vor allem das kleine Mädchen schaute sich mit großen Augen um, während ihre Eltern noch immer verwirrt und ängstlich waren. Er seufzte. Wenn er schon hier festsaß, konnte er die Zeit auch sinnvoll nutzen. Die Heiler wollten sich sofort zuerst um ihn kümmern, doch mit einem Handwink bedeutete er ihnen, die Familie zu versorgen.

„Ich denke ich sollte mich erst einmal vorstellen. Mein Name ist Harry Potter und ich bin sozusagen der Herr dieses Hauses.“, sagte er mit bemüht beruhigender Stimme.

„Das sind meine Frau Anne, meine Tochter Joanne und ich bin Peter. Noch mal, vielen Dank für Ihre Hilfe. Ich weiß nicht, was wir ohne Sie hätten tun sollen.“, stellte der Mann sie der Reihe nach vor. Die ganze Zeit behielt er den Heiler im Blick, der gerade seinen Zauberstab über seine Frau schwang, um zu erfahren wo sie überall verletzt war. Seine Kollegin suchte derweil schon einige Tränke heraus.

„Hätten Sie jetzt vielleicht die Güte uns zu erklären, was das alles hier zu bedeuten hat.“, bat er.

„Sicher und nennen Sie mich bitte Harry. Das wird jetzt zwar ziemlich unwirklich für Sie scheinen aber nach dem was sie heute erlebt haben, sind Sie vielleicht eher bereit mir zu glauben. Ich bin ein Zauberer, genauso wie jeder meiner Leute. Magie existiert und hält sich seit Jahrhunderten vor den gewöhnlichen Menschen verborgen.“ Zur Demonstration zog er seinen Zauberstab und ließ einige Funken hervor sprühen, die sich zu einem Vogel zusammen fanden, der einige Kreise im Raum drehte und sich dann wieder auflöste.

„Und so gern ich es auch anders hätte, aber die Zauberer sind sich untereinander ziemlich uneinig. Einige sind der festen Überzeugung, dass wir über den normalen Menschen stehen und uns nicht verstecken sollte. Sie morden und foltern um ihre Macht zu stärken. Andere wollen einfach nur mehr Geld und Einfluss und dazu ist ihnen jedes Mittel recht. Ihnen ist egal wem sie dabei schaden oder wer auf der Strecke bleibt. Sie opfern Menschen ohne zu zögern solange es ihren Zielen dient.“ Seine Stimme hatte einen bitteren Ton angenommen, der seinen Zuhörern keinesfalls entging. Doch dann fing er sich wieder und fuhr fort zu erzählen.

„Diejenigen, die sie angegriffen haben, gehören zu jemandem, der sich Lord Voldemort nennt. In meiner Welt ist er der gefürchtete Schwarzmagier aller Zeiten obwohl die meisten nicht mal seine wahren Ziele kennen. Er versucht schwarze Magie zu legalisieren allerdings ist er dabei ziemlich außer Kontrolle geraten. Er ist wahnsinnig und grausam aber auch ein mächtiger Zauberer. Kaum einer traut sich auch nur seinen Namen auszusprechen. Ich bin schon ein paar mal mit ihm aneinander geraten und oft nur knapp entkommen. Dann gibt es noch die ‚weiße Seite‘. Sie wird von Albus Dumbledore angeführt, dem Schulleiter, der bekanntesten Magieschule in Großbritannien. Er ist alt und mächtig so gut wie alle Weißmagier vertrauen ihm blind. Allerdings ist das nur eine Maske. Er benutzt die Menschen nur um noch mehr Macht zu erlangen. Man könnte sagen, dass er Voldemort nur zu diesem Grund geschaffen hat um ihn als großer Held besiegen zu können.“

„Das ist ja schrecklich.“, keuchte Anne. „Aber schwarze und weiße Magie, gibt es da irgendeinen unterschied?“

„Eigentlich nicht. Bloß Art und Beschaffenheit der Energie unterscheiden sich, wie Ying und Yang, der Rest hängt von den Absichten und Zielen der Person ab, die die Magie benutzt. Leider haben die Menschen die Angewohnheit alles in Gut und Böse einzuteilen und dann eine der beiden Arten zu verteufeln. Diese versuchen sie dann auszulöschen. Das größte Problem dabei ist, dass das Gleichgewicht der Magie dadurch immer mehr gestört wird. Wenn es irgendwann endgültig kippt, werden weder Weiß- noch Schwarzmagier noch magische Wesen das überstehen können.“, versuchte Harry es so verständlich wie möglich zu erklären.

„Aber du vertreibst die ganzen bösen Leute, oder?“, fragte plötzlich eine helle Stimme. Joanna war an Harrys Bett getreten und blickte ihn aus großen Augen an.

„Joanna.“, rief Anne verlegen aus. Doch bevor Harry antworten konnte oder musste, trat der Heiler zu ihm, in der Hand ein Blatt Pergament.

„My Lord, wir sind jetzt mit der Untersuchung fertig. Von Schnitten über Knochenbrüche ist alles dabei, auch der Cruciatus hat einiges an Schaden angerichtet. Es ist alles behandelbar, doch wir sollten es langsam angehen lassen. Zu viel Magie auf einmal könnte ihren Körper schaden, da sie sie nicht gewohnt sind.“, erstattete er Bericht. Seine Kollegin trat mit einem blass rosa Trank und einem Tupfer in der Hand zu ihnen. Offensichtlich wollte sie sich jetzt um Harrys Wunde kümmern. Er ließ sie gewähren, ignorierte das leichte Brennen und dachte kurz nach.

„Das beste wird es sein, wenn Ihr ein paar Tag hier bleibt. Natürlich nur solange es euch nichts aus macht.“, schlug er an die Familie gewandt schließlich vor. Dorren betrat den in dem Moment den Krankensaal und kam auf Harry zu.

„Ich wollte nur sicher gehen, dass es Euch gut geht. Die Todesser wurden wie befohlen vor dem Ministerium zurückgelassen. Inzwischen wurden sie wahrscheinlich schon gefunden.“, berichtete er.

„Danke Dorren. Unsere Gäste werden wohl noch etwas länger bleiben. Könntest du bitte dafür sorgen, dass …“ Er wurde unterbrochen, als die Tür mit einem lauten Knall aufging. Vor Schreck versteckte Joanne sich hinter ihrem Vater. Zielstrebig stürmte Luzifer auf Harry zu und baute sich vor ihm auf.

„Was bei Merlins Bart hast du dir nur dabei gedacht?“, grollte er und seine Augen sprühten regelrecht Funken.

„Wie meinen?“, wollte der Teenager völlig überrumpelt wissen.

„Du bist einfach in ein brennendes Haus gelaufen ohne zu wissen was dich erwarten würde?“

„Ehm, ja.?“ Luzifer seufzte und beugte sich dann über Harry, sodass er etwas zurück wich.

„Du musst besser auf dich aufpassen Bursche. Denk dran, du bist unser Anführer. Untergebene können ersetzt werden, der Anführer nicht. Ohne dich, wird das ganze hier wieder auseinander brechen.“, meinte er eindringlich und blickte ihm tief in die Augen.

„Ich weiß aber ein guter Anführer, muss seine Leute auch beschützen. Er kämpft mit ihnen zusammen und schickt sie nicht einfach vor.“ Einen momentlang hielt die Spannung noch, dann entfernte Luzifer sich von Harry und brach in schallendes Gelächter aus.

„Gute Antwort Junge. Du verblüffst mich immer wieder.“ Harry seufzte genervt. Noch immer behandelte der Dämon ihn wie einen kleinen Jungen. Für ihn mochte er das zwar sein aber Harry mochte es trotzdem nicht.

„Dorren, lass bitte ein Zimmer vorbereiten, in dem sie schlafen können.“, knüpfte er daran an was er sagen wollte, bevor Luzifer einfach hereingestürmt war.

„Jawohl mein Prinz.“, sagte er und verschwand schleunigst aus dem Zimmer. Harry starrte ihm fassungslos hinterher. Dorren unterdessen konnte ein Lächeln nicht mehr zurück halten. Das kleine Mädchen hatte mit ihrer Meinung ganz recht. Harry benahm sich und wirkte tatsächlich wie ein Prinz und er war froh ihn endlich so bezeichnet zu haben, wie er ihn schon von Anfang an gesehen hatte.

Sehr zu Harrys Missfallen hatte sich sein neuer Titel wie ein Lauffeuer verbreitet. Schon am nächsten Morgen redeten ihn alle so an. Manchmal war die mentale Verbindung der Mitglieder untereinander echt lästig. Er verstand auch nicht, wieso sie das alle durchzogen. Seine frustrierten Gedanken wurden unterbrochen, als Luzifer den Raum betrat. Er aß zwar nichts aber einer Tasse Kaffee war er nie abgeneigt. Hinter ihm trat die Familie Rowling ein. Anne und Peter waren noch etwas zögerlich, doch Joanne stürmte sofort strahlend in den Raum und lief auf Harry zu.

„Guten Morgen.“, grüßte er und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

„Morgen.“, grinste sie und ließ sich auf dem Stuhl neben ihm nieder.

„Ist das Zimmer in Ordnung für euch?“, fragte er und steckte sich ein Stück gebratenen Schicken in den Mund. Mit der Gabel deutete er auf den reich gedeckten Tisch.

„Ich wusste nicht genau was ihr mögt, darum hab ich von allem etwas auftischen lassen.“

„Das Zimmer ist wundervoll und das Essen duftet fantastisch.“, erwiderte Anne und ließ sich gegenüber von Harry nieder. Ihr Mann saß rechts von ihr, während Luzifer sich an Harrys anderer Seite nieder ließ.

„Ich hab noch immer gehofft, dass das alles nur ein böser Traum ist.“, gestand Peter. In dem Moment kam die Posteule an und landete flatternd vor Harry. Joanne war völlig fasziniert und betrachtete das Tier eingehend.

„Verständlich und keine Angst. Diese Tiere nutzten wir um Nachrichten zu übermitteln und sie sind sehr klug, sie werden niemandem etwas tun. Während er das sagte, nahm Harry ihr den Tagespropheten ab und steckte einige Münzen in ihren Beutel. Sie gurrte kurz und verschwand dann wieder durch das Fenster. Als er allerdings die Zeitung aufschlug, erstarrte er. Immer wieder flogen seine Augen über die Titelüberschrift, doch sie veränderten sich nicht.

Legende aus den Schatten - Rückkehr der Skeater

Woher zum Teufel kam das denn jetzt auf einmal?
 

Am Nachmittag hatte Hedwig sich wieder einigermaßen beruhigt. Der erste Schock war überwunden und sie versuchte logisch über die ganze Sache nachzudenken. Draco stieß sie in die Seite, als sie auf dem Weg zur Bibliothek waren und holte sie damit aus ihren Überlegungen. Ron Weasley, Hermine Granger und Seamus Finnegan hatten sich zusammengescharrt und eine weitere Person umzingelt. Hedwig konnte helles, fast schon silbernes, Haar erkennen. Ohne groß darüber nach zudenken, schritt sie entschlossen auf sie zu.

„Wiesel. Ich wusste ja, dass du erbärmlich bist aber das du dich nur mit Verstärkung einem jüngeren Mädchen entgegenstellen kannst, ist ein neuer Tiefpunkt, selbst für dich.“, schnarrte Malfoy, als er sah, dass er auf Luna zu trat und das eindeutig drohend. Sofort fuhr Weasley herum, die Fäuste Kampfbereit erhoben und seine Augen verengten sich.

„Halt die Klappe Malfoy, das hier geht dich überhaupt nichts an.“, knurrte er verächtlich.

„Außerdem brauchst du von Erbärmlichkeit gar nicht erst anzufangen. Bei einem Vater, der nur gegen wehrlose Muggel stark ist, kann man von dir ja auch nicht gerade viel erwarten.“, schnappte Granger und funkelte die Schlangen wütend an. Oh wie froh würde sie sein, wenn Dumbledore das Schloss endlich von solchem Unrat befreien würde.

„Mit dir hat keiner geredet Granger. Übrigens verdeckt das viele Make-up auch nicht was du bist. Man könnte noch auf die Idee kommen, du wärst eine Schlampe, so wie du dich zukleistert.“, reizte Millicent und strich sich eine schwarze Haarsträhne über die Schulter. Lunas verträumter Blick verfolgte das Geschehen scheinbar völlig teilnahmslos, doch Hedwig hatte etwas in ihrem Blick gesehen, dass sie die Stirn runzeln ließ.

Sowohl Granger als auch Weasley, dessen Gesicht schon wieder puterrot war, zogen bei den Beleidigungen ihre Zauberstäbe.

„Nimm das sofort zurück.“, zischte er mit kaum unterdrückter Wut.

„Was denn? Haben wir da etwa einen Nerv getroffen? Weißt du etwa, dass es stimmt Weasley, dass deine Freundin jeden ran lässt?“, mischte sich jetzt auch Blaise ein und grinste bösartig. Von dem schelmischen und charmantem Jungen war nichts mehr zu erkennen.

„Wenigstens sind wir keine stinkenden Schlangen, die jedem in den Arsch kriechen, der nicht bei drei auf den Bäumen ist.“, spuckte Weasley aus. Es verfehlte seine Wirkung nicht. In diesem Punkt waren Hedwigs neue Freunde wirklich empfindlich. Slytherins und ihre eigene Ehre waren etwas, dass sie immer verteidigen würden. Außerdem wollten sie einen solchen Vorwurf nicht auf sich sitzen lassen. Sie wollten gerade Zauber sprechen, doch Hedwigs feinere Sinne hatten etwas bemerkt, weshalb sie sie mit einer Handbewegung zurückhielt. Dafür erntete sie überraschte Blicke, die sie allerdings nicht weiter beachtete..

„Verschwindet doch einfach. Selbst in hundert Jahren könntet ihr es mit euren erbärmlichen Fähigkeiten nicht mit uns aufnehmen. Wenn ihr euch nicht völlig blamieren wollt, verschwindet ihr lieber.“, meinte sie mit kalter Stimme. Das brachte das Fass zum überlaufen die beiden Griffindore schossen gleichzeitig Zauber auf sie ab. Mit einer lässigen Handbewegung beschwor Hedwig einen Schild, der die Zauber neutralisierte. Bevor sie einen erneuten Angriff starten konnte, hatte sie schon gekontert und Granger und Weasley flogen den Gang entlang. Durch den Lärm waren einige Schüler in der Nähe auf das Treiben aufmerksam geworden und beobachteten wie die beiden wieder zu Boden krachten und sich hoffnungslos in ihren Umhängen verhedderten. Gelächter war zu hören und auch die Slytherins lachten. Als Granger und Weasley es schafften sich wieder aufzurappeln, wollten sie sich auf Hedwig stürzten, doch eine Stimme ließ jeden im Gang erstarren.

„Was ist hier los?“

Professor Snape war aufgetaucht und musterte sie alle mit einem stechenden Blick. Weasley und Granger starrten die Slytherin hasserfüllt an wagte aber nicht etwas zu sagen.

„Wir sahen, dass sie eine Schülerin bedrängten. Als wir fragten was los sein, wurden wir erst angepöbelt und dann mit Zaubern angegriffen. Hedwig hat die Zauber abgewehrt und sie dann daran gehindert es noch einmal zu versuchen.“, sprang Malfoy ein. Snape ließ seinen Blick über alle Anwesenden schweifen, dann wandte er sich mit einem Ruck zu den Griffindores.

„30 Punkte Abzug und jetzt verschwinden sie, bevor ich sie bis Ende des Schuljahre nachsitzen lasse.“, schnarrte er und Weasley, Granger und Finnegan machten schleunigst das sie weg kamen. Dieser Schlacht hatten sie verloren. Doch diese Demütigung würden sie nicht auf sich sitzen lassen. Snape blickte ihnen noch einen Momentlang nach, ehe er mit wehendem Umhang seinen Weg fort setzte.

Hedwig trat zu Luna, die gerade dabei war ihre Umhang wieder glatt zu streichen.

„Alles in Ordnung?“, fragte sie und hob die Tasche der Ravenclaw auf.

„Es geht schon.“, antwortete sie in ihrer typisch verträumten Art.

„Kann ich mal kurz mit dir reden?“, bat Hedwig. Luna nickte und folgte ihr in ein leeres Klassenzimmer. Die anderen wollten ihnen folgen, doch Hedwig bedeutete ihnen sie allein zu lassen. Sie gingen in ein leeres Klassenzimmer und sie verschloss die Tür mit verschiedenen Zaubern um sicher zugehen, dass sie nicht belauscht werden konnten.

„Du bist eine Empathin, oder?“, hackte sie nach und lehnte sich mit dem Rücken an einen der Tische. „Das ist auch der Grund warum du immer so abwesend bist.“ Schlagartig veränderte sich Lunas ganzes Verhalten. Sie wurde ernst und ihr verträumter Blick richtete sich direkt auf Hedwig.

„Woher weißt du es?“

„Nur so ein Gefühl. Empathen sind sehr empfindlich, weshalb sie sich, vor allem wenn sie noch in der Entwicklung sind, zurück ziehen. Sie neigen dazu seltsam und abwesend zu wirken, da sie sich konzentrieren müssen um von den vielen Eindrücken, die sie empfangen, nicht überwältigt zu werden. Emotionen, die Lage der Seele und bei besonders starken Empathen sogar Gedanken, das alles würde sie überrollen, würden sie sich nicht abschirmen.“

„Das ist alles korrekt auch wenn ich bei dir merkwürdigerweise kaum etwas empfange. Ich frag mich wieso das so ist.“, überlegte Luna und legte den Kopf leicht schräg. „Auch egal.“, seufzte sie. „Das ist nicht der Grund wieso du mit mir reden wolltest.“ Der aufmerksame Blick ihrer hellen Augen richtete sich direkt auf Hedwig und hielt sie fest.

„Woher weißt du von den Skeatern?“, fragte sie ganz direkt.

„Wieso willst du das wissen?“, stellte Luna eine Gegenfrage.

„Ich möchte wissen ob ich dir trauen kann. Ich habe bei dir zwar ein gutes Gefühl, aber das reicht nicht. Dafür steht zu viel auf dem Spiel.“ Sie wusste, dass es riskant war soviel preiszugeben doch sie musste dieses Risiko eingehen.

Luna musterte sie noch einen Momentlang eindringlich, dann lächelte sie leicht und setzte sich auf einen der Stühle.

„Meine Mutter hat mir früher immer eine Geschichte erzählt. Von großen Anführern, die im geheimen agierten. Einer Organisation, die für das Gleichgewicht sorgte. Schlachten und Führern wie die Welt sie nie gesehen hatte und die dennoch von der Geschichte übersehen wurden. Das alles klang immer so abenteuerlich und fantastisch, dass ich es kaum glauben konnte. Irgendwann erfuhr ich, dass alles wirklich wahr war. All die Geschichten entsprachen tatsächlich der Wahrheit. Es hatte sie tatsächlich gegeben, die Skeater, und es gab sie noch. Meine Mutter war eine von ihnen.“
 

In nachdenkliches Schweigen gehüllt saßen die drei Slytherin in ihrem Gemeinschaftsraum. Unwillkürlich wanderten Dracos Gedanken immer wieder zu Potter. Er hoffte wirklich, dass es ihm gut ging. Seit Wochen hatte niemand etwas von ihm gehört. Niemand wusste wo er war. Der schwarzhaarige war immer so klein und zerbrechlich gewesen, dass man fast automatisch einen Beschützerinstinkt entwickelte. Sogar Draco. Um ehrlich zu sein war er immer zu klein und zierlich für sein Alter gewesen. Draco hatte schon eine Weile den Verdacht gehabt, dass vieles an ihm eine Maske war. Es war einfach immer alles zu glatt gewesen. Der ständig fröhliche, hilfsbereite, leicht trottlige Held der Nation. Er fragte sich, wohin der Goldjunge verschwunden war und warum. Was war passiert, dass er allem den Rücken gekehrt hatte?

„Was meint ihr. Verrät sie uns irgendwann was sie eigentlich vorhat?“, fragte Blaise unvermittelt in die Stille hinein.

„Ich fürchte nicht.“, seufzte Millicent und lehnte sie zurück. „Sie wird wohl so lange wie möglich oder eben nötig ein Geheimnis daraus machen.“

„Mir gefällt das nicht. Ich dachte wir wären mittlerweile Freunde. Wieso vertraut sie uns nicht?“ Draco war enttäuscht und genervt. Er hasste ungelöste Rätsel.

„Sie hasst das Wiesel und den Bücherwurm, ist unglaublich geschickt in Duellen und kennt wahrscheinlich Zauber von denen wir noch nie gehört haben. Ich weiß nicht genau wie sie zu Dumbledore steht aber sie scheint nicht auf seiner Seite zu sein. Sie steht auch nicht hinter Voldemort hat aber keine Vorurteile gegen schwarze Magie. Die Frage ist ob wir ihr weiterhin vertrauen können obwohl wir kaum etwas über sie wissen.“ Ihre momentane Lage und Wissen so auf den Punkt gebracht zu bekommen, war irgendwie ernüchternd. Doch Millicent hatte Recht. Es lag jetzt an ihnen zu entscheiden was sie wollten.

„Ich werde es fürs erste dabei belassen. Vielleicht bietet sie uns die Möglichkeit endlich dem ganzen ein Ende zu bereiten. Es wird Zeit, dass wir uns für eine Seite entscheiden, denn in diesem Krieg kann keiner neutral bleiben.“, meinte Draco schlicht. Sie konnten die Entscheidung nicht ewig vor sich herschieben, sonst würden andere für sie entscheiden und Draco hasste nichts mehr, als von anderen gesagt zu bekommen was er tun sollte.
 

Für einige Minuten versank Harry in tiefen Gedanken. Er hatte keine Möglichkeit mehr irgendetwas gegen die Bekanntmachung zu tun. Jetzt musste er nur zusehen, wie er damit umgehen sollte. Aber vielleicht war das ja gar nicht so schlecht. Vielleicht war es an der Zeit, dass die Skeater aus dem Schatten heraustraten. Doch man müsste das Ganze richtig angehen … Mit einem großen Knall.

Langsam nahm ein Plan in seinem Kopf Gestalt an. Ein paar Details müssten noch ausgefeilt werden aber ansonsten. Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Oh, das würde herrlich werden und er könnte an so vielen Stühlen gleichzeitig sägen.

Doch fürs erste schob er seinen Plan beiseite. Im Moment hatte er noch Gäste um die er sich kümmern musste. Ihm fielen sofort die Blick auf, die Anne und Peter immer wieder in Luzifers Richtung warfen.

„Wenn ich euch vorstellen darf, aber bitte flippt nicht gleich aus. Das hier ist Luzifer, Dämonenfürst der Höllen und ein enger Berater.“ Die Reaktion war absehbar. Aufgerissene Augen und erschrockenes Keuchen.

„Bitte bleibt ruhig. Er wird euch nichts tun. Dämonen haben nur Interesse an verstorbenen Seelen. Sie sind ihre Energiequelle.“

„Aber er ist ein Dämon.“, meinte Peter verunsichert.

„Ja schon, aber sie sind einfach nur eine Unterart der magischen Wesen. Die meisten Geschichten, die es über sie gibt sind reine Fiktion.“, erklärte Harry. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Joanne Luzifer mit großen Augen anstarrte. Anne machte gerade den Mund auf um etwas zu sagen, doch ihre Tochter war schneller und platzte heraus.

„Hast du denn Flügel?“

„Das ist ein Mythos. Wer auch immer dieses Gerücht in die Welt gesetzt hat.“, brummte Luzifer und musterte die Kleine kurz. Ein Klopfen an der Tür unterbrach das weitere Gespräch. Eine jungen Frau trat ein.

„Es sind einige Unterlagen angekommen und es wurden auch die Schriften geschickt, nach denen ihr gefragt hat. Ich habe bereits alles in Euer Büro gebracht mein Prinz.“ Danach verschwand sie wieder, bevor Harry etwas erwidern konnte.

„Wieso nennen die mich jetzt auf einmal alle so?“, fragte er zähneknirschend aber an niemand bestimmten gerichtet.

„Was hat das zu bedeuten? Wie kann jemand so junges …?“, wollte Anne wissen, doch schien nicht recht zu wissen wie sie sich ausdrücken sollte und suchte nach den passenden Worten.

„Wie ich Anführer einer solchen Gruppe werden konnte? Ich wollte das nie. Eigentlich hatte ich vor, mich irgendwohin abzusetzen und nie wieder an England zu denken. Aber ich wurde ausgewählt und habe beschlossen mich meinem Schicksal zu stellen. Jetzt bin ich hier und versuche zu retten was noch zu retten ist.“

„Aber ein Krieg ist doch kein Platz für ein Kind.“, sagte Peter und sein Blick war genauso bestürzt wie der seiner Frau.

„Es ist nicht so als hätte ich jemals die Möglichkeit gehabt dem Krieg zu entkommen. So oder so, er wird mich nicht wieder los lassen. Außerdem bin ich nach allem ganz bestimmt kein Kind mehr.“ Unbewusst hatte er die Faust geballt als Erinnerungen an die Dursleys und Dumbledore in ihm hochkamen. Eine sanfte Berührung an der Hand ließ ihn überrascht aufblicken. Anne wusste selbst nicht genau wieso sie das getan hatte. Sie wollte ihn in dem Moment einfach gerne trösten. Er schien eine schwere Last auf seinen Schultern zu tragen, trotzdem sagte er nichts und machte einfach weiter. Sie bewunderte diese Stärke, fürchtete aber auch, dass es ihn irgendwann zerstören würde. Er lächelte schwach und erhob sich dann.

„Da das jetzt geklärt ist, wie wäre es, wenn ich euch das Haus zeige?“
 

„Ich weiß nicht ob das tatsächlich so eine gute Idee war hier her zu kommen.“, flüsterte Fred seinem Zwilling zu.

„Ich will genauso wenig hier sein wie du aber wir können nicht einfach verschwinden. Dumbledore würde Verdacht schöpfen und das mindeste was wir für Harry tun können ist die Augen offen zu halten falls sie eine Spur zu ihm finden.“

„Trotzdem fühle ich mich nicht wohl dabei.“ George warf seinem Zwilling einen mitleidigen Blick zu doch in dem Moment wurde die Besprechung eröffnet. Natürlich hatte er recht. Nachdem sie dem Orden beigetreten waren, konnten sie jetzt nicht einfach so wieder austreten.

Er schaute sich noch einmal kurz um, doch er konnte Tonks nirgends entdecken. Die Methamorphmagierin war wohl zu beschäftig um teil zu nehmen. Anscheinend war einer von Voldemorts kleinen Giftmischern abgehauen. Dumbledore plante ihn zu finden und herauszubekommen was er wusste. In einer Stunde sollte es los gehen und Fred und George waren dabei. Ihre erste Mission. Ihre Feuertaufe. Man konnte gar nicht beschreiben wie sehr sie sich darauf freuten.

Die Versammlung war zwei Tage her und Fred und George standen mit vier anderen in einer Gasse und beobachteten das Haus. Laut den Informationen sollte Jeff Terrence sich dort versteckt halten. Sie warteten nur noch darauf, dass Kingsley das Startzeichen gab. Da sie nicht genau wussten, was sie erwarten würde, mussten sie auf alles vorbereitet sein. Es konnten jederzeit Todesser auftauchen um zu verhindern, dass Terrence ihnen in die Hände fiel. Dann kam das Zeichen. Fred und George tauschten noch einmal beruhigende Blicke und stürmten dann los.

Als die Tür aus den Angeln flog, sprang ein untersetzter Mann mit Glatzenansatz panisch auf und versuchte durch die andere Tür zu entkommen. Ab da ging dann alles drunter und drüber. Noch mehr Zauberer betraten auf einmal das Haus. Sie waren zu fünft und trugen Netzmasken. Nachdem der erste Schrecken überwunden war gingen sie aufeinander los. Stühle, Tische und Geschirr gingen zu Bruch oder wurden umgestoßen. In dem Durcheinander von Flüchen und Zaubern versuchte Terrence abzuhauen. Doch einer der Maskierten bemerkte das und schickte ihm mit einem Fluch durch die nächste Schranktür. Mandy, eine junge Aurorin, wurde von einem Lähmfluch getroffen und kippte steif wie ein Brett gegen die nächste Wand. George tänzelte durch den Raum und duckte sich unter den Flüchen weg als plötzlich ein kleiner Gegenstand dicht an seinem Gesicht vorbeiflog. Dafür traf er einen der Maskierten, mit schwarzem Haar. Er erkannte noch, dass es sich um ein Glasfläschchen gehandelt hatte, bevor es zerbrach und seinen Inhalt über dem Mann verteilte. Überrascht fuhr er sich durch die nassen Haare. Dann wollte er sich abwenden und wieder in den Kampf eingreifen, als er plötzlich taumelte. Um sich zu fangen streckte er die Hand nach der Küchenanrichte aus, doch er griff daneben und stürzte. Als seine Mitkämpfer das bemerkten, versammelten sie sich sofort um ihn und schirmten ihn ab, während eine Gestalt mit Schulterlangen roten Haaren sich zu ihm hinunter kniete. Nach ein paar Sekunden sagte sie zu ihren Kameraden etwas und von einer Sekunde auf die andere verschwanden sie.
 

Ruhelos lief Harry im Zimmer auf und ab. Seit Stunden schon versuchten seine Heiler Dorren zu helfen. Doch sie hatten keine Ahnung welches Gift Terrence nach ihm geworfen hatte. Es sollte eigentlich ein ganz einfacher Auftrag werden. Wie hatte das ganze nur so aus dem Ruder laufen können? Nun lag sein bester Mann und mittlerweile guter Freund im Nebenzimmer und kämpfte um sein Leben. Luzifer hatte auf das Zimmer einen Zeitzauber gelegt um ihnen mehr Zeit zu verschaffen. Ohne den, wäre Dorren vermutlich mittlerweile tot. Doch so konnte das nicht weiter gehen. Die Heilen gaben ihr bestes, doch das war eben nicht genug. Harry war nicht bereit Dorren so einfach aufzugeben, egal was er dafür tun musste. Aber was könnte er noch tun? Wer könnte …?

Hastig lief er zu Schreibtisch und stieß ein kleines Tintenfass um als er in aller Eile einen Brief schrieb.

War es unüberlegt? Wahrscheinlich.

War es riskant? Mit ziemlicher Sicherheit.

War es dumm? Auf jeden Fall.

Doch vielleicht konnte es klappen und wenn die Möglichkeit bestand Dorren zu retten, dann musste er sie nutzen. Ein dumpfer Schrei klang aus dem Nebenzimmer wie schon die ganze Zeit. Schmerzmittel halfen kaum. Harry öffnete das Fenster und pfiff kurz und schrill. Eine der Posteulen kam lautlos angerauscht und landete auf seinem Arm. Die Kratzer, die ihre Krallen hinterließen, nahm er kaum war. Mit wenigen Handgriffen befestigte er den Brief sicher an ihrem Bein und hob sie dann an seinen Mund.

„Bitte mach so schnell du kannst. Es eilt.“, flüsterte er, gab ihr einen Kuss auf den Kopf und entließ sie in die Freiheit hinaus.

Hedwig genoss noch gerade die letzten Sonnenstrahlen als plötzlich etwas mit Federn in ihr Gesicht flog. Flügel flatterten hektisch vor ihr und nur mit Mühe konnte sie das Tier soweit beruhigen, dass es auf ihrem Arm landete. Sie nahm ihm den Brief ab und streichelte weiterhin beruhigend über seine Federn.
 

Dorren wurde vergiftet. Bring Draco und Blaise.

Es eilt.
 

Durch die vielen Briefe kannte Hedwig bereits einige der Skeater, wenn auch nur vom Namen her. Sie wusste, dass Dorren wichtig für Harry war. Sie mochte ihn. So wie Harry ihn beschrieben hatte, schien er ein prima Kerl zu sein. Sie verstand auch wieso Harry Draco und Blaise wollte. Oft genug hatte sie von ihren Talenten im Tränkebrauen geschrieben und es wäre zu gefährlich Snape zu holen. Die Teenager würden sie im Notfall auf jeden Fall ausschalten können.

Dennoch hatte sie ein ungutes Gefühl. Es war zu früh. Sie war sich noch nicht völlig sicher, dass sie ihnen trauen konnte. Klar sie mochte sie, aber das war ein ganz anderes Thema. Sie würde auf keinen Fall zulassen, das noch einmal jemand Harry verletzte. Doch für eine andere Möglichkeit fehlte ihnen anscheinend die Zeit.

Ohne auf die verwirrten Blicke zu achten lief sie hinunter in die Kerker, zum Gemeinschaftsraum der Slytherins. Noch bevor sich das Loch in der Wand zur Gänze geöffnet hatte, schlüpfte sie hindurch. Ohne zu klopfen lief sie direkt in das Zimmer von Draco und Blaise. Letzterer kam gerade aus der Dusche, mit nichts als einem Handtuch um die Hüfte geschlungen, und Draco saß am Schreibtisch um einen Aufsatz fertig zu schreiben. Noch bevor sie etwas sagen konnten, hatte Hedwig Blaise Klamotten angehext.

„Ich würde es ja vorziehen das ganze anders anzugehen doch dafür fehlt mir die Zeit. Ihr müsst mich sofort begleiten.“, sagte sie knapp.

„Verdammt Hedwig, was ist los? Was soll das?“, wollte Blaise wissen. Er konnte es gar nicht leiden so plötzlich überrumpelt zu werden.

„Wie gesagt, Erklärungen müssen verschoben werden.“, knurrte sie. „Kommt ihr freiwillig mit?“

„Aber wohin denn?“, mischte sich jetzt auch Draco ein.

„Bei Salazars Giftzähnen.“, fluchte sie. „Dann eben anders.“ Damit packte sie die beiden Junge an den Armen und im nächsten Moment waren sie aus dem Zimmer verschwunden. Das war eines der Dinge, die sie auf Avalon herausgefunden hatte. Sie besaß eine Fähigkeit zur Fortbewegung, die durch keine Banne zu blockieren war. An einem Ort löste sie sich auf, nur um sich dann am nächsten wieder zusammen zu setzten.
 

Noch bevor Draco und Blaise sich von dieser ungewohnten Reisemethode erholen konnten, ließ eine Stimme sie aufhorchen.

„Und das sind also die berühmten jüngsten Sprösse der Malfoys und Zabinis.“ Sofort blickten die beiden auf und suchten nach dem Sprecher, gleichzeitig analysierten sie ihre Umgebung. Der Raum in dem sie sich befanden war in dunklen, gedeckten Tönen gehalten, dennoch stilsicher eingerichtete und besaß eine unaufdringliche Eleganz. Außerdem waren die Fenster zugezogen, sodass sie keine Möglichkeit hatten herauszufinden wo sie sich befanden. Plötzlich rührten sich die Schatten und sie entdeckten einen Mann, der offensichtlich bis dahin an der Wand gelehnt hatte. Er hatte rot-schwarze Haare und glühende Augen, seine Aura war dunkel und mächtig. Doch sie wollten sich von ihm nicht einschüchtern lassen und blickten ihm daher geradewegs in die Augen.

„Mein Name ist Luzifer. Es ist mir eine Freude euch kennen zu lernen. Verblüffend wie sich einige Merkmale immer wieder durchsetzten.“ Dann wandte sein Blick sich Hedwig zu, die ihn aufmerksam taxierte. Seine Mundwinkel zuckten und er stieß sich von der Wand ab.

„Eine echte Schönheit haben wir hier. Dich würde man ja am liebsten einpacken und nicht wieder hergeben. Nett dich kennen zu lernen Kleine.“, sagte er und strich mit den Fingern über ihre Wange. Man konnte sehen wie eine Ader an Hedwigs Stirn zu pochen begann. Resolut schlug sie seine Hand beiseite.

„Lass das, fass mich ja nie wieder an und nenn mich niemals, niemals wieder Kleines.“, zischte sie. Ein Wimmern aus dem Nebenzimmer unterbrach die kleine Plauderei.

„Das war doch bloß ein kleiner Spaß. Ich vertrau jetzt einfach mal darauf, dass er weiß was er tut.“, murmelte Luzifer mit einem Blick auf ihre Begleiter.

„Ich auch. Aber das wird schon.“, seufzte Hedwig. Sie warf Draco und Blaise noch einen kurzen Blick zu und ging dann zu der Tür, nachdem sie ihnen bedeutet hatte ihnen zu folgen. In dem Zimmer befanden sich bereits zwei Leute. Der Mann lag in einem großen Bett und quälte sich offensichtlich unter starken Schmerzen, dennoch wachte er nicht auf. Neben ihm saß eine junge Frau und wischte ihm immer wieder mit einem nassen Tuch über die Stirn. Als sie eintraten, stand die Frau auf und lief auf Hedwig zu. Sie umarmte sie kurz und schob sie dann wieder auf Armeslänge von sich weg.

„Ich bin so froh dich wieder zu sehen. I-i-ich weiß nicht mehr was ich noch tun soll. Keiner weiß was ihn da genau getroffen hat oder wie sie es neutralisieren können. Und es geht ihm immer schlechter. Und ich fühl mich so hilflos. Ich hab doch schon alles versucht. Die anderen Heiler wissen auch nicht weiter. Aber irgendetwas muss ich doch tun, sonst dreh ich hier noch durch. Wir können ihn doch nicht einfach sterben lassen und ich …“

„Marie.“, unterbrach Hedwig ihre hyperventilierende Freundin. „Marie beruhig dich. Ich denke, dass sie ihm helfen können.“ Damit deutete sie hinter sich auf ihre Begleiter. Maries Blick wanderte zu den beiden Jungen, die nicht so recht wussten was sie tun sollten. Natürlich taten sie alles um sich diesen Umstand nicht anmerken zu lassen.

„Und wer sind die beiden?“

„Draco Malfoy und Blaise Zabini und das hier ist Marie.“, stellte Hedwig sie knapp einander vor.

„Und du glaubst, dass sie ihm helfen können?“

„Die beiden sind die besten Tränkebrauer, die ich kenne. Sie schaffen das.“, bestätigte Hedwig.

„Könnte mir jetzt vielleicht einer erklären was hier los ist? Wer ist das und wo sind wir überhaupt?“, schnarrte Draco. Er hatte keine Lust mehr die ganze Zeit übergangen zu werden. Einen Malfoy ignorierte man nicht so einfach.

„Ich brauche eure Hilfe. Ein - Freund - ist vergiftet worden und bisher konnte ihm niemand helfen. Außerdem scheint es nicht so, dass wir noch viel Zeit haben. Ich denke allerdings, dass ihr das schaffen könntet.“, erklärte Hedwig, doch Draco war sich sicher, dass das bei weitem nicht alles war. Sie merkte was in ihrem Freund vor ging und sprach schnell weiter.

„Für alles andere ist später noch Zeit aber Dorren hält nicht mehr lange durch.“ Draco warf noch einen Blick auf den im Bett liegenden und nickte dann. Kurz tauschte er sich über Blicke mit Blaise aus und wandte sich dann wieder an Hedwig.

„Na schön, wir werden sehen was wir tun können.“

Es war schwierig. Wer immer diesen Mann vergiftet hatte, verstand was von seinem Fach. Während Draco und Blaise versuchten herauszufinden was ihm verabreicht worden war, ging es Dorren immer schlechter. Das Tränkelabor, das extra in dem Zimmer aufgebaut worden war, war umfangreich ausgestattet. Einige der selteneren Zutaten hatten sie noch nie zuvor gesehen und sowohl Blaise als auch Draco hätten einiges dafür gegeben etwas mit ihnen experimentieren zu dürfen.

„Sag mal, wird sich denn keiner wundern wo wir bleiben?“, fragte Draco, als sie gerade warteten, dass der Trank zu kochen begann. „Ich meine, wir sind jetzt schon eine ganze Weile hier.“ Hedwig hatte bis dahin zusammen mit Marie am Bett gesessen und Dorren so gut geholfen wie sie konnten. Es war offensichtlich, dass die beiden sich kannten und Draco behielt sie die ganze Zeit im Augenwinkel im Blick um vielleicht einen Hinweis zu bekommen. Er wollte wissen was hier gerade passierte.

„Nein, keine Sorge. Luzifer hat den Raum mit einem Zeitzauber belegt, sie vergeht hier langsamer. Wahrscheinlich hätte er sonst gar nicht so lange durchgehalten.“, erwiderte sie. Als er das hörte sprang Draco sofort auf. Blaise blickte ihn erst fragend an doch dann schien ihm ein Licht aufzugehen und seine Augen weiteten sich.

„Also würde die Wirkung des Giftes eigentlich viel schneller eintreten?“, hackte er aufgeregt nach. Daraufhin warf Hedwig Marie einen fragenden Blick zu und diese ergriff das Wort.

„Ja, bevor Luzifer den Zauber sprach, ging es ihm fast minütlich schlechter.“ Sofort lief Draco zum Kessel und nahm ihn vom Feuer.

„Na das ändert alles. Wir haben die ganze Zeit danach gesucht was fehlen könnte aber wenn das Gift schnell wirksam ist, dann muss es Arwenzwiebel sein.“, ratterte er hastig herunter.

„In kleine Würfel geschnitten und in Verbindung mit den anderen Zutaten, müsste es dafür sorgen, dass die Wirkung des Giftes nachlässt.“, ergänzte Blaise, der zu seinem Freund an den Tisch getreten war.

„Seit ihr euch sicher?“, fragte Marie und war ebenfalls aufgestanden. Anspannung und Sorge waren ihr ins Gesicht geschrieben.

„Ja, und danach will ich endlich eine Erklärung.“, meinte Draco und konzentrierte sich weiterhin auf den Trank. Nach ein paar Minuten füllte er ihn in eine Phiole ab und reichte sie an Marie weiter. Nach kurzem zögern nahm sie sie entgegen und flößte Dorren den Trank ein. Danach setzte sie sich wieder neben das Bett und wartete.

„So“, wandte Draco sich an Hedwig. „Und jetzt will ich wissen was hier eigentlich vor sich geht.“ Sie zögerte und blickte von einem zu anderen.

„Wir haben ein Recht darauf es zu erfahren.“, setzte Blaise hinzu. Diesmal war er völlig ernst und konzentriert. Seine sonst so lockere Art war wie weggeblasen.

„Na schön, aber nicht hier. Kommt mit.“, gab Hedwig nach und führte sie wieder ins Nebenzimmer. Dort saß noch immer Luzifer und las ein Buch.

„Du bist ja immer noch da.“, knurrte Hedwig und setzte sich in den am weitesten entfernten Sessel. Draco und Blaise spannten sich instinktiv an, als sie die Aura des Dämons wahrnahmen, doch davon ließ sie sich nicht beeindrucken.

„Warum den so Feindselig? Lass uns doch lieber Freunde sein.“, grinste Luzifer und entblößte seien spitzen Zähne. „Wie es scheint ward ihr erfolgreich. Meinen Glückwunsch. Ihr müsst in der Tat ein bemerkenswertes Talent besitzen.“

„Könnten wir die Formalitäten bitte überspringen? Ich kann es nicht ausstehen nicht zu wissen was um mich herum vor sich geht.“, sprach Draco direkt aus was er dachte, auch wenn das normalerweise nicht seine Art war.

„Also schön. Alles andere wäre euch gegenüber unfair. Ich hätte zwar lieber noch etwas gewartet aber es ging nicht anders. Im Moment befindet ihr euch im Hauptquartier der Gruppe, die für so viel Aufsehen gesorgt hat. Willkommen bei den Skeatern.“, ließ Hedwig die Bombe platzen. Ihre Worte zeigten Wirkung, denn für einige Augenblicke waren sowohl der Malfoy- als auch der Zabinierbe tatsächlich sprachlos.

„Und was bedeutet das jetzt für uns?“, stellte Blaise schließlich die Frage, die wohl beide beschäftigte. Hedwig seufzte.

„Gar nichts. Ihr werdet nach Hogwards zurückkehren und ich werde euch begleiten. Ich weiß echt nicht was sich der Lord dabei gedacht hat.“

„Lord?“, fragte Draco und lehnte sich ein Stück nach vorn, Luzifer immer im Auge behaltend, der in aller Ruhe seinen Tee trank.

„Der Lord Shaire. Der Anführer dieses ganzen Vereins.“, fügte Hedwig erklärend hinzu.

„Oh, er ist weit mehr als das.“, murmelte Luzifer.

„Wieso? Wofür das alles? Warum geht er das Risiko ein uns hier her zu holen?“, wollte Draco als nächstes wissen und fixierte Hedwig mit seinen grauen Augen. Sie zuckte mit den Schultern und schob sich eine weiße Haarsträhne hinter die Schulter.

„Er sorgt sich um seine Leute und opfert sie nicht einfach wie Bauern auf eine Spielbrett. Um ihnen zu helfen würde er alles tun. Außerdem steht ihr nicht hinter Dumbledore und ich glaube auch nicht, dass ihr für Voldemort kämpfen wollt. Das Risiko war also überschaubar.“

„Will er uns jetzt etwa rekrutieren?“, fragte Blaise scharf. Das war einer der Gründe wieso er beide Seiten ablehnte und diesen Krieg verabscheute. Immer wieder wurden Kinder manipuliert, benutzt und zum kämpfen gezwungen.

„Irgendwann, vielleicht. Er wird euch zumindest die Möglichkeit dazu geben.“, überlegte Hedwig.

„Ach verdammt.“, fluchte Draco und sprang auf. „Das ist doch verrückt. Wieso sind wir jetzt hier? Bei den Skeatern. Bei einer Gruppe, die es eigentlich gar nicht geben dürfte.“

„Weil der Lord Shaire diesen Krieg beenden will.“, erwiderte Hedwig nüchtern.
 

Harry stand am Fenster und blickte in den dunklen Garten hinaus. Sein Spiegelbild in der Scheibe sah blass aus und hatte Augenringe. Kaum eine Nacht konnte er durchschlafen, immer wieder träumte er von den Dursleys, von Dumbledore und von seinen Freun… seinen ehemaligen Freunden. Er hoffte, dass das bald vorüber ging. In diesem Krieg mitzumischen schien ihn doch mehr mit zu nehmen als er erwartet hatte. Harry schloss die Augen und versuchte gegen das schlechte Gewissen anzukämpfen. Er hätte sie da nicht einfach reinschicken dürfen, sondern bei ihnen sein müssen. Wenn er mit zusammen mit ihnen gekämpft hätte, wäre Dorren jetzt vielleicht nicht in Lebensgefahr. Plötzlich klopfte jemand an der Tür und riss ihn aus seinen Gedanken.

„Herein.“, rief er und Erleichterung machte sich in ihm breit als Marie hereintrat. Ihr Blick verriet ihm schon alles was er wissen wollte.

„Es ist alles gut gegangen. Dorren schläft jetzt im Moment und Hedwig gibt den beiden ein paar Erklärungen.“, berichtete sie.

„Danke, dass du mir bescheid sagst.“, nickte er.

„Sicher doch. Ich kenn dich, du würdest dich sonst nur noch mehr selbst verrückt machen.“, meinte sie.

„Tut mir leid, dass ich nicht bei euch geblieben bin.“

„Schon in Ordnung. Sie sollten nicht mehr als nötig in die Sache mit reingezogen werden, jedenfalls noch nicht.“, erwiderte Marie und lächelte erschöpft.

„Wenn es dafür nicht schon zu spät ist.“, gab Harry zu bedenken. Ihm entging keineswegs, das seine Freundin unruhig ihr Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerte.

„Jetzt geh schon wieder zurück wenn du dir solche Sorgen machst und sag mir bitte Bescheid wenn etwas passieren sollte.“, entließ er sie schmunzelnd. Marie streckte ihm die Zunge raus und war im nächsten Moment auch schon wieder aus der Tür verschwunden. Dann wandte Harry sich in Gedanken an Tonks, die die ganze Zeit mit ihm in Verbindung gestanden hatte und in Selbstvorwürfen fast ertrank.

*Alles in Ordnung. Er wird es überstehen.*

Als sie wieder in Hogwards waren, verschwand Hedwig ohne ein Wort zu sagen aus dem Zimmer der Jungs. Sie wusste, dass die Jungs jetzt Zeit zum nachdenken brauchten. Noch immer war sie sich nicht ganz sicher, ob es das Richtige gewesen war sie einzuweihen. Vielleicht war es noch zu früh und ganz bestimmt war es die falsche Art gewesen. Doch jetzt war es nun mal passiert und sie würde alles daran setzten, dass Draco und Blaise zumindest niemandem etwas verrieten. Den Rest mussten sie selbst entscheiden, denn weder sie noch Harry würden jemanden dazu zwingen in diesem Krieg zu kämpfen.

Draco und Blaise bekamen in dieser Nacht nur sehr wenig Schlaf. Manchmal sprachen sie miteinander, doch die meiste Zeit schwiegen sie und gingen ihren eigenen Gedanken nach. Schließlich einigten sie sich darauf, dass sie erst einmal mehr über die ganze Sache erfahren mussten. Vorher irgendetwas zu unternehmen wäre einfach nur töricht. Dennoch blieb in ihnen ein ungutes Gefühl zurück, immerhin hatte Hedwig sie die ganze Zeit über angelogen. Sie waren hin und her gerissen zwischen Enttäuschung und Verständnis. Aber eigentlich konnten sie nachvollziehen wieso Hedwig nichts gesagt hatte. Sie selbst hätten vermutlich nicht anders gehandelt. Nein, mit Sicherheit hätten sie genauso gehandelt. Hedwig hatte nicht wirklich etwas über sie gewusst und es wäre kindisch gewesen zu verlangen, dass sie ihnen von Anfang an all ihre Geheimnisse erzählte.

Jetzt stellte sich natürlich die Frage, wie es dazu gekommen war. Wie kam sie zu den Skeatern und was tat sie eigentlich in Hogwards? Woher war dieser Lord Shaire überhaupt gekommen? Gab es noch mehr, dass sie ihnen verheimlichte?

Unabhängig von einander beschlossen beide, dass sie morgen noch einmal ausführlicher mit Hedwig sprechen mussten. Sie hatte ihnen eine Menge zu erklären und jetzt keinen Grund mehr für Ausflüchte.
 

Leise klopfte Harry an und betrat das Zimmer. Dorren saß aufrecht in seinem Bett und blickte aus dem Fenster in den Garten. Als er Harry erkannte, richtete er sich noch mehr auf und machte sogar Anstalten aufzustehen. Harry unterband das augenblicklich.

„Es tut mir schrecklich leid, dass ich so versagt habe mein Prinz.“, entschuldigte Dorren sich und senkte den Blick. Harry ließ sich neben seinem Bett auf einen Stuhl sinken. Es war ihm nach endlosen Diskussionen gelungen Marie dazu zu bewegen sich wenigstens ein paar Stunden schlaf zu gönnen. Seit Dorren angekommen war, hatte sie ihn kaum eine Sekunde aus den Augen gelassen.

„Dorren hör auf damit. Du hast dir nichts vorzuwerfen. Ich kann nicht mehr von euch verlangen, als das ihr euer bestes gebt und das hast du. Ich danke dir und bin erleichtert, dass es dir wieder besser geht.“ Sprachlos hob Dorren wieder den Blick und starrte Harry einige Sekunden lang an. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und er setzte gerade an etwas zu sagen, als die Tür erneut aufgestochen wurde. Ein Wirbelwind kam herein gewuselt und warf sich auf Dorrens Beine.

„Joan.“, rief Harry überrascht auf und wollte sie von ihm runterheben, doch sie grinste einfach nur.

„Ich wollte nachsehen ob mit dir alles in Ordnung ist.“, sagte sie an Dorren gewandt.

„Das ist lieb von dir. Danke.“, meinte dieser und wuschelte ihr durch die Haare. Harry bemerkte, dass ihn noch immer jede Bewegung anstrengte, also hob er Joan hoch und setzte sie wieder auf den Boden. Sie sprang ein paar Schritte vom Bett weg und drehte sich auf einem Fuß, die Arme weit von sich gestreckt.

„Kuck mal was Marie mir gegeben hat.“, rief sie aus und strahlte übers ganze Gesicht, während die Robe ihr um die Beine schlug. Sie war weinrot und mit goldenen Ornamenten bestickt. Ihre Kapuze war lang und lief spitz zu und ihre Ärmel waren weit ausgeschnitten. Am Saum war ein schwarzer Rand, der Wellenförmig nach oben schlug.

„Die ist sehr hübsch. Jetzt siehst du genauso wie eine Hexe aus.“, lobte Dorren und lächelte und Joan strahlte noch ein bisschen breiter.

„Ich find sie auch ganz toll und Marie sagte, ich darf sie behalten. Das darf ich doch, oder?“, fragte sie an Harry gewandt.

„Wenn Marie das sagt, werde ich mich hüten ihr zu widersprechen. Allerdings sollten wir Dorren jetzt wieder seine Ruhe gönnen.“

„Ok. Werd bald wieder gesund Dorren.“

Draußen auf dem Gang zupfte Joan zaghaft Harrys Hemdsärmel, bis er sich ihr zuwandte.

„Mit Dorren wird doch wieder alles in Ordnung oder? Er sah so blass aus.“, murmelte sie und blickte ihn mit großen Augen an. Zunächst überrumpelt, lächelte Harry ihr beruhigende zu, nachdem er sich wieder gefangen hatte.

„Keine Sorge, dass wird schon wieder. Dorren ist stark. Er ist nur noch ein bisschen erschöpft, das ist alles.“

„Das waren die bösen Menschen, oder? Die von denen du erzählt hast. Wieso haben sie das mit ihm gemacht? Er hat doch nie jemandem was getan.“ Harry wusste nicht gleich was er darauf erwidern sollte, doch Joan sprach auch schon weiter.

„Du besiegst sie doch oder? Du lässt sie damit nicht einfach so davon kommen, oder?“ In ihrem Blick lag etwas flehendes und Tränen sammelten sich in ihren Augen. Wahrscheinlich dachte sie auch an den Überfall auf ihr Haus.

Harry ging auf die Knie, um mit ihr auf einer Höhe zu sein. Sanft strich er ihr durch die Haare und zog sie dann in eine Umarmung.

„Ich verspreche es. Ich sorge dafür, dass sie niemandem mehr etwas tun. Weder dir, noch Dorren oder sonst wem.“

Nach ein paar Minuten lösten sie sich von einander und gingen weiter. Sie erreichten den Krankensaal und gerade als Harry klopfen wollte, wurde die Tür geöffnet. Der Heiler und Joans Eltern traten auf den Gang.

„Lord Shaire, gut, dass ich Sie gerade treffe. Ich wollte ohnehin etwas mit ihnen besprechen.“

„Was gibt es denn?“

„Ich habe Mr. und Mrs. Rowling gerade noch einmal untersucht und es scheint alles wieder verheilt zu sein. Außerdem wurde mir mitgeteilt, dass ihr Haus wieder aufgebaut und die Erinnerungen der Nachbarn verändert wurden. Es spricht also nichts dagegen, dass sie wieder in ihr normales Leben zurück kehren.“

„Das ist gut. Danke für deine Mühe.“, sagte Harry und auch Anne und Peter sahen glücklich und erleichtert aus. Die letzten Tage waren für sie nicht einfach. Dieses ganze verrückte Zeug, dass sie erfahren hatte, machte ihnen zu schaffen.

„My Lord, auch auf die Gefahr hin vermessen zu erscheinen. Ihr habt es doch nicht vergessen.“, meinte der Heiler vorsichtig. Harry schloss die Augen und seufzte.

„Nein, keine Sorge, ich habe es nicht vergessen.“ Der Mann nickte und verschwand wieder in den Krankensaal. Harry wandte sich wieder Joan zu und verschränkte die Arme hinter dem Rücken.

„Lasst uns doch in den Wintergarten gehen, ich habe etwas mit euch zu besprechen.“ Verwirrt nickten Anne und Peter und folgten Harry als er den Gang zurück lief und an der nächsten Ecke abbog. Per Telepathie rief er nach Marie, die sich ihnen vor der Tür anschloss.

Als sie den Wintergarten betraten, umfing sie der Duft von blühenden Blumen. Geschickt waren Blumen und Bäume arrangiert, sodass ein Meer aus Farben entstand. Sie wuchsen auf Steinspiralen oder hingen von der Decke. Nichts wirkte aufgesetzt oder fehl am Platz. Der Wintergarten war ein Ort der Entspannung an dem man die Seele baumeln lassen konnte. An einem alten Apfelbaum blieb Harry stehen. Als er nach ein paar Minuten immer noch nichts gesagt hatte, wurden Anne und Peter allmählich nervös. Marie stand daneben und schien ebenfalls nicht zu wissen was sie tun sollte.

„Harry, was ist los?“, fragte Anne schließlich und griff unbewusst nach der Hand ihres Mannes.

„Nun es gibt ein kleines Problem. Eigentlich ist es kein richtiges Problem, trotzdem fühle ich mich unwohl dabei.“

„Sag doch einfach worum es geht. Wir werden dir helfen, wenn wir es denn können.“, versuchte Peter ihm die Sache leichter zu machen. Harry lächelte traurig.

„Es geht um euch. Muggel sollen eigentlich nichts von der magischen Welt erfahren. Ihr aber wurdet angegriffen und wir haben euch gerettet, beides geschah mittels Magie. Ich habe euch sogar mit genommen und euch alles erklärt. Ihr konntet euch frei bewegen und habt vieles erfahren, was die meisten normalen Menschen sich nicht einmal träumen könnten. Jetzt müsst ihr allerdings wieder zurück. Ich kann nicht von euch verlangen, dass ihr euer alltägliches Leben aufgebt und das will ich auch gar nicht. Es wäre ein zu großes Risiko für euch. Deshalb … deshalb muss ich eure Erinnerungen lösen, damit ihr so weiter machen könnt als wäre das alles niemals passiert.“ Geschockt blickte das Ehepaar erst Harry und dann einander an. Sie waren sprachlos und überrumpelt.

„Heißt das, wir können wieder nach Hause? Geht es jetzt wieder Heim?“, fragte Joan ganz aufgeregt. „Das ist toll, ganz toll. Aber auch ein bisschen schade, dann kann ich Dorren und Marie ja nicht mehr sehen.“ Kurz runzelte sie die Stirn, dann erhellte sich ihr Gesicht wieder und sie wandte sich an ihre Eltern.

„Wir besuchen sie doch oder? Können wir sie besuchen? Bitte sagt doch ja.“, quengelte sie. Als sie die Gesichtsausdrücke ihrer Eltern bemerkte, wurde ihre Freude etwas getrübt und sie legte den Kopf schief. Ihr Vater war der erste, der sich wieder zusammenriss und sich ihr zuwandte. Gequält lächelte er und legte ihr eine Hand auf den Kopf.

„Joan ich … ich denke nicht, dass das möglich sein wird.“, versuchte er zu erklären.

„Aber wieso nicht?“, schrie sie und löste sich von der Hand ihre Vaters. „Wieso erlaubst du es nicht? Du bist fies!“

„Dein Vater meint es nicht böse.“, sprang Anne ihrem Mann zur Seite. „Es ist nur so, dass es einfach nicht geht.“

„Mögt ihr Harry denn nicht mehr?“, schniefte Joan und ihre Hände zitterten.

„Doch natürlich. Aber sie müssen uns zur Sicherheit unser Gedächtnis löschen, bevor wir zurück kehren.“ Nach den Worten ihrer Mutter blieb Joan einige Sekunden lang sprachlos.

„Heißt das … heißt das ich werde mich nicht mehr an Harry erinnern können?“, wollte sie schließlich mit leiser Stimme wissen. „Dorren, Marie, die Magie, werde ich das alles vergessen.“

„Ja.“, antwortete Peter nach einem unmerklichen zögern.

„Aber das … das will ich nicht. Ich will sie nicht vergessen. Ich hab sie doch so lieb. Dann will ich lieber hier bleiben!“ Harry hatte sich bisher im Hintergrund gehalten, doch jetzt trat er vor und kniete sich vor Joan hin. Sie blickte auf und ihre Augen schwammen in Tränen.

„Das geht leider nicht. Du musst zurück nach Hause. Ich werde dich ganz schrecklich vermissen, genauso wie Dorren und Marie und all die anderen, aber es ist das beste.“

„Ich mag aber nicht.“

„Ich doch auch nicht. Komm schon jetzt wein nicht mehr. Ich möchte dich viel lieber mit lächelndem Gesicht in Erinnerung behalten.“ Joan senkte den Kopf und verknotete ihre Finger.

Harry griff neben sich und pflückte eine weiße Rose von ihrem Strauß. Sie stand in voller Blüte und vom gießen hingen noch ein paar Wassertropfen an ihren Blättern. Er konzentrierte sich, hielt seine Hand über sie und wirkte einen ungesagten Zauberspruch. Bevor die Blocke auf ihm gelöst wurden war, war ihm so etwas so gut wie gar nicht gelungen, doch jetzt ging es immer besser. Es erstaunte ihn wie viel Macht eigentlich in ihm steckte.

Als er die Hand wieder wegzog war aus der Rose eine Brosche geworden. Es war nicht zu sagen aus welchem Material sie bestand. Es fühlte sie glatt und warm auf seiner Haut. Die Wassertropfen, der Stiel, die Blütenblätter ja sogar die feinen Äderchen waren zu erkennen. Joans Augen weiteten sich voller staunen und andächtig berührte sie das Schmuckstück. Sie hatte Angst es zu zerbrechen, so filigran sah es aus.

Sanft legte Harry es in ihre Hand und blickte ihr fest in die Augen.

„Joan, auch wenn du uns leider vergessen musst, ändert das nichts daran, dass wir alle dich furchtbar gern haben.“

„Wir hatten doch trotz allem eine tolle Zeit und daran wird sich nichts ändern, nur weil du dich nicht mehr erinnern kannst.“, meinte Marie und trat neben sie. Bisher hatte sie sich still verhalten, doch sie wollte nicht, dass Joan traurig war. Sie mochte das kleine Mädchen und es tat ihr leid, dass sie sie und ihre Eltern wegschicken mussten.

Die Tränen liefen ihr jetzt ungehindert über die Wangen und mit einem lauten schluchzen warf sie sich Marie in die Arme und weinte. Marie drückte sie fest an sich und strich ihr über den Kopf.

„Hey Kleine. Ich bin wirklich froh dich kennengelernt zu haben.“, flüsterte sie. Schließlich lösten sie sich wieder von einander und auch Harry wurde noch einmal fest umarmt. Bevor sie sich von ihm löste, drückte Joan sich noch einmal ganz fest in seine Arme und atmete tief ein. Dann wandte sie sich von ihnen ab und betrachtete die Brosche in ihrer Hand.

Mit schwerem Herzen erhob sich Harry und wandte sich Anne und Peter zu.

„Tja ich … ich hätte nicht gedacht, dass das so schwer werden würde.“, meinte Peter. „Auch wenn es eigentlich nicht richtig ist, wünsche ich euch viel Glück in euerm Krieg. Ihr tut das richtige, denkt daran.“ Harry nickte und sie schüttelten sich die Hände, Marie tat es ihm nach. „Lebt wohl, Harry, Marie.“

„Seit bitte vorsichtig und macht nichts dumme“ Dabei blickte Anne besonders Marie an und ihre Mundwinkel hoben sich ein bisschen. „Und grüßt bitte Dorren von uns.“ Harry nickte.

„Das werden wir.“

Anne schien kurz zu zögern, dann trat sie näher an Harry und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.

„Egal wie erwachsen du zu sein glaubst, für mich bist du immer noch ein Kind. Du musst besser auf dich achten Harry, versprich es mir.“, flüsterte sie und musterte dabei besorgt sein müdes Gesicht. Harry nickte stumm. „Übernimm dich nicht.“ Dann wandte sie sich an Marie.

„Würdest du mir einen Gefallen tun und gut auf Harry aufpassen? Er ist ein ganz besonderer Mensch. Leider leben solche Leute meist nicht sehr lange, weil sie sich zu sehr für andere einsetzten.“

„Du kannst dich auf mich verlassen und denke, dass ich nicht die einzige bin, die ein Auge auf ihn haben wird.“, versprach sie. Harry hatte inzwischen einen Zauber gewirkt und damit ein Portal erschaffen.

„Das hier ist eine Abwandlung des Portus-Zaubers. Wenn ihr hindurchgeht, werden eure Erinnerungen an die letzte Zeit angepasst.“, erklärte er nervös. Dieser Abschied fiel ihm wirklich schwer. Zögernd ging die Familie auf das leuchtende Portal zu. Als sie es berührten, glühte es auf. Das letzte was Harry von ihnen sah, war wie Joan sich zu ihm umdrehte. Sie lächelte. Breit und voller Lebensfreude und drückte die Brosche fest an ihre Brust.

„Bye Harry.“

Schweigend war Harry in sein Arbeitszimmer zurück gekehrt. Dieser Abschied war ihm schwerer gefallen als er es erwartet hätte. Doch es war das beste so. Hier wären sie in zu großer Gefahr gewesen. Er hatte nicht das Recht sie in diese Welt und diesen Kampf mit hinein zu ziehen.

Um sich abzulenken machte er sich daran einige Briefe zu schreiben. Zeit sich seinen Gegnern angemessen vorzustellen.
 

Dumbledore suhlte sich in der Magie, die Hogwarts umgab. Sie lud seine schwindenden Reserven auf und sorgte dafür, dass das Alter ihm nichts anhaben konnte. Dieses Gefühl war einfach unbeschreiblich. Reine Extase. Durchflutet von ungeheurer Macht.

Ein Tick Tock an seinem Fenster holte ihn aus seiner Meditation. Mit einer unwirschen Handbewegung öffnete er das Fenster und eine schlanke, rot-braune Eule flog ins Zimmer. Sie ließ einen Briefumschlag auf seinen Tisch fallen und landete dann auf einem der Regale. Fawkes blickte von seiner Vogelstange auf und trillerte leise. Daraufhin schuhute die Eule ebenfalls leise und raschelte mit ihren Federn.

*Flieg lieber schnell wieder weg. Du solltest nicht hier bleiben.*

*Aber ich habe eine Nachricht für dich.*, klackerte die Eule und Fawkes gab einen überraschten Laut von sich.

*Von wem?*

*Harry.* Vor Aufregung und Überraschung spreizte Fawkes seine Flügel

*Geht es dem Kücken gut? Ich hab mir Sorgen gemacht, als er nicht nach Hogwarts zurückgekehrt ist.*

*Es ist alles in Ordnung. Ich soll dir nur ausrichten, dass er vielleicht deine Hilfe gebrauchen könnte.*, meinte die Eule hastig, ihr blieb nicht mehr viel Zeit. Daraufhin ließ Fawkes den Kopf hängen.

*Was könnte ich schon ausrichten? Ich bin an diesen Mann gebunden und kann mich nicht davon befreien.*

*Halte dich nur bereit.*, krächzte die Eule und flatterte auf, als ein Zauber in ihre Richtung schoss. Dumbledore hatte von dem Gespräch zwar nichts mitbekommen, doch das ständige Gekrächze störte ihn.

„Was willst du denn noch hier? Von mir kriegst du nichts zu essen du stinkender Wischmop. Verschwinde Mistvieh.“ Dabei fuchtelte Dumbledore mit dem Zauberstab und versuchte die Eule zu treffen, als sie Flügelschlagend aus dem Fenster flog. Danach wandte er sich wieder dem Brief zu.
 

Albus Dumbledore,

Das Sie uns so ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt haben, kam ungelegen aber nicht unerwartet. Ich hoffe Ihnen ist bewusst, dass Sie damit Ihren Untergang nur beschleunigt haben. Ich werde Ihnen zeigen zu was ich fähig bin und Sie für alles bezahlen lassen was Sie getan haben.

Ihre Zeit ist abgelaufen.
 

Auch ohne Unterschrift wusste Dumbledore von wem dieser Brief stammte. Mit einem Satz war er auf den Beinen und am Fenster, doch die Eule war bereits außer Sichtweite. Kochend vor Wut kehrte er an seinen Tisch zurück. Trotz der höflichen Wortwahl, troff der Brief nur so vor Sarkasmus. Er musste unbedingt herausfinden wer der Anführer der Skeater war. Wer es wagte ihn, Albus Dumbledore, dermaßen zu verspotten.

Es klopfte an der Tür und Dumbledore bemühte sich wieder seine großväterliche Maske aufzusetzen, bevor er die Person vor der Tür hereinbat. Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Bis er diesen Emporkömmling auf seinen Platz verweisen konnte, hatte er Zeit sich um ein anderes Problem zu kümmern.

„Ah, Miss Parkinson. Schön, dass Sie kommen konnten. Ich habe etwas mit Ihnen zu besprechen.“
 

Lord Voldemort gönnte sich einen seltenen Moment der Ruhe und grübelte mal nicht über die Skeater nach. Bisher hatten seine Leute kaum etwas über sie herausfinden können. Nur Gerüchte und alte Geschichten, mehr gab es über sie nicht.

Stattdessen malte er sich aus, was er mit dieser Welt alles anstellen könnte, sobald Dumbledore aus dem Weg geräumt war. Doch mit Dumbledore kamen leider auch weniger schöne Erinnerungen zurück. Bevor er sich jedoch in Gedanken an seine Kindheit verlieren konnte, wurde er von einem Geräusch am Fenster unterbrochen. Eine Eule saß davor und wartete geduldig darauf eingelassen zu werden.

Nagini hob vor dem prasselndem Kaminfeuer ihren Kopf und zischelte missgünstig in Richtung des Störenfrieds.

#Ruhig, meeiine Hübsssche.“, zischelte der dunkel Lord und öffnete der Eule. Leise flatterte sie herein und ließ einen Brief vor ihm fallen. Ohne ihr einen weiteren Blick zu schenken, öffnete er diesen.
 

Dunkler Lord,

ich, der Lord Shaire, erkläre dir hiermit den Kampf.

Dieser Krieg wird schon viel zu lange geführt. Das alles muss endlich ein Ende haben.

Was auch immer in der Vergangenheit war ist keine Entschuldigung für das was du tust. Ich werde dir Einhalt gebieten. Die Spiele werden bald beginnen.

Gezeichnet

Lord Shaire, Anführer der Skeater und Prinz der Schatten
 

Die Augen des dunklen Lord verengten sich und ein unglaublicher Zorn brodelte in seinem Inneren. Wie konnte dieser Möchtegern Herrscher es wagen ihn herauszufordern?

Er war der einzig wahre Lord.

Er würde die Dinge gerade stellen und jene leiden lassen, die ihn quälten.

Mit einem Ruck zerriss er den Brief und warf ihn ins Feuer. Noch während das Pergament verbrannte, drehte er sich um und verließ das Zimmer. Wenn dieser Kerl sich unbedingt mit ihm anlegen wollte, bitte. Lord Voldemort würde ihm seinen Platz schon zeigen.
 

Snape war beim Frühstück aufgehalten worden, weshalb er später als gewöhnlich in Richtung Kerker unterwegs war. Bei einem ihrer seltenen Besuche hatte Professor Trelawney ihm die ganze Zeit mit ihren düsteren Zukunftsvisionen in den Ohren gelegen. Er verstand nicht wieso der Schulleiter diese Person noch immer unterrichten ließ. Nicht das er irgendetwas verstehen oder gar gut heißen würde, was Dumbledore tat. Dieser Mann hatte schon seit vielen Jahren abgebaut und war nicht mehr zurechnungsfähig. Doch das machte ihn nur noch gefährlicher und um seine Ziele zu erreichen war er zu allem entschlossen.

Je näher Snape den Kerkern kam, desto deutlicher wurde der Lärm, der zu ihm drang. Genervt runzelte er die Stirn und beschleunigte seine Schritte. Das diese Bälger sich auch nicht einmal benehmen konnten. Schließlich konnte er auch verstehen was gesagt wurde und an der unnötig lauten Stimme erkannte er, dass Weasley mal wieder mit jemandem stritt. Seit Potter nicht mehr in der Schule war und seine Freunde unter Kontrolle hielt, benahmen sie sich wie im Affenhaus.

„Ich hab gesagt, du sollst dich entschuldigen!“, schrie Weasley und seine Stimme halte von den Wänden wieder.

„Ach, und wieso sollte ich das tun? Ich hab schließlich nur gesagt, was ich gesehen habe und zwar, dass du isst wie ein Schwein. Außerdem habe ich überhaupt nicht mit dir gesprochen, sondern mit meinen Freunden. Es ist ziemlich unhöflich sich einfach die Gespräche anderer Leute einzumischen. Aber Manieren schienen für dich ja ein Fremdwort zu sein. Für gute Erziehung war bei euch wohl nicht viel Zeit.“

Enigma. Er hätte es sich ja denken können. Seit ihrem ersten Tag gerieten dieses Mädchen und Granger und Weasley immer wieder aneinander. Sie schien eine tiefe Abneigung gegen Griffindore, besonders aber diese beiden zu hegen.

„Wage es ja nicht meine Familie da mit hineinzuziehen. Von so etwas hat eine Slytherin wie du doch keine Ahnung.“, krakelte Weasley weiter und übertönte seine Besserwisser Freundin.

„Uhh, war das jetzt die beste Beleidigung, die du drauf hast? Wie willst du mich denn je zu irgendetwas zwingen Weasley? Mich mit Zaubern angreifen? Ich beherrsche mehr Sprüche als je in deinen Kopf passen und im Gegensatz zu deiner Freundin, kann ich mit ihnen auch umgehen. Mich körperlich attackieren? Ich würde zu gerne sehen wie du dich abmühst.“ Sie war gut, das musste Snape ihr lassen. Ihre Beleidigungen waren immer so, dass ihre Gegner keine Möglichkeit zur Erwiderung hatten. Im Gegensatz zu Weasley, der nur heiße Luft bließ, besaß sie die Fähigkeiten ihre Drohungen wahr zu machen.

„Halts Maul!“, schrie der Rotschopf jetzt völlig in Rage. In dem Moment trat Snape in den Gang und die Szenerie vor ihm erstarrte. Offensichtlich hatte der Griffindore gerade Handgreiflich werden wollen.

„20 Punkte Abzug Mr. Weasley. Wie Sie sicher wissen sind Schlägereien hier nicht erlaubt und jetzt bewegt euch und strapaziert meine Geduld nicht noch weiter.“

Er scheuchte die Klasse ins Zimmer und auch wenn Weasley so aussah, als wollte er noch mehr sagen. Doch anscheinend war er clever genug es dann doch bleiben zu lassen.

Nachdem Snape den Trank der heutigen Stunde an die Tafel geschrieben hatte, setzte er sich und beobachtete die Schüler.

Hedwig Enigma gab ihm immer wieder neue Rätsel auf. Mit ihrer widerspenstigen Art hatte sie im Schloss sehr schnell Stellung bezogen, allerdings richtete diese sich immer nur gegen einzelne Personen. Sie besaß bemerkenswerte Fähigkeiten, hütete aber auch einige Geheimnisse. Alle merkwürdigen Vorkommnisse der letzten Zeit schienen mit ihr zusammenzuhängen. Harry Potter verschwand spurlos. Eine alte Legende erwachte zu neuem Leben.

Das konnte einfach nicht alles bloßer Zufall sein.

Als die Stunde zu ende war, verschwanden alle so schnell wie möglich aus dem Kerker, nur Enigma blieb zurück. Sie schulterte ihre Tasche und trat zu ihm ans Lehrerpult.

„Professor Snape, können Sie mir vielleicht erklären, wieso Weasleys und Grangers Belästigungen keine Folgen für sie haben? Das geht jetzt schon seit Wochen so und langsam wird es tatsächlich lästig.“

„Nein Miss Enigma, dass kann ich Ihnen leider nicht erklären. Ich habe schon mit dem Direktor gesprochen, doch der meinte, dass es nicht weiter ungewöhnlich wäre, dass es ab und zu Streitigkeiten gibt.“ Bildete er sich das jetzt nur ein oder hatten die Mundwinkel des Mädchens gerade tatsächlich gezuckt?

„Allerdings scheint es, als würden Sie damit ganz gut fertig werden Miss Enigma.“, setzte er hinzu und erlaubte sich tatsächlich ein amüsiertes aufblitzen in seinen Augen. Das Mädchen nickte und wandte sich ab.

„Vielen Dank Professor. Einen schönen Tag noch.“

Bevor die Tür sich hinter ihr schloss, konnte Snape noch beobachten, wie Draco und Blaise auf sie einredeten, bis sie schließlich nickte und die drei verschwanden.

Es war Abend und die meisten Schüler hatten sich bereits zum Abendessen in der Großen Halle versammelt, als Dumbledore sich erhob und damit die Aufmerksamkeit der Schüler erlangte. Die Reaktionen an den Tischen waren sehr unterschiedlich. Die Ravenclaws blickten neugierig, die Huffelpuffs nervös, die Griffindores Erwartungsvoll und die Slytherins misstrauisch in Richtung ihres Direktors.

„Ich weiß, dass ihr euch alle Sorgen macht, wegen den vielen Dingen, die in letzter Zeit passiert sind. Ihr habt Angst und das ist natürlich verständlich, doch umso wichtiger ist es, dass alle zusammenhalten. Leider muss ich euch mitteilen, dass es so scheint als habe Mr. Potter uns alle im Stich gelassen. Die zuständigen Ermittler sind sich mittlerweile sicher, dass Harry abgehauen ist.“ Augenblicklich brach in der Halle ein unglaubliches Getöse aus. Die Schüler riefen durcheinander und versuchten sich gegenseitig zu übertönen und auch die Lehrer wirkten völlig überrumpelt.

Als Dumbledore es schließlich schaffte wieder einigermaßen für Ruhe zu sorgen, sprach er weiter.

„Aber Ihr solltet die Hoffnung nicht aufgeben, denn so wie es scheint, gab es über all die Jahre ein großes Missverständnis. Wie es aussieht war es nie Mr. Potters Aufgabe unser Retter zu sein, sonst wäre er niemals so einfach verschwunden. Die Prophezeiung gibt uns auch weiter Grund zu hoffen, weshalb ich hiermit verkünde, dass ich persönlich die Ausbildung von Mr. Neville Longbottom übernehmen werde.“ Erneut sprachen, schnatterten und schrieen die Schüler durcheinander. Am Slytherin-Tisch machte sich Unglaube breit.

„Was denn der soll jetzt den dunklen Lord erledigen?“

„Das ist doch einfach nur lächerlich.“

„Einfach lächerlich, Longbottom als letzte Hoffnung.“

Hedwig hatte Schwierigkeiten sich davon zu überzeugen still sitzen zu bleiben. Sie versuchte es, sie versuchte es wirklich doch in ihrem Inneren war es am brodeln. Am liebsten hätte sie diesem schmierigen, alten, widerlichen, verlogenen Gichtsack die Augen ausgekratzt. Hatte er Harry denn nicht schon genug angetan?

Hedwigs Blick schnappte zu dem roten Tisch, als Weasleys Stimme den allgemeinen Lärm übertönte.

„Dieser Feigling. Bestimmt ist der Verräter zu Ihr-wisst-schon-wem übergelaufen.“ Viele in der Halle schnappten nach geschockt Luft oder tuschelten aufgeregt mit ihren Nachbarn. Weasley, mit der Wirkung seiner Worte offensichtlich zufrieden, sprach unterdessen weiter.

„Es gab schon seit einer Weile Anzeichen für so etwas. Harry hat sich immer weiter zurück gezogen und sich mit Dingen beschäftigt, von denen wahre Weißmagier sich fern halten würden. Er meinte sogar einmal, dass schwarze Magie vielleicht ja gar nicht böse sein. Dieser Mistkerl hat schon seit langem geplant uns alle im Stich zu lassen. Neville wird ein viel besserer Held sein als Potter es jemals hätte werden können.“, grölte er. Hedwig bemerkte den entsetzten und angewiderten Ausdruck, der einen Sekundenbruchteil über Snapes Gesicht huschte. Sie hätte ihn verpasst, wenn sie nicht zufällig in die Richtung des Professors geschaut hätte, doch er verriet ihr alles was sie wissen musste.

„Mein lieber Mr. Weasley, bitte halten Sie Ihre Zunge doch etwas im Zaum.“, meinte Dumbeldore daraufhin und Hedwig hätte ihm sein scheinheiliges gutmütiges Lächeln am liebsten aus dem Gesicht geflucht. Als Weasley auch noch begann überheblich zu grinsen, riss ihr Geduldsfaden endgültig. Es reichte. Was zu viel war, war zu viel. Sie würde nicht mit ansehen, wie dieses Aas über Harry her zog ohne, dass er die Möglichkeit hatte sich zu wehren. Überraschte Blicke flogen in ihre Richtung, als bei der Abrupten Bewegung ihr Glas umfiel.

„Schnauze Weasley, du senkst den IQ der gesamten Schule wenn du den Mund aufmachst. Dein dummes Geschwätz will niemand hören also spiel dich hier nicht so auf. Und Sie, Professor Dumbledore, sollten etwas mehr “ Damit rauschte sie davon und verließ die Halle.

Sie wusste, dass sie einen Fehler gemacht hatte.

Sie wusste, dass das dumm und unüberlegt gewesen war. Harry würde ihr den Kopf abreißen, sollte er jemals davon erfahren.

Doch ihr Temperament war einfach mit ihr durchgegangen. Diese Ignoranten, die von nichts eine Ahnung hatten aber sich groß aufspielten. Weasley, dieser verlogene Schleimbeutel, der sich auch noch im Recht glaubte.

Es machte sie einfach krank.
 

Neville war während Dumbledores Rede aschfahl geworden und als sich alle Augen auf ihn richteten, duckte er sich so tief er konnte in seinen Mantel. Doch er sagte nichts. Er schaffte es einfach nicht den Mund aufzukriegen. Das lief schon das ganze Schuljahr so. Seit dem ersten Tag hatte sich Grangers und Weasleys Verhalten um 180° gedreht. Sie waren laut, selbstverliebt und rücksichtslos. Ohne sich um irgendjemanden zu scheren hatten sie die Kontrolle im Turm an sich gerissen und hetzten gegen Harry wo sie nur konnten.

Harry.

Wie es ihm wohl ging?

Neville dachte mit sanfter Wehmut an den Jungen mit den großen grünen Augen. Er machte sich wirklich Sorgen um ihn und hoffte, dass er irgendwo in Sicherheit war. Das schlimmste war, dass viele der anderen Griffindores den Worten von Granger und Weasley glaubten.

Neville vermisste den anderen Junge. Seine freundliche und gütige Art, seine Hilfsbereitschaft. Er war einer der wenigen, die ihn nicht wegen seiner Tollpatschigkeit ausgelacht hatten. Ein so liebevoller Junge verdiente eine solche Behandlung nicht. Doch Neville war zu feige und zu schwach um etwas dagegen zu unternehmen und er schämte sich dafür.

Ein unwillkürlicher Anfall von Dankbarkeit durchflutete ihn, als die Slytherin sich gegen diese unfaire Behandlung erhob. Verstohlen blickte er sich um und erkannte, dass er anscheinend nicht der einzige war. Ginnie hatte sich in der Zeit seit Harrys verschwinden immer weiter zurück gezogen. Wahrscheinlich zu gleichen teilen aus Trauer und Sorge um Harry und Furcht vor ihrem Bruder. Doch die Hoffnung hatte sie anscheinend nie aufgegeben, denn obwohl sie bleich geworden war und den Kopf gesenkt hielt, hatte sie unter dem Tisch die Hände zu Fäusten geballt.

Auch Luna hatte alles aufmerksam beobachtet und beschloss mit Ginnie zu reden. Das Mädchen sah tatsächlich nicht gut aus. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen und Luna wusste auch, dass sie in ihrem Haus geschnitten wurde.

Nach dem Abendessen gingen die Slytherins schleunigst in ihren Gemeinschaftsraum zurück. Auf dem ganzen Weg tuschelten sie über Hedwigs merkwürdiges Verhalten. Zwar hatten sie genossen, dass jemand Dumdeldore Paroli geboten hatte, seltsam war es dennoch gewesen.

Draco, Blaise und Millicent gingen sofort zum Zimmer der Mädchen und trafen dort auf eine vor Wut rauchende Hedwig an. Sie lief die ganze Zeit auf und ab und murmelte irgendetwas vor sich hin, dabei schoss sie glühende Blicke, gegen alles was ihr unter die Augen kam. Draco hatte sogar für einen kurzen Moment den abstrusen Eindruck ihr Haar würde sich vor Elektrizität sträuben.

Auch Blaise musste schlucken, während er Hedwig beobachtete. Das Mädchen hatte Temperament soviel stand fest und er wollte ihr nicht über den Weg laufen, wenn sie mal richtig wütend war. Schließlich faste Millicent sich ein Herz und trat einen Schritt vor. Augenblicklich blieb Hedwig und fixierte das andere Mädchen mit einem festen Blick. Sie warf sich eine weiße Haarsträhne über die Schulter und stemmte die Hände in die Hüfte.

„Was?!“, fauchte sie. Auch Millicents Mine verdunkelte sich und sie verschränkte die Arme vor der Brust.

„Hey, du hast keinen Grund uns hier so anzuknurren. Wir haben dir nichts getan.“ Einige Herzschläge lieferten sie sich noch ein Blickduell, dann schloss Hedwig aber die Augen und atmete ein paar mal tief durch. Ihre Freundin hatte ja recht. Sie benahm sich ihnen gegenüber unfair. Also versuchte sie sich wieder zu beruhigen, was nicht bedeutete, dass ihre Wut verschwinden würde.

Sie setzte sich auf ihr Bett, zog ein Bein an ihren Körper und schlang die Arme darum.

„Na also, es geht doch. Dieses finstere Gesicht steht dir gar nicht gut Prinzessin.“, flötete Blaise und setzte sich verkehrt herum auf einen Stuhl, den er sich herangezogen hatte. Draco ging an ihm vorbei und schlug ihm auf den Hinterkopf.

„Kannst du dich denn nicht einmal wie ein normaler Mensch benehmen?“, rügte er seinen Freund. Blaise murrte leise vor sich hin und rieb sich den Hinterkopf.

Draco und Millicent setzten sich neben Hedwig auf das Bett, die den Kopf gesenkt hielt.

„Hedwig bitte, erklär uns doch was hier vor sich geht. Was weißt du von Potter und was hast du mit dieser Gruppe zu tun?“

„Was für eine Gruppe?“, fragte Millicent dazwischen und blickte misstrauisch zwischen ihren Freunden hin und her. In einem Sekundenbruchteil entschied Hedwig sich. Wahrscheinlich hätte sie sich mehr Zeit zum nachdenken nehmen sollen, doch in diesem Moment erschien es ihr richtig.

„Die Skeater. Ich bin bei ihnen Mitglied, hauptsächlich weil sie Harry helfen … denke ich.“, erklärte sie.

„Ähm, ok.“, meinte Millicent völlig überfahren. „Ich, ähm … Wie …?“ Sie schien wirklich nicht zu wissen, was sie darauf erwidern sollte.

„Ich habe Harry von seinen Verwandten weggeholt. Sie haben ihn schlimmer behandelt als Dreck. Sein Leben war ihnen nichts wert. Er war ihnen völlig gleichgültig und musste für sie putzen und sie von vorne bis hinten bedienen. Sie haben ihn gehasst und verachtete. Hätte ich nicht eingegriffen, hätten sie ihn getötet. Diese widerwärtigen Muggel sind das schlimmste was ich jemals gesehen habe. Sie sind abartig und verabscheuungswürdig.“ Hedwig hatte sich wieder in Rage geredet. Der Gedanke an die Dursleys ließ ihr Blut kochen.

„Deshalb bin ich auch vorhin so ausgetickt. Ich konnte einfach nicht mit anhören wie Weasley solchen Schwachsinn von sich gab. Harry hat immer versucht es allen recht zu machen. Das einzig was er wollte war akzeptiert zu werden. Das Verhalten seiner Verwandten hat ihn immer mehr kaputt gemacht. Er hat gelitten und das konnte ich nicht mehr ertragen.“ Sie zog beide Beine an den Körper und redete sich von der Seele was sie schon seit sie Harry kannte belastete. So oft hatte sie sich gewünscht ihm helfen zu können und war glücklich als sie endlich die Möglichkeit dazu bekam.

„Jedenfalls bin ich jetzt auf Wunsch des Lord Shaires hier in Hogwards. Er möchte keine Kinder in so einen Kampf mit hinein ziehen.“

„Also ist Potter jetzt auch bei den Skeatern?“, vermutete Draco und betrachtete Hedwig nachdenklich. Sie haderte kurz mit sich, entschloss sich dann aber ihnen zu vertrauen. Es war erleichternd, sich ihnen endlich anvertrauen zu können, denn es hatte ihr nicht gefallen sie zu belügen. Es erinnerte sie zu sehr an den Gichtgreis, Weasley und Granger.

„Ja ist er.“

„Wieso hast du das niemandem gesagt?“, fragte Blaise ganz aufgeregt.

„Weil er seine Ruhe haben will.“ War Hedwigs knappe Antwort und mit einem Blick brachte sie den Jungen dazu den Mund zu halten.
 

Am nächsten Tag verstärkten sich die Anfeindungen der Griffindors um Granger und Weasley gegen Hedwig erheblich. Immer wieder wurde sie angegriffen, sobald kein Lehrer in der Nähe war. Doch damit wurde sie fertig. Sowohl körperliche Angriffe als auch Flüche wehrte sie ab ohne sich groß anzustrengen. Zumindest ließ sie es sich nicht anmerken und reizte die anderen damit nur noch mehr.

Nach dem Mittagessen hatte Hedwig eine Freistunde und wollte schon mal in der Bibliothek mit ihren Hausaufgaben anfangen, als sie in ein Klassenzimmer gewunken wurde. Sie erkannte Luna und folgte ihr Stirnrunzelnd. Als sie in das Zimmer trat, sah sie sich Loovegod und der jüngsten Weasley gegenüber. Das Mädchen sah gar nicht gut aus. Sie war blass und als sie sich eine Strähne hinters Ohr strich, bemerkte Hedwig das Zittern ihrer Hand. Als Ginnie die Slytherin erkannte, weiteten sich ihre Augen und sie verspannte sich. Es war eine automatische Reaktion.

„Luna was soll das?“, fragte Hedwig und lehnte sich an die Wand neben der Tür. Aufmerksam wanderte ihr Blick zwischen den beiden Mädchen hin und her.

„Ich denke, dass du das durchaus erkennen kannst. Du sollst mit ihr reden.“, meinte Luna und erwiderte den Blick.“ Kellertief seufzte Hedwig, ließ sich aber gegenüber von dem Mädchen auf einem Stuhl nieder. Sie wirkte unsicher und verwirrt. Das beste wäre wohl erst einmal klare Verhältnisse zu schaffen. Sie hatte in letzter Zeit wohl einiges durchgemacht.

„Ganz ruhig ich beiß dich schon nicht.“, sagte sie deshalb und lächelte freundlich und tatsächlich schien Ginnie sich etwas zu entspannen. Sie lächelte sogar schwach zurück.

„Ich habe auch nicht vor über dich herzufallen wie dein ach so toller Bruder.“ Daraufhin verzog die jüngere das Gesicht.

„Bleib mir bloß mit dem weg Der einzige Lichtblick hier ist, wenn du ihn fertig machst. Du solltest sehen wie er und Granger danach immer im Turm toben.. Er ist total ätzend geworden seit … aber niemand macht was dagegen.“

„Ich glaub ich kann’s mir vorstellen.“ Hedwig grinste schief.

„Allerdings“, fuhr das andere Mädchen fort und warf Luna einen Blick zu. „Hab ich keine Ahnung was ich hier soll und woher du und Luna euch kennt.“

„Wir hatten schon ein kleines und hoch interessantes Gespräch.“ Erneut fixierte Hedwig Ginnie und musterte sie. Ihr war das kurze stocken des Mädchens nicht entgangen.

„Du hast ihn wirklich gemocht oder?“, fragte sie daher ganz direkt und bemerkte Ginnies zusammen zucken. Sie schluckte und schloss kurz die Augen.

„Ja, ja das habe ich.“, hauchte sie. „Ich vermisse Harry so schrecklich.“

Die Zwillinge fühlten sich immer unwohler im Hauptquartier des Ordens. Sie sprachen nur das nötigste und zogen sich zurück, sobald sie den Grimmauldplace betraten. Doch niemandem schien das aufzufallen. Sie hatten auch noch niemandem erzählt, dass sie Harry ab und zu trafen - auf dessen ausdrücklichen Wunsch hin. Und langsam verstanden sie auch wieso. Je mehr sie darüber nachdachten und je mehr sie die Leute um sich herum beobachteten, desto weniger konnten sie gutheißen was hier eigentlich abging.

Bevor sie sich allerdings weiter in diesen, für sie untypisch düsteren Gedanken verlieren konnten, ging die Tür auf und eine aufgeregte Tonks stürzte in die Küche. Sofort sprangen Fred und George auf und traten an die Seite der aufgelösten Frau.

„Tonks was hast du denn?“, fragten sie gleichzeitig. Die fahrigen Bewegungen und weit aufgerissenen Augen ihrer Freundin beunruhigten sie. Irgendetwas musste passiert sein. Hoffentlich ging es ihrer Familie gut, auch wenn die sich in letzter Zeit immer schrecklicher verhielt.

„Remus, er … er ist … verschwunden. Ich …“ Sie schniefte, faste sich dann aber wieder und sprach stockend weiter. „Ich wollte ihn besuchen, weil … weil doch gestern Vollmond war aber er … Ich konnte ihn nirgends entdecken und Remus wäre doch niemals einfach so verschwunden. Schon gar nicht während seiner Verwandlung. Irgend- … irgendetwas muss passiert sein.“ Fred und George wechselten einen besorgten Blick. Das klang in der Tat gar nicht gut. Wohin konnte ihr ehemaliger Lehrer nur verschwunden sein?
 

„Ach und wieso nicht?“, verlangte Harry zu wissen und begann mit den Fingern auf seinen Tisch zu trommeln. Dorren versuchte gerade ihm zu erklären, dass er nicht mit konnte um Hedwig vom Bahnhof abzuholen. Luzifer stand neben der Tür gelehnt und hatte bis jetzt noch kein Wort gesagt. Stattdessen beobachtete er mit leicht gerunzelter Stirn seinen derzeitigen Lord. Ihm war aufgefallen, dass Harry immer öfter die Illusion des Lord Shaire trug. Als würde er versuchen Harry Potter zu überdecken.

„Mein Prinz ich bitte Euch. Es ist einfach zu gefährlich. Ich werde gehen und Hedwig abholen.“

„Das ist wirklich das beste Harry.“, unterstützte jetzt auch Luzifer Dorrens Plan. Genervt ließ Harry sich im Stuhl nach hinten fallen.

„Schön. Meinetwegen.“, gab er schließlich nach. Erleichtert verbeugte Dorren sich und verließ, gefolgt von Luzifer, das Zimmer.

„Er sieht erschöpft aus.“, murmelte Dorren an niemand bestimmten gerichtet.

„Er bekommt zu wenig schlaf.“, sagte Luzifer schlicht und verschwand den Gang entlang. Dorren blickte auf seine Uhr und seufzte. Er hatte noch Zeit, bis die Freundin seines Lords am Bahnhof ankommen würde. Ohne das er wirklich darauf achtete, lenkten seine Schritte sich in Richtung des Kerker.

Er öffnete eine Tür und betrat den Raum dahinter. Eine Weile stand er einfach nur im Türrahmen und beobachtete Marie bei ihrem Experiment. Sie murmelte leise vor sich hin, während sie in Büchern blätterte und immer wieder einen Blick in den Kessel warf. Nach einigen, teilweise recht heftigen Explosionen, war Marie mit ihrem Labor in den Keller verband worden. Die ständigen Komplettrenovierungen der Zimmer war auf die Dauer anstrengend geworden.

Schließlich strich Marie sich eine Haarsträhne hinters Ohr und lehnte sich mit eine abschließenden seufzen nach hinten.

„Diesmal keine Explosion? Sicher das alles richtig ist?“, fragte Dorren und betrat jetzt endgültig das Zimmer. Es war recht karg eingerichtet. Zum Großteil nur die Zaubertrankzutaten, die Marie benutzte. Ansonsten gab es noch ein Regal mit verschiedenen Steinen, das schon vorher da gewesen war.

„Was nicht ist kann ja noch werden.“, erwiderte Marie und trat einige Schritte von ihrem Kessel zurück. Neugierig warf Dorren einen Blick hinein, doch das Gebräu kam ihn nicht  bekannt vor.

„Und was soll das Zeug bewirken?“

„Ganz ehrlich.“, meinte Marie und zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung aber dass bis jetzt nichts schlimmes passiert ist nehme ich als gutes Zeichen.“ Marie lehnte sich nach hinten und stieß dabei gegen das Regal. Es wankte und hastig drückte sie sich dagegen um es am umfallen zu hindern. Allerdings fiel einer der Steine dabei heraus.

Marie und Dorren versuchten gleichzeitig danach zu greifen, trotzdem fiel er in Maries Zaubertrank.

Eine laute Explosion, ein gleißendes Licht und im nächsten Moment waren Dorren und Marie verschwunden.

Als sie wieder etwas erkennen konnten, befanden sie sich in einem dicht bewachsenen Wald irgendwo im Nirgendwo.

„Verdammt, was ist denn jetzt schon wieder schief gegangen und wo sind wir hier überhaupt?“ Marie wirkte alles andere als glücklich.

„Ich weiß es nicht aber ich …“ Ein rascheln im Gebüsch unterbrach Dorrens Vermutung.

„Marie, sag mir bitte, dass du deinen Zauberstab dabei hast.“ Sein Ton war bemüht ruhig und gefasst. Marie schluckte schwer und ihre Augen wurden riesengroß.

„Eh, nein. Der liegt in meinem Zimmer.“, gab sie zu. Dorren nickte, schob sie langsam hinter sich und zückte seinen eigenen Zauberstab. Zu dem rascheln kam jetzt auch noch knurren. Plötzlich erschienen glühende, goldene Augen zwischen den Blättern. Ohne weiter zu zögern packte Dorren Marie und rannte los. Der Werwolf verfolgte sie, sie konnten seinen keuchenden Atem hören, doch da war auch noch etwas anderes.

Plötzlich brach der Werwolf vor ihnen aus dem Unterholz und verstellte ihnen den Weg. Neben ihm trat ein großgewachsener Mann, mit breiten Schultern und wilden Haaren. Auch seine Augen waren golden und sie musterten die Eindringlinge unnachgiebig. Dorren erkannte den Mann auch wenn er ihm noch nie begegnet war. Fenrir Greyback. Alpha des größten Werwolfrudels in ganz Großbritanien.

„Das Rudel geht über alles. Eindringlinge sind unerwünscht und Bedrohungen müssen eliminiert werden.“ Der Wolf an seiner Seite knurrte, die Lefzen gefletscht. Das ganze klang unheimlich nach einem Richtspruch. In der Sekunde, in der der Wolf seine Muskeln anspannte, erkannte Dorren, dass er hier mit Reden nicht weiterkommen würde.

Er schickte ihm einen Fluch entgegen, der ihn gegen den nächsten Baum fliegen ließ. Seine erste Panik war verflogen, so das er sich jetzt genügend konzentrieren konnte um zu aparrieren. Bevor der Werwolf sich wieder aufgerappelt hatte, waren sie verschwunden.

Mitten auf dem Trainingsgelände tauchten Dorren und Marie wieder auf. Es war eine eher unsanfte Landung doch sie waren froh überhaupt noch in einem Stück zu sein. Als sich ihre Blicke trafen mussten sie anfangen zu lachen.

„Tja, von wegen keine Unfälle. Mal schauen ob mein Labor noch steht.“ Damit stand Marie auf. Sie blieb dann aber noch einmal stehen und drehte sich zu Dorren um.

„Danke. Ohne dich hätte das mächtig schief gehen können.“

„Immer wieder gern aber nimm das nächste mal bitte deinen Zauberstab mit.“

Marie grinste.

„Dann müsstest du mich ja aber nicht mehr beschützten.“ Dann drehte sie sich abrupt wieder um und verschwand.

„Ich würde dir doch trotzdem noch helfen.“, murmelte er leise und war froh, dass niemand das rot auf seinen Wangen sah. Auch Maries Wangen waren, wenn man genau hinsah,  leicht gerötet.

Nach einem kurzen Blick auf die Uhr stand Dorren auf und klopfte sich den Staub ab. Sein kleines Abenteuer hatte ihn mehr Zeit gekostet als er vermutete hatte. Hedwigs Zug würde bald ankommen und dann sollte er am Bahnhof stehen und sie abholen.

Mit einem leisen Plopp erschien er auf dem Bahnsteig 9 3/4. Niemand hatte seine Ankunft bemerkt und auch jetzt hielt er sich im Schatten und beobachtete die Zauberer, die nacheinander eintrudelten. Manche redeten ganz aufgeregt mit befreundeten Eltern. Einige Mütter hatten Tränen in den Augen und viele kleine Geschwister waren völlig aufgedreht. Nur einige, vor allem die Reinblütigen Zauberer, blieben gesittet und blickten mit ihrer üblichen überheblichen Mimik auf die anderen Familien herab.

Als der Zug einfuhr, schwoll der Lärmpegel noch einmal an und als die Schüler schließlich ausstiegen, brach sofort hektisches Gewusel aus. Jeder wollte sein Kind zu erst wieder in die Arme schließen und die Schüler wollten sich noch schnell von ihren Freunden verabschieden und die älteren versuchten die Knuddelattacken ihrer Mütter abzuwehren.

Dorren ließ seinen Blick schweifen, bis er den hellen Haarschopf von Hedwig entdeckte. Bei ihr standen ein blonder und ein dunkelhaariger Junge und ein dunkelhaariges Mädchen. Außerdem bemerkte er die Blicke, die sie zwei Mädchen zu warf, einem silber- und einem rothaarigen, die sich eng beieinander hielten.

Er schlängelte sich durch die Menschen hindurch ohne jemanden anzurempeln und blieb vor Hedwig stehen.

„Hallo, ich wurde geschickt um dich abzuholen.“, begrüßte er sie und ihm entging nicht der Blick, den sich die beiden Jungen zuwarfen.

„Außerdem“, sprach er weiter, jetzt aber an die Jungen gewandt und senkte seine Stimme. „Möchte ich euch danken. Er hat mir erzählt wie sehr ihr mir geholfen habt. Ich schulde euch was. Solltet ihr irgendwann mal in Schwierigkeiten geraten, sagt mir bitte bescheid.“ Schweigend nickten die beiden Jungen. Dorren richtete seinen Blick wieder auf Hedwig.

„Können wir dann?“, fragte er.

„Gleich.“ Sie drehte sich zu ihren Freunden um. Es herrschte eine etwas merkwürdige Stimmung zwischen den vieren.

Hedwig umarmte ihre drei Freunde und blickte ihnen tief in die Augen.

„Ich hoffe ihr habt schöne Ferien und passt auf euch auf.“

„Du auch und richte ihm bitte aus, dass wir finden, dass er das richtige tut.“, sagte Draco ernst. Hedwig nickte stumm.

„Wäre schön wenn du dich mal melden würdest. Keine Ahnung ob ich die Ferien sonst ohne dich überlebe.“, meinte Blaise gespielt melodramatisch, doch dann wurde auch er ernst. „Ab jetzt bitte keine Geheimnisse mehr Schönheit.“ Millicent stieß ihn in die Seite und rollte mit den Augen.

„Was er meint ist, dass du uns bescheid sagen sollst wenn irgendwas nicht stimmt und pass bitte wirklich auf dich auf.“, ergänzte sie.

„Ich denke das lässt sich einrichten.“, grinste Hedwig. Danach verschwand sie zusammen mit Dorren.

Hier das fehlende kapitel.

hab echt keine Ahnung wie das passieren konnte
 

In der Eingangshalle des Anwesens wurden sie direkt von Harry empfangen. Allerdings hatte er immer noch die Illusion als Lord Shaire auf sich. Hedwig runzelte die Stirn.

„Harry.“, sagte sie deutlich. „Was soll das werden?“ Er wirkte erst verwirrt, doch nach einem bedeutungsvollen Blick auf sein Äußeres fiel es ihm anscheinend doch auf. Mit einem schnipsen löste er die Illusion und stand wieder mit seinem eigentlichen Aussehen vor ihnen. Keine roten Haarspitzen mehr und keine eisblaue Augen. Hedwigs Blick wurde wieder weicher und sie umarmte ihn herzlich. Harry war ihr Freund und nicht der Lord Shaire.

„So, und jetzt zeig mir mal was du dir hier so aufgebaut hast. Das letzte mal hatte ich ja keine Zeit mich umzusehen.“, forderte sie ihn auf.

Es dauerte eine ganze Weile doch bis zum Abendessen hatten sie die wichtigsten Räume abgeklappert. Sie redeten danach noch eine ganze Weile miteinander und es war schon ein ganzes Stück nach Mitternacht, als sie schließlich doch zu Bett gingen.

Doch zu erholsamen Schlaf sollte Hedwig nicht kommen, denn ohne ersichtlichen Grund wachte sie mitten in der Nacht auf. Sie warf sich ein paar mal von einer Seite auf die andere, doch schließlich musste sie einsehen, dass an Schlaf nicht mehr zu denken war. Mit einem genervten Laut setzte sie sich auf und schlug die Decke beiseite. Sie stieg aus dem Bett und fröstelte kurz als ihre Beine den kalten Boden berührten. Ihr Blick fiel auf ihren Hogwartskoffer und sie musste an das Geschenk denken, dass sie für Harry hatte. Sie war sich ziemlich sicher, dass es ihm gefallen würde.

Nur im Nachthemd trat sie an die Balkontür und öffnete sie. Eisiger Wind wehte ihr entgegen. Schneeflocken fielen zu Boden und bedeckten bereits den gesamten Garten - immerhin war es Dezember und noch dazu bald Weihnachten. Sie ignorierte die Kälte und trat an das Geländer, genoss die klare Luft. Es war schon ewig her, dass sie das letzte mal geflogen war, in Hogwarts war es einfach zu gefährlich gewesen. Die Gefahr, dass sie jemand beobachtete hätte, konnte sie einfach nicht eingehen. Doch so ein kleiner Nachtflug wäre jetzt bestimmt genau das richtige um den Kopf wieder klar zu bekommen.

Mit einem leisen Rauschen und Rascheln verwandelte sie sich wieder in ihre Eulengestalt. Lautlos breitete sie ihre Flügel aus und erhob sich in die Nacht.

Es war einfach fantastisch und eine Weile flog sie einfach nur so dahin ohne an etwas zu denken. Dann jedoch bemerkte sie, dass sie sich unbewusst immer mehr Harrys Zimmer genähert hatte. Elegant setzte sie zum Sinkflug an und landete auf dem Balkon vor seinem Zimmer. Dort verwandelte sie sich wieder in einen Menschen.

Nur Schemenhaft konnte sie das Innere des Zimmers erkennen. Sie sah das große Bett, dessen Vorhänge aufgezogen waren, und sie sah Harry, der sich unruhig hin und her warf.

Leise öffnete sie die Tür und schlich in den Raum.

Sie ging zu seinem Bett und setzte sich neben ihn. Es war offensichtlich, dass er einen Albtraum hatte. Ein wimmern entwich ihm und seine Finger krallten sich in die Bettdecke.

Sanft strich Hedwig ihm über die Haare und versuchte ihn zu beruhigen. Es schien ein bisschen zu helfen, trotzdem verkrampfte er sich weiterhin.

„Harry.“, versuchte sie ihn zu wecken und fuhr über seine Wange. Plötzlich richtete er sich mit einem erstickten Schrei auf. Sofort schloss sie ihn in ihre Arme. Sein Körper zitterte und war schweißgebadet. Er versuchte sich zu befreien und wusste anscheinend nicht wen er da vor sich hatte. Doch irgendwann erstarb sein Widerstand und er klammerte sich regelrecht an sie. Auch sein Atem beruhigte sich allmählich wieder und sein Körper wurde lockerer. Die ganze Zeit über wiegte Hedwig ihn leicht hin und her.

„Tut mir leid.“, murmelte er leise, löste sich aber nicht von ihr.

„Das nicht, nicht das.“ Hedwig zog Harry noch enger an sich. Irgendwann schien er sich wieder soweit beruhigt zu haben, dass sie aufstand. Sie hob das Kissen vom Boden auf, dass Harry beim Herumwälzen weggeschmissen hatte. Als sie es zurück aufs Bett legte und sich erneut darauf niederließ, entging ihr nicht die Erleichterung in Harrys Blick. Sie schlüpfte unter seine Decke und zog ihn zu sich hinunter.

„Danke.“, flüsterte er, ihre Gesichter einander zugewandt.

„Hey, ich hab dir doch gesagt, dass ich immer für dich da bin.“ Harry nickte und blickte sie dankbar an.

„Harry. Du bist unglaublich stark. Von dem was du erlebt hast, würde jeder Alpträume bekommen. Die meisten hätten das niemals überstanden. Aber … das war doch nicht der erste Albtraum, den du hattest. Wecken sie dich auf?“ Daraufhin wich er ihrem Blick aus und biss sich unbewusst auf die Unterlippe.

„Ab und an.“, gab er leise zu. Ihre Augen huschten besorgt über sein Gesicht und sie strich leicht über die dunklen Ringe unter seinen Augen.

„Wie oft?“, fragte sie. Einige Augenblicke lang schien Harry mit sich zu hadern, doch dann antwortete er ihr.

„Fast jede Nacht.“, seufzte er. Es war ihm sichtlich unangenehm und er drehte sein Gesicht unter ihren Fingern weg.

„Du siehst erschöpft aus. Schlaf. Ich pass auf, dass du nicht wieder Alpträume kriegst.“, ließ sie von dem Thema ab. Dankbar schloss Harry die Augen und war schon nach wenigen Minuten eingeschlafen. Er musste wirklich ziemlich erschöpft sein.

Draußen auf dem Balkon, befand sich noch eine Person. Sie stand im Schatten verborgen und beobachtete die Vorgänge in dem Zimmer. Als er sah, dass Harry jetzt friedlich schlief, zog er sich zurück und verschwand er mit leisen Flügelschlägen wieder in der Dunkelheit.

Am nächsten Morgen fühlte Harry sich so ausgeruht wie schon seit langem nicht mehr. Zwar ihm das ganze ziemlich peinlich aber er war Hedwig dankbar, dass sie bei ihm gewesen war.

Das erste was er nach dem aufwachen sah, war eine Feder, die vor seinem Gesicht hin und her baumelte. Von dieser wanderte sein Blick weiter zu Hedwigs schlafendem Gesicht. Sie sah unglaublich entspannt und friedlich aus, dennoch hatte sie seine Hand die ganze Zeit über festgehalten. Er war froh, dass Hagrid sie ihm in der Winkelgasse gekauft hatte. Seit damals war sie seine beste Freundin und nach allem hatte er fast das Gefühl, das sie die einzige Freundin war, die er gehabt hatte.

Als er aus seinen Gedanken auftauchte, bemerkte er, dass Hedwig ihn beobachtete.

„Morgen Harry.“

„Morgen.“

Hedwig blieb noch ein paar Sekunden liegen, doch dann erhob sie sich und streckte die Arme.

„So, also ich geh mich jetzt anziehen und dann zum Frühstück. Du mein Lieber wirst das auch machen. Du bist immer noch viel zu dünn.“ Damit verschwand sie aus dem Zimmer und ließ einen überrumpelten Harry zurück. Mit einem seufzen stand auch er auf, zog sich an und ging runter zum Frühstück.

Er hatte sich gerade gesetzt und wollte in sein Brot beißen, als die Tür aufging und Marie hereingestürmt kam. Nach einem heftigen Hustenanfall, weil er sich verschluckt hatte, blickte Harry böse in ihre Richtung.

„Oh gut, ich dachte schon ich bin zu spät. Meine Uhr funktioniert nicht mehr und ich hatte keine Ahnung wie spät es war.“, plapperte sie und ließ sich an der rechten Tischseite nieder.

„Morgen Harry.“, sagte sie vergnügt und wollte sich eigentlich ihrem eigenen Frühstück zuwenden, doch etwas erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie musste eine Weile überlegen, doch dann lächelte sie.

„Du siehst besser aus.“, stellte sie fest und begann mit ihrem Frühstück.

„Ich hab heute Nacht gut geschlafen.“ Bevor Marie darauf reagieren konnte, wurde die Tür erneut geöffnet und Hedwig kam herein. Danach redeten die beiden, bis das Frühstück zu Ende war. Den Tag über passierte nicht wirklich viel. Harry brütete meist über seinen nächsten Schritten. Dorren und Marie hatten ihm von ihrem unfreiwilligen Ausflug erzählt. Wahrscheinlich befand sich irgendwo in der Gegend das Lager der Werwölfe, sonst wäre Fenrir nicht so aggressiv gewesen dort Eindringlinge vorzufinden.

Harry überlegte schon seit einer Weile wie er die Werwölfe am besten auf seine Seite ziehen konnte, doch dazu musst er sie erst einmal finden. Außerdem hatte er vor jetzt endgültig mit allen Gerüchten aufzuräumen, die so im Umlauf waren. Wurde Zeit, dass die Leute erfuhren, wer die Skeater waren und wozu sie im Stande waren.

Er unterhielt sich gerade mit Luzifer über seinen Plan, als es an der Tür zu seinem Arbeitszimmer klopfte

„Was gibt’s Hedwig?“, fragte Harry als sie das Zimmer betrat.

„Ich würde gerne mal zum Fuchsbau fliegen und nachsehen ob alles in Ordnung ist.“ Bei der Erwähnung des Fuchsbaus verdunkelte sich Harrys Gesichtsausdruck.

„Nein, nein. Hör mir bitte erst mal zu. Ich habe mit Ginnie geredet und dein Verschwinden macht ihr ziemlich zu schaffen. Es geht ihr nicht gut und von ihrem Bruder ständig attackiert. Ich möchte nur sicher gehen, das es in den Ferien nicht schlimmer wird.“

Harry haderte eine ganze Weile mit sich, ehe er schließlich nachgab und nickte.

„Gut. Mach was du denkst aber bitte pass auf dich auf. Mittlerweile würde ich diesen Leuten alles zutrauen.“

„Keine Sorge ich bin schon groß.“, winkte Hedwig ab und verschwand wieder.

Inzwischen war Luzifer in Gedanken noch einmal Harrys Vorschlag durchgegangen. Er gefiel ihm überhaupt nicht. Doch je länger er darüber nachdachte, desto mehr musste er zugeben, dass er genial war. Das würde wie ein Sturm über die Zaubererwelt hinwegfegen. Gleichzeitig würde es den Weg für ein Bündnis mit den Werwölfen ebnen.

„Und du bist dir sicher, dass dein Plan funktioniert?“, fragte Luzifer nach. Harry blickte ihm fest in die Augen.

„Ja das bin ich. Es wird klappen.“

„Na schön. Dann werde ich dich unterstützen. Aber das ganze muss sorgfältig geplant werden.“
 

Erst gegen Abend erreichte Hedwig den Fuchsbau. Doch würde sie den Ort nicht kennen, hätte sie ihn niemals wiedererkannt. Das baufällige Gebäude war einem großen Haus gewichen. Der Garten war sauber und gepflegt. Es gab sogar einen Springbrunnen und eine Terrasse. Durch die hohen Fenster konnte sie die teure Einrichtung im Inneren sehen. Von Arthurs Gehalt hätten sie sich so etwas niemals leisten könne. Hundertprozentig war das alles von Harrys Geld bezahlt worden. Schließlich landete sie vor einem der Fenster und blickte in die geräumige Küche. Percey, Arthur, Molly und Ron saßen am reich gedeckten Tisch und ließen sich von den Hauselfen von vorne bis hinten bedienen. Bei diesem Anblick sträubten sich Hedwig alle Brustfedern.

Ron war anscheinend gerade dabei etwas schmatzend zu erzählen, den er fuchtelte wild mit den Armen herum. Dabei stieß er gegen eine Schüssel, die eine Elfe gerade bringen wollte und kippte sie um. Der Inhalt ergoss sich über den Boden und seine Hose. Sein Gesicht wurde sofort rot und er schlug die Elfe mit der flachen Hand sodass sie zu Boden fiel. Danach beschimpfte er sie, während sie hastig die Unordnung wieder beseitigte. Der Rest der Familie beobachtete das ganze desinteressiert.

Hedwig musste sich wirklich zusammenreißen um nicht jedem einzelnen Anwesenden die Augen auszukratzen. Wie konnte man sich nur so benehmen. Um nicht doch noch die Beherrschung zu verlieren, erhob sie sich von ihrem Beobachtungsposten und zog Kreise um das Haus. Durch jedes Fenster, an dem sie vorbei kam, spähte sie hinein und suchte nach Ginni.

Sie fand sie schließlich in einem kleinen Zimmer - eher eine Abstellkammer - im obersten Stock des Hauses. Die Beine nah an den Körper gezogen saß sie auf ihrem Bett und starrte an die gegenüberliegende Wand. Sie wirkte blass und erschöpft und bemerkte nicht einmal, dass Hedwig auf ihrem Fenstersims landete.

Mit einem lauten Schlag ging die Tür auf und Molly Weasley betrat den Raum. Sie hielt in der Hand einen Teller mit dampfender Suppe, Brot und einem Glas.

„Hier mein Liebes. Du musst doch etwas endlich mal was essen. Seit du hier bist hast du noch nichts angerührte. Hier, ich hab sogar deine Lieblingssuppe dabei.“, meinte sie lächelnd und trat auf ihre Tochter zu. Beim Eintreten der Frau war Ginnis Blick hochgeschossen und als ihre Mutter näher kam, sprang sie auf.

„Ich verzichte auf das Essen und ich verzichte auf diese Familie! Mit Leuten wie euch will ich nichts zu tun haben! Was ihr getan habt ist das schlimmste überhaupt!“, schrie sie und ihr Blick war hasserfüllt.

„Aber Kleines, versteh doch bitte. Dumbledores Weg ist der richtige. Für das größere Ziel müssen nun mal Opfer gebracht werden.“

„Aber Hauptsache ihr müsst kein Opfer bringen oder wie?! Ihr seid solche Heuchler.“, spuckte das rothaarige Mädchen aus. Nun verdüsterte sich auch Mollies Blick.

„Du undankbares Gör. Nach allem was wir für dich getan haben wagst du es so mit uns zu reden? Was stimmt bloß nicht mit dir? Hier“ Damit nahm sie den Teller vom Tablett und schüttete den Inhalt auf den Boden.

„Bis du gelernt hast mal ein bisschen Dankbar zu sein für das, was uns Albus Dumbeldore gegeben hat und morgen wirst du das Haus sauber machen, das sollte dir eine Lehre sein.“ Mrs. Weasley machte auf dem Absatz kehrt und verschwand aus der Tür, allerdings nicht ohne hinter sich den Schlüssel zu drehen.

Kraftlos ließ sich Ginnie zurück auf das Bett fallen und vergrub das Gesicht in den Händen. Leise pochte Hedwig gegen die Glasscheibe, gerade laut genug, dass das Mädchen sie hören konnte. Überraschung breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als sie die weiße Eule erkannte. Hastig lief sie zum Fenster und riss es auf.

„Hedwig.“, hauchte sie und ließ das Tier ein. Sie war froh, erleichtert und verwirrt Harrys Eule hier zu sehen.

„Hat Harry dich geschickt?“, fragte sie und begann geistesabwesend über das weiche Gefieder zu streichen. Natürlich bekam sie keine Antwort, doch der aufmerksame Blick aus den Bernsteinfarbenen Augen schien ihr irgendetwas sagen zu sollen.

„Ich bin froh, dass du da bist. Jetzt gibt es außer mir wenigstens noch ein vernünftiges Wesen in diesem Haus.“, murmelte sie.

„Bitte Hedwig.“ Ihre Stimme war zu einem Flüstern verkommen und Tränen stiegen ihr in die Augen. „Harry muss mich hier raus holen. Ich glaub nicht, dass ich das sonst überlebe.“

Zur Antwort raschelte Hedwig mit ihrem Gefieder. Sie blieb so lange, bis das Mädchen eingeschlafen war, erst dann machte sie sich auf den Rückweg. So schnell sie konnte kehrte sie zum Manore zurück und landete direkt in Harrys Zimmer. Nachdem sie sich zurückverwandelt hatte und noch bevor Harry etwas sagen konnte, ergriff sie das Wort. In rasanter Geschwindigkeit erzählte sie ihm was sie in der Schule und im Fuchsbau beobachtet hatte, währenddessen ging sie die ganze Zeit im Zimmer auf und ab. Harrys Ausdruck war erst überrascht und wandelte sich dann zu Wut und Entschlossenheit.

„Wir müssen sie da raus holen. Ich sag Dorren und Luzifer bescheid.“
 

Lautes Geheul erklang als Harry, Dorren, Luzifer und ein Fluchbrecher das Haus betraten.

„Ich dachte du hast gesagt, das du alle Zauber aufgehoben hast.“, zischte Harry den Fluchbrecher an und seine Augen verengten sich. Solche Fehler durften einfach nicht passieren. Auf einer anderen Mission könnte so etwas Leben fordern.

„Tut mir leid. Es sah wirklich so aus, als ob alles sauber wäre.“

„Schon gut. Beeilung, bevor wir Gesellschaft kriegen. Ginni müsste hier irgendwo sein. Ich geh in den ersten Stock. Dorren, Lion ihr seht euch hier unten um und Luzifer du gehst nach oben. Los.“

Harry stürmte die Treppe nach oben, sich leise zu verhalten machte jetzt eh keinen Sinn mehr. Überall im Haus erklangen aufgeregte Stimmen und Getrappel. Gerade wollte Harry die erste Tür öffnen, als ein Geräusch weiter hinten im Gang seine Aufmerksamkeit erregte. Er schlich weiter und entdeckte Ginni, die auf dem Flur stand und mit verbissenem Gesichtsausdruck ein Fenster putzte.

„Miss Weasley. Hier stecken Sie also.“, machte er sich bemerkbar und trat hinter seiner Ecke hervor. Ginni zuckte zusammen und stieß den Wassereimer zu ihrem Füßen um.

„Wer sind Sie? Was zum Teufel wollen Sie?“, zischte sie kämpferisch doch Harry konnte ihre Unsicherheit erkennen. Mit einem spöttischen Lächeln und einer eleganten Handbewegung Verbeugte er sich vor ihr.

„Auf persönlichen Wunsch bin ich hier um Sie abzuholen.“ Man sah Ginni deutlich an, dass sie noch immer nichts verstand. Unterdessen hatte Harry die anderen über seinen Aufenthaltsort unterrichtet.

„Wovon sprechen Sie?“, fragte sie zögernd und trat einen Schritt zurück. Harry konnte hören wie sich Schritte näherten. Sein Ausdruck verlor alles spaßige und er wurde ernst.

„Du musst jetzt mitkommen. Wir haben nicht mehr viel Zeit.“, drängte er. Als er einen weiteren Schritt auf das Mädchen zutrat, wich sie weiter zurück. Innerlich fluchte er. Wie hatte er nur ihre Dickköpfigkeit vergessen können. Natürlich würde sie nicht einfach mit ihm mitgehen.

„Ich will zuerst wissen was hier vor geht.“, beharrte sie weiterhin. Bevor Harry aber etwas erwidern konnte, tauchten Molly, Arthur und Ron hinter Ginni auf.

„Ihr habt hier nichts zu suchen! Verschwindet auf der Stelle!“, kreischte Mrs. Weasley mit rotem Gesicht. Harrys Blick wurde eiskalt.

„Mit Verlaub aber das werde ich nicht.“, sagte er und jetzt kamen auch seine Leute an und stellten sich hinter ihm auf. Ginni blickte zwischen ihrer Familie und den Fremden hin und her. Sie verstand nicht was hier vor sich ging.

„Ginni, komm sofort her. Geh weg von diesen Irren.“, herrschte Ron sie mit feuerrotem Gesicht an. Doch bevor sie auch nur einen Schritt tun konnte, packte der Mann mit den eisblauen sie an der Schulter und zog sie an seine Seite. Er hielt sie fest, tat ihr aber nicht weh. Verblüfft blickte sie nach oben in sein Gesicht doch sein Blick war auf ihren Bruder gerichtet.

„Ich würde es vorziehen, wenn du deinen Ton mäßigen würdest Weasley.“, zischte er.

„Na warte du …“, schrie Ron und griff nach seinem Zauberstab. Doch Harry war schneller und noch bevor seine Finger das Holz berührten, hatte er ihn mit einem Zauber zu Boden gestreckt. Aus dem Augenwinkel bemerkte Ginni, dass auch die anderen Männer ihre Zauberstäbe gezogen hatten und ihre Blicke hart geworden waren, doch der Mann an ihrer Seite schenkte dem keine Beachtung.

„Ginni wird mit mir mitgehen und so lange sie es nicht will, wird sie auch nie wieder ein Fuß in dieses Haus setzten.“, sprach er weiter als wäre nicht passiert. Der Griff auf ihrer Schulter war nicht zwingend, doch Ginni hatte auch gar nicht das Bedürfnis sich davon zu befreien. Bevor ihre Eltern noch irgendetwas tun konnten, verschwanden alle fünf mit einem plopp.

Als das Gefühl durch einen Schlauch gepresst zu werden abklang, fand Ginni sich in einer großen Eingangshalle wieder.

„Wo bin ich hier?“, hauchte sie und blickte sich mit großen Augen um.

„In meinem Manor.“, verkündete der Mann neben ihr. „Danke für eure Hilfe. Ihr könnt jetzt gehen.“ Ohne zu warten schritt er auf eine Treppe in den nächsten Stock zu, nachdem er Ginni bedeutet hatte ihm zu folgen. Sie gingen einige Gänge entlang, bis sie schließlich vor einer rot-braunen Tür stehen blieben.

„Könnte mir jetzt mal irgendjemand erklären was hier eigentlich vor sich geht.“, verlangte sie zu wissen. Nach dem ersten Schrecken kam ihre alte Sturheit allmählich wieder durch.

„Nur noch ein kleiner Moment. Wir werden dir gleich alles erklären.“ Mit diesen Worten stieß Harry die Tür auf und betrat den Raum dahinter. Ohne zu Zögern folgte Ginni ihm. Sie wollte endlich wissen was hier eigentlich los war und wieso man sie aus ihrem Zuhause gerettet hatte.

Als sie allerdings einen Blick in das Zimmer warf, verschlug es ihr die Sprache. Hedwig Enigma saß mit übereinander geschlagenen Beinen in einem der Sessel und unterhielt sich mit einer jungen Frau. Als Ginni allerdings eintrat, unterbrach sie das Gespräch und blickte auf. Mit einem breiten Grinsen stand sie auf und ging auf die jüngste Weasley zu.

„Schön dich zu sehen.“, sagte sie und umarmte die kleinere.

„Was machst du denn hier?“, brachte Ginni schließlich heraus. Hedwig seufzte, warf Ginnis Retter einen finsteren Blick zu und führte sie dann zu den Sesseln vorm Kamin.

„Da er dir ja anscheinend nichts erklärt hat, werd ich das wohl übernehmen müssen. Du bist hier im Manor des Lord Shaires, der dich übrigens auch her gebracht hat. Außerdem lebe ich hier. In Hogwards war ich nur auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin.“

„Du bist eine Spionin.“, stellte Ginni fest.

„Ja.“

„Wieso?“, war das erste das ihr in den Sinn kam. „Ich versteh das nicht.“

„Zunächst mal solltest du nicht alles glauben was in der Zeitung steht. Wir wollen lediglich das Gleichgewicht wiederherstellen, dass ziemlich aus den Fugen geraten ist. Das ist unsere Aufgabe. Aber nachdem was du mir in Hogwards erzählt hast, wollte ich sicher gehen, das bei dir zu Hause alles in Ordnung ist. Da das ja nicht der Fall war habe ich den Lord Shaire gebeten dich da raus zu holen.“

„Ich … also… was ich sagen will ….“ Ginni schloss die Augen und atmete ein paar mal tief durch. „Das ist ziemlich viel. Aber was ich nicht verstehe ist, wieso Harry der Lord Shaire ist.“, meinte sie und schockte damit alle. Harry räusperte sich und versuchte seine Fassung wieder zu erlangen.

„Woher…?“, setzte er an, doch Ginni unterbrach ihn.

„Ach bitte, ich werd doch wohl den Menschen erkennen, der für mich mehr großer Bruder ist als meine leibliche Verwandtschaft.“, erklärte sie und setzte noch hinzu: „Könntest du bitte die Illusion fallen lassen? Das ist schon ein bisschen irritierend.“ Nach einem kurzen zögern kam Harry der Bitte nach.

Er war verwirrt, dass Ginni ihn erkannt hatte doch gleichzeitig breitete sich eine angenehme Wärme in seinem Körper aus. Das sie gemerkt hatte wer sich hinter dem Lord Shaire verbarg, machte ihn auf eine seltsame Weise ungemein glücklich.
 

Draco Malfoy saß an seinem großen Schreibtisch und machte seine Schularbeiten. Seinen Eltern ging er so gut es ging aus dem Weg. Nun ja, vor allem seinem Vater. Seine Mutter wagte es einfach nur nicht sich ihrem Mann zu widersetzten und stellte sich deshalb immer auf seine Seite. Mit einem Plopp erschien eine Hauselfe und neigte den Kopf bis zu ihren Zehnspitzen.

„Sir, der Herr wünscht sie zum Abendessen zu sehen. Wenn der Herr Malfoy Sir sich bitte in den kleinen Speisesaal begeben würde.“, sagte sie mit zitternder Stimme.

„Sag meinem Vater, dass ich gleich komme.“, befahl er mit kalter Stimme und setzte eine ausdruckslose Mine auf. Er durfte sich vor den Diener in diesem Haus keine Blöße geben, da sie sofort alles an seinen Vater weiterleiten würden. Es war jedes mal ein Drahtseilakt für ihn zu Hause zu sein. Bis jetzt hatte er sich mit Blaise zwar seinem Vater widersetzten können, doch er durfte trotzdem nicht nachlässig oder unaufmerksam werden.

Nachdem die Elfe wieder verschwunden war erhob er sich und trat vor den großen Spiegel an seinem Kleiderschrank. Er überprüfte noch einmal ob alles saß, dann machte er sich auf den Weg zum Essen.

Der kleine Speisesaal - auch wenn der Name nicht wirklich passte - war in dunkeln Farben gehalten. Besonders Grüntöne waren häufig vertreten. Der Kronleuchter bestand aus teurem Kristallglas, die Wände waren mit Marmor verkleidet und die Decke mit goldenen Fresken verziert. An den massiven Eichentisch in der Mitte passten mindestens 15 Mann und die Stühle waren mit dunkler Seide überzogen.

Wortlos ließ Draco sich links neben seinem Vater nieder und im nächsten Moment tauchte auch schon das Essen auf. Stillschweigend nahmen sie es ein doch in Draco stieg ein ungutes Gefühl auf. Schon seit er aus Hogwarts zurück gekehrt war, hatte sein Vater sich merkwürdig verhalten doch in den letzten Tagen war es besonders auffällig geworden.

„Komm in zwei Stunden in mein Arbeitszimmer.“, sagte Lucius bevor er das Zimmer verließ. Narzissa erhob sich ebenfalls und legte ihrem Sohn noch kurz die Hand auf die Schulter, ehe auch sie aus dem Zimmer ging.

Draco konnte sich danach kein bisschen auf seine Hausaufgaben konzentrieren und stand überpünktlich vor dem Arbeitszimmer seines Vaters. Doch er war nicht gewillt zu zeigen wie nervös er war und straffte die Schultern ehe er anklopfte. Auf ein knappes herein hin öffnete er. Wie gewohnt stellte er sich seinem Vater gegenüber auf, der hinter seinem massiven Schreibtisch saß.

„Draco, der Lord benötigt neue Rekruten und ich hab ihm gesagt, dass du bereit bist deine Weihe zu empfangen. Ich wollte dich nur darüber informieren. Die Zeremonie findet am Ende der Ferien statt.“ Damit schien für ihn alles gesagt zu sein. Doch für Draco stürzte gerade eine ganze Welt zusammen. Schauer liefen ihm über den Rücken und zum ersten mal in seinem Leben, bekam er es richtig mit der Angst zu tun. Aber er würde nicht kampflos aufgeben. Blaise und er hatten beschlossen sich nicht darauf einzulassen und sie hatten gewusst, dass es irgendwann mal schwierig werden würde.

„Nein Vater. Meine Meinung ist immer noch die selbe. Ich werde dem dunklen Lord nicht meine Treue schwören und ich werde niemals das dunkle Mal annehmen, da kannst du sagen was du willst.“

Lucius hatte sich bei der Rede seines Sohnes erhoben und war um den Tisch herum getreten. Er holte aus und verpasste ihm eine Ohrfeige, sodass er zur Seite und gegen einen Stuhl stolperte. Zorn flammte in Draco auf, als er sich die schmerzende Wange hielt.

„Das war keine Bitte Draco. Du wirst das Mal bekommen und du wirst es mit Stolz tragen. Zeit das du endlich mal erwachsen wirst.“ Lucius Stimme war hart und unnachgiebig und Draco verstand, dass es sein Vater diesmal bitter ernst meinte.

Zurück in seinem Zimmer stürmte er zu seinem Koffer und holte aus einem verborgenen Seitenfach ein Pergament. Zusammen mit Blaise hatte er es vor einigen Jahren so verzaubert, dass sie miteinander kommunizieren konnten.

*Blaise ist bei dir alles in Ordnung?*, schrieb er und wartete gespannt auf die Antwort. Es hatte ihn nämlich das Gefühl beschlichen, dass sein Vater nicht der einzige mit dieser Idee war.

*Fuck Draco. Nichts ist in Ordnung. Diesmal scheint mein Vater es mit der Weihe ernst zu meinen. Ich befürchte, dass mich sogar zwingen würde.* Das Herz des Blonden sank ihm in die Hosen. Also hatte er tatsächlich recht gehabt. Panik machte sich in ihm breit, doch er kämpfte sie nieder. Er brauchte jetzt einen kühlen Kopf. Hastig ging er alle Möglichkeiten durch, die ihnen noch blieben. Es war eine erschreckend kurze List. Eigentlich stand nur ein Punkt darauf.

*Keine Sorge. Wir werden die Weihe nicht bekommen. Ich habe einen Plan.*

*Das hoffe ich doch. Ich würde eher sterben als vor dem dunklen Lord auf die Knie zu fallen.*

*Soweit wird es nicht kommen. Ich denke Dorren kann jetzt seine Schuld zurück bezahlen. Die Skeater, oder zumindest er, sollten uns helfen können.*

Am nächsten Tag ging Draco seinem Vater so gut es ging aus dem Weg und die meiste Zeit verbrachte er damit zu grübeln. Einen Brief konnte er ja wohl kaum einfach schreiben, genauso wenig konnte er einen der Hauselfen schicken. Beides würde sein Vater zu verhindern wissen und sollte er von Dracos Plan erfahren, hätte er keine Chance mehr überhaupt zu entkommen.

Er lief gerade ruhelos durch das große Manor, als er seiner Mutter begegnete und sie ihn anhielt.

„Draco, würdest du bitte endlich deine Hogwardssachen raushängen, damit die Hauselfen sie reinigen können?“

Der Blonde nickte und schlug den Weg zu sein Zimmer ein. Mürrisch öffnete er seinen Koffer und holte seine Uniform heraus, die er bei seiner Ankunft achtlos hineingeschmissen hatte. Er hatte den Hauselfen strengstens verboten an seine Sachen zu gehen. Das hieß allerdings auch, dass er rausholen musste, was sie reinigen sollten.

Plötzlich fiel etwas mit einem leisen Klonk auf den Boden. Überrascht bückte er sich und hob das Medaillon und den danebenliegenden Zettel auf. Er drehte es in seinen Finger hin und her und betrachtete es von allen Seiten. Es war schlicht aber hübsch. Einige Runen waren darauf eingeprägt, von denen Draco nur die wenigsten kannte. Da ihn das also nicht weiter brachte, wandte er sich dem Zettel zu.
 

#Zerbrich es.#
 

Doch das half ihm genauso viel. Von wem stammten die beiden Dinge und wie waren sie in seine Tasche gekommen? Er versuchte sich zu erinnern und hielt dich das Stück Papier vor die Augen. Dabei fiel ihm ein Zeichen auf, das schwach durch das Papier hindurchschimmerte. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er es wieder erkannte. Es war das selbe Symbol, das ihm damals auf Dorren Schulter aufgefallen war als er ihn behandelt hatte. Also stammte das Medaillon von ihm.

Draco zögerte nicht lange, ließ es auf den Boden fallen und trat kräftig darauf.

In den folgenden Tagen wurde er immer unruhiger obwohl er versuchte es zu verbergen. Normalerweise verließ er sich nicht gerne nur auf andere, Blaise war eine Ausnahme, und er hasste das Gefühl der Hilflosigkeit, doch in diesem Fall hatte er keine andere Wahl. Doch je länger es dauerte, desto nervöser wurde er.

Unterdessen lag der Schnee draußen immer höher und die Hauselfen begannen damit das Haus festlich zu schmücken.

Es war der Abend des 23. Dezembers, seine Eltern schliefen bereits doch Draco lag noch wach und warf sich in seinem Bett hin und her. Seine Gedanken kreisten ruhelos. Der Tag der Weihe kam immer näher und mit jeder verstreichenden Stunde zog sich der Knoten in seinem Magen enger.

Plötzlich ertönte ein nur allzu bekanntes Plopp und Draco fuhr auf. Er wollte gerade den unverschämten Hauself anfahren, der es gewagt hatte um diese Uhrzeit in sein Zimmer zu kommen, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken. In der Dunkelheit vor ihm standen zwei Gestalten. Rasch überspielte er seine Überraschung und drückte den Rücken durch. Blieb wachsam.

„Wer seid ihr?“, fragte er mit allem malfoyschen Stolz und Überlegenheit, die er aufbringen konnte. Die linke der beiden Gestalten trat einen Schritt nach vorne und damit ins schwache Mondlicht, dass durch das Fenster fiel.

„Pack was du brauchst und dann nichts wie weg hier.“, sagte Dorren leise. Seine Stimme ließ keinen Widerspruch zu, sodass Draco sofort aufstand. Zum Glück kannte er sich in seinem Zimmer gut genug aus um die wichtigsten Sache sofort zu finden.

„Wie seit ihr überhaupt hier reingekommen?“, wollte er wissen, während er sich noch mal in seinem Zimmer umsah. „ Und was ist mit Blaise? Er steckt in den selben Schwierigkeiten wie ich.“ Diesmal ergriff die andere Gestalt das Wort und lenkte damit Dracos Aufmerksamkeit zum ersten mal auf sich. Körper und Gesicht lagen zum Großteil im Schatten doch ein Merkmal stach so hervor, dass er es trotz Dunkelheit erkennen konnte. Eisblaue Augen, in denen ein unheimliches Glühen flackerte. Draco glaubte nicht, dass er sie jemals wieder vergessen würde.

„Um deinen Freund wird sich gekümmert und was das reinkommen angeht … Bei den Zabinis war es kein großes Problem. Euer Anwesen war das schon eine andere Nummer. Ich gebe zu, wir hatten ein klein wenig Hilfe.“ Der Mann trat zur Seite und Draco konnte einen kleinen Hauself erkennen. Kurz war er verwirrt was das alles zu bedeuten hatte, doch dann traf es ihn wie ein Schlag. Das war Dobbie, der Hauself, der bis zu seinem Zwölften Lebensjahr hier gearbeitet hatte. Dadurch hatte er natürlich auch die Erlaubnis auf dem Gelände und im Haus zu erscheinen. Es war so einfach, dass es schon wieder lächerlich war.

„Wir sollten jetzt aber wirklich los.“, meinte der Mann und im selben Moment öffnete sich die Tür. Bevor noch irgendjemand etwas unternehmen konnte, betrat Narzissa Malfoy das Zimmer, einen Morgenmantel fest um ihren Körper geschlungen. Draco schluckte aber ehe er etwas sagen konnte, war seine Mutter weiter in den Raum getreten und hatte die Tür hinter sich geschlossen.

Kein Schrei. Kein Ruf. Sie blieb völlig gefasst.

Mit wenigen Schritten erreichte Narzissa ihren Sohn und schloss ihn in die Arme. Sie drückte ihn ganz fest an sich und Draco spürte wie eine Träne über ihre Wangen lief. Schließlich schien sie sich wieder zu fassen und löste sich von ihm ein trauriges Lächeln auf den Lippen.

„Es tut mir so leid Draco.“, sagte sie leise. „Ich weiß ich hab nicht das Recht dich um etwas zu bitten aber vergiss mich nicht. Das einzige was ich immer wollte war, dass es dir gut geht.“ Und plötzlich war es Draco egal das noch andere Personen im Raum waren. Wie ein kleines Kind klammerte er sich an seine Mutter und sog ihren Duft in sich auf. Er wusste, dass sie es in ihrer Ehe nie einfach gehabt hatte. Vieles von dem was sie auf sich genommen hatte würde er wohl nie erfahren und dafür liebte er sie. So gering ihre Möglichkeiten auch waren, er wusste, dass sie immer alles für ihn getan hatte.

„Pass auf dich auf.“, flüsterte sie und wandte sich dann den beiden Fremden zu.

„Ihr habt dafür zu Sorgen, dass ihm nichts passiert.“, sagte sie. Ihre Haltung war angespannt und kampfbereit.

„Selbstverständlich.“, erwiderte der Mann mit den blauen Augen ernst.

„Komm mit.“, bat Draco fast schon flehend doch seine Mutter schenkte ihm nur ein müdes Lächeln.

„Das geht nicht. Ich kann hier nicht weg. Das hier ist mein Leben. Doch für dich habe ich mir immer etwas besseres gewünscht. Jetzt geh.“, sagte sie und schob ihren Sohn von sich. Es war das schwerste was sie jemals getan hatte, doch gleichzeitig war sie froh, dass ihr Liebling möglicherweise die Chance auf ein neues Leben hatte, ein besseres.

Sie wandte sich ab und ging wieder aus dem Zimmer. Draco blickte ihr nach und bemerkte kaum wie ihn jemand am Arm berührte und er aus seinem Elternhaus verschwand.

Im Moment wurde ihm alles zu viel.

Die Panik vor der drohenden Weihe.

Die Angst vor seinem Vater.

Die Sorge um seine Mutter.

Das er gerade alles was er kannte hinter sich gelassen hatte.

Das er auf sein Zimmer gebracht wurde bekam er schon gar nicht mehr mit. Sein Kopf fühlte sich dumpf an und seine Lider wurden immer schwerer. Kaum hatte sein Körper das weiche Bett berührt, war er auch schon eingeschlafen.

Trotz viel zu wenig Schlaf wachte er schon ein paar Stunden später wieder auf. Jetzt hatte er auch Gelegenheit sich das Zimmer genauer anzusehen. Es war stilsicher und elegant eingerichtet. In dem Bett hätten bequem zwei Leute platz gehabt. In der linken Wand waren große Fenster eingelassen, deren schwere Vorhänge noch halb offen standen. Um den Schreibtisch aus dunklem Holz herum war ein Bücherregal gebaut. An der rechten Wand befand sich ein verzierter Kamin und eine Sitzgruppe gemütlich aussehender Sessel. Außerdem gab es zwei Türen. Eine davon führte in ein geräumiges Bad, dass er auch gleich benutzte um sich frisch zu machen.

Als ob sie nur darauf gewartet hätte, tauchte eine Hauselfe auf kaum das er aus dem Raum trat.

„Der Lord erwartet Euch im Salon. Ich führe Euch hin wenn Ihr soweit seid.“, verkündete sie, verneigte sich kurz und wartete dann. Kein Gestotter oder Gestammel, keine übermäßige Demut.

Draco folgte ihr und achtete dabei auf den Weg, damit er nachher auch alleine zurückfinden würde. Vor einer Holztür mit schwarzen Verzierungen blieben sie stehen. Nocheinmal verneigte die Elfe sich und verschwand dann. Draco straffte die Schultern und klopfte an, betrat allerdings ohne zu warten das Zimmer. Einige Malfoyeigenschaften würde er wohl nicht mehr loswerden.

Im Zimmer saßen bereits sechs Personen. Dorren und der Mann mit den blauen Augen unterhielten sich mit einem Mann mit rotschwarzen Haaren. Mit dem Rücken zu ihm saßen zwei Mädchen und roten und weißen Haaren. Sein Blick wanderte zur Seite im selben Moment als die sechste Person den Kopf. Sein bester Freund Blaise Zabini sprang mit einem glücklichen Schrei auf und lief auf ihn zu. Damit hatte er die Aufmerksamkeit aller Anwesenden.

„Ich bin froh, dass es dir gut geht.“, meinte Blaise als er sich wieder von ihm löste. „Dorren hat zwar gesagt, dass alles glatt gelaufen ist aber es tut gut zu sehen, dass dir nichts passiert ist.“ Mit einem schnellen Blick stellte er fest, dass auch Blaise nichts fehlte außer das er ein bisschen nervös war, weil er an einem unbekanntem Ort war und nicht wusste was als nächstes passieren würde. Beide Jungen waren erleichtert, dass sie jetzt jemanden bei sich hatten, dem sie absolut vertrauen konnten.

Draco nickte und sein Blick fiel jetzt auf die beiden anderen Personen, die er vorher nicht genau erkennen konnte. Er hatte das dringende Bedürfnis sich hinzusetzten und wäre er jemand anderes, hätte er wohl Bekanntschaft mit dem Boden gemacht.

„Hedwig? Weasley? Was macht ihr denn hier?“

„Hi Draco.“, grinste Hedwig und legte einen Arm auf die Rückenlehne. „Schön das du auch mal zu uns stößt.“

„Könnte mir bitte mal einer erklären was hier vor sich geht.“, verlangte Draco und verschränkte die Arme vor der Brust. Der Mann mit den Eisblauen Augen erhob sich.

„Sicher. Wir haben nur auf dich gewartet, damit wir nicht alles doppelt erklären müssen. Setzt euch doch und keine Angst, wir wollen euch nichts tun.“ Draco schossen etliche Fragen durch den Kopf, doch er hielt sich erst einmal zurück.

Bei seinem letzten Besuch hier war alles drunter und drüber gegangen, sodass er gar keine Zeit gehabt hatte richtig darüber nachzudenken was passierte. Diesmal blieb er vorsichtiger auch wenn dieses Leute ihm gestern geholfen hatten. Zusammen mit Blaise ließ er sich auf das Sofa sinken und musterte jeden der Anwesenden aufmerksam.

„Miss Weasley hatte, genauso wie ihr, einige Probleme zu Hause, weshalb wir es für sicherer hielten sie her zu bringen. Hedwig und Dorren kennt ihr ja schon, das neben mir ist Luzifer, ein enger Berater, und ich bin Lord Shaire, der Anführer der Skeater.“, stellte der Mann sie nacheinander vor, nachdem sie sich gesetzt hatten. Die beiden Jungen tauschten einen überraschten Seitenblick. Sie hätten niemals damit gerechnet hier dem Grund für die ganzen Schlagzeilen der letzten Zeit gegenüber zu sitzen. Aber warum hatte der Lord Shaire sich höchstpersönlich der Probleme von ein paar Jungs angenommen, die er höchstens aus Hedwigs Berichten kannte? Außerdem hatten sie sich den Anführer der Skeater irgendwie anders vorgestellt.

Das folgende Gespräch war sowohl für Blaise als auch für Draco intensiv. Der Lord Shaire, auch wenn es für Draco unglaublich war, dass jemand so junges für soviel Furore sorgte, hatte ihnen seine Ziel und Methoden nocheinmal genauer dargelegt als Hedwig es damals getan hatte. Er erzählte ihnen auch einiges über die Geschichte der Skeater. Allerdings fiel ihnen auf, das er nichts über sich preis gab. Er war höflich und kultiviert, eine äußerst einnehmende Persönlichkeit doch die beiden Junge merkten, dass das nicht alles war. Als wäre da noch ein Schatten, der hinter ihm schweben würde.

Das Hedwig zu den Skeatern gehörte hatten sie ja schon gewusst. Das jetzt allerdings auch noch die kleine Weasley dabei war, war für beide überraschend gekommen. Jahrelang hatten ihre Familien im Streit gelegen und jetzt sollten sie auf einmal auf der selben Seite stehen?

Zumindest schien die Familie ja nicht nur aus Idioten zu bestehen wenn zumindest die jüngste merkte, dass in der Zaubererwelt etwas schief lief.

Später streiften die beiden Freunde auf dem Gelände umher um ihre Gedanken ein wenige zu ordnen. Dabei gelangten sie an eine kleines Dorf unterhalb des Herrenhauses. Dort herrschte geschäftiges Treiben, die Leute eilten die Straßen entlang, lachten und redeten miteinander.

„Na ihr zwei, neu hier?“, fragte plötzlich eine harsche Stimme und ließ Draco und Blaise herumfahren. Ihnen stand ein Mann Mitte zwanzig, mit breiten Schultern und langen Haaren gegenüber. Trotz seiner Stimme und seines harten Äußeren, hatte er ein breites Grinsen im Gesicht. Über seiner Schulter hingen ein Bogen und ein Köcher mit Pfeilen.

„So offensichtlich?“, erwiderte Blaise verschmitzt, offenbar wollte er die Chance nutzen sich nicht mehr verstellen zu müssen.

„Allerdings. Hab gesehen, dass ihr vom Haus des Prinzen gekommen seid.“, meinte er und lachte.

„Nur nicht so schüchtern. Ich tu euch schon nichts.“ Mit einer Hand wuschelte er Draco, dem es schwerer fiel seine Maske abzulegen, durch die Haare.

„Hey.“, protestierte er sofort und versuchte der Hand zu entkommen, die seine Frisur zerstörte, was den Mann aber nur noch mehr zum Lachen brachte. Blaise ignorierte die Notlage seines Freundes und konzentrierte sich lieber darauf mehr Informationen zu bekommen.

„Prinz?“

„Ach so ja, das ist unser Spitzname für den Lord Shaire. Ich bin übrigens Kyle.“

„Das ist Draco und ich bin Blaise. Aber wie seid ihr auf den Namen gekommen?“ Kyle zuckte mit den Achseln.

„Es hat einfach zu ihm gepasst würd' ich sagen. Er kümmert sich um uns, beschützt uns. Über seine Vergangenheit wissen wir zwar nicht viel aber es ist ein offenes Geheimnis, dass er es nicht leicht hatte. Trotzdem sorgt er sich immer um uns. Wir mögen ihn alle sehr und würden alles für ihn tun…“ Er wollte offensichtlich noch weitersprechen, doch eine Stimme unterbrach ihn.

„Da seid ihr. Ich hab euch schon überall gesucht.“

„Was ist denn Hedwig?“, fragte Draco als eben jene neben ihnen auftauchte.

„Es wird bald Mittag geben und da ihr heute Früh ja nicht wirklich Gelegenheit hattet was zu essen dachte ich mir ich hol euch. Hi Kyle und Erfolg gehabt?“

„Lady Hedwig. Ja ich habe die Gänse für das morgige Fest schon in die Küche gebracht als ich auf die beiden hier gestoßen bin. Freunde von dir?“

„Schulkameraden.“, erwiderte sie, packte Draco und Blaise an den Händen und zog sie mit sich. Kaum waren sie wieder im Manor, als ein Hauself vor ihnen erschien.

„Der Lord erwartet Sie im Speisezimmer. Das Essen wurde bereits aufgetragen.“, meldete er. Hedwig nickte, er verneigte sich und verschwand wieder.

„Sag mal was ist eigentlich mit euren Hauselfen los?“, wollte Draco wissen und blickte immer noch auf die Stelle, auf der eben noch der Hauself gestanden hatte.

„Das war der Lord. Er hat ihnen einfach verboten sich so unterwürfig zu benehmen. Sie seien Bedienstete und keine Sklaven. Es hat zwar eine Weile gedauert aber schließlich haben sie sich dran gewöhnt.“
 

Es war zwar heilig Abend doch Harry hatte beschlossen auf die Bescherung zu verzichten. Stattdessen würden sie sich gleich alle unten treffen. Zusammen vorm Weihnachtsbaum sitzen, reden und Kekse essen. Das war ihm viel mehr wert als irgendwelche Geschenke. Dafür würde es dann morgen unten im Dorf ein großes Fest geben. Die Leute arbeiteten schon seit Tagen an den Vorbereitungen.

Als es an der Tür klopfte, hob Harry den Blick von seinem Buch und rief die Person herein.

„Was gibt’s Hedwig?“, fragte er und legte das Buch zur Seite.

„Nun, du hast zwar die Bescherung abgesagt, allerdings hatte ich schon ein Geschenk für dich. Ich denke du solltest es bekommen und jetzt scheint mir ein guter Zeitpunkt zu sein. Es ist von Remus“, meinte sie und zog eine kleine Schachtel hinter ihrem Rücken hervor. Sie setzte sich neben ihn auf die Coach und überreichte sie ihm. Harry drehte sich so, dass sie sich gegenüber saßen, erst dann nahm er die weiße Schachtel entgegen und öffnete sie.

Seine Augen weiteten sich als er die goldene Taschenuhr darin entdeckte. Ganz vorsichtig holte er sie heraus und ließ den Deckel aufspringen. Es verschlug ihm die Sprache und Tränen stiegen ihm in die Augen. Im Deckel befand sich ein Bild von seiner Familie. Lily, James, Sirius und Remus standen um eine Wiege herum in der ein kleines Baby mit Rabenschwarzem Haar lag. Es war zwar kein magisches Bild, dennoch strahlte es mehr Wärme und Leben aus als alles was er bisher gesehen hatte. Man sah ganz deutlich wie sehr diese Menschen ihn geliebt hatten.

„Danke.“, flüsterte er leise und beugte sich nach vorn um seine Gesicht zu verbergen. Allerdings konnte Hedwig sehen, dass seine Hände zitterten. Hedwig verließ ohne ein Wort das Zimmer. Gab ihm Zeit um sich wieder zu fassen.

Sie hatte die Uhr gefunden als sie sich in Remus Zimmer umgesehen hatte, nachdem dieser verschwunden war. Zusammen mit einem angefangenem Brief auf dem allerdings nur Harrys Name stand. Deshalb nahm sie an, dass es in Ordnung war, dass sie sie ihm gegeben hatte. Sie hoffte nur, dass sie Remus finden würden. Er war alles was von Harrys Vergangenheit noch übrig war.

Selbst nach den Feiertagen gönnte Harry sich keine Ruhe, sondern apparierte in die Winkelgasse kaum das die Geschäfte wieder öffneten. Auf direktem Weg begab er sich zu Gringotts. Es war zwar noch früh am Morgen und damit kaum jemand auf den Straßen, trotzdem hatte er sich für sein Aussehen als Lord Shaire entschieden. Harry Potter würde zu viel aufsehen erregen und er wollte nichts riskieren. Außerdem würde er die Illusion sowieso gleich wieder benötigen. Er sprach kurz bei den Kobolden in der Marmorhalle vor und wurde dann nach hinten zu den Räumen des Direktors geführt.

In den restlichen Ferientagen feilte er zusammen mit Dorren und Luzifer das Vorgehen für den geplanten Angriff im neuen Jahr aus. Keiner der beiden war von Harry Plänen angetan doch er blieb hart und so mussten sie sich fügen.

Natürlich behielt er in der Zeit auch Draco, Blaise und Ginni im Augen. Die drei verbrachten viel Zeit im Dorf und die Reinbluterben lernten sogar noch das eine oder andere, zum Beispiel das Bogenschießen, was Kyle ihnen mit Freuden beibrachte. Draco und Blaise waren fasziniert von dem Leben, dass sich hier vor ihren Augen abspielte. Die unterschiedlichsten Leute kamen hier zusammen Menschen und auch magische Wesen, doch es machte niemand einen unterschied zwischen ihnen. Die meisten waren starker Verfolgung durch das Ministerium ausgesetzt und hatten nur hier die Möglichkeit ein normales Leben zu führen. Das erstaunlichste war, dass nicht jeder der hier Unterschlupf suchte zu den Skeatern gehörte, trotzdem wurden sie mit offenen Armen empfangen auch wenn sie nicht kämpften.

Natürlich lernten sie auch den Lord Shaire besser kennen. Es war schwer seiner geradezu magischen Anziehung zu widerstehen. Er war hilfsbereit, hatten für jeden ein offenes Ohr und scheute sich nicht auch mal selbst mit Hand anzulegen. Obwohl er anscheinend noch ziemlich jung war, schien er seinen Platz gefunden zu haben und nutzt alle Kraft um diesen zu beschützen.

Dem Tag der Abreise nach Hogwarts sahen sie mit gemischten Gefühlen entgegen. Doch zumindest wussten die drei, dass sie dort für den Moment wohl sicher waren. Außerdem würde Hedwig sie ja begleiten und zu wissen, dass man so starke Rückendeckung hatte, war schon ein beruhigendes Gefühl.

Vor ihnen breitete sich ein Dorf aus. Laut den Informationen der Spione hatte Dumbledore hier ein hübsches kleines Schauspiel vorbereitet. Einige seiner Anhänger sollten wohl als Todesser verkleidet die Bewohner angreifen, dann würden die Rettungskräfte auftauchen und gegen die Angreifer kämpfen aber leider würden alle entkommen. Und das alles nur um den Angriff auf Familien mit dem Blut von magischen Wesen zu vertuschen. Allerdings würde Harry nicht zulassen, dass es soweit kam.

Die ersten Schreie aus dem Dorf waren das Startsignal. Die Skeater hielten die zwei dutzend verkleideten Todesser in Schach, während Harry mit zwei seiner Leute die Bewohner in Sicherheit brachte. Ihre Gegner. kämpften verbissen aber Harry hatte ihre Überraschung bemerkt, als seine Kämpfer auftauchten. Sie hatten offenbar nicht mit ihnen gerechnet.

Doch schon nach wenigen Minuten tauchten neue Zauberer auf. Männer des Ministeriums und des Ordens des Phönix. Die falschen Todesser verschwanden und die Skeater wandten sich den neuen Feinden zu.

Nach einigen Flüchen in alle Richtungen, stellte sich Moody in Harrys Weg.

„Ich hab mich wirklich drauf gefreut dir wieder gegenüberzustehen. Diesmal wirst du nicht entkommen.“, knurrte er und sein magisches Auge roulierte wie verrückt in alle Richtungen. Sie begannen sich gegenseitig Flüche um die Ohren zu hauen.

„Mich würde ja mal interessieren wieso jemand wie Sie sich Albus Dumbledore anschließt Moody. Sie waren mal ein aufrechter Auror, also was ist passiert?“, fragte er in einer kleinen Feuerpause, in der sie einander umkreisten. Moody lachte rau.

„Wieso sollte ich nicht? Dumbledore bietet mir Macht und Reichtum und obendrauf darf ich noch ein paar dieser minderwertigen Wesen killen. Was will ich mehr?“ Er konnte noch gerade so einen Schild beschwören um den Sturm an Flüchen abzuwehren.

„Die Menschen sind egoistische Kreaturen, die immer auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind. Das ist nur natürlich, das ist es was uns weiterbringt. Wenn du das nicht verstehst, dann ist dir nicht zu helfen.“

„Du kannst einem echt leid tun. Wie soll man denn da jemals zufrieden sein? Sicher der Wunsch nach mehr treibt uns voran, doch es gibt Dinge, die noch stärker sind. Aber das wirst du wohl nie begreifen Madeye Moody.“

Plötzlich durchzuckte ein stechender Schmerz seine Seite und Harry beugte sich keuchend nach vorn. Die Hand, die automatisch zu der Stelle gefahren war, färbte sich rot. Ein ziemlich übler Schneidefluch hatte ihn erwischt und er verlor eine Menge Blut.

Nur das Knistern in der Luft warnte ihn gerade noch rechtzeitig, sodass er sich zur Seite warf, ehe ihn ein Fluch von Moody treffen konnte. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass Dorren den Angreifer erledigt hatte. Sein Blick war kalt und gleichgültig, wie jedes mal, wenn sie einen Kampf ausfochten.

Harry rannte in einem Bogen los, um sich mehr Bewegungsfreiheit zu verschaffen. Er wollte dem nächsten Fluch von Moody ausweichen, doch in dem Moment bemerkte er die Frau mit ihrem kleinen Sohn, die sich im Haus hinter ihm versteckt hielten. Warum sie nicht mit den anderen geflohen war spielte keine Rolle. Innerhalb einer Sekunde traf Harry eine Entscheidung.

Der Fluch erwischte ihn mit voller Wucht und schleuderte ihn in die Luft, ehe er hart auf dem Boden aufschlug. Ehe die Sterne vor seinen Augen wieder verschwanden, erschien Moody neben ihm und zerrte ihn grob auf die Beine. Er verdrehte ihm den Arm so stark, dass er leise aufzischte.

„Jetzt bist du wohl nicht mehr so großkotzig, mächtiger Lord Shaire.“, zischte er ihm ins Ohr. Harry murmelte etwa, allerdings so leise, dass der andere keine Chance hatte es zu verstehen. Ruckartig drückte er Harrys Arm noch weiter nach oben, doch dieser gab sich keine Blöße und hielt den Mund fest geschlossen.

„Was war das du kleine …“, setzte er an, als seine Aufmerksamkeit von etwas anderem abgelenkt wurde. Überall um ihn herum hatten die Kämpfe aufgehört und mit einem Schlag waren die Skeater verschwunden.

„Tja, mit der Loyalität scheint ihr es ja nicht so zu haben.“, lachte Moody. Harry senkte nur den Kopf, sodass seine Rot-schwarzen Haare sein Gesicht verdeckten.

Er wurde in einen sterilweißen Raum gesteckt und dann allein gelassen. Es gab nur ein Bett und eine Toilette, sonst nichts. Um die Handgelenke trug er Magieabsorbierende Handschellen. Keine Spielchen, kein Verhör anscheinend wollte das Ministerium eine große Show draus machen. Zeigen, dass es sehr wohl etwas ausrichten und die Zauberer beschützen konnte. Wenn schon nicht Lord Voldemort, so konnten sie wenigstens den Lord Shaire aus dem Verkehr ziehen, der in letzter Zeit für so viel Unruhe gesorgt hatte.

Die Wachhabenden Zauberer hinter ihrem verzauberten Spiegel, je länger sie den Mann im Auge behielten. Selbst die härtesten Todesser waren nach ein paar Stunden in den Zellen gestresst. Sie liefen umher, brüllten, schrieen, manche weinten sogar. Alles hatte es schon gegeben, nur eins nicht. Doch dieser Mann blieb völlig ruhig. Er lag einfach nur auf seinem Bett, die Arme, so gut es ging, unterm Kopf verschränkt und blickte an die Decke. Nicht das kleinste Zeichen von Unruhe oder Nervosität war zu erkennen.

Zwei Tage nach der Verhaftung des Lord Shaire war der Termin für die Verhandlung angesetzt. Fudge wollte nicht riskieren, dass doch noch ein Rettungsversuch unternommen wurde, erhoffte er sich doch durch diesen Erfolg seine Position wieder festigen zu können.

Als Harry den Schlüssel in der Tür hörte, erhob er sich und blickte den hereinkommenden Männer gelassen entgegen. Auch Madeye Moody war darunter und trug ein selbstgefälliges Grinsen zur Schau.

„Na komm schon du Möchtegern Lord, das Publikum wartet schon auf dich.“

Seine Bewacher führten Harry die Gänge entlang zu den Aufzügen. Im Stillen dankte er den Kobolden für ihre meisterhafte Arbeit. Für gewöhnlich wurden alle Verschleierungs und Illusionszauber aufgelöst, sobald man das Ministerium betrat. Durch den Ohrring an seiner linken Seite allerdings, hatte er das verhindern können. Er war von den Kobolden mit ihrer ganz eigenen Magie geschaffen worden, von der das Ministerium nicht einmal etwas ahnte. Seine Form entsprach der alten Rune für Wille und er trug die Illusion des Lord Shaire in sich, sodass nur Harry selbst sie wieder lösen konnte.

Als er den großen Verhandlungsraum betrat, fühlte er sich in den Sommer vor seinem fünften Schuljahr zurückversetzt. Cornelius Fudge saß mit selbstgefälliger Mine auf seinem Stuhl, in der Reihe unter ihm hatte Dolores Umbridge ein widerlich süßliches Lächeln aufgesetzt. Albus Dumbledore führte als Großmeister des Zaubergamots den Vorsitz und neben ihm saß Amelia Bones. Die anwesenden Reporter knipsten sofort los was das Zeug hielt um ein möglichst gutes Bild des berüchtigten Lord zu bekommen. Nicht viele kamen umhin den Mann zu bestaunen. Obwohl er in Handschellen war, wirkte es als würde er die gesamte Situation kontrollieren. Später würde ein Reporter schreiben, dass die herrschaftliche Macht dieser Person nicht in Worte zu fassen sei. Der Artikel erschien nie in einer Zeitung und am nächsten Tag war der Mann arbeitslos.
 

Unruhig ging Marie in einem der Salons auf und ab. Obwohl unruhig wohl keine treffende Beschreibung war. Wenn sie nicht an ihren Nägeln kaute, zwirbelte sie ihre Haare zwischen den Fingern und der Teppich war entlang ihrer Strecke bereits plattgedrückt. Die ganze Zeit murmelte sie vor sich hin und ihr Blick huschte von einer Ecke des Raums zur nächsten.

„Würdest du dich bitte hinsetzten? Oder wenigsten für fünf Minuten still stehen?“, fragte Dorren schon leicht genervt. Er saß mit übereinander geschlagenen Beinen und verschränkten Armen auf dem Sofa. Natürlich machte auch er sich Sorgen um Harry, doch er versuchte wenigstens ruhig zu bleiben, wobei Maries nervöses Getrappel nicht gerade half.

Seit dem Angriff herrschte in der gesamten Skeater Gemeinschaft eine bedrückte Stimmung. Mithilfe des Tranks, den Marie mehr zufällig entdeckt hatte, konnten sie zwar alle verschwinden, doch die Leute sahen einfach nicht ein, wieso sie ihren Lord zurückgelassen hatten. Besonders die Bewohner aus dem Dorf standen alle paar Stunden vor dem Tor und hofften auf Neuigkeiten.

Luzifer dagegen war zu alt und hatte schon zu viel gesehen um sich so leicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Trotzdem machte auch er sich seine Gedanken, was an sich schon seltsam genug für ihn war. Noch nie hatte er sich um einen derjenigen, die den Titel Lord Shaire trugen so gesorgt. Dieser Bursche war wirklich einmalig. Außerdem musste Luzifer ihm eine ziemliche Portion Mut und Leichtsinn zusprechen. Dieser Plan, den er da ausgearbeitet hatte, barg einige Risiken, aber typischer Weise betrafen die Risiken nur ihn selbst. Wenn irgendetwas schief ging, konnte es sein, dass sie nicht rechtzeitig da waren.

oh gott oh gott

ich hab doch glatt vergessen ein Kapitel hochzuladen. also an alle ich lade ein neues 25. Kapitel hoch weil das irgendwie abhanden gekommen ist.
 

Sie waren erst seit ein paar Tagen wieder in Hogwards. Am Frühstückstisch rätselten Blaise und Millicent über den Grund, warum ein paar Schüler nicht wieder nach Hogwards gekommen waren. Zwei Slytherins und eine Huffelpuff waren einfach verschwunden und niemand wusste weswegen. Die meisten glaubten, dass ihre Eltern sie einfach aus der Schule genommen hatten. Doch ihren Freunden gegenüber hatten sie nichts der gleichen angedeutet. Obwohl das vielleicht auch nicht weiter verwunderlich war, denn alle drei waren eher Einzelgänger gewesen. Doch Blaise meinte, dass da irgendetwas faul war und stellte die wildesten Theorien auf. Ein Artikel im Tagespropheten unterbrach je ihre Diskussion. In großen Lettern stand auf der Titelseite
 

Lord Shaire endlich gefangen
 

Automatisch huschten Blaise’ und Dracos Blicke zu Hedwig, die ihnen gegenübersaß. Mit ausdruckslosem Gesicht las sie den Artikel. Draco beugte sich über den Tisch.

„Hedwig, was ist da los? Was ist passiert?“, flüsterte er.

„Ich habe keine Ahnung.“, zischte sie.

„Werden sie ihn da wieder raus holen?“, fragte Blaise.

„Ich weiß es nicht.“

„Was sollen wir jetzt machen? Können wir irgendetwas tun?“, schlug Millicent vor. Draco und Blaise hatten sie über alles neue in Kenntnis gesetzt und sie stand völlig auf ihrer Seite. Hedwigs Mine wurde verschlossen und ihre Stimme neutral.

„Macht was ihr wollt.“, sagte sie, stand auf und verließ die Halle. Millicent schaute ihr besorgt hinterher. Sie glaubte nicht, dass das so spurlos an Hedwig vorbeiging.

In der Schule gab es schnell kein anderes Thema mehr. Überall auf den Gängen standen diskutierende Gruppen von Schülern und zeigten sich gegenseitig den Artikel. Es gab verschiedene Meinungen. Die einen waren froh, das es nun eine Bedrohung weniger gab. Andere dachten das Ministerium würde einen Fehler machen.

Am Tag nach dem großen Knall, stellten die drei Hedwig zur Rede. Sie war ihnen bis dahin immer wieder ausgewichen oder hatte das Thema gewechselt wenn sie mit ihr reden wollten.

Mit einem hörbaren Klick verschloss Blaise die Tür hinter sich.

„So, wir haben dir jetzt genug Zeit gegeben. Ich weiß, dass du dir Sorgen machst aber verdammt noch mal red’ endlich mit uns.“, sagte Draco und stellte sich hinter Hedwig. Sie hatte bis gerade in ihrem Zimmer an den Hausaufgaben gearbeitet, legte die Feder allerdings jetzt beiseite und drehte sich um.

„Wir wissen doch wie wichtig der Lord Shaire ist und wir wollen helfen.“

„Ihr könnt nicht helfen.“, meinte Hedwig und massierte sich den Nasenrücken.

„Aber wieso? Irgendetwas müssen doch selbst wir machen können.“, warf Blaise dazwischen. Hedwig musterte sie mit einem undeutbaren Blick.

„Ihr könnt nicht helfen. Weil das Ganze von Anfang an so geplant war.“

„Was?!“, keuchte Millicent überrumpelt. „Wieso solltet ihr so etwas machen?“

„Hach, ich denke es ist in Ordnung wenn ich es euch erzähle, immerhin wollt ihr immer noch helfen, obwohl es gerade wirklich nicht gut aussieht. Es war seine Idee. Er will damit ein Zeichen setzten, die Mitglieder, die nicht wirklich hinter der Sache stehen herausfiltern und seine Macht demonstrieren. Vermutlich ist sein Ego auch ein Grund.“, grummelte sie.

„Und wie will er das bitte anstellen. Im Moment spricht die Situation nicht gerade für ihn.“, gab Blaise zu bedenken. Jetzt grinste Hedwig.

„Keine Sorge, er hat einen Plan. Auch wenn ich den für völlig Hirnrissig halte aber was soll ich machen. Gegen seinen Dickschädel komm ich einfach nicht an und irgendwo hat er ja auch recht. Damit zeigt er allen wie ernst es ihm ist.“

„Aber wieso dieser ganze Aufstand? Er geht damit doch ein enormes Risiko ein. Das ist Wahnsinn. Weshalb das alles?“, wollte Millicent wissen. Statt einer Antwort erhielt sie nur ein schiefes Grinsen.

„Weil es anfängt. Nicht wahr? Er will damit den Krieg eröffnen.“, meinte Draco langsam und während er es sagte, wurde er sich sicher, dass es stimmte.
 

Mit einem Tritt in die Kniekehlen, wurde Harry von Moody auf die Knie gezwungen, während er ihm die Arme auf den Rücken verdrehte.

„Aber, aber Moody, kein Grund für unnötige Gewalt.“, tadelte Dumbledore gönnerhaft.

„Sicher, Professor Dumbledore.“, grunzte Moody doch der Griff um Harrys Handgelenkte lockerte sich kein Stück.

„Also gut“, begann Dumbledore und hatte weiterhin seine gutmütige Mine aufgesetzt. „Bevor wir anfangen sollten wir allerdings sicherstellen, dass der Angeklagte auch die Wahrheit sagt.“ Bevor er den Gerichtsdienern allerdings diesbezügliche Anweisungen geben konnte, ergriff Harry das Wort.

„Das können Sie sich sparen, ehrenwerter Professor.“, meinte er und seine Worte, obwohl höflich gewählt, klangen spöttisch. Doch Dumbledore ließ nichts anmerken. Nur ein kurzes Aufblitzen in seinen Augen zeigte, dass ihm der Ton des Mannes vor ihm gar nicht gefiel.

„Ich bin nämlich gegen jede Art von Wahrheitszauber oder -trank immun.“, sagte Harry betont beiläufig und amüsierte sich über die berechenbare Reaktion. Augenblicklich breitete sich unter den Mitgliedern des Gamots heftige Empörung über diese unverschämte Behauptung aus. Sie diskutierten und murmelten und Harry konnte ganz klar ihre Verunsicherung heraushören.

„Das lässt sich leicht herausfinden.“, sagte Amelia Bones, Leiterin der magischen Strafverfolgung, und zückte ihren Zauberstab. Harry wurde immer noch von Moody in einer knienden Position gehalten und blickte der Frau gelassen entgegen. Er hatte schon einiges über Amelia Bones gehört. Sie war hart und setzte das Gesetzt mit aller Macht durch aber sie war auch gerecht. Leise murmelte sie einen Zauber und legte ihren Stab dann vor sich ab. Es war ein starker Wahrheitszauber, den sie gesprochen hatte und nur sehr wenige wussten überhaupt von seiner Existenz.

„Wer bist du?“, fragte sie und blickte gespannt auf den Mann unter sich. Er war unleugbar eine interessante Erscheinung und sie konnte ihn nur schwer einschätzen.

„Mein Name ist Harry Potter.“, sagte der Mann und grinste schief. Erneut riefen die Zauberer und Hexen in ihrer Umgebung wild durcheinander. Empört, erschrocken und fassungslos. Das stellte sie in der Tat vor einige Schwierigkeiten, denn Amelia wusste sehr wohl, dass das nicht Harry Potter war. Illusionen, Zauber und Tränke zum verschleiern der Identität konnte sie ausschließen, da diese innerhalb des Ministeriums aufgelöst worden wären. Also musste er tatsächlich einen Weg gefunden haben die Mittel zur Wahrheitsfindung umgehen zu können. Mit einem Wink ihres Stabes löste sie den Zauber wieder, er hatte ja anscheinend sowieso keinen Nutzen.

Harry unterdessen beobachtete amüsiert das Chaos, das er angerichtet hatte. Er war froh, dass sein Plan soweit funktioniert hatte, jetzt musste der Rest nur auch noch glatt über die Bühne gehen. Aber da machte er sich keine großen Sorgen.

„Jetzt lassen Sie den Mann schon los Moody. Er trägt doch Handschellen, oder? Was soll er denn schon groß machen.“ Die Handschellen waren zwei silberne Armreife um seine Handgelenke, die seine Magie unterdrückten und verhinderten, dass er zauberte. Moody knurrte leise und erst nach einem unauffälligen nicken seitens Dumbledore, kam er der Aufforderung nach. Er trat ein paar Schritte zurück, während Harry sich erhob, behielt ihn aber im Auge.

„Also gut, dann muss es wohl auf die alte Weise gehen. Lord Shaire, sind Sie oder waren Sie verantwortlich für die Aktionen einer Gruppe namens Skeater?“, wollte Amelia ganz direkt wissen.

„In der Tat das war ich.“

„Sie sind also gegen die Todesser vorgegangen?“

„Bin ich, ja.“

„Also kann ich annehmen, dass Sie gegen Den-dessen-Namen-nicht-genannt-werden-darf sind.“

„Sicher können Sie das.“

„Und warum haben Sie sich dann auch gegen unsere Leute gestellt?“, fragte sie und runzelte die Stirn.

„Weil ich auch nicht mit eurer Einstellung übereinstimme.“

„Wie habe ich das zu verstehen? Wofür kämpfen Sie denn dann?“

„Für das wofür er so scheinheilig vorgibt zu kämpfen.“, erwiderte Harry und nickte in Dumbledores Richtung.

„Hüte deine Zunge Bursche.“, zischt Moody und sein magisches Auge rotierte wie wild in seiner Höhle.

„Schickt er mal wieder andere vor um seine Schlachten zu schlagen?“, spottete Harry und hob eine Augenbraue.

„Sie scheinen mir allerdings noch recht jung. Wieso riskieren Sie es, sich den Rest Ihres Lebens zu verspielen?“, fragte Amelia und beschloss den Kleinkrieg vor sich zu ignorieren.

„Jetzt hören Sie schon auf den Kerl mit Samthandschuhen anzufassen Amelia.“, quatschte Fudge dazwischen. „Wieso stellen Sie sich gegen das Ministerium Sie Verbrecher?““

„Weil“, erwiderte Harry und wenn seine Stimme bei dem Gespräch mit Amelia Bones noch recht freundlich war, klang sie jetzt eisig. Einige Gammot Mitglieder wichen unbewusst in ihren Sitzen ein Stück zurück.

„Ich mich weigere eine Regierung zu unterstützen, die immer wieder Fehler begeht, die Leben zerstören. Ich mich weigere einem Minister zu folgen, dessen Unfähigkeit nur von seinem Ego übertroffen wird. Und ich mich weigere einem Mann zu vertrauen, der seit Generationen die magische Welt manipuliert.“

„Du kleine… Wie kannst du es …“, setzte Fudge an und sein Gesicht glühte vor Zorn.

„Cornelius bleiben Sie doch ruhig.“, ging Dumbledore dazwischen. Im Stillen verfluchte er, dass dieser Trottel sich nicht besser beherrschen konnte. Noch brauchte er ihn und Fudge konnte sich keinen weiteren Skandal leisten. Er sollte besser aufpassen was er von sich gab, denn die Reporter würden sich auf alles stürzen was Schlagzeilen versprach.

„Na gut. Also Bursche wer sind die anderen Mitglieder dieser Sekte und wo habt ihr euer Hauptquartier?“

„Sind Sie wirklich so dumm, dass Sie denken ich würde meine Leute verraten? Im Gegensatz zu Ihnen, sind mir meine Leute wichtig.“

„Scheint ja nicht auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Kaum gab es ein bisschen Ärger sind die doch abgehauen.“, meinte Moody gehässig. Harry knurrte wütend, doch bevor er etwas sagen konnte, wurde er unterbrochen.

„Kommen Sie doch endlich zur Vernunft. Es ist vorbei. Wir haben Sie, Ihre Organisation ist erledigt.“ Fudge beugte sich nach vorn. Damit war seine Stellung als Minister fürs erste gesichert. Jetzt konnte ihm niemand mehr vorwerfen, dass er und das Ministerium nichts auf die Reihe bekämen. Verwirrt runzelte er die Stirn als der Mann vor ihm den Kopf sinken ließ und seine Schultern anfingen zu zucken. Bekam er jetzt etwa einen Nervenzusammenbruch? Doch dann hörte er ein Glucksen und das Zucken der Schultern verstärkte sich. Plötzlich lachte der Mann aus vollem Halse.

„Oh nein, es ist nicht vorbei. Es hat gerade erst angefangen und ich werde nicht aufhören.“ Nur langsam beruhigte er sich wieder, während es in Fudge brodelte. Dieser Kerl wollte ihn lächerlich machen.

„Ich weiß nicht was Sie alles erlebt haben mein Junge aber wir sind doch alle auf der selben Seite.“, sagte Dumbledore gespielt verständnisvoll und besorgt.

„Das bezweifle ich Professor. Habe ich es nicht eben erwähnt. Ich bin mit ihren Zielen nicht einverstanden und mit ihren Methoden schon gar nicht.“ Dumbledore wurde nachdenklich, auch wenn er das nach außen hin nicht zeigte. Er hatte geahnt, dass der Lord Shaire seinen Plänen gefährlich werden könnte. Doch wenn er tatsächlich soviel wusste wie Dumbledore vermutete, dann musste er unbedingt aus dem Verkehr gezogen werden.

„So sehr ich es auch bedauere aber es scheint nicht so, als würde er noch einsichtig werden. Er hat gestanden und wird uns wohl nichts verraten. Und da wir ihn nicht dazu zwingen können, haben wir keine andere Wahl als das Verfahren zu schließen. Cornelius, wenn ich bitten dürfte.“

„Mit dem größten Vergnügen.“, erwiderte Fudge selbstgefällig. „Lord Shaire, Sie sind des Widerstands gegen die Staatsgewalt, Aufwiegelung und der Verschwörung gegen das Ministeriums angeklagt. Haben Sie noch irgendetwas hinzuzufügen, bevor das Urteil gefällt wird?“

„Nein hab ich nicht. Es wird sich schon noch alles zeigen.“, meinte Harry mit schiefgelegtem Kopf.

„Nun denn. Wer ist für schuldig?“ Etliche Hände hoben sich. Fudges Grinsen wurde selbstgefällig.

„Und wer ist für nicht schuldig?“ Auch jetzt hoben sich Hände. Doch deutlich weniger als zuvor.

„Schön. Das Urteil lebenslänglich Azkaban.“

Mit geschlossenen Augen saß Harry in seiner Zelle und hörte wie die Tür mit einem rasseln abgeschlossen wurde. Die Wärter verschwanden und die Dementoren kehrten zurück und mit ihnen die Kälte.

„Willkommen im vergessenen Teil von Azkaban.“, gurrte eine Stimme von der anderen Seite des Ganges und brachte Harry dazu seine Augen wieder zu öffnen. In der gegenüberliegenden Zelle befand sich eine Frau. Sie sah aus wie Ende 40, doch bei Zauberern konnte man das ja nicht so leicht zu sagen, und auch wenn die Gefangenschaft ihr deutlich zugesetzt hatte, sah man doch was für eine Schönheit sie einmal gewesen sein musste.

„Was meinst du damit?“, wollte Harry wissen und runzelte die Stirn.

„Hah, Kleiner.“, lachte die Frau. „Das hier ist der tiefste Teil. Hier werden die Verbrecher hingebracht, die in Vergessenheit geraten sollen. An die niemand mehr denkt. Die niemals wieder eine Menschenseele erblicken soll. Was hat jemand so junges wie du getan um hier her geschickt zu werden?“ Harry grinste schief.

„Ich hab anscheinend die falschen Leute wütend gemacht oder die richtigen, wie man’s nimmt. Und Sie Miss? Was war Ihr Verbrechen?“ Die Frau kicherte und strich sich durch die schwarzen Haare. Etwas, vielleicht die Anwesenheit der Dementoren, hatte ihr ein paar weiße Strähnen beschert.

„Hehe, so hat mich schon lange keiner mehr genannt. Mal schauen wie lange du dir deine Manieren hier bewahren kannst. Wenn du weiter so nett bist erzähl ich dir’s vielleicht irgendwann. Wir haben ja noch viel Zeit.“

Langsam wurde ihm die Position unangenehm und Harry verlagerte sein Gewicht um es sich bequemer zu machen, seufzte dann aber nur frustriert und ließ es bleiben.

Ganz instinktiv versteifte sich sein Körper als die Dementoren auf ihrer Runde wieder näher kamen. Die Luft wurde eisig und er warf noch einen Blick in die andere Zelle. Auch die Frau wirkte angespannt, zeigte aber ansonsten kaum eine Reaktion.

„Ihnen scheinen die Dementoren ja nicht wirklich viel auszumachen.“, meinte er und schloss die Augen um sich besser konzentrieren zu können. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass ihm ein Schauer über den Rücken lief. Die Rufe um ihn herum wurden zu jämmerlichen Schluchzern, je näher die Dementoren kamen und ganz leise in seinem Hinterkopf hörte er noch ein anderes Schreien.

„Dir aber schon noch.“, erwiderte sie.

„Ich arbeite dran.“ Harry begann die Magie in seinem Inneren zu weben und bildete damit einen Schutzwall um sein Selbst. Zwar spürte er noch immer deutlich die Kälte, die von diesen Wesen ausging, doch wenigstens hörte er jetzt nicht mehr seine Mutter sterben.

„Ich denke es liegt daran, dass ich mich an etwas festhalten kann. Vielleicht hab ich ja aber auch gar keine Seele, die sie aussaugen könnten. Mein Name ist übrigens Aileen.“, sinnierte sie.

„Lord Shaire, zu ihren Diensten.“

„Lord? Etwa so einer wie Lord Voldemort?“, fragte sie und ihre Mine wurde eine Mischung aus Wut, Hass und Trauer.

„Oh keines Wegs wie Lord Voldemort. Ich bin der Anführer der Skeater.“

„Skeater? Aber die sind doch nur ein Märchen.“, meinte sie neugierig.

„Nein, wir sind ziemlich real.“ Aileen schwieg ein paar Minuten und war anscheinend tief in Gedanken versunken. Immer wieder huschte ihr Blick zu ihm. Vermutlich suchte sie nach Anzeichen dafür das er log.

„Wenn das wirklich stimmt, was machst du dann hier?“, fragte sie nach und ihre Finger umschlossen die Gitterstäbe ihrer Zelle.

„Urlaub. Meine Leute folgen mir sonst ständig überall hin und wollen das ich irgendwelche Akten durcharbeite. Hier hab ich wenigstens meine Ruhe.“ Harry merkte selbst, dass es ziemlich merkwürdig war an so einem Ort zu scherzen. Aber nach allem was passiert war, war es wohl verständlich, dass irgendwas zurück blieb und solange es nur sein neuer Galgenhumor war, konnte er damit leben. Aileen lachte schallend, auch wenn es einen Bitteren Klang hatte.

„Hier drin erfährt man kaum was also erzähl mal. Was ist so da draußen passiert?“

„Seit wann bist du denn hier drin?“ Aileen runzelte die Stirn.

„Ich weiß nicht.“, sagte sie langsam. „Hier drin verliert man schnell das Zeitgefühl. Aber es müsste so 1950 vielleicht auch ein paar Jahre später gewesen sein, dass man mich hier her gebracht hat.“ Harry schluckte und seine Augen wurden groß. So lange. Seit so vielen Jahren war sie schon hier und immer noch bei klarem Verstand. An ihren zuckenden Händen und ihrem fahrigen Blick sah er, dass die Zeit Spuren bei ihr hinterlassen hatte, aber dennoch war das eine beachtliche Leistung.

„Das wären ja dann über 50 Jahre.“, meinte er erstaunt. In Aileens Augen trat ein trauriger Ausdruck. Sie lehnte ihren Kopf an den kalten Stein in ihrem Rücken und verbarg ihr Gesicht in der Dunkelheit.

„So lange schon? Dann hab ich ja bestimmt einiges verpasst.“ Ihre Stimme klang hohl und gedämpft und Harry hatte das Gefühl, dass sie erstmal Zeit brauchte um das zu verarbeiten. Allerdings nahm er jetzt umso deutlicher das schreien, klagen, jammern, flehen, wimmern und betteln um sich herum war. Die Kälte drang ihm bis auf die Knochen. Trotzdem nickte er irgendwann ein, obwohl er nicht mal wusste ob überhaupt Nacht war. Spielte hier wohl auch keine große Rolle.

Er redete viel mit Aileen, eigentlich redete er nur mit ihr. Naja, sie war die einzige hier, die ihren Verstand noch nicht verloren hatte.

Irgendwann fing er dann einfach an zu erzählen. Von Voldemorts Sturz und seinem Wiederaufstieg, von Harry Potter, Sirius Black und dem Orden des Phönix.

„Man, da ist ja ne ganze Menge Mist zusammengekommen. Hat sich ja fast schon gelohnt nach Azkaban zu kommen.“ Aileen grinste wurde dann aber von einem heftigen Husten geschüttelt. Ihr Atem ging schwer.

„Hey Kleiner. Eigentlich schade, dass ich dich jetzt erst kennen lerne. Du wärst genau mein Typ gewesen.“

„Bei einer Frau wie dir seh ich das als großes Kompliment.“

„Gut so Lord Shaire. Ich hab dir doch versprochen, dir noch zu sagen, warum ich hier gelandet bin.“ Obwohl Aileen versuchte es zu verbergen, merkte Harry doch, dass ihr das reden immer schwerer fiel.

Während sie ihm ihrer Geschichte erzählte, bekam Harry große Augen, ehe sich sein Blick verhärtete. Das veränderte einige Dinge. Jetzt konnte er seine Pläne nicht mehr guten Gewissens wie gedacht durchziehen. Er musste sich was neues einfallen lassen oder zumindest ein paar Punkte ändern.

Er machte kein Auge zu, während alle andere schon in schlafähnliche Zustände geglitten waren. An die Wand gelehnt saß er auf dem Boden und dachte nach und immer wieder glitt sein Blick in die gegenüberliegende Zelle. Er hatte noch ein paar Fragen. Doch Aileen wachte auch nicht auf als um sie herum schon alle Insassen wieder schrieen und vor sich hin brabbelten. Er versuchte sie auf sich aufmerksam zu machen, rief ihren Namen, doch sie rührte sich nicht. Harry stand auf und trat an seine Zellentür. Mit einem lauten Krachen fiel sie zu Boden und wirbelte den Staub auf. Achtlos trat Harry darüber und ging zu Aileen. Ihre Tür gab ein jämmerliches Quietschen von und flog zur Seite.

Aufgepeitscht durch den Lärm hämmerten und rüttelten die anderen Insassen an ihren Gittern, grölten und johlten. Doch Harry ignorierte sie. Für sie gab es keine Hoffnung mehr. Sie hatten bereits jeglichen Verstand verloren, den sie einst besessen hatten.

Er konnte spüren wie die Dementoren näher kamen, angelockt von den plötzlich kochenden Emotionen.

Harry kniete sich neben Aileen und fühlte nach ihrem Puls. Schwach aber noch da. Ihre Haut fühlte sich noch kälter an als seine eigene und ihr Brustkorb hob sich nur noch flach. Schien so, als würde ihr Körper schließlich doch versagen. Nach all der Zeit aber auch kein Wunder.

Mit ihr auf den Armen erhob er sich wieder und trat auf den Gang hinaus. Begierig strömten die Dementoren auf sie zu. Freuten sich schon auf ein köstliches Mal.

Harrys Augen glühten als er ihnen entgegen blickte. Die Dementoren hielten kurz inne, näherten sich dann aber doch wieder langsam. Zu verlockend war die Nahrung vor ihnen. Der Blick aus den blauen Augen wurde noch kälter.

"Verschwindet.",zischte Harry und mit ein mal entlud sich eine gewaltige Magiewelle. Unaufhaltsam raste sie durch Menschen und Mauern und noch weit jenseits von Azkaban war sie spürbar.

Fluchtartig entfernten sich die Dementoren vom Zentrum dieser Energie. Sie kannte diese Macht und fürchteten sie.

Ohne Eile ging Harry die Gänge entlang. Kurz vor dem Ausgang stellten sich ihm die wenigen menschlichen Wärter die es gab entgegen. Zuerst waren sie überrascht und geschockt, dann grinsten sie überlegen und zogen ihre Stäbe. Nach allem was sie gehört hatten, hätte man meinen können der gefürchtete Lord Shaire wäre etwas klüger. Ohne Zauberstab konnte er nicht sehr weit kommen. Sie würden sich dann später darum kümmern, wie er überhaupt aus seiner Zelle gekommen war.

Doch die Zauber, die sie auf ihn abfeuerten, zeigten überhaupt keine Wirkung. Plötzlich erfasste eine unwirkliche Kraft sie und stieß sie zur Seite. Sie wollten sich wieder aufrappeln, doch ein Blick aus diesen eisblauen Augen zog ihnen die Beine unter dem Körper weg.

Harry trat auf den von hohen Mauern gesäumten Innenhof. Der Kommandant der Wache nahm allen Mut zusammen und trat hinter ihm aus dem Gebäude.

„Stehen bleiben.“, schrie er und hob seinen Zauberstab. Man hatte ihn beauftragt niemanden aus Azkaban entkommen zu lassen und dieser Aufgabe würde er bis zum Schluss nachkommen. Tatsächlich blieb der junge Mann stehen und drehte sich um.

„Tut mir leid aber für sowas hab ich keine Zeit.“, sagte er ruhig.

Der Kommandant musste schwer schlucken als sich eisblaue Augen in seine bohrten. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, der nicht nur von Angst her rührte und er musste sich beherrschen um den Stab nicht wieder zu senken. Auf einmal schien die Luft sich aufzuladen. Sie knisterte beinah vor Spannung. Mit einem Schlag setzte dieser Mann soviel Energie frei, dass es für einen Augenblick unmöglich war zu atmen. Im nächsten Moment war der Lord Shaire aus Azkaban verschwunden.
 

Sowohl Luzifer und Marie als auch Dorren waren anwesend, als Harry plötzlich mitten im Wohnzimmer auftauchte. Sie waren erleichtert und glücklich ihn zu sehen.

„Harry!“ Marie war sofort auf den Beinen und lief zu ihm.

„Wer ist das?“, fragte sie und stockte, als sie bemerkte, dass er nicht alleine war.

„Aileen und sie braucht Hilfe.“, erwiderte er und wollte sie zum Krankensaal bringen. Doch er schwankte und konnte sich nur mit Mühe aufrecht halten. Aileen wurde ihm aus den Armen genommen.

„Du anscheinend auch. Was ist denn passiert?“

„Hab nur ein bisschen zuviel Energie verbraucht, das ist alles. Erzählt mir lieber wie es gelaufen ist.“, wehrte Harry ihre Sorge ab.

„Ein paar sind abgehauen nachdem das mit deiner Verurteilung bekannt wurde.“, berichtete Dorren. „Allerdings waren es nur welche aus den unteren Kreisen.“

„Hedwig hat geschrieben, dass Draco und Blaise dir unbedingt helfen wollten.“, fügte Marie hinzu.

„Sehr gut dann können wir jetzt …“, setzte Harry an, doch erneut wurde ihm schwindlig. Sein Blickfeld wurde immer dunkler und er schwankte. Kräftige Armen fingen ihn auf, bevor er auf dem Boden landen konnte.

„Du ruhst dich jetzt erst mal aus. Dein Magiehaushalt ist fast völlig am Boden und bevor du dich nicht wieder erholt hast bleibst du im Bett.“, bestimmte Luzifer. Er nahm seinen jungen Lord auf die Arme und brachte ihn auf sein Zimmer.

"Aber ich ...", begann er zu protestieren, wurde allerdings sofort unterbrochen.

"Vergiss es Harry.", knurrte Marie und ihr Blick sagte unmissverständlich, dass jeder Widerspruch zwecklos wäre. "Du bleibst im Bett und wenn ich dich festhexen muss."

Dumbledore war außer sich als er die Nachricht erfuhr. Dieser inkompetenten Schwachkopf von Minister bekam aber auch gar nicht auf die Reihe. Was war denn bitte so schwer daran einen minderwertigen Möchtegern Lord für immer verschwinden zu lassen? Und dann erfuhr er es auch noch zu spät. Jetzt konnte er nicht mal mehr verhindern, dass das Ganze an die Presse ging.

Kochend vor Wut warf er mit Flüchen um sich und zerlegte sein Büro. Warum akzeptierten diese kleinen Würmer nicht einfach, dass er der rechtmäßige Herrscher über die Zaubererwelt war? Das er es verdiente respektiert und bewundert zu werden? Er würde es diesen Maden schon zeigen.

Mit einer unwirschen Handbewegung räumte sich sein Büro wieder auf und er ließ sich hinter seinen Schreibtisch sinken. Mit einem abfälligen Blick schaute er sich in dem Zimmer um. Einfach widerlich. Das hier war seiner nicht würdig. Sie sollten ihm alle zu Füßen liegen, stattdessen musste er sich hier mit pubertierenden, dummen Bälgern abgeben. Doch solange er noch hier war konnte er wenigsten seine Magie nähren, zumindest dazu waren die Plagen gut. Außerdem sollte er sich lieber überlegen wie er die Würmer, die es wagten sich ihm in den Weg zu stellen, zerquetschen konnte, anstatt sich weiter über sie aufzuregen. Ein leises Klopfen an der Tür holte ihn aus seinen Gedanken. Ein Junge trat ein und blieb ein wenig unsicher vor dem Schreibtisch stehen.

„Sie wollten mich sprechen Sir.“, murmelte er und knetete seine Hände. Dumbledore lächelte gutmütig.

„Sicher, sicher. Komm doch mal bitte mit. Ich möchte dir etwas zeigen.“ Damit stand er auf und führte den Jungen in einen Nebenraum, in dem schon alles für das Ritual vorbereitet war.
 

Voldemort hatte sich in seine privaten Gemächer zurück gezogen und war äußerst schweigsam. Seine Spione hatten ihm eben mitgeteilt, dass neben Lord Shaire noch jemand entkommen war. Ja, er musste zugeben, dass dieser Lord doch mehr drauf hatte als er vermutet hatte. Vielleicht könnte er das ja ausnutzen?

Doch im Moment kreisten seine Gedanken um die andere Person. Aileen. Früher hatte er mal viel mit diesem Namen verbunden, bevor er diese unnützen Gefühle abgeworfen hatte. Mit einem leisen zischeln näherte sich ihm Nagini und erhob sich neben ihm, damit er ihr über den Kopf fahren konnte. Er musste aufhören sich darüber den Kopf zu zerbrechen, das lag alles hinter ihm. Viel lieber sollte er sich darauf konzentrieren diesen vermaledeiten Potter Jungen zu finden. Dieser Bursche hatte ihm schon viel zu viele Probleme bereitet. Das musste endlich ein Ende haben. Damit er sich wieder in aller Ruhe der Übernahme der Zaubererwelt zuwenden konnte.
 

Es dauerte zwei Tage, bis Harry sich wieder vollständig erholt hatte und in der Zeit konnte er nur mit Mühe im Bett gehalten werden. Aileens Zustand hingegen blieb unverändert. Harry musste immer wieder an das denken was sie ihm erzählt hatte.

Sie war zusammen mit Tom Riddle auf Hogwarts gewesen. Er war brilliant und einnehmend gewesen aber auch sehr distanziert, hatte niemanden wirklich an sich rangelassen. Erst später hatte sie erfahren, wie übel ihm im Waisenhaus mitgespielt worden war. Die Erzieherinnen waren überfordert gewesen und die Kinder hatten sich mit Vorliebe gegen den seltsamen Jungen zusammengetan. Trotzdem freundete sie sich mit ihm. Schaffte es ihm ein wenig seiner zynischen Weltanschauung zu nehmen. Doch dann merkte sie wie er sich veränderte. Er wurde verschlossen und sah immer blasser aus. Zuerst war es kaum merkbar, doch dann wurden die Anzeichen immer deutlicher. Er wurde wieder kalt, fast schon grausam. Zu dieser Zeit fing er auch an sich immer mehr für schwarze Magie und Salazar Slytherin zu interessieren. Dann nahm er sie eines Tages plötzlich mit in eine Kammer. Auf einmal war er wieder der charmante Junge, den sie kannte.

An das was danach passierte konnte sie sich nicht mehr richtig erinnern. Tom hatte mit einem Zauber begonnen und in ihrem Inneren hatte sich ein glühender Schmerz ausgebreitet. Bevor sie ihr Bewusstsein endgültig verlor, sah sie noch ihren Verwandlungslehrer, der hinter einer Säule stand.

Als sie wieder zu Bewusstsein gekommen war, hatte sie sich seltsam gefühlt ohne das sie es genauer beschreiben konnte. Außerdem hatte Tom sie keines Blickes mehr gewürdigt egal was sie versucht hatte. Sie war sich sicher, dass Dumbeldore etwas damit zu tun hatte, konnte es aber nicht beweisen. Trotzdem hatte sie es weiter versucht, auch nach ihrer Schulzeit. Es dauerte lange bis sie alles herausgefunden hatte und selbst dann war noch vieles bloße Vermutung. Dumbledore hatte Tom damals in das Waisenhaus geschickt, wohl wissend wie es dort zuging. Später in der Schule hatte er ihn dann gequält und gefoltert und mit Tränken traktiert um Tom empfänglicher für seine Einflüsterungen zu machen. Er hatte den Jungen gebrochen um ihn zu einer Schachfigur zu machen.

Sie fand auch heraus was mit ihr passiert war. Tom hatte ihre Seele gespalten und sie wusste nicht einmal was der Horkrux war.

Zu der Zeit begann jemand mit dem Namen Lord Voldemort die Zaubererwelt zu drangsalieren. Aileen konnte nur hilflos daneben stehen und zusehen. Sie kam nicht mal mehr an Tom heran, geschweigeden das sie ihm helfen konnte. Kurz darauf wurde sie verhaftet und nach Azkaban gebracht. Sie hätte Hochverrat begannen hieß es und wäre beteiligt an den Verbrechen der Todesser. Doch sie wusste es besser. Sie war Dumbledore zu nahe gekommen, eine Bedrohung für ihn. Deshalb musste sie verschwinden.

Seufzend fuhr Harry sich mit der Hand übers Gesicht. Er hatte zwar gewusst, dass Dumbledore ein manipulatives Aas war, doch so schlimm …

Er konnte Tom nicht mehr als den Bösen sehen. Ihm war es genauso ergangen wie Harry selbst. Trotzdem konnte er auch nicht zu lassen das Voldemort weiterhin sein Unwesen trieb. Es musste doch eine Möglichkeit geben ihn aufzuhalten ohne ihn gleich zu töten. Doch so sehr er auch grübelte, er kam einfach auf keine Lösung. Also schob er es erst einmal beiseite und hoffte, dass ihm noch etwas einfallen würde.

Im Moment war es allerdings wichtiger, seine Position weiter auszubauen. Die Skeater waren gut aber sie waren zu wenige um in einem großen Kampf Aussicht auf Erfolg zu haben. Er brauchte Verbündete und das am besten so lange der Aufruhr wegen seiner Flucht aus Azkaban noch anhielt. Also erhob er sich und verließ das Manor auf der Suche nach Dorren.

Als Harry die Straße entlang lief, wurde er immer wieder angesprochen. Die Leute wollten wissen was passiert war. Ob es ihm gut ging. Sie wollten einfach nur mit ihm reden um ihre Sorge zu beruhigen. Ein sanftes Lächeln schlich sich auf Harrys Gesicht, während er sich mit ihnen unterhielt. Das hier war der Ort an dem er willkommen war. Seine Heimat. Er wusste, dass er alles tun würde um diese Menschen zu beschützen.

Harry konnte sich denken, dass der junge Mann ihn wohl nicht noch mal alleine irgendwohin gehen lassen würde. Schon gar nicht an den Ort, der ihm vorschwebte.

Wie er vermutet hatte, fand er ihn auf dem Trainingsgelände. Ein paar Minuten beobachtete er ihn. Dorren war wirklich ein ausgezeichneter Kämpfer und ihm lief ein Schauer über den Rücken bei der Vorstellung er könnte sein Gegner sein. Seine Bewegungen waren geschmeidig, kraftvoll und absolut tödlich.

„Kann ich Euch helfen My Lord?“, fragte Dorren als er schließlich zum Stillstand kam.

„In der Tat, das kannst du. Ich möchte, dass du mich begleitest.“ Dorren runzelte die Stirn, schnappte sich ein am Boden liegendes Handtuch und trat zu ihm.

„Wohin soll es gehen?“

„Zum Werwolfsrudel von Fenrir Greyback.“, eröffnete Harry ohne Umschweife. Augenblicklich erstarrten Dorrens Bewegungen.

„Das kann nicht Euer Ernst sein. Sie werden uns nicht einmal in die Nähe ihres Dorfes lassen.“

„Dorren, sie sind keine wilden Bestien. Wir können mit ihnen reden.“

„Das mag sein. Aber nach allem was passiert ist sind sie misstrauisch und sie sind von Naturaus temperamentvoll.“

„Deshalb nehme ich dich mit, für den Ernstfall. Du weißt selbst, dass wir allein keine Chance haben. Wir brauchen Unterstützung und die Werwölfe brauchen unsere Hilfe. Greyback ist kein Dummkopf, er weiß das Voldemort nicht die Lösung ist. Er wird uns zuhören.“

„Selbst wenn. Niemand weiß wo das Dorf liegt.“

„Falsch.“, widersprach Harry und ein grinsen schlich sich auf seine Lippen. „Du und Marie habt doch bei euerm kleinen Ausflug selbst den Ort entdeckt, an dem es sich befindet.“

Schließlich beugt sich Dorren Harrys Willen und gemeinsam kehrten sie zurück ins Manor. Da Harry keine Ahnung hatte wie lange er würde bleiben müssen bis die Werwölfe ihm vertrauten, also packte er für ein paar Tage. Als er fertig war, legte er wieder seine Illusion auf sich und ging runter in die Eingangshalle um sich mit Dorren zu treffen. Wer auftauchte war allerdings nicht Dorren, sondern Marie, die einen vollgepackten Koffer hinter sich herfliegen ließ. Bevor er etwas sagen konnte, ließ sie den Koffer geräuschvoll auf den Boden krachen und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Da sich niemand anderes traut, werde ich es dir sagen. Erst Azkaban und jetzt das?! Das ist so ziemlich das blödeste, das ich jemals gehört haben. Du willst allen ernstes einfach so bei den Werwölfen einmarschieren? Bist du denn von allen guten Geistern verlassen!?“, fauchte sie und ihre Augen blitzten wütend.

„Wenn ich das hier richtig deute willst du doch aber mitkommen.“, erwiderte Harry.

„Natürlich komm ich mit. Irgendjemand muss ja auf dich aufpassen, wenn du so wild entschlossen bist so schnell wie möglich zu sterben.“, schnappte sie.

„Marie bitte. Das eine hatte doch mit dem anderen zu tun. Die Werwölfe respektieren nur Stärke und die musste ich beweisen.“

„Das ist doch aber noch lange kein Grund! Harry so was kannst du echt nicht machen. Ich bin sicher, dass ich vor lauter Sorge schon graue Haare bekommen hab.“, meinte sie unglücklich.

„Deine Haare sehn toll aus Marie.“, schmeichelte er.

„Versuch bloß nicht vom Thema abzulenken.“, knurrte Marie und Finger ihrer rechten Hand trommelten auf ihrem Oberarm. Auf einmal entspannte sich ihrer Haltung und sie strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr.

„Bist du dir sicher, dass das funktioniert?“

„Ja.“, sagte Harry schlicht und blickte ihr direkt in die Augen. Das plötzliche funkeln ließ ihn ein paar mal verwirrt blinzeln.

„Dann sollte es ja auch kein Problem sein wenn ich dich begleite.“, trällerte sie und Harry konnte nur sprachlos zusehen, wie sie ihren Koffer verkleinerte und in ihre Tasche steckte. In dem Moment tauchte auch Dorren auf und runzelte die Stirn als er Marie entdeckte.

„Was macht …?“

„Sie kommt mit.“, unterbrach Harry ihn seufzend und zu dritt verschwanden sie mit einem leisen Plopp.

Als Harry wieder frei atmen konnte, befand er sich am Rand einer kleinen Siedlung. Aus den Dächern der Hütten drangen dünne Rauchschwaden und überall liefen die Werwölfe herum. Es herrschte eine geschäftige Betriebsamkeit, die allerdings in dem Moment erstarb, als Harry mit Dorren und Marie auftauchte. Die Stimmung war sofort angespannt und im nächsten Moment grollte ein Knurren aus vielen Kehlen durch die Luft. Harry wusste, eine falsche Bewegung und sie wären tot.

Er zog seinen Zauberstab, hielt ihn allerdings in der Mitte fest und warf ihn ohne zu zögern auf den Boden. Die Werwölfe, die schon lauernd um sie herumgeschlichen waren, erstarrten. Dorren und Marie konnten nur mit aller Kraft verhindern, dass ihnen sämtliche Gesichtszüge entgleisten.

„Wo ist Fenrir Greyback?“, rief Harry in die angespannte Stille hinein.

„Was willst du?“, knurrte eine tiefe Stimme und Harry drehte sich langsam um. Er neigte seinen Kopf. Zeigte, dass er den anderen anerkannte und verblüffte damit erneut die anwesenden Werwölfe.

„Ich bin …“, setzte er an, doch Greyback unterbrach ihn.

„Ich weiß wer du bist. Deinen Auftritt im Ministerium und in Azkaban haben wir selbst hier mitbekommen. Ich habe gefragt was du hier willst?“

„Euch ein Angebot machen.“, sagte er und blickte dem Leitwolf direkt in die goldenen Augen. „Außerdem möchte ich jemanden besuchen.“

Jeder einzelne Muskel in seinem Körper war angespannt. Die nächsten Sekunden waren entscheidend. Jeden Moment konnte die Stimmung kippen und äußerst gefährlich werden. Gefährlich für sie. Greyback bückte sich um den Zauberstab aufzuheben und drehte ihn zwischen seinen Fingern. Seine Augen musterten ihn eindringlich, dann verzog sich sein Mund zu einem Grinsen und er lachte kurz und laut auf. Gegen seinen Willen musste der große Leitwolf zugeben, dass der Mann mit den eisblauen Augen seine Neugier geweckt hatte. Anders ließ es sich nicht erklären, dass er noch immer nicht den Befehl gegeben hatte, die Eindringlinge zu vertreiben. Die Dreistigkeit, die der Mann besaß, war fast schon bewundernswert.

„Du bist interessant, Zauberer. Also schön, du darfst bleiben.“ Damit drehte er sich um und ging durch in Richtung der Hütten. Harry folgte ihm, im Schlepptau Dorren und Marie, die immer wieder nervös schluckte, während sie durch das Spalier aus Werwölfen ging. Greyback führte sie zu seiner Hütte. Sie bestand aus einem großen Wohn- und Kochbereich, eine weitere Tür führte noch weiter nach hinten.

Greyback ließ sich an dem massiven Tisch nieder und lehnte auf seinem Stuhl nach hinten. Harry setzte sich ihm gegenüber, Marie und Dorren rechts und links von ihm.

„Also, warum tauchst du einfach so, mitten in einem Dorf voller Werwölfe auf, Lord Shaire?“

„Weil ihr Hilfe braucht.“, erwiderte er schlicht. Augenblicklich verdüsterte sich Greybacks Gesichtsausdruck.

„Und wie kommst du auf die Idee, dass gerade wir Hilfe bräuchten?“

„Weil es diesem Krieg keine Seite gibt, die für euch kämpft, zumindest bis jetzt. Dumbledore will euch ausrotten und Voldemort nutzt euch nur aus, beide sehen in euch nur blutrünstige Tiere, die man dressieren kann.“ Greyback knurrte warnend doch Harry hielt seinem Blick stand und sprach weiter.

„Weil auch ihr nur Menschen seid, die irgendwann ihre Grenze erreicht haben. Weil ihr eigentlich nicht mehr wollt, als akzeptiert zu werden.“

Für einige Augenblicke war Greyback in Gedanken versunken und Harry meinte einen verletzten Ausdruck über sein Gesicht huschen zu sehen, ehe seine Mine wieder ausdruckslos wurde.

„Das haben uns schon einige Zauberer versprochen. Du siehst ja, was es uns gebracht hat. Wir werden mehr verachtet als jemals zuvor und reihenweise eingesperrt oder umgebracht. Wieso sollte ich dir vertrauen?“ Greybacks Stimme glich einem Knurren und trotz seiner mutigen Worte, lief Harry ein Schauer über den Rücken.

„Lass es mich dir beweisen. Gib mir eine Chance zu zeigen, dass nicht alle Zauberer verlogene Aasgeier sind.“ Ohne das er es wollte, hatte seine Stimme einen bitteren Klang angenommen. Erneut schwieg Fenrir Greyback und musterte ihn. Irgendetwas schien er gesehen zu haben, denn seine Augen blitzten kurz auf.

„Also schön. Du hast eine Wochen, kleiner Lord.“

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und eine etwas atemlose Stimme erklang.

„Fenrir ist alles in Ordnung? Ich hab gehört Fremde sollen ins Dorf gekommen sein.“ Abrupt hielten die Schritte inne und ein schnüffeln war zu hören.

„Harry?“ Die Stimme zitterte, konnte nicht begreifen, was seine Sinne ihm da sagten.

„Hey Remus.“ Harrys Stimme blieb unverändert, doch in seinem tobten die Gefühle. Er traute sich nicht mal sich umzudrehen und seine Hände zitterten. Wie sehr hatte er seinen Ersatzpaten doch vermisst.

Remus atmete noch einmal tief die Luft ein doch es war eindeutig der Geruch von seinem Welpen auch wenn die Person am Tisch anders aussah. Am liebsten hätte er ihn sofort in seine Arme geschlossen aber sein schlechtes Gewissen hielt ihn an Ort und Stelle. Er war einfach verschwunden und hatte Harry alleine gelassen. Das konnte er ihm unmöglich verziehen haben. Außerdem hatte er nicht gewusst wo Harry gesteckt hatte und die Sorge um seinen Kleinen hatte ihn fast wahnsinnig gemacht. Ihn jetzt wieder vor sich zu haben, kam für ihn einem Wunder gleich.

Schließlich war es Harry, der seinen Mut zusammen nahm und die Situation auflöste. Er erhob sich und löste gleichzeitig die Illusion von sich. Im nächsten Moment schlangen sich schlanke Arme um ihn und zogen ihn an eine warme Brust.

„Harry.“, schluchzte der sanfte Werwolf und vergrub sein Gesicht in den Haaren des Jüngeren und auch Harry drückte sich so fest an Remus wie er konnte. Er fühlte wie ein Teil der Anspannung, die er immer mit sich herumtrug von ihm abfiel. Nur widerwillig löste sich der ältere wieder und hielt Harry auf Armeslänge von sich.

„Was machst du hier und wer sind deine neuen Freunde?“, fragte er und sein Blick fiel auf Dorren und Marie.

„Das ist eine etwas längere Geschichte.“

„Die würde ich nur zu gerne hören.“ Remus löste sich jetzt endgültig von Harry und ging zu Greyback hinüber.

„Ich nehme an, dass du ihn treffen wolltest.“, brummte dieser und zog Remus besitzergreifend an sich. "Warum diese Maskerade Potter?"

„Richtig und das gehört zu dieser längeren Geschichte.“

„Du wusstest, dass ich hier bin? Woher?“

„Ach kommt schon.“, grinste Harry und verdrehte die Augen. „Das war ja nun keine Detektivarbeit. Warum sonst hätte Greyback dich damals beißen und mitnehmen sollen, wenn du nicht sein Gefährte bist und wenn du sein Gefährte bist und dann plötzlich verschwindest, ist es doch nur logisch, dass du zu ihm gegangen bist. Vor allem wenn man bedenkt, dass Dumbledore immer unausgeglichener wird. Bestimmt wurde ihm das Risiko für dich einfach zu hoch. Vielleicht hab ich ihn ein bisschen zu sehr geärgert.“ Harry Tonfall war belehrend, doch in seinen Augen blitzte der Schalk. Remus blickte ihn zwar tadelnd an, immerhin schien Harry einiges angestellt zu haben während sie getrennt waren, doch er war erleichtert zu sehen, dass es ihm so gut ging. Die Geschichte, die er ihnen erzählte war so abenteuerlich und unfassbar, dass sie eigentlich nur ausgedacht sein konnte. Doch es passte zu Harry wieder mal in so eine Sache reingerutscht zu sein.

Als sie später am Abend allein waren, wappnete sich Harry innerlich schon für das bevorstehende Donnerwetter. Und richtig, kaum das sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, starrte Marie ihn wütend an. Dorren hielt sich im Hintergrund, doch auch er sah alles andere als glücklich aus.

„Sag mal bist du denn jetzt völlig wahnsinnig geworden?! Was hast du dir dabei gedacht?! Halt, nein! Dabei kannst du dir gar nichts gedacht haben!“, explodierte Marie und Harry hatte das Gefühl einer wütenden Veela gegenüber zu stehen.

„Marie bitte. Ich weiß, dass es … unüberlegt war aber anders hätten sie mir überhaupt nicht zugehört.“, versuchte er vorsichtig sie wieder zu beschwichtigen.

Ganz großer Fehler.

„Oh nein Harry! Mit zwölf gegen einen Basilisken zu kämpfen war unüberlegt. Mit dreizehn einem vermeintlichen Massenmörder hinter herzujagen war ein klein wenig waghalsig. Und mit 14 gegen einen der mächtigsten Magier der Welt anzutreten war einiger Maßen bescheuert. Aber sich unbewaffnet einem ganzen Rudel höchst angespannter Werwölfe zu stellen ist absolut wahnsinnig!“ Am liebsten würde Marie ihm den Hals umdrehen, damit er so etwas dummes nie wieder machen konnte.

„Marie komm schon. Ich weiß was ich tue.“

„Oh das bezweifle ich stark aber weißt du was Harry? Das du immer so gefährliche Sachen machst ist ja gar nicht das schlimmste. Es herrscht Krieg und das ist nun mal immer riskant. Nein was mich am meisten stört ist, dass du uns nie vorher bescheid sagst. Wir alle mögen dich sehr und möchten dich beschützen aber das können wir nicht, wenn du nicht endlich anfängst uns zu vertrauen.“ Inzwischen standen ihr Tränen in den Augen, die sie hastig wieder wegwischte. Sie wirbelte herum und verschwand aus dem Zimmer. Harry wollte ihr hinterher, doch Dorren hielt ihn auf.

„Lass ihr etwas Zeit. Ich pass schon auf sie auf.“ Dann war auch er weg. Das er ihm keine Vorwürfe gemacht hatte, war fast genauso schlimm wie das, was Marie ihm an den Kopf geworfen hatte. Harry ließ sich auf das Bett fallen und schrie frustriert in sein Kissen. Verdammt er tat doch sein bestes. Versuchte alle zu beschützen und diesen vermaledeiten Krieg endlich zu beenden.

Mit einem Ruck stand er auf und verließ das Zimmer, er brauchte jetzt frische Luft. Doch er war grad mal ein paar Schritte weit gekommen, als ihm jemand den Weg versperrte. Langsam aber sicher kam seine Geduld an ihre Grenzen. Harry wusste, dass er hier vorsichtig sein musste aber die Anspannung der letzten Zeit hatte ganz schön an seinen Nerven gezehrt. Dennoch atmete er tief durch und blickte seinem Gegenüber fest in die Augen. Es war ein noch relativ junger Werwolf, höchstens ein Teenager. Was Harry allerdings verwirrte, waren die markanten Gesichtszüge, die ihn an irgendjemanden erinnerten. Doch sie waren gerade unterschiedlich genug, damit er keine Verbindung herstellen konnte.

„Du solltest von hier verschwinden.“, knurrte der Jugendliche hart.“ Solche wie dich kennen wir zu genüge und wir brauchen nicht noch jemanden, der uns verarschen will. Also hau ab, bevor noch irgendwas passiert, denn ich werde mein Rudel um jeden Preis beschützen.“ Harry sah in seinen Augen, dass er es ernst meinte.

„Ich biete euch nur meine Hilfe an. Ob ihr sie annehmt oder nicht ist eure Sache, doch bis ihr euch entschieden habt, werde ich bleiben.“ Seine Stimme war weder unfreundlich noch einschleimend und Harry wich keinen Schritt zurück, als der Junge vor ihm knurrte. Einige Augenblicke taxierten sie sich noch mit Blicken, dann verschwand er wieder doch Harry wusste, dass das ganze hier wohl noch schwerer als gedacht werden würde.

Trotz seiner Bemühungen, begegneten ihm die Werwölfe mit äußerstem Misstrauen. Jahre der Ausgrenzung und Verfolgung hatten ihre Spuren hinterlassen. Das einzige worüber er sich freuen konnte, war Remus’ Eröffnung, dass er schwanger war.

Harry hing seinen Gedanken nach, als ein aufgeregter Junge ins Lager stürmte. Remus war als erster bei ihm und versuchte ihn soweit zu beruhigen das er erfahren konnte was passiert war.

„Ich … Salem hatte mich zum jagen mitgenommen. Wir wollten gerade die Fallen ablaufen. Plötzlich waren da überall Leute. Salem schrie und die Leute schrieen. Dann hat er mich weggeschubst. Zauber sind durch die Luft gezischt und dann hat er die Leute weggelockt. Ich …“ Der Junge schluchzte und Remus nahm ihn in den Arm. Salem war der Junge, der seine Abneigung Harry gegenüber am deutlichsten zeigte.

„Jäger.“, zischte Fenrir obwohl es eher wie ein knurren klang. Er wollte schon aufspringen und in den Wald rennen, als Harry sich ihm in den Weg stellte. Seine Augen glühten golden und sein Arm zuckte, als wollte er das Hindernis einfach zur Seite fegen.

„Aus dem Weg.“, grollte er. Harry wich keinen Schritt zurück.

„Du musst hier bleiben Fenrir und das Dorf beschützten.“

„Ich werde garantiert kein Mitglied meines Rudels zurücklassen.“

„Das verlange ich auch gar nicht. Aber wenn es wirklich Jäger sind und sie hier her kommen, dann brauchen dich deine Leute hier. Du musst sie beschützen. Ich werde gehen und nach Salem suchen.“

„Du? Du hast ja noch nicht mal deinen Zauberstab.“ Harry grinste als er sich abwandte. Doch jetzt war es Remus, der ihm den Weg versperrte.

„Harry bitte, trotz allem bist du doch noch ein Kind.“, flüsterte er.

„Ich kann schon auf mich aufpassen Remus, das hab ich doch schon immer gemacht.“, flüsterte er genauso leise, trat zu Seite und setzte seinen Weg fort. Remus hielt ihn nicht auf.

Harry kannte nur die ungefähre Richtung, in die Salem hatte gehen wollen. Nachdem er ein ganzes Stück in den Wald vorgedrungen war, musste er sich auf seine Aurensicht verlassen um ihn zu finden. Sie führte ihn abseits des schmalen Pfades zu einer kleinen Klippe.

„Salem ich bin’s.“, rief er scheinbar ins Nichts, doch nach ein paar Sekunden regte sich eine Gestalt am Fuß der Klippe.

„Verdammt.“, zischte Salem und bewegte leicht seinen Oberkörper. „War ja klar, dass ausgerechnet du mich in diesem Zustand finden musst.“ Bei der nächsten Bewegung schoss seine Hand nach oben und er biss hinein um einen Schmerzenslaut zu unterdrücken. In der Zwischenzeit war Harry unten angekommen und sah, dass sein Bein unter einem schweren Felsblock begraben war. Er hob seine Hand und der Felsblock begann zu ruckeln. Salem warf den Kopf nach hinten und unterdrückte mit aller Macht jeglichen Laut. Als Harry den Stein ein Stück seitlich wieder fallen ließ, ging sein Atem schwer und er sah einem Geist ähnlicher als einem Menschen.

„Ich dachte du hättest keinen Zauberstab.“, keuchte Salem und setzte sich langsam auf.

„Stimmt, aber ich hab nie behauptet, dass ich nicht auch ohne auskommen würde.“, grinste Harry und im nächsten Moment war Salems Bein geschient. Harry stützte ihn und gemeinsam versuchten sie so schnell wie möglich zu verschwinden, denn die Jäger konnte jederzeit wieder hier vorbeikommen.

Sie waren auch noch nicht weit gekommen, als ganz in der nähe einige Zweige knackten.

„Hier lang.“, zischte Salem und zog ihn in Richtung eines alten Baumes. Er ließ sich in eine Vertiefung hinter einigen dichten Büschen fallen, die durch herausragenden Wurzeln verdeckt wurde. Harry folgte ihm gerade noch rechtzeitig, denn im nächsten Moment tauchten die Jäger auf.

„Ich bin mir sicher, dass ich was gesehen habe. Er muss hier irgendwo sein.“

„Du hast bestimmt bloß ein Karnickel gesehen und willst dich jetzt nur aufspielen.“, lachte einer der Männer und das Gesicht des Sprechers wurde rot vor Verlegenheit und Zorn.

„Nein ihr Penner, außerdem habt ihr die Spur doch auch gesehen.“

„Schon gut, schon gut. Wir suchen ja weiter.“, lachte der Mann und wandte sich ab.

Salem beugte sich zu ihm und flüsterte Harry ins Ohr.

„Du musst hier verschwinden. Sie haben zwar einen Apparierschutz über das ganze Gebiet gelegt aber wenn ich sie ablenke, schaffst du es zurück ins Dorf. Das hier ist nur eine kleine Gruppe der Jäger. Das Dorf wird jede Hilfe brauchen.“ Salem wollte sich sofort in Bewegung setzten, doch Harry hielt ihn auf.

„Du spinnst wohl. Ich lass dich ganz sicher nicht zurück. Die würden dich töten.“

„Aber wenn du mich mitschleifst schaffst du es vielleicht nicht.“

„Das Risiko geh ich ein.“ Harrys Blick war entschlossen und Salem verstummte für einen Augenblick.

„Wieso? Wieso würdest du das tun? Das ist verrückt.“

„Wieso sollte ich nicht? Hör zu, ich will euch helfen und ich werde so lange verrückte Sachen machen bis ihr das kapiert habt. Außerdem würde mich Fenrir wohl in der Luft zerreißen, wenn ich ohne dich wiederkomme.“ Damit erhob Harry sich wieder und zog Salem mit sich. Sie kamen nur schleppend voran. Immer wieder mussten sie sich vor verschiedenen Gruppen der Jäger verstecken und mit dem verletzten Werwolf wollte Harry es nicht riskieren sich ihnen zu stellen.

Es dauerte eine Weile, doch schließlich kamen sie wieder in die Nähe des Dorfes. Allerdings waren ihnen die Jäger jetzt wieder auf den Fersen. Dennoch lief Harry weiter und trat Salem stützend aus dem Schatten der Bäume. Kaum hatten die anderen sie entdeckt, waren sie auch schon umringt von besorgten Werwölfen. Und in dem Moment, war es egal, dass Harry keiner von ihnen war, dass sie ihm eigentlich misstrauten. Doch Harry hatte keine Zeit den Augenblick zu genießen. Die Jäger kamen immer näher und er musste irgendwie dafür sorgen, dass niemand zu schaden kam. Eine schwere Hand legte sich auf seine freie Schulter und er blickte überrascht auf.

„Danke, dass du meinen Neffen zurück gebracht hast.“, brummt Fenrir und übernahm Salem.

„Keine Ursache aber du solltest alle in ihre Hütten schaffen. Die Jäger sind auf dem Weg und werde versuchen sie von hier zu vertreiben.“

„Ich helfe dir.“

„Nicht nötig. Ich habe einen Plan. Sorg nur dafür, dass alle in ihren Hütten sind.“ Fenrir zögerte und musterte Harry, dann nickte er und wandte sich ab. Während er mit seinem Rudel sprach, kam Remus zu Harry.

„Pass bitte auf dich auf Harry.“, flüsterte er.

„Keine Sorge, diesmal ist es wirklich ungefährlich und du solltest dir sowieso lieber Gedanken um dein Kind machen als um mich. Ich komm schon klar.“

Kaum waren alle in ihren Hütten, konnte Harry auch schon sehen wie die Auren der Jäger näher kamen. So schnell er konnte malte er in die Mitte des Dorfes einen doppelten Runenkreis, dann murmelte er einen Bannzauber und hielt gespannt den Atem an. Zwei dutzend Männer betraten die Lichtung und blickten sich um. Doch alles was sie sahen war ein verlassenes Dorf. Die Feuerstelle war kalt und zugewachsen und die Häuser leer. Nichts und niemand war zu sehen. Hier lebte anscheinend schon seit einiger Zeit niemand mehr.

Die Männer schauten sich noch eine Weile um, fluchten und schrieen doch dann verschwanden sie. Nur langsam kamen die Werwölfe wieder aus ihren Hütten. Harry erhob sich und klopfte sich den Staub von der Hose.

„Ich habe eine Illusion geschaffen, die ungebetene Gäste von hier fern halten sollte. Sie sehen dann nur ein Dorf, das verlassen wurde. Die Illusion hält solange wie der Runenkreis hier da ist.“, erklärte er.

Mit Greybacks Hilfe kam Salem auf ihn zugehumpelt. Vor ihm angekommen löste er sich von seinem Onkel und stand so aufrecht wie möglich. Sein Ausdruck war fest und entschlossen. Er atmete einmal tief durch.

„Danke. Ich weiß sowohl ich als auch die anderen haben es dir nicht besonders leicht gemacht, trotzdem hast du uns geholfen. Wir können den Zauberern nicht mehr glauben aber vielleicht können wir ja dir vertrauen.“ Er streckte ihm die Hand entgegen und Harry schüttelte sie. Als wenn mit einem Schlag das Eis gebrochen wäre, bedankten sich auch die anderen Werwölfe. Sie waren froh und erleichtert nicht noch mehr Eltern, Kinder oder Freunde verloren zu haben.

Am Abend feierten sie und obwohl es noch einige Unsicherheiten gab, näherten sie sich doch einander an.

„Das war sehr schwer für ihn weißt du?“, sagte Remus als er sich neben Harry setzte. Er wollte gerade fragen was Remus meinte, als der schon weitersprach.

„Seine beiden Eltern wurden getötet als er gerade mal 8 war. Er kann sich an alles erinnern und ist nie davon los gekommen. Deshalb hasst er die Zauberer so. Deshalb hat er dich gehasst. Vielleicht kann er ja jetzt endlich weiter machen.“

„Es ist schwierig sowas zu überwinden und ganz wird er es nie vergessen können.“, murmelte Harry und versank in Gedanken an die Schreie seiner Mutter. Remus stieß ihm leicht in die Seite.

„Du bist viel zu erwachsen Welpe. Ich finde das ist das schlimmste am Krieg, das die Kinder darunter leiden müssen.“ Bevor Harry etwas sagen konnte landete eine Eule vor ihm auf dem Boden. Stirnrunzelnd nahm er ihr den Brief ab.

„Von Hedwig.“, murmelte er und öffnete ihn.
 

Harry,

Es ist dringend. Immer öfter verschwinden Schüler

und niemand scheint zu wissen warum. Ich ahne schreckliches.

Wir müssen etwas unternehmen und die Kinder beschützen.

Hedwig

Seine ausgelassene Stimmung war mit einmal wie weggeblasen. Remus merkte natürlich, dass etwas nicht stimmte, nahm ihm den Brief ab und überflog ihn. Sein Blick wurde besorgt und nachdenklich.

„Remus ich …“

„Ich weiß Harry, natürlich musst du etwas unternehmen. Es tut mir leid, dass man dir so viel aufbürdet aber du bist nicht allein. Dorren und Marie scheinen dich sehr zu lieben und das Rudel hat dich als einen der ihren aufgenommen. Wir werden dir helfen wenn du uns brauchst.“

„Wie meinst du das?", hackte Harry nach. Remus kramte kurz in seiner Tasche und holte eine Kette hervor. Sie bestand aus einem Wolfszahn, Holzperlen und einigen Federn.

„Jedes Mitglied des Rudels besitzt so eine Kette und es wurde noch nie eine an Außenstehende gegeben. Sie zeigt, dass du zu uns gehörst und unter unserem Schutz stehst.“ Er legte sie dem kleineren um und Remus Augen glänzten warm vor Stolz. Gerührt und sprachlos umschloss Harry den Wolfszahn mit seiner Hand, fuhr mit den Fingerspitzen die Kante entlang.

„Vielen Dank.“, murmelte er und schob die Kette unter sein Hemd. „Remus es war schön dich mal wieder zu sehen aber ich muss jetzt gehen.“

„Bleib doch noch hier und gönn dir mal ein wenig Ruhe. Heute Abend kannst du doch eh nichts mehr erreichen.“, versuchte der Werwolf ihn zu überzeugen. Harry blickte rüber zum Feuer, zu den lachenden Leuten. Er musste grinsen als er sah, wie nah Dorren und Marie nebeneinander saßen.

„Also gut. Vielleicht hast du recht.“

Harry genoss den restlichen Abend, trotzdem schweiften seine Gedanken immer wieder zu den verschwundenen Kindern.

Er zweifelte keine Sekunde daran, dass Dumbledore etwas damit zu tun hatte doch was genau hatte der alte Mann vor?

Harry hatte bereits einen Plan doch dafür würde er Hilfe brauchen. Hilfe von innerhalb des Schlosses. Zum Glück kannte er einen Professor, den er schon immer heimlich respektiert hatte.

Wie erwartet waren Dorren und Marie besorgt als er ihnen von dem Brief erzählte kaum das sie wieder in Manor waren. Luzifer war das Schicksal einiger weniger Menschen ziemlich gleichgültig. Er lebte schon zu lange, als das ihn so etwas noch treffen würde. Hellhörig wurde er erst, als Harry meinte, dass er einen Plan hätte.

Davon das daraus bestand selbst nach Hogwarts zu gehen, war allerdings keiner begeistert. Harry wartete auf den unvermeidlichen Schwall an Widersprüchen doch Marie blieb völlig ruhig als sie das Wort ergriff.

„Ich dachte echt das mit den Werwölfen wäre der Gipfel gewesen aber du schaffst es doch tatsächlich noch einen drauf zusetzten. Harry, du kannst doch nicht wirklich vorhaben dich mitten in das Gebiet dieses Verrückten zu begeben.“ Sie versuchte an Harrys gesunden Menschenverstand zu appellieren um ihn von diesem Irrsinn abzubringen.

„Du weißt, dass das das Beste ist. Ich muss die Schülern vor diesem Wahnsinnigen beschützten. Außerdem werde ich nicht allein sein.", widersprach Harry.

„Hedwig kann zwar gut kämpfen aber auch sie kann dich nicht ganz allein gegen ganz Hogwarts verteidigen.“

„Diesmal muss ich ihr zustimmen. Was du da vorhast, ist nicht mal mehr riskant zu nennen.“, pflichtete Luzifer Marie bei.

„He, habt ihr etwa vergessen, dass ich selber auch sehr gut kämpfen kann? Außerdem meine ich nicht Hedwig, jedenfalls nicht ausschließlich.“, setzte Harry dagegen.

„Bist du dir sicher, dass was auch immer du geplant hast, funktionieren kann?“, fragte Dorren mit ruhiger Stimme und blickte Harry fest in die Augen.

„Ja, es kann funktionieren.“, erwiderte Harry. Sie lieferten sich ein stummes Blickduell, bis Dorren schließlich nachgab.

„Also gut.“, meinte er und wirkte alles andere als begeistert. Er versuchte sich damit zu beruhigen, dass Harrys Pläne, so verrückt sie auch waren, bisher immer funktioniert hatten.

Verzweifelt warf Marie die Hände in die Luft.

„Meinet wegen, aber glaub bloß nicht, dass ich dir auch nur eine Träne nachweine wenn du da drinnen stirbst.“, knurrte sie und machte ein finsteres Gesicht. Harry lachte kurz.

„Keine Angst, dazu wird es nicht kommen.“

Am Abend schrieb er zwei Briefe und schickte sie mit den schnellsten Eulen weg die er hatte.

Der eine war an Hedwig, um ihr zu sagen was er vorhatte. Der andere ging an Severus Snape, Tränkemeister von Hogwarts.
 

Es war doch zum verzweifeln. Diese verzogenen Gören schafften es nicht einmal die einfachsten Aufgaben zu lösen. Der Trank war doch nun nicht so schwierig aber sie konnten die exakte Zubereitung nicht einmal aus einem Buch abschreiben. Severus’ Laune sank immer tiefer und seine Stirn legte sich in Falten. Schließlich legte er die Feder beiseite und stand von seinem Schreibtisch auf. Wenn er noch mehr von diesem Unsinn lesen musste, dann würde im nächsten Unterricht wahrscheinlich jemand aus Versehen vergiftet werden. Vielleicht würden diese Rotzbengel ja dann endlich kapieren, dass man bei Tränken aufpassen musste. Und dann waren sie auch noch alle so feige, dass sie ihren Mund nicht aufbekamen.

Hätte er nicht so eine gute Selbstbeherrschung würde Snape sich jetzt die Haare raufen. So sehr er Potter auch hasste, Courage hatte er, das musste er ihm lassen. Er dachte da nur an das fünfte Schuljahr, wo er Dumbledore endlich mal die Meinung gesagt hatte.

Snape seufzte und ließ sich mit einem Glas Wein in der Hand vor dem Kamin nieder. Das stimmte ja so nicht, er hasste den Bengel nicht mehr. Nicht seitdem er bemerkt hatte, dass er selbst jetzt noch so groß wie ein 3. Klässler und beängstigend dürr war. Nicht zu vergessen dieser sinnlose Stolz und Ehrgefühl, die einem unwilligen Respekt abrangen.

Snape schnaubte und legte den Kopf in den Nacken. Natürlich musste der Bursche verschwinden bevor er mit ihm reden konnte. Als würde er ihn absichtlich ärgern wollen. Doch er konnte nicht verhindern, dass er sich Gedanken um Potter machte. Ausgerechnet um das Kind des Mannes, der ihm seine Schulzeit zur Hölle gemacht hatte. Der ihn mit seinem Drang Regeln zu brechen in den Wahnsinn trieb. Der von dem einem Irren ausgenutzt und von dem anderen gejagt wurde. Der ständig in Gefahr schwebte und den seine sogenannten Freunde nur benutzten. Der nach den Sommerferien immer schrecklich krank und dürr aussah aber niemandem etwas sagte. Der einfach verschwunden war ohne auch nur die geringste Spur zu hinterlassen.

„Verdammt.“, knurrte Snape und warf das Glas in seiner Hand gegen die Wand. Es kümmerte ihn nicht sonderlich, das sich Glasscherben und Wein auf dem Teppich verteilten. Ein einfacher Zauber und das wäre wieder erledigt.

„Ich mach mir ja tatsächlich sorgen um das Kind.“ Das seltsamste war, dass es nicht an dem Versprechen an Lily oder seiner Schuld gegenüber James lag. Es war der Junge um dessen Willen er sich hier den Kopf zerbrach. Als Potter verschwand hatte er alles mögliche versucht doch er hatte keinen Hinweis auf seinen Aufenthaltsort gefunden.

Er kam weder vor noch zurück. Zwischen den Fronten gefangen konnte er nur versuchen nicht zermalmt zu werden. Inzwischen war er so tief in Lügen verstrickt, dass er selbst nicht mehr wusste woran er eigentlich glaubte und wofür er mal gekämpft hatte.

Bevor er allerdings noch etwas anderes machen konnte, klopfte es plötzlich an seinem Fenster. Es war magisch, sodass es direkt von seinem Kerker nach draußen führte. Entgegen der allgemeinen Meinung lebte er nicht in einer düsteren Folterkammer, sondern hatte sich seine privaten Räume gemütlich eingerichtet.

Mit einer Handbewegung öffnete er der Eule das Fenster und sie flatterte herein. Sie landete auf der Sofalehne und streckte ihm ein Bein entgegen. Kaum hatte er ihr den Brief abgekommen, erhob sie sich auch schon wieder und verschwand nach draußen. Einen Momentlang blickte er ihr noch nach. Keiner seiner Bekannten besaß so eine Eule. Mit dem roten Streifen, der ihr vom Schnabel bis zur Schwanzspitze ging, war sie so auffällig, das er sich bestimmt an sie erinnert hätte. Wer also schrieb ihm zu so später Stunde noch? Snape öffnete den Brief und überflog seinen Inhalt. Es stand nur ein Satz auf dem Pergament.
 

Ich brauche Ihre Hilfe Meister der Tränke ersten Ranges.
 

Bevor er sich noch wundern konnte woher jemand diese Titel kannte, erfasste ein plötzlicher Sog seinen Körper. Seine Umgebung verschwamm zu einem Strudel auf Farben und als Snape wieder klar sehen konnte, befand er sich in einer fremden Umgebung. Er fuhr herum als sich eine Tür öffnete und ein Junge mit schwarzen Haaren eintrat. Kurz wurde Snape von oben bis unten gemustert, dann bedeutet der junge Mann ihm zu folgen. Stumm kam Snape der Aufforderung nach und beobachtete aufmerksam seine Umgebung. Durch seine Zeit als Spion unterdrückte er automatische jede impulsive Reaktion.

Sie gingen durch eine beeindruckende Eingangshalle und betraten eine Art Salon, in dem ein warmes Feuer prasselte. Zwei Leute standen seitlich zu ihm und beugten sich über einen Tisch und eine Frau saß an der Seite in einem Sessel.

Als Snape und der junge Mann eintraten, richtete sich die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sie. Der Mann der sofort Snapes Blick auf sich zog war hochgewachsen, schlank und hatte schwarze Haare, die an den Spitzen rot wurden. Doch das auffälligste waren die Eisblauen Augen. Snape kannte diesen Mann. War sein Bild doch oft genug in der Zeitung gewesen und hatte für einige Aufregung und Besorgnis gesorgt.

„Tut mir leid für die Verzögerung, wir müssen ein paar neue Häuser planen. Wir haben einige Flüchtlinge entdeckt und bringen sie hier her. Und etwas ruppigen Einladung tut mir auch leid aber es eilt und ich brauche Ihre Hilfe, Professor Snape.“, meinte der Lord Shaire und stützte sich rücklings an der Tischkante ab.

Snape zückte seinen Zauberstab und richtet ihn auf den Mann vor sich.

„Das interessiert mich nicht. Ich will nur wissen wo ich hier bin und was das alles soll.“, schnarrte Snape. Es gab schon genug Leute, die meinten die Welt ändern zu müssen. Er wusste nicht ob sie noch einen von diesen großen Herrschern verkraften würde.

„Das solltest du lieber nicht tun.“, meinte der Mann mit den roten Haaren, der vorhin noch mit am Tisch gestanden hatte.

Plötzlich spürte Snape ein knistern im Nacken und wusste sofort, dass ein Zauberstab nur Zentimeter von ihm entfernt war. Er blickte zur Seite und sah den jungen Mann, der ihn hergebracht hatte. Unglaublich. Snape hatte überhaupt nicht bemerkt, dass er sich bewegt hatte.

„Dorren nimm den Zauberstab runter.“, befahl der Lord Shaire und obwohl seine Stimme ruhig blieb, ließ sie keinen Ungehorsam zu. Es verblüffte ihn, dass der Lord Shaire seinen Mann zurückpfiff obwohl er ihn gerade bedrohte. Snape konnte sehen wie der Mann mit sich kämpfte.

„Ja, My Lord.“, knirschte Dorren und steckte widerwillig seinen Stab wieder ein.

„Professor Snape ich meine es ernst. Hogwarts verfällt und ich muss etwas dagegen tun. Doch das kann ich nicht ohne jemanden im Inneren, der mir hilft.“

„Und wie kommen Sie da gerade auf mich?“, hakte Snape skeptisch nach.

„Weil Sie bisher auf keiner Seite stehen.“ Überrascht hob Snape eine Augenbraue.

„Wovon sprechen Sie?“ Der Lord Shaire stieß sich vom Tisch ab und trat direkt vor ihn.

„Ich will Sie nicht reinlegen Professor. Ich will das einfach nur alles beenden. Sie arbeiten als Spion auf beiden Seiten, ohne Netz und doppelten Boden. Ewig werden Sie das nicht mehr durchhalten.“ Snape zögerte, seine Gedanken rasten. Natürlich wusste er, dass das stimmte.

„Sie sollten sich zumindest anhören was er zu sagen hat.“, erklang plötzlich eine Frauenstimme und Snapes Blick huschte zu der Gestalt am Feuer. Die Frau hatte ihr Buch zur Seite gelegt und sich umgedreht. Sie war mager und hatte einige weiße Strähnen in ihrem schwarzen Haar, doch ihr Blick war kraftvoll und offen.

„Ich glaub das war’s heute für mich. Ich geh ins Bett.“, meinte sie an Lord Shaire gewandt und erhob sich, schwankte allerdings. Sofort war der Lord an ihrer Seite und stützte sie.

„Aileen.“, sagte er mahnend und seine Augenbrauen zogen sich zusammen. „Dorren, geh doch bitte mit ihr.“

„Aber my Lord…“ Snape konnte den bohrenden Blick auf der Haut spüren, der ihm zugeworfen wurde. Seine Lippen kräuselten sich spöttisch. Da schien jemand ziemlich loyal zu sein.

„Luzifer ist auch noch hier.“, unterbrach Lord Shaire ihn.

Zusammen mit Aileen verließ Dorren das Zimmer und auch wenn er Aileen sehr schätzte, fühlte er sich nicht wohl dabei seinen Lord mit diesem Mann allein zu lassen.

„In letzter Zeit stand über Sie viel in der Zeitung.“, begann Snape. Er wollte zumindest erst mal wissen woran er war und er vertraute seinen Fähigkeiten soweit, dass er im Notfall von hier verschwinden könnte. „Sie haben da ganz schön große Töne gespuckt.“

„Und ich meine alles davon ernst.“

„Sie wollen es also tatsächlich gleichzeitig mit zwei Irren aufnehmen, die auch noch die stärksten Zauberer unserer Zeit sind? So verrückt kann doch keiner sein.“

„Vielleicht braucht es ja einen Verrückten um dem ein Ende zu setzten.“, meinte Lord Shaire und grinste verschwörerisch.

Snape stellte viele Fragen. Oft waren es die gleichen nur anders formuliert. Er versuchte alles, damit Harry sich verstrickte und er ihm beim lügen erwischte. Doch der Lord Shaire blieb ruhig und beantwortete alle Fragen. Nachdem er mit den Geschichten über Dumbledore fertig war, blieb Snape stumm und lehnte sich in dem Sessel zurück, in die sie sich in der Zwischenzeit gesetzt hatten.

„Ich wusste ja, dass der Alte verrückt ist, aber nicht, dass es so schlimm ist.“ Er schloss die Augen und versuchte das alles zu verarbeiten. Bis her hatte er noch nie so konkret vor Augen geführt bekommen wie viel Dumbledore in seiner Gier nach Macht schon zerstört hatte.

„Wissen Sie eigentlich etwas über den Verbleib von Harry Potter? Es gab ja die verschiedensten Gerüchte über das, was passiert ist.“, fragte Snape und versuchte nicht allzu interessiert zu klingen. Er wusste selbst nicht genau was ihn dazu gebracht hatte das Thema anzusprechen doch er wollte endlich wissen was mit dem Bengel geschehen war, damit er endlich seine Ruhe hatte.

„Ja ich weiß wo er ist.“, antwortete der Lord Shaire und verschränkte seine Finger. Snape schwieg ein paar Herzschläge lang.

„Und? Wo ist der Bengel?“

„Oh, das werde ich Ihnen nicht sagen. Auf seinen eigenen Wunsch hin. Er will mit all dem nichts mehr zu tun haben und ich kann das nur unterstützen. Ein Kind hat im Krieg nichts verloren.“

„Gut, dann muss ich wenigstens nicht mehr seine Stümpereien in Zaubertränke ertragen.“

„Für gewöhnlich lügen Sie besser Professor.“ Snape wollte schon protestieren, doch der Lord Shaire schnitt ihm das Wort ab.

„Geben Sie sich keine Mühe. Harry hat mir erzählt, wie Sie immer versucht haben auf ihn aufzupassen. Sie haben sich selbst jetzt noch um ihn gesorgt.“

„Absurd. Auch wenn ich jetzt weiß, dass er es nicht leicht hatte, war er trotzdem ein unerträgliches Balg, dass immerzu Regeln brechen musste.“

„Wozu Dumbledore ihn immer angestachelt hat. Glauben Sie wirklich, er wäre auf den Stein der Weisen gekommen, wenn Dumbledore ihn nicht mit Hagrid zu Gringotts geschickt hätte - Hagrid in allen Ehren aber er handelt nicht gerade unauffällig. Oder wenn er ihm nicht den Tarnumhang gegeben hätte?“

„Warum reden wir überhaupt darüber, wenn er doch eh niemanden sehen will.“

„So einfach ist das nun auch wieder nicht Professor.Zum Beispiel würde er sich sehr freuen, wenn sie sich irgendwann einmal aussprechen könnten. Er hat 
Sie immer bewundert, wussten sie das Professor?“

"Wieso hätte er das tun sollen?", schnarrte Snape und der Lord Shaire zuckte mit den Schultern.

"Vielleicht weil sie ihn als einziger nicht als den Jungen der lebt angesehen haben und wirklich versucht haben ihn aus Ärger rauszuhalten."
 

Hedwig war nervös und aufgeregt. Seit Harrys Brief angekommen war, lagen ihre Nerven blank. Er konnte jederzeit ankommen und sie wusste wann noch wo noch wie. Dieses ungewisse warten würde sie noch wahnsinnig machen. Sie war sich sicher, dass Harry irgendwann noch mal ihr Tod sein würde. Dazu kam noch ihre Sorge um die verschwundenen Schüler. Natürlich hoffte sie, dass es ihnen gut ging, doch sie befürchtete das schlimmste.

„Und er kommt wirklich hier her?“, fragte Blaise zum wiederholten mal. Er war aufgeregt wie ein kleiner Schuljunge und Hedwig am Ende ihrer Geduld. Doch bevor sie ihn anpflaumen konnte, kamen drei aufgeregte Huffelpuff Zweitklässler in die Halle gelaufen.

„Madam Sprout, Madam Sprout.“, riefen sie im Chor und ihre Hauslehrerin stand sofort auf und ging ihnen entgegen.

„Was habt ihr denn?“, fragte sie besorgt und blickte von einem zum anderen.

„Draußen … beim Wald …“, keuchte das Mädchen und hielt sich die Seite. Inzwischen war die Aufmerksamkeit der gesamte großen Halle auf die Gruppe gerichtet und auch Dumbledore war neben die Lehrerin getreten.

„So beruhigt euch doch erst mal“, sagte er gutmütig und faltete seine Hände, „und dann sagt uns was passiert ist.“ Jetzt übernahm einer der beiden Jungs das reden.

„Ein Junge, draußen beim verbotenen Wald. Er ist ganz plötzlich aufgetaucht.“

„Nun, das sollten wir uns wohl mal ansehen. Minerva würden Sie mich begleiten und ihr zeigt uns bitte die genaue Stelle.“, ordnete Dumbledore an.

Die Schüler an den Haustischen begannen sofort zu tuscheln. Es kam schließlich nicht jeden Tag vor, dass plötzlich jemand einfach so auf Hogwarts auftauchte.

Gemeinsam verließen sie das Schloss und liefen über die Wiese an Hagrids Hütte vorbei in Richtung Wald. Tatsächlich konnte sie schon bald eine am Boden liegende Gestalt erkennen, die aber alles andere als gut aussah.

„Um Himmels Willen.“, rief die sonst so gefasste Verwandlungslehrerin und lief schneller um die Lage näher zu betrachten. Der Junge sah wirklich furchtbar aus. Übersät mit Schrammen und Schnitten. Außerdem wirkte er völlig erschöpft und war von oben bis unten verdreckt. Als erstes fühlte sie nach seinem Puls und war erleichtert als sie ihn fand.

„Ach herrje. Der Junge scheint einiges durchgemacht zu haben. Minerva bringen ihn doch bitte zu Poppy und ihr geht wieder zurück ins Schloss.“, ordnete Dumbledore an und seine Augen ruhten scheinbar besorgt auf dem bewusstlosen Jungen.

„Aber ich frag mich wie er hier her gekommen ist.“, meinte Minerva und blickte zum Schulleiter auf.

„Das, meine Liebe, wird er uns wahrscheinlich selbst am besten sagen können. Bis er aufwacht können wir nur Vermutungen anstellen.“ Damit wandte er sich ab und ging wieder zurück zum Schloss

Mit einem einfachen Schwebezauber ließ sie ihn vorsichtig vor sich her fliegen und ging mit eiligen Schritten zur Krankenstation. Madam Pomfrey hatte bereits gehört, dass man einen Jungen gefunden hatte und bereits alles vorbereitet. Resolut nahm sie McGonnagal den Patienten ab und verfrachtete ihn in eines der Betten. Als erstes reinigte sie ihn mit einem Zauber und begann dann ihn mit routinierten Handgriffen zu untersuchen. Es sah wirklich schlimm aus, war aber nicht lebensgefährlich. Nachdem was sie erkennen konnte, würde sie sagen, dass er ihn einen Kampf geraten und dann eine Zeit lang umhergeirrt war.

Seine Haut war ziemlich blass, doch das schien seine normale Hautfarbe zu sein. Im starken Kontrast dazu standen seine Nachtschwarzen Haare.

Gerade als Poppy ihm den letzten Trank eingeflösst hatte, betrat Dumbledore die Krankenstation.

„Und Poppy? Wie geht es dem Jungen?“

„Ich habe seine Verletzungen geheilt und er müsste eigentlich jeden Moment wieder aufwachen. Der Junge war völlig erschöpft. Wenn Sie dann also mit ihm reden, halten Sie es bitte kurz Professor. Er braucht jetzt vor allem Ruhe.“, erklärte sie entschieden und räumte ihre Sachen wieder zusammen. Ein leises Stöhnen zog die Aufmerksamkeit der Anwesenden wieder auf das Bett. Die Lider des Junge öffneten sich flatternd und er schaute sich benommen um. Sofort war Madam Pomfrey an seiner Seite und überprüfte seinen Zustand. Er öffnete den Mund, doch alles was er hervorbrachte war ein krächzen. McGonagall reichte ihm das Glas Wasser von seinem Nachttisch, dass er sofort gierig austrank. Innerlich wunderte sie sich über die violette Augenfarbe des Jungen, doch sie schwieg und ließ ihn erstmal richtig zu sich kommen. Erleichtert atmete er auf und ließ sich in die Kissen zurück sinken.

„Wo bin ich?“, wollte er wissen und räusperte sich.

„Du bist auf Hogwarts mein Junge, in Sicherheit. So wie du aussahst scheinst du die dringend nötig zu haben.“, meinte Dumbledore und schob sich eines seiner Bonbons in den Mund. „Aber verrat uns doch erst mal deinen Namen.“

„Ich heiße Kaito Mouran.“, antwortete er und sowohl McGonagall als auch Madam Pomfrey waren überrascht von dem Zorn, der sich in seinen Augen widerspiegelte als er Dumbledore antwortete. Dieser bemerkte das jedoch gar nicht oder überging es einfach. McGonagall war es, die die nächste Frage stellte.

„Und wo kommst du her? Was ist passiert? Wer hat dich so zugerichtet?“

„Ich komme aus einem kleinen Dorf, ein ganzes Stück nördlich von hier. Wir wurden überfallen und alle wurden getötet. Ich war gerade im Wald und als ich wiederkam brannte schon alles lichterloh. Wäre ich so schnell gelaufen wie ich konnte, hätten sie mich bestimmt auch getötet. Ganz unbeschadet bin ich zwar nicht davongekommen aber immerhin lebe ich noch. Ich weiß nicht, wie ich hier her gekommen bin, die letzten Tage sind ziemlich verschwommen.“ Ratlos griff der Junge sich an den Kopf und raufte sich die Haare, bevor er die Hand stöhnend wieder zurückzog.

„Das waren bestimmt wieder Todesser.“, meinte Dumbledore und schüttelte bedauernd den Kopf.

„Nein Todesser waren es ganz bestimmt nicht.“, erwiderte Kaito und wieder lag sein bohrender Blick auf Dumbledore. Es hatte in der Tat einen Angriff gegeben und leider hatte ihn niemand überlebt. Harry war einfach zu spät gekommen um noch etwas auszurichten.

„Aber, aber Junge.“, versuchte der Schulleiter ihn zu beruhigen. „Du bist bestimmt noch durcheinander, das legt sich schon wieder.“

„Wollen Sie mir etwa sagen, was ich gesehen habe?“, knurrte der Junge und McGonagall war überrascht von der Aggressivität in seiner Stimme. Dabei entging ihr das kurze Aufflackern in Dumbledores Blick.

„Jetzt ist es aber genug.“, ging plötzlich Poppy dazwischen. Sie wuselte zu ihrem Patienten und drückte ihn zurück ins Bett.“ Dumbledore, der Junge hat einen Schock und braucht jetzt Ruhe. Ich muss sie bitten zu gehen.“

„Sicher Poppy, Ich komm dann morgen wieder.“, meinte Dumbledore und erhob sich. McGonagall folgte ihm. Sie warf noch einen letzten Blick zu dem Jungen, der an die Decke starrte, ehe sie die Tür hinter sich schloss.

Harry war froh, als Poppy das Licht löschte und sich in ihr Zimmer zurückzog. Endlich war er allein und konnte sich entspannen. Wieder in Hogwarts zu sein machte ihm doch etwas zu schaffen und bei Dumbledores Anblick hatte er alle Beherrschung gebraucht, die er aufbringen konnte. Er war erleichtert, dass er mit diesem Schauspiel durchgekommen war und niemand Verdacht geschöpft hatte.McGonagall war kurz vor Schließung des Krankenflügels noch einmal kurz vorbeigekommen und hatte ihm gesagt, dass er, da er ja sonst nirgends hin konnte, in Hogwarts würde bleiben können. Darauf hatte er zwar spekuliert, trotzdem war er erleichtert, dass sein Plan bisher funktionierte. Morgen würde er sich dann mit Hedwig treffen. Er musste sich überlegen wie er an Dumbledores Stuhl sägen konnte. Im Moment besaß der Mann einfach noch zu viel Einfluss. Die Menschen vertrauten ihm.

Als der nächste Morgen kam, zögerte Harry seine Augen zu öffnen und war versucht einfach für immer in dieser schützenden Dunkelheit zu bleiben. Doch der Moment verging und er schlug entschlossen die Augen auf.

Poppy untersuchte ihn noch einmal und entließ ihn dann. Da er bis zum Abend nichts zu tun hatte, begann er auf den Ländereien umherzustreifen. Die Schüler waren alle im Unterricht und so begegnete er keiner Menschenseele Er erreichte gerade das Ufer des Sees, als er Hagrid entdeckte, der in Richtung seiner Hütte stapfte. Aus einer spontanen Eingebung heraus folgte er ihm und klopfte an seiner Tür kurz nachdem der Wildhüter eingetreten war.

Das erste was er hörte, war Fangs lautes Bellen und Harry musste ein Grinsen unterdrücken.

„Wer da?“, donnerte Hagrids tiefe Stimme zu ihm heraus. Stampfende Schritte näherten sich und die Tür wurde geöffnet.

„Mein Name ist Kaito Mouran. Ich bin heute nach Hogwarts gekommen und wollte mich ein bisschen umsehen.“, stellte Harry sich vor.

„Willkommen auf Hogwarts Kaito aber wieso kommst du denn ausgerechnet zu mir?“

„Sonst ist hier ja keiner. Alle anderen sind im Unterricht.“ Hagrid lachte tief und um seine Käferaugen bildeten sich kleine Fältchen.

„Na dann komm mal rein. Mal schauen ob ich für dich noch etwas Tee auftreiben kann.“ Harrys Augen wurden weich, als er dem Riesen in seine Hütte folgte. Er hatte den gutmütigen Giganten wirklich gern und freute sich, dass er auch weiterhin mit ihm Kontakt haben konnte

„Übrigens, ich bin Rubius Hagrid, der Wildhüter von Hogwarts.“

Sie unterhielten sich eine ganze Weile bis Harry bemerkte, dass es langsam spät wurde. Wenn er rechtzeitig wieder im Schloss sein wollte, musste er sich beeilen. McGonagall erwartete ihn schon. Mit ihrer üblichen strengen Mine führte sie ihn durch die große Halle zum Lehrertisch. Überall um ihn herum entstanden kleine Geflüsterfeuer. Der sprechende Hut lag schon auf dem Dreibeinigen Stuhl und schien auf ihn zu warten. Die Geschichte über seine Ankunft hatte sich natürlich schon längst verbreitet und die Gerüchteküche kochte wie wild. Alle waren gespannt zu erfahren in welches Haus er kommen würde.

Harry war nervös und jeder Muskel in seinem Körper war angespannt. Auch wenn er es den anderen gegenüber natürlich nicht gezeigt hatte, war er sich durchaus bewusst in welcher Lage er sich befand. Ein falscher Schritt, ein unüberlegtes Wort und alles war vorbei. Sein Blick flackerte zu Dumbledore, der mit der Mine des geduldigen Großvaters auf die Schüler hinabblickte. Er wusste wozu dieser Mann fähig war. Er wusste auch, dass dieser Kampf ihn sein Leben kosten konnte. Doch er musste weiter durchhalten und konnte nicht einfach auf halber Strecke halt machen.//Jetzt oder nie.//, dachte er sich und sein Blick wurde fest.

Beim Lehrertisch angekommen hob McGonagall den sprechenden Hut an und Harry ließ sich auf dem Stuhl nieder. Obwohl er seit dem letzen mal ein ganzes Stück gewachsen war, rutschte ihm der Hut immer noch über die Augen. Gedanklich stöhnte er frustriert auf, woraufhin ein kichern erklang.

*Sei doch nicht so verdrießlich mein Freund.*, summte der Hut in Harrys Kopf.

*Hallo.*, grüßte Harry und musste unwillkürlich grinsen. So oft wie er den Hut schon auf hatte war das bestimmt ein Rekord.

*So, darf ich dich dann jetzt in dein richtiges Haus stecken?*

*Ich bitte darum.*

*Also dann. Ach ja, pass auf dich auf. Du hast dir einen schweren Weg ausgesucht.*

„SLYTHERIN!“, rief der Hut durch die ganze Halle und McGonagall nahm ihn von Harrys Kopf. Harry erhob sich und ging zu seinem neuen Haustisch. Er ließ sich auf der Bank nieder und war in Gedanken schon wieder bei seinen nächsten Schritten. Der Rest des Festessen rauschte kaum bemerkt an ihm vorbei und schon war es Zeit in die Gemeinschaftsräume zu gehen. Harry erhob sich mit den anderen und folgte ihnen in die Kerker.
 

Seit Snape mit dem Lord Share hatte er viel nachgedacht. Doch er fühlte sich jetzt besser, seit er nicht mehr alleine dastand. Aber über die Entscheidung hier an die Schule zu kommen war er doch sehr verwundert. Das war doch viel zu riskant und was konnte so wichtig sein sich dieser Gefahr freiwillig aus zu setzten.

Er wäre sicher noch weiter in Gedanken abgedriftete, hätte er nicht in dem Moment seine Räume betreten und den sich entspannt auf seiner Coach fläzenden Lord Share vorgefunden.

„Ah, Snape.“, meinte der und sprang von seinem Liegeplatz auf. „Gut das ich Sie treffe.“

„Nun das hier ist mein Büro. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich hier her kommen würde war also relativ groß.“ Der Lord Shaire oder jetzt Kaito Mouran, verschränkte die Arme hinterm Kopf und schaute sich um.

„Hm, jetzt wo Sie es erwähnen.“

„Ich muss schon sage, dass Sie ziemlich frech sind.“, stellte Snape fest, ging an dem Jungen vorbei und setzte sich aufs Sofa. Das war ihm schon vorher aufgefallen. Er benahm sich einfach nicht wie ein Mann seiner Position und seines Alters.

„Hey, man muss sich doch auch mal etwas Spaß gönnen.“, grinste er, dann wurde er aber ernst und setzte sich wieder aufs Sofa.

„Aber eigentlich bin ich wegen was anderem hier. Beim letzten mal sind wir ja nicht wirklich dazu gekommen. Ich brauche alles was sie mir über Dumbledores und Voldemorts Pläne erzählen können.“
 

Am nächsten Tag saß Harry mit unbeteiligter Mine, wie man es von einem Slytherin erwartete, im Unterricht. Gestern hatte es im Gemeinschaftsraum noch einige klärende Gespräche mit den Slytherins gegeben. Nicht alles natürlich - Harry fühlte sich unwohl dabei Kinder in die Kämpfe zu verwickeln - doch immerhin soviel, dass die anderen wussten, dass er die selbe Position wie Blaise und Draco innehatte. Sie würden ihn nicht behindern wenn er anfing zu handeln. Während er in Gedanken versunken war, betrat der Lehrer das Klassenzimmer. Harry hörte Professor Tyrel nur mit halben Ohr zu und überlegte, wie er am besten Staub aufwirbeln konnte. Schließlich hab er mitten im Unterricht die Hand.

„Ja Mr. Mouran. Was wollen Sie uns mitteilen?“, unterbrach der Professor seine Ausführungen.

„Ich hab mich nur gerade gefragt, wieso in Verteidigung gegen die dunkeln Künste nicht über schwarze Magie gesprochen wird.“

„Wieso sollten wir denn? Jeder anständige Zauberer sollte sich von der dunkeln Seite fern halten.“, rief ein besonders mutiger Schüler und die anderen murmelten zustimmend. Harry drehte den Kopf nach hinten und als er den Sprecher gefunden hatte, blickte er ihm fest in die Augen.

„Ach und wer glaubst du hat die schwarzen Zauber zu dem gemacht, was sie heute sind? Irgendwelche Politiker, die sich profilieren wollten. Tränke mit Blut zum Beispiel hätten all ihre heimlichen Affären aufdecken können also haben sie sie verboten. Außerdem werden Zauberer mit einer bestimmten Veranlagung für diese oder jene Zauber geboren. Das ist genauso, wie wenn jemand sportlicher als andere geboren wird, soll das jetzt etwa auch strafbar sein?“

„Eine interessante Theorie. Also schön, was meint ihr anderen dazu?“, eröffnete Professor Tyrel nach kurzem nachdenken die Diskussionsrunde.

„Komm Sie schon Professor. Das können Sie doch nicht wirklich ernst meinen.“, empörte sich ein anderer Schüler.

„Wieso denn? Ich finde es eher bedauerlich, dass ihr nicht einmal über dieses Thema nachdenken wollt.“, wies der Lehrer diesen zurecht.

„Da muss man nicht lang drüber nachdenken.“, mischte sich plötzlich Ron Weasley ein. „Man muss doch nur mal sehen, was die weiße Seite und was die dunkle Seite tut. Die einen töten jeden Zauberer, der sich ihnen entgegenstellt, und reißen Familien auseinander und die anderen versuchen sie davon abzuhalten.“

„Und was ist mit den Familien derer, die vom Ministerium gefangen oder getötet werden?“, warf da auf einmal Blaise ein.

„Die sind doch selbst schuld.“, meinte Weasley herablassend. Über soviel Ignoranz konnte Harry nur den Kopf schütteln.

„Auch die Kinder und Babys, denen dadurch Eltern oder Geschwister genommen werden? Sind die auch selbst Schuld Weasley?“ Darauf herrschte erst mal eine kurze Weile betretenes Schweigen.

„Und was ist mit dem Avada, dem Crucio und dem Imperio? Die willst du doch jetzt nicht ernsthaft gut reden.“, fing der Griffindore sich schließlich wieder und setzte ein siegessichere Grinsen auf.

„Sicher kann und wurde mit denen einiges angerichtet. Aber auch sie können einen Nutzen haben.“, behauptete Harry.

„Wenn ich so darüber nachdenke.“, meinte ein Griffindor Mädchen schüchtern. „Wenn man unheilbar krank ist, wäre es schon besser mit einem schmerzlosen Avada Kedavra zu sterben als lange leiden zu müssen.“

„Außerdem sind einige der stärksten Heiltränke auf der schwarzen Liste.“, mischte sich jetzt auch Draco ein. Die Diskussion wurde immer hitziger. Natürlich beharrte Weasley stur auf seiner Meinung. Doch Harry hatte sein Ziel erreicht. Er hatte für Unruhe gesorgt und in den Gesichtern von einigen Schülern konnte er Zweifel entdecken.

Zusammen mit Draco, Blaise und Millicent verließ er nach Ende der Stunde das Klassenzimmer. Allerdings kam er nicht sehr weit, denn schon einen Gang weiter wurden sie von Weasley, Granger und ein paar anderen Griffindors abgefangen.

„Hey, neuer Slytherin. Du solltest besser aufpassen was du so von dir gibts und vor allem solltest du die Regeln an dieser Schule lernen.“, ergriff Weasley sofort das Wort.

„Jetzt sag bloß du bist sauer, weil ich angesprochen habe, was eigentlich jedem mit ein bisschen klarem Verstand auffallen sollte? Wer nicht mal über alternative Ansichten nachdenken kann, der ist zu bedauern.“, meinte Harry und hob in bester Malfoymanier eine Augenbraue.

„Jemand wie du sollte den Mund lieber nicht zu voll nehmen.“, entgegnete Weasley daraufhin und ein höhnisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht.

„Was willst du sagen, Weasley? Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.“, knurrte Harry und seine Faust spannte sich an.

„Ah, natürlich. Wahrscheinlich bist du heute Abend ziemlich beschäftigt.“, meinte Weasley im Plauderton. Harry atmete einmal kurz durch durch und wandte sich dann ab.

„Ich meine wie sonst könnte ein Neuling an die Spitze der Schlangen aufsteigen? Außer wenn er den richtigen Leuten ein paar … Gefälligkeiten erweist.“, sprach der Griffindore weiter als Harry schon gehen wollte. Sein Kopf schnellte herum und er fixierte seinen ehemaligen Freund mit einem eisigen Blick.

„Wie bitte?“

„Du hast mich schon richtig verstanden. Sag mal, wie viele hast du schon rangelassen? Nur Malfoy und Zabini oder auch alle anderen?“

„Ich hab ja schon einiges von dir gehört und nicht viel von dir erwartet. Aber das du tatsächlich auf solche Verleumdungen zurückgreifen musst … Das ist einfach nur armselig Weasley.“, erwiderte Harry eiskalt. Danach rauschte er davon und ließ einen vor Wut schäumenden Griffindore zurück.
 

Mit hassverzerrtem Gesicht beobachtete Pansy, wie dieser Neuling mit Draco, Blaise und diesem Miststück Hedwig die Gänge entlang ging. Es störte sie gewaltig, dass ihr Draco schon seit Monaten nicht mehr mit ihr geredet hatte, dabei würden sie doch später heiraten. Und dass sich dieser Möchtegern Zauberer dann auch noch so an ihn ranschmiss war fast unerträglich. Bestimmt kam er aus einer ganz unbedeutenden Familie, wenn er überhaupt einen Stammbaum hatte, denn den Namen Mouran hatte sie noch nie zuvor gehört.

Sie knirschte mit den Zähnen, als Hedwig Draco gegen die Schulter schlug und etwas zu ihm sagte. Draco erwiderte etwas, woraufhin sie sich an den Neuen wandte. Dieser allerdings antwortete nur kurz und erntete einen bösen Blick von Hedwig. Pansy ballte ihre Hände so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten.

Das war ihr rechtmäßiger Platz. Sie sollte an Dracos Seite sein und von ihm Aufmerksamkeit bekommen.

Grübelnd saß Dumbledore in seinem Büro und war alles andere als zufrieden. Dieser neue Schüler war ihm ein richtiger Dorn im Auge geworden. Er setzte seinen Mitschülern Flausen in den Kopf, nachdem er sie sich mit so viel Mühe hörig gemacht hatte. Jahrelange Arbeit und die Anstrengung sich mit diesen Rotzgören abgeben zu müssen und jetzt wollte sich ihm ein dahergelaufener Junge in den Weg stellen? Er würde nicht weiterhin dulden, dass Mouran tat was er wollte. Leider hatte sich in den letzten Tagen gezeigt, dass er ein begnadeter Magier war. Er glänzte in allen Fächern und die Lehrer liebten ihn. Eine Schande, dass er nicht eine seiner Spielfiguren werden wollte. Obwohl, vielleicht war es so besser. Kaito Mouran erinnerte ihn zu stark an einen anderen jungen Zauberer, der sich ihm ebenfalls einst widersetzt hatte. Aber auch diese Angelegenheit hatte er vor 50 Jahren ja aus der Welt schaffen können und sogar noch Vorteile daraus gezogen. Dennoch hätte Dumbledore einen solch mächtigen jungen Magier eigentlich lieber auf seiner Seite gehabt. Doch egal wie oft er versuchte mit dem Jungen zu reden, er wurde jedes mal von ihm abgewiesen. Allein schon für die Frechheit sich ihm zu widersetzten hatte er es verdient bestraft zu werden.

Und dann war da noch Hedwig Enigma. Ein Mädchen, dass ebenfalls über außerordentliche Kräfte verfügte und sich zudem noch äußerst gut mit Kaito Mouran zu verstehen schien. Da er keinen der beiden auf seine Seite ziehen konnte wurden sie zu einem Problem, um das er sich schleunigst kümmern musste.

Ein klopfen an der Tür holte ihn aus seinen Gedanken und als die Person eintrat, breitete sich ein finsteres Lächeln auf seinem Gesicht aus.

„Ah, Miss Parkinson schön, dass Sie kommen konnten. Setzten Sie sich doch. Mir ist aufgefallen, dass Sie in letzter etwas - sagen wir - ungehalten wirken und ich wollte Ihnen gerne meine Hilfe anbieten.“
 

Es war spät in der Nacht und alle im Schloss schliefen schon. Sogar Harry, obwohl er noch lange über den Plänen für die nächsten Angriffe gesessen hatte.

Im schwachen Glimmen der Kohle, konnte man gerade noch so eine Gestalt aus machen, die durch den Gemeinschaftsraum der Schlangen huschte. Als sie beim Ausgang angekommen war, blieb sie stehen und öffnete die Tür. Das schwache Licht von zwei Zauberstäben erhellte die Gesichter von drei Gestalten.

Pansy, Ron und Hermine bedachten sich mit feindseligen Blicken und die Spannung zwischen ihnen war spürbar.

„Wurde ja aber auch Zeit. Wir haben lang genug da draußen warten müssen.“, zischte Hermine und schritt an der Slytherin vorbei, Ron auf den Fersen.

„Versaut das hier bloß nicht. Das heißt wenn das für euch überhaupt möglich ist.“, erwiderte Pansy genauso bissig. Doch dann besann sie sich wieder auf ihr eigentliches Vorhaben.

„Folgt mir und seid leise.“ Sie führte die beiden Gryffindor durch den Gemeinschaftsraum und die Treppe zum Mädchenschlafsaal hinauf. Zuvor hatte sie das Alarmsystem gegen Jungen abgestellt. Leise gingen sie den oberen Flur entlang, bis sie vor einer Tür mit zwei Namen stehen blieben. Hedwig Enigma und Millicent Bulstrode.

Der Plan war einfach. Sie sollten Hedwig ihre Magie stehlen und diese dann zu Dumbledore bringen. Hedwig würde von Hogwarts fliegen und Draco wäre endlich wieder frei zu ihr zurückzukehren. Immer noch darauf bedacht ja keine Geräusche zu verursachen, schlichen sie sich in das Zimmer und positionierten sich um Hedwigs Bett.

Gerade als sie die ersten Silben des Spruchs geflüstert hatten, schoss das Mädchen im Bett völlig überraschend in die Höhe. Ihre rechte Hand fuhr unter ihr Kopfkissen und zog ihren Zauberstab hervor.

Der erste Spruch flog in Rons Richtung, der ihn mit Mühe und Not abwehren konnte. Während Pansy und Hermine noch überrumpelt dastanden, sprang Hedwig aus dem Bett und auf die Füße. Ein Grinsen breitete sich auf Pansys Gesicht aus. Augen und Pupillen waren weinaufgerissen. Das war ja sogar noch besser als sie gehofft hatte. Jetzt konnte sie dieses Miststück besiegen und Draco zeigen, das sie die einzige für ihn war. Mit weit ausgestrecktem Zauberstab schleuderte sie einen Fluch nach dem nächsten gegen das verhasste Mädchen.

Hedwig konnte sie alle abwehren doch als auch Ron und Hermine in den Kampf eingriffen wurde es etwas knifflig. Durch den Lärm war natürlich auch Millicent aufgeweckt, allerdings schien sie nicht gleich zu verstehen was vor sich ging. Durch einen Querschläger getroffen flog Hermine gegen Hedwigs Schrank und blieb benommen am Boden liegen. In dem Moment öffnete sich endlich die Tür, ein heller Lichtblitz und der Kampf war zu Ende.

Wieder zu Atem kommend drehte Hedwig sich zu ihrem Retter um und trat unwillkürlich einen Schritt zurück. In der Tür stand ein vor Wut kochender Harry und sein Blick versprach Höllenqualen für jeden, der so dumm war sich ihm in den Weg zu stellen. Sie schluckte schwer. Draco und Blaise waren nur ein paar Schritte hinter ihm.

Mit wenigen weit ausgreifenden Schritten war Harry bei Ron, packte ihn am Kragen und stellte ihn wieder auf die Füße.

„Was hast du vorgehabt?“, presste er mühsam beherrscht hervor und funkelte den Jungen vor sich an, der den Blick erwiderte. Offenbar nicht bemerkend, in welcher Lage er sich befand.

„Finger weg von mir Mouran oder du wirst sehen zu was ich fähig bin.“

„Du und zu irgendwas fähig? Du widerliches kleines Wiesel kannst doch nur …“

„Was ist hier los?“, unterbrach ihn eine schnarrende Stimme. Der Lärm hatte anscheinend Professor Snape alarmiert, der jetzt in der Tür zum Mädchenzimmer stand. Seine dunkeln Augen flogen über die Szenerie, die sich ihm bot und beobachteten, wie sich Granger den Kopf haltend wieder aufrichtete.

„Weasley, Granger mitkommen. Sie auch Miss Parkinson.“

Erst als die drei Missetäter schon seit einigen Minuten den Raum verlassen hatten, konnte Harry sich wieder beruhigen.

„Bist du verletzt?“, fragte er an Hedwig gewandt.

„Ja alles bestens. Die drei haben mich nur überrascht das ist alles.“

„Gut, gut.“, meinte Harry, wirkte dabei allerdings etwas zerstreut.

Am nächsten Morgen rief er noch vor dem Frühstück alle Slytherin im Gemeinschaftsraum zusammen. Er wollte, dass sie die Geschehnisse der Nacht im Schloss verbreiteten. Die Schlangen waren nämlich nicht nur geschickt darin Informationen zu sammeln, sondern auch darin sie zu verbreiten. Natürlich würde niemand direkt mit Schülern des grünen Hauses reden. Aber durch kleine Andeutungen, verstohlene Gespräche und Geflüster in den Gängen, würde sich die Geschichte rasend schnell in ganz Hogwarts ausbreiten.

Den ganzen Tag über herrschte reges Getuschel auf den Gängen und die Tatsache, dass weder Ron noch Hermine noch Pansy den ganzen Tag über auftauchten, fachte die Gerüchte nur umso mehr an.

Erst beim Abendessen tauchten die drei Missetäter wieder auf. Mit hoch erhobenen Köpfen ließen sie sich an ihren Tischen nieder, das Geflüster ignorierend, dass bei ihrem Eintreten sofort aufgeflammt war. Erst als Dumbledore sich erhob wurde es wieder still in der großen Halle. Harry war sich sicher kurz einen unzufriedenen und wütenden Ausdruck in Dumbledores Augen gesehen zu haben und grinste zufrieden.

„Sicher haben Sie mittlerweile alle von den Vorkommnissen der letzten Nacht gehört. In der Tat gab es einen Vorfall im Schlafsaal der Slytherin. Doch ich versichere Ihnen, das nichts weiter passiert ist. Es war lediglich ein kleiner Streich von ein paar Schülern, der leider etwas außer Kontrolle geraten ist. Ein Vorfall wie er nur allzu häufig in Schulen vorkommt aber nichts desto trotz Konsequenzen haben muss. Daher werden die betreffenden Schüler eine Woche Nachsitzen bekommen und den Häusern werden 10 Hauspunkte abgezogen. Und nun wünsche ich Ihnen allen einen guten Appetit.“ Damit setzte Dumbledore sich wieder und wandte sich den soeben erschienen Speisen zu.

Harrys Grinse wurde noch breiter. Das war einfach perfekt. Dumbledore schaufelte sich sein eigenes Grab und bemerkte es noch nicht einmal.

Zufrieden beobachtete Harry wie sich Unmut unter den Schülern breit machte. Es wurde von Bevorzugung gemunkelt, denn jedem war klar, dass alle anderen, wenn sie sich so etwas erlaubt hätten, weit mehr als nur ein paar Strafarbeiten bekommen hätten. Das hochmütige Getue von Granger und Weasley trug auch nicht gerade dazu bei, dass Empörung gegen sie oder Dumbledore nachließ.
 

„Um Merlins Willen. Setzt. Dich. Hin. Mit deiner Nervosität hilfst du niemandem und mir raubt es den letzten Nerv.“, stieß Aileen gestresst aus und schlug ihr Buch laut zu. Abrupt blieb Dorren stehen und lächelte sie entschuldigend an.

Seit der Lord Shaire zu dieser Mission nach Hogwarts aufgebrochen war, war er in ständiger Alarmbereitschaft und erwartete immer das schlimmste. Mit seiner angespannten Ruhelosigkeit ließ er auch die anderen im Hauptquartier der Skeater nicht zur Ruhe kommen.

„Ich mach mir einfach nur Sorgen. Was wenn irgendetwas passiert?“

„Zu dieser Annahme gibt es überhaupt keinen Grund. Bis jetzt verläuft alles Reibungslos und selbst wenn etwas schief läuft. Er ist dort nicht alleine. Nicht zu vergessen, dass der Junge selbst auch über erstaunliche Fähigkeiten verfügt.“

„Ich weiß … das weiß ich doch selbst.“

„Dann beruhig dich endlich. Am besten können wir ihm helfen, wenn wir hier die Stellung für ihn halten. Er ist stark. Hab ein bisschen Vertrauen in unseren Lord.“ Dorren atmete einmal tief durch und öffnete dann seine Augen wieder.

„Du hast recht. Danke Aileen.“

„Schon in Ordnung. Aber weißt du was? Ich hab langsam das Gefühl, dass mir die Decke auf den Kopf fällt. Nach der ganzen Zeit in Askaban, würde ich wirklich mal wieder gern raus in die echte Welt. Was hältst du von einer kleinen Shoppingtour?“

„Ein Tapetenwechsel klingt gut aber bist du dafür denn schon wieder stark genug?“

„Mach dir mal darüber keine Gedanken. Mit einem Frischling wie dir nehm’ ich es noch jederzeit auf.“

Der Bummel durch die Winkelgasse entwickelte sich zum Alptraum. Zumindest für Dorren, Aileen schien das Ganze ziemlichen Spaß zu machen. Sie scheuchte ihn von einem Laden in den nächsten, beschaute sich die unterschiedlichsten Stoffe, Schnitte und Muster und zeigte ihm jedes einzelne Outfit, dass sie sich zusammensuchte. Nach Jahren in Einsamkeit tat es ihr sichtlich gut wieder unter Menschen zu sein.

Mit dutzenden Taschen bepackt folgte Dorren ihr schicksalsergeben, als er plötzlich mitten auf der Straße stehen blieb und sich umdrehte. Er glaubte zu sehen, wie Schatten hinter einer Häuserecke verschwand, war sich aber nicht ganz sicher.

„Hey Dorren, hau mir ja nicht mit meinen Sachen ab.“, scherzte Aileen, doch als sie Dorren ernstes Gesicht sah wurde auch sie augenblicklich aufmerksam.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte sie und Dorren wandte sich ihr wieder zu.

„Ja alles bestens. Meine Augen haben mir wohl nur einen Streich gespielt.“

„Also schön, dann eine kurze Kaffeepause und dann gehts weiter.“, meinte Aileen enthusiastisch und Dorren stöhnte gequält auf.
 

In einem edel aber kalt eingerichteten Wohnzimmer saß eine fahle Geschalt kahlem Schädel. Voldemorts lange, knochige Finger umschlossen ein Glas so fest, dass es schon bedrohlich knirschte. Sein Blick war ins Feuer gerichtet und auch wenn er nach außen hin keine Regung zeigte, kochte er innerlich. Seit Monaten musste er sich mit diesen Skeatern und diesem Lord Shaire herumärgern und wusste über sie noch genauso viel wie am Anfang. Diese Kerle tauchten einfach auf, zerschlugen jeden seiner Angriffe und verschwanden dann genauso Spurlos wieder. Nicht mal seine Spione auf der weißen Seite konnten ihm irgendwelche Informationen liefern.

Als an der Tür geklopft wurde und dann jemand eintrat, verfluchte er die Person ohne aufzusehen mit einem Cruciatus. Er hielt ihn einige Minuten lang, ehe er ihn wieder löste und der Person gestattete sich aufzurichten.

„Was willst du?“, fragte er kalt und schneidend und beobachtete mit Genugtum, wie der Mann vor ihm beim Klang seiner Stimme zusammenzuckte.

„My Lord es geht um die Skeater. Ich habe heute einen von ihnen zufällig in der Winkelgasse beobachten können und da habe ich ihn endlich wiedererkannt. Es handelt sich um die rechte Hand des Anführers.“

Voldemorts Augen funkelten in einem unheilvollen Licht und seine Finger schlossen sich um den Griff seines Zauberstabes.

„So? Na dann erzähl mir doch mal alles was du über diesen Mann weißt. Danach werde ich entscheiden ob ich dich dafür bestrafe mich gestört zu haben.“

Aufmerksam hörte er den Bericht des Mannes an und schickte in dann ohne weitere Worte wieder fort. Das waren in der Tat höchst interessante Neuigkeiten und er würde sie bestimmt zu seinem Vorteil ausnutzten können. Jetzt musste er nur noch auf eine passende Gelegenheit warten um seinen Zug machen zu können.

Harry beobachtete in den nächsten Tagen, wie seine Aktion immer mehr Wirkung zeigte. Jetzt wo sich einmal einen Auslöser hatte, erinnerten sich die Lehrer und Schüler von Hogwarts auch noch an andere Situationen in denen der Schulleiter zweifelhaft gehandelt hatte. Bisher waren diese Tatsachen aufgrund des blinden Vertrauens, dass die Menschen in Dumbledore setzten, verdrängt wurden. Doch aufgrund der offensichtlichen Bevorzugung des roten Hauses, war dieses Hindernis, zwar nur für kurze Zeit aber es war beseitig. Diese kurze Zeit reichte aus, damit Misstrauen wachsen konnte.

Harry beobachtete auch mit einer gewissen Genugtum, wie Dumbledore immer unzufriedener wurde und innerlich vor Wut beinah platzte. Doch das machte ihn leider auch gefährlicher. Das er jetzt auch noch Pansy manipulieren konnte, machte die ganze Sache nicht besser. Allerdings hatte Draco versprochen sich darum zu kümmern.

Außerdem musste Harry noch dafür sorgen, dass einige alte Geschichten über den Direktor anonym an die Zeitungen geschickt wurden. Er musste die Gunst der Stunde nutzten und soviel an Dumbledores Stuhl sägen wie er nur konnte.

Seufzend stieg Harry die Treppe hinauf und blieb nur ab und zu stehen um aus dem Fenster zu schauen und zu verschnaufen. Er spürte eine tiefe Erschöpfung. In den letzten Tagen hatte er nur wenig Schlaf bekommen, da es einige Angriffe gegeben hatte, und so lange er in Hogwarts war, durfte er keine Sekunde lang unaufmerksam sein. Das würde jedem an den Nerven zerren aber er konnte es sich nicht leisten jetzt schlapp zu machen. Aber er wollte wenigstens mal für einen Augenblick allein sein und seine Gedanken schweifen lassen.

Eigentlich hatte er erwartet allein im Eulenturm zu sein, doch stattdessen saß eine vertraute, schmale Gestalt am Fenster und blickt nach draußen.

„Hedwig, was machst du hier?“, wollte Harry wissen und schloss die Tür hinter sich.

„Ein bisschen in Erinnerungen schwelgen und du?“, antwortete sie und schenkte ihm ein kurzes Lächeln.

„Um ehrlich zu sein weiß ich das selbst nicht so genau.“, gestand Harry und trat neben seine Freundin. Sie wandte ihm den Blick zu und musterte ihn gründlich.

„Du musst damit aufhören Harry.“, meinte sie schließlich ungewöhnlich ernst und blickte ihm tief in die Augen.

„Wovon redest du?“, fragte Harry, wich aber ihrem Blick aus. Dann spürte er plötzlich eine sanfte Berührung am Kinn und sein Gesicht wurde wieder in Hedwigs Richtung gedreht. Tiefe Sorge lag in den dunklen Augen.

„Du weißt genau wovon ich rede also stell dich bitte nicht dumm.“

„Ich weiß wirklich nicht was du meinst.“, beharrte er stur.

„Verkauf mich bitte nicht für blöd Harry. Versuch nicht mir weiß zu machen, das die Zeit bei den Dursleys, der Tod von Sirius, alles was in letzter Zeit passiert ist, die ungeheure Verantwortung, die du trägst, dass all das einfach so spurlos an dir vorüber geht. Vergiss nicht …“ Der Griff ihrer Hände um sein Gesicht wurde fester. „Ich war die ganze Zeit bei dir. Ich weiß von den Albträumen, ich weiß von der Trauer und dem Leid und ich weiß, dass du niemanden damit belasten willst. Aber Harry, du machst dich damit nur selbst kaputt. So leid es mir tut, aber wir brauchen dich jetzt und zwar in Topform.“

„Eben, ich werde gebraucht und ich kann es mir nicht leisten jetzt Zeit zu verschwenden Hedwig.“, unterbrach er sie, löste sich aus ihrem Griff und wandte sich ab. Er spürte das Pochen der Kopfschmerzen hinter der Schläfe, doch er widerstand dem Drang sich den Kopf zu massieren. Er hörte das Rascheln von Stoff und spürte zwei Arme, die sich um ihn schlangen.

„Ab und zu auch mal an sich zu denken ist doch keine Zeitverschwendung.“, flüsterte Hedwig traurig. „Harry hör mir jetzt bitte ganz genau zu. Der Lord Shaire, dieser Krieg, Dumbledore, das alles ist völlig egal. Du bist es, dem die Menschen folgen. Lady Astrea, Elena, die Skeater, verdammt sogar Luzifer persönlich, sie alle Sorgen sich um dich. Ich weiß, dass du weiter machen wirst, vielleicht musst du das auch, aber du bist nicht mehr allein Harry. Wir alle sind bei dir also kannst du dir ruhig ab und zu mal eine Pause gönnen.“

Sie ließ sich an der Wand hinuntergleiten und zog Harry mit sich. Als sie es sich bequem gemacht hatte, bettete sie seinen Kopf in ihrem Schoß.

„Hedwig, was soll das? Wir haben gleich wieder Unterricht.“, protestierte Harry schwach.

„Ja bei Snape. Ich denke es ist in Ordnung, wenn wir das dieses eine mal ausfallen lassen. Du brauchst jetzt Ruhe, also schlaf Harry. Ich bin bei dir.“

„Vielleicht hast du recht.“, gab er schließlich nach und schloss seine Augen, während er sich ganz auf die sanften Hände konzentrierte, die ihm durchs Haar strichen. Ja, Hedwig war immer bei ihm. Das war es, was ihm während den Jahren bei den Dursleys Kraft gegeben hatte.
 

So sehr er Hogwarts auch liebte, aber es war schön dem direkten Einfluss von Dumbledore für eine Weile zu entkommen. Es waren die letzten Ferien vor den Prüfungen und Harry, Hedwig, Draco, Blaise, Millicent und Ginny saßen zusammen in einem Abteil des Hogwartsexpress. Es herrschte eine angenehme, entspannte Stimmung und Harry döste mehr vor sich hin als das er wirklich den Gesprächen folgte. Er genoss es einfach nicht allein zu sein.

Am Bahnhof Kings Cross warteten schon Marie und Dorren auf Harry und Hedwig. Ging, Draco und Blaise würden sie ebenfalls begleiten, da sie ja wohl kaum nach Hause konnten. Sie waren noch dabei sich von Millicent zu verabschieden, als eine nervige Stimme die Freunde unterbrach.

„Ginny, was machst du bei denen? Komm gefälligst her, wir wollen nach Hause.“, befahl Ron seiner Schwester und wandte sich schon wieder zum gehen. Hermine neben ihm warf den Mädchen der Gruppe noch einen überheblichen Blick zu, ehe sie seinem Beispiel folgte. Ginny hingegen schien ganz andere Pläne zu haben. Sie hatte jetzt endgültig die Nase voll vom Verhalten ihres Bruders. Die Zeit mit Harry und den Slytherins hatte sie verändert, so sehr, dass sie sich jetzt entschlossen ihrem Bruder zuwandte und die Haare über die Schulter warf.

„Was bei Merlins Namen glaubst wie du gerade mit mir geredet hast?“, zischte sie. Ihr Bruder erstarrte mitten in der Bewegung und drehte sich wieder zu ihr um.

„Ich rede wie es mir passt, denn ich bin ein Mann und gehorchst mir gefälligst ohne irgendwelche Widerworte. Jetzt lass das Getue und beweg dich endlich.“ Grob packte er sie am Handgelenk und wollte sie hinter sich her ziehen, doch sie riss sich los und ihre Wut schien sie gleich noch mal um einiges größer zu machen.

„Jetzt hör mal genau zu, du billige Entschuldigung von einem Bruder. Ich lass mich von dir nicht mehr so behandeln. Über mein Leben bestimme nur ich allein und ich lass mir da von keinem mehr reinreden. Schon gar nicht von so einem arroganten, dämlichen Halbaffen wie du es bist. Ich bin durch mit dieser Familie und wenn du mir noch einmal zu nahe kommst, zeig ich dir was ich alles gelernt habe.“

„Ich habe keine Ahnung wer dir diese Flausen in den Kopf gesetzt hat aber wenn wir zu Hause sind werden wir sie dir schon wieder austreiben. Dann ist Schluss mit den Treffen mit diesen falschen Schlangen.“ Er griff erneut nach ihrer Hand, doch sie schlug sie zur Seite. Auch in Harry und den anderen kochte so langsam die Wut hoch, doch vorerst ließen sie Ginny das alleine klären.

„Falsche Schlangen? Hörst du dir überhaupt mal selbst zu? Ihr habt einen Jungen, der euch bedingungslos vertraut hat, von Anfang an belogen und ausgenutzt. Du bist ein widerliches, kleines Wiesel. Das einzige was du kannst ist an dich selbst zu denken. Und allein die Tatsache, dass ich bisher in diesem Haus gewohnt habe, macht es noch lange nicht zu meinem Zuhause. Diese ‚falschen Schlangen’, wie du sie nennst, haben mir mehr Freundlichkeit und Fürsorge entgegen gebracht als mein eigentlicher Bruder. Ich schäme mich richtig mit dir verwandt zu sein.“

Jetzt schien Weasley endgültig genug zu haben, sein Gesicht machte seinen Haaren Konkurrenz und er hob seine Hand. Die Slytherins machten sich bereit einzuschreiten und Ginny zu unterstützen, doch das wurde nicht nötig, denn eine neue Stimme schritt ein bevor die Situation eskalierte.

„Ich würde mir an deiner Stelle lieber zweimal überlegen ob ich das wirklich durchziehen sollte.“ Harry lächelte verstohlen als er sich zu Dorren und Marie umwandte, die sich auf die Suche nach ihnen gemacht hatten, nachdem ihr Anführer so lange auf sich warten ließ. Trotz des harten Blicks in Dorrens Augen, schien Ron nicht gewillt nachzugeben. Jetzt trat Marie nach vor und ihre sonst so heitere Miene war wenig freundlich.

„Hey Kleiner, verschwinde einfach und mach’s für dich nicht noch peinlicher als es ohnehin schon ist. Auch wenn wir nicht in der Überzahl wären, selbst gegen einen von uns hättest du keine Chance.“

Schließlich war es Hermine, die Ron packte und ihn mit sich zog, natürlich nicht ohne einige giftige Blicke in Richtung der Gruppe zu werfen. Erst als sie außer Sicht waren, löste sich die Spannung wieder.

Draco trat einen Schritt nach vorn und wuschelte Ginny durchs Haar. „Gar nicht so übel Kleine. Das wird er bestimmt nicht so schnell vergessen.“ Sie atmete kurz durch und grinste ihn dann an.

„Das hoffe ich doch. Ich hab nämlich ehrlich gesagt keine Lust mich noch mal mit ihm zu unterhalten.“

„Wir sollten uns jetzt auf den Weg machen. Die anderen warten bestimmt schon.“, meinte Harry. Sie verabschiedeten sich noch von Millicent und mit eine leisen Plopp war die Gruppe verschwunden.
 

Wenige Tage später ging ein Notsignal bei den Skeatern ein. Harry hatte nur kurz eine Verbindung zu dem Boten, ehe sie abbrach. Doch es genügt um ihn in höchste Alarmbereitschaft zu versetzten. Dumbledore griff unter falschen Vorwänden wahllos Dörfer an. Wahrscheinlich um von den ganzen Gerüchten und Geschichten abzulenken, die mittlerweile über ihn im Umlauf waren. Doch was auch immer der Grund war, Harry konnte nicht einfach tatenlos zusehen.

In aller Eile rief er einige Leute zusammen. Das war zwar etwas überstürzt aber für genauere Planung war keine Zeit mehr.

Als sie in dem Dorf ankamen herrschte bereits das totale Chaos. Leute schrieen und Häuser standen in Flammen. Zwischen dem Ausweichen von Flüchen und dem sprechen eigener Zauber, war kaum Zeit einen klaren Gedanken zu fassen. Irgendwann stießen auch Tonks und einige der anderen Spione verkleidet zu ihnen um sie zu unterstützen. Doch mit Panik registrierte Harry, dass sie immer weiter zurück gedrängt wurden. Dumbledore selbst war auch da und richtete einen Großteil des Schadens an. Harry wurde immer verzweifelter. Ihm musste unbedingt schleunigst etwas einfallen.

Es starben Leute.

Seine Leute.

Sein Atem ging immer hektischer, er spürte jeden einzelnen Herzschlag in seinem Körper vibrieren und sein Blick wurde verschwommen. Er war einfach ohne einen richtigen Plan drauflos gestürmt. Das alles hier war ganz allein seine Schuld. Er taumelte mehr durch die Ruinen der Häuser als das er ging und erst ein schmerzerfüllter Schrei holten ihn in die Wirklichkeit zurück.

Für Selbsthass war später noch genug Zeit, jetzt musste er erstmal retten was noch zu retten war. Mit noch mehr Entschlossenheit als zuvor warf er sich in den Kampf und schaltete einen Gegner nach dem anderen aus, half denen die in Bedrängnis gerieten und tat auch sonst alles um seine Leute zu beschützten.

Dann entdeckte er Dumbledore und kämpfte sich zu ihm durch. Doch was er dann sah, ließ ihn schlagartig erstarren. Der alte Schulleiter stand vor einer an eine Mauer gedrängten Frau und ihren beiden Kindern und nur Hedwig und Marie waren zwischen dem Wahnsinnigen und der Familie. So gut die beiden Mädchen auch waren, gegen jemanden wie Dumbledore waren sie einfach machtlos. Immer wieder schoss er Flüche auf sie und wehrte mit Leichtigkeit ihre Gegenzauber ab. Sie waren sichtlich erschöpft und sahen ziemlich ramponiert aus. Ein weiterer Zauber traf Hedwig in der Brust und schleuderte sie gegen die Wand neben der Frau. Das war der Moment in dem Harry rot sah.

Er konnte wirklich viel ertragen doch er würde es niemandem verzeihen, der sich an seinen Freunden vergriff. Eine dunkle, unheilvolle Aura verdichtete sich um ihn und seine Augen begannen zu glühen.

„Dumbledore.“, rief er und seine Stimme halte über dem gesamten Kampffeld wieder. Nicht wenige die sich seiner bedrohlichen Gestalt zuwandten wichen instinktiv zurück. Selbst Dorren musste sich eingestehen, dass sein Anführer ihm in diesem Moment Angst machte. Die Macht, die ihn umgab, war fast mit Händen greifbar.

Harry überwand die letzten Meter und stand seinem Kontrahenten jetzt direkt gegenüber. Seine Stimme vibrierte vor Magie und die Luft um ihn herum flimmerte. Es war eine mächtige und angsteinflößende Erscheinung. Niemand der noch halbwegs bei klarem Verstand war, würde sich ihm jetzt in den Weg stellen. Der Druck war fast nicht zu ertragen. Eine Energiewelle löste sich von Harry und brachte Dumbledore dazu einen Schritt zurückzutaumeln.

„Ich wusste ja, dass du eine feige Kreatur bist Dumbledore aber Frauen und Kinder … Das ist wirklich selbst für dich ein Tiefpunkt, alter Mann.“, zischte Harry und seine Augen wurden zu schlitzen.

„Das lass ich mir von einem arroganten, kleinen, unbedeutendem dunklen Zauberer wie dir nicht sagen. Es ist Zeit, dass du deine Strafe dafür bekommst dich mir in den Weg gestellt zu haben. Ich bin als einziger geeignet dieses Land zu führen. Das steht allein mir zu.“, schrie Dumbledore und schleuderte ihm einen Fluch entgegen. Harry wehrte ihn ab ohne Dumbledore auch nur für eine Sekunde aus den Augen zu lassen.

Es entspann sich ein Kampf in dem die Zauber so schnell hin und her flogen, dass man ihnen kaum noch folgen konnte. Doch irgendwann schien Dumbledore zu bemerken, das er auf lange Sicht nicht würde siegen können.

„Das war nicht das letzte mal, dass wir uns gesehen haben du kleine Made.“, zischte er, dann feuerte er einen Zauber in die Luft und hüllte alle in einen dichten Nebel. Als er sich wieder verzogen hatte, waren sowohl Dumbledore als auch all seine Männer verschwunden.

Als die Anspannung und das Adrenalin seinen Körper verließen, spürte Harry nur noch eine bleierne Müdigkeit. Außerdem war ihm kalt und seine Arme und Beine fühlten sich taub an. Alles drang nur noch wie durch einen Schleier zu ihm. Er führte eine Hand zu seinem Bauch und hielt sie sich dann vors Gesicht. Sie war leuchtend rot und feucht.

Komisch.

Er hatte gar nicht bemerkt, dass er verletzt wurden war.

Sein Blick wanderte zu Hedwig, die sich aufgerappelt hatte und jetzt auf ihn zu lief. Das letzte was er sah bevor er ohnmächtig wurde, waren ihr weit aufgerissenen Augen. Dann versank er in Dunkelheit und fühlte nichts mehr außer dem Bedauern, dass so viele gestorben waren.

Harry konnte sich im ersten Moment nicht daran erinnern wo er war. Um ihn herum war alles dunkel und eine angenehme Trägheit umfing ihn. Es gab hier nichts belastendes, nichts das ihn quälte, wobei er sich einen Moment lang fragte, was ihn denn belasten sollte. Doch auch dieser Gedanke driftete gemächlich davon. Alles was zurück blieb war eine entspannende Ruhe und Gelassenheit.

Doch als er sich immer weiter in diese verlockende Gleichgültigkeit zurückzog, erklang plötzlich eine Stimme.

„Willst du sie wirklich alle im Stich lassen?“ Harry schlug seine Augen wieder auf und diesmal war alles in ein diffuses, blaues Licht getaucht. Trotzdem konnte er nichts und niemanden erkennen. Die Stimme schien von überall zu kommen.

„Wer bist du?“, rief er in das Nichts hinein.

„Willst du wirklich alles denen überlassen, gegen die du bisher gekämpft hast?“

„Ich kann einfach nicht mehr.“, rechtfertigte er sich und blickte sich weiter nach dem Sprecher um.

„Du hast viel gelitten. Hasst du diejenigen, die dir das angetan haben?“

„Nein ich … ich bin einfach nur müde. Was willst du von mir.“

„Eine Entscheidung, junger Lord Shaire. Das ist das einzige was im Moment von Bedeutung ist.“

„Wovon sprichst du? Welche Entscheidung und wo bin ich hier überhaupt?“

„An der Schwelle. Du allein bestimmst wie es weitergeht. Ich kann wirklich nicht noch mehr von dir verlangen junger Lord.“

„Erklär dich endlich und lass diese kryptischen Sprüche.“

„Wie du wünschst.“, meinte die Stimme und plötzlich erschien eine Art Spiegel ein Stück vor ihm. Darauf erschienen Bilder. Bilder von seinem Leben bei den Dursleys. Die Zeit mit den falschen Freunden. Die Nacht in der sich Hedwig in einen Menschen verwandelt hatte. Avalon. Askaban. Die vielen Kämpfen, die er inzwischen hinter sich hatte, liefen im Schnelldurchlauf ab. Aileen, Dorren und Hedwig, die mit ihm sprachen. Die letzte Schlacht, bei der er so viele verloren hatte. Die Schuldgefühle erdrückten ihn fast und er weinte stumme Tränen. Seine Brust fühlte sich an als würde sich zusammengepresst und das atmen fiel ihm schwer. Er wollte sich abwenden, konnte es aber nicht.

„Du kannst all dem entkommen, wenn du es willst. Du kannst in der ewigen Finsternis bleiben oder du kehrst zurück.“

Harry machte sich schon gar nicht mehr die Mühe nach der Stimme zu suchen, stattdessen haftete sein Blick weiterhin an dem Spiegel.

Ja, vielleicht sollte er hier bleiben und nicht wieder zurückkehren zu denen, die er liebte. Er brachte nichts als Unglück und durch seine Schuld hatten so viele Menschen ihr Leben verloren. Durfte er sich dann überhaupt anmaßen um sein eigenes zu kämpfen?

Plötzlich spürte er einen sanften Stoß im Rücken und er taumelte ein Stück nach vorn. Die Wärme, die von dieser kurzen Berührung ausgegangen war, würde er immer wieder erkennen und erneut sammelten sich Tränen in seinen Augen. Er fühlte Geborgenheit, Vertrauen und vor allem grenzenlose Liebe. Zuerst traute er sich gar nicht sich umzudrehen, doch dann fuhr er mit einmal herum. Wollte diese Chance nicht verstreichen lassen.

Vor ihm stand sein Pate Sirius Black mit verschränkten Armen und seinem typischen Lächeln. Die Welle an Emotionen, die Harry überrollte, ließ ihn fast in die Knie gehen. Er konnte nichts sagen, sondern seinen Ersatzvater nur mit weiten Augen anstarren.

Sirius’ Blick löste sich von ihm, fiel auf den Spiegel hinter ihm und wanderte dann zurück zu Harry. Sein Lächeln war eine Spur trauriger geworden aber Harry konnte in seinen Augen auch Stolz und Glaube finden. Glaube an ihn.

Langsam verschwand Sirius wieder. Löste sich einfach auf. Harry wollte ihm nachlaufen, ihn festhalten, doch er rührte sich keinen Zentimeter von der Stelle. Als sein Pate fort war, schloss er die Augen und atmete zitternd ein und aus, dann wandte er sich wieder dem Spiegel zu.

„Ich werde zurückgehen. Sterben ist keine Art Sühne zu tun. Ich werde zurückgehen, auch wenn ich meine Schuld niemals werde büßen können, und sehen, was ich an Wiedergutmachung leisten kann.“ Entschlossen streckte er den Arm aus und berührte die Spiegeloberfläche. Ein gleißendes Licht verschluckte alles und blendete ihn. Ein Wind voller Wohlwollen wehte durch den leeren Raum in dem er bis gerade noch gewesen war.

„Du hast ein gutes Herz junger Lord. Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich dir bestehen.“, hörte er die Stimme noch sagen als erneute Dunkelheit ihn umfing, doch diesmal wusste er ganz sicher, dass er wieder aufwachen würde.
 

Als Harry die Augen wieder aufschlug, lag er in seinem Zimmer und fühlte sich wie gerädert. Er versuchte sich auf zu setzten, bereute das aber sofort, als er einen stechenden Schmerz in der Seite spürte. Stöhnend ließ er sich wieder nach hinten fallen und schloss für einen Moment die Augen. Doch schon wenige Augenblicke später wurde die Tür geöffnet und Hedwig betrat sein Zimmer.

„Harry, ich bin so froh, dass du endlich wieder aufgewacht bist. Wir haben uns schon Sorgen gemacht.“, war das erste, dass sie sagte und Harry konnte dunkel Ringe unter ihren Augen erkennen. Sie setzte sich neben ihn aufs Bett und legte ihre Hand auf seine Stirn.

„Wie lange war ich denn weg?“, fragte Harry und räusperte sich, da sich seine Kehle staubtrocken anfühlte. Ein Glas Wasser erschien in Hedwigs Hand, dass er dankbar annahm.

„Zwei Tage, oh Harry, jag uns bitte nie wieder so einen Schrecken ein.“

„Ich garantiere für nichts.“, scherzte er und hielt sich sofort wieder die Seite, da das Lachen seiner Wunde gar nicht gut getan hatte.

„Wo sind denn die anderen überhaupt?“

„Sie warten draußen. Wir wollten dich nicht gleich überfordern. Wie fühlst du dich?“

„Als ob mir jemand ein Loch in die Seite geschossen hätte … Hedwig, wie viele sind gestorben?“

„Harry, bitte ich …“, setzte Hedwig an, doch Harry unterbrach sie.

„Nicht, sag … sag es mir einfach … bitte.“ Er umfasste ihre Hand und blickte ihr direkt in die Augen. Ihr Blick flackerte hin und her, ehe sie ihre Augen gequält schloss.

„Tu dir das nicht an Harry.“, flüsterte sie.

„Ich muss es wissen Hedwig … bitte.“

Hedwig seufzte und begann dann ihm Namen zu nennen. Harry schwieg die ganze Zeit über und als sie fertig war, schickte er sie lediglich raus und bat niemanden hereinzulassen. Auch am nächsten Tag und dem Tag darauf ließ er niemanden zu sich. Obwohl ihr Anführer endlich wieder aufgewacht war, war die Stimmung im Anwesen gedrückt. Alle machten sich Sorgen um ihn, doch keiner wusste wie sie ihm helfen könnten. Bis es Dorren schließlich zu viel wurde und er ohne sich um das Verbot zu scheren in Harrys Zimmer stürmte. Die Vorhänge waren zugezogen und es roch, als wäre schon seit ein paar Tagen nicht mehr gelüftete worden.

„My Lord bitte. Du musst endlich aus diesem Zimmer raus.“, meinte Dorren energisch und zog die Decke vom Bett.

„Verdammt Dorren. Was soll das?“

„Was das soll? Ich versuch dich aus deinem Schneckenhaus herauszuholen.“ Während er redete ging er zu den Fenstern und zog die Vorhänge beiseite.

„Bitte lass mich in Ruhe ich fühl mich nicht gut.“

„Kein Wunder. In diesem Zimmer würde niemand gesund werden und deshalb wirst du mich jetzt begleiten. Du kannst dich nicht ewig selbst dafür bestrafen, dass Leute gestorben sind. My Lord es tut mir leid das zu sagen aber du kennst sie ja noch nicht mal richtig.“

„Da irrst du dich. Ich kenne jeden einzelnen von ihnen. Wendel war ein Halbling, sein Vater wurde getötet, weil er ein Waldnymph war und seine Mutter konnte nur knapp entkommen. Leorens Frau ist schwanger und sie wollten nächste Monat heiraten. Eleinas und Kallens Kinder müssen jetzt ohne ihre Eltern aufwachsen. Dorren, verstehst du nicht. Ich habe zu jedem einzelnen Skeater eine Verbindung. Ich bin für sie verantwortlich und habe sie und ihre Familien enttäuscht.“

„Mit Verlaub aber du bist ein Idiot.“ Ohne auf eine Erwiderung zu warten zog er ihn aus dem Bett und hinter sich her. Sie gingen den Flur entlang, bis sie eine große Doppelflügeltür erreichten. Alle Proteste seitens Harry wurden von Dorren einfach ignoriert. Es war zwar eigentlich nicht seine Art so mit dem jungen Lord umzugehen aber irgendjemand musste ihm ja den Kopf zurecht rücken und außerdem glaubte er wirklich, dass er das sehen sollte. Also stieß er die beiden Türflügel auf und schob den sich immer noch sträubenden Lord hinaus auf den Balkon.

Zuerst war Harry nach dem langen Dämmerlicht geblendet und als er endlich wieder sehen konnte, rutschte ihm das Herz in die Hose. Auf dem Platz vor dem Balkon hatte sich eine riesige Menschenmenge aus dem Dorf versammelt und als sie ihn sahen, erhoben sich sofort laute Rufe und Geschrei. Als er dann auch noch verstand was sie da riefen, wurden Harry die Knie weich und er musste sich an der steinernen Brüstung abstützten.

Sie sorgten sich um sein Wohlbefinden. Keine Vorwürfe und kein Hass. Nur Erleichterung darüber, dass es ihrem Anführer gut ging.

Harry spürte eine warme Hand auf seiner Schulter als Dorren neben ihn trat.

„Sie waren jeden Tag hier, seit sie erfahren haben, dass du verletzt wurdest. Die ganze Zeit über haben sie gebetet und auf ein Lebenszeichen ihres Anführers gehofft. Keiner hasst dich oder macht dich für irgendetwas verantwortlich, sondern sie lieben dich. Genau wie wir anderen mein Prinz.“, erklärte Dorren feierlich, beugte ein Knie und küsste Harrys Hand. „Wieso kannst du das nicht auch?“

Harry hatte es die Sprach verschlagen und er konnte nur immer wieder von Dorren zu der Menge am Boden schauen.

Als sie in Harrys Zimmer zurückkehrten, war bereits jemand dort und wartete auf sie.

„Ich lass euch dann mal lieber allein.“, meinte Dorren, nickte Hedwig zu und schloss die Tür hinter sich.

„Hedwig ich …“, setzte Harry zu einer Entschuldigung an. Er wusste, dass er den anderen in den letzten Tagen viele Sorgen bereitet hatte und das tat ihm wirklich leid.

„Geht es dir gut Harry?“, fragte sie ihn in ruhigem Ton. Im ersten Moment war Harry versucht, die gleiche Antwort wie immer zu geben. Er hatte schon den Mund geöffnet, doch bevor auch nur ein Ton seine Lippen verließ, schloss er ihn wieder. Stattdessen fuhr er sich durchs Haar und lief vor dem Bett auf und ab.

„Nein … Nein, es geht mir nicht gut.“, antwortete er schließlich und ließ sich neben sie aufs Bett sinken. „Aber es geht mir besser. Ich komm schon klar.“

„Du weißt das ich, das wir alle, immer für dich da sind.“, meinte sie und legte ihm eine Hand auf den Rücken. Er lächelte sie schwach an und seufzte tief.

„Genau das ich das Problem. Ich will nicht, dass ihr euch in Gefahr begebt. Ich will nicht noch einen von euch in diesem verdammten Krieg verlieren.“

„Jetzt werd aber mal nicht übermütig. Du kannst nicht ganz allein einen Krieg gewinnen.“

„Da hast du natürlich recht.“, seufzte Harry und ließ sich nach hinten aufs Bett fallen. Als er spürte, dass sich die Matratze neben ihm bewegte, schlug er die Augen wieder auf. Hedwig hatte sich neben ihn gelegt und sich zur Seite gedreht, sodass sie ihn anschauen konnte. Sie nahm einfach nur seine Hand und hielt sie fest ohne ein Wort zu sagen. Ganz dicht lagen sie beieinander. So nah, dass Harry ihren Atem auf seiner Haut spüren konnte. Er konnte auch die Wärme ihrer Haut spüren und das Rascheln des Stoffes hören, wenn sie sich bewegte. Ihre bloße Anwesenheit entspannte ihn und half ihm seine Gedanken zu ordnen.

„Danke Hedwig. Für alles.“

Mit der freien Hand strich sich sie ihm übers Gesicht, während sich die andere Hand fester um seine Finger schloss. Harry lächelte leicht.

Ein klopfen an der Tür ließ sich die beiden wieder trennen und aufsetzten. Die Tür öffnete sich einen Spalt und Ginnys Kopf lugte hindurch.

„Stör ich?“, fragte sie schüchtern und biss sich auf die Unterlippe. Diese Unsicherheit überraschte Harry. In der Zeit, die sie mit ihm und den andern Slytherin verbracht hatte, war sich richtig aufgeblüht. Sie war frech, vorlaut und immer einen Spruch parat. Das sie jetzt auf einmal wieder in alte Muster zurückfiel, bereitete ihm etwas Sorge. Doch bevor er etwas auf ihre Frage erwidern konnte, war Hedwig aufgestanden und auf sie zugegangen.

„Nein gar nicht.“, meinte sie ruhig und verließ das Zimmer. Ginny stand noch immer etwas verloren im Türrahmen, sodass Harry sich ebenfalls erhob und sie hereinwinkte.

„Was gibts denn Ginny?“, fragte er, nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.

„Nun, ich hab gehört, dass du endlich aus deinem Zimmer gekommen bist und da wollte ich nachsehen ob alles in Ordnung ist. Und ich …“ Sie beendete ihren zweiten Satz nicht, sondern kaute nur nervös auf der Innenseite ihres Mundes herum.

„Es wird schon wieder. Aber das ist doch nicht alles, oder?“, hakte er sanft nach und wartete, bis sie sich genug gefasst hatte um den eigentlichen Grund ihres Hierseins zu besprechen.

Ginny schaute über die Schulter zurück zur Tür, atmete tief durch und ließ ihre Arme dann seitlich an ihrem Körper herunterfallen.

„Du magst sie wirklich oder?“, meinte sie ganz unvermittelt und überrumpelte Harry damit. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis er verstanden hatte was sie meinte. Dann aber wurde er rot und wich ihrem Blick aus.

„Nein so ist das wirklich nicht. Wir sind nicht …“, stammelte er, doch Ginny unterbrach ihn gnädigerweise.

„Ach hör schon auf. Ihr seid doch schon längst zusammen.“, meinte sie und er musste ihr gar nicht ins Gesicht sehen um zu erkennen, dass sie breit grinste. Harry seufzte und fuhr sich mit der Hand durchs Haar, dann lächelte er auch.

„Ja, vielleicht hast du recht.“ Als er ihr wieder ins Gesicht blickte, bemerkte er um ihre Augen einen traurigen Zug und das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht.

„Ginny, was ist? Was hast du?“ Sie drehte ihm den Rücken zu, er wollte auf sie zugehen als sie ihren Kopf schüttelte und ihn damit zum anhalten brachte. Er konnte sehen wie sich ihre Schultern hoben und senkten, als sie ein paar mal tief Luft holte. Erst dann drehte sie sich wieder um und lächelte ihn an.

„Ich will nur, dass du endlich glücklich sein kannst. Du hast es verdient.“, meinte sie und trat jetzt ihrerseits ein paar Schritte auf ihn zu.

„Du weißt, dass ich immer eine kleine Schwäche für dich haben werde, oder?“, fragte sie zögernd. Erst war Harry überrascht, doch dann nickte er.

„Ja, weiß ich.“ Erneut war da dieses traurige Lächeln auf ihrem Gesicht und doch wirkte Ginny gefasst. Sie streckte sich leicht und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

„Danke für alles Harry.“, flüsterte sie, dann machte sie auf dem Absatz kehrt und ging aus dem Zimmer. Und obwohl es keine leichte Sache war, war Harry erleichtert, dass sie es aus der Welt geschafft hatten. Ginny war für ihn wie eine kleine Schwester und er wollte nicht, dass sie sich mit irgendwas quälte. Er fragte sich nur, wann sie zu so einer jungen Frau geworden war.

Harry ruhte sich noch für den Rest des Tages aus, eher er am Abend in den kleinen Salon ging, in dem sie sich meistens aufhielten. Tatsächlich waren bereits alle da und schienen nur auf ihn gewartet zu haben.

„Wird auch Zeit, dass du endlich mal wieder aus deinem Zimmer kommst. Was glaubst du eigentlich wer du bist, uns so lange warten zu lassen?“, knurrte Luzifer in seiner üblichen düsteren Art, doch Harry hörte die Sorge heraus und seine Mundwinkel zuckten. Aileen musterte ihn noch etwas länger, dann lächelte sie und lehnte sich in ihrem Sessel zurück.

„Es scheint dir besser zu gehen mein Lieber.“ Harry nickte und wandte sich dann an alle Anwesenden.

„Ich weiß, dass ich euch Sorgen bereitet hab und das tut mir sehr leid. Es wird nicht noch einmal vorkommen. Ich weiß auch, dass es so nicht weiter gehen kann. Je länger dieser Krieg andauert, desto mehr Leute müssen leiden und deshalb muss ich ihn so schnell wie möglich beenden. Ich dabei auf eure Unterstützung.“ Er lächelte, als sich die Gesichtszüge der andern entspannten. „Dafür müssen wir zuerst herausfinden was mit den den verschwundenen Kindern passiert ist, wir müssen Dumbledore aufhalten. Wir müssen Voldemort aufhalten und wir müssen dafür Sorgen, dass das Ministerium endlich umgekrempelt wird.“

„Na wenns weiter nichts ist.“, meinte Luzifer und Harry konnte in seinen Augen sehen, dass er zu jeder Schandtat bereit war.
 

Schwere Regentropfen prasselten unaufhörlich vom Himmel. Nur ein kleiner Junge war noch auf der Straße unterwegs. Mit brennenden Lungen rannte er über den nassen Asphalt und ließ das Wasser in alle Richtungen spritzen. Sein Mund war weit geöffnet um genügend Sauerstoff in seine Lungen zu pumpen und seine Augen waren panisch aufgerissen. In seiner Hast rutschte der Junge in einer Pfütze aus und schlug der Länge nach auf die Straße. Tränen sammelten sich in seinen Augen, doch das lag nicht an dem aufgeschlagenen Knie, das er sich zugezogen hatte. Mit einem halb erstickten Schluchzer raffte er sich wieder auf und lief weiter.

Seine Lunge brannte, als er endlich das verlassene Grundstück am Fluss erreichte. Ohne zu zögern schlüpfte er durch ein Loch im Zaun und kümmerte sich nicht darum, dass er sich an den scharfen Kanten schnitt. Der Regen war mittlerweile so dicht, dass man kaum noch etwas erkennen konnte. Doch es brauchte nur wenige Herzschläge, bis er die an der eingefallenen Mauer gelehnte, zusammengekrümmte Gestalt entdeckte. Strauchelnd und stolpernd lief er weiter, hoffend, dass er nicht zu spät war. Mit bebenden Schultern erreichte er schließlich den am Boden kauernden Mann. Er hatte keine Luft mehr um auch nur ein Wort über die Lippen zu bekommen und so stand er einfach keuchend da, die Augen fest auf die Gestalt vor sich gerichtet. Mit sichtlicher Anstrengung hob der Mann den Kopf. Die schulterlangen, durchnässten Haare fielen ihm ins scharfgeschnittene Gesicht. Der Junge zitterte vor Erleichterung und obwohl er deutlich sah, dass für den Mann jede Hilfe zu spät kam, gab er sich der törichten Hoffnung hin, dass alles wieder gut werden würde.

„Was hast du hier verloren Bengel?“, brachte der Mann hervor und die eigentlich tiefe Stimme, zitterte vor Anstrengung. Ein Hustenanfall schüttelte seinen Körper und der Mann ließ seine Kopf entkräftet gegen die kalte Mauer hinter ihm fallen.

„Heh … das kann ich dich genauso fragen. Du tust ja ganz so als würdest du hier sterben. Das stimmt doch nicht … verdammt jetzt sag schon was.! Hör … hör auf mit diesem Theater. Ich habe schon Essen vorbereitet. Das ist zwar mittlerweile bestimmt kalt …. aber ich … ich kann es ganz leicht wieder aufwärmen. Also steh jetzt gefälligst auf! Steht auf!“ Mittlerweile schrie der Junge. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, doch er trat keinen Schritt näher. Sein Kopf sank nach vorne und er presste die Augen zusammen.

„Wie soll ich denn ohne dich klar kommen?“ Von irgendwo drangen dumpfe Geräusche an sein Ohr, doch er kümmerte sich nicht darum.

„Ich hab dir … mehr als genug beigebracht.“, brachte der Mann keuchend hervor. „Komm her Junge.“ Mit immer stärker zitternden Beinen überwand der Junge den letzten Meter und stand jetzt direkt vor dem Mann. Und bevor er noch etwas sagen oder auch überhaupt nur reagieren konnte, wurde er plötzlich mit einem eisernen Griff am Handgelenk gepackt. Er versuchte sich dagegen zu stemmen, doch selbst in seinem geschwächten Zustand konnte der Mann ihn mühelos festhalten. Seine Augen weiteten sich, als er zusehen musste, wie ein großer Fuß auf ihn zuschoss. Im Moment des Aufpralls, wurde seine Hand losgelassen und alle Luft wurde aus seinen Lungen gepresst, als der Stiefel auf seine Brust traf. Mit unheimlicher Wucht wurde er nach hinten katapultiert. Gerade noch rechtzeitig konnte er die Luft anhalten, bevor er in den nahen Fluss fiel. Das eiskalte Wasser umschloss ihn und binnen Sekunden waren seine Sachen völlig durchnässt. Er brauchte nur ein paar Augenblicke um sich zu orientieren, dann schwamm er mit kräftigen Schwimmzügen an die Wasseroberfläche. Nach Luft schnappend sah er sich um und seine Bewegungen erstarben fast, als sein Blick wieder auf das verlassene Grundstück fiel. Ein anderer Mann war aufgetaucht, mit weitem Hut und langem Mantel, in der Hand hielt er eine Pistole, die auf den Kopf des am Boden liegenden gerichtet war. Und der während der Junge in dem angeschwollenen Fluss noch darum kämpfte oben zu bleiben, drückte der Mann ab. Über das rauschen des Windes konnte er den Knall zwar nicht hören, aber er konnte das Mündungsfeuer sehen und er sah, wie der Mann zusammensackte. Der Neuankömmling schenkte dem Körper am Boden keinen weiteren Blick, sondern verschwand im strömenden Regen. Und mit einmal fiel der Schock von dem Junge ab und er schrie.
 

Noch immer schreiend fuhr Dorren in seinem Bett auf. Sein Herz raste und einen Momentlang hatte er das Gefühl noch immer von diesem kalten Fluss mitgerissen zu werden. Schwer atmend verdeckte er mit einer Hand sein Gesicht, beugte sich nach vor und versuchte mit aller Macht, seinen Atem wieder unter Kontrolle zu bringen. Zwanghaft, versuchte er, seine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. Schließlich atmete er noch einmal tief durch und richtete sich wieder auf. Er war durchgeschwitzt und sein Bett völlig zerwühlt. Außerdem spürte er, dass seine Hände immer noch von dem Traum zitterten. Den Entschluss fassend, dass er jetzt eh nicht mehr würde schlafen können, stieg er aus dem Bett und ging, ohne Licht in dem dunklen Zimmer zu machen, ins Bad. Achtlos ließ er seine Schlafhose auf den Boden fallen, nur beiläufig warf er einen Blick in den Spiegel und auf die vielen Narben, die sich auf seinem Oberkörper abzeichneten, dann stieg er unter die Dusche. Zuerst ließ er sich heißes Wasser über den Rücken laufen, um seine verkrampften Muskeln zu lockern. Erst als seine Haut schon ganz rot war, machte er das Wasser kühler. Er genoss das Gefühl den Schweiß und die Anspannung loszuwerden. Doch immer wieder blitzten die Bilder aus seiner Erinnerung hinter seinen geschlossenen Lidern und er ballte die Hand zur Faust. Er wollte das alles doch einfach nur hinter sich lassen. Wieso konnte die Vergangenheit nicht einfach ruhe geben?

Schließlich stellte Dorren die Dusche ab und stieg, nass wie er war, heraus. Er schlang sich ein Handtuch um die Hüfte und ging wieder zurück ins Schlafzimmer. Einen Momentlang stand er unschlüssig herum. Draußen war es noch dunkel und es würde noch Stunden dauern, bis sich in dem Manor jemand regen würde.

Plötzlich wurde das Zimmer um ihn viel zu klein. Noch immer waren die Erinnerungen, die er zu verdrängen suchte, in dem Raum präsent. Er musste einfach raus hier. Raus und sich auf andere Gedanken bringen. Rasch war er abgetrocknet, abgezogen und aus dem Zimmer verschwunden.

Fast in der selben Sekunde tauchte er in einer dunklen Seitengasse in London wieder auf. Er hatte sich normale Sachen angezogen und schaute sich noch einmal kurz um, ob jemand sein plötzliche Auftauchen aufgefallen war, ehe er aus der Gasse heraustrat. In den meisten Häusern herrschte totenstille und kein Licht brannte in den Fenstern. Dorren steckte die Hände in die Hosentaschen und lief linker Hand die Straße entlang. Es dauerte nur ein paar Minuten, ehe er sein Ziel erreichte. Eine kleine Hinterhofbar. Von außen wirkte sie nicht besonders einladend, doch Dorren mochte den Ort. Er öffnete die Holztür und trat in einen kleinen Schankraum. Links befand sich der Tresen mit den Flaschen an der Wand und einem jungen Mädchen, dass die Gäste bediente. Davor befanden sich einige Barhocker mit Männern, die eindeutig weniger Interesse an dem Alkohol hatten. Dorren warf ihnen nicht einmal einen zweiten Blick zu und schlängelte sich stattdessen durch die Stühle und Tische in der Mitte des Raumes hindurch. Im hinteren Teil der Bar, wurden an der rechten Seite die unbequemen Plastikstühle von einigen Sesseln und Sofas abgelöst. Ein paar Schritte davon entfernt befand sich ein Piano. Manchmal wurde das alte Instrument gestimmt und dann begleitete es Wendy, das Mädchen hinter der Bar, während sie die Gäste mit ein paar Liedern unterhielt. Heute war allerdings nicht so ein Abend und so musste Dorren sich damit begnügen, sich von der entspannenden Atmosphäre der Bar einlullen zu lassen.

Doch nach ein paar Gläsern bekam er das Gefühl beobachtet zu werden. Seine Nackenhaare stellten sich auf und trotz des Alkohols schärften sich seine Sinne. Unauffällig wanderte sein Blick durch den Raum, bis er an einer Gestalt am Tresen hängen blieb. Dorren behielt ihn für ein paar Sekunden im Blick, dann trank er das Glas vor sich in einem Zug auf und erhob sich. Kurz ging er am Tresen vorbei, legte das Geld aufs Holz, nickte Wendy kurz zu und verschwand dann nach draußen. Er blieb einen Moment vor der Tür stehen und blickte zum Himmel. Dann marschierte er mit starr nach vorn gerichtetem Gesicht los.

Es überraschte ihn wenig, dass der Mann ihm aus der Bar folgte, auch wenn er sich selten dämlich dabei anstellte. Ein fieses Grinsen schlich sich auf Dorrens Gesicht. Gut wenn er ihm unbedingt folgen wollte. Allerdings wollt er selbst dabei auch auf seine Kosten kommen. Er bog also scharf links in eine Seitengasse ab und beschleunigte seine Schritte. Mal schauen wie beharrlich sein Verfolger war. Auf der anderen Seite der Gasse gelangte er auf eine weitere Straße, auf deren anderer sich ein Spielplatz befand. Er überquerte auch diese Straße und sprang über eine Hüfthohe Mauer um auf diesen zu kommen. Als nächstes schlängelte er sich zwischen den Stützpfeilern des Klettergerüstes hindurch und verließ dann den Spielplatz am anderen Ende. Erneut tauchte er in die Dunkelheit zwischen den Häusern ein und beschleunigte dabei seine Schritte unmerklich. Bei der ersten Gelegenheit bog er rechts ab und dann so schnell wie er konnte wieder links. Mittlerweile konnte er deutlich hören wiesehr sich sein Verfolger anstrengen musste um mit ihm Schritt zu halten. Nachdem er links abgebogen war, drückte er sich hinter einen Mauervorsprung und wartete. Es dauerte nicht lange, da tauchte der Mann hinter der Ecke auf. Sich umsehend versuchte er wieder zu Atem zu kommen. Doch dazu ließ Dorren ihm keine Gelegenheit. Als der Mann ihm den Rücken zudrehte, trat er aus seinem Versteck hervor, packte ihn am Kragen und wirbelte ihn herum, bis er mit dem Gesicht gegen die Mauer gepresst wurde.

„Gehe ich richtig in der Annahme, dass du nach mir gesucht hast?“, fragte er gespielt freundlich, während er mit einer Hand den Arm des Mannes weiter nach oben drückte.

„Ich will eigentlich nur eins wissen.“, sprach er weiter und ignorierte das Wimmern vor ihm. „Wer hat dich geschickt?“

„Das dürfte dann wohl ich gewesen sein.“, erklang plötzlich eine kalte Stimme hinter ihm. Dorren fuhr herum und bekam eine Gänsehaut, als er sah wem er gegenüberstand.

„Und was will der dunkle Lord von mir?“, fragte er konzentrierte sich ganz auf das schlangenähnliche Wesen vor ihm, auch wenn er seine Begleiter natürlich nicht aus den Augen ließ.

„Ich will dir nur unnötige Qualen erleiden.“ Dorren hob zweifelnd eine Augenbraue bei dieser Behauptung. Der dunkle Lord verzog seine schmalen Lippen zu etwas, dass wohl ein Lächeln sein sollte. „Auch ich habe mal meine schwachen Momente. Aber nun zum wichtigen …“

„Kein Interesse.“, unterbrach Dorren ihn und sofort erhob sich ein wütendes Gezischel um sie herum. Niemand durfte es wagen so mit dem Lord zu sprechen. Doch Voldemort brachte sich mit einem kurzen Handbewegung zum schweigen. Allerdings war jegliche falsche Freundlichkeit, die er vorher gezeigt hatte, aus seinem Gesicht verschwunden.

„Ich denke, du hast die Situation noch nicht ganz erfasst. Ob du Interesse hast ist völlig bedeutungslos. Was von Bedeutung ist, ist deine Vergangenheit und was dein dir ach so wichtiger Lord Shaire von ihr halten würde.“

„Was willst du?“, knurrte Dorren. Jeder Muskel in seinem Körper war angespannt, bereit zu Kampf oder Flucht.

„Was ich will? Oh, eigentlich nicht viel. Ich will nur, dass du dich mir anschließt.“

Das verschlug Dorren für einen Augenblick die Sprache, ehe er in Gelächter ausbrach.

„Ob bitte, so verrückt kannst nicht einmal du sein. Ich werde mich dir niemals anschließen. Ich stehe treu hinter den Skeatern, nein, hinter dem Lord Shaire.“

„Und genau deshalb wirst du mir folgen. Ich habe ein paar Nachforschungen über dich angestellt. Über dich, bevor du zu den Skeatern gegangen bist und ich muss sagen ich bin ziemlich … beeindruckt.“ Dorren konnte nicht verhindern, dass er etwas bleich wurde und sich seine Fingernägel in seine Handflächen bohrten. Doch der Wahnsinnige vor ihm sprach einfach weiter, als würde er nichts davon mitbekommen.

„Allerdings glaub’ ich nicht, dass dein verehrter Lord Shaire das genauso sieht. Er scheint mir doch eher einer der Leute zu sein, die mit Mord und Folter wenig am Hut haben. Ganz im Gegensatz zu dir mein Lieber Dorren. Was du so alles getan hast, lässt sogar mir einen kalten Schauer über den Rücken jagen.“

„Sag endlich was du zu sagen hast Schlange und dann verschwinde.“, zischte Dorren, doch seine Worte klangen weit weniger selbstsicher als er es gewollt hatte.

„Nun schön ich fasse mich kurz. Ich werde dem großen Lord Shaire alles verraten was du getan hast, jedes noch so kleine Detail und glaub mir ich habe Beweise.“

„Und? Selbst wenn er es wüsste, würde er …“ Das zittern in seiner Stimme wurde immer stärker und Dorren verfluchte sich dafür. Wieso mussten seine verdammten Nerven auch gerade jetzt verrückt spielen?

„Was? Dich nicht verstoßen? Dich nicht töten? Dessen bin ich mir sicher und das macht die ganze Sache so lustig.“, säuselte Voldemort und das manische Funkeln in seinen Augen verstärkte sich noch.

„Er würde vermutlich gar nichts tun. So wie ich ihn einschätze, würde er die Sache einfach auf sich beruhen lassen. Aber er würde dich anders ansehen. Mit Hass, Verachtung, vielleicht sogar Angst und du wüsstest, dass er dir nicht mehr so vertraut wie vorher. Du wüsstest, das er damit recht tun würde.“ Dorren blieb stocksteif stehen, unfähig sich zu bewegen, während Voldemort um ihn herumschlich und ihm immer näher kam.

„Du bist gar nicht so anders als ich Dorren. Ein Mann der Finsternis. Ein gefürchteter Schatten. Ein Mörder.“, hauchte er ihm ins Ohr. Dorren fuhr mit einem Aufschrei herum und versuchte ihn mitsamt seinen giftigen Worten zu vertreiben.

„Nein! Ich bin nicht wie du.“

„Diese schreckliche Scharade muss endlich ein Ende haben Dorren. Hör auf etwas sein zu wollen das du nicht bist.“

„Niemals!“, schrie Dorren und versuchte erneut nach dem Unhold zu schlagen.

„Entweder du kommst zu mir oder deine kleine Scheinwelt wird wie ein Kartenhaus in sich zusammenstürzen.“ Im nächsten Moment waren sowohl Voldemort, als auch seine Gefolgsleute, so spurlos verschwunden, als wären sie niemals in dieser Gasse gewesen.

Dorren ließ sich erschöpft gegen die Mauer fallen und schloss die Augen. Erst als ein leichter Regen einsetzte, öffnete er die Augen wieder und blickte zum Himmel. Irgendwie schien es immer zu Regnen, wenn sein Leben aus den Fugen geriet.
 

Harry machte sich mittlerweile sich doch schon Sorgen. Seit drei Tagen hatte er nichts mehr von Dorren gehört. Keine Spur von ihm und er reagierte auch nicht, wenn Harry versuchte ihn zu kontaktieren. Langsam wusste er nicht mehr was er noch tun konnte um seine rechte Hand zu finden. Auch den anderen war Dorrens Verschwinden natürlich aufgefallen und sie waren genauso ratlos wie ihr Anführer. Doch am schwersten schien Marie die ganze Sache aufzunehmen. Seit Dorren weg war, war sie niedergeschlagen und fast schon unheimlich still. Außerdem hatte sie nicht ein einziges Mal das Labor in die Luft gejagt.

Seufzend legte Harry die Feder beiseite und schaute Gedankenverloren aus dem Fenster. Die ganze Sache war äußerst seltsam. Dorren war niemand, der einfach so Wortlos verschwinden würde. Irgendetwas musste passiert sein. Doch wenn dem so war, wieso war er dann nicht zu Harry gekommen und hatte mit ihm darüber gesprochen? Was könnte Dorren dazu bringen einen solchen Schritt zu tun?

Doch bevor er sich noch weiter in seinen Gedanken verlieren konnte, ließ ein klopfen an der Tür ihn aufblicken.

„My Lord.“, grüßte ihn der junge Mann und deutete eine Verbeugung an. Harry rollte nur mit den Augen, stützte den Kopf auf einer Hand ab und winkte ihn mit der anderen heran. Der junge Mann trat näher und legte einige Bögen Pergament vor ihm ab. Innerlich stöhnte Harry auf, noch mehr Papierarbeit, doch nach außen hin ließ er sich nichts anmerken.

„Hier sind die letzten Berichte der Spione und dazu noch eine Anfrage der Werwölfe.“ Harry nickte und überflog einige der Pergamente, ehe er den Mann mit einem kurzen Dank wieder entließ. Die nächste halbe Stunde beschäftigte er sich also mit seiner neuen Aufgabe, ehe er plötzlich innehielt und die Ausführungen eines seiner Spione in Voldemorts Reihen erneut las. Über die gedankliche Verbindung nahm er Kontakt zu Luzifer auf.

*Luzifer?*

*Wer denn sonst Kleiner. Was gibt’s denn?*

*Voldemort plant einen neuen Angriff. Da Dorren ja immer noch verschwunden ist, möchte ich dich darum bitten eine geeignete Truppe zusammen zustellen.*

*Alles klar. Irgendwas das ich wissen sollte?*

*Nein, es sollte keine große Sache werden. Sag ihnen trotzdem, dass sie vorsichtig sein sollen.*

Von wegen keine große Sache. Das Ganze hatte von Anfang an zum Himmel gestunken. Zunächst mal war es ein völlig unbedeutendes, kleines Dorf, das die Aufmerksamkeit des dunklen Lords normalerweise überhaupt nicht wert wäre. Und dann war da noch der Umstand, dass Voldemort persönlich den Angriff leitete. Ja, eigentlich hätte er es wissen müssen. Gerade wenn alles anfing gut zu laufen, würde das Schicksal ihm wieder eine Breitseite verpassen. Jetzt standen er und seine Skeater den aufgestellten Reihen der Todesser gegenüber, die auf irgendetwas zu warten schienen. Jeweils einen Schritt vor den Reihen ihrer Anhänger standen die beiden Anführer und taxierten sich gegenseitig.

„Jetzt haben wir also endlich mal Gelegenheit uns in Ruhe zu unterhalten, Lord Shaire.“, begann Voldemort das Gespräch.

„Was gibt es denn so wichtiges zu besprechen?“

„Ich würde nur gerne wissen mit wem genau ich es zu tun habe.“, redete Voldemort im Plauderton weiter. „Wenn jemand wie du einfach so aus dem Nichts auftaucht, dann weckt das natürlich mein Interesse.“

„Zieh dich aus dem Krieg zurück und ich erzähl dir alles über mich was du wissen willst.“

„Das wohl eher nicht. Aber wer weiß, vielleicht könnten wir uns ja zusammentun. Anscheinend weißt du ja, dass Dumbledore nicht so ist wie er sich immer gern präsentiert.“

„Vergiss es Voldemort. Im Gegensatz zu Dumbledore stehst du zwar offen zu deinen Zielen aber ich werde mich dir niemals anschließen.“

„Zu schade aber auch. Glücklicherweise ist nicht jeder so engstirnig wie du. Da fällt mir gerade ein, ich wollte dir ja noch jemanden vorstellen.“ Ohne den Kopf zu drehen hob Voldemort die Hand und winkte eine Gestalt aus der ersten Reihe nach vorn. Harrys Muskeln spannten sich an um bereit zu sein für was auch immer als nächstes passieren würde. Die Geräusche um ihn herum wurden gedämpfte, es schien für einen Moment, als würde sich der Wind in den Bäumen verlangsamen. Er versuchte sich auf das kommend vorzubereiten, was auch immer das wäre. Doch auf das, was als nächstes kam, hatte er sich nicht vorbereiten können. Als die Gestalt neben Voldemort angekommen war, hob sie die Hände, schien kurz zu zögern, ehe sie sich die Kapuze vom Kopf streifte.

„Dorren.“, hörte Harry Marie hinter sich hauchen. Unglauben, Freude und Schrecken vereint in diesen zwei kleinen Silben. Unbewusst hob Harry eine Hand, sein Gesicht eine ausdruckslose Maske. Nur nebenbei hörte er das kurze Gerangel, dass entstand als Marie versuchte nach vorn zu kommen, jedoch von den anderen aufgehalten wurde. Er war nicht dazu fähig einen klaren Gedanken zu fassen. Sein Magen fühlte sich an wie bei einer Achterbahnfahrt und seinen Haut war eiskalt. Dann kam die Wut. Brodelnde, kochende Wut. Sein glühender Blick richtete sich auf Voldemort. Den Mann, der sein Leben schon auf so viele Arten zerstört hatte.

„Was hast du getan Voldemort?!“, zischte er und musste sich beherrschen, damit er nicht ins Parsel wechselte. „Lass Dorren auf der Stelle gehen.“

„Oh, das würde ich wirklich nur zu gerne. Doch er ist aus freien Stücken an meiner Seite oder siehst du etwa Ketten, die ihn halten?“, höhnte Voldemort und seine roten Augen flackerten vor boshaftem Vergnügen. Harrys Blick glitt erneut zu Dorren, der völlig reglose neben dem dunklen Magier stand. Er suchte nach einem Zeichen. Irgendetwas, dass darauf hindeuten würde, dass es etwas anderes als sein eigener Wille war, der ihn dort hielt. Als er nichts fand, wurde sein Hals ganz trocken. Er hatte das Gefühl, etwas würde sich um sein Herz zusammen ziehen und er bekam kaum noch Luft. Voldemort schien das alles genau beobachtet zu haben, denn erst jetzt redete er weiter.

„Wenn du ihn also wieder haben möchtest, wirst du ihn wohl holen müssen.“ Damit gab er Dorren erneut ein Zeichen, der sich wieder in die Reihen der Todesser eingliederte und die weiße Maske aufsetzte.

Harry wandte sich um, suchte den Blick jedes einzelnen seiner Kämpfer. Das alles hatte Voldemort wirklich wunderbar geplant. Dachte er verbissen und biss sich auf die Innenseite seiner Wange bis er Blut schmeckte. Sollte er jetzt kämpfen, wäre das tödlich für seine Leute. Das gerade war ein herber Schlag gegen ihre Psyche und es gab nur eine Sache, die er jetzt noch tun konnte. Sein Arm fühlte sich bleiern an, als er das Signal zum Rückzug gab. Ein letztes Mal wanderte sein Blick zur gegnerischen Seite, schwankte zwischen Hass und Verwirrung ehe er als letzter verschwand.

Die Stimmung im Hauptquartier der Skeater war, gelinde gesagt, gedrückt. Nach die erschreckenden Entwicklung brauchte jeder erst einmal Zeit um seine Gedanken zu ordnen. Harry, Luzifer und Hedwig saßen mit ausdruckslosen Minen im Salon und starrten ins Feuer, während ihre Gedanken um das selbe Thema kreisten. Im Hintergrund hörte man leise Maries Schluchzer. Aileen tröstete sie so gut sie konnte, doch auch ihr stand der Schock ins Gesicht geschrieben.

Die Tür wurde geöffnet und Draco und Blaise traten ein. Sie hatten gehört, dass die Skeater zurückgekommen waren, doch ein Blick in die Gesichter der Anwesenden reichte, um ihnen zu sagen, dass etwas ganz fürchterlich schief gegangen war.

„Lord Shaire, was ist passiert? Geht es allen gut?“, wollte Draco wissen und tauschte einen besorgten Blick mit seinem besten Freund. Kaum das er zu Ende gesprochen hatte, wurden Maries Schluchzer lauter.

„Kann uns bitte mal einer erklären was los ist? Ist es wirklich so schlimm gelaufen?“, fragte jetzt auch Blaise und richtete seinen Blick erst auf Marie, dann auf Hedwig und schließlich auf den Lord Shaire. Letzterer nickte und gab ihnen eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse. Am Ende hatten die beiden Schüler große Augen und wussten nicht was sie sagen sollten. Erst nach ein paar Minuten hatte Draco sich wieder soweit gefangen, dass er den Versuch wagen konnte zu sprechen.

„Aber wieso? Wieso sollte Dorren so etwas tun? Er hat dich verehrt. Es gibt einfach keine Möglichkeit, dass er dich so betrügen könnte.“, meinte er mit heiserer Stimme. An diesem Punkt mischte sich Luzifer in das Gespräch ein.

„Ich habe solche Sachen schon oft beobachtet und sie sind gar nicht so selten. Die meisten Menschen neigen dazu sich selbst über andere zu stellen. Egal mit was für edle Ideale sie normalerweise um sich schmeißen, sobald es hart auf hart kommt trampeln sie auf allen anderen herum und greifen nach jedem Spinnenfaden. Dorren hat eine Chance gesehen weiterzukommen und sie ergriffen. So einfach ist das.“ Unwillkürlich schnappte Draco bei diesen harten Worten nach Luft, Hedwig warf Luzifer einen fassungslosen Blick zu und Blaise stand der Mund offen. Doch bevor irgendeiner von ihnen darauf reagieren oder auch nur irgendetwas sagen konnte, sprang Marie plötzlich von ihrem Platz auf.

„Wie kannst du es wagen so über ihn zu reden! Dorren hat alles für die Skeater getan und wäre dem Lord Shaire bis in den Tod gefolgt.“

„Und jetzt ist er weg. Sieh es ein, er hat euch verraten.“

„Hör auf solche schrecklichen Dinge zu sagen. Dorren ist unser Freund. Und du …“ Mit einem Mal wandte sie ihren wütenden Blick zu Harry. Tränen liefen ihr über die Wangen, doch sie machte sich noch nicht einmal die Mühe sie fortzuwischen.

„Wie kannst du einfach so dasitzen und nichts tun, während Luzifer Dorrens Namen in den Dreck zieht, während Dorren da draußen ist. Sind dir die Leute, die dir folgen, den so gleichgültig?!“

„Es hat keinen Sinn jetzt etwas zu überstürzen. Fürs erste sollten wir abwarten und sehen wie sich die Dinge entwickeln. Für Dorren können wir im Moment nichts tun, wenn er das überhaupt will.“ Das nächste was man hörte war ein lautes krachen und scheppern und dann ein klatschen, auf das gähnende Stille folgte.

Marie hatte den Tisch mitsamt den Tassen darauf umgestoßen, als sie auf Harry zugestürmt war und ihm eine Backpfeife gegeben hatte. Die anderen Anwesenden standen völlig überrumpelt um sie herum. Harrys Gesicht war zur Seite gedreht und auf seiner Wange zeichnete sich ein roter Abdruck ab.

„Wie kannst du nur?“, hauchte Marie erstickt, dann wandte sie sich ab und stürmte aus dem Zimmer. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sich die Spannung wieder auflöste. Harry schloss die Augen und seufzte tief, ehe er mit einem Schlenker die Unordnung beseitigte.

„Es war ein langer Tag und wir sind alle angespannt. Ich denke, wir sollten uns erst einmal ausruhen.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verließ er das Zimmer.

Er zog sich in seinen Raum zurück, verschloss Tür und Fenster und versiegelte den Raum anschließend, sodass niemand hineinkommen oder etwas von drinnen nach draußen dringen konnte. Harrys Gefühle waren in Aufruhr und er war zwischen den verschiedensten Emotionen hin und her gerissen. Doch all das wurde überlagert, von einer tiefen Traurigkeit. Ich scheine wirklich allen um mich herum immer nur Pech zu bringen, dachte er verbittert. Fest kniff er beide Augen zusammen, biss er weiße Punkte tanzen sah. Als er sie wieder öffnete, war sein Blick matt und erschöpft. Vielleicht war es ja sein Schicksal allein zu sein.

Er wandte sich zu einem Schrank und holte eine Flasche sowie ein Glas hervor. Großzügig goss er sich die rote Flüssigkeit ein und trank sie in einem Zug aus. Das einzige was er wollte, war das seine Gedanke aufhörten sich im Kreis zu drehen. Er wollte einfach nur Ruhe und sich in betäubende Gleichgültigkeit zurückziehen. Doch weder das nächste noch das übernächste, änderte irgendetwas. In seinem Kopf schrieen immer noch die verschiedensten Stimmen gegeneinander. Erneut füllte er das Glas, doch als er es zu seinem Mund führte, zitterten seine Finger sosehr, dass ein Teil der Flüssigkeit verschüttet wurde. Er stockte und senkte das Glas wieder. Seine Gedanken wanderten zurück und er erinnerte sich wieder an die Worte, die Marie ihm entgegen geschrieen hatte.

„VERDAMMT!“, schrie er, riss seinen Arm nach oben und warf das Glas mit aller Kraft gegen die nächste Wand. Verzweifelt sackte er zu Boden, zog die Beine dicht an den Körper und schlang seine Arme darum. Seine Leute waren das einzige, worüber er sich die ganze Zeit Gedanken machte. Das sollte sie doch eigentlich wissen. Das einzige was er je gewollt hatte, waren Leute, die er wirklich seine Freunde nennen konnte. Denen er vertrauen konnte. Er hatte geglaubt genau das in Dorren gefunden zu haben. Deshalb hatte er alles in seiner Macht stehende getan um ihn und alle anderen zu beschützten. Also wieso? Wieso verließen ihn alle Menschen, die ihm etwas bedeuteten?
 

Dorren saß in einem abgeschiedenen Teil des dunklen Manors und versuchte so gut es ging zu verdrängen wo er sich befand. Was er getan hatte. Doch jedes mal wenn er die Augen schloss, erschien das Gesicht seines Lords vor ihm. Dieser traurige und verwirrte Blick, diese Augen, die nicht glauben konnte was sie sahen, verfolgten ihn seit dem Moment, in dem er seine Maske abgenommen hatte.

Die falsche Seite.

Jede Faser seines Körpers schrie danach von hier zu verschwinden. Besser noch, auf dem Weg so viele Todesser wie möglich auszuschalten und dann demütig zu Harry zurückzukehren und zu hoffen, dass er ihm vergeben würde. Doch er konnte nicht. Er musste um jeden Preis verhindern, dass Harry jemals von seiner Vergangenheit erfuhr. Da war er lieber ein Verräter als das Harry ihn als jemanden sah, der gegen jede seiner Überzeugungen gehandelt hatte. Der Blick in seinen Augen, die Meinung, die er über ihn hatte, wären anders. Das schlimmste wäre, dass sein Lord versuchen würde ihn ganz normal zu behandeln und Dorren würde wissen, dass er diese Güte nicht verdient hätte, dass er niemals derjenige würde sein können, der es wert wäre, die rechte Hand dieses Lord Shaire zu sein.

„Na wen haben wir denn da?“, gurte eine nervige Stimme und Dorren musste sich schwer zusammenreißen um nicht sofort seinen Zauberstab zu ziehen. Stattdessen wandte er sich zu der Frau hinter ihm um und machte sich nicht einmal die Mühe seinen Abscheu zu verhehlen. Doch das schien die Irre nicht im geringsten zu stören, stattdessen gackerte sie einfach weiter.

„Ist das Hündchen traurig? Vermisst es etwa sein Herrchen? Dieser Shaire scheint ja nicht viel drauf zu haben, wenn er nicht mal seine rechte Hand halten kann.“, gurrte sie mit Singsang Stimme und tanzte um ihn herum. Mit einer einzigen, schnellen Bewegung hatte Dorren seinen Platz verlassen, sein verstecktes Messer gezogen und Bellatrick an die Wand genagelt. Sein Unterarm drückte gegen ihren Hals, sodass das Messer in seiner Hand unheilvoll vor ihrem Gesicht schwebte.

„Wage es nicht so respektlos über ihn zu reden.“, knurrte Dorren und seine Augen verengten sich. Bellas Ausdruck wurde, wenn überhaupt möglich, noch wahnsinniger.

„Das Schicksal dieses schwächlichen, kleinen Emporkömmlings ist es von meine Meister getötet zu werden. Und du bist dem mächtigen dunklen Lord ausgeliefert und selbst wenn nicht, glaubst du wirklich irgendjemand würde einen schäbigen Verräter wie dich aufnehmen?“ Bevor Bellatrix noch ein weiteres Wort sagen konnte, schnitt Dorren ihr die Luft ab, indem er den Druck seines Armes verstärkte und sie ein Stück an der Wand nach oben schob. Das Messer wer jetzt so nah vor ihrem Auge, dass Bellatrix sich selbst das Lid aufschlitzten würde, wenn sie blinzelte, und sein Blick war eiskalt. Ihre Atmung wurde schnappend und sie versuchte Dorren Arm von ihrem Hals zu lösen, doch er bewegte sich keinen Millimeter. Unnachgiebig beobachtete er, wie ihre Augen immer mehr aus den Höhlen quollen.

„Du wirst mich nie wieder ansprechen. Nein, du wirst dich nie wieder auch nur in mein Blickfeld wagen. Ich kann deinen Anblick nämlich nicht ertragen. Solltest du es doch tun, wird das, was in Zukunft passiert nicht mehr von Interesse für dich sein.“ Dorrens klare, kalte Stimme schien in der Luft hängen zu bleiben, während er Bellatrix noch für ein paar Herzschläge in ihrer Position hielt. Schließlich löste er seinen Arm und ließ die Frau zu Boden sinken, wo sie röchelnd nach Luft japste. Er warf ihn noch einen emotionslosen Blick zu, dann wandte er sich ab und verschwand den Gang in Richtung seines Zimmers. Erst da erlaubte er es sich, die Augen zu schließen. Als er sie wieder öffnete betrachtete er seine Hand und Ekel stieg in ihm auf. Er presste die Zähne aufeinander und schloss seine Hand zur Faust. Hatte er sich denn nicht eigentlich geschworen nie wieder so zu werden? Erschöpft und mit einem elenden Gefühl, legte Dorren sich auf das Bett und kümmerte sich nicht darum, dass er noch seine Klamotten trug.

Gegen seinen Willen tauchten Erinnerungen auf. Erinnerungen an eine Zeit, die er am liebsten auslöschen würde. Eine Zeit, in der er in Dunkelheit und Kälte versunken war.
 

Dorren Lorenzo hatte alles was sich ein Kind nur wünschen konnte. Obwohl erst acht Jahre alt, zeichnete sich schon jetzt ab, dass er sehr erfolgreich werden würde. Er war Klassensprecher an einer angesehen Privatschule, schrieb exzellente Noten und war bei seinen Mitschülern beliebt, außerdem konnte man erkennen, dass er mal ein echter Herzensbrecher werden würde. Seine Familie besaß ein äußerst erfolgreiche Firma und genoss in der Gesellschaft Macht und Ansehen. Alle dachte sie wären perfekt, doch nur, weil nie jemand hinter den Vorhang sah.

Es hatte angefangen, als Dorren noch ganz klein war. Das einzige was seine Eltern interessierte war ihr Ruf und um den zu sichern machten sie auch vor ihrem Kind nicht halt. Noch bevor er richtig sprechen konnte, wurden ihm Lehrbücher vorgesetzt. Anstatt draußen zu spielen, musste er an dem viel zu großen Schreibtisch sitzen und Aufgaben erledigen. Geliebt hatten ihn seine Eltern nie, doch das war in Ordnung für den kleinen Jungen. Er kannte es nicht anders und strengte sich unheimlich an um sie stolz zu machen. Doch nichts war gut genug für sie. Am Anfang war war es ein genervtes Gesicht oder ein frustriertes Stöhnen, dann wurde er angeschrieen wenn er mal etwas nicht auf Anhieb verstand und schließlich griffen sie zu anderen Mitteln um ihn anzuspornen. Als er in die Schule kam, besaß Dorren bereits eine perfekte Maske. Denn eins hatte er in den dunklen Stunden allein in seinem Zimmer gelernt.

In dieser Welt war er ganz auf sich allein gestellt.

Wer Schwäche zeigte, hatte verloren und Dorren hatte sich geschworen, nie wieder auf der Seite der Verlierer zu stehen. Also strengte er sich noch mehr an, wurde in allem der beste, um alle zu überragen - um nie wieder der Verlierer zu sein.

Alle dachten er wäre perfekt, doch nur, weil nie jemand hinter den Vorhang sah

Als Dorren 10 Jahre alt war, saß er wie jeden Abend in seinem Zimmer und erarbeitete sich im Selbststudium zusätzlichen Schulstoff. In zwei Stunden würden seine Eltern mit ihm auf einen dieser Abendempfänge gehen und bis dahin musste er diese Aufgaben erledigt haben. Er unterbrach seine stille Konzentration erst, als er außerhalb seines Zimmer aufgeregte Stimmen und Schritte vernahm. Einen Moment lang lauschte er, ob er den Grund für die Störung ermitteln konnte. Doch die Geräusche passten zu keinen der alltäglichen Vorgänge im Haus. Leise stand er auf und öffnete die Tür einen Spalt breit. Der Flur war dunkel, nur unter der Tür ein paar Zimmer weiter drang ein Lichtspalt hindurch.

Immer noch darauf bedacht kein Geräusch zu verursachen, ging Dorren den Gang entlang. Als er die Tür erreichte, bemerkte er, dass sie ein kleines Stück offen stand. Er steckte die Hand aus um sie weiter zu öffnen und stockte, nur Millimeter von dem Holz entfernt. Er zögerte kurz, wollte die Hand schon wieder zurück ziehen, doch dann gab er sich einen Ruck und stieß die Tür auf. Was er in dem Zimmer sah, war etwas, dass er sein Leben lang nicht vergessen würde. Bücher waren aus dem Regal gefallen und der Sessel lag umgestoßen auf der Seite. Doch das wirklich surreale an dieser Situation, war der Arm, der schlaff hinter dem Sessel zu sehen war. Ein Blutrinnsal zog sich wie ein rotes Band den Arm entlang und tränkte den Teppich. Dorrens Blick wanderte weiter. Überall waren Blutspritzer verteilt. Einen kurzen Moment blieben seine Augen an einer weiteren Gestalt auf dem Boden hängen. Das Gesicht ihm zugewandt lag sein Vater mit scheckgeweiteten Augen in einer Lache seines eigenen Blutes. In seinem Rücken klaffte ein Loch, um das herum sich ein dunkler Fleck ausgebreitet hatte.

Der Vorhang flatterte in einem plötzlichen Windstoß und lenkte Dorrens Aufmerksamkeit zum Fenster. Eine dunkle Gestalt stand davor. Das kurze Aufblitzen von Metall, verriet, dass er eine Waffe in der Hand hielt. Und noch mehr, als die schreckliche Szene, die sich ihm darbot, ließ der Blick des Mannes Dorren zurückweichen. Doch er hatte sich geschworen sich von niemandem einschüchtern zu lassen und er stand zu seinen Entscheidungen. Er straffte seine Schultern und trat einige Schritte in den Raum.

„Hast du das getan?“, fragte er und vermied es die Leichen anzusehen.

„Tze, die haben mir nicht gesagt, dass hier auch ein Kind ist.“, meinte der Mann entnervt. Mit einer fließenden Bewegung richtete er die Waffe auf Dorren und spannte den Hahn.

„Was willst du jetzt tun Kleiner? Die Polizei rufen? Schreien und Toben?“

„Wieso sollte ich?“, erwiderte Dorren ohne zu zögern oder den Blick abzuwenden. Er hatte schon vor einiger Zeit jegliche Gefühle in seinem Inneren verschlossen und für dieses Leute hatte er das letzten Mal vor Jahren so etwas wie Zuneigung empfunden.

Der Mann schwieg einen Moment, nahm sich die Zeit den Jungen genauer zu betrachten. „Ich seh schon.“, meinte er schließlich. Mit wenigen Schritten überwand er die kurze Distanz zwischen ihnen. Im nächsten Moment hatte Dorren den Pistolenlauf vor seinem Gesicht und eine Hand in seinen Haaren zwang ihn dazu, dem Mann in die Augen zu sehen.

„Für mich gibt es hier nichts mehr zu tun. Was ist mit dir Junge? Willst du kämpfen oder aufgeben?“

„Was? Ich …ich …“ Dorrens Kopf war wie lehrgefegt, dass einzige, dass noch Platz in seinen Gedanken hatte, war der Lauf direkt auf seiner Stirn. Er hörte jeden einzelnen hektischen Schlag seines Herzens und spürte überdeutlich das Blut in seinen Adern pulsieren.

„Ich wiederhole mich nur ungern.“, drohte der Mann vor ihm und Dorren wurde nur noch angespannter. Sollte das jetzt wirklich das Ende sein. Keine besonders schöne Geschichte, die er da gehabt hatte. Andererseits, was er hatte er von dieser Welt auch schon anderes erwarten sollen? Der Mann vor ihm wurde langsam ungeduldig und daher sprach Dorren das erste aus, dass ihm in den Sinn kam.

„Ich will frei sein.“ Allerdings schien das die falsche Antwort gewesen zu sein, denn Dorren konnte sehen, wie sich der Finger um den Abzug spannte. Die Panik, die sich schon die ganze Zeit in ihm breit gemacht hatte, erreichte nun ihren Höhepunkt. Seine Hände wurden schwitzig und sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen, außerdem spürte er, dass sein Atem immer hektischer wurde. Er wollte nicht sterben. Auch wenn er bisher nie etwas für sich selbst entschieden hatte, auch wenn seine Eltern jetzt tot und er damit völlig allein war, wollte er nicht sterben. Warum musste er auch unbedingt so schwach sein? Er konnte sich ja nicht mal selbst helfen wenn es um sein Leben ging. Wieso hatte es soweit kommen müssen? Wieso er? Reflexartig kniff er die Augen zusammen und hätte sich bei dem folgenden lauten Knall am liebsten die Ohren zugehalten, doch er war wie versteinert. Seine Gedanken schienen still zu stehen und er war völlig geschockt. So war es auch nicht verwunderlich, dass er eine Weile brauchte, bis er bemerkte, dass er immer noch atmete, dass sein Herz immer noch schlug.

Augenblicklich riss er seine Augen wieder auf und blickte zu dem Mann hinauf. Der hatte inzwischen seine Haare losgelassen und die Hand mit der Pistole auf seiner Schulter abgelegt. Überrascht wandte Dorren den Kopf zur Seite und entdeckte hinter sich in der Wand ein Einschussloch.

„Erinner' dich an das Gefühl Junge und jetzt komm.“ Der Mann wandte sich ab und verschwand aus dem Fenster. Dorren brauchte ein paar Anläufe um seine streikenden Gliedmaßen dazu zubringen ihm wieder zu gehorchen. Doch dann folgte er ihm eilig und warf keinen Blick zurück.

Das neue Leben, dass Dorren daraufhin begann, war alles andere als leicht und völlig anders als das, was er bisher gekannt hatte. Er musste durch ein hartes Training gehen, immer mit der Aussicht darauf zu sterben wenn er schlapp machte. Doch das erste mal in seinem Leben, bekam er das Gefühl wirklich wahrgenommen zu werden. Ausgerechnet bei dem Mann, der seine Eltern getötet hatte, fühlte er sich wohler als er es in diesem Haus jemals getan hatte.

Dorren wusste sehr wohl, was sein neuer Beschützer tat, wenn er ihn allein zurückließ oder warum sie ständig von einer Stadt zur nächsten reisten. Doch es störte ihn nicht, denn zum ersten mal kümmerte sich jemand um ihn.

Es war wieder einer jener Abende, an denen Regald arbeiten musste. Dorren hatte sich den ganzen Tag über nicht besonders wohl gefühlt. Wie üblich schmerzte ihm jeder Knochen im Körper, doch diesmal kam noch diese bleierne Müdigkeit und Taubheit in den Fingern dazu. Allerdings hielt er es so gut es ging verborgen. Selbstverständlich hatte Regald seinen Zustand trotzdem bemerkt. Es war so gut wie unmöglich diesen Mann zu überraschen oder etwas vor ihm zu verheimlichen. Doch wie es seine Art war, sagte er kein Wort dazu. Weder unterstütze er Schwäche noch würde er jemals irgendjemanden verhätscheln. Ohne ein Wort zu sagen ging er und ließ Dorren allein. Aber ihm war nicht der musternde Blick entgangen. Regald hielt ihn noch immer für ein hilfloses, verwöhntes, kleines Kind. Teils aus kindischen Trotz, teils aus dem Wunsch heraus sich selbst und vor allem Regald zu beweisen das er kein Schwächling war, erledigte er alle Aufgaben, die ihm in die Finger kamen.

Allerdings hatte er es anscheinend übertrieben, denn sein Körper versagte ihm mit einmal seinen Dienst. Das atmen fühlte sich schwer auf der Brust an und sein Blickfeld verschwamm immer wieder. Er versuchte noch sich an der Tischkante festzuhalten, griff aber daneben und fiel zu Boden. Mit aller Macht kämpfte er gegen die Schwärze an, die von ihm Besitz ergreifen wollte.

Als er wieder zu sich kam, fühlte Dorren sich noch immer elend. Er schwitzte und gleichzeitig schüttelte sich sein ganzer Körper. Seine Sicht war nur verschwommen, doch er konnte eine Gestalt neben dem Bett wahrnehmen. Angst überkam ihn. Er konnte seinen Körper kaum spüren und jede noch so kleine Regung schmerzte. Nach Halt suchend und ohne darüber nachzudenken streckte er die Hand aus. Er bekam das Hemd der Gestalt zu fassen und krallte sich daran fest. Nur träge registrierte er, dass seine Hand augenblicklich feucht war. Dumpf hörte er ein zischen und gemurmelte Worte, ehe seine verkrampften Finger wieder aus dem Stoff gelöst wurden. Schemenhaft beobachtete er wie sich die Gestalt bewegte. Im nächsten Moment lag etwas kühles auf seiner Stirn und Dorren seufzte erleichtert. Ohne das er etwas dagegen machten könnte, driftete er wieder zurück in den Schlaf.

Es dauerte ein paar Tage, bis Dorren sich soweit erholt hatte, dass er sich wieder bewegen konnte. Er schämte sich dafür so schwach gewesen zu sein. Das schlimmste war allerdings, dass Regald kein Wort dazu gesagt hatte. Auch wenn sie nicht darüber sprachen, wusste Dorren, dass er es gewesen war, der sich um ihn gekümmert hatte. Das er ihn in einem so erbärmlichen Zustand hatte sehen müssen. Er wollte diesen Mann doch unter keinen Umständen enttäuschen. Auch wenn Dorren es sich nicht eingestehen wollte. Regald hatte sich seine Achtung verdient und war zu jemandem geworden, zu dem er aufschauen konnte. Ein Gefühl, dass er bisher noch nie gehabt hatte. Auch wenn sein Training hart war und er kalt und unnachgiebig wirkte, wusste Dorren, dass er ihm vertrauen konnte.

Er fühlte sich schrecklich, weil er Regald zur Last fiel. Ihm war nämlich durchaus bewusst was das damals an seiner Hand gewesen war. Regald war von einem Auftrag zurückgekehrt und wahrscheinlich war er verletzt worden. Trotzdem hatte er sich um ihn gekümmert. Eine völlig neue Erfahrung für Dorren und er wusste nicht so recht damit umzugehen. Also schwieg er und auch Regald brachte es nicht zur Sprache. Und doch hatte es einen sehr großen Eindruck auf ihn gemacht.

Dorren machte daraufhin eine ziemliche Veränderung durch. Der fast schon lethargisch zu nennende Musterschüler und folgsame Sohn verschwand endgültig. Stattdessen wurde Dorren vorlaut und frech. Er gab Regald Widerworte und dieser würde eine Kugel dicht neben seinem Kopf vorbeischießen wenn es ihm mal wieder zu viel wurde. Dieser rabiate Umgang war allerdings mit viel mehr Respekt und gegenseitiger Anerkennung erfüllt, als es nach außen den Anschein haben würde. Auch wenn Dorren mehr als einmal tot müde und mit kleineren Wunden ins Bett fiel, hatte er doch immer ein Lächeln auf den Lippen. Denn vielleicht … nur vielleicht … war er doch nicht allein in der Welt.

Zwei Jahre lang ging es gut.

Zwei Jahre lang konnte er so tun, als wäre alles in Ordnung.

Doch irgendwann musste jeder aufwachen.

Als er in jener regnerischen Nacht zum zweiten mal alles verlor was er bis dahin gekannt hatte, wusste Dorren wirklich nicht ob er überleben würde.

Wieso?

Wieso?!

Wieso?!!

Wieso?!!!

Wieso musste er immer alles verlieren?

Man war wirklich besser dran, wenn man sich nur auf sich selbst verließ.

Kurz darauf wurde Dorren von einer Organisation aufgegriffen, der auch Regald angehört hatte. Es interessierte ihn nicht wirklich. Weder was ihre Ziele waren, noch was oder wieso sie taten was sie taten. Diese Organisation war für ihn ein Mittel zum Zweck. Um zu überleben. Mehr nicht.

Allerdings gab es da einen jungen Mann, der es sich anscheinend zur Aufgabe gemacht hatte ihn unter seine Fittiche zu nehmen. Ständig tauchte er überall auf und folgte ihm. Dorren duldete ihn und manchmal, wenn er einsam war, redete er mit ihm. Was hätte er mit seinen 12 Jahren auch schon sonst tun sollen?

In den nächsten 4 Jahren trainierte er stoisch und ohne sich auch nur jemals zu beschweren. Er wurde besser als jeder andere und übertraf schon bald auch weit ältere und erfahrenere Assassinen. Natürlich führte auch er Aufträge aus, kaltblütig und präzise. Nicht ein einziges mal empfand er Mitleid mit seinen Opfern oder stellte die Befehle in frage, die er bekam. Als sich herausstellte, dass er Magie beherrschte, wurde er von einigen abtrünnigen Zauberern auch darin unterrichtet. Clod, der Mann, der ihm immer gefolgt war, war er auch jetzt noch ständig an seiner Seite. Mittlerweile hatte Dorren sich damit arrangiert und genoss seine Nähe sogar manchmal, war er doch völlig anders als er selbst.

In der ganzen Zeit, in der er bei der Organisation gewesen war, hatte er versucht herauszufinden, was damals mit seinem Lehrer passiert war.

Doch nichts. Rein gar nichts.

Egal wen er fragte. Egal wo er suchte. Als wäre der ganze verdammte Abend nur ein Traum gewesen. Doch das war es nicht. Jedes mal wenn er die Augen schloss, sah er Regald vor sich auf dem Boden liegen, spürte, wie er in den Fluss geworfen wurde und beobachtete den Schuss, der Regald tötete.

Über die Jahre hatte er sich verschiedene Angewohnheiten zu eigen gemacht. Eine davon war, sich jederzeit überall einzuschleichen und völlig unbemerkt zu bleiben, wenn er es wollte.

Diese Fähigkeit konnte man nun als Segen oder Fluch sehen. Doch war es am Ende ihr zu verdanken, dass er schlussendlich eines Tages doch die Wahrheit erfuhr. Es war allerdings purer Zufall oder Schicksal, was auch immer. Er hatte aus purer Langeweile eine Zusammenkunft der obersten Ränge belauscht, als plötzlich sein Name fiel. Was er hörte reichte völlig aus um sich den Rest der Geschichte selbst zusammenzureimen.

Sie waren es, die Regald getötet hatten. Weil er einen Auftrag schlampig ausgeführt und danach nicht wieder zur Organisation zurück gekehrt war. Weil er ihn gerettet und mitgenommen hatte.

Zwei Jahre lang hatte er den Spähern erfolgreich ausweichen können, bevor sie sie schließlich doch gefunden hatten. Und auch hier war es wieder Dorrens Schuld gewesen. Regald allein hätten sie niemals aufgespürt, immerhin war er ein Meister seines Fachs gewesen. Nein. Es war Dorren, den sie gefunden hatten und über ihn auch seinen Lehrer.

Nach dieser Erkenntnis war Dorren so aufgewühlt, wie schon lange nicht mehr. All die angestauten Emotionen brachen über ihn herein und zwangen ihn buchstäblich auf die Knie.

Wenn er nicht irgendeine Dummheit anstellen wollte musst er hier weg, denn er spürte, wie glühender Zorn in ihm aufzusteigen begann. Ohne, dass die Männer in dem Raum etwas bemerkten, zog Dorren sich zurück und es kostete ihn alle Selbstbeherrschung sie nicht gleich alle umzubringen.

Es hatte sich doch wieder bewahrheitet, was er schon als Kind gelernt hatte. In dieser Welt war man ganz allein.

Er hatte es schließlich auf’s Dach des Gebäudes geschafft, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Die eiskalte Luft hier draußen half ihm dabei nicht alle Vorsicht fahren zu lassen.

„Hier steckst du. Ich such dich schon eine halbe Ewigkeit.“, meinte Clod lachend und schloss die Tür hinter sich.

„Aber was willst du hier? Es ist arschkalt.“, fuhr er fort und steckte seine Hände in die Jackentasche, als Dorren keine Anstalten machte irgendetwas zu sagen. Auch danach dauerte es noch ein paar Sekunden, ehe er den Mund aufmachte.

„Ich habe herausgefunden, was damals passiert ist. Kurz bevor ich hier her gekommen bin.“ Seine Worte lösten eine ganze Kette von Reaktionen aus. Clod wurde plötzlich angespannt und seine rechte Hand bewegte sich unmerklich in seiner Jackentasche. Sein Blick musterte Dorren aufmerksam, suchte nach etwas. Erst war er besorgt, fast schon furchtsam, doch dann entspannte er sich auf einmal wieder und machte dem üblichen Grinsen Platz. Sofort schoss Dorren ein Gedanke durch den Kopf und er wusste instinktiv, dass er richtig war. Clod wusste es bereits.

„Wow, das sind tolle Neuigkeiten für dich, nicht wahr?“, meinte sein Gegenüber und trat ein paar Schritte auf ihn zu. Gegen das fahle Mondlicht, zeichnete sich lediglich seine Silhouette in der Dunkelheit ab. Clod drehte den Kopf zur Seite und schaute über die Stadt.

Nein, es war sogar noch schlimmer. Er war es gewesen. Er hatte Regald umgebracht. Dorren hatte plötzlich das Gefühl, Eis würde durch seine Venen strömen. Er sah ganz deutlich, wie Clod sich bereit machte ihn anzugreifen. Wie sich seine Muskeln anspannten. Es gab nur ein kurzes Gerangel und im nächsten Moment lag Clod auf dem Boden.

„Warum?“, verlangte Dorren zu wissen. Er wusste, dass er nur noch wenig Zeit hatte, doch er brauchte Antworten. Clod versuchte sich gegen seinen Griff zu wehren, konnte sich aber kaum einen Millimeter von der Stelle bewegen.

„Es war ein Auftrag, mehr nicht. Regald hatte gegen unser oberstes Gebot verstoßen und wurde dafür bestraft.“

„Und du hast es nie für nötig befunden es mir zu sagen. Nicht ein mal, während den vielen Gelegenheiten, in denen ich von ihm erzählt habe.“

„Es war nicht relevant Dorren, dass musst du verstehen. Wir reden nicht über unsere Aufträge, dass weißt du doch. Außerdem, was hätte es für eine Rolle gespielt? Du konntest nirgendwo anders hin. Es hätte alles nur unnötig kompliziert.“

„Ich verstehe.“, meinte Dorren nach ein paar stillen Augenblicken und erhob sich. Zögernd richtete Clod sich auf, misstrauisch jede von Dorrens Bewegungen beobachtend.

„Dorren, es war nichts persönliches, nur ein Auftrag.“, betonte er noch einmal.

„Du hast nur deinen Auftrag erfüllt und getan, was für dich am besten war. Ich verstehe das und nehme es dir nicht übel.“ Clod war sichtlich erleichtert. Mit einer geschmeidigen Bewegung zog Dorren seine Pistole.

„Es ist nichts persönliches Clod aber das bin ich Regald schuldig.“ Ohne eine Mine zu verziehen drückte er ab. Unnatürlich laut hallte der Schuss durch die Luft. Clods Kopf wurde nach hinten gerissen, ehe er zur Seite fiel und reglos liegen blieb. Dorren verließ die Organisation ohne sich auch nur einmal umzudrehen.

Doch schon kurz darauf kamen sie. Natürlich kamen sie.

Die Organisation ließ niemanden einfach so gehen und daher wurde er von ihren Attentätern verfolgt. Doch sie alle scheiterten. Selbst wenn er es versuchte, konnte sie ihn nicht verletzten. Es war echt zum verrückt werden. Erst versetzte ihm das Schicksal einen Schlag nach dem anderen und jetzt durfte er noch nicht einmal sterben. Allerdings wollte er sich auch nicht einfach umbringen, er war kein Feigling, der sich einfach aus dem Staub machte, doch sein Leben bedeutete ihm auch nichts mehr.

Es war zu dieser Zeit als plötzlich die Träume anfingen. Träume von einem schmächtigen Jungen, der sie verzweifelt nach Freunden sehnte. Trotz seiner Vergangenheit und der vielen Enttäuschungen, hatte der Junge den Glauben in die Menschen noch nicht aufgegeben. Zuerst schenkte Dorren dem keine Beachtung. Tat es als bloße Träume ab und verachtete den Jungen dafür zu schwach zu sein sich der Realität zu stellen. Doch die Träume kamen immer wieder und irgendwann begann Dorren wirklich hinzusehen. Er beobachtete, was der Junge alles durchmachen musste und dennoch nicht aufgab. All die Schicksalsschläge, die er überstand, brachten ihn nur weiter nach vorn.

Oberflächlich mochte dieser Junge schwach und leichtgläubig erscheinen, doch Dorren erkannte recht schnell die ungeheure Stärke dahinter. Dieses unverbrüchliche Vertrauen in die Menschen und Dorren fragte sich unwillkürlich, wie er nach allem noch dazu in der Lage sein konnte.

Das Licht, welches von diesem Jungen ausging, war so strahlend, dass Dorren ganz geblendet war. Er wusste selbst nicht so genau was es war, doch nach und nach, ohne das sie sich je getroffen hätten, veränderte der Junge ihn. Er fühlte sich wie eine Motte, die willenlos immer näher zum Feuer flog. Doch er ging das Risiko sich zu verbrennen mit Freuden ein, auch wenn er sich ihm niemals würde nähern können. Dieser Junge glaubte an das Gute in der Welt und hielt, egal was geschah, an seiner Überzeugung fest. Dorren hingegen hatte schon lange nichts mehr woran er glauben konnte und war in die tiefsten Abgründe der Hölle hinabgestiegen. Zum ersten mal wurde ihm wirklich bewusst, was er getan hatte, als würde er aus einem Albtraum erwachen. Nur das dieser Albtraum ihm in die Realität folgte. Erst seit er dieses Licht gesehen hatte, wusste er in was für Dunkelheit er getaucht war. Er konnte das Blut an seinen Händen sehen und in der Nacht spürte er die Hände seiner Opfer, die ihn tiefer in das Höllenfeuer ziehen wollten und hörte ihre Klageschreie. Er wusste, dass er all das und noch schlimmeres verdient hatte.

*Armer, kleiner Ritter. Warum quälst du dich so?* Die Stimme erschien urplötzlich in seinen Gedanken.

*Wer bist du?*, verlangte er zu wissen.

*Was ist es wonach es dich verlangt?* Zuerst wollte Dorren die Stimme dazu bringen seine Frage zu beantworten. Doch etwas hielt ihn davon ab ausfallend zu werden. Vielleicht war es die gleißende Präsenz reiner Magie die seine sämtlichen Instinkte alarmierte.

*Ich will frei sein. Ich will nicht mehr von meiner Vergangenheit verfolgt werden.* Selbst jetzt spürte er die Last seiner Sünden und es quälte ihn zu wissen, dass er niemals würde Wiedergutmachung leisten können.

*Ist es wirklich das, was du willst?*

*Was meinst du damit?*

*Geh zu den Skeatern. Du wirst erkennen, woran du wirklich suchst.*

*Hey, warte.*, rief Dorren als er spürte, dass die Präsenz sich entfernte, doch da war sie schon verschwunden.

Er blieb noch ein paar Tage in der Stadt, ehe er sich entschloss, sich auf die Suche nach diesen Skeatern zu machen. Es dauerte eine Weile und oft folgte er bloß der Ahnung einer Spur, doch schließlich fand er einen alten Mann, der ihm mehr über diese mysteriöse Gruppe erzählen konnte. Je mehr er erfuhr, desto mehr hielt er sie für hoffnungslose Idealisten. Schwache Träumer, die niemals irgendetwas würden bewegen können. Und gleichzeitig war es faszinierend. Faszinierend, woher sie diese Kraft nahmen.

Um sein Gewissen zu erleichtern und um seine Sünden zu vergessen, beschloss er mit ihnen zu kämpfen. Und dann kam der Tag, auf den jeder in seiner Umgebung gewartet hatte. Sie vernahmen den Ruf des Lord Shaire.

Dorren empfand dabei nicht wirklich etwas. Er würde diesem Lord dienen und er würde dabei eine Maske tragen, so wie er es schon immer getan hatte.

Aber dann erkannte er den Jungen, der vor ihm stand. Derselbe Junge, den er in seinen Träumen gesehen, den er immer für unerreichbar gehalten hatte. Doch jetzt stand er direkt vor ihm und streckte ihm seine Hand entgegen.

Obwohl er es nicht verdient hatte, konnte er jetzt dem Licht nahe sein, dass ihn aus der Dunkelheit geholt hatte. Der Dunkelheit, die ihn sein ganzes Leben lang begleitet hatte und auch jetzt noch ihre Krallen nach ihm ausstreckte. Allerdings, je länger er ihm folgte und ihn beobachtete, desto klarer wurde ihm, dass sie absolute Gegensätze waren. Und er bemerkte noch etwas. Er wollte unter keinen Umständen das Vertrauen dieses Jungen verlieren. Er wollte nicht, dass Harry ihn mit dem gleichen Blick an sah, der ihm jeden Morgen im Spiegel begegnete. Die Art, wie er sich um seine Leute kümmerte - nicht nur während der Kämpfe, sondern auch in alltäglichen Belangen - und seine bedingungslose Freundlichkeit, ließen Dorren ganz ehrfürchtig werden. Harry achtete und liebte das Leben während Dorren gefoltert und gemordet hatte, ohne irgendetwas dabei zu empfinden. Er hingegen hatte Leben genommen, ohne Freude daran zu empfinden oder um irgendwelche Ziele zu erreichen - die grausamste und sinnloseste Art zu töten. Das war nichts, was verzeihlich wäre, auch wenn Dorren sich nichts sehnlicher wünschte als das. Und auch wenn es egoistisch war, so wollte er doch nicht, dass dieser ganz besondere Mensch ihn verachtete. Doch dafür war es unabdingbar, dass seine Vergangenheit niemals offenbart würde. Allerdings ging auch dieser bittersüße Traum irgendwann zu Ende. Also ging er lieber, bevor der Scheinfrieden, an den er sich geklammert hatte, vor seinen Augen in sich zusammenbrach. Einer wie er durfte dem Licht wohl wirklich nicht zu nahe kommen, sonst würde er sich verbrennen.

Letzten Endes war er doch dazu bestimmt allein zu sein.

Halb fürchtete Hedwig, dass Harry sich wieder in seinem Zimmer einschliessen würde. Und als sie an die Tür klopfte und niemand antwortete, glaubte sie sich schon in ihrer Annahme bestätigt. Doch als sie die Klinke runterdrückte und sich die Tür ganz leicht öffnen ließ, stutzte sie. Sich auf alles vorbereitend betrat sie den Raum.

Die Vorhänge waren bis auf einen kleinen Spalt zugezogen, sodass das ganze Zimmer in ein schummriges Halblicht getaucht war. Durch das einfallende Licht scharf abgegrenzt saß Harry auf der Bank vor dem Fenster und schaute nach draußen.

„Ich versuche gerade herauszufinden, was ich als nächstes tun soll aber ich weiß einfach nicht weiter.“

„Es wird irgendwie weitergehen Harry. Das ist nicht das Ende. Noch lange nicht. Es steht zu viel auf dem Spiel. Das hast du doch selbst gesagt. Komm schon du musst einfach … nach vorn schauen.“

„Nach vorn schauen? Hedwig, hörst du dir eigentlich selber zu?! Ich kann doch nicht einfach weiter machen als wenn nichts passiert wäre. Das kann ich einfach nicht. Ich weiß nicht was ich machen soll. Am liebsten würde ich einfach verschwinden. Wieso bin ausgerechnet ich hier? Wem mach ich etwas vor, ich bin niemandem nütze.“ Seine Stimme wurde immer mutloser und sein Kopf sackte gegen die kühle Fensterscheibe. Kraft und Entschlossenheit schienen ihn verlassen zu haben. All das Selbstvertrauen, dass sich bisher aufgebaut hatte, war mit einem Schlag wieder verschwunden. Er wirkte erschöpft und irgendwie … klein. Nach allem was er erlebt hatte brauchte es nicht viel, damit er sich wieder in sich zurückzog. Verletzlich wurde. Harry war ein Mensch der ganzen Gefühle. Wenn er liebte, dann mit Feuer, wenn er vertraute, dann aus vollem Herzen und wenn er betrogen wurde, dann erschütterte ihn das bis in seine Seele.

Trauer und Zorn wallten in Hedwig auf. Sie hatte sich doch geschworen Harry zu beschützen und jetzt war er schon wieder in so einem Zustand. Wie hatte sie das nur zulassen können? Wann hatte sie diesen großen Fehler gemacht?

„Harry. Harry sieh mich an.“ Als er ihren Worten nicht Folge leistete, legte sie ihm die Finger unters Kinn und drehte sein Gesicht mit sanfte Gewalt in ihre Richtung.

„Du weißt, dass für mich immer nur du gezählt hast. Ich würde alles tun, damit es dir besser geht und jedes Verbrechen begehen um dich zu beschützen. Alle anderen sind mir egal, nur du bist wichtig. Doch ich kann dir nicht gegen dich selbst helfen. Wenn es deine eigene Gedanken und Gefühle sind die dich zerstören, gibt es nichts was ich tun kann. Aber ich kann dich nicht verlieren Harry. Verstehst du mich?! Das kann ich einfach nicht. Nicht nach allem was wir - was du - überstanden hast, was wir erreicht haben. Also tu was auch immer du tun musst und steh. wieder. auf.“ Bei den letzten Worte stellte sie sicher, dass Harry sie direkt anschaute, ihr geradewegs in die Augen blickte, um sicher zu gehen, dass er sie auch wirklich verstand. Danach beugte Hedwig sich ein Stück nach vorn und küsste ihn auf die Stirn. Als sie sich wieder von ihm löste, schimmerten ihre Augen leicht, während Harrys Blick in ihrem Gesicht nach Antworten zu suchen schien.

„Versprich mir, dass du wieder zu mir zurück kommst.“, flüsterte sie leise, dann erhob sie sich wieder und verließ das Zimmer. Denn so sehr es sie auch schmerzte, diesen Kampf musste Harry alleine führen. Wenn er nicht endlich lernte für sich selbst zu leben, zu kämpfen, würde er früher oder später daran zerbrechen.
 

Unruhig ging Harry in dem Gang auf und ab. Als sich endlich die schlichte Tür aus Weißholz öffnete, zeichnete sich Erleichterung auf seinem Gesicht ab.

„Lady Astrea.“, rief er aus und lief auf sie zu. Zum Teufel mit der Etikette.

„Harry, was für eine Freude. Was führt dich denn zu mir? Wie höre hast du im Moment eine ganze Menge um die Ohren.“

„Ich brauche deine Hilfe, Lady Astrea. Ich wusste nicht wo ich sonst hin sollte. Niemand sonst kann mir jetzt irgendeine Antwort geben.“

„Eine Antwort wird dir auch niemand geben können.“, meinte Lady Astrea ruhig wie immer.

„Aber ich …“

„Komm, begleite mich doch bitte auf einen kleinen Spaziergang in den Garten.“, unterbrach sie ihn. Harry war zu verblüfft um irgendetwas zu erwidern, also nahm er einfach nur den dargebotenen Arm und führte die Hohepriesterin den Gang entlang. Eigentlich wahr er hergekommen um Lady Astreas Rat einzuholen und jetzt unternahmen sie einen gemütlichen Spaziergang? Allerdings war sie schon immer eine eher undurchsichtige Frau gewesen.

Der Sturm in Harrys Gedanken bereitete ihm Kopfschmerzen. Angst, Enttäuschung, Frust und Wut, Vertrauen, Betrug und Trauer und Hoffnung wechselten sich so schnell ab, dass er sich wie auf einer Achterbahn fühlte. Nur das diese Fahrt nicht nach ein paar Minuten vorbei war.

Sie betraten den Garten und während ihm warme Sonnenstrahlen aufs Gesicht fielen, versank Harry immer tiefer in Selbstzweifeln. Der Gedanke an alles was passiert war, was noch passieren würde, schnürte ihm buchstäblich die Kehle zu. Alles was er tief in sich vergraben hatte, kam wieder zum Vorschein. Alte Wunden rissen wieder auf.

Freak

Missgeburt

unnütze Platzverschwendung

bedeutungslos

unerwünscht

Die Stimmen der Vergangenheit hallten in seinem Kopf wieder. Vielleicht hatten sie doch recht gehabt. Er machte alles nur schlimmer. Brachte Unglück über die in seiner Nähe. Er hatte zwar beschlossen den Menschen zu helfen. Doch wer war er so etwas zu sagen. Schwach. Ein Nichts. Völlig hilf- und kraftlos. Die Wahrheit war … er konnte niemandem retten.

Ein plötzlicher sanfter Druck auf seiner Hand holte ihn aus seinen dunklen Gedanke und sein Blick schoss nach oben.

„An so einem schönen Ort, solltest du nicht so trübsinnig sein Harry.“, meinte Lady Astrea und, wie schon die ganze Zeit, führte sie ihn den Weg entlang bis zum Brunnen. Sie ließ sich am Rand nieder und klopfte einladend auf den Stein neben sich. Zögernd setzte er sich neben sie. Er wusste nicht was es war. Ob dieser Ort oder Lady Astreas beruhigende Gegenwart, doch plötzlich sprudelte alles aus ihm heraus.

„Im Moment weiß ich einfach nicht was ich tun soll. Nach welchen Regeln soll ich mich verhalten. Welche Rolle spielen? Den Held? Den Richter? Den Freund oder den Anführer? Bin ich ‚Der Junge der lebt‘ oder der Lord Shaire? Was erwarten die Leute von mir? Was ist der richtige Weg und wie kann ich alles wieder grade biegen? Es sind so viele Stimmen in meinem Kopf. Jeder hat andere Erwartungen an mich. Ich soll einen Krieg gewinnen aber weiß nicht wie ich einen einzigen Mann retten soll. Oder soll ich ihn gar nicht retten? Ist es das, was ein Lord tun sollte? Ein Zeichen setzten?“

„Wie immer machst du dir viel zu viele Gedanken.“, schallt Lady Astrea und brachte ihn damit effektiv zum schweigen.

„Wie meinst du das?“

„Ach Harry, ist es denn wirklich noch wichtig, was andere wollen? Bist du es denn nicht leid dich immer nach anderen zu richten? Nur die Wege zu gehen, die sie sich vorstellen können? Aus diesem Grund hast du doch die Rolle als Lord Shaire angenommen. Um endlich selbst über dein Leben entscheiden zu können. Sei doch einfach mal egoistisch und tu das was du willst.“

Normalerweise war das nichts, dass man sagen sollte, doch in diesem Fall war es vielleicht sogar der einzige Rat, den sie ihm geben konnte.

„Aber wie könnte ich das? Bei allem was von meinen Entscheidungen abhängt.“

„Ach Schnickschnack. Es ist doch viel schlimmer jemanden zu spielen, der man überhaupt nicht ist. Dafür ist das Leben viel zu kurz. Am Ende muss man sich nur vor sich selbst rechtfertigen. Es gibt nur eine Frage, die du dir stellen musst. Welche Entscheidung würdest du mehr bedauern?“

„I-ich …“, setzte Harry an, brach aber ab, da er nicht wirklich wusste, was er sagen sollte. Doch Lady Astrea schien ihm das nicht übel zu nehmen, stattdessen lächelte sie ihn sanft an.

„Nun, eigentlich sollte ich dir nicht helfen. Aber angesichts der Umstände denke ich, dass ein kleiner Stups in die richtige Richtung in Ordnung ist.“ Sie zwinkerte ihm verschwörerisch zu und stand auf. Als sie wieder zurück in die Tempel ging, folgte Harry ihr.

„Wie du weißt sind die Skeater alt, sogar sehr alt, und mit dem Alter kommen auch viele Geheimnisse. Manche sind wohl bekannt, andere verloren und wieder andere wurden im geheimen sorgfältig von einer Generation zur nächsten weitergegeben. Eines davon ist, dass der Lord Shaire und die Hohe Priesterin von Avalon immer in engem Kontakt standen. Der Legende nach soll, wie so oft, eine Liebesbeziehung zwischen Morgan La Fay und dem 1. Lord Shaire am Anfang gestanden haben. Ein Teil der Erinnerung wird immer weiter gegeben.“ Sie warf ihm einen kurzen, fast schon schelmischen Blick zu. „Du erinnerst mich ein wenig an ihn.“

„Der 1. Lord Shaire. Ich habe jetzt schon ein paar mal von ihm gehört, in dem Buch stand etwas und auch Luzifer hat ihn mal erwähnt. Aber nie etwas genaues. Kannst du mir sagen wer er war?“

„Salazar Slytherin.“ Wie zur Salzsäule erstarrt blieb Harry stehen.

„Wie? Aber das ist…“

„Oh bitte, glaubst du etwa wirklich deine Fähigkeit mit Schlangen zu sprechen wurde durch einen simplen Zauber übertragen? Solche eine Macht kann doch nicht einfach weitergegeben werden wie ein unliebsames Weihnachtsgeschenk. Es ist eine Gabe, von Salazar persönlich, an seine Nachfahren.“

„Und … Voldemort?“, fragte Harry und hätte die Worte am liebsten im gleichen Atemzug schon wieder zurück genommen. Er war sich nicht sicher ob er die Antwort wirklich hören wollte.

„Tom. Tom ist eine tragische Geschichte. Eine großartige, verlorene Chance. Er hätte ebenfalls ein Lord Shaire werden können doch leider ist es anders gekommen. Aber genug von diesen traurigen Gedanken, wir sind da.“ Damit blieb sie vor einer großen Tür stehen. Harry war so versunken gewesen, dass er gar nicht bemerkt hatte wohin sie gelaufen waren und blickte sich jetzt zum ersten mal aufmerksam um.

Sie schienen in einer Art Kerker zu sein. Die Luft war kalt und roch modrig, kein Ort, den er bisher auf Avalon gesehen hatte. Plötzliche Schritte auf dem Gang ließen ihn aufhorchen und er drehte sich um. Eileen lief den Gang entlang, eine verzierte Holzkiste vor sich her tragend. Hinter ihr liefen vier weitere Priesterinnen mit verschleierten Gesichtern.

„Gut, da jetzt alles vorbereitet ist können wir ja anfangen.“, meinte Lady Astrea und betrat den Raum hinter der Tür.

Es schien fast so etwas wie eine Art Gruft zu sein. Mit glatt gehauenen Wänden und Säulen, die die Decke trugen. In der Mitte befand sich ein marmorner Altar um dessen Rand sich verschlungene Symbole rankten. Seine Aufmerksamkeit wurde abgelenkt, als Lady plötzlich in einen geschäftlichen Tonfall verfiel.

„Eileen bereite es bitte vor. Harry, du legst dich hin und ihr anderen stellt euch auf.“ Ihr Ton duldete keinen Widerspruch also fügte Harry sich, auch wenn ihm mindestens ein dutzend Fragen unter den Nägeln brannte. Die vier verhüllten Priesterinnen stellten sich um den Altar herum auf. Trotz der Kleidung fühlte er die Kälte des Steins und sein Herz schlug immer schneller. Er war aufgeregt und wusste noch nicht einmal wieso.

Plötzlich griffen sich die Priesterinnen über seinen Körper hinweg an den Händen und begannen eine Zauberformel zu rezitieren, von der Harry noch nie gehört hatte. Harry drehte den Kopf zur Seite und beobachtete wie Lady Astrea sich, ihm den Rücken zugewandt, an etwas zu schaffen machte.

„Du vertraust mir doch, oder Harry.“, fragte sie mit völlig neutraler Stimme.

„Sicher aber was …“, antwortete er wahrheitsgemäß.

„Gut.“ Mit einer geschmeidigen Bewegung drehte sie sich herum, glänzendes Metall blitzte auf und fuhr ruckartig auf ihn hernieder. Instinktiv wollte Harry sich zur Seite rollen, merkte aber, dass er keinen Muskel rühren konnte. Noch bevor die Angst überhand nehmen konnte spürte er einen gleißenden Schmerz in der Brust und dann nur noch Schwärze.

Luft ausstoßend von der sie nicht mal wusste wann sie sie angehalten hatte, ließ Lady Astrea den Dolch los und trat einen Schritt zurück. Und während die Priesterinnen den Zauberspruch vollendeten und sich eine goldene Kuppel über Harry bildete, versuchte sie ihren Puls zu beruhigen. Doch das war bei dem Bild vor ihr gar nicht so leicht. Harry mit einem Messer im Herzen, das sie selbst hineingetrieben hatte.

„Sind Sie sich wirklich sicher, dass das das richtige ist Lady Astrea?“, fragte Eileen und betrachtete den reglosen Körper voller Sorge.

„Sicher? Nein. Aber ich denke, dass das das einzige ist, was ich jetzt tun kann. Du hast gesehen wie er war, als er hier ankam und du hast gesehen wie er sich entwickelt hat. Doch egal wie sehr er nach außen hin gewachsen sein mag, wenn die Wunden tief in seinem Inneren nicht anfangen zu heilen wird er niemals weiterkommen.“ Sie trat näher an den Altar und legte ihre Hand auf die schützende Hülle, direkt über seiner Stirn.

„Auf der Welt gibt es so vieles, sowohl gutes als auch schlechtes, doch er hat Angst sich zu sehr zu öffnen. Ich hoffe das er die Stärke findet seine Schatten zu überwinden.“

„Nein, ihr könnt den Lord jetzt nicht sprechen. Habt einfach etwas Geduld. Es kommt bald alles wieder in Ordnung, ich verspreche es.“ Mit einem erleichterten Seufzer schloss Hedwig die Eingangstore hinter sich und schloss damit effektiv die besorgten Dorfbewohner aus. Sie waren verwirrt und unsicher. Einerseits, wegen Dorrens Verrat, andererseits, weil sich ihr Lord Shaire seit Tagen nicht mehr hatte sehen lassen. Das führte zu Angst und Panik und außerdem Sorge um ihren geliebten Anführer. Doch wenn Hedwig ehrlich zu sich selber war, dann war sie genauso besorgt. Vielleicht konnte sie sich auch deshalb im Moment nicht mit den Sorgen anderer beschäftigen. Als sie Harry das letzte mal gesehen hatte war er ziemlich fertig gewesen. Schon wieder hatten ihn die alten Selbstzweifel zerfressen und er war mit der Situation überfordert gewesen, dass einer seiner treuesten Kameraden ihn verlassen hatte. Immer wieder ging Hedwig in Gedanken ihr letzten Gespräch durch und überlegte was sie hätte anders machen sollen. Was hätte sie sagen können um ihm zu helfen?

Sich mit Gewalt von den trüben Gedanke losreißend, strafte sie die Schultern und machte sich auf den Weg zum kleinen Salon. Sie musste sich mit den anderen beraten was sie als nächstes tun sollten. Während Harry weg war mussten sie versuchen die Aufregung unter Kontrolle zu bringen.

Doch plötzlich zog sich ihr Herz zusammen und sie taumelte unkontrolliert gegen die nächste Wand. Mit einer Hand fasste sie sich an die Brust und der Gang begann sich vor ihren Augen zu drehen, trotzdem schob sie sich weiter. Sie versuchte zu den anderen zu kommen. Doch sie wusste schon im voraus, dass sie das nicht schaffen würde. Und tatsächlich. Die Schmerzen in ihrer Brust wuchsen weiter an. Das atmen fiel ihr inzwischen schwer und ihr Blickfeld verschwamm immer mehr. Das letzte das sie sah waren Draco und Blaise, die mit erschrockenen Minen auf sie zu liefen, bevor sie zusammenbrach.

Sie wusste nicht wieviel Zeit vergangen war, doch das erste was sie sah waren die besorgten Gesichter ihrer Freunde. Und als ihr die Erinnerungen an ihren Zusammenbruch wieder ins Bewusstsein kamen, schoss sie sofort hoch.

„Ich muss zu Harry!“

Schon kurz danach lief sie zusammen mit Marie, auch wenn die immer noch sauer auf Harry war, Draco und Blaise die Flure des Heiligtums auf Avalon entlang. Ohne auf ihre Umgebung zu achten rannte Hedwig immer weiter und ließ sich von Harrys Magie zu ihm führen. Der Knoten in ihrer Brust wurde immer enger, was sie dazu veranlasste ihr Tempo noch einmal zu steigern. Die anderen mussten sich anstrengen mit ihr Schritt zu halten und keuchten schwer als sie schließlich irgendwo in den Unterirdischen Kerkern vor einer Tür anhielten. Doch anstatt sie gleich zu öffnen und hinein zu stürmen, zögerte Hedwig. Sie sah auf ihre Hand und bemerkte, dass sie zitterte. Ruckartig ballte sie sie zur Faust und öffnet die Tür. Allerdings war sie noch keinen Schritt hineingegangen, als sie schon wieder stehen blieb. Die Bewegung war so abrupt, dass Blaise, der direkt hinter ihr war, in sie hineinlief. Er wollte gerade den Mund aufmachen um zu fragen was los war, als sie auf dem Absatz kehrt machte und davon stürmte.

Es dauerte nicht lange bis sie Lady Astrea gefunden hatte und es war ihr egal wer auf ihrem Weg zur Seite springen musste um nicht umgerannt zu werden.

Oh, zu sagen das sie sauer war wäre eine Untertreibung. Als würde man eine Brise mit einem Hurrikan vergleichen. Sie war stocksauer und enttäuscht. In ihren Augen stand pure Mordlust geschrieben. Trauer und Verzweiflung sorgten nur dafür, dass ihr Zorn noch weiter angefacht wurde. Als sie Lady Astrea zwischen einigen anderen Priesterinnen entdeckte, beschleunigte ihr Tempo noch einmal. Sie stieß die Umstehenden zur Seite und packte die Hohepriester am Kragen.

„Wieso?“ Ihre Stimme zitterte und sie musste sich stark zusammenreißen um überhaupt ein Wort herauszubekommen. „Wieso hast du das getan?“

„Hedwig, beruhig dich bitte und lass es mich erklären.“

„Was erklären? Das du Harry getötet hast! Er hat dir vertraut und du…!“

„Hör mir doch zu.“, bat Astrea erneut. Doch sie ahnte schon, dass Hedwig ihr nicht zuhören würde. Sie war zu sehr in ihrer Wut und Trauer gefangen.

„Oh, nein. Du wirst dafür bezahlen! Hast du überhaupt eine Ahnung was du damit allen angetan hast? Wie konntest du das tun!?“

„Sei still.“, befahl Astrea schließlich und die Magie in ihrer Stimme fror Hedwig auf der Stelle ein. Sie konnte keinen einzigen Muskel mehr bewegen.

„Harry ist hier her gekommen weil er einen Rat brauchte und das war das einzige, dass ich für ihn tun konnte. Ich habe ihn mit dem Dolche auf eine Reise geschickt. Er wird den Gründer der Skeater treffen und sich vor ihm behaupten müssen. Vielleicht kann er dann endlich wirklich seine Vergangenheit hinter sich lassen.“

„Und was wenn Harry zu lange braucht? Bei Merlin, du hast ihm ein Messer in die Brust gerammt.“, brauste Hedwig wieder auf. Dachte gar nicht daran sich von irgendwelchen Ausreden einlullen zu lassen. Was Astrea getan hatte war unverzeihlich.

„Wenn das Ritual zu lange bestehen bleibt, wird seine Seele verschwinden. Dann ist er für immer verloren.“

„Und trotzdem hast du es getan! Sind dir eure Chorgesänge jetzt endgültig zu Kopf gestiegen? Oh, am liebsten würde ich …“

„Glaubst du wirklich, ich wüsste nicht was das für Konsequenzen mit sich bringen kann? Das ich das gerne tun würde? So viele Jahre voller Schmerz und Vernachlässigung hinterlassen ihre Spuren. Damit er das alles endlich überwinden kann, musste etwas passieren und das schnell. Seine Vergangenheit war dabei ihn zu Grunde zu richten. Ein paar nette Worte haben da nicht mehr gereicht. Es war die einzige Möglichkeit damit die Schatten seiner Erinnerungen nicht länger seine Zukunft bestimmen und er zu dem Herrscher werden kann, den wir alle so dringend brauchen.“

„Für das größere Wohl also?.“, meinte Hedwig. Plötzlich schien ihrer Stimme jede Kraft zu fehlen. Nur Bitternis und Enttäuschung waren darin zu hören. Erst jetzt ließ sie von Astrea ab und trat einen Schritt zurück.

„Du bist kein Stück besser als die beiden Wahnsinnigen gegen die wir kämpfen.“

„Wenn du das denken willst kann ich dich nicht davon abhalten. Es ist keine leichte Aufgabe, die die Hohepriesterin hat, noch ist es eine dankbare.“

„Fein, ich lasse ihn hier. Weil es im Moment mehr schaden als helfen würde ihn fortzubringen. Aber mein Vertrauen hast du verloren, Lady Astrea.“ Damit drehte sie sich um und verschwand aus ihrem Blickfeld.

Lady Astreas Schultern sackten erschöpft nach hinten gegen eine Mauer und sie senkte ihren Blick. Sie hatte geahnt - nein, gewusst - , dass es so kommen würde, dass Hedwig ihren Anführer bis zum äußerten verteidigte. Trotzdem tat es weh sie gehen zu sehen. Astrea hatte das Mädchen lieb gewonnen. Ihre Entschlossenheit und Stärke waren beeindruckend, genauso wie ihre unverbrüchliche Zuneigung zu Harry. Sie sagte immer frei was sie dachte und es war eine Erleichterung mit ihr zu reden. Der Posten der Hohepriesterin war einsam und es waren nur wenige Menschen, die ganz natürlich mit ihr umgingen. Die Freundschaft der Menschen, die ihr so viel bedeuteten, opfern zu müssen war das schwerste, dass sie jemals getan hatte. Doch wenn das das Opfer war um diesen Wahnsinn zu beenden, dann würde sie es tun. Sie hatte Vertrauen in Harry. Er würde das Ritual überleben. Er würde zurückkommen und er würde stärker sein. Was danach kam, hing ganz allein von ihm ab.
 

Als Harry die Augen aufschlug war das erste das er sah ein strahlend blauer Himmel. Ein paar Sekunden lang war sein Kopf wie leer gefegt und es dauerte ein paar Augenblicke bis er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Als er dazu endlich wieder in der Lage war, setzte er sich auf und versuchte herauszufinden wo er sich befand. Vor ihm erstreckte sich eine große, grasbewachsenen Freifläche. Weiter hinten glitzerte ein dunkler See und rechts davon erhob sich die Silhouette eines gewaltigen Schlosses. Staunend trat er aus dem Schatten des hohen Baumes und sah sich weiter um. Allerdings wurde seine Aufmerksamkeit abgelenkt als vier Pferde aus dem Dickicht zu seiner rechten hervorbrachen. Instinktiv wollt er sich verstecken, doch entweder hatten die vier Reiter ihn nicht bemerkt oder sie ignorierten ihn. Dachte er zumindest. Denn ohne ersichtlichen Grund brachte einer der beiden männlichen Reiter sein Pferd plötzlich zum stehen. Als sie das bemerkten, zügelten auch die anderen ihre Tiere und schauten verwirrt zu ihrem Begleiter.

„Was denn los Sali, Angst, dass du verlieren könntest?“, rief der andere männliche Reiter und sein Pferd tänzelte aufgeputscht hin und her - wollte anscheinend noch weiter galoppieren. Seine Augen blitzten spielerisch auf, während er sein Pferd wieder unter Kontrolle brachte.

„Gegen wen sollte ich denn schon verlieren. Ich dachte bloß ich hätte was gesehen. Reitet ihr schon mal vor, ich komm nach wenn ich nachgesehen hab.“ Nach kurzem zögern trieben die drei ihre Tiere wieder. Der Mann mit den langen blonden Haaren dagegen hielt genau auf Harry zu. Doch gerade als er nach einem guten Platz zum verstecken suchte, erhob der Mann das Wort.

„Ich weiß, dass du da bist. Komm raus, ehe das ganze peinlich wird.“

Natürlich dachte Harry nicht daran sich auch nur einen Millimeter vom Fleck zu bewegen. Als ein paar Sekunden verstrichen waren ohne das sich jemand zeigte, seufzte der Mann und hob die Hand. Mit einem leisen Schnipsen schloss sich eine unsichtbare Kraft um Harrys Körper und drängte ihn nach vorn. Er versuchte zwar dagegen anzukämpfen, doch unerbittlich wurde er immer weiter aus seiner Deckung gedrängt.

„Na also und war das jetzt so schwer?“, mokierte sich der Mann, einen leicht genervten Ausdruck im Gesicht. Seine Züge glätteten sich allerdings gleich wieder und stieg vom Pferd.

„So und jetzt lass dich mal ansehen. Ja doch, damit kann ich arbeiten.“, meinte er, dabei umrundete er Harry und musterte ihn intensiv. Schließlich umfasste er sogar sein Gesicht und schaute ihm tief in die Augen. Jetzt konnte Harry sich auf von seiner Überraschung losreißen. Er schlug die Hände zur Seite, trat ein paar Schritte zurück.

„Was willst du von mir?“, fragte er harsch, die Hände zu Fäusten geballt. Anstatt wegen seinem Ton sauer zu sein, lächelte der Mann vor ihm sogar noch.

„Du hast einen guten Blick Kleiner. Und bevor wir unnötig Zeit vergeuden, beantworte ich lieber gleich die Fragen, die dir sicher als nächstes auf der Zunge liegen. Das Ritual, dass die Hohepriesterin durchgeführt hat, dient der Initiation des Lord Shaire. Normalerweise wird es weit weniger … invasiv durchgeführt allerdings schien in deinem Fall Eile geboten gewesen zu sein. Also hab ich beschlossen dich ein bisschen besser kennenzulernen, bevor wir zur eigentlichen Tat schreiten.“

„Würdest du mir erstmal sagen wer du bist?“, verlangte Harry zu wissen als er seine Sprach wiedergefunden hatte und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ach komm schon, kannst du dir das nicht mittlerweile denken? Streng deine grauen Zellen mal ein bisschen an.“

„Du bist der erste Lord Shaire, Salazar Slytherin, nicht wahr?“, sprach er seine Vermutung aus und das Grinsen auf dem Gesicht seines Gegenübers wurde noch breiter.

„Sehr gut Harry. Komm, lass uns ein bisschen spazieren gehen.“

„Also schön. Hier kriegt man nicht wirklich viel von dem mit was draußen so vor sich geht. Erzähl mal, was stellen die ehrwürdigen Zauberer jetzt schon wieder an? Wieso muss ein junger Bursche wie du eine altertümliche Sekte in den Kampf gegen den Rest der Welt führen?“

Erst zögerte Harry einem praktisch wildfremden seine Lebensgeschichte zu erzählen. Andererseits, was soll's? Ist ja nicht so, dass er es irgendwo rum tratschen könnte. Also fasste er sich ein Herz und erzählte Salazar Slytherin am Ufer des Sees von seinem Leben. Tatsächlich ließ er nichts aus. Er redete und redete. Jeder Gedanke, jeder Zweifel sprudelte aus ihm heraus.

„Oh man, können die Leute denn wirklich nie aus ihren Fehlern lernen? Warum müssen sie immer wieder den selben Scheiß machen? Manchmal frag ich mich warum ich mir den ganzen Stress überhaupt angetan hab.“ Harry konnte sich ein verunglücktes Grinsen nicht verkneifen.

„Irgendwas muss es ja wert gewesen sein.“

„Da hast du wohl recht. Es gibt immer etwas das es wert ist dafür zu kämpfen.“, meinte Salazar und sein Blick schweifte kurz zu den Schlossmauern. „Sei es nun das Schicksal der Welt oder das Leben eines einzelnen kleinen Mädchens.“ Harry blickte ihn überrascht an

„Woher …?“

„Es gibt hier nicht viel zu tun außer dem Treiben der Lebenden zuzuschauen.“ Inzwischen hatten sie sich am Ufer des Sees niedergelassen. Harry stütze die Arme auf seinen Beinen ab und lächelte traurig beim Gedanken an Joanne.

„Aber ist es das wirklich wert? Wenn sich doch eh nichts verändert, wofür dann das Ganze?“

„Glaubst du das wirklich? Glaubst du wirklich, dass sich nichts verändert hat? Alles was du tust beeinflusst die Menschen um dich herum. Vergiss das nie.“, meinte Salazar mit plötzlich ernstem Gesicht. „Du hast schon so viele Leben beeinflusst. Auch wenn es von Außen betrachtet nur wenig sein mag bedeutet es den Menschen in deiner Nähe sehr viel.“

„Das kann ich mir nicht vorstellen. Wie sollte auch jemand wie ich etwas bewegen können. Es ist überheblich anzunehmen ich könnte …“ Doch Harry kam gar nicht dazu seinen Satz zu ende zu sprechen, denn unvermittelt wurde er an eine starke Brust gezogen und warme Arme schlangen sich um ihn.

„Du musst wirklich damit aufhören Harry. Du bist ein großartiger Junge und wirst ein noch besserer Mann werden. Verkauf dich nicht immer unter wert. Was dir angetan wurde war furchtbar, doch du kannst es jetzt eh nicht mehr ändern. Lass nicht zu das es dir deine Zukunft versaut. Du hast jetzt aus eigener Kraft Freunde gefunden die dich lieben. Auch wenn manche von ihnen es auf sehr eigenwillige Weise zeigen. Es gibt bestimmt etwas für das du nach allem noch immer durchhältst. Wofür kämpfst du Harry James Potter? Was ist es, dass dich immer noch durchhalten lässt?“

„Die Menschen die leiden. Ich habe die Möglichkeit ihnen zu helfen. Da kann ich sie doch nicht einfach im Stich lassen.“, platzte er heraus ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken.

„Das hier ist kein Test bei dem du dich mit irgendwelchen Standardantworten durchmogeln kannst.“, tadelte Salazar in scharfem Ton. „Ich frage noch dich einmal. Was ist es, dass dir Kraft verleiht?“

Diesmal zögerte Harry. Nahm sich die Zeit über seine Antwort nachzudenken. Er schloss die Augen und führte sich die Situationen vor Augen, in denen er kurz davor war aufzugeben. Was hatte ihn davon abgehalten sich im Schrank bei den Dursleys oder beim Verrat seiner sogenannten Freunde einfach zusammen zurollen und nie wieder aufzustehen?

„Meine Freunde.“, setzte er dann langsam zu einer erneuten Antwort an. „Die Hoffnung auf ein eigenes Leben. Obwohl, eigentlich war es viel egoistischer. Ich wollte das was die anderen auch hatten. Ich wollte eine Zukunft, damit sehen konnte was es noch so da draußen gibt. Ich wollte meine Freunde nicht verlieren, weil es mir Spaß gemacht hat mit ihnen zusammen zusein. Ich hab nie daran gedacht was sie wollten. Ich wollte mich nicht mehr wertlos fühlen. Darum hab ich versucht etwas zu bewegen und sie einfach mit hineingezogen. Nie wieder wollte ich mich so einsam fühlen und nur deshalb … nur deshalb hab ich …“

„Beruhig dich Harry. Glaubst du nicht, dass es ihnen genauso geht? Keinen von ihnen hast du zu irgendetwas gezwungen. Sie alle folgen dir freiwillig.“

„Aber wieso?“ Seine Stimme klang mehr nach einem Schluchzen und seinen Brust fühlte sich schwer an. „Sie sollten nicht alles riskieren. Nicht wegen einem wie mir.“
 

Eine spannungsgeladene Stille machte sich zwischen ihnen breit, die Harry schnell unangenehm wurde. Gerade als er einfach irgendetwas sagen wollte nur um diese Stille zu durchbrechen, veränderte sich plötzlich etwas in der Luft. Sie begann zu flirren wie an einem heißen Tag und es schien als würde sich alles um sie herum anfangen zu verschieben.

„Harry, ich weiß, dass dich vieles belastet und auch, dass du deine Vergangenheit nicht einfach vergessen kannst. Aber das ist kein Grund sich so zu verkriechen und den Menschen die die mögen Kummer zu bereiten.“, Salazars Stimme klang so hart wie Harry sie bisher noch nicht gehört hatte und er zuckte instinktiv zurück. Doch dann wurde sie wieder weich und auch sein Gesichtsausdruck wurde wärmer. „Ich denke es gibt da etwas, dass du erfahren solltest also pass gut auf.“ Und mit einem gewaltigen Sog wurden Farben und Formen wieder an ihre Plätze gezogen und erschufen ein neues Bild vor ihm. Eine Art Kaminzimmer. Vor dem Fenster war es schon tiefe Nacht und auch sonst regte sich nichts. Auf einem Sofa vor dem Kamin lag Salazar. Man konnte ihn zwar nur schemenhaft im Flackerten Licht des Feuers erkennen, doch Harry war sich absolut sicher das es sich um Salazar handelte. Sein Kopf rollte von einer Seite zur anderen und seine Augen zuckten unter den geschlossenen Lidern.

„Auch ich hatte mit meiner Vergangenheit zu kämpfen. Ich bin in einem abgelegenen Dorf aufgewachsen. Meine Mutter war bei meiner Geburt gestorben aber ich hatte zumindest meinen Vater. Es ging mir gut zumindest solange bis meine Fähigkeit mit Schlangen zu sprechen zum Vorschein kam.“, während Salazar mit belegter und gedämpfter Stimme redete, schreckte der Salazar auf dem Sofa auf und blickte sich hektisch um. Sein Atem ging stoßweise und er war schweißgebadet. Er setzte sich auf, fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und stand schließlich leicht taumelnd auf.

„Zur damaligen Zeit waren die Menschen sehr abergläubig. Die Dorfbewohner fürchteten sich vor mir. Sie machten mich für alle Unglücke verantwortlich, die das Dorf heimsuchten. Meinem Vater war das egal. Er begann mich zu verabscheuen, sagte ich wäre nicht sein Sohn und machte mich für den Tod meiner Mutter verantwortlich. Schließlich reichten ihnen Beschimpfungen und Ausgrenzung nicht mehr aus, vielleicht versuchten sie auch meine angeblich unheiligen Kräfte für sich zu nutzen, ich weiß es nicht. Jedenfalls griffen sie zu anderen Maßnahmen.“ Vor sich konnte Harry beobachten wie Salazar sich seines verschwitzten Hemdes entledigte. Sein Oberkörper war voller Narben und alter Wunden. Tiefe Schnitte, Peitschenhiebe und Brandmale.

„Sie waren nicht gerade zimperlich. Aber natürlich konnte ich ihnen nicht geben was sie wollte da ich ja noch nichts von Magie wusste."Andere Bilder erschienen vor Harry. Ein kleiner Junge saß allein in einem dunklen Raum. Bei den Schluchzern die seinen jungen Körper schüttelten, klirrten leise Ketten. Es brach Harry das Herz. Doch noch schlimmer war das, als die Zeit verging und der Junge älter wurde, die Tränen versiegten. An ihre Stelle trat ein kalter, gleichgültiger Ausdruck, die Augen des Jungen wurden hart.

Salazar sprach weiter und die vorherige Umgebung kehrte zurück und riss Harry aus seiner Starre.

"Als Merlin mich da rausholte schämte ich mich so sehr für meine eigene Schwäche, dass ich niemandem etwas davon erzählte. Ich vertraute niemandem, nicht mal meinen Mitschülern, Godric, Helga und Rowena. Ich schützte mich mit meiner Stärke, war immer wachsam und berechnend. Nie wieder wollte ich mich so hintergehen lassen. Wahrscheinlich wäre ich immer weiter in die Tiefen meiner Dunkelheit abgesunken wenn sie nicht so stur gewesen wären. Ich lernte an sie zu glauben, sie zu respektieren und zu lieben. Trotzdem, mein größtes Geheimnis konnte ich ihnen nie anvertrauen. Ich war der stärkste in der Magie. Die Zeiten waren gefährlich doch ich konnte sie beschützen. Aber genau darum …“, Salazar schienen die richtigen Worte zu fehlen und so schwieg er lieber.

„Konntest du es ihnen nicht sagen. Wenn sie es gewusst hätten. Wenn sie von deiner Angst und den Albträumen gewusst hätten, hätten sie dich für schwach gehalten. Dann hätten sie dich nicht mehr gebraucht und du wärst wieder allein gewesen.“ Harry wusste nicht woher das kam, doch er wusste auch ohne einen Blick in Salazar Gesicht, dass er richtig lag.

„Doch irgendwann kam es natürlich trotzdem heraus.“ In dem Moment betrat Godric das Zimmer. Er hatte einige Pergamente in seiner Hand und wollte offensichtlich etwas mit Salazar besprechen. Doch als er den entblößten Oberkörper des anderen sah, fielen sie raschelnd zu Boden. Sein Blick drückte Unglaube und Entsetzten aus. Salazar wich erschrocken zurück als seinen Freund im Zimmer bemerkte. Ein Ausdruck, der sich überhaupt nicht mit dem Bild, dass die Geschichtsbücher über den Gründer des Schlangenhauses zeichneten, vereinbaren ließ huschte über sein Gesicht. Das schien Godric wieder zu sich zu bringen, denn mit wenigen Schritten war er bei ihm.

„Natürlich lief es ganz anders ab als ich es mir immer ausgemalt hatte. Natürlich hielten sie zu mir und ich konnte sie weiterhin beschützen.“ Harry sah noch wie die beiden Männer sich unterhielten und Godric schließlich Salazar in eine Umarmung zog, bevor das Bild verschwand. Eine tiefe Dankbarkeit zeigte sich in Salazars Augen ehe er die Geste erwiderte.

Harry atmete einmal tief durch um seine Gedanken zu ordnen. Es war wirklich unfassbar was er so eben erfahren hatte. Er hatte eine Seite an diesem mächtigen Zauberer kennengelernt, die wahrscheinlich nur seine engsten Freunde gesehen hatten. Nie hätte er es für möglich gehalten, dass ein Zauberer, der dabei mitgewirkt hatte etwas so gewaltiges wie Hogwards zu errichten, so eine Vergangenheit haben könnte. Es war ein so gravierender Unterschied zu dem was Harry und alle anderen Mitglieder der magischen Welt sich unter ihm vorgestellt hatten.

„Das ist … unfassbar.“, rang Harry nach Worten.

„Es ist Vergangenheit und eine meiner wertvollsten Erinnerungen. Also gut, du hast lang genug herumgetrödelt. Es wird Zeit das du zu uns kommst, Harry.“

Wieder verflüssigte sich alles bis nur noch ein leerer, schwarzer Raum um ihn herum war.

„Wir sind die, die vor dir waren.“

„Die Gesichte der Skeater ist lang und facettenreich.“

„Doch wir alle haben eins gemeinsam.“

„Jede Generation von uns hat die Gesichte aus dem Schatten heraus gelenkt.“

„Wir haben gelogen.“

„Wir haben betrogen.“

„Wir haben getötet und gefoltert.“

„Unsere Geschichte ist voller Blut und Verzweiflung.“

„Tausende Seelen die uns verfluchen.“

Die alten Lord Shaire erschienen. Einer nach dem anderen. Ihre Stimmen hallten wieder in diesem seltsam leeren Ort und Harry konnte es sehen. Die Zeiten in denen diese Anführer gelebt, die Schrecken die sie begangen hatten. All das Blut das vergossen wurde.

„Du bist nun der nächste in der Reihe. Bist du bereit die Schuld und Verantwortung der Vorfahren zu tragen so wie jeder vor dir? Wirst du die Pflichten erfüllen und die Blutschuld tragen um die Macht des Lord Shaire zu erhalten?“

„Endlich eine Chance alles richtig zu machen.“

„Nicht wieder nur allen zur Last fallen.“

„Den Dursleys beweisen, dass du nicht nutzlos bist.“

„Du kannst Dumbledore von seinem Thron stürzen.“

„Und denen die auf dir herumtrampelten zeigen, dass sie unrecht hatten.“

Die um ihn stehenden drängten jetzt auf ihn ein, umkreisten ihn. Ihre Stimmen und Worte vermischten sich untereinander bis er nur noch vereinzelte Fragmente.

„Endlich mal eine Aufgabe richtig erledigen.“

„Eine Sache mal zu Ende zu bringen.“

„Etwas bewirken“

„Die Welt verändern.“

„Deine Pflicht zu erfüllen“

Je näher die Abbilder der alten Lord Shaire kamen, desto mehr Panik stieg in ihm auf. Er hielt sich die Hände über die Ohren. Das konnte er doch alles gar nicht. Er hatte sich ja nicht mal gegen seine Verwandten durchsetzen können. Er würde versagen, wie immer. Ein Nichts bleiben. Die Erwartungen der anderen würde er niemals erfüllen können.

Aber das musste er doch auch gar nicht.

Die Erkenntnis traf ihn völlig unvermittelt und war dabei doch so einfach. Jeder den er seit Avalon kennengelernt hatte, hatte versucht es ihm zu sagen. Es war egal ob er die Erwartungen anderer erfüllte oder nicht. Denn Leute die das von ihm erwarteten konnte ihm gestohlen bleiben. Wer seine Ziele nicht verstehen konnte und nicht hinter ihm stand, den brauchte er auch nicht. Wer an seiner Seite war um seine eigenen Erwartungen erfüllt zusehen, auf dessen Meinung musste er doch nichts geben. Freunde die er brauchte würden zwar manchmal mit ihm streiten aber trotzdem zu ihm halten.

Zum ersten mal würde er Entscheidungen nur für sich treffen. Nicht aus Pflichtgefühl oder Verantwortung, sondern weil er es wollte.

Jetzt endlich verstand er es. Die Freiheit und Verantwortung eines Lord Shaire.

Er war nur sich selbst Rechenschaft schuldig.

Keine Einschränkungen.

Aber auch keinen Sündenbock.

Für alles was von nun an in seinem Leben passierte trug er - und nur er - die Verantwortung. Wenn er eine Entscheidung traf musste er auch damit leben. Kein Sicherungsnetz. Kein zweiter Boden.

„STOP!!“ Er richtete sich wieder auf und schickte eine Energiewelle aus um die Geister der Vergangenheit zurückzudrängen. Einen Wimpernschlag später standen sie wieder auf ihren Plätzen, als wäre nichts gewesen. Doch davon ließ Harry sich nicht irritieren.

„Ich werde alles in meiner Macht stehende tun um diesen Krieg zu beenden. Ich werde das Gleichgewicht zwischen Schwarz und Weiß wahren und über die magische Welt wachen. Aber ich werde nicht das Blut tragen, das ihr auf euch geladen habt. Ich habe damit nichts zu tun und es ist nicht meine Aufgabe euch eure Schuld abzunehmen. Eure Vergangenheit hat nichts mit mir zu tun. Ich werde das tun, was ich für richtig halte.“ Sein Blick fiel auf Salazar „Meine Zukunft bestimme nur ich allein. Ich werde nicht euren Weg nehmen um anderen zu helfen denn damit wäre ich nicht besser als die gegen die ich kämpfe. Und wenn ich die Skeater zerstören muss um endgültig alle tyrannischen Mächte zu beseitigen, dann werde ich auch das tun.“

„Wenn das dein Wunsch ist.“, sprach Salazar schließlich. Scheinbar ungerührt das Harry gerade verkündet hatte, sein Lebenswerk zerstören zu wollen. Die Gesichter der anderen reichten von Geschockt über Fassungslos bis zu Bewunderung.

„Die Skeater gehören dir Lord Shaire. Mach mit ihnen was du willst. Ab sofort kann dir niemand mehr deinen Weg vorschreiben.“ Er hob seine Hand und berührte mit seinen Fingerspitzen Harrys Stirn. Ein warmes glühen erschien an der Stelle und breitete sich durch Harrys gesamten Körper aus.

„Ich übertrage dir hiermit das Erbe der Schatten und den Segen der Magie.“ Er beugte sich vor bis sein Mund neben Harrys Ohr war. „Ich wünsche dir viel Erfolg junger Zauberer.“ Nach einander verschwanden die Geister der Lord Shaire bis nur noch Salazar und Harry übrig waren.

„Du bist ein interessanter Junge Harry Potter und ich bin gespannt darauf was du mir noch alles zeigen wirst. Aber eines solltest du nie wieder vergessen. Es sind unsere Narben, die uns formen, und wie wir mit ihnen umgehen macht uns zu denen die wir sind. Jeder hat seine eigenen, ob versteckt oder offen, aber sie gehören nur jedem allein, verstehst du? Kein anderer hat das Recht über sie zu urteilen und im Verlauf der Geschichte werden sie alle immer mehr verschwimmen. Niemand sich je an die Spuren, die andere auf einem hinterlassen haben, sondern nur an die, die man selbst zurücklässt. An Orten, auf Menschen und in Geschichten. Jede Person prägt die, denen sie begegnet, manche mehr, manche weniger und einige hinterlassen einen so starken Eindruck, dass sie es wert sind sich an sie zu erinnern. Die Vergangenheit kann zwar nicht verändert werden, wohl aber die Art wie man damit umgeht, wie sie einen prägt. Und ob gut oder schlecht, glücklich oder voller Qualen, sie ist es, die uns zu denen macht die wir sind. Jede Erfahrung kann uns stärker machen, es liegt an jedem selbst herauszufinden auf welche Weise.“

„Du bist der seltsamste Kauz den ich je getroffen habe, Salazar Slytherin. Wie hast du das nur alles geschafft? Wieso hast du nicht aufgegeben?“

„Wein mein Lieber. Wein und Gesang. Und ab und an mal ein bisschen Größenwahn. Doch ich hab dich jetzt lang genug beansprucht. Ich denke da wartet jemand um dir eine gehörige Standpauke zu halten.“ Dann verschwand auch Salazar und Harrys Bewusstsein versank im beruhigenden Nichts. Wein und Gesang., dachte er noch und grinste. In der Tat. Beides Dinge, die man nur in Gesellschaft von Freunden wirklich genießen konnte.



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Kommentare zu dieser Fanfic (18)
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Von:  Kaktuskanone
2016-03-08T21:40:16+00:00 08.03.2016 22:40
Wie immer Super chap, Les es grad zum dritten mal ;)
Liebe Grüsse,
Kaktus
Von:  Kaktuskanone
2016-02-17T16:20:54+00:00 17.02.2016 17:20
Ich finde deine Geschichte sehr gut, nur wäre ein Beta Leser möglicherweise, ganz vielleicht eine schlaue Idee 😉. Ich fänds auch cool wenn Hedwig und Harry zusammen kommen würden, einfach weil das Pairing neu wäre und das sie ne Eule is is ja egal, aber lass dir nicht reinreden.
Liebe Grüße,
Kaktus

Von:  Silbermi
2016-01-14T04:08:15+00:00 14.01.2016 05:08
Wow! Ich find die Geschichte echt gut.
Also ich habe deine Fanfic heute gefunden und bin begeistert ^^
Von:  dolce-veleno
2016-01-12T13:39:32+00:00 12.01.2016 14:39
Huhu :)

So ich bin jetzt komplett durch mit deiner Geschichte bis hier hin.
Ich wollte nur nicht zu jeden Kapitelnetwas schreiben.^^

Erstmal finde ich die Idee sehr interessant und es ist sehr t geschrieben.

Doch ich habe eine Sache die ich dir ans Herz legen möchte.
Ich würde dir empfehlen einen Betaleser zu suchen sofern nich schon vorhanden. Denn mir ist immerwieder aufgefallen das mal ein halber Satz fehlt mal einzelne Worte nicht hinhauen oder der satzinhalt keinen Sinn ergibt...
Ein Betaleser könnte dir da gut weiterhelfen..

Ansonsten bin ich sehr erfreut von der Storie und freue mich auch schon wenn es weitergeht du scheinst ja relativ regelmäßig zu posten :)

Lg dolce
Von:  NamYensa
2015-12-18T20:13:14+00:00 18.12.2015 21:13
Huhu, nur mal so ein kleiner Tipp, den Fehler im Titel auszumerzen: Es heißt "Choice", nicht "Choise".
Ist nicht böse gemeint, aber bei einem Titel springt das schon ins Auge.
LG
Von:  alandatorb
2015-08-10T18:51:20+00:00 10.08.2015 20:51
Irgendwie ist dieses Kapitel separat und passt nicht so ganz an das andere. Aber ich lasse mich überraschen was Harry da so geplant hat und was im nächsten Kapitel passiert
LG
Alanda
Von:  yukihima
2015-08-08T03:07:24+00:00 08.08.2015 05:07
ich finde deine ff klasse und hoffe bald mehr davon zu lesen werde auch kommentieren wenn ich weiter lesen kann bis dann
Von:  sesshomaru13
2015-07-28T19:16:13+00:00 28.07.2015 21:16
Super FF!!!!!!!!!!!!!!!!
Schreib unbedingt weiter!!!!!!!!!!!!!!

Von:  alandatorb
2015-05-10T21:37:13+00:00 10.05.2015 23:37
Also ich habe deine Fanfic heute gefunden und begeistert gelesen und konnte gar nicht aufhören (dabei klingelt mein Wecker in knapp 5 Stunden) bis ich auch dieses Kapitel gelesen habe.
Bis auf ein paar Flüchtigkeitsfehler in der Satzstellung ließ sie sich fliesend. Die Geschichte ist faszinierend aufgebaut und man ist sehr schnell gefesselt.
Gerne lasse ich mich von den weitere Wendungen zum weiteren Lesen verführen.
LG
Alanda
Von:  luzia
2015-03-19T21:12:41+00:00 19.03.2015 22:12
Wow! Ich find die Geschichte echt gut. Auch der Charakter von Hedwig ist sehr erfrischend und ich von ein echter fan von ihr geworden. Das mit Luzifer als Beschützer ist auch eine echte Überraschung und das mit dem Papierkram ist einfach nur zu komisch gewesen XD Bin schon gespannt wies weiter geht :)


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