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Verzweiflung

von

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*Verzweiflung*
 

Der Revolver schnellte in seiner Hand zurück, besudelte ihn mit Blut und färbte seine Arme rot.

Er hatte es getan.
 

Ihr Lächeln war so wunderschön, er wünschte, er könnte es einfangen, um es für immer auf ihre Lippen zu legen.

Doch diese Macht hatte er nicht.

Er war zu schwach.

Nie konnte er sie in den Stunden der Leere halten, nie ihren zerbrechlichen Körper in Wärme betten, ihr Nähe schenken.

Sie zerbrach.

Jeden Tag ein neuer Sprung in diesem gläsernen Lächeln.

Jeden Tag eine neue Spur von verlaufenem, schwarzen Mascara auf ihren hellen Wangen, Tränen, die er nicht aufhalten konnte.

Wenn er seine Hände nach ihr ausstreckte, erreichten sie sie nicht.
 

Früher war sie sein Wirbelwind, sein Engel, seine Geliebte.

Sie war sein Leben.

Doch jetzt, jetzt war alles anders.

Die Welt zerstörte sie langsam.

Zermalmte sein Mädchen unter einer Geräuschkulisse von Gelächter und Schuldzuweisung.

Und er konnte nichts dagegen tun, nur hilflos mit ansehen, wie sich seine Liebste jeden Tag aufs Neue in den Abgrund stürzte.

Hätte er gekonnt, er hätte sie vor allem verschlossen, sie in Samt eingehüllt, auf Kissen gelegt und sie nicht mehr den Leben draußen aus zu setzen.

Aber nie ließ sie sich in Ketten legen, nicht einmal für ihr eigenes Wohl.

Immer stand sie wieder auf, nach jedem Sturz, nach jedem Tag unendlichen Leidens.

Er hörte sie sich nachts in den Schlaf weinen und sah, wie sie am nächsten Morgen das zerbrochene Lächeln wieder aufsetzte.

Eine perfekte Kopie ihres früheren Selbst spielte, wie eine leere Marionette, deren Glieder leblos zu Boden hingen.
 

Und er sah das Leben in ihren Augen verblassen, mit jeder Träne nass glänzend zu Boden fallen. Mit jeder Träne den Tod umarmend, voller Sehnsucht und Liebe.

Liebe, die nicht mehr ihm galt.

Sie riss sein Herz entzwei, mit jedem Augenaufschlag, mit jedem Wort, das von ihren Lippen fiel.

Es war eine Drohung, ein Bitten, ein Flehen, lieb säuselnd an sein Ohr getragen. Leise auf ihn hernieder prasselnd, wie eisiger Regen, unnachgiebig und Schmerz bringend.

Denn sie wollte Erlösung.
 

Seine Welt zerbrach, zerbrach in tausend Scherben und fiel klirrend zu Boden.

Der Revolver schnellte in seiner Hand zurück, besudelte ihn mit Blut und färbte seine Arme rot.

Er hatte es getan.

Nun konnte sie schlafen, ohne Angst vor dem nächsten Morgen.
 

©Josephine Grzechnik



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sunny-Yuki
2015-07-28T11:08:29+00:00 28.07.2015 13:08
Das hast du wirklich unglaublich berührend geschrieben. Ich finde es beschreibt auch gut, was Menschen manchmal tun, um ihr Liebstes zu beschützen...


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