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Entführte Ananas zum Geburtstag

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Irgendwie bin ich unzufrieden mit dem Kapi, aber egal wie oft ich es überarbeite, es wird nicht besser.

Hoffe es gefällt euch trotzdem :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Sorry dass es so lange gebraucht hat, aber ich hoffe dass ich die letzten Kapis in den nächsten zwei Wochen noch fertig bekomme und dann ist die Story auch schon wieder aus :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ja, ich lebe noch und ich werde diese Fanfiktion beenden, egal wie lange es noch dauern mag. Komplett anzeigen

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Prolog

Da saß er also nun. Gefesselt mit Seestein und geknebelt mit einem blöden Tuch, welches wohl in Chlorophorm getränkt worden war, in einer viel zu kleinen Kiste. Ja in einer Kiste! Er, der Phönix, er, der Vize der Whitebeardpiraten! Wie konnte es nur soweit kommen?? Wenn er doch wenigstens den leisesten Schimmer einer Ahnung hätte wie er in das blöde Ding gekommen war oder besser noch: Warum er noch immer hier drin festsaß. Wenn das wieder einer von Ace genialen Streichen sein sollte konnte die Feuerfast aber etwas erleben sobald Marco hier raus kam und Thatch gleich mit, sicher ist sicher. Fakt war nämlich, dass er sich, benebelt von dem Nakotisiakum und geschwächt von den Handschellen, nicht allein aus dieser verdammten, stickigen Box befreien konnte.

Das letzte was noch deutlich in seinen Gedanken hing war die Feier vom vergangenen Abend gewesen. Die ganze Crew hatte gefeiert. Grund gab es zwar keinen, zumindest wollte ihm in seiner jetztigen Situation kein Grund einfallen, aber Piraten brauchten ja keinen Grund um sich so richtig die Kante zu geben. Nachdem er Thatch dabei beobachtet hatte wie dieser im Alkoholrausch den Mast angegraben hatte, hatte Marco für sich beschlossen in seine Kajüte zu gehen und dem Land der Träume einen Besuch abzustatten. Genau, das musste es sein!! Er träumte. Einen wirren, viel zu realistischen Alkoholtraum, der mit heftigen Kopfschmerzen und einem missgelaunten Phönix enden würde.
 

Mit den Kopfschmerzen und der schlechten Laune seinerseits sollte er rechtbehalten. Aber was das mit dem Streich oder gar mit dem Enden und Aufwachen anging, nunja da hatte der Blonde sich gehörig getäuscht.

Was wünscht du dir zum Geburtstag

„Sag mal Mathleen was wünscht du dir?“ - „Wie meinst du das Sara?“, antwortete das Mädchen mit den braunen welligen Haaren ihrer Freundin auf dem Heimweg nach der Schule. „Na du wirst doch diesen Samstag Achtzehn. Da brauchen wir,“ Sara deutete auf sich und Hanna, die Dritte im Bunde, „doch ein Geschenk das alles in den Schatten stellt.“ Mathleen blickte ihrer Sandkastenfreundin ins Gesicht und bekam sofort einen Lachanfall bei derem ernsten Blick, das war so untypisch für ihre normalerweise doch recht verrückte Kollegin. Auch Hanna konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, wann sah man Sara schon mal mit einem nachdenklichen Ausdruck im Gesicht, für gewöhnlich handelte sie doch unüberlegt und spontan.

Sara drehte sich beleidigt weg und nuschelte etwas, was sich so ähnlich anhörte wie 'ist doch wahr'.
 

Mathleen zog ihre Winterjacke noch ein Stück zu, da der eiskalte Wind aufgefrischt hatte, setzte sich auf die Bank der Bushaltestelle und zog ein Buch aus ihrem Rucksack. Nachdem Hanna einen kurzen Blick auf das Cover geworfen hatte stürmte sie regelrecht neben ihre Schulfreundin. „Du hast schon den neuen One Piece Manga und sagst mir nichts?!“, fuhr das orangehaarige Mädchen die Sitzende an. Die Worte 'One Piece' ließen auch Sara, die sich etwas abseits der Beiden hingestellt hatte, aufhorchen. „Ace sieht sooooo süß aus.“ schwärmte sie, als sie neben die Lesenden trat und einen Blick über die Schulter ihrer Freundinnen warf. Ja, sie waren alle drei riesen One Piece Fans. „Sara, dass sagst du jedes mal“, warf Mathleen lachend ein und deutete auf ein anderes Bild. Darauf abgebildet war ein junger Mann mit einem offenen Hemd und einem großen Tattoo auf der Brust, der sich gerade neben den Feuerteufel stellte. „Ich finde ja Marco ist der Beste von allen“, sagte Mathleen mit dem Finger auf der Zeichnung von Marco und eine hitzige Diskussion brach unter den drei Freundinnen aus, wer denn nun der Beste und Süßeste Junge aus One Piece sei. Mathleen war für Marco, Sara für Ace und Hanna rief nur immer wieder über die Köpfe ihrer wild gestikulierenden Freundinnen den Namen Law. So ging das noch einige Minuten weiter, bis auch schon der Bus kam, der die Drei nach Hause bringen sollte. Hanna's Eltern hatten ein großes Haus, weshalb sich die drei Mädchen problemlos den ersten Stock teilen konnten. Es hatte zwar lange gedauert alle Eltern, vorallem die von Hanna, zu überzeugen, doch nach einigen Monaten dauer nerven hatten die Mädchen es geschafft. Einzige Bedingung: Sara durfte nie wieder einer der teuren Vasen von Hannas Mutter zu nahe kommen. Zwei Wochen hatte sie um ihre liebste Ming Vase getrauert.
 

Während der dreißig minütigen Busfahrt hatte sich Hanna mit Musik im gepolsterten Sitz des Busses verkrochen, um der nach wie vor angeregten Diskussion ihrer Mitbewohnerinnen zu entgehen. Sie durfte sich das Ganze ja daheim noch lange genug anhören, insofern heute auch noch die Weihnachtsferien begonnen hatten.

Endlich hielt der Bus an ihrer Haltestelle und die Mädchen stiegen gemütlich aus. Sara und

Mathleen hatten mittlerweile aufgehört zu diskutieren, sehr zur Freude der Orangehaarigen. Hanna schlenderte gemütlich auf das Haus zu, als sie auch schon ihr Kater Oskar schnurrend begrüßen kam und baht mit ins warme Innere des Hauses genommen zu werden. Kalte Finger steckten den Schlüssel ins Schloss und mit einem klickendem Geräusch sprang die holzerne Einganstür auf. Die Schülerinnen traten ein.

Es war doch immer wieder zum Augen rausspringen verwunderlich, wie groß dieses Haus war. Von Außen würde man so etwas nie vermuten. Vom Flur aus kam man direkt in die Küche mit dem einladenden Essbereich und zu den Räumen von Hannas Eltern. Diese Räume waren für die Mädchen, gut eigentlich nur für Sara, tabu, zu viele zerbrechliche und wichtige Gegenstände befanden sich dort. Von der Küche aus gesehen erstreckte sich eine lange Glasfront, die einen Blick auf den verschneiten Garten frei gab. Auf der anderen Seite hinter einer großen Tür konnte man das Wohnzimmer und Herzstück des Hauses erahnen. Der erste Stock war das Reich der Mädchen.
 

Nachdem Oskar sein Futter und einige Streicheleinheiten bekommen hatte folgte auch Hanna den anderen die Treppe zum ersten Stock hinauf, um ihr Zimmer noch etwas für die bevorstehenden Feiertage zu schmücken. Als sie oben ankam fehlte von Sara und Mathleen jede Spur. Hanna klopfte an die letzete Tür im Flur, das Reich von Mathleen, und trat nach einem kaum hörbaren 'Herein' ein. Das Zimmer war groß und eher in Brauntönen gehalten. Ganz anders als ihr eigenes Zimmer, welches in einem hellen Orange und Gelbton strahlte. Sie fand ihre Freundin nach kurzem Suchen im schwarz weißen Sitzsack, lesend in ihrem Manga. „Wenn es nicht wirklich wichtig ist, dann geh bitte wieder ich möchte in Ruhe lesen“, sprach diese nun Hanna an. „Jaja, ich wollte doch nur wissen ob du weißt wo Sa....“, weiter kam sie nicht, da die Beiden von einem lauten Geräusch, ganz als wäre einiges herunter gefallen, unterbrochen wurden. „Hab sie schon gefunden“, seuftzte die Größere nur und verließ den Raum wieder, was ihre Freundin gar nicht mehr richtig mitbekam, zu vertieft war sie in ihr Buch.
 

Die Orangehaarige folgte dem Geräusch und stand schließlich vor der Zimmertür der Schwarzhaarigen. 'Wieso wundert mich das eigentlich nicht?', fragte sie sich als sie auch schon ungefragt die Tür öffnete und sich dem Chaos gegenüber sah. Überall lag der Inhalt des Rucksackes und des großen Kleiderschrankes herum und von Sara fehlte noch immer jede Spur. Die hatte sich, wohlwissend was jetzt auf sie warten würde, hinter der Tür versteckt. Hanna schüttelte nur den Kopf, trat ein und verschloss die Tür wieder hinter sich. Sara blickte entdschuldigend in die grünen Augen der Ältesten und ergab sich dann ihrem Schicksal. „Was hast du diesmal wieder gesucht?“, sah es im Zimmer der Siebzehnjährigen doch nur so aus wenn sie etwas fieberhaft gesucht hatte und es einfach nicht finden konnte. „Eine Telefonnummer.“, war die schlichte Antwort von Sara. Hanna zog überrascht eine Augenbraue hoch. „Und von wem? Etwa von dem süßen Jungen aus der Parallelklasse, den du schon so lange anschmachtest?“ stichelte sie. „Nein, doch nicht von dem. Die weiß ich auswendig,“ Sara grinste ihr entgegen. 'Warum war mir das eigentlich klar?' „Sondern die von einem Schamanen.“ beendete die Chaotin ihren Satz. Hanna war ziemlich verblüfft, was man ihr auch deutlich vom Gesicht lesen konnte. „Wofür brauchst du denn einen Schamanen??“, fragte sie deshalb frei heraus und wartete gespannt auf die Antwort ihrer Freundin. Nein neugierig war sie überhaupt nicht. „Na um Mathleen das perfekte Geschenk zu besorgen.“ Mehr sagte Sara nicht sondern zog die jetzt noch mehr verwirrte Hanna aus dem Zimmer. 'Wofür braucht sie da denn einen Schamanen? Will sie Mathleen etwa einen Traumfänger schenken?' schwebten ihre Gedanken in ihrem Kopf herum. „Na los zieh dir deine Schuhe an, sonst kommen wir nicht mehr pünktlich zu dem Termin und dann können wir das Geschenk vergessen.“ maulte Sara und warf Hanna mit einem ihrer Schuhe ab. „Warte ich sag noch Mathleen Bescheid, dass wir weg sind“, sagte Hanna, doch Sara wank ab. „Die ist doch eh mit lesen beschäftigt.“ und damit wurde Hanna aus dem Haus geschoben.

Der Schamane

Nun saß Hanna also schon zum dritten mal an diesem Tag in dem Bus der sie und Sara in die Stadt brachte. Sie hatte noch einige Male versucht aus Sara nähere Informationen heraus zu bekommen, doch außer 'Das wird großartig' oder 'Mathleen wird sowas von vom Hocker fallen, wenn sie die Überraschung sieht' hatte Sara nichts gesagt. Die rutschte nur unruhig in ihrem Sitz herum und schien es gar nicht mehr erwarten zu können bei dem Schamanen anzukommen, um was auch immer zu besorgen. 'Möchte ich wirklich wissen was ihre glohrreiche Idee sein soll? Nein ich glaube nicht.' dachte sich die Orangehaarige als der Bus auch schon anhielt und sie von Sara aus der Tür gezerrt wurde. Wohl war ihr bei dem Ganzen nicht, endeten Sara's Ideen doch meist immer mit Chaos und so manchem Krankenhausaufenthalt für Hanna oder Mathleen.

So wie das eine Mal, als die wandelnde Gefahr für alles was lebt und atmet es für lustig und extremst geistreich empfand ihre Freundinnen im Schwimmbad einfach so vom 5 Meter Turm zu schupsen, da sie keine Lust mehr hatte zu warten. Das Ganze endete mit einer geprellten Rippe für Hanna, einem verstauchten Fuß für Mathleen und einem Tinitus für Sara. Mathleen war nämlich mit ihrem Fuß genau auf Hannas Brust gelandet und diese wiederrum hatte später Sara zusammen geschrien was das den sollte und dass sie hätte draufgehen können, wäre Mäthleen anders auf sie gestürzt. Und das war nur eines von vielen Beispielen, die Sara seit dem sie sich kannten geliefert hatte.
 

Als sie sich umblickte fand sie sich in einer Wohngegend wieder. Sara kramte einen Zettel mit einer leicht verschmierten Adresse aus ihrer Jackentasche und ging zielstrebig auf das erste Haus zu.

Natürlich hatte sie die Adresse falsch gelesen und die Mädchen mussten sich letzendlich durch die Siedlung klingeln, auf der Suche nach einem Tom. Den Nachnamen konnte man leider nicht mehr lesen, was das ganze nur zusätzlich erschwerte. Als wäre es nicht blöd genug sich durch eine ganze Siedlung zu klingeln, nein man hatte auch nur den Vornamen der gesuchten Person. Erstaunlicherweise fanden sie besagten Tom sogar, nach einstündiger Suche in eisiger Kälte, und hinter dem Namen verbarg sich ein etwa Mitte 40-Jähriger etwas ründlicherer Mann mit langen zu Dreadlocks verfilzten Haaren, die von einem rotbraunen Tuch etwas gebändigt wurden und einem kurzen schon etwas ergrauten Bart. Er trug eine verwaschene und viel zu weite Stoffhose in einem komischen grün-braunen Farbton, darüber ein weites dunkelgrünes Shirt und eine ärmellose offene Weste in einem Braunton, der der Farbe von dunklem Kirschholz sehr nahe kam. An seinen Füßen hingen alte, durchgelatschte Sandalen. So oder so ähnlich hatte sich Hanna einen Schamanen immer vorgestellt.
 

Er bat sie freundlich herein und führte sie in sein Wohnzimmer. Während er ihnen eine Tasse Tee zum Aufwärmen kochte hatte Hanna Zeit sich in dem großzügigen Raum genauer umzusehen.

Eine Lampe war auf den ersten und ach auf den zweiten Blick nicht zu entdecken, dafür zig Kerzen und die ein oder andere Lavalampe. In der rechten oberen Ecke des Raumes saß eine auf den ersten Blick ausgestopfte Krähe auf einem Ast, der an der dunkel gestrichenen Wand befestigt war, doch als Tom wieder kam und Casimir, wie er die Krähe später vorstellte, auf seine Schulter flog, war klar das er nicht tot und ausgestopft war. 'Seltsamer Typ' dachte Hanna und verengte die grünen Augen zu Schlitzen. Tom sah ihren Blick und musste Schmunzeln. „Und ihr wollt eurer Freundin also ein Geburtstagsgeschenk der besonderen Art machen?“, fragte er mit einer tiefen und rauchigen Stimme wie sie nur Männer hatten. Bevor Hanna antworten konnte ergriff Sara das Wort. „Ja und mir schwebt da auch schon etwas ganz Spezielles vor.“ meinte die Schwarzhaarige und beugte sich mit einem abnormalen Grinsen zu Tom, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern.

Zuerst blickte er etwas verwundert, doch stahl sich auch auf sein Gesicht schnell ein Grinsen. Als Sara endete und sich auf der kleinen Couch wieder zurück lehnte nickte Tom. „Ich müsste alles was ihr dafür braucht im Haus haben. Die Tränke für die Portale hab' ich schon fertig vorbereitet. Nur die Handschellen konnte ich irgendwie nicht finden.“ 'Tränke? Portale?? Handschellen??? WAS hat Sara nur vor und WIESO muss ich da wieder mitmachen?! Das nimmt kein gutes Ende!! Nimm die Beine in die Hand und lauf so weit weg wie möglich, so lange du noch kannst!! LAUF!!!' schrie eine Stimme in Hannas Kopf und sie bedachte ihre Freundin, die neben ihr auf der braunen Ledercouch saß, mit einem kurzen Blick, a la 'Ich will hier weg'. Sara lachte nur. „Mach dir keine Sorgen. Du wirst schon sehen, Tom weiß was er tut und Mathleen wird uns vor Freude um den Hals fallen.“ „Sie fällt uns eher um den Hals um dich zu erwürgen und mir eine zu scheuern, weil ich dich nicht schon vorher erwürgt habe.“ nuschelte Hanna nur als Tom, der vor einigen Minuten zusammen mit Casimir den Raum verlassen hatte, mit einem Paar silberner Handschellen in der einen und zwei Fläschchen in der anderen Hand wieder kam.
 

„Ich erkläre euch nun wie ihr vorgehen müsst“, setzte er an und Hanna wollte nur noch aufspringen und weg von den zwei Verrückten, die sich mit ihr im selben Raum befanden. Leider wollte ihr Körper irgendwie nicht so ganz wie sie und so blieb sie sitzen. „Das Portal für eure Hinreise werde ich euch öffnen, doch das damit ihr wieder Heim kommt müsst ihr selber öffnen wenn ihr alles erledigt habt.“ Sara nickte bloß eifrig. „Du sagtest Portal. Welches Portal und wo soll uns dieses Ding denn hinbringen?“ fragte die Ältere nun den Schamanen. 'Vielleicht bekommt man aus dem ja mehr raus als aus der Durchgeknallten hier.' Tja Fehlanzeige. „Du hast ihr nichts gesagt?“ richtete Tom seine Worte nun an Sara, die ihm ein heftiges Kopfschütteln zur Antwort gab. „Na dann werd' ich es auch nicht. Wart' einfach ab und lass es auf dich zukommen Mädchen.“ wendete sich der Mann mit dem ungewöhnlichen Haustier wieder von ihr weg und fuhr mit seinen Erklärungen fort. „Um das Portal zu öffnen einfach den Inhalt der Flasche auf den Boden kippen und dann sagen: Portal, Portal, du bist nun hier, öffne dich und werd' zu meiner Tür.“ „Wer hat sich denn den blöden Spruch ausgedacht?“ schoss es sogleich unbedacht aus Hannas Mund. Empört blickte der Schamane, der eindeutig kein Händchen für mystisch klingende Formeln hatte, das junge Mädchen in seinem Wohnzimmer an. „Na ich, aber auch egal. Wenn ihr das gesagt habt springt ihr einfach in das Portal und landet wieder hier im Haus. Ich werd' euch dann mit dem Geschenk helfen. Achja, bevor ich es vergesse“, er zog noch ein Fläschchen, 'wo hat er das denn jetzt her?', gefüllt mit einer dunkel lila farbenen Flüssigkeit aus seinem linken Ärmel hervor, „wenn ihr ihm das verabreicht, wird er für ein paar Stunden schlafen wie ein sattes Baby. Ihr könnt ihn problemlos fesseln und herbringen. Dann habt ihr das schwierigste schon geschafft und sonst kann ich euch ja ab da auch wieder helfen.“ „Ihm? Wer ihm? Könnte mir bitte einer sagen was hier eigentlich gespielt wird?!“, ällmählich wurde der Geduldsfaden von Hanna zum Zerreisen gespannt. „Nö“, war die einstimmige Antwort und der Schamane fuhr, unberührt der Wut der Orangehaarigen, mit den Vorbereitungen fort.
 

Er stand auf um einen komisch aussehenden Kreis auf den Boden zu zeichnen. Sara die in letzter Zeit so verdächtig ruhig war sprang jubelnd und voller Vorfreude auf das Bevorstehende auf und hüpfte durch den ganzen Raum „Es geht endlich loos, es geht endlich looos!! Casimir endlich werde ich ihn sehen und überhaupt alle dort!“ Sie hatte die Krähe bei den Flügeln gepackt und tanzte mit ihm in der Gegend herum und dem schien das sogar noch zu gefallen! 'Ratsch' und Hannas sowieso schon angespannter Geduldsfaden riss. „WAS geht los und WEN siehst du endlich?!“ fragte, nein schrie die Älteste sie mit einem nicht zu überhörenden wütenden Unterton an. Ja sie wollte jetzt endlich wissen was Sache war und nicht nur immer mit Ausreden, von wegen sie solle sich doch mal in Geduld üben das täte ihr sicher gut und dergleichen, auf später abgespeist werden. Sara grinste verschwörersich, 'ohje die grinst schon wieder so wie sie nur grinst wenn es etwas ganz ganz Schlimmes bervorsteht, was man auf Teufel komm raus nicht wissen möchte'.

In der Zwischenzeit hatte Tom seine Vorbereitungen abgeschlossen und unterbrach nun die Unterhaltung der beiden Mädchen, indem er sie zu sich bat. Er drückte Sara die Seesteinhandschellen, wo immer er die jetzt auch gefunden hatte, und den Trank damit ihr Opfer tief und fest schlief in die Hand und Hanna bekam den Trank für ihr Heimreiseportal. Er überlegte noch einmal kurz und gab Hanna dann den Trank für den festen Schlaf und Sara das Reiseportal. Hanna könnte sich ja aus dem Staub machen, wenn sie herausfand wo die Beiden gelandet waren und ihre Freundin zurücklassen. Nicht das Tom Sara dort nicht rausholen konnte, aber er musste ja nicht unnötig seine Zutaten verschwenden.
 

Dann drehte er sich um und murmelte seine wenig mystisch klingende Formel. Der Kreis auf dem Boden began zu leuchten und ein leichter Sog ging von ihm aus. Sara grinste weiterhin nur und Hanna fielen fast die Augen raus. „Krass, einfach nur Krass.“ sagte sie als Tom sie auch schon hinein schupste und Sara ihr, lachend des Gekreisches wegen welches Hannas Kehle entwich, hinterher sprang. „Viel Glück und kommt nicht ohne Marco wieder!“ rief Tom ihnen noch winkend nach. „Hat er gerade Marco gesagt?“ fragte Hanna. Sie ahnte schon so etwas aber man konnte sich ja auch, hoffentlich, täuschen.

„Ja wir schenken Mathleen eine Woche mit ihrem lieblings One Piece Charakter: Marco“ Saras Grinsen machte mittlerweile dem von Ruffy ernsthafte Konkurrenz. „WAS?! Du hast sie ja nicht mehr alle!!“ brüllte Hanna nur bevor sie sich schon einer unendlich weiten Bläue gegenübersahen und auf einen immer größer werdenden Punkt zustürtzten.

Die Suche nach dem Phönix

Hanna schloss langsam ihre Augen. Sie war nie gläubig gewesen, aber in Anbetracht ihres bevorstehenden Todes began sie leise ein Gebet ums Andere zu murmeln. Vielleicht wurden sie ja von Gott, Enel, oder sonst wem erhört. Der Wind spielte mit ihren langen Haaren und unmittelbar neben sich hörte sie Sara belustigt brüllen. „Ey betest du etwa? Ich bitte dich wir werden schon nicht drauf gehen!“ Empört riss Hanna ihre Augen wieder auf. „Achja?! Hast du dich mal umgesehen?! Wir fallen aus mindestens Hundert Metern auf ein verdammtes Schiff zu!! Wie soll man da bitte nicht drauf gehen?!“ Kaum hatte sie ausgesprochen suchten ihre Augen auch schon wieder das besagte Schiff, doch konnte sie es nicht finden. 'So ein Schiff verschwindet doch nicht urplötzlich' Stattdessen erblickte sie nur wenige Zentimeter vor sich braune, gemaserte Planken. Als sie sich schon fragen wollte was das jetzt wieder soll kam sie sanft auf selbigen zum Liegen. „Was? Wie geht das denn?“ stieß sie nach einem kurzen Schockmoment erleichtert die Luft aus. Also half beten wirklich.
 

Sara lachte nur und stand schon neben ihr. „Wenn sich die Dame langsam dazu bequemen könnte sich zu erheben, erklär' ich es dir. Vielleicht.“ Mühsam erhob sich Hanna von den harten Holzbrettern unter ihr und blickte sich erstmal auf dem riesigen Kahn um. Da es hier anscheinend gerade tiefste Nacht war, war es dem entsprechend dunkel. Nirgends an Deck brannte ein Licht und so konnte Hanna nur grob die Umrisse vom Mast erkennen. Sara erklärte ihr indes warum die Beiden so weich gelandet waren. „... ähnlich wie bei Landungen einer Reise von Kuma. Deshalb sind wir so weich gefallen“, endete die Schwarzhaarige gerade mit ihrer Erklärung. „Und du wusstest das natürlich schon“, schaute Hanna ihre Freundin nur entnervt an, da diese sie in Unwissen gelassen hatte. „Nö“, bei dem Grinsen, welches nun Saras Gesicht zierte fiel der Orangehaarigen schlagartig wieder ein dass sie ja wütend gewesen war. „Auch egal“, wank Hanna Saras Antwort ab und gab sich ihrer Wut hin. „So und du willst also Marco entführen und wie stellst du dir das bitte vor? Der Typ ist irrsinnig stark, er ist ja nicht umsonst der Kommandant der ersten Division der Whitebeardpiraten. Außerdem WARUM musste ich mit?!“ Hanna redete so ruhig dass ein richtiger Wutausbruch mit anschließendem Ohrensausen für Sara nicht mehr lange auf sich warten liese. Sara duckte sich schon etwas und wählte die Worte für ihre Antwort so wie immer, unbedacht. „Hast du bei Tom etwa nicht zugehört? Ich erklär dir das jetzt nicht alles nochmal! Und du musst mit weil ich das allein nicht hinbekomm.“ Entgegen allen Erwartungen seuftzte die Achtzehnjährige nur und antwortete grinsend „Stimmt allein bekommst du das nicht hin“, während sie sich umdrehte und einen Schritt auf die Tür die wohl zum Inneren des Schiffes führte zu tun wollte.
 

Doch soweit sollte es nicht kommen. Noch bevor sie überhaupt wirklich vom Fleck kam knutschte das Mädchen schon wieder den Boden. Sie war doch tatsächlich über etwas gestolpert. Bei genauerem betrachten des 'etwas' schob sich eine ihr verdächtig bekannt vorkommende braune Haartolle in ihr Blickfeld. Tatsache! Da lag Thatch, in seinem Arm eine halbleere Sakeflasche und schnarchte friedlich vor sich her. Jetzt konnte sie auch das komische Geräusch, welches sie vorhin gehört hatte, zuordnen. Es war nicht, wie zuerst angenommen, das Rauschen der Wellen, sondern das Geschnarche der Schnapsleichen von Crew, die den Weg zu ihren Kajüten und Betten nicht mehr gefunden hatten. Wenn man sich umsah konnte man auf dem ganzen Deck verteilt schlummernde Gestalten wahrnehmen. Aber kein Umriss wies eine Tropenfrisur auf. Somit kein Phönix an Deck. Er hatte es wohl noch in seine Kajüte geschafft. Hieß im Klartext: Rein ins Innere, sich nicht verlaufen und die Kajüte des Phönix finden ohne jemanden zu wecken.

„War sicher ne geile Feier. Schade dass wir zu spät gekommen sind um mitzufeiern.“ murmelte Sara während sie Thatch mit einem schwarzen Marker das Gesicht voll kritzelte. Den Marker hatte sie einer schlafenden Haruta aus der Hand genommen. Hanna stand abermals auf, bedacht nicht wieder über jemanden zu stolpern oder gar eine der Alkoholleichen zu wecken, und stellte sich neben ihre kniende Freundin. „Du immer und deine kindischen Zeichnungen.“ schüttelte sie nur den Kopf als sie sich das Gekritzel von Sara näher besah. Die Chaotin die sicher nicht mehr alle Schrauben beieinander hatte, hatte dem schlafenden Piraten doch tatsächlich kleine Einhörner auf die Wangen gezeichnet und auf seiner Stirn stand fett geschrieben 'I am a unicorn'.

„Jetzt komm, ich möchte irgendwann auch noch wieder nach Hause und in meinem Bett eine Runde schlafen.“ Mit diesen Worten zog die Stehende ihre künstlerische Freundin auf die Beine und hinter sich her Richtung Tür die vermutlich, hoffentlich, unter Deck und somit ins Innere des Schiffes führte.
 

Nachdem sich die alte Holztür knarzend geöffnet und Hanna sich vergewissert hatte dass niemand aufgewacht war, schritten die beiden Mädchen langsam und bedacht vorsichtig keinen Lärm zu machen den langen dunklen Gang entlang. Wenn der Mond nicht gerade von Wolken verdeckt wurde fiel sein weiches weißes Licht schimmernd durch das Bullauge, welches sich an der Tür die unter Deck führte befand, in den langen Gang. War dies nicht der Fall mussten sich die Freundinnen blind verwärts tasten da es keine Lichtschalter gab und sie leider auch keine Kerze dabei hatten. Oft kam ihnen schon eine Ecke in den Weg oder sie wurden von einer plötzlich auftauchenden Wand gestoppt. „Man wir brauchen unbedingt ne Kerze oder sowas bevor wir noch ne Treppe runter donnern oder so“, motzte Sara herum als sie wieder unfreiwillig mit einer Tür Bekanntschaft schloss. „Darf ich dich erinnern dass das Ganze deine Idee war?“, kam es nur genervt von Hanna die gerade eine riesige Tür öffnete. Dahinter verbarg sich der noch größere Speisesaal. 'Bingo. Wenn die hier keine Kerze und Streichhölzer haben, dann weiß ich auch nicht.' Leise trat sie ein, es konnten sich ja auch ein paar Schnapsleichen hierher verirrt haben, und begann den Raum zu durchsuchen. Bis auf eine kleine Kiste hatte sie noch nichts gefunden. Sie öffnete die Büchse und winkte aufgeregt Sara zu sich. „Ist das nicht?“ „Ja das ist sie!“, fiel Hanna ihrer verblüfften Freundin ins Wort. Mit einem verstohlenen Grinsen schob sie sich die Teufelsfrucht unter ihr T-Shirt. „Was willst du denn damit? Die gehört doch..“ „Jaja, ich weiß die gehört Thatch“, unterbrach Hanna sie abermals, „aber wenn wir die mitnehmen wird Thatch nie getötet und Ace bricht nie auf um Blackbeard zu verfolgen. In weiterer Folge wird er nie..“ „Ahh verstehe!“, ging nun auch Sara ein Licht auf, „also nehmen wir die Finsterfrucht mit und vernichten sie zu Hause.“ Nickend machte sich Hanna wieder auf die Suche nach einer Kerze. Nachdem sie sich den Kopf an dem Regalbrett über ihr gestoßen hatte zog sie zwei Kerzen und einige Streichhölzer hervor. 'Endlich'. Sie entzündeten die Kerzen und machten sich nun mit ein wenig Licht auf die Suche nach der Tür die zu Marcos Kajüte führte.
 

Leichter gesagt als getan. Das Schiff war immer noch enorm groß und natürlich gab es weder einen Lageplan an jeder Ecke noch waren die Türen irgendwie beschriftet oder nummeriert. „Wäre auch zu schön gewesen“, murmelte Hanna als sie wieder eine Tür schloss, die lediglich zu einer Mannschaftskajüte führte. Wenn sie wenigstens den Gang mit den Kommandantenkajüten finden würden, dann wäre Marcos Kajüte auch nicht mehr das Problem. Doch dieses Schiff glich einem Irrgarten. Alles sah gleich aus. Hanna konnte nicht sagen ob sie hier schon einmal gewesen sind oder nicht, doch als sie eine Tür öffnete und plötzlich wieder auf das Deck blickte stöhnte sie entnervt auf. „Das gibt’s doch nicht jetzt bin ich schon wieder hier“ Sara und sie hatten sich getrennt um die Kabine des Phönix schneller zu finden. Vielleicht doch keine so gute Idee. Frustriert schloss Hanna die Tür wieder und drehte sich um.
 

Bei Sara lief es nicht viel besser. Doch war sie auf ihrer Suche auf ein Badezimmer mit einem Schminkkoffer gestoßen den sie gleich mitgenommen hatte. Wer wusste wen sie noch alles traf und was sie, dank des Köfferchens voll von Kosmetik und Schminprodukten, mit ihm anstellen konnte. Zu seinem Pech und ihrem Glück fand sich doch recht schnell ein perfektes Opfer. Als das Mädchen um eine Ecke bog lag dort doch tatsächlich der schlafende Ace im Flur. „Oh armer süßer Ace“, lächelte die Schwarzhaarige als sie sich auch schon zu dem Sommergesprossten hinunter beugte und begann ihm knall roten Lippenstift auf die Lippen zu schmieren.

Als sie fertig war strahlte Ace' Gesicht nur so vor weiblichem Make-up. Falsche Wimpern, Rush, Liedschatten, Maskara und noch einiges mehr. 'Der wird Augen machen wenn er aufwacht. Schade das ich das nicht sehen werde.' Doch durfte Sara den eigentlichen Grund ihres Aufenthaltes auf der Moby Dick nicht vergessen: Marco finden. So erhob sie sich wieder, stieg über den immer noch friedlich schnarchenden Ace hinweg und folgte weiter dem Gang.

Plötzlich stieß sie mit jemandem zusammen. Erschrocken hob die Kleinere ihren Blick und pustete erleichtert die Luft aus, als sie erkannte dass es nur Hanna war. „Und, schon was gefunden?“, fragte diese sogleich. „Nein leider“, von Ace neuem Make-up musste sie Hanna ja nicht unbedingt jetzt erzählen. Also machte man sich wieder zusammen auf den Weg und suchte weiter verzweifelt nach Marco. Bald würde es draußen hell werden und wenn sie Pech hatten die Ersten erwachen. Dann wären sie geliefert.
 

Gerade als die Mädchen es aufgeben und einfach an Ort und Stelle ihr Heimreiseportal öffnen wollten erblickten sie die letzte Tür in diesem Gang. „Die eine noch und wenn das wieder eine Niete ist geben wir auf“, sagte Hanna und hatte ihre Hand schon auf dem Türknauf positioniert. Quietschend ging die Tür auf und gab den Blick auf eine ordentliche und saubere Kajüte frei. Bei Piraten fast schon ein kleines Wunder. Doch was die Mädchen wirklich positiv überraschte war die Person die friedlich in ihrem Bett dem Schlaf nach fröhnte. Denn das war kein geringerer als Marco der Phönix. Die Freundinnen lachten sich an. „Endlich gefunden“, flüsterte Hanna und bekam nur ein Nicken seitens Sara. Die hatte inzwischen schon die Flasche mit dem Schlaftrank und die Handschellen aus, wo auch immer sie die aufbewahrt hatte, gezogen. „Dann frisch ans Werk“, grinste sie und machte sich an dem schlafendem Marco zu schaffen.

Die Überraschung

Leise und bedacht nicht auf ein verräterisch quietschendes Holzbrett zu treten schlich Sara näher zu dem nichtsahnenden Marco, der ruhig in seinem Bett schlief. Während sie das Fläschchen mit dem Schlaftrank aufdrehte ging Hanna zum Schreibtisch und nahm Stift und Papier zur Hand. Verwirrt drehte sich Sara zu ihr um. „Was willst du denn jetzt damit?“, flüsterte sie quer durch den Raum und verschüttete dabei fast die Flüssigkeit in ihrer rechten Hand. Hanna blickte kurz auf und schrieb dann unbeirrt weiter. „Naja eine kleine Nachricht für die Anderen hinterlassen. Die werden sich doch wundern wenn Marco einfach weg ist.“ „Und was willst du schreiben?! 'Haben uns Marco mal kurz ausgeliehen, in einer Woche bekommt ihr ihn wieder. Unterzeichnet H&S'?!“, kommentierte Sara sarkastisch den Einfall ihrer Freundin. „Genau, das ist gut. Danke“, grinste Hanna, schrieb schnell zu ende, faltete den Zettel und legte ihn gut sichtbar auf den hölzernen Schreibtisch.
 

Sara hatte sich währenddessen wieder Marco zugewandt und drehte seinen Kopf gerade leicht nach links um ihm die Flüssigkeit besser einflößen zu können. Das Schlafgesöff von Tom rann die Kehle des Phönix hinunter und Sara grinste siegessicher. Sie warteten kurz, damit der Trank seine Wirkung auch voll entfalten konnte und begannen dann den großen Mann zu fesseln. „Maaaaan, wie viel wiegt der bitte?“, empörte sich Sara als sie Marco mühevoll auf den Rücken drehte und ihm die Hände mit den Seesteinhandschellen hinter selbigem zusammen kettete. „War deine Idee“, wiederholte sich Hanna nun schon zum Fünften mal während sie das Portal vorbereitete. Leise nuschelte sie den, ihrer Meinung nach, mehr als blöden Spruch um das Portal zu aktivieren. „Portal, Portal, du bist nun hier, öffne dich und werd' zu meiner Tür.“ und schon bildete sich am Boden wo sie zuvor das Fläschen mit dem Reiseportal entleert hatte wieder so ein Sog wie der durch den sie hergekommen waren. „Fertig. Schubsen wir unser 'Geschenk' einfach rein.“ Gesagt getan.
 

Zusammen rollten sie Marco aus seinem Bett, was ein unschönes Geräusch gab als er auf den Boden knallte, 'das tat sicher weh.', und Richtung Sog. Gerade als die Mädchen Marco den letzten Schubs geben und selber hinein springen wollten wurde die Tür geöffnet und ein geschminkter und reichlich verschlafener Ace stand in der Selbigen. Verwirrt blinzelte er doch das Bild der zwei Mädchen die einen gefesselten Marco in einen komisch aussehenden Strudel schoben wollte einfach nicht verschwinden. „War wohl doch zu viel Alkohol gestern.“, nuschelte er, drehte sich um und zog beim Verlassen des Zimmers die Tür hinter sich zu.

„Was war das denn gerade?“, fragte Sara reichlich irritiert an Hanna gewandt und bekam nur einen entnervten Blick als Antwort. „Wirklich? Dein Ernst?? Du hast Ace geschminkt? Wo hattest du überhaupt das Zeug dafür her?“, doch Sara grinste nur und schubste den tief und fest schlafenden Marco gänzlich in das Portal bevor sie selber hinterher sprang. Hanna schüttelte ihren Kopf und folgte ihrer Freundin.
 

Diesmal landete Hanna erheblich weicher als zuvor. Unter ihr stöhnte Sara, die als Landekissen herhalten musste, schmerzvoll auf. Tom kam gerade die Treppe hinunter in sein Wohnzimmer. „Ah da seid ihr ja wieder und wie ich sehe wart ihr erfolgreich.“, begrüßte er die Mädchen. „Das wir erfolgreich sind war doch klar“, meinte Sara nur im Brustton der Überzeugung, während sie aufstand und sich über den schmerzenden Rücken rieb. „Hättest du nicht auf Marco landen können? Apropro wo steckt der überhaupt?“, suchend blickte sich Sara im ganzen Zimmer um doch konnte sie die Tropenfrucht nirgends ausfindig machen. „Ach um den hab ich mich schon gekümmert. Der wird noch ne Weile in seiner Kiste schlafen.“ antwortete Tom gelassen und zog sich seine Straßenschuhe an. „He, wo willst du hin?“ „Na zum Auto um euch und euer Geschenk heim zu fahren. Oder wollt ihr mit ner riesigen schweren Kiste samstags um sechs Uhr früh Bus fahren?“ „WAS?! So lang waren wir weg? Wobei nein, Bus fahren ist sicher keine gute Idee. Vorallem nicht da unser lieber Marco in seiner Kiste gefühlt ne halbe Tonne wiegt. Den könnten wir zu zweit nie tragen. Jetzt mal im Ernst wieso ist der so schwer?“, sagte Hanna auf Toms Frage. „Schwer? Seid ihr so schwach, der ist doch eh ganz leicht.“, meinte Tom und zeigte den Mädchen die Garage, wo er sich in seinen alten schon etwas verrosteten Van, dem liebevoll den Namen 'Emma' gegeben hatte, setzte. Hanna und Sara blickten sich kurz an und nahmen dann auf der Rückbank platz. Im geräumigen Kofferraum stand die schön verpackte Kiste mit einer ganz besonderen Überraschung.
 

Die Autofahrt dauerte extrem lange, da sie mehrmals fast liegengeblieben wären und es der Wagen, der wohl mal rötlich lackiert gewesen war, nur mit Müh und Not den Berg zum Haus von Hannas Eltern hoch geschafft hatte. Einmal mussten sie eine Viertelstunde in einer Kurve halten, da sie Starthilfe benötigten und einfach kein anderes Fahrzeug auf der verlassenen Straße aufgetaucht war. Erst ein alter Opa, der mit seinem nachtblauen Opel gerade in Richtung Stadt unterwegs war, konnte dem verrückten Gespann, wie er die vier nannte, helfen. Ja vier, Casimir war schließlich auch mitgekommen.

Um neun Uhr kam der schrottreife Wagen dann endlich vor der Haustür der Mädchen zum Stehen. „Wow hätte nicht gedacht, dass es die Schrottkarre wirklich nochmal hier hoch schafft.“, tat Hanna ihrer Verwunderung über das Auto kund. „Also bitte ja. Meine liebe Emma schafft sowas doch noch locker! Das war überhaupt keine Herausforderung für sie“, empörte sich der Schamane gleich als er einen Fuß aus seiner Emma gesetzt hatte. 'Tja, und wieder den Schamanen verärgert auch egal.'
 

Gerade wollte Hanna den Schlüssel ins Schloss stecken, da bekam sie auch schon die Eingangstür in ihr Gesicht geschlagen. Taumelnd ging sie ein paar Schritte zurück und rieb sich die pochende Stirn. Sara kicherte nur. „Geschieht dir recht. Und du brauchst gar nicht so zu kichern. Ich hab mir Sorgen gemacht! Ihr verschwindet einfach ohne mir etwas zu sagen, seid nicht erreichbar und taucht am nächsten Morgen mit einem schrägen Typ und nem Auto das seine besten Zeiten schon lange hinter sich hat einfach wieder auf?!“, regte sich Mathleen gehörig auf während sie ihre Freundinnen wütend und gleichzeitig erleichtert beäugte. „Mein Name ist Tom und ich bin überhaupt nicht schräg.“ „Klappe!“, kam es von allen drei Mädchen gleichzeitig. Der Schamane bließ eingeschnappt die Luft aus und wandte sich nun dem Kofferraum seines Autos zu. Er öffnete ihn und stellte die große mit bräunchlichem Geschenkspapier eingewickelte Kiste, welche sich darin befand, neben der immer noch geöffneten Haustür ab. „Wenn es euch recht ist wird der schräge Typ jetzt wieder fahren.“, ohne einer weiteren Verabschiedung stieg er ein und der Motor schmierte jetzt vollkommen ab. Seufzend stieg er wieder aus. „Ich ruf mir ein Taxi. Emma hol ich irgendwann mal ab. Sara du weißt Bescheid.“, und schon war er weg.
 

Mathleen blickte jetzt verwundert auf die Kiste die Tom neben der Tür abgestellt hatte. Das Teil war riesig. Da hätte locker ein Mensch drinnen Platz. „Und was ist mit seiner Kiste? Braucht er die nicht oder konnte er sie nicht wenigstent in seinem Wagen lassen?“, fragte das Mädchen mit den braunen Haaren etwas ratlos ihre Freundinnen. „Die ist für dich. Als Geburtstagsgeschenk. Na los mach schon auf.“, drängte Sara ihre Sandkastenfreundin und Hanna stimmte das obligatorische 'Happy Birthday' an. „D-d-danke“, etwas überfordert und ihre Wut vollkommen vergessend wurde Mathleen zu dem großen Päckchen geschoben. Vorsichtig entfernte sie das wunderschöne Geschenkspapier ohne es dabei zu zerstören, man konnte es ja noch einmal benutzen. Doch bevor sie weiter auspacken konnte unterbrach Hanna sie in ihrem tun. „Du immer und deine Ungeduld. Lass uns das Geschenk doch erstmal rein und in dein Zimmer bringen bevor du es ganz öffnest.“ „Aber ich wurde von Sara doch schon regelrecht gezwungen es sofort auszupacken.“ Sara kratzte sich nur verlegen am Kopf und packte die eine Seite der Kiste an. „Hilf mir mal Hanna. Der wird nicht leichter nur weil er in ner' Kiste steckt.“
 

So trugen sie zu dritt unter Aufwendung ihrer gesamten Muskelkraft das Packet mit dem schlafendem Marco hoch in den ersten Stock und in Mathleens Zimmer. Schnaufend und sich den Schweiß von der Stirn wischend stand das Geschenk endlich in der Mitte des großen in Braun gestrichenem Zimmers, die Mädchen in einem Halbkreis drum herum. „Himmel was ist denn da drinn?“, fragte Mathleen erschöpft und überlegte schon ob ihre Freundinnen ihr gar ein Elefentanbaby geschenkt hätten. Vom Gewicht könnte es ja beinahe passen. „Mach es auf und du weißt es.“, lächelte Hanna wissend und Mathleen griff zu einer Schere um das Klebeband, welches sie jetzt als einziges noch von ihrer Überraschung trennte, aufzuschneiden. Als sie einen Blick in das Innere warf fiel sie schreiend zurück. „Was zum..? Bitte sagt mir ich hab mich gerade verschaut, oder sitzt da tatsächlich ER in dieser Kiste und wenn ja wie ist das überhaupt möglich?!?“ „Du hast ganz richtig geschaut. War übrigens meine Idee. Alles Gute!“, rief Sara überschwänglich und umarmte ihre perplexe Freundin. Die konnte derweil einzig verblüfft drein schauen und immer wieder den Mund öffnen und schließen ohne auch nur ein Wort heraus zu bringen. Zu gut war den anderen Beiden die Überraschung gelungen. Aber wer rechnet auch damit, dass seine Freunde mit einer Kiste ankommen in der ER, der eigentlich gar nicht real sein dürfte, sitzt und schläft. Tja, Mathleen wie es scheint nicht.

Der Adventmarkt

Immer noch geschockt ging Mathleen wieder auf die Kiste in ihrem Zimmer zu. Abermals warf sie einen Blick in das Innere und schüttelte nur ungläubig den Kopf. „Er wird eine Woche hier bleiben. Dann müssen wir ihn wieder zurück bringen. Überleg dir schon mal was du alles mit ihm unternehmen möchtest. Er wird alles machen, ob er will oder nicht.“, erklärte Sara und grinste gegen Ende hin immer fieser. Ja, der arme Marco würde noch einiges erleben wenn er aufgewacht war. Nun trat Hanna einen Schritt vor und entfernte das Tuch, welches Marcos Mund und Nase verdeckte. 'Chlorophorm. Wozu das denn? Naja, egal'. So wie das Tuch entfernt war kam auch wieder Leben in den Phönix. Zuerst nur langsam und dann blitzartig. „Das war einer deiner dümmsten Streiche, Ace.“, fing er an zu lauthals schimpfen, als er realisierte, dass von Ace jede Spur fehlte dafür aber drei ihm wildfremde Mädchen vor ihm standen und eine ihn mit einem sehr bedenklichen Grinsen anstarrte.
 

Mathleens Verwunderung machte nun endgültig der Freude platz. Mit einem fetten Grinsen stürzte sie auf die Kiste zu und fiel Marco regelrecht um den Hals. Der konnte nur verwirrt blinzeln, noch nicht mal weg stoßen konnte er sie, da seine Hände immer noch hinter seinem Rücken gefesselt waren. Er hatte keine Ahnung wo er war, wer die drei Mädchen waren, oder was er hier tat. Sara stellte sich neben Mathleen und grinste Marco böse an. „Wenn du die Fesseln loswerden und hier jemals wieder weg kommen willst wirst du tun was dieses Mädchen hier“, sie zeigte auf Mathleen, die Marco mittlerweile wieder los gelassen hatte, wollte sie ihn doch nicht erwürgen, „dir sagt. Kapiert?“ Marco wollte gerade erwiedern, dass er sich doch nicht von einem kleinem Mädchen erpressen lassen würde als Hanna noch einen nach setzte. „Oder wir zeigen dir Sachen, die du niemals sehen willst und wenn wir schon dabei sind können wir sie gleich der ganzen Moby Dick zeigen.“, sie holte ihr Handy hervor und suchte eindeutige Bilder von ihm und Ace, die er den Rest seines ewigen Lebens nie wieder aus seinem Gedächtnis bekommen sollte. Der Pirat grummelte noch etwas bevor er sich geschlagen gab und missbiligend aber ergebens nickte.

Sara zog ihn auf die Beine, befreite eine Hand aus den Handschellen und kettet ihn dafür an Mathleen fest. Auf seinen und ihren fragenden Blick hin meinte die Schwarzhaarige nur, sicher sei sicher. So wurde der schlecht gelaunte Marco einmal durch das ganze Haus und in die Zimmer von Hannas Eltern gezerrt, sollte es doch heute zum Adventmarkt in der Stadt gehen und dort konnte er nicht in kurzer Hose und seinem offenen lila Hemd rumrennen.
 

Marco wurde, selbstverständlich ohne gefragt zu werden, in einen langen schwarzen Mantel und dicke Winterstiefel gesteckt und bekam noch eine Haube aufgesetzt, um seine Haare etwas zu verdecken. Nicht das ihn noch ein Fangirl erkannte.

Mit einer Laune die selbst Seekönige abschrecken konnte wurde Marco in den Bus geschliffen. Als er ansetzte um zu fragen was das denn für ein Ding sei wurde er einfach von Hanna unterbrochen. „Wenn du bei jeder dir unbekannten Sache fragst was das ist, stehen wir in drei Jahren noch hier rum, also lass es einfach.“ Hätte er sich bewegen können hätte er ihr für ihre Art jetzt eine übergebraten, aber das ging ja nicht weil Mathleen sich fest an ihn geklammert hatte und wie eine Bekloppte grinste. 'Blöde Seesteinhandschellen.', dachte sich der Blonde und verfluchte abermals das Material um sein Handgelenk und seine Entführerinnen. Alles ihre Schuld.
 

Nach einer langen Busfahrt kamen die Mädchen und der schlecht gelaunte Pirat endlich in der Stadt an. Überall drängten sich die Menschen an den Ständen. Verständlich, war es doch schon Abend, sie hatten Marco laaaaang das Haus gezeigt, und auch der letzte Samstag an dem der Markt noch geöffnet war. Nächsten Freitag war schon Weihnachten und dann würde man ein ganzes Jahr warten müssen, bis man wieder die Lichter bewundern oder sich mit Glühwein die Birne zu schütten konnte.

Hanna und Sara verabschiedeten sich sowie sie einen Fuß auf den belebten Adventmarkt gesetzt hatten von den Zusammengeketteten und Sara flüsterte Mathleen noch schnell zu, sie solle es ja nicht vergeigen und Marco für sich gewinnen. Ihr noch einmal zuzwinkernd folgte die Siebzehnjährige Hanna dann zu einem der Glühweinstände, wo sich die beiden jeder einen Becher des heißen und weihnachtlichen Getränkes bestellten, um dann damit in den Massen der redenden Menschen zu verschwinden.

Mathleen blickte zu Marco auf, war er doch eine halben Kopf größer als sie, und begann zögerlich zu sprechen. „Ich entschuldige mich für meine Freundinnen. Ich weiß dir gefällt das Ganze nicht, würde mir nicht anders gehen, aber du solltest das Beste daraus machen. Du bist jetzt eine Woche hier und wies' aussieht an mich gekettet. Daran kannst du nichts ändern. Wird schon nicht so schlimm werden.“, meinte sie zuversichtlich und lächelte den gelangweilt wirkenden Mann leicht an. Dieser seuftzte nur. „Du hast ja recht. Trotzdem gibt es besseres.“ 'Zumindest scheint man mit ihr normal reden zu können. Vielleicht wird die Woche wirklich nicht so schrecklich.', dachte er sich und schlenderte nicht mehr ganz so schlecht gelaunt mit Mathleen über den Weihnachtsmarkt.
 

~Derweilen auf der Moby Dick~
 

Natürlich blieb Marcos Verschwinden nicht unbemerkt. Nachdem Ace reichlich verwirrt in den Speisesaal zurückgekehrt war wurde er ertsmal so richtig von Thatch ausgelacht. „Was ist denn so komisch?“, fragte der zweite Kommandant verwundert, ohne den Blick vom aufgedeckten Frühstück zu wenden. „Hast du heute schon mal in den Spiegel gesehen?“; fragte Thatch, der selbiges wohl auch noch nicht getan hatte, zwischen zwei Lachern. Jetzt hob Ace den Blick um den vierten Kommandanten anzusehen und brach augenblicklich in lautes Gelächter aus. „Hast du aber auch nicht, du 'Unicorn'.“, wischte er sich die Lachtränen aus den Augen.
 

Nachdem beide einen Blick in den Spiegel geworfen und ihre eigenwillige Verziehrung entfernt hatten, was bei Thatch gar nicht so einfach war, weil der Marker wasserfest sein musste, gingen sie wieder in den nun schon belebten Speisesaal. „Wo ist eigentlich Marco, unser Frühaufsteher?“, fragte Thatch an Ace gewandt und der schüttelte nur mit dem Kopf. Von den Mädchen und diesem komischen Sog wollte er Thatch nichts erzählen, würde ihn der Ältere nur wieder auslachen und für verrückt erklären.

Als Marco auch zum Mittagessen nicht erschienen war machten sich alle langsam Sorgen und Ace ging in dessen Kajüte um nachzusehen ob er nicht vielleicht noch schlief. Doch das einzige was er vorfand war ein säuberlich gefalteter Zettel auf dem Schreibtisch. Von Marco fehlte jede Spur. Der Schwarzhaarige nahm den Zettel, entfaltete ihn und las ihn sich durch. Seine Augen wurden groß, hatte er in der Nacht also doch nicht geträumt und diese Mädchen hatten Marco wirklich entführt.
 

Schnell sprintete er zu seinem Vater und rannte den verwunderten Thatch um. „Tschuldigung“ und schon war er durch die Tür, welche an Deck führte, geflitzt.

Whitebeard las sich den Zettel ebenfalls durch und hörte sich Ace nächtliche Beobachtung an. „.. ich dachte es wäre vom Alkohol und bin wieder gegangen.“, endete dieser und der Kaiser legte die Stirn grübbelnd in Falten. „Sie haben ihn also in einen Sog geworfen sagst du?“, Ace nickte bestätigend. Der alte Mann nahm seine Sakeflasche und tat einen kräftigen Zug aus eben jener. Nach einer kurzen Denkpause seuftzte er. „Uns wird nicht viel übrig bleiben außer die Woche abzuwarten und dann weiterzusehen.“ Als Ace gerade seinen Widerworten freien Lauf lassen wollte fügte Whitebeard noch hinzu, „Versammel alle Kommandanten im Speisesaal. Wir müssen sie darüber informieren.“ „Ay, Vater.“ und schon war Ace verschwunden um alle sechszehn Kommandanten zusammen zu trommeln.
 

~Bei Marco und Mathleen~
 

Marco wurde über den gesamten Weihnachtsmarkt gezogen, der doch sehr groß und vorallem voll war. Er musste zugeben, dass es doch recht schön hier war auch wenn es einige sehr eigenartige Sachen gab, so wie der Bus vorhin. Gerade blieb Mathleen abrupt stehen und Marco, der seinen Gedanken nach hing, rannte in sie hinein. Er entschuldigte sich mit einem 'Oh, sorry' und wurde von dem Mädchen belustigt angeschaut. „Ist was?“ „Ne ne. Willst du einen Glühwein?“, fragte die Brünette schnell und wendete sich schon dem Stand zu vor dem sie gehalten hatte. Sie bestellte zwei Glühwein und stellte sich mit Marco zu einem der Tische.

„Wie gefällt es dir?“, fragte sie ihn während sie ihre kalten Finger an dem heißen Becher wärmte und immer wieder einen Schluck schlürfte. „Es ist eigentlich ganz schön. Voll, aber schön.“ Mathleen lachte kurz auf und Trank einen weiteren Schluck.

Nachdem beide ihre Tassen geleert hatten gab Mathleen die Becher zurück und sie gingen weiter. Mittlerweile war es stockdunkel geworden und die Weihnachtsbeleuchtung kam richtig zur Geltung. Die Achtzehnjährige lehnte sich genießerisch an Marcos Schulter, was diesen weniger störte als es vielleicht sollte, und schloss die Augen.

Sie gingen noch den ganzen Abend durch die Stadt, aßen Maroni und unterhielten sich. Doch irgendwann gegen Mitternacht wurde Mathleen dann doch müde, war es schließlich ein langer und ereignissreicher Tag gewesen, und die Beiden entschieden sich die Heimreise anzutretten.
 

~zur selben Zeit bei Hanna und Sara~
 

„Und was meinst du? Geben die zwei nicht ein schönes Paar ab?“, fragte Sara die Orangehaarige, während sie Mathleen aus der Ferne beobachteten und sahen wie diese sich an Marcos Schulter lehnte. „Zumindest scheint er seine schlechte Laune endlich losgeworden zu sein. Aber sie verstehen sich wirklich nicht schlecht wies' aussieht.“ grinste Hanna. 'Aber in einer Woche muss er wieder zurück. Was macht Mathleen dann? Mitgehen kann sie auf keinen Fall, ich hoffe das ist ihr klar.' Traurig blickte Hanna in ihren Punsch und bemerkte nicht wie Sara sie ansprach. Erst als diese mit der Hand vor ihrem Gesicht herum wedelte kam sie wieder in die Realität zurück. „Hey was ist denn los du siehst irgendwie traurig aus.“, meinte Sara besorgt und Hanna antwortete lächelnd. „Ach ich habe nur gerade gedacht wie es wäre mit Law über den Adventmarkt zu gehen.“ Sara lachte daraufhin nur, exte ihr Getränk und bestellte sich noch einen Glühwein. Der wievielte es diesen Abend schon war konnte sie genau so wenig sagen wie sie noch gerade aus gehen konnte.

Eislaufen

Mathleen stand ziemlich ratlos für der Tür zum Badezimmer im oberen Stock. Wie sollte sie sich bitte umziehen wenn sie immer noch an Marco gekettet war? „Ich dreh mich einfach um. Wo ist da das Problem?“, fragte eben dieser als auch schon im nächsten Augenblick ein klares 'nein' den Mund des Mädchens verließ. „Nein. Wir warten einfach bis Hanna und Sara zurück kommen. Die haben sicher den Schlüssel und werden uns die dämlichen Handschellen abnehmen.“ Hätte sie gewusst WANN die Beiden wieder auftauchen würden, hätte sie sich einfach nur die Schuhe ausgezogen und wäre dann schlafen gegangen.
 

Erst gegen fünf Uhr Früh tauchten die Beiden mit einem reichlich hohem Alkoholspiegel lallend vor der Tür auf. Ein Wunder dass sie überhaupt her gefunden hatten. Als Mathleen mehr als wütend die Tür öffnete und die betrunkene Sara fragte wie viel sie denn diesmal von dem weihnachtlichen Glühwein in sich hinein gekippt hatte bekam sie eine typische Antwort. „Ein Glühwein. Swei Glühwein. Rei Lühwein. Hie Hühei. Flünei. Slnwln“ und damit hatte sie sich verabschiedet und dem Hausflur 'Guten Tag' gesagt.

Mathleen lies sie einfach liegen und wandte sich an Hanna bevor diese auch noch wegkippte. Doch die Orangehaarige war im Vergleich zu Sara noch erstaunlich nüchtern. Zumindest drohte sie nicht gleich umzukippen oder sich zu übergeben. (Hatte Sara noch im Bus erledigt.)

„Wo ist der Schlüssel? Ich müsste mal ins Bad.“ Ganz so nüchtern wie Mathleen dachte konnte auch Hanna nicht mehr sein, hätte sie sonst nie so schnell den Schlüssel für die Handschellen herausgerückt. Sie bestand aber darauf Marco an Mathleens' Bett fest zu ketten. Er könnte ja immer noch abhauen. Die Brünette zuckte nur mit den Schultern und verschwand samt Pyjama in der Hand im angrenzenden Bad.

Als sie sich umgezogen und ihre Zähne geputzt hatte trat sie wieder in ihr Zimmer. Das Bad wurde jetzt von einer kotzenden Hanna belegt. 'Na wenn die nachher keinen Kater haben, dann können Schweine fliegen.', dachte sich die frisch Achtzehn gewordene und ging auf ihr großes, weiches Bett zu, welches schon sehnsüchtig nach ihr rief. Sie legte sich hinein und das Erste was sie bemerkte war, dass Marco schon eingeschlafen war. Sie kuschelte sich enger an ihn und entschwand mit einem fetten Grinsen ins Land der Träume.
 


 

~Sonntag Nachmittag~
 

Der ganze Vormittag, sowie auch der halbe Nachmittag wurde von allen Bewohnern des großen Hauses genüsslich verschlafen.

Mathleen war die Erste die wieder auf den Beinen war und beobachtete noch eine ganze Weile den ruhig schlafenden Phönix neben sich in ihrem Bett. Als dieser Anstalten machte aufzuwachen stand sie auf, zog sich im Bad um und verschwand in der im Erdgeschoss liegenden Küche.

Mit einem großen Tablett in den Händen, auf dem sich zwei Kaffetassen, zwei Gläser Wasser samt Aspirin für Sara und Hanna sowie ein sehr verspätetes Frühstück für Marco und sie selbst befanden, kehrte das Mädchen in ihr Zimmer zurück.

Marco schaute nur verwundert und fragte womit er denn ein Frühstück im Bett verdient hätte. Das er eigentlich entführt worden war, war im wohl irgendwie entfallen. „Naja du bist immer noch an mein Bett gekettet und Hanna hat den Schlüssel gestern wieder an sich genommen. Ich hab keine Ahnung wo das Ding gerade ist.“, antwortete sie ihm als man von Richtung der Treppen die in den ersten Stock führten Gestöhne und Gefluche vernehmen konnte. 'Ah. Da ist wohl unser Bodenknutscher aufgewacht.' und schon verließ Mathleen mit einem Glas Wasser und einer Aspirin Tablette für Sara das Zimmer. Ihre Freundinnen sollten doch später fit sein, wenn sie alle gemeinsam Eislaufen gehen würden.
 

Eine halbe Stunde später ist auch Hanna vom Badezimmerboden hochgeschreckt, wo sie am Morgen nach langer Anbetung der Kloschüssel eingeschlafen war. Sie hielt sich ihren brummenden Schädel und folgte dem Duft in Mathleens' Zimmer. Man hatte sich entschieden hier zu frühstücken, da der unfreiwillige Gast den Raum immer noch nicht verlassen konnte.

Mathleen saß auf ihrem Bett neben Marco, Sara am Boden und jeder hatte ein mit Wurst belegtes Brötchen in der Hand. Das Erste was die zuletzt Eingetretene angeboten bekam war ein großes Glas Wasser und ein Aspirin, welches sie dankend annahm.

„Und was hast du heute geplant?“, fragte die Orangehaarige, nachdem sie erstmal alle liebevoll belegten Brote vernichtet hatten. „Naja ich...“, druckste Mathleen, unsicher wie ihr Plan für den restlichen Tag wohl ankommen würde, herum. „Raus mit der Sprache und keine Sorge er“, sie zeigte auf den desinteressierten Marco, „muss mitmachen. Ob er will oder nicht und wir machen sowieso mit.“ ermutigte Sara sie. „Also gut. Ich dachte wir könnten zu dem See in der Nähe gehen und den restlichen Nachmittag Eislaufen.“

So wie das Wort 'Eislaufen' gefallen war sah man von Sara nur mehr eine Staubwolke. Bevor sie ihre Zimmertür zuschlug, verriegelte und sicherheitshalber noch ihren Schreibtischstuhl unter die Klinke klemmte brüllte sie zu den im Raum Verbliebenen: „Nicht mit mir. Du weißt das ich Eislaufen hasse. Fallschirmspringen gern. Alles, egal was. Nur nicht Eislaufen!“

(Sara ist als kleines Mädchen mal eingebrochen und wäre fast ertrunken. Seitdem macht sie einen großen Bogen um zugefrorene Seen)

„Ich kann auch nicht. Ich hab noch was zu erledigen.“, entschuldigte sich auch Hanna, wollte sie doch noch die Finsterfrucht vernichten. Mathleen störte sich nicht daran. Mehr Zeit allein mit Marco.

Bevor auch Hanna das Zimmer ihrer Freundin verließ kettete sie Marco wieder an Mathleen fest und wünschte den Beiden viel Spaß.
 

Der See war nur eine Viertelstunde Fußweg vom Haus entfernt und lag fast mitten im Wald. Trotzdem war hier im Winter immer viel los, was nicht zuletzt daran lag, dass man hier gratis Schlittschuhfahren konnte. Es gab eine kleine Hütte, wo man sich aufwärmen, etwas trinken und sogar Eislaufschuhe ausleihen konnte.

Mathleen besorgte zwei Paar Schuhe und setzte sich auf eine Bank um sich ihr Paar anzuziehen. Marco beäugte nur kritisch die Schuhe und schüttelte dann den Kopf. „Das macht Spaß. Sei nicht so ein Miesepeter, ich zieh dich so oder so mit. Oder kann der große Marco etwa nicht Eislaufen?“, feixte die kleine Brünette lachend und der Phönix zog wenig erfreut die Schlittschuhe an.
 

Auf dem Eis angekommen stellte sich wenig überraschend herraus, das Mathleen mit ihrer letzten Ansage genau ins Schwarze getroffen hatte. Ein Schritt auf dem glatten Untergrund und schon lag der Phönix grummelnd am kalten Eis, wobei er das Mädchen gleich mitgezogen hatte. Zusammen gekettet zu sein war eben doch einfach nur unpraktisch.

Langsam stand die Achtzehnjährige wieder auf, sie war genau auf Marcos' Bauch gelandet, und half anschließend dem blonden Mann auf die Beine. Dieser schien ziemliche Probleme mit dem gefrorenem Wasser zu haben doch nach einigen Runden die die Beiden Arm in Arm, er musste sich ja wo fest halten und konnte sich auch nicht weiter als 50cm von ihr entfernen, gezogen hatten klappte es ganz gut.

Als langsam die Nacht Einzug hielt wurde die Eisfläche mit großen Scheinwerfern ausgeleuchtet und eine romantische Stimmung kam auf.

Mathleen fuhr langsam neben dem Piraten und schaute immer wieder verträumt zu den aufgehenden Sternen. „Wie ist es eigentlich so über die Meere zu segeln?“, fragte sie plötzlich frei heraus. Marco schaute sie kurz an und antwortete nach einer Weile, in der das Mädchen gar nicht mehr mit einer Antwort gerechnet hatte. „Es ist Freiheit. Dort hinzusegeln wo man hinmöchte. Das Leben zu genießen und jeden Augenblick voll auszukosten. Aber auch gefährlich. Gerade in einem Meer wie der Grandline. Trotzdem ist es etwas was ich nicht missen möchte.“ „Was? Über die Meere zusegeln?“ - „Nein. Mit meiner Familie das Leben zu genießen und Abenteuer zu bestreiten.“ „Ich wünschte ich könnte einmal bei euch mitsegeln.“, seuftzte Mathleen und wurde überraschend näher an den Phönix gezogen. Er hatte seinen Arm um ihre Taille gelegt, was gefesselt nicht leicht war, und so fuhren sie noch bis lang in die Nacht hinein über das gefrorene Wasser. Natürlich tat er das nur um sein Gleichgewicht besser halten zu können. Aus keinem anderen Grund.
 

~etwas früher bei Hanna~
 

Es war gar nicht so leicht eine Teufelsfrucht los zu werden. Klar man konnte sie essen, aber das schied für Hanna aus. Einerseits liebte sie schwimmen, andererseits war es nur unvorteilhaft hier eine Teufelkraft zu besitzen. Wie erklärt man zum Beispiel Unfälle die passieren, wenn man die Kontrolle verliert? Am Ende würde sie noch als Versuchskaninchen in einem Labor enden und das wollte sie gewiss nicht.
 

Doch das Ding ließ sich einfach nicht zerstören.

Zuerst wollte das Mädchen die Frucht im Mixer zerkleinern und dann wegwerfen, doch statt das die Frucht zermatscht wurde ist einfach der Mixer kaputt geworden. Auch der Hammer konnte der Finsterfrucht nicht standhalten. 'Wie kann man sowas nur essen. Das Teil ist steinhart. Oder ist die in der One Piece Welt weicher?'

Sie könnte sie ja auch einfach im Wald vergraben, das wäre leicht, aber die Gefahr dass jemand sie findet oder ein Tier sie isst wäre viel zu groß. Das gäbe ein Chaos. Ein Reh mit der Kraft der Finsterfrucht. Hanna musste lachen bei dem Gedanken, doch erinnerte sie sich schnell wieder an ihre Mission: Böses Früchtchen vernichten.

Sie könnte das Obst des Teufels auch einfach irgendwo in ihrem Zimmer verstecken, sie musste nur darauf achten dass ihr Kater Oskar nicht ran kam und zufälligerweise ein Stück davon kostete. Oder sie gab die Frucht Tom. Der könnte sie sicher aufbewahren oder wusste sogar wie man das Teil ohne Gefahr für die Menschheit los werden konnte. Auf jeden Fall durften weder Teach noch Sara das Ding je in die Hände bekommen. Beides eine Gefahr für alles was noch an seinem Leben hängt.
 

Vorerst wurde die Finsterfrucht in eine kleine Schachtel gesteckt, diese Schachtel mit Eisenketten, die Hanna mal für ein Halloweenkostüm benutzt hatte, versperrt und sicher in der hintersten Ecke des obersten Brettes des alten Regales am Dachboden, wo so gut wie nie jemand hin ging, verwahrt. 'Wenn sie dort jemand anderes außer mir findet, fress ich einen Besen.'

Tja, Besen sollen ja mit Ketchup gar nicht soo schlecht schmecken.

Achterbahnen und gegessene Verwandte

Die Zeit verging wie im Flug.

Als Mathleen plötzlich allein mit Marco auf dem Eis stand schaute sie seit Stunden wieder einmal auf ihre Armbanduhr. Diese zeigte kurz vor Elf. 'Himmel wo ist nur die Zeit geblieben?', fragte sie sich in Gedanken, während beide wieder in ihre normalen Schuhe schlüpften und sich auf den Heimweg machten.

Der kurze Weg durch den Wald, der tagsüber so romantisch sein konnte wurde in der Nacht zu einem unheimlichen Zusammenspiel aus Schatten und Geräuschen. Fest klammerte sich das Mädchen an den Arm des Mannes neben ihr. Dieser warf ihr nur einen amüsierten Blick zu. „Hast du etwa Angst im Dunkeln?“ „Nein und jetzt geh weiter. Ich will nicht ewig hier bleiben.“, sagte die Brünette nur und ging noch näher neben Marco. „Wenn etwas ist beschütze ich dich schon.“, kommentierte er und musste fast ein wenig schmunzeln bei dem Anblick den Mathleen da abgab. Gerade dass sie nicht auf ihm ging.

Nach einer Weile konnte man auch schon die Lichter erkennen, welche aus den Fenstern des großen Hauses schienen.
 

Sie schloss die Tür auf und wurde sofort von einer fröhlichen Sara begrüßt. „N'abend. Na, wie war euer Eislaufdate?“, sie betonte dabei das Wort Date besonders. „Das war kein Date. Aber es war schön.“, antwortete Mathleen zuerst laut aber gegen Ende leise murmelnd während ihre Wangen einen leicht roten Farbton annahmen. Marco konnte darüber nur schmunzeln. Um der peinlichen Situation zu entkommen zog Mathleen den Piraten mit in die Küche und sie verschwanden anschließend beladen mit Sandwiches im Zimmer des Mädchens.

„Das sie immer gleich rot werden muss. Naja was soll's. Wir sollten auch besser langsam mal ins Bett gehen. Wer weiß was die morgen mit uns vor hat.“, meinte Hanna, erhob sich von der gemütlichen Couch im Wohnzimmer und ging an Sara vorbei in den oberen Teil des Hauses. Die Schwarzhaarige schaltete noch schnell den Fernseher aus und folgte ihrer Freundin.

Eingekuschelt in ihre warmen Betten war es den Mädchen ein leichtes in einen angenehm erholsamen Schlaf zu gleiten.
 

Dieser Schlaf wurde jedoch viel zu früh von einem schepperndem Wecker wieder zerstört. Blinzelnd warf Mathleen einen Blick auf die Lärmquelle um dann gequält festzustellen, dass es gerade mal halb sieben war. Sie hatte vergessen den Alarm auszuschalten und so weckte sie das nervende Teil pünktlich wie immer wenn sie zur Schule musste. Nur das heute frei war hatte dem Wecker leider niemand gesagt.

In einer fließenden Handbewegung wischte sie das laut klingelnde Gerät vom Nachttisch. Würde sie sich halt bei Zeit mal einen neuen besorgen, denn der würde nie wieder klingeln. Müde schloss sie die Augen und schlief wieder ein.
 

Der Geruch von gebratenem Speck, der von der Küche bis zu ihrer Nase zog, ließ die Braunhaarige abermals aufwachen. Leider konnte sie nicht sagen wie spät es war, da der Wecker kaputt und mit gesprungenem Glas vor ihrem Bett lag. Bevor sie Marco weckte schob sie die Überreste ihres treuen Begleiters unter das Bett und zog sich eine schwarze Hose und einen weinroten Kapuzenpulli an. Neben Braun eine ihrer Lieblingsfarben.

In der Küche bereitete Hanna gerade das Frühstück für alle vor. Sara sollte man das nicht überlassen, außer man mochte schwarze Spiegeleier und undefinierbar schmeckenden Kaffee, der genau so gut Spülwasser sein konnte.

Mathleen folgte dem Geruch und saß schließlich zusammen mit einem reichlich verschlafen wirkendem Marco neben Sara am hölzernen Esstisch. Vor ihr stand ein Teller randvoll mit Rührei und ein paar Streifen gebratenem Speck. Hanna stellte eine Tasse Kaffee vor ihr und eine vor ihrem Gast ab, bevor sie sich gegenüber von Sara auf einen Stuhl nieder ließ.

„Und was steht für heute an?“, fragte die Älteste an Mathleen gewandt zwischen zwei Schlucken des heißen, schwarz-braunen Wachmachers, auch genannt Kaffee. „Naja ich dachte wir gehen auf den Weihnachtsjahrmarkt.“ Saras Augen begannen zu funkeln und wurden wie die von Hanna Tellergroß. Aber vor Begeisterung, nicht wie bei Hanna vor Entsetzen. „Ohhh nein. Du weißt genau das mir bei Achterbahnen immer schlecht wird.“ Bittend sah Mathleen Hanna an. 'Fehlt nur noch ne dicke Schmolllippe wie ein Kleinkind.' Und da war auch schon die Schmolllippe, allerdings nicht bei Mathleen sondern bei Sara. Seufzend gab Hanna sich geschlagen. Würde es am Nachmittag eben zum Jahrmarkt gehen. Hieß noch lange nicht, dass sie auch in eins dieser Monstergefährte einsteigen würde.

Marco ahnte ja noch nichts von seinem 'Glück', war er einerseits noch nicht wach genug um dem Gespräch aufmerksam zu zuhören und andererseits interessierte es ihn auch nicht wirklich.
 

Erst als er sich einer Achterbahn mit einem fast senkrechten Sturz und mehreren Loopings gegenüber sah überlegte er sich ob er nicht doch zumindest etwas aufmerksamer sein sollte wenn es darum ging was die Mädchen für den Tag alles so geplant hatten. Jetzt war es jedenfalls zu spät.

Er saß mit Mathleen im ersten Wagon, Sara und eine panisch wirkende Hanna einen Wagon dahinter. Er hatte keine Angst, iwo, aber ganz wohl war ihm bei der Sache auch nicht. Dank der Handschellen konnte er nicht auf seine Teufelskräfte zurück greifen, sollte etwas passieren.
 

Langsam und ruckelnd setzten sich die Wagen in Bewegung und begannen an Höhe zu gewinnen. Hanna krallte sich im Lederbezug ihres Sitzes fest und murmelte nur immer wieder etwas, was sich verdächtig nach 'Ich hasse euch' und 'Wenn ich das überlebe bring ich euch um' anhörte. Sie war gewiss nicht freiwillig in diesem Mörderteil. Sara hatte sie einfach mitgezogen und in den Wagon gesetzt.

Auf ihrem höchsten Punkt angelangt stoppte die Achterbahn und ganz langsam näherte sie sich dem Abgrund. Im nächsten Augenblick raste sie auch schon die hundert Meter hinunter und alle Fahrgäste konnten die G-Kräfte deutlich spüren. Marco störte das nicht weiter, war es doch ein ähnliches Gefühl wie bei einem Sturzflug. Hanna hingegen schien das nicht so ganz zu bekommen. Ihr Gesicht verfärbte sich noch vor dem ersten von insgesamt vier Loopings grünlich und sie musste den Drang sich auf der Stelle zu übergeben unterdrücken.

Gesamt dauerte die rasante Fahrt vielleicht zwei Minuten. Zwei Minuten die für alle Fahrgäste Spaß bedeuteten, nur für Hanna waren es zwei Minuten pure Hölle. Während sie noch immer ihren Mageninhalt in einen der vielen Mülleimer hier am Jahrmarkt enleerte fuhren die Verrückten, Sara und Mathleen wollten Marco musste, noch mindestens fünf mal mit dem Horrorteil, bevor sie sich wieder zu ihr gesellten.
 

Als alle wieder beisammen waren wurde einstimmig von Hanna beschlossen, dass es erst mal genug war und sie sich in einem der Restaurants in der Nähe aufwärmen und eine Kleinigkeit essen sollten. Es war immerhin Dezember. Sara ließ es sich nicht nehmen noch an einem Zuckerwattestand zu halten und sich eine extra große pinke Zuckerwatte zu kaufen. Hanna wurde schon allein vom Anblick schlecht und fast wäre sie zur nächsten Mülltonne gerannt um sich abermals zu übergeben. Doch sie konnte ihren Magen nochmal gerade so unter Kontrolle bringen.

Sara rannte nur grinsend zwischen den anderen herum und rief immer wieder mal nach Chopper und betonte dass sie Zuckerwatte für ihn hätte. 'Ganz richtig kann bei der auch nicht mehr alles laufen', beschlossen Hanna, Mathleen und Marco in Gedanken während die Freundinnen einen verstörten Blick auf Sara warfen.
 

Nach einem kurzen Streit wo es denn jetzt zum Essen hingehen sollte, hatte man sich für die 'Alte Posaune' entschieden. Hier gab es die besten Pizzen der ganzen Stadt und so lag es nahe was man bestellte.

Hanna nahm eine Pizza Hawai, Sara eine mit Salami, Mathleen eine Thunfischpizza und Marco bestellte sich eine Pizza mit Schinken. Sie mussten nicht lange warten, dann kamen auch schon die erwarteten Stücke Teig mit Belag. Sara sah gespielt entsetzt auf Hanna, die sich gerade ein großes Stück Pizza in den Mund schob. „Wie kannst du nur?“, auf den verwirrten Blick von Hanna fuhr sie grinsend fort, „Wie kannst du es nur wagen Marcos' Verwandte zu essen! Und auch noch vor ihm!“, deutete sie auf eine Scheibe Ananas und keine Sekunde später brachen die Mädchen auch schon in Gelächter aus.

Sara extremst, Hanna normal und Mathleen eher schmunzelnd. „Ach hört doch auf zu lachen. Der Witz ist doch echt schon abgedroschen.“, meinte Marco wütend, als das Gelächter auch nach einigen Minuten nicht abeben wollte und die restlichen Leute schon anfingen zum Tisch der vier herüber zu blicken. Ja, er hasste es mit einer Frucht verglichen zu werden. Was konnte er auch dafür das seine Haare so wuchsen? Sie taten es eben und damit basta. Kein Grund immer darauf herum zu reiten.
 

Die Mädchen mussten sich eine ganze Weile von ihrem Lachflash erholen und aßen dann genüßlich weiter. Marco war der Appetit vergangen und er starrte seine Pizza nur missmutig an. „He Mafo, ift du daf nof?“, fragte Sara mit vollem Mund und deutete auf seine fast unangerührte Pizza, welche er ihr gerne überließ. 'Sie ist Ace nicht unähnlich. Nur das er nicht so einen an der Waffel hat.', dachte er und erinnerte sich an die Zuckerwattegeschichte von vorhin. Sara hatte die Pizza schnell vernichtet und ihren gesunden Appetit bewiesen. Außerdem wäre es doch schade die gute Pizza zurück gehen zu lassen.

Nachdem auch das letzte Stück seinen Weg in einen Mund gefunden hatte und die Rechnung beglichen, sprich auf die Rechnung von Hannas Eltern geschrieben wurde, verließen sie das Lokal gesättigt und gewärmt wieder.

„Und jetzt? Zurück zum Jahrmarkt und nochmal ne Runde Achterbahn?“ Hannas Blick war Antwort genug auf Saras Frage und die hob nur beschwichtigend die Hände. „War nur ein Vorschlag.“

Stattdessen entschloss man sich langsam den Heimweg anzutreten. Es war schon seit einigen Stunden dunkel und der Weg würde auch noch einiges an Zeit kosten.
 

Als sie endlich die Eingangstür aufschließen konnten war der Mond schon am Nachthimmel erschienen. Ein schöner Anblick, obwohl es eine wolkenverhangene Nacht war. Die Mädchen machten es sich auf der Couch bequem und seppten durch die Kanäle des Fernsehers. Wie immer, überall Schrott oder Werbung. Hanna wühlte in den DVD's und zog schließlich den gesuchten Film hervor. 'Titanic' stand groß auf der Hülle. Die Orangehaarige legte den Film ein während Sara schon mal die Taschentücher bereit legte. Wer bei diesem Film keine nassen Augen bekam sollte dringend einen Arzt aufsuchen. So zumindest die Meinung der Mädchen, nach der sie Marco wohl morgen zu einem Arzt schleifen müssten.

Doch Mathleen hatte etwas viel besseres geplant. Wenn man schon einen starken Mann im Haus hatte der die Einkaufstüten schleppen konnte, sollte Frau das auch ausnützen. Also würde es morgen, sehr zum Leidwesen Marcos der noch gar nichts ahnte, heißen: Shoppen bis die Läden leer sind. Oder das Geld alle.

Letzteres würde wohl zuerst eintreten.

Ein Tag im Schnee

Langsam fielen die weißen Flocken vom Himmel herab und begruben die gesamte, sonst so grüne Landschaft unter sich. Es hatte die ganze Nacht geschneit und die Schneeschicht war schon gute zwanzig Centimeter hoch.
 

Müde öffnete Sara ihre Augen, stand auf, zog ihre Rollo hoch und blickte aus dem Fenster. Es dauerte etwas bis sie realisierte was sie da sah. Schnee. Überall Schnee!

Schnell zog sie sich an und rannte in die Küche wo sie von den anderen nur überrascht gemustert wurde. „Wieso rennst du so?“, fragte Mathleen die gemütlich mit Marco am Tisch saß. „Es schneit!“, sagte die Schwarzhaarige und man konnte die Freude in ihrer Stimme fast greifen. „Wissen wir.“, meinte Hanna ohne von der Zeitung aufzublicken. Sie wusste schon von Mathleens Plan für heute. „Und deshalb gehen wir heute Schlitten fahren.“, verkündete diese gerade und augenblicklich begann Sara zu jubeln. Ja sie war genauso schlimm wie ein kleines Kind, vielleicht sogar schlimmer.
 

Alle zogen sich ihre dicksten und wasserfesten Sachen an, Marco bekam die Skijacke von Hannas Vater, und warteten auf Sara die die Schlitten holen wollte. Gerade kam diese vom Dachboden zurück. Zwei Schlitten unter den Armen, den dritten hielt sie mit der rechten Hand und in ihrer linken Hand eine kleine, Hanna nur zu gut bekannte, Schachtel.

„Guckt mal was ich gefunden habe. Das Ding ist super verriegelt. Was glaubt ihr ist da drin?“ Die Augen der Orangehaarigen weiteten sich entsetzt. Wenn Sara die Kiste aufbekam und die Frucht fände, würde vermutlich die Welt untergehen. Schnell entriss sie ihrer Freundin die kleine Schatule. „Da drin ist du weißt schon was und ich werde diese Kiste jetzt wieder sicher verwahren.“

Mathleen blickte nur verwirrt von einer zur anderen, bevor sie sich einen Schlitten nahm und mit Marco aus dem Haus ging. Praktisch wenn das Haus auf einem Hügel stand. Man hatte es im Winter nie weit zur eigenen Rodelbahn. Auch waren keine nervigen kleinen Kinder im Weg, die mitten auf der Bahn hoch gingen und die nur darum bettelten niedergefahren zu werden.
 

Im Haus standen sich noch immer Sara und Hanna gegenüber. Die Älteste funkelte Sara nur warnend an, als diese nach der Schachtel greifen wollte. „Denk nicht mal dran. So wie ich weiß wie ich das Ding vernichte, werde ich das tun und bis dato bleibt sie bei mir.“, mit diesen Worten verschwand die Orangehaarige in den Räumen ihrer Eltern.

Ihr Vater hatte in seinem Büro einen kleinen Safe für alle Wertsachen. Hanna kannte den Code und würde die Frucht dort einsperren. Da käme Sara nicht so leicht ran. 'Wie hat sie sie überhaupt gefunden? Die war doch so gut versteckt.' Das sie ihrem Schwur nach jetzt eigentlich einen Besen essen müsste, vergaß die Schülerin. Absichtlich.
 

Hanna schnappte sich den letzten Schlitten der noch im Flur rumstand, nachdem sie darüber gestolpert war weil sie ihn übersehen hatte und er genau im Weg stand. Leise fluchend verließ sie das warme Haus und wurde von einem kalten und verschneiten Dezembertag begrüßt. Sie genoss für einen kurzen Augenblick die Landschaft die sich ihr bot. Die Bäume hatten alle Schneekronen und vom Himmel tanzten nach wie vor weitere Flocken. Sie zog einen ihrer gelben Handschuhe aus und fing einige der Eiskristalle auf. Sie sahen alle anders aus. Jeder für sich einzigartig und doch so vergänglich.
 

Lautes Lachen riss sie aus ihren Gedankengängen und sie konnte ihre Freunde erblicken, die gerade ihre Schlitten wieder den Berg hoch zogen. In den Gesichtern ihrer Freundinnen wohnte die pure Freude am Schnee und im Gesicht von Marco, nun ja, sie wusste nicht wie sie seine undurchsichtige Miene deuten sollte.

Statt weiter zu grübeln setzte sie sich neben Mathleen auf ihren Schlitten und die drei veranstalteten ein kleines Wettrennen. Sara ging daraus als Siegerin hervor, auch wenn sicher nicht ganz fair. „Du hast einen Frühstart hingelegt, das hab ich genau gesehen. Außerdem sind Marco und Mathleen umgekippt.“, beschwerte sich Hanna, die die beiden im Schnee Liegenden beinahe überfahren hätte. Sie konnte allerdings gerade noch so abbremsen und hatte damit ihren Sieg verspielt. „Ach Quatsch. Du bist nur sauer weil du nicht gewonnen hast.“, lachte Sara und zog ihren Schlitten an Hanna vorbei. Das M&M, wie Sara das Duo nannte, nur umgekippt waren weil sie sie geschnitten hatte, musste sie Hanna ja nicht auf die Nase binden.

Sie wiederholten das Ganze einige Male, wobei fast immer Sara gewann. Nur einmal waren Mathleen und Marco schneller gewesen.
 

Erschöpft vom vielen rodeln lies sich Hanna auf ihren Schlitten fallen und bemerkte nicht wie sie wieder den Berg hinunter fuhr. Erst der Schrei von Mathleen lies sie realisieren, dass sie sich gerade in voller Fahrt befand. Da war es auch schon zu spät.

Mit einem Affenzahn und einem unangenehmen Aufprall wurde sie von einem der im Garten stehenden Apfelbäume gestoppt. Der Schnee, welcher zuvor noch so schön an den kahlen Ästen geglitzert hatte, verwandelte nun Hanna in einen eiskalten Schneemann. Nur ihre hervor stehende Mütze ließ vermuten, dass das kein normaler Schneemann unter einem Baum war.

Lachend kam Sara neben ihrer verschneiten Freundin zum Stehen und auch Marco und Mathleen kamen mit ihrem Schlitten den Berg herunter gefahren. „Alles klar bei dir?“, fragte Sara lachend als sie Hanna aus dem Schneeberg befreit hatte. „J-ja mir ist nur der verdammte Schnee in den Nacken gerutscht.“, antwortete das Schneemonster zitternd, während es die Tatsache, dass sie gerade ausgelacht wurde ignorierte. Hanna konnte der Kleineren dass auch später noch heimzahlen.
 

Mathleen stand von ihrem Schlitten auf, wobei sie Marco mitzog und ging auf eine lachende Sara und eine wenig erfreut wirkende Hanna zu. „Du hast mich da gerade auf eine sehr gute Idee gebracht. Wir könnten doch schauen wer den schönsten Schneemann baut. Mir tut langsam der Hintern weh vom vielen Schlitten fahren.“, schlug die Achtzehnjährige vor und rieb sich leicht

über ihren Hintern. Gepolsterte Schlitten gab es eben noch nicht.

Saras Augen strahlten und sie lief los um schon mit der ersten Kugel anzufangen. „Nicht dein Ernst, oder?“, fragte Hanna, die keine große Lust verspürte jetzt auch noch Schneemänner zu bauen. Sich drinnen im warmen Gebäude mit einer Tasse Kaffee und einem guten Buch verschanzen ja, aber hier draußen in der Kälte auch noch Schneemänner bauen? Waren sie den kleine Kinder?

„Du hast doch nur Angst dass du wieder verlierst. Stimmt's?“, stichelte Mathleen und Hanna schnaubte wütend. Bitte. Sie würde den Anderen schon zeigen was es heißt einen spitzen Schneemann zu bauen.
 

Nach über einer Stunde hatte die Orangehaarige endlich alle Vorbereitungen für den weltbesten Schneemann abgeschlossen. Die anderen Teams waren mit ihren Werken schon fertig und beobachteten Hanna genau. Ihre Kugeln waren so riesig, dass jeder der Anwesenden sich fragte, wie sie die überhaupt noch aufeinander gesetzt bekommen wollte. Vor genau dem selben Problem stand die Baumeisterin jetzt auch. Die schweren Kugeln waren so riesig, sie konnte sie nicht mal richtig greifen, geschweige denn hoch heben und übereinander stapeln. Hilfesuchend sah sie zu ihren Freunden. „Wärt ihr so nett und würdet mir helfen? Die Dinger sind verdammt schwer.“

Zu viert schafften sie es dann nach einiger Zeit und Mühe alle Kugeln aufeinander zu setzen. Hanna befestigte mit Schnee noch zwei Arme an den Seiten und versuchte zwei Kohlestücke als Augen am Kopf fest zu machen. Allerdings war der so hoch oben, dass sie nicht mehr ran kam. Mathleen nahm ihr die Kohle ab und sah fragend zu Marco, der sie daraufhin seufzend hoch hob, damit sie die Augen fest machen konnte.

Ja, der Schneemann war groß. Sehr groß sogar. Sehr groß und perfekt.

Hanna lächelte Stolz und wollte schon verkünden, dass sie gewonnen hatte, als Sara ihr zuvor kam. Sie bestaunte und umrundete das Werk von Marco und Mathleen. „Wow, das sieht ja aus wie echt. Wie habt ihr das so gut hingekriegt?“ Die Beiden hatten eine Miniversion der Moby Dick aus Schnee gebaut. Hanna pfiff anerkennend. Sie wusste ja das Mathleen bei solchen Sachen recht begabt war, aber dass sie so gut war hätte sie nicht gedacht.

Ein Blick auf das Schneewerk von Sara bestätigte, dass auch die sich alle Mühe gegeben hatte. Sie hatte eine Sammlung von Hüten gebaut. Gut, es waren viele kleine Schneehaufen, aber mit Fantasie konnte man darin die verschiedensten Hüte erkennen. Darunter Ruffys Strohhut, Choppers Hut, die Mütze von Law und natürlich auch der orangene Hut von Ace. Nur hatten die Hüte hier alle die selbe Farbe. Weiß.

Fast wäre Hanna auf einen drauf getretten, wurde aber im letzten Moment von Sara beiseite geschupst. Genau in ihren riesen Schneemann. Dieser geriet gefährlich ins Wanken, bevor er schließlich über einer genervten Hanna zusammen brach.
 

Schon zum zweiten Mal an diesem Tag war sie unter einem Schneeberg begraben. Gedämpft drang ein Lachen zu ihr durch bevor ihr aus dem Schneehaufen, der einst ein stattlicher Schneemann gewesen war, geholfen wurde. „Ups, sorry das wollt ich nicht. Aber hast du ne Ahnung wie komisch das gerade aussah?“, entschuldigte sich Sara während Hanna ihrem so mühevoll aufgebauten Schneemann hinterher trauerte.

„Das ist alles deine Schuld.“, beschwerte sich Hanna mit gekünstelt finsterer Miene, griff in die Überreste ihres Werkes und damit lieferten sich die beiden Mädchen eine heftige und lustige Schneeballschlacht, in die auch Mathleen einstieg. Selbst Marco machte mit, wollte er doch nicht immer nur von dem kalten Nass getroffen werden.

Mathleen und er bildeten dabei ein gutes Team. Sie formte die Bälle und er warf. Den ganzen restlichen Tag verbrachten sie im Freien und hatten sogar Hannas Monsterschneemann wieder aufgebaut.

Die Shoppinghölle

Nachdem gestern der plötzliche Schneefall Mathleens Plan durchkreuzt hatte, wollte sie eben heute mit allen shoppen gehen. Sie brauchte noch einige Weihnachtsgeschenke und auch einen Tannenbaum wollten die Mädchen noch besorgen.

Am Frühstückstisch beratschlagte man sich wo es überall hin gehen sollte und was man alles dringend kaufen musste und was nur wollte. Letzendlich entschieden sich die drei dafür einfach eine Liste zu schreiben. War zwar ziemlich altmodisch und Oma-like aber besser als nachher die Hälfte vergessen zu haben.

Ganz oben auf dem Zettel stand ein Weihnachtsbaum für das Wohnzimmer. Wie sollte man Weihnachten auch ohne Baum feiern? Dann die noch fehlenden Geschenke. Weihnachten ohne Geschenke war auch nicht das Wahre. Als letztes stand auf dem kleinen Stück Papier irgendetwas in einer sehr unleserlichen Schrift, was später niemand mehr zu entziffern vermochte. Aber es musste wichtig sein, sonst stünde es nicht auf der Liste.
 

Die Mädchen packten ihre Handtaschen und zogen sich die Mäntel an. Marco hatten sie in Unwissenheit gelassen, wer wüsste schon wie er reagieren würde. Da reichte es wenn er vom Tagesziel erst dann erfuhr, wenn sie schon da waren und Flucht somit unmöglich.

Es dauerte zwar eine Weile, weil der Bus ewig brauchte um sich über die mit Schneematsch bedeckten Straßen zu quälen und in der Stadt auch noch der Verkehr dazu kam, aber nach einer reichlich nervenden Stunde standen die Shopper und ihr Packesel nun endlich vor dem schön geschmückten und beleuchteten Einkaufshaus in der Innenstadt.

„Ihr wollt da aber nicht rein, oder?“, fragte Marco nur und wollte bei dem Anblick der vielen Menschen die sich durch den engen Eingang quetschten gar nicht wissen wie schlimm es erst in dem Gebäude selbst war. Doch seine Begleitung nickte nur und quetschte sich zusammen mit dutzend anderen Leuten durch die weit geöffneten Türen in das Einkaufshaus.
 

In der untersten Etage, wo sich auch der Eingang befand, konnte man keinen Schritt mehr gehen ohne nicht zumindest einem anderen Kunden auf den Fuß zu steigen. Überall roch es nach Parfüm und an jeder Ecke wurde Make-Up angeboten. Ja, das Erdgeschoss war die Schminkhölle persönlich und somit das Reich eines jeden Girlys. Marco hatte das große Glück, dass die drei Mädchen an seiner Seite diesem Stockwerk nicht allzu große Beachtung schenkten. Hanna nahm lediglich ein kleines schön verpacktes Parfüm als Geschenk für ihre Mutter mit. Der Rest war den Mädchen zu teuer, wie sie erklärten.

Man zwängte sich durch die Masse an Menschen vor bis zu den Rolltreppen. Nach Luft japsend atmete Mathleen einmal tief durch. „Was machen die alle hier wenn wir in Ruhe shoppen wollen?“ Eine Antwort auf ihre Frage bekam sie nicht, da die Rolltreppe zu Ende war und sich die Schülerinnen somit dem ersten Stock gegenüber sahen.

Hier waren fasst noch mehr Menschen als sich im Erdgeschoss befanden. Verständlich, war hier auch die Damenabteilung und somit der größte Andrang. Die Mädchen stürzten sich ins Getümmel, immer auf der Suche nach besonders günstigen Teilen. Gegen Schnäppchen konnte niemand etwas einwenden.
 

Mathleen schaute gerade einen Stapel Pullover durch, nur um frustriert fest zu stellen, dass der schicke schwarze Pulli mit den gehäkelten Ärmeln nicht mehr in ihrer Größe vorhanden war, als sie eine aufgeregte Stimme durch die Abteilung schallen hörte.

„Sie, geben Sie das wieder her das gehört mir! Das ist das Weihnachtsgeschenk für meine Enkelin“, die Stimme gehörte eindeutig einer älteren Dame, dem Klang nach zu urteilen. „Ich hab's zuerst gesehen und jetzt Pfoten weg Oma!“ Oh nein. Diese Stimme kam ihr so vertraut vor. Schnell suchten ihre Augen die von Hanna und auch sie wusste wem die zweite Stimme gehörte. Beide bahnten sich ihren Weg vor zur Quelle des Wortgefechts und wurden nicht enttäuscht. Vor ihnen stand eine kleine rundliche Frau mit grauen Haaren, die an einer dunkelblauen Sweatjacke zog. Ihre Kontrahentin war, wie konnte es auch anders sein, niemand geringeres als Sara. Hanna seuftzte nur genervt und ging dazwischen.

„Verzeihen sie Madam“, meinte sie noch entschuldigend während sie Sara am Arm weg zog. Die alte Dame rümpfte nur Beleidigt die Nase und zog mit ihrer Beute von dannen. „Das war meine!“, beschwerte sich Sara und bekam auch promt eine Antwort von Mathleen die bis jetzt nur zugesehen hatte. „Jedes mal das Gleiche mit dir. Immer fängst du mit irgendwem an zu streiten. Wenn sie dich noch einmal rauswerfen bekommst du Hausverbot. Vergiss das nicht.“
 

Der Streit wurde schnell vergessen und das fröhliche Shoppen wieder aufgenommen. Die Mädchen hatten mittlerweile drei Stockwerke hinter sich gebracht. Darunter neben der Parfümhölle und der Damenabteilung die kaum beachtete Männerabteilung und die schnell durchkämpfte Kinderetage. Jetzt standen die Mädchen in der vierten und letzen Etage des Kaufhauses. Von Marco war nicht mehr viel zu sehen, musste er doch alles tragen und ging langsam aber sicher in einem Berg aus Klamotten unter.

Ganz oben befanden sich Spielsachen, Bücher, CD's und noch einige andere Sachen. Zielstrebig ging Sara auf die CD's zu. Sie brauchte noch ein kleines Geschenk für Hanna und da bot sich doch die neue CD ihrer Lieblingsband an. Schnell war sie zu den anderen Sachen gesteckt worden und man machte sich auf die Suche nach einer Kassa.

Die waren genau so schwer zu finden wie Verkaufspersonal in Baumärkten. Man hatte das Gefühl die Dinger versteckten sich vor einem. Nach langer Suche hatten sie endlich eine Kassa gefunden und durften sich jetzt die Beine in den Bauch stehen, bis sie endlich an der Reihe waren. Schnaufend ließ Marco die Sachen auf dem Tresen fallen und sofort begann die Kassiererin mit dem Scannen.

Die zu bezahlende Summe kletterte immer höher und die Mädchen bekamen große Augen. „So viel haben wir doch gar nicht gekauft“, murmelte Sara während sie die Zahlen weiter beobachtete. Die hatten gerade den Hunderter überschritten.

Die drei bezahlten brav und Marco durfte die Taschen tragen. Vollbepackt war es noch schwieriger sich durch die Menschenmasse im Kaufhaus zu zwängen doch irgendwie schafften es alle vier wieder lebend aus dem ganzen raus.
 

Auf der Straße wurde erstmal eine kurze Verschnaufpause gemacht, bevor sich die Mädchen über die Uhrzeit wunderten. Als sie eingetreten waren, war es erst ein Uhr und noch hell gewesen. Doch jetzt dämmerte es schon und ein Blick auf die große Rathausuhr zeigte kurz vor fünf. „Sind wir echt vier Stunden da drinn gewesen? Kam mir gar nicht so lang vor.“, meinte Sara nur und bekam eine ziemlich genervt klingende Antwort ihres Packesels. „Dir vielleicht nicht. Mir schon. Das war die reinste Hölle. Bin ich froh dass das jetzt vorbei ist.“ „Wer sagt das wir schon fertig sind?“, fragte Hanna fies grinsend und ging langsamen Schrittes Richtung Park.

Dort wurden immer die Tannenbäume verkauft und genau den brauchten sie noch. Er war zwar das wichtigste auf der Liste, dennoch wollten sie ihn als Letztes besorgen. Was sollte man auch mit einem Tannenbaum in einem voll gedrängten Kaufhaus machen? Gut man konnte die Leute aus dem Weg schieben, aber gern gesehen war das sicher nicht.
 

Schon von weitem konnte man den unverkennbaren Geruch des Nadelbaumes wahrnehmen, denn er nun mal mitbrachte und der an Weihnachten irgendwie nicht fehlen durfte. In allen Größen gab es das Bäumchen zu kaufen. Von Mini für den Tisch, bis zu drei Metern und vereinzelt auch höher. Natürlich gewachsen, oder aus einzelnen Ästen zusammen gebunden. Alles war dabei.

Für das Wohnzimmer reichte ein zwei Meter Baum vollkommen. Marco konnte bei der Auswahl des perfekten Baumes nicht wirklich helfen, sah er doch nicht mehr viel, so vollbepackt wie er gerade war. Die Einkaufstaschen hingen ihm an den Unterarmen in den Händen hatte er auch einige und vor seinem Körper balancierte er noch weitere Taschen. Dennoch musste er später noch irgendwie den Baum nach Hause tragen.

Mathleen fiel ein kleines Bäumchen etwas abseits ins Auge. Er war ungefähr eins sechzig hoch und sehr gleichmäßig gewachsen. Die Nadeln waren kräftig und pieksten leicht, wenn man ihm zu nahe kam. Wenn das nicht mal der perfekte Baum für sie war. Gerade wollte sie ihn sich unter den freien Arm klemmen, der andere war nach wie vor an den bepackten Marco gekettet, als ihr doch die alte Oma aus dem Kaufhaus zu vor kam. Doch diesmal würde sie nicht gewinnen. Hier ging es schließlich um den perfekten Weihnachtsbaum. Das wichtigste an Weihnachten. Ohne Baum kein Fest.

Sie ging auf das alte Mütterchen zu und räusperte sich kurz. Die Frau mit den vielen Falten im Gesicht sah sie nur überrascht an als sie sie erkannte. „Sie schon wieder. Was wollen Sie?“, fragte diese skeptisch, da sie sich noch sehr gut an den kleinen Kapmf von vorhin erinnern konnte. „Naja den Baum den sie da haben, den wollte ich gerne kaufen. Sie haben ihn mir förmlich aus der Hand genommen.“ „Tja, Pech. Ich hatte ihn zuerst“, und schon versuchte sie mit dem Bäumchen abzuhauen. Jetzt platzte Mathleen der Kragen. „Hören Sie mal! Ich hatte ihn schon in der Hand und wollte nur kurz meinen Freundinnen Bescheid sagen“, sie zog an dem Stamm und ein Streit, ähnlich dem um die Sweatjacke, entstand.

Durch das Ziehen und dadurch das Mathleen beide Hände benötigte fielen Marco die Einkaufstaschen herunter und er begann zu grummeln. Er zog einmal kurz an dem Baum und schon hatte Mathleen ihn in den Händen, während die alte Oma überrascht schaute. „Jetzt reicht es. Bezahl den blöden Baum und lass uns gehen“ Er sammelte die verstreuten Sachen ein und hob alles wieder hoch. Die alte Dame konnte nichts mehr erwiedern, da hatte Mathleen auch schon bezahlt und sich mit einem Siegerlächeln auf den Lippen verdrückt.
 

„So ich denke wir haben jetzt alles“, überprüfte Hanna noch einmal die Liste, nachdem sich alle im Park auf eine Bank gesetzt hatten. „Öhm was soll den das letzte auf der Liste heißen?“, fragte sie und reichte den Zettel reih um, doch keiner konnte die unleserliche Schrift entziffern. Auch konnte sich niemand der Anwesenden mehr erinnern wer diesen Punkt hinzugefügt hatte. Mit einem Schulterzucken wurde die Sache abgetan und man machte sich langsam auf den Heimweg.

Die Mädchen waren so freundlich und trugen den Baum selber, da Marco nicht konnte. Eigentlich trugen ihn nur Hanna und Sara, da Mathleen Marco bei den Tüten half, bevor er nochmal alles fallen ließ.
 

Nach einer anstrengenden Busfahrt und einigen komischen Blicken der restlichen Passanten die ihnen noch so begegnet waren, konnte Hanna endlich den Schlüssel ins Schlüsselloch stecken. Klackend sprang die Tür auf und Oskar kam seinem Frauchen schon entgegen gelaufen. Kurz vor ihren Füßen machte er halt und setzte sich hin.

Sara hatte freundlicher Weise den Weihnachtsbaum auf der Terrasse abgestellt, während Marco die Einkaufstaschen im Wohnzimmer ablud. Sara schlich leise an einer abgelenkten Hanna vorbei in ihr Zimmer. Mathleen entschuldigte sich bei Hanna, die gerade Oskar fütterte, mit der Begründung sie sei müde und verschwand zusammen mit Marco ebenfalls im ersten Stock.

Die Orangehaarige seuftzte, würde doch die ganze Arbeit wieder an ihr hängen bleiben. Den Baum würden sie morgen ins Haus stellen und schmücken, aber sie müsste jetzt noch die restlichen Geschenke verpacken. Müde und ausgelaugt vom langen Tag machte sie sich an die Arbeit, wollte sie doch auch bald in ihr Bett kommen. Immer muss ich das machen. Dabei hasse ich es Geschenke zu verpacken.

Kekse und eine kleine Ziege

Die Morgensonne schien durch das große Fenster sanft in das Zimmer. Die im Bett liegende Person öffnete langsam ein Auge und musste bei der im Raum herrschenden Helligkeit kurz blinzeln. 'Mist da hab ich wohl gestern vergessen die Vorhänge zu zuziehen.'

Müde erhob sich Mathleen aus ihrem warmen Bett und wollte einen Blick auf ihren Wecker werfen. „Shit. Wecker. Das stand gestern noch auf der Liste.“, schlug sie sich die Hand vor den Kopf, als ihr einfiel, dass ihr Wecker ja immer noch geschrottet unter ihrem Bett lag und sie gestern vergessen hatte einen neuen zu kaufen. 'Immerhin ist jetzt geklärt, was das unleserliche Gekrackel heißen sollte.'
 

Sie verschwand im Badezimmer um sich anzuziehen und zu frisieren. Die Klamotten für heute hatte sie sich gestern noch bereit gelegt und so brauchte sie nur in die dunkelblaue Jeans zu schlüpfen und sich ihren schwarz grau gestreiften Pullover anzuziehen. Ihre schulterlangen braunen Haare band sie sich noch schnell in einem Zopf zusammen und huschte dann zurück in ihr Zimmer, nur um festzustellen dass Marco nicht mehr da war.

Da nur Hanna den Schlüssel hatte und es ihr nach drei Tagen zu blöd geworden war Marco immer ans Bett zu ketten und in der Früh wieder los zu machen, durfte er sich zumindest im Haus frei bewegen. Wo sollte er auch großartig hin verschwinden?

Mathleen kam gerade die Stufen hinunter und schlenderte Richtung Küche, als sie Sara schon hören konnte.

„rden wir heute Kekse backen!“, beendete die Schwarzhaarige gerade ihren Satz, als sich Mathleen an den gedeckten Tisch neben Marco setzte. „Ich hab heute was besseres vor als Kekse backen.“, grinste sie schon voller Vorfreude auf den anstehenden Tag. Sara drehte sich zu ihr um, hatte sie sich doch vorher mit Hanna die in der Küche stand unterhalten. „Aber morgen ist schon Weihnachten und wir haben überhaupt keine Kekse im Haus!“ „Na und dann backen wir eben morgen noch welche oder nach Weihnachten, aber heute“, sie beugte sich vor und flüsterte Sara den heutigen Tagesablauf ins Ohr. „Heute fahren wir zum Hof meiner Großeltern, wo alte und gerettete Tiere unterkommen. Der ist wunderschön.“ Sara schmollte noch ein bisschen doch gab sie es nach einigen Minuten auf und widmete sich wieder ihrem Frühstück.

„Was gab es da zu flüstern?“, fragte Marco und zog eine Augenbraue hoch. Aus Erfahrung wusste er mittlerweile das es nicht gut war, wenn sie ihm den Tagesablauf verschwiegen. Doch die beiden Mädchen winkten nur mit einem 'Nichts, nichts' ab und Sara stand auf um Hanna zu informieren und ihr etwas in der Küche zu helfen.
 

Da sich Mathleen eingestehen musste, dass es morgen wenn sie den Baum schmücken, ein Festessen kochen und am Abend dann gemeinsam feiern wollen, keine Zeit mehr fürs Kekse backen gab, der Nachmittag schon verplant war und Sara keine Ruhe gab, von wegen Weihnachten ohne Kekse ginge gar nicht, wurde einfach am Vormittag gebacken.

Nach dem Frühstück hatten die Mädchen den Esstisch abgeräumt und einige Ausstecher bereitgelegt. Marco hatte schon versucht sich zu verkrümmeln als er die ersten Ausstechformen und die Schürzen gesehen hatte, doch wurde er von Hanna daran gehindert, die ihn einfach am Tischbein festkettete. Er durfte sich zwar frei bewegen, doch eine Handschelle war immer noch an seinem Handgelenk befestigt. Die andere nun am Bein des massiven Holztisches.

Nach dieser vereitelten Flucht bereitete Hanna den Butterteig fertig vor und die Mädchen fingen an Kekse auszustechen. Marco saß nur vor seinem Stück Teig und tat nichts. Hanna sah ihn nach einer Weile mit einer gewissen Wut, die sie Sara zu verdanken hatte, an. Sara war wenn es ums Kochen und Backen ging einfach eine Katastrophe. Statt die ausgestochenen Kekse auf das Backblech zu legen aß sie einfach jeden Zweiten auf. 'Sie ist schlimmer als ein kleines Kind.', dachte sich Hanna und beobachtete Marco.

Er hatte seinen Teig fixiert, als ob er dadurch verschwinden würde. „Wer nicht zumindest einen Keks beisteuern kann bekommt später keine Kekse.“ Das schien ihn nicht sonderlich zu stören, also legte Hanna noch einen drauf. „und auch sonst kein Essen mehr in diesem Haus! Außer Oskar natürlich.“, kraulte sie ihrem Kater, der zwischen ihren Beinen umher wanderte, den schwarz-weißen Kopf. Bei Marco schien die Vorstellung nichts mehr zu Essen zu bekommen auch nicht so wirklich zu funktionieren. 'Wobei. Wer weiß wie lange ich noch hier bin und was ist schon dabei ein paar Kekse auszustechen.', grummelnd und zögerlich machte auch der Pirat sich nun daran zumindest einen Keks auszustechen.
 

Am Ende hatten sie vier Bleche voll mit Keksen gebacken und im ganzen Haus konnte man deren Duft vernehmen. „Pfoten weg!“, schlug Hanna Sara auf die Finger, als diese doch tatsächlich einen Keks klauen wollte. Eine Schnute ziehend verschwand sie wieder aus der Küche und setzte sich zurück an den Esstisch. Das sie immer noch überall weiß war, weil sie sich mit Mathleen eine kleine Mehlschlacht geliefert hatter, ignorierte sie.

Hanna, die Köchin unter den Dreien, hatte es zwischen dem Backen noch geschafft ein Mittagessen zu kochen. Es gab Spaghetti mit Tomatensauce.

Die Orangehaarige stellte gerade einen Teller vor Marco ab, als ihr ein guter Gedanke kam. Sie verschwand wieder in der Küche und würzte die Portion von Sara etwas nach. 'Rache ist Salz.'

Mit dem Teller in der linken und ihrem eigenen in der rechten Hand trat sie zum Tisch zurück. Sie stellte die Teller ab, setzte sich und begann schweigend zu essen. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie Sara, wie diese sich über das Essen her machte. Binnen Sekunden war ihr Teller leer, doch die Schwarzhaarige schien keine Anstalten zu machen sich zu beschweren, weil ihre Spaghetti versalzen waren. Stattdessen bekam nun Hanna große Augen und griff gierig zu ihrem Wasserglas. „Ihhgit. So'n Sscheiß aber auch ich hab die Teller verwechselt.“, nuschelte sie während sie ihr Glas in großen Zügen leerte und gleich noch eines trank. Sara verstand zwar nicht was ihre Freundin auf einmal hatte, fand aber deren angeekelten Gesichtsausdruck zum Schreien komisch. Blöd nur dass sie gerade selber etwas getrunken hatte und nun vor lauter Lachen Marco, der ihr gegenüber saß, anspukte. Der fand das gar nicht komisch und wollte aufstehen, riss aber dabei den ganzen Tisch um, da seine Hand immer noch am Tischbein fest gekettet war.
 

Mathleen erklärte das Essen für beendet und meinte sie sollten sich besser umziehen, bevor sie los gingen. Gesagt getan. Die Mädchen hatten dabei ja noch Glück, hatten sie schließlich all ihre Klamotten da, doch Marco der hatte seinen Kleiderschrank ja in seiner Kajüte auf der Moby Dick und packen für diesen 'Urlaub' konnte er nicht. Deshalb bekam er ein einfaches schwarzes T-Shirt von Hannas Vater. Seine Hose war von Saras Spukattacke verschont geblieben.

Nach einer halben Stunde standen alle fertig vor der Tür und es konnte losgehen. Hanna hatte ein Taxi gerufen, da der Bus nicht überall hin fuhr und so dauerte es auch nur zehn Minuten bis sie an ihrem Ziel angelangt waren.
 

Vor ihnen lag ein großes Bauernhaus mit einem Stall und einer Scheune. Auf den Koppeln standen noch einige Pferde und auch vereinzelt ein Esel, die alle samt in Decken gehüllt waren. „Ein Bauernhof?“, fragte Marco ungläubig, doch Mathleen nickte nur. „Alle Tiere hier wurden gerettet, weil sich niemand mehr um sie gekümmert hat. Jetzt leben sie hier. Wir kommen mindestens einmal im Jahr hier her und genießen einfach die Zeit hier.“, erklärte sie und ging auf den alten Bauern zu. Marco zog sie dabei einfach mit.

„Mathleen, mein Kind, schön dich zu sehen.“, zog sie der Alte in eine Umarmung. „Freut mich auch dich zu sehen Opa. Frohe Weihnachten.“, wünschte sie ihm und bekam von ihrer Großmutter, die gerade aus dem Haus getretten war, einen Kuss auf die Wange. „Komm mit Kleines, ich möchte dir etwas zeigen.“, sagte ihre Oma und alle vier folgten ihr.
 

Sie betraten den Stall wo die Ziegen wohnten und wurden gleich von fröhlichem Gemähe begrüßt. Zwischen den Erwachsenen Tieren stand auch ein kleines Zickchen und kam auf die Besucher zu gesprungen. Mathleens Großmutter drückte ihrer Enkelin eine Flasche mit Milch in die Hand. „Fütter sie ruhig. Macht die Stalltür wieder zu wenn ihr raus geht.“, sagte sie und ließ die Freunde allein.

Mathleen hatte sich hin gekniet und so auch Marco mitgezogen. Die kleine Ziege nuckelte erst etwas an der Flasche, bevor sie befand das Marco interessanter sei. Sie sprang auf seinen Schoß und schleckte ihm mit ihrer kleinen Zunge einmal quer durchs Gesicht. Von den Mädchen war nur noch ein einheitliches 'Ohhhhh' zu hören, während von Marco eher Laute des Ekels kamen. „Runter von mir.“, schob er das kleine Tier schließlich von sich und stand wieder auf.

Sie wollten alle den Stall verlassen, doch die kleine Ziege folgte Marco auf Schritt und Tritt. Als ihr Opa das sah musste er lachen. „Die Kleine hat wohl einen Narren an deinem Freund gefressen. Pass gut auf ihn auf sonst wird er dir von unserer Kleinen noch ausgespannt.“ Verwirrt blickte Mathleen ihren Großvater an bevor sie rot wurde. „Was? Nein. Er. Also. Das. Marco ist nicht mein Freund.“, stammelte sie doch ihr Großvater lächelte sie nur wissend an. Manchmal war ihr der alte Herr wirklich unheimlich.
 

Die Zeit verflog und langsam machten sich die Mädchen wieder auf den Heimweg. Sie hatten sich noch lange unterhalten und Gemeinschaftsspiele gespielt, doch jetzt war es Zeit zu gehen. Müde ließ sich Mathleen auf den Rücksitz des Autos fallen, hatte ihr Opa doch angeboten sie in seinem silbernen Opel nach Hause zu fahren.

Sie spürte ein Rütteln an ihrer Schulter und öffnete verschlafen ihre Augen. 'Wann bin ich denn eingeschlafen?' Sie gähnte, bedankte sich bei ihrem Großvater und stieg aus dem warmen Auto aus. Kurz fröstelte sie, doch die Haustür stand offen und ihre Freundinnen warteten schon auf sie. Die Brünette winkte dem davon fahrenden Auto nach und ging dann ins Hausinnere.

Tante Hilde kommt. HILFE!

Viel zu früh wurde Mathleen am nächsten Tag von einem penetranten Klingeln aus dem wohl verdienten Schlaf gerissen. Sie blinzelte ein paar mal und tastete auf ihrem Nachttisch nach dem Wecker, um diesen abzustellen, als ihr einfiel, dass der ja kaputt unter ihrem Bett lag und somit gar nicht mehr klingeln konnte. 'Aber woher kommt dann das Geräusch? Das hört sich ja fast so an als würde jemand bei uns Sturmklingeln.'
 

Plötzlich schoss sie hoch und rannte zur Haustür. Nur in ihrem Pyjama bekleidet riss sie die Tür auf und wollte den Störenfried anschreien, was er sich denn denke sie um eine so unchristliche Zeit an Weihnachten aus ihrem Bett zu klingeln. Gerade als sie ihre Stimme erhob wurde sie von einer ihr nur zu gut bekannten Frau unterbrochen. „Gut das endlich jemand die Tür auf macht. Ich dachte schon ihr wollt mich nicht im Haus haben.“, sagte Tante Hilde mit ihrer unverwechselbaren quietschigen Stimme und schob das protestierende Mädchen einfach auf die Seite um einzutreten. Mathleens gemurmeltes 'wollen wir auch nicht' überhörte die ältere Dame einfach.
 

Sie hängte ihren lilafarbenen Pezlmantel, es war kein echter Pelz viel zu teuer wie sie meinte, an die Garderobe im kleinen Vorzimmer und ging ins Wohnzimmer. Mathleen war währenddessen ins Obergeschoss geflitzt und weckte ihre Freundinnen. In Hannas Zimmer wurde kurzerhand eine Krisensitzung einberufen.
 

„Hast du nicht gesagt deine Tante würde nicht kommen, weil sie in der Klapse ist?“, fragte Mathleen Sara aufgebracht. Eigentlich war Tante Hilde nur die Tante von Sara, aber die rüstige Dame mit dem Sprung in der Schüssel, lag wohl in der Familie, kam jedes Weihnachten und ging ihnen allen auf die Nerven. „Dachte ich ja auch, aber jetzt ist sie hier.“ „Und allein unten. Irgendwer sollte zu ihr gehen und aufpassen, dass sie nicht irgendetwas anstellt, so wie die letzten Jahre.“, murmelte Hanna.

Die Drei sahen sich an und lächelten fies. „Ich finde Marco sollte das machen. Ihn kennt sie noch nicht und so kann sie ihn VIEL fragen. Das verschafft uns Zeit.“, meinte Sara und schlich, bedacht darauf die alte Trulla nicht auf sich aufmerksam zu machen, zu Mathleens Zimmer und scheuchte Marco hinunter. Im Wohnzimmer stehend wurde er erst einmal von Tante Hilde beäugt, bevor sie ihn umarmte und ihm einen dicken Schmatzer auf die Wange gab. Er wollte sofort flüchten, doch setzte ihn die Frau einfach neben sich auf die Couch und drückte ihn zurück und die Kissen, wenn er aufspringen und flüchten wollte.

Während der arme Marco sich der Ausfragerei einer durchgeknallten Frau stellen musste grübelten die Mädchen weiter, wie sie besagte Dame am schnellsten loswerden oder vor ihr flüchten konnten. „Wir könnten sie einfach in den Keller sperren und verhungern lassen. Die vermisst eh keiner.“, überlegte Sara laut, was ihr nur vertörte und entsetzte Blicke einbrachte. „Habt ihr ne bessere Idee?!“, keifte die Schwarzhaarige und die zwei anderen im Raum nickten.

„Wir lassen sie mit Marco allein und wandern aus. Irgendwohin wo sie uns nie nie nie wieder findet.“ „Das ist doch nicht dein Ernst, oder? Das können wir Marco nicht antun. Die Frau ist eine Irre!“, meinte Mathleen auf Hannas Vorschlag auszuwandern.
 

Vom unteren Stockwerk konnten sie die Stimme ihres Besuches rufen hören. „Mädchen, wo seid ihr denn? Versteckt ihr euch etwa vor der lieben Tante Hilde? Ah, da seid ihr ja. Also Mathleen ich muss schon sagen dein Freund ist ausgesprochen nett, aber besonders redselig ist der Gute nicht gerade.“, bretterte Tante Hilde drauf los, als sie die Drei in Hannas Zimmer gefunden hatte. Jetzt war es zu spät um zu flüchten und sich zu verstecken. „Er ist nicht. Ach ich gebs auf.“, meinte Mathleen genervt. Wieso dachte jeder, dass Marco ihr Freund sei?! Wobei. 'Wenn ich so darüber nachdenke. Wieso eigentlich nicht? Wär doch super wenn Marco mein Freund wäre.', grinste sie und konnte für einen Moment die immer noch redende Frau vor sich vergessen.

Mathleen wurde am Arm hoch gezogen und schaute erstmal verwundert umher. Ihr fragender Blick blieb schließlich an der Schreckschraube von Tante hängen die nur den Kopf schüttelte. „So in Gedanken? Naja wiederhol ich mich halt. Ich sagte ihr habt euren Weihnachtsbaum ja noch gar nicht geschmückt. Das werden wir jetzt alle zusammen machen. Dein Freund hat ihn ja schon ins Wohnzimmer gestellt, so wie ich es ihm gesagt habe.“ In Wirklichkeit hatte Marco den Baum nur rein geholt, um ihr zu entkommen und sicher nicht weil er ihr einen Gefallen tun wollte.
 

Derweil Sara, Marco und Mathleen, mit den Gedanken bei der Planung ihrer Flucht, einer besstens gelaunten Hilde dabei halfen den Weihnachtsbaum zu schmücken, hatte Hanna sich in ihr Element, die Küche, geflüchtet und bereitete das Festessen für den Abend vor.

Die Anderen schmückten im Wohnzimmer gemeinsam den Weihnachtsbaum, während aus dem Radio die unterschiedlichsten Weihnachtslieder in den verschiedensten Sprachen erklangen. Eigentlich schmückten ja nur Marco und Mathleen, Sara musste ihnen den Schmuck reichen und Tante Hilde saß gemütlich auf dem Sofa, kommandierte aber die Arbeitenden herum.

„Jetzt gib ihnen die rote Kugel. Nein nicht die, sondern die mit den silbernen Streifen. Gut halt die Kugel etwas höher Mathleen. Marco sei ein Gentleman und heb deine Freundin mal hoch, sie ist leider nicht so groß.“ Marco packte Mathleen sanft an der Hüfte und hob sie mit Leichtigkeit ein ganzes Stück vom Boden auf. Sie befestigte die rot glänzende Kugel an dem von Hilde bestimmten Platz und wurde genauso sanft wieder auf ihre Füße gestellt. Sie drehte sich um und blickte dem blonden Mann in die Augen. „Danke“ „Ach kein Problem. Du bist nicht schwer, außerdem wenn die alte Trulla dann endlich Ruhe gibt.“, den zweiten Satz flüsterte er ihr ins Ohr und auf ihr Gesicht legte sich ein leichter Rotschimmer, waren sie sich gerade doch ziemlich nah.
 

Aber wie sollte es anders auch sein, alle schönen und innigen Momente wurden stets von irgendjemandem unterbrochen. In diesem Fall von einer drängenden Hilde. „Hopp hopp hopp, wir haben schließlich nicht ewig Zeit“, drängte sie die Beiden auseinander, „wir wollen heute noch fertig werden und ihr müsst noch Kekse backen.“ „Das haben wir gestern schon gemacht. Die stehen dort in der Keksdose am Tisch.“, antwortete Mathleen leicht angesäuert, hatte diese Verrückte doch gerade den fast schon magischen Moment zwischen ihr und Marco zerrstört. „Standen, meine Liebe, standen. Die waren wirklich lecker. Habt ihr etwa nur so wenige gemacht?“ 'Das meint die jetzt aber nicht wirklich ernst, oder? Die hat alle unsere Kekse aufgefuttert?! Vielleicht war Saras Vorschlag von wegen einsperren und verhungern lassen doch nicht so blöd?', doch bevor Mathleen auch nur irgendetwas sagen konnte brauste, zu ihrer Überraschung, Marco neben ihr mit wütender Stimme auf. „Du faule Trulla hast echt alle Kekse gegessen während wir hier gearbeitet haben?! Weißt du eigentlich wie lang es gedauert hat die alle zu backen, besonders weil die da“, er zeigte auf Sara die sich brav zurück hielt, kannte sie ihre Tante doch, „jeden zweiten verdammten Keks schon vor dem Backen gegessen hat!! Und dir fällt nichts besseres ein als hier um halb sieben aufzuschlagen, alle zu wecken, in den Tod zu nerven, herum zu kommandieren und dann auch noch das ganze Backwerk zu verschlingen?!“

Tante Hilde war baff. Genau wie alle im Haus, selbst Hanna in der Küche konnte Marco noch hören, er hatte ja auch laut genug gebrüllt. Auf diesen Schock musste sich die Frau, die sicher einer Irrenanstalt entflohen war, erst einmal setzten. Es dauerte eine Weile aber schließlich fand sie ihre Stimme wieder. „Was fällt dir eigentlich ein du frecher Bengel! Da mache ich mir extra die Mühe und helfe euch dabei den Baum zu schmücken und verhindere so ganz nebenbei auch noch das ihr wegen zu vielen Keksen dick werdet und Diabetes bekommt und so dankst du es mir?!“, schrie sie in einer schrecklichen Lautstärke gepaart mit ihrer Quietschenten Stimme zurück.
 

Marco zuckte nur mit den Schultern und verließ mit einem 'mir doch egal' den Raum. Die 'faule Trulla', wie Marco sie so schön bezeichnet hatte, hatte sich wieder beruhigt und redete nun wie ein Wasserfall ohne Punkt und Komma auf Mathleen ein. „Ich weiß gar nicht was du an dem Typ findest ok er ist ein Sahneschnittchen aber innerlich ist er schwarz wie ein Stück Kohle was anderes bekommt er zu Weihnachten auch nicht die Bösen bekommen nur Kohle wobei das immer noch zu gut für ihn ist die kann er schließlich“ „STOPP! Du hast dich noch gar nicht mit deiner Nichte unterhalten. Ich denke Sara hat dir sicher auch einiges zu erzählen.“, zog sich Mathleen geschickt aus der Affäre und verschwand aus dem Raum. Sara würde das schon irgendwie schaffen und wenn nicht auch egal.

Die Brünette fand Marco im Esszimmer und ging auf ihn zu. Ohne groß zu überlegen hauchte sie ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. „Danke“ Der sonst so gefasste und auf alles vorbereitete Marco konnte die Verwunderung nicht ganz aus seinem Gesicht verbannen. „Wofür?“, fragte er, doch eine Antwort blieb Mathleen ihm schuldig, da sie einfach in die Küche zu Hanna ging und ihn allein zurück ließ. Das gerade war seltsam, ja, aber auf eine angenehme Weise. Das musste er zugeben.
 

Mathleen stand mit hochrotem Kopf neben Hanna in der Küche und erzählte ihr von dem gerade Geschehenem. „Dann hab ich ihn einfach flüchtig geküsst. Keine Ahnung warum ich hab nicht darüber nach gedacht.“ Ihre Freundin legte ihr nur eine Hand auf die Schulter und lächelte. „Na endlich. Wir dachten schon das wird nichts mehr. Genieß dein Glück.“

Das Marco schon morgen wieder zurück in seine Welt müsste und sie sich dann mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nie wieder sehen würden, vergaßen die Mädchen vollkommen.

Fotobomb ala Hilde

Während Mathleen Hanna in der Küche half hatte Sara ihre nervige Tante an der Backe.

„Und dann haben die in der Kuranstalt doch tatsächlich gemeint, ich sei eine Belastung für die Nerven der Betreuer und solle doch bitte bald nach Hause fahren. So eine Unverschämtheit.“ „Ähhh. Weißt du was, wenn wir heute noch neue Kekse backen sollen, brauchen die anderen sicher meine Hilfe. Setzt dich einfach und entspanne. Ich seh mal nach wo ich helfen kann.“, meinte Sara gespielt fürsorglich, schaltete den Fernseher ein und eilte aus dem Zimmer bevor ihre Tante auch nur ein Wort erwiedern konnte.
 

In der Küche angekommen atmete sie erst einmal erleichter durch. „Endlich gibt die Alte etwas Ruhe.“ Von ihren Freundinnen wurde sie nur kurz angesehen und bekam dann von Hanna die derzeitige Lage bezüglich Mathleen und ihrem 'Geschenk' Marco geschildert. „Das freut mich. Dachte schon das wird nichts mehr.“ antwortete Sara grinsend und umarmte Mathleen kurz.

„Aber jetzt was anderes. Ich hab' unserer Verrückten gesagt ich würde euch beim Kekse backen helfen. Da is' es schon etwas auffällig, wenn wir später keine Kekse haben. Also sollten wir welche backen.“, redete die Schwarzhaarige weiter. „Und wo? Im Ofen ist der Truthahn für heute Abend und der braucht auch noch etwas. Da ist kein Platz um noch irgendwo Kekse zu backen.“, antwortete Hanna mit einem Blick in den Ofen, nicht das der Braten noch verbrannte.

„Dann“, begann Sara ihre gerade eben gekommene Spitzenidee vorzutragen, „fahren unser Liebespäärchen und ich einfach in die Stadt und kaufen irgendwo noch schnell ein paar Kekse.“ „Toll und ich darf mit deiner durchgeknallten Tante hier bleiben. Super Tag, echt.“, maulte Hanna und machte sich daran weiter zu kochen.

Mathleen hätte sich sicher über die Bezeichnung 'Liebespäärchen' von Sara aufgeregt, wenn sie es gehört hätte. Die Brünette hatte nämlich schon nach der freundschaftlichen Umarmung seitens Saras die Küche verlassen und sich, am Wohnzimmer vorbei schleichend, auf die Suche nach Marco gemacht, der nicht mehr im Esszimmer saß.
 

Marco hatte sich aus dem Staub gemacht, nachdem Mathleen ihm einen so flüchtigen Kuss auf die Lippen gehaucht hatte, um seine verloren gegangene Fassung zu finden, seine Irritation zu überwinden und teilweise auch um dem neuerlichen Kekse backen zu entkommen.

Er hatte sich den schwarzen Mantel von Hannas Vater von der Garderobe geschnappt und sich auf einen der geflochtenen Stühle auf der Terrasse neben dem Haus gesetzt. Sein nachdenklicher Blick schweifte durch die immer noch weiß glitzernd verschneite Landschaft und so bemerkte er auch nicht das Mädchen welches sich leise von hinten näherte.

„Ich liebe diesen Ausblick. Gerade im Winter wenn es geschneit hat.“, meinte Mathleen, die ebenfalls ihre dicke Winterjacke trug, während sie sich auf einen Sessel neben dem Piraten fallen ließ. Der Blonde zuckte kurz überrascht zusammen, hatte er doch nicht damit gerechnet dass außer ihm noch jemand hier draußen war und schaute dann auf das Mädchen neben sich. „Wofür?“, fragte er leise, fast schon flüsternd. „Wofür was?“, Mathleen verstand nicht ganz worauf der Mann neben ihr hinaus wollte und warf ihm nur einen fragenden Blick zu.
 

Seine blauen Augen bohrten sich förmlich in das Braun ihrer eigenen als der Besitzer dieser blauen Irden seine Frage wiederholte. „Wofür hast du dich vorhin bei mir bedankt und wieso hast du mich geküsst?“, er stellte diese eine Frage in einem so ruhigen Tonfall und dazu noch dieser weiche Blick. Mathleen konnte seinem Blick nicht mehr länger stand halten und wandte ihren Kopf wieder der Landschaft zu. Er sollte den roten Schimmer auf ihren Wangen nicht sehen. „Naja für .. ich .. ich habe mich für unsere gemeinsame Zeit bedankt. Auch wenn du nicht freiwillig hier bist, war es trotzdem schön. Und der Kuss. Naja, es .. es .. es tut mir leid.“, sie wurde mit jedem Wort das sie sprach leiser und blickte überall hin, nur nicht zu Marco. Dieser schüttelte nur leicht seinen Kopf und legte seine Finger sanft, aber bestimmend, unter Mathleens Kinn, hob ihren Kopf an und zwang sie damit in seine weichen Gesichtszüge zu sehen. Ein warmes Lächenl zierte seine Lippen als er mit seinem Gesicht immer näher zu ihrem kam. „Du musst dich doch nicht entschuldigen. Eher muss ich mich bei dir wegen der Geschichte im Wohnzimmer entschuldigen.“

Ihre Lippen trennten nur noch wenige Zentimeter, die der blonde Pirat gerade überwinden wollte, als Sara aus dem Haus stürmte und zum zweiten Mal an diesem Tag ein magisch inniger Moment zwischen ihnen so jäh zerstörrt wurde.
 

„Endlich habe ich euch gefunden. Wir müssen in die Stadt und Kekse kaufen. Öhm stör' ich g'rad ein wenig?“, fragend legte die Schwarzhaarige den Kopf schief, als sie sich Marco und Mathleen genauer besah. Marco hatte Mathleens' Kinn mittlerweile los gelassen und sich wieder von ihr entfernt. Mit einem genervtem Gesichtsausdruck und einem sarkastischen Unterton in der Stimme antwortete er ihr seufzend, Mathleen trauerte derweil dem verlorenem Moment hinter her. „Nein, überhaupt nicht.“ Mathleen schüttelte noch einmal ihren Kopf um die Gedanken zu verscheuchen. „Warum müssen wir jetzt eigentlich noch in die Stadt fahren und Kekse besorgen? Es wird schön langsam dunkel und bis wir in der Innenstadt sind haben sowieso alle Geschäfte zu. Gibt es dieses Weihnachten eben keine Kekse.“

In dieser Hinsicht hatte Mathleen recht. Bis die drei in der Stadt wären hätte alles schon geschlossen. Sara seuftzte und drehte sich um, um wieder ins warme Haus zu gehen. „Erklärt das mal Tante Hilde.“, und schon war sie wieder verschwunden.
 

Auch wenn die Beiden jetzt wieder allein waren, war der Moment von vorhin unwiederbringlich zerstörrt worden. Mit einem letzten schweifenden Blick erhob sich Mathleen und ging Richtung Haus. In der Terrassentür blieb sie stehen und drehte sich zu Marco um, der immer noch auf seinem Stuhl saß und keine Anstalten machte ihr zu folgen. „Wir sollten wieder rein gehen. Es wird immer kälter, außerdem ist das Essen sicher gleich fertig.“, damit verschwand sie im Haus und ging zielstrebig Richtung Küche, um Hanna bei den letzten Vorbereitungen zu helfen.

Marco folgte ihr nach einem kurzen Moment.
 

Im ganzen Haus duftete es nach gebratenem Truthahn. Hanna zog diesen gerade aus dem Ofen und begann damit ihn aufzuschneiden. Sara und Mathleen hatten den Tisch gedeckt und dabei auch nicht an Deko gespart. In der Mitte des Tisches stand der Adventkranz mit seinen brennenden vier Kerzen und um ihn herum lagen einige kleine Kugeln. Alles in allem glitzerte und funkelte der ganze Tisch.

Alle Anwesenden, auch Tante Hilde die sich damit abgefunden hatte, dass es keine Kekse mehr gab (Hanna hatte ihr gedroht sie eiskalt vor die Tür zu setzen sollte sie sich noch einmal über irgendetwas aufregen), saßen schon am Tisch und warteten darauf, dass Hanna und Mathleen ihnen die Teller servierten.

Das Essen verlief ruhig, hatte ja auch jeder den Mund voll und bald schon türmten sich die Berge von Geschirr in der Küche. Den Geschirrspüler konnten sie auch später noch einräumen. Jetzt hieß es erst einmal den Anblick des hell erleuchteten Weihnachtsbaumes zu genießen. Sara hatte zuvor schon die Geschenke unter den Baum gelegt und nun saßen alle in einem Halbkreis um den Baum und die Geschenke herum. Tante Hilde saß auf der Couch und hielt ihren sonst immer offenen Mund. Die Bescherung ging recht schnell von statten. Die Mädchen tauschten ihre Geschenke und lachten, als sich Hanna und Mathleen genau das selbe Buch geschenkt hatten. „Wir kennen uns eben zu gut.“, lachte Hanna und Mathleen fügte noch grinsend hinzu „und wir haben den selben Buchgeschmack.“
 

Nur ein Päckchen lag noch einsam unter dem grünen Baum mit seinen funkelnden Kugeln. Mathleen zog es an sich und reichte es an Marco weiter. Verwirrt schaute er zuerst sie an, dann das verpackte Geschenk in ihrer Hand auf dem deutlich sein Name stand. Er nahm es und öffnete es langsam. Hanna und Sara schauten ihm neugierig dabei zu, wussten sie doch genau so wenig wie er selbst was sich darin befand.

Zum Vorschein kam ein kleines edel wirkendes Amulett. Er blinzelte ein paar mal überrascht bevor er es öffnete. In dem kleinen Anhänger befanden sich zwei Fotos. Das erste zeigte Hanna, Sara und Mathleen, während sie rumalberten und auf dem zweiten war Mathleen allein zu sehen, wie sie fröhlich in die Kamera lächelte.

Bevor Marco auch nur irgendetwas dazu sagen konnte wurde er von Mathleen umarmt. „Damit du uns nicht vergisst, wenn du wieder zurück bist.“ Aus seiner überraschten Starre lösend erwiederte der Pirat die Umarmung.

Sara und Hanna konnten sich ein 'Ohh wie süß' gerade noch so verkneifen, wollten sie diesen Moment doch nicht, wie seine Vorgänger, zerstören.

Das übernahm jemand ganz anderes für sie. Tante Hilde hatte sich erhoben und wedelte mit ihrem Fotoapperat vor den Gesichtern der Mädchen herum. „So jetzt ist es aber Zeit für ein Gruppenfoto vor dem Weihnachtsbaum.“ Ein einheitliches Stöhnen war die Antwort.

Sie positionierte Mathleen und Marco in der Mitte, Hanna und Sara jeweils rechts und link von den beiden. Marco hatte einen Arm um Mathleens Taille geschlungen und ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter.

Leider war auf dem Foto davon nichts zu sehen. Tante Hilde hielt die Kamera fest und zwängte sich selbst noch irgendwie ins Bild, wobei sie Marco vollkommen verdeckte. Statt dem blonden Piraten sah man nur das rundliche Gesicht der verrückten Frau.

Keine Heimkehr

Den restlichen Abend wurden noch einige ziemlich schief gesungene Weihnachtslieder zum Besten gegeben oder sich einfach unterhalten und gelacht. Um Zehn hatte sich Tante Hilde verabschiedet, sie ist nur in Saras Zimmer gegangen, da sie dort schlafen wird und Sara im Wohnzimmer auf der Couch, weil der anspruchsvollen Hilde die Couch zu hart war und sie davon Rückenschmerzen bekam.
 

Also waren nur noch die drei Mädchen und Marco im Wohnzimmer, wo sie sich schon seit Stunden angeregt unterhielten. Den Freundinnen war in der ganzen Woche eigentlich nie groß in den Sinn gekommen, Marco zu fragen wie es denn so auf der Moby Dick zu ginge. Das wurde jetzt nachgeholt und die ein oder andere kurriose Geschichte fand ihren Weg zu den Ohren der Mädchen. Natürlich immer fein kommentiert von 'Das hat er nicht echt getan' oder 'Wie viel hat er da denn gesoffen?!' und schallendem Gelächter.

„Aber das Beste war ja, als Ace wieder einmal die Vorratskammer leer gefressen hatte und Thatch sich, statt ihm eine Standpauke zu halten, einen kleinen Spaß mit ihm erlaubt hat. Er hat ihm einen aufgeschnittenen Apfel gegeben, denn er vorher mit Chilipulver bestreut hatte. Der Depp von einem Nichtschwimmer ist freiwillig ins Meer gesprungen, um seinen Mund zu löschen. Die Feuerfontäne konnte man sicher in der ganzen Neuen Welt sehen.“

Die Schülerinnen lagen am Boden vor lachen, einzig Sara wirkte irgendwie beleidigt. „Wie könnt ihr das Ace nur antun?“, fragte sie und zog dabei einen Schmollmund. Doch dieser blieb vielleicht für ein paar Sekunden in denen sie sich Marcos Erzählung bildlich vorstellte und sich dann zu ihren lachenden Freundinnen gesellte.
 

Da die Mädchen von der ganzen Lacherei nur Bauchschmerzen bekamen, ließen sie es für heute gut sein und gingen ins Bett.

Mathleen lag noch lange wach in ihrem Bett und lauschte den Geräuschen im Haus. Neben sich konnte sie Marcos gleichmäßigen Atem hören und schmiegte sich noch enger an ihn. Im Schlaf schlang er einen seiner muskulösen Arme um ihren zierlichen Körper und zog sie so noch ein Stück näher an sich. Traurig seuftzte das Mädchen. 'Nicht einmal mehr 24 Stunden, dann ist er wieder auf der Moby Dick und ich bin immer noch hier.' Noch lange hatte sie sich mit ihren Gedanken gequält, aber irgendwann glitt sie schließlich in einen traumlosen Schlaf.
 

'Morgen sieht die Welt schon anders aus', heißt ein bekanntes Sprichwort. Leider traf es auf Mathleen nicht zu. Ihre Lage war die selbe wie am Abend zuvor, Marco würde heute für immer gehen und sie hatte keine Chance ihn jemals wieder zu sehen. 'Die Hoffnung stirbt zuletzt', an dieses bisschen Hoffnung, an diesen kleinen Funken Licht in der unendlichen Dunkelheit klammerte sich die Achtzehnjährige mit allem was sie hatte.
 

Langsam schwang sie ihre Beine aus dem Bett und stand, genau so müde wie sie schlafen gegangen war, wieder auf. Die Haare band sie sich zu einem unordentlichen Dutt, zog sich an und schlenderte zum Frühstück. Alle anderen saßen schon am Tisch und wurden, wie sollte es ander sein, von Tante Hilde voll gequatscht.

„Wem gehört eigentlich diese schrottige Rostlaube die vor der Tür steht?“, fragte Hilde gerade und biss in ihre dick mit Marmelade bestrichene Semmel. „Ach die, die gehört Tom. Er hat uns letzte Woche nach Hause gefahren und seine 'Emma' ist leider liegen geblieben, aber er holt sie sicher bald ab.“, erklärte Sara, während Mathleen sich angespannt neben Marco setzte.

„Was hast du denn?“, fragte der Mann mit der Frisur einer Tropenfrucht das in Gedanken weit entfernte Mädchen neben sich. „Ach, ich hab' nur daran gedacht, dass du heute ja wieder zurück gehst.“, gab sie leise zu und konnte die Trauer in ihrer Stimme nicht gänzlich verbergen. „Ja, stimmt.“, seine raue monoton klingende Stimme hallte immer wieder in ihrem Kopf nach. 'Das klang nicht so erfreut wie ich gedacht hätte. Fällt es ihm etwa schwer zu gehen, weil er mich auch so mag wie ich ihn? Ach Quatsch. Hör auf dir Luftschlösser aufzubauen, wenn es in Wirklichkeit gar nicht so ist.', schimpfte sich das Mädchen stumm und nahm sich etwas von der Eierspeise, die auf einem Teller in der Mitte des Tisches stand.

Hätte sie ihren Kopf auch nur kurz gehoben und den Mann neben ihr angesehen, hätte sie seinen nachdenklichen Gesichtsausdruck gesehen und erkannt, dass es ihm bei weitem nicht so leicht fiel, wie sie dachte.
 

Der Vormittag verflog nur so, hatten sie ja auch bis halb elf geschlafen. Langsam wurde es Zeit sich auf den Weg zu Tom zu machen, um Marco wieder dorthin zu schicken, wo er hin gehörte. Zu aller Leidwesen kam die irre Hilde auch mit. Hanna hatte Angst sie allein im Haus zu lassen, schließlich war sie mit Sara verwandt und noch viel schlimmer als diese.

Der Bus kam pünktlich und brauchte dank des geringen Verkehrs auf der Straße nicht lange bis zur Siedlung in der Tom lebte. Auch die anstrengende Suche nach dem richtigen Haus fiel aus, da Hanna den Weg noch genau kannte. Glück für sie, Pech für Mathleen.

Sie standen vor der Tür und Sara drückte auf die Klingel. Das Geräusch ertönte und die Gäste warteten vor der nach wie vor fest verschlossenen Tür. „Vielleicht ist er ja nicht da? Lasst uns einfach gehen und morgen oder so wieder kommen.“, sagte Mathleen hoffnungsvoll, als sich die Tür endlich öffnete und ihnen ein ziemlich fertig aussehender Schamane gegenüber stand. Er bat sie hinein und sie zwängten sich alle fünf auf die etwas enge Couch, er selbst setzte sich in einem Ledersessel gegenüber von ihnen hin. Casimir saß dabei die ganze Zeit auf seiner Schulter und beobachtete die Besucher seines Besitzers genauestens. Nicht das sie irgendetwas vorhätten.
 

„Tom, irgendwie siehst du echt .. naja .. scheiße aus.“, meinte Sara nach einer Weile in der sie den rundlichen Mann ihr gegenüber gemuster hatte. Ja, er sah wirklich nicht gut aus. Er hatte noch seinen Pyjama an, dabei war es drei Uhr nachmittags, auch hatte er sich in eine dicke Decke eingewickelt, so als sei ihm kalt und seine rot leuchtende Nase rann unentbehrlich. Tom lachte einmal rau auf, die Feststellung der Schwarzhaarigen war so überflüssig und setzte dann für eine Erklärung an.

So weit kam er allerdings gar nicht, da sein Erklärungsversuch schon nach dem ersten Wort in einem lauten Husten endete. „Ich koche Ihnen einen Tee. Wo ist denn die Küche?“, fragte Saras Tante und verschwand in die angedeutete Richtung, um wenig später mit einer dampfenden Tasse Kräutertee wieder zu kommen. So fürsorglich und freundlich hatte noch niemand die durchgeknallte Dame erlebt. 'Irgendetwas stinkt hier gewaltig und damit meine ich nicht diese Räucherstäbchen', dachte sich die Jüngste und beobachtete ihre Tante genau.

Dankend nahm Tom die ihm gereichte Tasse Tee an und trank auch gleich einen großen Schluck aus selbiger. Erneut setzte er zum Sprechen an. „Ich weiß, Marco sollte heute eigentlich zurück reisen, aber wie ihr unschwer erkennen könnt, bin ich krank. Mir fehlt die Kraft, die dazu benötigt wird um ein Portal zu öffnen. Er wird wohl leider noch eine Woche warten müssen, da ich in zwei Tagen zu einem Schamanentreffen in Wien fahre und erst an Silvester zurück komme.“ Mathleens Augen wurden groß und begannen zu funkeln, wie bei einem kleinen Kind, dem man Süßigkeiten schenkte. Ihr Licht in der Dunkelheit vergrößerte sich und nahm schließlich den gesamten Platz der einstigen Finsternis ein.

Marco wirkte einerseits enttäuscht, aber auch irgendwie ganz glücklich, dass er doch noch etwas hier bleiben musste. Hanna und Sara war die Entwicklung der Dinge nur ganz recht. Mathleen umarmte den Piraten neben sich und vergrub ihr Gesicht in seinem Hemd. Er erwiderte die Umarmung etwas überrascht und legte sein Kinn auf ihrem Kopf ab. „Ich finde es schön, dass du noch etwas bleibst.“, nuschelte das Mädchen, den Tränen nahe, an seine Brust geschmiegt. „Ich auch.“, er lächelte sanft und fühlte sich im Moment einfach nur richtig wohl. So wohl wie schon lange nicht mehr.
 

Alle Anwesenden im Raum, bis auf Tante Hilde die von etwas anderem abgelenkt war, beobachteten die Beiden und auf manchem Gesicht lag ein wissendes Lächeln. Der Schamane wandte sich ab und blickte in das Gesicht von Hilde, welche plötzlich neben ihm aufgetaucht war. Etwas überrumpelt zuckte er zurück, als sie mit einer, in seinen Ohren, engelsgleichen Stimme das Wort an ihn richtete. „Du gehst jetzt zurück ins Bett und legst dich wieder hin, sonst wirst du nie gesund werden. Ich koche dir noch einen Tee und bringe ihn dir dann, wenn du möchtest.“ Tom nickte und sein persönlicher Engel verschwand wieder in der Küche.

Sara beugte sich über den Tisch zu ihm und flüsterte ihm warnende Worte zu. „Tom, flieh so lange du noch kannst. Ich glaube die Verrückte hat sich etwas in dich verguckt.“ Der Schamane zog nur verblüfft eine Augenbraue hoch. „Fliehen?! Warum sollte ich fliehen, wenn so ein zauberhaftes Wesen sich um mich kümmern möchte?“, säuselte er und schien auf Wolke sieben zu schweben. 'Ich wusste ja, dass er nicht ganz normal ist, aber dass er SO durchgeknallt ist und sich tatsächlich in meine Tante verliebt. Naja zwei Verrückte. Passen ja ganz gut zusammen.', dachte sich die Siebzehnjährige und lehnte sich wieder zurück.
 

Als Tante Hilde nach einer Ewigkeit immer noch nicht wieder aufgetaucht war und Tom sich wieder in sein Bett gelegt hatte, beschlossen die Mädchen einfach zu gehen. Marco konnten sie nicht zurück zur Moby Dick schicken, also was sollten sie noch hier tun.

„Tante Hilde, wir gehen nach Hause!“, schrie Sara in die Küche und bekam auch prompt eine Antwort. „Schrei hier nicht so rum, du weckst noch meinen Patienten auf. Ich werde noch hier bleiben, wundert euch nicht falls ich nicht komme.“, innerlich führten die Mädchen einen Freudenstanz auf. Es bestand die Chance Hilde für den Rest der Ferien los zu sein!

Sie verließen das Haus und draußen jubelten alle, selbst Marco, erst einmal los.
 

Hüpfend und leise vor sich hin summend ging Sara mit Hanna voraus zur Bushaltestelle. Marco und Mathleen folgten ihnen mit etwas Abstand und unterhielten sich. „Dann bist du also froh noch etwas bleiben zu müssen?“, fragte die Brünette unsicher. „Ja, bin ich.“, bestätigte Marco noch einmal und legte seine Lippen zärtlich auf ihren wilden Haarschopf.

Sorgen um den Vizen und Koffer packen

Unruhig tigerte Ace nun schon den ganzen Tag über das Deck des großen Schiffes, welches sich im Besitz von Edward Newgate, einem der vier Kaiser, befand. Heute war Sonntag. SONNTAG, verdammt. Auf dem Zettel den er vor etwas mehr als einer Woche in Marcos Kajüte gefunden hatte stand, dass diese Mädchen ihn sich für eine Woche 'ausliehen'. Die Woche war schon seit gestern rum und der Phönix immer noch nicht da.

Irgendwie gab er sich selbst die Schuld an der ganzen Geschichte. Er hatte die fremden Mädchen schließlich auf frischer Tat ertappt, wie sie Marco in diesen Strudel warfen und es einfach als Alkoholtraum abgetan und ist wieder gegangen. Er hätte es verhindern können, müssen!

Wo sein bester Freund wohl gerade steckte und wie es ihm ging? Wer waren die beiden doch noch recht jung aussehenden Frauen und wann kommt Marco wieder? Was wenn er gar nicht mehr..
 

Der Schwarzhaarige Kommandant der zweiten Division Whitebeards wurde glücklicherweise in seinen Gedankengängen gestoppt, als er in jemanden rein rannte und zusammen mit dieser Person zu Boden fiel. Verwundert über seinen doch recht weichen Fall auf die Planken des Hauptdeckes blickte er unter sich und erkannte auch schnell den Grund dafür. Er war auf Thatch gelandet. Mal wieder.

„Geh runter von mir Ace!“, sprach der Kommandant mit der Elvistolle den Sommergesprossten an und warf ihn einfach von sich, als dieser keine Anstalten machte sich zu rühren.

„Man Ace, was ist denn mit dir los?“, fragte Thatch ihn, nachdem sie sich zusammen an die Reling gehockt hatten. Das Verhalten von Ace, welches er heute an den Tag legte, war so wahrscheinlich wie ein Schneesturm in der heißen Wüste von Alabasta.

Es war mittlerweile früher Nachmittag und der personifizierte Hunger schlecht hin war weder zum Frühstück noch zum Mittagessen erschienen, obwohl er doch sonst immer für mindestens zehn Leute aß. Die Smutjes dankten ihm sein Fernbleiben, doch Thatch, sowie den anderen Kommandanten, bereitete es Sorgen.

„Ach, Marco ist noch nicht zurück und das obwohl auf dem Zettel EINE WOCHE stand und die war gestern um.“, regte sich das wandelnde Streichholz auf und Thatch konnten ihn sogar verstehen.
 

Jeder hier an Bord machte sich Sorgen um ihren Vizen und die Tatsache, dass er eigentlich schon gestern wieder hier sein hätte sollen, half da nicht viel. Auch dass sie keine Ahnung hatten was das für ein Strudel war, in den Marco laut Ace geworfen wurde, beruhigte niemanden. Das Einzige was sie mit Sicherheit sagen konnten war, dass ihr Vize entführt wurde und jetzt verschollen ist.
 

Thatch klopfte seinem Kumpanen freundschaftlich auf die Schulter um ihn so aufzumuntern und zog ihn anschließend auf die Beine. „Du solltest 'was essen gehen. Ich hab dir einen Teller zurück gehalten.“, wie zur Bestätigung knurrte plötzlich der Magen des Immerhungrigen und er flitzte in die Kombüse. Vergessen waren seine Gedanken und Selbstvorwürfe in der Aussicht auf ein anständiges Essen. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er die ersten Beiden Mahlzeiten heute verpasst hatte, so sehr war Ace durch den Wind gewesen.

Die lebende Tolle schüttelte nur mit dem Kopf, die Frisur wackelte dank Tonnen an Haargel keinen Millimeter und wandte sich seinem Vater zu.
 

Whitebeard saß wie jeden Tag, wen das unbeständige Wetter auf der Grandline es zuließ, in seinem riesigen Thron auf dem Deck seines Schiffes und beobachtete seine Kinder. Aber auch er schien sich so seine Gedanken um seinen ersten Maat zu machen. Schon die ganze Woche über fragte sich der alte Mann, wie zwei schwache Mädchen es geschafft hatten Marco, den Vizen der Bande, seinen Vizen, zu entführen. Marco war stark, sehr stark sogar, also was haben die Beiden mit ihm angestellt und wieso war so gut wie nichts über sie rausfindbar? Weder über die Entführerinnen noch über diesen Strudel. Zum wiederholten Male setzte er die große Sakeflasche an und leerte sie mit einem letzen kräftigen Zug, bevor er sie zur Seite stellte und zu einer neuen noch vollen Flasche griff. Der Protest der Krankenschwestern wurde einfach überhört. Warum sollte er auch jetzt im Alter von dem alkoholischen Gebräu ablassen, das er seit er auf den Meeren segelte trank?
 

Der Kommandant der vierten Division überquerte das vor kurzem erst geschrubbte Deck und ließ sich auf die Stufen neben dem Thron seines Vaters fallen. „Was bedrückt dich mein Sohn?“, fragte Whitebeard nach einer Weile des Schweigens und wartete auf eine Antwort. Thatch blickte sich kurz seufzend auf dem ruhigen Deck um und schließlich zu seinem Vater. „Ach es ist wegen Ace. Seit Marco entführt wurde benimmt er sich komisch. Heute hat er sogar das Frühstück und das Mittagessen verpasst.“ Whitebeard konnte die Sorge seines Sohnes um Ace verstehen, wann verpasste der Bengel denn schon einmal das Essen?

Sie konnten sich allerdings nicht weiter unterhalten, da plötzlich die Tür, welche an Deck führte, aufgeschlagen wurde und ein flüchtender Ace daraus stürmte. Ihm dicht auf den Fersen einer der Köche. Mit einem Nudelholz in der erhobenen Hand rannte er hinter dem Haken schlagendem Ace her. „Das war schon für das Abendessen vorbereitet, jetzt müssen wir alles neu machen! Warte nur bis ich dich in die Finger kriege! Du wirst die Küche nie wieder betreten!“, schrie der entzürnte Smutje das ganze Schiff zusammen. Ace ließ das nur lachen und weiter flüchten. Irgendwann gab der Smutje es auf, war er einfach nicht so gut in Form wie der Feuerteufel und verschwand zurück in sein Reich, die Küche.

Whitebeard ließ diese kleine Verfolgungsjagd herzlich lachen, Thatch und die anderen, die sich an der frischen Meeresluft befanden und Pops Lachen hörten, stiegen mit ein. Ace schien wieder der Alte zu sein, verfressen wie eh und je, doch so kannten und mochten die Piraten ihren Nakama.
 

~ selbe Zeit, anderer Ort ~
 

„Holst du mal bitte den letzten Koffer vom Dachboden? In den hier geht nicht alles rein!“, rief Hanna Mathleen zu, die wie sie selbst noch am packen war. Sara hatte ihren Koffer schon fertig gepackt und bereitete gerade in der Garage ihr Snowboard für den baldigen Einsatz vor.

Wie jedes Jahr verbrachten die Freundinnen auch dieses Jahr Silvester auf einer kleinen Berghütte in den Alpen, die Hannas Cousine gehörte. Ideal um Ski fahren oder Snowboarden zu gehen.

„Fang“, und schon bekam die Orangehaarige einen Koffer an den Kopf, den Mathleen ihr von oben zu geworfen hatte. Das pessiert eben, wenn man nicht aufpasst. Stöhnend griff sie sich an die schmerzende Stelle, das würde wohl eine schöne Beule geben. „Upps, sorry. Aber du bist selber Schuld. Ich hab' dich vorgewarnt.“, kicherte Mathleen, während sie die Leiter zum Dachboden wieder hinunter kletterte.
 

Die zwei Mädchen gingen mit dem letzten noch leeren Koffer zurück ins Ergeschoss des Hauses und zum Kleiderschrank von Hannas Vater. Ein Glück das der ungefähr die selbe Größe wie Marco hatte und sicher nichts dagegen, wenn dieser sich mal eben die Skisachen von ihm auslieh. Falls es ihn doch stören sollte, 'was Daddy nicht weiß, macht Daddy nicht heiß', dachte sich die Älteste und warf noch ein paar Skisocken zu den anderen Sachen dazu. 'Jetzt müsste alles wichtige eingepackt sein', und damit klappte sie den Koffer zu und Mathleen setzte sich freundlicherweiße auf das überfüllte Teil, damit Hanna den Reißverschluss zu machen konnte.

Das gleiche Spiel wiederholte sich bei Mathleens Koffer, nur dass sie selber packte und Hanna Verschlussgewicht spielen musste. Beim letzten der vier Koffer gestaltete sich die ganze Sache schon etwas schwieriger. Egal wie schwer sich die Brünette machte, ihre Freundin konnte den Reißverschluss einfach nicht zu ziehen und anderes herum auch nicht.
 

„Bist du dir vollkommen sicher, dass du alles was da drin is' auch wirklich brauchst?“, fragte Mathleen skeptisch, da Hanna oft sehr viel unnötiges Zeug einpackte und dafür Sachen wie Zahnbürste oder Unterwäsche, vergaß.

„Klar bin ich mir sicher, aber wir können ihn ja nochmal durchschauen und 'was aussortieren.“ „Was anderes bleibt uns auch nicht übrig, wenn wir den jemals zu bekommen wollen.“, sie stieg von dem Hartschalenkoffer und öffnete ihn wieder. Auf den ersten Blick konnte sie wirklich nur Sachen sehen, die man eben auf so einem Kurzurlaub in den verschneiten Bergen brauchte. (Sarkasmus, dein Freund und Helfer lässt grüßen.) Ein großes Beachbadetuch, ein kleines Reiseradio, zwei Kerzen, ein Kalender und sie könnte noch einge andere Sachen aufzählen. Ordentlich legte sie den unnötigen Krempel neben den Koffer und sah Hanna dann fragend an. „Also wofür wolltest du das Zeug“, sie zeigte auf den Stappel neben sich, „mit nehmen?“ „Naja die Kerzen falls der Strom ausfällt, das Badetuch zum Duschen, und wie das Radio und der Kalender da rein gekommen sind weiß ich nicht mehr.“
 

Statt dem großen Tuch packten die Mädchen ein kleineres ein. Die restlichen Sachen bedurften keinen Ersatz. Der durchgeschaute Koffer wurde wieder zu geklappt und siehe da, er ließ sich ganz leicht und sogar ohne Gewicht auf dem Deckel schließen.

Die Koffer waren gepackt und standen im Hausflur. Morgen würde es in aller Frühe losgehen. Mathleens Großvater war so nett sie bis zur Gondelstation zu fahren, den Rest des Weges würden sie mit wohl oder übel zu Fuß bewältigen müssen.

Anreise mit Startschwierigkeiten

Die Sonne fing gerade erst damit an über den in Schnee und Eis gehüllten Horizont zu klettern, als man schon ein lautes Huppen vor dem Haus, in dem die vier wohnten, vernehmen konnte.

Müde von der kurzen Nacht öffnete Hanna ihre Augen und schaute auf die Uhr an ihrer Zimmerwand. „Es ist erst zehn vor sechs. Ich will noch schlafen“, nuschelte sie, drehte sich um und kuschelte sich wieder in ihre warme Decke.

Eins. Zwei. Drei. Vier. Fünf Sekunden.

Genau so lange dauerte es, bis die Achtzehnjährige ihre Augen erschrocken aufriss, um nochmals auf ihre Uhr zu starren. „Ahhh! Wir haben verpennt!“, kreischend sprang sie auf und rannte einmal quer durch den ersten Stock um ihre Freundinnen zu wecken. An der Haustür klingelte schon Mathleens Großvater, um die Mädchen und Marco abzuholen. Die Orangehaarige hastete zur Tür, ließ den älteren Herrn herein und erklärte ihm die Lage, die er schmunzelnd hinnahm. Das passierte so gut wie jedes Jahr.
 

Während Mathleens Opa mit einer Tasse Kaffee in der Küche wartete, zogen sich die Mädchen eiligst an. Als Hanna gerade das Badezimmer stürmen wollte, kam Sara aus eben diesem und sah ihre Freundin erst einmal lange an. Hanna wollte sich schon an ihr vorbei schlängeln, da sie dachte die Schwarzhaarige wäre vor Müdigkeit im Stehen eingeschlafen, als diese doch noch den Mund aufbekam. „Ich dachte du hättest dieses Jahr den Wecker gestellt“, meinte sie nach einem herzhaften Gähnen. „Nein es war Mathleens Aufgabe den Wecker zu stellen. Ich war letztes Jahr dran.“ 'und habs verbockt', man musste ja nicht alles laut sagen.

Mathleen trat gerade mehr kriechend als gehend aus ihrem Zimmer. Ihr sah man es schon auf den ersten Blick mehr als deutlich an, dass sie vor wenigen Minuten noch tief und fest geschlafen haben musste. Die braunen Haare standen elektriziert in alle Richtungen ab und auch ihr Gesichtsausdruck wirkte noch sehr schlaftrunken. „Tut mir leid Leute, aber mein Wecker is hin. Konnte keinen stellen“, damit ging sie die Treppen hinunter um sich erstmal einen Kaffee zum Wach werden zu holen. Zumindest wollte sie.

Sie wurde von Hanna an der Schulter zurück gehalten und anschließend umgedreht. Sie hatte jetzt einen perfekten Blick auf eine wütende Hanna. „Was heißt dein Wecker ist kaputt?“, fragte diese gefährlich ruhig und Mathleen schwieg zu ihrer eigenen Sicherheit. „Hast du ihn etwa schon wieder vom Nachtkasten geworfen, anstatt ihn auszuschalten? Aber am Wichtigsten. Warum hast du das nicht gesagt, dann hätte eine von uns den Wecker stellen können!“, Mathleen zuckte kurz bei der lauten Stimme Hannas zusammen. 'So viel Trara wegen einem Wecker. Wir hätten doch sowieso wieder verpennt, wie die letzten Jahre auch. Selbst mit Wecker haben wir es noch nie geschafft'
 

Nachdem sich Hanna wieder beruhigt hatte, also nach fünf Minuten, ging sie ins Bad um sich auch fertgi zu machen. Mathleen war im zweiten Bad im Erdgeschoss verschwunden, nachdem Marco aus jenem wieder hervor kam. Er und Sara saßen vermutlich schon zusammen mit Mathleens Opa am Esstisch und ließen sich ihr Frühstück schmecken.

Mit knurrendem Magen bürstete sie sich ihre wiederspenstigen Haare und band sie zu einem Zopf in ihrem Nacken zusammen. Noch schnell in den hell grauen Pullover geschlüpft und ab an den Frühstückstisch.

Leider sind die Anderen nicht langsam, wenn es um solche Sachen geht und Hanna konnte nur noch mit ansehen, wie die letzte Semmel im Haus in Mathleens Mund verschwand. Schmollend und mit einem Bärenhunger blieb dem Mädchen mit der ungewöhnlichen Haarfarbe nichts anderes übrig als ihren morgendlichen Wachmacher, genannt Kaffee, zu trinken und darauf zu hoffen, dass sie später in der Hütte ihrer Cousine etwas zu essen bekam.
 

Als auch das Frühstück soweit beendet war klopfte Mathleens Großvater auf den Tisch, während er sich erhob. Ein kurzer Blick auf die große gelbe Küchenuhr zeigte genau halb sieben. Eigentlich wollten sie um diese Zeit schon längst auf der Straße unterwegs sein. „Ich denke, wir sollten langsam fahren. Es sei denn ihr wollt in einen Stau geraten.“, da keiner der Fahrgäste eine große Lust verspührte, Stunden in einem endlosen Stau aus huppenden Urlaubern festzusitzen, taten sie es dem Alten gleich und standen auf. Gut dass sie die Koffer noch am Abend zuvor gepackt hatten. Wer weiß wie lange sie jetzt dafür gebraucht hätten.

Hanna brachte das dreckige Geschirr in die Küche und zog sich dann ebenfalls an. Oskar kam angerannt und verabschiedete sich schnurrend von seinem Frauchen. Die Nachbarn, ein älteres Ehepaar die selber eine Katze hatten, würden sich in der Zeit in der die vier weg waren um ihren geliebten Oskar kümmern.
 

Hanna zog ihren Koffer hinter sich her, als sie das Haus verließ, nicht ohne alles zehn mal kontrolliert zu haben und die Tür absperrte. Die Skier und die zwei Snowboards waren schon am Dach des Autos fest gezurrt. Ihr roter Koffer wurde zu den anderen in den Kofferraum gesteckt und sie fand sich auf dem Vordersitz wieder. Neben ihr der Fahrer des silbernen Opels. Auf der Rückbank unfreiwillig aneinander gekuschelt saßen Mathleen links, in der Mitte Marco und rechts am Fenster klebte Sara. Der Wagen war eben nicht für so viele Laute plus vier Koffer geschaffen. Der oberste Koffer lag so ungünstig, dass das komplette Rückfenster verstellt war. 'Rückwärts fahren ist jetzt unmöglich.'

Kaum fertig gedacht, wurde sie zu ihrem Schrecken vom Gegenteil überzeugt. Blind ließ der alte Mann sein Auto zurück rollen, wendete und fuhr los. Weg von ihrem Haus, hin Richtung Berge, Richtung Winterurlaub.
 

Erste Regel, wenn du mit älteren Menschen Auto fährst: Bitte sie nie, unter gar keinen Umständen, egal was kommt, das Radio einzuschalten. Es sei denn, du magst Schlager und uralt Lieder.

Sara musste ja unbedingt fragen ob Karl, Mathleens Großvater, nicht das Radio anstellen konnte. Wäre Mathleen neben Sara gesessen, hätte sie ihr den Mund zu gehalten. Ja, es herrschte eine komische Stille im Auto, aber die war besser als 'Die Stoakogler – Die Verwandten kommen'.

Wie alte Menschen nun einmal so sind hören sie regelmäßig dieses Schlager-Sender und kennen die Texte von viel gewünschten Liedern zumindest teilweise auswendig. Karl war nicht so. Karl war schlimmer. Viel schlimmer. Er kannte die Texte nicht nur teilweise, sondern vollständig und auch noch von so ziemlich JEDEM Lied das kam. Zu aller Leidwesen hatte er keine Gute Sängerstimme.

Bittend sah Hanna zurück zu Mathleen. Wenn eine dieses Gejaule stoppen konnte, dann seine Enkelin. Mathleen nahm sich die Ohrstöpsel aus den Ohren, sie war auf alles vorbereitet und fragte in ihrer liebsten Enkelinen Stimme: „Du Opi~, könntest du das Radio etwas leiser drehe~n? Ich glaub Sara möchte noch etwas schlafen.“ Gut dass die Schwarzhaarige wirklich an der Fensterscheibe klebend eingeratzt war. Ihr Großvater nickte und schaltete das Radio sogar ganz ab. „Dann wollen wir sie doch mal in Ruhe schlafen lassen.“, meinte er während er sich zu der Schlafenden umdrehte.

Hanna wurde immer angespannter und krallte sich in ihren Sitz. Der Alte hatte doch tatsächlich die Straße aus den Augen gelassen und das Schlimmste: Sie drifteten immer mehr auf die nächste Spur! „SCHAUEN SIE AUF DIE STRAßE!“, schrie Hanna und im letzten Moment rieß der Fahrer den Wagen wieder auf die richtige Spur. Der LKW, den sie fast gerammt hätten, zog laut huppend an ihnen vorbei.

Erleichtert in sich zusammen sinkend stieß eine kreidebleiche Hanna die Luft wieder aus. Ihr war zwar entfallen, wann sie diese angehalten hatte, aber egal. Der grau haarige Mann mit der leichten Glatze neben ihr lachte nur. „Was bist du denn so blass Mädchen?“ Hanna antwortete gar nichts sondern schloss einfach nur die Augen.
 

Blinzelnd öffnete Hanna ihre grünen Augen wieder. 'Bin wohl eingeschlafen. Mal schauen wo wir gerade sind.' Ein paar Kilometer später zog auch schon eine Ausfahrt mit einem großen Schild an ihnen vorbei. Keine besonderen Orte, nichts was man kannte. Doch als sie genauer über die Namen nachdachte fiel es ihr auf. „Wir haben unsre' Ausfahrt verpasst!“ „Ach Quatsch. Die kommt noch, vertrau' mir. Die Nächste oder Übernächste ist die Richtige.“, antwortete ihr Fahrer gelassen und sah weiterhin auf die nasse Fahrbahn. Schneeregen fiel vom Himmel und befeuchtete diese.

„Die Nächste, tze. Unsere Ausfahrt war da hinten, also müssen wir an einer Raststätte halten und dann umdrehen.“, meinte sie und deutete nach hinten, in die Richtung aus der sie gekommen waren. „Nichts da. Das ist eine Abkürzung.“

Bei der nächsten Ausfahrt fuhren sie von der Autobahn ab und gemütlich durch einige schöne Dörfer. Doch je weiter sie fuhren, desto mehr entfernten sie sich von ihrem eigentlichen Ziel. Nach einer schier endlosen Irrfahrt über eine leere Landstraße kamen endlich wieder Häuser in Sicht. Mathleens Großvater ließ sich dazu erweichen nach dem Weg zur nächsten Autobahnauffahrt zu fragen.

Mit einer Wegbeschreibung im Gepäck fuhren sie weiter und nach zehn Kilometern waren sie wieder auf der Autobahn und endlich auf dem richtigen Weg. Wie sich heraus gestellt hatte, waren sie drei Ausfahrten zu spät abgefahren und dann durch ihren Umweg durch die ganzen kleinen Örtchen gesammt 60 Kilometer am Ziel vorbei geschossen.

Damit stünde auch die zweite Regel für Autofahrten mit alten Menschen fest: Nie einschlafen und immer auf die Fahrt achten. Außer man möchte Landschaft sehen und vermeintliche 'Abkürzungen' fahren.
 

Nach einer weiteren Stunde Fahrzeit kam das Auto endlich vor der Gondelstation zum stehen. Die Mädchen halfen beim Ausladen der Koffer und bedankten sich bei Mathleens Großvater dafür, dass er sie her gefahren hatte. Er wünschte ihnen einen spaßigen Urlaub und fuhr wieder. „Ob der heute noch zu Hause ankommt?“, fragte Hanna und eine winkende Mathleen antwortete ihr. „Ja, zurück findet er immer, nur hin eben nicht.“

Marco musste wieder einmal als Packesel her halten und die Skiausrüstung zur Station tragen. Ein freundlicher Mitarbeiter half ihnen und eine Viertelstunde später saßen die vier mit drei anderen Gästen, drei Wanderern, in einer Gondel Richtung Bergstation.

Das Nordlicht hat euch gerettet

Die anderen drei Fahrgäste in der kleinen Gondel redeten nicht sondern betrachteten wie die Mädchen die grandiose Aussicht auf die Berge und das Tal, welche sich ihnen in der Gondel bot. Es war ein atemberaubender Ausblick so über den Wipfeln der verschneiten Bäume hinweg zu gleiten und dabei das kleine Örtchen im Tal zu beobachten.

Nach zehn Minuten kam die Gondel ruckelnd zum Stehen, die Wanderer verabschiedeten sich von den Freunden und stiegen aus. Die Mädchen schnappten sich ihre Koffer, Mathleen nahm auch noch Marcos Koffer, da dieser ja die ganze Skiausrüstung schleppen durfte und stiegen auch aus. Hanna rief schnell ihre Cousine an und meinte dass sie jetzt da seien, bevor sie die warme Station verließen und sich zu Fuß auf Richtung Hütte machten.

Zu ihrem Pech hatten sie sich für ihre Anreise einen recht windigen Tag ausgesucht, was sie jetzt zu spüren bekommen sollten. Eiskalter Wind schlug ihnen frontal entgegen und erschwerte es die Augen offen zu halten und somit auf war es schwierig zu sagen, wohin man eigentlich gerade ging. So fiel es auch keinem auf, dass sie an einer Kreuzung links gingen, anstatt rechts abzubiegen so wie es auf dem Schild stand.
 

Sie stampften durch immer höher werdenden Schnee und von einem erkennbarem Weg konnte schon lange keine Rede mehr sein. Das kleine Waldweglein hatte sich zwischen den Bäumen verloren und von der Hütte oder sonst irgendetwas anderem als Bäumen fehlte jegliche Spur.

„Du Hanna, müsste nicht langsam mal die Hütte kommen und wo ist überhaupt der Weg?“, fragte Sara die schon am ganzen Körper zitterte, waren ihre Sachen doch vom hüfthohen Schnee durchnässt worden. Die Angesprochene schüttelte den Kopf, wobei ihr die schwarz-grüne Haube etwas über ihre Augen rutschte. Sie schob sie zurück an ihren Platz und drehte sich zu Sara um.

„Ich hab keine Ahnung.“, ganz leise antwortete sie und hoffte man könnte die ansteigende Panik in ihrer Stimme nicht hören. „Wie meinst du das?“, fragte nun auch Mathleen besorgt nach und wollte die Antwort am liebsten gar nicht hören. „Ich hab keine Ahnung wo der Weg ist, ich hab keine Ahnung wo wir sind und am aller wenigsten hab ich eine Ahnung wo diese scheiß Hütte ist“, man konnte vor allem am Ende die Frustration in der Stimme der Orangehaarigen hören. Sie hatten sich verlaufen. Im Winter. In den verschneiten Bergen. In einem unübersichtlichen Wäldchen. Sie würden draufgehen.
 

Sara fing plötzlich an wie wild in den Taschen ihrer Jacke zu rühren. „Falls du dein Handy suchst um Hilfe zu rufen, vergiss es. Das Teil hat hier oben keinen Empfang.“, meinte Hanna und lehnte sich an einen Baum. Als hätte sie sonst nicht schon längst irgendjemanden angerufen.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte die Schwarzhaarige und blickte sich in der kleinen Runde um. „Weiter gehen, ich hab nämlich keine Lust hier zu erfrieren“, sagte die Älteste, stieß sich vom Baum ab, wobei etwas Schnee von den Ästen auf sie hinunter rieselte und wollte weiter stapfen, als sie von Mathleens Stimme daran gehindert wurde.

„Weiter gehen und wohin?! Wenn wir jetzt weiter gehen verlaufen wir uns nur noch mehr. Wir sollten einfach hier warten. Deine Cousine hat sicher schon bemerkt das wir nicht da sind und wird uns suchen gehen. Unsere Spuren sind zwar von frischem Schnee verdeckt worden, aber desto weiter wir in den Wald 'rein gehen desto schwerer wird es für Andere uns zu finden.“

Hanna seuftzte nur. Ja, Mathleen hatte recht, aber hier warten und gar nichts tun?
 

Hanna legte ihren Koffer in den Schnee und setzte sich auf diesen. Mathleen tat es ihr gleich und Sara öffnete ihren, um sich ihre Skihose anzuziehen.

Marco hatte jetzt erst zu den Mädchen aufgeschlossen, da ihm immer wieder die Ski oder ein Snowboarb aus der Hand gerutscht war. „Warum sitzt ihr hier 'rum?“ Auf seine verwirrt klingende Frage hin hob Mathleen den Kopf. „Wir haben uns verlaufen. Wir wissen weder wo wir sind, noch wo diese blöde Hütte ist“ Ihre verzweifelte Stimme lies den Phönix herzlich lachen. „Was ist daran bitte so lustig?! Wir werden draufgehen, elendig erfrieren, zu Eisstatuen werden!“, empörte sich Hanna und Marcos Lachen ebbte langsam ab, aber ein Schmunzeln blieb. „Wo ist da das Problem? Wenn du mir die Handschelle abmachst“, wie zur Bestätigung rasselte er mit der Fessel an seiner Hand, „könnte ich hoch fliegen und schauen wo die Hütte ist.“ Hanna riss die Augen auf. Daran hatte sie ja gar nicht mehr gedacht! Schnell wühlte sie in ihren Sachen nach dem Schlüssel. 'Wenn der jetzt zu Hause in meinem Zimmer liegt, haben wir aber ein wirkliches Problem.'

Einmal machte es sich bezahlt, dass sie auch die scheinbar unnötigsten Dinge einpackte. Schnell war der Schlüssel gefunden und Marco von seinen Handschellen befreit.
 

Mathleen beobachtete genau, wie er sich in seine Phönixgestalt verwandelte. Es war wunderschön anzusehen, wie die blauen Flammen seinen Körper umspielten und an den Händen zu großen Flügeln wurden. Wie gerne sie sich jetzt doch auf seinen Rücken gesetzt hätte und mit ihm mit geflogen wäre. Doch dafür war es jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.

Bevor der Feuervogel starten und sich mit kräftigen Flügeschlägen in den Himmel erheben konnte wurde er noch einmal von Hanna aufgehalten. „Pass ja auf dass dich niemand sieht.“ Der Vogel nickte und verschwand dann, umhüllt von einem blauen Schein, in den Himmel.

„Hoffentlich findet er die Hütte schnell. Langsam fängt es schon an zu dämmern.“, meinte Mathleen und tatsächlich, der Himmel verdunkelte sich. Wenn er sich nicht beeilte würden sie morgen als Eismumien Ötzi Konkurenz machen können.
 

Die Nacht brach herein und immer noch war Marco nicht zurück gekehrt. „Er wird doch nicht einfach abgehauen sein und uns hier zurück gelassen haben, oder?“, sprach Hanna ihren Gedanken laut aus und bekam sofort ein wütendes Schnauben von Mathleen, die eng an sie gekuschelt da saß um Wärme zu sparen, als Antwort. „Das würde er nie tun.“, ihre Stimme zitterte leicht und wurde von dem leisen Klappern ihrer Zähne begleitet. Obwohl die Mädchen alle Klamotten die sie dabei hatten wie Zwiebelschichten übereinander trugen, war so eine Dezembernacht in den Bergen einfach zu kalt um unter dem offenem Sternenhimmel zu campieren. Die Äste der Tannen waren voll von Schnee und eigneten sich somit nicht um mit ihnen ein Feuer zu entfachen, welches die so dringend benötigte Wärme bieten konnte und mit seinem Rauch vielleicht sogar jemand auf sie aufmerksam gemacht hätte.

Mathleen war kurz davor einfach einzuschlafen obwohl sie sich bewusst war, dass das ihr sicherer Tod gewesen wäre, als plötzlich Marco vor ihnen landete. „Marco!“ und schon wurde er in eine Umarmung gezogen. Mathleen schmiegte sich eng an den blonden Piraten, zum einen weil er zurück gekommen war und zum anderen, weil er eine angenehme Wärme abstrahlte. „Und wo geht es jetzt zur Hütte?“, fragte Hanna und versuchte das unkontrollierte Zittern ihres Körpers zu unterdrücken. „Wartet einfach ab.“, gerade als Hanna seine Antwort hinterfragen wollte ertönte ein Motorengeräusch und die Mädchen wurden von einem hellen Scheinwerferlicht geblendet.
 

„Oh Leute, endlich hab ich euch gefunden. Ihr seht ja halb erfroren aus. Kommt steigt auf.“, stieg Hannas Cousine von ihrem Schneemobil und ging auf die halben Eisleichen zu. „Lilli, wie hast du uns gefunden?“, fragte die Orangehaarige überrascht, während sie sich auf das Gefährt setzte und ihrer Cousine dabei zu sah, wie diese die Koffer und das andere Zeug auf einen Anhänger hinter ihrem Schneemobil ablegte.

„Naja, ich hab mich gewundert wo ihr so lange bleibt und bin raus gegangen um euch zu suchen. Da ist plötzlich so ein komisches blaues Licht aufgetaucht, so ähnlich wie die Nordlichter. Ich wollte wissen wo das Licht herkam, da hier Nordlichter noch nie aufgetretten waren und es auch irgendwie anders aussah. Es schien so als würde mich der Schein führen und dann hab ich euch gefunden. Ich glaube das 'Nordlicht' hat euch das Leben gerettet.“, lachte die Fünfunzwanzig Jährige gegen Ende ihrer Erzählung.

Dankbar schauten alle Mädchen, bis auf Lilli die ihn ja für die Nordlichter hielt, zu Marco. Mathleen vergrub sich noch mehr an seiner Schulter und war gerade dabei alle Luft aus ihm zu pressen. „Danke Marco. Du bist der Beste“, dann lies sie ihn endlich wieder los und setzte sich auch auf das Schneemobil.

Zu Fünft war es auf dem Gefährt allerdings so eng, dass Marco und Mathleen sich auf den Anhänger zu den Skiern dazu quetschen mussten. (Sara meinte wenn schon jemand bei Marco sitzen müsse, dann Mathleen.) Das war den Beiden aber auch ganz recht so. So konnten sie sich wenigstens einmal halbwegs ungestört unterhalten.
 

Mathleen drehte sich zu Marco um und legte ihre Lippen zärtlich auf seine. Nur einen Wimpernschlag später, Marco hatte gar nicht so schnell reagieren können, löste sich die Brünette wieder von ihm und verlor sich in seinen meerblauen Augen. Mit einer leichten Röte auf den Wangen wendete das Mädchen ihren Blick ab. „Vielen Dank. Ohne dich wären wir vermutlich erfroren.“

„Ich hätte dich nie erfrieren lassen.“, damit hob er ihr Kinn hoch und bevor auch nur noch ein Wort ihren Mund verlassen konnte war er ihm Begriff ihre Lippen wieder zu vereinen.

„Und uns hättest du einfach erfrieren lassen oder was?“, sagte Hanna empört. Die Beiden trennten sich voneinander und sahen zuerst Hanna und dann die Hütte hinter ihr an. Ihnen war gar nicht aufgefallen wie schnell sie doch hier waren. Mathleen entlockte Hannas Störung einen frustrieten Seufzer. Immer, IMMER wenn sie und Marco sich auch nur etwas näher kamen platzte irgendjemand dazwischen und zerstörte den Moment. So würde sie ihren Kuss nie bekommen.

Sie erhob sich und zog Marco einfach an seiner Hand mit auf die Beine. „Das war ein langer Tag, ich geh schlafen. Nacht“, damit verschwand sie in der warmen Hütte und in ihrem Zimmer.

Neue Bekanntschaft

Nach dem beinahe Tod gestern begannen die Freundinnen den Tag tiefen entspannt mit einem Frühstück zur Mittagszeit. Während Mathleen in ihre Wurstsemmel biss und Marco seinen Kaffee leerte beschwerte sich Hanna lautstark bei ihrer Cousine über Sara.

Da diese Hütte oft an Touristen vermietet wurde gab es eben neben einem Einzelzimmer in dem Lilli schlief nur noch zwei Doppelzimmer. Mathleen und Marco teilten sich das eine jeweils mit einem Ehebett ausgestattete Zimmer und Sara und Hanna das zweite. Genau das war auch der Grund für die Beschwerde der Orangehaarigen.
 

„Biiiitte. Ich würd' auch auf dem Boden schlafen, aber biiiitte lass mich in deinem Zimmer schlafen.“, bettelte sie und versuchte mit großen Hundeaugen und einer Schmolllippe ihre Cousine zu erweichen. „Nein“, lächelte diese sie fies an und las weiter in ihrer Zeitung.

„Du bist so gemein! Wenn ich auf der Piste einschlafe, gegen einen Baum knalle und sterbe ist das allein deine Schuld, nur damit du's weißt!“, damit stand sie auf und ging zurück ins Zimmer um sich für den Tag, zumindest das was von ihm noch übrig war, vorzubereiten.

„Wieso regt sie sich eigentlich so darüber auf, dass sie und Sara sich ein Zimmer teilen müssen?“, fragte Marco mit einer ungewöhnlichen Neugierde und stellte die mittlerweile leere Kaffeetasse auf dem großen Eichenholz Tisch ab. Mathleen schluckte den letzten Bissen ihres Mittagessens ähnlichem Frühstück hinunter und strahlte Marco breit grinsend an. „Naja du musst wissen Sara redet im Schlaf, ok, besser gesagt sie schreit schon fast. Außerdem ist sie ein .. hm .. ein sehr aktiver Typ. Sie tritt und schlägt, teilweise auch ziemlich fest im Schlaf, wenn man ihr zu nahe kommt. Neben ihr schlafen – so gut wie unmöglich. Gliche schon einem achten Weltwunder.“
 

Nachdem diese Frage nun auch geklärt war half Mathleen noch, freundlich wie sie war, den Tisch abzuräumen und wollte dann Marco in ihr Zimmer folgen, um sich ebenfalls umzuziehen. Gerade als sie um die Ecke bog wurde sie von einer laufenden Sara umgeworfen.

Sie wurde wieder auf die Beine gezogen und mit einem 'Sorry' verschwand Sara in der Tür nach draußen. „Ihr habt euch echt nicht verändert.“, warf Lilli ein und verschwand in ihrem Zimmer. Hannas Cousine hatte sich extra frei genommen, um ihre 'Gäste' besonders zu betreuen. Ansonsten arbeitete sie bei der Liftstation im Tal. 'Und Lilli wird sich wohl auch nie großartig verändern.', dachte sich die Brünette und durchquerte nun auch endlich die Tür zu ihrem und Marcos Zimmer.

Der Blondschopf stand schon fertig umgezogen vor ihr. Sie schnappte sich ihre Skiunterwäsche und einen dicken Pulli, um damit im Bad zu verschwinden.

In lila Thermoleggin und weißen Fließpulli kam sie nach fünf Minuten wieder zurück ins Zimmer und zwängte sich, durch den Raum hüpftend und beinahe hinfallend, in ihre Skihose. Noch dicke Socken und fertig.
 

Draußen warteten schon die Anderen. Sara schon ganz hibbelig mit ihrem rot-schwarzen Snowboard unter den Arm geklemmt, während Hanna entspannt einen Arm auf ihrem im Schnee steckendem Board abstützte. Lilli kam gerade von einem kleinen Schuppen neben der Hütte ebenfalls mit einem Snowboard bewaffnet zurück. Wie es aussah würden sie und Marco die einzigen sein, die noch auf den guten alten zwei Brettern fuhren.

Mathleen setzte sich auf die Bank vor der Hütte um in ihre silbergrauen Skischuhe zu schlüpfen. Noch schnell die Schnallen umgelegt und es könnte losgehen. Könnte, da Marco wohl irgendwie mit seinem Schuhwerk nicht ganz klar kam. Flink wurden auch seine Schuhe verschlossen und die fünf stapften gemeinsam zu den Pisten.
 

Die Hütte, in der sie diese Woche wohnten, lag auf halben Weg zwischen der Gondelstation und dem Ende der mittleren Piste. Die Wege der fünf trennten sich, denn während die Snowboarder in den Sessellift einstiegen, um zu den höher gelegenen Abfahrtsrouten zu gelangen, steuerten die beiden Skifahrer ein anderes Ziel an.

Da Marco noch nie auf Skiern gestanden hatte hieß es erst einmal klein anfangen. Die Theorie hatte Mathleen ihm schon auf dem zehn minütigem Fußmarsch von der Hütte bis hier her erklärt, aber in der Praxis sah das alles schon wieder ganz anders aus.

Das erste Problem ließ nicht lange auf sich warten. Irgendwie spinnte die Bindung von Marcos linkem Ski. Den rechten hatte er schon an seinem Fuß haften, nur der linke sprang immer wieder weg. Da legt man ihn bereit in die Bindung zu steigen hin, tritt drauf und der blöde Skier springt einfach weg. Nach dem gefühlt zwanzigsten Versuch sank die Laune des Piraten immer tiefer und bevor sie noch unrettbar verloren ging schnallte Mathleen sich ihre Skier wieder ab, stapfte zu Marco und hielt seinen linken Skier fest.

Problem gelöst.
 

Endlich als erster in der Schlange voll von drängenden Kinder die unbedingt von jetzt auf gleich mit dem Schlepplift fahren wollten, nahm Mathleen den Bügel entgegen und ließ sich den kleinen Hügel für die Übungspiste hinauf ziehen.

Marco tat es ihr gleich, doch als nach der Hälfte der Strecke plötzlich ein Ruck durch den Lift ging und dieser stehen blieb, verlor er das Gleichgewicht und saß erstmal neben dem Lift auf der Piste. Der hatte angehalten weil so ein kleines nerviges Balg gestürzt war und fast von seinem Hintermann überfahren worden wäre.

Nachdem das Kind weg war fuhr der Lift, jetzt jedoch ohne Marco, weiter und bald tauchte Mathleen neben ihm auf. „Mach dir nichts draus. Ich bin früher auch selten oben an gekommen.“, versuchte sie ihn sogar mit etwas Erfolg aufzumuntern.

Er zog sich an der ihm hingestreckten Hand hoch und brachte seine Ski senkrecht zur Piste. Leider machte er bei seiner Abfahrt einen entscheidenden Fehler: Er machte keine Schwünge sondern fuhr immer schneller werdend stur gerade aus. Einige andere Fahrer mussten sich sputen ihm die Bahn frei zu machen, wollten sie doch nicht als Bremspuffer her halten. „Oh oh, das geht nicht gut aus. Marco reiß die Ski rum!“, schrie Mathleen dem Blonden zu, während sie sich beeilte die Piste runter zu kommen. Entweder er reißt endlich die Skier rum und bremst oder er knallt gegen den kleinen Holzzaun.
 

Es war keins von beidem. Marco fuhr nicht gegen sondern DURCH den Zaun. Mathleen bekam großen Augen konnte aber durch den aufgewirbelten Schnee nicht fiel erkennen. 'Der Zaun muss aber auch schon ganz schön morsch gewesen sein'

Sie schnallte ihre Skier ab und schritt durch das Loch in der Mitte des ehemaligen Zaunes. Langsam legte sich der aufgewirbelte Schnee wieder und zum Vorschein kam ein Marco, bauchlings in einer Mischung aus Holz und Schnee alle viere von sich gestreckt liegend. Ein Ski hing noch an seinem Fuß, der andere lag irgendwo neben ihm.

Schnell kniete sie sich neben ihn. „Marco, alles in Ordnung?“, fragte sie ihn und half ihm sich aufzusetzen. Stöhnend hielt er sich mit einer Hand den Bauch. „Jaja, der Zaun hat mich ja gebremst“ „Weißt du was, wir machen für heute Schluss und gehen zurück zur Hütte“ „Gute Idee“ und damit stand Marco, wenn auch etwas eigenwillig, auf zwei Beinen und ging leicht gekrümt und kaum merklich humpelnd Richtung Hütte. Mathleen hob die Skier auf und folgte ihm.
 

Auch wenn er die Seesteinhandschellen jetzt los war und somit wieder im Vollbesitz seiner Teufelskräfte funktionierten zumindest seine Heilkräfte in dieser Welt sehr langsam, wenn überhaupt.

Er lag auf der Couch im Wohnzimmer und starrte an die hölzerne Decke, während Mathleen in der Küche zwei Tassen Tee kochte. Nur auf die gemaserte Decke achtend könnte er glatt glauben er sei wieder auf dem Schiff. Fehlte nur noch das leichte Schwanken der Wellen und ein dauerhungriger Ace. Ja, es war ganz in Ordnung hier, mal abgesehen von gemeingefährlichen Zäunen, aber irgendwie fehlten ihm langsam seine Freunde und Pops. 'Wie es dem Alten wohl geht?'

Lange konnte er nicht nachdenken, da sich Mathleen mit zwei dampfenden Tassen in der Hand neben ihm auf der weichen roten Couch im Wohnzimmer niederließ. Wortlos reichte sie ihm eine Tasse randvoll gefüllt mit heißem Früchtetee. „Ich sagte doch du musst kleine Schwünge machen und darfst nicht die ganze Zeit senkrecht runter fahren. Tut's noch weh?“

„Ne, alles wieder in bester Ordnung“, sagte er während er sich aufsetzte um sich nicht an dem Getränk zu verschlucken. Verschluckt hatte er sich jetzt zwar nicht, sich aber dafür die Zungenspitze verbrannt.
 

Mathleen stellte ihre Tasse auf dem kleinen runden Holztisch mit dem weißen gehäkelten Spitzentuch ab und sah Marco strahlend an. „Toll, dann können wir morgen ja einen neuen Versuch starten. Ich werf dich auch um bevor du wieder einen Zaun umnietest.“, lachte sie. Bei aller Liebe, aber es sah doch irgendwie komisch aus, Marco so im Schnee liegen zu sehen.

Er hätte sagen sollen, dass er doch wenigstens einen Tag Ruhe bräuchte, aber jetzt war es zu spät. Also hieß es morgen wieder Schlepplift und co. 'Aber ohne einer schmerzhaften Zaunbekanntschaft!' Das schwor er sich so wahr er Marco der Phönix war. Wäre doch gelacht wenn er so etwas banales wie Ski fahren nicht hinbekommen würde.

Leider liegt es in der Natur des Mannes sich zu täuschen. Marco war da keine Ausnahme.

Zauns großer Bruder, das Holz schlägt zurück

Gegen Abend kamen auch die anderen drei von den Pisten zurück, nachdem sie sich umgezogen und geduscht hatten verschwand Lilli mit Hanna in der Küche um das Abendessen zu kochen.

Sara gesellte sich in der Zwischenzeit zu Marco und Mathleen ins Wohnzimmer. Über den Anblick der sich ihr dort bot konnte die Siebzehnjährige nur schmunzeln. Sie griff zu ihrem Handy und fotografierte diese süße Szene.

Marco lag auf der Couch und schlief während er mit einem Arm Mathleen, die ebenfalls schlief, davor bewahrte von der schmalen roten Couch zu fallen. 'Einfach nur knuffig'

Nachdem das Foto geschossen und sicher gespeichert war verließ die Schwarzhaarige den Raum wieder. Sie wollte die beiden nicht wecken und mit schlafenden Personen kann man sich schlecht unterhalten. Man kann sie zwar vollquatschen, aber auf eine Antwort wird man vergeblich warten.
 

In einer großen Pfanne bruzelte schon das verschierte Fleisch und erfüllte die ganze Küche mit seinem appetitanregendem Duft. Hanna nahm die Pfanne vom Herd und mischte das Fleisch zu der schon fertigen Soße, während Lilli eine Auflaufform einfettete. Heute würde es Lasagne geben.

Schicht um Schicht stapelte sich das italienische Gericht in der Form, bevor es noch mit Käse bestreut und in den vorgeheizten Ofen geschoben wurde.

„Wisst ihr eigentlich wie gut das riecht?“, fragte Sara die soeben in die Küche zu den beiden Cousinen gekommen war und schon sehnsüchtig in den Ofen blickte. „Klar, aber sie braucht noch ungefähr zehn Minuten, dann müsste sie fertig sein. Ihr könnt so lange schon 'mal den Tisch decken.“, antwortete Lilli und gab den Mädchen Teller, Besteck, Servietten und Gläser.
 

Sara faltete die Servietten zu kunstvollen kleinen Kronen während Hanna die Teller und das Besteck aufdeckte. „He Hanna, wirf mal einen Blick ins Wohnzimmer. Das musst du sehen“, meinte Sara auf einmal als ihr wieder einfiel was sie vorhin in selbigem gesehen hatte. Allerdings war es ihr nur wieder eingefallen weil so eben eine recht verschlafen wirkende Mathleen auf die beiden Freundinnen zu geschritten kam.

Sie streckte sich und gähnte einmal herzhaft. „Was und wann gibt es Essen?“ „Lasagne und gleich, aber mal ein anderes Thema. Weißt du eigentlich WIE du gerade geschlafen hast?“, Sara hatte ihre Frage mit einem eindeutigen Unterton in der Stimme gestellt und Mathleen antwortete leicht rot um die Nase werdend und stammelnd. „N-nein, a-aber d-das ist doch auch egal.“ „Dann werde ich deinem Gedächtnis 'mal auf die Sprünge helfen“, und mit einem fetten Grinsen im Gesicht fischte Sara ihr Handy hervor und suchte das Bild.

„Ooh“, Mathleens Kopf wurde noch roter und glich nun schon einer überreifen auf der Staude vergessenen Tomate. Hanna linzte über die Schulter der Brünetten, um auch einen Blick auf besagtes Foto werfen zu können. Die Orangehaarige kreischte kurz auf „Wie süß!“ ein Rumpeln ertönte aus dem Wohnzimmer, Marco war wohl aufgewacht und fand den Teppich so interessant, dass er ihn aus der Nähe studieren musste und auch Lilli hetzte erschrocken aus der Küche zu den drei Mädchen ins Esszimmer.
 

In ihrer linken Hand hielt sie ein sehr langes und scharfes Küchenmesser während ihre rechte Hand in einem karrierten Ofenhandschuh steckte. „Was ist passiert? Wen muss ich abstechen?“, fragte sie panisch, in der Annahme es sei ein Mörder oder sonst wer eingebrochen.

Hanna lachte nur herzlichst und nahm ihrer Cousine vorsichtshalber das Messer an dem noch etwas Lasagne klebte aus der Hand. Sicher ist sicher. „Du musst überhaupt niemanden abstechen und es ist auch nichts passiert. Sara hat mir nur ein mega süßes Foto von Marco und Mathleen gezeigt“, erklärte sie den Grund für ihren kurzen Aufschrei. Nachdem auch die dunkelblonde Frau das Kuschel-Foto gesehen hatte nickte sie verstehend und bedachte Mathleen, die stur den Boden anstarrte, mit einem Grinsen. „Ich nehm die Teller gleich mit. Holt doch schon 'mal Marco und setzt euch, gleich gibt’s Essen“, und damit nahm sie ihr Messer, die fünf Teller und verschwand wieder in der Küche.

Es war allerdings gar nicht mehr nötig Marco zu wecken und zu holen, da er schon, sich den Rücken reibend, in der Tür stand. Ob nun wegen seinem kurzzeitigen Teppichstudium oder wegen seinem neuen Feind dem Zaun ist unbekannt, aber vermutlich wegen einer Mischung aus beidem.
 

Sie setzten sich an den Tisch, Mathleen neben Marco, Sara gegenüber von Mathleen und Hanna gegenüber von Marco. Lilli würde am oberen Tischende sitzen. Diese kam auch gerade wieder und verteilte die ersten beiden Teller. Sara starrte ihren Teller schon zu Tode und Hanna seuftzte nur. „Fang an, bevor dein Teller aus Angst vor dir Beine bekommt und flüchtet.“ „Danke! Guten Appetit!“, und schon landete die erste Gabel Lasagne im Mund der Schwarzhaarigen.

„Und wie war euer Tag so? Ihr wart ja schon recht früh wieder hier“, meinte Lilli während des Essens, da Marco und Mathleen ja schon da waren und auf dem Sofa geschlafen haben als die anderen kamen. „Naja wir sind nur einmal die Übungspiste hinunter gefahren.“, meinte Mathleen und wollte eigentlich nicht näher darauf eingehen warum. „Wieso nur einmal? Ihr hattet doch locker Zeit für mehr als eine Abfahrt.“, antwortete Hanna leicht verwirrt und auch Sara wollte jetzt den Grund wisse. 'Neugieriges Pack' Mit einem Seitenblick auf Marco begann Mathleen zu erzählen.
 

„Naja Marco ist zwar so schnell wie ein Weltmeister die Piste hinunter gefahren, aber die Bremsung war etwas, naja, brutal.“ „Wie meinst du das?“, fragte Sara auch schon weiter nach. Mathleen seuftzte und rückte endlich mit der ganzen Geschichte raus. „Er wurde von einem Holzzaun gestoppt. Der Zaun ist jetzt nur noch ein Haufen Splitter und zerbrochene Bretter.“ endete sie und stopfte sich den letzten Bissen ihres Abendessens in den Mund. Die anderen, bis auf Marco natürlich, konnten sich nach ihrer Erzählung nicht mehr halten vor Lachen. Sara saß am Ende sogar am Boden und wischte sich die Lachtränen aus den Augen.

Grummelnd stand Marco auf und verließ den Raum. Er hatte ohnehin schon fertig gegessen.
 

Der restliche Abend wurde noch mit Gesprächen verbracht, wobei Marco nicht mehr auftauchte und der nächste Morgen begann wieder mit einem ausgiebigem Frühstück.
 

„Wollt ihr heute mal mit uns auf einer der mittleren Pisten fahren?“, fragte Sara fröhlich und die Unschuld in Person verkörpernd ihre braunhaarige Freundin. In Wahrheit hoffte sie jedoch nur, dass Marco wieder so etwas wie mit dem Zaun passieren würde und sie es live und in Farbe sehen könnte. Mathleen druckste ein wenig umher. „Ich weiß nicht ob das eine so gute Idee ist. Ich meine Marco ist gestern ohne zu bremsen den kleinen Hang hinunter. Wenn ihm das bei der Piste wieder passiert geht das sicher nicht so glimpflich aus.“

Letzten Endes hatte Sara gesiegt und auch Marco wollte nicht wieder auf die Übungspiste. Einerseits wegen den ganzen kleinen Kindern, andererseits wegen dem Zaun. Auf der richtigen Piste gab es schließlich keine Zäune. Dafür aber Bäume.
 

Sie saßen in einem vierer Skilift und näherten sich immer mehr der Station. Hanna klappte den Sicherungsbügel nach oben und alle drückten sich aus den Sitzen. Leicht schwankend kam auch Marco neben den anderen zum Stehen und sie warteten noch auf Lilli, da der Lift zu klein für fünf Personen war.

Mit dem nächsten Lift kam sie auch schon oben an und die Abfahrt begann. Hanna und ihre Cousine lieferten sich ein kleines Wettrennen, während Sara sich eher zurück hielt und immer in Marcos Nähe blieb, um das Unvermeidliche nicht zu verpassen. Doch der blonde Pirat machte keine Anstallten gegen irgendetwas oder irgendjemanden zu knallen. Er fuhr in kleinen Schwüngen die von Schnee bedeckte Piste hinunter und Mathleen folgte ihm lächelnd. „Spitze, genau so.“, lobte sie ihn.

Sara zog schon eine Schnute als das Ende der Piste immer mehr näher kam und immer noch nichts passiert war. Marco war noch nicht einmal gestürzt.
 

Bevor die Piste ganz zu Ende war kam noch einmal ein kleinerer Steilhang mit ein paar Bäumen neben der Strecke und genau die wurden Marco zum Verhängnis. Ein Snowboardanfänger verlor die Kontrolle über sein Board und Marco musste ihm ausweichen, wobei er aus dem Rhythmus kam und mit immer mehr Geschwindigkeit direkt auf einen Baum abseits der Piste zuhielt.

Mathleen wollte ihn zwar, wie am Vortag versprochen, umstoßen damit er nicht gegen den Baum prallte war aber zu weit weg, um ihn noch rechtzeitig zu erreichen.

So wurde seine rasante Fahrt also von Zauns großem Bruder, dem Baum, gestoppt. Er prallte frontal dagegen und kippte hinten über. Im weichen Pulverschnee blieb der blonde reglos Mann liegen.

Mathleen schrie kurz dem Snowboardanfänger hinterher der einfach weitergefahren war und fuhr dann zu Marco.

Schon auf den ersten Blick konnte sie sagen, dass es schlimmer war als gestern. Er rührte sich nicht und seine Nase blutete, aber durch die abgedunkelte Skibrille konnte sie nicht sagen, ob er bewusstlos war.
 

Sie schob die Brille hoch und rüttelte kurz an ihm. Sara stellte sich neben sie. Sie hatte sich das Ganze zwar witzig vorgestellt, aber wenn es dann wirklich passierte, ist es nur mehr halb so komisch.

Mathleen kniete neben Marco und wischte ihm mit einem Taschentuch das Blut aus dem Gesicht. Ein paar andere Skifahrer hielten vereinzelt an und fragten ob sie helfen können, doch Mathleen verneinte stets. Sara hatte in der Zwischenzeit Lilli angerufen und ihr erzählt was passiert war. Diese kam mit einem Kollegen, einem Arzt, auf einem Schneemobil zu ihnen gefahren.

Mit dem Gefährt brachten sie Marco zur Hütte, wo er auch gleich durchgecheckt wurde. Bis auf ein paar blaue Flecken, einige Prellungen und eine leichte Gehirnerschütterung war ihm nichts passiert.
 

„Wie geht’s dir?“, Mathleen saß neben Marco auf dem Bett und musterte ihn besorgt. „Mir geht’s gut, alles in Ordnung. Aber bin ich wirklich gegen einen Baum gefahren?“ Sie blickte ihm in die ozeanblauen Augen. Sie wusste zwar, dass er dank der Phönixfrucht Heilkräfte hatte, konnte aber in seinen Augen sehen das er lügt. Es war nicht alles in Ordnung. Auf seine Fragen hin nickte sie stumm und legte sich neben ihn.

„Lilli hat gemeint, dass wir uns morgen das kleine Dorf im Tal unten anschauen werden, da für dich Ski fahren gestrichen ist. Tut mir leid.“, sie blickte ihn von der Seite aus an. „Ach ist doch nicht schlimm. Ski fahren ist eh nicht mein Sport.“, antwortete der Blonde und schielte zu Mathleen. „Das meinte ich nicht. Ich meinte dass ich heute morgen nachgegeben habe und Saras Vorschlag zugestimmt habe.“ „Ist immer noch meine Schuld, dass ich gegen den blöden Baum gefahren bin also mach dir keinen Kopf.“, damit schloss Marco die Augen und schlief auch schon ein, war es doch mittlerweile dunkel draußen geworden.

Mathleen beobachtete noch eine ganze Weile wie sich die Brust des Piraten neben ihr regelmäßig hob und senkte bis auch ihr die Augen zu fielen und sie ins Land der Träume glitt.

Kleinkrieg

Auch die längste Nacht endet irgendwann und so kletterte die Sonne mühsam über den Horizont und durchflutete die Zimmer einer kleinen Berghütte mit Licht.
 

Stöhnend legte sich Hanna den nächstbesten Arm über die Augen, ihr war im Moment egal, dass es nicht ihr eigener war. Licht, da war viel zu viel Licht. Der Arm in ihrem Gesicht wurde ruckartig nach oben gerissen, bevor er wieder hinunter sauste. „AU!“, und schon hatte die Orangehaarige Sara neben sich aus dem Bett geworfen bevor diese noch einmal zuschlagen konnte. Doch statt aufzuwachen pennte sie einfach mit dem Gesicht auf dem Boden und dem Hinterteil in die Höhe gestreckt weiter.

Murrend und langsam quälte sich Hanna aus dem warmen Bett und trat einmal um selbiges herum. „He, aufwachen!“, sie stieß Sara mit dem Fuß um sodass diese nun auf der Seite lag und verwirrt blinzelte. „Was' denn los?“, nuschelte sie verschlafen, rieb sich ihre braun-grauen Augen und setzte sich auf. „Du hast mir eine verpasst! Das ist los“, knurrte Hanna wütend und suchte sich ihre Klamotten für den heutigen Tag aus ihrem Koffer zusammen. Sara konnte nur lachen. „Du hast es sicher verdient“
 

Die Tür fiel ins Schloss und Hanna verschwand im Badezimmer nur um fünf Minuten später wieder aus selbigem Richtung Haustür zu stürmen. Sie griff sich zwei Hände voll Schnee und schlich zurück in ihr und Saras Zimmer. 'Wie ich es mir gedacht habe. Sie ist wieder eingeschlafen.' Und tatsächlich schlief die Schwarzhaarige am Boden sitzend und ans Bett gelehnt seelenruhig vor sich hin. Hanna tapste leise näher, zog den Ausschnitt von Saras T-Shirt etwas nach vorne und leerte ihren Schnee hinein.

Blitzschnell schlug ihr Opfer die Augen auf und sprang im ganzen Zimmer wie von der Tarantel gestochen umher. Das sie dabei einen gehörigen Lärm veranstaltete ignorierte sie gekonnt.

„KAAALT! Wie kannst du nur! Was hab' ich dir denn getan? - ok, gut du musst nicht darauf antworten“, endlich war der Schnee geschmolzen oder aus ihrem Shirt gefallen und nur eine unangenehme nasse Kälte und einige Pfützen am Boden blieben zurück.

Die Siebzehnjährige hob ihr Pyjamaoberteil an und besah sich ihren knallroten Bauch. „Ahh, ich bin ganz rot! Das ist alles deine Schuld. Na warte, du willst einen Kleinkrieg den kannst du haben. Ich geh erstmal heiß duschen.“, damit verschwand sie aus dem Zimmer und musste sich an einer gaffenden Menge vorbei durch die Tür quetschen.

Die Anderen waren durch Saras unüberhörbares Geschrei aus ihrem wohligen Schlaf gerissen worden und wollten der Sache nun auf den Grund gehen. Mit so etwas hatte allerdings keiner gerechnet.
 

Mathleen trat an Hanna heran. „Bist du sicher, dass du mit Sara einen Kleinkrieg führen willst? Erinnerst du dich noch an das letzte mal als ihr so etwas veranstaltet habt?“ „Jaja, ich weiß ich weiß. Wir haben den Chemiesaal gesprengt und es gab einmal Krankenhaus für alle wegen dem Verdacht auf irgendeine Vergiftung oder so. Aber du musst schon zugeben, ohne Augenbrauen sah Mister Richter wirklich komisch aus“, lachte die Orangehaarige angesichts dieser Erinnerung.

Das ganze hatte sich in der neunten Klasse abgespielt und der Gewinner hätte mit Jan Berger, dem damals heißesten Typen der ganzen Stufe, gehen dürfen. Tja blöd nur, dass der nach diesem Vorfall kreischend geflüchtet ist wenn er Sara oder Hanna gesehen hatte.

„Ja, genau das. Du solltest es einfach lassen und dich bei ihr entschuldigen“, meinte Mathleen. Nocheinmal so ein Vorfall und sie würde den Beiden eigenhändig die Köpfe einschlagen. „Ich mich bei ihr?! Sie hat angefangen!“, empörte sich der Orangeschopf nun laut stark und Lilli mischte sich seufzend in das Gespräch ein.
 

„Ist ja auch egal, aber ich bitte euch, schaut das meine Hütte noch steht wenn ihr fertig seid und dass niemand von uns“, sie deutete auf Marco, Mathleen und sich selbst, „in euren Kleinkrieg mit reingezogen wird. Wir wollen die restliche Zeit hier oben nämlich noch genießen und nicht im Krankenhaus oder sonst wo verbringen.“ Mahnend schaute sie ihre kleine Cousine an bevor sie alle mit einem 'Kommt es gibt Frühstück' ins Esszimmer führte.

Dort saß Sara schon und tat ganz unschuldig. Vor ihr lag der gedeckte Tisch und wartete nur noch darauf, dass sich jemand setzte und anfing zu essen. Misstrauisch begutachtete Hanna zuerst die Speisen und dann Sara. „Du hast doch irgendetwas ausgeheckt, also tu nicht so scheinheilig“, vorsichtig und langsam wie ein Raubtier auf Beutefang setzte sich die Achtzehnjährige auf den Platz der von Sara am weitesten entfernt war. Die anderen verteilten sich auf die noch freien Plätze. Als niemand es wagte eins der Brötchen zu berühren geschweige denn zu essen zuckte Marco einfach mit den Schultern, nahm sich eines und beschmierte es mit Butter. Er biss hinein und da es wirklich nicht vergiftet zu sein schien griffen nun auch die anderen beherzt zu.
 

Hanna machte immer noch keine Anstallten sich zu bedienen sondern starrte einfach nur die mampfende Sara in Grund und Boden. Diese blickte auf und meinte fies und hinterhältig lächelnd: „Was ist denn? Hast du etwa keinen Hunger? Greif zu, wie du siehst habe ich nichts mit dem Essen gemacht. Oder hast du etwa Schiss vor einem Brötchen?“, gluckste die Jüngste am Tisch amüsiert.

Mit zu Schlitzen verengten Augen stand Hanna auf um zu dem am anderen Ende des Tisches stehendem Brotkorb zu gelangen. Da geschah es. Das wovor sie sich gefürchtet hatte. Der Startschuss für ihren Krieg.

Mit einem reißenden Geräusch blieb der Teil ihrer Klamotten, der den Sessel berührten an selbigen kleben. Ein Klassiker und sie war blöd genug darauf herein zu fallen!

„Woher hast du gewusst, dass genau ich mich auf diesen Stuhl hier setzten werde?“, fragte sie und hielt mit einer Hand ihr Shirt und mit der anderen die Hose an ihrem Platz, da beides sonst davon gerutscht wäre.

„Naja, ich wusste einfach, dass du dich so weit wie möglich von mir wegsetzen wirst, weil du das immer tust wenn du angefressen bist. Von dem her“, lachte die Schwarzhaarige. Somit stand es nun Zwei zu Eins für Sara.
 

Der restliche Vormittag verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle oder Streiche. Marco hatte sich eine Kopfschmerztablette eingeschossen und Hanna hatte sich neue Klamotten angezogen, da ihre anderen Sachen ja immer noch den Stuhl zierten. Im Moment saß sie im Wohnzimmer und sah fern während sie sich ihren nächsten Zug überlegte. Es musste etwas großes und fieses sein, so viel stand fest. Nur was genau?

Bevor sie sich länger den Kopf darüber zerbrechen konnte stand Lilli hinter ihr und meinte sie sollte sich fertig anziehen, da sie langsam los wollten. Sie würden sich das Dorf am Fuße des Berges ansehen und auch noch einige Lebensmittel und andere Sachen kaufen, da morgen Silvester war und sie vor der Hütte ein Lagerfeuer machen wollten. Außerdem brauchten sie noch ein paar Raketen und so Sachen. Da kam Hanna die zündende Idee für ihre Revange. In einem Wort? Knallerbsen.
 

Der Weg zur Gondelstation dauerte gar nicht lange, wenn man nicht falsch abbog und so saßen die fünf nur zehn Minuten später in einer der vielen Gondeln Richtung Tal. Hanna beobachtete die Landschaft und den Ausblick nur abwesend, war sie doch viel zu beschäftigt mit den Details ihres grandiosen Planes.
 

Der erste Weg der fünf führte erst einmal zum einzigen Supermarkt im ganzen Ort. Es war ein kleiner Ort. Von einer Seite der Stadtgrenze konnte man problemlos zur anderen Seite schauen und sich, wenn man schrie, auch noch unterhalten. Also seeeehr klein.

Lilli trug einen Einkaufskorb in der linken Ellbeuge und stopfte mit der rechten Hand Sachen in den blauen Plastikkorb. Sekt, verschiedene Brotaufstriche, Grillwürste, Kartoffeln und noch einiges mehr. Unauffällig schob Hanna auch eine Tüte Marshmallows zu den restlichen Sachen. Diese kleinen süßen Zuckerbomben hatten sie einfach wie so oft angebettelt mitgenommen zu werden und so konnte die Orangehaarige nicht wiederstehen ihnen diesen Wunsch zu erfüllen.

Als endlich alle benötigten Lebensmittel und auch ein paar Raketen so wie eine große Packung Knallerbsen ihren Weg in den blauen Einkaufskorb gefunden hatten schlenderten die fünf zur Kasse und Lilli bezahlte. Die bunten Knallerbsen steckte Hanna schnell in ihre Tasche, bevor sie noch jemand, oder besser gesagt Sara, entdeckte.
 

Nach dem Einkaufen gab Lilli die Taschen bei einer Kollegin in der Talstation ab. Sie würde sie ihnen später in die Gondel geben, wenn sie wieder hoch fuhren. Praktisch, wenn man Kontakte hatte.

Sie spazierten noch etwas durch das verschneite Dorf und schauten sich die ein oder anderen interessanten Gebäude an. Am auffälligsten war dabei die Kirche die in irgendeinem alten Stil gebaut war. Romantik, oder so. Auf jeden Fall etwas, was niemanden der Anwesenden sehr zu interessieren schien.

Lilli zeigte ihren Besuchern noch ihre Wohnung hier im Dorf. Sie lag im ersten Stock eines neueren Hauses und war für eine Person wirklich groß. So verschlafen dieser Ort auch war, Lilli lebte gerne hier.

Hanna nützte die Gelegenheit, um mit Sara wieder auf Gleichstand zu kommen. Diese besah sich gerade noch einmal vom Balkon aus das Dorf. Da Hanna wusste, dass unter dem Balkon ein riesiger Schneehaufen war konnte sie Sara gefahrlos hinunter schupsen und das tat sie auch. Allerdings drehte Sara sich erschrocken um und riss Hanna mit hinunter.
 

Im Schneehaufen steckend konnte man von den beiden nicht mehr viel erkennen. Lediglich ein Bein und eine Mütze ragten noch aus dem Haufen hervor. Kopfschüttelnd standen die Anderen daneben, hatten sie doch gesehen oder gehört wie die zwei den Balkon hinunter gesegelt waren. „Passt bloß auf, dass ihr euch nicht verletzt“, murmelte Lilli und alle gingen wieder Richtung Talstation, nachdem sich Hanna und Sara frei gekämpft hatten.

Diese diskutierten gerade lautstark darüber, ob das nun nur ein Punkt für Hanna war, weil sie Sara runter gestoßen hatte oder auch einer für Sara, weil sie die Orangehaarige mitgezogen hatte.

Am Ende gab es einen Punkt für jeden und somit stand es im Moment Drei zu Zwei für Sara.

Der arme Pudding

Heute war es so weit. Heute würde das alte Jahr vorüber ziehen und die Leute mit einem bunten Lichtermeer am Himmel das neue Jahr begrüßen. Wie jedes Jahr werden wieder tausende Vorsätze beschlossen, von denen vielleicht gerademal die Hälfte auch gehalten wird.
 

Hannas Vorsatz sollte sein am Abend vor Silvester früher schlafen zu gehen, um dann wenns richtig los geht auch möglichst lange wach bleiben zu können. Sie könnte zwar am Silvestertag bis Mittag schlafen, das ging aber nicht, da Sara ihre Zimmergenossin war und noch dazu im Moment ihre Feindin in Sachen Streiche.

Außerdem musste die Orangehaarige ihren grandiosen Knallerbsen Plan ja vorbereiten solange ihr Opfer noch dem Schlaf der Unwissenden fröhnte. Leider gab es da ein winzig kleines Problem – sie wusste lediglich, dass sie etwas mit Knallerbsen machen wollte, nicht jedoch was genau. Sie brauchte dringend Hilfe und wusste auch wo sie diese am besten bekommen könnte.
 

„Verschwinde, ich will schlafen. Hast du mal einen Blick auf die Uhr geworfen?“ Ok gut, es war zwar wirklich erst fünf vor sieben, aber das war kein Grund sie einfach abzuweisen. „Bitte Mathleen ich brauch' wirklich deine Hilfe“, flehte sie und die Angesprochene drehte sich endlich in ihrer Betthälfte zu ihr um. Marco schlief auf der anderen Seite noch leise schnarchend.

„Ich meine mich zu erinnern gesagt zu haben, dass wir uns in eure Streiche nicht einmischen“, meinte die Brünette seufzend für diese Uhrzeit erheblich wacher, aber immer noch deutlich verschlafen.

„Biiiiiitte, Sara wird nie etwas davon erfahren. Außerdem brauch' ich doch nur deinen Rat wie ich denn die Knallerbsen jetzt am besten einsetzten kann“, versuchte es die Ältere weiter – mit Erfolg. „Also schön“, murrte Mathleen und strich sich mit ihrer Hand fahrig über ihr blasses Gesicht bevor sie weitersprach. „Du könntest ein paar Knallerbsen unter die Klobrille legen und wenn Sara sich setzt knallt's schön, oder unter die Beine ihres Stuhles. Du könntest sie auch versteckt am Boden unter Teppichen oder so verteilen und sie so in den Wahnsinn treiben, weil den ganzen Tag irgendwo etwas kracht. Oder du steckst sie in ihre Schuhe und Socken.“ „Das ist brilliant! Wie kommst du nur immer auf so etwas? Vielen Dank“, damit wurde Mathleen halb erdrückt und dann endlich wieder dem Schlaf überlassen, da Hanna voller Tatendrang das kleine Zimmer verlassen hatte.
 

Was die Orangehaarige nicht wusste war, dass während sie die ganze Hütte preparierte sich eine gewisse Schwarzhaarige ebenfalls zu Mathleen schlich um sich Tipps geben zu lassen und da Mathleen nett war half sie ihr natürlich auch. Gleiches Recht für alle. Außerdem hatte Mathleen so immer etwas zu lachen, da sie beide gegeneinander ausspielen konnte und die nie etwas davon mitbekommen würden, da sie dafür ja zugeben müssten jemand anderen um Hilfe gebeten zu haben.

„Hm du könntest ganz viele Becher Wasser vor eurer Zimmertür verteilen, sodass Hanna nicht mehr raus kommt ohne eine riesen Sauerei zu veranstalten, oder eine dieser Tröten, du weißt schon die wo man so 'nen Knopf drückt und die dann ganz laut sind, an die Wand kleben und mit einer Schnur an der Tür befestigen. Wenn dann jemand oder besser gesagt Hanna die Tür öffnet geht das Teil ab und es wird unangenehm laut.“ „Ohhh, Mathleen du bist die Beste. Deine Ideen sind immer so, so, so geil. Vielen Dank, ich werde gleich alles vorbereiten“, damit wurde die Brünette abermals an diesem so jungen Morgen geknuddelt und wieder stürmte jemand voller Vorfreude aus ihrem Zimmer.

Mathleen selbst lehnte sich wieder in ihr Kissen zurück und beobachtete noch etwas den schlafenden Marco, weil erstens war es einfach noch zu früh um aufzustehen und zweitens, wer könnte bei dem Anblick eines friedlich schlummernden Marcos schon wiederstehen?
 

Irgendwann erwachte jedoch auch der lieblichst Schlummernde aus seinem Schlaf und so schlug Marco die Augen auf und fuhr sich müde durch seine wirr vom Kopf abstehenden blonden Haare. Die andere Seite des Ehebettes war bereits kalt und leer, also musste Mathleen schon vor einer Weile aufgestanden sein.

Ganz in seinen Gedanken rund um Mathleen, Himmel er wachte auf und begann sofort an dieses Mädchen zu denken, versunken erschrak er sich doch etwas als plötzlich ein schrilles Gekreische losbrach. Also stand er auf, zog sich bequeme Klamotten über und suchte den Ursprung des Geräusches, welcher aufgrund der Lautstsärke nicht schwer zu finden war.

Hanna stand in der Tür und hielt sich den Bauch vor Lachen. Saras momentaner Gesichtsausdruck war einfach zu gut. Blass wie eine Leiche aber mit vor Wut glitzernden Augen starrte die Schwarzhaarige sie an und wusste augenscheinlich nicht, ob sie Hanna sofort zusammen schreien oder sich erst von ihrem 'kleinen' Schock erholen sollte. Wer rechnet auch damit, dass wenn man sich auf die Toilette setzt unter einem plötzlich etwas lautstark explodiert? Naja, Sara zumindest nicht.

Endlich wieder mit Farbe im Gesicht, besser gesagt mit einem knallroten Wutkopf setzte Sara nun zu ihrer Schimpftirade an, als ein wenig erfreut aussehender Marco um die Ecke bog und die beiden Mädchen verärgert anblickte.

„Ich hoffe ihr habt einen guten Grund hier so rumzuschreien und die Leute, mal wieder, aus ihren Betten zu scheuchen!“, ja er war unmissverständlich sauer, vielleicht sogar mehr noch als Sara.

Wütend stappfte Sara auf den Piraten zu, tippte ihm mit dem Zeigefinger auf die Brust und hob ihren Kopf um ihm in die Augen sehen zu können. „Beschwer' dich gefälligst bei der da“, sie zeigte mit ihrer anderen Hand anklagend auf Hanna, „Die hat schließlich gemeint es wäre witzig Knallerbsen zu verteilen“ „Es geht hier um eure bescheuerten Streiche?! Oh Mann“, schnaubend wendete sich der Freibeuter ab, da aus der Küche ein zu verlockender Geruch von Frühstück (oder Mittagessen?) drang.

„Ausgleich, drei zu drei“,flüsterte Hanna noch fies grinsend bevor sie Marco folgte, wollte auch sie endlich etwas zwischen die Zähne bekommen.
 

Im Esszimmer erwartete die drei bereits ein gedeckter Tisch, allerdings standen keine Brötchen oder Kaffeetassen am Tisch, sondern Suppenteller und Salatschüsseln, also war es wirklich schon Mittag. In der Küche verlieh Lilli dem Essen noch den letzten Schliff, während Mathleen schon das Brot für die Brötchen am Abend aufschnitt.

Lilli stellte gerade den Suppentopf auf dem Tisch ab, als sie verwundert feststellte, dass bereits alle anwesend waren und auf ihr Essen warteten. „Lasst es euch schmecken“, damit nahm sie die Suppenkelle und füllte die Teller, bevor alle anfingen zu essen.

Nach einer guten hausgemachten Rindssuppe mit Fritatten gab es Cordon Bleu zum Hauptgang und als Nachtisch einen kleinen Schokopudding. „Das ist ja wie im Gasthaus“, meinte Hanna als ihre Cousine mit der Nachspeise wieder im Raum erschien. „Es ist ja auch nur einmal im Jahr Silvester“, lachte diese und verteilte die braune Köstlichkeit unter ihren Gästen. Für Sara darauf achtend, dass Hanna auch ja die hellblaue Schale bekam. Auch wenn sie sich ja eigentlich gar nicht in den Streichekrieg einmischen wollte, hatte sie Sara versprochen ihr bei diesem einen Streich zu helfen.

Das erwählte Opfer schob sich nur wenige Augenblicke später einen vollen Löffel des unheilbringenden Desserts in den Mund. Genießerisch hatte sie die Augen geschlossen und mhhmte vor sich hin bis sie plötzlich stockte. Zögernd öffnete Hanna ihre Augen wieder und blickte überlegend ihren Pudding an bis sie auf einmal die Augen weit aufriss. „SCHARF!“, und schon hechtete sie in die Küche, um sich unter die Spüle zu klemmen und den Wasserhahn leer zu trinken, dabei vollkommen vergessend, dass Wasser nicht half sondern es nur schlimmer machte.
 

Nach einer Weile in der sehr kuriose Geräusche aus der Küche kamen kehrte Hanna ins Esszimmer zurück. „Wie konntest du nur Sara?! Der ganze Pudding ist ungenießbar und dass nur weil du Chilipulver 'reinstreuen musstest“ „Wie kommst du auf die Idee, dass ich das war Hanna? Achja, vier zu drei für mich“, grinste die Angesprochene nur unschuldig und beobachtete amüsiert wie Hanna angefressen von statten zog.

„Musste es wirklich der Pudding sein? Du weißt doch wie sehr Hanna alles süße und insbesondere Schokopudding und Marshmallows vergöttert“, sagte Mathleen zwischen zwei Löffeln und richtete ihren gespielt straffenden Blick auf Sara, welche nur überrascht blinzelte. „Aber ich hab doch gar nichts gemacht. Ich meinte nur zu Lilli, dass es doch sicher komisch wäre Chilipulver in Hannas Pudding zu mischen, mehr aber auch nicht. Mich trifft also keine Schuld“, verteidigte sich die Schwarzhaarige gelassen und verzehrte den letzten Löffel ihrer Nachspeise.

Nun vollkommen verblüfft, was man der Brünette auch ohne großer Schwierigkeiten vom Gesicht ablesen konnte, starrte Mathleen nun Lilli gegenüber von ihr an. „Du warst das? Ich dachte wir wollten uns nicht einmischen und uns dezent zurück halten“, kam es leicht neckend von der Jüngeren. „Als ob du besser wärst, außerdem war das ein kleiner Cousinenstreich für den Sara einen Punkt bekommen hat. Da war doch nichts dabei“ erwiederte die Dunkelblonde. „Und dafür bin ich dir echt dankbar“, mischte sich jetzt auch Sara wieder in die kleine Konversation der drei Mädchen ein.
 

Lilli schüttelte lachend den Kopf, bevor sie selber aufaß und das Geschirr wegräumte. Sie bat Marco und Mathleen draußen in dem Steinkreis vor der Tür schon einmal das Holz für heute Abend zu stapeln und ging selber zurück in die Küche, um die Brötchen und das andere Essen vorzubereiten.

Hanna und Sara hatten genug damit zutun, Streiche und kleine Gemeinheiten für die jeweils andere vorzubereiten und zu genießen.

Funkenregen

Vor der Tür suchte Mathleen bereits verzweifelt nach dem Steinkreis in dem sie das Lagerfeuer am Abend anzünden wollten. Laut Lilli musste er hier irgendwo sein, doch war er unter einer dicken flauschigen Schneeschicht von gefühlten fünzig Zentimetern begraben. Marco holte derweil schon ein paar Holzscheitel aus dem kleinen Schuppen nebenan, in dem auch die Skier und Snowboards standen.
 

Gerade kam der Blonde durch den weißen Schnee schlurfend, auf den Armen einige Scheitel Holz tragend, zurück. „Wo soll ich die jetzt abladen?“ „Keine Ahnung, ich kann den Steinkreis unter dem ganzen Schnee einfach nicht finden“, Mathleen wollte eigentlich schon aufgeben, da sie sicher schon zehn Minuten nach dem blöden Ding suchte, doch Marco fand ihn in drei Sekunden.

Dadurch dass er seine Füße nicht hob sondern einfach über den Boden zog, stieß er recht schnell auf einen der harten grauen Steine. Dieser dankte ihm den unsanften Tritt, indem er sich als Stolperfalle erwieß und Marco segelnd zu Boden gehen ließ. Die Holzscheiter, welche er bis eben noch auf seinen muskulösen Armen balanciert hatte flogen in hohen Bogen in alle Richtungen und er selber sagte dem kalten Weiß 'guten Tag'.

„Irgendwie erinnert mich das ein wenig an dein Teppichstudium am Mittwoch“, kicherte das Mädchen in der dunkelvioletten, fast schwarzen Skijacke, bevor sie dem Gefallenen aufhalf und ihn etwas von dem Schnee befreite, welcher ihn einhüllte und ein wenig wie einen Schneemann aussehen ließ.

„Zumindest haben wir jetzt den Lagerfeuerplatz gefunden und du scheinst dich ja köstlich amüsiert zu haben“, meinte Marco mit einem genervten Ton in der Stimme aber einem kleinen Schmunzeln auf den Lippen, als er wieder auf zwei Beinen stand und kniend den Schnee von der kleinen eingekreisten Fläche wegschaufelte. Mathleen hatte in der Zwischenzeit die Holzscheitel wieder eingesammelt, welche durch Marcos Fall rund um die Beiden verteilt worden sind. Diese reichte sie ihm nun, damit er sie zu einem Stappel, ähnlich einem Indianerzelt, schlichten konnte.

Danach erhob er sich wieder und sie verschwanden in der warmen Hütte, hatte der kühle und winterliche Bergwind in der letzten Stunde doch sehr aufgefrischt und die langsam aber sicher kommende Dunkelheit trug nicht gerade dazu bei, dass ihnen wärmer wurde.
 

In dem Moment, in dem Mathleen die Tür zum Inneren der kleinen Holzhütte geöffnet hatte, ging plötzlich ein ohrenbetäubendes Trötten los. Sich die Ohren zuhaltend und reichlich verwirrt blickte sie hinter die Tür wo der Ursprung besagten Geräusches an der Wand klebte, als auch schon Sara grinsend aus dem Wohnzimmer angerannt kam.

„Damit steht es jetzt fünf zu drei.... Oh Shit!“, gegen Ende ihres schadenfrohen Ausrufes wurde die Schwarzhaarige immer leise, bevor sie sich umdrehte und ganz schnell die Flucht ergreifen wollte. Doch nichts da, Mathleen war schneller. Sie hatte die lärmende Trötte, welche auch schon die restlichen Bewohner angelockt hatte, einfach von der Wand gerissen und den Haltemechnanismus für den Auslöser gelöst.

Jetzt hielt sie Sara am Kragen fest und in der anderen Hand hielt sie die mittlerweile kaputte Trötte und wedelte damit vor Saras Gesicht umher. Diese wurde immer kleiner mit Hut, wusste sie doch WAS sie jetzt erwarten würde.
 

Und Mathleen ließ sich nicht lange bitten. Schneidender als beabsichtigt verließ ihre Stimme gefährlich ruhig ihren Mund, bis sie an Saras Ohren ankam. So leise, nur für Sara verständlich flüsterte Mathleen. „Ich sagte du sollst HANNA mit diesem Streich reinlegen, NICHT UNS“, sie zeigte auf Marco hinter sich und sie selbst. Ja, Marco stand immer noch draußen im Freien da Mathleen genau in der Tür stand und auch keine Anstallten machte dort so schnell wieder weg zu gehen, nicht bevor sie Sara nicht zur Schnecke gemacht hatte.

„Ich dachte nicht, dass ihr zuerst in den Streich 'rein rennen würdet“, murmelte Sara und wich dem stechenden Blick von Mathleen konsequent aus. „WIR WAREN ALS EINZIGE DRAUßEN! WENN HANNA DRINNEN IST WIE UM ALLES IN DER WELT SOLL SIE DANN BEI DER HAUSTÜR DIE TRÖTTE AKTIVIEREN?!“, jetzt schrie sie schon richtig, was Sara die Ohren klingeln ließ, da Mathleen ihre Lippen noch genau neben dem Ohr der Schwarzhaarigen platziert hatte. Noch einmal schnaubte Mathleen wütend, bevor sie mit den Worten 'Als Strafe bekommt Hanna einen Punkt und es steht jetzt vier zu vier' im Haus verschwand und so auch die Tür frei machte, damit Marco endlich eintretten konnte.
 

Da Sara es lieber nicht noch einmal auf eine Zusammenstauchung alá Mathleen anlegen wollte hielt sie sich den restlichen Nachmittag über zurück, was Hanna jedoch nicht abschreckte. Schließlich musste sie ihren armen Schokopudding rächen und auch ein paar Punkte sammeln, um sich den Sieg zu sichern. Sie hatte mit Sara ausgemacht, dass beide so lange Zeit hatten bis Marco wieder zurück an Bord der Moby Dick war, also noch heute, morgen und zumindest den halben Sonntag.

Es heißt zwar immer 'Was du heute kannst besorgen, das verschiebe stets auf morgen', aber bei Streichen heißt es lediglich, desto fieser desto besser. Zumindest bei Hanna und Sara.

Gerade jetzt blockierte Hanna das Badezimmer unter dem Vorwand ein Entspannungsbad zu nehmen, doch in Wirklichkeit mischte sie gerade ihre Rache an. Sie verschmischte Saras Zahnpasta mit Lebensmittelfarbe, damit ihre Zähne eine ganz neue Farbe bekamen, wenn sie sich diese putzte. Das man schon an der Pasta erkennen konnte, dass etwas faul war übersah sie dabei einfach.
 

Mit noch ein bisschen Brötchen schmieren war das der restliche Nachmittag und es wurde langsam Abend.

Vor der Hütte hatte Lilli schon das Lagerfeuer entzündet, während Marco und Mathleen zwei Holzbänke von hinten hervor trugen. Praktisch, dass Lilli die damals aufbewahrt hatte. Zusammen mit ein paar dicken Wolldecken und dem Lagerfeuer ließ es sich in den eisigen Temparaturen eigentlich ganz gut aushalten.

Es wurden Geschichten erzäht, Marshmallows und Würstchen gegrillt und vor allem viel gelacht. Die Sektflasche zum Anstoßen stand noch im Haus, da sie draußen Gefahr ließ einzufrieren und warmer Sekt schmeckt nicht, falls er zu Nahe an der knisternden Flamme des Lagerfeuers gestanden hätte.

Flackernd stoben die rot und gelb leuchtenden Zungen des Feuers in die Dunkelheit, erleuchteten diese und entsandten vereinzelte Rußpartikel gen Himmel. Mathleen verlor sich in dem Spiel aus Hitze und hörte Marco nur mehr halb zu, der gerade eine witzige Geschichte erzählt haben musste, denn alle lachten ausgelassen.
 

Als der Abend voranschritt und Hanna sich auf der Bank gegenüber von Marco und Mathleen neben ihrer Cousine schlafend zusammengerollt hatte verabschiedete sich Lilli schnell von der Gruppe, um Hanna ins Haus zu tragen.

Mathleen trug ihre dicke Skijacke, hatte sich in zwei Decken eingewickelt und fröstelte dennoch angesichts der fast Minus zwanzig Grad. Als Marco das bemerkte befreite er sich von seiner Decke, bevor er Mathleen näher an sich heran zog und sie beide wieder in die wärmende Decke wickelte. Als die Brünette realisierte, dass sie sich instinktiv noch näher an den warmen Körper neben sich angeschmiegt hatte wurde sie rot im Gesicht, was Marco nur herzlichst lachen ließ. 'Gut das Hanna und Lilli im Haus sind und Sara so ins Sterne gucken vertieft ist', dachte sie sich als sich eine raue Hand vorsichtig unter ihr Kinn schob und dieses sanft anhob.

Die Achtzehnjährige blickte auf und fand sich gefangen in den azurblauen Seelenspiegeln des Piraten wieder. Ihre Gesichter waren sich so nahe, dass sich ihre Nasenspitzen schon leicht berührten. Obwohl Mathleen aufgrund der Nähe anlief wie eine überreife Tomate konnte sie den Blick nicht abwenden.

Marco schmunzelte, während irgendwo in einer fernen Welt eine Stimme, Saras Stimme, anfing von fünf hinunter zu zählen. Alles hörte sich für Mathleen an wie durch Watte.
 

5 – Marco schenkte Mathleen einen warmen Blick.

4 – Sie erwiederte diesen und lächelte leicht.

3 – Er sah sich bestätigt und drehte seinen Kopf leicht zur Seite.

2 – Nur noch wenige Millimeter trennten ihre Lippen voneinander. Mathleen schloss ihre Augen.

1 – Zeitgleich mit dem Beginn des neuen Jahres vereinte Marco ihre Lippen.
 

Während der Himmel vom Funkenregen des Neujahrsfeuerwerkes in ein helles Licht getaucht wurde durchfuhren Mathleen ebenso tausende von Funken.

Noch nie war sie so sanft geküsst worden. Mathleen hatte ihre Augen wieder leicht geöffnet und beobachtete aus den Winkeln die bunten Punkte am Himmel. Sie lächelte in den Kuss hinein, einerseits weil er sie endlich geküsst hatte und niemand dazwischen gefunkt hatte und andererseits, weil sie einfach nur glücklich war.

Ihre Gedanken sind zum Erliegen gekommen und all ihre Sinne waren im Hier und Jetzt, bei diesem einen Kuss, bei Marco. Ihr Herz setzte kurz aus, um dann mit doppelter Geschwindigkeit seinen Dienst wieder anzutretten.

Sie genoss diesen Kuss und das schien auch Marco zu merken, denn er wurde fordernder. Sanft wie ein Windhauch in einer lauen Sommernacht strich seine Zunge über ihre Lippen und bat so stumm um Einlass, welchen sie ihm auch gerne und ohne zu zögern gewährte. Ihre Mundhöhle wurde ausgekundschaftete und ihre Zunge zum Spielen animiert. Sie ließ sich darauf ein und schlang ihre dünnen Arme um Marco breite Schultern, während er sie an der Hüfte näher zu sich zog. Sie saß nun schon fast auf seinem Schoss.

Leider brauchte der Mensch nun einmal Sauerstoff um zu Überleben und so mussten sie ihren Kuss beenden. Man kann nämlich nicht für immer die Luft anhalten, aber doch ziemlich lange.
 

Mathleen lehnte ihren Kopf an Marcos Schulter und beobachtete noch etwas das Feuerwerk, die Begrüßung des neuen, ihres perfekten, Jahres. Marco küsste sie noch einmal sanft auf den Scheitel bevor er seinen Kopf auf ihrem ablegte und ebenso den hell erleuchteten Nachthimmel beobachtete. Sie brauchten keine Worte mehr, um zu wissen WAS dieser Kuss bedeutet hatte.

Die Brünette lächelte dem Himmel entgegen und schloss müde ihre Augen.

Bettgespräche

Eine angenehme Wärme um gab sie, hielt sie fest als würde sie ohne dieser erfrieren. Regelmäßig hob und senkte sich ihr Kissen und ein rhytmisches Klopfen klang nah an ihrem Ohr. Synchron mit dem Heben und Senken verspürte sie kleine Windhauche an ihrem Haaransatz.
 

Genieserisch schmiegte sich Mathleen mehr in ihr warmes und durchtrainiertes Kissen. 'Moment WAS?!' Von der Erkenntnis getroffen wie ein Blitzableiter im größten Sturm schlug sie ihre Augen auf. Schon auf den ersten Blick erkannte sie, dass es viel zu hell war um irgendetwas zu erkennen. Gequält aufstöhnend legte sie sich ihre Hand auf die Augen. „Zu hell“, murrte sie leise, während ihr 'Kissen' plötzlich bebbte und eine amüsiert klingende Stimme den Raum erfüllte.

„Na, gut geschlafen?“ Wieder an ihre Situation erinnerte hob Mathleen den Kopf und erkannte was sie schon die ganze Zeit geahnt hatte.

Sie lag in ihrem Bett neben, naja eher auf Marco. Er hielt sie mit seinem rechten Arm an sich gedrückt, als würde sie gleich aus dem flauschig warmen Bett fallen und blickte sie nun genauso verschlafen, aber mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht an. Peinlich berührt wich Mathleen diesen tief blauen, durchdringenden Augen aus, bis ihr eine Frage in den Sinn kam.

„W-Wie bin ich ei-eigentlich ins Bett gekommen?“ 'Wieso stottere ich hier so rum?! Ich benehm' mich ja wie ein Kleinkind' „Das weißt du nicht mehr?“, fragte Marco mit einem leicht spötischen Unterton nach. „Nein. Wieso, sollte ich etwa?“, dass Mathleen verwundert war, war nicht zu überhören.

Marcos Gesicht nahm unheilvolle, finstere Züge an und er grinste ihr verführerisch entgegen. 'WAS habe ich nur getan, woran ich mich jetzt nicht mehr erinnere?', unruhig werdend drückte sich die Brünette ein wenig von dem Piraten weg, aber Marco ließ sie nicht los. „Dann erinnerst du dich also nicht mehr daran, wie ich dich ins Bett getragen habe, wie du mich auf dem Weg die ganze Zeit geküsst hast, wie du dich nach mehr bittend auf dem Bett geräkelt hast, als ich dich abgelegt habe? Oder wie ich deinem Wunsch nachgekommen bin?“, Mathleen starrte ihn geschockt an, bevor sie sich aus seiner Umklammerung wand, aufsprang und panisch an sich herunter blickte.
 

Verwirrt hielt sie inne. „Seit wann zieht man sich danach wieder an, bevor man einschläft?“, murmelte sie mehr zu sich selbst doch als Marco prustend loslachte fiel bei dem Mädchen der Groschen. Sie sprang ihn an und setzte sich schmollend auf seinen Bauch. „Das ist echt nicht komisch. So etwas hätte ich vielleicht von Ace erwartet, aber doch nicht von dir. Also raus mit der Sprache, wie ist es wirklich gewesen?“, meinte sie empört und verschränkte mit vorgeschobener Unterlippe die Arme vor der Brust.

Marcos Lachen riss nicht ab während er sich auf die Ellbogen aufrichtete, wodurch Mathleen auf ihm etwas tiefer rutschte. „Also schön, aber sag mal warum bist du dir so sicher, dass Ace so etwas tun würde? “, fragte er leicht skeptisch, schließlich war das hier eine ganz andere Welt, woher also kannte sie seinen Nakama und besten Freund? Sie wusste nur das, was er ihr über ihn erzählt hatte und Marco bezweifelte stark, dass das Bisschen zu so einer guten Einschätzung des Feuerbengels reichte. „Ach weißt du, das. Ich hab zuerst gefragt!“, sich unwohl fühlend rutschte Mathleen auf ihrem Platz umher. Sie konnte ihm doch nicht einfach sagen, dass seine Welt hier ein Manga war und sie somit seine Zukunft bis zu einem gewissen Grad kannte.

Ergebens seuftzte Marco. „Nach dem Kuss bist du an meine Schulter gelehnt eingeschlafen und ich habe dich ins Bett gebracht. Mehr war da nicht“, mit dem selben Gesichtsausdruck wie vorher fügte er noch flüsternd hinzu, „aber wenn du willst, können wir das 'mehr' ja nachholen“

Irgendwie erleichtert blies Mathleen einen Schwall Luft aus, bevor ihr der Sinn seiner zuletzt gesagten Worte klar wurde, sie sich auf der Stelle wieder unbehaglich fühlte und wieder etwas auf Marcos Schoß umher rutschte.

Erschrocken stoppte das Mädchen in ihrem Tun, als ihr selbiges klar wurde und kletterte von dem Piraten herunter. Mit hochrotem Kopf wühlte sie in ihrem Koffer und flüchtete sich dann ins Bad, einen verwirrt und auch etwas überrumpelten Marco im Bett zurücklassend. DAS. WAR. DEFINITV. NICHT. IHR. MORGEN.
 

Auch in einem anderen Schlafzimmer der rustikalen Holzhütte brach eine kleine Diskussion los, nachdem die zwei Bewohnerinnen des Zimmers aufgewacht waren. Naja eine wachte auf und weckte wütend ihre Bettnachbarin.

Sich immer noch den Bauch haltend, da Sara ihr voll in diesen geboxt hatte, um sie zu wecken, ließ Hanna die Schwarzhaarige erst einmal ihre Wut rausbrüllen. Verständlich, dass die Jüngere wütend war, hatte sie doch soeben im Badezimmerspiegel ihre rosanen Zähne gesehen. Das Pech der Verrückten war zusätzlich, dass Hanna dummerweise nicht genau darauf geachtet hatte, welche Farbe sie in die Zahnpasta gemischt hatte und so war es eine die auch nach einigen malen Putzen noch in vollster Stärke strahlte.

„WEIßT DU EIGENTLICH WIE BESCHEUERT ICH JETZT AUSSEHE?! PINKE ZÄHNE EY, PINK!!“, schrie das Streichopfer und rannte aufgebracht im Raum umher. Hanna wusste, dass sie die folgenden Worte besser nicht sagen sollte, konnte es sich aber einfach nicht verkneifen. „Sieh's mal von der anderen Seite. Jetzt steht es fünf zu vier für mich. Außerdem war das die Rache für meinen armen, kleinen, unschuldigen, schokogoldigen Schokoladepudding.“

„Aber die kack Farbe geht NICHT mehr weg. So kann ich doch nicht rumlaufen, ey“, mittlerweile klang die Wut der Schwarzhaarigen langsam ab und machte der Frustration platz. Niedergeschlagen aufseufzend setzte sich das Mädchen mit den nun pinken Zähnen auf das Bett und verdeckte mit ihren Händen ihr Gesicht. Vereinzelte Schluchzer zerrissen die unangenehme Stille, bevor Hanna erschrocken aufblickte und sich neben ihre Freundin setzte. Ihr tröstend eine Hand auf die Schulter legend begann sie zu sprechen.

„Hey, seid wann weint eine durchgeknallte Sara denn wegen so etwas. Es es tut mir wirklich leid. Wenn die Farbe gar nicht anders weg geht 'zahl ich dir auch ein Bleeching bei 'nem Zahnarzt und du bekommst einen Entschädigungspunkt“, bot sie an und hoffte, dass das reichte um ihre Freundin zumindest wieder halbwegs aufzumuntern.

„Bekomm ich das schriftlich?“, fragte die Geschädigte und setzte noch einen tief traurigen Schluchzer nach.
 

Verwirrt stand die Orangehaarige auf und machte sich auf die Suche nach Stift und Papier. Nach einigem stöbern und wühlen fand sie selbiges auf dem Badezimmerregal, neben ihrem Duschgel. 'Warum liegt das hier und nicht auf dem Nachttisch? Naja, auch egal jetzt habe ich es ja gefunden.' Schnell wurde ihr Satz von vorhin säuberlich auf den kleinen Zettel geschrieben und sie setzte ihre Unterschrift darunter. Immer wenn Sara etwas schriftlich haben wollte, musste man es unterschreiben.

Nun reichte sie ihrer Freundin den kleinen Zettel, welche auch noch ihren Namen darauf verewigkeite und so die Hände aus ihrem Gesicht nahm. Doch es gab keine Spur von Tränen oder sonst was, nein, stattdessen grinste sie nur siegessicher und Hanna bemerkte jetzt auch, dass Sara sie hereingelegt hatte.

„Du hast gar nicht geweint?! Und der Rest war auch gespielt?!“, es war mehr eine sehr empört, wütend und genervte Aussage, als dass es noch einer Frage glich. Sara grinste nur vor sich her und entblößte ihre Flamingo-Zähne. „Klar, was dachtest du denn, etwa dass ich wegen so 'was heule?! Du müsstest mich eigentlich besser kennen. Aber durch deinen Entschädigungspunkt und einen Streichpunkt für das hier“, sie machte einige kreisende Bewegungen mit ihren Armen und spielte so auf die gesamte Situation der Beiden an, „steht es jetzt, ähm, warte kurz“, kleine Denkpause für eine langsame Sara, „der Entschädigungspunkt macht fünf zu vier und der Streichpunkt dann.. AH ich habs: sechs zu vier für MICH“, während sie bis zu ihrer glorreichen Erkenntnis eher leise vor sich hin gemurmelt hatte, war ihr euphorischer Ausruf nicht zu überhören.

'Fehlt nur noch ein Siegestanz', dachte sich die Orangehaarige sarkastisch, als Sara auch schon vom Bett aufsprang und einen kleinen Tanz vollführte.
 

Gerade wollte Hanna entgültig das Zimmer verlassen, es war eh schon Zeit für's Frühstück, als sie von Sara zurück gehalten wurde.

„Warte doch mal, ich muss dir noch was ganz wichtiges erzählen“ - „Achja und was?!“, die Forrschheit in ihrer Stimme nicht versteckend blieb die Ältere der beiden Freundinnen stehen und blickte nun doch erwartungsvoll und etwas neugierig zu der Schwarzhaarigen zurück.

„Gestern, also am Lagerfeuer, als du eingeschlafen bist und von Lilli in die Hütte gebracht wurdest ist etwas sensationeles passiert“, als Sara nach einer Minute immer noch schwieg fragte Hanna nochmals nach, was denn so tolles passiert sei und endlich redete die Siebzehnjährige weiter.

„Genau um Null Uhr, als das Feuerwerk startete und Marco und Mathleen wohl dachten, dass ich nur mehr in den Himmel schauen würde und die beiden vergessen hätte haben sie sich geküsst. Es war sooo süß und danach hat Marco Mathleen im Brautstil in die Hütte getragen, weil sie an seine Schulter gelehnt eingeschlafen ist“, erzählte Sara und musste sich ein mädchenhaftes Aufquietschen stark verbieten.

Hanna dafür machte jetzt umso größere Augen. „Was? Ich habe vermutlich den Kuss des Jahres verpasst?!“, Sara nickte zur Bestätigung und zog Hanna noch eine ganze Weile damit auf, dass sie es gesehen hatte, die Orangehaarige aber nicht.
 

Als sie endlich ihr Zimmer verließen, um frühstücken zu gehen wendete sich Sara noch einmal an Hanna. „Sag den beiden aber nicht, dass ich es genau gesehen habe. Ich möchte wissen, ob sie von alleine reden“, Hanna nickte, „ich glaub' aber kaum, dass sie es uns erzählen werden“, damit traten sie auch schon in das Esszimmer, wo ein reichlich gedeckter Tisch auf sie wartete.

Auf Wiedersehen Berge

Der monströse Holztisch war voll von Leckereien. Er war die ganze Woche über schon immer sehr üppig gedeckt gewesen, doch gegen heute wirkte das wie die kleine Lunchbox eines Schulkindes. Es waren noch ein paar Brötchen von gestern Nacht übrig, doch gab es noch viel mehr. Über Eierspeise, Spiegeleier, harte und weiche Eier, Pfannkuchen, Marmeladen, Nutella, Müsli, ja sogar kleine Eier-Speck Muffins gab es.
 

Während aus Saras Mund nur noch ein Sturzbach kam betrachtete Hanna zuerst lange das Essen, bevor ihr Blick zu ihrer Cousine glitt, die mit Mathleen und Marco schon am Tisch saß.

„Das sieht aus wie in so 'ner Frühstückspension am Buffet. Wie lange hast du dafür bitte in der Küche gestanden, oder besser gesagt, seit wann bist du schon wach?“, fragte die Orangehaarige und setzte sich neben Sara, die sich schon fleißig von allem auf ihren Teller lud. Lilli lachte nur kurz auf, nahm noch einen Schluck Kaffee, den sie auch dringend brauchte um nicht sofort einzuschlafen und beantwortete dann müde Hannas Fragen.

„Einige Zeit hat das ganze schon gedauert, aber das war es mir wert, schließlich reist ihr ja heute schon wieder ab“, achja, dass hatte Hanna ja glatt vergessen. Heute war schon wieder Samstag was hieß, dass sie heute wieder Heim fahren würden und vermutlich morgen zu Tom, um Marco endlich wieder auf die Moby Dick zu schicken. Die vermissen ihn dort schon bestimmt.

Ihre hellgrünen Augen wanderten zu Mathleen, die gerade einen dieser Eier-Speck Muffins aß. 'Es wird sicher am Anfang schwer für sie werden, wenn Marco wieder weg ist. Schließlich haben sie sich doch gerade zum ersten Mal geküsst.', schwer seufzte die Achtzehnjährige auf, bevor sie sich auch an dem herrlich duftenden Frühstück bediente. Ihre Cousine hatte sich mal wieder selbst übertroffen, sie hätte echt Köchin werden können.
 

Nach dem nichts mehr übrig war, obwohl es vorher so ausgesehen hatte als ob hier jetzt mindestens zehn Leute zum Essen kommen würden, halfen alle noch dabei den Tisch abzuräumen und das Geschirr in den Geschirrspüler zu schlichten. 'Ein Glück, dass es den hier oben gibt, auch wenn es nicht leicht war ihn hier rauf zu bekommen.'

Hanna erinnerte sich noch gut an den Winter, wo sie ihrer Cousine half das schwere Teil in die Hütte zu bringen. Die Maschine auf den Berg zu bringen war gar nicht so schwer, gabe es doch die Gondelbahn, aber von der Bahn bis zur kleinen Holzhütte war es doch noch eine lange Strecke, wenn man eine 250 Kilo schwere Geschirrspülmaschine dabei hatte. Das Schneemobil hatte Lilli zu dieser Zeit noch nicht gehabt und so haben sie die Maschine auf ihre Snowboards gestellt und sie geschoben. Fast hätte sie sich selbstständig gemacht und wäre den Berg wieder runter gefahren, aber das konnte Lilli damals gerade noch verhindern. Nach über einer Stunde stand das Gerät dann endlich in der Küche.

Hanna musste aufgrund dieser Erinnerung schmunzeln. Die Winter hier oben mit ihrer Cousine und ihren Freundinnen waren schon immer etwas besonderes gewesen und der Abschied stets schwer.

Sie sortierte den letzten Teller in ihrer Hand ein und verließ dann die Küche, um langsam ihre Sachen zu packen. Mathleens Großvater würde sie wieder abholen und gegen Abend müssten sie zu Hause sein.
 

Als Hanna ihr und Saras Zimmer betrat konnte man bis auf Klamotten nichts mehr sehen. Sara hatte alles aus dem Schrank gerissen und munter im Zimmer verteilt. Die Schwarzhaarige war gerade dabei wahllos ein paar Sachen aufzuheben und in ihren Koffer zu stopfen, als sie die etwas schockierte Hanna im Türrahmen erblickte.

„Oh, auch endlich da? Kannst du mir helfen irgendwie bekomm' ich meinen Koffer nicht zu“, bittend sah Sara ihre Freundin an und zog einen Flunch, als Hanna gerade zu einem 'Nein' ansetzten wollte. Seufzend stellte sich die Orangehaarige neben ihre Freundin, drückte den vollen Koffer zu und wartete darauf, dass Sara den Reißverschluss schloss. Doch diese dachte nicht einmal daran, jetzt den Reißverschluss zu zuziehen.

Stattdessen griff sie hinter sich und machte sich dafür bereit Hanna die Sache mit den pinken Zähnen doppelt und dreifach heimzuzahlen. Sie hatte sich das Glas Honig vom Frühstückstisch gemobst, ohne dass es jemand bemerkt hatte und wollte die zähe und klebrige gold-gelbe Maße jetzt über ihre Freundin verschütten – doch zu Saras Pech war das Schicksal anderer Meinung.
 

Gerade als Sara das Glas über Hannas Kopf umgedreht hatte und der Honig langsam begann heraus zurinnen wurde die Jüngste so sehr von einer ihr nur zu gut bekannten Stimme erschreckt, dass sie das volle Glas in die Luft warf und dieses schlussendlich auf ihrem eigenen Kopf landete.

Hanna, die jetzt zu ihrer mit Honig überzogenen Freundin blickte und realisierte, dass das eigentlich sie hätte sein sollen warf Mathleen, welche in der Tür stand und ihre Freundinnen zur Eile drängen wollte einen dankbaren Blick zu, bevor sie sich vor Lachen den Bauch haltend an Sara wandte.

„Tja, du kennst doch den Spruch 'Wer ander'n eine Grube gräbt...'“ - „Jaja, ich weiß. Könntest du mir jetzt nur sagen wie ich den blöden Honig wieder abbekommen soll?!“, demonstrativ hob die süß-saure Sara ihren linken Arm und ein schmatzendes Geräusch hallte im Zimmer nach, während der süße Bienennektar langsam auf den Boden tropfte.

„Ich fürchte dafür haben wir jetzt keine Zeit mehr. Dusch dich einfach etwas ab und zieh dir neue Klamotten an“, schaltete sich Mathleen wieder ein und warf einen Blick auf die Wanduhr gegenüber der Tür. Die Gondel würde zehn Minuten ins Tal brauchen und in fünfzehn wäre ihr Opa da um sie abzuholen. Mathleen wollte ihn nicht zu lange warten lassen, wenn er schon so freundlich ist sie alle zu fahren.
 

Murrend verschwand Sara im benachbarten Badezimmer um sich wenigstens etwas von dem golden glänzenden Honig zu befreien, während Hanna kopfschüttelnd die restlichen Sachen aufhob und in ihren Koffer stopfte. Wem was gehörte könnten sie auch noch zu Hause klären, insofern sowieso alles gewaschen werden musste.

Als sie sich wieder zu Mathleen umdrehen und sie doch über den gestrigen Abend ausquetschen wollte, war diese schon wieder verschwunden. 'Naja ich werd' schon noch dazu kommen.' Mit diesem Gedanken zog sie die Reiverschlüsse der beiden Koffer zu, stellte diese im Flur vor die Haustür und machte sich auf ihre Cousine zu suchen, um sich von ihr zu verabschieden.

Schließlich fand sie sie in der Küche, wo die fünfunzwanzig Jährige gerade die letzte Pfanne abwusch und wegräumte. Hanna erklärte ihr, dass sie jetzt fahren würden und lächelnd folgte Lilli ihrer kleineren Cousine zur Tür, um auch die anderen zu verabschieden.

Mathleen bedankte sich grinsend, Marco nickte ihr stumm zu und Hanna umarmte die Dunkelblonde. Sara wollte Lilli eigentlich auch umarmen, wurde aber auf Abstand gehalten, da der Honig trotz der kurzen Dusche immer noch in ihren Haaren klebte.

Mit einem letzten Winken verschwand die kleine Berghütte am weißen Horizont und die Gondelstation tauchte langsam vor den drei Freundinnen plus Marco auf.
 

Da immernoch Hochsaison war fuhren noch mehr Gondeln als sonst und so war schnell eine leere Richtung Tal gefunden. Auf der zehnminütigen Fahrt wurde beharrlich geschwiegen. Hanna trauerte schon jetzt der viel zu kurzen Zeit mit ihrer Cousine nach, Sara versuchte mit einem Taschentuch irgendwie den Honig aus ihren Haaren zu bekommen, wobei das nicht wirklich funktionierte und sie jetzt auch noch Papierfetzen in den Haaren bicken hatte und Marco und Mathleen, naja Mathleen starrte peinlich berührt auf den Boden und Marco hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Der Brünetten schwirrte immer wieder das Geschehene von gestern Nacht und Marcos Worte heute Morgen durch den Kopf.

Ein plötzlicher Ruck durchfuhr sie, als die Gondel in die Talstation einfuhr. War sie wirklich so sehr in Gedanken gewesen, dass sie gar nicht bemerkt hatte wie die Zeit verflogen ist? Jetzt konnte sie nicht mehr groß darüber nachdenken, denn sie musste aussteigen, wenn sie nicht noch eine Runde fahren wollte.

Gerade als sie nach dem Henkel von ihrem beschen Koffer greifen wollte spürte sie die Hand von Marco der seinerseits nach dem Gepäckstück griff. Sie blickte verwundert auf aber der Blonde schüttelte nur merklich mit dem Kopf, nahm den Koffer und stieg aus.
 

Draußen wartete schon Mathleens Opa auf seine Enkelin und deren Freunde, um sie wieder sicher nach Hause zu bringen. Als er Sara erblickte konnte er sich ein Lachen nicht ganz verkneifen, sorgte dieses Mädchen doch regelmäßig für Ärger und komische Situationen.

„Kindchen, was hast du den mit deinen Haaren gemacht? Ist das jetzt der neueste Trend?“, fragte der ergraute Mann mit einer kratzigen Stimme, die vor Belustigung nur so bebbte. Die Schwarz-Goldhaarige schnaubte nur und setzte sich auf den Beifahrersitz in den alten Opel.

Die anderen verstauten die Koffer im Kofferraum und quetschten sich auf den Rücksitz. Marco hinter dem Fahrer, Mathleen neben Marco in der Mitte und Hanna rechts hinter Sara. Ein guter Platz um Mathleen auszufragen.

Doch soweit sollte es gar nicht kommen, denn so wie der Motor des Wagens startete und Karl losfuhr beglückte auch das Radio seine unfreiwilligen Zuhörer mit dem neuesten alten Gedudel. Natürlich in so einer Lautstärke, dass reden ohne sich anzubrüllen unmöglich war. Kein Wunder, dass alte Menschen so schlecht hörten.
 

Während also alle, bis auf Karl versteht sich, gequält aufstöhnten und sich versuchten irgendwie die Ohren zuzuhalten rückten die Berge immer weiter in den Hintergrund, bis sie irgendwann gänzlich mit dem gräulichen Horizont verschwammen.

Liegengeblieben

Ruckelnd tuckerte der silberne Opel die Autobahn entlang. Damit es nicht wieder so ein Desaster wie auf der Anreise gab, passte Hanna diesmal genau auf und erinnerte Karl stets wann er abfahren musste.

Momentan konnten sie einfach dem Verlauf der mehr schlecht als recht betonierten, grauen Straße folgen, was für Hanna hieß, endlich Zeit Mathleen ein wenig auszufragen.
 

Die Orangehaarige drehte ihren Kopf nach links, um ihre Freundin dabei zu beobachten wie diese durch die Lücke zwischen Fahrer und Beifahrersitz zum eingebauten Radio fingerte. Sie streckte sich komplett und erreichte mit den Fingern gerade so den Ausschalter. Augenblicklich verstummte das Gerät und die Brünette atmete erleichtert aus, während Karl seinen Blick verwundert von der Straße hob, wusste er doch nicht warum die Schlager nicht mehr spielten.

Als er seine Musik, die sicher vom Musikantenstadl geklaut war, wieder einschalten wollte funkte ihm jedoch Sara dazwischen.

„Bitte, bitte lass das Radio aus oder stell' wenigstens einen halbwegs erträglichen Sender ein. Das ist ja nicht zum Aushalten!“, beschwerte sie sich und bedankte sich noch im selben Atemzug bei Mathleen dafür, dass sie den Qualen ein Ende gesetzt hatte. Der alte Herr hinter dem Lenkrad schwenkte seinen Blick wieder auf die Fahrbahn vor sich, nachdem ihn ein LKW angehupt hatte, weil er wohl unbemerkt nach rechts abgedriftet war und tat seinem Unmut leise murmelnd kund. „Hmpf, Honig in den Haaren und pinke Zähne, aber meine Schlager, MEINE MUSIK, ist nicht zum Aushalten. Die Jugend von heute also wirklich...“, der Rest verlor sich in seinem kurzen grauen Stoppelbart.
 

Nachdem die musikalische Vergewaltigung endlich ein Ende gefunden, der Fahrer seinen Blick angefressen auf die Straße geheftet und Sara ihren Honigkopf dem plötzlich so interessant gewordenem Fenster zugewandt hatte, konnte Hanna jetzt in aller Ruhe mit ihrer eigens auferlegten Mission beginnen. Abermals drehte sie ihren orangen Haarschopf Richtung Mathleen und stellte erfreut fest, dass ihre Freundin sich anscheinend zu langweilen schien. Gut, dann hatte sie nämlich keine Ausrede, um sich vor der Befragung zu drücken.

Mit einem nichts Gutes verheißendem Grinsen im Gesicht deutete sie Mathleen an etwas näher zu kommen. Leicht verwirrt, aber vorallem misstrauisch, kam die Brünette dem Wunsch ihrer Sitznachbarin nach. Hanna beugte sich weiter zu Mathleen vor, sollte ja nicht jeder hier im Auto mithören können und flüsterte ihr leise ins Ohr.

Ein einfaches 'wie war's?' genügte aus und schon saß Mathleen mit einem knallroten Kopf neben ihr. Die Augen erschrocken weit aufgerissen, fragte sie verstört: „Was? Woher? I-ich meine d-du warst doch schon l-längst in der Hütte?!“ Doch statt zu antworten deutete die Älteste nur mit einem einfachen Kopfnicken Richtung Beifahrersitz und somit zu Sara. Jetzt brauchte sie sich nur noch zurück lehnen und das Kommende genießen. 'Es ist doch immer wieder schön, wenn Mathleen ausrastet. Vorallem, wenn ich nicht ihr Opfer bin.'
 

Eben genannte lies sich auch nicht lange bitten. Ein dunkler Schatten legte sich über ihre Augen und langsam streckte Mathleen ihre Arme Richtung Beifahrersitz aus. Sara beobachtete nach wie vor nichts ahnend die rasend schnell vorbei ziehende Landschaft.

Mit einem leisen Knurren, der Ankündigung des Sturmes, griff die Brünette an der Kopfstütze vorbei zu Saras Hals. Sie drückte kurz zu und schüttelte den Kopf der Schwarzhaarigen heftig durch. „Wenn du es schon gesehen hast, wieso musstest du es dann auch noch weiter erzählen?!“ Ja, nicht nur die gewürgte Schwarzhaarige bekam einen gehörigen Schrecken bei dieser plötzlichen Attacke, sondern auch Karl verriss kurz das Lenkrad.

Den gefährlich schlankenden Wagen wieder gerade bringend drehte er sich etwas um und strafte seine Enkelin mit einem mahnenden Blick. „Noch einmal und ihr könnt den restlichen Weg zu Fuß nach Hause gehen“, obwohl er fest gesprochen hatte, konnte man den kurzzeitigen Schock von gerade eben noch deutlich heraus hören.

Mathleen lies grummelnd von Sara ab, die indes schon begann bläulich anzulaufen und lehnte sich stattdessen wieder zurück auf die Bank. Sich an den Hals fassend drehte sich die Jüngste im Wagen zu ihren Freundinnen um und starrte diese erst einmal an, bevor ihr Blick auf Hanna ruhte. 'Hab ich ihr nicht gesagt, sie solle Mathleen nicht erzählen, dass ich den Kuss beobachtet habe?!'

„Erstens, nein das zählt nicht als Punkt, war ja schließlich Mathleen und nicht du, und zweitens, DAS bekommst du zurück und zwar dann, wenn du am wenigsten damit rechnest“, damit wendete sie sich nun auch von Hanna ab und drehte sich wieder nach vorne.
 

Die Orangehaarige musste stark an sich halten, um nicht loszukichern, war dieses Schauspiel gerade eben doch Balsam für ihre Seele. Es war immer wieder schön, Mathleen bei solchen Aktionen zuzusehen. Marco konnte über das Verhalten der Mädchen nur den Kopf schütteln. 'Die sind ja fast noch schlimmer als Ace und Thatch.'

Schweigend brachte das silberne Auto immer mehr Kilometer der langen Strecke hinter sich, erfüllte doch keine Musik mehr den Innenraum und die auch Insassen schienen momentan kein großes Interesse an Gesprächen zu haben.
 

Mitten auf offener Fahrbahn durchfuhr plötzlich ein Ruck den Wagen und er verlor konstant an Geschwindigkeit. Die Augenbrauen hochziehend blickte Mathleen misstrauisch zu ihrem Großvater nach vorne, der den Wagen an den Seitenstreifen fuhr, wo dieser auch kurz darauf stehen blieb.

Die nun doch ziemlich erdrückende Stille durchbrechend meinte die Brünette in einem anklagenden und auch leicht verzweifelten Ton: „Bitte sag mir, dass du nicht schon wieder vergessen hast zu prüfen wie viel Benzin noch im Tank ist.“ Der ältere Herr mit der Brille auf der Nase drehte sich nur um und fuhr sich mit einer Hand über seinen kurzen Bart. „Nun ja“, begann er zögerlich und versuchte den zunehmend schockierten Blicken seiner Mitfahrer auszuweichen, „es kann schon sein, dass ich es vergessen habe“, meinte er immer leiser werdend.

Entrüstet blickte Mathleen zu ihrem Opa und betete innerlich, er möge doch einen vollen Ersatzkanister irgendwo im Auto haben, doch wie sie ihn kannte war das sicher nicht der Fall. Bevor sie sich jedoch dazu überwinden konnte ihre Frage laut auszusprechen redete Karl auch schon weiter. „Keine Sorge ich habe noch irgendwo einen Kanister,....allerdings....“ - „...Allerdings ist dieser leer und wir dürfen jetzt zur nächsten Tanke latschen um ihn aufzufüllen, hab' ich nicht recht?“, funkte ihm seine Enkelin dazwischen und bekam als Antwort nur ein bestätigendes Nicken.

Stöhnend öffnete Hanna schon einmal die Tür, um Mathleen aussteigen zu lassen. Diese zog ihre Freundin jedoch geschickt mit aus dem Wagen und auch Marco auf der anderen Seite stieg aus. Nur Sara blieb gemütlich auf ihrem Platz sitzen. Während Mathleen den Kanister suchte öffnete Hanna die Beifahrertür und legte ihren fragenden Blick auf Sara. „Wieso steigst du nicht aus?“, wollte sie von ihrer schwarz-goldhaarigen Freundin wissen. „Ganz einfach“, erklärte diese und unterstrich ihre Worte durch ein wenig Gefuchtel mit den Armen, „es wäre total unnötig, dass wir alle gehen. Außerdem muss auch jemand auf den Wagen aufpassen und bevor du jetzt meinst, das könnte doch Karl machen, er hat uns abgeholt und ist bis jetzt durch gefahren. Er muss sich ausruhen und während er etwas schläft, döst oder was auch immer werde ich die Augen offen halten und aufpassen. Sieh es als kleine Entschädigung für mich wegen der Sache mit Mathleen vorhin.“
 

Eigentlich wollte die Älteste noch etwas auf den Redeschwall ihrer Freundin erwiedern, wurde aber von Mathleen von der Tür weggezogen, da diese anscheinend den Kanister gefunden hatte. Mit dem Plastikbehälter in der einen und ihrer Geldbörse in der anderen Hand deutete die Brünette Hanna und Marco, dass sie ihr folgen sollten.

Bevor sie jedoch weit kam wurde sie von Hanna zurück gehalten. „Du weißt doch gar nicht wo die nächste Tanke ist. Es wäre doch viel besser in die andere Richtung zu gehen und zu hoffen, dass uns vielleicht jemand ein Stück mitfahren lässt“, schlug diese vor doch hatte Mathleen längst einen Plan. „Das wird nicht nötig sein und wir werden sowieso keine, was weiß ich wie viele zig Kilometer in eine Richtung gehen. Marco wird sich einfach hinter der nächsten Kurve sowie keine Autos kommen verwandeln und zur nächsten Tankstelle fliegen.“ Noch bevor Hanna ihrer Freundin mitteilen konnte wie hirnrissig diese Idee war tat Marco es.

„Ich habe eben so wenig wie ihr eine Idee, wo die nächste ?Tanke? ist und müsste mich an den Verlauf der Straße halten, was unweigerlich bedeuten würde, dass mich jemand sieht. Außerdem hab' ich keine Ahnung wie man tankt.“ Hanna konnte ihn nur verblüfft mustern, hatte sie ihn doch seit seinem etwas unfreiwilligen Aufenthalt hier noch nie einen so langen Satz sagen hören, bevor sie jedoch zustimmend nickte und Mathleen anblickte. So gut die Ideen der Kleineren auch manchmal sein konnten genauso unvollständig und selten zuende gedacht waren eben jene leider auch. Wobei es fraglich war, ob Sara und sie selbst in diesem Punkt nicht sogar noch schlimmer als ihre brünette Freundin waren. Sie hatten schließlich die verrückte Idee gehabt einen Piraten aus einem Anime zu entführen und als Geburtstagsgeschenk zu verschenken. Vielleicht war es aber noch absurder, dass das wirklich ohne größerer Probleme geklappt hat. Zumindest das Entführen und Verschenken.

Seufzend drehte sich Hanna wieder in die Richtung, in welche auch der Strom an Autos fuhr und stapfte lustlos los. Hieß es eben doch Fußmarsch, wenn sie nicht hier bis auf alle Ewigkeit hängen bleiben wollten. Natürlich hätten sie auch einen Abschleppdienst rufen können, doch würde dieser deutlich teurer werden als so ein Kanister voll vergleichsweise billigem Benzin.

Aber der Fußmarsch war trotzdem lästig.

Mit Irmgard zur Tanke

Hanna konnte wirklich nicht mehr sagen, wie lange sie nun schon der betonierten Straße folgten, doch allmählich taten ihr die Füße weh und besonders warm war es Anfang Januar auf der Autobahnn auch nicht.

Bibbernd schlang sie ihre Arme um sich und versuchte sich etwas zu wärmen. Das Schicksal, oder zumindest der Wettergott, mussten sie alle hassen, denn jetzt begann es auch noch zu schneien. Mathleen beneidend warf sie einen Blick auf ihre Freundin, die ein paar Meter vor ihr ging, durch einen Arm an ihrer Taille eng an Marco gedrückt und somit von ihm gewärmt und auch vor den langsam aber stetig fallenden Schneeflocken ein wenig abgeschirmt.
 

Die Gedanken an einen wärmeren Ort lenkend, war dies doch ein alter aber zuverlässiger Trick ihrer Cousine, legte Hanna etwas an Tempo zu und lief nun dicht hinter der Brünetten und dem Piraten.

Mit vor der Kälte leicht klappernden Zähnen fragte sie: „Es ist ja schön und gut, dass ihr euch gegenseitig wärmt, aber ich erfrier gleich. Können wir nicht schauen, ob uns vielleicht jemand bis zur nächsten Tankstelle mitfahren lässt? Es wird wohl kaum jemand so unmenschlich sein und drei junge und offensichtlich frierende Leute bei dem Wetter am Straßenrand stehen lassen.“ Hoffnungsvoll blickte sie in die Gesichter vor sich, die ebenso rote Nasen wie ihr eigenes aufwiesen und streckte schon den leicht tauben Daumen nach draußen, darauf wartend, dass der Erste anhielt.

Doch statt dass jemand anhielt drückte lediglich Mathleen den Arm ihrer Freundin runter. „Ich halte das für keine gute Idee. Weißt du was den Leuten alles passieren kann, wenn sie einfach bei einem wildfremden ins Auto steigen?“, ruhig und sachlich erklärt, so wie sie es von ihrer Mitbewohnerin und Freundin mit der dunkelvioletten Jacke gewöhnt war. Naja mit kleinen Ausnahmen im Bezug auf Sara.

Die grünen Augen der Orangehaarigen weiteten sich etwas vor Unglauben, den sie auch gleich kund tun musste. „Du hältst es für eine gute Idee Marco am hellichten Tag zu einer Tankstelle fliegen zu lassen, wo ihn jeder sieht, aber für eine dumme, sich bei so einem Sauwetter mitnehmen zu lassen?! Was soll denn schon groß passieren? Schließlich ist der Typ da neben dir Marco der Phönix, Vize und Kommandant der ersten Division Whitebeards. Wenn wirklich etwas ist wird er schon nicht tatenlos rumsitzen und zusehen sondern uns helfen.“ Mit einem kurzen Blick zu dem Blonden fügte sie in Gedanken noch ein 'oder zumindest dir' hinzu.

Ergebens seuftzte Mathleen, sie konnte es ihrer Freundin nicht verübeln, fror sie doch selber wie ein Hühnchen im Gefrierfach. Außerdem hatte Hanna Recht, was sollte schon passieren und selbst wenn, Marco war immer noch da. Also nickte die Kleinere und streckte nun selber den Arm aus, um so zu signalisieren, dass sie gerne mitgenommen werden würden.
 

Es dauerte auch nicht lange und blinkend fuhr ein roter Suzuki an den Pannenstreifen und blieb ein paar Meter vor den Dreien stehen. Als sie näher ran gingen kurbelte auch schon eine ältere Dame mit Brille auf der Nase eifrig das Fenster der Beifahrertür runter und lehnte sich vom Fahrersitz hinüber.

„Ach Kinder, was macht ihr bei so einem Wetter mitten auf der Straße? Kommt, ich nehme euch ein Stückchen mit.“ Mit fürsorglicher Stimme schenkte sie den 'Kindern' vor ihrem Auto einen musternden Blick, entriegelte dann die Türen und kurbelte ihr Fenster wieder zu. Schnell zog Hanna die Beifahrertür auf, schaffte es nach einigen Versuchen und unter Anleitung der bereits ergrauten Frau den Sitz nach hinten zu klappen und krabbelte auf die Rückbank. Mathleen und Marco folgten ihr. In dem kleinen Zweitürer war es angenehm warm, wenn auch etwas eng.

Den Blinker setzend fuhr die freundliche Dame zurück auf die richtige Spur und beschleunigte. Den Blick nicht von der mittlerweile angezuckerten Fahrbahn abwendent, wollte sie doch keinen Unfall riskieren, begann sie ein unbefängliches Gespräch mit ihren Mitfahrern. Wenn man schon jemand völlig Fremdes bei sich mitfahren lässt, möchte man schließlich auch ein wenig über ihn erfahren.

„So und jetzt erzählt mal, was ihr da auf dem Pannenstreifen zu suchen hattet. Ein Auto konnte ich nämlich nirgends entdecken.“ Sie warf über den Rückspiegel einen Blick auf Mathleen, die in der Mitte saß. „Nunja, wir sind mit meinem Großvater unterwegs, doch ihm ist der Bezin ausgegangen und wir sind liegen geblieben. Also haben wir uns zu Fuß auf den Weg zur nächsten Tankstelle gemacht und weil es doch weiter war als gedacht und der Schneefall plötzlich eingesetzt hatte, haben wir uns gedacht wir könnten ja schauen, ob jemand so freundlich ist und uns mitnimmt.“ Höflich erklärte Mathleen der Dame die ganze Geschichte und diese füllte das Auto erst einmal mit ihrem herzlichen Lachen.
 

„Ohje, ohje, ihr Armen. Bis zur nächsten Raststätte sind es noch ungefähr fünf Kilometer. Zu Fuß und bei dem Wetter wäre das eine ganz schöne Tortur geworden. Ich bin übrigens Irmgard.“ Mathleen übernahm das Reden und stellte ihre Freunde und sich ebenfalls vor. Immer wieder warf Irmgard durch den Rückspiegel einen kurzen Blick auf ihre Mitfahrer, wobei sie stets etwas länger bei Marco verweilte.

„Sag mal Junge, was ist das eigentlich für eine komische Frisur? Ist so ein verrückter Trend der heutigen Jugend, oder einfach ein Friseurunfall?“, kam es plötzlich und ohne Vorwarnung aus dem Mund ihrer Fahrerin auf Zeit. Im ersten Moment verwundert und dann genervt von der Tatsache, dass mal wieder seine Frisur zum Gesprächsthema gemacht wurde antwortete Marco leicht verstimmt: „Es ist weder irgendein Trend, noch ein verdammter Unfall. Die wachsen einfach so.“

Jetzt hob die ältere Dame ihren Blick doch von der Straße und heftete ihn an Marco. Die Stirn in Falten gelegt und die Mundwinkel nach unten gezogen erhob sie ihre mahnende Stimme. „Junger Mann, in meinem Auto wird nicht geflucht und erst recht nicht, wenn ich schon so nett bin und euch mitnehme.“ Eine unangenehme Stille breitete sich aus, die jedoch von Irmgard, welche ihren Blick nun wieder der Straße zugewandt hatte, unterbrochen wurde.

Ihre Gesichtszüge hatten sich längst wieder entspannt und auch hatte sich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen gelegt, was jedoch niemand sehen konnte, blickte die Brillenträgerin ja aus der Windschutzscheibe auf die Straße. „Egal, aber ich möchte dennoch keine solchen Ausdrücke mehr in meinem Auto hören. Weißt du Junge, irgendwie erinnern mich deine Haare an eine Ananas“ Da. Da war er wieder, der selbe ausgelutschte Spruch. 'Du siehst aus wie 'ne Ananas.' Hanna konnte sich ein Lachen einfach nicht verkneifen, auch Irmgard stimmte schnell mit ein, Mathleen grinste gefährlich breit und Marco grummelte nur missmutig.
 

Wieder setzte die Dame mit den grauen Haaren ihren Blinker und fuhr von der Autobahn ab. Auf einem Parkplatz der zu einem Restaurant und, oh welch Glück, einer Tankstelle gehörte blieb sie stehen.

Sie drehte sich zu den Dreien auf ihrer Rückbank um und schob sich die leicht verrutschte Brille zurecht. „Also da wären wir. Ich hoffe für euch, dass der Schneefall bald aufhört. Naja, was auch immer.“ Ja sie war nicht gut in solchen Sachen.

Nachdem Hanna als Letzte aus dem Auto geklettert war bedankte sie sich nochmals bei Irmgard und schloss die Beifahrertür. Die nette Dame winkte noch kurz, bevor sie wieder auf die Autobahn fuhr und im Strom der vorbeiziehenden Autos verschwand.
 

„Lasst uns den Kanister füllen und dann zurück zum Auto latschen. Das wird sowieso lang dauern und diesmal können wir bei niemandem mitfahren, sonst sind wir am Ende auf der falschen Fahrbahn.“, jetzt wo sie die Kälte wieder in Empfang genommen hatte kehrte auch dieses genervte Gefühl in Hanna zurück. Sie freute sich schon auf ein warmes Bad zu Hause und auf Oskar. Was würde sie im Moment dafür geben, auch so ein flauschig warmes Fell wie ihr Kater zu haben.

Da sie widererwarten keine Antwort bekam blickte Hanna sich um und durfte feststellen, dass Mathleen schon längst an einer Zapfsäule stand und den Kanister befüllte. Mit einem 'Hey' eilte sie zu ihr und stellte sich neben Marco.

Mathleen bezahlte das Benzin und sie beschlossen, bevor sie den Weg durch den mittlerweile aufhörenden Schneefall antraten noch schnell einen Automatenkaffee zu trinken, um etwas Warmes im Magen zu haben. Mit kalten Fingern hatte Hanna ihren Becher umschlossen, zog diese allerdings sofort mit einem gezischten 'heiß' wieder zurück. Nun hielt sie ihn am oberen Rand fest und schlürfte laut ihren Kaffee mit einem Schuss Milchpulver. Wollige Wärme breitete sich in ihr aus und sie würde sich am liebsten in den Kaffee legen, aber das ging ja nicht. So begnügte sie sich damit, das braune Gesöff zu trinken und die Wärme zu genießen. Leider war der kleine Becher viel zu schnell leer und die Zeit viel zu schnell um. Ewig konnten sie Sara und Karl auch nicht warten lassen.
 

Deshalb hieß es kurz darauf 'Hallo du ätzender Fußmarsch von sechs Kilometern' und so stapften sie mal wieder auf dem Pannenstreifen entlang, diesmal in die entgegengesetzte Richtung. Der leichte Schneefall hatte in der Zwischenzeit komplett nachgelassen, allerdings machte das keinen großen Unterschied mehr. Es war so oder so arschkalt.

Während Marco einen Arm um Mathleen gelegt hatte, musste Hanna sich damit begnügen mit dem Benzinkanister zu kuscheln. Besonders wärmend war dieser allerdings nicht. Sie drückte ihn noch fester an ihre Brust und murmelte leise: „Jaja, jetzt gibt es nur noch dich und mich. Du wärmst mich und ich dich.“, dabei streichelte sie immer wieder über das Plastik und den roten Drehverschluss.

Mathleen warf einen verstörten Blick auf ihre Freundin, gingen sie und Marco doch hinter der Orangehaarigen und fragte sich WAS in dem Kaffee der Älteren war. Sie selbst hatte Tee getrunken und Marco hatte zwar auch Kaffee getrunken, allerdings benahm er sich normal, wie sie nach einem kurzen Seitenblick auf ihn erleichtert feststellte. Noch einen Irren konnte sie wirklich nicht gebrauchen, hatte sie doch schon Sara und Hanna drehte jetzt wohl auch durch.

„Ähh Hanna, alles in Ordnung?“, fragte sie daher vorsichtig und lugte der Kanisterkuschelnden über die Schulter. Diese schreckte wie aus einem Tagtraum hoch und meinte nur kurz verwirrt, dass es ihr gut ginge.
 

Mehr Zeit nachzufragen gab es nicht mehr, denn nach der nächsten Kurve kam schon das Auto in Sicht und Hanna beschleunigte ihren Schritt. Karl erwartete sie schon sehnlichst, wurde es ihm doch auch zunehmend kalt. Schnell nahm er Hanna den Kanister ab, diese murmelte doch tatsächlich leise Worte des Abschieds und dass sie ihn vermissen würde, da verschwand der Inhalt auch schon im Tank und der Behälter wanderte wieder in den Kofferraum.

„Steig ein und lasst uns endlich weiterfahren.“ Mathleen saß schon und blickte nun Hanna erwartungsvoll an, die noch immer vor dem Auto stand. Diese nickte und setzte sich wieder hinter Sara auf die Rückbank. Brummend erwachte der Motor zu neuem Leben und die Räder begannen langsam sich wieder zu drehen.

Endlich ging die Fahrt weiter und die Distanz bis nach Hause schrumpfte.

Vergiss mich nicht, wenn du fort bist

Nach dem unfreiwilligen Zwischenstopp und dem interessanten Weg zur Tankstelle verlief der Rest der noch rund zweistündigen Fahrt eigentlich recht angenehm.

Sara hatte sich wieder einbekommen und blödelte die ganze Zeit mit Hanna rum. Nunja, nervte die ganze Zeit Hanna würde es wohl besser treffen. Aber ansonsten war es ziemlich entspannt, so entspannt, dass Mathleen an Marcos Schulter gelehnt einschlief und erst wieder aufwachte, als das Auto ruckelnd zum Stehen kam. Der Fußmarsch hatte sie eben doch mehr geschafft, als sie vielleicht zugeben würde.
 

Murrend schlug sie eines ihrer braunen Augen auf und stellte überrascht fest, dass sie schon in der Einfahrt zum Haus von Hannas Eltern standen. 'Habe ich wirklich die ganze restliche Fahrt verpennt?! Naja egal.' Sich streckend schnallte sie sich ab und stieg aus dem wollig warmen Auto. Ein kalter Januarwind begrüßte sie und vertrieb die restliche Müdigkeit aus ihren Gliedern. Fröstelnd rieb sich Mathleen über die Oberarme und zog ihre Jacke am Kragen noch etwas weiter zu.

Danach stapfte sie durch den wenige Zentimeter hohen Schnee zum offenen Kofferraum und nahm ihrem Großvater die Koffer ab, welche sie auch direkt an Hanna weiter reichte. Die Orangehaarige stellte die Koffer vor der Tür ab und ging wieder zu den anderen, um sich auch von Karl zu verabschieden.

Eine kurze Umarmung, ein Danke, ein Kaffee, der angeboten und doch abgelehnt wurde. Es lief jedes Jahr gleich ab. Bei der Anreise verpennen und beim Abschied schnell verduften. Immer das gleiche Schema, seit mindestens acht Jahren.

Mathleen umarmte ihren Großvater als Letzte und wank ihm noch nach. Sara wurde nicht gedrückt, genau wie Marco. Er bekam lediglich einen Händedruck und einen strengen Blick. Karl hatte nichts gegen ihn, dennoch, in seinen Augen war Marco der Freund seiner Enkelin und denen musste er als guter Großvater immer misstrauisch gegenüberstehen.
 

Erleichtert seufzend, endlich wieder zu Hause, schloss Hanna die Tür auf und wurde schon im Vorzimmer von ihrem Kater begrüßt. Oskar hatte sie eben vermisst. Lächelnd stellte sie den Koffer neben sich ab und schmußte erst einmal mit dem schwarz-weißen Stubentiger. Dass sie dadurch die Tür versperrte war ihr ziemlich egal.

„Geh weg, oder ich drück dich an mich und dann bist du auch mit Honig voll.“ Schnell sprang Hanna auf und machte den Weg frei. Mit einem schadenfrohen Lächeln ging der Honigtopf auf zwei Beinen an ihr vorbei, zog sich die Schuhe aus und verschwand direkt im nächsten Bad. Erstmal den Honig aus den Haaren waschen und sich umziehen.

Die anderen brachten derweil die Koffer auf die Zimmer, wobei Hanna einen kurzen Blick in das Zimmer von Sara warf. Frau Wagner hatte ganze Arbeit geleistet. Hanna hatte sie kurz nach dem Beginn des Streichekrieges angerufen, um sich zu erkundigen wie es Oskar ging. Frau Wagner wohnte nämlich mit ihrem Mann im Haus nebenan und hatte sich in der Abwesenheit der Mädchen um Oskar gekümmert. Wie Hanna so mit ihr telefoniert hatte, sind sie ins Gespräch gekommen und Hanna hatte ihr von den Streichen erzählt. Die ältere Dame, welche sich selber immer Enkel gewünscht hatte, hatte sofort eine Idee und diese auch perfekt in die Tat umgesetzt.

Das ganze Zimmer von Sara, jedes einzelne Kissen, die Poster an den Wänden, einfach alles, war verpackt. Einzeln verpackt. Eingewickelt in übrig gebliebenes Weihnachtsgeschenkspapier. Sara wird ewig brauchen, um ihr Zimmer wieder auszupacken.

Sie musste sich später unbedingt persönlich bei der besten Nachbarin der Welt bedanken. Doch zuerst ging sie in ihr eigenes Zimmer und lies sich erschöpft in ihr weiches Bett fallen.
 

„WAAAS?!“ Ein Schrei lies Hanna hochfahren. Desorientiert blickte sie sich in ihrem dunkel gewordenem Zimmer um, ihr sind vor Müdigkeit wohl die Augen kurz zugefallen. Natürlich könnte sie aufstehen und der Quelle des Schreies nachgehen, doch diese würde sicher bald von alleine zu ihr kommen, wieso also sich unnötig die Mühe machen.

Minuten verstrichen und Oskar spitzte die feinen Ohren. Er konnte schon die tapsenden Schritte von nackten Füßen auf dem Boden hören, welche sich schnellen Schrittes dem Zimmer seiner Bediensteten näherten. Spätestens als die Tür aufgeschlagen wurde hatte es auch Hanna bemerkt.

In der Tür stand Sara mit einer Jogginghose, ungewöhnlicher Name für ein Kleidungsstück, mit dem man doch den ganzen Tag auf der Couch rumliegt, und einem großen dunkelblauen Sweather bekleidet. Ihr Gesichtsausdruck war schwer zu deuten. Zorn? Fassungslosigkeit? Erschöpftheit, oder sogar leichte Bewunderung? Vermutlich eine Mischung aus allem, beschloss Hanna für sich.

„Wie? Wie, ich meine wann, was? Rede.“, ja Sara hatte keine Ahnung wann Hanna es geschafft hatte ihr Zimmer in eine riesige Überraschung zu verwandeln und sie hätte es mit Sicherheit genial gefunden, aber nicht jetzt. Nicht unter diesen Umständen. Nicht mir ihr als Opfer.

Die Orangehaarige trug jedoch lediglich ein allwissendes und doch nichts verratendes Grinsen auf den Lippen. „Sechs zu fünf für mich. Den Sieg hol' ich mir noch“, und schon stand eine reichlich verwirrte Sara vor einer verschlossenen Zimmertür. Als sie sich an die Tür gerichtet beschwerte, sie ging leider nicht mehr auf, da abgesperrt wurde, bekam sie lediglich ein 'Gute Nacht' zur Antwort.

Seufzend verschwand sie wieder in ihrem Zimmer und machte sich daran zumindest ihr Bett auszupacken, um schlafen zu können. Den Rest könnte sie auch noch morgen auswickeln.
 

Marco und Mathleen derweil hatten noch ein kleines Gespräch.

Der Blonde kam gerade aus dem Bad, streckte sich und wollte sich neben Mathleen ins Bett legen, was er dann auch tat. Doch die Brünette lies ihn nicht ins Reich der Träume entweichen, sondern richtete sich auf und blickte den Piraten neben sich einfach stumm an. Irgendwann wurde es ihm zuviel und blau traf auf braun. Sie schauten sich kurz in die Augen, bevor Marco seine Stimme im Flüsterton in den Raum hallen lies.

„Was ist los?“ Drei Worte und Mathleens Gesichtsausdruck wechselte von nachdenklich in traurig. Sie legte sich wieder hin, dicht neben ihn und starrte die Decke an. Marco stützte sich auf seinem Ellbogen ab, um ihr Gesicht weiter beobachten zu können. „Nichts es ist nur..“, ein tonloses Seufzen, bevor ihre Augen sich von der Decke lösten und stattdessen wieder zu Marco blickten. „...morgen fahren wir wieder zu Tom und dann“, ihre Stimme wurde immer leiser und einzelne, heiße Tränen rannen über ihre helle Haut, tropften auf die Bettwäsche. Hinterliesen dunkle Spuren auf dem rötlichen Bettbezug.

Eine warme Hand wischte die Tränen hinfort, fuhr unter ihre Schultern und schon fand sich das weinende Mädchen sitzend in einer Umarmung von Marco wieder. Sie drückte ihren Kopf an seine Brust und lauschte dem gleichmäßigen 'Bumm Bubumm' seines Herzens, während er ihr beruhigend über den Rücken strich.

Er sagte nichts. Was könnte er auch sagen, um die Situation zu ändern? Genau – gar nichts. Es würde immer aufs Gleiche hinaus laufen. Er würde morgen wieder zurück auf die Moby Dick kehren und sie würde hier bleiben.

So hielt er Mathleen einfach in seinen Armen und zeigte ihr stumm, dass er da war. Noch da war.
 

Mit der Zeit wurden die Tränen weniger, versiegten schließlich ganz. Immer noch presste Marco die Brünette an seine starke Brust, auch wenn er sich mittlerweile wieder hingelegt hatte.

Ein letztes mal leise schniefend blickte Mathleen zu ihm auf. In ihren Augen spiegelten sich so viele Gefühle wieder, allen vorran Trauer. Trauer darüber, dass er morgen wieder gehen und sie sich vermutlich nie wieder sehen würden. Dennoch war auch ein kleiner Funke von Freude und Dankbarkeit in ihnen zu sehen, als Mathleen sich die vergangenen zwei Wochen durch den Kopf gehen lies. Sie war dankbar für ihre gemeinsame Zeit und dass letztlich alles so kam wie es nun einmal gekommen ist. Auch wenn sie am Anfang ein wenig sauer auf Sara und Hanna war.

Ein kleines Schmunzeln schlich sich bei der Erinnerung an Marco auf Skiern auf ihre Lippen und es wuchs zu einem betrachtlichen Lächeln, als eben genau dieser ihrem Gesicht mit dem seinen näher kam und schließlich ihre Lippen miteinander versiegelte. Ihr zweiter Kuss.

Wieder durchzuckten Mathleen tausende kleine Blitze und ein Kribbeln breitete sich auf ihrem Körper aus. Marco löste den Kuss, blieb jedoch Stirn an Stirn und sprach ihr mit leiser Stimme aufmunternde Worte zu. Worte, die sie sich zu Herzen nahm und nie wieder vergessen würde. Nie.

„Vergiss das Morgen für einen Moment und sei ganz hier. Hier in diesem Zimmer, in diesem Bett, in meinen Armen – bei mir.“

Sie lächelte ihr strahlenstes Lächeln, auch wenn ein gewisses Maß an Wehmut unvermeidlich mit schwang und kostete abermals von seinen rauen Lippen. Lies kurz darauf wieder von ihnen ab. Sie schlang ihre zarten Arme um ihn und drückte sich so noch enger an seine warme und durchtrainierte Brust. Sie lagen einfach so da, lauschtem den leisen Atemgeräuschen des anderen. Einatmen, ausatmen. Heben und senken.

Immer öfter fielen ihr die Augen zu. Es war spät und ein anstrengender Tag lag hinter ihnen. Letzte, leise gemurmelte Worte hallten noch lange im dunklen Raum nach, als Mathleen endgültig in ihre Traumwelt glitt.

'Vergiss mich nicht, wenn du fort bist.'

Abschied

Am nächsten Morgen wurde Hanna sanft von einzelnen Sonnenstrahlen geweckt, welche durch die halb verschlossene Jalousie in ihr Zimmer fielen. Der letzte Wecker in diesem Haushalt musste ja in der Woche vor Weihnachten unter Mathleens Aufsteh-Hass sein jähes Ende finden.
 

Langsam und gähnend zwang sich die Orangehaarige aus ihrem warmen Bett und entriegelte die Tür. Zu ihren Beinen flitzte Oskar aus dem Zimmer, vermutlich um sein morgendliches Geschäft im Katzenklo zu verrichten.

Noch leicht schlafend achtete sie nicht so genau auf das bunte Wirr-War vor sich im Türrahmen und lief genau in dieses hinein, als sie ihr Zimmer verlassen wollte. Mit einem überraschten Aufschrei begrüßte sie den kalten Boden unter sich. Anschließend den schmerzenden Kopf leicht hebend blickte sie auf zwei nackte Füße. Saras nackte Füße. Diese grinste sie von oben herab an.

„Meine Rache für gestern. Zwar nicht die beste, aber wie ich sehe auch nicht die schlechteste.“ Damit wendete sich die Schwarzhaarige ab und machte sich auf den Weg in die Küche. Von den Treppen ins Erdgeschoss konnte Hanna noch den neuen Punktestand und ein hämisches Lachen hören. Sieben zu fünf für Sara. Das würde knapp werden.
 

Eine Weile lag Hanna noch windend und durch die Gegend robbend am Boden, bevor sie endlich in eine kniende Position kam. Sie hatte sich in der bunten Wolle, welche so kunstvoll vor ihrer Tür aufgespannt worden war, wirklich grandios verheddert. Nicht einmal eine Hand bekam sie halbwegs frei. Sie fühlte sich wie ein Stück Fleisch, das man verschnürt hatte und welches bald zum Räuchern aufgehängt werden sollte. Sie seufzte genervt bei ihrem grandios schlechtem Vergleich.

Mittlerweile auf beiden Beinen hopsend, konnte sie einen kurzen Blick in Saras Zimmer erhaschen. Lediglich das Bett und ein paar Kissen waren von dem Geschenkpapier befreit worden, der Rest lag wie nicht geöffnete Päckchen herum und wartete darauf, aufgerissen zu werden. Das interessierte sie jedoch momentan nicht wirklich, wollte sie doch einfach nur mehr aus diesen Schnüren raus.

Endlich kam sie vor der Tür zu Mathleens Zimmer zum Stehen. Sie wollte Sara nicht die Genugtuung geben sie jetzt nach Mathleen rufen zu hören, weshalb sie sich dicht an die Tür stellte und mit der Schulter klopfen wollte. Blöd nur, dass genau in dem Moment, in welchem sich Hanna gegen die Tür werfen wollte eben diese geöffnet wurde.

Ohne den erwarteten Widerstand verlor die Köchin des Hauses das Gleichgewicht und fiel auf eine überraschte Mathleen zu. Da diese mit so etwas garantiert nicht gerechnet hatte, wer rechnete denn schon mit derartigen Attacken am Morgen, konnte sie auch nicht mehr reagieren und wurde unter ihrer älteren Freundin begraben. Es entstand ein Berg aus einer verschnürten Hanna und einer überrumpelten Mathleen.
 

Ein schmerzvolles Stöhnen entwich der Brünetten, während sie sich aufrappelte und dabei eher unsanft ihre Freundin von sich schob. Diese drehte sich zurück auf den Rücken, lag sie doch nach dem Fall auf dem Bauch und starrte an die Decke, bevor sie sich wieder auf das Wesentliche konzentrierte und ihre Stimme erhob.

„Duu Mathleen? Sorry wegen gerade eben, aber wärst du so gut, mich mit einer Schere hier raus zu holen?“ Mathleen, welche mittlerweile wieder auf ihren Füßen stand, blickte auf die noch immer am Boden liegende Hanna und schien erst jetzt zu bemerken, wie diese eigentlich aussah. Mit großen Augen aber einem amüsiertem Grinsen im Gesicht bedachte sie die Orangehaarige, während sie eine Schere von ihrem Schreibtisch holte.

„Ich befreie dich, wenn du mir erklärst wie das passiert ist.“ - „Kannst du es dir nicht schon denken?“

Glucksend zerschnitt Mathleen die Schnüre. Klar konnte sie es sich denken, schließlich war der Streichekrieg zwischen Sara und Hanna ja kein Geheimnis und auch noch lange nicht beendet. Vor allem nicht, wenn es in den Endspurt ging.
 

Ein paar Sekunden später stand Hanna wieder auf zwei Beinen, befreit und wischte sich die letzten Fadenreste von der Schulter. „Wenn ihr mich nun entschuldigen würdet, es gilt einen Krieg zu gewinnen“, damit verschwand die Orangehaarige aus dem Zimmer, vermutlich in Richtung Küche.

„Auf der Moby würde es nicht so zugehen“, Marco hatte das Ganze bisher stumm beobachtet und die Mädchen machen lassen. Er war nur froh, nicht da hinein gezogen worden zu sein, wobei in der Hütte waren er und Mathleen sehr wohl zwischen die Fronten geraten, sehr zur Missgunst der beiden Bekriegenden.

„Trotz Ace?“, auch wenn auf der Moby gefährliche Piraten hausten, die Einwende war berechtigt. Denn wenn man den ganzen Fanfiktions glaubte, so war der Kommandant der zweiten Division schließlich ein Kindskopf der seines Gleichen sucht und für jeden Unfug zu haben war.

„Ja, trotz dem Sturschädel Ace“, damit schien für den Blonden das Thema beendet und er verließ ebenso das Zimmer, Mathleen folgte ihm.

Hier sollte man vielleicht noch anmerken, dass Ace sehr wohl einmal versucht hatte einen 'Tag der Streiche' auf der Moby Dick zu integrieren, mit eher mäßigem Erfolg.
 

Von unten konnten die beiden schon das Frühstücksgeplapper von Hanna und Sara hören. Das Erstere bis vor wenigen Minuten noch ein lebendes Wollknäul wegen der Zweitgenannten war, schienen beide schon längst wieder vergessen zu haben. Auch schien der Endspurt des Streichekrieges weit in den Hintergrund gerückt zu sein. Das konnte nichts Gutes heißen.

Kaum auf ihrem Stuhl sitzend bekam Mathleen auch schon eine dampfende Tasse Kaffee vor die Nase gestellt. Kritisch wurde das braune Gesöff von ihr beäugt. Normalerweise war es nie etwas Gutes, wenn dir Hanna, oder meistens Sara, eine Tasse Kaffee anbot. Entweder tat ihnen etwas furchtbar leid und die Brünette sollte nicht ausflippen, wenn sie es hörte, oder sie war krank. Da sie letzteres allerdings guten Gewissens ausschließen konnte, musste das bedeuten, dass ihre ach so netten Mitbewohnerinnen etwas angestellt haben mussten. Mal wieder. Eigentlich durfte es Mathleen ja wirklich nicht mehr überraschen, zumal die anderen trotz allem nach wie vor im Krieg waren, wenn dieser auch gerade nicht das Wichtigste zu sein schien.

„Raus mit der Sprache, was ist los? Ich krieg doch nicht nur Kaffee, weil ihr heute so nett seid“, ja man konnte es genau hören. Die Achtzehnjährige war von Neugierde gepackt worden. Wenn sich ihre Freundinnen schon so untypisch verhielten, dann wollte sie auch wissen wieso.

„Nun ja“, begann Sara um den heißen Brei herum zureden und Hanna musste einspringen, wenn das heute nochmal was werden sollte. „Heute ist Sonntag und das heißt, dass Marco heute zurück zur Moby geschickt wird. Da wir“, sie zeigte zwischen sich selbst und Sara hin und her, „keine Lust auf Tante Hilde haben, haben wir Tom gebeten herzukommen und das Portal hier zu öffnen. Außerdem liegt seine Emma ja immer noch vor unserer Tür und wartet auf ihn. Er müsste auch gleich da sein.“
 

Wie als hätte der Schamane dies als Stichwort für sein Erscheinen genommen klingelte es an der Tür und Sara stand auf, um ihn herein zu lassen.

Nach einem 'Guten Morgen' an alle und einer Tasse Kaffee zum Wachwerden wurde erst mal der Küchentisch abgeräumt und alle Zutaten für das Portal aufgebreitet. Soweit so gut. Der Heimkehr des Piraten stand nun also wirklich nichts mehr im Wege.

Während Mathleen sich nun also endgültig von Marco verabschieden musste half Sara Tom den Kreis auf den Küchenboden zu malen, während Hanna Oskar davon abhielt selbigen mit seinen Pfoten zu verwischen und dadurch zu zerstören. Das leise Gespräch, welches im Raum geführt wurde, erfassten lediglich die Ohren der beiden Gesprächspartner und die von Oskar, wobei der Kater mit dem Gesagten nicht viel anfangen konnte.

„Und du bist dir wirklich sicher darüber?“, so leise wie nur möglich flüsterte er ihr die Worte ins Ohr. „Ja ganz sicher“, ihre Antwort stand schon lange fest. „Die anderen werden dich skalpieren, wenn sie dich in die Finger bekommen.“ „Mir egal.“ Ein Seufzen und somit gab er sich geschlagen. Frau konnte man von ihrer Entscheidung einfach nicht mehr abbringen.
 

Ein letztes Mal drückte sich Mathleen eng an Marco und Trauer blitzte in ihren Augen auf. Die Worte des Abschiedes wurden schon am Abend zuvor gesprochen und so hatten beide nun einfach noch die letzten Minuten zusammen genossen.

Ein tiefes Räuspern störte die traute Zweisamkeit. „Wenn es euch beliebt, ich wäre nun so weit.“ Das fertig gezeichnete Symbol prangte stolz auf dem Fußboden und nach kurzem und sehr unverständlichem Gemurmel seitens Tom begann es leicht golden zu leuchten und ein sanfter Sog wurde spürbar. Fasziniert beobachteten sowohl Mathleen als auch Hanna das Portal auf ihrem Boden, waren sie doch die einzigen, die es noch nicht gesehen hatten. Hanna eigentlich schon, aber letztes Mal war sie einfach zu überrumpelt von Saras Aktion und Toms Auftreten. Wenn sie so darüber nachdachte, war es schon toll, was man so alles als Schamane anstellen konnte. Mathleen wollte näher treten und einen Blick ins Innere des Portals werfen, doch wurde sie von Tom daran gehindert.

„Wenn dich der Sog erst mal erfasst hat, gibt es kein Zurück mehr“, warnte er sie. 'Das wäre mir nur recht', sie sprach es nicht laut aus, doch man musste es in ihrem Blick gesehen haben, denn nun hielt auch Hanna ihre Freundin zurück. Einmal One Piece Welt reichte ihr dann doch.
 

Seufzend erhob Marco noch einmal seine Stimme für Worte des Abschieds. Obwohl zwei dieser Mädchen ihn entführt und in eine fremde Welt verschleppt hatten, war es hier doch recht interessant gewesen und er würde lügen, würde er behaupten Mathleen nicht jetzt schon irgendwie zu vermissen. „Sollte jemals ein Mitglied unserer Crew spurlos verschwinden und es deutet auch nur das kleinste Detail auf euch beide hin“, begann er und drehte sich dabei zu Hanna und Sara, sein Gesichtsausdruck monoton und dennoch ein wenig furchteinflößend, „komme ich eigenhändig her und mache euch beide dafür verantwortlich.“ Autsch, da war wohl jemand nachtragend.

Er drehte sich weg und ging einen Schritt auf Mathleen zu. „Vielleicht sieht man sich einmal wieder. Auf der Moby Dick und dann zeige ich dir meine Welt.“

Damit fiel Marco direkt ins Portal und zurück in seine Welt. Geschubst von dem Mädchen, welches neben ihm dem hellen Blau des Ozeanes der Grand Line entgegen segelte.
 

Das Portal schloss sich und zurück blieben drei fassungslose Gestalten und ein schwarz weißer Kater. Das hatte sie nicht wirklich getan, oder? Verzweifelt griff Hanna sich an den Kopf. Sie hätte es wissen müssen, sie hätte es von Anfang an wissen müssen und ihre Freundin auch nicht nur in die Nähe des Portals kommen lassen dürfen.

Da wird noch eine Menge Arbeit auf sie zukommen. Eine Menge Arbeit und ein Haufen Ärger.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das war das erste richtige Kapitel

Hoffe es hat euch gefallen und ihr hinterlasst nen Kommi *Kekse bereithalt*
Aja sorry falls Rechtschreibfehler vorkommen Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So endlich sind sie auf der Moby Dick angekommen. Sehr zum Leidwesen von Thatch und Ace :D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß das ging jetzt ziemlich schnell und Marco ist vermutlich eeetwaaas OOC
*Hinter Ecke versteck und Entschuldigungskekse hinstell*

Aber eins noch. Marco ist ja ne ganze Woche da und wird einiges unternehmen (müssen). Wenn ihr Ideen und Vorschläge habt was das alles so sein könnte, nur her damit :D ist gern gesehen Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Frohe Weihnachten Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Danke fürs lesen und die lieben Kommentare von Yaten-Kou. Ihr könnt weiterhin Vorschläge machen was sie noch so unternehmen könnten und es können auch ruhig mehr Leute Kommis schreiben. Keine Angst ich beiße nicht ;)

Frohe Weihnachten (hab ich zwar schon beim letzten Kapitel geschrieben aber egal) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Kleine Frage am Rande.

Soll Marco, weil Tom unser lieber Schamane krank oder verhindert ist, noch bis Silvester bei den Mädchen bleiben? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Es ist beschlossen Marco 'darf' noch bis Silvester bleiben :D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wenn jemand noch Wünsche/Ideen hat was Marco in seiner Zusatzwoche machen kann/muss/darf immer gern gesehen Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hilde los und noch eine Woche geballte Marco-Power. Was will Frau mehr? :D

Es kann sein, dass ich diese Woche etwas zusammen kürze, weil mir die Ideen ausgehen. Sorry *Entschuldigungskekse hinstell* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber die letzte Zeit war einfach nur der pure Stress.
Soll nicht wieder vorkommen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
RIP Zauni :( brutalst umgenietet von Marco und nun gerächt von Bäumchen :D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Es könnte jetzt leider wieder etwas länger dauern, da ich für die Schule noch einiges schreiben muss und vom 8 bis zum 14 März auf Skikurs bin und dort nicht schreiben kann Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Es neigt sich dem Ende zu, noch ein bis zwei Kapitel und vielleicht ein Epilog, dann wars das.
Auf jeden Fall schon einmal an dieser Stelle einen ganz herzlichen Dank an alle Leser und einen besonderen Dank an Yaten-Kou der/die immer fleißig Kommis hinterlässt.
Danköööö :D

LG Bagira Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey!

Das war auch schon wieder das letzte Kapitel und ich muss sagen, es hat mir echt viel Spaß gemacht hier dran zu arbeiten und ich möchte mich ganz herzlich bei euch fürs Lesen bedanken.

Das wars auch schon wieder von meiner Seite her.

Liebe Grüße,
Bagira Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (47)
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Von:  asuna-san
2017-01-31T18:00:27+00:00 31.01.2017 19:00
Ich hab die Geschichte jetzt schon zum 2. mal gelesen und sie gefällt mir nur noch mehr. Wünschte nur es gäbe eine Fortsetzung oder wenigstens einen epilog.
Trotzdem vielen dank für die tolle fanfic
LG
Von:  Niry
2016-04-18T14:52:30+00:00 18.04.2016 16:52
Foezsetzung!?!
Von:  Myon-Wolf
2016-01-13T22:14:35+00:00 13.01.2016 23:14
Schade das es schon vorbei ist...aber alles hat einmal ein Ende...oder doch nicht?
Hmmm ein ziemlich offenes Ende wie ich finde ^^
Kommt da noch etwas neues worauf man sich freuen darf?
Ich fand das Kapitel super :3 Hat Spaß gemacht zu lesen und anfangs dachte ich wirklich sie lässt ihn gehen...aber ne springt hinterher na dann Hanna auf ein neues xDD
Die FF ist dir sehr gut gelungen es hat viel Spaß gemacht sie zu lesen. Würde mich freuen mal wieder was von dir zu hören ^^

lg
Antwort von:  Bagira
14.01.2016 20:50
Ich weiß nicht, darfst du dich freuen? Sie springt hinterher, sie reißt ihn mit, sie überrascht ALLE ;D
Ja, Hanna kann einem wirklcih leid tun, nie hat sie es einfach mit ihren Freundinnen.
Schön, dass es dir gefallen hat und dass du deinen Spaß an der Story hattest.

Man liest sich sicher mal wieder
Liebe Grüße
Bagira
Von:  Myon-Wolf
2015-07-02T12:19:18+00:00 02.07.2015 14:19
Ich heul gleich mit ! Nicht nur weil es dem Ende zu geht sondern weil mir die beiden irgendwie leid tun so ein Abschied auf....immer? Ist echt hart :(
Aber sie könnte natürlich einfach mit gehn und Piratin werden xD
Sag mal..hast du evtl an eine Fortsetzung gedacht? Vllt wo die drei auf der Moby Dick landen? Ich glaube wenn die dort ihren Streichekrieg fortführen herrscht Krieg xDDD
Aber wie immer tolles Kapi :D

(und damit ich dich mal nicht im ungewissen lasse...ich bin eine Frau :P)
Antwort von:  Bagira
02.07.2015 15:18
Oh Ok :D
JA, es wird eine Fortsetzung geben, aber mehr .... nein Details gibts keine. :P
Danke für deinen Kommentar
LG Bagira :D
Antwort von:  Myon-Wolf
02.07.2015 15:22
Ach manooooo...xD
Aber ich freu mich sehr darauf ^^
Von:  Myon-Wolf
2015-06-10T18:33:02+00:00 10.06.2015 20:33
Der arme Marco und das Thema Ananas...ohhhh je xD
Und dann kommt dieser Moment wo man einfach abschaltet und sich sagt "leckt mich doch alle" selbst wenn die kuschelgesellschaft ein Benzinkanister ist xDD
Wie immer toll geschrieben dann wünsche ich der kleinen Truppe eine gute Heimfahrt und das sie nicht noch eine Panne haben :D
Antwort von:  Bagira
10.06.2015 20:46
Wir wünschen Hanna einfach mal ganz viel Glück bei ihrer neuen Beziehung und dass sie ihm nicht mit einer Gießkanne fremd geht :P
Ja, danke für dein Kommi und :D halt die Ohren steif (oder so :D)

LG Bagira
Von:  Myon-Wolf
2015-05-25T15:04:46+00:00 25.05.2015 17:04
Marco und tanken...ich stell mir das gerade vor....KATASTROPHE xD
Aber wie immer ein sehr gelungenes Kapi ^^ freue mich auf das nächste :)
Von:  Myon-Wolf
2015-04-25T10:49:22+00:00 25.04.2015 12:49
Endlich geht es weiter ich hab schon gedacht du hast keine Lust mehr >~<
Aber ich hab mich wieder köstlich amüsiert, fehlt nur noch die Glitzerdeko in Saras Haaren xD
Aber irgendwie auch traurig für Mathleen :(
Antwort von:  Bagira
25.04.2015 19:43
Naja, Taschentuchfutzel kleben ja schon in Saras Haaren also nicht glitzernder Glitzer XD
und was Mathleen betrifft, ein Ende ist immer auch ein Anfang (mehr sag ich dazu jz noch nicht >:D )
Antwort von:  Myon-Wolf
25.04.2015 23:14
Oh ich bin mehr als gespannt ^-^
Von:  Myon-Wolf
2015-02-28T16:15:56+00:00 28.02.2015 17:15
Marco ist ganz schön gemein xD
Aber wirklich sehr unterhaltsam wie immer ^^
Antwort von:  Bagira
28.02.2015 18:32
Danke für dein Kommi und es freut mich, dass dir das Kapi gefallen hat :D
Marco ist gemein, aber die Gelegenheit war einfach zu gut, wie sollte er sie da nicht nützen
Von:  Myon-Wolf
2015-02-23T15:16:47+00:00 23.02.2015 16:16
Na endlich haben sie es geschafft <3
Wie romantisch *-*
Antwort von:  Bagira
23.02.2015 18:00
Es freut mich, dass der Kuss gut angekommen ist :D
hab echt viel an der Textpasage herumgebastelt
Antwort von:  Myon-Wolf
23.02.2015 18:07
Das glaub ich bei sowas muss man denke ich auch viel grübeln wie man es am besten umsetzt aber es ist dir wirklich sehr gut gelungen ^^
Bin gespannt was noch passiert ^^
Von:  Myon-Wolf
2015-02-12T17:47:28+00:00 12.02.2015 18:47
Ich glaube Marco kann bald wirklich nicht mehr xD
Ob er auch noch Opfer eines Streichs wird? :P


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