Zum Inhalt der Seite

Entführte Ananas zum Geburtstag

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Vergiss mich nicht, wenn du fort bist

Nach dem unfreiwilligen Zwischenstopp und dem interessanten Weg zur Tankstelle verlief der Rest der noch rund zweistündigen Fahrt eigentlich recht angenehm.

Sara hatte sich wieder einbekommen und blödelte die ganze Zeit mit Hanna rum. Nunja, nervte die ganze Zeit Hanna würde es wohl besser treffen. Aber ansonsten war es ziemlich entspannt, so entspannt, dass Mathleen an Marcos Schulter gelehnt einschlief und erst wieder aufwachte, als das Auto ruckelnd zum Stehen kam. Der Fußmarsch hatte sie eben doch mehr geschafft, als sie vielleicht zugeben würde.
 

Murrend schlug sie eines ihrer braunen Augen auf und stellte überrascht fest, dass sie schon in der Einfahrt zum Haus von Hannas Eltern standen. 'Habe ich wirklich die ganze restliche Fahrt verpennt?! Naja egal.' Sich streckend schnallte sie sich ab und stieg aus dem wollig warmen Auto. Ein kalter Januarwind begrüßte sie und vertrieb die restliche Müdigkeit aus ihren Gliedern. Fröstelnd rieb sich Mathleen über die Oberarme und zog ihre Jacke am Kragen noch etwas weiter zu.

Danach stapfte sie durch den wenige Zentimeter hohen Schnee zum offenen Kofferraum und nahm ihrem Großvater die Koffer ab, welche sie auch direkt an Hanna weiter reichte. Die Orangehaarige stellte die Koffer vor der Tür ab und ging wieder zu den anderen, um sich auch von Karl zu verabschieden.

Eine kurze Umarmung, ein Danke, ein Kaffee, der angeboten und doch abgelehnt wurde. Es lief jedes Jahr gleich ab. Bei der Anreise verpennen und beim Abschied schnell verduften. Immer das gleiche Schema, seit mindestens acht Jahren.

Mathleen umarmte ihren Großvater als Letzte und wank ihm noch nach. Sara wurde nicht gedrückt, genau wie Marco. Er bekam lediglich einen Händedruck und einen strengen Blick. Karl hatte nichts gegen ihn, dennoch, in seinen Augen war Marco der Freund seiner Enkelin und denen musste er als guter Großvater immer misstrauisch gegenüberstehen.
 

Erleichtert seufzend, endlich wieder zu Hause, schloss Hanna die Tür auf und wurde schon im Vorzimmer von ihrem Kater begrüßt. Oskar hatte sie eben vermisst. Lächelnd stellte sie den Koffer neben sich ab und schmußte erst einmal mit dem schwarz-weißen Stubentiger. Dass sie dadurch die Tür versperrte war ihr ziemlich egal.

„Geh weg, oder ich drück dich an mich und dann bist du auch mit Honig voll.“ Schnell sprang Hanna auf und machte den Weg frei. Mit einem schadenfrohen Lächeln ging der Honigtopf auf zwei Beinen an ihr vorbei, zog sich die Schuhe aus und verschwand direkt im nächsten Bad. Erstmal den Honig aus den Haaren waschen und sich umziehen.

Die anderen brachten derweil die Koffer auf die Zimmer, wobei Hanna einen kurzen Blick in das Zimmer von Sara warf. Frau Wagner hatte ganze Arbeit geleistet. Hanna hatte sie kurz nach dem Beginn des Streichekrieges angerufen, um sich zu erkundigen wie es Oskar ging. Frau Wagner wohnte nämlich mit ihrem Mann im Haus nebenan und hatte sich in der Abwesenheit der Mädchen um Oskar gekümmert. Wie Hanna so mit ihr telefoniert hatte, sind sie ins Gespräch gekommen und Hanna hatte ihr von den Streichen erzählt. Die ältere Dame, welche sich selber immer Enkel gewünscht hatte, hatte sofort eine Idee und diese auch perfekt in die Tat umgesetzt.

Das ganze Zimmer von Sara, jedes einzelne Kissen, die Poster an den Wänden, einfach alles, war verpackt. Einzeln verpackt. Eingewickelt in übrig gebliebenes Weihnachtsgeschenkspapier. Sara wird ewig brauchen, um ihr Zimmer wieder auszupacken.

Sie musste sich später unbedingt persönlich bei der besten Nachbarin der Welt bedanken. Doch zuerst ging sie in ihr eigenes Zimmer und lies sich erschöpft in ihr weiches Bett fallen.
 

„WAAAS?!“ Ein Schrei lies Hanna hochfahren. Desorientiert blickte sie sich in ihrem dunkel gewordenem Zimmer um, ihr sind vor Müdigkeit wohl die Augen kurz zugefallen. Natürlich könnte sie aufstehen und der Quelle des Schreies nachgehen, doch diese würde sicher bald von alleine zu ihr kommen, wieso also sich unnötig die Mühe machen.

Minuten verstrichen und Oskar spitzte die feinen Ohren. Er konnte schon die tapsenden Schritte von nackten Füßen auf dem Boden hören, welche sich schnellen Schrittes dem Zimmer seiner Bediensteten näherten. Spätestens als die Tür aufgeschlagen wurde hatte es auch Hanna bemerkt.

In der Tür stand Sara mit einer Jogginghose, ungewöhnlicher Name für ein Kleidungsstück, mit dem man doch den ganzen Tag auf der Couch rumliegt, und einem großen dunkelblauen Sweather bekleidet. Ihr Gesichtsausdruck war schwer zu deuten. Zorn? Fassungslosigkeit? Erschöpftheit, oder sogar leichte Bewunderung? Vermutlich eine Mischung aus allem, beschloss Hanna für sich.

„Wie? Wie, ich meine wann, was? Rede.“, ja Sara hatte keine Ahnung wann Hanna es geschafft hatte ihr Zimmer in eine riesige Überraschung zu verwandeln und sie hätte es mit Sicherheit genial gefunden, aber nicht jetzt. Nicht unter diesen Umständen. Nicht mir ihr als Opfer.

Die Orangehaarige trug jedoch lediglich ein allwissendes und doch nichts verratendes Grinsen auf den Lippen. „Sechs zu fünf für mich. Den Sieg hol' ich mir noch“, und schon stand eine reichlich verwirrte Sara vor einer verschlossenen Zimmertür. Als sie sich an die Tür gerichtet beschwerte, sie ging leider nicht mehr auf, da abgesperrt wurde, bekam sie lediglich ein 'Gute Nacht' zur Antwort.

Seufzend verschwand sie wieder in ihrem Zimmer und machte sich daran zumindest ihr Bett auszupacken, um schlafen zu können. Den Rest könnte sie auch noch morgen auswickeln.
 

Marco und Mathleen derweil hatten noch ein kleines Gespräch.

Der Blonde kam gerade aus dem Bad, streckte sich und wollte sich neben Mathleen ins Bett legen, was er dann auch tat. Doch die Brünette lies ihn nicht ins Reich der Träume entweichen, sondern richtete sich auf und blickte den Piraten neben sich einfach stumm an. Irgendwann wurde es ihm zuviel und blau traf auf braun. Sie schauten sich kurz in die Augen, bevor Marco seine Stimme im Flüsterton in den Raum hallen lies.

„Was ist los?“ Drei Worte und Mathleens Gesichtsausdruck wechselte von nachdenklich in traurig. Sie legte sich wieder hin, dicht neben ihn und starrte die Decke an. Marco stützte sich auf seinem Ellbogen ab, um ihr Gesicht weiter beobachten zu können. „Nichts es ist nur..“, ein tonloses Seufzen, bevor ihre Augen sich von der Decke lösten und stattdessen wieder zu Marco blickten. „...morgen fahren wir wieder zu Tom und dann“, ihre Stimme wurde immer leiser und einzelne, heiße Tränen rannen über ihre helle Haut, tropften auf die Bettwäsche. Hinterliesen dunkle Spuren auf dem rötlichen Bettbezug.

Eine warme Hand wischte die Tränen hinfort, fuhr unter ihre Schultern und schon fand sich das weinende Mädchen sitzend in einer Umarmung von Marco wieder. Sie drückte ihren Kopf an seine Brust und lauschte dem gleichmäßigen 'Bumm Bubumm' seines Herzens, während er ihr beruhigend über den Rücken strich.

Er sagte nichts. Was könnte er auch sagen, um die Situation zu ändern? Genau – gar nichts. Es würde immer aufs Gleiche hinaus laufen. Er würde morgen wieder zurück auf die Moby Dick kehren und sie würde hier bleiben.

So hielt er Mathleen einfach in seinen Armen und zeigte ihr stumm, dass er da war. Noch da war.
 

Mit der Zeit wurden die Tränen weniger, versiegten schließlich ganz. Immer noch presste Marco die Brünette an seine starke Brust, auch wenn er sich mittlerweile wieder hingelegt hatte.

Ein letztes mal leise schniefend blickte Mathleen zu ihm auf. In ihren Augen spiegelten sich so viele Gefühle wieder, allen vorran Trauer. Trauer darüber, dass er morgen wieder gehen und sie sich vermutlich nie wieder sehen würden. Dennoch war auch ein kleiner Funke von Freude und Dankbarkeit in ihnen zu sehen, als Mathleen sich die vergangenen zwei Wochen durch den Kopf gehen lies. Sie war dankbar für ihre gemeinsame Zeit und dass letztlich alles so kam wie es nun einmal gekommen ist. Auch wenn sie am Anfang ein wenig sauer auf Sara und Hanna war.

Ein kleines Schmunzeln schlich sich bei der Erinnerung an Marco auf Skiern auf ihre Lippen und es wuchs zu einem betrachtlichen Lächeln, als eben genau dieser ihrem Gesicht mit dem seinen näher kam und schließlich ihre Lippen miteinander versiegelte. Ihr zweiter Kuss.

Wieder durchzuckten Mathleen tausende kleine Blitze und ein Kribbeln breitete sich auf ihrem Körper aus. Marco löste den Kuss, blieb jedoch Stirn an Stirn und sprach ihr mit leiser Stimme aufmunternde Worte zu. Worte, die sie sich zu Herzen nahm und nie wieder vergessen würde. Nie.

„Vergiss das Morgen für einen Moment und sei ganz hier. Hier in diesem Zimmer, in diesem Bett, in meinen Armen – bei mir.“

Sie lächelte ihr strahlenstes Lächeln, auch wenn ein gewisses Maß an Wehmut unvermeidlich mit schwang und kostete abermals von seinen rauen Lippen. Lies kurz darauf wieder von ihnen ab. Sie schlang ihre zarten Arme um ihn und drückte sich so noch enger an seine warme und durchtrainierte Brust. Sie lagen einfach so da, lauschtem den leisen Atemgeräuschen des anderen. Einatmen, ausatmen. Heben und senken.

Immer öfter fielen ihr die Augen zu. Es war spät und ein anstrengender Tag lag hinter ihnen. Letzte, leise gemurmelte Worte hallten noch lange im dunklen Raum nach, als Mathleen endgültig in ihre Traumwelt glitt.

'Vergiss mich nicht, wenn du fort bist.'


Nachwort zu diesem Kapitel:
Es neigt sich dem Ende zu, noch ein bis zwei Kapitel und vielleicht ein Epilog, dann wars das.
Auf jeden Fall schon einmal an dieser Stelle einen ganz herzlichen Dank an alle Leser und einen besonderen Dank an Yaten-Kou der/die immer fleißig Kommis hinterlässt.
Danköööö :D

LG Bagira Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Myon-Wolf
2015-07-02T12:19:18+00:00 02.07.2015 14:19
Ich heul gleich mit ! Nicht nur weil es dem Ende zu geht sondern weil mir die beiden irgendwie leid tun so ein Abschied auf....immer? Ist echt hart :(
Aber sie könnte natürlich einfach mit gehn und Piratin werden xD
Sag mal..hast du evtl an eine Fortsetzung gedacht? Vllt wo die drei auf der Moby Dick landen? Ich glaube wenn die dort ihren Streichekrieg fortführen herrscht Krieg xDDD
Aber wie immer tolles Kapi :D

(und damit ich dich mal nicht im ungewissen lasse...ich bin eine Frau :P)
Antwort von:  Bagira
02.07.2015 15:18
Oh Ok :D
JA, es wird eine Fortsetzung geben, aber mehr .... nein Details gibts keine. :P
Danke für deinen Kommentar
LG Bagira :D
Antwort von:  Myon-Wolf
02.07.2015 15:22
Ach manooooo...xD
Aber ich freu mich sehr darauf ^^


Zurück