Kapitel 1: Altes Leben, neues Leben
Es waren schon zwei Wochen vergangen, seitdem Sasuke mit seinem Bruder Itachi in ihr Heimatdorf, Konoha Gakure, zurückgekehrt war. Eigentlich wollte er erst einmal das Leben mit seinem, lang verhassten, doch nun geliebten Bruder genießen. Als er die Wahrheit über ihn erfuhr, konnte er endlich von seiner Rache ablassen und wieder Gefühle zulassen. Gefühle für seinen Bruder. Sie lebten im alten Uchiha-Viertel, in ihrem ehemaligen Elternhaus. Es weckte viele schlimme Erinnerungen, aber doch mehr Schöne.
Naruto kam jeden Tag vorbei, erzählte viel und verschwand erst, als Sasuke ihn rauswarf. Nach all den Jahren bei Orochimaru hatte Sasuke sich nicht unbedingt in Geduld geübt. Doch nun, nach zwei Wochen des Einlebens, musste er wohl doch wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Naruto hatte eine Willkommensfeier für ihn geplant. Bisher konnte der jüngere Uchiha sich noch drücken, doch nun blieb ihm wohl doch nichts Anderes übrig. Itachi hatte seine Party ja auch überlebt, ja sie sogar genossen.
„Ach, Itachi? Hast du im Dorf vielleicht ein Rosa-Haariges Mädchen gesehen?“
„…Wieso fragst du?“
„Sie gehörte zu meinem Team, hat sich aber bisher nicht blicken lassen. Find ich merkwürdig.“
„Aha, nein hab ich nicht… Wie ist sie denn so?“ Fragte Itachi seinen Bruder.
„Ziemlich nervig. Ein verwöhntes Mädchen, das mir immer nachlief. Ziemlich schwach und eher unnütz, aber eben Teil des Teams.“
Am Abend betrat Sasuke, sichtlich unmotiviert, das Lokal und wurde sogleich von Naruto überglücklich in Empfang genommen. „Oi, Sasuke! Endlich tauchst du mal auf, wir warten schon ewig!“ „Hn.“ War seine Antwort. Er setzte sich dazu, gab sich alle Mühe, nicht allzu abweisend zu wirken, und besah sich seine ehemaligen Kameraden. Lee, Hinata, Neji, Shino, Shikamaru, Kiba, Ino, Shoji und Ten Ten.
~Aus denen ist ja doch etwas geworden, naja zumindest aus den meisten~
Sein Blick glitt noch einmal über die Runde, kurz kniff er die Augenbrauen zusammen, konzentrierte sich dann aber wieder auf das Treffen und die vielen Fragen, die ihm an den Kopf geworfen wurden.
Als das sich Treffen gegen Mitternacht dem Ende zuneigte, blieb Sasuke noch mit Naruto im Lokal sitzen. Er bat ihn vorher darum. Sie saßen eine Weile schweigend da, bis Sasuke seinen Freund ansprach: „Naruto.“ Dieser sah auf und hatte einen gequälten Gesichtsausdruck. Das überraschte Sasuke dann doch etwas. So sah er ihn selten.
„Ihr habt alles was Sakura betreffen könnte, außen vor gelassen.“
„Das ist dir aufgefallen, was?“ Naruto kratze sich am Hinterkopf und versuchte sich an einem Lächeln, woran er jedoch kläglich scheiterte. Jetzt war der Uchiha-Spross doch etwas verwirrt. Wenn Narutos Dauergrinsen aus der Bahn geriet, dann stimmte doch etwas nicht. Er faltete die Hände vor dem Mund und zog fragend eine Augenbraue hoch.
„Weißt du, Sasuke… Sakura-chan ist seit über fünf Jahren verschwunden. Und seit fast einem Jahr schon… für Tod erklärt.“ Sasuke war wie versteinert. Darauf wusste er keine Antwort. Kurz öffnete er seine Lippen, nur um sie dann wieder zu schließen. „Erzähl mir mehr.“ forderte er und versuchte dabei so wenig interessiert, wie nur möglich, zu wirken. Er hasste es, dass er ab und zu ziemlich neugierig war. Das war eine seiner Schwächen. Das würde er einem anderen gegenüber jedoch niemals zugeben, er war schließlich ein Uchiha.
„Sie verschwand einfach auf einer Mission mit Kakashi, Sai und mir.“
~Ach ja, Sai. Den gibt’s ja auch noch. ~
„Wir haben sie überall gesucht, haben aber rein gar nichts gefunden. Ich konnte sie selbst im Sennin Modus nicht finden.“
~Sennin Modus? Was soll das jetzt sein? Naja ist jetzt eher unwichtig…~
„Und vor einem einem Jahr wurde die letzte Spur von ihr gefunden, ihr Stirnband, von einem Kunai durchstoßen und blutbefleckt. „
„Und deshalb wurde sie für Tod erklärt? Das ist doch sehr fadenscheinig.“ Stellte Sasuke fest.
„Ich weiß, aber Sakura arbeitete kurz vor ihrem Verschwinden an einem neuen Jutsu, welches den Körper, nach dem Ableben des Shinobi, komplett auflöst. So sollen Geheimnisse geheim bleiben und nicht in falsche Hände geraten. Und ihr Jutsu hat uns auch schon des öfteren den Hintern gerettet. Sonst wären viele Informationen über unser Dorf im Umlauf.“ Naruto hatte die letzten Worte voller Stolz hervorgebracht. Sasuke war platt. Zu so etwas war Sakura fähig? Das hätte er nicht einmal Kabuto zugetraut. Orochimaru vielleicht, aber Sakura? Nun gut, er durfte sich jetzt nichts anmerken lassen.
„Ich habe Tsunade schon oft gebeten, mich nach ihr suchen zu lassen… Ich glaub das einfach nicht… Aber sie hat es verboten. Sie meinte, es bringt nichts. Ich solle nach vorne schauen.“ Narutos Blick wurde wieder traurig.
Zu Hause angekommen war Sasuke immer noch ziemlich durcheinander. Hatte er Sakura die ganze Zeit über falsch eingeschätzt? Er musste an die Nacht zurückdenken, in der er Konoha verlassen hatte. Sakura lief ihm nach, wollte ihn begleiten. Er sah in ihr aber nur eine Last und ließ sie zurück. Nein, er schlug sie nieder, damit sie ihm keine Szene machen konnte… Und nun war sie tot? Das war ein Schock.
*Am nächsten Tag*
Sasuke stand auf dem Trainingsplatz. Neben ihm ein munter quatschender Naruto und ein schweigender Sai. Sie warteten bereits über eine Stunde auf Kakashi.
~Man, da ist er nicht mehr Sensei und man muss trotzdem noch auf ihn warten? ~
Als dieser dann auftauchte, und sich mit einem ‚Sorry‘ auf den Lippen den Hinterkopf kratzte, rief Naruto sofort: „Zu spät! Immer das Selbe!“
~Manches ändert sich wohl nie…~
Sasuke schmunzelte.
„So ihr drei, ich möchte mal euer Teamwork sehen. Sasuke du bist, sozusagen, neu im Team. Ich hoffe du findest dich schnell ein. Ihr werdet mich aufspüren, und mir eine Schriftrolle abnehmen, und zwar, bevor ich das andere Ende des Waldes erreiche.“ Mit diesen Worten verschwand Kakashi in einer Rauchwolke und Naruto setzte sich sogleich auf den Boden, während Sai sich, in Angriffsstellung, vor ihm aufbaute. „Ach, Sasuke… Ganz vergessen, zu sagen, dass ihr mich beschützen müsst, während ich Naturchakra sammle…“ Naruto grinste, Sai sah konzentriert in den Wald. Sasuke sah ihn fragend an, bekam jedoch keine weitere Antwort. Er empfand es als sehr nervig, nicht Bescheid zu wissen. Er spürte, wie das Chakra in Naruto wuchs, mächtiger wurde. Als dieser nach etwa fünf Minuten die Augen öffnete, war die Form seiner Pupillen und auch die Farbe der Iris verändert. Sasuke hob eine Augenbraue. Naruto schloss seine Augen kurz wieder und zeigte nach Norden in den Wald. Sai und er sprangen sofort los. Sasuke glaubte das nicht so ganz. Woher wollte Naruto jetzt wissen, wo ihr Gegner war? Kakashi hatte sein Chakra perfekt unterdrückt. Er folgte ihnen und ließ sich nebenbei erklären, was es mit dem Sennin Modus auf sich hat. Er war verblüfft. Ihm war nicht klar gewesen, dass Naruto sich solch ein Jutsu aneignen konnte. Er dachte, er wäre der begabte von Beiden. Als vor ihnen Kakashi ins Sichtfeld kam, mit dem Rücken zu ihnen, auf einem Ast sitzend, hielten sie an. Sasuke wäre fast an ihnen vorbei, weiter auf ihren Gegner zu gesprungen. Er hielt inne und sah die beiden fragend an. Sai schüttelte den Kopf. Naruto nickte an eine Stelle, über Kakashi und Sasuke sah hin. Drähte. Hauchdünn und kaum zu sehen. Er hat es sogar mit seinem Sharingan nicht gesehen. Wie war das möglich? Er nahm sonst doch alles war. Er war zu voreilig. Er war sich zu sicher gewesen. Er hasste es, sich das eingestehen zu müssen. Er konnte nicht allein weiter, Kakashi war, für ihn, unberechenbar. Naruto und Sai hingegen kannten ihn und durchschauten ihn besser.
~Wie mich das jetzt aufregt. ~
Sasuke kniete sich neben Naruto und sah ihm in die Augen.
~Was nun? ~
Naruto verstand und verwandelte sich in Sasuke. Dieser besah sich die Kopie und musste zugeben, er hatte selten ein so perfektes Duplikat von sich selbst gesehen. Er verstand, und verwandelte sich in Naruto. So waren ihre Kräfte beim Angriff falsch einzuschätzen. Kakashi würde sich eher auf den falschen Sasuke konzentrieren. Ihn konnte er am wenigsten einschätzen, auch was die Kampfkraft betrifft. Und dann würde Sasuke, als Naruto getarnt einen Angriff machen. Während Kakashi dann dem eher unerwarteten Angriff ausweichen möchte, wird Sai ihn von oben aus angreifen und an den Boden heften. Diesen Plan übergab Sasuke ihnen mit seinem Sharingan, welches er nun besser als sein Bruder, kontrollieren konnte. Der Plan ging fast auf. Sie manövrierten sich an der Falle, die durch die Berührung des Drahtes ausgelöst worden wäre, vorbei.
Als Kakashi angegriffen wurde, benutzte er das Jutsu des Tausches und befand sich hinter dem falschen Sasuke. Als dann hinter ihm der echte Sasuke mit seinem ‚Blitzschwert‘ angriff, war er sichtlich überrascht. Er wollte zur Seite springen und konnte sich dann gerade noch vor einem Rasen Shuriken in Sicherheit bringen, dass dann in den Boden krachte und diesen, im Umkreis von einem Kilometer, aufriss. „Naruto! Willst du mich umbringen?!“ kam es von Kakashi, welcher auf Sais Vogel aus Tinte auftauchte.
Sasuke hatte sich blitzschnell einen vertrauten Geist gerufen. Auf seinem Falken war er sicher. Er sah sich den zerstörten Wald an und schluckte. Seit wann war Naruto so stark? Er war wirklich gefährlich geworden. Er wusste, das Naruto stark war und ein ernst zu nehmender Gegner, aber damit hatte er nicht gerechnet. Und das störte Sasuke sehr. Er erwischte sich dabei, wieder in Konkurrenzdenken zu verfallen. Sowas hatte er doch gar nicht nötig!
Naruto schlug sich den Schmutz von den Klamotten. „Man Kakashi, es wird von Mal zu Mal einfacher. Du hast ja nicht mal einen Gegenangriff gestartet. Du nimmst uns einfach nicht ernst. Sind wir in deinen Augen so schlecht? Echt jetzt!“ Naruto sah beleidigt drein. Er hatte recht. Sasuke fühlte sich ebenfalls unterschätzt. Was er nicht wusste war, dass Naruto Kakashi lange überholt hatte und dieser nur so unvorsichtig gewesen war, weil er ihr Teamwork unterschätzt hatte. Das würde ihm aber sicher nicht noch einmal passieren.
