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Ad Interim

von

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Jahr 2

Die Eröffnungszeremonie vergeht ohne weitere Vorkommnisse.

 

Du schneidest die Schleife durch, lächelst höflich für ein Foto und entziehst dich so elegant es dir möglich ist einer Konversation mit Präsident Raiko.

 

Du bekommst Gänsehaut, wenn du ihn siehst – und nicht die wohlige Art. Er versucht dich immer wieder zu überreden Geld für seine Kampagne zu spenden oder einer Gesellschaft beizutreten. Er ist so ein… Politiker.

 

Prinz Wu hingegen ist der am wenigsten bemühte Staatsmann, den du bisher getroffen hast. Und du hast Korra kennengelernt.

 

Es ist beinahe etwas beleidigend – du bist hier in der Blüte deines Lebens und wirst von einem Teenager angebaggert – zumindest kommt es dir so vor. Als würde einem ein 13 jähriger Knirps hinterher pfeifen. Du wünschst dir deinen neuaufbereiteten Handschuh her; stattdessen ruht er sicher im Kofferraum deines Wagens.

 

Außerdem versucht er es zu sehr. Diese extreme, beinahe verzweifelte Art heterosexuell zu wirken erkennst du bereits aus großer Distanz.

 

„Es ist schon eine Schande“, sagst du zu Mako. Du guckst an seiner Schulter vorbei und siehst den Prinzen gestikulieren – prächtig ist eine akkurate Beschreibung.

 

Mako zieht seine Augenbrauen zusammen. „Eine Schande?“

 

„Du weißt schon, dass Schürzenjäger gehabe.“

 

„Wie meinst du das?“

 

Er blinzelt ein paarmal und schaut dich verwirrt an. Du bist zurzeit nicht in der Stimmung dem Meisterdetektiv alles zu erklären.

 

„Schon gut. Vergiss einfach, dass ich etwas gesagt habe.“

 

Manche Menschen bemerken auch gar nichts.

 

 

/////

 

 

Die große Standuhr tickt, beinahe melodisch, und gibt dir Hinweise, wann du deine Präsentation hast. Du kaust auf deiner Unterlippe, während du dein Portfolio erneut durchschaust.

 

„Hey, Asami!“ Mako ruft von der anderen Seite der Lobby.

 

Er sieht komplett verändert aus – die neue Uniform betont seinen Körper, seine Haare sind in Form gebracht. Du bist plötzlich unsagbar froh in wieder zu sehen; hast gar nicht gemerkt, wie sehr du ihn vermisst hast. Du entschuldigst dich kurz bei deinem Team – den Technikern und Designern, die mit dir zur Präsentation gekommen sind – und kommst Mako auf halbem Weg entgegen.

 

„Mako, wie geht’s dir?“ Ihr umarmt euch zur Begrüßung. „Es ist eine Ewigkeit her.“

 

Er nickt. „Beinahe ein Jahr.“

 

„Seitdem Korra nach Hause gegangen ist.“ Beendest du seinen Satz.

 

Er deutet mit seiner Hand hinter seinen Kopf. „Ich mag deine neue Frisur.“ Du berührst leicht deine fein säuberlich hochgesteckten Haare.

 

„Nur etwas, dass ich mal ausprobieren wollte. Ich mag deine Uniform. Die steht dir richtig gut.“

 

Er schaut verlegen zur Seite. „Und was hat dich hierher geführt?“

 

„Hast du schon mitbekommen, dass das Verkehrsnetzwerk erneuert werden soll?“ Er nickt dir zu. Es ist eine Neuigkeit, die schwer zu verpassen gewesen ist; eine der Hauptpunkte von Raikos Wiederwahlprogramm. „Future Industries stellt seine Pläne vor.“

 

Er schenkt dir ein kurzes Lächeln. „Ich bin mir sicher, dass du sie überzeugen wirst.“

 

Ein humorloses Lachen entkommt deinen Lippen. „Danke, aber du bist so ziemlich der Einzige, der an mich glaubt.“

 

„Was? Wer ist gegen dich?“ Schnell aufgebracht wie immer. Es ändert sich also nicht alles.

 

Du winkst seine Frage ab. Es gibt schönere Themen und Gedanken kurz vor einer Präsentation. „Nur lächerliche Richtlinien und Bürokratie.“ Dein Blick wandert zur Standuhr. „Ich sollte wieder zurück.“

 

„Wir sollten zusammen zu Abend essen. Du weißt schon, der alten Zeiten wegen.“

 

Du fängst unwillkürlich an zu lächeln. „Kwongs Cuisine? Gegen 8?“ Wie früher.

 

„Gegen 8.“

 

::

 

Es könnte schrecklich nach hinten losgehen, denkst du dir. Du trägst ein dezentes Lipgloss auf. Was, wenn er denkt, dass dies ein richtiges Date ist?

 

Du hast Mako zwar für sein mehr als dämliches Verhalten vergeben, aber du bist nicht versessen auf eine weitere Runde. Hoffentlich wird er es verstehen und sich nicht der Nostalgie hingeben.

 

Liebe Korra, heute habe ich den neuen Vertrag bekommen, auch wenn es hieß eine Stunde lang Präsident Raiko in den Hintern zu kriechen.

 

In Gedanken Briefe an Korra zu schreiben ist zur Gewohnheit für dich geworden. Du machst es, während du dir die Zähne putzt oder kurz bevor du Schlafen gehst. Zwar schreibst du nur einen Bruchteil dessen nieder; das Meiste ist zu trivial und nicht von Bedeutung. Das schafft es vielleicht in den Brief.

 

Es fühlt sich noch immer merkwürdig an, ein bisschen als würde man ins Dunkle werfen, aber erhält nie eine Antwort. Du wirst weiter, in der Hoffnung dein Ziel zu treffen.

 

Den Lipgloss schminkst du wieder ab. Nicht, dass der falsche Eindruck entsteht.

 

::

 

Mako sitzt bereits am Tisch – ein wenig verkrampft - als du ankommst. Du nimmst dir einen Augenblick ihn genauer anzusehen und die Tatsache, dass er sich nach 2 Jahren einen schicken Anzug leisten kann, erfüllt dich mit Freude und Stolz.

 

„Asami.“ Er ist nervös. Du hast das Gefühl, dass er über seine eigenen Worte stolpern wird. „Ich hoffe, dass wir Freunde bleiben können, aber ich konzentriere mich wirklich auf Karriere und…“

 

Du fängst – etwas zu laut – an zu lachen. Scheinbar habt ihr beide dieselbe Angst gehabt. Er hört inmitten seiner Rede auf und sieht dich verdächtig an.

 

Du beruhigst dich langsam. „Ich auch. Die Einladung ist wirklich nur freundschaftlich gemeint.“

 

Er entspannt sich sichtbar und lehnt sich in den Sitz. „Phew.“

 

Du winkst einen Kellner zu euch. „Lass uns schon mal Getränke bestellen. Ich habe etwas zu feiern.“

 

::

 

Arm in Arm begleitet er dich bis zu deinem neuen Apartment.

 

Es ist ein schönes Apartment. Gemütlich und zeitgleich im Zahn der Zeit und viel wichtiger: Es erinnert dich nicht früher. Vor sechs Monaten bist du dort eingezogen. Das Anwesen hast du einer reichen Erdkönigreich Familie verkauft, die dem Wahnsinn Ba Sing Ses entkommen konnten und sich nicht weiter für deine Familiengeschichte interessiert.

 

Du kicherst in Makos Schulter.

 

„Und dann stand er da, gefasst und Ernst – Tenzig eben - und bewegt sich in dem hautengen Outfit.“ Du schnappst nach Luft. „Und ich durfte nicht lachen.“

 

Mako stimmt mit einem herzlichen Lacher ein. „Immerhin sind sie ein Erfolg.“

 

Du schließt die Tür auf, trittst zwei Schritte rein und hältst die Tür für Mako offen.

 

„Ich werde eingeladen?“ Er lächelt verschmitzt und die haust ihm auf seinen Oberarm.

 

„Natürlich.“

 

::

 

Ihr macht es euch auf der Ledercouch gemütlich. Zwei Tassen heißen Tees stehen auf dem kleinen Glastisch vor euch. Der Raum ist dunkel gehalten – nur eine Lampe spendet dem Raum Licht. Helleres Licht würde der entspannten Atmosphäre stören.

 

Du nippst an deinem grünen Tee.

 

„Ich vermisse Korra.“

 

Mako schaut hoch, seine Haare vom langen Abend zerzaust. „Was?“

 

„Ich vermisse Korra“, wiederholst du. Du wolltest es nicht sagen, aber es ist so über dich gekommen. Der Abend mit Mako hat dich an die alten Abenteuer erinnert.

 

„Ich auch“, gesteht Mako. „Es kommt mir so vor, als wären alle gegangen. Bolin schickt mir zwar Unmengen an Briefen, aber es ist nicht dasselbe. Wir waren zu lange unzertrennlich, weißt du? Du fantastischen Bändiger-Brüder.“ Er wedelt mit seinen Armen rum. „Und jetzt ist er weg und hilft dem Erdkönigreich.“

 

„Hat sie dir je zurückgeschrieben?“ Du brauchst nicht zu konkretisieren, wer ‘sie‘ ist.

 

Sein Blick wandert zu Boden und er schüttelt langsam den Kopf. „Nein, nicht einmal. Kann ich aber verstehen, ich kann keine Briefe schreiben.“

 

Du denkst an den Brief, der in deiner Schreibtischschublade liegt; die Ecken zerknickt und weich vom vielen Lesen. Du entscheidest dich, ihn nicht zu aufzubringen.

 

Er seufzt. „Ich vermisse sie auch. Aber falls es ihr noch nicht besser geht, wird das bestimmt bald der Fall sein.“

 

„Und was, wenn das nicht passiert? Niemals? Heißt das, dass sie nicht zurückkehrt?“

 

Er zuckt kurz. „Sag sowas nicht. Sie erholt sich wieder, dass hat sie bisher immer gemacht.“

 

„Was aber, wenn das dieses Mal nicht der Fall nicht?“ Du wirst lauter; deine Gefühle kochen langsam hoch. „Das passiert so oft, Menschen werden krank und sie erholen sich nicht. Aber das heißt nicht, dass sie den Menschen fern bleiben muss, die sich um sie sorgen.“

 

Du spürst wie Tränen an deinen Wangen entlang laufen und in deine Teetasse tropfen.

 

Mako bewegt sich unbehaglich zu deiner Seite und hebt seine Arme um sie um dich zu legen. Statt sich an ihn zu lehnen stehst du auf und wanderst im Raum herum. Mako schaut dir kurz hinter her und sieht seine Teetasse an. Der Tee ist lange ausgekühlt.

 

„Und, wie ist es so ein Detective zu sein?“, fragst du schnell. Den offensichtlichen Versuch, das Thema zu wechseln versteckst du nicht weiter.

 

Er kontert mit einer Gegenfrage. „Wie ist denn, der CEO von Future Industries zu sein?“

 

Du setzt dich wieder auf die Couch. Der Tee macht dich müde – oder ist es die Wirkung vom langen Abend?

 

Er legt sanft eine Hand auf deine Schulter. Du machst dieses Mal keine Anstalten sie wegzubewegen. „Korra wird wiederkommen“, sagt er mit fester Stimme. „Sie springt immer zurück.“

 

„Liebst du sie noch?“ Du weichst seinem Blick aus.

 

Er legt sich auf die Couch, verschränkt seine Arme hinter seinem Nacken und starrt die Decke an. In dem sanften Licht sieht er sanfter aus; sein Gesicht ist sichtbar entspannter im Gegensatz zu seiner sonst so ernsten Miene.

 

„Ich glaube nicht, dass ich die jemals nicht lieben werde, aber es hat einfach nicht zwischen uns funktioniert.“ Seine Stimme wird immer leiser und verschwindet im dimmen Licht des Raumes. „Ich habe nicht gelogen als ich gesagt habe, dass ich mich jetzt auf meine Karriere konzentriere. Ich mache meinen Job zurzeit gut und möchte jetzt nichts kaputt machen.“

 

Er gähnt laut und bedeckt seinen Mund nur halbherzig. „Siehst du jemanden?“ Er gähnt wieder und kämpft gegen seine schweren Lider.

 

„Nicht wirklich. Future Industries ist momentan wichtiger.“

 

Es fühlt sich nicht richtig an; die Worte blechern. Letztes Jahr hat es ein paar Gelegenheiten gegeben, natürlich. Einige sind sogar interessant gewesen. Dich hat jedoch etwas zurückgehalten, etwas das dich bisher nicht losgelassen hat.

 

„Ich glaube, ich bin in Korra verliebt“, sagst du und nimmst den letzten Schluck deines Tees. Du hast es bisher nicht laut ausgesprochen, hast den Gedanken bisher nicht gefasst, aber es ist da gewesen und hat schwer auf deinem Herzen gelegen. „Es ist fast witzig; du, ich und sie.“ Du lachst nicht.

 

Nachdem du ein schweres, regelmäßiges Atmen vernimmst drehst du dich in Makos Richtung. Sein Gesicht hat sich inzwischen in die Kissen gedrückt. Seufzend nimmst du die Teetassen und legst eine Decke über Mako.

 

Liebe Korra, heute ist mir etwas bewusst geworden. Es ist allerdings etwas, dass ich dir lieber persönlich sagen sollte. Bitte, komme wieder zurück.

 

Ein weiterer Brief den du nicht versenden wirst.

 

::

 

Nach einem sehr ruhigen Frühstück mit Mako begleitest du ihn zur Tür und verabschiedest dich von ihm.

 

Dein Geständnis verdrängst du vorerst, immerhin hat es niemand gehört. Es ist beinahe so, als hättest du es nie gesagt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Dark777
2014-11-27T13:59:38+00:00 27.11.2014 14:59
Asami und Mako scheinen zumindest oberflächlich das bisher erlebte einigermaßen zu verdauen und ihrem neuen Lebensweg zu folgen. Das überraschende Geständnis von Asami zum Schluss und die geistigen Briefe an Korra machen wiederum sehr deutlich, dass man die Vergangenheit eben nicht so einfach überbrücken und weiterleben kann. Ich bin mir ehrlich gesagt auch nicht so sicher, ob Mako beim Geständnis wirklich schlief oder dies aus Taktgefühl nur vorgab. Es ist schön miterleben zu dürfen, dass sich Asami ihrer Gefühle zuvor nicht sicher wahr bzw. diese nicht eingestanden hat und der Leser diesen Aha-Moment miterleben darf. Es herrscht noch immer eine bedrückte Stimmung, aber ich habe das Gefühl sie lichtet sich langsam. Ich bin sehr gespannt, wie du die Geschichte zum Abschluss bringen wirst. Wie immer sehr schön geschrieben.

V(~_^)
Von:  fahnm
2014-11-27T11:43:31+00:00 27.11.2014 12:43
SUper Kapitel^^


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