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Love and Blood

von

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Life and Death

Es war der wohl aufregendste Moment in Basts Leben. Schon den ganzen Tag über lief er immer wieder geschäftig vom Haus aus ins nahe gelegene Dorf, um verschiedene Besorgungen zu machen und für den großen Augenblick alles vorzubereiten. Oder besser: dabei zu helfen.

Heute Abend sollte es ein großes Festessen geben. Er hatte sich sogar mit zwei älteren, erstaunlich zähen Frauen in die Haare bekommen, als es darum ging, auf dem Marktplatz die größte und schönste Gans zu erhaschen. Siegreich und mit breitem Grinsen hatte er das wundervolle Stück zusammen mit anderen Zutaten nach Hause gebracht. Die Feuerstelle, auf der er sie zubereiten würde, musste er zwar erst noch entzünden, aber da das Holz fein säuberlich und gut getrocknet neben dem Haus aufgestellt war, würde das schnell gehen. Als er wieder nach Hause kam, mit Speisen und Feuerholz beladen, stand seine Mutter Lilia tatsächlich noch in der Küche.

„Du solltest dich doch hinsetzen oder hinlegen, Mama. Ich kümmere mich schon um alles.“, meinte er, während er das Holz zu einem schönen Haufen auf die umsteinte Feuerstelle legte. Zugegeben, Bast war erst sieben Jahre alt, aber in diesem Alter musste man eben schon mit anpacken, wo es ging. Vor allem heute!

Als er den Feuerstein zum Entzünden der Holzes nahm, streichelte ihm seine Mutter liebevoll über den Kopf. „Ich kann mich jetzt nicht hinlegen. Jedenfalls noch nicht.“ Sie wartete kurz ab, bis ein kleines Häufchen Stroh die Funken aufgefangen hatte und Bast damit das Holz entzünden konnte, ehe sie seine Hand nahm und sie auf ihren hochschwangeren Bauch legte.

„Spürst du es? Dein kleiner Bruder oder deine kleine Schwester ist schon ganz ungeduldig darauf, dich endlich kennen zu lernen.“ Tatsächlich hatten die Wehen schon vor ein paar Stunden leicht angefangen. Aber das würde sie ihrem Sohn natürlich nicht sagen. Er konnte sich ohnehin nichts darunter vorstellen.

Auf Basts Gesicht zeigte sich ein begeistertes Lächeln. Er legte auch sein Ohr auf den Bauch. „Ja, ich merke es.“ Kurz zuckte er zurück. „Ich glaub, es hat mich gerade angetippt.“, teilte er seiner Mutter in heller Begeisterung mit. Diese entgegnete ihm: „Bast. Wenn es erst mal da ist, musst du immer gut auf dein kleines Geschwisterchen aufpassen. Das ist deine wichtigste Aufgabe als großer Bruder.“

„Das werde ich. Versprochen.“ Er näherte sich mit dem Mund ganz nah dem Bauch, um mit seinem noch ungeborenen Geschwisterchen selbst zu sprechen. „Pass nur auf. Wenn du da bist, dann gibt es eine riiiiesige Festgans. Das wird dir gefallen.“ Als könnte das Kleine schon gleich was davon essen. Seine Mutter schien diese Szene zutiefst zu freuen. „Na komm. Sollen wir die Gans zusammen zubereiten? Das Kleine lässt mich im Moment ohnehin nicht zur Ruhe kommen.“ Besser, sie bewegte sich, um ein wenig von den Wehen abzulenken, die im Moment noch nicht zu sehr schmerzten.

Bast schätzte die Situation kurz ab. „In Ordnung. Aber wenn du nicht mehr kannst, dann mach ich alles fertig. Vergiss nicht, Bescheid zu sagen.“ Seine Mutter lächelte ihn liebevoll an. „Ja, das werde ich.“ Man sah, wie stolz sie auf ihren Sohn war.
 

Die beiden standen schon geraume Zeit in der Küche, als Bast die Haustür hörte und kurz darauf die großen und schweren Schritte seines Vaters über den Gang näher kamen.

Wenige Augenblicke später kam ein groß gewachsener Mann mit strahlenden Augen herein. Er umarmte seine Ehefrau liebevoll von hinten. „Die Hebamme ist in einer Stunde bei uns, Liebling.“ Das schien die angehende Mutter zu beruhigen. Mittlerweile merkte sie es doch, dass die Zeit der Niederkunft näher rückte. „Und du hast Mama schön brav geholfen?“, fragte Osmund Bast, als er Maria wieder losgelassen hatte und seinem Ältesten durch die Haare wuschelte. Dieser nickte „Ich hab mit Mama schon die Gans aufgesetzt. Später können wir es uns richtig gut gehen lassen.“

Sein Vater nickte zufrieden. „Dann kannst du ja jetzt mir helfen. Ich will noch ein Schaf scheren, damit wir ein schönes warmes Fell für die Wiege haben.“ Mit geübten Händen war das ja schnell gemacht. Und Bast konnte es reinigen, dann hatte man die Arbeit im Nu erledigt. Gesagt, getan, begaben sich die beiden nach draußen. Als die Hebamme kam, waren sie gerade fertig geworden und Oswald hatte das Fell in die Wiege gelegt. Nun waren die Vorbereitungen abgeschlossen.

Es dämmerte schon und ein sichelförmiger Mond war aufgegangen, als die Hebamme endlich verkündete, dass die Geburt nun begonnen hatte. Osmund ging während der Geburt nervös auf und ab und Bast wusste nicht wirklich, was er mit sich anfangen sollte. Beide waren mehr als erleichtert, als die Schreie der werdenden Mutter aufhörten und stattdessen von den Schreien des Neugeborenen abgelöst wurden. Dass alles gut war, merkte Bast, als er das breite Lachen auf den Gesichtern seiner Eltern und die leuchtenden Augen seines Vaters sah. Die Hebamme machte das Baby nur noch sauber und wickelte es in ein warmes Tuch. Inzwischen war auch Bast näher gekommen und hatte sich an die Bettkante gesetzt. Für ihn war es unglaublich, was für einen Lärm so ein kleinen Wesen machen konnte. Erst, als seine Mutter es an die Brust nahm, verstummte es und fing an, begierig zu saugen, als ob es von allen anwesenden die meiste Arbeit geleistet hätte.

„Bast, du hast jetzt eine kleine Schwester.“, verkündete ihm seine Mutter. „Ihr Name ist Saria.“ Sein Vater legte ihm eine Hand auf den Kopf. „Von jetzt an musst du gut auf sie aufpassen und sie immer beschützen.“ Der Junge nickte und wandte dann seinen Blick zum neuen Familienmitglied. „Hallo, kleine Schwester. Ich bin Bast und ich werd' gaaaaanz gut auf dich Acht geben.“ Er streichelte ihren Kopf, der merkwürdig weich war und schon erste, rötliche Haare zeigte.
 

Alles hätte so schön sein können, wäre es dabei geblieben. Dass aber etwas nicht stimmte, stellte sich schneller heraus, als ihnen allen lieb war. Die Hebamme war eine Zeit lang beobachtend daneben gestanden und hatte noch auf etwas gewartet. Allerdings schienen die Minuten nach der Geburt nicht so zu verlaufen, wie sie es gehofft hatte, denn ihr Gesicht verdüsterte sich und sie scheuchte Bast und Osmund vom Bett weg, nachdem die nun schlafende Saria in die Wiege gelegt hatte.

Es dauerte eine Weile, aber schließlich merkte auch Bast, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. „I-ist da immer so viel Blut?“, fragte er seinen Vater. Aber dieser schwieg nur. Sein Gesicht war ernst und steinern geworden. Seine Mutter versuchte anfangs noch, ihn zu beruhigen: „Alles in Ordnung, das wird schon wieder.“ Aber ihre Stimme wurde immer schwächer und leiser. Und das Blut...da war so viel Blut. Alles war in rot getränkt und das eilige Hin- und Herlaufen der Hebamme machte nur noch deutlicher, dass eben nicht alles in Ordnung war.

Bast war inzwischen wieder näher zum Bett gekommen und hatte die Hand seiner Mutter genommen. Sie war eiskalt und er merkte, wie schwach sie schon war, als sie versuchte, beruhigend seine Hand zu drücken. Sein Vater rührte sich noch immer nicht und er sagte auch kein Wort. Erst, als die Hebamme ihn zur Seite nahm und etwas von einem Geistlichen redete, schien er zu realisieren, was hier überhaupt passierte. „Die letzte Ölung?“, stieß er erstickt hervor, drehte sich aber erschrocken um, ob jemand das gehört hatte. Aber es war wohl schon zu spät, denn Bast hatte mitbekommen, wie ernst die Lage war. Nur seine Mutter schien schon so schwach zu sein, dass sie darauf nicht mehr reagierte. Ihr Blick war glasig geworden und auch wenn ihre Augen noch offen waren und umherblickten, so schienen sie an nichts mehr hängen zu bleiben, nicht einmal mehr an Bast, der doch direkt vor ihr saß.

So verließ die Hebamme schließlich das Haus, das nun in völlige Stille fiel. Selbst der Atem von Bast Mutter war inzwischen so langsam und leise geworden, dass man ihn nicht mehr hören konnte und sie mehr einem Geist als einem lebendem Menschen glich. Ihre Haut war nahezu weiß und nicht mehr nur ihre Hände, sondern ihr ganzer Körper waren so furchtbar kalt geworden. Die Schritte des Pfarrers kamen fast wie eine Erlösung, aber auch sein Aufenthalt war nur von kurzer Dauer. Er sprach seine Worte, die nur Oswald und Bast noch hören konnten und vielleicht noch der letzte Rest von Lilias Geist, der noch in ihrem Körper wohnte.

Schließlich aber kehrte mit dem Abschied des Priesters die düstere und leblose Ruhe zurück ins Haus. Man konnte nun nichts mehr tun als darauf zu warten, dass der letzte Rest Leben aus dem Körper der Sterbenden wich. Dass es schließlich vorbei war, merkte man, als Bast Vater sich vom Bett entfernte und einfach das Zimmer verließ. Bast blieb allein mit seiner schlafenden Schwester zurück.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Zicke
2015-02-19T18:40:39+00:00 19.02.2015 19:40
Ich fand es so unglaublich süß wie Bast sich um seine Mutter gekümmert hat und wie er sich auf seine Schwester freut.
Auch wie er die kleine begrüßt ♥♥♥♥
:( und dann stirbt aber seine Mutter und sein Vater geht auch einfach noch weg *schnief*
Das war so schlimm.

Antwort von:  -B-chan-
19.02.2015 19:48
Ich mag den Part auf sehr gern :D
Und ging erstaunlich leicht von der Hand^^
Wahrscheinlich weil ich ne gute Basis mit meiner Schwester hab xD

Aber ja...da beginnt auch das Unglück >___<


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