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Verliebt in die Liebe

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Mut

Verliebt in die Liebe
 

Es gibt Menschen, deren Meinung über die Liebe ändert sich mit der Zeit. Mit jeder gescheiterten Beziehung geht ein Stück mehr von dem Glauben an dieses eine Glück und somit ein kleiner Teil des Menschen, der man war, verloren.

Bei jedem folgenden Schritt nimmt man sich vor, es langsam angehen zu lassen, alles richtig zu machen und am Ende wird man doch so oft enttäuscht. Es geht so viel Zeit und Hoffnung bei der Suche nach der großen Liebe verloren. So viele, dass oft nur Verzweiflung übrig bleibt. So viel, dass manche aufgeben.
 

Rose Weasley gehört nicht dazu.
 

Obwohl es sogar fraglich ist, ob die große Liebe überhaupt existiert oder man vielleicht doch nur einem Hirngespinst nachjagt, war Rose nie der Gedanke gekommen, aufzugeben.
 

Sie hatte eingesehen, dass Menschen naiv waren, ja, aber das ist eben menschlich. Sie hatte nie versucht rational an so ein gefühlvolles Thema heranzugehen.
 

Es leben so viele Millionen Menschen auf der Erde, jeder einzelne glaubt an die große Liebe. Aber jeder von ihnen ist mindestens bis zu seiner ersten Trennung naiv genug, zu glauben, dass der Deckel zum Topf im selben Land, vielleicht sogar in der selben Stadt lebt.
 

Dabei ist die Wahrscheinlichkeit so groß, seiner großen Liebe niemals zu begegnen. Angenommen die „wahre Liebe“ existiert, wie erkennt man sie? Man kann ihr Tag für Tag über den Weg laufen und nie ein Wort miteinander wechseln. Wer weiß, vielleicht war der Mensch, der Tag für Tag neben dir in der U-Bahn saß und mit dem du kein Wort wechseltest, dein Seelenverwandter?
 

Ihre erste Beziehung hatte ein dreiviertel Jahr gehalten. Damals waren sie im fünften Schuljahr gewesen, Albus war total besessen von irgendwelchen Bonbons voraus gestürmt und Scorpius hatte sie still und heimlich in einem der Geheimgänge von Hogwarts nach Hogsmeade geküsst. Dann waren sie eine wunderbare Zeit lang ein Paar gewesen, bis es zu der entscheidenden Frage kam – Freundschaft oder Liebe? Und weil keiner der beiden ihre schon so lange währende Freundschaft aufs Spiel setzen wollte, glitten sie genauso flüssig wie sie von der Freundschaft in eine Beziehung gerutscht waren, wieder zurück in den Alltag und den wenigsten Schülern fiel überhaupt eine Veränderung auf.
 

Freunde waren sie schon immer gewesen. Seit Albus, Rose und Scorpius sich vor dem ersten Schuljahr in der Winkelgasse kennengelernt und daraufhin in Hogwarts wieder getroffen hatten, waren die drei unzertrennlich.
 

Rose war ein brillanter Kopf, keine Frage. Doch entgegen aller Erwartungen hatte sie nicht das strebsame, ruhige Wesen ihrer Mutter oder den etwas schüchtern, verwirrten Charakter ihres Vaters in jungen Jahren geerbt. Sie war aufbrausend, besaß ein stürmisches Temperament und verschaffte sich so trotz ihrer mickrigen Größe von 1,52m ordentlich Gehör.

Das was sie von ihrem Vater geerbt hatte, war jedoch ihre Lernmoral. Die Bibliothek war nie ihr Lieblingsort geworden, nach Möglichkeit vermied sie es sogar diesen Ort der Ruhe zu betreten. Sie konnte einfach nicht leise sein und still sitzen und beides war dort gefragt.

Statt ihre Freizeit also hinter dicken Büchern zu verbringen, trieb sich der Rotschopf mit seinen Freunden, bevorzugt Scorpius und Albus, im verbotenen Wald oder in irgendwelchen Geheimgängen herum.
 

Ihr Kopf war nie frei von Streichen und es mangelte nicht an Enthusiasmus diese auch in die Tat umzusetzen.

Ihr Cousin Albus beteiligte sich liebend gern an dem Unfug den Rose ausheckte und besaß ein Talent dafür, sich aus allen Schwierigkeiten herauszureden.
 

Scorpius war entgegen der gängigen Vermutungen der ruhige Pol der Gruppe. Obwohl er genauso gerne Streiche spielte und mit derselben Leidenschaft plante, war er nie die erste Wahl, wenn es darum ging einen Verantwortlichen zu finden. Die Unruhestifter wurden immer im Weasley-Potter-Lager gesucht. Dummerweise hatten beide ein Talent darin, sich herauszureden und gerieten so nie in ernsthafte Schwierigkeiten. Kein Lehrer hatte sie je für einen ihrer Streiche dranbekommen können, obwohl jeder wusste auf wessen Mist er wieder gewachsen war.
 

Die Lehrer dachten mit einem weinenden Auge an die Zeit, bevor das Trio die Tore von Hogwarts das erste Mal durchschritten hatte. Vorher war es so friedvoll und ruhig gewesen. Nun wusste der gesamte Lehrkörper, dass es nur die Ruhe vor dem Sturm gewesen war.
 

Rose musste sich anstrengen um einen wirklichen Grund für die Trennung zu finden abgesehen von der Freundschaft. Wenn man sich eingestand, dass es keinen triftigen weiteren Grund gab, wurde jedoch schnell klar, dass es die schmerzhafteste von allen Trennungen war. Eine Trennung die in Auseinandersetzungen endete, war viel leichter zu ertragen.

Doch so blieben letztendlich zwei gebrochene Herzen zurück, ein deprimierter Scorpius, eine melancholische Rose und ihre in die peitschende Weide geritzten Initialen. Niemand hatte sich in all den Jahren getraut sich mit der peitschenden Weide anzulegen und kaum hatten die beiden den Mut aufgebracht, war dieser Liebesbeweis schon wieder Vergangenheit.
 

Trotz der vielen Streiche, oder gerade deswegen, war Rose eine sehr vertrauenswürdige Person, sie konnte liebevoll und freundlich sein und half jeder ihrer Freundinnen mit einem guten Rat weiter.
 

Ihre Beziehungen scheiterten allesamt. Vermutlich aus dem selben Grund: Sie war einfach ein „Kumpeltyp“-Mädchen. Jeder Junge konnte mit ihr Spaß haben und über alles reden. Sie war unglaublich leicht für ein Thema zu begeistern und riss jeden mit, wenn sie sich in etwas hineinsteigerte. Doch dieser Typ Mädchen vermittelte schnell das verunsichernde Gefühl, vielleicht doch eher eine enge Freundin zu sein, was viele Jungen irritierte.

Und nach gewisser Zeit, beendete einer nach dem anderen seine Beziehung zu Rose mit den Worten: „Ich weiß nicht ob meine Gefühle für dich noch für eine Beziehung reichen. Aber du bist ein unglaublich wichtiger Mensch in meinem Leben und du sollst es auch bleiben. Nur eben als Freundin.“
 

Jedes Mal wenn sie diesen „Lass uns Freunde bleiben“ Spruch hörte, wusste Rose, dass alle Bemühungen und jeder Zeitaufwand, den sie investiert hatte, umsonst gewesen war. Also kratzte sie jedes Mal aufs Neue ihr Herz vom Boden auf, klebte es erneut zusammen und versteckte ihre verletzte Seite hinter dem typischen Temperament. Und obwohl sich vermutlich jeder eine solche Trennung und eine folgende Freundschaft wünscht, ist man insgeheim wohl doch froh, wenn ein klarer Schlussstrich gezogen wird. Nichts ist schmerzhafter als damit leben zu müssen, dass man als Freund funktioniert, jedoch als Paar nichts taugt.
 

Und obwohl sie nach einigen gescheiterten Beziehungen allen Grund und jedes Recht dazu gehabt hätte, die Hoffnung aufzugeben, tat sie es nicht. Sie war eine unverbesserliche Romantikerin. Im Bett las sie Fantasie-Romanzen und Kurzgeschichten über dramatische Beziehungen, die sich zum Schluss doch zum Guten wendeten und tief in ihrem Inneren wünschte sie sich auch so etwas, obwohl sie sicher war, es niemals zu bekommen.
 

Kurz vor ihrem Abschluss hatte Lorcan Scamander sich von Rose getrennt. Aus dem selben Grund wie alle anderen zuvor auch. Und zum ersten Mal zerriss es Rose nicht. Zum ersten Mal kam ihr der Gedanke, dass sie vielleicht gar nicht wirklich in diesen Jungen verliebt gewesen war. Vielleicht war sie einfach nur verliebt in die Vorstellung gewesen, dass er der Richtige sein könnte. Vielleicht war sie einfach verliebt in die Liebe an sich gewesen.
 

Der Abend des Abschlussballs kam und Rose betrat die Feier allein. Sie hatte mit Lorcan gehen wollen, nun war ihr Date hinfällig. Den ganzen Abend versuchte sie sich gut zu amüsieren, doch irgendwann wich der Elan Resignation.
 

Sie saß an einem der Tische und wurde zur stillen Beobachterin. Irgendwann ertrug sie es dennoch nicht mehr stillzusitzen und den glücklichen Mienen zuzusehen, sodass sie sich erst auf den Innenhof stahl und von dort irgendwann auf die Ländereien von Hogwarts hinaus schritt. Dort konnte sie endlich die Festmusik nicht mehr hören. In einigem Abstand zur peitschenden Weide setzte sie sich ins Gras und dachte nach.
 

Verliebt in die Liebe. Lohnte sich das überhaupt? War es diese ganzen Enttäuschungen wert immernoch zu hoffen, dass irgendwann der Richtige kommen würde? Woran sollte sie ihn denn erkennen?
 

Ihre große Liebe war damals Scorpius gewesen, aber verwechselte sie vielleicht große Liebe mit erster Liebe? Schließlich heißt es ja immer, die erste Liebe vergisst man nie. War sie eigentlich jemals wirklich darüber hinweggekommen, dass ihnen die Freundschaft wichtiger gewesen war als die Liebe? Hatte ihr Herz jemals aufgehört zu bluten, weil der Übergang vom Paar zu Freunden so einfach gewesen war, oder hatte sie einfach gelernt diese Tatsache zu ignorieren und den Schmerz als ständigen Begleiter akzeptiert?
 

Während sie so da saß und das Gras in ihrer Umgebung büschelweise ausrupfte, schlich sich der Hauptcharakter ihrer Gedanken an sie heran. Wobei, eigentlich lief er einfach nur gewohnt leise über die Ländereien und Rose war viel zu sehr mit ihren überaus lauten Gedanken beschäftigt, als dass sie ihn hätte hören können. Sie fuhr erst erschrocken auf, als sie weichen Stoff auf ihren Schultern fühlte. Mit einem Blick neben sich erkannte sie Scorpius, der sich gerade neben sie fallen gelassen hatte und seufzte.
 

„Warum bist du denn hierher verschwunden? Es wundern sich schon alle wo du bist. Sonst bist du doch immer Feuer und Flamme wenn es ums Tanzen geht.“
 

„Ich wollte ein wenig meine Ruhe haben. Das war mir da drin auf einmal alles zu viel.“
 

Verstehend nickte der Slytherin, legte einen Arm um ihre Schulter und zog sie näher an sich. Eine Weile saßen sie schweigend im Gras und fast wäre es gewesen, als wären sie doch nicht nur Freunde.
 

Als hätte er ihre Gedanken gelesen, flüsterte er: „Denkst du manchmal noch an uns?“ Als keine Antwort, sondern nur ein leichtes Nicken kam, sprach er weiter: „Ich auch. Und ich frage mich, ob es damals nicht doch ziemlich dumm war nach einem dreiviertel Jahr Beziehung zu sagen, dass wir keine Freundschaft kaputt machen wollen und lieber wieder in den Ursprung zurück kehren.“

Als er ihren fragenden Blick bemerkte, fuhr er fort: „Mal ehrlich, nach so langer Zeit ist die Freundschaft doch eh schon auf eine andere Ebene gewechselt. Ich glaub ich bin diesen Gedanken nie losgeworden.“
 

Wenn es überhaupt möglich war, kam er ihrem Ohr noch näher und flüsterte bestimmt: „Ich glaube ich bin von dieser Ebene nie wieder zurück auf die Freundschaftsschiene gekommen. Ich will dich nicht mehr mit einem anderen sehen. Ich will nicht, dass du jedes Mal stumm vor dich hin leidest, weil es wieder nicht geklappt hat und du dich weder Albus noch mir anvertraust.“
 

Rose schloss ihre Augen, legte ihren kopf auf seine Schulter und nickte. Sie flüsterte leise: „sowas passiert halt...wenn man verliebt in die Liebe ist“
 

„Lieb lieber mich.“ und schon hatte er sie komplett in seine Arme geschlossen und geküsst.
 

Als sie sich voneinander lösten stahl sich ein Lächeln auf die lippen von Rose. „Ich glaube, wenn ich es recht bedenke und die aktuellen Ereignisse mit einbeziehe, habe ich wohl nie damit aufgehört.“
 

Scorpius musste leise lachen. Grinsend lehnte er seine Stirn an ihre und sah ihr tief in die Augen. „Dann verspreche ich dir, dass du nie wieder hören musst, dass Freundschaft wichtiger ist. Dass Liebe auch Freundschaft ist, sollten wir ja die letzten Jahre ausführlich gelernt haben.“
 

Scorpius hatte Rose in den Arm genommen und sich mit ihr auf die von weißem Mondlicht silbrig schimmernde Wiese fallen gelassen. Hier lagen sie beide nun. Das weiße Hemd von Scorpius war auf einer Seite aus der Hose gerutscht und verlieh ihm trotzdem ein unverschämt gutes Aussehen. Sein Jackett lag locker über Rose zarte Schultern geworfen und ihr slytheringrünes Kleid fächerte sich auf der Wiese aus.
 

Die Beiden lagen unter der, an diesem Abend erstaunlich friedlichen, peitschenden Weide und blickten zum sternenklaren Himmel und dem großen silbernen Mond hinauf.

Das weiße Licht schien auf den Stamm der peitschenden Weide und dort standen noch immer, eingraviert für die Ewigkeit, die Initialen RW + SM.

Ein Zeugnis dafür, dass Liebe auch Mut braucht. Mut, Zeichen zu setzen. Mut, die peitschende Weide zu bezwingen und dort Buchstaben zu hinterlassen. Mut, Liebe über alles andere zu stellen und seine Hoffnung in eine einzige Person zu setzen.
 

Angst hatte die beiden damals getrennt und nun war es der Mut, der die beiden wieder zusammenführte und aus Überbleibseln aus der Vergangenheit, Zukunft machte.
 

Und in Scorpius Armen gelang es Rose endlich so ehrlich zu lächeln wie lange nicht mehr. Zum Allerersten Mal in ihrem gesamten Leben war sie sich sicher, dass die zu diesem Zeitpunkt genau an diesem Ort, mit genau dieser Person sein sollte und nirgendwo anders. Und obwohl die einzigwahre, große Liebe vielleicht doch nur ein Trugbild all der naiven Menschen auf diesem Planeten ist, hatte sie das Gefühl genau das, ihren Seelenverwandten, endlich gefunden zu haben.
 

Rose hob ihren Kopf leicht zu Scorpius Ohr und flüsterte ihm zu: „Unsere verquere Geschichte stellt alle, die ich je gelesen habe in den Schatten. Und trotzdem ist sie perfekter als alle anderen.“
 

In einen Kuss auf ihre Stirn, murmelte Scorpius hinein: „Ja weil sie echt ist.“
 

Verliebt sein in die Liebe lohnt sich offensichtlich doch. Zumindest wenn man Rose Weasley heißt und sich traut.
 

Und so bekam sie doch eine dieser romantischen Geschichten, die am Ende gut enden.



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