Zum Inhalt der Seite

Er will mich, er will mich nicht ...

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 7 - Schlaflos

Kapitel 7 - Schlaflos
 

~Chase~

Ein Essen? "Heute schon?", frage ich nochmal leise nach, ob ich mich auch nicht verhört habe. Meine Hand, mit der ich den Telefonhörer umklammert halte, wird unangenehm feucht.

/Ja. Es hat sich zufällig ergeben./ Na is klar Peter! /Ist es dir doch nicht recht? Du musst ja nicht kommen./

"Nein. Schon okay." Ob jetzt oder später ... Ist das nicht egal? Nein. Eigentlich nicht. Je eher, desto besser. Sonst bekomme ich in nächster Zeit keine ruhige Minute mehr. "Ich komme", beschließe ich daher mit einem mehr als mulmigen Gefühl im Bauch.

/Schön! Bis nachher./

"Alles klar. Bye." Ich lege auf und der Telefonhörer rutscht mir aus der Hand, so feucht ist sie mittlerweile. Laut polternd landet er auf meinem Schreibtisch. Ich werde also heute schon den kleinen, blonden Giftzwerg wiedersehen. Ein Plan! Ich brauche dringend einen gescheiten Plan! Peter habe ich gesagt, dass ich mich bei Sean entschuldigen möchte, und das ein 'zufälliges' Treffen dazu doch genial wäre. Das will ich auch, nur verfolgte ich damit nicht nur eine simple Entschuldigung, sondern dabei will ich Sean ganz genau unter die Lupe nehmen. Und vor allem meine dazugehörigen Gefühle. Ob da überhaupt welche sein werden. ... "Da ist nichts! Da darf nichts sein!", zische ich meinem übermütig schlagenden Herzen zu.

Doch wen belüge ich hier?! Man kann sich schlecht selbst belügen. Auch wenn man es noch so vehement versucht. Sind die feuchten Hände, mein fast kollabierendes Herz und Seans hartnäckige Präsens in meinen Hirnwindungen nicht Beweis genug dafür, dass da was ist?

"Verflucht! Das muss aufhören!" Ich verberge mein Gesicht in den Händen und versuche meine Gedanken zu ordnen. Aber egal wie herum ich sie drehe oder wende, es kommt immer das Selbe dabei heraus. "Daran ist nur Sean schuld!" Besser gesagt, der Sean, der ständig in meinem Kopf herumspukt. Er ist schuld daran, dass ich an keine Frau mehr ran kann.

Ja, ja. Überraschung! Der Weiberheld ist impotent geworden! Selbst die heißesten Frauen konnten mir Seans ständiges Auftauchen vor meinem inneren Auge nicht austreiben und brachten meinen kleinen Chase dazu, sich ängstlich zurückzuziehen, sobald ich auch nur versuchte, bei einer Frau zu landen. Und ich habe es die letzten Tage oft versucht! Doch kaum hatte ich sie angesprochen, langweilten sie mich zu Tode und ihre Gesichter verblassten vor mir. Ihrem Geplapper konnte ich beim besten Willen nicht mehr folgen und ich lies sie schließlich einfach stehen.

Aber ich werde das jetzt ganz anders angehen! Damit muss jetzt ein für alle mal Schluss sein! Entschlossen richte ich mich wieder auf und reibe meine Handflächen an meiner Jeans trocken. Diese übertriebenen Gefühlsausbrüche müssen gestoppt werden! Und zwar heute noch! Mir kommt da auch schon eine Idee. Nur bin ich mir noch gar nicht sicher, ob diese Idee auch die wirklich Beste ist. Manchmal muss man eben zu etwas radikaleren Maßnahmen greifen, um ans Ziel zu gelangen.
 

~Sean~

"Hör auf die Uhr nieder zu starren! Er hat gesagt, dass er kommt, also kommt er auch."

"Aber wann?", quengle ich und menge den Salat durch.

Sascha grinst und tätschelt meine Schulter. "Überlege dir lieber mal, wie du dich ihm gegenüber verhalten willst."

"Wie meinst du das?"

"Du kannst ihn schlecht offen anbaggern."

"Hatte ich auch gar nicht vor", sage ich kleinlaut.

"Und was willst du sonst tun?"

"Es auf mich zukommen lassen." Ich zucke mit meinen Schultern, greife mir die Salatschüssel und lasse Sascha einfach stehen.

Toller Ratschlag! Als ob ich das nicht selbst wüsste! Chase ist anders. Kompliziert. 'Wieder mal ganz mein Beuteschema!' Immer da Selbe!

"Hier." Ich drücke Peter den Salat in die Hand.

"Danke. ... So aufgeregt?" Ihm kann man nichts vormachen. Peter kennt mich schon viel zu gut. Bin ich wirklich so leicht zu durchschauen?

"Ich bin nicht aufgeregt", winke ich dennoch ab und hoffe, er kauft es mir ab.

"Dann ist ja gut." Er grinst mich an und glaubt mir offensichtlich kein Wort.

"Es ist nur ... Jeder von euch erzählt mir so viel über Chase. Sogar Aaron scheint alles besser zu wissen! Was soll ich den nun glauben?" Mürrisch plumpse ich wie ein nasser Sack auf einen der Stühle.

"Glaub mir, wenn ich dir sage, dass Chase dich mehr als mag. Der Schwachkopf muss nur etwas auf die richtige Spur gebracht werden."

"Und wie?"

"Mach auf keinen Fall ein riesen Aufhebens darum, dass ihr euch wiederseht. Ein einfaches Hy zur Begrüßung langt. Lächle ihn freundlich an und ignoriere ihn wieder. Das wird ihn wahnsinnig machen." Eigentlich ein ganz guter Ratschlag ...

"Hm. Und dann?"

"Behandle ihn wie einen guten Bekannten und warte, bis er seinen Arsch zu dir bewegt. Wenn du den Trottel unter zu großen Druck setzt, blockiert er nur wieder und flüchtet. Mach ihm klar, dass von dir keine Gefahr droht."

Ich lache leise. "Hört sich an, als würde ich ein scheues Wildtier einfangen wollen."

"Der Gedanke ist doch gar nicht mal so abwegig, was?" Auch Peter beginnt zu lachen und reicht mir eine Hand voll Besteck. "Verteilst du die?"

"Wenn's ein muss", grinse ich und stehe wieder auf. Peters Rat ist wirklich nicht schlecht. "Sag mal, wie hast du eigentlich Sascha dazu bekommen, dass er hierbei mitmacht?" Es wundert mich total, dass er nicht wieder versucht hat, mir alles auszureden.

"Wir haben uns ausführlich miteinander unterhalten und sind zu den Entschluss gekommen, dass du schon alt genug bist, um flügge zu werden." Hä?! Peter lacht und schiebt die Gläser an ihren Platz. "Der hat auch schon mitbekommen, dass es zwischen euch heftig funkt."

"Dann ist der Einzige hier, der das noch nicht kapiert hat, Chase."

"Richtig. Und du musst dafür sorgen, dass er es endlich in seinen Dickschädel bekommt." Ich glaube, das ist leichter gesagt, als getan.
 

Den Tisch gedeckt und das Essen im Ofen, fläzen wir drei uns auf der Couch. Jetzt heißt es warten. Während Peter und Sascha sich aneinander kuscheln und über irgendeine Frau auf Peters Arbeit quatschen, schiele ich zwischen der Uhr und ihnen hin und her. Wechsle von flehend auf neidisch, je nach dem, wem ich gerade meine Aufmerksamkeit schenke. Sascha lacht, wobei seine Augen regelrecht zu strahlen beginnen und haucht Peter einen kleinen Kuss auf. Mir entkommt ein Seufzen. Ich will das auch!

"Armer Hase", nuschelt Peter und greift in meinen Nacken. "Es ist sicher nicht schön unglücklich verliebt zu sein, und dann uns beim Turteln zuzuschauen."

Ein bitteres Lächeln ziert mein Gesicht. "Nehmt wegen mir bloß keine Rücksicht. Ich freue mich, dass ihr so glücklich seid."

"Und du mein Hübscher wirst dir deinen Traummann auch noch an Land ziehen", sagt mein Kumpel Sascha und zwinkert mir zu. Ach man! Wenn schon Sascha verstanden hat, dass ich und Chase einfach zusammengehören, wieso merkt dieser riesige Trottel es nicht auch?!

Just in diesem Moment klingelt es an der Haustür. "Da kommt er ja schon!", frohlockt Peter, erhält einen angedeuteten Tritt von mir und hechtet zur Tür. Aufgeregt stehe ich ebenfalls auf und gehe in die Küche. Mal sehen was das Essen macht. Ich will ja schließlich Chase nicht gleich in die Arme fallen. Immer schön an Peters Vorschlag denken!
 

~Chase~

"Na endlich! Alle warten schon auf dich!"

"Wer ist alle?", frage ich Peter und schiebe mich an ihm vorbei. Hat er etwa noch mehr Gäste.

"Na Sascha, ich und Sean. Wer sonst?" Äußerlich ungerührt hänge ich meine Jacke auf. Dabei hätte ich bei Seans Namen fast erschrocken zusammengezuckt. Er ist also schon da. "Das Essen müsste auch gleich fertig sein. Setz dich ruhig schon mal." Peter zischt in die Küche.

Auf vorsichtigen Pfoten tapse ich ins große Wohnzimmer, vermeide es in die Küche zu schauen, denn dort kann ich eindeutig Seans Stimme ausmachen. Scheiße! Ich hätte doch nicht herkommen sollen. Aber für heitere hätte-oder-hätte-nicht-Spiele ist es bereits zu spät. Jetzt bin ich hier, und ich habe sowieso nicht vor zu kneifen. Jetzt erst recht!

Mit klopfenden Herzen, das ich mal auf meine Nervosität schiebe und auf nichts anderes sonst, setze ich mich wie befohlen an den Essenstisch. Alles ist bereits gedeckt und hübsch hergerichtet. Eindeutig Peters Handschrift. "Achtung! Was Heißes von hinten", flötet Sascha, der an mir vorbeiläuft und einen Teller voll Leckereien auf den Tisch drapiert.

"Davon träumst du nur Sascha." Sean! Direkt hinter mir. "Hey Chase."

"... Hey." Verstohlen schiele ich zu dem kleinen Blondschopf, der mit einem zweiten, gefüllten Teller an mir vorbeihuscht und diesen direkt neben den Anderen stellt.

"Greift alle ordentlich zu. Sonst muss ich morgen wieder die Reste essen."

"Oh weia. Das wollen wir bestimmt nicht. Sonst wirst du noch fett und unansehnlich für deinen Liebsten." Sean scherzt ganz ungezwungen mit Sascha, lacht und beachtet mich gar nicht. Soll mich das jetzt freuen? Mich aufregen? Ehrlich gesagt irritiert es mich eher. Und zwar mehr als mir lieb ist. Eigentlich habe ich damit gerechnet, dass er sauer auf mich ist. Aber nichts! Vielleicht ist er das ja auch, und ignoriert mich deshalb? Egal was es ist, es muss aufhören.

Der kleine Blonde setzt sich mir gegenüber, lächelt mich einen Moment lang an und beginnt sich seinen Teller zu füllen. Was war denn das jetzt?! Mein Puls stolpert einige Male und ich suche krampfhaft nach etwas anderen zum anglotzen. Dank dieser beeindruckenden Demonstration meines Herzmuskels gerät mein fein zurechtgelegter Plan ganz schön ins schwanken. Obwohl ... gerade deswegen sollte ich daran festhalten. Keine weiteren Ausreden mehr! Ich werde mir von Sean einen blasen lassen.
 

Nein. Ich bin nicht bekloppt. Jedenfalls nicht bekloppter als sonst. Der Plan ist wohlüberlegt und bis ins kleinste Details durchdacht. Der Zweck des Ganzen ist nämlich, dass vorher jede meiner Eroberungen, die ich an meinen Schwanz ließ, danach für mich Schnee von gestern waren. Ergo wird es mir mit Sean nicht anders ergehen. Das hoffe ich inständig. Doch um erstmal dahin zu kommen, dem kleinen Sean mein bestes Stück zum Fraß vorzuwerfen, muss ich dringend weiter die Lage sondieren. Also, ist er jetzt sauer auf mich, oder bin ich ihm im schlimmsten Falle einfach nur pupsegal?
 

~Sean~

Hochkonzentriert steche ich in meinen Salat und mampfe wie ein Besessener das Grünzeug in mich hinein. Nur keinen Ton sagen. Ich weiß auch gar nicht, was ich sagen könnte. Zu sehr nimmt mich Chases Anwesenheit gefangen. Zu sehr zieht er mich in seinen Bann. Es war schon schwer genug, ihn nicht wie ein paralysiertes Karnickel anzustarren und dabei die Kontrolle über meinen Speichelfluss zu verlieren. Ich will ihn! Mehr denn je. 'Ich bin am Arsch!', denke ich traurig, den von Chase kommt nicht das kleinste Signal, dass er auch nur im Entferntesten darüber nachdenken könnte, sich mir nicht doch etwas anzunähern. 'Das wird nichts. Nie im Leben.' Hetero bleibt Hetero. Auch wenn er eventuell doch ...

" ... Stimmt doch. Oder Sean?"

"Was?" Ich schaue zu Peter, der mit einer Folienkartoffel kämpft. Anscheinend hat er mich eben etwas gefragt. War wohl zu sehr in meiner Gedankenwelt.

"Der Abend letztens im Velvet war lustig. Das sollten wir wiederholen."

"Ach so. Ja. War schön." Automatisch wandert mein Blick zu Chase. Genau im selben Moment schaut er zu mir.

Mir wird abrupt heiß und ich verliere mich in seinen braunen Augen. Mein Magen dreht durch, das Blut rauscht laut durch meine Ohren und ich halte den Atem an. Da ist er! Der letzte Funken, der das noch kleine Lagerfeuer in mir gerade zu einem Inferno werden lässt. Ich bin endgültig in diese große, ängstliche Klemmschwester verliebt. Und zwar mächtig verliebt.
 

Aus dem Augenwinkel erkenne ich eine Bewegung. Sascha und Peter! Stimmt ja! Die Zwei sind auch noch da und grinsen verschmitzt, sagen aber kein Wort. Toll! Dann haben sie es mitbekommen. Mein Gesicht wird heiß, obwohl ich gar keinen Grund dazu habe, jetzt rot anzulaufen. Sie wissen doch eh über alles Bescheid. Hauptsache, Chase merkt nichts.

Anscheinend habe ich wenigstens dabei Glück. Denn der kümmert sich um seinen Tellerinhalt und nun ist er es, der sich den Mund vollstopft. Weicht jetzt er mir aus? Er hat eben ganz eindeutig zurückgestarrt und seinen Blick erst abgewendet, als ich zur Seite sah. Die Hoffnung kehrt mit aller Macht zurück und droht mich zu übermannen. 'Nicht durchdrehen! Mach jetzt keinen Fehler und bleib ruhig.' Ich schließe kurz meine Augen und stochere weiter auf meinem Salat ein. Leider ist dieser fast aufgegessen, weshalb ich nach dem Salatbesteck lange, um schnell wieder was zu tun zu haben. Dabei schaue ich nicht auf, angle blind nach dem Besteck, erwische aber irgendwas anderes. Etwas ... warmes. Ein verdutzter Blick auf meine Hand, dann ein erschrockener Blick weiter oben. Wieder direkt in Chases Gesicht. Als ob uns ein heftiger Stromschlag treffen würde, zucken unsre Hände in Sekundenschnelle auseinander.

Totenstille. Noch nicht mal das Besteck der anderen beiden klappert. Mir stockt der Atem. Chase schaut mich fast schon erschrocken an. "Oh man! Ihr seid echt ein paar Tränen! Kapiert ihr endlich mal, dass ihr euch ineinander verschossen habt?"

"Sascha!" Peter sieht seinen Freund perplex-wütend an und verpasst ihm einen Tritt unterm Tisch.

"Was denn? Du hast doch selbst gesagt, dass ..."

"Ihr entschuldigt mich?" Chase schmeißt fast den Stuhl um, als er sich erhebt, mich dabei kurz anschaut und dann nach draußen verschwindet

"Toll gemacht Sascha! Du weißt doch wie sensibel Chase bei diesem Thema ist ... Sean?" Ich ignoriere Peter.

So schnell mich meine Beine tragen, eile ich hinter Chase her. Und ich habe Glück. Er will gerade die Tür öffnen, aber ich bin schneller. "Warte Chase!", rufe ich ihm zu und werfe mich mit all meinem Gewicht gegen die Tür. "Au!" Das war meine Schulter.

"Lass mich gehen Sean." Chase wird knallrot im Gesicht. Das hätte ich jetzt nicht erwartet!

"Geh bitte nicht. Sascha plappert manchmal gedankenlos vor sich hin."

"Ihr denkt doch bestimmt, dass ich eine Vollmeise habe." Er versucht sein Gesicht von mir wegzudrehen, doch da ist er bei mir an der falschen Adresse.

Ich packe nach seinem Kinn und zwinge ihn mich anzuschauen. "Das denke ich ganz bestimmt nicht."

"Sean ... Ich kann nicht ..." Langsam kommen wir uns näher. Träume ich? Bin ich vorhin vom Stuhl gekippt, und liege im Koma? Oder sind wo wirklich gerade dabei uns verdammt nah zu kommen. So nah, dass wir uns fast ...
 

~Chase~

In meinem Kopf schrillen alle Alarmglocken auf. 'Weg hier! Lauf!' Ich überhöre meine innere Stimme. Ich kann nicht anders! Seans unmittelbare Nähe bringt mich ganz durcheinander. Und dann tue ich es. Ganz leicht berühren sich unsere Lippen, streifen sich eher, doch das genügt. Sean, der immer noch mein Kinn umfasst hält, atmet stoßweise gegen mein Gesicht. Er ist mindestens genauso aufgeregt wie ich und schaut mit seinen kleinen Kulleraugen zu mir auf. Sicher rechnet er jede Sekunde damit, dass ich ihn von mir stoße. Die letzten Reste meines Widerstands schmelzen dahin. Wie kann ich diesem kleinen Giftzwerg nur nicht widerstehen?

Ich beuge mich wenige Millimeter nach vorn und schließe meine Augen. Mein Herz, das mir eben noch bis zum Hals geschlagen hatte, setzt aus. Und dann küssen wir uns. Und zwar wirklich. Kein scheues Abtasten mehr und keine flüchtigen Berührungen mehr. Seans Lippen bewegen sich gegen meine, öffnen sich leicht. Vorsichtig wagt sich meine Zunge hervor und streicht zart über Seans Unterlippe. Er seufzt überrascht und plötzlich drängelt er mich gegen die Garderobe. Jetzt bin ich der Überraschte. Der Kleine hat echt Kraft!

Ich greife mit einer Hand in seinen Nacken und ziehe ihn dichter an mich. Mir der Anderen umfasse ich seine Hüfte, während Seans meine Zunge zurückdrängt und in meinen Mund schlüpft. Mir wird dabei heiß und kalt zugleich, und ich frage mich, warum zum Teufel ich mich so lange geziert habe. Nicht nur das Sean ein guter Küsser ist, mir gefällt auch, wie er sich an mich drängt und sich an mich klammert. Alles um mich herum ist vergessen. Nur Sean zählt.
 

"Sean?! Bist du noch ... Ach herje!" Ich reiße meine Augen auf. "Tut mir leid! Ich wusste ja nicht ..." Sascha steht vor uns und bekommt seine Klappe nicht mehr zu.

Vor lauter Schreck gebe ich Sean einen Schubs, wobei ich ihm anscheinend gebissen habe. Er quiekt auf und hält sich eine Hand vor den Mund. "Fugg!" Was?

Keine Ahnung was jetzt zu tun ist. Soll ich wegrennen oder nach Sean sehen, der immer noch seinen Mund abdeckt. Ich entscheide mich für letzteres. Ich bin ja auch schuld an der ganzen Misere. "Hab ich dich gebissen? Zeig mal." Ich schiebe seine Hand weg und betrachte mir seinen Mund. "Wo den?"

"Meine Sunge."

"Shit!"

Mittlerweile ist Sascha näher gekommen, der sich fachmännisch der Sache annimmt. "Ab ins Bad mit dir." Sean wird mir aus den Armen gerissen und ins Bad geschoben.

Peinlich berührt bleibe ich im Flur zurück. Zusammen mit Peter, der mit verschränken Armen an der Wand steht. "Hör auf so zu glotzen!", maule ich ihn an, da er bis über beide Ohren grinst.

"Hoffentlich hast du ihm nicht die Zunge abgebissen." Das Blut sickert mir in die Beine. Was wenn ich ihn wirklich schwer verletzt habe? So ein Biss von einem Menschen kann nicht ungefährlich sein. Wegen der Bakterien. Ich habe mal gehört, ein Menschenbiss sei für einen Menschen schlimmer als der eines Hundes.

"Meinst du?"

"Keine Ahnung. Ich weiß ja nicht, wie tief seine Zunge in dir gesteckt hatte." Das Blut zischt mir zurück in den Kopf. Gleich kippe ich um! "Willst du immer noch behaupten, dass du nicht auf Kerle stehst, Chase?"

"Darüber spreche ich ganz sicher nicht jetzt mit dir!" Das fehlte noch!

Um Peters überheblichen Blick zu entkommen, betrete ich das Badezimmer. Sean sitzt mit einem Handtuch vorm Mund auf dem Badewannenrand. Ade mein Blut! Erneute, gute Reise zu meinen Füßen. Mir wird schwindelig und ich klammere mich am Waschbecken fest. "So schlimm?", frage ich und bekomme ein schlechtes Gewissen.
 

~Sean~

Ob es schlimm ist? Da fragt er noch? Meine Zunge tut höllisch weh und blutet Peters Bude voll und was noch schlimmer ist: Ich kann einfach nicht aufhören zu grinsen. Alles an was ich denken kann ist, dass wir uns eben geküsst haben! Chase hat mich geküsst! Und zwar richtig!

Zögernd lasse ich das Handtuch senken, schaue kurz auf den leicht rot gefärbten Stoff und probiere zu sprechen. "Es geht." Und das tut es wirklich. "Hat aufgehört zu bluten."

"Zeig her." Sascha schiebt sich zwischen Chase und mich und mustert meinen Mund. Ich komme mir vor wie ein Pferd, das ausführlich von einem interessierten Käufer unter die Lupe genommen wird. "Man sieht wirklich nichts mehr."

"Was für ein Glück!", keucht Chase und hockt sich vor mich. Ohh Gott! War er schon immer so süß?

Sascha schaut mich fragend an. "Schlecht geht's dir wirklich nicht mehr, was?" Oh nein! Grinse denn ich immer noch?

"Wird schon besser", sage ich und kann nicht verhindern, wieder zu Chase zu schauen. Der glotzt immer noch wie ein Hündchen zu mir auf. Ob es ihm was ausmachen würde, wenn ich ihm den Kopf kraule?

"Ich gehe mal den Tisch abräumen. Das Essen ist mittlerweile bestimmt eiskalt." Sascha klopft mir auf die Schulter und verlässt das Badezimmer. Das war seine Art zu sagen: Ich lasse euch mal lieber allein.
 

Eine drückende Stille kehrt ein, nachdem er das Badezimmer verlassen hat. Chase ist mittlerweile aufgestanden und kratzt sich verlegen am Kopf. "Tut mir leid", meint er schließlich und sieht mich wieder an.

"Was tut dir leid? Der Kuss?", harke ich nach. Wenigstens lisple ich nicht.

"Nein! Ähm ... Das ich dich gebissen habe."

Ich fange an zu grinsen. "Dann ist ja gut." Ich lassen das Handtuch fallen und stehe auf. "Kannst du nochmal gucken? Ob es wieder blutet?" Chase nickt und ich öffne meinen Mund.

"Ich kann nichts erkennen ...", murmelt er und kneift die Augen zusammen.

"Nicht?" Er schüttelt den Kopf. "Vielleicht wäre es besser, wenn du nicht nur mit den Augen nachsehen würdest", sage ich leise und lege meine Hände auf seine breite Brust. Gott! Wie schnell sein Herz pumpt! Schläft meins etwa auch so schnell?

"Hier?" Ich bejahe. "Wir könnten auch zu dir ..." Chase wird ganz rot um die Nase herum. Bietet er mir gerade das an, was ich denke?

"Und was machen wir dann bei mir?", frage ich atemlos nach.

Chases Pupillen weiten sich und er greift sich meine Hände, lässt sie aber dort liegen, wo sie sind. "Sehen, wohin uns das führt."

So schön sich das gerade anhört und ich ihn am liebsten sofort packen und zu mir schleifen würde. Ich bleibe skeptisch. "Wieso auf einmal jetzt?", will ich wissen und löse mich von ihm. So leid es mir tut, aber nochmal möchte ich nicht wieder abgewiesen werden, nachdem ich einmal vom Himmel kosten durfte.
 

~Chase~

Ich sehe Seans abwartenden Blick. Er hat Angst. Angst, dass ich ihn verarschen könnte. 'Das hatte ich ja auch vor. ... In gewisser Weise.' Mir kommen Skrupel. Ich räuspere mich, um mir Zeit zu verschaffen, mir irgendetwas einfallen zu lassen, doch mein Hirn lässt mich im Stich. Da muss ich wohl alleine durch. "Nun?", höre ich Sean nochmal nachfragen.

"Ich weiß es nicht", gebe ich zu. "Ich mag dich Sean. Der Kuss war ... Unglaublich! Aber ich habe keine Ahnung, wie ich damit umgehen soll." Punkt. Aus. Feierabend. Jetzt habe ich es ihm gesagt.

"Schade", flüstert er und sieht mich traurig an.

"Schade?"

"Ich kann das nicht Chase. Ich bin 26 Jahre alt. Ich habe keine Lust mehr auf so ein hin und her. Ich brauche Gewissheit. Jemanden, der mich genauso liebt wie ich ihn. Es war ein Fehler von mir, zu denken, dass das mit uns so sein könnte. Tut mir leid. ... Lassen wir das und bleiben Freunde." Sean versucht zu lächeln, was ihm aber nicht gelingt. Noch ehe ich reagieren kann, ist er an mir vorbeigelaufen und aus dem Badezimmer verschwunden.

Und ich? Ich bleibe regungslos stehen und weiß beim besten Willen nicht, ob ich jetzt beruhigt sein soll, oder am Boden zerstört.
 

***
 

~Chase~

Unruhig wälze ich mich in meinem Bett hin und her. Immer wenn ich gerade am einschlafen bin, sehe ich Sean vor mir, spüre seine weichen Lippen und seinen geschmeidigen Körper, der sich an meinen drückt. Dann wache ich erschrocken auf und drehe mich einige Male, bis mir wieder die Augen zufallen und alles von vorn losgeht. Wann hört das endlich auf?! Seit drei Nächten habe ich kaum ein Auge zugetan. Die Nächte, die ich zuvor kaum geschlafen habe, nicht mitgerechnet. Ich drehe noch durch!

Ich knipse meine kleine Lampe an und spähe auf meinen Wecker. Noch nicht mal zehn Uhr! Trotzdem bin ich todmüde und es kommt mir vor, als sei es schon mitten in der Nacht. Vielleicht liegt es an meinem Schlafmangel, dass ich jetzt aufstehe, meine Hose schnappe und mich anziehe. Ich hoffe es zumindest, denn wie sonst sollte es sich erklären lassen, dass ich nach meinen Autoschlüssel greife und meine Wohnung verlasse? Hinaus gehe, mich in den Wagen setze und ihn anlasse? Und was viel schlimmer ist: Das ich Seans Wohnung ansteuere und mir dabei noch nicht mal viele Gedanken drüber mache? Mein müdes Hirn will doch nur schlafen und nur deshalb suche ich jetzt den Grund für meine Schlaflosigkeit auf.

So mache ich das immer. Wenn ich Stress habe, oder sonst etwas in meinem Leben schief läuft, dann verweigert mir mein Körper den Schlaf und gibt nicht eher Ruhe, bis ich alles geregelt habe. Also muss ich da jetzt durch und mit Sean reden. Nur über was? Der kleine Giftzwerg hatte mir seinen Standpunkt doch ziemlich klargemacht. Es sollte mich freuen, dass er mich auf Abstand halten will. Aber nein! Meine Libido ist immer noch hechelnd hinter ihm her und verlangt nach ihrem Recht. Das sie dabei meinen Verstand außer acht lässt, der ihr immerzu zubrüllt, dass der kleine Sean keine bloße Nummer für eine Nacht ist und es mir ziemlich an die Nieren geht, auch nur daran zu denken ihn zu verletzen, das ignoriert sie. Mein Schwanz denkt nur an eins: Seans weiche Lippen, die sich fest um ihn legen und ihn mir aus dem Hirn blasen, damit ich endlich Ruhe finde. 'Auch danach hast du keine Ruhe, du notgeiler Trottel!', schimpfe ich den 'kleinen' Kerl zwischen meinen Beinen. 'Vor lauter Schuldgefühlen werde ich dich nie wieder hochbekommen. Ist es das was du willst?' Keine Antwort, bis auf ein ungeduldiges Pochen in meinem Schritt. Das kann auch nur passieren! Mein ganzer Körper fällt gleich ins Koma, nur mein bestes Stück ist hellwach und freut sich auf das Kommende. Als ob ich ihm das durchgehen lassen würde!
 

~Sean~

Hochkonzentriert und entschlossen, mich von nichts und niemanden heute ablenken zu lassen, sitze ich schon seit heute Mittag an meiner Abschlussarbeit. Ich bin tatsächlich gut vorwärts gekommen und kontrolliere nochmal grob was ich geschrieben habe. Im Großen und Ganzen bin ich ganz zufrieden mit dem Ergebnis. 'Zeit für einen kleinen Happen', beschließe ich und nehme mir meinen Kühlschrank vor.

Gerade als ich dabei bin, mir ein Brot zu schmieren, klingelt es an meiner Tür. Ich schaue auf die Uhr. So spät Abends kann das nur einer sein. Aaron. 'Hoffentlich ist er nicht betrunken', flehe ich stumm und öffne die Tür. Kein betrunkener Aaron. Dafür aber ein noch unwillkommener Besuch. "Chase? Was machst du den hier?!" Und wie sieht er überhaupt aus? "Geht's dir gut?" Ich Trottel bin sofort besorgt um ihn.

Er schüttelt den Kopf. "Mir geht's beschissen", nuschelt er und ich habe fast schon Angst, dass er mir hier noch umkippt.

"Komm rein", fordere ich ihn deshalb notgedrungen auf und lasse ihn eintreten. Ich warte bis er sich auf meine Couch gesetzt hat und setze mich neben ihn. "Was ist den los?" Chase hat die Augen geschlossen. "Chase?"

"Sorry. Bin total KO."

"Wieso kommst du dann hier her? Penn dich doch erstmal aus." Was soll denn das? Er ist doch nicht etwa mit dem Auto gefahren in diesem Zustand?!

Chase seufzt und setzt sich auf. "Das ist es doch gerade. Ich kann nicht schlafen!", nuschelt er und schaut mich aus tiefen Augenhöhlen an.

"Solltest du da nicht besser zu einem Arzt? Ich bin noch keiner und dann auch nur für Tiere ..."

"Ich kann zu keinem Arzt!", ruft er und reibt sich die Augen. "Du bist doch schuld an allem."

"Ich bin schuld?!" Geht's noch? "Warum bin ich schuld an deiner Schlaflosigkeit?!", frage ich, wobei es mir aber langsam klar wird. Er kann wegen mir nicht schlafen. Heißt das also ...?

"Du gehst mir einfach nicht aus dem Kopf!" Ich beiße mir auf die Unterlippe. Möchte man sowas nicht von dem Mann den man begehrt hören? Sollte ich jetzt nicht in die Luft springen und Liebeslieder singen und duftende Rosenblätter auf meinem Bett verteilen, damit er mich auf Händen dorthin tragen kann?

Nein! Sollte ich nicht! Nicht, wenn es von dem Mann kommt, der Angst vor seiner Sexualität hat. "Chase, du gehst jetzt besser wieder und schläfst dich aus. Danach reden wir, okay?" Ich stehe auf und will ihn hochziehen, doch er wehrt sich dagegen.

"Das kann ich doch nicht! Nicht, bevor wir das geklärt haben!"

"Aber Chase! Ich habe dir doch schon alles gesagt!"

"Damit kann ich aber nicht leben!", ruft er und steht jetzt doch auf. "Ich mag dich Sean! Mehr als das! Ich ..." Chase verstummt, schaut mir in die Augen und dann nach unten. "Ich will dir nicht wehtun."

"Das musst du doch auch nicht", sage ich leise, aus Angst diese kleine, wunderschöne Seifenblase der Hoffnung zum zerplatzen zu bringen.

"Das werde ich aber. Ich weiß es!", jammert er und reibt mit den Fingern über seine Augen.
 

Okay. So wird das nichts! "Willst du hier schlafen?", frage ich ihn.

"Was?" Verblüfft schaut er mich an.

"Wenn du bei dir nicht schlafen kannst, dann vielleicht bei mir. Und morgen, wenn du ausgeschlafen bist und dein Hirn wieder Normalleistung hat, reden wir. Einverstanden?" Chase denkt einen Moment drüber nach und stimmt dann zu. "Dann leg dich jetzt hin. Komm. Ich zeig dir alles."

Mit Chase an der Hand gehe ich ins Schlafzimmer und verfrachte ihn in mein Bett. "Das Badezimmer ist gleich gegenüber. Schlaf gut."

"Sean?!" Was denn noch? Ich drehe mich wieder zu ihm. "Und du?"

"Was und ich?"

"Willst du nicht auch ...?" Himmel! Was denkt er sich denn nur?

"Ich nehme die Couch", erkläre ich ihm.

"Bleib doch." Oh heiliger Bananenauflauf! "Bitte Sean." Ich ringe mit mir und meinen Gefühlen. Mit dem unbedingten Wunsch jetzt einfach neben Chase zu krabbeln und der Sorge, mich damit wieder aufs Glatteis zu begeben.

"Lass mich noch schnell aufräumen. Dann komme ich." Vielleicht ist er bis dahin ja eingeschlafen.
 

~Chase~

Als Sean aus dem Schlafzimmer ist, ziehe ich mich bis aus die Unterhose aus und krabble unter die Decke. Mittlerweile weiß ich selbst nicht mehr, was richtig und was falsch ist und mache deshalb das, was mir mein Gefühl rät zu tun. Und das rät mir, Sean nicht auf der Couch übernachten zu lassen, sondern mit mir in seinem Bett, wo ich … Keine Ahnung! Nicht weiter darüber nachdenkend, wickle ich mich fester in die Bettdecke, drücke mein Gesicht ins weiche Kissen und fühle mich tatsächlich etwas besser. Ich döse sogar etwas ein und hätte fast nicht mitbekommen, wie sich Sean gerade zu mir legt. "Sean?" Ich höre, wie er innehält in seinen Bewegungen.

"Hab ich dich wieder geweckt?"

"Nein." Ich drehe mich auf die Seite, damit ich besser mit ihm reden kann. "Danke."

"Du musst mir nicht danken."

"Doch. Gerade du müsstest mich hochkant wieder rauswerfen."

"Rede nicht und schlaf jetzt endlich. ... Gute Nacht." Es wird still. Bis auf Seans leisen Atem und den Verkehr draußen auf der Straße. Eigentlich könnte ich jetzt in Ruhe einschlafen, wären da nicht noch immer meine umherirrenden Gedanken, die sich wieder unaufgefordert zwischen mich und meinem Schlaf drängen. Und weiter südlich hält jemand das hier anscheinend für die perfekte Situation um sich an Sean ranzumachen. 'Vergiss es!' Doch wie es nun mal so ist: Es ist immer die verbotene Frucht, die am süßesten schmeckt. Und Sean schmeckt ganz ausgezeichnet, wie ich mich nur zu gut erinnern kann.

Mit all meiner Willenskraft kämpfe ich das Verlangen in mir nieder und glaube schon fast zu gewinnen, da wackelt die Matratze und Sean dreht sich mit seinem Gesicht zu mir. Hat er etwa die Augen offen? "Kannst du noch immer nicht schlafen?" Ich hatte recht mit meiner Vermutung.

"Nein."

"Was beschäftigt dich so? Raus mit der Sprache."

"Wollten wir nicht morgen reden?"

"Nicht, wenn du davor immer noch kein Auge zugetan hast."

Mein Herz schlägt schneller. Sean ist mir so nah! Ich bräuchte mit meiner Hand nur ein paar Zentimeter weiter zu rutschen und ich könnte ihn berühren. "Rede schon. Keine Angst. Ich fress dich schon nicht."

Ich grinse. "Hätte ich die Befürchtung, würde ich hier jetzt nicht liegen."

"Ah. Du hältst mich also für harmlos", kichert er und wischt sich einige Strähnen aus dem Gesicht, die ihm dort hin gerutscht sind.

Halte ich Sean für harmlos? Eigentlich nicht. Er kann mir sogar gefährlicher werden, als mir lieb ist. Allein diese Erkenntnis müsste mich jetzt aus diesem Bett vertreiben, mich so schnell es geht das Weite suchen lassen, doch das tut sie nicht. Dazu bin ich viel zu müde. Stattdessen liegen mir ganz andere Dinge auf der Seele. Und sicher hätte ich die ihm auch nie gesagt, wenn mein Verstand nicht auf Sparflamme laufen würde. "Ich habe Angst Sean."

"Vor was den?"

"Vor dir." Innerlich applaudiert mein restliches Fitzelchen Hirnmasse und mein Schwanz zieht sich frustriert zurück. Wenigstens etwas ... Kann es noch schlimmer kommen?
 

~Sean~

"Vor mir?" Geschockt halte ich die Luft an. Hat er das gerade wirklich gesagt?

"Weißt du noch, was ich dir mal erzählt habe? Über meine Freundin."

"Mit der du ins Bett bist?"

"Genau die." Wieder ahne ich was kommt. Nur ob mir das auch gefallen wird? "Du gehst mir nicht aus dem Kopf. Ich dachte, wenn ich dich dazu brächte, mir einen ... Also wenn wir uns näher kommen würden, dann wäre das Thema gegessen. Danach wärst du mir egal ..."

"Ich verstehe!" In meinem Magen bildet sich ein klebriger Knoten. "Schön das du mir das alles erzählst, aber da mache ich nicht mit!" Ich raffe mich auf und verlasse das Schlafzimmer. Wie konnte ich nur so blöd sein?! Jedes Mal mache ich den selben Scheiß-Fehler! Jedes beschissene Mal! Wieso habe ich Chase überhaupt erst in meine Wohnung gelassen? Dabei war ich doch ganz stolz auf meine Entscheidung gewesen. Endlich hatte ich mal die Oberhand. Und nun habe ich mich wieder runterziehen lassen.

Ich laufe ins Wohnzimmer und will mich dort hinlegen, doch im Flur geht das Licht an und Chase kommt mir nach. "Sean! Hör mir doch noch mal zu!"

"Vergiss es Chase! Penn von mir aus hier, aber ab morgen früh will ich dich nie wieder sehen! Hast du gehört?!" Er bleibt stehen und runzelt die Stirn. Als überlege er krampfhaft nach einer Lösung. Aber da gibt es keine. Chase ist für mich gestorben. Ein für alle mal!

Doch dann setzt er sich wieder in Bewegung. Drohend funkle ich ihn an und er bleibt tatsächlich stehen. "Lass es mich erklären."

"Es hat sich aus-erklärt."

"Nein!", ruft er und ich zucke zusammen. "Verflucht Sean! Ich will dir etwas sagen was mir echt nicht leicht fällt! Also hör mir jetzt verdammt nochmal zu!" Hoppla. Ich knirsche mit den Zähnen, sage aber nichts mehr. Dann soll er eben sagen was er zu sagen hat. "Wenn wir miteinander ... also wenn wir ..."

"Vögeln?!", helfe ich ihm auf die Sprünge und verschränke die Arme vor der Brust.

"Nein! ... Ja! ... Was ich meine ist, wenn wir es täten und hinterher wären all die Gefühle weg, die ich für dich habe, dann ... Das will ich einfach nicht. Ich will nicht, dass ich dich danach anschaue und nichts mehr empfinde und dir damit noch mehr wehtue als sowieso schon."
 

Meine Beine drohen wegzuknicken. "Du hast Gefühle für mich?", krächze ich. Chase nickt, sieht aber genauso wacklig auf seinen Beinen aus wie ich. "Was für welche?"

"Das kann ich dir unmöglich erklären."

"Oh doch! Genau das wirst du jetzt tun!" Ich werde wieder zornig und trete auf Chase zu. "Sag es mir! Das habe ich verdient! Hast du eigentlich eine Ahnung, was ich wegen dir die ganze Zeit schon durchmache? Weißt du, wie das Wochenende im Park für mich war? Dich die ganzen zwei Tage so nahe bei mir zu haben? Mit dir in einem Bett zu schlafen, jede verdammte Sekunde von dir zu Träumen und jedes deiner Worte in eine Waagschale zu legen, ob du vielleicht nicht doch etwas für mich empfindest?! Und dann kommst du zu mir, küsst mich fast, machst mir damit wieder Hoffnungen, die du dann wieder völlig niedergetrampelt hast, als du mit dieser Blondine ankamst! Ich hätte mir am liebsten wieder eine gescheuert für meine voreiligen Schlüsse, für meine bescheuerten Hoffnungen und war erneut dabei dich abzuschreiben. Doch dann plappert Peter aus, dass du wahrscheinlich doch schwul bist und alles fing von vorn ..." Ich halte mir die Hand vor den Mund. Jetzt habe ich zu viel gesagt.

"Peter hat was?" Was habe ich den da wieder angerichtet?!

"Er sagte nur, dass er mit dir geredet hatte und ..."

"Nein! Du hast gerade gesagt, Peter meinte das ich schwul sei."

"Er sagte vielleicht! Nicht, dass du es bist. Oder Bi! ... Ist doch auch egal! ..."

"Ist es nicht! ICH BIN NICHT SCHWUL!" Chase braust richtig auf und dreht sich von mir weg. So langsam kapiere ich hier gar nichts mehr!

Ich laufe ihm nach, will ihm in die Augen schauen. "Chase! Dein bester Freund ist schwul. Wieso machst du so ein Drama draus?"

Chase bleibt stehen, dreht sich zu mir und funkelt mich wütend an. "WEIL ICH MICH NICHT FICKEN LASSE!", brüllt er und mir bleibt die Spucke weg.

Anscheinend merkt er selbst was er da gerade gesagt hat, den er wird noch blasser um die Nase als er es vorher schon war. Am liebsten würde ich was sagen, kann es aber nicht. Was soll man dazu schon sagen? Glaubt er etwa wirklich, dass schwuler Sex nur daraus besteht? Sich ficken zu lassen?

"Ich muss gehen", meint er wirsch und flüchtet ins Schlafzimmer zurück, wo er sich anzieht.

Ich bleibe im Wohnzimmer zurück und starre auf meinen Fußboden. Ich sollte zu ihm gehen, etwas sagen, wie: Niemand zwingt dich dazu, den Hintern hinzuhalten. Ich sollte ihm erklären, dass sich Sex doch nicht nur darum dreht, wer die Oberhand hat. Aber ich tue es nicht. Ich bleibe still auf der Stelle stehen und warte ab, bis Chase meine Wohnung verlassen hat. Erst dann setze ich mich auf meine Couch und greife zum Telefonhörer. "Sorry das ich noch so spät störe, aber ... Kannst du kommen? Du hattest recht, was Chase betrifft."
 

******
 

Und schon wieder ein kleiner Cliff. Tut mir soooo sorry *fg*

Aber ihr dürft euch schon mal aufs nächste Kapitel freuen. Denn da ... Nöööö, ich verrate es nicht! ;-)

Bis dahin: Gehabt euch wohl. Bis die Tage. ^_-



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  emina
2014-05-21T08:21:20+00:00 21.05.2014 10:21
gemein echt du bist so gemein ^__~

aber es war soooo Spanend was kommt jetzt, was kommt jetzt aaa, und es hört nicht auf Spanend zu sein ich freue mich auf mehr ^^

ich drücke Chase ganz doll, er hat so viel angst, mein armes baby
Von:  hiromi87
2014-05-20T16:17:20+00:00 20.05.2014 18:17
uh...wie toll...ich bin echt hin und weg...und der Cliff Hänger ist für mich okay...
Ich denke er hat Aaron angerufen. Denn er ist es ja, der Sean als erstes auf Chase
vermeintlichen Gefühle aufmerksam gemacht hat.
Ja. Ja. das ewige wer ist hier der Mann spiel. Ist Sean an sich eher der Passive oder
doch Aktive???? Ô.o Oder wechseln sich deine Charas dabei ab!!!!
Klein sein heißt ja nicht immer auch das "Mädchen" sein zu wollen ^^


Antwort von:  Fara_ThoRn
21.05.2014 06:03
*grins*
Chase bleibt erstmal die 'Jungfer im Grünen'. Jedenfalls in dieser Story hier. Doch ich habe noch großes mit ihm vor! *muhahahaa!*
(Irgendwie bin ich heute gehässig ...)


Zurück