Zum Inhalt der Seite

Die Generation des Sechsten Hokage

Schatten über Konoha
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Sensei

„...ko!“
 

Im Halbschlaf nahm Taeko die Stimme ihrer Mutter wahr, die sie von irgendwoher rief. Sie war noch nicht wach genug, um zu reagieren, doch sie konnte bereits den weichen Stoffbezugs ihres Kissens an der Wange spüren und die Wärme ihrer Bettdecke, die ihre eigene Körperwärme auf sie zurückreflektierte.
 

„Taeko!“
 

Widerstrebend ließ sich Taeko aus ihrem Dämmerzustand zwischen Wachsein und Schlafen holen. Sie war am Abend zuvor noch lange wachgeblieben und hatte gelesen, was sie nun bereute. Heute stand die „Generalprobe“ für den zweiten Teil der Prüfungen an.
 

„Bin wach, bin wach.“ murmelte Taeko und zog sich die Decke über den Kopf. Wenn sie darüber nachdachte, dass sie übermorgen schon mit Rei und Keiko im Wald des Todes sein würde, wollte sie am liebsten gar nicht mehr aus ihren Bett krabbeln.
 

Schließlich schaffte sie es, sich dazu zu überreden, ihr warmes, sicheres Bett zu verlassen.
 

Mineko war bereits wieder rausgegangen und hatte wohl beschlossen, dass Taeko alt genug war, um eigenständig aufzustehen.

So richtig wach wurde Taeko allerdings erst unter der Dusche.
 

Sie duschte immer heiß. Kaltes Wasser konnte sie um halb sechs in der Frühe noch nicht ertragen und sie liebte es, wenn der Wasserdampf das kleine Badezimmer füllte, sodass der ganze Raum weiß wurde.

Meistens blieb Taeko so lange unter dem heißen Wasser stehen, bis ihre Haut sich rötlich färbte.
 

Doch heute konnte sie sich das nicht erlauben. Sie hatte pünktlich beim Training zu sein, deshalb war sie auch eine halbe Stunde früher als sonst aufgestanden.

Abermals musste sie sich zwingen, einen angenehmen, warmen Ort zu verlassen.
 

Nachdem sie sich die Zähne geputzt hatte, griff sie nach der dritten Zahnbürste im Raum und begann halbherzig, mit der linken Hand die Zähne in ihrer rechten zu schrubben. Natürlich verstand sie, dass sie ihren zweiten Mund reinigen musste, wenn sie ihn benutzt hatte, Lehmkrümel in der Hand sahen einfach nicht schön aus, doch Mineko bestand darauf, dass sie ihre Hand genauso pflegte, wie ihre „richtigen“ Zähne.
 

Taeko kam sich unglaublich dämlich dabei vor, aber im Badezimmer sah sie ohnehin niemand, als musste sie deshalb keinen Streit mit ihrer Mutter riskieren.
 

Sie spülte ihre Hand aus und trocknete sie ab, dann ließ sie das große Badetuch fallen, das sie sich um den Körper gewickelt hatte und zog sich an.
 

Sie trug ein einfaches, blaues T-Shirt. Das einzig Besondere daran war, dass Mineko es mit einem Namensaufnäher am Rücken versehen hatte. Der war allerdings auch blau und befand sich recht weit oben im Nacken, sodass Taekos kurzes Haar ihn noch verdeckte.

Dazu trug sie knielange, schwarze Leggins, komplett mit Gürteltasche und Shuriken-Holster am Bein. Nichts besonders Elegantes, aber ihr Outfit erfüllt seinen Zweck.
 

Nachdem sie sich die Haare geföhnt hatte, trat Taeko wieder vor den Spiegel, schob ihren Seitenpony fort und steckte die Haare mit Klammern fest, damit sie sie sich schminken konnte, ohne dass ihr Pony ihr in die Quere kam.

Sie war ein fünfzehn Jahre altes Mädchen, ein wenig Make-Up wollte sie durchaus tragen, um kleine Rötungen, Pubertäts-Akne und andere Imperfektionen an ihrer Haut zu verstecken. Mehr als Puder hätte Mineko ihr auch noch nicht erlaubt.
 

Als sie fertig war, löste sie die Klammern und ließ ihren Pony einfach wieder an seinen Platz fallen.

Das war, abgesehen von ihren blauen Augen vielleicht das Einzige, was sie noch als Tochter ihres Vaters auswies. Da man einen Haarschnitt allerdings nicht erben konnte, führte Taeko das auf ihre Erziehung zurück. Mineko hatte ihr immer glauben gemacht, sie hätte das perfekte Gesicht für einen Seitenpony und ein junges Mädchen wie sie glaubte ihrer Mutter das natürlich.
 

Sie öffnete eine Schublade unter dem Waschbecken und holte eine Packung Bandagen heraus, wickelte eine davon um ihre rechte Hand und fixierte die Bandage mit einer kleinen Stecknadel.
 

Zufrieden betrachtete sie ihr Werk im Spiegel, ehe sie sich zu ihrer Mutter an den Frühstückstisch gesellte.

Taeko aß wenig, da ihr beim Training manchmal übel würde, wenn sie vorher zu viel gegessen hatte.
 

„Bin weg!“ rief sie von der Tür aus, nachdem sie in ihre Ninja-Sandalen geschlüpft war und hörte nur noch ein „Viel Spaß, sei brav!“ aus der Küche, ehe die Haustür hinter ihr ins Schloss fiel.
 

Taeko lief mit mittlerem Tempo die Straße entlang, hielt kurz bei einem Geschäft und kaufte eine handvoll Bonbons und wie jeden Morgen verabschiedete die ältere Dame, der dieser Laden gehörte, Taeko mit einem „Viel Spaß, Taeko-chan“.
 

Der nächste Halt war der Haruno-Haushalt, in dem Keiko, Nanaki, deren Eltern und Großeltern mütterlicherseits lebten. Taeko holte die Beiden jeden Morgen ab, drückte Nanaki die zuvor gekauften Süßigkeiten in die Hand und plauderte mit Keiko über Belangloses.
 

Zu dritt erreichten sie die Hokage-Villa, an deren Einga bereits Rei und Minato warteten. Minato und Nanaki verabschiedeten sich und liefen weiter, um Izune zu treffen, während das nun vollständige Team 16 auf ihren Teamleiter wartete.
 

Shiroe Inuzuka ließ wie immer, nicht lang auf sich warten, grüßte seine Schützlinge und führte sie dann an den Rand eines Waldstücks außerhalb des Dorfes, das ihnen als Trainingsort diente.
 

Zwei Stunden lang quälten sich die drei angehenden Kunoichi durch einen Wechsel aus Ausdauer- und Krafttraining, bis Shiroe gnädig die erste Pause ankündigte.
 

Keiko und Rei hatten ihre Sandalen ausgezogen und ließen die nackten Füße im nahegelegenen Teich abkühlen, während Shiroe Bentos verteilte.

Taeko war abseits geblieben, denn das Training hatte sie wieder an Aki denken lassen und ihre Sorge war zurückgekehrt. Allein saß sie im Schatten eines Baumes und drehte gedankenverloren ihre Wasserflasche in der Hand.
 

„Taeko, ist alles okay?“ erkundigte sich Shiroe, den Taeko gar nicht hatte kommen sehen.

Sie sah auf und nickte halbherzig, entschied sich allerdings sofort wieder um.

„Shiroe-sensei, kann ich dir was anvertrauen?“ fragte sie und sah die Gesichtszüge ihres Lehrers weich werden.
 

„Sicher.“ antwortete er und setzte sich zu ihr. „Du kannst mir alles erzählen, das weißt du doch.“

Sie nickte langsam.

„Ich weiß. Aber es ist ein bisschen schwierig und ich komme mir auch total dumm dabei vor, deshalb...“ Sie brach ab und nahm einen Schluck aus der Flasche, mehr um die Pause zu füllen, als tatsächlich um Flüssigkeit aufzunehmen.
 

„Immer raus damit.“ meinte Shiroe geduldig und wartete, bis Taeko die Flasche wieder zugeschraubt und neben sich auf den Boden gestellt hatte.

Sie spielte unruhig an der Bandage herum, die sie an der rechten Hand trug, während sie weitersprach.

„Ich habe gestern, nach der Prüfung jemanden getroffen.“ begann sie. „Sie hieß Aki, Aki Takayama. Am Anfang war alles noch okay und ganz normal aber, na ja, sie hat mich bedroht.“

„Bedroht?“ wiederholte Shiroe und klang dabei leicht alarmiert.

„Ja, nicht direkt... aber sie hat gesagt, dass sie mich und die ganzen anderen im Wald des Todes umbringen wird, weil wir den Frieden nicht verdienen, oder so. Ich hab nicht ganz verstanden, was sie damit meint, aber es macht mir Angst, vor allem, weil sie noch meinte, sie wäre die Tochter von irgendeinem Itachi, den aber keiner kennt und... ach, ich weiß, das hört sich total dumm an.“ Taeko ließ den Kopf hängen. „Tut mir leid.“
 

Shiroe schüttelte den Kopf.

„Nein, tut es nicht. Ich weiß, wer Itachi ist, wenn es der Itachi ist, von dem ich denke, dass er es ist.“ entgegnete Shiroe und dämpfte Taekos aufflammende Neugier sofort wieder. „Ich darf es dir aber nicht sagen. Das ist eine Angelegenheit, mit der ihr Kinder nichts zutun haben solltet. Ich kann aber für dich herausfinden, ob sie die Wahrheit sagt.“
 

„Wirklich?“ freute sich Taeko und hörte endlich auf, an ihrer Bandage zu spielen. „Wir wollten Rei ins Archiv schicken, aber...“

„Das ist keine gute Idee.“ unterbrach Shiroe sie.

„Ich weiß, dachte ich nämlich auch.“ stimmte Taeko zu.
 

Shiroe lächelte und legte ihre die Hand auf die Schulter.

„Keine Sorge, ich sehe schon zu, dass keinem meiner Schützlinge etwas passiert. Diese Takayama wird euch nichts tun, solange ich da bin.“ versprach er. „Hast du deiner Mutter davon erzählt?“
 

Taeko schüttelte den Kopf.

„Sie würde sich nur noch mehr Sorgen um mich machen, als sie ohnehin schon tut.“ meinte sie. „Sensei, du bist doch vor ein paar Wochen mit ihr ausgegangen, oder? Sie hat mir nichts erzählt und ich bin noch nicht dazu gekommen, dich zu fragen. Ist mir grade erst wieder eingefallen.“
 

Er lachte verlegen.

„Oh, das...“ antwortete er. „Ja, es.... lief nicht so gut, wie ich gehofft hatte. Danke nochmal, dass du sie überredet hast.“

Entäuscht lehnte sich Taeko an den Baumstamm zurück.

„Sie hat dich abblitzen lassen?“ fragte sie entrüstet. „Wieso denn das, ich verstehe das gar nicht, mir hat sie gesagt, dass sie dich mag!“

„Taeko, das ist leider nicht so einfach, wie du es dir vorstellst. Wir Erwachsenen sind furchtbar kompliziert.“ entgegnete er. „Deine Mutter ist eine wundervolle Frau, aber sie ist bis heute nicht über deinen Vater hinweg. Ich könnte ihn niemals für sie ersetzen und das habe ich begriffen. Keine Sorge, sie hat mir nicht das Herz gebrochen, da musst du dir keine Sorgen machen.“
 

Shiroe zwinkerte ihr kurz zu, was Taeko wieder lächeln ließ. Sie hatte in ihrem Sensei schon immer die Vaterfigur gesehen, die sie nie haben durfte, deshalb hatte sie aktiv mitgeholfen, ihre Mutter mit ihm zu verkuppeln, sobald sie bemerkt hatte, dass sich Shiroe für Mineko interessierte.

Ihre kindlich-naive Fantasie hatte sich schon in den schönsten Farben ausgemalt, wie es wäre, wenn Mineko ihn heiraten würde, doch nun musste Taeko einsehen, dass ihre Mutter wohl niemals wieder jemanden so lieben könnte, wie Deidara.
 

„Trotzdem schade.“ murmelte sie.

„Natürlich ist das schade, aber da kann man nichts machen.“ stimmte Shiroe zu. „Aber weißt du, es gibt drei Dinge, die du in deinem Leben brauchst – die Kraft, Dinge zu ändern, die du ändern kannst, die Gelassenheit, Dinge zu akzeptieren, die du nicht ändern kannst und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. Ich bin ziemlich gelassen, weißt du.“
 

Taeko seufzte nur und nickte.
 

Am Abend beschloss Taeko, dass Keiko bei ihr übernachten würde. Das taten die Freundinnen von Zeit zu Zeit und Mineko freute sich immer, wenn Taeko jemandem mit heimbrachte.
 

Keiko saß bereits im Pyjama im Wohnzimmer und plauderte mit Mineko, während Taeko mit geschlossenen Augen in der Badewanne lag. Ihr Haar hatte sie hochgebunden, damit sie es nicht noch einmal föhnen musste.
 

Sie fühlte sich sicherer mit Shiroes Versprechen, sie und ihre Freunde vor Aki zu schützen und deren Identität aufzudecken. Sie hatten vereinbart, die Informationen morgen früh auszutauschen, weshalb Taeko heute schon früher schlafen ging – ganz einfach, damit der nächste Morgen schneller käme.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Chicha
2014-05-31T17:22:57+00:00 31.05.2014 19:22
Nochmal einen wunderschönen guten Abend :)

Dieses Kapitel gibt einen genaueren Einblick in Taekos Beziehungswelt, insbesondere in ihren Wunsch nach einer Vaterfigur. Shiroe finde ich weitestgehend sehr authentisch, nur die große Offenheit seiner eigenen Gefühlswelt gegenüber Taeko weicht etwas vom Originalcharakter ab, obwohl man das als Zeichen für eine starke Bindung zwischen den beiden deuten kann.
Schön finde auch, dass du mehr Details in die Geschichte einbindest und wesentlich mehr Beschreibungen lieferst. Beispielsweise wo du Taekos Nervösität durch das Zuschrauben der Flasche ausdrückst oder auch die Beschreibung von Taekos Klamotten mit dem Namensaufnäher, den ich als Zeichen für das Nicht-Verloren-Gehen deuten würde.
Die vielen Absätzen allerdings haben meinen Lesefluss gestört. Weniger ist manchmal mehr. Einige kleine Fehler haben sich auch eingeschlichen: >Taeko kam sich unglaublich dämlich dabei vor, aber im Badezimmer sah sie ohnehin niemand, als musste sie deshalb keinen Streit mit ihrer Mutter riskieren.< Man kann sie aber zum Großteil auf das Vergessen eines Buchstabens zurückführen, weshalb die meisten gar nicht weiter auffallen.
Das von Shinoe eingebaute Zitat finde ich auch sehr schön, weil es sich als gute Grundlage für den sich anbahnenden Konflikt herausstellen könnte.

Liebe Grüße Chicha
Antwort von:  Flower-chan
04.06.2014 23:16
Bei dem Zuschrauben habe ich allerdings an dich gedacht und deine Kritik zum Thema Gestik/Mimik.
(Dazu möchte ich noch anmerken, dass ich selbst Asperger-Autistin bin, deshalb kaum Mimik habe und bei meinen Mitmenschen auch kaum bis gar nicht lesen kann. Wenn ich also darüber schreibe, fällt es mir sehr schwer, das nicht plump und gestellt wirken zu lassen)

Das Zitat habe ich übrigens aus meinem eigenen Leben gegriffen - stammt von meiner Großmutter ;)
Von:  fahnm
2014-05-04T21:47:08+00:00 04.05.2014 23:47
Die Story ist Hammer mäßig
Antwort von:  Flower-chan
05.05.2014 14:05
Danke <3 Kapitel 5 wartet noch auf Freischaltung und Kapitel 6 ist in Arbeit ^_^


Zurück