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Kesh Hubermann - Kultkrieg

von

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Alte Freunde, Rückblende

Als ich am nächsten Morgen in den Hauptraum trat, saß Lyn immer noch auf dem Stuhl. Er sah mich an.

„Und, was sitzen sie noch hier Pilot?“

„Ich hab nachgedacht.“, ich sah ihn an. Das Lyn mal eine Nacht lang nachgedacht hatte war mir neu. Was kam sollte mich mehr überraschen.

„Ich habe aus meinem Hass ihnen gegenüber keinen Hehl gemacht. Ich wollte nur richtig stellen warum, vor allem nachdem ich das hier gesehen habe. Ich habe sie nicht gehasst für das was sie tun, sondern für das was sie verkörpern. Wir fürchten das was wir nicht kennen, zu Recht. Wir fürchten was anders ist, wir fürchten das was uns daran erinnert was hinter dem Schleier liegt. Denn letztendlich ist nichts sicher, nicht mal diese Makropole. Thron, schon Morgen könnte sie in den Händen des Chaos sein. Ich hasse sie daher nicht für das was sie machen, sondern für das woran sie mich erinnern, das was jeder Mutant sein kann. Und ich schwöre beim Imperator, wenn ich je erkenne, dass sie dem Verderben anheimfallen, dann werde ich sie beseitigen.“, es entstand eine Pause, um ehrlich zu sein, mir war unwohl. Ich tat das einzige was mir richtig erschien, ich reichte ihm die Hand.

„Wir haben noch eine Aufgabe zu erfüllen und ich weiß wo wir anfangen können. Tatsächlich könnte noch ein alter Freund von mir hier unten leben.“ Lyn sah mich skeptisch an.

„Mit Verlaub, Frau Inquisitorin, sie haben diesen Ort vor knapp 50 Jahren verlassen, ich glaube nicht, dass irgendwer der uns helfen kann, so lange hier leben könnte.“

Lyn kannte die Slums wirklich nicht.

„Doch, es gibt einen dem ich genau das zutraue.“

„Bestimmt irgendeine Missgeburt“

„Genaugenommen sollten sie ihn mögen.“, ich lächelte sogar wieder.

Pater Mainhard war ein alter Freund von mir, eigentlich ist er der Grund warum ich noch hier bin. Dazu später etwas mehr. Wir fuhren also mit dem alten Schweber durch die Slums, immer dem Kern entgegen. Mir war mulmig aber ich freute mich auch meinen Adoptivvater wieder zu treffen, ich hatte 20 schreckliche Jahre hier verbracht, aber immerhin habe ich 20 Jahre verbracht. Diesen Umstand hatte ich alleine dem Pater zu verdanken, ich glaub ich muss erklären was es damit auf sich hat und das ohne einen alleinstehenden Bericht zu verfassen. Bitte lesen sie dazu Bericht 287 von Hoolsten Hubermann, ich werde nur die Eckpunkte die relevant sind zusammenfassen, weiterhin verzichte ich darauf hier die Kirche genauer zu beschreiben. Sie werden die Pläne sicher in den gesicherten Kopien der Arbites Archive finden. Es ist ziemlich genau das, was ich auch Lyn erzählte.

Vor knapp 50 Jahren jagte Hoolsten Hubermann einen Chaoshexer der Beta Klasse, er vermutete, dass sich jener Hexer auf Havene verstecken würde und folgte ihm hier her. Nachdem er zuerst einige Bewohner der oberen Ebenen verdächtigt hatte zu paktieren, tatsächlich kam es zu knapp 50 Exekutionen aufgrund von Kultpraktiken, erreichten ihn Gerüchte, dass ein älterer Mann sich in die Slum begeben hatte und nun die alte imperiale Kirche wieder aufbaute. Hoolsten war wohl der Meinung, dass es schon sehr auffällig wäre aber dennoch zu offensichtlich, vielleicht. Aber die Ketzer und Hexer waren schon immer für die Ein oder andere Überraschung gut und wir sind die Inquisition, man erwartet uns immer da wo wir nicht auftauchen. Wir tauchen immer da auf wo man uns nicht erwartet, ich denke mal, Hoolsten erwartete nicht, dass sie erwarteten, dass er in einem solchen Gebäude auftauchen würde. Ich muss sagen, ich habe Hoolsten immer sehr für seinen Scharfsinn und Intuition geschätzt, doch das was dann passierte, wie er Mainhard kennenlernte, kann nur Glück oder Vorhersehung gewesen sein, letztendlich sollte es auch meine Laufbahn entscheidend formen. Ich weiß noch recht genau was an jenem Tag geschah, ich hatte wieder Kirchendienst und war gerade dabei die Bänke zu putzen, um mich dann dem Altar zu widmen, als die Tür aufgestoßen wurde und eine Gruppe die Kirche betrat. Zwei Männer in leichter Panzerung und eine Frau mit einer Laserpistole in der Hand. Ihnen folgte Hoolsten. Bevor ich wusste was eigentlich geschah richteten sich drei Waffen auf mich und der Mann fragte mich, was ich in der Kirche täte. Meine Antwort war irgendwie dumm, putzen. Mehr kam nicht. Die Frau drehte sich zum Anführer.

„Ein Mutant putz unsere Kirchen?“, sie sah mich an, dann kam sie näher. Ein paar Schritte und blieb stehen.

„Sie ist eine Unberührbare, glaube ich.“, die Frau blieb stehen und musterte mich.

„Mutant und unberührbar. Irgendwie habe ich Mitleid.“

„Komm zurück Alex, sie hat dir nichts getan.“, Hoolsten wandte sich an mich.

„Sag mir, wo ist der Pater? Ich muss ihn.“, er stockte kurz. „Ich muss ihn sprechen.“

Hinter mir öffnete sich die Tür linksseitig vom Altar. Zuerst trat Mara heraus, gefolgt von Pater Mainhard.

Mainhards stimme donnerte geradezu durch die Halle, ich glaube ich nässte mich ein, ich weiß es nicht mehr. Man muss sich das mal vorstellen, in der Kirche steht man zwischen einem Inquisitor und seinem Trupp, sowie einem gedämpften beta Psyoniker. Ich will denjenigen sehen, der sich nicht einnässt ohne Ausbildung. Verdammt, selbst durch meine unberühbarkeit spürte ich die Entladung in seiner Stimme.

„Waffen, in meiner Kirche, runter damit.“, Mainhard stand Hoolsten gegenüber, Mara war hinter dem Altar in Deckung gegangen. Hoolstens Begleiter ließen ihre Waffen fallen, nur er selber schien absolut unbeeindruckt.

„Mein Name ist Hoolsten Grubermann, Inquisitor des Ordo Hereticus. Ich suche Antworten.“

Mainhard senkte seine Stimme. „Ihr kommt mit gezogenen Waffen hier hinein? Ihr sucht Antworten?“

„Ich suche einen Kult und einen Psyoniker, ihr seid der einzige, den ich bisher fand.“

„Ihr glaubt wirklich, ich sei dieser Kultführer?“

„Ja.“

„Nun gut.“ Mainhard griff nach dem Kranz um seinen Kopf. „Mara komm bitte her.“

Mara stand auf und ging zu Mainhard, er berührte den Kranz und die kleine Signallampe an seiner Stirn wurde grün.

„Ich habe meinen Dämpfer aktiviert und meine Unberührbare neben mir, vertraut ihr mir?“, Hoolsten zögerte Kurz.

„Nein, aber ich werde euch anhören.“

„Gut, Mara, bitte bring Kesh raus, sie brauch neue Kleidung.“

„Der Mutant bleibt hier, es wird Gegenstand der Untersuchung und Anklage.“

„Nein Inquisitor, dies ist meine Kirche, sie suchte hier Schutz, sie wird ihn bekommen.“

„Sie ist ein Mutant, sie hat hier nichts verloren.“

„Sie hat hier mehr verloren als die meisten anderen.“

„Alleine dies ist eine Anklage Wert, Pater Mainhard. Sie paktieren mit Mutanten, wer sagt mir das sie nicht noch dunklere Geheimnisse haben?“

„Ich sage ihnen das, vor meinem Altar.“

„Ihr Wort ist nichts Wert, Pater.“

„Die ist meine Kirche. Dies ist mein Refugium, diese ist Gebiet der Ekklesiarchie.“

„Sie wagen es, sie wagen es sich auf die Ekklesiarchie zu berufen!“, Hoolsten wurde lauter. „Das ist Ketzerei.“

Pater Mainhard baute sich auf, Mara wich nicht einen Zentimeter von seiner Seite, aber ich glaube selbst Hoolsten spürte dennoch etwas.

„Ich bin Pater Mainhard, dies ist meine Kirche, ich bin hier, weil es die Ekklesiarchie so will. Dies ist mein Refugium und sie dringen hier ein und drohen mir?“, Mara nahm mich bei der Hand und führte mich aus dem Raum. Pater Mainhard fasste sich an die Stirn, die Lampe wurde rot.

„Das wagen sie nicht Pater.“, Hoolsten erhob seine Automatikpistole und schoss. Keine der Kugeln erreichte den Pater nicht, sie verdampften. Mainhard schritt voran.

„Sie schießen, in meiner Kirche!“, Ich konnte mich nicht bewegen, Eis bildete sich auf den Wänden und es stank nach Ozon, Pater Mainhard ging auf Hoolsten zu, dieser wich nicht einen Schritt zurück.

„Ich weiche nicht vor Ketzern zurück.“, er schoss.

Doch die Waffe wurde ihm aus der Hand geprellt, die am Boden liegenden Waffen schmolzen, Hoolsten hatte in dem Moment wohl schon seinen Frieden gemacht. Trotzig reckte er Mainhard sein Kinn entgegen.

„Es kommen andere.“

Mainhard lächelte ihn an, „Es ging mir nur um die Waffen, Mara, Kesh, kommt her.“

Ich rannte fast zu ihm, auch wenn mir langsam klamm an den Beinen wurde.

„Jetzt haben wir beide unsere Positionen klar gemacht. Aber dies ist meine Kirche, ich lasse ihnen gerne durch meine Messdienerin Kesh hier meine offiziellen Dokumente bringen.“, Hoolsten sah ihn an, zu unseren Füßen regten sich langsam wieder seine Begleiter.

„Ja, das sollten sie. Und dann erklären sie mir genau warum ich vorfinde, was ich vorfinde.“, Hoolsten entspannte sich leicht.

„Wenn wir es mit offiziellen Dokumenten zu tun haben, dann sollte das den Verdacht zumindest etwas beiseite räumen. Also, beeilen sie sich.“ Mainhard sah mich an: „Also Kesh, hol bitte die Unterlagen aus meinem Büro.“

Völlig überrumpelt stotterte ich nur etwas und rannte los um die Dokumente zu holen. Etwas später hatte ich eine gesamte Akte zur Hand, so wie ein offizielles Dokument und ein Sigel.

„Herr Inquisitor, hier sind die Akten, das Sigel sollte ihnen Zugriff auf die Daten geben.“ Hoolsten nahm die Sachen entgegen.

„Ich komme Morgen wieder, dann sehen wir weiter. Überlegen sie sich.“, er zeigte auf mich. „Warum ich das da hier vorfinde.“

Die Gruppe sammelte sich und verließ das Gebäude, ich blieb mit dem Pater und Mara in der Kirche stehen. Nachdem die Tür hinter ihnen ins Schloss viel wendete ich mich an Pater Mainhard. „Aber Morgen, Morgen ist doch Messe! So wie der Sprach wird ihm sicher nicht gefallen was er sehen wird.“ Mir war bange, ich hatte noch nie so viel Angst. Nicht mal als ich den Nurgle Kult aushob, und beim Thron, das war furchteinflößend.

Am Abend schlief ich unruhig, wälzte mich immer hin und her in jener Nacht. Mir glitten Bilder vor Augen vorbei. Brennende Scheiterhaufen, und ich sah mich auf einen von jenen, ich frage immer wieder warum, warum war ich hier oben? Was hatte ich getan? Nur, weil ich das Pech hatte in dieser giftverseuchten Hölle geboren zu sein? Nur deshalb? Schreiend erwachte ich. Es war dunkel um mich herum, die Fensterläden waren noch geschlossen, nur am Ende meines Bettes konnte ich drei Gestallten erkennen. Die eine strömte ein schweres Parfüm aus, die andere stank nach Verwesung. Zwischen ihnen sah ich nur eine kleine rote Lampe leuchten, ich fixierte sie. Aus der Dunkelheit schälten sich Siluetten. Zuerst sprach die Figur links, jene mit dem schweren Parfümgeruch.

„Kleine Kesh, hör mir zu, ich mach dir nur ein Angebot. Komm mit mir, Heute, wir machen diese Welt zu einem Freudenhaus, ein nie enden wollendes Fest! Jeder und jede, jedes wird zufrieden sein, jeder wird sich Tag ein Tag aus in Ekstase suhlen.“

Nun wandte sich der nach Verwesung riechende an mich.

„Kleine Kesh, hör mir zu, ich mach dir nur ein Angebot. Komm mit mir, Heute, wir machen diese Welt zu dem was sie wirklich ist. Du siehst es, du atmest es, du bist aus ihm hervorgegangen und nun sitzt du hier wie ein weißes Leinen, eines welches nur darauf wartet genutzt zu werden. Komm mit mir und wir machen diese Welt zu dem was sie wirklich ist.“

Die Figur in der Mitte versuchte zu sprechen, es kam kein Ton heraus. Die Figuren außen lächelten hämisch. Ich verharrte und betrachtete die Figur in der Mitte, sie sah traurig aus, sie sagte mir etwas, doch ich konnte nicht hören.

„Nein“, es kam leise und zaghaft, „Nein“, lauter immer lauter, ich wollte schreiben, nein, mehr war nicht da. Ablehnung, Hass, nichts anderes. Ich schrie, trat um mich und brüllte. Die Figur mit dem schweren Parfüm wollte nach mir greifen, aber sie wurde festgehalten oder sie konnte nicht näher kommen.

„Wir sehen uns.“, die Figur mit dem Verwesungsgeruch setzte den Satz fort, „Du kannst nur einen bekommen.“

Meine Welt explodierte in Licht, die Schemen zerplatzen wie Schatten im Scheinwerferlicht. Nichts blieb von ihnen, ich nahm nur ein zufriedenes Seufzen wahr, verkrampft lag ich im Bett. Ich nahm nur wahr wie sich ein Schatten über mich beugte, ich griff zu und zog mich an ihn ran, hielt ihn fest und weinte. Heute muss ich immer ein bisschen lachen, das sollte man sich mal vorstellen! Ein Twist greift sich an einem Imquisitor fest um Schutz zu suchen und weint . Nur dieser bringt es nicht über sich es von sich zu stoßen, ha! Wer sagt denn das wir alle das sind was man erzählt? Ich glaube es sind diese Kleinigkeiten die uns stark machen, die uns gegen jeden Schrecken wappnen den uns das Chaos entgegen schleudern kann, beim Thron klingt das nach billiger Oberschichtliteratur, wir sind Menschen, wir können mit anderen fühlen. An jenem Abend entschied sich wohl, dass Hoolsten Grubermann einen Mutanten in seine Dienste nahm, er hielt mich sogar eine Zeit lang fest. Erst dann legte er mich behutsam zurück.

„Vielleicht habe ich mich geirrt, vielleicht bin ich hier um etwas zu sehen was ich sonst nicht sehe.“ Er setzte sich auf die Bettkante und legte eine Hand auf meinen Kopf.

„Ich weiß was du gesehen hast und ich habe dich gehört. Man lehrt uns, dass der Mutant dem Ketzer gleich ist, dass es sich nicht ausschließt.“, er drehte mein Gesicht zu seinem, schleierhaft konnte ich ihn erkennen.

„Vielleicht schließt es sich doch aus, komm. Wir haben viel zu besprechen.“

Er half mir auf, stütze mich. Wobei, wenn ich darüber nachdenke. Ich weiß nicht warum er an dem Abend da war, wer hatte ihn hingebracht? Eine der Dinge die ich nie erfahren habe. Leider liegt mir die Zeit auch nicht wirklich gut in Gedächtnis. Zur Mittagszeit schliff er mich in die Kirche. Sie war gefüllt, nicht prall aber gut besucht, zur Andacht des letzten Wochentages. Pater Mainhard erschrak und brach sogar seine Predigt ab, er rannte zu uns.

„Inquisitor!“, ein Raunen ging durch die Menge, Menschen, Mutanten.

„Pater, hören sie mich an.“, Hoolsten hob beschwichtigend die Hand.

„Vielleicht habe ich nicht klar gesehen, vielleicht hat mir der Imperator heute die Augen geöffnet. Bitte fahren sie fort.“ Mainhard war kurz unschlüssig, lächelte dann aber und ging zum Podest zurück. Ich möchte sagen, dass ich nicht einen Moment an der Loyalität des Paters zweifelte oder gar zweifle, nein ich sah selten einen ergebeneren Diener, aber seine Worte waren merkwürdig, ich versuche es wieder zu geben.

„Es sind die Schatten die uns locken, die uns versprechen, doch sind wir nicht alleine. Wer genauer schaut und der, der noch nicht verdorben ist, der wird einen dritten Schatten sehen, der wird sehen was er sehen soll.“

Ich glaube der Pater wusste was an jedem Tag passierte.

Lyn sah mich an. „Du hast aber ganz schön wenig Details im Kopf, Frau Inquisitorin.“

„Nein Lyn, ich habe nur das wichtigste erzählt.“, er sah mich noch kurz an, öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Irgendwie musste ich an einen Fisch denken der nach Luft schnappt, anscheinend überlegte er es sich anders.



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