Zum Inhalt der Seite

Das Rotkäppchen-Experiment

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Schlechtes Karma

7

¨¯¯¨˜“ª¤.¸°¸.¤ª“˜¨¨¯¯¨

Schlechtes Karma


 

Mein Schlaf ist tief und traumlos, was nach den Ereignissen der letzten Tage fast schon an ein Wunder grenzt. Mein Bewusstsein verankert sich immer mehr im Hier und Jetzt, doch ich halte die Augen weiterhin geschlossen, ziehe meine Bettdecke noch ein Stück höher und versuche das Tageslicht, welches durch meine geschlossenen Lider dringt, zu ignorieren. Ich habe heute frei und werde das Bett nur in äußersten Notfällen verlassen. Magenknurren zum Beispiel.

»Sind Sie wach?«, fragt eine tiefe Stimme aus meiner Schlafzimmerecke und ich richte mich, wie vom Blitz getroffen, schreiend auf.

Noch während ich meine Bettdecke mit mir reiße und hysterisch kreischend rückwärts aus dem Bett plumpse, erspähe ich eine Gestalt, die mit angezogenen Beinen auf meinem weißen Korbstuhl neben dem Fenster hockt.

»Großer Gott!«, rufe ich aufgebracht und trage einen Kampf mit der verflixten Decke aus, die mich partout nicht aufstehen lassen will. Also bleibe ich am Boden kauern, schlinge die Decke noch fester um mich und blicke aufgebracht über meine Matratze hinweg zu Sherlock Holmes. »Was ist eigentlich los mit Ihnen? Was haben Sie hier zu suchen?«

»Endlich sind Sie wach!«, sagt der Consulting Detective, erhebt sich voller Elan aus seiner Sitzgelegenheit und klatscht in die behandschuhten Hände. Sein Mantel schwingt dabei schwungvoll um seine Beine. Mit großen Augen beobachte ich, wie er auf mich zukommt, mich an den Oberarmen packt und auf die Beine hievt. »Los, beschäftigen Sie mich.«

»Bitte was?!«, bin ich gerade noch fähig zu fragen und wundere mich sehr, dass er mich mit so freudig glänzenden Augen ansieht.

»Sie sind so lustig«, teilt er mir mit und ich versuche ein paar Meter Sicherheitsabstand zwischen uns zu bringen, was gar nicht so einfach ist, da ich immer wieder auf mein Laken trete.

»Stehen Sie unter Drogen?«, frage ich alarmiert.

»Nein, ich bin clean«, sagt er monoton und wechselt schnell das Thema. »Ich habe Sie gegoogelt. Immer explodiert irgendetwas, wenn Sie in der Nähe sind.«

»Moment mal«, verlange ich und kann mich gerade noch so am Kleiderschrank festhalten, als ich ins Straucheln gerate. »Mit dem Feuer in der Kirche hatte ich damals wirklich nichts zu tun.«

»Ich bitte Sie«, sagt Sherlock theatralisch und legt seinen Schal beiseite, bevor er beginnt Finger für Finger aus seinen Lederhandschuhen zu fahren. »Es ist doch offensichtlich, dass es der Totengräber war. Sogar die Provinzpolizei hat das damals erkannt.«

Mit offenem Mund starre ich ihn an.

»Ich bin im Nachthemd!«, ist das Einzige, was mir dazu noch einfällt.

»Das stört mich nicht«, versichert er und legt nun auch seinen Mantel über die Stuhllehne, während ich verstört nach einem Ausweg aus der befremdlichen Situation suche.

»Was wollen Sie hier? Woher wissen Sie überhaupt wo ich wohne?«

Sherlock hält in der Bewegung inne und zieht die Augenbrauen in die Höhe, während er mich mustert.

»Ich kann lesen«, erklärt er dann und seine anfängliche Euphorie lässt nach, als er ungeduldig auf seine Armbanduhr blickt. »Telefonbuch.«

Ich stehe doch gar nicht im Telefonbuch, wundere ich mich im Stillen und visiere die Badezimmertür am anderen Ende des Raumes an. Und überhaupt...

»Wie sind Sie hier herein gekommen?«, frage ich und wähle den direkten Weg in das Bad, klettere also umständlich über mein Bett hinweg, nur um mich nicht an Sherlock vorbei schieben zu müssen.

»Ihre Vermieterin war so freundlich.«

Mrs. Abernathy? Wie hat er denn das angestellt? Misstrauen ist der zweite Vorname der alten Dame.

»Was wollen Sie hier Sherlock?«, will ich nun endlich wissen, als ich die Badezimmertür erreicht habe und am Knauf drehe. »Seien Sie froh, dass ich nicht die Polizei rufe.«

»Sie wohnen in einer viel zu ländlichen Gegend«, schlussfolgert Sherlock, als er kurz aus dem Fenster sieht und überhaupt nicht auf meine Frage eingeht. »Wie viel Einwohner hat dieses Dorf? Dreizehn? Hier passiert nie ein Verbrechen. Es sei denn Mr. Soundso von nebenan beschuldigt Mrs. Abernathy heute noch, bei Nacht und Nebel ein Huhn aus seinem Stall gestohlen zu haben.« Meine Stirn legt sich in Falten und ich beobachte, wie Sherlock sich resigniert zurück in den Korbstuhl fallen lässt und seine Finger ungeduldig auf seinem Knie einen Takt trommeln. »Das ist so langweilig.«

»Ihnen ist langweilig?«, will ich wissen und lasse die Badezimmertür wieder ins Schloss fallen. »Ihnen ist langweilig und deswegen fahren Sie aufs Land und brechen in meine Wohnung ein?«

Sherlock faltet die Finger vor dem Gesicht und lacht über meine Frage.

»Ich bitte Sie. Ich bin doch nicht eingebrochen. Ich habe durch das Vorspielen falscher Tatsachen Einlass erlangt.«

Mein Auge beginnt zu zucken.

»Sie sind ein merkwürdiger Mann, Mr. Holmes«, bemerke ich beiläufig und sehe, dass ihn diese Betitlung seiner Person zu wundern scheint.

»'Merkwürdig'«, lässt er sich das Wort langsam auf der Zunge zergehen. »So hat mich noch niemand beschrieben.«

Ich will fragen, wie man ihn sonst beschreibt, kann es mir aber nur allzu gut vorstellen und lasse es daher lieber sein.

»Was ist mit dem Mord an Adam Carlisle und seinem Fahrer?«, will ich stattdessen wissen.

»Aufgeklärt«, sagt Sherlock gelangweilt und wenn ich mich nicht irre auch leicht peinlich berührt. Ich warte auf eine ausführliche Erklärung, aber es folgt keine, also mache ich mich wieder daran das Bad zu benutzen und erschrecke, als Sherlock plötzlich aufspringt und im Raum auf und ab tigert.

Erneut lasse ich von meinem Vorhaben ab.

»Hören Sie mal«, verlange ich ruhig. »Dann haben Sie eben gerade keinen Fall, den es zu lösen gilt. Nehmen Sie sich ein paar Tage frei, entspannen Sie sich. Früher oder später wird schon wieder irgendein kriminelles Superhirn auftauchen.«

»Sie müssen in die Stadt ziehen«, gelangt Sherlock schließlich zu einer weiteren Schlussfolgerung und bleibt wie angewurzelt stehen, beide Hände auf Kopfhöhe erhoben.

»Das kann ich mir nicht leisten. Und außerdem, haben Sie mir überhaupt zugehört?«

»Ich bin bereits 32 Minuten hier und es ist noch kein Unglück passiert.«

»Ich rede gegen eine Wand.«

»Muss an der Landluft liegen.«

»Das ist doch Blödsinn«, rufe ich, reiße die Badezimmertür auf und verschwinde in der Nasszelle. Aufgebracht knalle ich die Tür hinter mir zu. »Fassen Sie bloß nichts an!«, füge ich noch durch die geschlossene Tür hinzu und beeile mich mit meiner Morgentoilette.

Wenig später trete ich vorsichtig zurück in mein Schlafzimmer und finde Sherlock erneut am Fenster sitzend vor. Er blickt auf, als ich näher trete.

»Sie sollten etwas spazieren gehen«, schlage ich vor. »Das macht den Kopf frei.«

»Langweilig«, sagt er nur und verzieht das Gesicht.

Ich schürze die Lippen und mache mich daran meine Wohnung zu verlassen.

»Wie Sie wollen, aber ich gehe jetzt spazieren.«

»Ich komme mit!«, höre ich den Consulting Detective seine Meinung ändern, als er in aller Eile seine Sachen schnappt und mir in das Erdgeschoss folgt.

Gott steh mir bei.
 

~
 

»Du bist eine Hühnerdiebin, Edna!«, ertönt es auf der anderen Straßenseite, als wir vor die Tür des ländlichen Häuschens treten.

Ich ziehe meinen Mantel enger und beschließe, mir das Drama nicht anzusehen, wie meine Vermieterin des Diebstahles beschuldigt wird. Ich sehe zu Sherlock, der ein »Ich habe es Ihnen ja gesagt«-Gesicht aufsetzt und seinen Schal enger zieht, während sein Atem in kleinen weißen Wölkchen in die Luft steigt.

»Da entlang«, sage ich und deute auf einen Feldweg hinter dem Haus.

Schweigend laufen wir gemächlich einen kleinen Hügel empor und ich fühle mich ein wenig... gestalked. Vielleicht sollte ich mir einen Hund anschaffen. Einen großen. Nur zur Sicherheit.

»Wissen Sie«, sage ich schließlich, als wir auf der Kuppe ankommen, an einem Septembermorgen über das Dorf blicken und die an Kraft verlierende Sonne nur langsam den Morgentau vertreibt. »Vielleicht sollten wir noch einmal von vorn anfangen.«

»Ich verstehe nicht«, sagt Sherlock, zieht die Augenbrauen zusammen und verschränkt die Arme hinter dem Rücken.

»Mein Name ist Harleen Flynn«, beginne ich, halte meine Hand nach vorn und warte darauf, dass Sherlock sie ergreift, was jedoch nicht passiert. »Ich bin freiberufliche Autorin und spiele mit dem Gedanken mir einen Hund zu kaufen. Einen großen Hund.«

»Ich weiß«, sagt dieser jedoch nur und schaut auf mich hinab, während ich meinerseits abwartend zu ihm aufblicke.

»Das mit dem Hund konnten Sie nicht wissen«, stelle ich klar und Sherlocks Mundwinkel zuckt.

»Einen Versuch war es wert, Harriet.«

»Harleen.«

»Sag ich doch.«

Mich fröstelt, als ein eisiger Wind über die Hügelkuppe pfeift und ich meinen Kragen aufstelle, bevor ich meine Hände in meiner Manteltasche vergrabe.

»Jetzt sollten Sie eigentlich etwas über sich erzählen«, kläre ich ihn über den Grund derartiger Konversationen auf.

»Wieso sollte ich?«, fragt er sichtlich verwirrt.

»Weil das höflich ist«, erkläre ich und Sherlock scheint einen inneren Kampf auszutragen. Schließlich räuspert er sich.

»Mein Name ist Sherlock Holmes. Ich bin Consulting Detective und hochfunktionaler Soziopath.«

Na, das ist doch schon mal ein Anfang.

»Schön«, bin ich so gnädig zu sagen, während ein Bussard über uns seine Kreise in der kühlen Morgenluft zieht. Gleich kommt Mr. Darcy mit wehendem Gehrock durch die nebelverhangene Wiese gewandert, um Elizabeth seine Liebe zu gestehen. Moment, ich drifte ab. »Sagen Sie, Sherlock«, versuche ich den Faden wieder aufzunehmen. »Was genau wollen Sie jetzt eigentlich von m-«

Ein Heidenlärm durchreißt die morgendliche Stille und ich schrecke zusammen. Mein Blick saust zum Dorf hinunter, wo von Mrs. Abernathys Haus nur noch eine qualmende Ruine zu sehen ist. In Fassungslosigkeit erstarrt, glotze ich auf die Überreste meiner Mietwohnung und bekomme vor lauter Bestürzung fast Stielaugen.

»Wa-...wa-...wa-...?«, kann ich nur stammeln und bemerke, wie jede Farbe aus meinem Gesicht weicht, während sich eine Staubwolke aus pulverisierter Hauswand über das kleine Dorf legt. Neben mir ertönt ein Glucksen und ich reiße meinen Kopf herum. Wut steigt in mir auf, als ich sehe, dass Sherlock die Frechheit besitzt zu grinsen. »Wagen Sie es ja nicht!«, warne ich mit ausgestrecktem Zeigefinger und muss meine Tränen zurückhalten. »Kein Sterbenswörtchen will ich hören!«

»Das ist alles so aufregend«, freut er sich trotzdem und klatscht in die Hände.

»Mein Leben hat sich gerade ein Staub aufgelöst!«, keife ich los und kann mich nur schwer beherrschen, nicht zusammenzubrechen.

»Aber nicht doch«, korrigiert Sherlock und fischt ein Telefon aus seiner Manteltasche. »Ihr ganzes Hab und Gut ist in einer Methylwasserstoffexplosion in Flammen aufgegangen.«

Ich will schreien, beiße mir jedoch auf die Unterlippe und halte mich zurück. Vor meinem inneren Auge spielt sich eine Szene ab, in der ich Mr. Neunmalklug zu Boden reiße und wir, miteinander ringend, über die nasse Wiese kullern. Kurze Zeit finde ich diese Vorstellung äußerst befriedigend, dann kehrt jedoch die blanke Panik zurück.

»Mein Leben ist im Eimer!«, weine ich und lasse mich auf die Knie fallen, wo sogleich Tau meine Hose durchweicht.

Sherlock entledigt sich des Handschuhs an seiner rechten Hand, um auf dem Touchscreen seines Telefons eine Nummer wählen zu können.

»Aber wenigstens scheint die Sonne«, sagt er lächelnd und führt das Smartphone an sein Ohr, um ein Telefonat zu führen.

Mein Auge zuckt kurz, dann springe ich automatisiert auf die Beine und gehe mit einem Kampfschrei furienartig auf den Consulting Detective los.
 

~
 

»Ein Gasleck?«, fragt Mrs. Hudson bestürzt und fast sich ans Herz, während ich mich in einen durchgesessenen Sessel mit Union Jack-Kissen niederlasse und eine kleine Reisetasche auf meinen Schoß ziehe. »Das ist ja schrecklich.«

»Ja«, sage ich, durch die Ereignisse des Tages leicht verstört und mein Blick schweift umher, um den abgedrehten Schimmelschick der Einrichtung vollends aufzunehmen.

»Ein Glück, dass niemand zu Schaden gekommen ist«, deduziert die nette Vermieterin weiter, als mir eine antike Wandtrophäe in die Augen sticht.

»Die Antilope trägt Kopfhörer«, sage ich leise und versuche, mir meine Verwunderung nicht anmerken zu lassen.

»So verliere ich sie nicht«, sagt Sherlock, der soeben das Zimmer betritt und voller Tatendrang beginnt in Unterlagen auf dem Wohnzimmertisch zu wühlen.

»Oh, Sherlock«, wirft Mrs. Hudson ein und deutet auf die aufgekratzte Wange des Consulting Detectives. »Brauchen Sie ein Pflaster dafür?«

Ein schadenfrohes Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen, als ich mich daran erinnere, wie mein Fingernagel während unseres kleinen Handgemenges einen blutigen Striemen auf Sherlocks Wange hinterlassen hat. Ich schwöre, dass mein ausgestreckter Mittelfinger die Tatwaffe war.

»Nur ein Kratzer, Mrs. Hudson«, sagt Sherlock, gibt sein Vorhaben, in den Unterlagen etwas finden zu wollen, auf und klappt stattdessen sein Macbook auf.

»Ach, papperlapapp«, winkt die Dame ab und wackelt aus dem Raum, um in ihre Erdgeschosswohnung zurückzukehren.

Ich sehe ihr kurz nach, dann fällt mein Blick auf meine Reisetasche und ich seufze leise. Nach der Explosion in Mrs. Abernathys Keller, konnte ich einen kleinen Teil meiner Kleidung vom umliegenden Feld aufsammeln. Ein Großteil davon, sowie meine gesamte Einrichtung, ist jedoch unwiderruflich den Bach hinunter gegangen. Oh Gott... Aber wenigstens habe ich mein Fahrrad noch.

»Jetzt schauen Sie nicht so betrübt, Heather«, kommt es von Sherlock und ich hebe den Kopf. Sein scharfer Blick ruht, über den Bildschirm seines Computers hinweg, auf mir. »Ihre Versicherung zahlt den entstandenen Schaden.«

»Sie verstehen das nicht«, nuschele ich und streiche mir mit der Hand fahrig über das Gesicht. »Mein Computer ist zerstört und somit auch mein Leben. Meine ganzen Manuskripte, einfach weg.«

»Aha«, macht Sherlock nur, seine Augen huschen über den Bildschirm und er tippt wild auf der Tastatur herum. Dann greift er in sein Jackett und holt einen kleinen schwarzen Kasten aus der Innentasche hervor. »Gut, dass ich Ihre externe Festplatte an mich genommen habe, als Sie im Bad waren.«

Ich verschlucke mich augenblicklich an meiner eigenen Spucke, als Sherlock damit in der Luft herum wedelt.

»Sie meinen wohl eher 'gestohlen'!«, fällt mir dazu nur ein und ich muss mich stark zusammenreißen, keine Luftsprünge zu machen, als ich den Datenträger in tadellosem Zustand in Sherlocks Händen sehe.

»Sie meinen wohl eher 'gerettet'«, korrigiert er mich und meine Zähne beginnen zu knirschen.

»Was wollten Sie denn damit?«, frage ich erzürnt, springe auf, sodass meine Tasche zu Boden fällt und entreiße Sherlock in einer schnellen Bewegung meine ganzen Daten.

»So, hier bin ich wieder«, betritt Mrs. Hudson erneut den Raum und Sherlock bleibt mir somit eine Antwort schuldig. »Ich habe hier etwas Schönes für Sie.«

Ich beobachte, wie Mrs. Hudson ein buntes Heftpflaster auf Sherlocks Wange drückt und kann ein Giggeln nur schwer unterdrücken, als ich Spiderman auf dem klebenden Textilband erkenne.

»Mrs. Hudson«, beschwert sich Sherlock, kommt jedoch nicht gegen die Dame an und lässt die Behandlung schließlich über sich ergehen.

»Ihr Schlafzimmer befindet sich im zweiten Stock«, sagt Mrs. Hudson dann, als wir beide ihr Werk betrachten und Sherlock leicht verstimmt zu uns empor sieht.

»Danke, Mrs. Hudson«, bedanke ich mich ehrlich und die Frau winkt ab.

»Doch nicht dafür. Bleiben Sie so lange, wie Sie wollen. Wir helfen gern. Nicht wahr, Sherlock?«

Unsere Köpfe drehen sich zu dem Angesprochenen herum, der uns sogleich ein breites Lächeln schenkt. Nein... mit diesem Heftpflaster kann ich ihn einfach nicht ernst nehmen.

»Ach, du meine Güte«, hat es Mrs. Hudson plötzlich ziemlich eilig. »Mein Kuchen!«

Sie wackelt erneut nach unten und lässt mich mit meinem neuen Mitbewohner allein. So... Zeit es mir hier gemütlich zu machen.

Ich setzte mich erneut in den alten Sessel und rücke das patriotische Kissen an meiner Lendenwirbelsäule zurecht, bevor ich die externe Festplatte wie einen Schatz an mich drücke. Dabei entdecke ich auf dem Kaminsims erneut etwas Sonderbares. Ein Schädel... da steht ein menschlicher Schädel.

»Das ist Billy«, erklärt Sherlock, der meinen Blick scheinbar bemerkt und sich gerade das Heftpflaster von der Wange reißt.

»Hm«, mache ich nur und mein Blick wandert weiter, zu einem Pack an Briefen, die mit einem Taschenmesser auf den Sims getackert sind. Das ist wohl die brutalste Art, um Korrespondenz abzuheften. Jedoch besser, man rammt das Messer in die Briefe, als in deren Schreiber, denke ich ein klein wenig anerkennend.

»Ist das eine Harpune?«, höre ich mich verstört fragen, als ich ein fragliches Objekt hinter der Gardine am Fenster erblicke.

»Erinnern Sie mich nicht daran«, kommt es von Sherlock und er klappt seinen Rechner zu.

»Ist das getrocknetes Blut?«, plappere ich weiter und beuge mich etwas näher.

»War das ein Stress.«

Wen hat er denn damit harpuniert? Soll ich fragen? Will ich es wirklich wissen? Nein, ich glaube nicht.

»Wieso grinsen Sie so?«, fällt mir plötzlich auf und ich empfinde dies als äußerst unheimlich.

»Bald werden wieder Dinge explodieren«, freut sich Sherlock, greift nach einer nahe liegenden Violine und gibt sogleich Bachs Sonate Nr. 1 in G-Moll zum Besten.

Tja, denke ich mir nur und lausche den zarten Klängen. Willkommen in 221B Baker Street.
 

~ Ende des 7. Kapitels ~



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Atina
2014-05-18T15:13:58+00:00 18.05.2014 17:13
Das Kapitel gefällt mir sehr gut... Irgendwie wird der Verdacht erweckt, dass Sherlock nicht ganz unschuldig an der ganzen Sache ist. ;-)

Allerdings finde ich den Übergang vom letzten Kapitel ziemlich abrupt. Grad ist jemand getötet worden und plötzlich befinden wir uns ganz woanders einige Tagespäter und der Fall ist geklärt...


Zurück