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Adlertränen

von

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Geheimnis

Der Mond stand hell am Firmament. Es war Vollmond und man konnte die Silhouetten des schroffen Gebirges gut ausmachen. Der Wind wehte eine angenehme, frische Brise durch das Mauerwerk der Zitadelle Masyafs. Auf den Schutzwällen gingen ein paar Wachen auf und ab. Doch wie jede Nacht, lag das Dorf friedlich unter ihnen und niemand störte die ruhe und den Frieden. Nur er war die Nacht noch unterwegs gewesen. Nach einigen Studien und seiner Rückkehr aus Jerusalem, machte er sich zu einem fast schon alltäglich gewordenen Botengang auf. Hoch auf dem Wachturm im Osten. Zu dieser zeit waren diese leer gewesen und der Adler würde dort ein wenig Ruhe finden und nicht nur das. Die wache an der Leiter schien wohl gerade nicht da zu sein, so war es seine Chance gewesen ungehindert dort hinauf zu kommen. Als er oben ankam pfiff der Wind durch den Turm und zog dem Braunhaarigen die Kapuze zurück. Hinter sich aus einer dunklen Ecke vernahm er Schritte und sofort schnellte der blick des Mannes zu der Person.

„Altair, Ihr seid also endlich aus Jerusalem zurückgekommen?“

„Ja, ich bin zurück. Wie ich sehe, seid ihr wohl auf und habt eure Prüfung zum Assassinen erfolgreich beendet. Meinen Glückwunsch“ Der junge Mann kam auf den Adler Masyafs zu und die beiden ließen sich an dem Rand des Wachturmes nieder und blickten über das ruhige Dorf unter ihnen.
 

Es war nun fast schon einige Monate her gewesen, dass die beiden recht ungleichen Assassinen ins Gespräch kamen. Kadar war damals noch ein Novize gewesen und ständig bei Trainieren anzutreffen. Es war damals eher Zufall gewesen, dass sie sich abends hier im Wachturm begegneten. Der Adler kam gerade von einer Mission aus Akkon zurück. Da er lieber alleine sein wollte verzog er sich auch damals gerne nach hier oben. Doch war er an diesem Abend nicht alleine dort gewesen. Ein junger Novize, vielleicht 23 Jahre alt, saß am Rand und betrachtete schweigend seine klinge. Der Adler blieb im Schatten stehen und beobachtete den jungen Novizen leicht. Doch dieser war Aufmerksam und bekam die Anwesenheit des Assassinen mit. Erschrocken fuhr dieser herum und die dunklen Seelenspiegel erfassten Altair. Sofort entspannte sich der Körper ein wenig.

„Habt ihr mich erschreckt. Ich habe nicht damit gerechnet, dass sich hier jemals einer nach hier oben verlief.“ Der Blick den Novizen ging wieder zu seiner Klinge die surrend einfuhr.

„Kein wunder. Normalerweise ist das auch ein Wachturm und man hat hier eigentlich nichts verloren. Doch um ruhe zu finden, war dies einfach einer der besten Orte innerhalb Masyafs gewesen und ruhe ist in dieser recht launischen und gefährlichen zeit etwas sehr kostbares.“ die Augen seines Gegenüber begannen leicht zu flackern und ein leichtes Lächeln umspielten die Züge des ihn fremden Mannes.

„Da habt ihr durchaus recht. Wenn Euch meine Anwesenheit nicht stört, so setzt euch doch.“ Der Novize deutete neben sich und der Adler setzte sich zu diesen. Dabei lehnte er sich gegen eine der vielen Säulen, die dem Dachstuhl des Wachturmes den nötigen Halt gab. Erschöpft schloss Altair die Augen. Immer mehr spürte er die Müdigkeit in seine Knochen kriechen und doch wollte er sich nicht erheben. Nicht jetzt.

„Verzeiht, wenn ich aufdringlich bin, aber dürfte ich vielleicht euren Namen erfahren?“ Der Novize hielt in seinen Bewegungen inne und blickte zu dem Braunhaarigen hinüber.

„Mein Name ist Altair Ibn-La' Ahad“ Die Augenbraue des Novizen gingen nach oben. Dann wurde der Blick nachdenklich zu der Klinge gerichtet. Altair konnte sich vorstellen, was in dem Kopf des Mannes vor sich ging.

„Ihr seid also der berüchtigte Adler Masyafs. Mein Bruder hat mir von Euch erzählt. Ihr sollt eine Koryphäe unter den Meisterassassinen sein. Ein Meister seines Faches, wie es keinen Zweiten gab.“ Man kannte ihn also. Es hätte ihn auch irgendwie gewundert, wenn sein Name in Masyaf nicht bekannt wäre. Mit einen leicht missbilligen Grinsen sah er den Novizen an.

„So ist es. Wollt ihr euch nun nicht selbst vorstellen?“ Pflichtete er den Novizen bei. Wollte Altair doch wissen, wer nebenbei über ihn redete.

„Ich bin Kadar Al-Sayf. Mein Bruder, Malik ist sein Name, ist ebenfalls ein Meisterassassine. Doch bei weitem nicht so geschickt wie Ihr.“ Malik also. Bisher hatten sie nicht groß etwas miteinander zu tun gehabt. Doch kannte er diesen recht mürrischen Assassinen. Kam es nicht gerade selten vor, dass dieser auf Altairs arrogante und abfällige Art anspielte und ihm mitteilte, dass er viel zu hitzig und unüberlegt reagierte. Ein wenig nachdenklich biss sich der Adler auf die Unterlippe.

„Mein Bruder nimmt alles sehr ernst. Manchmal vielleicht sogar ein wenig zu ernst. Das verdirbt manchmal sogar mir ein wenig die Laune. Aber er ist wirklich ein guter Mann und hat sein Herz am rechten Fleck“ Noch immer ging sein Blick in die Nacht hinein. Das helle licht des Mondes spiegelte sich dabei in seinen dunklen Augen wieder. Man hörte an seinen Worten, dass er seinen Bruder wirklich sehr schätzte und sogar zu ihm aufsah wie zu einer Art Vorbild.

„Ich habe bisher nicht großen Kontakt zu Eurem Bruder gehabt, Kadar. Aber ich schenke Euren Worten glauben“ Der Ältere schloss nun die Augen und lauschte in die angenehme Nacht hinein. Erst als von unten jemand hinauf rief, öffnete er diese wieder..

„Kadar, steckst du etwa wieder hier oben?“ Kadar ließ ein leises seufzen erklingen und erhob sich dann schwerfällig von seinem Platz.

„Ich bin sofort da, Bruder.“

„wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du dich so spät nicht mehr aus der Unterkunft bewegen sollst. Du weißt doch, dass die Ausgangssperre für die Novizen eingehalten werden muss.“ mit einem leicht genervten blick, wand sich der Novize noch einmal zum Adler.

„Geruhsame nach, Altair. Vielleicht begegnen wir uns eines Tages noch einmal hier oben.“ dann wand er sich ab und kletterte die Leiter hinunter. Noch lange sah der Adler diesen hinterher. Selbst als er schon nicht mehr zu sehen war. Ein leichtes Schmunzeln umspielte die Züge des Meisterassassinen, als er sich dann auch erhob und zu seinem Gemach zurück ging.
 

Ganz sechs Monate war es nun her gewesen, seit sich die beiden auf dem Wachturm begegnet waren. Fast jeden Abend haben sie sich dort getroffen. Anfangs war es nichts weiter als ein schweigendes beieinander sitzen, doch mit jedem Tag wurden sie gesprächiger. Eines morgens verbrachten sie sogar gemeinsam ihr Frühstück zusammen, was den anderen Assassinen recht seltsam vorkam, da Altair es normalerweise vorzog alleine zu sein. Jedoch beschränkten sich, danach ihre treffen nur auf die Nacht im Wachturm. Es war für beide schnell zu einer Art Ritual geworden. So also auch heute Nacht. Der Adler war für einige Zeit in Jerusalem gewesen. Hatte ein weiteres Lebenslicht auf dieser erde ausgehaucht. Nun saß er nach der langen Reise wieder mit Kadar hier und nun war dieser schon kein Novize mehr gewesen. Eigentlich wollte dieser bis zu seiner Prüfung wieder zurück sein, doch hatte es ein paar Komplikationen gegeben, was seine Rückkehr um ein paar tage verschob. Ein wenig mürrisch biss er sich dabei auf die Lippen.

„nun seid nicht so missgestimmt, Altair.“ Mit einem schiefen Grinsen war Kadar ein wenig näher zu ihm rüber gerutscht. Die warmen Hände des Assassinen legten sich dabei leicht auf seinen Handrücken, was dem Adler einen wohligen Schauer über den Rücken laufen ließ. So oft hatten sie sich nun schon berührt und doch raubte es dem Meisterassassinen jedes mal aufs neue dem Atem. Man konnte die Schwielen an der Hand spüren. Kamen sie doch von dem harten Training und dem Festhalten an den Mauern. Dennoch mochte er diese starken, rauen Hände, da sie immer warm waren. Altair konnte davon nicht sonderlich profitieren. Waren seine Hände meistens kalt gewesen. Ob es stimmte, dass die Hände aussagte, wie das Herz war? Er war selber nie ein Gefühlsmensch gewesen, hatte angefangen, sich nach der Sache mit Abbas, aufzuspielen. Sein Ego war mehr als extrem gewesen und meistens zog er es vor, allein zu sein. Gruppenmissionen nervten ihn aufs äußerste. War er doch selber der Meinung gewesen, dass es ohne diese Inkompetente Begleitung besser und vor allem schneller laufen würde. Kadar hingegen war immer eine aufrichtige und ehrliche Person gewesen. Er zögerte, ebenso wie sein Bruder, nicht davor jemanden seine Schwächen aufzuzeigen. Doch ging dieser dabei ein wenig sensibler zur Sache als sein großer Bruder.

„Ich bin gar nicht missgestimmt. Ich bin wieder Zuhause, sitze mit euch hier oben auf dem Wachturm. Mir kann es eigentlich nicht besser gehen“

„Genau da steckt die Problematik. Eigentlich...Du schmollst, weil du nicht der Erste warst der mir gratulieren konnte.“ Da war es wieder, dieses 'Du'. Dieses eine Wort, dass die beiden in eine intimere Atmosphäre brachte und Altair musste schmunzeln, da dies wieder von der Seite Kadars kam.

„Ich schmolle überhaupt nicht“, brachte dieser auch empört hervor, worauf er die Brust leicht anschwellen ließ.

„Das tust du. Ich kenne dich langsam ganz genau, Altair“, flüsterte er leicht und der Adler schlang die Arme leicht um den Oberkörper des Assassinen um ihn näher zu sich heran zu ziehen.

„Oh ho, du nimmst dir ganz schön was raus, kleiner Assassine“, hauchte er sanft in dessen Ohr, worauf er dem Jüngeren ein sanftes Seufzen entlocken konnte. Die dunklen Augen legte sich auf den Adler. Vorsichtig strich Altair mit der freien Hand über die markanten Züge des Mannes. Nur mit leichtem Widerwillen drückte sich Kadar ein wenig von ihn und schloss Sekunden später die Augen, Altairs Atem auf den Lippen spürend.

„Altair.. ich..“

„Shht.... Bleib ruhig. Es ist alles in Ordnung, Kadar“, flüsterte er leicht. Dann setzte er die Lippen sanft auf die des Assassinen. Kadar begann die Arme um ihn zu Schlingen und die Hände in den Stoff der weißen Tunika zu krallen. Dann ließ er sich in den sanften Kuss fallen. Heiß suchten sich die beiden Lippen immer wieder, verschmolzen zu einer einzigen Bewegung. Es war nicht ihr erster Kuss und doch... war es jedes Mal etwas besonderes gewesen. So waren sie mal sanft, mal wild und dann wieder verspielt. Doch weiter als zu einem Kuss kam es zwischen den beiden Männern nie. Keine Worte dies bezüglich und trotzdem spürten sie beide, dass es etwas anderes war. Etwas, was sie näher zusammen brachte als einfach nur als Brüder in einem Orden. War dies hier doch ihr kleines, persönliches Geheimnis gewesen und nur der Mond war Zeuge...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Dirthamen
2014-01-11T16:11:32+00:00 11.01.2014 17:11
Hach ich liebe das Kapitel °/////°  Schreib bloß schnell weiter! *anfeuer*  Ich finde es nach mehrfachen Lesen noch immer klasse wie du Kadar schreibst <3


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