Helles Sonnenlicht fiel in den kleinen Raum und Sakura wurde davon geweckt. Müde drehte sie sich herum und sah auf ihren Wecker, der neben ihrem Futon stand. Es war gerade kurz vor sieben Uhr und ein Samstag, also noch viel zu früh für die Rosahaarige. Sakura gähnte ins Kissen und strich sich über ihr Gesicht. Sie verspürte, dass sie durstig war und quälte sich deswegen aus ihrem Futon. Sakura ging hinüber zu ihrer Kommode und griff nach einem blauen Haarband. Sie band sich verschlafen die Haare zusammen und zog ihren pinken Morgenmantel über. Sakura trat aus ihrem Zimmer und blieb kurz im Flur stehen, da sie meinte ein komisches Geräusch gehört zu haben. Doch dann nahm sie keine komischen Geräusche mehr wahr, öffnete die Tür in Wohnzimmer und erstarrte.
Denn anscheinend war Shikamaru bereits wach und mit ihm eine junge Blondine. Doch die Pose, die die beiden einnahmen, war zu eindeutig. Die Blondine hatte ihre langen, nackten Beine um seine Taille geschlungen. Shikamaru hielt ihre Hüften fest in den Händen und bewegte sein Becken vielsagend. Die Blondine saß halb auf der Küchentheke und krallte ihre Hände in sein offenes Haar. Dann hob die Blondine ihren Blick und erstarrte ebenfalls. Sie schreckte zusammen und Shikamaru hielt in seiner Bewegung inne. »Nicht schon wieder.«, murmelte Shikamaru und löste sich vorsichtig von seiner Gespielin. Shikamaru richtete seine alte Jogginghose und die Blondine zog das Herrenhemd eng um ihre Blöße.
»Entschuldigung.«, quiekte Sakura. Sie verließ, rannte schon fast, das Zimmer und blieb für einen kurzen Moment im Flur stehen. Sakura hatte plötzlich ein großes Mitteilungsgefühl, um ihren kleinen Schock zu verarbeiten. Eigentlich wäre sie jetzt zu Naruto gelaufen, denn mit ihm verstand sie sich immer besser. Sakura wusste allerdings, dass Naruto die Nacht außerhalb, bei einem seiner Freunde, verbracht hatte. Deswegen konnte sie nicht zu ihm ins Zimmer, um mit Nruto über das Gesehene zusprechen. Der einzige Mitbewohner mit dem Sakura reden konnte, war Neji, doch mit ihm hatte sie bis jetzt nur wenig gesprochen und zu tun gehabt. Aber Sakura musste einfach mit jemanden sprechen und stürzte in Nejis Schlafzimmer. Neji schreckte auf und starrte verwundert zu Sakura.
»Sakura? Was tust du bitteschön um diese frühe Stunde in meinem Zimmer.«, brummte Neji und strich sich durch sein Gesicht. Sakura zog die Tür hinter sich zu und trat einen weiteren Schritt in den Raum hinein. »Ich wusste, dass das Theater irgendwann losgehen wird.«
»Shikamaru hat mit einer Blondine Sex in der Küche.«, unterbrach ihn Sakura und trat noch einen Schritt näher an ihn heran. Neji setzte sich leicht auf und stützte sich auf seinen beiden Unterarmen ab.
»Das ist normal für die beiden. Jedes Mal nachdem sie sich gestritten hatten, treiben sie es danach in der ganzen Wohnung.«, meinte Neji und deckte sich wieder zu. »Sag den beiden einfach, dass sie die Küche danach klinisch rein schrubben sollen.«
Sakura starrte irritiert auf ihren Mitbewohner, der sich einfach wieder hingelegt hatte, so als wäre es nicht weiter ungewöhnlich, dass ein Paar es in der Küche trieb. »Aber es ist doch nicht normal, dass die beiden einfach in der Küche miteinander schlafen. Es ist doch klar, dass die beiden erwischt werden.«
Sakura war ein extrovertierter Mensch, deswegen trug sie ihre rosaroten Haare mit Stolz und bezahlte jeden einzelnen Monat viel Geld dafür, dass ihre Haare in dieser schönen Farbe blieben. Doch Sex in einem gemeinschaftlich benutzten Raum zu haben, dass traute selbst sie sich nicht zu.
»Ist das diese Temari?«, fragte Sakura weiter und wollte ungern dieses Zimmer verlassen, weil sie erstens keine weiteren Schocks vertragen würde und zweitens wollte sie nicht auf das Paar treffen.
»Ja und verlässt du jetzt bitte mein Zimmer?«, brummte Neji genervt und zog die Decke bis weit über sein Gesicht.
Sakura verließ das Zimmer und ging wieder in ihr eigenes, doch schlafen konnte sie nicht mehr. Deswegen griff sie nach frischer Kleidung und verließ wieder in Zimmer. Mit schnellen Schritten betrat sie den Raum mit der Badewanne. Diese Wohnung war eine typisch japanische Wohnung und nicht eine, die nach westlichen Maßstäben gebaut wurde. Und so war das Badezimmer in drei Teile geteilt. Sakura setzte sich auf den kleinen blauen Hocker und brauste sich mit heißen Wasser ab. Danach schlüpfte sie in ein weißes Sommerkleid und band einen schwarzen Gürtel um ihre Taille. Sie verließ den Waschraum und brachte ihre Schlafkleidung in ihr Zimmer. Sakura trat mit vorsichtigen Schritten in das Wohnzimmer und erschreckte sich leicht, als sie Shikamaru sah, wie er die Küchentheke putzte. Shikamaru drehte sich um und blickte zu Sakura. »Morgen Sakura.«
»Guten Morgen.«, meinte Sakura leise und öffnete den Kühlschrank, um den Reis hinaus zu holen. Es herrschte eine gedrückte Stimmung zwischen den beiden und Sakura fühlte sich unwohl. Doch als sie zu Shikamaru sah, erkannte Sakura, dass er sich nicht unwohl fühlte. Vielmehr benahm er sich ganz normal, als wäre nie etwas passiert. Sakura starrte leicht schockiert zu Shikamaru und er saß sie verwundert an. »Was ist?«
»Das passiert wirklich oft.«, meinte Sakura erstaunt.
»Was passiert wirklich oft?«, fragte Shikamaru verwundert und setzte Wasser auf, um Tee zu kochen. Sakura holte den Fisch aus dem Kühlschrank und zog die Folie von der Schüssel. Sie ging hinüber zum Esstisch und stellte die Schüssel auf den Tisch.
»Sie meint, dass wir es in der Küche trieben.«, meinte Temari, die das Wohnzimmer betrat und hinüber zu Sakura ging. »Es tut mir schrecklich leid, dass wir beide uns nicht benehmen konnten. Ich bin Sabakuno Temari.«
Sakura sah verwundert auf und stellte sich wieder hin. Temari war eine wirklich schöne Frau. Sie hatte seidig, blondes Haar, unverschämt lange Beine und einen wohlgeformten Busen. Das war Sakuras heimliche Schwachstelle. Sie empfand ihren Busen zu klein, da sie nur ein A-Körbchen trug.
Temari ging hinüber zu Shikamaru und küsste ihn auf die Wange. Der Physikstudent sah lächelnd zu der Blondinen und küsste sie auf die Lippen. Temari nahm die Teller aus dem Küchenschrank und ging wieder hinüber zum Esstisch. In diesem Moment betrat Neji das Wohnzimmer und begrüßte seine Mitbewohner. Temari nahm er allerdings kurz in die Arme zur Begrüßung.
»Ich habe gehört, wie ihr beide euch kennengelernt habt.«, grinste Neji und deutete auf Sakura und Temari. Sakura spürte die leicht Röte und wischte sich über ihr noch ungeschminktes Gesicht. Temari allerdings lächelte leicht diabolisch und schlug Neji leicht auf die Schulter. »Sakura, wir alle, gut außer Shikamaru, haben Temari auf diese Weise kennengelernt. Das ist normal bei den beiden.«
Diesmal starrte Temari schockiert zu Neji und schlug ihn wieder auf die Schulter. »Wie kannst du so etwas sagen.«
»Was? Es stimmt.«, meinte Neji und strich sich über seine Schulter.
Temari stöhnte genervt auf. »Gut, du hast Recht.«, meinte sie dann und sah sofort zu Sakura. »Oh Gott, du musst jetzt denken, dass ich eine Schlampe bin. Das ist nicht so, auch wenn es so aussieht. Nur Shikamaru und ich, wir übertreiben es oft.«
Sakura lachte. Sie mochte Temari sehr gern, denn sie war eine sehr ehrliche Person, auch wenn sie ein eigenartiges Sexualleben hatte. »Es ist nicht schlimm, nur war ich etwas schockiert heute Morgen.«
»Etwas?«, wiederholte Neji.
»Gut, sehr«, korregierte sich Sakura selbst und die vier fingen mit dem Frühstück an. »Studierst du auch, Temari?«
Temari goss sich Sojasoße auf ihren Reis und nickte. »Ich bin Lehramtsstudentin für Japanisch und Musik. Und du?«
»Ich studiere Medizin.«, lächelte Sakura, denn sie war stolz auf dieses Studium. Temari nickte ihr anerkennend zu. »Seid ihr eigentlich zusammen?«
Temari wunderte sich über diesen Themenwechsel und starrte zu Shikamaru, der bis dahin still war und nur seinen Kaffee trank, doch dieses Mal sah er auf. »Nein, wir sind kein Paar.«
»Aber sie benehmen sich wie eins. Beide haben überall Sex, man trifft sie selten getrennt voneinander und sie streiten sich schon fast leidenschaftlich.«, unterbrach Neji Temari und sah zu Temari. »Aber sie können dir nicht sagen, welchen Beziehungsstatus die beiden haben.«
Shikamaru verdrehte bloß die Augen und Temari wollte am liebsten Neji wieder gegen die Schulter schlagen, doch er saß nicht neben ihr. Deswegen funkelte sie ihn einfach wütend an. Aber es stimmte. Beide wussten doch selbst nicht, welchen Stand ihre Beziehung eigentlich hatte und so konnten sie ihren Freunden keine Antwort geben, auch wenn diese eine haben wollten. Temari goss sich Kaffee ein und aß nur wenig von ihrem Reis.
Die Wohnungstür ging auf und man hörte das Lachen zweier Männer. Sakura kam davon nur die Stimme von Naruto bekannt vor. Die andere, viel dunklere und männlichere Stimme, gehörte einen Fremden und Sakura war schon gespannt, wenn sie dieses Mal kennenlernen würde. Dann ging die Wohnzimmertür auf und Naruto betrat den Raum mit einem lächelnden Gruß. Nach ihm betrat ein junger, großer Mann den Raum und begrüßte ebenfalls die anderen.
»Sasuke, wir haben uns schon sehr lange nicht mehr gesehen.«, meinte Neji und stand auf um Sasuke zu begrüßen. Naruto ging hinüber zur Küchenzeile, um zwei Teller und Tassen zu holen. Sasuke setzte sich zu Neji und schlug ihn freundschaftlich auf die Schulter. Dann begrüßte er Shikamaru mit einem kühlen Nicken und zwinkerte Temari zu. Dann blieb sein kühler Blick an Sakura hängen und er nickte ihr grüßend zu. Naruto setzte sich zwischen Sasuke und Sakura und reichte seinem besten Freund jeweils einen Teller und eine Tasse. Dieser nahm sie dankend an, ohne den Blick von Sakura zuwenden. Naruto bemerkte diesen Blick und grinste breit.
»Darf ich dir unsere neue Mitbewohnerin vorstellen? Haruno Sakura. Sie hat auf unsere Universität gewechselt und studiert Medizin.«, stellte Naruto vor und sah dann zu Sakura. »Sakura, das ist mein Bruder im Geiste: Uchiha Sasuke. Er ist ein genauso schreckliches Genie wie Shikamaru, nur dass er Mathematik studiert.«
Sakura nickte ihm lächelnd zu, doch fand keine Worte. Jedes Wort fände sie zu banal und trivial und somit verstand sie sich selber nicht. Sakura zuckte leicht zusammen, da sie plötzlich die warme Hand von Temari auf ihrer rechten Schulter spürte. Sie sah zu der Blonden, die sich zu ihr hinüber beugte. »Sieht er nicht scharf aus? Sasuke und sein Bruder sind die bestaussehenden Männer, die ich kenne.«
Temari setzte sich wieder aufrecht und lächelte Shikamaru an, der sie verwundert ansah. Die Blonde nahm einen Schluck von ihrem Kaffee und zwinkerte Sakura zu. Sakura griff ebenfalls nach ihrem Kaffee und hielt sich die Tasse vor dem Mund. Ihr Blick richtete sich dabei auf Sasuke und sie musterte ihn. Er hatte schwarzes längliches Haar, welches er sich immer wieder nach hinten strich. Sein Blick war kühl und Sakura würde darauf wetten, dass ziemlich viele Frauen das Bett mit ihm teilen wollen würden. Allerdings bemerkte Sasuke ihren Bett und sah sie an. Dabei zog er eine Augenbraue hoch und Sakura fühlte sich ertappt. Schnell wandte sie ihren Blick ab und starrte auf ihren leeren Teller.
»Naruto, Sasuke. Ich erzähle euch jetzt etwas.«, begann Neji und lächelte leicht. »Sakura hat heute Temari kennengelernt.«
Sofort lachten die beiden und sahen jeweils zu Shikamaru und Temari. Temari setzte sich leicht auf und kreuzte die Arme vor ihrer Brust. »Ihr beide nervt mich.«
Sakura war von Sasukes melodischem Lachen erstaunt und fand sie wohlwollend. Und dieses Mal wirkte er nicht mehr kühl und eisig, sondern offen und herzlich. Wie jemand, der gerne ein Außenseiter war, aber in seinem Freundeskreis nahbar war. Und so beugte sich Sasuke über den Tisch, sah lachend zu Sakura und zeigte dabei auf das Paar. »So lernt jeder die beiden kennen. Auch ich lernte Temari während einer Sexstellung kennen, aber beide waren angezogen. Ich sage nur soviel, sie befand sich unter dem Tisch und er saß breitbeinig auf einem Stuhl.«
Alle lachten. Auch Temari. Sie stand zu ihrem Verhalten und versteckte sich nicht vor ihren Taten. Sakura wäre nicht in der Lage. Diese Stärke besaß sie nicht, doch sie musste auch sagen, dass sie es nicht wollte.