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Soulcatcher

Deirdre of Ree
von

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Prolog

Anmerkung: Die nachfolgende Geschichte erzählt einen Ausschnitt aus dem ersten Zyklus des Foren Rollenspiels „Bloodcastle“ und wurde im Dezember 2005 geschrieben.  Deidre of Ree ist nicht mein Charakter und gehört einer inzwischen nicht mehr bei Animexx aktiven Person.
 

Es war mitten in der Nacht als seine spitzen Ohren leicht zuckten. Aufgeschreckt von dem leisen Geräusch blickte er hinab Richtung des Feldes und sah einen weißen Wolf am Waldrand entlang laufen. Wenige Augenblicke später erschien eine weiße Gestalt, eingehüllt in einen bodenlangen Umhang auf dem Weg und schritt sachte – aber zielstrebig - die Stufen zum Burgtor hinauf. Der Elf erwachte aus seiner Starre und eilte herab zum Eingang, um der Gestalt auf zu tuen.
 

Doch was ihn erwartete, dass  spürte er schon ehe er das Tor erreichte: Die Luft war wie geladen – elektrisiert.  Das kalte Lächeln der jungen Frau, mochte sie Mitte 20 sein – ließ seine Narbe auf dem Rücken gefrieren und seinen Atem stocken. Er hatte in den Jahrzehnten – nein mehreren Jahrhunderten seiner Existenz vieles erlebt, vieles gesehen. Doch dies feine Gesicht, dies gold-blonden Locken und dies honigbraunen Augen – sie war wohl die schönste Gestalt in welcher sich der Tod ihm bislang offenbart hatte.
 

Sie lächelte ihn an, die Kälte umgriff sein Herz: „Guten Abend, Mylord. Endlich habe ich euch gefunden.“
 

Er wich einen Schritt zurück und blickte sie fragend an: „Mich gefunden? Wer seid ihr? Warum habt ihr mich gesucht...?“
 

Sie näherte sich ihm leise, legte sacht ihre Hand auf seinen Hals und schüttelte leicht den Kopf: „Das tut nichts zur Sache…“ – dann blickte sie ihn aus tiefen, braunen Augen direkt in die seinen und hauchte: „Ich will eure Seele, Mylord“.

Der nächste Abend

Langsam erwachte er aus langen, unruhigen Träumen von der Wärme die von dem Wesen vor seiner Brust ausging. Er öffnete sacht die Augen um die Fee in seinen Armen – und Flügeln liegen zu sehen. Sie schlief ruhig und sachte und langsam, Stück für Stück kamen die Erinnerungen wieder.
 

„Ich hoffe es ist alles zu eurer Zufriedenheit“, meinte der Elf und konnte es nicht vermeiden dass durch sein Lächeln seine Fangzähne zu Tage traten.
 

„Vielen Dank, Mylord, ihr seid sehr großzügig“, lächelte die Frau den Burgherren an. Es sprach sich langsam herum dass er in diesen Mauern allen Arten von Wesen Asyl gewehrte. Er sollte ein seltsam Kerl sein, jemand der diese Burg nicht wirklich ohne Blutvergießen gewonnen,  aber nun doch ohne weiteres zu halten vermochte. Ein Diplomat, wie man sich erzählte. Und doch war so wenig bekannt über diesen vermeidlichen „Wohltäter“ und seine Zwecke. Die Fee blickte direkt in seine Augen und machte – fast raubtierartig – einen Schritt auf ihn zu: „Habt ihr Angst, Mylord?“
 

Aufgrund ihrer unerwarteten Bewegung wich er einen Schritt zurück: „Wer weiß – vielleicht wäre es angebracht?“, murmelte er leise. Er war verwirrt, und dies besserte sich nicht als sie sich ihm näherte um einige Küsse auf seinen Hals zu hauchen. Im Gegenteil. Dieses Weib war nicht nur verwirrend, sie zu durchschauen kam der Entwirrung eines gordischen Knotens gleich. Er zögerte einen Moment und stellte dann die Distanz wieder her. Sie lächelte ihn an. „Vielleicht. Wer weiß.“, hauchte sie. „Ihr seit etwas Besonderes“, murmelte sie und strich ihm über den Hals: „Es wäre zu schade, holte mir jetzt gleich eure Seele. Stattdessen… Werde ich warten bis ihr sie mir schenkt.“
 

Ihr Atem streift über seinen Hals und es war ihm als ob die Kälte des Todes persönlich von ihm Macht ergriff. Sie wand sich von ihm ab und legte ihre Reisetaschen ab. Sie blickte zu herum, fast mitleidig und zog ihn zu sich, nahm seine Hand und hauchte sacht einen Kuss auf die selbige. Nur Sekundenbruchteile später kehrte Leben in seinen Leib zurück und er suchte den Blick ihrer Augen: „Ihr seit der Tod. Und dennoch… genieße ich eure Gegenwart.“
 

Sie nahm ihn sanft in die Arme und flüsterte sanft: „Habt ihr euch nicht danach dem Tod gesehnt, Mylord?“. Mit leerem Blick starrte er sie an und mit einem Mal war es als ob Eis durch seine Adern fließen würde. „Ja, das habe ich. Aber ich kann nicht sterben. Ich konnte es nie. Und ich darf es auch nicht.“, sprach er. Kalt, hart und bestimmend und presste sie an sich.
 

„Ich bin eurem Ruf gefolgt“, murmelte sie, hauchte weitere Küsse an seinen Hals. „Ich kann euch befreien, Mylord“, raunte sie verführerisch und presste sich fester an ihn als sie merkte wie sehr er mit sich rang. Sie lächelte und gab ihm die Nähe die er wohl so vermisste, die Wärme, ja die Ruhe und Geborgenheit deren Abwesenheit ihn wohl in die Verzweiflung trieb. Sie schmunzelte und hauchte sanft „Dann… gebt ihr mir so einfach eure Seele, Mylord?“
 

 „Ich kann nicht glauben, dass ihr mich erlösen könnt. Es würde mich vielleicht freuen – aber selbst wenn ihr es könntet – dürfte ich dies nicht annehmen. Ich habe eine zu große Verantwortung. Ich muss für die Fehler zahlen, welche ich begangen habe. Ich darf nicht weglaufen. Nicht sterben. Auch wenn ich es … oft will.“ – sprach er bestimmt zu ihr.
 

„Ein Teil von euch weigert sich..“, blickte sie ihn sichtlich enttäuscht an: „Wie schade..“, hauchte sie und näherte sich ihm, drückte ihn feste an sich und murmelte:
 

 „Ich werde warten…“, und küsste zärtlich seine Lippen.

Zurück aus Erinnerungen

Langsam den Gedanken entrinnend blickte er wieder zu sich herab, an seinem zerknitterten Gewand entlang zu der schlafenden Fee und sah sie lange an. So in Träumen versunken sah sie friedlich aus, das Gesicht ebenmäßig und nicht von der Kälte durchdrungen und den Kampf versprühend welcher sonst darauf zu sehen war. Sie sah fast …
 

Er fasste sich ein Herz und strich ihr sacht eine Strähne aus dem Gesicht – was sie zu seinem Bedauern aus dem ruhenden  Zustand riss. Ihre Augen öffneten sich und ihre Blicke trafen sich. Für einen Morgen blickte sie ihn unstetig, fast erschrocken an – fing sich dann aber wieder. „Guten Morgen, Mylord“ – „Guten Morgen, Mylady. Wie geht es euch?“ – „Mir geht es gut, habt Dank“, murmelte sie leise. Ihr Blick war wesentlich zurückhaltender, ruhiger, trauriger als er es gestern Abend gewesen war. Er war verwirrt und blickte sie fragend an als ihre Finger sachte über seine Federn glitten und sie sich schließlich mit einem schüchternen Lächeln wieder zu ihm wandte: „Sie sind wirklich schön...“.
 

Fragend schaute er sie an. War sie überhaupt noch die gleiche Person? Er setzte zum Wort an „Mylady, Ich…“ – doch sie schnitt ihm selbiges ab: „Oh, vergebt meine Unhöflichkeit. Ich hatte euch selbst meinen Namen verweigert.  Ich heiße Deirdre Susanne Fay´s Daughter of Ree … Aber nennt mich doch einfach Deirdre.“ – und wieder war da dieses schüchterne Lächeln.
 

„Deirdre ich fragte mich, was ihr wohl erlebt haben müsst. Warum seit ihr hier – was brachte euch... zu mir?“ Deirdre hob den Kopf und blickte ihn fragend an: „Nun ja, ich denke meine Begehr ist euch hinreichend bekannt, aber meine Beweggründe… Dürften für euch noch sehr  - undurchsichtig - sein…“, sie murmelte leise: „Es könnte euch aber helfen mich zu verstehen.“, meinte sie – schuldbewusst und senkte den Blick.
 

Ja, das war sie. Sie war grausam. In der Tat. Sie hatte sich in der vergangenen Nacht seinem… zweiten Gesicht bemächtigt und ihn danach eiskalt abblitzen lassen. Das Bad sah wohl immer noch nach einem Schlachtfeld aus. Blut, zerbrochene Spiegel,… Und doch lag sie nun bei ihm – so ruhig, besonnen – nein- ihr war der Scham ins Gesicht geschrieben. Ob dies nun dem Akt selbst galt oder der Tatsache wie sie danach mit ihm verfahren war – das konnte er nicht erkennen… Seine Hand glitt hinauf zu seiner Halsbeuge und er strich gedankenvoll über die noch leicht schmerzende Stelle – sehnsuchtsvoll…
 

Sie riss ihn wieder aus den Gedanken: „Wart ihr schon in Irland?“, fragte sie ihn und blickte in seine Augen. Er nickte: „Ja, ein wunderschönes Land…“. „Es ist meine Heimat… Ist euch der Lough Ree ein Begriff?“. „Hm.. Einer Sage nach soll dieser mystische See magische Wesen beherbergen… Es würde mich nicht wundern, schließlich ist Irland die Heimat vieler solcher Wesen.“. „Ja… Der Lough Ree… Der See der Könige… Der größte  See in Irland… Es gibt viele Sagen über sein entstehen… Eine davon berichtet auch von meiner Geburt…“ – Ihr Blick wanderte wieder zu ihm und als sie sah wie er ihr gebannt folgte und seine Elfenohren sogar kurz zuckten musste sie kurz lächeln und fuhr mit ihrer – sichtlich sie belastenden – Erzählung fort: „Nun… Zu einer Zeit, da die Zeit selbst noch ein Kind war und die Erde noch von Naturgeistern beherrscht wurde, gab es in der Mitte Irland ein mächtiges Menschenkönigreich. Es war fruchtbar, grün und wurde von zwei Flüssen eingeschlossen: Ree und Quynn…“. Sie hielt kurz inne: „Sind euch Naturgeister ein Begriff?“ – „Ich weiß nicht was ihr darunter versteht, aber ich habe früher und heute noch mit Baumgeistern zu tun… Putzige kleine Gesellen…“. Sie lächelte: „Die Naturgeister von denen ich spreche sind andere…. Sie sind das Leben, das in einer Landschaft steckt, einem Berg, einem Wald, einer grünen Ebene… Sie haben viele Gestalten, sind gleichzeitig überall und nirgendwo, sind Mensch und sind Tier. Sie sind das leise säuseln des Windes im grünen Laub und die Stelle des ersten Schnees, der alles bedeckt. Sie sind unsterblich… Jedenfalls so gut wie… und herrschen mit großem Stolz über ihr Gebiet. Früher mischten Sie sich oft unter die Menschen, nahmen ihre Gestalt an… Doch heute nicht mehr, heute leben sie zurückgezogen und sprechen kaum mehr mit Menschen so dass viele sie vergessen haben und sie nicht mehr achten…“. Der Elf legte den Kopf schief und murmelte: „Mir war nicht bekannt dass sie sich unter die Menschen mischten…“ – „Nun…“, fuhr die Fee fort, „Sie hielten Menschen für Interessant… Die Menschen aber trauten ihnen nicht…“, und die Seelenfängerin fiel wieder in ihre distanzierte Art zurück und ihre Augen wurden kalt: „Denn die Naturgeister waren unberechenbar. Sie schienen über keinerlei Logik oder Gerechtigkeitsempfinden zu verfügen, sie gehorchten einzig ihren Gefühlen. Die Menschen erschienen ihnen kompliziert und verlogen und so zogen sie sich zurück…“, sie lies die Worte im Raume stehen und blickte zum Fenster, hinaus in die Weite. Ihr Zuhörer räusperte sich leise und sprach – fragend und vorsichtig: „Ich… spüre solche… ähnliche Macht in euch… nun da ihr es erwähnt… Ich wusste nicht was ihr seit und konnte es nicht zuordnen… Verzeiht die Bezeichnung aber… Ihr seit Mischling… nicht?“ – Sie nickte:  „So ist es…“, meinte sie ruhig, ohne sich von seiner Wortwahl angegriffen zu zeigen: „Der König des Landes zwischen Ree und Quynn, welches Calgrathar genannt wurde war mein Vater und der Naturgeist Elidhu Alydhir, welcher über den Wald herrschte der Calgrathar bedeckte, war meine Mutter…“
 

Lächelnd und interessiert setzte sich der Elf auf, seine Flügel verschwanden und gaben die Fee frei. Er setzte sich auf die Hinterbeine, lächelte sie an und betrachtete sie interessiert und lang. Dann berührten seine Fingerspitzen sachte ihre Wange und ihre Stirn. Er schloss die Augen, nährte sich ihr und lehnte seine Stirn an ihre, spürte ihre Energie und sog sanft ihren wundervollen Geruch ein. Er spürte die tiefe Verbundenheit welche diese beiden Leben aneinander flocht und löste sich mit einem Lächeln von ihr, welches er sanft in ihren Augen erwidert fand: „.. es gibt immer wieder Überraschungen, nicht wahr?“, hauchte das Feenkind.
 

Er legte sanft seinen Kopf in ihren Schoss und nickte, fühlte sich geborgen und glücklich in diesem Moment. Sie lächelte und strich ihm sanft durchs Haar, während sie aus dem Fenster blickte und leise hauchte: „Wollt ihr wissen, wie die Geschichte weiter geht?“  - „Bitte“, murmelte der sonderbare Zuhörer und wartete gespannt auf die Fortführung ihrer Erzählung.
 

„Es begab sich, dass der König von Calgrathar, welcher den Namen Dernhil trug, einen Ausritt im Wald machte. Dort traf er auf ein wundersames Wesen, meine Mutter. Bald trafen sie sich öfter und Liebe begann zwischen ihnen zu keimen. Mein Vater nahm meine Mutter mit auf sein Schloss, ich wurde geboren und die Jahre vergingen… Eine solch starke Liebe, wie ich sie nie wieder erlebt hatte…“, sie hielt einen Moment inne, aber er wollte sie nicht drängen und lies ihr ihre Zeit.

„Doch dann geschah was geschehen musste… Mein Vater wurde alt und starb… Meine Mutter, welche die Zeit nicht kannte brach es das Herz… Sie… wünschte sich nichts sehnlicher als zu sterben… Sie schloss einen Pakt mit den Göttern und opferte sich… für mich…“
 

Der Elf blickte sie traurig an, richtete sich auf und nahm sie in den Arm, strich ihr über den Rücken und wollte sie trösten – doch sie lächelte ihn nur an: „Es braucht euch nicht Leid zu tun. Es ist mein Schicksal, die Götter wussten das bevor ich auch nur ein Gedanke war.“
 

Er blickte sie traurig an, schaute unter sich und murmelte nur:  „Schiebt nicht alles auf euer Schicksal…“
 

Sie erwiderte lächelnd:  „Was sollte ich sonst tun? Mir selbst die Schuld geben? Meine Mutter hassen? Das hätte alles keinen Sinn, es würde mich kaputt machen… Man kann nur leben, wenn man sein Leben akzeptiert. Womit ich nicht meine, dass man nicht kämpfen soll. Aber einen verlorenen Kampf zu beweinen – lange nachdem er verloren ist – das hat keinen Sinn. Es schwächt uns nur.“
 

Was sollte er entgegnen? Sie hatte Recht. Er nickte. Und sie fuhr fort: „Die Unsterblichkeit meiner Mutter wurde auf mich übertragen, von da an war der Tod mein Geliebter und ich seine Sklavin. Meine Mutter hingegen konnte nun endlich sterben… In Ihrer Trauer ließ sie ganz Calgrathar versinken und aus ihren Tränen entstand der Lough Ree…“
 

Stille kehrte ein und beschloss ihre Erzählung.
 

„Der Tod… Euer Geliebter? Ich verstehe nicht…“ – „Ich habe ihn geliebt… Ich war nur ein Kind… Als all das geschah war ich gerade einmal 15… Ich alterte noch bis ich 25 war, danach nicht mehr… Auch das ist sein Werk… Der Tod war mächtig, für mich bedeutete sein Kuss die Erlösung von alldem Leiden… Das hatte ich bei meiner Mutter gesehen, sie war glücklich als sie starb… Der Tod nahm mich auf… Er lehrte mich das Töten… und das Lieben… Meine ganze Existenz lag in seiner Hand, ich fürchtete ihn und sehnte mich zugleich nach seinem Kuss…“ - „Seinem… Kuss? Ihr… seit seine Geliebte… und Frau?“ – „Ich war..“, sprach sie leise: „…doch das ist lange her…“
 

Er senkte den Kopf, schloss die Augen und murmelte leise,... leise und kalt: „Habt ihr es… genossen?“
 

„…ja…“, flüsterte sie und starrte aus dem Fenster.
 

„Wie war er…?“
 

„Bittersüß… Unsere Zeit war nie unbeschwert, aber wir waren zusammen… Wir haben uns gegenseitig begehrt und verflucht…“, murmelte sie und hing den Erinnerungen nach: „…manches vergeht nie. Liebe hört manchmal einfach auf… Aber… manche Dinge bleiben. Meine Sehnsucht nach dem Tod ist nicht mehr als ein Teil meiner Vergangenheit…“, sie blickte ihn an und sah die Frage in seinen Augen – wollte den Grund für ihre Erzählung verraten:  „Auch wenn ich nicht mehr die Geliebte des Todes bin, so bin ich noch immer seine Sklavin, seine Marionette… Und darum ist es mein Auftrag eure Seele zu nehmen…  Das ich mich der Nacht euch bemächtigte – war auch nur ein Test um zu Wissen, mit wem ich es zu tun habe…“
 

Er blickte weg, fühlte sich degradiert, verletzt, benutzt. Und doch… war da noch etwas anderes… War ihn zu ihr zog…
 

„Ein Mittel zum Zweck…“, sie stand auf und ging zum Fenster und öffnete es: „…Es tut mir leid…“
 

Ihm fielen keine Worte mehr ein. Eine Leere legte sich über ihn und er wusste nicht was er sagen sollte.
 

„Und? Verabscheut ihr mich nun?“, meinte sie stechend
 

Der mitgenommene Herr blickte zur Seite und schüttelte den Kopf: „Tut was eure Aufgabe ist…“
 

Spitz – und mein der gleichen Kälte die er in der Nacht zuvor verspürt hatte antworte sie: „…Mir wird nichts anderes übrig bleiben… Denn warum sollte ich meine Natur leugnen? Es ist ein Teil davon. Genauso wie zu töten, zu hassen, zu lieben, zu leben und irgendwann zu sterben – oder zumindest meine Seele dem Tod geben zu müssen.“ – Sie sah das Unverständnis, den Kampf in seinen Augen – und es entzürnte sie: „Wenn ihr mich verurteilt, dann sagt es mir direkt und quält mich auf diese Art!“
 

„Warum tötet ihr mich nicht direkt?“
 

„… Ich will es nicht solange ihr euch wehrt. Ich bin kein Monster…“, sprach sie kalt.
 

„Aber mich für euren Zweck zu nutzen, dafür gereich ich euch?“
 

„Mylord“, flüsterte sie gefährlich leise:  „Jeder von uns benutzt andere. Und wenn es nur ist um das eigene Gewissen zu Befriedigen…“

Epilog

Epilog

Die Zeit verging, und mit der Zeit auch die Wut der Beiden. Es dauerte nicht lange, da begann Deirdre den Lord auf seinen Reisen beizuwohnen. Und egal wo sie auch hinkamen, wie oft sie auch Verletzte vorfanden – er war immer da um diesen zu helfen. Sie stand immer hinter ihm, sah ihm zu, verstand es nicht. Er fluchte, war verzweifelte wenn er jemanden nicht retten konnte, er sah es als Verlust an. Sie konnte es nicht verstehen, für sie machte es keinen Unterschied ob sie eine Seele heute, oder in 100 Jahren holte, weshalb sie ich auch breitwillig helfen lies – ohne einzuschreiten. Sie waren die zwei Seiten desselben, grausamen Plans der sich Leben nannte. Und obwohl sie so unterschiedlich waren, lernten sie sich zu schätzen und zu respektieren. Manchmal schlief er nachts allein, manchmal erlaubte sie ihm bei ihm zu sein. Sie konnte es nicht verstehen wie jemanden Nähe soviel geben konnte, soviel bedeuten konnte. Aber auch wenn es ihr schwer fiel dies zu zeigen, so genoss sie es insgeheim doch – ein wenig.
 

Als sie des Nachts wachlagen murmelte sie zu ihm: „Ich verstehe nicht… Warum rettest du immer diese ganzen Wesen… Was macht es schon einen Unterschied ob sie leben, oder sterben?“ – Er lächelte sie sacht und ruhig an und erwiderte: „Für uns, welche wir zeitlos sind, alle Zeit der Welt haben und teilweise sogar darunter leiden – für bedeutet Zeit nichts. Wenn sie vorbei ist, ist sie vorbei. Aber für jene – für sie ist Zeit das kostbarste Gut. Und für jede Sekunde die sie länger haben können würden sie alles tun.  Für manche wird es nie genug sein. Aber für diejenigen – die Gutes getan  haben – jenen möchte ich etwas zurückgeben…“. Sie blickte auf und sah ihn an: „Ihr seit grausam Mylord – was unterscheidet euch von mir?“ Er blickte zu Boden und murmelte: „Ihr nehmt einfach jede Seele für welche es Zeit ist. Ich bin grausamer. Ich richte über diese Seelen…“ – Sie konnte nichts erwidern und nahm ihn einfach in den Arm.
 

Die Jahre vergingen, Jahrzehnte vergingen. Und mit jedem Wesen welcher der Elf half, mit jedem Wesen wurde er schwächer. Er wusste nicht ob es die Anwesenheit der Seelenfängerin war – oder dass er nun langsam ein  hohes Alter erreichte – er wurde immer schwächer. Langsam bildeten sich tiefe Falten in seinem Gesicht und er konnte auch der Fee nicht mehr verbergen was mit ihm vorging. Aber sie schwieg. Es war seine Entscheidung was er tat und sie wusste dass sie ihn nicht abhalten konnte.
 

Eines Tages war es dann soweit. Er rief zu sich in sein Zimmer und sie fand ihn am Boden, aufgesessen mit dem Rücken am Bett. Obwohl er schwach aussah, brachte er sein sanftestes Lächeln zum Vorschein. „Guten Morgen Deirdre“ – „Mylord, es ist noch nicht Morgen…“ – Der Elf feixte: „Vielleicht nicht, aber heute wird es ein wundervoller, sonniger Tag. Ich kann es fühlen.“ – und er lächelte sie sanft an. Die Fee kniete sich vor ihn auf den Boden und blickte ihn an: „Ist es…“ – „Ja, es ist Zeit.“
 

Er streckte die Hand aus und strich zärtlich über das Gesicht der wunderschönen, elfengleichen Erscheinung. Sachte zog er sie zu sich heran und blickte er tief in die Augen. Sanft berührten sich ihre Lippen und er küsste sie erst zögerlich sanft und dann immer weiter voller Hingabe, Liebe und Inbrunst, als wolle er all die guten Dinge welche seine Seele verkörperte in diesen einen, diesen letzten Kuss legen. Er griff derweil zu ihrer rechten Hand und führte sie sanft an seine Brust, zu seinem Herz. Als ihre Hand sich in reine Energie wandelte und in seine Brust fuhr, seine Seele umgriff wurde ihm angenehm warm. Er trennte sanft den Kuss und blickte sie an. Sie erwiderte den Blick und fasste ihre Worte: „Ich werde euch nicht verstehen. Ihr werdet mir auf immer ein Rätsel bleiben. Ihr wusstet dass euch dies schneller töten würde. Ihr hättet noch soviel Zeit gehabt… Noch soviel erleben können. Wenn ihr nur etwas mehr an euch selbst gedacht hättet. Ich hätte gewartet und wäre bei euch geblieben…“. Der sichtlich geschwächte Elf schüttelte sacht den Kopf: „Nein,  das wäre nicht richtig gewesen. Eure Zeit zu vergeuden, Wesen sterben zu lassen… Es war der richtige Weg. Ihr werdet mich vielleicht nicht verstehen und mir würden einige Dinge für immer unerklärlich bleiben – aber das ist auch in Ordnung. Das war nie ein Problem, denn es gab nur eines was wirklich zählte…“ – Die Elfe blickte ihn fragend an: „Und das wäre?“
 

Er blickte mit unendlich glücklichem Blick in ihre brauen Augen und mit einem gezielten Tritt gegen ihren Arm riss er sich selbst mit ihren Fingern die Seele aus dem Körper und hauchte:
 

„Das ich euch liebte und ewig lieben werde, Deirdre.“
 

 
 

Die Liebe hört niemals auf.
 

Prophetisches Reden hat ein Ende, Zungenrede verstummt, Erkenntnis vergeht.
 

Denn Stückwerk ist unser Erkennen, Stückwerk unser prophetisches Reden; wenn aber das Vollendete kommt, vergeht alles Stückwerk.
 

Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, legte ich ab, was Kind an mir war.
 

Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich unvollkommen, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin.
 

Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe.
 

[ 1. Korinther 13, Vers 8-13 ]
 


 

 
 

 
 

Es war ein dunkler, kalter Wintermorgen, als er mit einem Mal den Postboten hörte. Er schlüpfte schnell in seine Schuhe und lief die Treppe herab, öffnete den Postkasten und zog die Post voll freudiger Erwartung heraus: „Rechnung, Werbung, Werbung, Ebay – Wieder nichts dabei“. Er seufzte innerlich und blickte traurig zu Boden und stieg die Stufen herauf. Er wollte schon wieder die Haustür hinter sich schließen, da wandte er sich noch einmal um und blickte zum untergehenden, wunderschönen Mond. Der Schmerz brannte in seinem Herzen und er versuchte die Traurigkeit herunterzuschlucken, schluckte schwer. Er fragte sich wo sie nun wohl war. Was sie machte. Ob sie an ihn dachte? Er stieg wieder die Treppen herauf, setzte sich vor den Rechner und öffnete seine Musik Bibliothek. Aus den vielen tausenden Songs fand er war er suchte. Nach wenigen Sekunden halten die Klänge von Ludovico Einaudi durch den Raum: „In un'altra vita“.



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von:  Urikal
2014-01-16T18:52:47+00:00 16.01.2014 19:52
Naja, ich habe es mit Absicht offen gelassen - was die Namensnennung angeht.
Damit ist er zwar tot - aber auch nicht.

Liegt auch daran dass der Epilog offiziell nicht existierte. Die anderen Kapitel sind mit wenigen Änderungen im RPG gespielt wurden - allerdings waren die Ereignisse nach Kapitel 2 nicht mehr wirklich wichtig für die Geschichte, die betrafen ehr andere BC Charaktere. Da es nie zu einem Ende in der Geschichte kam, schrieb ich das Ende selbst :/. Jemand anderes aus BC meinte es würde passen und.. naja. Vielleicht wars an der Zeit, was?

Take care.
Von:  Urikal
2014-01-16T18:45:33+00:00 16.01.2014 19:45
Er ist zum Teil ein Vampir, sie als Seelenfängerin auch ehr ein Dämon - naja für sie war es ein Test. Ich wollte es allerdings nicht niederschreiben, weil es sich echt ehr schlecht machte...

Naja - sie ist in ihrer Rolle praktisch unsterblich. Er muss akzeptieren dass er ihr nichts wirkliches entgegen zu setzen hat. Quasi. Daher kann sie ihm schon viel preisgeben.
Von:  Wave
2014-01-11T12:15:01+00:00 11.01.2014 13:15
Traurig :(

So könnte es enden, mh?
Die Zeit hat mich eins gelehrt: Plane nicht und Träume nicht. Setze dir Ziele!

In diesem Sinne... *verbeug*
... bis bald, Mylord~
Von:  Wave
2014-01-11T12:03:03+00:00 11.01.2014 13:03
Ich kann mir vorstellen, was da in dem Bad passiert ist^^"

Interessant ihre Geschichte.
Etwas, was ich mich immer wieder frage (ohne jetzt speziell irgendwen "anzugreifen"):
"Warum bei den Göttern erzählt jemand einem völlig Fremden die eigene halbe Lebensgeschichte?"
Von:  Wave
2014-01-11T11:51:48+00:00 11.01.2014 12:51
Beschreibungen wie die Charaktere aussehen wären nicht schlecht.
Also nicht einfach Bilder vorn einpacken, sondern nimm den Leser mit. Beschreibe, was er sieht in dem Moment :)

Mysteriös - beide.
Von:  Wave
2014-01-11T11:50:05+00:00 11.01.2014 12:50
Ein-, zweimal etwas holprig, aber insgesamt ein angenehmer Lesefluss :)
Ziemlich verwirrt der Gute^^


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