Zum Inhalt der Seite

Lang lebe die Königin

Vertrau mir deine Flügel an II
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Schiffbrüchig

Kalt und erbarmungslos tropfte der Regen auf ihre durchnässte Haut und beschwerte ihren Körper mit jedem Tropfen um ein paar Milligramm mehr. Kein Erbarmen, dass hatten auch ihre Angreifer nicht gezeigt, als sie ihr Schiff angegriffen, dutzende ihrer Soldaten getötet und dann noch ihr Gefährt vor der Küste versenkt hatten.

Ohne nachzudenken, hatte sie sich einfach einen Mann geschnappt, der noch Lebenszeichen von sich gegeben hatte und ihn bis ans Land gezerrt. Selbst jetzt, als er wie ein schlaffer erschwerender Sandsack auf ihren Schultern hing, lief sie weiter in das schützende Gestrüpp des Waldes.

„Halt durch, mein Freund. Bald sind wir von der Plage weg... dann kümmern wir uns um deine Wunden... Verdammtes Federvieh.“

Sie wollte ihrem Gefährten Mut zusprechen, vielleicht wollte sie auch sich ermutigen, so ganz war es ihr nicht klar. Ihr kam es nur darauf an etwas zu sagen, was Hoffnung geben konnte.

„Wir sammeln uns im Wald. Dort waren sicher Chihiro und Mio... Genau... das Federvieh kriegt die beiden sicher nicht tot. Nicht die beiden. Wer sollte mich den sonst nerven und auf meine Pflichten hinweisen... Nimm dir ein Beispiel und halte durch.“

Keuchend lief sie tiefer in den Wald. Sie hörte hinter sich die Schreie ihrer Krieger und Freunde. Sie würde ihren Gefährten gleich ablegen, ihn verstecken und schließlich zurück zum Schlachtfeld schreiten um dem Federvieh eine Lektion zu erteilen. Aber zuerst musste sie diese Seele retten.
 

Erschöpft brach sie nach einigen Metern zusammen. Sie konnte seine immer schwerer werdende Last nicht mehr tragen, sodass ihr die Beine ihren Dienst versagten. Schwer atmend lag sie mit ihm auf ihrem Rücken im Dreck. Die einst so wertvolle schwarze Rüstung war befleckt mit der Erde Japans. Unbekannter Erde, die mit fremden einheimischen Blut getränkt war.

„Du bist ganz schön schwer...“, keuchte sie und mühte sich ein steifes Lächeln ab, während sie ihre Last von sich schob um wieder freier atmen zu können.

Zwei-Dreimal holte sie tief Luft, ehe sie sich ihrem Gefährten zuwandte, dessen leblosen Augen sie starr fixierten. Kein Glanz, kein Anzeichen von Leben konnte sie in ihn entdecken, was zum ersten Mal Angst in ihrem Leben hervorrief.

„Komm schon, reiß dich zusammen. Du bist ein Krieger unter meiner Führung... meine Krieger machen nicht schlapp.“

Wirsch rüttelte sie an dem starr werdenden Körper. Er war kalt wie Stein, seine Haut wurde ungewöhnlich blass und selbst das braune Haar entfärbte sich zu einem dämonischen weiß. Er hatte einfach nicht mehr die Kraft sein menschliches Gesicht zu wahren und offenbarte seine Hörner die ein Zeichen dafür waren, dass er aus dem Dämonen-Clan des Westens kam.

Er reagierte nicht mehr und ihr wurde immer klarer, dass er nie wieder reagieren würden. Er war dieser Welt entglitten.

„Nein... Nein!“

Ein Schrei hallte durch den Wald. Sie wusste, dass es gefährlich war zu schreien, und doch konnte sie diese Emotionen nicht mehr zurückhalten. Auch wenn sie ihn nicht kannte, wenn sie noch nie zuvor mit ihm gesprochen hatte, er war ein Teil ihrer Armee gewesen, ihres Clans und damit auch ein Teil ihrer Familie.

„Hoheit!“

Verstohlen, als sie die ihr vertraute Stimme vernahm, wischte sie sich die aufkommenden Tränen weg. Bloß keine Schwäche zeigen. In ihrer Position konnte sie sich das nicht leisten.

„Endlich habe ich Euch gefunden.“

„Mio...“

Ein Blick über ihre Schultern verriet ihr, dass es die rothaarige Dämonin war, die sie an Bord des Schiffs aus den Augen verloren hatte. Sie war unglaublich froh, dass ihre Freundin noch lebte.

„Wo ist Chihiro?“

Sie musste stark bleiben. Und sie würde so wirken, wenn sie gleich nach ihrer zweiten Vertrauten nachfragte. Man wirkte dann so abgebrüht, kalt und wie ein Fels in der Brandung, der sich nur für das wesentliche interessierte.

„Ich weiß es nicht. Vielleicht hat sie es nicht überlebt. Sie ist immerhin nur ein Mensch.“

Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Nein. Chihiro durfte nicht auch noch verstorben sein. Mit Sicherheit lebte sie noch und suchte schon nach ihnen. Genau. So musste es sein. Sie lebte noch.

„Wie viele unserer Leute haben überlebt?“

Die nächste wichtige Frage wurde gestellt. Mechanisch, ohne ein Anzeichen von Emotionen. Sie war die Königin und musste einfach einen kühlen Kopf bewahren, egal wie heißblütig ihr Charakter war.

„Keiner.“

Mios Antwort kam eben so emotionslos wie die Frage gestellt wurden war. Doch die Königin wusste, dass auch sie an dieser Tatsache bitter nagte. Unter all diesen tapferen Kämpfern hatte sie immerhin gute Freunde gewusst, denen sie nicht einmal einen angemessenen ehrvollen Abschied bereiten konnte.

„Was habt Ihr nun vor, Hoheit?“

Woher sollte sie das wissen? Woher sollte sie wissen, was sie nun tun sollten, alleine, zu zweit in einem fremden Land? Mit Chihiro hätten sie ein paar wegweisende Chancen gehabt, doch so ganz alleine auf sich gestellt, zweifelte sie, dass sie ihr Ziel erreichen würden.

Ihr Ziel. Das Wasser des Lebens. Das Vampirelexier. Diese Krieger sollten nicht umsonst gestorben sein, auch wenn die Engel wohl weiterhin an ihren Fersen klebten.

„Wir müssen das Vampirelexier finden. Machen wir uns auf den Weg.“

Es half nichts. Ob fremdes Land oder nicht, sie würden sich durchschlagen müssen. Und dank Chihiro hatten sie ja etwas von den landestypischen Sitten und auch von der Sprache gelernt.
 

Hustend schleppte sie sich ans Land. Ihr war nicht klar, wie weit sie geschwommen war. Ihre Königin und Mio hatte sie irgendwo an Bord aus den Augen verloren. Sie hatte nur noch die Chance gehabt ihr eigenes Leben zu retten, aber nun würde sie ihre Freundinnen suchen. Jetzt, da sie heimatlichen Boden unter den Füßen hatte.

„Jandate... Mio... ich ko-“

Ihre Sicht verschwamm. Sie war so müde. Ihr Körper versagte ihr den Dienst. Länger konnte sie nicht mehr durchhalten. Schlafen. Sie wollte einfach nur etwas schlafen.
 

Fest hielt Erenya ihren irdenen Topf umklammert. Zum ersten Mal hatten Yuki und Koji ihr erlaubt alleine zum Fluss zu gehen. Es war für sie eine große Sache, denn bisher hatten die beiden sie, seit ihrer Ankunft im versteckten Dorf, wie ein zerbrechliches Püppchen oder ein Kleinkind behandelt. Sicher, sie hatte noch hin und wieder diese Momente, in denen sie zu einer Puppe wurde, aber allmählich bekam sie es in den Griff.

Umso stolzer war sie deswegen, dass sie heute alleine Wasser holen durfte. Es war ein neuer Schritt um erwachsen zu werden. Ein neuer Schritt um die schöne aufblühende Blume zu werden, so wie sie es Harada versprochen hatte.

Harada. Sie hatte den Krieger, der so fest in ihrem Herzen verankert war, nicht vergessen. Selbst jetzt, da er nicht hier war, konnte sie ihn nicht vergessen. Er war ihr über die paar Monate in Kyoto so wichtig geworden, genau wie Lhikan und Mizu.

Manchmal träumte sie abends von ihren Freunden und wünschte sich dann nach dem aufwachen zurück. Doch sie musste noch warten und viel lernen.

'Ich werde zurückkehren.'

Das war der einzige Gedanke, der sie dann dazu bewegte, im hier und jetzt zu leben und an sich zu arbeiten. So wie jetzt.

Mit entschlossenen Blick sah sie zu dem immer näher kommenden Wasserfall. Etwas war heute anders. Dort, im Kies, lag etwas, dass für gewöhnlich nicht dort. Ein verletztes Tier vielleicht.

Erenyas Schritte wurden schneller. Sie wollte wissen was dort lag, denn wenn es ein Tier war, musste sie ihm helfen. Sie war schließlich ein Engel und hatte als Aufgabe, alle Lebewesen zu schützen und zu retten, wenn es in ihrer Macht lag.

Schnell bemerkte sie aber, dass dieses Wesen was dort lag, nicht tierischer Natur, sondern menschlicher war.

Der irdene Topf fiel klirrend zu Boden. Erneut hatte sie nicht die Kontrolle über diese Kraft. Sie sah Blut, Verderben, ein sinkendes Schiff und über jenem schwebte der sechsflügelige Engel mit einem leuchtenden Speer. Obwohl die Schreie alles übertönten, befahl dieser Engel die Elemente, eben jene Schreie abzuwürgen. Die armen ertrinkenden zu verstummen und jegliches Leben mit sich zu nehmen.

Hektisch schüttelte Erenya diese Bilder ab. Diese Person im Kies brauchte Hilfe. Doch sie war noch nicht stark genug um zu helfen. Und ihr fielen nur zwei Personen ein, die wirklich helfen konnten.

Vielleicht hatte sie zu früh eine weitere Stufe des Erwachsen werdens nehmen wollen.

Ohne zu zögern wandte sich Erenya von der Person ab und lief zurück ins Dorf, den Namen der zwei gefallenen Engel rufend, die sie einst hier gebracht und damit gerettet hatten.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Tubbytaku
2014-03-12T19:14:04+00:00 12.03.2014 20:14
Moin, hier auch (endlich) mal mein rekommi :3

Design~

Das Bild passt sehr schön (soweit ich das beurteilen kann) auch wenn mir die dämonen königin nicht so böse vorkommt wie auf dem bild :D
die charaktere find ich schön beschrieben, obwohl ich unwissend bin hab ich ein bild vor augen. aber über bilder würde ich mich freuen :) sie müssen ja nciht genauso aussehen ;3
die beschreibung mit der vorgeschichte find ich auch gut.

Inhalt~

für einen Prolog sehr schön, nicht zu viel inhalt :D und as ziel wird klar.
eine kleine vorschau eben~
meiner meinung nach sind aber etwas zu viele perspektiven wechsel darin.

Stil~

ich liebe deinen stil. wirklich. >.<
es ist toll geschreiben, in diesem etwas schwererem stil und einfach klasse :)

Ein toller prolog :DD

LG~

Re-✖✐✖
Von:  _Natsu_
2013-12-01T17:48:47+00:00 01.12.2013 18:48
yay das neue Kapi hat angefangen (ノ ̄ー ̄)ノ
Und das Prolog gefällt mir sehr gut,  es baut eine gewisse Spannung auf
vor allem, da man anfänglich nicht so recht weiß was genau da gerade vor sich geht (._.)
Mir gefällt es, dass man auch gleich Eri-chan wieder sieht x33~
Und dass sie diejenige ist, die das Mädchen findet...also...wer genau es ist steht ja irgendwie noch offen
Obs nun Chihiro ist oder wer anderes ._. oder obs Mio oder Jandate ist, wobei beide ja zsm waren *stirnrunzelt*
aber yay ich freue mich schon aufs nächste Kapi~
und hoffentlich kommt unser Blondchen gleich mit seinem edlen weißen Ross >D (und wehe er hat kein edles weißes Ross, dann wird er auch noch stinkig auf dich <3 hh)
Antwort von:  Erenya
01.12.2013 18:50
Der bekommt schon noch sein weißes Ross. Gesponsort von Souji~
Antwort von:  _Natsu_
01.12.2013 18:53
x'D Möchte ich sehen~


Zurück