very bad day
Bruce Irvin schleppte sich genervt durch die Korridore der G-Corperation. Er bemerkte das ein fieser kleiner Schmerz gegen seine Schläfen pochte. Mit jedem Schritt den er näher an das Büro seines Boss kam wurde ihm mulmiger.
Der heutige Tag war ein absoluter reinfall gewesen. Erst verbrannte er sich die Finger an seinem kochenden Teekessel, der nun wahrscheinlich auf ewig das zehnfache eingebrannte Muster seiner Fingerkuppen hatte und dann demolierte er auch noch seinen Wagen. Was sollten diese blöden rechts vor links Regeln auch, sonst hielt sich doch eh niemand an Verkehrsregeln. Und dann um alles noch zu krönen, hatte er Kazuya und Anna noch mit einer Flasche Rotwein begossen. Kazuya hatte das neue Muster auf seinem Anzug ganz und gar nicht gefallen und Anna würde sich sicher noch rächen für ihr ruiniertes Kleid.
Endlich war er vor der Tür von Kazuya Mishima angelangt. Er seufzte und klopfte. Niemand antwortete, gegen jede gute Erziehung öffnete Bruce einfach die Bürotür. „Kazuya bist du da?“ Langsam und etwas kleinlaut lugte der Amerikaner hinein. Das Büro war leer.
Komisch Kazuya hatte ihn doch für den jetzigen Zeitpunkt her zitiert. Er sah das auf Kazuyas Schreibtisch eine Tasse stand die vor sich hin dampfte. Also würde sein Boss in den nächsten Minuten wieder zurück sein. Denn wenn Kazuya Mishima etwas hasste dann war das lauwarmer Kaffee.
Schon seltsam wieviel er über den Japaner wusste. Manchmal glaubte der Bruce mehr über seinen Boss zu wissen als über sich selbst. Woran das lag? Er wusste es nicht. Vielleicht daran, dass er nun schon so lange für Kazuya arbeitete. Sie kannten sich schon lange auch wenn sie sich eine Weile aus den Augen verloren hatten. Insgeheim war Bruce schon Stolz, dass Kazuya ihn nach all den Jahren kontaktiert hatte. Nur das warum, hatte der Amerikaner nicht verstanden. Es gab soviele bessere und vor allem jüngere für seinen Job. Doch trotzdem hatte Kazuya darauf bestanden dem Amerikaner den Vorzug zu geben. Bruce hatte nicht gezögert, er hatte gewusst was ihn an der Seite von Kazuya Mishima erwartete: Gefahr. Diesen Reiz hatte er lange vermisst in seinem Leben und wohl möglich hätte er sich seinem langweiligen Leben gefügt bis er irgendwann mit siebzig Jahren über Golfplätze getrottet wäre. Doch nun, nun konnte er dankbar sein wenn er überhaupt so alt wurde. Bruce war nicht traurig über diese Tatsache, im Gegenteil. Lieber lebte er ein Leben voller Gefahr, als gäbe es kein Morgen.
Langsam schritt Bruce vor die große Fensterfront des Büros. Mürrisch verzog er das Gesicht. Er hasste so große Fensterflächen. Da konnte man auch gleich, eine Zielscheibe auf Kazuya pinen. Aber hörte man dem Amerikaner in diesem Punkt zu? Natürlich nicht. Bruce sprach immer wieder das leidige Fenster Thema an, doch bis jetzt hatte es nur dazu geführt, dass Kazuyas Augenbraue gefährlich zu zucken begann wenn nur das Wort Fenster fiel. Und eines wusste Bruce nur zu gut: bring dich schnell in Sicherheit, wenn Kazuya Mishima seine Beherrschung vergaß. Bis jetzt war der Amerikaner mit einem blauen Auge davon gekommen, wenn er sich den Zorn seines Chefs zuzog aber ihm war klar, dass der Mishima nicht ewig gnädig sein würde. Zu oft, hatte er schon gesehen was Kazuya mit Leuten machen ließ die zu oft versagt hatten. Von Verrätern ganz zu schweigen. Bei diesem Gedanken schluckte der Amerikaner schwer. Sollte er Kazuya verraten und da war sich der Dunkelhäutige sicher, dann würde der Mishima selbst zu ihm kommen und ihn dafür bezahlen lassen. Den Zorn von Kazuya Mishima wollte er nicht am eigenen Leib fühlen. Denn Bruce wusste etwas, was nur sehr wenige Menschen wussten. Bruce wusste, was in seinem Vorgesetzten verborgen lag. Jedesmal lief ihm ein eisiger Schauer über den Rücken wenn er an diesen Anblick dachte. Bis zu jenem Tag, hatte Bruce Engel und Dämonen für eine ziemlich große Dummheit gehalten, doch Kazuya hatte ihm eines besseren belehrt.
„Genießt du die Aussicht?“
Bruce fuhr erschrocken herum. Kazuya stand mit emotionsloser Miene an seinen Schreibtisch gelehnt da und musterte seinen Angestellten.
„Musst du mich so erschrecken?!“ fragte der Amerikaner äußerst genervt. Er wusste welchen Ton er anschlagen durfte gegenüber dem Mishima. Ungerührt griff der Japaner nach seiner Tasse auf dem Tisch und nahm einen Schluck, ehe er antwortete. „Was kann ich dafür, wenn du unaufmerksam bist. Eine äußerst schlechte Eigenschaft, für einen Mann in deiner Position nicht war?“ Bruce sah seinen Gegenüber an. Er wusste worauf der Mishima anspielte, als Leibwächter musste er ständig in Alarmbereitschaft sein. Was sollte er also auf Kazuyas Feststellung antworten, wo er doch recht hatte? Eine Ausrede suchen? Nein, dass war keine kluge Idee. Der Mishima, würde so etwas nicht akzeptieren und ihn zur Schnecke machen. Zumindest wenn er dazu Lust hatte. Es gab tatsächlich Tage an denen Bruce seinem Boss unterstellte, Spass daran zu empfinden ihn verbal fertig zu machen.
Bruce räusperte sich. „Nun ich stimme dir zu. Aber ich habe dich ja schon einmal gefragt, warum du dir keinen besseren Leibwächter suchst. Also ist wohl eher die Frage, warum schaffst du dir eine Schwachstelle mit einem Mann wie mir?“ Der Amerikaner war ziemlich beeindruckt von sich selbst, dass ihm eine so gute Antwort eingefallen war. Kein anderer Mensch hätte es wohl gewagt so mit Kazuya zu reden, schon gar nicht wenn dieser einen mit kaltem Blick musterte. Das Lächeln welches nun auf die Lippen des Japaners trat, ließ ihn keineswegs freundlicher wirken. Nun hätte wohl wirklich jeder normale Mensch die Flucht ergriffen. Doch Bruce blieb äußerlich gelassen, innerlich wappnete er sich schon gegen das kommende. Was auch immer es war.
„Du zweifelst also immer noch meine Entscheidung an, dass ich dich eingestellt habe? Und ich dachte du bist loyal.“ Mit diesem gefährlichen Lächeln wirkte Kazuya wie ein Raubtier welches sich jeden Moment auf seine Beute stürzen wollte. Doch seine Worte waren es die Bruce härter trafen und entsetzten als die Mimik. Wütend funkelte Bruce den Mishima an. „Illoyalität? Ist es das was du mir hier gerade unterstellst??“ Zwar war Kazuya sein Boss aber alles musste er sich auch nicht bieten lassen, zumal er diesen Vorwurf als große Beleidigung sah.
Kazuya setzte wieder eine gleichgültige Miene auf und zuckte mit den Schultern. „Nun ja.“ Bruce spürte wie ihm dieses arrogante Verhalten langsam dazu trieb seine Selbstbeherrschung zu vergessen. Wild gestikulierend baute sich Bruce vor dem Mishima auf. „Ich weiß ja nicht wie du auf eine so dumme Idee kommst, aber ich bin alles andere als illoyal! Wenn du einen Nachfolger für mich willst, bitte! Dann tu dir keinen zwang an aber unterstehe dich mich weiter zu beleidigen!!“ Bruce achte nicht darauf wie er mit seinen Händen umher fuchtelte und erwischte dadurch die Tasse in Kazuyas Hand.
Beide Männer beobachten wie das Gefäß fort geschleudert wurde und sich die schwarze Flüssigkeit über sie beide ergoss. Das laute Klirren der Tasse, sagte Bruce das sie wohl gegen etwas hinter ihm gekracht sein musste. Der Amerikaner sah langsam zu seinem Vorgesetzten. Kazuya hatte die Augen geschlossen aber eine Ader an der Stirn pochte bedrohlich. Kein gutes Zeichen.
Bruce wandte seinen Blick zu den Trümmern der Tasse und stellte erstaunt fest, dass sie gegen das Fenster gekracht war. Ein dünner Riss war in der Scheibe zu sehen. Er hatte doch gewusst, dass diese Scheibe nicht sicher war! Da war der Beweis. Als er sich mit dieser wundervollen Nachricht seinem Boss zu wandte, zuckte er erschrocken zusammen. Kazuya kochte gerade vor Wut.
„Nenn mir einen guten Grund dir nicht hier und jetzt die Haut abzuziehen?“
Bruce dachte fieberhaft nach wie er sich nun aus dieser unschönen Situation retten konnte. „Das wäre eine zu große Sauerei?!“
„Du hast mir den Anzug schon versaut, den zweiten heute, da würde dass dann auch nicht mehr viel schaden!“ knurrte Kazuya bedrohlich. Bruce atmete einmal tief durch und trat die Flucht nach vorne an. „Gut. Dann tu es aber bitte mach es schnell, ich will nicht allzu viel mitbekommen.“ Der Amerikaner spannte sich und schloss sicherheitshalber die Augen. Hoffentlich war es der richtige Weg, sich Kazuya gleich zu ergeben.
Bruce fühlte einen unangenehmen Schlag gegen den Hinterkopf, so wie eine Kopfnuss. Vorsichtig öffnete er die Augen. Kazuya setzte sich gerade hinter seinen Schreibtisch und schnaubte ein „Idiot!“
Bruce war sich nun sicher das keine weitere Gefahr drohte. Etwas verschmitzt rieb er sich den Hinterkopf. Mit einer Kopfnuss konnte er leben. Aber nicht mit dem Riss in der Scheibe direkt hinter Kazuya.
„Äh auch wenn du mich gleich halbierst, aber ich muss dringend mit dir über dein Fenster reden!“
Kazuya stöhnte genervt und erhob sich erneut. „Bruce! Wenn du noch einmal von diesem Fenster sprichst, werde ich dich wirklich feuern. Diese Scheibe ist Bruchfest, siehst du.“ um es zu demonstrieren schlug Kazuya etwas fester gegen das Glas. Bruce wollte das noch verhindern, doch ohne Erfolg. Doch nichts geschah. Bruce atmete erleichtert aus. Kazuya ließ sich kopfschüttelnd hinter seinem Schreibtisch nieder.
„Also-“ ein lautes Knacken beendete Kazuyas Satz. Es klirrte laut und ein Großteil der Fensterscheibe fiel in sich zusammen.Bruce starrte entsetzt die Scherben an. Wind fand seinen Weg in das Büro und ließ einige lose Blätter auf Kazuyas Tisch umher flattern. Vorsichtig warf er dem Japaner einen Blick zu, welcher noch immer dem Fenster den Rücken zukehrte.
„Nur ein Wort Bruce! Nur ein Wort!!“
