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Götterherz

von

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Botschaften

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Botschaften


 

Dunkelheit.

Eine alles einverleibende Schwärze.

Und irgendwo in der Finsternis eine Stimme.

»Riley Harleen Parker von der Erde«, höre ich jemanden mit leiser melodischer Stimme sagen und blicke mich um.

Nicht weit entfernt hebt sich eine Gestalt aus der Dunkelheit ab.

Eine Frau.

Ein fließendes Gewand schmiegt sich um ihren zierlichen Körper und ich kneife die Augen zusammen, als sie näher tritt. Erschrocken strauchele ich ein paar Schritte zurück und stolpere durch die unwirkliche Finsternis, als ich in ihr Antlitz blicke.

Glänzendes schwarzes Haar fällt ihr in leichten Locken über die Schultern, ein grünes Auge blitzt mich wissend an und ihre vollen Lippen sind zu einem sanften Lächeln erhoben. Und dennoch bin ich zutiefst entsetzt. Die eine Gesichtshälfte ist wunderschön, doch die andere ist abstoßend und grotesk. Verfaultes Fleisch hängt in Fetzen von blanken Knochen, die frei gelegten Zähne klacken leise aufeinander und die Ausdruckslosigkeit der leeren Augenhöhle lässt mich schaudern. Als die Frau weiter auf mich zukommt, sehe ich, dass ihre gesamte linke Körperhälfte... tot ist. Nur noch ein knochiges Skelett ist übrig geblieben.

Ein Traum, beschließe ich sofort für mich. Das muss einfach ein schlimmer Traum sein.

»Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen«, spricht sie weiter und ich reiße mich stark zusammen, um nicht laut los zu schreien.

»Wer bist du?«, frage ich dennoch, denn das hier ist schließlich immer noch mein Traum und ich will endlich ein wenig Durchblick haben.

»Mein Name ist Hel. Ich bin die Herrin der Unterwelt.«

»Ich bin also tot«, schlussfolgere ich und Hel schenkt mir ein gütiges Lächeln ihrer lebenden Gesichtshälfte, während der andere Teil ausdruckslos und unheimlich bleibt.

»Nein«, gesteht sie und ich frage mich, wieso sie mir eigentlich so verdammt bekannt vorkommt. »Du bist hier, weil ich eine Botschaft für dich habe.«

Verwirrung macht sich breit und irgendwo in der Ferne höre ich, dass jemand meinen Namen ruft.

»Eine Botschaft?«, wiederhole ich stupide und kann den Blick nicht von ihrem Gesicht losreißen.

»Riley?«, höre ich eine Männerstimme fragen und blicke erschrocken in alle Richtungen, kann jedoch niemanden sehen. Was zum-?

»Für meinen Vater«, fährt Hel unbeirrt fort und ich konzentriere mich wieder auf sie.

Moment... Vater? Ihr dunkles Haar, die blasse Haut, das grüne Auge.

»Loki«, schlussfolgere ich und bekomme arge Zweifel an der Tatsache, dass es sich hier tatsächlich um einen Traum handelt. Und wieso zum Kuckuck sind Lokis Kinder solche... Freaks?

»Riley?«, ertönt erneut ein Ruf nach mir, doch ich ignoriere ihn diesmal gänzlich.

»Sag meinem Vater, dass es an der Zeit ist.«

Ich starre, perplex, versuche sogar, eine Augenbraue in die Höhe zu ziehen, was mir kläglich misslingt. Das war's? Mehr nicht? Keine kryptischen Prophezeiungen oder Vorwarnungen über eine nahende Apokalypse? Es ist an der Zeit? Für was eigentlich? Bingo-Abend wie immer um sieben, oder wie? Kennen die hier nicht auch so etwas wie Canasta?

»Okay«, sage ich einfach schlicht und in der Hoffnung, schnell wieder aus der Nummer hier raus zu kommen.

»Lebe wohl, Riley Harleen Parker von der Erde. Ich wünsche dir, dass wir uns lange nicht wiedersehen.«

Ach ja, macht es in meinem Kopf klick. Herrin der Unterwelt. Sterben und so.

Ich will erwidern, dass ich mir das auch wünsche, jedoch hält mich ein lauter Schrei davon ab.

»RILEY!«

Mein Kopf fliegt zur Seite und ich reiße die Augen auf. Hel und die Dunkelheit sind verschwunden. Ich liege auf kaltem Boden und eine Eishöhle füllt mein Blickfeld aus. Dann kehrt die Erinnerung zurück und gleich darauf der Schmerz.

»Au!«, stöhne ich leidend und drehe meinen Kopf zurück, wobei eine Hand automatisch an meine brennende Wange wandert.

Tony thront in seinem Iron Man-Anzug über mir und mustert mein Gesicht. Das Visier seines Helms ist nach oben geklappt, sodass ich auch seines erkennen kann, welches einen leichten Anflug von Sorge zeigt. Glaube ich.

»Die Ohrfeige tut mir leid«, sagt er entschuldigend, greift nach meiner Hand und zieht mich in eine sitzende Position.

Mein Blick huscht zu meiner linken Schulter. Dorthin, wo Lokis Dolch mich verletzt hat. Irgendetwas ist seltsam. Meine Jacke zeigt an der Stelle zwar ein blutiges Loch, doch eine schwere Verletzung fühlt sich irgendwie anders an.

»Keine Sorge«, sagt Tony weiter. »Das ist nur ein Kratzer.«

Meine Augen werden groß, als ich mich zurück erinnere. Die Angst die ich verspürt habe, die Enttäuschung. Mein Blick huscht nach unten und meine Hände tasten über meinen Körper, welches Stark verwundert beobachtet.

So sehr ich auch suche, ich kann keine weitere Wunde finden, was ich absolut nicht verstehe. Die Klingen haben mich doch durchbohrt. Ich müsste tot sein.

»Ich lebe noch«, flüstere ich leise und ernte nun einen echt besorgten Blick von Tony. »Ich lebe noch. Wieso lebe ich noch?« Dann begreife ich es und ziehe scharf die Luft ein. »Gott der Illusionen! Das war ein Trugbild! Eine Finte, um Byleist das zu geben, was er verlangt hat!«

Ich kreische hochfrequent und umarme glückselig Tonys Rüstung. Gleichzeitig ärgere ich mich über meine eigene Dummheit. Wie konnte ich je glauben, dass Loki mir ernsthaft etwas antun würde. Gott, Riley!

»Okay, Leute«, spricht Tony nun in ein Funkgerät in seinem Helm und ich erlöse ihn aus der Umarmung, die er aufgrund seines Anzuges eh nicht spüren kann. »Körperlich geht es ihr gut, aber ihr geistiger Zustand macht mir ein wenig Sorgen.«

Ich sehe Stark böse an und gebe mein Bestes, dass mein Blick ihn dabei durchbohrt, scheitere jedoch, als mein Körper von einer heftigen Kältewelle unkontrolliert zu zittern beginnt. Eine warme Wolldecke wäre jetzt echt spitze. Und dicke Kuschelsocken. Und eine Wärmflasche.

»Schmeiß' doch schon mal den Wasserkocher an, J.A.R.V.I.S.«, scheint Tony meine Gedanken zu lesen. »Wir sind im Nullkommanichts bei euch. Komm, Riley.«

Seine gepanzerte Hand zieht mich auf die Beine. Keine Sekunde später hebt er mich in seine eisernen Arme, die Düsen an seinen Beinen springen an und wir entschwinden der eisigen Kälte.
 

~
 

Meine klammen Finger umfassen die herrlich warme Tasse und ich puste den aufsteigenden Dampf zur Seite, während die Avengers um mich herum heiß diskutieren.

»Fassen wir noch einmal zusammen«, sagt Stark und ich nehme einen kräftigen Schluck aus meiner dritten Tasse Earl Grey. »Dieser Byleist will sich einfach so das Universum unter den Nagel reißen?«

Hat er es immer noch nicht verstanden? Habe ich genuschelt, oder was?

»Nein«, übernimmt Rogers das Wort. »Die Chitauri wollen das Universum. Byleist gibt sich mit der Erde zufrieden.«

Ich nicke bestätigend, denke an die Minuten im ewigen Eis zurück und streife die dicke Wolldecke von meinen Schultern. Ich muss mal. Verdammter Tee.

»Ach, na dann ist ja alles halb so wild.« Das ist Stark.

Ich starre auf meine Füße, während die Diskussion über das weitere Vorgehen von mir abprallt. Tonys Lebensgefährtin, Pepper, war so nett und hat mich mit neuen Schuhen versorgt. Geht ja nicht an, dass ich hier im Stark Tower barfuß laufe, wo hier doch alles so neumodisch und schick ist.

Ich sehe aus der Fensterfront, während Tony sich auf den Weg zur Bar macht und sich ein Getränk einschenkt, bei dem es sich mit Sicherheit nicht um Apfelsaft handelt.

Weit unter uns strömen tausende Menschen durch die Straßen von New York und haben keine Ahnung, welche Bedrohung wieder auf uns alle zukommt. Ich muss seufzen.

Tony stößt wieder zu uns, bleibt hinter mir stehen und eine Frage, die bereits eine Zeit lang in meinem Kopf herum schwirrt, drängt sich nun nach außen.

»Wie habt ihr mich eigentlich gefunden?«, frage ich leise und lehne mich unauffällig in Tonys Richtung.

Ich bin mir nicht sicher, ob er mich verstanden hat, denn sein Blick bleibt auf Captain America haften, der gerade irgendwelche Einsatzprotokolle her betet. Als ich bereits denke, dass er mir nicht mehr antwortet, greift er, ohne hinzusehen, an den Kragen meiner Jacke und holt einen Peilsender hervor. Erst dann sieht er mich an.

»Das hielt ich für eine gute Idee.«

Ungläubig mustere ich das kleine Stück Technik, als J.A.R.V.I.S.' Stimme ertönt und den Direktor ankündigt. Gleich darauf gleitet eine Tür zur Seite und ein miesgelaunter Nick Fury kommt in den Raum gestürmt.

»Wo ist der Eisriese?«, donnert er mit seiner dominanten Stimme direkt los, noch ehe er uns alle erreicht hat.

»Fort«, ist das Einzige, was Cap dazu sagen kann und wirkt genauso entnervt, wie ich mich fühle.

»Und wo ist Laufeyson?«, fragt Fury weiter.

»Bei Byleist«, höre ich mich sagen und der Kopf des Direktors huscht in meine Richtung, wobei sein verbliebenes Auge mich sofort kritisch mustert. »Um Schlimmeres zu verhindern.« Hoffe ich.

Tony lacht plötzlich auf und alle Köpfe huschen nun in seine Richtung.

»Ich glaube ja, dass dein Lover die Seiten gewechselt hat. Schon wieder.«

Ehe ich mich stoppen kann, hämmert meine Faust wütend gegen Tonys Oberarm, sodass er seinen edlen Tropfen verschüttet.

»Au! Ist ja gut. War nur ein Scherz. Kein Grund handgreiflich zu werden, Rotkäppchen.«

Ich reibe mir mit einer Hand über das Gesicht und stoße lautstark die Luft aus meinen Lungen. Diese ganze Warterei und Besprecherei macht mich noch wahnsinnig. Ich stelle die Tasse Tee beiseite und ramme die Hände in meine Jackentasche, welche sich sofort um etwas kaltes, rundes schließen. Stirnrunzelnd senke ich den Blick und krame das unbekannte Objekt ans Tageslicht. Es ist blau und sieht aus wie eine kleine Murmel. Wie ist die denn in meine Jacke gekommen?

»Wo ist Hill?«, höre ich Furys Stimme über die aller Anderen hinweg donnern und mir wird mit einem Mal heiß und kalt zugleich, als ich an die S.H.I.E.L.D.-Agentin erinnert werde. Ich tue so, als wüsste ich von nichts und entledige mich meiner Strickjacke, hänge diese fein säuberlich über eine Stuhllehne und lausche der Unterhaltung weiter. Diese endet damit, dass Fury sofort eine Ortung seiner Stellvertretung verlangt. Ich sehe schon vor meinem inneren Auge, wie Hill gerade Kokosnüsse spaltet, Fisch über offenem Feuer brät und sich ein komplettes Baumhaus mit funktionierendem Wasserklosett gebaut hat. Mit nichts weiter, als einem Kaugummi und einem Minzdrops.

»Was ist das?«, fragt Stark, reißt mich aus meinen Gedanken und deutet mit dem Kinn auf die kleine Murmel.

»Keine Ahnung«, sage ich und lasse die Glaskugel zurück in die Jacke über der Stuhllehne gleiten.

Tony zuckt mit den Schultern, stellt seinen Brandy beiseite und mischt nun wieder in der Unterhaltung mit.

»Also gut«, beginnt er und hebt wild gestikulierend beide Arme, um die Aufmerksamkeit aller zu gewinnen.

»Die Malediven?«, höre ich Fury ungläubig in sein Headset fragen und versuche ganz unbeteiligt zu gucken.

»Wie haben diesen Alienfressen einmal gezeigt wo der Harken hängt«, fährt Tony fort, »das schaffen wir auch noch ein zweites Mal, richtig? Richtig?« Er zeigt seine flache Hand in alle Richtungen und ich begreife erst, dass er auf ein High Five wartet, als er seine Hand wieder sinken lässt. »Und danach gibt es wieder Schawarma.«

»Was ist eigentlich Schawarma?« Das bin ich.

»J.A.R.V.I.S.?«

Sogleich ertönt die vertraute Stimme der künstlichen Intelligenz.

»Schawarma. Ein Fleischgericht der arabischen Küche, das sich über den Nahen Osten hinaus auch in Europa und anderen Teilen der Welt verbreitet hat. Es wird vor allem in Libanon, Syrien, Jordanien und Israel konsumiert. Wie auch Döner Kebap besteht es aus -«

»Das reicht«, unterbricht Stark seinen Computer.

Toll, jetzt habe ich auch noch Hunger.

Die Avengers ergehen sich weiter in Plänen und ihren Ausführungen, sollte es in naher Zukunft zu einem weiteren Angriff kommen. Ich höre schon wieder nicht richtig hin. All dieses militärische Gequatsche ist für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Da blickt doch keiner durch.

Während mir bei dem Gedanken an Schawarma das Wasser im Mund zusammenläuft und ich überlege, ob es hier in der Gegend einen Imbiss gibt, vibriert meine Gesäßtasche und ich denke augenblicklich an Nick und Bob. Verdammt.

Dann krame ich mein Telefon hervor und sehe staunend auf das Display.

»Leute«, sage ich, doch niemand achtet auf mich. »Leute... LEUTE!« Mit einem Mal ist es mucksmäuschenstill und alle Aufmerksamkeit liegt nun auf mir. Fury blickt ein wenig grimmig aus der Wäsche. Aber mal ehrlich. Wann tut er das einmal nicht? »Ich habe eine Nachricht von Loki bekommen«, informiere ich die Rächer.

»Was steht drin?«, will der Direktor wissen und tritt näher an mich heran.

Ich schüttele den Kopf, um zu signalisieren, dass ich die Nachricht noch nicht gelesen habe, sehe erneut auf das Display und drücke darauf herum. Meine Stirn kräuselt sich, als ich nur ein Wort lese. Ich hebe den Blick wieder, um es den Anwesenden ebenfalls zu verkünden.

»Jetzt.«

Quasi im selben Augenblick erschüttert eine Detonation den Stark Tower.

Schreie werden Laut und ich gehe in die Knie, halte mich an der Tischkante fest, als das Gebäude gefährlich schwankt. Die Fensterfront zerbricht und beißender Wind zerrt augenblicklich an meinen Haaren. Ich sehe nach draußen. Auch von weit unten ertönen Schreie, hupende Fahrzeuge und Sirenen.

Urplötzlich schießt eine enorme Lichtsäule in die Höhe. So etwas habe ich doch schon einmal irgendwo gesehen. Ist das dieses Portal, vor dem alle solche Angst haben?

Augenblicke später, schießen die ersten Chitauri auf ihren fliegenden Fortbewegungsmitteln durch die Lüfte und Tony spricht das aus, was ich denke:

»Dreck auf Toast.«
 

~ Ende des 9. Kapitels ~



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