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Der Weg aus dem Kampf

Wenn Träume Berge versetzen
von

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Fieber

Kapitel 20

Fieber
 

Cerel erwachte schon früh am Morgen. Ein Blick zeigte ihr, dass ihre Tochter nicht mehr neben ihr lag. Sie vermutete sie draußen und so erhob auch sie sich. Ihr Weg führte sie dieses Mal als erstes zu ihrem Sohn. Sie wollte sich mit eigenen Augen von seinem Zustand überzeugen. Wie erstaunt war sie zu sehen, dass sich Silia in die schmale Lücke gequetscht hatte, die zwischen Mimoun und der Wand bestand. Dicht an ihn gekuschelt, den Flügel über ihn gespannt, schlief sie noch friedlich. Auch Mimoun und Dhaôma zeigten durch keine Reaktion, dass sie bereits wach waren. Leise schlich sie zum Kopfende ihrer Kinder und setzte sich dort an die Wand gelehnt hin. Sanft strich sie ihnen über das Haar. Während ihre Tochter davon unbeeindruckt blieb, sich nur wohlig seufzend bewegte, schlug Mimoun blinzelnd die Augen auf.

Träge drehte der junge Geflügelte den Kopf. Er fühlte sich so ausgelaugt und leer. Doch woran das lag, vermochte er nicht zu sagen. Und es war eng. Ganz dicht bei sich spürte er zwei Körper liegen, den einen sogar halb auf sich. Dann war da wieder die federleichte Berührung und er sah sich nach der Ursache um. Es war seine Mutter. Ach. Sie wollte ihn sicher zum Frühstück rufen. Doch dass er sich aufsetzte, verhinderte sie schnell.

„Es ist schon okay. Bleib ruhig liegen.“, sagte sie leise und lächelte ihn zärtlich an. Es schien ihm besser als am vorigen Abend zu gehen, aber wirklich gut noch nicht, das sah sie.

Dankbar nickte Mimoun und schloss seufzend wieder die Augen. Das Gewicht an seiner Seite befand er als störend und er drehte den Kopf, um die Ursache zu erkennen. Es war Silia. Warum schlief sie hier? Warum teilte sie sich freiwillig einen Raum mit Dhaôma? Träge drehte er den Kopf in die andere Richtung um zu seinem Freund zu sehen. Mit leisem Erstaunen registrierte er den Fellberg neben sich, aus dem der Kopf des Magiers hervorlugte.

„Schlaf ruhig noch ein wenig.“, flüsterte seine Mutter und fast augenblicklich dämmerte er wieder weg.
 

Dhaôma erwachte, weil in seiner Nähe zu viele Menschen waren. So fühlte es sich an. Hatte er sich an Mimouns Nähe gewöhnt, war das Gefühl, das er nun hatte, nicht das gleiche. Außerdem war ihm zu warm.

Kaum war er wach, erinnerte er sich an alles. Alles, was am Vortag passiert war, was gesagt wurde, was er gesehen hatte, blitzte in seinem Gedächtnis auf wie ein Leuchtfeuer. Prominentestes Bild: Mimouns Zusammenbruch und seine Tränen.

Mühsam öffnete er die Augen, aber es wollte ihm nicht recht gelingen. Sie waren verklebt und er fühlte sich schwach. Dennoch musste er wissen, wie es Mimoun ging und wo er jetzt war! So zwang er die Augen auf, doch sein Blick blieb verschwommen.

Wieder stellte er fest, dass ihm zu heiß war, und mit fahrigen Bewegungen versuchte er, sich aus den Fellen zu befreien. Was war denn nur los? Warum war er so kraftlos? Warum machten seine Arme nicht das, was er wollte?
 

Cerel sah die Bewegungen in dem Fellberg und lehnte sich zu dem Magier hinüber. Sie erkannte, dass der Junge sich befreien wollte, aber nicht die Kraft aufbringen konnte. Schnell griff sie zu und half ihm dabei.

„Wie geht es dir?“, fragte sie leise, um ihre Kinder nicht zu wecken. „Möchtest du etwas trinken?“
 

Dhaôma konnte die Frau kaum sehen. Seine Augen wollten sie nicht scharf stellen und er wusste nicht, wer sie war, konnte sie nicht zuordnen.

Fahrig strichen seine Hände über seine Augen, entfernten die klebenden Krümel, danach ging es besser. „Wo ist Mimoun?“, fragte er. Seine Stimme klang ungewohnt kratzig und schwach. Er erkannte sie kaum wieder. „Er war… ist verletzt!“
 

„Er ist hier, keine Angst. Es geht ihm gut. Er schläft nur.“, antwortete sie und erhob sich. Der Magier war noch immer völlig erschöpft und dennoch galt seine einzige Sorge ihrem Sohn. „Ich hol dir Wasser. Warte einen Moment.“ Und schon war sie aus dem Raum verschwunden, nur um wenige Augenblicke später zurückzukehren. Lächelnd hielt sie ihm einen Wasserschlauch hin. „Hier. Trink.“
 

Der Schlauch war schwer, aber dennoch richtete sich der Junge ein Stückchen auf. Seine erste Handlung galt dennoch Mimoun. Erst, als er sah, dass er wirklich zu schlafen schien, wagte er es zu trinken. Es tat weh. Das Schlucken war so unangenehm, dass er den Schlauch bald wieder zurückgab.

Er war immer noch müde. Aber wenn er bedachte, dass gestern seine Magie verrückt gespielt hatte… Es war das erste Mal, dass er sich voll und ganz daran erinnern konnte, eine neue Kraft freigesetzt zu haben. Hoffentlich ging es dem Dorf gut.

Keine Sekunde später kehrten seine Gedanken zu Mimoun zurück. Zu Tränen und Blutstropfen, die von seinen Händen gefallen waren. Gestern war ihm das kaum aufgefallen, aber in seinen Erinnerungen war es zu leuchtend, um es zu übersehen. „Seine Hände… sind wieder heil?“
 

Ihr Blick suchte die Hände ihres Sohnes, betrachtete die punktförmigen Wunden in der Haut.

„Nein.“, gestand sie. „Aber er hat keine Schmerzen und sie werden schnell wieder heilen. Du brauchst deine Kräfte nicht dafür strapazieren.“ Was sie wieder zu ihrer Frage trieb, die sie schon den gestrigen Abend gequält hatte. „Habe ich das Unwetter heute Nacht zu verschulden? Habe ich dich durch meine Worte verletzt oder bedrängt?“
 

Erleichtert seufzte Dhaôma auf. Es rasselte leise, doch er schenkte dem keine Beachtung. Keine Schmerzen waren gut. Über die Frage dachte er nach, dann schüttelte er gequält den Kopf.

„Cerel, Ihr habt gesagt…“ Wieder holte er Luft. Es war anstrengend und tat weh, genauso wie das Sprechen. „…dass ich… Fragen stellen soll.“ Seine Augen schlossen sich, als er sich dazu zwang, die Worte zu sagen, die ihm gestern nicht von den Lippen gekommen waren. „Wie macht… man das, wenn vorher… niemand erlaubt…“ Ein kratziges, leises Husten unterbrach ihn, doch er gab nicht auf. „…erlaubt hat, dass man sprechen darf?“
 

Sanft lächelte sie aufgrund dieser zögerlich vorgetragenen Worte. „Das war doch gerade eine Frage.“, stellte sie vorsichtig fest und setzte sich bequemer hin. „Wir haben hier unsere eigenen Regeln. Niemand verbietet dir hier zu sprechen.“ Doch dann schüttelte sie den Kopf. „Aber ich fürchte, ich kann dir darauf keine Antwort geben. Worte wie ‚probier es einfach’ oder ‚keine Angst, das wird schon werden’ sind zwar gut gemeinte Ratschläge, aber wie soll man in solch einer Situation wissen, wie man sich zu verhalten hat, wenn man nie in solch eine geraten ist. Ich fürchte, da kann ich dir nicht helfen.“
 

Aufmerksam hatte Dhaôma gelauscht, doch die Worte schmetterten ihn zurück in Hoffnungslosigkeit. Wenn es da keine allgemeingültige Formel gab, wie sollte er es dann schaffen?

Ihm war immer noch zu warm, deshalb schlug er das nächstbeste Fell von sich herunter. Seufzend entließ er die Erwartungsspannung aus seinem Körper. Er sollte dringend wieder schlafen, damit er bald wieder fit war.
 

Cerel sah den enttäuschten Gesichtsausdruck, konnte ihm aber beim besten Willen nicht weiterhelfen. Aber mit Stirnrunzeln sah sie auch, wie das nächste Fell fort gestoßen wurde. Hatte Mimoun nicht gesagt, dass der Magier schnell unter der Kälte litt? Dhaôma trug darunter keine Kleider und die Felle waren auf ein Minimum reduziert worden. Und dieser schwere Atem hörte sich langsam auch nicht mehr gut an. Anfangs schob sie es auf die Erschöpfung und die Anstrengung des Aufrichtens. Zögerlich streckte sie eine Hand aus und legte dem Magier die Finger auf die Stirn.
 

Dieser runzelte die Stirn und kniff die Augen zusammen, aber als er merkte, dass die Finger kühl waren, ließ er es zu. Das war angenehm und so entspannte er sich noch ein wenig mehr. „Danke.“, formte sein Mund, aber seine Stimme wollte sich nicht äußern.
 

Auch Cerel runzelte die Stirn. Die Stirn des Magiers war sehr warm. Ihr Blick wandelte sich in Besorgnis. Das war sicher kein gutes Zeichen. Auch dass der Atem so schwer ging, gefiel ihr gar nicht. Doch ihre Finger schienen ihm Linderung verschafft zu haben, denn er entspannte sich. Als Dhaôma wenig später wieder eingeschlafen war, holte sie eine Schale mit Wasser. Den Wasserschlauch ließ sie neben ihm liegen, damit er sofort in Reichweite war, wenn der Junge erwachte. Aus der Wasserschüssel fing sie mit den Fingern Wasser ein und tropfte es auf die Stirn des Magiers, legte anschließend für einige Augenblicke ihre Finger darauf, bevor sie die Prozedur wiederholte.

Nach wenigen Minuten hörte sie hinter sich das raschelnde Geräusch von Bewegung. Ein kurzer Blick zeigte ihr, dass Silia nun ebenfalls erwacht war. Ihr erster Blick ging zu ihrem Bruder und musterte ihn besorgt.

„Er schläft nur. Vorhin war er kurzzeitig wach. Es wird ihm bald besser gehen.“, erklärte Cerel ihrer Tochter. Diese war kurz zusammengefahren, als die Stimme ihrer Mutter erklang. Nun nickte sie verstehend. Dann ging ihr Blick zu dem Magier an Mimouns anderer Seite und runzelte die Stirn. Was trieb ihre Mutter da? Sie öffnete ihren Mund, um eine Frage zu stellen, aber auch jetzt kam ihr Cerel zuvor.

„Ich fürchte, er ist krank.“

„Na toll.“, murrte Silia und ließ sich wieder zurücksinken. „Wir haben Mimouns Spielzeug kaputt gemacht. Da wird er wieder böse werden.“

Cerel strafte ihre Tochter mit einem stummen Blick und scheuchte sie nach draußen, damit sie das Frühstück vorbereitete. Auch wenn die beiden Jungen noch schliefen, hieß das nicht, dass auch sie auf ihr Essen verzichten mussten. Wenige Minuten später folgte sie Silia und kehrte nach dem Frühstück zurück, um sich weiter um den Magier zu kümmern. Nach einiger Zeit streckte Silia den Kopf durch die Lederplanen.

„Kann er sich etwa nicht selbst heilen?“, fragte sie zweifelnd. Was nützte so eine Fähigkeit, wenn man sie nicht einmal auf sich selbst anwenden konnte?

„Das dürfte vielleicht nicht das Problem sein. Als er kurzfristig erwachte, hatte er kaum die Kraft sich zu bewegen. Ich fürchte, ihm fehlt auch die Kraft für seine Magie. Und solch eine Krankheit trägt nicht zur Erholung bei.“ Mit Sorge lauschte sie dem rasselnden Atem. Sie wandte sich an ihre Tochter. „Beeil dich. Flieg herum, frag nach, ob bei jemanden schon einmal so heftige Anzeichen aufgetreten sind, und wie derjenige behandelt wurde.“ Fieber war ihnen bekannt. Das kam ab und zu in strengeren Wintern vor. Doch die Atemprobleme und das heftige Zittern machten ihr Sorgen.

Widerstrebend und nach einigem Zögern verschwand das Mädchen und Cerel blieb mit den beiden Jungen allein zurück.

Als Mimoun schließlich erwachte, war seine Schwester noch nicht zurück. Verwirrt betrachtete er die Szene, die sich ihm bot. Erst langsam dämmerte ihm wieder, was am Abend vorher geschehen war. Und als seine Mutter ihm erzählte, was weiter geschehen war und wie es Dhaôma nun ging, war Mimoun aufgesprungen und beugte sich nun ebenfalls über seinen Freund.

„Dhaôma?“, flüsterte er leise und streckte die Hand aus, wagte es aber nicht, ihn zu berühren. Sorgenvoll glitt sein Blick über das schweißnasse Gesicht seines Freundes und er lauschte ebenfalls dem mühsamen Atem.

In dem Moment kam Silia herein. In der Hand hielt sie die schlammverkrustete Tasche des Magiers und warf sie in die Ecke. Mimoun wollte sie nach guten Nachrichten fragen, doch ihr verkniffenes Gesicht ließ ihn stocken.

„In einem Dorf ist im letzten strengen Winter ein Kind so schwer erkrankt.“, begann sie zögerlich. Sie wich Mimouns Blick aus. Es freute sie zu sehen, dass er wieder wach und in Ordnung war, doch was sie nun zu sagen hatte, würde ihm sicher nicht behagen. „Es ist tot.“

Mimoun sackte in sich zusammen und seine Augen füllten sich mit Tränen. Mit zittrigen Fingern strich er Dhaôma über die glühende Stirn. „Du bist kein Kind, hab ich Recht? Du bist stärker. Du schaffst das, nicht wahr?“ Hatten sie nicht noch gestern eine Diskussion über Krankheit und Magie gehabt? Mussten sie es jetzt auf so drastische Art und Weise ausprobieren?
 

Dhaôma wurde von Mimouns Stimme aus dem Delirium geholt. Zwar hatte er nicht verstanden, worum es ging, aber er wusste, dass er da war.

Flatternd öffneten sich seine Augenlider und er versuchte zu erkennen, wo Mimoun und wer die anderen waren. Er scheiterte. Sowohl an klarer Sicht als auch daran, etwas zu sagen, aber er lächelte.
 

Mimoun sah dieses Lächeln und fasste es als Bestätigung auf. Dhaôma würde wieder gesund werden. Der Knoten in seinen Eingeweiden löste sich langsam auf und er bemerkte seine Mutter, die ihn mit schief gelegtem Kopf beobachtet hatte.

„Geh essen.“, verlangte sie leise. Sie wollte nicht lauter reden, um dem Magier seine Ruhe zu lassen. „Danach kannst du dich selbst um ihn kümmern, wenn du magst.“

Mimoun nickte, rührte sich jedoch nicht von der Stelle. Erst als seine Schwester ihn am Arm packte und hoch zerrte, folgte er der Anweisung. Sein Hunger hielt sich in Grenzen, doch er zwang sich alles rein, was Silia ihm vorsetzte. Es half Dhaôma nicht, wenn Mimoun nun ein weiteres Mal zusammenbrach. Danach durchsuchte er die Tasche seines Freundes. Er brauchte einen Stoffstreifen, um etwas auf dessen Stirn legen zu können, weil er aber nichts fand und sich ihre eigenen Vorräte diesbezüglich in Grenzen hielt, riss er einen Streifen aus den zum Trocknen aufgehängten Kleidern des Magiers.

Die nächsten Tage wechselte sich Mimoun mit seiner Mutter ab. Während sie sich tagsüber um den Magier kümmerte, das Tuch mit frischem Wasser tränkte und ihm erneut auf die Stirn legte, hockte Mimoun die ganze Nacht an der Seite seines Freundes. Immer wieder wurde Dhaôma mit sanfter Gewalt geweckt, damit er etwas trank, ansonsten ließ man den Jungen schlafen. Ab und zu glaubte Mimoun ein leichtes Leuchten auf den Wangen des Magiers zu erkennen, nur ein kurzes Flackern, er war sich aber nicht sicher, ob es nicht seine Hoffnung war, die ihm Streiche spielte. Als er seiner Mutter davon erzählte, berichtete sie ihm von ähnlichen Beobachtungen, und das besserte die Stimmung des jungen Geflügelten ungemein.
 

Drei Tage später wurde Dhaôma am frühen Nachmittag wach. Diesmal erkannte er Cerel und fühlte sich peinlich berührt, dass sie seinetwegen solche Umstände hatte.

Er fühlte sich besser. Wesentlich. Das Fieber war gefallen und selbst wenn die Lunge schmerzte und brannte, er hatte das Gefühl, wieder mehr Kraft zu haben. Vielleicht sollte er lieber fragen, wie lange er geschlafen hatte.

Vorsichtig setzte er sich auf. Dabei rutschte ihm das Tuch über die Nase. Seide. Fast hätte er gelacht. Bald war von seinen Kleidern nichts mehr übrig. Aber vielleicht war das gut so. Vielleicht kappte das die letzten Banden, die er zu seinem Elternhaus hatte.

Er sah Cerel an. „Danke.“, krächzte er und verschluckte sich fast vor Überraschung über seine eigene Stimme. Vorsichtig räusperte er sich und verzog schmerzlich das Gesicht. Was war das denn? Warum tat das so weh? Schwer atmend lauschte er in sich hinein. Husten. War er krank geworden? Wie unschön. Wie sollte er sich mit diesem Kratzen verständlich machen?
 

Cerel lächelte, als sie sah, dass sich der Magier aus eigener Kraft erheben konnte. Es schien ihm endlich wieder besser zu gehen. Sie reichte ihm wieder den Wasserschlauch und sah auf ihren Sohn herab. Dieser hatte sich, wie die letzten Tage auch, vormittags mit seiner Schwester beschäftigt und war erst vor einer Stunde zum Schlafen gekommen.

„Wie fühlst du dich?“, wollte sie von dem Magier wissen.
 

Dankbar nahm Dhaôma den Schlauch entgegen und trank, bis er nicht mehr konnte. Dennoch kratzte seine Stimme schmerzhaft, als er antworten wollte. Zweimal setzte er an, bevor er entschuldigend die Hand hob.

„Keine Angst.“, bat er heiser, bevor er die Augen schloss. In sich suchte er Kraft, die noch nicht aufgebraucht war, als er seine Magie in sich hineinlenkte. Wie er es zuvor bei Mimouns Muskeln gemacht hatte, regenerierte er die Lunge, bis er das Gefühl hatte, dass die Schmerzen nachließen. Als er danach antwortete, klang er nur noch wenig kratzig.

„Besser. Ich danke Euch.“ Seine Hand fuhr über seine klebrige Stirn. „Was ist denn passiert?“, wollte er wissen.
 

„Vielleicht wäre es besser, auf einen anderen Raum auszuweichen.“ Sie deutete auf ihren Sohn. „Er hat in den letzten Tagen kaum Schlaf bekommen, hat die ganzen Nächte an deinem Lager ausgeharrt und ist erst vor einer Stunde zur Ruhe gekommen.“, wich sie aus.
 

Der Junge nickte und zog die Beine unter den Körper. Erst jetzt bemerkte er, dass er gar nichts anhatte. Das war ein wenig unangenehm, aber wie er vermutete, hatte sie eh schon mehr gesehen, als ihm lieb war. „Ich komme gleich nach.“, versprach er und wartete, bis sie hinausgegangen war.

Tief seufzend rieb er sich über die Augen. Bleierne Müdigkeit hatte ihn erfasst, nachdem er sich geheilt hatte, und am liebsten hätte er wieder geschlafen, aber das konnte er danach immer noch.

Vorsichtig stand er auf. Seine Knie waren ganz weich und er musste über sich selbst lachen. Seit er mit Mimoun zusammen war, war das schon fast sein Standardzustand. Schnell zog er die Hose an und warf sich seine Robe um. Sie war jetzt kürzer. Daher hatten sie also den Stoff für seine Stirn.

Kurz verharrte er noch bei Mimoun. Treue Seele. Wo er ihn doch hatte im Stich lassen wollen. Dafür musste er sich auch noch entschuldigen. Aber das musste warten, bis sie einmal gemeinsam wach waren. Kurz entschlossen trat er durch die Abtrennung. Im Vorraum war es kühler und durch den Temperaturwechsel wurde ihm schwindelig, so dass er sich festhalten musste.
 

Cerel schlug gerade wieder die Plane zum Vorratsraum zurück, als der Magier aus dem Raum trat. Sie hatte bei den anderen Dorfmitgliedern die letzten Reste an Früchten zusammen gekratzt. Als die Frau sah, dass Dhaôma schwankte, ließ sie die Früchte fallen und griff zu, packte ihn an den Schultern.

„Setz dich.“, befahl sie sanft und half ihm dabei, stützte ihn. Dann sammelte sie die Früchte wieder ein und reichte sie ihm. „Das muss erst einmal reichen. Du hast lange nichts mehr gegessen.“ Auch sie ließ sich neben ihm nieder und ließ ihn sich stärken. Die Fragen hatten noch Zeit.
 

Widerspruchslos tat Dhaôma, was sie sagte. Sein Magen hatte unwillkürlich zu knurren begonnen, als er das Obst gesehen hatte, und er aß, was in ihn hineinpasste. Auch wenn es nicht so viel war wie sonst, es stärkte ihn merklich.

„Darf… darf ich sprechen?“, wollte er schließlich schüchtern wissen. In ihm hallten immer wieder die Worte wider, die sie ihm gesagt hatte, dass er nicht genug von sich aus auf andere zuging.
 

„Ich würde mich freuen.“, erwiderte sie mit einem leichten Nicken und zog ihre Beine seitlich zum Körper, stützte sich auf einem Arm ab.
 

Erleichtert lächelte auch er, hob einen Arm und kratzte sich am Kopf. Verlegenheitsgeste. Wie lange war es her, dass ihm eine Mutter zugehört hatte?

Seine Hände senkten sich wieder auf seine Oberschenkel er drehte sich so, dass er sie direkt ansah. „Es tut mir Leid, was ich getan habe. Bitte verzeiht mir!“ Er verbeugte sich tief, starrte direkt auf den Boden, nur Zentimeter davon entfernt. „Ihr habt vollkommen Recht damit, dass ich nicht gut darin bin, Konsequenzen abzuwägen. Ich dachte, es wäre das Beste, was ich tat, ohne dabei daran zu denken, was er empfinden könnte.“ Er holte Luft. „Ich würde mich freuen, wenn Ihr mich lehren könntet, wie man umsichtig handelt, ohne dabei andere zu verletzen.“ Mit klopfendem Herzen harrte er einer Reaktion.
 

„Ich verzeihe dir.“, erwiderte Cerel leicht verlegen. Dass dieser Junge sich hier vor ihr fast auf den Boden warf, war ihr unangenehm. Es hatte so gar nichts von den arroganten, grausamen Magiern, vor denen man schon die Kleinsten immer wieder warnte. Sie lehnte sich ein wenig vor und berührte mit ihren Fingerspitzen den Magier an der Stirn. Kein Fieber mehr, sehr schön. Sie ließ die Finger an der Seite des Gesichts weiter gleiten, bis sie zum Kinn kam, hob es an, so dass er sich aufrichten und sie ansehen musste. „Fangen wir am besten klein an. Ich würde mich freuen, wenn du uns nicht so höflich ansprechen würdest. Du möchtest uns Respekt entgegen bringen und dafür danke ich dir, aber wir sind keine hohen Herren, sondern nur einfaches Volk.“
 

Die Stelle an der Stirn prickelte, als ihre Finger verschwunden waren. Er erinnerte sich daran, dass er das schon einmal gefühlt hatte. Wann?

Dann erwiderte er ihren Blick. Sie wollte, dass er sie ansprach, wie er mit Mimoun sprach? Aber sie war doch eine Mutter! Mütter musste man so ansprechen! Aber wenn sie das so wollte, dann durfte er sich nicht dagegenstellen. So nickte er. Seine Wangen färbten sich leicht rötlich, so aufgeregt war er. Eine Mutter zu duzen! Er war sprachlos.
 

Cerel zog ihre Hand wieder zurück und setzte sich wieder gerade hin. Sie wartete, schließlich hatte der Magier noch mehr Fragen. Doch dieser sagte kein Ton und sah sie nur mit geröteten Wangen an.

„Du hattest doch noch andere Fragen, nicht wahr?“, begann sie vorsichtig.
 

Eigentlich war das die wichtigste Frage gewesen. Aber sie sagte, er dürfe weiter sprechen, also konnte er die weniger wichtigen auch stellen, nicht wahr?

„Ich… Ich würde…“ Nicht so höflich, schalt er sich und begann noch einmal von vorne. „Wie lange habe ich geschlafen?“
 

„Fast drei Tage.“, antwortete Cerel. Sie überging das unsichere Stottern. „Wir hatten große Sorgen. Hier bei uns gab es noch nie jemanden, dem es so schlecht ging wie dir. Aber in einem Dorf starb ein Kind, das dieselben Auffälligkeiten aufwies.“
 

Dhaôma nickte. Er konnte sich schon vorstellen, was das gewesen war. Bei ihnen war es nicht ganz so selten, aber wenn man nicht gerade das Glück hatte, viel Geld zu besitzen oder einen Heiler als Bekannten zu haben, war eine Lungenentzündung so gut wie immer tödlich. Er musste wirklich wahnsinniges Glück gehabt haben.

Er stockte. Sorgen? Wir? Mimoun hatte ihm doch beigebracht, dass man sich dafür entschuldigen musste! Hastig holte er Luft. Und begann zu husten. Es dauerte eine ganze Weile, bis er den Reiz unter Kontrolle hatte, aber letztlich konnte er wieder sprechen.

„Entschuldige, dass ich dir Sorgen gemacht habe.“, wiederholte er die Worte, die Mimoun ihm eingeschärft hatte. Er hatte Angst, dass Cerel vielleicht genauso wütend werden würde wie ihr Sohn, wenn er es nicht sagte.
 

Als der Husten begann, hatte sich Cerel halb erhoben und den Magier an der Schulter berührt. Sie wusste nicht, was tun, um ihm Linderung zu verschaffen. Sie verstand nicht, warum er so hektisch plötzlich reagiert hatte, wusste nicht, welche Ängste ihn nun schon wieder quälten.

„Ist schon gut.“, beschwichtigte sie darum. „Wenigstens geht es dir nun etwas besser. Hast du Schmerzen?“
 

Dhaôma nickte. Es tat immer weh, wenn man Husten hatte. Aber wenn sie sagte, dass sie das nicht kannte, konnte sie es nicht wissen. „Ich brauche nicht mehr lange.“, murmelte er. „Noch einen Tag, dann ist es weg.“ Wenn er inzwischen genug Kraft aufbrachte, um sich zu heilen. „Ich werde nur müde sein.“ So wie er es jetzt schon war.
 

„Das hört sich gut an. Das wird Mimoun freuen.“ Kurz schwieg sie. Und musterte ihn schweigend. Er hatte gerade eine schwere Krankheit hinter sich, hatte noch immer Schmerzen und Husten, vielleicht sollte sie ihn lieber wieder ins Bett schicken. „Darf ich auch eine Frage stellen oder möchtest du erst deine zu Ende stellen?“
 

„Frag ruhig.“, sagte er und lächelte. Ihm gefiel es, dass sie jetzt mit ihm sprach. Es war nicht mehr so, als wäre er schlechte Luft.
 

„Was gedenkst du nun zu tun?“
 

Betroffen sah er sie an, senkte dann den Kopf. „Ich weiß nicht.“, gab er offen zu. „Ich will ihm nicht wehtun, aber…“ Seine Stimme wurde immer leiser, bis sie verebbte. Sein ursprüngliches Vorhaben, auszuziehen, hatte das alles doch erst verursacht. Vielleicht sollte er davon absehen.

„Kann ich hier bleiben?“, wollte er kleinlaut wissen. „Ich streng mich auch an, nicht zu stören.“
 

Erleichterung durchflutete sie. Aber auch ein bisschen Reue, dass sie ihn gerade jetzt mit dieser Frage konfrontieren musste, aber damit quälte sie sich schon die letzten drei Tage herum. Ihr Sohn hatte schon letztes Mal so schrecklich auf die Entscheidung des Magiers reagiert.

„Ich würde mich freuen.“, sagte sie schlicht. „Ich bin dir wirklich dankbar dafür. Und keine Angst. Mich störst du nicht. Und wir finden eine Möglichkeit, wie du Silia aus dem Weg gehen kannst.“, versprach sie.
 

„Danke.“ Die Stimme ging unter in Kratzen und Rührung. Schnell wischte er sich mit dem Ärmel über die Augen, damit sie nicht sah, dass er weinte. Ihm war ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Im Grunde hatte er niemals weggehen wollen von Mimoun. Und um den Preis schon mal gar nicht.
 

Cerel tat so, als würde sie es nicht sehen, und lächelte still. Wortlos wartete sie ab, dass sich der Magier wieder fing und weiter sprach, weitere Fragen stellte.
 

Dhaôma lachte hohl. Reine Verlegenheit. Seine Gedanken suchten nach etwas, das er noch sagen konnte, doch ihm fiel nichts ein. Außer…

„Was mach ich denn jetzt mit der Höhle? Sie ist doch jetzt nutzlos.“
 

Diese Richtungsänderung seiner Gedanken war für sie nur schwer nachzuvollziehen. Doch sie machte sich ernsthafte Gedanken zu der Frage. „Vielleicht freuen sich ja die Kinder darüber, dass sie jetzt komplett ihnen gehört. Sie krabbelten schon die letzten Tage immer darin herum.“
 

Wieder lachte der Junge leise, hustete und schwieg danach. Er war erschöpft. Und ihm fiel nichts mehr ein, was er noch fragen könnte.
 

Das fiel auch Cerel auf und mit sanfter Gewalt schob sie ihn wieder zu seinem Lager zurück. „Ruh dich noch ein wenig aus.“, bat sie. „Wenn du möchtest, wecke ich dich zur Abendmahlzeit.“
 

Er nickte, bevor er sich setzte und umständlich all die Schichten wieder über sich legte. Ein letzter Blick auf Mimoun, dann legte er sich hin und schloss die Augen. Aber im Gegensatz zu den ersten Tagen, die er in dieser Hütte verbracht hatte, lag er entspannt da, nicht so klein wie möglich zusammengerollt. Kurz bevor er endgültig wegdämmerte, schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. Hatte er heute eine neue Freundin gewonnen?
 

Cerel warf noch einen abschließenden Blick auf ihren nun wieder Gast und zog sich leise zurück. Er brauchte nun keine intensive Pflege mehr, sondern einfach nur noch Ruhe. Und die würde sie ihm gönnen.
 

Mimoun zwang sich selbst, zur Abenddämmerung wach zu werden. Nun war wieder seine Zeit, sich um seinen Freund zu kümmern. Er fühlte sich müde und ausgelaugt. Gerade wollte er seiner Mutter sagen, dass sie sich nun entspannen könne, als er sah, dass sie nicht hier war. Leise krabbelte er zu Dhaôma hinüber. Dieser schlief. Und sein Atem ging merklich ruhiger als in den letzten Nächten. Mimoun sah sich nach dem Tuch um, das fehlte, konnte es aber auf die Schnelle nicht finden und legte vorsichtig seine Finger auf die Stirn seines Freundes. Erleichtert stellte er fest, dass das Fieber gesunken war.
 

Dhaôma blinzelte. Musste er jetzt aufwachen? Cerel hatte doch gesagt, sie würde ihn wecken.

Doch das war nicht Cerel, das war Mimoun. Glücklich lächelte er. Ihm ging es besser. Er sah auch nicht mehr so verzweifelt aus wie vor ein paar Tagen. „Ich darf bei euch wohnen bleiben.“, begrüßte er. Und gleich danach fügte er an: „Entschuldige, dass ich dir Sorgen gemacht habe. Ich war dumm.“
 

Klare, verständliche Worte. Wache Augen, die ihm entgegensahen. Dhaôma war endlich über den Berg. Mimoun beugte sich vor, barg sein Gesicht an der Brust seines Freundes. All die Anspannung der letzten Tage verflog und zurück blieben nur grenzenlose Dankbarkeit und Erschöpfung.

„Ich bin so froh.“, flüsterte er.
 

So wirkte er eigentlich nicht, befand der Braunhaarige, aber er glaubte ihm. Vorsichtig wurschtelte er die Hand aus den Fellen und strich Mimoun tröstend durch die Haare, wie er es bei dessen Mutter gesehen hatte. „Nicht weinen.“
 

Mimoun spürte die Finger, hörte die Worte und fing an zu kichern. „Warum sollte ich?“, fragte er, das Gesicht noch immer im Fell begraben, und rührte sich nicht. „Es besteht doch kein Grund mehr dazu.“
 

Kurz hielt Dhaôma inne, bevor er seine Finger wieder bewegte. Ihm gefiel das Gefühl. Sie waren wirklich nicht so weich wie seine. Eher störrisch und fest. „Du hast so gewirkt.“ Und weil das nicht erklärte, warum sich Mimoun so verhielt, hakte er nach. „Was ist dann mit dir?“
 

„Müde.“, antwortete der junge Geflügelte knapp und drehte den Kopf in Dhaômas Richtung, um vernünftig Luft zu bekommen. Lächelnd schloss er die Augen und stieß alle Luft in einem langen erleichterten Seufzen aus, entspannte sich weiter.

Als Cerel eine halbe Stunde später den Raum betrat, um Dhaôma zum Essen zu rufen, fand sie beide Jungen schlafend vor, dicht aneinander gekuschelt, die Hand des Magiers noch immer beruhigend am Kopf des Geflügelten. Es widerstrebte ihr, sie zu wecken, brauchten sie doch ihren Schlaf, doch genauso dringend brauchten sie etwas zu Essen.

Vorsichtig strich sie ihrem Sohn über die Haare.

Es war ihm nur schwer möglich, die Müdigkeit loszuwerden, nun da keine Notwenigkeit dafür bestand, schließlich war Dhaôma nicht mehr auf umfangreiche Betreuung angewiesen. Dennoch blieb die Störung. Träge sah er auf und blinzelte seiner Mutter entgegen, die sich nun daran machte, den Magier zu wecken, auf dieselbe Art wie ihren Sohn.

„Kommt essen.“, ordnete sie weich an.
 

Dieser war schon aufgewacht, als der Druck an seiner Brust verschwunden war, jetzt setzte er sich auf und nickte. Müde rieb er sich über die Augen, bevor er hustete. Lange, anhaltend und schmerzhaft. Das nervte! Definitiv.

Wie schon am Nachmittag horchte er kurz nach innen, bevor er seine Kraft in seine Lunge leitete. Angenehme Wärme floss durch seinen Brustkorb, als es bei jedem Atemzug leichter fiel, Luft zu holen. Kurz bevor er alle Kraft verbraucht hatte, stoppte er die Heilung und stand auf, um seiner Gastgeberin in den Vorraum zu folgen.
 

Mimoun schwankte. Einerseits war es gut, dass Dhaôma sich heilte und somit nicht mehr in Gefahr schwebte. Andererseits verbrauchte er dafür Kraft, die er nach drei Tagen ans Krankenlager gefesselt sein, nicht haben dürfte. Dennoch erhob auch er sich und folgte seiner Mutter herzhaft gähnend.

„Ihr könnt gleich weiterschlafen.“, erklärte sie mit einem amüsierten Schmunzeln. Ihr Sohn war so fertig, dass er fast im Stehen wieder einschlief.

Als er sich setzte, fiel Mimoun auf, dass Silia noch nicht da war. Sein suchender Blick war seiner Mutter nicht entgangen.

„Wir haben bereits gegessen.“, erklärte sie und reichte ihnen die Speisen. Einen fragenden Blick von ihm beantwortete sie mit einem bezeichnenden in Dhaômas Richtung. „Aber macht euch darum keine Gedanken. Esst jetzt erst einmal.“

Mimoun aß nur widerwillig. Seine Müdigkeit überwog und so wurde aus seiner Mahlzeit ein träges Herumkauen.
 

Dhaôma ging es kaum besser. Schlaftrunken vergaß er sogar einmal das Kauen, doch am Ende waren die Schüsseln leer. Sie gingen wieder in das Kabuff und während Mimoun sich einfach auf sein Lager fallen ließ, suchte Dhaôma nach seinem Rucksack. Er war entsetzt, als er sah, was in seiner Schlafphase mit seinen Samen passiert war. Sie waren nass geworden. Jetzt schimmelten sie vor sich hin, weil er sich nicht die Zeit hatte nehmen können, sie zu trocknen.

„Nicht doch!“, flüsterte er und legte seine Hand darauf. Die initiierte Magie wollte aber nicht fließen. Es war, als wüsste sein Körper ganz genau, dass er für dieses Problemchen keine Kraft übrig hatte. Und schweren Herzens verschob er die Rettung seines Schatzes auf später. Zumindest hatte er noch einen Anreiz, schnell gesund zu werden.
 

Am nächsten Morgen streckte sich der junge Geflügelte ausgiebig, streckte alle Gliedmaßen so weit es ging von sich, bevor er sich mit einem wohligen Brummen auf die andere Seite wälzte und Dhaôma unter dem Fellberg beobachtete. Doch lange konnte er nicht liegen bleiben. Der lange Schlaf hatte ihm gut getan. Ebenso das Wissen, dass Dhaôma nun wieder gesund war. So erhob er sich leise und wandte sich seinen morgendlichen Geschäften zu. Als er die Lederplane beiseite schob, sah er Mutter und Schwester bereits beim Frühstück sitzen. Beide warfen einen schnellen Blick auf den Magier, um zu sehen, ob dieser noch schlief, doch bevor sie Genaues erkennen konnten, glitt die Plane wieder zurück.

Er begrüßte sie gut gelaunt, zeigte mit einer knappen Handbewegung, dass er gleich wieder zurück sei, und verschwand in den Morgen hinaus.

Als er zurückkam, sah er noch einmal kurz nach dem Magier, bevor er sich entschloss, ihn noch ein Weilchen schlafen zu lassen und gemeinsam mit seiner Familie zu frühstücken. Anschließend begab er sich, vorher wieder einen prüfenden Blick auf den Magier werfend, mit den anderen Jägern auf die unteren Ebenen. Auch dieses Mal suchte er nach der Jagd ein wenig Feuerholz für Dhaôma zusammen. Die letzten Tage waren trocken gewesen und so war auch das Holz, das sich bereits auf der Insel befand, mehr oder weniger einsetzbar.

Zurück machten sich die Frauen an die Arbeit und Mimoun begann weit abseits ein Feuer zu entfachen. Als sich die Kinder neugierig näherten, entschied er sich um und entzündete es direkt im Dorf. So konnte jeder ein wachsames Auge auf die Kinder haben, Mimouns neu erworbene Fähigkeit bestaunen und dennoch seine Arbeit verrichten. Mimoun nahm sich Fleisch zur Seite und begann es zu Braten und zu Räuchern. Silia setzte sich irgendwann neben ihn und starrte fasziniert in die tanzenden Flammen, half ihm mit seiner Arbeit. Als das Feuer schließlich heruntergebrannt und sicher erloschen war, verstaute er einen Großteil in der Vorratskammer und weckte Dhaôma erstmals zum Essen.

Man sah ihm deutlich an, wie glücklich er über das gebratene, noch warme Fleisch war. Lachend blieb Mimoun neben ihm sitzen, bis der Magier sein Mahl beendet hatte und schickte ihn anschließend wieder schlafen. Danach gewährte er Silia ihr Recht und tobte mit ihr durch die Wolken. Erst kurz vor der Abenddämmerung kehrten die beiden erschöpft zurück und aßen. Kaum hatte sich das Mädchen zum Schlafen zurückgezogen, wurde Dhaôma geweckt, damit auch er noch etwas zu sich nahm.

Bei beiden Mahlzeiten aß Mimoun jeweils die Hälfte, um nicht unhöflich und störend daneben zu sitzen und zu starren.

Anschließend zog auch er sich zum Schlafen zurück. Erfüllt von einer tiefen Zufriedenheit schlief er schließlich ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Wernes23
2014-09-07T18:26:10+00:00 07.09.2014 20:26
Ja diese Geschichte ist echt ein Augenschmaus.
Ich liebe diese Verbindung zwischen den beiden jungen Männern und bin gepsannt ob Sie es irgendwann schaffen lebendige Drachen zu finden.

Antwort von:  Zebran20121
09.09.2014 14:47
Ich bin eher gespannt wann die beiden ein Liebespaar werden ich meine benehmen tun die sich ja jetzt schon auch wenn keiner der beiden das bisher wirklich bemerkt
Antwort von:  Wernes23
09.09.2014 15:14
Ich denke das wird noch richtig romantisch, im Laufe der Zeit^^
Von:  KuroMikan
2014-09-04T15:43:21+00:00 04.09.2014 17:43
Hallöchen :)

eine total schöne ff ^^ hatte voll das glück drauf gest
Antwort von:  KuroMikan
04.09.2014 17:44
... drauf gestoßen zu sein XDD wollte ich eigendlich schreiben sorry XD


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