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lucky failure

KaitoxSaguru
von

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tension

Hakuba verbrachte den Rest der Nacht im Krankenhaus. Als die herbei geeilten Polizisten ihn gefunden hatten, hatten sie sofort einen Krankenwagen gerufen und die Sanitäter hatten ihm erklärt, dass sein rechtes Handgelenk kompliziert gebrochen war. Somit trug er neben diversen Pflastern und Druckverbänden an Rücken und Beinen auch noch einen Gips und ärgerte sich maßlos darüber, dass dieser Fall eine dermaßen unglückliche Wendung genommen hatte.

Sollte ihm wirklich ein Killer auf den Fersen sein, konnte es für ihn den Tod bedeuten, nicht voll auf der Höhe zu sein. Hinzu kam, dass Kaito Kid ihn einfach so hatte stehen lassen ohne ihm zu erklären, was zur Hölle hier vor sich ging. Er schien etwas zu wissen; andernfalls hätte er ihn kaum nach Japan gelockt.

Der Brief, den er ihm in letzter Sekunde noch hatte zukommen lassen, lag ungeöffnet in der Tasche seines Jacketts, aber obwohl Hakuba unzweifelhaft neugierig auf den Inhalt war, wollte er ihn im Moment nicht lesen. Er hatte genug.

Inzwischen ging es auf vier Uhr morgens zu und er hatte noch kein Auge zu getan. Wenn er übermüdet, nervös und verwirrt war, erschwerte das nur die Ermittlungen und das musste er nach Kräften verhindern. Daran, dass er ermitteln würde, bestand selbstverständlich nicht der Hauch eines Zweifels. Als die Polizisten drei Geschosse auf dem Gelände und zurückgelassene Patronenhülsen in einem Zimmer des gegenüberliegenden Hauses sichergestellt hatten, hatte er sie nicht darüber aufgeklärt, dass der Schütze es auf ihn und nicht etwa auf Kaito Kid abgesehen hatte, weil er nicht riskieren wollte, unter Zeugenschutz gestellt zu werden. Nachdem er nun schon körperlich beeinträchtigt war, wollte er nicht auch noch seinen Handlungsspielraum einbüßen.

Ein Mordanschlag... Er konnte sich beim besten Willen an keine Begebenheit erinnern, die als Motiv für eine solche Tat hätte herhalten können..

Wieder kamen ihm Kids Worte in den Sinn: „Du solltest dir den Inhalt dieses Umschlags näher ansehen, vielleicht bist du dann ein bisschen klüger.“

Wahrscheinlich hatte der Kerl Recht. Es war reine Zeitverschwendung, sich über den Anschlag den Kopf zu zerbrechen, ohne zuvor den Brief – so es denn überhaupt einer war – gelesen zu haben. Er musste endlich zur Ruhe kommen und ein bisschen schlafen. Am Morgen sah die Welt bestimmt schon wieder besser aus und fürchten musste er sich höchstwahrscheinlich auch nicht.

Er war in den letzten Stunden ständig von Polizeibeamten umgeben gewesen, sodass es für den Täter zu gefährlich gewesen wäre, noch einmal sein Glück zu versuchen. Zumindest in dieser Nacht konnte er davon ausgehen, sicher zu sein.

Hakuba atmete ein, zwei Mal tief durch, weil er gehört hatte, dass das angeblich ein wenig Ruhe in einen angespannten Körper bringen sollte. Brachte es kaum, und so wählte er eine andere alte Methode: Schäfchen zählen. Er hatte ungefähr 237 Stück gezählt, als die lieben Tierchen begannen, immer erschreckendere Ähnlichkeit mit Kaito Kid anzunehmen. Nach vier weiteren war er eingeschlafen.
 

Kaum drei Stunden später, gegen sieben Uhr, kam eine Krankenschwester, um das Fenster zu öffnen und Hakuba aus seinem kurzen, seichten Schlummer zu wecken.

Ein paar Sekunden benötigte er, um sich zu orientieren, dann erinnerte er sich sofort an den geheimnisvollen Brief. Da es nun Tag geworden war und keinerlei Notwendigkeit mehr bestand, sich selbst zur Ruhe zu zwingen, zögerte er nicht lange, das verheißungsvolle Kuvert aus der Jackett-Tasche zu nehmen.

Vorausschauend, wie es sich für einen guten Detektiv gehörte, hatte er sich Handschuhe vom Personal 'geliehen', um keine Fingerabdrücke auf dem Umschlag zu hinterlassen. Zwar wusste er nicht, von wem der stammte, aber genau zwei Dinge waren klar: er hatte etwas mit dem mysteriösen Schützen zu tun und Kaito Kid hatte ihn in der Hand gehabt. Folglich bestand durchaus die Möglichkeit, dass einer von beiden Spuren zurückgelassen hatte. Und er war der Letzte, der Beweismittel in blanker Unvorsicht zerstörte.

Hakuba stellte fest, dass sich der Brief schon ungeöffnet äußerst interessant, wenn auch provokant gestaltete. Der Umschlag war nicht adressiert, einzig und allein zwei Namen waren darauf zu lesen. Genau mittig stand Shinichi Kudo geschrieben; oder besser gesagt: gedruckt, denn der Schriftzug war aus einer Zeitung ausgeschnitten und fein säuberlich aufgeklebt worden. Die Zeichen waren durchgestrichen und darunter befand sich sein eigener Name, ebenfalls aus einer Zeitung entnommen. All dies wies darauf hin, dass das Schreiben von jemandem stammte, der nichts Gutes im Schilde führte. Möglicherweise von demjenigen, der in der Nacht auf ihn geschossen hatte.

Bis zum Äußersten gespannt öffnete er das Kuvert und fand darin eine Karte aus dünner Pappe.

Auf der Vorderseite befand sich der Abdruck eines alten Holzschnitts, der eine schaurige, große Qualle zeigte und höchstwahrscheinlich einem alten Tierlexikon entnommen war. Auf der Rückseite war folgender Text zu finden:
 

Schülerdetektiv Shinichi Kudo Saguru Hakuba, nimm' dich in Acht!

Drehe und wende meine Botschaft, bis du anderer Ansicht bist!

Sonst erwartet dich, was deinesgleichen übersehen hat!

1 13 1 20 15 18 3 21 12 21 19

1 13 1 20 15 18 5 13

3 1 16 9 20 1 12

13 15 18 19

The Lion's Mane
 

Wieder ein Code. Ebenfalls interessant, aber nicht sonderlich überraschend, wie Hakuba fand. Dass die Nachricht ursprünglich an Shinichi Kudo gerichtet gewesen war, fraß dann aber doch wieder an seinem Stolz. Allerdings musste er zugeben, dass es nicht ganz so erniedrigend und unangenehm war, diese Beleidigung von einem unbekannten Killer hinnehmen zu müssen, als wenn sie von Kaito kam. Alte Rivalen sollten sich einfach nicht schäbig behandeln. Und ganz im Gegensatz zu Kudo kannte er immerhin Kids wahre Identität. Aber er schweifte ab.

Vermutlich war Kudo auch dieses Mal nicht auffindbar gewesen und er hatte als Ersatz hinhalten müssen. Die Kugeln waren trotzdem für ihn bestimmt gewesen und damit war ihm der Fall ganz eindeutig übertragen worden. So zumindest sah er das.

Auch das weitere Vorgehen hatte er bereits geplant: Zunächst würde er den Code entschlüsseln. Mit etwas Glück war er nicht sonderlich kompliziert, aber auch nicht völlig dilettantisch, denn wenn bereits der Verfasser Fehler gemacht hatte oder die Kreativität eines Kaito Kid besaß, dann war das Rätsel nur unter größeren Schwierigkeiten zu lösen. Anschließend wollte Hakuba in Erfahrung bringen, wie Kid einen Brief in die Finger bekommen hatte, der eigentlich an ihn gerichtet war.

Ihm war klar, dass sich dieses Unterfangen als äußerst schwierig erweisen konnte, denn so lange Kaito Kuroba nicht zugab, dass er Kid war, war es so gut wie unmöglich, ihn außerhalb seiner Diebestouren zu erreichen und Kid selbst war sein einziger Anhaltspunkt.

Nun, darüber würde er sich später Gedanken machen. Oberste Priorität hatte vorerst der Code von The Lion's Mane.

Seltsam... Spontan wusste Hakuba nicht, wo er die 'Löwenmähne' einordnen sollte, aber er war sich sicher, dass er das Wort schon einmal in einem anderen Kontext gehört hatte; und mit einem leibhaftigen Löwen hatte das nichts zu tun gehabt. Er würde sorgfältig darüber nachdenken müssen. Gleich, nachdem er die Zahlenreihen in verständliche Wörter verwandelt und begriffen hatte, was es mit den Textkennzeichnungen auf sich hatte.

1 13 1 20 15 18 3 21 12 21 19

Er musste die Sache systematisch angehen. Wenn man es mit einem unbekannten Code zu tun hatte, konnte es nicht schaden, das Alphabet durchzunummerieren. Lateinische Buchstaben waren bei den Verfassern leichterer geheimer Botschaften recht beliebt, und da auch Kid in seiner letzten Botschaft darauf zurückgegriffen hatte, lag der Gedanke nahe.

Tatsächlich hatte Hakuba auf Anhieb Glück; die Zahlenreihen ließen sich ohne weiteres übertragen. Er schrieb sein Ergebnis in ein Notizbuch. In Reihenfolge stand dort:
 

amatorculus

amatorem

capital

m o rs
 

So wie es aussah, hatte Hakuba damit lediglich ein Zwischenergebnis erreicht, denn einen Sinn ergaben die vier Wörter auf den ersten Blick nicht. Besonders das letzte, 'mors', fiel auf. Nicht nur war der Anfangsbuchstabe hervorgehoben; es war auch fett gedruckt und seltsam auseinander gezerrt.

Hakuba war beinahe ein bisschen erleichtert. Wäre die Nachricht des unbekannten Schützen so leicht zu entschlüsseln gewesen, wäre bei der Aufklärung des Falles wohl sein kriminalistischer Spürsinn nicht voll ausgelastet gewesen. Einen dermaßen bescheuerten Täter hätte selbst ein Kind zur Strecke bringen können.

„Amatorculus, amatorem, capital, mors“, deklarierte eine weibliche Stimme aus Richtung Tür. Als Hakuba sich überrascht umwandte, sah er sich einem hübschen jungen Mädchen im kurzen, roten Kleid gegenüber, das lässig im Türrahmen lehnte. Sie grinste schief und hob die Hand zum Gruß.

„So sieht man sich wieder, Hakuba.“

Der Detektiv brauchte keine halbe Sekunde, um zu verstehen, mit wem er es hier zu tun hatte. Aus dieser Entfernung hatte das Mädchen unmöglich lesen können, was er notiert hatte, und um den Code selbst entschlüsseln zu können, musste man ihn entweder verfasst oder Gelegenheit gehabt haben, die Nachricht zu lesen.

„Willst du, dass ich dich doch noch festnehme, Kaito?“, erkundigte er sich in einem Tonfall, der einen angemessenen Grad an Desinteresse zur Schau stellen sollte und tat sein bestes, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn Kids Auftauchen wirklich erstaunte. Noch dazu in diesem Aufzug. So oft, wie er sich in Frauenkleider zwängte, konnte man in dieser Richtung fast eine geheime Vorliebe vermuten.

„Nicht doch, nicht doch!“, wehrte Kid ab. „Ich bin gekommen, um unsere Unterhaltung fortzusetzen. Heute Nacht wurden wir schließlich unterbrochen, bevor ich dir alles sagen konnte, was ich zu sagen geplant hatte.“

„Hat das, was du mir sagen möchtest, vielleicht etwas mit dem Mordanschlag auf mich und dem Schreiben von Lion's Mane zu tun?“, hakte er weiter nach.

Kid antwortete nicht gleich, schritt würdevoll und betont sexy in den Raum hinein und ließ sich frech auf Hakubas Krankenbett nieder. Erst jetzt fiel dem Detektiv auf, dass er farblich passende Highheels trug. Gott sei Dank war der Kerl nicht wirklich eine Frau! Schlimm genug, dass er sich als Modepüppchen verkleidete. Kurzzeitig überlegte Hakuba, ob er zur Strafe für diese Geschmacklosigkeit nicht vielleicht doch die Polizei rufen und Kid verhaften lassen sollte, aber ihm war selbstverständlich bewusst, dass das nicht die klügste Taktik war, wenn er wollte, dass Kid ihm erzählte, was er wusste. Wahrscheinlich würde er ohnehin nur wieder entkommen.

„Äußerst scharfsinnig von dir“, spottete Kaito und klimperte wie ein Idiot süßlich mit den Wimpern. Dann wurde er ernst. „Hast du den Code schon gelöst?“, wollte er wissen.

Hakuba schüttelte versöhnt den Kopf. Wenn Kid sich normal benahm, konnte er sogar sein Outfit akzeptieren; auch wenn er nicht so recht wusste, wie er ihn ansehen sollte, ohne in sein falsches, aber üppiges Dekolletee zu schielen.

„Nein“, erwiderte er. „Ich habe bisher nicht mehr verstanden, als dir anscheinend auch schon bekannt ist. Woher hast du überhaupt den Brief, Kaito?“

Kid konnte die lange Erklärung vorerst aufschieben, denn kaum dass Hakuba den Mund geschlossen hatte, öffnete sich die Türe und eine Krankenschwester trat ein, um das Frühstück zu bringen.

Sie musterte den aufwändig verkleideten Meisterdieb irritiert und Hakuba verstand sie nur zu gut. Dieses schreiend auffällige Kleidchen war in einem Krankenhaus eindeutig fehl am Platz.

„Wer, wenn ich fragen darf, sind denn Sie, junge Dame?“, erkundigte sie sich bemüht höflich.

Kid ließ sich von so viel Argwohn natürlich nicht aus der Ruhe bringen. Er setzte ein sympathisches Lächeln auf, fuhr sich mit der Hand gespielt nervös durch die falschen, blonden Haare und erklärte ohne auch nur den Bruchteil einer Sekunde zu zögern: „Oh, Verzeihung. Hätte ich mich anmelden müssen? Ich bin Yukie Iwai, Hakubas Freundin.“



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