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Family Bonds

~ Sequel zu Close Distance ~
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Titel: Family Bonds
Teil: 7/x
Autor: cu123
Fanfiction: Weiß Kreuz
Kommentar: Schuldig schreitet ein ^^
Disclaimer: not my boys, no money make… Komplett anzeigen

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"So gesehen tun sie eigentlich ein gutes Werk"

Nagi war bereits da, als er die Bibliothek nach Unterrichtsschluss betrat und leise näherte er sich ihm, setzte sich genauso leise zu ihm.

Natürlich schreckte der Jüngere nicht auf, Nagi war sich immer seiner Umgebung bewusst, viel mehr als er selbst es durch Crawfords Training gelernt hatte. Er wurde mit einem Nicken begrüßt, das er mit einem Lächeln erwiderte, bevor er ebenfalls seine Hausaufgaben ausbreitete.

Das Ganze war beinahe vertraut und er mochte die Ruhe. Nicht nur die offensichtliche Stille um sie herum, da sie sich in einer Bibliothek befanden, sondern vielmehr die innere Ruhe, die damit einherging, einfach nur hier mit Nagi zu sitzen. Auch wenn kein weiterer Schüler ihm Ärger gemacht hatte, war das sehr viel besser als allein von praktisch Wildfremden umgeben zu sein.

Diese Überlegungen verflüchtigten sich, als er sich ganz auf seine Aufgaben konzentrierte und das Schweigen zwischen ihnen wurde nur gebrochen, wenn er eine leise Verständnisfrage an Nagi richtete. Er merkte schnell, dass ihm der Jüngere nicht nur bei Sprachschwierigkeiten weiterhelfen konnte, sondern auch den Stoff an sich verstand. Was allerdings keine Minderwertigkeitskomplexe in ihm auslöste, er war schließlich immer ein guter Schüler gewesen. Nagi hingegen schien ein halbes Genie zu sein.

Irgendwann warf er ihm einen Blick unter halbgeschlossenen Lidern hervor zu. "Sag mal, warum bist du eigentlich nicht in meiner Klasse – mindestens?"

Der Jüngere sah so aus, als fände er die Frage irgendwie lustig, setzte zu einer Antwort an. Doch jemand anderer kam ihm zuvor. "Das würde Aufmerksamkeit auf ihn ziehen und so etwas vermeiden wir, wenn es sich vermeiden lässt."

Die bekannte Stimme ließ ihm herumfahren und unwillkürlich musste er grinsen, als er Schuldig erspähte. Denn anders als dessen Worte behaupteten, schien es der Deutsche nun wirklich nicht auf Unauffälligkeit anzulegen, eher im Gegenteil. Allein die orangefarbene Mähne war ein ausreichend deutliches Signal.

Der Andere grinste ebenfalls, als dieser seinen Gedanken folgte, machte dann eine wegwerfende Handbewegung. "Anders als unser Nagi hier stecke ich nicht mehr in der Schule fest." Das 'zum Glück nicht' stand ganz in den kühlen, grünen Augen, die so gar nicht zu der nach außen gezeigten Emotion passen wollten.

Er konnte Schuldig diese Meinung nicht verübeln. So wenig er von Crawford über dessen frühere Schule gehört hatte, so sicher war er sich, dass kein Kind in so einer Umgebung aufwachsen sollte.

Schuldig musterte ihn für einen Moment, dann folgte ein neues Grinsen und dieses hier war sehr viel aufrichtiger. "Zerbrich dir nicht den Kopf darüber, es ist schließlich schon lange vorbei." Gleich darauf wuschelte eine Hand durch seine Haare, als wäre er noch ein kleines Kind, doch er wehrte sich nicht dagegen. Hauptsache, die Stimmung des Älteren war wieder besser.

Stattdessen zwinkerte er, als ihm endlich einfiel, die offensichtliche Frage zu stellen. "Was machst du eigentlich hier?" Und war Farfarello auch da? Letzteres sprach er nicht aus, aber unwillkürlich sah er sich nach dem Iren um, ohne fündig zu werden.

"Crawford hat angerufen. Es wird länger bei ihm, daher soll ich euch abholen." Die Miene des Orangehaarigen zeigte, dass dieser von Crawfords Arbeitswut nicht besonders überrascht war und jetzt spielte leichter Spott um dessen Mundwinkel. "Es wäre auch ein Wunder gewesen, wenn er mal pünktlich Feierabend macht."

Das spiegelte exakt seine Gedanken wider und er konnte wetten, dass der Telepath dafür nicht einmal dessen Talent benötigt hatte. Und jetzt war auch verständlich, warum Farfarello nicht hier war. Es war schon genug, wenn er sich einen Sitz mit Nagi teilen musste, noch jemand hätte beim besten Willen nicht in das Cabrio gepasst.

"Es sei denn, sie haben sich sehr, sehr gern." Schuldig grinste schon wieder, schob dann beide Hände in die Hosentaschen. "Was ist nun, ihr wollt doch nicht wirklich als Einzige noch länger hier hocken bleiben? Habt euch wohl bei Crawford mit Arbeitswut angesteckt, was?"

Als Einzige? Er sah sich langsam um, stellte jetzt erst fest, dass sich außer ihnen tatsächlich niemand mehr in der Bibliothek befand.

Schuldig war seinem Blick gefolgt. "Die Anderen waren vernünftig genug, es am ersten Schultag nicht gleich zu übertreiben."

"Das hat damit nichts zu tun", stellte er fest und antwortete dann auch gleich auf die ursprüngliche Frage. "Wir haben schließlich auf Crawford gewartet und wollten die Zeit mit etwas Nützlichem verbringen."

"Ausgesprochen lobenswert." Der Ältere klang nicht so, als würde er das wirklich ernst meinen. Doch dann verschwand der Schalk aus dessen Blick und Schuldig lauschte sichtlich auf etwas. "Hm, anscheinend wart ihr doch nicht allein so vorbildlich."

Sie alle wandten sich dem Eingang zur Bibliothek zu, vorher konnte er noch sehen, dass Nagi die Stirn runzelte und auf stille Weise wenig amüsiert aussah.

Wie gerufen trat Daniel in ihr Blickfeld und erstarrte sofort, als er mehr Personen als erwartet vorfand. Der andere Schüler war ebenfalls nicht allein, so dass Daniel gleich darauf unfreiwillig angerempelt und weiter in den Raum geschoben wurde.

Schuldig benötigte offensichtlich nicht lange, um die Absichten der drei Neuankömmlinge zu erfassen und sagte etwas auf Deutsch, das verdächtig nach einem Fluch klang, auch wenn er es nicht verstehen konnte. Anders als das, was darauf folgte, denn jetzt sprach Schuldig Japanisch. "Sag mal, ziehst du solche Situationen häufiger an? Irgendwie habe gerade ein Déjà-vu."

Der trockene Tonfall ließ ihn unwillkürlich auflachen, obwohl das nicht wirklich lustig war. Denn wenn er allein hier gewesen wäre – so wie damals, bevor Schuldig zu seiner Rettung kam – hätte er bei drei Gegner trotz seines neuen Trainings Schwierigkeiten bekommen.

Daniel schien sich von dessen Überraschung erholt zu haben und hatte anscheinend auch Schuldigs Herkunft aus den wenigen Schimpfwörtern herausgelesen. Was vielleicht gar nicht so überraschend war, schließlich lernte man diese immer als erstes, nicht wahr? "Erst ein Japse und jetzt auch noch ein Deutscher, das wird ja immer schöner", brach es aus dem Amerikaner heraus, der sich aus irgendeinem Grund wieder überlegen zu fühlen schien. Dann wiederum setzte der sicher auf die Muskeln seiner Kumpane und weder er selbst noch die beiden Schwarz-Mitglieder konnten bei diesen offensichtlichen Attributen mithalten.

Er schüttelte innerlich den Kopf, als seine Überlegungen so weit gediehen waren. Es war dumm, auf solche Äußerlichkeiten abzustellen. Aber er hatte nicht vor, das laut zu äußern und dann ergriff sowieso schon Schuldig das Wort.

"Hast du etwas gegen meiner Herkunft einzuwenden?" Kühl und völlig unbeeindruckt.

Ein höhnischer Blick antwortete Schuldig darauf, während Daniels Begleiter langsam näher kamen und unfreundlich grinsten. "Warum sollte ich wohl was dagegen einzuwenden haben, du Nazi?"

Er hätte wetten können, dass Nagi an dieser Stelle leise stöhnte, doch als er dem Jüngeren einen schnellen Blick zuwarf, war dessen Miene regungslos. Dann wurde seine Aufmerksamkeit durch einen erschrockenen Ausruf auch schon zurück auf die Störenfriede gelenkt. Er zwinkerte. Wann hatte sich Schuldig eigentlich bewegt? Der Orangehaarige befand sich plötzlich neben Daniel und hatte jetzt einen Arm über dessen Schultern geschlungen, in einer Geste, der es an jeder Freundlichkeit mangelte.

"Du solltest es dir lieber zweimal überlegen, bevor du so mit mir redest. Und ein Nazi bin ich ganz sicher nicht." Eine kurze Kunstpause. "Ich bin sehr viel schlimmer." Die Worte schlossen mit einer Faust in den Magen, woraufhin Daniel zusammenklappte.

Dessen Freunde schienen unentschlossen, ob sie ihm zur Hilfe eilen sollten, wirkten wie erstarrt, während ihre Blicke panisch zwischen ihrem Freund und Schuldig hin und her huschten.

Der Deutsche ließ sich nicht lange bitten und überließ Daniel sich selbst, um sich dann den anderen beiden zuzuwenden und ihnen etwas zu sagen, so leise, dass das Flüstern nicht bis zu ihm vordrang. Doch was auch immer es war, es hinterließ sichtlich Eindruck, wie die bleich werdenden Gesichter verrieten.

Schuldig vergewisserte sich dessen nicht einmal mehr, sondern kehrte unmittelbar zu ihnen zurück. "Die sollten euch keinen Ärger mehr machen", wurde ihnen nonchalant mitgeteilt.

Diesmal bildete er sich Nagis Reaktion auf keinen Fall ein, das Schnauben des Jüngeren hörten sie beide. "Und sollten sie es doch versuchen, werde ich sie auflaufen lassen."

Vielleicht hätte er sich beleidigt fühlen sollen, weil er der Ältere war und auf sie aufpassen sollte. Doch dafür war er zu realistisch. Schwarz passte einfach nicht in diese Normen.

Schuldig schenkte ihm ein schiefes Grinsen und in die grünen Augen wollte sich wieder Kälte schleichen, doch die Emotion wurde überwunden, bevor sie sich wirklich manifestieren konnte. "Los, machen wir uns auf die Socken, bevor Farf noch ungeduldig wird."

Diese Erinnerung sorgte dafür, dass sie rasch zusammenräumten. Daniel, dem von seinen Freunden auf die Beine geholfen worden war, hielt den Kopf gesenkt, als sie an ihm vorbeigingen.

Es war erst im Wagen, dass er beschloss, Nagi auf dessen Reaktion zuvor anzusprechen. Leise genug, dass der Fahrtwind für Schuldig seine Stimme übertönte. Der Telepath konnte also selbst entscheiden, ob er zuhören wollte. "Ich weiß, dass viele Ausländer Vorurteile haben, wenn es um Deutsche geht. Aber du… es war nicht deswegen, nicht wahr?"

Er wurde für einen Moment aus dunkelblauen Augen gemustert, bevor Nagi beschloss ihm zu antworten. "Es ist nur wegen der Historie. Ich bin zwar nicht selbst dort zur Schule gegangen, aber Crawford hat mir ein bisschen darüber erzählt. Und die Ursprünge lagen tatsächlich in der Zeit. Da einige Nationalsozialisten dem Okkultismus frönten, musste es einfach geschehen, dass sie früher oder später auf Talente stießen. Nimm hinzu, dass sie generell Schulen für die Erziehung der künftigen Elite eingerichtet haben und es konnte nicht ausbleiben, dass jemand auf die Idee kam, Rosenkreuz zu gründen. Die Sache war allerdings so geheim, dass die Schule auch das Ende des Nationalsozialismus überlebte und die Erziehung erhielt eine weniger ideologische Ausrichtung. Allerdings haben sich wohl für eine ganze Weile noch die althergebrachten Erziehungsmethoden dort gehalten…"

Oh… kein Wunder, dass Schuldig nie besonders glücklich mit der Erinnerung an die Schule schien. Bewusst sah er _nicht_ zu dem Älteren hinüber. "Wolltest du deswegen nicht dorthin?"

Nagi deutete ein Schulterzucken an. "Das lag eher daran, dass ich lieber bei Crawford bleiben wollte. Er hat mich schließlich aufgelesen."

Er hätte gerne gewusst, was eigentlich mit Nagis echter Familie geschehen war, doch der Ausdruck in den dunklen, blauen Augen hielt ihn davon ab. Und er würde auch keine solchen Fragen hören wollen, nicht wahr? Bevor eine Reaktion fand, war es Schuldig, der das Wort ergriff. Und dessen Worte, nach vorne weg gesprochen, hallten in seinem Kopf nach, so dass er ihn problemlos verstand.

"Natürlich werden wenige überhaupt vor eine Wahl gestellt. Ich wurde damals auch von Crawford aufgelesen – und persönlich zur Schule gebracht. Und wenn wir schon mal dabei sind, Farf haben wir auch von der Straße geholt." Ein Mundwinkel zuckte, als könnte sich Schuldig nicht ganz entscheiden, ob er belustigt oder bitter sein sollte. "So gesehen tun sie eigentlich ein gutes Werk." Und nun streifte ihn doch als momentaner Schock der Blick grüner Augen. "Aber wenn jemand meine Worte wiederholt, werde ich leugnen, sie jemals geäußert zu haben."

Unwillkürlich lächelte er und gab sich Mühe, die begleitende Emotion auf mentalem Wege dem Telepathen mitzuteilen. Denn er war wirklich sehr froh, dass alles so geschehen war. Denn es hatte ihm ermöglicht Schwarz – und vor allem Crawford – zu treffen.

Nachdem er sich wieder Nagi zugewandt hatte und sie sich ungefährlicheren Themen widmeten, war da eine stumme Erwiderung, die ihm versicherte, dass Schuldig ihm seine Meinung nicht übelnahm.

Nach einem kurzen Abstecher dauerte es glücklicherweise nicht mehr lange, bis sie endlich zu Hause ankamen und kaum dass sie durch die Tür getreten waren und er seine Tasche abgestellt hatte, hängte sich Farfarello an ihn. "Wie war dein erster Tag in der Schule?"

"Jetzt überfall ihn doch nicht gleich so", ermahnte Schuldig ihn, allerdings ziemlich unwirksam, da ein Grinsen die Worte begleitete. Dann aber besserte sich der Ältere, hielt die Kartons hoch, die sie eben gekauft hatten. "Ich habe die versprochene Pizza mitgebracht", wurde versucht, Farfarellos Aufmerksamkeit anzuziehen.

Der schien ebenfalls zu grinsen, auch wenn er es nicht sehen konnte. "Dann wirf schon mal einen Film rein, zu dem wir sie essen können."

Er prustete ein Lachen, als Schuldig daraufhin die Augen verdrehte, aber tatsächlich gehorchte. Farfarello verstärkte die Umarmung, stützte das Kinn auf seiner Schulter ab. "War der Unterricht interessant und die Schüler nett?"

"Seit wann interessiert dich so etwas denn?", gab er zurück, immer noch belustigt, jetzt wegen der uncharakteristischen Fragen.

Farfarello ließ sich sich davon nicht stören. "Es interessiert dich, nicht wahr?"

Nun, so gesehen… Wärme erfüllte ihn, bevor er Farfarello wie gewünscht zu berichten begann. Als er zu Daniel kam, stieß der Gleichälterige einen Laut aus, der verdächtigt nach einem Knurren klang.

"Ich hätte wissen sollen, dass Er immer noch nicht von dir ablässt."

Er schüttelte den Kopf. "Daniel ist nur ein etwas besserer Schulhofschläger. Er hat es nicht verdient, sich über ihn aufzuregen."

Farfarello dachte für einen Moment über seine Worte nach, schien ihm dann zuzustimmen. Jedenfalls kam kein Widerspruch und er wurde in Richtung Wohnzimmer geschoben.

Ohne Widerstand ließ er es zu.
 

~TBC~


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das nächste Mal ist auch Crawford wieder mit dabei ^^
cya, cu ^-^ Komplett anzeigen

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