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Komplementär

Schwarz oder Weiß?
von

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1. Ein normaler Tag?

Eine leichte Brise wirbelte den Staub und die Blätter von den heißen Pflastersteinen der Straße auf. Es war nicht diese angenehme Sorte einer kühlen Brise. Dieser Luftzug war heiß und trocken wie Backofenluft und der Staub machte das Atmen zusätzlich unerträglich. Die Pegasusponys hatten ganze Arbeit geleistet, den Himmel blitzblank zu putzen, damit die heiße Sommersonne auf das Pflaster und den Asphalt der Straße prallen konnte. Ganz Ponyville kochte. Schmorte. Briet.

Auf der einzigen Wolke, die den Pegasusponys nicht zum Opfer gefallen war, lag ein Pony und schlief. Von unten war bis auf die Schweifspitze des Ponys nichts zu erkennen. Trotzdem waren die roten, grünen und gelben Strähnen, die von der Wolke herab hingen, verräterisch.

Missmutig wurde die Wolke von unten herauf angeblinzelt. Die Sonne blendete, zeichnete einen Lichtkranz, um die Kanten der Wolke und die Strähnen des schlafenden Ponys. Fast wirkte das Licht wie ein Heiligenschein. Aber natürlich wurde das anders betrachtet. Jemand der eine solche Hitze bescherte, dass das Makeup zerlief und die Haarpracht einfach zerfiel konnte kein Heiliger sein. So jemand konnte nur ein Dämon sein. Gesandt aus der Unterwelt um nichts geringeres zu tun, als andere Ponys zu quälen. Nur so konnte es sein. Kein Pony das gesunden Verstand besaß, wünschte sich eine solche drückende Hitze. Ein Laut kam über die Lippen des Ponys, halb ein Seufzen, halb ein Stöhnen. Die zerstörte Frisur wurde aus dem Gesicht gestrichen, ehe der Weg fortgesetzt wurde. Runter von der ausgestorbenen, viel zu heißen Straße. Irgendwohin wo es nicht ganz so heiß war. Nach Hause war ein guter Plan. In die Sugarcube Corner um etwas Kaltes zu trinken war vielleicht sogar noch besser. Oder war die Ideallösung sich ein Versteck unter der Erde zu suchen? Nicht ein Loch im Boden. Das würde Dreck bedeuten - Nein! Ein schöner, ausgebauter Kellerraum... Was für ein Traum!

Erneut seufzte das Pony. Seine Fantasie trug es nach und nach fort in diesen Kellerraum. Ein schöner, merkwürdig warm ausgeleuchteter Raum. Trocken natürlich, und kalt. Auf den Böden lagen Kissen, damit man weich saß. In einer Ecke stand ein Ventilator der die Luft in Bewegung hielt. Von der Decke hing ein elektrischer Kronleuchter. Der Raum war in Blau- und Grüntönen gehalten - alles andere war zu warm um auch nur einen Gedanken wert zu sein.

Während Rarity sich dieses Zimmer ausmalte, sich vorstelle darin ein kaltes Getränk zu sich zu nehmen, waren ihre Gedanken so abgelenkt, dass sie ein herannahendes Pony gar nicht bemerkte. Ehe Rarity sich versah, stieß sie mit dem anderen Pony zusammen, verlor das Gleichgewicht, fiel und verschüttete dabei ihre Einkäufe auf der staubigen Straße. Sofort machte das Pony seinem Ärger Luft. "Kannst du nicht aufpassen, wo du hinläufst?", fragte sie zornig, ohne zu sehen, in wen sie da hinein gelaufen war. Sie achtete auch nicht weiter auf das Pony, das ihr den Huf anbot, um ihr aufzuhelfen. Stattdessen sprang sie auf und fing dann an, Stoffe, Knöpfe und Werkzeug aufzulesen. Auch ihr Gegenüber fing an, Gegenstände die heruntergefallen waren, aufzulesen. Erst als Rarity ihre Sachen wieder zusammen gepackt hatte, hatte sie genügend Zeit, aufzusehen. "Apple Jack!", presste sie hervor, riss ihre Tüten an sich und rauschte davon.

Verwirrt sah Apple Jack Rarity nach. War sie eben wirklich rot geworden, oder hatte sie sich das nur eingebildet? Offensichtlich stieg ihnen allen die Hitze zu Kopf. Apple Jack verjagte den Gedanken, warf den letzten Apfel zurück auf den Wagen und setzte ihren Weg fort.

Die Versuchung die Tüten in eine Ecke zu schleudern und dem Ärger über Apple Jack Luft zu machen war groß. Es kostete Mühe, dieser Versuchung zu widerstehen: Aber Rarity widerstand und stellte die Tüten zwar unsanft aber doch vorsichtig genug ab, um keinem Ärger Luft zu machen. Dann schloss sie die Augen und stieß einen Schrei aus. Erst als der Schall nicht mehr von den Wänden widerhallte, ging es ihr besser. Finster musterte sie ihre Umgebung, griff dann nach der Tüte und kippte den Inhalt auf ihren Arbeitstisch. Die Sachen waren schmutzig geworden, staubig, aber unbeschädigt. Nur die blanken Oberseiten einiger weniger Knöpfe waren zerkratzt. Rarity sortierte sie aus, faltete die Stoffe und schleppte sie zur Waschmaschine. Hoffentlich gelang es, jeden Stoff zu waschen. Hoffentlich verwusch die Farbe nicht. Hoffentlich war es für die Waschmaschine nicht zu viel. Rarity entschied, jeden Stoff einzeln zu waschen.

Während sie den Stoff in die Maschine stopfte, schimpfte sie leise auf Apple Jack. Konnte dieses Pony nicht aufpassen, wo es hinlief? Konnte es nicht einfach mit weniger Äpfeln durch die Gegend laufen? Und natürlich hatte sie bei dem Versuch ihr zu helfen gleich alles schmutzig gemacht, was ihr unter die Hufe gekommen war. Die Knöpfe konnte sie mit einer Zahnbürste schrubben. Hoffentlich würde sie die Bänder irgendwie sauber bekommen, von dem Garn gar nicht anzufagen.. Vielleicht konnte man die fertigen Stücke noch mal waschen, um sie von Dreck zu befreien. Rarity fluchte wüst und biss sich im nächsten Moment auf die Zunge - das hatte hoffentlich niemand gehört.

Als sie aufsah, traf ihr Blick auf ihr Spiegelbild. Ihr weißes Fell und die dunklen Haare waren mit einer dünnen Staubschicht bedeckt und schimmerten bräunlich. In ihrem Gesicht leuchteten rote Flecken von Zorn und Hitze. Augenblicklich wurden ihre Wangen knallrot. "Wenn dieses Pony nicht in mich hinein gelaufen wäre, würde ich jetzt nicht so aussehen!", fluchte sie zornig und rauschte davon, um sich zu waschen.

Stunden später waren Stoff und Pony fertig gewaschen. Etwas erschöpft fiel Rarity auf einen Sessel, legte die Hufe hoch und den Kopf in den Nacken. Sie schloss die Augen und atmete tief durch. Sauber war sie, oh ja. Und auch ihre Haare waren wieder perfekt frisiert. Alles hatte seine alte Ordnung wieder. Alles. Alles, nur ihre Gedanken nicht. Sie hatte sich noch immer nicht beruhigt und je länger es dauerte, desto schwieriger wurde es für sie, sich zu beruhigen. Selbst jetzt, während ihr Körper entspannt im Sessel saß, arbeitet ihr Kopf rasend. Das Ticken der Uhr störte sie. Die leisen Geräusche in ihrer Umgebung trieben sie nach und nach in den Wahnsinn.

Rastlos sprang Rarity auf und hastete an ihren Schreibtisch, um zu arbeiten. Aber ihre rasenden, zornigen Gedanken ließen sie nicht zur Ruhe kommen. Im Gegenteil: Rarity wurde nur noch zorniger: über abgebrochene Bleistifte, schlechtes Licht, störende Geräusche, schmierende Radiergummi. Schließlich feuerte sie ihren Stift an die Wand, wirbelte herum und rauschte ins Nebenzimmer, wo sie sich auf das Bett warf. "Gute Nacht, Welt.", gab sie mit beißendem, stechendem Sarkasmus von sich und schloss die Augen fest zu.

Schlafen konnte sie aber nicht. Sie warf sich auf die andere Seite, zog die Decke über ihren Kopf und fing an, Schäfchen zu zählen. Als sie 648 Schäfchen gezählt hatte, gab sie auf und setzte sich aufrecht ins Bett. Ihr Blick glitt zum Fenster, viel mehr hinaus. Die Dämmerung war weit vorangeschritten und der Himmel hatte nur noch Schattierungen dunklen Blaus zu präsentieren. Rarity seufzte, dann sprang sie aus dem Bett auf und sah in den Spiegel. Sie würde ihr Haar kämmen müssen, bevor sie das Haus verließ. Sie würde Makeup auftragen müssen, bevor sie das Haus verließ.

Draußen war es angenehmer. Die Nacht fuhr mit kühlen Fingerspitzen über Raritys Körper. Unwillkürlich schauderte das helle Pony. Nach der Hitze des Tages war die Nacht schon fast kalt und sie fror. Kaum hatte diesen Gedanken beendet, erbebte ihr Körper erneut. Kalt!

Während Rarity weiter ging, rieb sie mit einem Huf über ihren Körper. War ein weniger heißer Tag und eine dafür mildere Nacht etwa zuviel verlangt?! Leise vor sich hin schimpfend ging Rarity weiter, den Blick auf den Boden gerichtet. Als sie den Blick hob, trat ein erleichterter Ausdruck in ihr Gesicht. In den Fenstern des Gebäudes, das sie besuchen wollte, brannte noch Licht. Mit einem etwas leichterem Gefühl in der Magengegend klopfte sie an die Tür und wartete.

"Rarity?" Die Stimme, die ihren Namen in den Mund genommen hatte, klang überrascht und leicht besorgt. Rarity bemühte sich um ein kleines, schwaches Lächeln. "Darf ich hereinkommen?", fragte sie müde. Das angesprochene Pony nickte und trat zur Seite, um die Freundin hereinzulassen. Rarity trat ein, wartete bis die Tür hinter ihr geschlossen war und sah ihre Freundin dann an, ehe sie auf ihre Unterlippe biss und wegsah. "Alles in Ordnung?" wurde sie erneut gefragt. Was sollte diese Frage bitte? Wie um alles in der Welt sollte den irgendetwas in Ordnung sein, wenn sie mitten in der Nacht auf der Matte stand? Dann musste einfach irgendetwas nicht stimmen. Rarity sah wieder auf und traf auf den Blick ihrer Freundin, der von Sekunde zu Sekunde besorgter wurde.

Schließlich holte sie tief Luft und seufzte, ehe sie sich auf ein Kissen setzte, das ihr angeboten worden war. Wieder holte sie Luft und endlich begann sie zu sprechen. "Ich kann nicht schlafen.", gestand sie etwas verlegen. "Bist du aufgeregt? In Sorge? Brauchst du einen Zuhörer?" Rarity errötete etwas. "Nun.. eigentlich wollte ich mir nichts von der Seele reden.. um ehrlich zu sein, Twilie..", begann Rarity stockend und fing dann an, auf ihrer Unterlippe zu kauen. War es tatsächlich möglich, dass dieser Zwischenfall mit Apple Jack sie so sehr in Aufruhr versetzte, dass sie nicht mehr schlafen konnte? Dass sie tatsächlich bei Twilight saß, nicht um mit ihr zu reden, nein, sondern um sie um eine Einschlafhilfe magischer Art zu bitten? Vehement schüttelte sie den Kopf, was Twilights Besorgnis nur noch schürte. "Rarity?", fragte sie vorsichtig und legte den Kopf dabei etwas schief. "Bist du sicher, dass du nicht vielleicht doch irgendetwas von der Seele reden möchtest?" Kaum war diese Frage gestellt, wurde Rarity hochrot und erhob sich, nur um ihrer Freundin den Rücken zuzudrehen. "Nein.", erklärte sie fest. "Es gibt nichts zu erzählen. Ich kann nicht schlafen und hatte gedacht, du könntest mir helfen. Aber wie ich sehe ist meine Mühe vergebens." Und mit diesen Worten hatte das Einhorn sich schon der Tür zugewendet umzugehen, als sie plötzlich zurückgehalten wurde. "Warte.", bat Twilight seufzend. "Vielleicht kann ich etwas für dich tun."

Erwischt. Rarity wandte sich um, schob die Schmolllippe vor und sah ihre Freundin mit großen Augen an. "Das würdest du für mich tun, Twilie?", fragte sie und schniefte etwas theatralisch. Twilight konnte es sich nicht verkneifen, kurz die Augen zu verdrehen. "Natürlich. Setz dich."

Gehorsam nahm Rarity wieder auf dem Kissen Platz und fing an den schlafenden Spike zu streicheln, während Twilight hin und her wuselte. "Hier.", gab sie abwesend und einsilbig von sich und reichte Rarity mit diesem Wort einen Becher mit einer dampfenden, weißen Flüssigkeit. Sie roch süßlich und alleine der Duft hatte etwas einlullendes. Leise bedankte Rarity sich, ehe sie den Becher an die Lippen setzte. Die Milch war schön warm, nicht zu heiß, und ganz süß. Genussvoll schloss Rarity die Augen, während sie den Becher lautlos mit kleinen Schlucken leerte.

Sie hörte den Ausruf ihrer Freundin, die das Buch mit dem Zauber gefunden hatte, nicht mehr. Über den Becher Milch war sie eingeschlafen und ihr Kopf lag dicht neben dem kleinen, warmen Körper des schlafenden Babydrachens, den sie gestreichelt hatte. Twilight lächelte, legte eine Decke über ihre schlafende Freundin, löschte das Licht und ging dann selbst zu Bett.



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