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Tödliche Gier

von

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Verschleppt

„Mello…“
 

Das leise Flüstern direkt an seinem Ohr ließ seinen Kopf herumzucken, aber er wusste, dass es ohnehin nichts brachte, solange das grobe Stück Stoff über seinen Augen lag würde er nichts erkennen können.
 

„Hmmmpf! Mmmmh!“, versuchte er einzelne Laute um den festen Knebel in seinem Mund herum zu zwingen, aber es war sinnlos.
 

Sein Kiefer schmerzte und er spürte, dass seine Mundwinkel inzwischen aufgerissen waren, seine Zunge fühlte sich trocken und geschwollen an und er würde seinen rechten Arm für einen Schluck Wasser hergeben.
 

„Was ist denn los mein Hübscher? Fühlst du dich nicht wohl? Dabei hat es dir bei mir immer gefallen… früher…“, krabbelten die Worte in seinen Verstand und sofort erschienen sämtliche Personen die in seiner Kindheit eine Rolle in seinem Leben gespielt hatten, zumindest die, an die er sich erinnern konnte, vor seinen Augen und er versuchte krampfhaft, diese Stimme einer von ihnen zuzuordnen.
 

Mutter, Vater, Watari, L, Matt, Near, Linda, der Mann in der Schokolateria, der Eisverkäufer, die Frau im Supermarkt an der Kasse, Beyond…
 

Beyond…
 

Er konnte spüren, wie sein Herz einen Schlag aussetzte, nur um dann mit doppelter Härte weiter gegen seine Rippen zu donnern. Instinktiv zog er seinen Kopf tiefer zwischen die Schultern.

Wäre es jemand anders würde er jetzt anfangen darüber nachzudenken, wie er aus seiner misslichen Lage entkommen könnte, aber wenn tatsächlich Beyond die Person war, deren Atem er in seinem Nacken spürte und ihm damit eine Gänsehaut über seinen gesamten Körper jagte, konnte er nur noch hoffen, dass sein Ende schnell kommen würde.
 

Der Mann hinter ihm schien an seiner Körperhaltung wohl zu merken, dass sich etwas verändert hatte und er zuckte erschrocken zusammen, als der Knoten des Tuches, das den Knebel an Ort und Stelle hielt gelöst wurde. Das grobe Sackleinen verschwand und der Stoffballen wurde ihm aus dem Mund gezogen, wobei seine Mundwinkel erneut soweit gedehnt wurden, dass ihm der Schmerz, als die dünne Haut noch weiter aufriss, die Tränen in die Augen trieb, allerdings brauchte er sich darum nicht zu kümmern, da diese weiterhin verdeckt waren und so sein Entführer diese Schwäche nicht sehen konnte. Wenigstens etwas.
 

Sein Mund war staubtrocken, seine Lippen aufgesprungen und rissig vom Wassermangel und jeder Luftzug der über das wunde Fleisch strich brannte wie Feuer aber Mello war einfach nur froh, dass er nach all dieser Zeit endlich seinen Mund wieder schließen konnte und genoss den Umstand, dass seine Zunge, sein Gaumen und seine gesamte Mundhöhle endlich wieder von seinem Speichel benetzt werden konnten, ohne dass der Knebel jegliche Feuchtigkeit direkt in sich aufsog.
 

//Wie lange bin ich schon hier?//

Er dachte kurz darüber nach diese Frage auch laut zu stellen, verwarf die Idee aber im nächsten Moment wieder, als er unsanft an den Haaren gepackt und auf die Füße gezerrt wurde.

Er hatte Schwierigkeiten sein Gleichgewicht zu finden, seine Füße und Arme waren gefesselt und nach dem stundenlangen knien hatte er kein Gefühl mehr in den Beinen.
 

„Ach komm, jetzt stell dich doch nicht so an, du bist doch kein Baby mehr! Stell dich ordentlich hin!“, kam es spöttisch von rechts neben ihm.
 

„Würde ich ja wenn ich könnte!“, giftete er bevor er sich beherrschen konnte und biss sich rasch auf die Unterlippe, um seinen Entführer nicht noch mehr zu reizen. //Halt die Klappe Mello, halt um Himmels Willen einfach die Klappe!//
 

„Na, na, na! So frech? Muss ich dir tatsächlich noch ein zweites Mal Manieren beibringen? Ich dachte, das eine Mal hätte genügt, aber wenn du so lieb darum bittest, habe ich kein Problem damit.“
 

In diesem Moment verschwanden jegliche Zweifel, um wen es sich bei der Person, die ihn hier her verschleppt hatte, handelte.
 


 

„Du hast mir gar nichts zu sagen, du bist nicht mein Vater!“, schrie er Beyond entgegen, der mit erhobenem Zeigefinger vor ihm stand und es gerade gewagt hatte ihm zu verbieten unter Wataris Bett zu kriechen, unter dem er die Weihnachtsgeschenke für dieses Jahr vermutete.
 

„Das spielt keine Rolle, du hast hier nichts verloren, das weißt du genau Mello, und jetzt raus!“
 

Die Stimme des deutlich Älteren hatte einen bedrohlichen Klang, aber eigentlich hatten sich die beiden immer wunderbar verstanden, Beyond kümmerte sich um ihn, nahm ihn des Öfteren vor Watari oder Roger in Schutz wenn er etwas verbockt hatte und so nahm er ihn einfach nicht ernst, sondern ließ sich auf die Knie sinken um seinen Plan in die Tat umzusetzen.
 

„Ach geh sterben Beyond, mich interessiert’s einen Scheiß was du sagst!“, blaffte er zurück und war gerade dabei sich unter den dunklen Holzkasten zu schieben, als er spürte wie ihn etwas am Knöchel packte und mit ungeheurer Kraft nach hinten zog.

Mit einem hellen Quietschen wurde er von Beyond über dessen Schulter geworfen und aus dem Raum getragen.
 

„Fein, wer nicht hören will, muss fühlen!“, hatte Beyond geknurrt und den strampelnden und schreienden Mello durch das Haus, in den Garten und hinüber zum Geräteschuppen getragen.
 

Draußen war es bitter kalt, der Schnee knirschte unter seinen nackten Füßen; Beyond hatte sich nicht mal die Zeit genommen sich Schuhe anzuziehen. Nach wenigen Metern erreichten sie das kleine Holzhäuschen und Mello konnte von seiner Position aus sehen, wie ihnen einige der anderen Kinder in den Garten gefolgt waren. Wie peinlich, sie alle würden sehen was Beyond mit ihm tat!

Als sie ihr Ziel erreichten öffnete Beyond die beiden hölzernen Flügeltüren sperrangelweit ohne ihn auch nur eine Sekunde loszulassen, betrat den kleinen Raum, zerrte eine der Holzkisten die überall herumstanden in die Mitte des Schuppens und setzte sich.

Dann hob er Mello von seiner Schulter, und stellte ihn vor sich hin.
 

„Letzte Chance Mello, wenn du mir jetzt versprichst, dass wir zu Watari gehen und du ihm erzählst was du gemacht hast und dich entschuldigst vergessen wir die Sache, andernfalls-“
 

„Einen Scheißdreck werd ich!“, schrie er Beyond entgegen, er hatte gehört, dass die anderen Kinder in der Zwischenzeit neugierig näher gekommen sein mussten und aufgeregt miteinander tuschelten, er würde sich niemals die Blöße geben sich bei irgendwem, für irgendetwas zu entschuldigen!
 

„Du hast es so gewollt!“
 

Schneller als Mello schauen konnte hatte ihm Beyond seine Hose mit samt der Unterhose über die schmalen Hüften gezogen und ihn bäuchlings auf seinen Schoß gezerrt. Mello wusste gar nicht wie ihm geschah, als er auch schon spürte wie Beyonds Hand klatschend auf seinem nackten Hintern landete.
 

„Aua! Spinnst du? Was soll das!?“, schrie er und wand sich in dem festen Griff, aber sein Peiniger war ungleich stärker als er.
 

„Wie ich bereits sagte, wer nicht hören will,“, erneut traf die Hand des Anderen mit Wucht auf seinen mittlerweile schmerzhaft brennenden Hintern. „der muss eben fühlen!“
 


 

Zwanzig Schläge hatte er kassiert, er hatte mitgezählt. Einer fester als der vorhergehende und als Beyond mit seiner Bestrafung fertig war, stand er auf, verließ den Schuppen und sperrte Mello für mehrere Stunden dort ein.

Mello erinnerte sich noch genau wie er die Kiste umgedreht, sich hineingesetzt und nach zwei Stunden vergeblichen Wartens bitterlich zu weinen begonnen hatte, einerseits aus Angst, weil es irgendwann dunkel geworden war und ein Siebenjähriger nun einmal Angst bekommt wenn er allein in einem finsteren Schuppen hockt, und andererseits vor Kälte, es war immerhin Winter und er hatte keine Jacke angehabt.
 

Irgendwann war Beyond dann zurückgekommen, hatte ihn aus der Kiste gehoben und ins Haus getragen. Dann hatte er ihn gebadet, und ihn mit in sein Bett genommen, wo er ihn gefragt hatte, ob er seine Lektion gelernt hatte. Mello hatte ihm nicht einmal böse sein können, hatte nur genickt, sich ganz fest an ihn geschmiegt und war erschöpft eingeschlafen mit dieser Mischung aus Angst, Geborgenheit und unendlichem Vertrauen. Denn Beyond würde ihm niemals ohne Grund wehtun.

So dachte er.
 

„Beyond?“
 

„Ja?“
 

„Warum?“
 

„Ich hab dich vermisst.“
 

Ein dumpfer Schmerz an seinem Hinterkopf ließ ihn das Bewusstsein verlieren und in gnädiger Schwärze versinken.
 

TBC



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