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Never a Hero

FF VII CC / Timetravel / Rebirth
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
In diesem Kapitel habe ich mir die Freiheit herausgenommen, Tifa zur Zeit bestimmter Ereignisse ein paar Jahre älter zu machen als sie eigentlich war. Außerdem habe ich das Geschehen selbst ein kleines bisschen abgewandelt. Ich bitte dafür um Nachsicht. Komplett anzeigen

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remembrance II.

Der Weg nach Hause kam ihm länger vor als sonst, das Gewicht seiner Gedanken drückte ihn zu Boden und es half nicht, dass er einen Umweg machen musste, um Tifa und ihren Anhang zu vermeiden. Und als er endlich ankam, nahm er sich einen Moment Zeit, einen gut gelaunten Ausdruck auf sein Gesicht zu zwingen, bevor er über die Schwelle trat. Er hatte keine Lust, mit seiner Mutter über sein Gefühlsleben zu diskutieren und sie ließ nie locker, wenn sie erst einmal Lunte gerochen hatte.

„Hi, Mum!“ Er konnte sie in der Küche arbeiten hören. Das war gut. Wenn sie beschäftigt war, konnte sie nicht so genau hinsehen.

„Hallo, Schatz!“ Kaum, dass er eingetreten war, drückte sie ihm auch schon Teller und Besteck in die Hand. Es roch nach Kohl, Grünkohl, um genau zu sein. Eines der wenigen Nahrungsmittel, das sich über den Winter in rauhen Mengen gut einlagern ließ und folglich das mit Abstand häufigste Abendessen zu Beginn des neuen Jahres, wenn kaum etwas wuchs und die Straßen noch immer blockiert waren. Es war leicht, sich jedes Jahr aufs Neue daran zu gewöhnen, man hatte schließlich ein paar Monate Zeit.

„Mama?“ Cloud war froh, dass er sie beim Sprechen nicht ansehen musste, weil er dabei war, den Tisch zu decken. „Tifa hat gesagt, dass ihre Mutter weggegangen ist. Weißt du was?“

Sie stellte den großen Topf auf den Tisch, setzte sich und wischte sich mit dem Ärmel ihres Kleides den Schweiß von der Stirn, bevor sie ihm bedeutete, es ihr gleich zu tun. „Frieda? Hm… Mach dir keine Sorgen. Sie wollte nachsehen, ob hinter den Bergen schon Kräuter wachsen. Über den Winter waren so Viele krank, dass sie ihren ganzen Vorrat aufgebraucht hat und hier wächst so früh im Jahr noch nichts.“

Er wollte schon erleichtert aufatmen, als seine Mutter hinzufügte: „Mit ein bisschen Glück kommt sie noch vor der großen Schneeschmelze zurück.“ Dann wurde vor seinen Augen alles grün.

Seine Mutter verschwand, der Raum verschwand, ganz Nibelheim verschwand. Vielleicht sogar der Planet. Cloud schwamm in Grün. Da waren Stimmen. Tausende von Stimmen. Und dann Bilder. Er sah zwei Männer den Berg Nibel hinunter steigen. Die Schneeschmelze hatte eingesetzt, überall sammelte sich Wasser, der Boden war nass, als hätte es tagelang geregnet. Die Männer kamen näher. Irgendwo hinter ihm setzte sich jemand in Bewegung. Dann konnte er den Bürgermeister sehen, Tifa an seiner Seite. Sie gingen den Männern entgegen und erreichten sie nicht weit von der Stadt. Sie waren so weit weg, dass er kaum hören konnte, was sie sagten. Die Brücke oben … war zerbrochen. Der Fluss hatte … hatte sie … weggerissen … Tifa wollte losrennen, Herr Lockhart packte sie und hielt sie fest. Sie schrie. Hysterisch. Dann sank sie auf die Knie und fing an zu weinen. Cloud wollte zu ihr, wollte ihr helfen, sie irgendwie trösten, doch eine Hand legte sich auf seine Schulter und hielt ihn zurück. Irgendwie wusste Cloud, dass sie seiner Mutter gehörte. „Cloud“, sagte sie leise, „Cloud, Frieda ist …“

Eine zweite Hand packte ihn, er wurde fest an einen warmen, bebenden Körper gepresst.

„Cloud… Cloud. Cloud!“

„Frieda ist …“

Wieso konnte er sein Gesicht in die Halsbeuge seiner Mutter pressen, wenn sie doch hinter ihm stand?

Schnee fiel mit leisem Klatschen von den Dächern. Er hörte den Wind rauschen, aber Tifa und Herr Lockhart und die anderen Männer waren verstummt. Ein ungesund grünlicher Nebel senkte sich über die Szene, wurde dichter und dichter und so sehr er sich auch die Augen rieb – das Bild wurde nicht wieder klar.

„Cloud! Cloud, sieh mich an!“

„Frieda ist …“

Ohne jede Vorwarnung verschwand der Boden unter seinen Füßen. Er hatte das Gefühl zu schweben, ohne wirklich sicher zu sein, ob über seinem Kopf wirklich „oben“ und unter seinen Füßen wirklich „unten“ war. Übelkeit stieg in ihm hoch und seine Muskeln fingen an zu zittern. Er hörte ein Herz schlagen. Schnell und aufgeregt. Finger in seinen Haaren, auf seinen Schultern, seinem Rücken …

„Frieda ist tot.“

Eine Hand in seinem Nacken, die seinen Kopf zurückzwang. Wasser. Kaltes Wasser.

„Cloud! Bitte! Sieh mich an! Cloud!“

Der Schleier vor seinen Augen lichtete sich nicht, er verschwand. Verschwand so plötzlich, als hätte ihn jemand weggezaubert. Und da war seine Mutter. Sie hatte sich über ihn gebeugt und presste einen nassen Lappen auf seine Stirn, seine Wangen und Lippen. Das Licht in der Stube war nicht grün und blendete und Wasser lief ihm in die Augen; er musste sie zusammenkneifen.

Wie war er nur in diese Lage geraten? Er musste hingefallen sein, anders ließ es sich nicht erklären. Vielleicht war er zu hart aufgeschlagen und hatte sich am Kopf verletzt. Das würde erklären, warum er plötzlich Dinge gesehen hatte, die ganz offensichtlich nicht der Realität entsprachen.

Clouds logisches Denkvermögen arbeitete hart an einer vernünftigen Erklärung, doch so richtig glauben konnte er sich selbst nicht. Er fühlte sich desorientiert, fehl am Platz und ihm war schwindlig. Was immer gerade mit ihm passiert war, konnte weder normal, noch gesund sein, so viel war klar. Der Blick seiner Mutter sprach Bände.

„Bei Odin, Cloud!“, presste sie mühsam hervor. Ihr Atem ging schnell. „Was … Wir müssen dich sofort untersuchen lassen! Geht es dir gut? Kannst du mich hören? Wir müssen dich unbedingt zu Frieda – Oh.“ Sie stockte, als ihr einfiel, dass sich die einzige Frau, die in der kleinen Stadt etwas von Heilkunde verstand, gerade jetzt viele Kilometer weit entfernt aufhielt und vorerst nicht zu erreichen war. Die Pause tat ihr gut. Sie genügte, ihre Gedanken vorläufig zur Ordnung zu bringen. Als sie fortfuhr, klang sie gefasst: „Sobald Frieda zurück ist, werden wir zu ihr gehen. Vielleicht ist es nichts Schlimmes. Hoffentlich. Frieda wird dir helfen können.“

Die Worte ließen Cloud im Stich, das Chaos in seinem Kopf verhinderte im Augenblick selbst die Bildung einfachster grammatikalischer Strukturen, und so beschränkte er sich darauf, ihre Hand zu nehmen und sanft zu drücken, um ihr zu signalisieren, dass alles in Ordnung war. Den Umständen entsprechend zumindest. Er bemerkte nicht, dass er zur gleichen Zeit den Kopf schüttelte, hörte nur eine leise, grüne Stimme in seinem Innern, die ihm sagte: „Nein, Frieda kann dir nicht helfen. Friedericka Lockhart ist tot.“

Und die Stimme behielt Recht.

Vier Tage später brachen zwei Männer auf, um nach Frau Lockhart zu suchen. Man war der Meinung, ihr Ausbleiben dauere zu lang an. Als sie zurückkehrten, versammelte sich die halbe Stadt, um sie in Empfang zu nehmen und allein die Tatsache, dass sie alleine den Berg Nibel hinab kamen, ließ nichts Gutes ahnen. Sie hatten einen Korb bei sich, in dessen Flechtwerk ein paar grüne Blätter und Halme steckten – derselbe Korb, mit dem Frau Lockhart keine Woche zuvor die Stadt verlassen hatte. Das Blut daran war längst getrocknet.

Vielleicht war es allein der vom Schmelzwasser stark angeschwollene Gebirgsbach gewesen, der die Brücke zerrissen hatte. Vielleicht hatte ein Monster seinen Teil dazu beigetragen. Festzustellen blieb nur, dass außer dem Korb keine Spur von Frieda Lockhart geblieben war und das einzige, was Cloud davon abhielt den Verstand zu verlieren, war Tifa.

Tifa, die weinte und weinte und weinte und absolut untröstlich war und sich weigerte, hinter einer Wand von grünem Nebel zu verschwinden.

Er konnte nicht zulassen, dass ihr noch einmal solches Leid widerfuhr, er musste sie beschützen. Er würde sie beschützen, das schwor er sich hoch und heilig. Er wusste nur noch nicht, wie …

Dann ging Tifa zum Berg Nibel. Und Cloud hinterher.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yurii-chan
2013-07-29T20:12:40+00:00 29.07.2013 22:12
Oh, es gibt ja ein neues Kapitel *hüstel*
Cloud kann also in die Zukunft sehen? Echt jetzt? Ist er in Mako gefallen, oder wie kommt das? Ich hoffe, da kommt noch eine richtig gute Erklärung dafür. =D
Arme Tifa. Aber da ich das Spiel ja kenne, war es mir schon irgendwie klar, dass ihre Mutter auch hier sterben würde. Die Art und Weise... ja, schon nachvollziehbar. Ihre Mutter war schließlich niemand mit besonderen Fähigkeiten - soweit ich weiß ^^''

Freu mich aufs nächste Kapitel~
LG Yurii-chan
Antwort von:  cork-tip
03.08.2013 09:35
Ja, Cloud kann in die Zukunft sehen und eine Erklärung wird es dafür auch noch geben - allerdings erst sehr viel später. Ob sie gut ist oder nicht, musst du selbst entscheiden. Ich finde sie gut.^^
Arme Tifa, stimmt. Aber auch armer Cloud. An Clouds Stelle würde ich Eremit in den Bergen werden ...

Danke für deinen Kommentar!

LG, cork-tip


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