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Never a Hero

FF VII CC / Timetravel / Rebirth
von

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reduction.

Midgar, zwei Jahre später …
 

Bahamuts Schwingen verursachten Windstöße, die so stark waren, dass sie einen unerfahrenen Kämpfer von den Füßen reißen konnten. Genesis wusste das, weil es ihm vor Jahren einmal selbst passiert war. Sicher, damals war er kaum dreizehn Jahre alt gewesen und es war das erste Mal gewesen, dass er gegen ein Monster dieser Größenordnung angetreten war, aber er hatte nie vergessen, wie gedemütigt er sich gefühlt hatte, als er vor aller Augen plump auf den Hintern gefallen war.

Wie also konnte es sein, dass ihn ausgerechnet diese so wohl bekannte Gefahr auf dem falschen Fuß erwischte?

Er hatte vergessen, seinen Mantel zu schließen, bevor er die Simulation in Gang gesetzt hatte und musste nun feststellen, dass das blöde Ding jede einzelne seiner Bewegungen deutlich verlangsamte, wenn es von einem Luftstoß erfasst wurde. Wahrscheinlich sah es cool aus. Natürlich sah es cool aus. Aber das half ihm verdammt nochmal nicht weiter, weil niemand hier war, der ihn sehen konnte! Scheiße!

Die Klauen des Bahamut kollidierten hart mit der Klinge seines Schwertes, er fühlte die Wucht des Schlages in seinem Arm vibrieren und sekundenlang war seine ganze rechte Seite taub. Nur, weil er zu langsam gewesen war. Eine riesige, knochenharte Schwinge folgte den Klauen und Genesis musste sich flach zu Boden werfen, um dem Angriff zu entgehen. Um nicht weiter in die Defensive zu geraten, rollte er sich zur Seite hin ab, auf die Klippe zu, und kam hinter dem Monster wieder zum Stehen.

Wie lange mochte der Kampf bereits dauern?

Er hatte sich kein Zeitlimit gesetzt, hatte aber auch nicht damit gerechnet, mehr als zwei Minuten zu brauchen, das Monster zu töten. Tatsächlich hatte er gehofft, seine Bestzeit auf mindestens eine Minute Zwanzig zu senken. Sephiroth kostete diese einfache Mission im Durchschnitt dreißig Sekunden. Das letzte Mal, als Genesis ihn beobachtet hatte, waren es kaum fünfundzwanzig gewesen. Wie konnte es sein, dass er immer noch bei einer Minute dreiundvierzig lag?

Und heute … Heute …

Kurzentschlossen streifte er sich den Mantel von den Schultern und warf ihn von sich, um den Bahamut für einen Augenblick von sich abzulenken und sein PHS aus der Brustasche ziehen zu können. Drei Minuten Siebenundfünfzig. Achtundfünfzig, neunundfünzig, und der Bahamut hatte verstanden, wo er war. Wenn er es innerhalb der nächsten Minute zu Ende brachte, war er immer noch besser als ein SOLDAT zweiter Klasse. Kein Trost, aber besser als nichts. Wenigstens stand niemand draußen vor der Scheibe, der dieses Desaster bezeugen und später gegen ihn verwenden konnte. Minerva sei Dank, dass er Angeal nicht gesagt hatte, wo er hin wollte. Und dass er heute Morgen nicht auf der Revanche bestanden hatte, die Sephiroth ihm noch schuldete, immer schuldete.

Heute war kein guter Tag.

Keine zehn Sekunden später war er wieder in der Defensive und konnte sich nicht erklären, warum. Das dumme Vieh war überall! Warum, verdammt?! Er trug nichts mehr an seinem Körper, was den Fluss seiner Bewegungen hätte stören können, die Simulation war seit Wochen nicht verbessert worden und er hatte sein Training nicht schleifen lassen. Konnte es wirklich sein, dass er einen Kampf gegen ein drittklassiges Monster verlor, nur wegen ein paar Kopfschmerzen?

Blitze von oben – Schild. Eine Öffnung – Konter. Schwinge von links oben – blocken oder ausweichen? Blocken, aber – nein, ausweichen.

Zu spät. Er schaffte es nur noch, die Wucht des Angriffs mit dem Schwert von sich abzulenken, büßte dafür jedoch seine Standsicherheit ein und bekam Megaflare zu spüren. Der Zauber versengte seine Handschuhe und ließ seine Klinge glühen.

Der Bahamut fühlte sich jetzt sicher – falls sich eine Simulation sicher fühlen konnte – und schwebte direkt über ihm. Wenn er diesen Kampf nicht sofort zu einem guten Ende brachte, würde das Vieh ihm die Hölle auf Erden bereiten und Genesis hatte keine Lust, auszusehen, als wäre ihm der Föhn in die Badewanne gefallen. Alles musste irgendwo ein Ende haben – und es hatte ein Ende: Nach fünf Minuten, zehn Sekunden.

Es gab Tage, an denen Genesis die zunehmende Technisierung des Shinra-Towers hasste, denn sie hinderte ihn daran, seinem Frust durch melodramatisches Zuschlagen der Türe gebührend Ausdruck zu verleihen. Fünf Minuten Zehn. Das konnte einfach nicht sein! Vielleicht war die Uhr kaputt. Vielleicht hatte irgendein Idiot das Programm verbessert, ohne jemandem Bescheid zu sagen. Vielleicht hatte er die letzte Mako-Injektion nicht vertragen. Das würde auch diese verfluchten Kopfschmerzen erklären. Er hatte noch nie Kopfschmerzen gehabt, nie, nicht einmal als Kind, als sein Organismus noch nicht zur Hälfte aus grünem Matsch bestanden hatte.

Er ließ die Klinge seines Schwertes blank über den Boden schleifen und genoss das Geräusch von reißendem Linoleum, das bedeutete, dass er nicht der einzige bleiben würde, der einen schlechten Tag hatte.

„Schlechter Tag?“

Ein hässliches Quietschen war zu hören, als Genesis auf dem Absatz kehrt machte und dabei ein ziemlich tiefes Loch in den Boden riss. Professor Hojo sah ihn nicht an, vervollständigte stattdessen ein paar Notizen auf dem obligatorischen Klemmbrett und hatte tatsächlich den Nerv, zu kichern. Er hörte auch nicht auf, als Genesis ihm das spitze Ende seines Schwertes direkt unter die Nase hielt, was normalerweise genügte, sein Gegenüber in die Flucht zu schlagen.

„Ich wüsste nicht, was es zu lachen gibt“, zischte er so giftig wie möglich. Dummerweise wusste der Professor, dass er es nicht wagen würde, ihn tatsächlich anzugreifen, weil es selbst für jemanden von Genesis‘ Rang und Namen alles andere als klug war, Präsident Shinra gegen sich aufzubringen, und so zeigte seine Drohung nicht die geringste Wirkung.

„Ich habe deine Zeit gesehen“, erklärte Hojo sich näher, hielt es aber nach wie vor nicht für notwendig, sich nach ihm umzudrehen. „Erbärmlich. Wie nicht anders zu erwarten von einem von Hollanders Jungs.“

Manchmal war es so schwer, sich im entscheidenden Augenblick an den Präsidenten zu erinnern und an Angeal, der ihm allein im letzten Monat gut ein Dutzend Vorträge über Selbstbeherrschung und Affektkontrolle gehalten hatte. Oh, wie er Hojo hasste! Er umklammerte das Heft seines Schwertes so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten und seine Finger zu zittern begannen und er hasste Hojo so sehr für seine herablassende Art, dafür, dass er Recht hatte und sein Kopf tat so weh und irgendwie brachte er es fertig, das Schwert statt in die Brust des Professors doch nur wieder in den Boden zu rammen. Jeder, wirklich jeder hätte die Botschaft verstanden – nicht so der Professor.

„Ich könnte mir vorstellen, dass du das bezahlen musst“, fuhr er völlig unbeeindruckt fort. „Wenn es dich ärgert, nicht mithalten zu können, dann beschwer dich bei Hollander. War nicht von Anfang an klar, dass dieser Dilettant nichts als minderwertige Arbeit leisten würde?“

Genesis konnte nur starren. Stumm und rasend vor Zorn wie die Statue eines gedemütigten Kriegsgottes. Es gab so viel, was er diesem eingebildeten alten Sack gerne an den Kopf geworfen hätte, dass sich die Worte gegenseitig blockierten. Nicht, dass er Angst vor Hojo gehabt hätte, nein, so tief ließ er sich nicht sinken. Nur –

„Professor.“

Er drehte sich um und sah schwarz. Einen schwarzen Anzug, um genau zu sein – nichts, was in irgendeiner Form geeignet gewesen wäre, seine Laune zu verbessern.

„Das Board-Meeting hat bereits angefangen. Präsident Shinra wünscht Ihre Anwesenheit.“

Aber wenn ein Turk dafür sorgte, dass er Hojo loswurde, konnte er vielleicht eine Ausnahme machen. Genesis erlaubte sich ein hämisches Grinsen, als sich Hojos Züge verfinsterten. Schön, dass es etwas gab, das diesem verdammten Dreckskerl das Kichern austrieb.

„Kannst du nicht sehen, dass ich wichtigeres zu tun habe?“, beschwerte sich der Professor in einem Tonfall, der herablassender nicht hätte sein können. Hinzu kam die ungeheure Unverfrorenheit, einen Turk zu duzen. „Ich habe keine Zeit für das dumme Geschwätz. Geh und richte aus, dass ich über die Ergebnisse des Meetings informiert werden will, sofern sie die Wissenschaftsabteilung betreffen. Alles weitere interessiert mich nicht.“

Falls sich der Turk angegriffen fühlte, ließ er sich nichts anmerken. Seine Miene blieb ausdruckslos und maskenhaft. Kalte Augen im weißen Gesicht einer Porzellanfigur, kontrastiert von halblangem, schwarzem Haar. Fremdländische Züge. Der Mann musste relativ neu sein, denn Genesis konnte sich nicht erinnern, ihn schon einmal irgendwo gesehen zu haben.

„Der Präsident besteht auf Ihrer Anwesenheit, Professor“, erwiderte der Turk. „Ich habe Anweisung, Sie zum Konferenzraum zu geleiten.“ Dann setzte er sich in Bewegung, ging so zielstrebig auf Hojo zu, dass dieser - einem Instinkt folgend – gehorchte. Genesis wagte kaum, seinen Augen zu trauen. Sie hatten sich bereits einige Meter entfernt, als sich der Turk noch einmal umwandte und ihn mit einer Geste grüßte, die eine Parodie des in SOLDAT üblichen Saluts zu sein schien.

„Kommandant.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Onlyknow3
2013-08-25T19:58:03+00:00 25.08.2013 21:58
Was für ein Kapitel,super geschrieben.Auch dieser Kampf und das Ergebnis dazu.Mach weiter so,mir gefällt was ich gelesen habe.


LG
Onlyknow3
Antwort von:  cork-tip
25.08.2013 22:01
Mhm. Armer Genesis. Wäre besser gewesen, Hojo den Kopf abzuschlagen, denke ich ...

Danke nochmals.
Mich freut natürlich, dass dir gefällt, was du liest. ;-)

LG, cork-tip
Antwort von:  Onlyknow3
25.08.2013 22:06
Ja ich glaube ich hätte nach solchen Worten nicht die nötige Selbstkontrolle behalten.

LG
Onlyknow3
Von:  Yurii-chan
2013-05-22T10:55:52+00:00 22.05.2013 12:55
Klasse xP
Mir gefällt, wie du hier Genesis beschreibst. Ich könnte ihn glatt dafür bemitleiden, dass er so schlecht in seiem Training abschneidet und auch noch von Hojo fertig gemacht wird, aber irgendwie finde ich Genesis Verhalten eher witzig ^^''
Und Tseng ist einfach dagegen ein cooles Stück. Ich denke, Genesis würde ihm am liebsten für den "netten" Salut sein Schwert in die Brust rammen. Immer und immer wieder... xD
Einfach toll, wie du die drei hier darstellst! Sie verhalten sich sogar glaubhaft, wie es im Spiel hätte gewesen sein können.

Weiter so!!
Antwort von:  cork-tip
22.05.2013 19:22
Und wiederum vielen Dank für das Feedback.

Es freut mich immer, wenn die Charaktere nicht ooc wirken, obwohl ich mir vielleicht ein paar kleinere Freiheiten erlaube. Ich mag Genesis (auch wenn ich ihm nicht erlaube, Leute zu meucheln). Ich mag Tseng. Und ich schreibe ab und zu ganz gerne über Hojo. Insofern freut es mich, dass das Kapitel bei dir gut angekommen ist.

"Weiter so" werde ich versuchen. Ich hoffe, es gelingt.
Von:  tobiiieee
2013-05-21T17:19:53+00:00 21.05.2013 19:19
Ich bin verliebt ... in deinen Schreibstil. ♥
Du schaffst es, in Worte zu fassen, was jeder kennt und na ja, trotzdem kann man es nicht ausdrücken. Wenn man so viel sagen möchte, dass man nicht weiß, was man sagen soll. Du hast Genesis so perfekt getroffen, besser als Nojima Kazushige. ;) (Selbst wenn der sich freilich noch nicht wirklich an Genesis versucht hat.^^) Generell liebe ich Genesis. Freue mich immer, über ihn zu lesen.
Und Tseng. Schmacht. Wie kannst du ihn nur so makellos beschreiben, ohne ihn ins Zentrum zu stellen? Hach, ich werde neidisch.
Na ja, bevor ich mich in Gefühlsduseleien verliere:
Ich finde, das ist bisher das beste der drei Kapitel. Das davor fand ich etwas ... in die Länge gezogen, ich weiß auch nicht. Ist vielleicht nicht so mein Geschmack. Wenn ich mehr Kapitel dieser Art sehen würde, würde mich das als dein Leser sehr freuen.
Liebe Grüße. :D

Antwort von:  cork-tip
22.05.2013 10:36
Danke vielmals für die lieben Worte - ich habe mich sehr gefreut.

In die Länge gezogen ist der Anfang generell und es tut mir leid, wenn das ein bisschen stört. Der Grund dafür ist, dass ich gerne ein paar Dinge aus der Vergangenheit gewisser Leute beleuchten möchte, bevor es richtig mit dem Weltretten losgeht.
Von jetzt an dürftest du dich aber eigentlich nicht mehr langweilen. Wir werden sehen. :-)

LG, cork-tip


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