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Hunters

Die Erinnerungen des alten Silver
von

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Kapitel Sieben

~Kapitel Sieben~

Noch bevor die Sonne aufging wurde Zoran wach. Er streckte sich ausgiebig und schaute sich um. Fay und Blake waren ebenfalls wach. Er sprang von dem Felsen, auf dem er geschlafen hatte und kramte etwas zu essen aus seiner Tasche. Viel war nicht mehr da. »Guten Morgen ihr zwei. Meldet sich einer freiwillig, oder müssen wir es wieder auslosen?« Fay stand neben ihm und kämmte ihr beinahe Hüftlanges Haar. »Mich hat es schon die letzten beiden Tage erwischt, einer von euch ist dran.« Zoran und Blake sahen sich kampfbereit in die Augen. Keiner von beiden war bereit, den anderen gewinnen zu lassen. Fay stand nun zwischen ihnen. »Also gut, meine Herren. Ich denke nun an eine Zahl zwischen 1 und 20. Derjenige von euch, der näher dran liegt, hat gewonnen. Alles klar?« Ohne sich aus den Augen zu lassen nickten die Kontrahenten stumm. »Ich habe eine Zahl. Zoran?« »Ich sage 7.« »Und du, Blake?« Blake sah hochkonzentriert aus. »15!« Fay hob ihren Arm. Angespannt warteten die beiden darauf, dass Fay den Sieger kürte. Ihr Arm sauste nach unten und sie deutete auf Blake. »Meine Zahl war die 13, Blake ist der Sieger! Zoran, darf ich bitten?«

Zoran atmete tief durch. Ganz langsam ging er auf die schlafende Prinzessin zu. Er bückte sich vor und ruckelte etwas an ihrer Schulter. »Sharon? Du musst jetzt aufstehen, wir wollen weiter.« Dann spürte er einen kräftigen Ruck an seinem Bein. Sharon hatte im Schlaf nach ihm getreten, wie sie es jeden Morgen tat. Zoran verschränkte wütend die Arme. »Du weißt was passiert, wenn du nicht aufstehst!.« Keine Reaktion. »Wie du willst.« Zoran drehte sich um und ging geradewegs zum Flussufer. Fay und Blake standen, in sicherem Abstand, von ihm entfernt und beobachteten amüsiert, was als nächstes passieren würde. Er formte seine Hände zu einer Schale und füllte sie mit Wasser. Bedacht darauf, nichts zu verschütten ging er langsam wieder zurück. Als Zoran über ihr stand sprach er noch eine Warnung aus. »Du hast noch drei Sekunden. Eins... Zwei...« Platsch! Zoran öffnete seine Hände und das kalte Wasser klatschte Sharon direkt ins Gesicht. Sie schreckte nach oben und fing heftig an zu schimpfen. »Sag mal, hast du sie noch alle beisammen? Was soll denn das? Du dämlicher, blöder Vollidiot!« Fay und Blake konnten sich vor lachen kaum noch halten. »Morgen weckst du sie, Blake!« Genervt rieb Sharon sich das Gesicht mit einem Tuch wieder trocken. »Meine Güte, könnt ihr nicht ein einziges Mal ausschlafen?« Zoran warf ihr einen Apfel zu. »Hier, dein Frühstück.« »Wie, mehr gibt es nicht?« Er schaute in seine Tasche. »Nein, der Proviant ist fast alle. Aber wir haben Glück im Unglück, nur ein paar Stunden von hier ist eine Stadt.« Sharons Augen leuchteten. »Eine Stadt? Großartig! Ich wollte schon immer mal in eine Stadt.« Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, dass Fay die Augen verdrehte. »Was ist los?« Sie zog ihren Mantel an und setzte wieder ihre Kapuze auf. »Ich mag keine Menschenansammlungen.« Sharon grinste sie höhnisch an. »Na ja, wenn ich ein Antika wäre, würde ich mich auch nirgendwo blicken lassen.« Blakes zustimmendes, fieses Lächeln machte ihre Aussage nur noch schlimmer. Fay allerdings blieb völlig gelassen. »Als Kayt gestern vor dir stand schienst du mir alles andere als abgeneigt.« Sharons Grinsen verflog. »Und wenn schon? Vergiss nicht, ich bin die Prinzessin. Und du bist nur ein Überbleibsel einer sowieso längst überfälligen Kultur.« »Ja, und zwar derselben Kultur, die er auch angehört. Ich verstehe aber nicht, was du mit der Aussage bezwecken willst.« Zoran ging vorsichtshalber ein paar Schritte zurück. Bitte, bitte, Götter dieser Welt, ich habe schon genug Ärger am Hals. Bitte, nicht auch noch ein ausgewachsener Zickenkrieg! Sein kleines Stoßgebet nützte ihm gar nichts. Denn Blake, den das ganze sehr zu amüsieren schien, beschloss offensichtlich, den brodelnden Vulkan zum Ausbrechen zu bringen. »Ich glaube, Prinzessin sieht dich als Konkurrentin im Kampf um den ersten General.« Sharon lachte laut auf. »Die da? Konkurrenz? Das ich nicht

lache!« Vorsichtig blickte Zoran zu Fay hinüber. Die schwang ihren Rucksack über die Schulter und zwinkerte ihm zu. »Du solltest da raus kommen, Zoran.« Er war bereits so weit zurückgegangen, dass er bis zu den Knien im Fluss stand. Das merkte er aber erst, als ein kleiner Fisch seinen Knöchel streifte. »Oh. Mist!«

Die Sonne hatte fast ihren höchsten Punkt erreicht. Die kleine Gruppe war fast an ihrem Ziel angekommen. Sie konnten bereits die Stadtmauern und das Eingangstor sehen. Zoran hatte sich etwas zurückfallen lassen und spazierte nun, wie üblich, an Fay's Seite. »Sag mal, stört dich gar nicht, wie Sharon mit dir redet? Ich meine, was sie über deine Herkunft gesagt hat?« Gelassen schüttelte sie mit dem Kopf. »Nicht hier.« »Wie meinst du das, nicht hier?« Sie kicherte. »Nun, wenn wir in ihrem ach so tollen Palast wären, umgeben von ihren Dienern und falschen Freunden, dann hätte sie mich unter Umständen damit gekränkt. Aber hier draußen bin ich ihr absolut Überlegen. Hier ist es egal was sie sagt, sie ist nun mal nur die naive, unwissende, abhängige, schwache Göre.« Sie wechselte ihren Rucksack auf die andere Schulter. »Und was das andere Thema betrifft, das war mir schlicht und einfach zu lächerlich.« Zoran konnte sich sein Grinsen nicht verkneifen. »Weil du ihr da sowieso um Längen voraus bist, Kleines?« Fay boxte ihm mit dem Ellenbogen in die Rippen. »Wenn du mich noch ein einziges Mal so nennst, werde ich dich wieder an einen Baum hängen!« Sie deutete auf die Tasche mit der Kristallschnur. »Aber dann damit!« Ihr Gespräch wurde jäh unterbrochen. Sie standen nun direkt vor der Eingangspforte, die in die Stadt führte. Blake klopfte ein paar mal fest gegen sie. Ein kleines Fenster öffnete sich und ein Mann spähte hindurch. »Was wollt ihr?« Blake antwortete in selbstbewusstem Ton. »Wir wollen in euren Geschäften unseren Proviant auffüllen.« Er hob seinen Geldbeutel hoch. »Wir können zahlen.« Das Fenster war wohl ein wenig zu klein, der Mann schien keine allzu gute Sicht zu haben.« »Wie viele seit ihr?« Blake hob vier Bronzemünzen hoch. »Ein Mann, eine junge Frau, ein Jüngling und ein plärrendes Weib.« »Hey!« Blake reichte dem Mann die vier Münzen durch das kleine Fenster. »Ihr dürft passieren.« Sharon hüpfte vor Freude von einem Bein auf das andere. Fay legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ich fürchte, du wirst gleich eine böse Überraschung erleben.«
 

Als das Tor aufschwang und sie die Stadt betraten, stockte Sharon der Atem. Der Prunk, von dem ihr immer erzählt wurde, das rege treiben der Händler mit den Waren aus aller Welt und die vielen, eleganten Menschen. Davon war nichts zu erkennen. Die Stadt war ein einziges Elend. Die Häuser schienen zu zerfallen. Die Straße war überall aufgebrochen, bestand zur Hälfte nur aus dem Erdboden, auf dem sie einst erbaut wurde. Es stank fürchterlich. Aber nichts von dem war so schlimm, wie der Anblick der Menschen. Sie waren fast vollkommen in Lumpen gekleidet, teilweise sogar ohne Schuhe. Einige husteten, einige humpelten oder konnten nur gestützt auf Stöcken gehen. Am Straßenrand saßen alte Leute und Kinder Seite an Seite und bettelten. »Was ist hier los?« konnte Sharon nur im Flüsterton herausbringen. Zoran trat neben sie. »Erinnerst du dich, was Blake und ich dir damals im Gasthaus erzählten? Was mit den Steuergeldern geschieht?« Sharon nickte sehr langsam. »Glaubst du immer noch, dass sie dem Volk dienen? Schau dich um. Das hier ist nur ein Beispiel, vom wahren Werk des Königs.« »Sieht es in jeder Stadt so aus?« Zoran fuhr sich durchs Haar. »So ziemlich.«

Wie paralysiert lief Sharon hinter den anderen her. Immer wieder bettelten die Menschen um sie herum um Essen oder Geld an. Zoran betrat eine kleine Bäckerei, Blake ging in einen Waffenladen. Fay ging mit Sharon in einen Laden für Bekleidung. »Was wollen wir hier?« Fay musterte Sharon. »Der Winter steht vor der Tür, es ist besser, wir besorgen dir wärmere Kleidung. Eine Tasche brauchst du auch. Dann besorgen wir etwas zu Essen.« Sharon ballte ihr Hände zu Fäusten. »Wie kannst du nur?« Verdutzt drehte Fay sich um. »Was meinst du?« Sie wurde wütend. »Wie kannst du nur so einfach davon reden, was du noch alles kaufen willst, wenn um dich herum diese Menschen um das kleinste bisschen Brot betteln? Das ist kaltherzig!« Fay stöhnte leise. »Glaub mir, wenn ich könnte, ich würde jedem von ihnen einen ganzen Sack voll Gold und Kleidung kaufen und dann ein riesiges Fest mit einem reich gedeckten Tisch feiern. Aber überall in der Stadt sind Geldeintreiber. Wenn sie rausbekommen, dass irgendwer auch nur einen Bronzetaler zu viel hat, dann holen sie sich den.« Sharon schüttelte angewidert mit dem Kopf. »Dann gib ihnen wenigstens Essen!« Fay stemmte eine Hand in die Hüfte und schaute nachdenklich zu Boden. »Glaub mir, es gäbe nichts, was ich lieber tun würde.« »Und warum tust du es dann nicht?« »Die Soldaten würden auf mich Aufmerksam werden. Dann könnte ich gar nichts mehr tun.« Sharon spürte, wie in ihr die Wut zu brodeln begann. Ihr gesammelter Hass und der Frust der letzten Wochen fügte sich zusammen. Die Entführung aus ihrem schönen Zuhause, der Verrat ihrer Mutter und der Spott, der ihr entgegengebracht wurde. All das konzentrierte sich nun voll und ganz auf dieses egoistische Weib, dass ihre eigene Haut wichtiger ist als das Elend zu ihren Füßen.

»Du brauchst mich gar nicht so böse anzustarren, du bist nicht besser als ich.« Sharon viel die Kinnlade runter. »Wie kannst du es...« »Mag sein, dass ich hier nichts tun kann, aber wenigstens leugne ich es nicht.« »Wie meinst du das?« Fay seufzte auf. »Zoran und Blake haben es dir gesagt. Ich habe es dir gesagt. Hunderte Male haben wir versucht dir zu erklären, wie die Welt wirklich ist. Aber du hast es verleugnet. Und wieso? Weil dir der Gedanke nicht passt, dass dein tolles Luxusleben auf so einer unbequemen Wahrheit aufgebaut ist!« Sharon verschlug es die Sprache. Wie konnte sie es nur wagen? Wer war sie schon, sie so belehren zu müssen? Diese miese Diebin! Fay, das Mädchen aus dem Wald wagte es, so mit ihr zu reden. Sharon, die Prinzessin von... von... Sharon schaute aus der geöffneten Ladentür nach draußen. Ich bin Sharon, die zukünftige Königin der Armut und des Leides.

Sie schaute wieder zu Fay. Diese hatte sich bereits von ihr abgewandt und begutachtete eine graue Umhängetasche. »Die hier ist gut, kostet auch nicht zu viel. Gefällt sie dir?« Sharon zuckte mit den Schultern. »Okay, wir nehmen sie einfach. Und zieh mal da vorne eine von den Hosen an.«

Etwa eine Stunde später kamen die Beiden aus dem Laden. Sharon trug nun eine braune Lederhose, allerdings nicht ganz so eng, wie die von Fay. Dazu einen hüftlangen Pullover und einen wärmeren Mantel mit Fellkapuze, den sie gegen ihren alten ausgetauscht hatten. An den Füßen trug sie Kniehohe, dicke Fellstiefel. »Ich finde, du bist jetzt gut gewappnet für den Winter. Hier bitte.« Fay reichte Sharon die graue Tasche. »Da drin sind noch Handschuhe und eine Trinkflasche. Und ein Geldbeutel mit etwas Inhalt. Das hat Zoran mir für dich gegeben. Er sagte, das wäre ein Teil des rosa Alptraums, was immer er damit meint.« Sharon holte den blauen Stoffbeutel heraus und fand darin drei Silbermünzen und einige Bronzemünzen. In der Tasche waren auch ihre alten Schuhe. Die beiden Mädchen gingen noch in einige andere Läden und kauften etwas zu Essen. Etwas weiter vor sich konnten sie bereits das Stadttor am anderen Ende der Stadt sehen, welches sie wieder hinaus in die Wildnis führen würde. Auf dem Weg dorthin sahen sie eine junge Frau. Sie versuchte sehr mühsam, mit schmerzverzerrtem Gesicht, über die Straße zu humpeln. Sharon sah, dass sie ganz abgemagert war, mit bleicher Haut. Und Barfuß war sie auch. Gerade wollte sie Fay darauf ansprechen, als die Frau plötzlich stolperte und fiel. Fay zögerte keine Sekunde und eilte los um der Frau zu helfen. Sharon folgte ihr. »Ist alles in Ordnung?« Die Frau versuchte sich zitternd aufzurichten. »Danke, es geht schon.« Sharon sah, dass sie eine klaffende Wunde am Knöchel hatte. »Sie sind verletzt!.« »Was?« Erschrocken schaute sie auf die Stelle. »Oh nein, sie muss bei dem Sturz wieder aufgegangen sein!« Fay stützte die junge Frau. »Warten Sie, ich kann ihnen Helfen.« Fay setzte sie am Straßenrand ab und nahm ihren Rucksack von der Schulter. Sharon beobachtete, wie sie ein kleines Kästchen herauszog. Darin waren irgendwelche Pflanzen. »Ich werde ihnen etwas auf die Wunde legen, dann wird es besser.« Sharon sah erstaunt zu, wie Fay etwas aus dem Kästchen nahm, das aussah wie ein Haufen Klee und es der Frau behutsam auf die Wunde legte. Diese zuckte kurz zusammen, atmete dann aber erleichtert auf. »Vielen Dank, das tut gut.« Sharon schaute wie gebannt zu, wie Fay die Wunde mit einem Tuch verband. »Was hast du gemacht?« fragte sie wissbegierig. »Lediglich ihre Schmerzen gelindert.« »Mit Grünzeug?« Die junge Frau schaute Fay fragend an, die lächelnd zwinkerte. »Ja, mit Grünzeug. Das sind Heilkräuter. Felsenklee, wenn du es genau wissen möchtest. Das lindert den Schmerz und beschleunigt den Heilungsprozess.« Sharon war fasziniert. »Gibt es noch mehr solcher

Heilkräuter?« »Jede Menge sogar.« Fay hob abermals etwas aus dem Kästchen. »Erinnerst du dich an die Verletzung, die die Weidenkatze mir zugezogen hat?« Sie nickte. »Das habe ich damals zur Heilung benutzt.« Fay krempelte ihren Ärmel hoch. »Es ist fast nichts mehr zu sehen. Eigentlich hätte ich eine deutlich größere Narbe davontragen müssen.« »Und wo kauft man so etwas?« Fay lachte laut auf. »Kaufen? Das kannst du einfach in der Wildnis aufsammeln, du musst nur wissen wo.« Sharon war begeistert. Sie wollte unbedingt mehr darüber wissen. Sie kannte nur die ekelhaften Tränke, die man bekam, wenn man Krank war. Diese wurden Mühsam von den Medizinern im Palast zusammengebraut. Und die waren, nach Bauernstandards, ziemlich teuer. Aber das das auch viel leichter ging. Und auch noch umsonst. »Woher weißt du denn, welche Kräuter man für was einsetzt?« »Ich hab es nachgelesen und mir selbst beigebracht.« »Das heißt, ich könnte es mir auch beibringen?« Fay und die junge Frau sahen sich an. »Ich glaube, das kann Jeder lernen, wenn er will.« »Wo kann ich das nachlesen?« Die junge Frau zeigte auf einen kleinen Laden auf der anderen Straßenseite. »Da vorne ist ein Buchhandel, vielleicht haben die so etwas.« Ohne ein weiteres Wort zu verlieren sprang Sharon auf. »Hey, wo willst du denn hin?« Sharon strahlte sie euphorisch an. »In den Buchladen!« Noch bevor irgendwer sie aufhalten konnte ging Sharon los. Auf halbem Weg jedoch blieb sie stehen und ging noch einmal zurück. »Was ist, Begeisterung verflogen?« Sharon ignorierte Fay's spöttisches Lächeln. »Nein, ich möchte ihr lediglich etwas geben. »Die Frau schien mehr als Verblüfft, als Sharon ihr die Schuhe aus ihrer Tasche in die Hand drückte. »Es sind zwar keine besonders dicken Schuhe, aber sie werden die Wunde schützen.« Dankbar zog sich sie sich ihr Geschenk über die nackten Füße. Sie schienen fast perfekt zu passen. Sharon war schon im Buchladen verschwunden.
 

Zoran und Blake warteten bereits am Stadttor. Zoran nervte es, dass Blake ungeduldig mit den Fingern auf dem Griff seines Schwertes tippte. »Wo bleiben die blöden Weiber denn? Ich will nicht bis Morgen hier rumstehen!« Zoran zählte noch einmal das Gold in seinem Beutel. Allzu viel war nicht mehr darin. Die Preise waren so hoch geworden, es grenzte schon ans Lächerliche. Er hatte geglaubt, der Erlös vom Verkauf des Palastkrams würde noch eine g3333anze Weile länger vorhalten. Doch das war nicht der Fall. »Blake?« »Hm?« »Hast du noch viel Geld übrig?« Blake schnaubte verächtlich. »Bei den Preisen hier wundert es mich, dass ich überhaupt noch was habe.« Beide schauten seufzend zu Boden. »Wie weit ist es noch bis zu den Pässen, was meinst

du?« Zoran schaute gen Himmel. Graue Wolken zogen über sie hinweg. Ein Sturm kündigte sich an. »Zu lange. Fay's Plan wird nie im Leben aufgehen, wir müssen uns was Anderes überlegen.« Blake fuhr sich mit der Hand durch die zerzausten Haare. »Verdammt. Dabei war der Plan gar nicht so schlecht.« Zoran hörte plötzlich bekannte Stimmen auf sie zukommen. »Sieh mal an, wer sich endlich zu uns gesellt hat.« Fay hob entschuldigend die Arme hoch. »Tut und Leid, aber wir haben so eine Art... Grundkurs in Sachen Heilkräuter gemacht.« Blake musterte Sharon von Kopf bis Fuß. »Wenigstens wirst du jetzt nicht mehr jammern, dass du frierst.« Ohne ein weiteres Wort stapfte er auf den Pförtner zu. Nachdem sie ein Paar Worte gewechselt hatten öffnete dieser zögerlich das Tor. »Seid ihr euch sicher, dass ihr die Nacht da draußen verbringen wollt? Da braut sich ganz schön was zusammen, könnte ungemütlich werden heute Nacht. In der Taverne vermieten sie Zimmer zu kleinen Preisen.« Dankend winkte Zoran ab. »Nett, dass Ihr euch Gedanken macht, aber wir haben es ziemlich eilig.« Der Pförtner zuckte mit den Schultern. »Dann lasst euch wenigstens warnen. Tief im Wald passieren in letzter Zeit die merkwürdigsten Dinge.« Sharon wurde bleich. »Wie, Dinge? Was denn für Dinge?« Vorsichtig schaute der Pförtner sich um, dann sprach er im Flüsterton weiter. »Die Jäger berichteten von seltsamen Stimmen, die aus dem Wald kommen. Und einige behaupteten, sie hätten kreischendes Lachen vernommen.« Fay trat einen Schritt näher. »Kreischendes Lachen? Seltsame Stimmen? Klingt ja fast wie die Gruselmärchen über hexen, die man den Kindern erzählt.« Der Pförtner nickte. »Ich weiß, es klingt verrückt und Anfangs habe ich auch darüber gespottet. Aber in den letzten Wochen sind schon vier Leute verschwunden!« Etwas beunruhigt schaute Zoran an dem Mann vorbei durch das geöffnete Tor. Er konnte den alten Wald sehen, der so dicht und düster war, das man hätte meinen können, seine Bäume wären schwarz. »Vielen Dank für die Warnung, wir werden auf der Hut sein.«

Es kostete sie einige Minuten, Sharon aus dem Tor hinaus zu schieben. Nach der Erzählung des Pförtners bestand sie darauf, die Nacht in der Stadt zu bleiben. Bevor er das Tor hinter ihnen schloss, warf der Pförtner Zoran einen Beutel zu. »Mögen die Götter mit euch sein!« Zoran schaute sich den Inhalt an. »Waldbeeren?« »Ich glaube nicht, dass es Hexen sind« antwortete der Pförtner. »Das ist ganz klar die Handschrift der Antika!« Mit einem lauten Knall viel das massige Tor ins Schloss.

»Immer wenn du denkst, der Ruf deines Volkes könnte nicht noch schlechter werden, trifft dich die Erkenntnis wie ein Felsen, der von einem Berghang auf dich herabstürzt.« Etwas Mitleidig schaute Zoran Fay an, die seufzend den Kopf hängen ließ. »Was rege ich mich eigentlich auf, es wird sich ja doch nie was ändern.<<



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