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Nach der Stille

kommt der Sturm?
von

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Hoffnungsschimmer

Wie in Trance lief ich durch die Straßen, geschockt und verwirrt. Und egal wie sehr ich mich anstrengte, die Lösung für diese Situation fiel mir nicht ein. Mein Gesicht war zu einer steineren Make versteinert, meine Gefühle waren von meiner Verzweiflung verschüttet. Ich fühlte mich so allein, so allein in dieser unerträglichen Stille.

Alle Lebewesen hatten sich in Staub aufgelöst, Staub der vom Wind mitgenommen und getragen wurde. Durch offene Fenster wehten Papierblätter auf die Straßen, an mir vorbei. Mein Ziel, das `Blue Pegasus´ , eine Bar, war, auch wenn sie nur 2 Straßen weit entfernt war, für mich doch unendlich weit weg. Der Weg vorbei an gähnend leeren Autos, Wohnungen und Geschäften, vorbei an zusammengesackten Kleidungsstücken angefüllt mit dem staubigen Rest der Menschen kostete mich alle Kraft. Ich wollte aus diesem Alptraum aufwachen, wollte die vertrauten Geräusche von Menschen hören. Aber tief in meinem Inneren wusste ich, das das hier die Realität war. Kein Traum konnte so detailliert sein, kein Traum konnte so greifbar sein.

Meine einzige Hoffnung, an die ich mich verzweifelt klammerte, war Jay. Jay. Ich wiederholte seinen Namen immer und immer wieder, wie ein Licht, ein kleines Licht in der Dunkelheit. Jay. Jay. Jay. Bald würde ich ihn sehen. Bald würde ich bei ihm sein. Bald würde ich in seine Arme springen. Bald... würde ich... bei...Jay...sein. Jay. Jay. Jay. Jay! Sofort als ich um die Ecke gebogen war, erblickten meine Augen ihn. Seine große, kräftige Statur und seine hellen, blonden Haare würde ich überall wieder erkennen. In jeder Menschenmenge. An jedem Ort.

Sein Anblick gab mir meine Kraft zurück und ich beschleunigte meine Schritte. „Jay!!“ rief ich in seine Richtung. Ich spürte wie mir ein Stein vom Herzen fiel und mein Blick vor Gückstränen verschwamm. „Jay!!!“ Er drehte sich zu mir um, sein Gesicht erleichtert. Und ich hatte ihn endlich erreicht, fiel in seine Arme „Jay.“ Meine Stimme wurde ruhiger, als ich an seiner starken Brust horchte und seinen gleichmäßigen Herzschlag wahrnahm. „Du lebst.“ Ich vergrub mich weiter in seinen Klamotten, roch seinen umwerfenden Duft. „Eve...es geht dir gut...“ Er schlang sein Arme um mich und beugte sich mit seinem Kopf zu meinem. „Bin ich froh!“ Ich hob meinen Kopf und legte meine Lippen auf seine.Ich schätze , das war unser längster Kuss, den wir je hatten. Minutenlang konnten wir uns nicht voneinander lösen. Er nahm mich immer fester in den Arm und meine Finger vergruben sich in seine Kleidung. Aber wer würde uns diesen Kuss vergelten, in Anbetracht unser Situation?

Als wir endlich voneinander liessen fragte ich ihn: „ Du hast mich noch gehört, nicht wahr?“ „Naja“, sprach er und grinste dabei in mein Gesicht „dich nicht unbedingt. Eher ein Rauschen, das wie `Blue Pegasus´ klang. Ich war mir bis eben noch unsicher, ob du nicht doch bei deiner Wohnung gewartet hast. Wärest du nicht gekommen, hätte ich mich spätestens in einer Stunde auf den Weg zu dir gemacht.“ „Aber jetzt bin ich ja da. Jetzt...“ „wird alles wieder gut“ vollendete er meinen Satz. „Ja...“ Nichts würde wieder gut werden. Und obwohl wir beide das wussten, redeten wir uns das ein. Wir redeten uns ein, dass alles wieder gut werden würde, sobald wir beide zusammen wären. Alles würde wieder gut werden. Sicherlich. Ganz bestimmt. Es musste einfach!

„Denkst du, dass wir die Einzigen sind?“ Noch immer standen wir Arm in Arm vor unserer Lieblingsbar. „Mmh.“ Er überlegte, überlegte was er auf meine Frage antworten sollte. „Es wäre seltsam, wenn wir die Einzigen sind, oder? Schließlich können ja nicht ausgerechnet wir beide bei dem Verschwinden der Menschheit überleben. Das wäre ein ziemlich unwahrscheinlicher Zufall, denke ich.“ Als er gesagt hatte „Verschwinden der Menschheit“ war ich zusammengezuckt. Er hatte etwas für mich Unaussprechbares in den Mund genommen. „Wie kannst du sagen, dass die ganze Menschheit verschwunden ist ?!? Das hier ist etwa ein Alptraum, projeziert von meinem seltsamen Gehirn, oder es gibt eine total offensichtliche Erklärung, die uns nur noch nicht eingefallen ist!“ Wütend starrte ich in sein Gesicht. „Mal nicht gleich den Teufel an die Wand!“

Aber sein Gesicht sprach Bände. Der Glanz aus seinen haselnussbraunen Augen war verschwunden, sein Blick war abgestumpft. Traurig lächelnd sah er in mein Gesicht und sagte leise: „Wirklich? Glaubst du ich sage das nur so dahin?“ Sein trüber Blick mit dieser ruhigen Stimme vertrieb meine Wut. Es tat mir augenblicklich leid, was ich ihm an den Kopf geworfen hatte. „Nein, natürlich nicht.“ Ich liess meinen Kopf sinken. „Ich kann es nur noch nicht fassen, nicht begreifen...“ Ich spürte wie meine Augen sich mit Flüssigkeit füllten. Jay nahm mich tröstend in die Arme und ich liess meine Verzweiflung in seinen starken, schützenden Armen aus mir hinaus fliessen. Tränen rannen mir über meine Wangen und ich vergrub mein Gesicht schluchzend in meinen Händen. „Ist schon gut.“ Er versucht mich zu beruhigen und wiegte mich in seinen Armen hin und her. „Ich bin ja hier, ich bin bei dir. Alles wird gut.“ Jay. Wie oft schon hatte er mich getröstet? Auf ich hatte ich mich immer verlassen können, er war mir immer eine Stütze gewesen. Hatte mir immer irgendetwas ausführlich erklärt, wenn ich mit der Technik unserer Zivilisation nicht zurecht gekommen war. Und er war immer geduldig gewesen, auch wenn ich nach seinen vielen Erklärungen nur Bahnhof verstanden hatte.

Und auch jetzt! Auch jetzt stütze ich mich nur auf ihn, ohne auf ihn zu achten!

Schnell wischte ich die letzten Tränen aus meinen Augenwinkeln und fragte ihn scherzend: „Wird dir das mit mir nie zu blöd?“ Mit noch verweinten Augen sah ich ihn lächelnd an. „Wieso sollte es das?“ Er lächelte zurück. „Schließlich liebe ich dich!“ „Ich liebe dich auch!“ Diesmal küsste er mich.

„Wenn es andere Überlebende geben sollte, wäre es nicht schlau sie zu suchen? Ich meine, Überleben ist mit mehreren Personen einfacher, auch wenn man mehr für jede Person tun muss.“ „Ja, das wäre schlau. Auf jeden Fall. Aber wo sollen wir anfangen zu suchen?“ Über seine Gegenfrage musste ich ein Weile nachdenken. Aber egal, wie sehr ich nach guten Versteckorten suchte, mir vielen keine ein. „Sie könnten überall sein. Wirklich überall!!“Los Gehirn, spuck eine verwertbare Lösung aus! Wieso findet man in genau solchen Augenblicken einfach keine Antwort?

„Wir könnten es mit Funk versuchen.“ Damit hatte er seine eigene Fragestellung quasi selbst beantwortet. „Pfunk?“, fragte ich verwirrt „Was ist Pfunk?“

Laut brach Jay in Gelächter aus „Nicht `Pfunk´. Funk!“ Mein Gesicht musste ihn immer noch verwirrt angestarrt haben, denn sogleich sagte er: „Du kennst es nicht?“ Ich schüttelte, mit immer noch der gleichen Miene, meinen Kopf. „Nun,“ erklärte er „das ist auch veraltete Technik für Kommunikation. Wir nutzen sie heute kaum noch. Es gibt längst bessere Systeme ohne Rauschen.“ „Rauschen?“ „Ja. Funkgeräte sind so ähnlich wie Handys. Man kann sie mit sich herumtragen und andere Funkgeräte über bestimmte Wellen, Funk, erreichen.“ „Handys mit Rauschen also.“ „Mmh. Könnte man so sagen.“ Langsam verstand ich mehr. Aber eine Frage kreiste mir noch immer im Kopf herum. „ Wenn niemand mehr Funk benutzt, wie können wir dann sicher sein, dass wir andere Überlebende erreichen werden?“ Als ich die Frage beendet hatte, wurde sein Gesicht gleich trauriger. „ Sicher können wir nicht sein. Aber es funktioniert ohne Netz. Also gibt es Hoffnung, dass wir nicht die Einzigen sind, die Funkgeräte benutzen.“ Ich verstand. Lieber eine kleine Hoffnung, als gar keine. In welch einer verzwiefelten Lage wir uns befanden!

Aber ich konnte mir keine Vorstellung davon machen, was noch auf uns zu kommen würde. An die Art wie unser Schicksal sich manifestieren würde, wäre ich im Leben nicht gekommen.

Und darauf, dass ich mit an dem Verschwinden der Menschheit schuldig war, auch nicht. Niemals.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Der erste Auftritt von Jay ^^. Aer wenn ich das jetzt so sehe.. er wirkt ein bisschen zu perfekt, nicht? *lach*
Ab dem nächsten Kapitel wird es noch spannender ;)
Über Reviews freue ich mich immer !! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Futuhiro
2013-02-23T19:45:01+00:00 23.02.2013 20:45
Oh ... ähm ... Jay ist ein Mädchen? O__O
Hätte ich jetzt nicht erwartet, nachdem sie so als Mensch beschrieben wurde, der in der Wildnis überleben kann und Outdoor-Klamotten selber herstellt und sowas. Und ja "Jay" ja die Kurzform für alles Mögliche sein kann, bin ich diesbezüglich gar nicht in Zweifeln gekommen. Aber als dann die Kuss-Szene kam, dachte ich nur: "Was zur Hölle!? Sind die zwei Jungs echt dermaßen verzweifelt, sich auch noch zu knutschen???"
Gut, ich hätte vorher in die Charakterbeschreibungen schauen sollen, zugegeben. ^^
Jedenfalls gibt diese Tatsache der ganzen Story einen völlig anderen Dreh. Immer noch ein toller Schreibstil, es geht vielversprechend weiter. Ich bin begeistert. ^^


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