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Twisted Paradise

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3. Suspicious Minds

j-chan: Ich bin diesmal etwas später dran. Es tut mir Leid, aber das Wochenende war echt chaotisch. Jetzt aber viel Spaß mit dem Kapitel.
 

3. Suspicious Minds
 

Nachdem Elrond Elen zu Jeremys Unterstützung gesandt hatte, betrat er die hell erleuchtete Halle, in der die Elben zu essen pflegten. Viele waren bereits anwesend und er setzte sich auf seinen Platz am Ende der Tafel. Zu seinen Seiten saßen Glorfindel, Erestor, seine Söhne Elladan und Elrohir und seine anderen Berater. Sie beobachteten ihn schweigend, während er sich eine Strähne hinter das Ohr strich und dann vielsagend in die Rund blickte. „Anscheinend haben wir mehr Probleme als erwartet.“

Glorfindel und Erestor tauschten undeutbare Blicke. Der Dunkelhaarige hob eine Augenbraue und sah dann wieder zu Elrond, während die Mundwinkel des Anderen missfallend zuckten.

„Sind sie Späher?“

Elrond sah Elladan an und schüttelte dann leicht den Kopf. „Nein, das glaube ich nicht. Jedoch sind sie nicht von hier. Ihre Namen stammen nicht aus Mittelerde, noch aus der Welt jenseits der grauen Furten. Ich vermute, dass Sie von einem Ort weit jenseits der Wasser hierhergekommen sind. Doch wie das geschehen ist, konnten sie mir nicht sagen.“

„Bist du sicher, dass sie es dir nicht einfach nur verschwiegen haben?“, mischte sich nun auch Erestor in das Gespräch ein.

„Ich konnte keinerlei Anzeichen einer Lüge in den Augen des Jungen erkennen. Das Mädchen ist noch nicht erwacht. Aber er scheint etwas zu verbergen und ich frage mich, was es zu bedeuten hat, dass weder die beiden selbst, noch jemand anders weiß, wie sie hierher gekommen sind. Wenn uns unbekannte und bisher unbemerkte Kräfte in Mittelerde am Werk sind, sollten wir sehr wachsam sein.“

„Was schlägst du vor?“, wollte Glorfindel wissen.

Ernst blickte Elrond in die Runde. „Wir sollten Beobachter aussenden, um herauszufinden, ob es anderenorts möglicherweise ähnliche Vorfälle gab. Ich gehe davon aus, dass du dich darum kümmern wirst, Glorfindel.“

Der goldblonde Elb nickte schweigend.

„Was die beiden Menschen betrifft, so denke ich, dass wir sie erst einmal genesen lassen und versuchen sollten, mehr über sie zu erfahren. Auch sollten wir zur Sicherheit ein Auge auf sie haben. Ich glaube zwar nicht, dass eine direkte Gefahr von ihnen ausgeht, doch wir sollten kein Risiko eingehen. Da sie sonst die ganze Zeit unterwegs sind, würde ich diese Aufgabe gerne euch übergeben.“ Er sah seine Söhne an, die nicht wirklich begeistert schienen. Doch sie nickten zustimmend und auch die anderen Elben schienen mit dieser Entscheidung einverstanden. Glorfindel erhob sich mit einem amüsierten Blick auf die Zwillinge und verließ die Halle, um die verstärkte Auskundschaftung der Umgebung in die Wege zu leiten.

Die Anderen sprachen weiter über die aktuelle Lage, bis aufgetischt wurde.

Auch Jeremy und Elen gesellten sich nach einiger Zeit zu den Essenden. Obwohl die Elbin sich nach elbischer Art über ihn lustig machte, schienen die Beiden sich gut zu verstehen; tatsächlich wirkte der Junge vergnügt und machte einen so unbeschwerten Eindruck, dass Elrond sich fragte, ob er tatsächlich denselben Menschen vor sich hatte. Bis auf die Verbände schien er gänzlich ausgewechselt. Er blickte zu seinen Söhnen, die den Fremden mit Neugier beobachteten, während sie aßen. Er spürte Zufriedenheit in sich aufsteigen, denn bisher waren seine Versuche, sie über längere Zeit in Bruchtal zu halten, erfolglos gewesen und wenn sie selbst hierbleiben wöllten, und sei es auch nur, um diesen Menschen im Auge zu behalten, so hieß er das sehr willkommen.

Sein Blick ging zurück zu seinem Gast, der sich noch immer angeregt mit Elen unterhielt und sich immerzu staunend umblickte. Elrond lächelte verständnisvoll, denn er kannte diese Reaktion von vielen seiner Gäste. In der Tat war Bruchtal ein ungewöhnlicher Ort, an dem es viel zu entdecken gab. Bisweilen stolperte selbst er über Dinge, die er zuvor noch nie bemerkt hatte. Aber das musste er ja niemandem auf die Nase binden.
 

Während er Reis mit Gemüse in sich reinschaufelte und interessiert Elen lauschte, betrachtete Jeremy die anderen Elben, die musizierten, redeten, aßen und ihm ihrerseits aufmerksame Blicke zuwarfen. Er lauschte ihren leisen Gesprächen in Sindarin und war überrascht, wie viel er verstand. Doch er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, denn er wusste nicht, wie die Elben darauf reagieren würden. Vermutlich hätte es ihre Skepsis ihm gegenüber geschürt.

„Jeremy?“

„Hm?“ Er sah auf und lächelte entschuldigend. Er war in Gedanken versunken und hatte Elen vernachlässigt, die ihn nun vorwurfsvoll anblickte.

„Jeremy, Jeremy, Jeremy, ich muss mich doch sehr wundern.”

Der Junge sah sie verunsichert an, was Elen ein Grinsen entlockte.

„Iss, bevor dein Reis kalt wird. Wir wollen ja nicht, dass du uns unter deinem Verband weghungerst und uns dann noch nochgesagt wird, wir wären schlechte Gastgeber.“

Jeremy blickte sie einen Moment mit gehobener Augenbraue an, dann nickte er und wandte sich grinsend seinem Teller zu.
 

Nachdem sie gegessen hatten, bot Elen an, ihn herumzuführen und Bruchtal zu zeigen, was er natürlich gerne annahm. Doch als er aufstehen wollte, bemerkte er, dass jemand hinter ihm stand und ein wenig beunruhigt wandte er den Kopf, um zu sehen, um wen es sich dabei handelte. Er erkannte Elrond, der von zwei Elben flankiert wurde. Jeremy brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass er keinesfalls doppelt sah. Es musste sich dabei um die Zwillinge Elladan und Elrohir handeln, denn sie sahen Elrond sehr ähnlich, besaßen die gleichen, langen braunen Haare und die grauen Augen, auch wenn ihre im Gegensatz zu denen ihres Vaters aufgeweckt funkelten und ihr Blick noch nicht die Ruhe und das Gewicht der Jahre wiederspiegelten. Die beiden Elben musterten den Jungen interessiert und freundlich lächelnd, doch das vermochte Jeremys ungutes Gefühl nicht zu vertreiben, dass das Überwachungskomitee soeben eingetroffen war. Auch Elrond sah ihn aufmerksam, dennoch wohlwollend an. „Wir kamen nicht umhin, euer Gespräch mit anzuhören. Elrohir und Elladan würden sich euch gern anschließen, wenn es euch recht ist.“

Hatte er eine Wahl? Jeremy musste Elrond nicht ansehen, um zu wissen, dass eine Ablehnung nicht in Frage kam, wollte er nicht in Schwierigkeiten geraten. Ob die hier wohl ein Gefängnis besaßen? Wenn nicht, würde sich vermutlich zumindest ein Keller finden lassen…Was dachte er da? Er schüttelte leicht den Kopf und blickte dann lächelnd zu den Elben auf, bevor er das Angebot dankend annahm und sich erhob. Erneut kam er sich sehr klein vor, als er zu den Zwillingen trat, die beide über einen Kopf größer als er waren, und zudem von identischer Größe und Statur und trugen die gleiche Kleidung. Jeremy fragte sich, wie er die beiden auseinanderhalten sollte und widerstand dem Drang, einen resignierten Seufzer auszustoßen.
 

Sie liefen durch Bruchtal. Jeremy hatte nie gedacht, dass es so gigantische Ausmaße besaß. Lange, helle, verzweigte Gänge schlängelten sich am Berg entlang, scheinbar in ihn hinein, kreuzten sich und trafen auf Treppen, die hinauf in Türme, oder hinab in untere Geschosse und die Gärten führten. Mehrmals durchquerten sie große Hallen und Jeremy fragte sich, wie er sich hier nur zurechtfinden sollte. Zwar hatte er keinen schlechten Orientierungssinn, aber dieser Komplex schien so gar keinen ihm sinnvoll erscheinenden Regeln zu folgen und er ahnte, dass hier verloren zu gehen keine Herausforderung darstellen würde. Dazu kam, dass sie verhältnismäßig wenig Elben sahen, was vermutlich daran lag, dass wohl auch schon viele Bruchtalelben Mittelerde verlassen haben mussten. Während er Elen folgte und ihren Worten lauschte, fragte er sich, in welchem Jahr sie sich wohl befanden und er beschloss, die Elbin später einmal danach zu fragen. Für den Moment konzentrierte er sich erst einmal auf die visuellen Eindrücke, die auf ihn einstürmten, wobei er immer wieder verstohlene Blicke zu den Zwillingen warf, die ihn aufmerksam beobachteten.

Elen versuchte ein ums andere Mal, ein Gespräch mit Jeremy zu beginnen, doch er erwies sich als wortkarg und als sie ihm die Gärten zeigte, und ihr erneuter Versuch fehlschlug, gab sie frustriert auf. Ihr gefiel es gar nicht, dass er so verklemmt war und anscheinend hatten auch die anderen Beiden weniger Freude an dem Rundgang, als sie erhofft hatten, wenn Elen sich ihre Gesichter so ansah. Das verschaffte ihr immerhin ein wenig Genugtuung und ein wenig fröhlicher schlug sie den Weg in Richtung des Hauptgebäudes ein, um Jeremy das zu zeigen, was ihn, wie sie bereits aus ihren Gesprächen erfahren hatte, vermutlich am meisten interessieren würde.
 

„Und hier haben wir schließlich die große Bibliothek von Imladris.“ Sie blieb stehen, öffnete lautlos eine Tür zu ihrer linken und ließ ihn eintreten. Jeremy erstarrte auf der Türschwelle und sein Puls beschleunigte sich bei dem Anblick. Lange hohe Bücherregale reihten sich endlos aneinander, bogen um Ecken und bildeten ein verschachteltes Labyrinth, soweit Jeremy sehen konnte. In der Luft lag der Geruch von altem Papier, doch Sonnenlicht fiel über die Regale hinweg in den Raum. Anscheinend besaß auch die Bibliothek einseitig große offene Fenster und Jeremy fragte sich, ob das wirklich so klug war, die Bücher den Witterungen auszusetzen. Doch die Elben mussten ja wissen, was sie taten und so schob er den Gedanken beiseite und trat ein.
 

Zögernd ging er zwischen den Regalen entlang und versuchte staunend, die Menge der Bücher zu schätzen, die hier wohl lagerten, doch der Raum schien sich nach hinten in den Berg hinein zu verbreitern und schien gar kein Ende zu nehmen. Wie hypnotisiert führte ihn sein Weg immer weiter, unaufhaltsam und gefolgt von den Elben, die ihn aufmerksam beobachteten, doch er hatte sie gänzlich ausgeblendet.

Es war nicht das erste Mal, dass ihn eine Bibliothek so vollkommen in ihren Bann zog. Je größer die Räume und je dunkler, weitläufiger die von Regalen gesäumten Gänge waren, desto mehr zog es ihn hinein. Er liebte es, die Finger über alte Buchrücken wandern zu lassen, sich zu verlieren und ebenso jegliches Gefühl für Zeit.
 

Als er aus seiner Trance erwachte und sich umsah, staunte er nicht schlecht: Kein Sonnenstrahl war mehr zu sehen. Stattdessen wurde der Raum wurde nur noch von flureszierenden Edelsteinen erhellt, die in die Wände eingelassen waren und ein helles, blaues Licht abgaben. Noch immer nahmen die Regale kein Ende und er wurde gewahr, dass er seine Begleiter verloren hatte, doch es berührte ihn nicht wirklich. Zu gefangen von der Macht der Bücher ließ er sich auf der Erde nieder und zog ein dunkel eingebundenes Buch heraus, das keinen Titel trug. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Wand unter einem Kristall und öffnete es. Die Seiten waren in Quenya Tengwar beschrieben und er stellte fest, dass es sich um ein sehr altes Tagebuch handelte. Es stammte anscheinend aus der Feder Fȅanors, des Noldors, der die legendären Silmarili geschaffen hatte und mit seinen Anhängern nach Mittelerde zurückgekehrt war, um Morgoth zu bekämpfen. Es war eine tragische Geschichte, zumindest, wenn sie sich so abgespielt haben sollte, wie Tolkien sie beschieben hatte. Doch die Angaben in dem Tagebuch deuteten darauf hin, zumindest widersprachen sie den Aufzeichnungen im Silmarillion nicht. Jeremy merkte, dass die Schriftzeichen kein Problem für ihn darstellten, auch wenn er viele der Wörter nicht kannte. Doch er erfuhr bruchstückhaft von der Schaffung der großen Edelsteine und der Furcht des Elben, jemand könne sie stehlen, ja seiner Besessenheit von ihnen. Er erwähnte allerlei Namen, von denen nur wenige Jeremy bekannt vorkamen, was ausschließlich die der Valar und einiger Elben waren. Über seine Lektüre vergaß er die Zeit und als er schließlich von dem Buch aufblickte, musst er schon lange dort gesessen haben, denn seine Füße waren eingeschlafen und sein Magen grummelte unaufhörlich.
 

Er stellte das Buch zurück und rappelte sich auf, sobald seine Füße das zuließen. Sein Nacken war steif und seine Schulter krabbelte unangenehm. Er streckte sich, so gut es eben ging und machte sich auf den Weg zum Ausgang. Ein paar Mal verlief er sich, musste umkehren und sich neu orientieren, doch nach einer Weile wurde es heller und als er sich der Tür näherte, fand er einige sehr alarmierte Elben vor, die ihn mit strengen Blicken bedachten und zu seiner Beunruhigung bewaffnet waren. War etwas passiert?

Er entdeckte einen der Zwillinge zwischen ihnen und trat auf ihn zu. Die Anderen machten keine Anstalten, ihn aufzuhalten, und als der Elb, Elrohir oder Elladan, ihn entdeckte, weiteten sich seine Augen erstaunt. Jeremy fand das alles sehr seltsam. Und hatte der Andere ihn denn nicht kommen hören? Doch das war jetzt nicht die dringendste Frage, die ihm auf den Nägeln brannte.

„Was ist los?“, fragte er den Dunkelhaarigen, der ihn skeptisch musterte.

„Wir waren beunruhigt. Ihr wart die ganze Nacht verschwunden und wir hatten keine Ahnung, wo Ihr wart.“

Die ganze Nacht? Das erklärte natürlich den Hunger, den er verspürte. „Ich habe nicht gemerkt, dass ich Euch verloren hatte. Ich habe wohl die ganze Nacht gelesen. Es tut mir Leid, dass ich einen solchen Tumult verursacht habe.“

Noch immer sah ihn der Elb ernst an und Jeremy gestand sich ein, dass das nicht wirklich glaubwürdig klang, auch wenn es der Wahrheit entsprach.
 

Aus den Augenwinkeln nahm Jeremy Bewegung war und im nächsten Moment traten Elrond und einige andere Elben, darunter auch der andere Zwilling, zu ihnen.

Der Zwilling, der den Rothaarigen soeben verhört hatte, berichtete den Neuankömmlingen kurz in Sindarin, was er gehört hatte und Elrond blickte den Jungen aufmerksam an.

„Ihr habt uns mit Eurem Verschwinden beunruhigt, Jeremy. Wir fürchteten, Ihr hättet uns unbemerkt wieder verlassen.“

Es forderte Jeremys gesamte Selbstbeherrschung, nicht die Augen zu verdrehen, denn das wäre sicher nicht sonderlich gut angekommen. Stattdessen antwortete er: „Ich bitte um Verzeihung, dass mein Ausflug in Eure Bibliothek so ein unglückliches Ende genommen hat. Es war keinesfalls von mir beabsichtigt, Unruhe in Euer Haus zu bringen. Ich gebe zu, dass ich mich verlaufen und anstatt den Weg zurückzusuchen, mich festgelesen und darüber wohl die Zeit vergessen habe. Wenn diese meine Schwäche für Bücher Euch Unannehmlichkeiten bereitet hat, so werde ich mich in Zukunft bemühen, mich fernzuhalten, auch wenn es mir schwer fällt.“

Elrond musterte Jeremy noch einen Moment ernst, dann wurde seine Miene sanfter. „Ihr scheint mir leicht überrumpelt von der ganzen Aufregung zu sein. Wenn dem so ist, so müsst Ihr uns ebenfalls verzeihen, denn die Zeiten sind unruhig und man kann nicht vorsichtig genug sein, vor allem, wenn jemand im eigenen Haus verschwindet.“

Das klang ja, als hätte er den einen Ring am Finger und wäre die ganze Nacht durch Bruchtal gelaufen. Doch auch diesen Gedanken behielt Jeremy für sich. Er konnte die Sorge der Elben durchaus nachvollziehen und ein wenig tat es ihm tatsächlich leid, dass er ihnen abhanden gekommen war. So deutete er eine Verbeugung in Elronds Richtung an.

„Da ihr die Nacht wachgeblieben seid, steht Euch der Sinn sicher nach etwas Ruhe.“ Etwas an seine Stimme sagte Jeremy, dass er lieber nicht wiedersprechen sollte und so folgte er einem der Zwillinge schweigend durch die Gänge zu seinem Zimmer und fragte sich, ob es so klug von dem Elben war, ihn folgen zu lassen, wenn sie ihn doch gerade erst verloren hatten. Auf der anderen Seite war es natürlich um einiges schwieriger, am helllichten Tag zu verschwinden, wenn man keinen Ring der Macht besaß und selbst dann war das wegen der fallenden Schatten auch keine wirkliche Option. Wie er so seinen Gedanken nachhing, betrachtete er die Haare des Elben vor ihm. Sie sahen so weich aus und er ertappte sich dabei, die Hand einfach ausstrecken zu wollen, um es zu überprüfen. Doch er beherrschte sich.
 

Der Elb hielt an der Tür an und ließ ihn eintreten. Melanie lag noch immer regungslos auf ihrem Bett und Jeremys schlechtes Gewissen machte sich bemerkbar. Sicher hatte er nicht geplant, die Nacht auswärts zu verbringen, doch sie hier allein und schutzlos zurückzulassen war keine Glanzleistung gewesen. Nicht, dass er den Elben zutraute, ihr Schlimmes anzutun. Es gab wohl niemandem, dem er lieber die Versorgung seiner Schwester anvertraut hätte, schon, weil sie ihr Handwerk verstanden und er ihnen vertraute, dass sie ihr Bestes taten, unabhängig davon, wer ihre Hilfe erbat.
 

Er trat an ihr Bett und setzte sich. Wenn sie doch nur aufwachte, und er ihr sagen könnte, wie leid ihm alles tat. Auch wenn er sich kaum vorstellen konnte, dass Melanie es ihm übel nahm, dass sie nun in Bruchtal waren. Er grinste bei dem Gedanken. Vielleicht sollte er die Elben vorwarnen, denn wenn sie erst einmal wach war, wäre sie nur schwer zu halten und hätte sicher im Nu ganz Bruchtal auf den Kopf gestellt. Vielleicht war es gut, dass sie für den Moment noch schlief, und er erst einmal die Lage sondieren konnte. Doch wohl war ihm beim Anblick ihres regungslosen Körpers ganz und gar nicht.

„Sie wird wieder aufwachen. Macht Euch darum keine Sorgen.“ Der Elb stand neben ihm und ein aufmunterndes Lächeln lag auf seinen Lippen. Jeremys Herz machte einen Hüpfer und klopfte rasch gegen seinen Brustkorb bei diesem Anblick. Er nickte und strich sich verlegen eine Strähne aus dem Gesicht, so gut es sein Verband erlaubte. „Danke“, sagte er. Er meinte es ehrlich und als er in die grauen Augen des Elben blickte, wusste er, dass dieser ihn verstand.



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