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Die Märchen der Caterina Burmingham

Märchen von heute
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Das moderne Aschenputtel

Es war einmal... So fingen doch alle Märchen an. Wie sehr sie sie liebte.

Eine junge Frau ging durch die überfüllten Straßen der Stadt. Diese riesige Stadt, dessen Bewohner im Vergleich zu den Häusern wie Ameisen wirkten. Wie in einem Modell, wo man kleine Figuren nutzte, um mit ihnen spielen zu können. Doch das war auch schon das Einzige, was sie fantastisch fand. Von Märchen war hier keine Spur.

Mit einem Päckchen unter dem Arm lief sie mit eiligen Schritten zu einer Kreuzung und beobachtete eine etwas ältere Dame, die zu viel eingekauft hatte und schon krumm lief.

„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie vorsichtig und schenkte der Dame ein Lächeln, als diese mitten auf der Straße stehen blieb und zu ihr aufsah. Das Mädchen war schon nicht wirklich groß, doch neben der Greisin wirkte sie wie ein Riese.

Die Dame bedankte sich und übergab der Brünetten einige Tüten, ehe sie zusammen zu einem Wohnblock gingen, an dem sie sich erst jetzt wieder trennten. Immer wieder bedankte sich die Grauhaarige, doch das Mädchen winkte ab. Als ob das nicht selbstverständlich gewesen wäre.

„Es lag auf den Weg! Einen schönen Tag noch!“ Nun musste sie sich aber beeilen. So schnell sie konnte, lief sie zu dem weiß gestrichenen, hohen und mit Stuck verzierten Gebäude, ehe sie in den Fahrstuhl stolperte und hastig den Knopf zum obersten Stockwerk drückte.

Kaum war sie zur Tür gerannt und hatte sie aufgeschlossen, hörte sie bereits eine schrille Stimme.

„Caterina! Wieso sind die Betten noch nicht gemacht? Und wo sind die Kaviarhäppchen?!“ Seufzend drehte sich die Brünette von der sich schließenden Tür und eilte ihrer Stiefmutter entgegen, um ihr kurz darauf das Paket in die Hände zu drücken.

„Verzeihung.“

„Zu was bist du eigentlich zu gebrauchen? Priscilla und Meredith kommen gleich von der Maniküre! Sollen sie etwa hungern? Sie sollen ja nicht solche Hungerhaken wie du werden!“ Caterina seufzte. Seit ihr Vater bei einem Autounfall gestorben war, war Clarissa die Erbin des Vermögens ihrer kleinen Familie geworden.

Ihr Vater war ein ehrbarer Mann gewesen. Er hatte für das Geld, was er hatte, hart gearbeitet. Angefangen mit einem kleinen Cupcake-Laden in einer Seitenstraße. Bis hin zu einer Geschäftskette. Keine Cupcakes waren besser in New York. Jeder redete von ihnen und es brachte ihm das große Geld. Heute war ihre Stiefmutter die Besitzerin. Ja, sie hatte sogar seinen Namen durch ihren auf den kleinen Päckchen, die sie zusammen mit ihm designt hatte, geändert.

Wie sie sagte, 'aus reiner Nächstenliebe', durfte sie weiter in dem Apartment leben. Doch ab und an dachte sie eher, dass sie die kostenlose Putzfrau und Dienerin war. Wie sehr sie es hasste.

Sobald sie alt genug wäre, würde sie von hier verschwinden und ihren eigenen kleinen Cupcake-Laden eröffnen. In einem kleinen Büchlein hatte sie viele Ideen und Skizzen niedergeschrieben. Sie würde ihren Vater nicht enttäuschen.

Seufzend trat sie in die offene Küche und holte schließlich den Kaviar, um ihn anzurichten.

„Wir sind wieder daahaa!“, ertönte die hohe Stimme von Priscilla. Die Wasserstoffblondine, die wohl vor kurzem wieder bei ihrer wöchentlichen Botoxbehandlung gewesen war, trat mit der toupierten und ebenfalls falschen Schwarzhaarigen, deren falsche Brüste fast aus dem Top sprangen, durch die Tür. Die riesengroßen Sonnenbrillen verdeckten ihre Augen, die wahrscheinlich von den vielen Partynächten wieder denen von Zombies glichen. Kurz schmunzelte Cat bei dem Vergleich.

„Was guckst du so blöd? Bring uns lieber unseren Kaviar.“ Mit einem leisen Seufzen machte sie sich weiter an die Arbeit.

Ihre Guccitaschen stellten sie auf den Boden und setzten sich auf die pompöse Couch, um sich ein Glas Prosecco bei ihr zu 'bestellen'.

„Sofort...“, murmelte die Brünette leise und nahm mit einem Löffel etwas von den Fischeiern, um sie anzurichten. Währenddessen sprachen ihre Stiefschwestern weiter.

„Nick Jacobson schmeißt heute Abend eine Party! Und rate mal, wer eine Einladung ergattert hat. Man muss nur die richtigen Kontakte haben.“, sagte Meredith und lächelte. Clarissa indes setzte ein.

„Jacobson? Wie von 'Jacobsons Pastries and more'? Der Jacobson?” Priscilla nickte erfreut. Clarissa fiel aus allen Wolken, während Caterina die Häppchen brachte.

“Seit sie diese Whoopie Pies und die Cake Pops herstellen, sind die doch Millionäre, oder?” Priscilla nickte aufgeregt, während Meredith wieder sprach.

“Ich weiß, dass er die Konkurrenz ist, aber... wir hörten, er sei wieder Siiiingleee.” Wie sie das Wort vor sich her sang. Ekelhaft. Gleichzeitig nahmen sich die Damen ein Sektglas von ihr und nippten daran.

“Stell dir das mal vor, wenn ich seine Freundin werden würde! Wir könnten unsere Firmen vereinen. Ich meine, wir werden berühmt und noch reicher.” Meredith nickte.

“Sehr gut!”, wisperte Clarissa. “Oh, ich rufe Cloudelle an! Sie soll eure Frisur heute Abend übernehmen! Ich bin gleich zurück!” Mit diesen Worten verschwand sie auch schon mit ihrem Smartphone im nächsten Raum und bestellte ihre Stammfriseurin, die wohl den Lebensunterhalt einer vierköpfigen Familie verschlang.

Während Meredith und Priscilla weiter über den so reichen und gutaussehenden Sprössling der Familie Jacobson philosophierten, räumte Cat die Überreste ihrer Shoppingtour im Flur auf.

//Der Sohn von der Jacobsons Patisserie... Wenn ich ihm meine Vorschläge geben könnte.// Aber wie sollte sie an ihn rankommen? Sie hatte weder Einladung noch passende Garderobe oder gar Zeit, um heute Abend dort hinzugehen.

Gerade hatte sie den Gedanken zu Ende gedacht, als ihre Stiefmutter, das Handy von ihrem Ohr nehmend, in den Flur trat.

“Was machst du noch hier? Du sollst Fiona noch zum Hundesalon bringen!”, sagte sie aufgebracht und wedelte mit ihren Armen unkoordiniert in der Luft herum.

“Achja...”, wisperte Caterina kurz und nahm ihre Jacke.

“Mach ich sofort.”

“Das will ich auch für dich hoffen!”
 

Nur wenige Minuten später war die Brünette mit dem kleinen Yorkshire Terrier Clarissas auf dem Arm unterwegs zum Hundesalon. Selbst der Hund der Familie wurde besser behandelt als sie. Sie gaben ja sogar mehr Geld für ihn aus.

Nachdem sie den Hund im Salon abgegeben hatte, hatte sie noch genug Zeit, um einen Abstecher zu ihrer besten Freundin zu machen.

Mia war etwas älter als sie und hatte eine Ausbildung bei einem Edelfriseur bekommen. Sie war geschickt mit der Schere. Niemandem hätte Cat es mehr gewünscht als ihr. Sie hatten sich damals in der Schule kennen gelernt. Und auch, wenn sie nie in der gleichen Klasse waren, so hatte Mia doch immer den Drang gehabt, auf sie aufzupassen. Beinahe wie eine große Schwester, die sie nie gehabt hatte... in dieser Form zumindest.

Kaum hatte sie den Salon betreten, kam ihre Freundin auch schon auf sie zu. Jeder Kunde wurde hier noch persönlich begrüßt. Ihre braunen hüftlangen Haare waren heute von einer grauen Mütze bedeckt, die eine witzige Bommel hatte. Ihre Augen waren dunkel geschminkt. Es stand ihr so gut, manchmal war Caterina neidisch auf sie. Die große, hübsche und selbstbewusste Mia... ihr Vorbild.

“Cat! Wie schön dich zu sehen! Pause von den Hexen?”, fragte sie und drückte das Mädchen an sich.

“Ja, so ähnlich. Ihr Hund ist gerade im Salon und braucht noch eine Weile.” Mia sah sie leicht mitleidig an und zog sie an einem Arm durch den Salon zu einem freien Sitz. Der Salon war gut besucht und zu jedem Kunden gab es eine Art Abtrennung, wohl um es etwas intimer zu machen. Schließlich waren die Gespräche zwischen Friseur des Vertrauens und High Society Mitglied immer sehr exklusiv. Zudem war er in Braun- und Goldtönen gehalten. Man kam sich vor wie ein einem Schmuckkästchen, wenn man hier war.

Mia legte Caterinas Haare über ihre Schulter und begann sie zu kämmen.

“Warum schaust du denn so?”

“Seh ich je anders aus?”, fragte Caterina und sah durch den Spiegel zu ihrer Freundin.

“Nun, heute hast du eine besonders tiefe Falte auf der Stirn.” Sofort blickte die Brünette auf diese, konnte aber nichts erkennen.

“Heute... Abend gibt der Sohn von 'Jacobsons Pastries and more' eine Party. Ich... hatte die wahnsinnige Idee, dorthin zu gehen, um ihm mein Buch mit Ideen zu zeigen.”

“Oh!”, sagte Mia sofort und beugte sich etwas hinunter.

“Du meinst auch diese puddinggefüllten Cupcakes mit Soße in der Krone? Die sind himmlisch!” Bisher hatte Caterina sie nur einmal backen können. Ihr fehlte einfach die Zeit für mehr.

“Ja, die auch.”, hauchte sie stattdessen deprimiert. “Aber... das ist doch Wahnsinn. Ich meine... ich habe weder eine Einladung noch ein Outfit noch die Zeit.” Doch Mia schnalzte mit der Zunge.

“Ich bitte dich. Einladungen braucht nur die B-Prominenz.”

“Ich bin nicht einmal die Z-Prominenz, Mia.”

Mit einer Handbewegung hatte sich ihre Freundin ein seltsames Gerät geschnappt und blickte sie nun einem seltsamen Grinsen durch den Spiegel an.

“Warum machst du dieses Gesicht?”, fragte Cat unruhig und leicht nervös.

“Nun... es ist fast egal, wer du bist, wenn du das richtige Aussehen hast, dann kommst du so gut wie überall hinein.” Stirnrunzelnd drehte sich Caterina mit dem Stuhl zu ihrer Freundin und musterte sie.

“Du denkst doch nicht etwa...” Doch ehe sie weitersprechen konnte, hatte Mia schon das Wort erhoben und beugte sich zu ihr hinunter, um sich auf der Lehne des Sitzes mit den Händen abzustützen.

“Ich mach aus dir einen Star... Dann gehst du heute Abend da hin, zeigst ihm deine Entwürfe und fängst ein neues Leben an. Du hast es drauf, Cat.” Kurz war Caterina blass, dann wurde sie rot um die Nasenspitze und blickte zu Boden.

“Selbst... wenn du aus mir was rausholen kannst, ich habe nichts anzuziehen.” Mia lachte erneut und drehte Caterina mitsamt dem Stuhl in Richtung Spiegel.

“Ich habe Kontakte, Cat. Man lernt hier den einen oder anderen mit der Zeit kennen.” Erneut schluckte die Angesprochene. Sollte sie dieses utopische Vorhaben wirklich in die Tat umsetzen?

“Und... wenn sie mir heute wieder eine unsinnige Aufgabe geben wollen?” Mia drückte ihr ihr Handy in die Hand und lächelte.

“Dann rufst du mich hier an, ich mach das schon. Ich werde zumindest nicht weiter mit ansehen, wie die dich da fertig machen... Wann solltest du eigentlich den Hund abholen?”

“Oh, nein!” Sofort sprang das Mädchen auf und sah auf die Uhr, ehe sie zum Ausgang rannte.

“Bis später, Mia!”

“Ruf mich an! Ich organisiere schon mal alles!”
 

Nur eine halbe Stunde später schloss sie das Apartment ihrer Stiefmutter auf und wurde vom Geruch des vielen Haarsprays beinahe schon ohnmächtig.

Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, kam auch schon Clarissa auf sie zu gerannt.

“Wo warst du bitte? Du hättest seit zehn Minuten bereits hier sein müssen!” Sie atmete durch und sprach schließlich kurz mit sich selbst. “Beruhige dich, das macht sonst nur Falten.” Erst dann blickte sie wieder zu Caterina und nahm ihr Fiona ab.

“Ich habe heute Abend noch ein Geschäftsessen. Aber da morgen früh mein Flieger nach L.A. zur Pâtisseriemesse geht, werde ich schon gegen Mitternacht zurück sein.” Caterina nickte immer wieder einmal. Eigentlich interessiere sie es nicht. Vielmehr war sie mit ihren Gedanken noch bei Mias Aussage. Sie organisierte es... Gab es nun kein Zurück mehr? Und... was wenn ihm ihre Ideen nicht gefielen? Aber was dachte sie da? Sie würde niemals ohne Einladung dort hineingelassen werden. Niemals! So zaubern konnte Mia einfach nicht.

Währenddessen sprach Clarissa immer weiter und kam schließlich endlich zum Punkt.

“... Was ich damit sagen will. Ich habe einige Aufgaben für dich.” Sie führte sie in den Kleiderschrank, der sogar noch etwas größer als ihr Zimmer war.

“Du wirst all meine Schuhe putzen und sortieren. Nach Saison und Farbe! Und du wirst das Zimmer und die Wohnung hier auf Vordermann bringen. Staub wischen, putzen, und was nicht noch alles so anfällt. Verstanden?”, fragte sie mit vorwurfsvollem Ton.

Doch Caterina war blass und stumm geworden. In ihrem 'Ankleidezimmer' befanden sich wahrscheinlich tausend Paar Schuhe, die sie alle ordnen und putzen sollte? Sie waren wild verstreut. Wahrscheinlich waren sie nach einem Partyabend einfach irgendwo hingeworfen worden und nun... sollte sie... sie würde bis morgen damit nicht fertig werden, geschweige denn mit dem Reinigen der Wohnung.

“Ich sehe schon, du hast deine Aufgabe verstanden.” Mit diesen Worten verschwand Clarissa aus dem Zimmer und ließ sie zurück. Seufzend kniete sie sich auf den Boden und begann, einige Schuhe zu sortieren. Dabei wusste sie nicht einmal, wie sie diese auseinanderhalten sollte. Einige sahen exakt gleich aus. Nur in wenigen Merkmalen unterschieden sie sich.

Wieso kaufte diese Frau sich fast gleiche Schuhe? Und vor allem doch war die Frage, wieso sie sie dann so unglimpflich behandelte.

Vorerst begann sie die Schuhe nach Farben auf kleine Haufen zu sortieren und danach zu schauen, welche der Paare zusammenpassten.

Nach einer Stunde hörte sie schließlich die Tür ins Schloss fallen. Ruhe. Kein schrilles Gelächter ihrer Stiefschwestern. Kein Gemecker ihrer Stiefmutter, die an ihrer ach so tollen Friseurin doch immer wieder Fehler fand.

Seufzend blickte Caterina auf Mias Handy und schnaubte. Es war bereits fast zwanzig Uhr. Wenn, dann musste sie es doch jetzt machen.

Tuuuuuuuuuut...

“Und Cat, wie hast du dich entschieden?”

“Ich mach's, aber... sie hat mir aufgetragen, ihre Schuhe zu putzen und zu sortieren und die Wohnung zu säubern.”

“Ohje... aber keine Sorge, mir fällt schon etwas ein. Ich bin gleich bei dir!” Mit diesen Worten legte sie auf.

Langsam, aber sicher zog Caterina die Stirn kraus. Ob dies so eine gute Idee war?
 

Kurz vor neun klingelte es schließlich an der Tür. Mit einem mulmigen Gefühl trat Caterina, bereits jetzt am Ende ihrer Nerven, zu dieser und öffnete sie. Mia trat sofort ein und blickte sie strahlend an. Im Schlepptau befanden sich eine etwas ältere dunkelblonde, aber hübsche Dame sowie drei weitere Personen, die sie nicht einordnen konnte.

“Ähm... was machst du?” Mia grinste etwas und deutete auf einen kleinen Koffer, den sie dabei hatte.

“Meine reizenden Freunde haben sich bereit erklärt, uns zu helfen, nachdem ich ihnen unsere Lage erklärt habe.“

“Unsere Lage...?”

“Das ist Clara. Sie ist die Mum von Allegra hier. Sie macht abends immer bei uns sauber. Und Viola und Gareth, Achtung, wenn man sie aus den Augen lässt, knutschen sie wie wild-”

“Hey!”

“Sind Freunde von der Schule, auf die ich gehe. Und während sie diese komischen Schuhe sortieren beziehungsweise die Bude auf Vordermann bringen, werde ich dich frisieren und schminken.” Gareth war ein hübscher junger Mann, dem man ansah, dass er Friseur war, Viola, die ebenso blond wie Allegra war, schien viel eher in diese High Society-Welt zu passen.

“Mia... wie... ich... also, das geht doch nicht. Wie soll ich euch denn... also.”

“Bezahlen?”, fragte Clara und legte einen Arm um Cats Schulter.

“Zeig diesem Jungen deine Vorschläge. Mia sagte bereits, dass sie hervorragend sind. Und wenn sie rauskommen, haben wir vier lebenslangen Gratisvorratsanspruch.” Caterina lächelte und nickte sofort.

“Danke... Aber Mia.” Ihr Blick wandte sich zu ihr. “Ich habe immer noch nichts anzuziehen.”

“Mach dir darum keine Gedanken.”, sagte sie grinsend, trat zur Tür und öffnete sie schließlich. An der Außenseite war ein in weiße Folie verpacktes Kleid, wahrscheinlich frisch aus der Reinigung.

“Überraschung!” Ohja, dies war eine...
 

Nur wenige Minuten später hatte die Brünette auf einem Stuhl Platz genommen und ließ Mia an ihre Haare. Musik tönte aus dem Radio. Und Clara und Allegra tanzten lachend und gleichzeitig den Boden wischend durch die große Wohnung. Ab und an kicherte das Mädchen, während sie das Schauspiel aus dem Augenwinkel betrachtete.

Mia war schnell und machte gekonnt einige Handgriffe. Nachdem etwas in ihrem Haar steckte, das sie nicht wirklich zuordnen konnte, begann Mia sie zu schminken. Leider konnte sie sich noch nicht im Spiegel betrachten. Mia hatte ein Verbot ausgesprochen. Wie gemein dies war.

Ein Lockenstab kam zum Vorschein und Caterina atmete durch. Ob dies so eine gute Idee war?

“So und nun...”, sagte Mia und holte das Kleid, um es in Caterinas Blickfeld zu halten.

“Zieh es an, ok?” Kurz zögerte das Mädchen, nickte dann aber und trat in die Küche, um sich nicht zu sehr vor den anderen zu schämen.

Als sie jedoch von dieser zurück kam und sich den anderen präsentierte, hielten selbst die tanzenden Frauen inne, um sie zu betrachten.

”Wow... wenn er dich so nicht reinlässt.”, sagte die Mutter von Allegra, ehe diese einstimmte.

“Dann ist der auf beiden Augen blind.”

Langsam lief Cat rot an. Ein türkisfarbenes Kleid, das an einigen Stellen gerafft war und in Falten fiel, betonte ihren Körper. An ihrer Hüfte war eine Blume verarbeitet worden und etwas hellerer blauer Stoff diente als Verzierung. Es war wirklich das schönste Kleid, das sie je gesehen hatte.

“Danke...” Mia jedoch hatte zuerst den Blick auf die Uhr bemerkt.

“Mist, Cat! Du musst los, du hast noch eineinhalb Stunden, ehe du wieder hier sein musst!”

“Und wie soll ich so schnell zum anderen Ende der Stadt kommen?”

“Geh runter, mein Fahrer wartet schon da! Nun los, gaffe nicht, du musst deine Cupcakes an den Mann bringen.”

Cat schluckte etwas und sah verwirrt zu ihrer Freundin, ehe sie nickte und lächelte.

„Ich danke euch allen...“ Damit es auch das Turtelpärchen im Kleiderschrank hörte, wiederholte sie die Worte noch einmal lauter, ehe sie die Enden ihres Kleides aufraffte und aus dem obersten Apartment mit dem Fahrstuhl hinabfuhr. Im Foyer grüßte sie kurz den Portier, der ihr aufmerksam hinterhersah. Natürlich, er hatte sie noch nie so gesehen. Wie hätte sie es ihm verdenken können? Draußen angelangt jedoch konnte sie kein Fahrzeug erkennen.

„Wo...“

„Hey! Hey! Bist du Cat?“, fragte ein Mann, der auf sie zukam, als sie nickte.

„Darf ich dich zu deiner Kutsche führen?“ Verwirrt ließ sich die Brünette von dem Fremden die Straße runter führen. Wieso hatte er nicht vor ihrer Tür gehalten? Es verwirrte sie.

Seine Kleidung wirkte auch nicht besonders gepflegt. Sein Shirt hatte einige Flecken und in seiner Hose war ein Loch.

„Wer...?“

„Achja! Ich bin Hugo. Jaja, ich weiß, ein selten dämlicher Name, Hugo das Dschungeltier, bla!“

„Ich finde ihn schön.“, hauchte Cat leise und sah schüchtern zu ihm. Seine braunen Locken umrahmten sein sonst auch wirklich nettes Gesicht mit den braunen Augen.

Schließlich kamen sie an und ihr wurde klar, wieso er nicht vor ihrem Apartment geparkt hatte. Das Taxi, das er wohl fuhr, war wahrlich nicht mehr im besten Zustand und sie glaubte auch nicht, dass es zu den regulären der Stadt gehörte.

„Nun... es ist nicht das schönste Auto, aber es ist eines. Und du brauchst eines, daher... steig ein...“ Wie ein Gentleman hielt er ihr die Tür auf und half ihr in den Wagen.

„Danke sehr.“ Auch er stieg ein und, als er die Tür schloss, befürchtete sie kurz, das Auto würde in sich zusammenbrechen. Sie brauchten drei Anläufe, bis das Gefährt startete und langsam und unter seltsamen Geräuschen die Straße hinunter fuhr.

Nach einigen Metern klingelte das Handy des Mannes.

„Hugo hier.“, sagte er, während er mit der linken Hand steuerte und die rechte ans Ohr hielt.

„Oh, Mia! Ja... ja, wir sind unterwegs. Ja... ja, hatte ich auch vor, keine Sorge. Ja, bis dann!“ So legte er auf und bog schließlich ab.

„Wo fährst du hin? Das ist nicht der Weg zu dieser Party!“, sagte Cat entrüstet, als sie sein Vorhaben bemerkte.

„Keine Sorge! Mia ist echt 'ne feine Lady. Hat mir einen Nebenjob als … ach, warte ab.“ So hielten sie in einer Art Hinterhof. Kaum war das Auto unter Krächzen ausgegangen, stieg Hugo aus dem Taxi.

„Wo gehst du hin?“ Bis sich die junge Dame mit dem Kleid aus dem Auto gequält hatte, war er leider schon verschwunden. Die Dunkelheit dieses Geländes machte es nicht besser.

Zudem glaubte sie, in der Ferne Geräusche zu hören. Vielleicht auch nur einige Ratten. Sie wusste es nicht und wollte es auch nicht wissen.

„Hugo!“, rief sie noch einmal, doch nichts tat sich. Erst, als das Geheule eines Autos an ihre Ohren gelangte, zuckte sie zusammen und schrie leise auf.

Scheinwerfer gingen in der Ferne an und ein Auto kam zu ihr gefahren. Erst, als es bei ihr war, konnte sie erkennen, um welches es sich handelte.

„Eine... Limousine?“, fragte sie ungläubig, während Hugo fein in einem Anzug und mit Fahrermütze ausstieg, um ihre Hand zu nehmen und sie zu der Tür des schwarzen Autos zu führen.

„Darf ich bitten?“ Mit einem Lächeln stieg sie schließlich ein und wartete darauf, dass er es ebenso tat. Die Scheibe war heruntergelassen, so konnte sie mit ihm reden.

„Woher hast du dieses Auto?“

„Mia.“ Als ob das alles erklären würde. Nun gut, seit Mia bei diesem Edelfriseur arbeitete, hatte sie wirklich viele Kontakte geknüpft. Vielleicht auch mit einer Limousinenzentrale.

„Aber es gibt einen Haken. Ich muss das Auto kurz vor Mitternacht zurückbringen, also ich kann dich nur bis dahin zurückbringen, sonst musst du dir was suchen. Dann muss mein Kollege so eine Schickimicki-Dame vom Flughafen abholen und ich fahre mein Taxi zurück.“

„Das geht in Ordnung. Ich muss zu Mitternacht sowieso daheim sein.“ An einer Ampel blickte er durch den Rückspiegel zu ihr.

„Kein Partymachen?“ Auch sie sah ihm dadurch in die Augen.

„Ich bin kein Partymensch. Ich... will nur etwas versuchen.“ Sofort strich sie sich über die Stirn. „Etwas total Wahnsinniges, um genau zu sein. Vielleicht kannst du mich auch gleich sofort wieder zurückfahren. Ich hab ja nicht mal eine Einladung.“

„Ach, Kopf hoch!“, sagte er und fuhr weiter. „Schau dich an, du bist wunderschön. Wer lässt denn eine solche Lady nicht rein?“ Eine kurze Weile beobachtete sie ihn erneut, bis er auch in den Rückspiegel sah, dann blickte sie sofort weg. Wie ein verschüchtertes Rehkitz. Leicht rot um die Nase, und sie meinte sogar, dass Hugo ein kurzes Schmunzeln auf den Lippen hatte.

Es dauerte nicht lang, bis das Auto hielt.

Laute Musik dröhnte schon jetzt an ihre Ohren. Auf dem Dach eines wunderschönen reinweißen Strandhauses schien die Party stattzufinden. Bis in den Garten hinter dem Haus.

„Danke, Hugo.“

„Ich warte hier so lange. Du hast noch knapp eine Stunde, dann muss ich los.“

„Okay.“ Sie griff sich ihr kleines Ideenbuch und stieg schließlich aus.

Hugo half ihr noch aus dem Auto. Vor dem Haus war geradezu eine Schlange von Leuten abgetrennt durch ein rotes Band. Auf der linken Seite sammelte sich die Meute, auf der rechten trat gerade eine schwarzhaarige Dame zu dem Türsteher und kam ohne Einladung herein. Sie kannte sie irgendwoher. War das nicht das Model von dieser Rasiererwerbung?

Erneut raffte sie ihr Kleid, während sie Hugo noch einmal zulächelte und die weiße Marmortreppe hinaufstieg. Beim Türsteher hielt sie.

„Guten Abend.“, sagte sie leise und lächelte ihm zu. Und tatsächlich: Nachdem er sie gemustert hatte, nickte er zur Tür hin. Sie durfte eintreten. Neben ihr war eine junge Frau mit einer Einladung indes ebenso eingetreten. Ob ihre Stiefschwestern schon hier waren? Sicherlich.

Die Musik war laut, der Geruch von Parfüm und Alkohol hing in der Luft. Je weiter sie durch den Flur und in den ersten Raum trat, in denen einige Leute standen und Sekt tranken, desto stärker wurde der Geruch. Kaviar war neben Hummer aufgebahrt, dazu gab es kleine Häppchen, wahrscheinlich von einem Sternekoch.

Nachdem sie nach draußen getreten war, sah sie eine Treppe, die tatsächlich zu einer Terrasse über dem Raum von eben führte. Dort tanzten Leute, aber auch im Garten war die Hölle los.

Einige Kellner trugen die Spezialitäten der Jacobsons umher.

//Wenn der Geruch nicht wäre...// Und dann sah sie ihn. Ein in weiß gekleideter junger Mann mit schulterlangen blondem Haar hatte auch sie entdeckt und trank sein Sektglas aus.

Er wirkte seltsam mit seinem pinken Shirt, das er unter dem Jacket trug. Doch die eigentliche Überraschung war, dass er auf sie zukam.

Er trat die Treppe von der Terrasse runter, aber... schwankte er? Ja! Er schwankte! Hoffentlich war sein Verstand nicht zu benebelt. Sie wollte ihm doch ihre Ideen zeigen.

Als er bei ihr ankam, roch sie bereits die Fahne, die von ihm ausging. Das war also der Erbe dieser großartigen Patisserie? Sehr enttäuschend.

„Hallo, schöne Frau!“, sagte er und legte den Arm um sie. „Hab dich noch nie hier gesehen. Wie lautet dein Name, meine Honigblüte?“ Vorsichtig versuchte sie, sich den Griff zu entziehen. Sie wollte ihn nicht wütend machen. Er sollte doch ihre Vorschläge sehen.

„Ich... heiße...“ Doch im gleichen Moment kam schon eine schrille Stimme hinter ihnen und eine blonde Dame in viel zu engem Kleid kam auf den Mann zu, um ihn zu umarmen.

„Nick! Schätzchen! Tolle Party!“, sagte sie und musterte Cat abfällig, und dann besaß sie doch tatsächlich die Dreistigkeit, sich vor sie zu stellen!

„Ich habe gehört, mit Anastasia ist Schluss? Ist das wahr?“ Doch nun schien sie einen wunden Punkt bei dem Mann getroffen zu haben.

„Ich will darüber nicht reden!“ Lallend trat er schließlich davon. Erst jetzt drehte sich die Blondine zu ihr um.

„Und... du bist?“ Als ob sie was Besseres wäre, zog sie ihre Augenbraue bis zum Haaransatz. Doch anstatt zu antworten, trat die Brünette in die Richtung, in die Nick Jacobson verschwunden war. Doch sehen tat sie ihn nicht.

//Nein... was nun?// Eine ganze Weile suchte sie nach dem Verschollenen, ließ sich dann jedoch auf einer Stufe, die zur Terrasse führte, nieder und seufzte. Dann schien also alles umsonst zu sein?

Nach einigen Minuten bekam sie ein Sektglas von einem Kellner in die Hand gedrückt. Vorsichtig nippte sie daran, ehe sich jemand neben sie niederließ. Diese Fahne kannte sie doch!

„Hallo...“, wisperte sie leise und sah zu Nick. Eigentlich war er ein hübscher Kerl. Er hatte seine Haare zurück gekämmt und einen Drei-Tage-Bart. Seine Augen waren strahlend blau. Sicher leckten sich viele Mädchen die Finger nach ihm ab. So... wie ihre Stiefschwestern, die sicher schon auf Safari nach ihm waren.

„Du wirkst deprimiert.“, wisperte sie kurze Zeit später, als sie bemerkte, dass er die Stufe vor sich musterte. Nur langsam sah er zu ihr und nahm das Sektglas aus ihrer Hand, um es auszutrinken.

„Alkohol ist nicht... immer gut in solchen Situationen.“ Doch er antwortete nicht, legte stattdessen seine Unterarme auf den Knien ab.

Nur kurz darauf entdeckte sie eine wirklich schöne Uhr an seinem Handgelenk.

„Findest du sie hübsch?“, fragte er nun sogar recht normal und nahm die Uhr ab. „Du kannst sie haben. Ist von meiner Ex.“ Wie konnte sie denn jetzt bitte noch so egoistisch sein, ihm ihre Ideen vorzuschlagen? Unmöglich. Sie konnte einen Menschen nicht so ausnutzen. Und er wirkte nicht so, als habe er jetzt ein offenes Ohr dafür. So betrachtete sie einfach die Uhr und schüttelte etwas den Kopf, als ihre Finger über sie strichen.

Punkte anstatt Ziffern waren auf dieser, der obere Halbkreis um das Ziffernblatt war in anthraziten Steinchen gehalten. Der untere Teil in pinken. Es war eine wirklich wunderschöne silberne Uhr. Und sicher war sie auch teuer.

„Die kann ich nicht annehmen.“, sagte sie leise und wollte sie ihm zurückgeben. Doch er schob die Hand mit der Uhr zurück und lächelte kurz. Er schien damit nicht gerechnet zu haben. Hätten andere Frauen es an sich gerissen?

Plötzlich griff er ihr Handgelenk und machte die Uhr um ihres.

„Aber...“

„Kein aber. Ich will sie nicht mehr. Ich komm drüber hinweg. Willst du was trinken? Ich hole uns etwas!“ Mit diesen Worten stand er auch schon auf. Doch mit ihm tat sie dies auch.

„Nein, das musst du nicht wirklich, und die Uhr...“

„Wenn du sie nicht willst, wirf sie eben weg. Ich will sie nicht mehr.“ So schwankte er leicht die Treppe hinauf und verschwand in der tanzenden Menge oben.

//Armer Kerl...// Erneut blickte sie auf ihr Geschenk und lächelte kurz, ehe sie realisierte, was die Uhr anzeigte. Noch 15 Minuten, dann würde ihre Stiefmutter nach Haus kommen!

Sofort raffte sie ihre Kleidenden und machte sich mit dem Büchlein unterm Arm, so schnell es ging, zum Ausgang auf. Es tat ihr Leid um Nick, doch sie würde einen Kopf kürzer sein, wenn sie nicht sofort nach Haus fuhr. Hoffentlich war Hugo noch da!

Und tatsächlich, die Limousine stand an Ort und Stelle. Doch gerade, als sie das Treppenende erreicht hatte, stolperte sie und verlor einen Schuh.

„Nein!“ Sofort rannte sie zurück, hörte dann aber den Motor des Autos starten.

„Nein! WARTE!“, rief sie, griff sich den Schuh, zog den anderen ebenso aus und rannte mit diesen in den Händen zu der Limousine, die tatsächlich gehalten hatte.

„Oh, danke!“, wisperte sie leise und sah noch einmal aus dem Fenster, während Hugo redete.

„Kein Problem, aber ist echt knapp geworden. Ich schaffe das gerade so!“ Auf dem Dach erblickte sie schließlich Nick, der heftig mit einer Dame flirtete. War das nicht dieses Model, das vor ihr in das Haus getreten war? Ja!

Ein kurzes Lächeln zierte ihr Gesicht, als sie wieder auf ihr kleines Büchlein sah. Sie... hatte nichts erreicht. Sie war gescheitert. Das Lächeln verschwand.

„Alles klar dahinten?“

„Ja... natürlich.“
 

Nur wenige Minuten später waren sie vor dem Apartment angekommen. Noch sieben Minuten!

„Danke Hugo!“, sagte sie schnell und stieg aus dem Auto, ebenso wie er.

„Sehen wir uns mal wieder?“ Erst, als sie die Stufen zum Foyer hinaufgegangen war, sah sie zurück und zu ihm.

„Vielleicht.“ Sofort schmunzelte sie und rannte schließlich weiter zum Fahrstuhl.

//Ich muss mich noch umziehen und abschminken!// Ob sie das schaffte? Und was war mit Mia und ihren Freunden?!

Pling! Der Fahrstuhl kam zum stehen. Eilig und immer noch barfuß trat sie zur Wohnung und schloss die Tür auf. Tatsächlich war alles sauber und ordentlich und Mia und ihre Freunde zogen sich gerade an.

„Da bist du ja endlich! Komm schnell! Ich schminke dich ab!“ Ohne zu fragen, rannte Cat zu ihrer Freundin und ließ es über sich ergehen. Aus dem Kleid schlüpfte sie auch an Ort und Stelle. Ihr Haar band sie zusammen und kurz darauf war sie in ihre Alltagskleidung geschlüpft. Die anderen verließen indes die Wohnung.

„Erzähl mir morgen davon!“, rief Mia noch, während sie die Tür schloss. Noch schnell inspizierte die Brünette die Wohnung. Und tatsächlich. Alles war in Ordnung.

Klick. Das Türschloss drehte sich um Punkt Mitternacht und Clarissa trat ein. Sie schien wohl ebenso überrascht wie Caterina zu sein, dass alles ordentlich war.

Lediglich die Uhr an ihrem Handgelenk hatte Cat vergessen, doch diese versteckte sie hinter ihrem Rücken.
 

Am nächsten Tag war Clarissa bereits früh zu der Messe geflogen. Ihre Stiefschwestern kamen laut und deprimiert am frühen Morgen wieder zurück und redeten noch lange über ihr Scheitern bei der Mission Nick.

Der kleine Yorkshire Terrier hatte zum Glück ebenso am frühen Morgen einen Termin beim Hundesalon, und so konnte die Brünette zu ihrer besten Freundin.

Man sah ihr bereits an, dass sie deprimiert war, als sie in den Friseurladen trat. Mia wirkte etwas müde, erkannte aber ihre Stimmung sofort.

„Ich habe jetzt Pause, wir gehen was trinken, ok?“

Nur wenig später waren sie in einem kleinen Cafe. Während ihr Tee abkühlte, erzählte Caterina Mia die gestrigen Geschehnisse. Sie hatte keine einzige Idee zeigen können. Und selbst wenn, wäre Nick wohl zu betrunken gewesen. Beim zweiten Aufeinandertreffen war er zwar nüchterner gewesen, aber... nun, es war kein Erfolg.

„Es tut mir Leid, dass du soviel Arbeit umsonst hattest.“ Seufzend zog sie endlich ihre Jacke aus und hängte sie über den Stuhl, ehe sie nach ihrer Teetasse griff. Doch Mia kam ihr zuvor und ergriff ihr Handgelenk.

„Woher hast du die?“, fragte sie verwirrt und sah Caterina streng in die Augen.

„Achja... Nick hat sie mir geschenkt. Sie ist wohl von seiner Exfreundin. Er wollte sie partout nicht zurücknehmen.“

„Sag mal, weißt du überhaupt, was das ist?“ Erst jetzt betrachtete die Brünette die Uhr genauer.

„Wieso... fragst du das?“ Im nächsten Moment hatte Mia die Uhr gelöst und betrachtete sie genauer.

„Das ist eine Rolex! Eine Rolex GMT-Master II, um genau zu sein.“

„Ich glaube, du hältst dich zu viel in der High Society auf. Er würde doch keine Rolex verschenken.“

„Ich lüge nicht. Mein Chef hat die gleiche erst vor kurzem gekauft. Er hat total damit angegeben! Hier steht es, siehst du?“ Tatsächlich, das Wort stand dort. Sie hatte es gestern wohl überlesen, weil die Zeiger den Namen verdeckten.

„Eine... Rolex... Was soll ich jetzt tun?“

„Ganz klar! Du verkaufst die! Die ist um die 90.000 $ wert!“ Kurz blieb der Brünetten der Atem weg...

„Ich kann sie doch nicht verkaufen! Sie gehört mir doch gar nicht!“

„Du hast gesagt, er wollte sie partout nicht zurücknehmen. Also ist sie ein Geschenk. Und ganz ehrlich? Der ist Millionär. Den stören doch keine 90.000 $. Mensch, Cat! Du kannst deine Ideen nun nicht nur an andere weitergeben, sondern verwirklichen!“ Sofort horchte Caterina auf. Dann... war es nicht umsonst gewesen?
 

Nur zwei Monate später stand sie in einer kleinen Küche und holte kurz darauf ihre Puddingcupcakes aus dem Ofen.

„Hmm... das riecht fantastisch!“, sagte Mia, die zu Besuch war und sofort einen Cupcake vom Blech stahl.

„Warte doch! Da fehlt noch die Soße! Die muss ich noch rein füllen!“ Leise kicherte sie. Doch Mia hörte nicht darauf, sondern pustete das Gebäck etwas an und naschte davon.

„Wann kommt eigentlich Hugo?“, fragte sie mit vollem Mund und lächelte ihr zu.

„Oh, der wollte eigentlich vor einigen Minuten hier sein.“ Just in diesem Moment trat der junge Mann ein und lachte.

„Es wird über mich geredet?“ Langsam ging er zu Cat und gab ihr einen sanften Kuss auf die Lippen.

„Zja, wenn man vom Teufel spricht. Was hast du da?“ Hugo legte eine Zeitschrift auf den Tisch und deutete auf ein Bild.

„Dieser Nick Jacobson hat wohl dieses Model nun als neue Freundin.“ Sofort lächelte Caterina.

„Ich habe die beiden auf der Party gesehen... das ist schön für ihn.“ Im Laden indes ging die Glocke.

„Oh entschuldigt mich, die Kunden rufen.“ Hugo lachte leise und griff eine Schürze.

„Keine Sorge! Ich zieh mich noch um und helfe dir dann!“ Auch Mia lächelte.

„Gut, ich werde dann nicht mehr gebraucht. Wir sehen uns heute Abend! Und vergesst die Cupcakes nicht! Clara und die anderen bestehen auf ihre Bezahlung!“
 

Es war einmal... So fingen doch alle Märchen an. Wie sehr sie sie liebte. Diese riesige Stadt, dessen Bewohner im Vergleich zu den Häusern wie Ameisen wirkten. Es schien hier doch noch Märchen zu geben...



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2014-05-02T17:12:02+00:00 02.05.2014 19:12
Tagchen.

Es ist regnerisch, was gibt es da besseres, als sich mit einem Tee vor Fanfics zu setzen? Eben. ;)
Beim Titel klingelt bei mir irgendwas. Kenne ich den von den Schreibziehern? Ich geh jetzt aber nicht nachschauen.
Märchenadaptionen können ziemlich cool sein. Ich habe mir auch seit längerem mal vorgenommen, Beastly zum Beispiel zu lesen. Mal sehen, ob das irgendwann was wird. ^^ Jedenfalls finde ich die Kurzbeschreibung super, man erkennt sofort das Aschenputtel und das Cover ist klasse gewählt. Kitschig darf es bei Märchen zugehen.

Der Anfang gefällt mir schonmal gut. Das typische Märchenanfangssätzchen ist dabei, aber gibt gleichzeitig eine nette Überleitung.

Als ob das nicht selbstverständlich gewesen wäre.
Mich verwirrt hier das "nicht" in diesem Satz. So wie ich das verstehe, hat es hier nichts zu suchen. Aber ich kann mich auch irren.

Wie sie sagte, 'aus reiner Nächstenliebe', durfte sie weiter in dem Apartment leben.
In diesem Satz wäre es vielleicht passender, statt "sie" hier Caterina einzusetzen. Das macht die Überleitung flüssiger.

trat mit der toupierten und ebenfalls falschen Schwarzhaarigen
"Ebenfalls" bezieht sich hier auf das "falsch", nicht wahr? Aber für mich hört es sich komisch an, darum würde ich es vielleicht als Beisatz anfügen. Abgesehen davon finde ich, sollte am Ende des Satzes dann auch der zweite Name auftauchen - Meredith.

sich die Damen ein Sektglas von ihr und nippten daran.
Auch an dieser Stelle würde ich lieber den Namen oder Spitznamen schreiben anstatt dem "ihr".

//Der Sohn von der Jacobsons Patisserie... Wenn ich ihm meine Vorschläge geben könnte.//
Gedanken könnte man, wenn man sie sichtbar abheben will, formatieren, zum Beispiel kursiv. Den Schrägstrich dafür zu nutzen finde ich eher unschön.

“Nun, heute hast du eine besonders tiefe Falte auf der Stirn.”
Diese Stelle gefällt mir ausnehmen gut. Hat sehr viel Charme, so etwas zu schreiben. :)

Oh mein Gott, dieses Ende ist dir wunderbar gelungen.
Zuerst möchte ich sagen, dass ich deinen Schreibstil sehr angenehm finde. Weder technisch noch stilistisch habe ich an dieser Geschichte etwas auszusetzen - die Kleinigkeiten, die ich oben abgemertk habe, zählen da nicht mit rein, weil du echt gut schreibst. Nicht nur die Technik passt, auch der Plot ist toll. Man erwartet eine Limo und dann ist das alte Taxi da. Schöne Ideen, den Abend erst ein wenig später perfekt zu machen. Und auch die Party und die Leute finde ich gelungen. Ebenso das Verhalten Caterinas Nick gegenüber. Sie kriegt nicht den Prinzen, aber dafür jemanden, der besser zu ihr passt. Und kann sich einen Traum erfüllen.
Ich weiß gar nicht, was ich noch sagen soll. Es ließ sich flüssig lesen, die Charaktere sind ausreichend dargestellt und es war mir ein Vergnügen, in die Welt der Märchenadaptionen einzutauchen.

Liebe Schreibziehergrüße,
abgemeldet
Von:  -B-chan-
2013-02-03T15:00:42+00:00 03.02.2013 16:00
Richtig schööööön :D
Ich hatte ja anfangs geglaubt, dass Nick der Prinz wird, aber dann *____*
Hugo is toll :D
abgemeldet hat recht, du könntest wirklich mehrere solche Geschichten schreiben!
Das kannst du echt gut :)

LG B-chan
Von: abgemeldet
2013-02-03T12:45:29+00:00 03.02.2013 13:45
Oh, das ist eine wunderbare Aschenputtelgeschichte *__*
Ich bin hin und weg.
Ich finde daraus könntest du eine ganze Reihe machen.
Danke für dieses kleine Sonntags-bonbon.
Und.. ich liebe Mia ;) Sie ist eine gute Gute Fee ;)


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