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Wintermond

Herz des Frostdrachen
von

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Ein Traum vom Sommer

Sie konnte Nim tatsächlich davon überzeugen das Fleisch zu essen. Sie und Salis speisten ebenfalls zu Ende. Schließlich verabschiedete er sich und wünschte ihr eine Gute Nacht. Er sagte ihr, das Iris sie gleich abhole und anschließend wieder zu ihrem Zimmer geleite.
 

Sie wanderten durch die Gänge des Schlosses. Hie und da waren ein paar Fackeln ausgebrannt und durch die Fenster viel das fahle Licht der Dämmerung. Da es in der Legende hieß, der Frostdrache zeige sich nur in der Nacht, war Atali zumeist auch in der Nacht gewandert. Sie musste öfters Gähnen, während sie Iris folgte. „Na, wie fandest du dein Mahl mit Salis?“, fragte sie. „Das Mahl war ausgezeichnet, ich glaube der Wein ist mir etwas zu Kopf gestiegen und was Salis angeht bin ich immer noch nicht schlauer geworden“, gab Atali zur Antwort, „Ich hoffe nur, dass er mir hilft.“ „Wieso sollte er einem reizenden Mädchen wir dir seine Hilfe verwehren?“, meinte Iris darauf und öffnete die Türe zu ihrem Zimmer. Drinnen half sie Atali sich bettfertig zu machen.
 

Nun lag Atali in dem großen und bequemen Bett, Nim zu ihren Füßen auf der Decke. Die schweren Vorhänge vor den Fenstern tauchten das Zimmer in Dunkelheit. Atali starrte in eben diese Finsternis und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Was meinte Salis nur? War es wirklich so problematisch, dass sie ein Mädchen war? Doch was hätte sie den tun sollen? Ihre Hände in den Schoß legen und hoffen, dass sie es überstehen würden und nicht verhungerten? Das konnte sie nicht, das wollte sie einfach nicht. Sie musste etwas tun, wenn die Männer allesamt zu feige waren. „Wir tun doch das richtige Nim?“, fragte sie.
 

Sie hatten sich vor etwa sieben Tagen heimlich in der Nacht aus dem Dorf gestohlen. Sie hatte ihrer Großmutter einen Brief hinterlassen, der ihr sagte, was sie tat und in der sie ihre Hoffnung ausdrückte das Herz des Frostdrachen schnell zu erhalten und zurück zu kehren. Doch jetzt erst begann sie erst richtig über die Tragweite ihrer Handlungen nachzudenken. Ihre Familie machte sich sicher große Sorgen um sie und sie wusste nicht, ob sie sie jemals wieder sehen würde. Worauf hatte sie sich da nur eingelassen? Sie musste Salis dazu bringen ihr zu helfen. Sie glaubte einfach fest daran, dass er es konnte. Er musste nur noch überzeugt werden, doch wie sollte sie das nur anstellen?
 

Wenn sie sich nicht ganz täuschte, schien er ja ein gewisses Interesse an ihr zu haben. Wie gut, dass sie sich in der Dunkelheit nicht zu sehen brauchte. Sie war sicher rot bis zu den Haarspitzen. Sie wälzte sich hin und her und versuchte Schlaf zu finden. Doch mit all ihren Sorgen war das gar nicht so leicht. Am liebsten hätte sie geweint, doch sie war immerhin eine angehende Heldin, da konnte sie es sich nicht erlauben zu weinen. Sie spürte wie Nim ihren Kopf auf ihre Beine bettete und auch wenn sie die Augen der Hündin nicht sehen konnte, so glaubte sie doch ihren Blick auf sich zu spüren. Atali wurde ruhiger und fand schließlich den Schlaf, denn sie so sehr brauchte.
 

Es war Sommer und sie saß am Sonnensee. Sie beobachtete die Boote der Fischer auf dem Wasser, die Vögel am Himmel und neben ihr saß jemand, ein junger Mann, sie hatten vertraut ihre Finger in einander verschenkt. In der Nähe hörte man Kinder lachen und Spielen. Frauen trugen üppige Körbe mit Beeren ins Dorf und vollbeladene Karren werden eingefahren. Der junge Mann neben ihr beugte sich zu ihr hinüber und flüsterte ihr etwas ins Ohr: „Damit es wahr wird, brauchst du das Herz des Drachen“ Atali wollte ihm antworten, dass sie es doch wusste, dass nur nicht wusste wie. Sie wandte sich dem Mann zu, doch er war verschwunden. Sie saß nicht mehr am See, sondern befand sich nun vor Schloss Wintermond. Über dem Schloss hing ein voller Mond am Himmel. Sie trug noch immer die Sommerkleidung, die sie am See getragen hatte. Sie starrte in die Augen des Drachen über dem Tor. Seine Augen, sie wirkten auf einmal so echt, sie schauten sie an. Sie waren grün-blau und blinzelten. Auch der Rest des Drachens schien plötzlich sehr lebendig. Er schüttelte seine Flügel reckte seinen langen schuppigen Hals in ihre Richtung. „Du willst mein Herz?!“, zischelte er und klang empört und amüsiert zugleich. Sie konnte nichts sagen und der Drache brüllte sie laut an. „Sag schon! Willst du mein Herz?“ Sie nickte. Sie nickte heftig. „Ja, ich will es, ich brauche es!“, antwortete sie ihm. Der Drache brüllte nochmals, es klang fast wie ein Lachen. „Weist du kleines Mädchen überhaupt, was es heißt das Herz eines Drachen zu haben?“ Er löste sich nun komplett von der Mauer und flog in den Himmel, immer höher und höher. „Weißt du’s? Weißt du’s?“, rief er immer wieder. Irgendwann waren seine Rufe nicht mehr zu hören und auch der Drache war nicht mehr zu sehen. Atali stand verloren vor dem Schloss. Ihr war kalt. Dort wo der Drache in der Mauer gesessen hatte, klaffte nun ein Loch. Sie würde erfrieren. „Salis?“, rief sie. „Salis, lass mich rein!“, bat sie. Doch keiner antwortete. Stattessen hörte sie nun vom Himmel her ein Geräusch, dass sehr schnell näher kam. Es war der Drache! Er stürzte sich im Sturzflug auf sie, sie wollte loslaufen, doch ihre Beine waren wie festgefroren. Immer näher kam der Drache...
 

Mit einem Schrei erwachte Atali aus ihrem Traum. Sofort war Nim an ihrer Seite und sie drückte ihre Nase in das weiche Fell der Schneehündin. Was bedeutete es das Herz eines Drachen zu haben und wie bekam man es? So viel hing davon ab. Oder nicht? Wer konnte schon sagen, ob es nicht schon bald wieder wärmer werden würde und der Frühling Einzug hielt am Sonnensee? Doch irgendetwas sagte ihr, dass es nicht so ist, dass sie tatsächlich das Herz des Frostdrachen brauchten, um den Winter zu besiegen. Aber hatte sie sich vielleicht zu viel zugemutet? Hätte sie einfach hartnäckiger sein sollen, damit sich jemand anderes auf die Suche nach einem Frostdrachen machte? Sie wusste es einfach nicht. Überhaupt wusste sie gar nichts. Sie war ein kleines Mädchen. So wie Salis es gesagt hatte und so wie es der Drache in ihrem Traum gesagt hatte. Das hier war alles viel zu groß für sie. Jetzt weinte sie endlich. Still und heimlich liefen die Tränen in Nims Fell und diese lies es geschehen. Schließlich hatte die angehende Heldin Atali genug geweint und viel wieder in den Schlaf. Dieses mal ohne von Sommern am See, Drachen oder ähnlichem zu träumen.
 

*
 

Salis derweil stand auf einem seiner Türe und Blickte in Richtung Südost. Aus dieser Richtung war das Mädchen gekommen. Wegen einer Legende, die er eigentlich längst von der Welt vergessen geglaubt hatte. Doch eben diese Legende hat Atali dazu gebracht, sich hier her zu begeben. Er hatte sie eher zufällig entdeckt und wer weiß, ein, zwei Tage später und sie wäre vielleicht tot gewesen. Der Winter musste wirklich hart für die Menschen am See sein, wenn er ein junges Mädchen zu so einer verzweifelten Tat trieb. Er kannte den Sonnensee nur aus Erzählungen, dabei wäre es ein leichtes für ihn sich dorthin zu begeben. Er könnte sich an jedem beliebigen Ort dieser Welt begeben, doch er blieb in den Frostmeer-Hügeln, die nahezu das gesamte Jahr von Eis und Schnee bedeckt waren. Selbst wenn er sich dazu entscheiden würde irgendwo anders Leben zu wollen, am Ende würde er doch zurückkehren. Hier in dieses Schloss, in dem sein Geschlecht schon immer gelebt hatte, unter dem fahlen Wintermond. Einer von ihnen musste der Herr über die Feste sein. Hier in der Einsamkeit.
 

Er würde dem Spiel des Windes über den weißen weiten lauschen und dem Fließen des Wassers, wenn die Sonne es schließlich doch schaffte, die Hügel für ein paar Monate von ihrer weißen Decke zu befreien. Dieses Jahr hörte er es noch nicht, das vertraute Geräusch. Der Winter weigerte sich zu weichen.
 

In seinen Augenwinkeln sah er wie sich die Sonne über die Hügel erhob. Dem Himmelsstern fehlte es noch an Kraft, seine wärme- und lebensspendende Wirkung zur Entfaltung zu bringen.
 

Ja, auch er fühlte, das dieser Winter anders war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Taroru
2013-01-22T16:01:28+00:00 22.01.2013 17:01
*sich vorsichtig um schaut*
*rein tippel*
also.... ich muss sagen, ich habe diese story schon ein bissel länger in meiner liste drin... und hab den anfang auch schon lange gelesen... nur geschrieben habe ich noch nichts, weil ich mir nicht sicher war, ob du mein entresse halten kannst oder nicht :-p
aber doch, du hast mich so gar noch mehr neugierig gemacht :-)
ich finde du hast die worte gut gewählt. es macht spaß zu lesen. die dialoge wirken durch aus lebendig. auch das geschehen selbst, es wirkt nicht so übermenschlich oder so, sondern doch durch dacht. ich finde jedenfalls, das manche dinge einfach sinn machen. wie sie reagieren und mit einander umgehen.
ein paar dinge kamen schon ein bissel holperig rüber, aber ich denke es ist einfach die art atali, sie ist einfach so und das finde ich gut so :-)
ich denke, ich werde die story auf jeden fall weiter verfolgen. schließlich will ich nun wissen, was salis ist. und was es mit dem herzen auf sich hat :-)
also, lass mich bitte nicht so lange warten, mein lesehunger ist noch lange nicht gestillt :-D

gruß taroru


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